Frauenkonferenz in Mannheim - Seite 2 und 3 - IG Metall Stuttgart
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Informationen des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Stuttgart Oktober 2019 | Nr. 85 21. Frauenkonferenz in Mannheim Hunderttausende beteiligten Seite 2 und 3 sich am Schweizer Frauenstreik Seite 6 Themenabend des OFAs: Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz Spanien verbessert Seite 4 Gleichstellungsgesetz Seite 7 Betriebsrätinnentag Seite 5
21. Frauenkonferenz in Mannheim: Impulse für mehr Gleichstellung Etwas aufgeregt waren wir fünf 100 Jahre Frauenwahlrecht hin. Die ist Luft- und Raumfahrt-ingenieurin, Frauen des Ortsfrauenausschus- IG Metall befindet sich im Wandel. im Studium waren nur 10 Frauen. Sie ses Stuttgart schon, als wir uns Die Mitgliederentwicklung bei den sieht eine Veränderung dieser Kultur am Donnerstag, 28. März auf den Frauen zeigt seit 2015 einen steten als schwierig, da sie Jahrhunderte Weg zur 21. Frauenkonferenz Anstieg. Die Zielgruppenarbeit funk- lang so gelebt wurde. Karola Frank nach Mannheim machten. An den tioniert. Noch immer kämpfen wir (VK-Leiterin AUDI Ingolstadt) sagt, folgenden Tagen fanden fast zeit- für gleichen Lohn für gleiche Arbeit die Unternehmenskultur muss von gleich vier Konferenzen statt: Mi- – denn der Gender Pay Gap beträgt oben vorgelebt werden. Tarik Tes- grations-, Jugend-, Ortsangestell- nach wie vor 21 Prozent. Die Arbeits- fu (Feminist) fordert eine Quote, die ten- und Frauenkonferenz. Über welt ist internationaler, weiblicher, auch colored People, Transgender … 1000 Metallerinnen und Metaller vielfältiger, technischer geworden. berücksichtigt. waren auf dem Gelände anzutref- Die Digitalisierung trifft alle Berei- fen. che. Wir müssen dafür sorgen, dass Nach der Rede von Jörg Hofmann Frauen zu Gewinnerinnen der Digita- geht der erste anstrengende Konfe- „Eh wie geil ist das denn?“ Coole Mu- lisierung werden. Der technologische renztag zu Ende. Kurz noch an den sik der Frauenband „Miss Foxy“ emp- Fortschritt muss zum sozialen Fort- Infoständen vorbei und etwas essen. fing uns im Sitzungssaal. Als willkom- schritt werden. Es sind hunderttau- Mit Musik und Gesprächen ließen wir mene Abwechslung animierte uns sende Arbeitsplätze in Gefahr, wenn den Abend ausklingen. ihre Musik auch in den Pausen dazu, der ökologische Wandel dem freien alle Glieder zu lockern. Stefanie Markt überlassen wird. Das sind auch Am Freitagmorgen teilten wir uns zu Geyer, Ressortleiterin Frauen- und hunderttausende Arbeitsplätze von 15 Themen in Arbeitsgruppen auf. Gleichstellungspolitik der IG Metall, Frauen. Dabei erarbeiteten wir Chancen und begrüßte alle Anwesenden und eröff- Herausforderungen zum Beispiel zur nete die 21. Frauenkonferenz, die un- Nach der Pause fordert Elke Han- Digitalisierung, partnerschaftliches ter dem Motto „Gleichstellung #in Ar- nack, die stellvertretende DGB Vor- Verhalten am Arbeitsplatz, Förderver- beit“ stand. Die Konferenz dient dazu, sitzende, den Ausbau regionaler einbarungen für Frauen, Frauen in grundlegende Entscheidungen für Netzwerke zwischen Schulen und Führungspositionen…. die Gleichstellungsarbeit der IG Me- Betrieben. Sie befürwortet das Wei- tall zu treffen. Auf diese Weise hatten terführen des Girls Days, um das In- Anschließend trafen sich alle vier die Frauenausschüsse bereits viele teresse an MINT Berufen (Mathema- Personengruppen im großen Saal. Aktivitäten auf den Weg gebracht. tik, Informatik, Naturwissenschaft und Über 1000 TeilnehmerInnen aus dem Technik) zu wecken. Im Vordergrund ganzen Bundesgebiet, „die Vielfalt Christiane Benner, zweite Vorsit- steht für sie das Beraten, kein Len- der IG Metall“ befand sich in einem zende der IG Metall, benennt in ihrer ken. Die anschließende Gesprächs- Raum, wie Christiane Benner fest- Rede die Stadt Mannheim kurzer- runde „Pionierinnen in Männerdo- stellte. Sie spannte einen weiten hand in „Frauheim“ um. Sie weist mänen“ nimmt das Thema auf. Eine Bogen. Von der Wäscheklammer nochmals auf die Veranstaltungen zu Teilnehmerin ist Claudia Kessler. Sie als Symbol für die Kampagne „Auf 2 Lunte Nr. 85 | Oktober 2019
geht`s - rauf geht`s“ in den 70ern, als Frauen gegen die Leichtlohnentgelt- gruppen auf die Straße gingen, über die kämpferische Jugend (Operation Übernahme), die mit 231.000 Mitglie- dern die größte Jugendorganisation ist, bis zum Aufbau einer Vertrauens- leute-Struktur, um die Beteiligung zu stärken. “Die Politik hat keine konzer- tierten Pläne für die Elektrifizierung der Automobilindustrie.“ Deshalb ruft sie zur Teilnahme an der Kundge- bung „FAIRWANDEL“ in Berlin Ende Juni auf. Nach Christianes mitreißender Rede ging es in die Mittagpause. Am Nachmittag setzte sich Andrea Nahles, SPD-Politikerin, für die Frau- enquote ein. Sie fordert ein Parität- Gesetz mit 50% Frauen (quotierte Wählerlisten). Sie sprach über die Grundrente, zur Arbeitszeitdebatte Beschlüsse der Frauenkonferenz konferenz während der Arbeitszeit und zu finanzierten Weiterbildungs- Die Delegierten der 21. Frauenkon- stattfinden und die Vereinbarkeit zeiten. In der anschließenden Ge- ferenz der IG Metall wollen die Si- von Leben und Arbeit sicherstellen. sprächsrunde zum Thema „#me too tuation von Teilzeitbeschäftigten – den Kulturwandel in den Betrieben verbessern. BetriebsrätInnen sollen Der Vorstand soll die positive Ent- gestalten“ wurden Möglichkeiten der sich beispielsweise dafür einsetzen, wicklung des Frauenanteils in Prävention vorgestellt, zum Beispiel dass Teilzeitbeschäftigte ihre Ar- Haupt- und Ehrenamt weiter vor- Beratungsstellen. Die Öffentliche De- beitszeit aufstocken können. Statt antreiben. Wenn die IG Metall nach batte hat mehr Bewusstsein gegen wegfallendes Arbeitszeitvolumen außen weiblicher wird, wird auch sexuelle Belästigung geschaffen. Wir über Mehrarbeit auszugleichen, eine Mitgliedschaft in der IG Metall brauchen mehr Frauen in machtvol- soll es systematisch erfasst und für Frauen attraktiver - so die An- len Positionen, die sich solidarisieren Teilzeitbeschäftigten zur Verfügung sicht der Delegierten. Verbindliche und zusammenhalten. gestellt werden. Zudem wollen sie Quoten sind demnach ein Weg, um erreichen, dass alle Beschäftigten, den Frauenanteil zu erhöhen. Nach einer kurzen Pause starteten auch die, die heute schon in Teilzeit wir mit der Bearbeitung der 55 Anträ- sind, einen Rechtsanspruch erhal- Beschäftigte müssen nach Ansicht ge, eingereicht von den Bezirks- und ten, die Arbeitszeit bis zur Vollzeit der Delegierten die Möglichkeit ha- Ortsfrauenausschüssen. So lagen aufzustocken. ben, zu entscheiden, wie sie ihre dieses Jahr die Schwerpunkte bei der Arbeitszeit gestalten wollen, um Gleichstellung in den Betrieben und Die Frauenkonferenz fordert den die Vereinbarkeit von Erwerbs- in der IG Metall, bei der Gestaltung Vorstand der IG Metall auf, bei der und Privatleben zu gestalten. Der der Transformation und der Tarifpoli- Digitalisierung gleichstellungspoliti- Vorstand der IG Metall soll sich tik. Mit viel Sachverstand und teilwei- sche Belange in den Blick zu neh- für gesetzliche Regelungen zum se sehr emotional stellten die Bezirke men und Nachteile für Frauen zu Ausbau von partnerschaftlichen ihre Anträge vor und begründeten verhindern. Qualifizierung und Aus- Arbeitsteilungsmodellen einsetzen. sie. Für den Samstagvormittag hat- bildung bilden dabei eine Schlüs- Instrumente sind das Elterngeld mit ten wir noch Anträge aus zwei Sach- selrolle, damit bei Digitalisierungs- einem Ausbau der verpflichtenden gebieten abzuarbeiten. Darin auch prozessen alle Beschäftigten mit- Partnermonate und die Einführung unsere Anträge zum Mindestlohn und genommen werden. Qualifizierung eines Väterurlaubs kurz nach der zur Unterstützung Alleinerziehender, muss nach Ansicht der Frauen- Geburt. die beide angenommen wurden. Lunte Nr. 85 | Oktober 2019 3
Aus der Arbeit des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Stuttgart Themenabend des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Stuttgart „Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz“ WANN: 18.11.2019 um 17 Uhr (bis ca. 20 Uhr) WO: bei der IG Metall, 3. Stock, Sitzungssaal, Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart An diesem Abend wollen wir dieses wichtige und aktuelle Thema mit euch ILO verabschiedet beleuchten. Konvention gegen Sexuelle Belästigung und Gewalt in Betrieben ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Weltweit nimmt die Gewalt in den Unternehmen immer mehr zu Gewalt und Belästigung und hat dabei viele Facetten: Von Mobbing und Einschüchterung bis hin zu in der Arbeitswelt sexueller Belästigung und körperlicher Gewalt. Wie ihr vorgehen und euch dagegen stark machen könnt, erfahrt ihr bei unserer Veranstaltung. Bei der diesjährigen Konferenz Professionelle Unterstützung und spannende Einblicke bekommen wir von: der Internationalen Arbeitsorgani- Prof. Dr. phil. Julia Gebrande sation (ILO) in Genf wurde im Juni Diplom Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin (FH), ein Übereinkommen zur Beendi- M.A. Soziale Arbeit Hochschule Esslingen gung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt verabschiedet. Wir freuen uns auf lebendige und interessante Diskussionen. Bitte gebt uns bis spätestens zum 11.11.2019 an untenstehenden Kontakt Es ist weltweit das erste Überein- Bescheid, ob Ihr an unserem Themenabend teilnehmen möchtet. kommen, das Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern weitreichen- Euer OFA Stuttgart den Schutz vor derartigen Über- KONTAKT griffen bietet. Susanne Greger-Adam, 0711/16278-52, Susanne.Greger-Adam@igmetall.de Vor dem Hintergrund der weltweiten #metoo Debatte hat die ILO jetzt auf UN-Ebene ein wirkungsvolles In- Aktive Frauen suchen Verstärkung strument gegen Gewalt und Belästi- gung in der Arbeitswelt geschaffen. Der Ortsfrauenausschuss (OFA) der IG Metall Stuttgart besteht aus Denn beides gehört geächtet und ca. 20 aktiven Frauen, hauptsächlich Vertrauensfrauen und Betriebs- bekämpft. Die Konvention sieht zur rätinnen, aber auch interessierte Frauen ohne Funktionen. Aufklärung von gewalt- und belästi- gungsbezogenen Vorfällen ein brei- „Aktive Frauen für Frauen“ – das sind wir: tes Spektrum an Untersuchungs- YYWir haben über 30 Jahre Erfahrung in der Frauenpolitik und Abhilfemaßnahmen vor, wie YYWir erarbeiten Vorschläge/Standpunkte zu politischen und zum Beispiel Beschwerdemöglich- tariflichen Themen keiten, Streitbeilegungsmechanis- YYWir organisieren Veranstaltungen sowohl zu aktuellen als auch men sowie gerichtliche Verfahren. geschichtlichen Themen Darüber hinaus werden den Opfern YYWir kreieren und feiern den Frauentag am 08. März weitreichende Unterstützungsmaß- nahmen zugesichert. Sie reichen YYWir haben ein großes Frauennetzwerk und arbeiten an der Erweiterung von medizinischer Versorgung über YYWir unterstützen uns bei betrieblichen Themen und auch darüber hinaus soziale Betreuung bis hin zu rechtli- cher Beratung und Hilfestellung. Wir suchen Verstärkung: YYDu bist weiblich Das Übereinkommen tritt 12 Monate, YYDu bist interessiert an Frauenthemen und Politik nachdem es zwei Mitgliedsstaaten ratifiziert haben, in Kraft. Gemein- YYDu willst Deinen Kampfgeist stärken sam mit dem Übereinkommen wurde YYDu bist engagiert, ungeniert oder willst es werden eine Empfehlung angenommen, die YYDu hast Spaß an kreativen Aktionen den 189 Mitgliedsstaaten der ILO YYDu willst selbstbewusst Auftreten bzw. dies lernen…. Unterstützung zur Umsetzung der Konvention bietet. Wir fordern, dass Neugierig? Dann melde Dich… Deutschland eine schnelle Ratifizie- rung vornimmt. 4 Lunte Nr. 85 | Oktober 2019
Über 50 000 Menschen setzen Zeichen für eine gerechte Transformation Mehr als 50 000 Menschen haben am 29. Juni bei der #FairWandel- Kundgebung der IG Metall im Ber- liner Regierungsviertel demon- striert. Ihre Forderung: Aus technischem Fortschritt muss sozialer und öko- logischer Fortschritt für alle werden. Sie kamen aus der ganzen Repu- blik, mit zehn Sonderzügen und 800 Bussen. Aus Stuttgart sind 1500 Kolleginnen und Kollegen mit nach Berlin gefahren, auch viele Kolle- ginnen vom Ortsfrauenausschuss Stuttgart. Die Botschaft an Regie- rung und Unternehmen war: Das Nichtstun muss ein Ende haben. Verkehrswende, Energiewende, Kli- Frauen in Aktion in Berlin bei der Kundgebung der IG Metall am 29. Juni 2019 maschutz und Transformation der Industrie funktionieren nicht von al- der digitale und ökologische Wandel gestaltet werden. Dafür hat diese leine. Dafür braucht es einen Plan, den Beschäftigten Chancen auf gute Kundgebung ein kraftvolles Zeichen massive Investitionen ― und vor Arbeit gibt“, sagte Jörg Hofmann, gesetzt.“ allem schnelles und entschlossenes Erster Vorsitzender der IG Metall, Handeln. „Die Teilnehmer erwarten in Berlin. „Die Transformation muss Weitere Infos unter: von Politik und Arbeitgebern, dass sozial, ökologisch und demokratisch https://www.igmetall.de/fairwandel Betriebsrätinnentag: Frauen in den Fokus! In der Stadthalle Reutlingen dis- bewertete in seinem Referat die Um- Mit einem frauenpolitischen Ausblick kutierten am 25. Juli 2019 150 setzung der neuen tarifvertraglichen wurde der informative Tag beendet. Betriebsrätinnen zu Themen der Regelungen in der Metall- und Elek- Die teilnehmenden Frauen waren betrieblichen Gleichstellungspo- troindustrie. Professorin Dr. Heide sich einig: ein rundum gelungener, litik, die die Interessen von Frau- Pfarr, die Vorsitzende der Kommis- interessanter Tag mit vielen neuen en dabei besonders in den Blick sion Arbeits-, Gleichstellungs- und Infos und Anregungen für Frauenpo- nehmen. Wirtschaftsrecht, hat den Betriebs- wer in den Betrieben. rätinnen die Handlungsfelder der Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter Gleichstellungs-, beziehungsweise der IG Metall Baden-Württemberg, der Frauenfördergesetze näherge- In Baden-Württemberg wurden bracht. 50.000 Anträge gestellt für die tarifliche Freistellungszeit von In Workcamps wurden intensiv 8 freien Tagen. Insgesamt wur- weitere Themen bearbeitet wie be- den für Schichtende 30.300, für triebliche Frauenförderung, Entgelt- Erziehende 10.500 und für Pfle- transparenzgesetz, Tarifliche Frei- gende 2500 Anträge genehmigt. stellungszeit und verkürzte Vollzeit, sowie Einbeziehung von Teilzeitbe- schäftigten, Betriebsversammlun- gen nutzen für gleichstellungspoliti- Weitere Infos unter: sche Themen, werdende Eltern im Betrieb - vom Mutterschutzgesetz https://www.bw.igm.de/news/ bis zur Elternzeit. meldung.html?id=92055 Lunte Nr. 85 | Oktober 2019 5
Hunderttausende beteiligten sich am Schweizer Frauenstreik Knapp 30 Jahre nach dem er- Streik in Zürich – beeindruckend für kurze Zeit die Arbeit nieder. In sten Frauenstreik in der Schweiz und Mut machend vielen Seitenstraßen gab es kleinere (1991) protestierten und streikten Mit ca. 50 Frauen, organisiert vom und größere Aktionen – im Aktions- ca. eine halbe Million Frauen am Aktionsbündnis 8. März, sind wir von plan waren über 60 eingezeichnet. 14. Juni 2019 in der Schweiz. Stuttgart mit dem Bus nach Zürich Ganz Zürich schien erfüllt vom Frau- gefahren. Zur Mittagszeit nahmen enstreik – ein tolles Gefühl. Alles war Es war der größte Protest seit dem wir an der Blockade des zentralen perfekt organisiert und super solida- ersten Streik. Die vielfältigen Ak- Verkehrsknotenpunktes »Zürich risch. tionen wurden von ehrenamtlichen Central« auf der Bahnhofsbrücke Streikkollektiven in allen Landestei- teil. Mit Einkaufswägen und riesigen Bei der zentralen Demo und Kund- len organisiert. In den Bündnissen Transparenten wurde die Kreuzung gebung am Abend mit über 160.000 fanden sowohl bislang nicht organi- dicht gemacht. „Wenn Frau will, Protestierenden überwältigten uns sierte wie auch gewerkschaftlich, so- steht alles still“ – so die Botschaft ei- die zahlreichen selbst gemalten, zial- und parteipolitisch aktive Frau- nes der Transparente. Eine andere kreativ gestalteten Schilder und en zusammen. Straße wurde durch ein Transparent Transparente. Die Vielfalt und Breite mit „Blockieren, damit’s weiter geht! der Bewegung, die vielen beteiligten Die eigentlichen Arbeitsniederlegun- Ab heute jeden Tag“ abgesperrt. Organisationen, die zahlreichen Be- gen machten nur einen kleinen Teil Und über einem großen Hang hing schäftigtengruppen mit ihren klaren der Aktionen am 14. Juni aus. Die ein Mammuttranspi: „Heute Streik – Forderungen haben uns sehr beein- Bündnisse organisierten zahlreiche morgen Revolution – 14. Juni Frau- druckt. Bemerkenswert war auch die bunte und vielfältige Proteste in vie- enstreik“. Eine tolle Umrahmung hohe Beteiligung von so vielen jun- len Städten: Autokorsos, Kinderwa- dieses Verkehrsknotens. In die Ein- gen Frauen. gen- und andere Demos, Rollator- kaufswägen stellten solidarische Rennen, Kundgebungen, Blocka- Männer viele Kochtöpfe mit lecke- Durch die monatelange intensi- den, Feste, Picknicks auf Straßen- rem Essen. Auf der Kreuzung fand ve Vorbereitung wurde ein dichtes kreuzungen und vieles mehr. Aus dann ein Picknick mit vielen hunder- neues Netzwerk geknüpft, neue allen größeren Städten wurden be- ten Frauen statt. Bündnisse geschlossen und die eindruckende TeilnehmerInnenzah- Als wir im Demozug zum Streikzen- Frauenbewegung um ein Vielfaches len gemeldet. Alleine in Zürich waren trum am Helvetiaplatz marschierten, gestärkt. Die Schweiz wird nach die- es mehr als 160.000 DemonstrantIn- sahen wir überall an den Häusern sem Streik eine andere werden, das nen, in Lausanne über 60.000, in die lila Streik-Fahnen – ein Frauen- war für uns alle deutlich spürbar. Wir Basel und Bern je über 40.000. Auch zeichen mit geballter Faust – und schöpften an diesem Tag viel Kraft, aus kleineren Städten wurden Be- viele Transparente hängen. Viele tankten frische Energie und wir ha- teiligungen von «historischem Aus- Frauen zeigten am Straßenrand ben neue Ideen und Erfahrungen mit maß» gemeldet. Die Vielfalt und die oder von den Fenstern ihre Solida- zurückgenommen. Der Schweizer Anzahl der Aktionen sowie die hohe rität und Unterstützung. Immer wie- Frauenstreik ist ein echt gutes Vor- Beteiligung ist Ausdruck der großen der kamen Kolleginnen aus ihren bild, auch für uns hier in Deutsch- Kraft und Breite dieser Bewegung. Läden und Restaurants und legten land. 6 Lunte Nr. 85 | Oktober 2019
Frauen nach Elternzeit meist Spanien verbessert sein schlechter bezahlt Gleichstellungsgesetz Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung belegt: Nach 2 großen Frau- Kehren Frauen in Deutschland aus der Elternzeit enstreiks 2018 und zurück, verdienen sie schlechter als ihre kinder- 2019 in Spanien losen Kolleginnen. Im Ausland ist dies zum Teil am Internationalen deutlich besser. Frauentag (8. März) mit millionenfacher Nehmen sich Frauen mehr als ein Jahr Auszeit, so Beteiligung hat das verdienen Frauen nach Berechnungen der gewerk- spanische Parla- schaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung durchschnittlich ment im April etli- knapp zehn Prozent weniger pro Stunde als ihre Kol- che Verbesserungen für Frauen beschlossen. leginnen ohne Kinder. Auch wenn die Auszeit weniger als ein Jahr beträgt, beträgt das Minus noch 6,5 Pro- Unter anderem einen 16-wöchigen Geburtenurlaub, auf zent. Den Autorinnen der Studie zufolge betrachten den jeder Elternteil Anspruch hat. Während dieser Zeit er- viele Arbeitgeber Mutterschaft als Ausdruck fehlender halten die Eltern eine Zuwendung in ähnlicher Höhe ihres Karriereorientierung. Das ist zum Glück nicht überall vorherigen Einkommens (maximal 4.070 Euro im Monat). so. So hat Mutterschaft in Schweden zum Beispiel Die ersten sechs Wochen nach der Geburt sind für Mut- so gut wie keine negativen Auswirkungen auf Frau- ter und Vater verbindlich. Diese Maßnahme soll zu einer enlöhne. gerechteren Verteilung der elterlichen Verantwortung zwi- schen Frauen und Männern führen. Bisher hat der Vater- schaftsurlaub nur 5 Wochen betragen. Er wird jetzt in Stu- fen bis 2021 auf 16 Wochen erhöht. Berufswunsch weniger vom Zur Bekämpfung des geschlechtsspezifischen Lohngefäl- les wurden mehrere Maßnahmen beschlossen. Jedes Un- Geschlecht abhängig ternehmen ab 50 Beschäftigten muss einen „Lohnaudit“ durchführen, bei dem die geschlechtsspezifische Lohnsi- Immer mehr Mädchen streben einige bei Jungen tuation und die Gründe für das Lohngefälle geprüft werden beliebte Ausbildungsberufe an und umgekehrt. Der müssen. Bei einem Gefälle von mehr als 25 Prozent muss Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) das Unternehmen die Differenz begründen. Alle Unterneh- hat eine Auswertung der abgeschlossenen Ausbil- men sind zudem verpflichtet, eine Liste mit Entgelten zu dungsverträge für die Jahre 2016 bis 2018 vorge- führen, die sie für die verschiedenen Kategorien und Ar- legt. Das Ergebnis zeigt, dass sich die klassische beitsplätze zahlen, und die Arbeitnehmervertreter haben Rollenverteilung bei der Wahl des Ausbildungsbe- das Recht, diese Liste einzusehen. rufs langsam zu ändern beginnt. Dies sind doch tolle Fortschritte für die Frauen in Spanien. Mädchen wollen zum Beispiel immer öfter Fachinforma- Dies zeigt mal wieder: Kämpfen lohnt sich. tikerin werden. Im untersuchten Zeitraum ist der Beruf bei den Mädchen in der Beliebtheitsliste von Platz 41 auf Platz 33 geklettert. Auch der weiterhin unangefoch- tene Lieblingsjob bei jungen Männern, Kraftfahrzeug- mechatroniker (früher Kfz-Mechaniker), ist bei den jun- gen Frauen beliebter geworden und hat sich von Platz 43 auf Platz 36 vorgeschoben. Nach wie vor wählen Frauen am häufigsten die klas- sischen Frauenberufe: Bürokauffrau, medizinische oder zahnmedizinische Fachangestellte, Einzelhandelskauf- frau oder Verkäuferin. Bei den jungen Männern: Kraft- fahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Informatiker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klima- technik. Die Auswertung zeigt: ein erster Anfang ist gemacht. Rollenklischees weichen langsam auf, aber es ist noch viel zu tun. Lunte Nr. 85 | Oktober 2019 7
Themenabend des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Stuttgart Ja! Frau kann das! „Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz“ Kandidiere zu den anstehenden Vertrauens- WANN: 18.11.2019 um 17 Uhr (bis ca. 20 Uhr) leute- und Delegiertenwahlen! WO: bei der IG Metall, 3. Stock, Sitzungssaal, In den nächsten Monaten werden in den Metall- Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart betrieben Vertrauensleute sowie Delegierte für die Ortsparlamente der IG Metall, die Delegier- tenversammlungen, gewählt. Buchtipp Frauenroman In vielen Betrieben gibt es zu wenige Vertrau- ensfrauen. Du kannst mithelfen dies zu ändern! Töchter einer neuen Zeit Du glaubst, du bist nicht geeignet? Wir fragen Von Carmen Korn zurück: Wer versteht mehr von den Problemen Jahrhundert-Trilogie der Frauen im Arbeitsleben als eine Frau? Die Vier Frauen, Zwei Weltkriege, Hundert Jahre Sicht der Frauen, ihre Schwierigkeiten, Ängste Deutschland und Kümmernisse kennen wir Frauen selbst am Einer neuen – einer friedlichen – Generation auf besten. Die Vertrauensleute sind unsere Interes- die Welt helfen, das ist Henny Godhusens Plan, senvertretung, da müssen wir unsere Interessen als sie im Frühjahr 1919 die Hebammenausbil- anmelden, um sie umsetzen zu können. dung an der Hamburger Frauenklinik Finkenau beginnt. Gerade einmal neunzehn Jahre ist sie Vieles was du (noch) nicht weißt oder kannst, alt, doch hinter ihr liegt bereits ein Weltkrieg. Jetzt wirst du in und mit der IG Metall erlernen! Nähere herrscht endlich Frieden, und Henny verspürt eine Infos bekommst du bei den IG Metall-Betriebsrä- große Sehnsucht nach Leben. tInnen, der Vertrauenskörperleitung oder der IGM Drei Frauen begleiten sie auf ihrem Weg: Ida Geschäftsstelle. wohnt in einem der herrschaftlichen Häuser am Hofweg und weiß nicht viel von der Welt jenseits Jede Frau kann für Gleichberechtigung, beson- der Beletage. Hennys Kollegin Käthe dagegen ders im Arbeitsleben, zur Verbesserung der Ar- stammt aus einfachen Verhältnissen und unter- beitsbedingungen, zur Stärkung der Belegschaf- stützt die Kommunisten. Und Lina führt als allein- ten im Einsatz für ihre Interessen beitragen. Be- stehende Lehrerin ein unkonventionelles Leben. sonders, wenn sie kandidiert! Die vier Frauen teilen Höhen und Tiefen mitein- ander, persönliche Schicksalsschläge und die Ver- Trau dich! Die IG Metall- werfungen der Weltpolitik, vor allem der Aufstieg frauen freuen sich auf der Nationalsozialisten und der drohende Zweite dich! Weltkrieg, erschüttern immer wieder die Suche nach dem kleinen Glück. «Töchter einer neuen Zeit» ist der Auftakt einer Trilogie, die diese vier Frauen, ihre Kinder und Enkelkinder durch das 20. Jahrhundert begleitet. LUNTE Nr. 85 Oktober 2019 Herausgeber: IG Metall Stuttgart, Ortsfrauenausschuss Verantwortlich: Nadine Boguslawski, 1. Bevollmächtigte IG Metall Stuttgart Redaktion: Christa Hourani, Anke Jäckh, Else Lehmann, Monika Müller-Bertrand, Britta Cartarius (IGM) und Anaick Geissel (IGM) Bildquellen: S. 1, 2, 3 ©Peter Bisping, S. 5 ©IGM Frauenressort, S. 5 unten ©graffiti, S. 6 ©Christa Hourani, S. 7 ©Rawpixel.com - stock.adobe.com Layout: SZ Mediengestaltung, Ebhausen
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