Franz Kafka Zwischen den Welten - Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450 - Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft ...

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Franz Kafka Zwischen den Welten - Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450 - Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft ...
Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450

Franz Kafka
Zwischen den Welten
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Franz Kafka
Zwischen den Welten

Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450
Ca. 48 Minuten, Produktionsjahr 2018
Franz Kafka Zwischen den Welten - Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450 - Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft ...
Impressum

Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Forschung
Medienservice
1010 Wien, Minoritenplatz 5
Tel.: +43 1 53 120-4830
FAX +43 1 53 120-81-4830
E-Mail: medienservice@bmbwf.gv.at

Ausgearbeitet von:
Mag.a Jutta Kleedorfer

In Zusammenarbeit mit:
Universität Wien
Bibliotheks- und Archivwesen
Arbeitsgruppe audiovisuelle Medien im Unterricht
1010 Wien, Universitätsring 1
Tel.: +43 1 4277-15116
E-Mail: ag_av-medien.ub@univie.ac.at

Download unter:
Link https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/ugbm/medienservice/specials.html

Ein wichtiger Hinweis zur Barrierefreiheit:
Dieses medienbegleitende Arbeits- und Informationsheft dient ausschließlich als Handreichung für die Vor­
bereitung und Durchführung von Unterrichtseinheiten mit Medieneinsatz durch Studierende, durch Pädago­
ginnen und Pädagogen. Es ist zum Ausdrucken bestimmt und nicht als elektronisches Unterrichtsmaterial
erarbeitet. Aus diesem Grund erfüllt es die Erfordernisse der Barrierefreiheit nicht.

Bestellungen:
AMEDIA Servicebüro
1030 Wien, Faradaygasse 6
Tel.: +43 1 982 13 22, Fax +43 1 982 13 22-311
E-Mail: office@amedia.co.at

Verlags- und Herstellungsort:
Wien, 2020
Franz Kafka Zwischen den Welten - Medienbegleitheft zum USB-Stick 14450 - Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft ...
Inhalt

1 Einleitung .....................................................................................................................8

1.1 Zum Film ........................................................................................................................... 8

1.2 Filmkapitel ........................................................................................................................ 8

1.3 Einsatzempfehlung, Einordnung in den Lehrplan ............................................................ 9
     Ziele und Inhalte des Deutschunterrichtes ........................................................................ 9

2 Literatur und Links ...................................................................................................... 11

2.1 Verwendete Literatur und Links ..................................................................................... 11

2.2 Vorgeschlagene und zitierte Texte von Franz Kafka ...................................................... 12
     Weiterführende Texte von Franz Kafka ........................................................................... 14

2.3 Abbildungsnachweis ....................................................................................................... 14

Anhang: Arbeitsmaterialien ........................................................................................... 16

Zeichenerklärungen ............................................................................................................... 16

M1 Thematischer Einstieg .................................................................................................... 17
     Synopse und Zeittafel zu Franz Kafka .............................................................................. 17
     Wer war Franz Kafka? ...................................................................................................... 17
     Arbeitsauftrag: Kafkas „Bilderwelten“ ............................................................................. 19
     Linktipps ........................................................................................................................... 19

M2 Filmischer Einstieg .......................................................................................................... 20
     Arbeitsauftrag 1: Vor der Filmsichtung ............................................................................ 20
     Arbeitsauftrag 2: Während der Filmsichtung .................................................................. 20
     Arbeitsauftrag 3: Nach der Filmsichtung ......................................................................... 20

M3 Kafkas Selbstbild als Mensch und Literat ....................................................................... 21
     Arbeitsauftrag 1: Kafkas Angst zwischen „Bindungsangst und Begehren“ ..................... 21
     Diskussionsthemen .......................................................................................................... 21
     Arbeitsauftrag 2: Kafkas ICH und persönliche Krisen ...................................................... 22

M4 Kafkas Erzählungen: Das ICH in einer verrätselten Welt ................................................ 24
     Arbeitsaufträge: Kafkas parabolisches Erzählen .............................................................. 24
     Arbeitsauftrag 1: Textauswahl und Lektüre..................................................................... 24
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Arbeitsauftrag 2: Interpretation des Textes .................................................................... 25
    Arbeitsauftrag 3: Präsentation der Interpretationsmodelle und Gruppendiskussion .... 25
    Vertiefender Arbeitsauftrag: Wie aktuell ist Kafka heute? ............................................. 25

M5 Kafkas Erzähltechniken: „kafkaesk“ ............................................................................... 26
    Filmbeobachtungsauftrag: Die Verwandlung .................................................................. 26
    Buchtipp ........................................................................................................................... 27
    Arbeitsauftrag: Graphic Novel ......................................................................................... 27
    Arbeitsauftrag: Multiple Choice-Übung ........................................................................... 27
    Arbeitsauftrag: „Die Verwandlung“ in Kurzfilmen ........................................................... 27
    Arbeitsauftrag: Wordrap.................................................................................................. 28
    Textbeispiele .................................................................................................................... 28

M6 Umbrüche in Kafkas Briefen erfassen ............................................................................ 30
    Was ist Manipulation? ..................................................................................................... 30
    Arbeitsauftrag: Kafkas Manipulationen ........................................................................... 31

M7 Das ICH in der Krise in Kafkas parabolischen Erzähltexten ............................................ 32
    Arbeitsauftrag: Interpretation einer Parabel ................................................................... 33
    a)      Das „Quicki-Modell“ ............................................................................................... 34
    b)      Das traditionelle literaturwissenschaftliche Modell .............................................. 34

M8 Kafka in Schule, Unterricht und eigenem Leben ............................................................ 35
    Arbeitsaufträge zur Textreflexion: Kafka heute im Unterricht und Leben ...................... 35
    Arbeitsauftrag 1: Gedankenskizze ................................................................................... 36
    Arbeitsauftrag 2: Gesprächsrunde ................................................................................... 36

Hinweis: Alle Links zuletzt abgerufen am 06.03.2020.
Informationen zur Autorin

                           OStR. Prof. Mag.a Jutta Kleedorfer studierte Germanistik und
                           Geschichte. Sie arbeitete als Gymnasiallehrerin und später als
                           Hochschulprofessorin für Deutschdidaktik und Medienbildung. Sie
                           ist Schulbuchautorin, Bildungsforscherin im Bereich Bildungsstan­
                           dards und Literacy und hat an mehreren EU-Projekten (ADORE,
                           BARFIE) sowie bei ILA (International Literacy Association) mitgear­
                           beitet. Sie ist seit vielen Jahren für die AG AV-Medien im Unterricht
                           an der Universität Wien als Autorin, Gutachterin und Beraterin
                           tätig.
Abbildung 1: OStR. Prof.
Mag.a Jutta Kleedorfer.
Eigenes Werk.
1 Einleitung
1.1 Zum Film1

Franz Kafka verfügte zu Lebzeiten, dass nach seinem Ableben seine sämtlichen Werke, Briefe
und Schriften zu verbrennen sind. Zum Glück hat sich sein Verleger und Freund, Max Brod,
nicht daran gehalten und somit ein wesentliches Stück Weltliteratur gerettet. Wer aber war
der studierte Jurist Franz Kafka wirklich?

Die TV-Dokumentation zeigt, dass seine Romane und Erzählungen nicht so unverständlich
sind, wie oft behauptet wird. Viele Textpassagen werden filmisch umgesetzt und so leicht ver­
ständlich gemacht. Der Film begibt sich auch an Kafkas Lebensstationen: nach Prag, seiner Ge­
burtsstadt, nach Wien und an die Ostsee, wo er seine letzte Liebe fand. Es wird auch der Frage
nachgegangen, warum er bei Frauen zwar sehr begehrt war, selbst aber in keiner seiner Lieb­
schaften wirkliche Erfüllung fand. Zudem wird Kafkas schwieriges Verhältnis zum eigenen Va­
ter beleuchtet. Anhand von szenischen Lesungen und Ausschnitten aus Theater- und Opern­
aufführungen ermöglicht die Dokumentation eine Annäherung an das literarische Werk Franz
Kafkas. Die Dokumentation wird durch Kommentare der Kafka-Expertin Carolin Duttlinger vom
Oxford Kafka Research Center abgerundet.

1.2 Filmkapitel

Kapitel 1:        Intro
Kapitel 2:        Der Roman „Der Prozess“
Kapitel 3:        Der Roman „Amerika“
Kapitel 4:        Ein von Unsicherheit und Zweifel geprägter Schriftsteller
Kapitel 5:        Die Beziehung zu Felice Bauer
Kapitel 6:        Die Erzählung „Die Verwandlung“
Kapitel 7:        Erkrankung an Tuberkulose
Kapitel 8:        Briefe an den Vater
Kapitel 9:        Die Beziehung zu Milena Jesenská
Kapitel 10:       Der Roman „Das Schloss”

1
    Vgl. dazu: Woka-Film: Franz Kafka – Zwischen den Welten. Link (https://wokafilm.beepworld.de/franz-
    kafka.htm)

                                                                                                          8
Kapitel 11:       Die letzten Lebensmonate
Kapitel 12:       Franz Kafkas Bedeutung für Weltliteratur

1.3 Einsatzempfehlung, Einordnung in den Lehrplan

Der Deutschunterricht ermöglicht durch die intensive Beschäftigung mit Sprache und Literatur
kommunikative Kompetenz sowie kulturelle, ästhetische und literarische Bildung.

Ziele und Inhalte des Deutschunterrichtes

Abbildung 2: Grafik erstellt nach: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München: Deutsch – Selbstver­
ständnis des Faches. URL: http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/id_26358.html, abgerufen am
06.03.2020.

                                                                                                                 9
Es werden Grundmuster menschlicher Erfahrungen sowie Zugänge zu verschiedenen Welt­
sichten in Vergangenheit und Gegenwart vermittelt, indem in literarischen Werken zentrale
Fragen menschlicher Existenz aufgeworfen werden.

Laut Lehrplan2 ist die Behandlung von Kafka in den Unterricht der 8. Klasse AHS einzuordnen.
Dementsprechend finden sich im vorliegenden Unterrichtsmaterial anspruchsvolle Arbeitsauf­
gaben, die zur Vorbereitung auf die Matura verwendet werden können. Beispielsweise die
textinterpretatorischen Arbeitsaufträge in M4 Kafkas Erzählungen: Das ICH in einer verrätsel­
ten Welt oder M7 Das ICH in der Krise in Kafkas parabolischen Erzähltexten.

Einzelne Aufgaben aus dem Medienbegleitheft wie der Arbeitsauftrag: „Die Verwandlung“ in
Kurzfilmen in M5 Kafkas Erzähltechniken: „kafkaesk“ können aber durchaus schon mit jünge­
ren Schüler/inne/n erarbeitet werden.

2
    Ris: Gesamte Rechtsvorschrift für Lehrpläne – allgemeinbildende höhere Schulen, Fassung vom 07.02.2020.
    Bildungs- und Lehraufgabe, Lehrstoff 8. Klasse. Link (https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Ab­
    frage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568), abgerufen am 06.03.2020.

                                                                                                              10
2 Literatur und Links
2.1 Verwendete Literatur und Links

Hinweis: Alle Links abgerufen am 06.03.2020.

AKG-images: Franz Kafka. Link (https://www.akg-images.de/Package/2UMEBMH1OWRK)

Arendt, Hannah: Die verborgene Tradition. Suhrkamp, Frankfurt am Main: 1976.

Bullerdiek, Bolko: Die Prüfung. In: Zeitschrift Praxis Deutsch: 1989.

Corbeyran, Eric; Horne, Richard: Die Verwandlung. Knesebeck, München: 2014.
Link (https://www.knesebeck-verlag.de/die_verwandlung/t-1/136)

Geolino.de: Büchertipps: Alois Prinz: Auf der Schwelle zum Glück – Die Lebensgeschichte des
Franz Kafka. Link (https://www.geo.de/geolino/buechertipps/5788-rtkl-buecher-von-alois-
prinz#184812-auf-der-schwelle-zum-glueck-die-lebensgeschichte-des-franz-kafka).

Henninger, Heike; Seifert, Anja (Hg.): deutsch.kompetent: Oberstufe. Ausgabe Sachsen. Ernst
Klett Verlag, Stuttgart (u.a.): 2017.

Lamping, Dieter: Kafka und die Folgen. J.B. Metzler, Stuttgart: 2017.

LEMO: Franz Kafka 1883-1924. Link (https://www.dhm.de/lemo/biografie/franz-kafka)

lernen.net: Manipulation: 7 Strategien, wie du verdeckte Einflussnahmen erkennst und ab­
wehrst.
Link (https://www.lernen.net/artikel/manipulation-7-strategien-einflussnahmen-3198/)

Prinz, Alois: Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka. Beltz, Wein­
heim: 2013.

Rainer, Norbert; Kern, Eva: Stichwort Literatur. Veritas, Linz: 2000.

Ris: Gesamte Rechtsvorschrift für Lehrpläne – allgemeinbildende höhere Schulen, Fassung
vom 07.02.2020. Bildungs- und Lehraufgabe, Lehrstoff 8. Klasse.

                                                                                               11
Link (https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzes­
nummer=10008568)

Stach, Rainer: Wie Kafka unsere Facebook-Existenz voraussah. In: Welt.de, 31.01.2014.
Link (https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article124410648/Wie-Kafka-unsere-Face­
book-Existenz-voraussah.html)

teachsam.de: Typen der Parabel. Link (https://www.teachsam.de/deutsch/d_litera­
tur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/par_6_2_5.htm)

Wikimedia Commons: Franz Kafka. Link (https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka)

Wikipedia: Vor dem Gesetz. Link (https://de.wikipedia.org/wiki/Vor_dem_Gesetz)

Zum.de: Franz Kafka: Die Verwandlung. Multiple Choice Übung.
Link (http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/hotpots/w_pollauf/verwandlungm.htm),

Woka Film: Franz Kafka – Zwischen den Welten. Dokumentation und Kommentartext mit
O-Ton, 2018. Dauer: 48 Min.

Woka-Film: Franz Kafka – Zwischen den Welten. Link (https://wokafilm.beepworld.de/franz-
kafka.htm)

Youtube: Mein Rap zu Kafkas „Gesetz“.
Link (https://www.youtube.com/watch?v=pLHU12r2beY), 06.03.2020.

Zum.de: Franz Kafka: Die Verwandlung. Multiple Choice Übung.
Link (http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/hotpots/w_pollauf/verwandlungm.htm)

2.2 Vorgeschlagene und zitierte Texte von Franz Kafka

Hinweis: Alle Links abgerufen am 06.03.2020.

Prosatexte

Der Hungerkünstler. 1924. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/32074.htmll)

                                                                                           12
Der neue Advokat. 1920. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/31982.html)

Der Prozeß. Roman. 1914/15 [Posthum veröffentlicht].
Link (https://www.textlog.de/kafka-der-prozess.html)

Die Strafkolonie. 1919. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/strafkolonie.html)

Das Urteil. 1913. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/31982.html)

Die Verwandlung. 1915. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/kafka-verwandlung.html)

Ein Bericht für eine Akademie. 1917. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/32069.html)

Gib’s auf. 1922 [posthum veröffentlicht].
Link (https://www.textlog.de/32105.html)

Kleine Fabel. 1920 (Posthum veröffentlicht). Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/32000.html)

Vor dem Gesetz. 1915. Online verfügbar über: textlog.de.
Link (https://www.textlog.de/32064.html)

Briefe und Tagebucheinträge

Brief an Max Brod am 30.07.1922. Zitiert nach: Haas, Werner: Franz Kafka (3. Juli 1883–
3. Juni 1924) Briefe und Tagebücher.
Link (https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1922/bk22-012.htm), abgerufen am
06.03.2020.

Sylvester 1912. Tagebücher 1910–1923. Online verfügbar über: Projekt Gutenberg.
Link (https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap003.html), abgerufen am
06.03.2020.

                                                                                          13
Weiterführende Texte von Franz Kafka

Die Tagebücher. 1910–1923. Online verfügbar über Projekt Gutenberg.
Link (https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap004.html)

Briefe und Tagebücher. Online verfügbar über: Haas, Werner: Franz Kafka (3. Juli 1883–3. Juni
1924) Briefe und Tagebücher.
Link (https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1922/bk22-012.htm)

textlog.de: Franz Kafka.
Link (https://www.textlog.de/3871.html), abgerufen am 06.03.2020.

2.3 Abbildungsnachweis

Abbildung 1: OStR. Prof. Mag. Jutta Kleedorfer. Eigenes Werk.                               7

Abbildung 2: Grafik erstellt nach: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung
München: Deutsch – Selbstverständnis des Faches.
URL: http://www.isb-gym8-lehrplan.de/contentserv/3.1.neu/g8.de/id_26358.html,
abgerufen am 06.03.2020.                                                                    9

Abbildung 3: Collage aus Bildern zu Franz Kafka.
Bild 1: Der Denker. Urheber: Franz Kafka. Lizenz: Public Domain.
URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Franz_Kafka_-
_Der_Denker.jpg.
Bild 2: Franz Kafka 1906. Urheber: Sigismund Jakobi. Lizenz: Public domain.
URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Kafka_portrait.jpg.
Bild 3: Franz Kafka Denkmal von Jaroslav Róna (2003) in der Nähe der spanischen
Synagoge, Prag. Urheberin: Myrabella.
URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Kafka_statue_Prague.
jpg. Alle Links abgerufen am 06.03.2020.                                                    19

Abbildung 4: Franz Kafka: Collage aus Screenshos aus der Dokumentation „Franz Kafka –
Zwischen den Welten.“ Woka-Film, 2019.                                                      22

Abbildung 5: Titelblatt zur Originalausgabe von „Die Verwandlung“ 1917. Screenshot aus
der Dokumentation „Franz Kafka – Zwischen den Welten“, Woka-Film, 2019.                     26

                                                                                            14
Abbildung 6: Franz Kafka und Felice Bauer. Screenshot aus der Dokumentation „Franz
Kafka – Zwischen den Welten.“ Woka-Film, 2019.                                             30

Abbildung 7: Das „Quicki Model“. Urheber: Gert Egle. Lizenz: CC-BY-SA 4.0.
URL: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/p
ar_quickie.htm, abgerufen am 06.03.2020.                                                   34

Abbildung 8: Abbildung 7: Das traditionelle Literaturwissenschaftliche Modell.. Urheber:
Gert Egle. Lizenz: CC-BY-SA 4.0.
URL: https://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/p
ar_6_2_5.ht, abgerufen am 06.03.2020.                                                      34

                                                                                           15
Anhang: Arbeitsmaterialien
Die Arbeitsmaterialien im Anhang sind als Kopiervorlage für den Ausdruck in Klassenstärke ge­
dacht.

Sie sind nicht als elektronisches Unterrichtsmaterial erarbeitet. Aus diesem Grund erfüllen sie
die Erfordernisse der Barrierefreiheit nicht.

Die Formatierung wurde an die inhaltlichen und didaktischen Anforderungen für Arbeitsmate­
rialien für Schüler/innen angepasst. Sämtliche Quellenangaben befinden sich auch im Litera­
tur- und Abbildungsverzeichnis. Alle Links zuletzt abgerufen am 06.03.2020.

Hinweis zur Rechtschreibung: Originaltextzitate in den Texten wurden in der ursprünglichen
Orthographie belassen und nicht an die neue Rechtschreibung angepasst.

Zeichenerklärungen

                                                                                              16
M1 Thematischer Einstieg

Wer war Franz Kafka?
Franz Kafka ist eine der mysteriösesten Persönlichkeiten der Literaturgeschichte. Wer sich ihm
nähert, wird mit dem Phänomen der „zweifachen Angst“ konfrontiert: Dies bedeutet, dass
sich das existenzielle Gefühl von Lebensangst verknüpft mit der eigenen Angst des Lesers / der
Leserin, die lautet: „Kann ich Kafkas Texte verstehen?“

Kafkas Texte zählen heute zur Weltliteratur und ihre rätselhafte Bilderwelt ist faszinierend,
einmalig und zugleich aktuell wie kaum zuvor.3

Synopse und Zeittafel zu Franz Kafka4
1883
3. Juli: Franz Kafka wird als Sohn des jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka und dessen Frau
Julie (geb. Löwy) in Prag geboren.
1902
Beginn der Freundschaft mit Max Brod (1884–1968), der Kafka bei allen Publikationen unter­
stützt.
1904/05
„Beschreibung eines Kampfes“ ist das früheste erhaltene literarische Werk. Kafka vernichtet
später einen großen Teil seines Frühwerks, das nicht mehr seinen künstlerischen Intentionen
entspricht.
1906
Kafka schließt sein Studium mit dem juristischen Doktorgrad ab und absolviert die einjährige
vorgeschriebene Rechtspraxis beim Prager Land- und Strafgericht.
1908–1922
Kafka arbeitet für die „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt“ für das Königreich Böhmen.
1909/10
Er besucht Zusammenkünfte tschechischer Anarchisten, wo er die Lehren der russischen Revo­
lutionäre kennenlernt.
1910
Beginn der Tagebuchaufzeichnungen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sein sollen.

3
    Siehe: Geolino.de: Büchertipps: Alois Prinz: Auf der Schwelle zum Glück – Die Lebensgeschichte des Franz
    Kafka. Link (https://www.geo.de/geolino/buechertipps/5788-rtkl-buecher-von-alois-prinz#184812-auf-der-
    schwelle-zum-glueck-die-lebensgeschichte-des-franz-kafka), aufgerufen am 06.03.2020. Und: Prinz, Alois: Auf
    der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka. Beltz, Weinheim: 2013.
4
    Lebenslauf (gekürzt) übernommen von: LEMO: Franz Kafka 1883–1924.
    Link (https://www.dhm.de/lemo/biografie/franz-kafka), aufgerufen am 06.03.2020.

                                                                                                              17
1911
Aufenthalt im Sanatorium aufgrund einer Lungenerkrankung.
1912
Erste Begegnung mit Felice Bauer und Beginn des Briefwechels zwischen beiden.
Mit der Niederschrift des „Urteils“ gelingt Kafka der Durchbruch zu jener kafkaesken Darstel­
lungsart, die seinen späteren Weltruhm begründet.
1914
Kafka verlobt sich mit Bauer, trennt sich aber noch im selben Jahr wieder von ihr.
Er wird in den Ersten Weltkriegs aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit nicht eingezogen.
Beginn der Arbeit an seinem Hauptwerk „Der Prozeß“.
1915
Die Erzählung „Die Verwandlung“ erscheint.
Publikation des von Kafka als Legende bezeichneten Stückes „Vor dem Gesetz“.
1917
Juli: Zweite Verlobung mit Bauer, die Kafka jedoch im Dezember endgültig löst.
September: Feststellung einer Lungentuberkulose.
Übersiedlung nach Zürau zur Schwester Ottla.
1919
Verlobung mit Julie Wohryzek.
Kafka schildert in dem autobiografischen „Brief an den Vater“ die Beziehung seines Vaters zu
den Kindern und versucht, sein eigenes Verhalten vor dem Vater zu rechtfertigen.
1920
April: Beginn eines Briefwechsels mit der Journalistin und Übersetzerin Milena Jesenská.
Trennung von Wohryzek.
1922
Der Roman „Das Schloß“ entsteht.
Die Erzählung „Ein Hungerkünstler“ erscheint in der „Neuen Rundschau“.
1923
Kafka beginnt in Berlin mit der 25-jährigen Dora Diamant ein gemeinsames Leben.
1923/24
Die Inflation und die politischen Unruhen im Deutschen Reich sowie Kafkas sich rapide ver­
schlechternder Gesundheitszustand veranlassen ihn, nach Prag zurückzukehren.
Er verfasst sein letztes Werk „Josefine, die Sängerin, oder Das Volk der Mäuse“, eine Ausei­
nandersetzung mit der jüdischen Tradition.
1924
3. Juni: Franz Kafka stirbt im Sanatorium in Kierling (Wien).

                                                                                                18
Arbeitsauftrag: Kafkas „Bilderwelten“
Sammelt zu zweit anhand der Zeitfafel zu Franz Kafka erste Assoziationen zum Leben in dieser
Zeit und haltet diese in Stichworten fest. Wählt dann gemeinsam ein Bild (Abb. 3) aus, das
euch besonders anspricht.

Ihr könnt eines der Bilder auf dem Arbeitsblatt wählen oder nach einem passenden Bild im In­
ternet recherchieren. Wenn ihr ein Bild aus dem Internet wählt, achtet auf eine genaue Quel­
lenangabe.

→ Präsentiert euer Bild und eure Notizen kurz im Plenum.

 Abbildung 3: Collage aus Bildern zu Franz Kafka. Bild 1: Der Denker. Urheber: Franz Kafka. Lizenz: Public Do­
 main. URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Franz_Kafka_-_Der_Denker.jpg.
 Bild 2: Franz Kafka 1906. Urheber: Sigismund Jakobi. Lizenz: Public domain. URL: https://commons.wikime­
 dia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Kafka_portrait.jpg. Bild 3: Franz Kafka Denkmal von Jaroslav Róna
 (2003) in der Nähe der spanischen Synagoge, Prag. Urheberin: Myrabella. URL: https://commons.wikime­
 dia.org/wiki/Franz_Kafka#/media/File:Kafka_statue_Prague.jpg. Alle Links abgerufen am 06.03.2020.

Linktipps
• AKG-images: Franz Kafka.
   Link (https://www.akg-images.de/Package/2UMEBMH1OWRK), 06.03.2020.

• Wikimedia Commons: Franz Kafka.
   Link (https://commons.wikimedia.org/wiki/Franz_Kafka), 06.03.2020.

                                                                                                                 19
M2 Filmischer Einstieg

Arbeitsauftrag 1: Vor der Filmsichtung
Diskutiert in der Kleingruppen (3–5 Personen) die folgenden Fragestellungen, haltet eure Ant­
worten in Stichworten fest und präsentiert eure Ergebnisse im Anschluss im Plenum!

• Woher kennt ihr Franz Kafka? Durch seine Texte, Verfilmungen, digitale Medien, Theater­
   stücke?

• Habt ihr schon Texte von Franz Kafka gelesen?

• Wenn ja, welche Texte habt ihr schon gelesen?

• Könnt ihr euch noch an die ersten Eindrücke erinnern, die ihr von Kafkas Texten oder von
   seiner Person gehabt habt?

Arbeitsauftrag 2: Während der Filmsichtung
Wählt gemeinsam mit eurer Kleingruppe eines der folgenden Themen und macht euch wäh­
rend der Filmsichtung dazu Notizen.

• Kafkas Stellung als Sohn in der Familie

• Kafkas Leben in der Prager Gesellschaft

• Kafkas Berufstätigkeit in der Unfallversicherung

• Kafka als Schriftsteller in seiner Zeit

• Kafka als Mensch und Mann

Arbeitsauftrag 3: Nach der Filmsichtung
Erarbeitet gemeinsam die Bedeutung des Filmtitels „Franz Kafka – Zwischen den Welten“ im
Zusammenhang mit dem Thema, das ihr in Arbeitsauftrag 2 gewählt habt.

→ Präsentiert eure Ergebnisse im Plenum!

                                                                                             20
M3 Kafkas Selbstbild als Mensch und Literat
„Ich bin Ende oder Anfang.“ (Franz Kafka, Selbsteinschätzung)
Kafka war „ein Ende“: Er gehörte der Welt des deutschsprachigen Prager Judentums vor 1933
an, die im Zivilisationsbruch des europäischen Totalitarismus untergegangen ist.

Kafka ist aber auch „ein Anfang“: Ein zentraler Gestalter der Moderne mit einer über das Lite­
rarische hinausgehenden weltweiten Bedeutung. Kafkas Ruhm ging in den 1940er Jahren von
England, Frankreich und auch von den USA aus. Erst danach verbreitete er sich, Anfang der
1950er Jahre, nachhaltig auch in Deutschland, Österreich etc.5

Arbeitsauftrag 1: Kafkas Angst zwischen „Bindungsangst und Begehren“ 6
Wählt eines der vorgeschlagenen Diskussionsthemen aus und besprecht anhand des gewähl­
ten Beispiels, wie sich die unerträglichen Spannungen Kafkas in seiner Familie, im Prager All­
tag, im Berufsleben, in seiner Beziehung zu Frauen etc. auf seine eigentliche Selbstbestim­
mung, das Schreiben, auswirkten.

→ Haltet die wichtigsten Ergebnisse an der Tafel fest!

Diskussionsthemen
• Kafkas jüdische Herkunft versus überwiegend katholische Prager Bevölkerung

• Kafkas deutsche Sprache versus tschechische Umgangssprache

• Seine Gespräche mit dem Vater versus (nie abgeschicktem) Brief an den Vater

• Kafkas Bearbeitung der schweren Arbeitsunfälle in der Versicherungsanstalt versus der
    Verhängung sehr harter Strafen in den eigenen literarischen Texten7

• Seine Verbundenheit mit den Regeln der chassidischen Bewegung des Judentums versus
    der Einhaltung von staatlichen Rechtsnormen

5
    Vgl.: Lamping, Dieter: Kafka und die Folgen. J.B. Metzler, Stuttgart: 2017.
6
    Siehe: Prinz, Alois: Auf der Schwelle zum Glück. Die Lebensgeschichte des Franz Kafka. Beltz, Weinheim: 2013.
7
    z.B. eigene Hinrichtung im „Prozess“, eingravieren Schuldspruch in „Das Urteil“ etc.

                                                                                                                21
Arbeitsauftrag 2: Kafkas ICH und persönliche Krisen

Abbildung 4: Franz Kafka: Collage aus Screenshots aus der Dokumentation „Franz Kafka – Ein Künstler zwischen
den Welten.“ Woka-Film, 2018.

Lies dir die Zitate von Franz Kafka aufmerksam durch und beantworte folgende Fragen:

• Wie stellt er seinen persönlichen Umgang mit dem Schreiben dar?

• Welcher Umgang mit seiner Umwelt ergibt sich daraus?

• Welche Strategie im Umgang mit anderen Menschen könnte dahinterstecken?

• Passen die Zitate zu dem Bild vom Schriftsteller, das du dir anhand der Dokumentation
   „Franz Kafka – Zwischen den Welten“ gebildet hast?

    Zitat 1: Franz Kafka, Tagebuch (1912)

    Als es in meinem Organismus klargeworden war, daß das Schreiben die ergiebigste
    Richtung meines Wesens sei, drängte sich alles hin und ließ alle Fähigkeiten leer
    stehn, die sich auf die Freuden des Geschlechtes, des Essens, des Trinkens, des philo­
    sophischen Nachdenkens, der Musik zuallererst, richteten. Ich magerte nach allen
    diesen Richtungen ab. Das war notwendig, weil meine Kräfte in ihrer Gesamtheit so
    gering waren, daß sie nur gesammelt dem Zweck des Schreibens halbwegs dienen
    konnten.
    Quelle: Franz Kafka: Tagebücher 1910–1923. Sylvester 1912. Online verfügbar über: Projekt Guten­
    berg. Link (https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap003.html), abgerufen am
    06.03.2020.

                                                                                                               22
Zitat 2: Franz Kafka, Tagebuch (1913)

Alles, was nicht Literatur ist, langweilt mich und ich hasse es, denn es stört mich oder
hält mich auf, wenn auch nur vermeintlich. Für Familienleben fehlt mir dabei jeder
Sinn, außer der des Beobachters im besten Fall.
Quelle: Franz Kafka: Tagebücher 1910–1923. 21.07.1913. Online verfügbar über: Projekt Guten­
berg: Link (https://www.projekt-gutenberg.org/kafka/tagebuch/chap004.html), abgerufen am
06.03.2020.

Zitat 3: Franz Kafka an Max Brod (1922)

In diesem Fall aber: was wären hier für Begründungen des Augenleuchtens. Ein hei­
ratsunfähiger, keine Träger des Namens beibringender Sohn; pensioniert mit 39 Jah­
ren; nur mit dem exzentrischen, auf nichts anderes als das eigene Seelenheil oder Un­
heil abzielenden Schreiben beschäftigt; lieblos; fremd dem Glauben, nicht einmal das
Gebet für das Seelenheil ist von ihm zu erwarten; lungenkrank […]. Das ist der Sohn
zum Schwärmen.
Quelle: Franz Kafka: Brief an Max Brod am 30.07.1922. Zitiert nach: Haas, Werner: Franz Kafka
(3. Juli 1883–3. Juni 1924) Briefe und Tagebücher.
Link (https://homepage.univie.ac.at/werner.haas/1922/bk22-012.htm), abgerufen am 06.03.2020.

                                                                                                23
M4 Kafkas Erzählungen: Das ICH in einer verrätselten Welt
Kafkas Erzählungen prägen sich ein, ob man sie nun mag oder nicht. Sie berühren oft auf un­
angenehme Weise. Zu Lebzeiten sind Kafkas Texte kaum wahrgenommen worden, berühmt
wurde er erst nach seinem Tod.

Kafka erzählt von einer furchtbaren Welt voll Krankheit, Gewalt, Einsamkeit, Verwirrung, Ohn­
macht, Verzweiflung und Tod. Das erzählerische Grundgerüst in Kafkas Texten ist die Über­
macht einer Welt, an die sich der Mensch kämpfend anpassen muss, um nicht unterzugehen.
Das Großartige seiner Erzählkunst liegt darin, dass sie heute noch so erschütternd wirken kann
wie damals, dass der Schrecken nichts an Unmittelbarkeit eingebüßt hat.8

Arbeitsaufträge: Kafkas parabolisches Erzählen9
In den folgenden Arbeitsaufträgen sollt ihr in Partnerarbeit oder in Kleingruppen Texte unter
ausgewählten Aspekten erschließen und die charakteristischen Merkmale „parabolischen“ Er­
zählens festhalten:

• dargestellte Wirklichkeit
• Handlungsmuster
• Figurenkonzept
• Erzählweise und Erzähltechniken

Arbeitsauftrag 1: Textauswahl und Lektüre
Lest einen Text10 eurer Wahl und tauscht euch darüber aus:

1. Ein Mensch, der sich eines Tages zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. (Die Ver­
     wandlung)

2. Ein Vater, der über seinen Sohn ein Todesurteil verhängt, das jener umgehend an sich sel­
     ber vollstreckt. (Das Urteil)

3. Ein Apparat in der Strafkolonie, der das Urteil mit einer Egge auf den Rücken des Delin­
     quenten schreibt.

4. Ein gebildeter Affe, der an eine Akademie schreibt. (Ein Bericht für eine Akademie)

5. Ein Hungerkünstler, der vor einem Publikum ein Schauhungern vollführt.

6. Eine Maus, die singt oder auf Befehl einer Katze die Laufrichtung ändert. (Kleine Fabel)

8
     Siehe Arendt, Hannah: Die verborgene Tradition. Frankfurt/Main: 1976. S.96
9
     Siehe: Henninger, Heike; Seifert, Anja (Hg.): deutsch.kompetent: Oberstufe. Ausgabe Sachsen. Ernst Klett Ver­
     lag, Stuttgart (u.a.): 2017. S.258 f.
10
     Alle vorgeschlagenen Texte sind mit dem Literaturverzeichnis verlinkt und online verfügbar über textlog.de:
     Franz Kafka. Link (https://www.textlog.de/3871.html), abgerufen am 06.03.2020.

                                                                                                                 24
Arbeitsauftrag 2: Interpretation des Textes
Analysiert den von euch gewählten Text anhand eines der folgenden Interpretationsmodelle:

1.    Die Analyse der literarischen Form: Was trifft auf den einzelnen Text zu: Ich-Erzählung,
      Roman, Parabel, Gleichnis, Brief, Bericht …?

2.    Die biographische Interpretation: Was ist von Kafkas persönlichen Erfahrungen be­
      stimmt, beispielweise seiner problematischen Beziehung zum Vater, zu Frauen, zum Be­
      rufsleben, zu Hierarchien …?

3.    Die psychologische Interpretation: Kafkas Schreiben als eine Projektion11 seiner lebens­
      geschichtlichen Erfahrungen in Form von traumhaften Verfremdungen und gleichnishaf­
      ten Verwandlungen, wodurch das private Erleben eine allgemeine Bedeutung bekommt.

4.    Schreiben war für ihn lebensnotwendig. Seine Beziehung zum Vater gestaltet er immer
      neu als die Beziehung eines machtlosen Ichs zu einer überwältigenden Macht. Sein Erzäh­
      len ist bestimmt von Selbstbestrafung, Selbstzerstörung, Aggression, vor allem aber von
      einer Lebens- und Existenzangst, dies auch in Zusammenhang mit seiner unheilbaren Lun­
      gentuberkulose, die er als eine „Aus den Ufern treten der geistigen Krankheit“ empfand.

5.    Die soziologische Interpretation: Die Darstellung seines ungeliebten Beamtendaseins, die
      gesellschaftlichen bzw. familiären Veränderungen im deutschsprachigen Prager Juden­
      tum, die Rationalisierungsprozesse im Arbeitsleben, die undurchschaubaren Hierarchien
      von Macht und Einfluss, aber auch die vergeblichen Versuche, die Absurdität wie Grau­
      samkeit des eigenen Lebens zu bewältigen.

Arbeitsauftrag 3: Präsentation der Interpretationsmodelle und Gruppendiskussion
Präsentiert den von euch gewählten Text, das gewählte Interpretationsmodell und eure Ana­
lyse im Plenum.

Diskutiert im Anschluss an die Präsentationen über unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zu
Texten.

Vertiefender Arbeitsauftrag: Wie aktuell ist Kafka heute?
Lies dir den vorgeschlagenen Zeitungsartikel durch und überlege, wo der Text, den du mit dei­
ner Gruppe analysiert hast, heute noch besonders aktuell ist. Schreib einen Artikel zu diesem
Thema für eure Schülerzeitung oder ein anderes Print- oder Onlinemedium deiner Wahl.

Stach, Rainer: Wie Kafka unsere Facebook-Existenz voraussah. In: Welt.de, 31.01.2014.
Link (https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article124410648/Wie-Kafka-unsere-Face­
book-Existenz-voraussah.html), 06.03.2020.

11
     Projektion verstanden als Übertragung von Gefühlen, Wünschen, Vorstellungen auf andere Menschen.

                                                                                                        25
M5 Kafkas Erzähltechniken: „kafkaesk“
Die Bezeichnung „kafkaesk“ dient seit den 1950er Jahren als Begriff für etwas Absurdes, uner­
klärlich Bedrohliches, auf groteske Weise Undurchschaubares in Kunst, Literatur und Wissen­
schaft wie auch im privaten Alltagsleben: Es wirkt rätselhaft, anziehend, erschreckend, beun­
ruhigend, neue Sichtweisen anbietend und zugleich vernichtend …

Filmbeobachtungsauftrag: Die Verwandlung
Sieh dir das Kapitel 6: „Die Verwandlung“ in der Dokumentation „Franz Kafka – Zwischen den
Welten“ aufmerksam an. Achte dabei vor allem auf den Text!

                           „Als Gregor Samsa eines Morgens
                           aus unruhigen Träumen erwachte,
                           fand er sich in einem Bett zu einem
                           ungeheuren Ungeziefer verwandelt.
                           […] Was ist mit mir geschehen,
                           dachte er.“

                           Abbildung 5: Titelblatt zur Originalausgabe von „Die
                           Verwandlung“ 1917. Screenshot aus der Dokumenta­
                           tion „Franz Kafka – Ein Künstler zwischen den Welten“,
                           Woka-Film, 2019. Textzitat, ebd.

• Beschreibe die innere und äußere Situation von Gregor Samsa.

• Erläutere kurz, inwiefern Gregor sich in einer Krise befindet. Worunter leidet er?

• Warum kann Kafka trotz seiner eher traditionellen Erzählweise als moderner Erzähler gel­
   ten? Welche radikalen Bilder bzw. Motive verwendet er? Wodurch wirken seine Erzählun­
   gen so vieldeutig, komplex und sind oft undurchschaubar?

• Benennt die Probleme, über die er nachdenkt:

• Worunter leidet Gregor Samsa in der Familie, im Beruf?

                                                                                                26
Buchtipp
Corbeyran und Horne haben „Die Verwandlung“ als Graphic Novel umgesetzt. Auf der Web
site des Verlages habt ihr die Möglichkeit, einen Blick ins Buch zu werfen:

Corbeyran, Eric & Horne, Richard: Die Verwandlung. Knesebeck, München: 2014.
Link (https://www.knesebeck-verlag.de/die_verwandlung/t-1/136), 06.03.2020.

Arbeitsauftrag: Graphic Novel
Gregor Samsa verwandelt sich in ein Ungeziefer in Gestalt einer Schabe.12

→ Vergleiche die Darstellung Gregor Samsas als Schabe in der Graphic Novel mit der Textvor­
     lage von Franz Krafka.

→ Wie wirkt der ungewöhnliche Blickwinkel auf dich?

Arbeitsauftrag: Multiple Choice-Übung
Auf der Website ZUM.de (Zentrale für Unterrichtsmedien) habt ihr die Möglichkeit, eine Mul­
tiple Choice-Übung zu Kafkas „Verwandlung“ zu machen! Wer in eurer Klasse ist ein wahrer
Kafka-Spezialist? Stellt ein Ranking auf!

ZUM.de: Franz Kafka: Die Verwandlung. Multiple Choice-Übung.
Link (http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/hotpots/w_pollauf/verwandlungm.htm),
06.03.2020.

Arbeitsauftrag: „Die Verwandlung“ in Kurzfilmen
Schließt euch zu Kleingruppen zusammen (2–3 Personen) und wählt einen Kurzfilm zur
„Verwandlung“ aus.

Die Kurzfilme findet ihr unter: wiki.zum.de: Die Verwandlung.
Link (https://wiki.zum.de/wiki/Die_Verwandlung), 06.03.2020:

• Verwandlung to go! Playmobil (11‘00‘‘)

• Die Verwandlung: Trickfilm (13‘20‘‘)

• Schulprojekt 1: Das erste Kapitel (06‘07‘‘)

• Schulprojekt 2: Die Verwandlung der Familie Samsa (08‘12‘‘)

• Theateraufführung: Theater an der Ruhr (Trailer) (5‘50‘‘)

→ Diskutiert eure Eindrücke von den einzelnen filmischen Kurzversionen.

12
     Begriffserklärung: Die Schaben sind Insekten. Es gibt ca. 4600 Arten, die vor allem in den Tropen und Subtro­
     pen vorkommen, finden sich jedoch auch überall in menschliche Behausungen als eingeschleppte Arten, die
     als Schädlinge oder zumindest als lästig gelten.

                                                                                                                     27
Arbeitsauftrag: Wordrap
Verfasst einen „Rap“ zu einem Text13 von Franz Kafka.

1. Vor dem Gesetz aus dem Romanfragment Der Prozess

2. Der neue Advokat

3. Text eurer Wahl

Der Rap sollte engen Bezug zum gewählten Text haben und einen aktuellen Bezug vermitteln.

Ein Beispiel findet ihr unter folgendem Link: Youtube: Mein Rap zu Kafkas „Gesetz“.
Link (https://www.youtube.com/watch?v=pLHU12r2beY), 06.03.2020.

→ Tragt den entstandenen Rap im Plenum vor!

Textbeispiele
1. Textvorlage Franz Kafka: Vor dem Gesetz

     Der Text stammt aus dem Kapitel „Dom“ des Romanfragmentes „Der Prozess“, an dem
     Franz Kafka in den Jahren 1914/15 gearbeitet hat.14

      Textvorlage: Vor dem Gesetz

      Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande
      und bittet um Eintritt in das Gesetz. Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an
      seinem Ende ist und – um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen – brüllt er ihn
      an: Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich
      bestimmt. […]
      Quelle: Franz Kafka: Vor dem Gesetz. Online verfügbar über textlog.de.
      Link (https://www.textlog.de/32064.html), aufgerufen am 06.03.2020.

2. Textvorlage Franz Kafka: Der neue Advokat15

     Der Text geht davon aus, dass das berühmte Streitross von Alexander dem Großen, Buce­
     phalos (auch: Bukephalos), als Advokat wiedergeboren sei. Der Sage nach war Alexander
     der Einzige, der dieses Pferd reiten konnte; er erwarb das Tier für einen gewaltigen Preis
     und errichtete dem Tier nach dessen Tod ein Denkmal.

13
     Alle vorgeschlagenen Texte sind mit dem Literaturverzeichnis verlinkt und online verfügbar über: textlog.de:
     Franz Kafka. Link (https://www.textlog.de/3871.html), aufgerufen am 06.03.2020.
14
     Wikipedia: Vor dem Gesetz. Link (https://de.wikipedia.org/wiki/Vor_dem_Gesetz), aufgerufen am 06.03.2020.
15
     Quelle: Franz Kafka: Der neue Advokat. In: Franz Kafka. Gesammelte Werke. Hrsg. von Max Brod. Erzählungen.
     Frankfurt/Main: S. Fischer Verlag, 1946, S. 145 f.

                                                                                                               28
Textvorlage Franz Kafka: Der neue Advokat

Wir haben einen neuen Advokaten, den Dr. Bucephalus.

In seinem Äußern erinnert er wenig an die Zeit, da er noch Streitross Alexanders von
Mazedonien war. Wer allerdings mit den Umständen vertraut ist, bemerkt einiges.

Doch sah ich letzthin auf der Freitreppe selbst einen ganz einfältigen Gerichtsdiener
mit dem Fachblick des kleinen Stammgastes der Wettrennen den Advokaten bestau­
nen, als dieser, hoch die Schenkel hebend, mit auf dem Marmor aufklingendem
Schritt von Stufe zu Stufe stieg.

Im Allgemeinen billigt das Büro die Aufnahme des Bucephalus.

Mit erstaunlicher Einsicht sagt man sich, dass Bucephalus bei der heutigen Gesell­
schaftsordnung in einer schwierigen Lage ist und dass er deshalb, sowie auch wegen
seiner weltgeschichtlichen Bedeutung, jedenfalls Entgegenkommen verdient.

Heute – das kann niemand leugnen – gibt es keinen großen Alexander.

Zu morden verstehen zwar mancher; auch an der Geschicklichkeit, mit der Lanze über
den Banketttisch hinweg den Freund zu treffen, fehlt es nicht; und vielen ist Mazedo­
nien zu eng, so dass sie Philipp, den Vater, verfluchen – aber niemand, niemand kann
nach Indien führen.

Schon damals waren Indiens Tore unerreichbar, aber ihre Richtung war durch das Kö­
nigsschwert bezeichnet.

Heute sind die Tore ganz anderswohin und weiter und höher vertragen; niemand
zeigt die Richtung; viele halten Schwerter, aber nur, um mit ihnen zu fuchteln, und
der Blick, der ihnen folgen will, verwirrt sich.

Vielleicht ist es deshalb wirklich das Beste, sich, wie es Bucephalus getan hat, in die
Gesetzbücher zu versenken. Frei, unbedruckt die Seiten von den Lenden des Reiters,
bei stiller Lampe, fern dem Getöse der Alexanderschlacht, liest und wendet er die
Blätter unserer alten Bücher.
Quelle: textlog.de: Franz Kafka: Der neue Advokat. In: Erzählungen veröffentlicht zu Lebzeiten
(1920-1924). Link (https://www.textlog.de/32068.html), aufgerufen am 06.03.2020.

                                                                                                 29
M6 Umbrüche in Kafkas Briefen erfassen
Wie „fies“ Kafka auch sein konnte, zeigt sich vor allem im Umgang mit Frauen, speziell mit sei­
ner Verlobten Felice Bauer, erklärt die Kafka-Expertin Karin Duttlinger in der Dokumentation
„Franz Kafka – Zwischen den Welten“:
                                                   „Und wenn Sie sich zum Beispiel die
                                                   Briefwechsel anschauen, sehen Sie auch,
                                                   dass Kafka seine Briefpartner zum Teil
                                                   wirklich ziemlich fies manipuliert hat,
                                                   also auch Felice Bauer, die er in seinen
                                                   Briefen mehr oder weniger überredet hat
                                                   – oder zu überreden versucht hat, dass
                                                   sie die Verlobung abbricht. Er wollte aber
                                                   auch nicht selbst Schluss machen, son­
                                                   dern er wollte, dass es irgendwie von ihr
                                                   oder von der Familie kommt.“ (Quelle:
                                                   O-Ton aus der Dokumentation: „Franz
                                                   Kafka – Zwischen den Welten.“ Woka-
                                                   Film, 2019, bearbeitet.)
                                                   Abbildung 6: Franz Kafka und Felice Bauer. Screenshot aus
                                                   der Dokumentation „Franz Kafka – Zwischen den Welten.“
                                                   Woka-Film, 2018.

Was ist Manipulation?16
1. Durch das Manipulieren einer Person will sich jemand in der Regel einen Vorteil verschaf­
     fen und zum Ziel seines Begehrens gelangen.

2. Das Instrumentalisieren anderer Menschen durch manipulatives Verhalten zu seinem eige­
     nen Nutzen ist Teil einer antisozialen Persönlichkeitsstörung und gehört auch zum Stö­
     rungsbild der Psychopathie.

16
     Zur Definition von Manipulation siehe: lernen.net: Manipulation: 7 Strategien, wie du verdeckte Einfluss
     nahmen erkennst und abwehrst.
     Link (https://www.lernen.net/artikel/manipulation-7-strategien-einflussnahmen-3198/), aufgerufen am
     06.03.2020.

                                                                                                                30
Arbeitsauftrag: Kafkas Manipulationen
Seht euch das Filmkapitel 5: „Kafkas Beziehung zu Felice Bauer“ aufmerksam an und lest den
Brief, der im Filmkapitel vorgelesen wird, noch einmal durch.

Beantwortet im Anschluss die folgenden Fragen:

• Inwieweit manipuliert er Felice zu seinem eigenen Vorteil?

• Mit welchen Argumenten schmeichelt er ihr und rügt sie zugleich?

• Welche Einstellung ihm gegenüber wirft er ihr vor? Was will er damit bezwecken?

    Brief Franz Kafkas an Felice Bauer

    Ich liebe Dich Felice, mit allem, was an mir menschlich gut ist, mit allem, was an mir
    wert ist, dass ich mich unter den Lebendigen herumtreibe. Ist es wenig, so bin ich we­
    nig. Ich liebe dich ganz genau so, wie du bist.

    Das, was mir an dir gut scheint, wie das, was mir nicht gut scheint, alles, alles.

    Liebste, soll dir entfremden. Ich, der ich da an meinem Tisch vor Verlangen nach dir
    vergehe? Wenn es so viel Güte in der Welt gibt, dann muss man sich nicht fürchten.
    Muss nicht unruhig werden.

    Du hast an mir Verschiedenes auszusetzen, willst mich anders haben, als ich bin. Ich
    soll mehr in der Wirklichkeit leben, soll mich nach dem, was gegeben ist richten und
    so fort. Merkst du denn nicht, dass du, wenn du solches aus wirklichem Bedürfnis
    willst, nicht mehr mich willst, sondern an mir vorüber willst? Warum Menschen än­
    dern wollen, Felice? Das ist nicht recht. Menschen muss man nehmen, wie sie sind,
    oder lassen, wie sie sind. Ändern kann man sie nicht, höchstens in ihrem Wesen stö­
    ren.
    Quelle: O-Ton aus der Dokumentation: „Franz Kafka – Zwischen den Welten.“ Woka-Film, 2018.

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M7 Das ICH in der Krise in Kafkas parabolischen Erzähltexten
Folgende Themen hat Kafka immer wieder behandelt17:

• Auseinandersetzung mit dem Vaterbild, teils offen, teils verdeckt geführt;

• Das Labyrinthische: Die „Hauptfigur“ verirrt sich in Gängen, verstrickt sich in Gestrüpp, auf
     Dachböden und findet nicht mehr hinaus;

• Das Bedrohliche im Alltagsleben: vertraute Dinge oder Personen erscheinen plötzlich un­
     heimlich, z.B. eine Wohnung, ein Zimmer, ein Garten, die Uhrzeit, Menschen;

• Die „Protagonisten“ gelangen nie ans Ziel: Es gibt eine Hierarchie von Instanzen, die man zu
     Lebzeiten nicht bewältigen kann. Sie behindern alle Versuche, zu einer Lösung zu kommen;

• Das Irrationale bricht unvermittelt, unverstanden und unreflektiert ins normale Leben ein:
     Verwandlungen in einen Käfer oder eine Brücke werden als selbstverständlich hingenom­
     men.

Parabel

Eine von ihm immer wieder gewählte Textform ist die Parabel. Eine Parabel18 erzählt eine Ge­
schichte, die mit dem Gleichnis verwandt ist. Sie ist eine kurze, lehrhafte Textsorte, die sich
auf eine bestimmte Situation übertragen lässt und von der Rezipientin / dem Rezipienten ent­
schlüsselt werden muss.

Bildebene versus Sachebene

Zwei Ebenen sind zu unterscheiden: Die „Bildebene“ ist das, was erzählt wird, davon abgelei­
tet wird die „Sachebene“, das heißt, was tatsächlich gemeint ist.

17
     Vgl.: Rainer, Norbert; Kern, Eva: Stichwort Literatur. Veritas, Linz: 2000. S.359.
18
     Siehe: teachsam.de: Typen der Parabel.
     Link (https://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/par_6_2_5.htm),
     aufgerufen am 06.03.2020.

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Arbeitsauftrag: Interpretation einer Parabel
Analysiere die Parabel „Gib´s auf“ von Franz Kafka.

Alternativ kannst du auch eine andere Parabel von Franz Kafka auswählen.

Wähle für die Analyse eines der auf der folgenden Seite vorgeschlagenen Interpretations
modelle:

• das „Quicki-Modell“ oder

• das „traditionelle literaturwissenschaftliche Modell“

Textbeispiel: Parabel

Gib’s auf!
(Franz Kafka, 1922)

Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof.
Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, dass es schon viel später war, als ich
geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ
mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus,
glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte atemlos nach
dem Weg.
Er lächelte und sagte: „Von mir willst du den Weg erfahren?“
„Ja, sagte ich, da ich ihn selbst nicht finden kann.“
„Gib‘s auf, gib’s auf!“, sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie
Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.
Quelle: Franz Kafka: Gib’s auf. 1922 [posthum veröffentlicht]. Link (https://www.text­
log.de/32105.html)

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a) Das „Quicki-Modell“

    Abbildung 7: Das „Quicki-Model“. Urheber: Gert Egle. Lizenz: CC-BY-SA 4.0.
    URL: http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/par_quickie.htm,
    aufgerufen am 06.03.2020.

b) Das traditionelle literaturwissenschaftliche Modell

   Abbildung 8: Das traditionelle literaturwissenschaftliche Modell. Urheber: Gert Egle. Lizenz: CC-BY-SA 4.0.
   URL (https://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/txtsor/epi_klein/para/par_6_2_5.ht),
   aufgerufen am 06.03.2020.

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M8 Kafka in Schule, Unterricht und eigenem Leben

Arbeitsaufträge zur Textreflexion: Kafka heute im Unterricht und Leben
Lies dir das Textbeispiel „Die Prüfung“ von Bolko Bullerdiek aufmerksam durch und bearbeite
die Arbeitsaufträge im Anschluss an den Text.

    Textbeispiel: Bolko Bullerdiek: Die Prüfung

    […] Sie öffnete das Fenster.
    Die Stimmen der Vögel. Fast schmerzlich.
    Sie schrieb: Was erwarte ich von der Literatur?
    Ob sich ihre Schüler auch um eine Antwort bemühten?
    Klar, Kafka war Oberstufenstoff. Mit Kafka beginnt die Moderne, hatte sie gesagt, das
    moderne Lebensgefühl. Ihre Schüler hatten das geschluckt, wie sie alles schluckten
    und damit entwerteten, zum Unterrichtsstoff degradierten.
    Ohne Widerspruch: Der Brief an den Vater. Das Urteil – ohne Neugier.
    […] Nur Karsten interessierte sich für die Kafka-Biografie, hatte über Beziehungen zu
    Frauen referiert. Er war der Einzige, der sich außer Pluspunkten noch etwas erwar­
    tete. Oder war es nur eine raffinierte Art, sich zu profilieren?
    Tafelanschrieb: Kafka, Der Psycho-Spasti.
    Darauf war sie nicht gefasst gewesen. Sie hatte das Tafeltuch genommen, die Bemer­
    kung weggewischt, langsam und stumm, dann kühl gesagt: „Wer die Kafka-Lektüre
    problematisieren will, sollte sich melden.“
    Niemand hatte sich gemeldet. Sie machte weiter mit den Deutungen von Kafkas Kurz­
    prosa. Nahm Christine dran.
    [ …] Christine hatte Die Prüfung vorgelesen, die Geschichte vom ängstlichen Diener,
    der nicht zum Dienst gerufen wird, sich bereit hält, vom Wirtshaus gegenüber, wo
    saures Bier ausgeschenkt wird, zu den Fenstern des Herrenhauses schaut, aber allen­
    falls einen anderen Diener sieht, einen fremden, weil die ständig oben geschäftigen
    Diener nicht in der Gesindestube schlafen; der schließlich von einem Gast, der sich
    auch als Diener entpuppt, eingeladen wird, aber nicht einmal dessen Fragen versteht;
    der aufstehen will, weil er meint, den anderen reue seine Einladung, aber gesagt be­
    kommt: „Bleib… das ist ja nur eine Prüfung. Wer die Fragen nicht beantwortet, hat die
    Prüfung bestanden.“
    Christine hatte etwas von Paradoxie gesagt, von moderner Sinnkrise […].
    […] Karsten hatte sich gegen solche Standardantwort gewehrt: „Ich will doch nicht an­
    gelesene Plattitüden hören, ich will wissen, wie du den Text verstehst, ob du das als
    eine Absage an Religionen verstehst oder was du sonst glaubst.“

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Warum musste Karsten gerade bei Christine so insistieren?
    Er wusste doch, wie dünn das Eis war, auf dem sie sich tastend bewegte. […]
    „Lass mich in Ruhe, du Scheißstreber … was ich … wie ich …“, Christines Stimme war
    ein schrilles Alarmsignal. „Das geht dich einen Dreck an, was ich glaube, ich bin doch
    nicht in der Kirche, bin in der Schule, damit ich lerne, was Sache ist, und die da – mit
    dem Kopf deutete sie auf die Lehrerin – die wird doch dafür bezahlt, dass sie uns sagt,
    was Sache ist. Stattdessen diese Horrorgeschichten, in denen Väter ihre Söhne zum
    Tode verurteilen, wo gibt‘s das denn, die sind doch krank, alle krank im Kopf, das
    reinste Horrorpanoptikum, als wenn’s in der Literatur nur kaputte Typen gibt, nur
    Werther und Woyzeck und Hölderlin und Kleist oder Kafka: alles Mörder, Selbstmör­
    der, Psychopathen, … Und dann sollen wir noch, soll ich noch … was ich glaube, was
    ich meine. Also ich meine: mich kotzt das an, mich macht das krank … Können wir im
    Literaturunterricht denn nicht einmal was Schönes, nur einmal, muss es doch auch,
    muss es doch geben
    […] Tränen, rauslaufen. Der Nachhall der zufallenden Tür.
    Stille.
    Sie hatte Hanna gebeten, sich um Christine zu kümmern. Sie hatte gefragt, was die
    anderen zur Situation meinten.
    Was hätte sie mehr tun können oder müssen? Die Stille. Die lange Stille.
    Sie hatte den Unterricht vor dem Läuten beendet und alle bis zur nächsten Stunde um
    eine schriftliche Antwort gebeten auf die Frage:
    Was erwarte ich von der Literatur?
    Quelle: Textvorlage: Bullerdiek, Bolko: Die Prüfung. In: Zeitschrift Praxis Deutsch, 1989, S.5.
    gekürzt.

Arbeitsauftrag 1: Gedankenskizze
Erstelle eine Gedankenskizze: Was erwarte ich persönlich von der Literatur?

Arbeitsauftrag 2: Gesprächsrunde
Diskutiert im Plenum:

Sollen literarische Textinterpretationen im Schulfach „Deutsch“ Platz finden oder in einem
Freifachangebot unterrichtet werden? Bedenkt, dass im Deutschunterricht schon sehr viel
Stoff untergebracht werden muss: Stichwort „Viel-Fach“ Deutsch.

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Leere Umschlagseite
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