Landwirtschaft Wachstum in Uganda - Sei So Frei Oberösterreich
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Landwirtschaft Ausgabe 3 / 2021 Wachstum Interview: Biologische Wiederaufbau in Uganda Landwirtschaft in Nicaragua Seite 4 Seite 12 Seite 14 SEI SO FREI. Die entwicklungspolitische Organisation der Katholischen Männerbewegung. ooe.seisofrei.at
Werte Wachstum Leserinnen in Uganda und Leser des // Seite 4 Weltblick! DR. FRANZ HEHENBERGER Stimmen Geschäftsführer Sei So Frei OÖ aus Kasese Gibt es etwas Schöneres als mitanzusehen, // Seite 10 wie etwas wächst und gedeiht, was sich ohne eigenes Zutun nicht entwickelt hätte? Sei es nun eine Idee oder ein Projekt, ein Bauwerk, eine Das tägliche Brot Pflanze oder – im wahrscheinlich eindrücklichs- ten Fall – das eigene Kind: Was seine Wurzeln in Die Sorge um dieses hochwertige Lebensmittel uns selbst hat, liegt uns am Herzen. Wir von Sei ist uns abhanden gekommen. Warum auch dar- Interview: So Frei erleben dieses Gefühl, wenn wir sehen, über nachdenken, die Supermärkte sind ja bei- wie unsere Arbeit Früchte trägt. Im Weltblick nahe rund um die Uhr gefüllt damit. Hingehen, Biologische teilen wir diese Erfahrung mit Ihnen: Damit Sie kaufen, fertig! So einfach ist das. Wirklich? Landwirtschaft mitverfolgen können, wie Ihr Beitrag Entwick- // Seite 12 lungen vorantreibt. Speziell bei Landwirtschafts- Die Welt ist ins Gerede gekommen. Oder ist es projekten lässt sich Wachstum auch im wörtli- die Globalisierung, die Umwelt, die Landwirt- chen Sinn beobachten: etwa wenn wir Setzlinge schaft, worüber wir so gerne fachsimpeln? Über finanzieren, die zwei Jahre später als meterhohe die Schöpfung machen wir uns weniger Gedan- Stauden vor uns stehen. Oder wenn eine Familie ken, klingt ja ziemlich göttlich – doch wer weiß, ein Schwein bekommt, dessen Ferkel später die ob dieser Schöpfer angesichts des Zustandes sei- Ernährungsgrundlage für einen ganzen Haushalt nes „7-Tage-Werks“ so gut auf die Nutzer•innen Wiederaufbau in darstellen. In Uganda sind die Menschen vielfach zu sprechen wäre. Bei aller Liebe, so viel Risiko Nicaragua auf Pflanzen und Tiere angewiesen, die sie selbst wollen wir dann doch nicht eingehen. // Seite 14 großziehen. Im Rahmen unserer Projekte lernen sie, Methoden ökologischer und nachhaltiger Dass wir im weltweiten Vergleich zweifellos in Landwirtschaft umzusetzen – und sie legen gro- paradiesähnlichen Verhältnissen leben dürfen, ßes Vertrauen in den Erfolg dieser Arbeit. sei allen von Herzen gegönnt. Wir nehmen, was wir brauchen – häufig mehr davon. Schließlich Bilder des Wachstums sehen wir auch aus bezahlen wir ja dafür. Tatsächlich? Reicht das Nicaragua: Nach den verheerenden Hurrikans für die Lebensgleichung? Angelehnt an eine alte Vereint und ihrer zerstörerischen Wucht wurden die indianische Weisheit würde diese lauten: Leben Menschen dort weit zurückgeworfen. Trotzdem und arbeiten mit der Natur = gesundes Brot Corona ist allgegenwärtig. Manche Menschen geben sie nicht auf und berichten von ihrer für die nächsten 7 Generationen. Mit schwe- kommen mit der Situation gut zurecht, manche Zuversicht und der positiven Entwicklung des rem Gerät und Chemie möglichst alles aus der haben schwer damit zu kämpfen. Eines macht Wiederaufbaus. Die Kraft der Natur wurde uns „Mutter Erde“ herauszupressen steht im krassen uns diese Pandemie jedenfalls klar: Egal, ob hier in sehr destruktiver Form vor Augen geführt. Gegensatz zur organischen Feldbearbeitung der reich oder arm, ob in Europa, Amerika oder Gleichzeitig sehen wir die Wunder, die sie voll- Bäuer•innen im Westen Ugandas. Trotz zer- auf einem anderen Kontinent beheimatet – die bringt, wenn aus einem kleinen Samen Großes störerischer Naturkatastrophen krempeln sie Krankheit macht vor keinem halt. Diese gemein- wächst. Ihre Spenden bringen übrigens ähnli- immer wieder die Ärmel hoch und zeigen vor, same Betroffenheit verdeutlicht uns Menschen ches Wachstum hervor: Sie sind der Samen, aus was Schöpfungsverantwortung heißt und den auf der ganzen Welt, dass wir im Grunde alle dem sich für viele Menschen ein besseres Leben „reichen Norden“ staunen lässt: Wie wenig der gleich sind. entwickelt. Mensch doch zum Leben braucht! Ihr Glaube macht sie stark, und sie bitten und beten: „Unser Das Team von Sei So Frei tägliches Brot gib uns heute“. 2 Weltblick 03 / 2021 Inhalt 3
AUFKEIMENDE Wie sie Tabakblätter, deren Nikotingehalt Schäd- linge abtötet, auf den Bananenplantagen ein- setzen. Wie sie Flächen terrassieren, um so das HOFFNUNG Wasser- und Bodenmanagement zu verbessern. Wie sie einfache, aber tiergerechte Ställe bauen. „Mit meinen Bananen habe ich Mit jedem Pflanzenschössling, so viel Geld verdient, dass ich mit jedem heranwachsenden Tier sechs Hennen kaufen konnte.“ steigt der Lebensmut: Biologische Jennifer Biira, Bäuerin Landwirtschaft lässt Menschen in Uganda auf die Arbeit ihrer 1 Das Schwein von Jennifer Biira ist in einem Bananenanbau derartigen Verschlag untergebracht. Für den Hände vertrauen. fünfköpfigen Haushalt stellt das Ferkel nur einen Zwei Jahre dauert üblicher- Teil der Lebensgrundlage dar, die junge Bäuerin weise die Entwicklung vom besitzt außerdem noch eine Ziege. Hauptein- Schössling bis zur Ernte: nahmequelle bilden aber die Bananen: Anfang Bereits in den ersten neun Zufriedenes Grunzen – ein Geräusch der nen Märkten zu verkaufen. Nur wenige Menschen 2019 bekam sie von RIFO Schösslinge, die sie Monaten entwickelt sich die Hoffnung für uns und vor allem für die 24-jäh- hier stehen in einem festen Arbeitsverhältnis, auf ihrem Grundstück pflanzte. In Kombination kleine Pflanze zu einer impo- rige Bäuerin Jennifer Biira. Ein Blick in den mehr denn je sind sie auf die Landwirtschaft an- mit dem Know-how zu Kleinbewässerung und santen Staude von zwei bis Bretterverschlag auf ihrem kleinen Grundstück gewiesen. Wobei selbst in „normalen“ Zeiten die Bodenfruchtbarkeit, das die junge Frau in den sechs Metern Höhe. Um einen offenbart den Ursprung des Geräusches: Zwei Erträge oft nicht einmal für die Selbstversorgung Landwirtschaftskursen sammelte, konnte sie Baum handelt es sich dabei lebhafte Schweine tummeln sich darin, eine Sau reichen: Häufig sind die notwendigen Mittel damit bereits Erfolgserlebnisse verbuchen: aber nicht: Was wie ein Stamm und ein Ferkel. Für uns sind die zwei Tiere ein nicht vorhanden, um Saatgut und Werkzeug zu „Die neuen Methoden, die wir von den Agrar- wirkt, sind eng zusammenge- Zeichen dafür, dass unser Einsatz Früchte bringt. beschaffen. Trockenheit erschwert den Anbau Expert•innen gelernt haben, stellten sich als rollte Blätter. Dass eine Hand der anderen hilft. In diesem von Pflanzen. Und vielfach fehlt das Wissen, wie quantitäts- und qualitätssteigernd heraus“, Fall kommt die Unterstützung nicht nur von Sei derartigen Herausforderungen effektiv entgegen- berichtet Jennifer Biira. „Im Vergleich zu früher Aus einer großen Blütendol- So Frei, sondern auch von Jennifer: Sie hat die getreten werden kann. besteht für mich der deutlichste Unterschied in de entstehen schließlich die Sau ihrer Nachbarin aufgenommen, weil diese der Größe meiner Bananen: denn damit erhöht Früchte, in Büscheln: Jedes nicht ausreichend Platz zur Verfügung hatte. Eine verbesserte Ausgangsbasis schafft unser sich auch der Betrag, um den ich ein Büschel Büschel – das bis zu 50 Kilo Im Gegenzug wurde der jungen Frau ein Ferkel Landwirtschaftsprojekt: Mit RIFO (The Ripple verkaufen kann.“ wiegen kann – besteht aus versprochen – woraus sich eine klassische Win- Foundation), unserer Partnerorganisation vor ungefähr 14 bis 18 Bananen- win-Situation für beide ergibt. Gegenseitige Hilfe Ort, kümmern wir uns um „Startkapital“. Die >> händen, diese setzen sich aus wird groß geschrieben. Menschen erhalten Saatgut, Ziegen, Schweine, 10 bis 20 „Fingern“ (den einzel- Hühner. Und vor allem übermitteln wir ihnen Landwirtschaft bildet die Lebensgrundlage das, was auf lange Sicht die wertvollste Investi- nen Früchten) zusammen. für die Menschen hier im Bezirk Kasese, im tion darstellt: Know-how. Die Wissensvermitt- Geerntet wird, solange die Ba- Südwesten Ugandas. Vor allem die Frauen be- lung bildet das zentrale Element des Projekts, nanen noch grün sind, danach schäftigen sich mit Ackerbau und Viehzucht; die an dem 278 Familien, aufgeteilt auf 14 Gruppen, stirbt die Staude ab. Samen Männer übernehmen dafür mehr Arbeiten für die teilnehmen. In theoretischen und praktischen bildet sie keine: Die Vermeh- Gemeinschaft, sie helfen beim Bau von Straßen Trainings zeigen regionale Agrar-Expert•innen rung erfolgt über Schösslinge, oder auch Schulen, wie etwa für unsere Bil- auf Gemeinschaftsfeldern und auf den einzelnen die während des Wachstums dungsprojekte. Außerdem verlassen sie von Zeit Grundstücken der Teilnehmer•innen, wie Erträge der Früchte austreiben. zu Zeit ihr Zuhause, um sich nach Jobs umzu- kostengünstig und nachhaltig gesteigert werden sehen – eine Option, die allerdings aufgrund des können. Die Frauen (die den Großteil der Projekt- Corona-bedingten Lockdowns über ein Jahr lang mitglieder ausmachen) und Männer lernen bei- 2 nicht bestand, ebenso wenig wie die Möglich- spielsweise, wie sie Kompost oder Dünger aus keit, überschüssige Erträge auf den nahegelege- pflanzlichen und tierischen Stoffen herstellen. 4 Weltblick 03 / 2021 Wachstum in Uganda 5
Es sind Geschichten wie die von Kate Mayora, die uns in unserer Arbeit bestärken. Und uns glücklich machen: weil wir zusehen können, wie sich unsere Projekte weiterentwickeln, Früchte bringen. „Wir konnten gesteigerten Pflanzen- anbau beobachten und dadurch höhere Lebens- mittelsicherheit: Die Ernährungssituation der Familien hat sich verbessert“, berichtet Sophia Alinethu Kandabu. Das Landwirtschaftsprojekt schafft für die Teilnehmer•innen in Kasese eine 3 Basis, die sie unabhängig macht: unabhängig von der Saatgutindustrie, weil die Bäuer•innen samenfeste Sorten selbst vermehren. Unabhän- gig auch von künftiger Unterstützung, weil sie 5 mit ihrem Kapital – sowohl dem angreifbaren Seit 2018 läuft das auf drei Jahre angelegte kein eigenes Land. Sie lebt mit ihren drei Kindern als auch dem in ihren Köpfen – wirtschaften Landwirtschaftsprojekt, momentan wird die und zwei Nichten in einem gemieteten Raum; ihr können. Fortsetzung geplant. Denn: „Das Interesse von Mann hat sich mit einer anderen Frau aus dem 1 In Jennifer Biiras Schweinestall anderen Personen, auch aus anderen Regionen, Staub gemacht. Trotz der schwierigen Umstände Die biologische Landwirtschaft weist einen tummeln sich eine Sau und ihr Ferkel. ist groß“, erzählt uns RIFO-Mitarbeiterin Sophia lässt sich Biira Zonita nicht unterkriegen. Ein hoffnungsvollen Weg in die Zukunft: „Ökologi- 2 Kabugho Olive bringt Projektteil- Alinethu Kandabu: „Die Menschen sind motiviert kleines Stück Land vor dem Haus darf sie bewirt- scher Landbau ist eine natürliche Praktik, die nehmer•innen die Kursinhalte näher. – sie haben die vielen Vorteile des Programms schaften, hier wachsen Gemüse-Amarant und leistbar ist und das Ökosystem ausbilanziert“, 3 In ihrem Küchengarten hat Biira Zonita schon erkannt.“ Die Offenheit gegenüber den Zwiebeln. Von den neu gelernten Methoden ist zeigt sich Kursleiter und Agrar-Fachmann Kabin- Zwiebeln und Gemüse-Amarant gepflanzt. neuen Methoden ergibt sich unter anderem aus sie überzeugt: „Sowohl Menge als auch Qualität do Enock überzeugt, „das ist die Landwirtschaft 4 Kate Mayora kann einem Ruhestand der Durchführungsart der Kurse: „Jede neue haben sich verbessert: Alle Leute, die meinen künftiger Generationen.“ Unsere Aufgabe ist es jetzt freudig entgegenblicken. Idee braucht Zeit, um angenommen zu werden“, Küchengarten sehen, wollen meine Anbaume- nun, Erfolgsgeschichten wie die von Jennifer 5 Ihre Bananenplantage verhalf Jennifer meint dazu einer der Kursleiter•innen, Agrar-Ex- thoden kopieren. Vor einigen Tagen erst konnte Biira oder Kate Mayora für möglichst viele Biira zu zusätzlichen Einnahmen. perte Kabindo Enock: „Wir überzeugen die Men- ich einen Bund Jungzwiebeln verkaufen.“ Sie Familien auf den Weg zu bringen. Damit die schen schneller, wenn wir ihnen diese Ideen auf hofft auf die Fortsetzung des Landwirtschafts- Menschen in Uganda ihr Glück selbst in die ihren eigenen Farmen praktisch demonstrieren.“ projekts und darauf, dass sie vielleicht wieder Hand nehmen können. eine Ziege oder ein paar Hühner bekommt, um Mit 75 Euro Natürlich müssen auch Rückschläge verbucht damit ihre Familie zu versorgen. werden. Manchmal glauben Menschen nicht an biologische Landwirtschaft, weil etwa hoher Eine echte Erfolgsgeschichte kann hingegen schenken Sie Schädlingsbefall zu reduzierten Erträgen geführt Kate Mayora erzählen: Im November 2019 erhielt hat. „Zu den verheerendsten Misserfolgen gehört die 72-Jährige zwei Ferkel, ein männliches und es“, so Sophia Alinethu Kandabu, „wenn jemand ein weibliches, und nur ein Jahr später hatte berichtet, dass ein Tier gestorben ist, oder dass sich eine Krankheit ausgebreitet hat.“ Die 30-jäh- sie sieben kleine Schweinchen aus dem ers- ten Wurf. Nach der Entwöhnung konnte sie sie einer Familie rige Biira Zonita gehört zu den Teilnehmer•innen gut verkaufen, von dem Geld baute sie einen des Landwirtschaftsprojekts, die Pech hatten: „Von RIFO habe ich vor über einem Jahr eine Zie- zusätzlichen Schweinestall und verputzte die Außenseite ihres Hauses. Vor kurzem begrüßte ein Ferkel. ge bekommen. Sie bekam ein Junges, das eine Kate Mayora den zweiten Wurf Ferkel und sieht Wurminfektion nicht überlebte. Meine Ziege wur- der Zukunft jetzt freudig entgegen: „Ich bin mir 4 Spenden Sie jetzt online unter: de wieder trächtig, aber Anfang des Jahres starb sicher, dass ich einen angenehmen Ruhestand sie.“ Biira Zonita besitzt aktuell keine Tiere, auch haben werde.“ ooe.seisofrei.at 6 Weltblick 03 / 2021 Wachstum in Uganda 7
So verschieden – gestaltung – allzu oft stehen sie am Ende mit und andere nützliche Insekten angelockt. Ma- oder doch so ähnlich? leeren Händen da. In Uganda etwa ist es üblich, dass Familien kleine Grundstücke besitzen und rienkäfern, Florfliegen und Co. sollen den Schäd- lingsdruck reduzieren und damit im Idealfall den Andere Länder, andere Voraussetzungen. Subsistenzwirtschaft betreiben, das heißt, sie Einsatz von Insektiziden überflüssig machen. produzieren für ihre Selbstversorgung. Wenn sie Und doch: Die Herausforderungen der aber Saatgut nicht selbst vermehren können und Bei aller Unterschiedlichkeit wird deutlich, (Bio-)Landwirtschaft gleichen sich, ebenso ihnen die Mittel fehlen, es zu kaufen, bedeutet dass Menschen in Uganda, in Österreich und auf das: Hunger. der ganzen Welt mit ähnlichen Herausforderun- wie die Suche nach neuen Methoden, mit gen konfrontiert sind. Mit vielfältigen Ideen wird denen man gegen auftauchende Probleme Ein Problem gibt es, das Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen betrifft, die in der Landwirtschaft nach Zukunftslösungen gesucht. Neben Engagement benötigt man in gewappnet ist. Landwirt•innen ganz besonders: Der Klima- diesem Bereich aber vor allem eines: Geduld. wandel wird immer deutlicher spürbar. Wer in „Es ist nicht schwer, die Menschen von den lang- Österreich einen Gartenfachmarkt betritt, stellt fristigen Erfolgen des Projekts zu überzeugen,“ sunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Umwelt- fest, dass neuerdings hitzeresistente Pflanzen berichtet Sophia Alinethu Kandabu aus Uganda. bewusstsein sind in aller Munde, und damit geht besonders angepriesen werden. Auch Regenwas- „Sie haben ihr ganzes Leben lang Landwirtschaft eine steigende Nachfrage nach Bio-Produkten sersammlung und kreative Bewässerungssyste- betrieben und haben kein Problem damit, auf einher. In vielen Ländern – vor allem, wo klein- me sind stark im Kommen. Kleinbewässerung Erträge zu warten.“ bäuerliche Strukturen vorherrschen – spielt die gehört zu den Kursinhalten, denen in unserem Saatgut-Thematik eine gewichtige Rolle: Welt- Landwirtschaftsprojekt große Bedeutung zu- weit agierende Firmen züchten neue Hybride kommt. Die Teilnehmer•innen lernen beispiels- und bieten Saatgut an (auch gemeinsam mit weise, Regenwasser von den Dächern aufzu- UGANDA darauf abgestimmten Pestiziden), das auf den fangen oder Gräben auszuheben, um den Regen ersten Blick große Erträge verspricht. Auf den gezielt in ihre Gärten zu leiten und gleichzeitig zweiten offenbaren sich die Schattenseiten: Hyb- Bodenerosion zu vermeiden. Und während es in ridsaatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden, Österreich nicht unüblich ist, Gartenschläuche da es seine positiven Eigenschaften nur in der zu durchlöchern, um sich eine Tröpfchenbe- ersten Generation behält. Landwirt•innen, die wässerung zu bauen, werden in Uganda Plas- darauf setzen, begeben sich in die Abhängigkeit tikflaschen perforiert und zu Wasserspendern © LK OÖ von internationalen Konzernen und deren Preis- umgewandelt. AUSTRIA Im Kampf gegen den Klimawandel ist auch der Agroforstwirtschaft Bedeutung beizumessen: „Viele Bauern lehnen Bio-Landwirtschaft ab, „Wir betonen immer wieder, wie wichtig es ist, wegen des Schädlingsdrucks oder wegen Bäume zu pflanzen“, erklärt der ugandische Krankheiten, die resistent gegenüber milden Agrar-Fachmann Kabindo Enock. Sein Wissen biologischen Lösungen sind.“ Dieser Satz gibt im gibt er an die Kursteilnehmer•innen weiter: Einer Grunde die Einstellung vieler österreichischer der vielen Vorzüge von Gehölzen besteht in ihrer Landwirt•innen wieder. Tatsächlich stammt er Funktion als Schattenspender – unter Bäumen aber von Kabugho Olive, die im Rahmen des platzierte Pflanzen sind besser vor Austrocknung Projektes von Sei So Frei landwirtschaftliche geschützt. Auf die Vorzüge der Agroforstwirt- Kurse in Uganda hält. Es zeigt sich: Auch, wenn schaft besinnt man sich aber nicht nur in Afrika: Menschen hierzulande möglicherweise das Ge- Streuobstwiesen und Windschutzhecken sind fühl haben, Afrika sei weit weg und die Probleme Beispiele dafür, die in österreichischen Ohren dort gänzlich verschieden von unseren, so gibt vertraut klingen. So sorgen Gehölzstreifen es doch erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. zwischen den Nutzflächen für Biodiversität, sie schaffen Lebensraum für Tiere. Ein ähnli- Die Gründe, warum Bäuer•innen alternati- ches Ziel verfolgt die „Blühstreifenaktion“ in ve Wege beschreiten, können vielfältig sein. Oberösterreich: Durch die gezielte Aussaat von © LK OÖ In Europa zählt etwa das Umdenken der Wildblumen und auch Kulturarten in direkter Konsument•innen dazu. Schlagworte wie ge- Nachbarschaft zu Ackerflächen werden Bienen 8 Weltblick 03 / 2021 Wachstum in Uganda 9
STIMMEN AUS Helfen Sie mit! ZUM THEMA KASESE Eine kleine Summe bei uns hat große Wirkung in Uganda. Spenden per Zahlschein oder direkt online unter: ooe.seisofrei.at Wir haben zwei Agrar-Expert•innen, die im Rahmen unseres Projekts landwirtschaftliche Kurse halten, um ihre Meinung gebeten. Worin bestehen die größ- ten Herausforderungen für Was wollen Sie mit Ihren Kursen erreichen? Mit 25 Euro Mit 50 Euro Landwirt•innen in Kasese? Kabindo Enock: Durch den Klima- Kabugho Olive: Dass die Menschen ihre Produktion steigern, um die finanzieren Sie schenken Sie wandel entstehen neue Probleme: Ernährungssicherheit zu fördern. Wegen der übermäßigen Hitze vertrocknen viele Pflanzen. Und: Dass Landwirtschaft nachhaltiger betrieben wird. Dass integriertes Saatgut und einer Familie Die Schädlingspopulation erhöht sich in der wärmeren Umgebung. Schädlings- und Krankheitsmanage- ment zum Einsatz kommt: weil das Setzlinge für fünf Hühner, die Das Wissen um klimabewusste und nicht nur kostengünstig ist, sondern nachhaltige Landwirtschaft ist leider wenig verbreitet. auch umweltverträglich. Kabindo Enock: Und wir wollen, eine Familie. sie mit gesunden Kabugho Olive: Außerdem erzielen die Menschen am Markt nur geringe Preise für die Lebensmittel. Der Kauf dass sich bäuerliches Arbeiten ver- ändert, von Subsistenzwirtschaft zu kommerzieller Landwirtschaft: logisch bewirtschaftet, wird als Eiern versorgen. von Saatgut, zum Beispiel, oder von damit sich die Lebensgrundlage der konservativ angesehen, doch nutz- Geräten ist mit dieser limitierten Menschen verbessert. bringender für die Umwelt als jene, Kapitalgrundlage schwer möglich. die konventionell arbeiten. Welche Herausforderungen Kabugho Olive: Die meisten Wie können landwirtschaftliche sind Ihrer Meinung nach für Menschen mögen biologische Land- Methoden an den Klimawandel Landwirt•innen auf der ganzen wirtschaft, weil die Früchte ein- angepasst werden? Welt gleich? zigartig im Hinblick auf Größe und Kabugho Olive: Wir ermutigen die Kabugho Olive: Reduzierte Produk- Aussehen sind. Mit 240 Euro statten Sie eine Menschen, frühzeitig anzubauen. tion aufgrund von Klimawandel und Und wir fördern die Verwendung globaler Erwärmung betrifft alle. von trockenheitsresistenten Kabindo Enock: Die meisten land- Pflanzen. Information zu Kleinbe- wirtschaftlichen Produkte unter- Kabugho Olive arbeitet als freiwilli- wässerung und zum Sammeln von Regenwasser gehört zu unseren Kursinhalten. liegen Preisschwankungen. Das bedeutet Einkommensverluste bzw. unsichere Einkommen für ge Assistentin für das Projekt und ist selbst zertifizierte Landwirtin. Gruppe von Kleinbäuerinnen Kabindo Enock: Agroforstwirtschaft ist auch ein wichtiges Stichwort im Kampf gegen den Klimawandel: Wir Landwirt•innen. Wie reagiert Ihre Umgebung auf Kabindo Enock ist als Landwirt- schaftsberater tätig und betreibt darüber hinaus eine Bananenplan- und -bauern mit Werkzeug für betonen immer wieder, wie wichtig es ist, Bäume zu pflanzen. das Thema Bio-Landwirtschaft? Kabindo Enock: Wer Land bio- tage, einen Obstgarten und eine Schweinezucht. die tägliche Feldarbeit aus. 10 Weltblick 03 / 2021
IM GESPRÄCH Konsument. Und auch darauf reagieren Konzerne ganz schnell, weil sie keine Marktanteile verlieren in diesen Regionen zu Landvertrei- bung und Urwaldabholzung führt. Unseren Überschuss exportieren wir wahrnehmen, wissen wir, was wir zu tun haben. Egal wo wir auf der Welt zuhause sind. ZUM THEMA wollen. dann unter anderem nach Afrika. Das zerstört die dortigen Struktu- Gibt es einen Trend zur Rückbesin- ren und Landwirte verlieren ihre nung auf ursprüngliche Arbeitsgrundlage. Durch sinnvolle Methoden? Kooperationen könnte man dem Für unseren Heftschwerpunkt Langer-Weninger: Generell be- entgegenwirken. haben wir die Präsidentin der finden wir uns in Österreich in der Königsklasse, was Produktionsbe- Langer-Weninger: Landwirtschaft ist immer der primäre Sektor. Nur OÖ Landwirtschaftskammer, dingungen betrifft. Neue Technolo- wenn dieser funktioniert, entwickeln gien und Digitalisierung halten Ein- sich Wirtschaft, Handel und Dienst- Michaela Langer-Weninger, zug. Mit gezieltem Pflanzenschutz leistung. Die Herausforderung ist Michaela Langer-Weninger, Präsidentin OÖ Landwirtschaftskammer und den Bio-Bauern Stefan oder Bodenanalysen geht man auf überall gleich. Wir alle haben eine vorherrschende Bedingungen ein. Verantwortung für unsere Region, Wie wird Know-how in der Hofer zum Gespräch eingeladen. Gleichzeitig greifen wir auf das Wis- aber als entwickelter Staat ist es Landwirtschaft weitergegeben? Sie erzählen über persönliche sen der Generationen vor uns zurück und setzen auf eine Kombination genauso unsere Aufgabe, Entwicklungsländer auf ihrem Langer-Weninger: Wir haben den Vorteil, auf Höfen in Generationen zu Erfahrungen, Nachhaltigkeit Bilder: LK OÖ/Köck dieser Erkenntnisse. Immer im Hin- Weg zu unterstützen. Darum sind leben, wo Großeltern Informationen und Wissenstransfer zwischen blick auf Nachhaltigkeit. Hofer: Dazu ist Bildung das oberste Initiativen wie Sei So Frei oder Fair- trade ganz wichtig, um Bauern ihre an ihre Enkelkinder weitergeben. Auf dieses Fundament bauen wir auf. den Kulturen. Gebot. Als Beispiel: Du bekommst in Lebensgrundlage zu sichern. Genauso wichtig ist eine gute Ausbil- Afrika kostenlos Saatgut zur Ver- dung, die oft auch auf altes Wissen fügung gestellt und siehst deine Wie realistisch ist es, die Ernäh- zurückgreift und neue Erkenntnisse Pflanzen wachsen. Das ist ein tolles rungssicherheit in Zukunft rein mit einfließen lässt. Durch Tradition, Wie sind Sie zu biologischer sich selbst immer nachdenken, wie Hofer: Uns spielt die Verordnung in Erlebnis. Aber du befindest dich in mit biologischer Landwirtschaft gepaart mit neuen Technologien, Landwirtschaft gekommen? man den Betrieb auch wirtschaft- die Hände, denn wir sind bereits da- einer Abhängigkeit. Darum ist die zu garantieren? kann man sich schnell und einfach Langer-Weninger: Durch den elter- lich aufrechterhält. Wo gibt es Wege rauf ausgelegt. Vor 10 Jahren haben Arbeit von Sei So Frei besonders Hofer: Ich bin überzeugt, dass man Wissen aneignen und für sich um- lichen Betrieb im Waldviertel habe zur Weiterentwicklung? Wie lege wir neue Lösungen erarbeitet, weil wichtig. Sie setzt bei der Bildung an mit biologischer Landwirtschaft die setzen. Es braucht aber auch Partner ich schon seit 1995 Bezug zu Bio. ich meine wirtschaftliche Basis? es im Betrieb zu Problemen gekom- und unterstützt gleichzeitig Bauern Ernährung der Weltbevölkerung wie Sei So Frei, die den Austausch Meine Eltern haben immer viele Hier kam auch für unseren Betrieb men ist. Aber dadurch konnten wir im Bio-Bereich. sicherstellen kann. Erneut ist aber der Kulturen fördern. Das Wissen ist verschiedene Dinge ausprobiert. So ausschließlich Bio infrage. Das uns weiterentwickeln. Heute laufen ein gewisser Bildungsstandard not- da, man muss es nur nutzen. habe ich erlebt, dass durch die bio- funktioniert aber nur, wenn man die unsere Kälber gemeinsam mit den wendig, damit Menschen mit ihrem logische Landwirtschaft eine gute Philosophie dahinter auch mitträgt. Kühen auf der Weide, und das ist Know-how das Beste herausholen Herr Hofer, Sie haben sich Inputs Wertschöpfung erzielt wurde. einfach toll mitanzusehen. können. Wasserversorgung oder aus Tansania für den eigenen Be- Hofer: 1976 hat unser Nachbar auf Welche Herausforderungen Wiederaufforstungen sind Themen, trieb geholt. Was konnten Sie für Bio umgestellt, was mich schon als erwarten Bio-Betriebe? Konzerne bestimmen den die uns global betreffen. sich mitnehmen? Kind fasziniert hat. Später habe ich Langer-Weninger: Wir stehen der- Lebensmittelmarkt. Treiben sie Hofer: Es ist bewundernswert, wie gesehen, dass daran kein Weg vor- zeit vor einer schwierigen Situation Landwirt•innen in die Was bedeutet Nachhaltigkeit mit Ausnahmesituationen umge- beiführt. Allerdings stößt man mit aufgrund des Bio-Audits. Nach Abhängigkeit? für Sie? gangen wird. Nach sieben Monaten neuen Ideen manchmal auf Wider- einer Übergangsphase kommt 2022 Langer-Weninger: Die Situation mit Hofer: Für mich bedeutet Nachhal- Trockenheit ist die Bäuerin dennoch stand. Bei der Betriebsübernahme eine neue Verordnung, was viele dem Lebensmitteleinzelhandel ist Stefan Hofer, Bio-Bauer tigkeit, mit der Familie auf das große zuversichtlich, denn sie hat auf Vor- 1991 war für mich klar, dass ich Betriebe unter Druck setzt. Ihre nicht immer einfach, aber über die Ganze zu schauen. Ein achtsamer rat gewirtschaftet. Dieser achtsame auf Bio umstellen will, auch wenn Konzepte entsprechen dann nicht Supermärkte ist Bio überhaupt erst Sind die Herausforderungen für Umgang mit dem mir anvertrauten Umgang und das Eingehen auf die mein Vater im ersten Moment etwas mehr den Vorgaben. Die Frage ist, in die Breite gekommen. Jeder Griff Landwirt•innen rund um den Grund und Boden sowie unseren regionalen Gegebenheiten sind für skeptisch war. ob diese Betriebe noch einen Weg der Konsumenten ins Supermarktre- Globus gleich? Kühen, von denen wir gute Milch be- mich ein Vorbild, ebenso wie die finden werden, die Landwirtschaft gal ist entweder ein Produktionsauf- Hofer: Nein. In Österreich haben kommen. Das sind meine Mitarbei- Dankbarkeit für die kleinen Dinge. Worin sehen Sie die Vorteile der wirtschaftlich aufrecht zu erhalten. trag für uns oder für eine Produktion wir gute Voraussetzungen. Dazu terinnen, auf die ich achte. Da stellt sich die Frage: Was brauche biologischen Landwirtschaft? Als LK stehen wir hier mit Beratung in anderen Ländern dieser Welt. importieren wir 30 % Kraftfutter wie Langer-Weninger: Schöpfungs- ich zum Leben wirklich? Langer-Weninger: Jeder muss für natürlich den Höfen zur Seite. Hofer: Am Ende bestimmt der Soja von anderen Kontinenten, was verantwortung. Wenn wir diese 12 Weltblick 03 / 2021 Interview: Biologische Landwirtschaft 13
Fakten Projekt: URACCAN Universität Wiederaufbau Speisesaal Die zerstörte Universität. Reparatur Wohnheim Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Wenn das Ort: Dach über dem Kopf fehlt, bröckelt das Funda- Bilwi, Nicaragua WAS WURDE AUS …? 14°01′42″N 83°22′58″W ment des gemeinschaftlichen Zusammenlebens am Unicampus. Wo einst reges Treiben herrsch- NICARAGUA : te, bleiben von den 28 Schlafzimmern des Studierendenwohnheims nur die Grundfesten unbeschädigt. Das erklärte Ziel: schnellstmög- WIEDERAUFBAU lich wieder eine Basis für das sonst so quirlige Campusleben schaffen. Dazu musste ein Teil des Gebäudes neu aufgestellt werden. Gleichzeitig setzten die Arbeiter•innen alle Kraft in die zahl- NACH DER reichen Reparaturen. Dach- und Deckenstruktur, Wände und Zwischendecken, Türen, Stromver- sorgung – egal was anstand, es wurde von allen VERWÜSTUNG Seiten kräftig angepackt. Keine Konzentration ohne Energie. Wer effektiv lernen und lehren will, macht das Nach den verheerenden Folgen der beiden nicht mit leerem Magen. Was aber tun, wenn der Hurrikans in der östlichen Küstenregion 300 m2 große Speisesaal fast zur Gänze zerstört wurde? Er muss schnell wieder auf Vordermann Nicaraguas startete Sei So Frei bereits Ende gebracht werden. Die Mittel, die von Sei So Frei für den Wiederaufbau bereitgestellt wurden, 2020 eine Spendenaktion zur Unterstützung flossen in dringend notwendige Reparaturen und der betroffenen Partner vor Ort. Materialbeschaffung. Vom Boden über die Wän- de samt Fenster, von den elektrischen Leitungen Im Fokus: der Wiederaufbau des bis hin zum Dach – überall wurde Hand angelegt. Universitätscampus URACCAN in Bilwi, Zu guter Letzt machte der Anstrich die Reno- vierung komplett und lässt das Gebäude nun in dessen Infrastruktur zu 95 Prozent zerstört neuem Glanz erstrahlen. wurde. Als Projektpartnerin vor Ort gibt uns Dr.in Alta Hooker, Rektorin der Universität Das geschah im URACCAN, einen Einblick, was seit der November 2020 Das neue Campusleben. Nach Abschluss der Arbeiten kehrt jetzt am Cam- Katastrophe geschehen ist. Im ohnehin schon schweren Corona-Jahr 2020 pus endlich wieder Leben ein. Studierende und trafen im November zwei Hurrikans die Küste von Lehrende haben trotz der Corona-Situation ihren Nicaragua. Mit starkem Regen und einer Ort für den ungezwungenen Austausch, Arbeits-, Windgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h zog Lern- und Lebensraum zurück. Die Freude lässt „Iota“ zuletzt am 16. November 2020 eine Spur der sich von allen Beteiligten kaum in Worte fassen. Verwüstung durch den Osten des Landes. Zurück Auch nicht von den vielen Handwerker•innen, blieben zerstörte Straßen, Brücken und elektrische die für den Wiederaufbau eine neue Arbeitsstelle Anlagen, kaputte Dächer und Zäune sowie bekamen – das betraf immerhin 26 Familien aus der Region rund um Bilwi. Probleme in der Trinkwasserversorgung. 14 Weltblick 03 / 2021 Wiederaufbau in Nicaragua 15
Tiefschlaf einer sonst so Der amerikanische Traum. aufgeweckten Bevölkerung. Viele Guatemalteken glauben, in den USA ihr Wo die Menschen sonst ihre beste Kleidung Glück finden zu können. Migration in die Ver- tragen, um bei Feierlichkeiten endlos zu Ma- einigten Staaten ist traurige Realität. Familien- rimba-Musik zu tanzen, und wo das Abfeuern oberhäupter schlagen sich durch ins Land der von Knallkörpern ebenso dazugehört wie kleine scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Der Streitereien von Betrunkenen am Ende von Traum vom eigenen Haus und einem besseren Festen, ist heute nicht viel mehr als gespensti- Leben ist groß. So fliehen ganze Familien aus sche Stille übrig geblieben. Alles scheint wie in Guatemala, weil sie keine Chance auf Bildung, einem Tiefschlaf, bei dem man nicht weiß, ob er Arbeit, Gesundheit oder Gerechtigkeit mehr jemals endet. „Das Covid-19-Monster kam und sehen. „Von einigen weiß man, dass sie in zerstörte eine leichte, zweifelnde Hoffnung, die Nordamerika angekommen sind. Von anderen die Bewohner hier auf dem Land hatten. Auf eine ist nichts bekannt, und viele haben es nicht ge- bessere Zukunft. Die Armut hat in einem Jahr schafft zu passieren und kehren wieder in ihre „NOSTALGISCH, sprunghaft zugenommen, und wie immer trifft schmerzhafte Realität zurück. Aber im schlimms- es die Schwächsten am meisten“, bringt Mayra ten Fall wurden sie getötet oder sind verschwun- die Situation auf den Punkt. den“, muss unsere Projektleiterin voll Schmerz zur Kenntnis nehmen. TRAURIG UND Brennpunkte der Corona-Pandemie. Im April überrollte eine dritte Corona-Welle das Land, was zum erneuten Zusammenbruch des „Die Menschen sind nicht mehr so freundlich. Bei NIEDERGESCHLAGEN“ Gesundheitssystems führte. Manche Kranken- häuser wurden während der Pandemie ge- schlossen. Und das, obwohl die Spitäler bei einigen kann man das mehr als 6.000 positiven Fälle pro Tag an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Das zeigen auch Schwermütige erkennen, das Mit diesen Worten beschreibt unsere die heillos überfüllten Intensivstationen, wo die oft wichtige Versorgung der Patienten•innen mit oft mit Ruhe oder Gelassenheit Projektleiterin Mayra Orellana die Sauerstoff nicht mehr möglich ist. verwechselt wird. So, als Hoffnungslosigkeit vieler Guatemalteken. Der Schulunterricht wurde aufgrund der steigen- würden sie nur auf den letzten den Fallzahlen auf virtuelle Einheiten umgestellt. Tag ihres Lebens warten.“ „Das Lachen und Kichern von Kindern war die „Heute bin ich vielleicht ein bisschen nostal- Seele der Schulen. Die Anstrengung, die Beru- gisch, traurig, niedergeschlagen, und ich will dir fung und die Liebe der Lehrer beim Unterrichten Ein Weg ins Ungewisse. über diesen Weg, Franz, einiges erzählen und ihrer Klassen nimmt man in den Klassenzim- Corona hat schon jetzt sichtbare Spuren in der loswerden“, schreibt unsere sonst vor Lebenslust mern nicht mehr wahr“, lässt uns Mayra traurig Bevölkerung hinterlassen. „Die Menschen sind sprühende Projektleiterin Mayra Orellana aus wissen. Obwohl im letzten Schuljahr sieben nicht mehr so freundlich. Bei einigen kann man Guatemala. Mit diesen Worten beginnt ihr emo- Monate kein ordentlicher Unterricht stattfinden das Schwermütige erkennen, das oft mit Ruhe tionaler Brief, in dem sie die aktuelle Situation konnte, ließ man die Grundschüler•innen auf oder Gelassenheit verwechselt wird. So, als wür- vor Ort beschreibt. Im April besuchte Mayra die Entscheidung des Bildungsministeriums in die den sie nur auf den letzten Tag ihres Lebens war- Gemeinde Joyabaj, etwa vier Autostunden nörd- nächste Schulstufe aufsteigen. Die Wissensver- ten.“ Mayra schreibt aber auch, dass andererseits lich von Guatemala City, um einige weibliche mittlung gerät ins Wanken. Korruption vor allem die Verzweiflung deutlich spürbar ist. Die große Führungskräfte, Familien und Stipendiat•innen von Seiten der Regierung steht an der Tages- Armut ist allgegenwärtig, es fehlt am Nötigsten. zu treffen. „Natürlich haben wir das alles unter ordnung. „Seinen Unmut bei den Behörden „Als Frau, Mutter und Berufstätige kann ich mich Beachtung der Covid-Maßnahmen getan: oder persönlich über soziale Netzwerke auszu- in die Lage dieser Menschen versetzen und weiß, Distanz, Verwendung von Masken und Anwen- drücken, ist lebensbedrohlich“, weiß Mayra und wie hilflos man ist, wenn es kein Essen für die dung von Desinfektionsmitteln“, erklärt unsere ergänzt: „Es besteht große Angst vor Vergeltung ganze Familie gibt und ich mich mit ein wenig Projektleiterin. Ihr Bericht macht deutlich, wie durch staatliche Maßnahmen.“ Auch aus diesem Wasser und einem Omelett zufrieden gebe“, sich Land und Leute in über einem Jahr der Grund wächst der Wunsch vieler Menschen, kann Mayra aus eigener Erfahrung berichten, Pandemie verändert haben. Guatemala zu verlassen. „und nicht einmal das gibt es dreimal täglich.“ 16 Weltblick 03 / 2021 Corona-Situation in Guatemala 17
WORTE, DIE UNS Sich der Freude am schönen Spiel hingeben, Glücksmomente genießen, sowie gefühlte Ewigkeiten dem Alltag entfliehen, das ist MOTIVIEREN Tarock! Weil … MARGARETA LENGAUER Neumarkt im Mühlkreis / OÖ Mit eurem „Weltblick“ ist euch wahrlich Groß- artiges gelungen. Was ihr mit euren Aktionen bewegt, bewegt auch mich. Der direkte Kontakt MARKUS NEUHAUSER mit Frauen und Männern vor Ort, die mit eurer Neuhofen a. d. Krems / OÖ Unterstützung nachhaltige Verbesserungen bewirken, ist vorbildlich. In den Gesichtern der Der Weltblick ist ein tolles Magazin, in dem die Menschen, die mit eurer Hilfe bessere Lebens- So funktioniert’s: großartigen Projekterfolge sehr authentisch chancen bekommen, kann man Stolz, Freude Egal, ob Tarock, Schnapsen oder Preferanzen: dargestellt sind. Schon die Bilder allein berüh- und Dankbarkeit lesen. In der Überzeugung, Jeder setzt einen Betrag. Wer das Spiel für sich ren, stehen für sich und erzählen eindrucksvoll, dass Spenden an „Sei So Frei“ sinnvoll sind, entscheidet, verfügt am Ende frei über seinen wie effizient Sei So Frei mit den Projektpartnern wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg bei Einsatz und kann sich natürlich gern großherzig arbeitet. Ich nehme den Weltblick gern in die der Umsetzung eurer Projekte. Mehr Infos zur Aktion auf zeigen. Wer nicht gewinnt, spendet – und ist Hand und gebe ihn genauso gern an Freunde ooe.seisofrei.at/kartenspiel oder unter +43 732 7610 3463 damit sicher kein Verlierer. und Geschäftspartner weiter. Er gefällt mir einfach. Dankeschön! Essen wie in Uganda RUDOLF WALTER Baumgarten / NÖ Posho – auch bekannt als Ugali – ist ein typi- sches Gericht aus Ostafrika. Der Getreidebrei aus Ich habe Sei So Frei über Einladungen der KMB Maismehl ähnelt einer Polenta und wird ge- zu den Romero-Preisverleihungen kennen ge- meinsam mit Gemüse oder Fleisch serviert. Wie lernt, an denen ich teilnahm. Und ich finde eure so viele afrikanische Gerichte wird auch diese Projekte so ehrlich und an der Basis! Ich bin in Speise mit den Fingern gegessen. Man formt einer Männergruppe dabei, wir sind zu zehnt, dabei den Brei zu Kugeln, in die man kleine und ich versuche, die anderen immer wieder für Kuhlen drückt. Schon wird aus dem Posho ein Sei-So-Frei-Projekte zu interessieren, das gelingt perfekter Löffelersatz, um Soßen oder Fleisch mit dem Weltblick und dem Adventkalender aufzunehmen. recht gut. Was wir da miteinander unterstützen, löst bei uns große Freude aus. Gottes Segen euch allen! Zubereitung: Zutaten für 2 Portionen: Das Maismehl leicht in einer Pfanne anrösten. Wasser in 2 Tassen Wasser einem extra Topf zum Kochen bringen und das geröstete 2 Tassen feines Maismehl Maismehl beifügen. Die Masse mit einem Holzlöffel so lange 0,5 Teelöffel Salz verrühren, bis sich die Klumpen gelöst haben und eine feste Impressum: Herausgeber: Dr. Franz Hehenberger, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz // Konsistenz entsteht. Danach unter ständigem Rühren für Medieninhaber & Verleger: Sei So Frei OÖ, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz // Redaktion: Dr. Franz Hehenberger, Mag.a Elisabeth Tanzer, Martina Wögerbauer, BSc; weitere 10 Minuten kochen. Posho von der Herdplatte neh- Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz // Text: Mag.a Johanna Fellner, BSc & Mag.a Jacqueline Stumpfoll, Grafische Gestaltung: Michael Fraungruber, qzwei.com // Hersteller: Q2 Werbeagentur GmbH, men und vor dem Servieren für 2–3 Minuten ruhen lassen. qzwei.com // Herstellungsort: HS Druck GmbH, Gewerbestr. Mitte 2, 4921 Hohenzell bei Ried i. I. // Information zur Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz: ooe.seisofrei.at/impressum // Sämtliche Fotos (wenn nicht anders angegeben): © Sei So Frei OÖ // Sponsoring.Post: Sei So Frei 5/2021 // Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen 18 Umweltzeichens. HS Druck GmbH • ÖUWZ 893 Weltblick 03 / 2021
82134 OBLAAT2L AT305400000000691733 Sei So Frei - Katholische Männerbewegung in OÖ Österreichische Post AG SP 17Z041017 N SEI SO FREI - Die entwicklungspolitische Organisation der Katholischen Männerbewegung in Oberösterreich Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz Retouren: Sei So Frei OÖ, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz GEWINNSPIEL Beantworten Sie die Preisfrage und gewinnen Sie eine von drei Packungen EZA Klima-Kaffee – wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Herzlichen Dank! bekannt. Meldezettel) und Ihr Geburtsdatum Sie uns bitte einmalig Ihren Namen (lt. Spende unter Reg.Nr. SO-1318 geben Für die steuerliche Absetzbarkeit Ihrer für Landwirtschaft 82134 - Meine Spende 82134 angeben: folgende Nummer Bei Telebanking bitte © EZA Fairer Handel GmbH / Sladek hs Druck GmbH FN 333141p AT305400000000691733 Sei So Frei - Katholische Männerbewegung in OÖ Adresse: Name: 82134 - Meine Spende für Landwirtschaft 82134 OBLAAT2L COFFEE FOR FUTURE verbindet biofairen Arabica-Hochlandkaffee von Kleinbauerngenos- senschaften zweier Kontinente: Die Kaffeesträu- cher wachsen am Fuß des Rwenzori-Gebirges im Westen Ugandas und am Rande eines artenreichen Urwaldgebietes im Süden von Mexiko. Der Klima- Kaffee wird CO2-neutral geröstet und aluminiumfrei verpackt. Beantworten Sie folgende Frage: Geb.datum: Eine Bananenpflanze ist … a) … eine Staude b) … ein Strauch c) … ein Baum Senden Sie die Lösung bis 30.7.2021 per Post oder E-Mail an: Sei So Frei OÖ, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz // gewinnen@seisofrei.at Wir wahren Ihre Datenschutzrechte. Alle Infos unter: ooe.seisofrei.at/datenschutz 30
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