Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...

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Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Brustkrebs- ung
Früherkideunngn
              shilfe
Eine Entsche
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Inhalt

                Vor der Mammografie – Fragen und Entscheidungen

                Wie funktioniert die Mammografie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
                Flächendeckende Reihenuntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . 11
                Andere Früherkennungsmethoden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
                Ist Früherkennung Vorsorge? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
                Gespräch mit Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser:
                „Je früher, desto besser?“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
                Häufigkeit von Brustkrebserkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
                Verschiedene Formen von Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25

                Nach der Mammografie – Fragen und Entscheidungen

                Warten auf den Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      27
                Falsch negativer Befund: falsche Beruhigung. . . . . . . . . . . . . .                 28
                Erster Verdacht: erneute Einladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           29
                Falsch positiver Befund: Fehlalarm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          29
                Diagnose: Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   30

                Informations- und Anlaufstellen

                Wichtige Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
                Netzwerk für Frauengesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
                Verwendete Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

2 | Brustkrebs-Früherkennung
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Liebe Leserin,

vielleicht haben Sie vor kurzem eine                           Mit Hilfe der Röntgenuntersuchung
Einladung zum Mammografie-Screening                            sollen Brusttumoren so frühzeitig
zugeschickt bekommen, das heißt zu                             erkannt werden, dass sie noch gut
einer Reihenuntersuchung, bei der die                          behandelbar sind, sodass weniger
Brust gezielt auf Krebs durchleuchtet                          Frauen an Brustkrebs sterben. Das
wird. Dieses Früherkennungsprogramm                            ist die Hoffnung, die hinter der Früh-
wird seit der stufenweisen Einführung                          erkennung steckt. Doch trifft diese
allen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren                         Aussage generell zu, und gibt es
kostenlos angeboten. Vielleicht sind Sie                       dafür wissenschaftliche Belege? Hat
aber noch keine 50 Jahre oder älter als                        die Früherkennung auch Nachteile?
69 Jahre und Ihr Gynäkologe oder Ihre
Gynäkologin hat Ihnen dennoch eine                             Damit Sie wissen, was auf Sie zu-
Mammografie „als Vorsorge“ empfoh-                             kommt, und um Ihnen die Entschei-
len? Möglicherweise sind Sie – ähnlich                         dung zu erleichtern, haben wir wissen-
wie viele andere Frauen auch – unsicher,                       schaftliche Erkenntnisse und persön-
ob Sie dieses Angebot zur Früherken-                           liche Erfahrungen und Ansichten für
nung von Brustkrebs annehmen                                   Sie zusammengestellt. Wir hoffen, dass
möchten oder nicht?                                            die Broschüre dazu beitragen kann,
                                                               dass Sie eine sichere Entscheidung
                                                               treffen können.

Brustkrebs-Früherkennung – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg; in Kooperation
mit dem Nationalen Netzwerk Frauen und Gesundheit. Internet: www.tk.de. Konzept + Text: Dr. Eva Schindele, Bremer
Medienbüro. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, Universität Hamburg. Redaktion: Monica Burkhardt.
Gestaltung: KloseDetering Werbeagentur GmbH. Produktion: Bianca Schreck. Fotos: Getty Images, Corbis.
Litho: Hirte GmbH & Co. KG, Hamburg. Druck: Merkur Druck GmbH, Norderstedt.

© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung. 3. Auflage 2013.

                                                                              Brustkrebs-Früherkennung | 3
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Wir haben für diese Informationsbro-       mammografie profitieren werden oder
schüre vor allem solche nationalen und     nicht. Trotzdem helfen Ihnen die Statis-
internationalen Studien ausgewählt, die    tiken vielleicht bei Ihrer persönlichen
nach dem derzeitigen Wissensstand als      Entscheidungsfindung.
zuverlässig und aussagekräftig gelten.
Wo aktuelle Daten aus dem deutschen        Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass
Krebsregister oder Screening-Pro-          die Entscheidung für oder gegen eine
gramm vorlagen, haben wir darauf           Mammografie nicht nur von objektiven
zurückgegriffen.                           Informationen, sondern auch von den
                                           eigenen, ganz persönlichen Lebensum-
Die Studien kommen zum Teil zu             ständen abhängt. Deshalb wollen wir
unterschiedlichen Ergebnissen. Zum         auch Frauen zu Wort kommen lassen.
Beispiel sind sich Wissenschaftler und     Sie berichten, warum sie sich für oder
Wissenschaftlerinnen weltweit uneinig,     gegen eine Teilnahme am Brustkrebs-
ob und ab welchem Alter radiologische      Screening entschieden haben. Einige
Reihenuntersuchungen der Brust Sinn        erzählen von Problemen, mit denen sie
machen. Damit Sie wissen, auf welche       sich nach der Mammografie konfrontiert
wissenschaftlichen Studien wir uns         sahen, andere von ihrer Erleichterung,
beziehen, haben wir in den Text            dass bei der Röntgenuntersuchung kein
Literaturangaben eingefügt.                Brustkrebs gefunden wurde.

In den zitierten Studien wurde an großen   Zu einer guten Gesundheitsversorgung
Gruppen von Frauen untersucht, ob die      gehört, Frauen in ihren Entscheidungen
radiologische Früherkennung die Brust-     ernst zu nehmen. Voraussetzung dafür
krebssterblichkeit senken kann und mit     sind fundierte Informationen. Deshalb
welchen unerwünschten, aber unver-         wurde diese Broschüre zu den Vor- und
meidlichen Nachteilen dabei zu rechnen     Nachteilen der Mammografie und des
ist. Aus den Studiendaten können Sie       Brustkrebs-Screenings bereits 2004
allerdings nicht direkt ableiten, ob Sie   verfasst. Sie ist auf große Resonanz
persönlich von der Früherkennungs-         gestoßen. Inzwischen haben weit über

4 | Brustkrebs-Früherkennung
                          ng
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
100.000 Frauen die Entscheidungshilfe
gelesen. Das Berliner Max-Planck-          Fachbegriffe
Institut für Bildungsforschung hat sie
als wissenschaftlich fundiert, verständ-
lich und ausgewogen beurteilt. Jetzt
wurden noch einmal alle Daten und          Mammografie | Röntgenunter-
Studien geprüft und, wo nötig, auf den     suchung der Brust.
aktuellen Stand gebracht.
                                           Screening | Englisch für: Durch-
Ihre Techniker Krankenkasse und das        siebung. Untersuchung von gro-
Nationale Netzwerk Frauen und              ßen Bevölkerungsgruppen, um
Gesundheit                                 Krankheiten in frühem Stadium
                                           aufzuspüren.

                                           Brustkrebs-Screening | Gezielte
  „Die Informationen müssen in             Suche nach Tumoren in der Brust
  einer angemessenen und unver-            bei Frauen ohne Beschwerden
  zerrten Art und Weise angeboten          oder Auffälligkeiten in der Brust
  werden, um eine voll informierte         zum Zwecke der Früherkennung.
  Entscheidung für oder gegen die
  Teilnahme zu ermöglichen. Die            Mammografie-Screening-Pro-
  Informationen müssen ausgewogen,         gramm | Bundesweite kosten-
  verständlich, wahrheitsgemäß,            lose Reihenuntersuchungen zur
  wissenschaftsbasiert, respektvoll        radiologischen Früherkennung
  und, wo möglich, auf den individu-       von Brustkrebs, zu denen Frauen
  ellen Bedarf zugeschnitten sein.“        zwischen 50 und 69 Jahren
  (Perry, N., et al., 2006)                schriftlich eingeladen werden.

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m m   o  g ra f ie –
Vor der Ma                    n g en
             n t s c h e id u
Fragen und E
6 | Brustkrebs-Früherkennung
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Frauen haben „gute“ Gründe, zur           schaftlichen Erkenntnisse auseinander-
Früherkennungsmammografie zu              zusetzen und darauf eine Entscheidung
gehen …                                   zu gründen. Meistens handeln wir,
                                          weil ein Arzt oder eine Ärztin unseres
... und „gute“ Gründe,                    Vertrauens uns diese Maßnahme emp-
nicht hinzugehen.                         fiehlt, aus dem Wunsch heraus, alles zu
                                          tun, was Krankheit vermeidbar erschei-
Hinter vielen „guten Gründen“ verbergen   nen lässt oder Heilung verspricht.
sich Wünsche und Hoffnungen, die
nicht immer gute Ratgeber sind, weil      Auf den nächsten Seiten erfahren Sie
sie häufig nicht dem wissenschaftlichen   mehr über den Stand der Wissenschaft,
Erkenntnisstand entsprechen.              die Unsicherheiten, die auch Expertinnen
                                          und Experten haben, aber auch darüber,
Wir alle sind wenig gewohnt, uns bei      was andere Frauen über das Screening
Entscheidungen für medizinische Dia-      und die Brustkrebs-Früherkennung
gnoseverfahren oder für eine bestimmte    denken und welche Erfahrungen sie
Therapie mit dem Stand der wissen-        gemacht haben.

                                                    Brustkrebs-Früherkennung | 7
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Frauen berichten

  „Ich habe große Angst vor Brust-        „Meine Mutter ist mit 61 an Brust-
  krebs. Deshalb gehe ich seit Jahren     krebs gestorben. Das war schrecklich.
  regelmäßig zur Mammografie. Das         Ich will nicht das gleiche Schicksal
  rät mir auch immer mein Gynäkolo-       haben.“
  ge und es beruhigt mich einfach.“                                 Gabi, 45 Jahre
                         Isa, 51 Jahre
                                        „Niemand in unserer Familie hatte
  „Ich mag einfach nicht bei dieser     je Krebs. Warum soll ausgerechnet
  Panikmache mitmachen. Ich glaube, ich Brustkrebs bekommen?“
  dass ich einen Knoten rechtzeitig                           Christa, 66 Jahre
  selbst ertasten würde.“
                         Cici, 55 Jahre „Ich möchte nicht schuld sein,
                                        wenn der Tumor bei mir erst so
  „Ich möchte mein Brustkrebs-          spät entdeckt wird.“
  risiko verringern.“                                          Beate, 49 Jahre
                      Margret, 62 Jahre
                                        „Mir hat die letzte Mammografie so
  „Wer ständig sucht, findet auch       wehgetan, noch Tage danach schmerz-
  etwas. Bloß nicht in diese Dia-       ten die Brüste. Diese Tortur möchte
  gnosemaschinerie geraten.“            ich nicht noch einmal erleben.“
                         Eva, 50 Jahre                        Regina, 56 Jahre

  „Ich will, dass der Brustkrebs so       „Im Fernsehen kam doch vor kurzem
  früh wie möglich entdeckt wird,         ein Bericht, dass die Mammografie
  damit man ihn noch heilen kann.“        als Vorsorge umstritten ist. Ich bin
                      Kersten, 53 Jahre   mir jetzt nicht mehr so sicher, ob die
                                          Mammografie wirklich Leben retten
  „Ich fürchte mich vor der               kann.“
  Strahlenbelastung.“                                            Gerda, 50 Jahre
                   Dorothee, 60 Jahre
                                         „Vor einer Woche habe ich eine
  „Ich will gut für mich sorgen,         Einladung zum Screening bekommen.
  deshalb gehe ich auf jeden Fall        Ich weiß nicht, ob ich da hingehen
  regelmäßig zur Mammografie.            soll. Ich bin hin- und hergerissen.“
  Auch aus Verantwortung gegen-                                    Gretl, 60 Jahre
  über meiner Familie.“
                     Elisabeth, 58 Jahre

8 | Brustkrebs-Früherkennung
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Wie funktioniert die Mammografie?

Die Mammografie ist eine Röntgenun-
tersuchung. Jede Brust wird zwischen        Was Frauen häufig fragen
zwei Plexiglasscheiben möglichst flach
zusammengedrückt. Sie wird dann aus
zwei Perspektiven durchleuchtet: einmal
von oben nach unten und einmal von          „Ich bin 42 Jahre. Ist die
der Mitte zur Seite. Je flacher die Brust   Mammografie zur Früherken-
gedrückt ist, umso geringer ist die be-     nung für mich geeignet?”
nötigte Strahlendosis und umso aus-
sagekräftiger ist die Aufnahme. Viele       Es ist nach wie vor umstritten, ob
Frauen beschreiben die Untersuchung         die Früherkennungsmammografie
als unangenehm, manche als schmerz-         bei Frauen unter 50 Jahren mehr
haft, andere wiederum empfinden sie         Nutzen als Schaden hat (Gøtzsche,
als unproblematisch. Die Untersuchung       P. C., et al., 2011; Nelson, H. D.,
dauert einige Minuten.                      et al., 2009).

Die Mammografie wird zu unter-              Die Höhe der Schädigung des
schiedlichen Zwecken eingesetzt:            Brustgewebes durch die Mammo-
                                            grafie ist altersabhängig. Frauen vor
Diagnostische Mammografie                   den Wechseljahren werden durch
                                            Röntgenstrahlen mehr geschädigt.
Wenn Sie selbst oder Ihre Ärztin/Ihr        Das Brustgewebe jüngerer Frauen
Arzt bei Ihnen beim Abtasten der Brust      ist dichter, weshalb häufiger Brust-
einen Knoten, eine Gewebeverdichtung        tumoren übersehen werden; ande-
oder andere Auffälligkeiten entdecken,      rerseits werden Frauen oft durch
dann wird diesem Befund oft mit Hilfe       unklare Verdachtsbefunde, die sich
der Mammografie weiter nachgegangen.        hinterher als unberechtigt heraus-
In diesem Fall spricht man von einer        stellen, alarmiert. Wegen der
diagnostischen Mammografie. Sie             unklaren Schaden-Nutzen-Bilanz
wird von den Krankenkassen bezahlt –        verbietet die deutsche Röntgen-
unabhängig von Ihrem Alter.                 verordnung ein Screening unter
                                            50 Jahren. Trotzdem bieten viele
                                            Ärzte und Ärztinnen den Frauen
                                            eine Früherkennungsmammografie
                                            an und lassen sie sich privat als
                                            „individuelle Gesundheitsleistung“
                                            (kurz: „IGeL“) bezahlen.

                                                    Brustkrebs-Früherkennung | 9
Früherkennung Eine Entscheidungshilfe - Nationales Netzwerk Frauen und ...
Früherkennungsmammografie
                                             Was Frauen häufig fragen
Frauen, die weder einen Knoten getastet
noch andere Auffälligkeiten in ihrer Brust
entdeckt haben, können sozusagen
„vorsorglich“ zur Früherkennung von          „Bezahlt meine Krankenkasse
Brustkrebs eine Mammografie durch-           die Mammografie?”
führen lassen. Wenn Sie unter 50 Jahre
alt sind, übernehmen die gesetzlichen        Die Techniker Krankenkasse über-
Krankenkassen die Kosten nicht.              nimmt generell die vertraglichen
                                             Kosten für eine Mammografie,
Der Grund: Nach der deutschen Rönt-          wenn sie für die weitere Abklärung
genverordnung darf eine Mammografie          eines ertasteten Knotens oder
nur durchgeführt werden, wenn der            sonstigen Befundes medizinisch
Nutzen den Schaden, der durch die            notwendig ist (diagnostische
Strahlenbelastung entsteht, überwiegt.       Mammografie), gegebenenfalls
Dies ist bei symptomfreien Frauen            auch für Frauen mit familiärem
unter 50 Jahren wissenschaftlich nicht       Risiko für Brustkrebs.
belegt (siehe auch Seite 13 „Strahlen-
belastung“).                                 Anders ist es bei der Mammografie
                                             zum Zwecke der Früherkennung
Anders ist die Studienlage bei Frauen        von Brustkrebs. Die Früherken-
zwischen 50 und 69 Jahren. In dieser         nungsmammografie ist nur im
Altersgruppe ist zumindest ein geringer      Rahmen des Früherkennungspro-
Vorteil der radiologischen Früherkennung     gramms, durchgeführt in einem
nachgewiesen. Deshalb ist eine Mam-          Screening-Zentrum, und nur für
mografie nach der Röntgenverordnung          Frauen zwischen 50 und 69 Jahren
zulässig, allerdings nur unter hohen         kostenlos. Die Frauen haben alle
technischen Qualitätsauflagen. Sie sind      zwei Jahre Anspruch darauf, im
im Mammografie-Screening-Programm            Rahmen dieses Früherkennungs-
erfüllt.                                     programms untersucht zu werden.
                                             Keine Kosten können übernommen
In jeder Altersgruppe stellt die Früh-       werden, wenn Sie nicht dieser
erkennungsmammografie besonders              Altersgruppe angehören oder
hohe Anforderungen an die Qualität           wenn Sie sich in einer radiologi-
der Röntgenaufnahme und die anschlie-        schen Praxis röntgen lassen, die
ßende Auswertung. Deshalb sollten sie        nicht am organisierten Früherken-
Frauen am besten nur in zertifizierten       nungsprogramm teilnimmt.
Zentren durchführen lassen.

10 | Brustkrebs-Früherkennung
Flächendeckende Reihenuntersuchungen

Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren       Im Rahmen des Screenings werden
werden alle zwei Jahre schriftlich zur      digitale und analoge Geräte eingesetzt,
radiologischen Brustkrebs-Früherkennung     die inzwischen als gleichwertig hinsicht-
eingeladen. In dem Mammografie-Scree-       lich der Strahlenbelastung, aber auch
ning-Programm wird besonderer Wert          der Genauigkeit des Befunds eingestuft
auf eine hohe technische Qualität gelegt:   werden (siehe auch Seite 13 „Strahlen-
Speziell geschulte Röntgenassistentinnen    belastung“).
sorgen für hochwertige Röntgenaufnah-
men an speziell gewarteten Geräten;         Die Teilnahme am Mammografie-Scree-
jede Röntgenaufnahme wird von zwei          ning ist freiwillig. Jede Frau muss für
Radiologinnen oder Radiologen unab-         sich entscheiden, ob sie das Angebot
hängig voneinander beurteilt.               in Anspruch nehmen will oder nicht.

                                                     Brustkrebs-Früherkennung | 11
Wie erfahre ich vom Brustkrebs-             Das Ergebnis der Früherkennungs-
Screening an meinem Ort?                    untersuchung wird Ihnen in der Regel
                                            innerhalb von sieben Werktagen schrift-
Wenn Sie zwischen 50 und 69 Jahre           lich mitgeteilt. Falls Sie zugestimmt
alt sind, werden Sie alle zwei Jahre per-   haben, bekommt auch der Arzt oder die
sönlich angeschrieben und mit einem         Ärztin Ihres Vertrauens eine Befundmit-
Terminvorschlag in ein Mammografie-         teilung. Falls der Befund unklar ist oder
Zentrum in Ihrer Nähe eingeladen. Auf       ein Verdacht auf Brustkrebs vorliegt,
dem Lande kann die Mammografie              werden Sie nochmals zur Abklärung des
auch in einem zur Röntgeneinheit umge-      Befundes eingeladen. Erst zu diesem
bauten Bus durchgeführt werden. Im          Zeitpunkt ist ein ärztliches Gespräch
Screening-Zentrum mammografieren            vorgesehen (siehe auch Seite 26 „Nach
Röntgenassistentinnen Ihre Brust und        der Mammografie“).
leiten die Aufnahmen an Radiologen/
Radiologinnen zur Begutachtung weiter.

12 | Brustkrebs-Früherkennung
Was Frauen häufig fragen

„Wie hoch ist die Strahlenbelastung durch die Mammografie?”

Wie hoch die Belastung durch Röntgenstrahlen ist, kann derzeit nur geschätzt
werden. Je jünger die Frau ist, desto strahlenempfindlicher ist ihr Brustgewebe.
Dies ist unumstritten. So ist die Strahlenbelastung im Alter zwischen 20 und
29 Jahren etwa zehn Mal so hoch wie für Frauen, die älter als 50 Jahre sind.
Frauen, in deren Familie häufig Brustkrebs vorkommt und die ein erhöhtes
genetisches Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, sind vermutlich
besonders strahlenempfindlich (Kuni, H., et al., 2003).

Außerdem muss die Strahlendosis umso höher sein, je dichter das Brust-
gewebe ist, damit eine optimale Bildqualität erreicht werden kann. Ansonsten
besteht die Gefahr, dass der Röntgenarzt oder die Röntgenärztin kleine
Abweichungen in der Brust nicht erkennen kann. Auch häufiges Mammogra-
fieren kann Krebs verursachen. Experten und Expertinnen schätzen, dass
bei regelmäßiger Mammografie ab dem 40. Lebensjahr pro 10.000 Frauen
mit 1,5 bis 4,5 zusätzlichen Brustkrebserkrankungen zu rechnen ist (Mettler,
F. A., et al., 1996).

Deshalb rät das Bundesamt für Strahlenschutz zur Vorsicht. Grundsätzlich
darf eine Röntgenuntersuchung laut Röntgenverordnung nur gemacht werden,
wenn ein konkreter Krankheitsverdacht besteht. Für das flächendeckende
Brustkrebs-Screening wurde die Röntgenverordnung eigens geändert:
Mammografien dürfen zur Früherkennung nur bei Frauen zwischen 50 und
69 Jahren durchgeführt werden, und zwar nur in den Screening-Zentren, die
einer besonderen Qualitätskontrolle unterliegen.

                                                  Brustkrebs-Früherkennung | 13
Andere Früherkennungsmethoden

Abtasten                                        Selbstuntersuchung

Ab dem Alter von 30 Jahren haben Sie            Sie kennen sicher die Empfehlung,
im Rahmen der „Krebsfrüherkennung               regelmäßig selbst Ihre Brüste zu unter-
für Frauen“ einmal jährlich Anspruch            suchen. Allerdings zeigen inzwischen
auf eine ärztliche Tastuntersuchung der         große Studien, dass die Selbstunter-
Brust. Dabei sollen Frauen auch geschult        suchung die Brustkrebssterblichkeit
werden, wie sie selbst ihre Brust abtas-        nicht senken kann und deshalb zur
ten können. Es gibt allerdings große            Früherkennung ungeeignet ist (Kösters,
Unterschiede in der Qualität, wie die Brust     J. P., et al., 2003).
abgetastet wird. Ob das professionelle
Abtasten den Frauen überhaupt nutzt,
ist umstritten (Nelson, H. D., et al., 2009).     Bei der Selbstuntersuchung sucht
                                                  man gezielt nach etwas Bestimm-
Ultraschalluntersuchung                           tem. Mir geht es jedoch darum,
                                                  den eigenen Körper zu erfahren
Wenn die Frau, der Arzt oder die Ärztin           und sich mit der Brust vertraut
einen Knoten oder eine andere Verän-              zu machen, ohne an irgendetwas
derung in der Brust ertastet, kann eine           Unheilvolles zu denken. Ich möchte
Ultraschalluntersuchung bei der diagnos-          anregen, die Brüste zu verschie-
tischen Abklärung helfen. Zum Beispiel            denen Zeiten abzutasten, um zu
können Zysten besser als in der Mammo-            spüren, wie sie sich im Laufe des
grafie erkannt werden. Der Ultraschall            Zyklus verändern. 80 Prozent der
wird jüngeren Frauen empfohlen, weil              Tumoren, die nicht bei der Mammo-
ihr dichteres Brustgewebe Röntgen-                grafie erkannt werden, haben die
strahlen oft nicht durchlässt und dies            Frauen oder ihre Partner meist
häufig zu Fehldiagnosen führt. Außer-             zufällig entdeckt – beim Duschen,
dem ist mit der Untersuchung keine                Eincremen oder im Liebesspiel.
Strahlenbelastung verbunden.                      Genau darum geht es: den eigenen
                                                  Körper zu fühlen, zu kennen und
Der Ultraschall ist somit eine ergänzende         nicht verbissen nach Krebs zu
Untersuchungsmethode, eignet sich                 suchen.
aber nicht zur systematischen Früh-
erkennung von Brustkrebs.                         Dr. med. Susan Love, US-ameri-
                                                  kanische Brustkrebsspezialistin

14 | Brustkrebs-Früherkennung
Magnetresonanztomografie (MRT)            Die MRT-Untersuchung der weiblichen
                                          Brust ist nicht generell, sondern in eng
Die MRT eignet sich nicht für eine        beschriebenen Indikationsgrenzen eine
Reihenuntersuchung. Nur bei Frauen        Leistung der gesetzlichen Krankenversi-
mit einem hohen familiär bedingten        cherung. Soweit die MRT zur Früher-
Risiko wird die MRT zur Früherkennung     kennungsuntersuchung auf Brustkrebs
von Brustkrebs empfohlen (Deutsche        eingesetzt wird, ist eine Kostenüber-
Krebsgesellschaft, 2012). Unter Umstän-   nahme ausgeschlossen.
den kann eine MRT bei der Abklärung
eines Verdachtsbefundes (siehe Seite
29) nützlich sein.

                                                   Brustkrebs-Früherkennung | 15
Ist Früherkennung Vorsorge?

Früherkennung schützt Sie nicht unbe-      ﬊ Mit Hilfe der Mammografie kann
dingt davor, an Krebs zu erkranken. Sie      ein Brusttumor möglicherweise
soll nur Krebs in einem Frühstadium          in einem frühen Stadium erkannt
erkennen. Vorsorge dagegen verhindert,       werden (Früherkennung). Sie kann
dass eine Krankheit ausbricht. So be-        aber keinen Brustkrebs verhindern.
wirkt zum Beispiel eine Impfung gegen
                                           ﬊ In vielen Fällen nützt die Früherken-
Masern, dass die Person diese Krank-
                                             nung nichts. Durch eine frühe Entde-
heit nicht bekommt. Bei der Impfung
                                             ckung des Brustkrebses wird nur der
handelt es sich also um Vorsorge.
                                             Diagnosezeitpunkt vorverlegt. Die Frau
                                             wird dadurch früher zur Patientin, das
Viele Frauenärztinnen und -ärzte empfeh-
                                             heißt, ihre Krankheitsphase verlängert
len die Mammografie als „Vorsorge“.
                                             sich, sie lebt aber deshalb nicht
Viele Frauen glauben, dass sie nicht an
                                             länger. Früher ist nicht immer besser.
Brustkrebs erkranken, wenn sie regel-
mäßig zur Mammografie gehen. Das           ﬊ Ein Teil der Frauen wird sogar erst
ist ein Trugschluss. Die Röntgenunter-       durch die Früherkennung zu Brust-
suchung der Brust – genauso wie die          krebspatientinnen. Man spricht von
Selbstuntersuchung oder das Abtasten         Überdiagnosen und Übertherapien.
durch Ärztinnen oder Ärzte – ist eine
Momentaufnahme, keine Vorsorge:

16 | Brustkrebs-Früherkennung
Längere Krankheitsphase bei gleicher Lebenserwartung

  Ohne Früherkennung                               Lebenserwartung 65 Jahre

                                                Diagnose Krebs mit 60 Jahren

  Mit Früherkennung                                Lebenserwartung 65 Jahre

  Quelle: www.gesundheit.uni-hamburg.de         Diagnose Krebs mit 57 Jahren

Eine frühere Diagnose führt nicht immer zu einer längeren Lebensdauer. Wie
diese Modellrechnung darstellt, wurde in diesem Fall nur der Diagnosezeitpunkt
vorverlegt und dadurch die Krankheitsphase um drei Jahre verlängert. Die Frau
stirbt in beiden Fällen mit 65 Jahren.

                                                  Brustkrebs-Früherkennung | 17
Das Gespräch: „Je früher, desto besser?“
Ein Interview mit der Ärztin und Gesundheitswissenschaftlerin
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg

Man liest oft, dass 30 Prozent
weniger Frauen an Brustkrebs
sterben würden, wenn sie regel-
mäßig zur Mammografie gingen.
Das klingt beeindruckend.

Die Wissenschaftler sind sich weltweit
uneinig, inwieweit die Mammografie
die Brustkrebssterblichkeit wirklich
senken kann. Allerdings kommen einige
Studien zu dem Ergebnis, dass dadurch
die Sterberate durch Brustkrebs in der
Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren
um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden
könnte. Was das bedeutet, wird besser
verständlich, wenn man die Rohdaten
benutzt: Von 1.000 Frauen sterben in zehn
Jahren ohne Mammografie-Screening
8 Frauen an Brustkrebs. Mit Screening
würden im selben Zeitraum 6 von 1.000
Frauen an Brustkrebs sterben. 6 statt 8     Eine neuere Analyse geht von einer
Frauen sind rechnerisch eine Senkung        Senkung der Sterblichkeit um
um 25 Prozent. Allerdings: Bezogen auf      15 Prozent aus, was bedeutet, dass
die 1.000 Frauen, senkt die Mammogra-       von 2.000 Frauen der Altersgruppe
fie die Sterblichkeit nur um 0,2 Prozent.   innerhalb von zehn Jahren nur eine
                                            Frau profitieren würde (Gøtzsche, P. C.,
                                            et al., 2011). Dieses Zahlenspiel muss
                                            man verstehen, um den Nutzen, den
                                            Frauen vom Mammografie-Screening
                                            haben, wirklich bewerten zu können.

18 | Brustkrebs-Früherkennung
Gilt diese Rechnung auch für Frauen,      können. Nur der Diagnosezeitpunkt wird
bei denen in der Familie gehäuft          vorverlegt und damit die Zeitspanne,
Brustkrebs vorkommt?                      in der die Frau als Brustkrebspatientin
                                          lebt, verlängert.
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Für
Frauen, die zum Beispiel eine Verwand-    Was bedeutet es für Frauen, wenn der
te ersten Grades haben, die an Brust-     Diagnosezeitpunkt vorverlegt wird?
krebs erkrankt ist, sieht die Statistik
etwas anders aus: Etwa 16 von 1.000       Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Stellen
Frauen ohne Mammografie-Screening         Sie sich vor, im Alter von 60 Jahren
und etwa 12 von 1.000 Frauen mit          wird Brustkrebs diagnostiziert. Die
Screening würden innerhalb von zehn       betroffene Frau stirbt fünf Jahre später,
Jahren an Brustkrebs sterben. Also        im Alter von 65 Jahren, an der Krebs-
4 von 1.000 Frauen würden rein            erkrankung. Mit der Früherkennungs-
rechnerisch von der Früherkennung         mammografie könnte der Krebs mög-
profitieren, wenn man weiterhin die       licherweise drei Jahre früher festgestellt
25 Prozent Sterblichkeitsreduktion        werden, also mit 57 Jahren. Stirbt diese
zu Grunde legt.                           Frau dann trotzdem im Alter von 65 Jah-
                                          ren, hätte die Früherkennung das Leben
„Je früher ein Brustkrebs erkannt         nicht verlängert. Verlängert hätte sich nur
wird, desto besser.“ Diesen Satz          ihre Zeit als Brustkrebspatientin und
kann man überall lesen, und er            möglicherweise auch ihre Leidenszeit.
leuchtet doch auf den ersten Blick
auch ein. Stimmt er denn nicht?           Können Frauen durch die Früherken-
                                          nungsmammografie auch geschädigt
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Die Früh-   werden?
erkennung hat nur dann einen Vorteil,
wenn eine frühzeitige Therapie den Tod    Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Ja. Zu
durch Brustkrebs verhindern kann. Doch    den Nachteilen zählen falsche Befunde,
durch die Früherkennungsmammografie       unnötige Brustkrebsdiagnosen und
werden nach heutigem Kenntnisstand        unnötige Behandlungen. In nüchternen
überwiegend Brustkrebsformen erkannt,     Zahlen ausgedrückt, müssen sich
die oft auch keinen schlechteren Krank-   etwa 5 von 100 Frauen wegen eines
heitsverlauf gehabt hätten, wenn sie      Verdachtsbefundes (man spricht von
erst später erkannt worden wären.         positiven Befunden) weiteren Unter-
Dagegen werden besonders bösartige        suchungen unterziehen. Auch eine
Krebsformen auch durch die Mammo-         Gewebeprobeentnahme kann not-
grafie oftmals nicht rechtzeitig genug    wendig werden.
erkannt, um den Tod abwenden zu

                                                   Brustkrebs-Früherkennung | 19
Werden alle Tumoren durch das              Überdiagnosen von Brustkrebs führen
Mammografie-Screening entdeckt?            zur Übertherapie, das heißt, es gibt
                                           zusätzliche Operationen, Strahlen-
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Frauen,      behandlungen und Chemotherapien,
die bei der Röntgenuntersuchung            die es ohne Mammografie-Screening
keinen Befund haben, können nicht          nicht gegeben hätte.
absolut sicher sein, dass sie nicht in
den nächsten zwei Jahren doch eine         Stimmt es, dass die Mammografie
Brustkrebsdiagnose bekommen. Erste         eine schonendere Therapie ermög-
Daten aus dem deutschen Screening-         licht und dass es auch kosmetische
Programm zeigen, dass bei einer von        Vorteile hat, wenn ein Brusttumor
fünf Frauen mit Brustkrebs die vorheri-    früh entdeckt wird?
ge Mammografie keinen Befund zeigte.
Ob der Brustkrebs schon zum Zeitpunkt      Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Es
der Mammografie vorhanden war oder         erscheint erst einmal sehr plausibel,
erst in den darauffolgenden zwei Jahren    dass bei früherer Behandlung weniger
aufgetreten ist, weiß man nicht. Man       eingreifend operiert werden muss.
spricht von einem falsch negativen         Tatsache ist jedoch, dass es zumindest
Befund, wenn der Brustkrebs bei der        bisher in den Ländern, in denen bereits
Mammografie übersehen wurde.               Screening-Programme laufen, nicht
                                           gelungen ist, das Ausmaß der Eingriffe
Man liest immer wieder, dass durch         zu vermindern. So wird zum Beispiel
das Screening mehr Frauen zur              bei einem Drittel der Frauen mit einem
Brustkrebspatientin werden. Wie            so genannten „Ductalen Carcinoma in
ist das zu verstehen?                      situ“ (DCIS), also einer Krebsvorstufe,
                                           die meist nur durch die Mammografie
Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Durch        entdeckt wird, die Brust abgenommen.
die Früherkennung werden auch Verän-       Insgesamt nehmen in Mammografie-
derungen als Krebs oder als Krebsvor-      Screening-Programmen die chirurgischen
stufen diagnostiziert und behandelt, die   Eingriffe und die Strahlenbehandlungen
ohne Mammografie nie auffällig und für     um etwa 30 Prozent zu (Gøtzsche, P. C.,
die Frau auch nicht lebensbedrohlich       et al., 2011).
geworden wären. Nach internationalen
Studien steigt die Zahl der Brustkrebs-    Soll nun eine Frau zur Mammo-
diagnosen dauerhaft an, wenn ein Land      grafie gehen oder nicht? Was raten
ein Mammografie-Screening einführt.        Sie Frauen?
Dieser Trend ist auch in Deutschland zu
beobachten. Seit Einführung der Reihen-    Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser | Die
untersuchung im Jahr 2004 stiegen die      Frauen müssen die möglichen Vor- und
Brustkrebsdiagnosen von 57.000 auf         Nachteile abwägen. Keinesfalls sollte
74.000 im Jahr 2008 an. Es gibt jetzt      eine Frau Schuldgefühle haben, wenn
also mehr Frauen mit Brustkrebs.           sie nicht am Screening teilnimmt. Für
                                           Schuldgefühle gibt es keinen Grund.

20 | Brustkrebs-Früherkennung
Was nützt die Mammografie?

                 Ohne Mammografie

                 Mit Mammografie

  8       6      verstorben an
                 Brustkrebs

 72      74      verstorben an anderen
                 Todesursachen

920 920 nicht verstorben

 25      30      Diagnose: Brustkrebs

975 970 Diagnose:
        kein Brustkrebs

       5.000 Gesamtzahl der
             Mammografieunter-
             suchungen

        200 Frauen mit mindestens
            einem verdächtigen
            Mammografiebefund
                                                   Diese Grafik geht davon aus, dass
         60      Frauen mit Entnahme               Frauen durch die Mammografie einen
                 von Gewebe aus der                Überlebensvorteil von 25 Prozent haben.
                 Brust zur Abklärung               Zwei Gruppen von jeweils 1.000 Frauen
                 falsch positiver Befunde          zwischen 50 und 60 Jahren wurden
                                                   über zehn Jahre beobachtet und mit-
Quelle: Mühlhauser, I.; Höldke, B.: Mammografie:   einander verglichen. Die Frauen der
Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchung. Mainz:
Kirchheim-Verlag, 2000.
                                                   Mammografiegruppe wurden in diesem
                                                   Zeitraum fünf Mal mammografiert.

                                                           Brustkrebs-Früherkennung | 21
Häufigkeit von Brustkrebserkrankungen

Weniger Todesfälle                          faktoren, zum Beispiel verbesserte
                                            Therapien.
Viele Frauen haben Angst vor Brust-
krebs. Untersuchungen zeigen, dass          Übrigens: Brustkrebs ist als Todesursa-
sie das Risiko oft überschätzen. In         che viel seltener als in der Öffentlichkeit
Deutschland sterben seit Mitte der          angenommen: Insgesamt sterben von
1990er Jahre von Jahr zu Jahr weniger       100 Frauen 3 bis 4 Frauen an Brust-
Frauen an Brustkrebs – ein Trend, der       krebs, aber 45 an Erkrankungen des
alle Altersgruppen betrifft, auch jene,     Herz-Kreislauf-Systems und 20 an
für die kein Screening angeboten wird.      anderen Krebsarten.
Vermutlich führen die besseren Behand-
lungsmöglichkeiten zu einer Senkung         Mehr Diagnosen und mehr Therapien
der Sterberate (Katalanic, A., et al.,
2009; Autier, Ph., et al., 2011).           Obgleich inzwischen weniger Frauen
                                            an Brustkrebs sterben, werden immer
Ob sich durch das Mammografie-              mehr Frauen mit der Diagnose Brust-
Screening die Brustkrebssterblichkeit       krebs konfrontiert – vor allem in Ländern
in Deutschland weiter senken lässt,         mit einem Screening-Programm. In
kann überhaupt erst 2022 untersucht         Schweden und Norwegen verdoppelten
werden (Blettner, M., et al., 2012), wird   sich seit Einführung der Reihenuntersu-
sich aber vermutlich niemals wissen-        chungen die Brustkrebsdiagnosen, und
schaftlich klären lassen. Der Grund:        zwar dauerhaft (Zahl, P., et al., 2004). In
Es gibt zu viele verschiedene Einfluss-     den USA stieg innerhalb von 30 Jahren

22 | Brustkrebs-Früherkennung
Studienergebnis

                                          Mehr Brustkrebs durch
                                          Hormontherapie

                                          Frauen, die in oder nach den
                                          Wechseljahren Östrogen-Gestagen-
                                          Präparate zu sich nehmen, haben
                                          ein höheres Risiko, an Brustkrebs
                                          zu erkranken. Bei Diagnosestellung
                                          ist die Erkrankung auch häufiger
                                          weiter fortgeschritten und hat
                                          bereits Tochtergeschwülste, so
                                          genannte Metastasen, gebildet.
                                          Auch die mammografische Früher-
                                          kennung ist erschwert. Die kombi-
                                          nierte Hormontherapie verdichtet
                                          das Brustgewebe, sodass die
                                          Röntgenbilder schlechter zu be-
die Zahl der Krebsdiagnosen in frühem     urteilen sind. Deshalb kommt es
Stadium von 112 auf 234 je 100.000        fast doppelt so häufig zu einem
Frauen an, wogegen die Zahl der Frau-     falschen Alarm (Chlebowski, R.T.,
en, die Krebs im lebensbedrohlichen       et al., 2003).
Endstadium haben, durch das Scree-
ning nur geringfügig gesenkt werden       Aufgrund dieser Warnungen
konnte, und zwar von 102 auf 94 Fälle     haben viele Frauen ihre Hormon-
pro 100.000 Frauen (Bleyer, A., et al.,   einnahme beendet. Parallel dazu
2012). In Deutschland sind seit Einfüh-   nahm die Zahl der Brustkrebsfälle
rung des Screening-Programms die          in vielen Ländern ab. Auch in
Brustkrebsdiagnosen von 57.000 (2004)     Deutschland zeigte sich ein solcher
auf 74.000 Fälle (2008) gestiegen.        Abwärtstrend, doch inzwischen
                                          steigen als Folge der Einführung
Expertinnen und Experten erklären         des flächendeckenden Screenings
diesen Trend als Effekt der Früherken-    die Brustkrebsdiagnosen wieder
nungsmammografie, weil auch Krebs-        an (siehe auch Seite 22/23 „Häu-
vorstufen und Brusttumoren entdeckt       figkeit von Brustkrebserkrankun-
werden, die das Leben der Frau nie        gen“) (Katalanic, A., et al., 2009;
bedroht hätten. Trotzdem werden sie       Ravdin, P. M., et al., 2007).
operativ, chemisch und mit Strahlen
vorsorglich behandelt. Dies führt zu
einer Übertherapie.

                                                Brustkrebs-Früherkennung | 23
Wie viele Frauen erkranken an Brustkrebs?

    Eine von neun Frauen erkrankt an Brustkrebs. Diese Information ist oft zu
    lesen. Sie stimmt, allerdings fehlt der Zusatz: falls die Frau 85 Jahre alt wird.
    Unter 40 Jahren ist dagegen nur eine von 250 Frauen von Brustkrebs
    betroffen und unter 50 Jahren eine von 60 Frauen.

    Aktuelles                  An irgendeinem Krebs                              An Brustkrebs
    Alter                    erkranken in den nächsten                     erkranken in den nächsten
                            zehn Jahren je 1.000 Frauen                   zehn Jahren je 1.000 Frauen

    30 Jahre                                    9                                             3

    40 Jahre                                   28                                             5

    50 Jahre                                   62                                            25

    60 Jahre                                   96                                            30

    70 Jahre                                  137                                            28

    80 Jahre                                  180                                            26

(Schätzung für Krebserkrankungen für das Jahr 2004, Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V.
und Robert Koch-Institut 2008, Auswertungen von Katalanic, A.)

Sie können aus dieser Tabelle heraus-                         Beispiel | Von 1.000 Frauen im Alter
lesen, welches Risiko Frauen in Deutsch-                      von 50 Jahren, die bisher nicht an
land im Durchschnitt haben, in den                            Krebs erkrankt sind, werden in den
nächsten zehn Jahren die Diagnose                             nächsten zehn Jahren 62 irgendeine
Brustkrebs zu erhalten. Die Zahlen                            Krebsdiagnose erhalten, 25 davon
beziehen sich auf das Jahr 2004, in                           eine Brustkrebsdiagnose.
dem das Screening noch nicht flächen-
deckend eingeführt war.

24 | Brustkrebs-Früherkennung
Verschiedene Formen von Brustkrebs

                                          ﬊ Mancher Brustkrebs wächst langsam.
                                            Solche Formen werden am häufigsten
                                            durch die Mammografie entdeckt.
                                            In der Regel ist die Prognose des
                                            Krankheitsverlaufs günstig.
                                          ﬊ Eine seltenere Form des Brustkrebses
                                            wächst schnell und streut schon sehr
                                            früh so genannte Tochtergeschwülste
                                            (Metastasen). Diese Form wird häufig
                                            nicht durch die Mammografie – die nur
                                            eine Momentaufnahme ist – festge-
                                            stellt, sondern tritt in der Zeit zwischen
                                            den Mammografien in Erscheinung.
                                            Der Krankheitsverlauf ist bei dieser
                                            Tumorform eher ungünstig.
Eine frühe Diagnose kann für die The-
rapie und das Überleben der Frau von      ﬊ Bei 20 bis 30 Prozent der Diagnosen
Vorteil sein, muss es aber nicht. Denn      handelt es sich um Vorstufen von
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs.     Brustkrebs, zum Beispiel um „DCIS“,
Manchmal hat ein sehr kleiner Tumor,        die sich in der Mammografie als so
der selbst mit der Mammografie noch         genannter „gruppierter Mikrokalk“
nicht zu entdecken ist, bereits so          darstellen. Diese werden ausschließ-
genannte Tochtergeschwülste (Metas-         lich durch die Mammografie entdeckt,
tasen) gebildet. Andererseits muss ein      da sie im Normalfall nicht tastbar sind.
deutlich tastbarer Knoten noch nicht        Ob sich diese Vorstufen zu invasivem
gestreut haben. Der Verlauf der Krank-      und lebensbedrohlichem Brustkrebs
heit ist vielfach nicht vorhersehbar.       entwickeln, ist bisher schwer vorher-
Durchschnittlich 81 von 100 Brust-          zusagen. Das ist ein Dilemma. Deshalb
krebspatientinnen leben auch noch           raten Mediziner und Medizinerinnen
fünf Jahre nach der Diagnosestellung        vorsorglich zur Operation, gegebenen-
(Robert Koch-Institut et al., 2008).        falls zur Entfernung der Lymphknoten
                                            und zur Strahlentherapie. Möglicher-
Der häufigste Typ von Brustkrebs ist        weise wird die Frau erst durch die
das so genannte duktale Karzinom,           Therapie geschädigt und nicht durch
das sich in den Milchgängen bildet.         das „DCIS“, das – wäre es unentdeckt
Wenn sich die Krebszellen nur auf den       geblieben – nie ihr Leben bedroht hätte
Milchgang beschränken, spricht man          (IARC, 2002; Bleyer, A., et al., 2012).
von einem duktalen Karzinom in situ
(englisch „ductal carcinoma in situ –
DCIS“). Haben sich die Krebszellen
über den Milchgang hinaus ausgebrei-
tet, handelt es sich um ein invasives
Karzinom.

                                                   Brustkrebs-Früherkennung | 25
M  a m   m  o  g ra fie –
Nach der      n t s c h e id u ngen
Fragen un d E

26 | Brustkrebs-Früherkennung
Warten auf den Befund

Bei etwa 95 Prozent der Frauen
entdeckt die Mammografie keine
Auffälligkeiten, die auf Brustkrebs
hinweisen könnten.

  „Ich habe mich über einen Monat
  mit der Entscheidung, ob ich nun
  zum Screening gehen soll oder
  lieber doch nicht, herumgeschla-
  gen. Es ging immer hin und her
  in meinem Kopf. Einmal hatte ich
  sogar den Termin verschoben und
  dann habe ich mich doch durchge-
  rungen. Vor allem meine Gynäko-
  login riet mir zu: Ich könnte nur
  gewinnen durch eine Mammo-
  grafie, sagte sie. Außerdem hatte
  ich ein paar Jahre die Östrogene
  geschluckt, da wäre es auf jeden
  Fall besser, zur Vorsorge zu gehen.

  Ich hatte ja schon mal vor einigen
  Jahren eine Mammografie machen
  lassen. Diesmal empfand ich die
  Untersuchung als nicht ganz so
  schmerzhaft. Das Schwierigste
  war das Warten auf den Befund.
  Jeden Tag fing mein Herz an zu
  rasen, wenn ich in den Briefkasten    Wenn Sie am organisierten Screening-
  schaute. Nach zwölf Tagen kam         Programm teilnehmen, bekommen Sie
  dann die Entwarnung. Ich bin          das Ergebnis der Untersuchung nicht
  sehr erleichtert.“                    im Mammografiezentrum mitgeteilt.
                                        Vielmehr wird Ihnen der Befund in der
                     Gerda, 55 Jahre    Regel nach sieben Werktagen schriftlich
                                        übermittelt.

                                                Brustkrebs-Früherkennung | 27
Falsch negativer Befund: falsche Beruhigung

Auch wenn Frauen ein unauffälliges
Röntgenbild haben, können sie nicht       Studienergebnis
ganz sicher sein, keinen Brustkrebs
zu haben oder in den nächsten zwei
Jahren nicht an Brustkrebs zu
erkranken.                                Krebs trotz unauffälligem Befund

Warum ist das so? Das beste Röntgen-      Beim Mammografie-Screening
gerät und die erfahrensten Radiologen     wird in etwa jede fünfte Brust-
und Radiologinnen können nicht alle       krebserkrankung nicht gefunden.
Tumoren aufspüren. Dafür gibt es          Das heißt, 2 von 1.000 Frauen
unterschiedliche Erklärungen:             müssen trotz unauffälligem Rönt-
                                          genbefund in den folgenden zwei
Es gibt Tumoren, die sich röntgeno-       Jahren mit einer Brustkrebsdiag-
logisch nicht darstellen. Oder das        nose rechnen. Dies ergab eine
Brustgewebe ist durch eine Hormon-        erste Auswertung des deutschen
therapie in und nach den Wechseljahren    Screening-Programms.
so strahlendicht, dass auf dem Röntgen-
bild nur schwer etwas zu erkennen ist.    Von 878.764 Frauen, die im Zeit-
Schnell wachsende Tumoren können          raum von 2005 bis 2008 am Mam-
sich aber auch in der Zeit zwischen       mografie-Screening-Programm
den zweijährlichen Untersuchungen         teilgenommen haben, wurde bei
bilden. In diesen Fällen spricht man      7.176 Brustkrebs diagnostiziert.
von Intervallkarzinomen.                  Bei 2.036 Frauen wurde ein Tumor
                                          innerhalb des Zweijahresintervalls
                                          entdeckt, obwohl die vorausge-
                                          gangene Screening-Untersuchung
                                          unauffällig war. Knapp die Hälfte
                                          der Tumoren war bereits im fort-
                                          geschritteneren Stadium. Ob die
                                          so genannten Intervallkarzinome
                                          beim Screening übersehen wurden
                                          oder ob sie sich erst danach entwi-
                                          ckelt haben, konnte die Studie nicht
                                          klären (Heidinger, O., et al., 2012).

28 | Brustkrebs-Früherkennung
Falsch positiver Befund:
                                        Fehlalarm

                                        In den meisten Fällen handelt es sich
                                        dabei um einen „falschen Alarm“ (falsch
                                        positiver Befund), das heißt, die Nach-
                                        untersuchung bestätigt den Verdacht
                                        nicht. Die Zeit zwischen der erneuten
                                        Einladung und dem endgültigen Befund
                                        beschreiben Frauen oft als psychisch
                                        sehr belastend.

                                          Studienergebnis

                                          Von den Frauen, die zum ersten
                                          Mal am Screening teilnehmen,
                                          werden 6 von 100 Teilnehmerin-
                                          nen zu weiteren Abklärungsunter-
                                          suchungen einbestellt. Bei den
Erster Verdacht:                          folgenden Untersuchungen müs-
erneute Einladung                         sen 3 von 100 Frauen mit einem
                                          Verdachtsbefund rechnen. 1 bis 2
                                          von 100 Frauen wird Gewebe ent-
In etwa fünf Prozent der Fälle werden     nommen, meist mit Hilfe einer
die Frauen nochmals in das Brustzent-     Stanz- oder Vakuumbiopsie. Bei
rum oder in die Klinik gebeten, weil      etwa der Hälfte der Frauen mit
beim Mammografie-Screening etwas          einer Gewebeprobeentnahme
„Verdächtiges“ gefunden worden ist.       bestätigt sich der Verdacht nicht,
                                          das heißt, sie haben keinen Brust-
In der Regel erschrecken die Frauen.      krebs (Kooperationsgemeinschaft
Doch ein solcher Termin zur weiteren      Mammographie, 2012).
Abklärung bedeutet noch keine Brust-
krebsdiagnose. Vielmehr müssen
ergänzende Untersuchungen wie
Ultraschall, eine nochmalige Mammo-
grafie oder eine Biopsie (Gewebepro-
beentnahme) gemacht werden, um
diesen Verdacht entweder auszuräu-
men oder zu einer gesicherten Diag-
nose zu kommen.

                                                Brustkrebs-Früherkennung | 29
„Bei mir in der Familie kommt
  Brustkrebs vor, meine Mutter
  starb mit 65 Jahren daran. Deshalb
  war ich auch in ständiger Betreu-
  ung bei einem Gynäkologen. Der
  tastete regelmäßig die Brust ab
  und machte einen Ultraschall.
  Einmal im Jahr überwies er mich
  zur Mammografie zu einem
  Radiologen. Diesmal bin ich nun
  der Einladung in das Screening-
  Zentrum gefolgt, schließlich soll
  dort die Mammografie angeblich
  besser sein. Nach zwei Wochen
  bekam ich zu meiner Überraschung
  eine Wiedervorladung. Damit hatte
  ich nicht gerechnet. Ich bin im
  ersten Moment total erschrocken:
  Hilfe, haben sie jetzt was entdeckt!   Diagnose: Brustkrebs
  Ich konnte kaum mehr schlafen.
  Dann redete ich mir immer wieder
  gut zu. Wie empfohlen, ging ich        Wenn die Gewebeprobeentnahme den
  in das Brustzentrum in die Klinik.     Brustkrebsverdacht bestätigt, bleibt
  Da saßen nun aufgereiht etwa           Zeit, die weiteren Schritte mit Ärztinnen
  zehn, zwölf Frauen und warteten,       und Ärzten des Vertrauens in Ruhe zu
  dass sie an die Reihe kamen.           planen. Anders als etwa eine akute
  Eine kannte ich sogar aus der          Blinddarmentzündung ist die Diagnose
  Nachbarschaft. Das war mir sehr        kein Notfall, der sofort eine Operation
  unangenehm. Die Atmosphäre             nötig macht.
  dort war beklemmend, die Angst
  der Frauen war zu spüren. Dann         Brustzentren
  wurde bei mir der Ultraschall
  gemacht, und ich hatte Zysten,         Es gibt inzwischen vielerorts zertifizierte
  ungefährlich, hieß es.“                Brustzentren, die festgelegte Standards
                                         bei der Therapie erfüllen müssen.
                    Christa, 54 Jahre    (Eine Übersicht finden Sie unter:
                                         www.krebsgesellschaft.de/wub_zer-
                                         tifizierung_brustzentren,120899.html)
                                         Außerdem gibt es medizinische Leitlinien
                                         und Patientenleitlinien, die Auskunft
                                         darüber geben, welches therapeutische

30 | Brustkrebs-Früherkennung
„Vor zwölf Jahren hatte ich eine
                                           Brustkrebsoperation. Damals war
                                           ich 53, und ich dachte, jetzt ist
                                           mein Leben zu Ende. Ich fiel in
                                           ein tiefes Loch. Ich hatte den
                                           Knoten selbst zufällig ertastet.
                                           Er war vielleicht so groß wie ein
                                           Pfirsichkern. Fünf Monate vorher
                                           hatte ich noch eine Mammografie
                                           machen lassen. Dort wurde nichts
                                           gefunden. Ich war in Panik, und
                                           meine Gynäkologin reagierte auch
                                           panisch. Sie riet mir, mich sofort
                                           operieren zu lassen. Doch ich bin
                                           heute froh, dass ich Freundinnen
                                           hatte, die mich erst einmal an die
                                           Hand nahmen und mir bei der
                                           Suche nach einer guten Klinik
Vorgehen die bestmöglichen Behand-         halfen. Ich habe mich auch über
lungsergebnisse verspricht (Internet-      die verschiedenen Therapiemög-
adressen siehe Anhang).                    lichkeiten informiert und mich inner-
                                           lich von meiner Brust verabschiedet.
Unterstützungsangebote
                                           Ich habe dann meine Brust ampu-
Vielleicht wollen Sie eine vertraute       tieren lassen, weil ich die Strahlen-
Person zum Arztgespräch mitnehmen?         therapie scheute. Das habe ich
Manche Frauen haben auch gute              bisher nicht bereut. Ich bin anschlie-
Erfahrungen mit einer Krankenhaus-         ßend in eine Reha-Klinik gegangen,
psychologin gemacht, andere haben          die sich auf Brustkrebspatientinnen
sich an Krebsberatungsstellen gewandt,     spezialisiert hatte, und habe dort
sich mit anderen Brustkrebspatientinnen    mit dem körperlichen Training
ausgetauscht oder Selbsthilfegruppen       angefangen. Das war gut und
aufgesucht (Adressen siehe Anhang).        wichtig – bis heute. Ich hatte
                                           bisher keinen Rückfall. Manchmal
Sich über die Vor- und Nachteile der       halte ich Vorträge bei Selbsthilfe-
unterschiedlichen Behandlungsstrate-       gruppen. Die betroffenen Frauen
gien zu informieren hilft beim Umgang      sehen dann: Man kann Brustkrebs
mit der Diagnose und Therapie. Es kann     nicht nur überleben, sondern sein
der erste Schritt sein, die Krankheit zu   Leben auch mit der Erkrankung
bewältigen und zu genesen.                 gut und aktiv gestalten.“

                                                                Anne, 65 Jahre

                                                 Brustkrebs-Früherkennung | 31
d A n la u f ste ll en
              un
Informations-

Wichtige Adressen

KID – Krebsinformationsdienst            Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.
Deutsches Krebsforschungszentrum         „Haus der Krebs-Selbsthilfe“
Im Neuenheimer Feld 280                  Thomas-Mann-Straße 40, 53111 Bonn
69120 Heidelberg                         Tel. 02 28 - 338 89-400
Tel. 0800 - 420 30 40                    Fax 02 28 - 338 89-401
(kostenfrei innerhalb Deutschlands)      E-Mail kontakt@frauenselbsthilfe.de
Täglich von 8 bis 20 Uhr                 www.frauenselbsthilfe.de
E-Mail krebsinformationsdienst@dkfz.de   Hier wird auch eine Onlineberatung
www.krebsinformation.de                  angeboten.

Bundesverband der                        Kooperationsgemeinschaft
Frauengesundheitszentren e. V.           Mammographie
Übersicht über die regionalen            Goethestraße 85, 10623 Berlin
Beratungsstellen                         Tel. 030 - 319 98 51-0
www.frauengesundheitszentren.de          www.mammo-programm.de

32 | Brustkrebs-Früherkennung
*
Brustkrebs-Leitlinien                        Diese Veröffentlichung unterstützen
                                            die folgenden Mitgliedsorganisationen
Patientinnenleitlinie „Diagnostik,          des Nationalen Netzwerkes Frauen und
Therapie und Nachsorge des Mamma-           Gesundheit:
karzinoms der Frau“
www.awmf.org/uploads/tx_                    AG „Frauen und Gesundheit“ in
szleitlinien/032-045-OL-p2_S3               der Deutschen Gesellschaft für
_Brustkrebs.pdf                             Medizinische Soziologie (DGMS)

Ärztliche „Interdisziplinäre S3-Leitlinie   AG „Frauen in der psychosozialen
für die Diagnostik, Therapie und Nach-      Versorgung“ der Deutschen Gesell-
sorge des Mammakarzinoms“                   schaft für Verhaltenstherapie (DGVT)
www.krebsgesellschaft.de/
download/S3_Brustkrebs_Update               Arbeitskreis Frauengesundheit
_2012_OL_Langversion.pdf                    in Medizin, Psychotherapie und
                                            Gesellschaft e.V. (AKF)
Weitere Informationen zur Mammografie
finden Sie außerdem auf der Website         Arbeitsbereich Frauen- und Geschlech-
der Universität Hamburg unter:              terperspektiven am Institut für Public
www.mammographie-screening-                 Health und Pflegeforschung (IPP),
online.de                                   Universität Bremen

                                            Deutsche Gesellschaft für psycho-
Netzwerk für                                somatische Frauenheilkunde und
Frauengesundheit                            Geburtshilfe e.V. (DGPFG)

                                            Deutscher Ärztinnenbund e.V.
Herausgeber dieser Inhalte ist die TK
in Kooperation mit dem Nationalen           Forum Frauengesundheit
Netzwerk Frauen und Gesundheit*.
In diesem Netzwerk haben sich Fach-         Netzwerk Frauen/Mädchen
frauen, denen die Stärkung der Frauen-      und Gesundheit Niedersachsen
gesundheit ein wichtiges Anliegen ist,
zusammengeschlossen. Zu einer guten
Gesundheitsversorgung gehört, Frauen
in ihren Entscheidungen ernst zu neh-
men. Voraussetzung dafür sind fundierte
Informationen, die mit dieser Broschüre
geliefert werden sollen.

                                                    Brustkrebs-Früherkennung | 33
Verwendete Literatur                         Mettler, F. A.; Arthur, C. U., et al.: Bene-
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34 | Brustkrebs-Früherkennung
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                                                       Brustkrebs-Früherkennung | 35
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