In der Dauerschleife: Die Ukraine im Fokus russischer Desinformation
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Juni 2021
Auslandsbüro Ukraine (Charkiw)
In der Dauerschleife: Die Ukraine im
Fokus russischer Desinformation
Ukrainische Erfahrungen mit einer europaweiten Bedrohung
Dr. Brigitta Triebel, Oleksii Leznov
Die Eskalation im ukrainisch-russischen Konflikt im Frühjahr war begleitet von umfangreichen
Desinformationskampagnen aus Russland. In einer angespannten Sicherheitslage kann dies zu einer
Destabilisierung der ukrainischen Gesellschaft führen. Zugleich hat sich die ukrainische Staatsführung
zum Ziel gesetzt, stärker auf diese hybride Bedrohung zu reagieren und erste Pläne vorgelegt. Hieraus
ergeben sich Anknüpfungspunkte für weitere internationale Kooperationen: Auch in Deutschland und
der Europäischen Union wird Desinformation in wachsendem Maße als Gefahr anerkannt und eine
wirksame Strategie eingefordert.
Desinformation ist ein Instrument im russisch- wie 2014 – vermeintliche Schreckensnachrichten
ukrainischen Konflikt. Es ist das bewusste über Kinder als Opfer der ukrainischen
Verbreiten von falschen Informationen, das Militäroperation auf.
insbesondere als Teil der russischen Strategie in
der kriegerischen Auseinandersetzung gilt. 1 0F
Desinformation im Kontext der
Kampagnen dieser Art sind seit 2013 in der militärischen Eskalation im Frühjahr
Ukraine zu beobachten und ein Kernbestandteil
der hybriden Kriegsführung Russlands. 2 1F
Anfang April erschreckte eine Meldung aus dem
Ausschlaggebend dafür waren die Donbas: Ein Junge sei in der Nähe der Ortschaft
proeuropäischen Demonstrationen auf dem Oleksandrivsky im Donbas von einer "Drohne der
Maidan und die darauffolgende politische ukrainischen Streitkräfte" getötet worden. Das
Entscheidung Kiews für eine Annäherung an die hatte zunächst ein Vertreter der sogenannten
Europäische Union gegen den Willen des Kremls. „Volksmiliz der DVR“ behauptet, ihn zitierten
Als Reaktion, so legen es Analysen nahe, russische Nachrichtenagenturen wie RIA Novosti.
intensivierte die russische Seite Wenig später berichteten ukrainische
Desinformationskampagnen im Nachbarland, um Internetseiten, u.a. Strana.yua und Vesti.yua,
die öffentliche Meinung in der Ukraine zu Gunsten darüber. Den „Drohnenangriff“ führten die
der eigenen Interessen zu beeinflussen. 3
2F
genannten Internetseiten, die von ukrainischen
Acht Jahre danach hat sich an diesem Vorgehen Experten und Expertinnen immer wieder für die
kaum etwas geändert. Die massiven Kämpfe an Verbreitung von Falschmeldungen verantwortlich
der Konfliktlinie zwischen den ukrainischen gemacht werden, als Beweis für die Aggression
Streitkräften und den von Russland unterstützten Kiews an. Die Ukraine sei es, die provoziere, um
sogenannten Separatisten in den zurückliegenden einen „großen Krieg“ im Donbas zu entfachen.
Monaten waren erneut begleitet von einer Vielzahl Parallel tauchte diese Version des Vorfalls in
von Falschmeldungen. Verbreitet werden sie in sozialen Medien auf, damit wurde auch in der
traditionellen und sozialen Medien Ukraine eine größere Leserschaft erreicht. Die
gleichermaßen, nicht nur in der Ukraine, sondern ukrainische Initiative stopfake, die seit Jahren
auch in Russland. Falschmeldungen aufdeckt und faktenbasiert
Während der militärischen Eskalation im Frühjahr widerlegt, stufte die Meldung wenig später als
tauchten in den Medien beider Länder – ähnlich unwahr ein. Ihre Recherchen hatten ergeben, dassKonrad-Adenauer-Stiftung e. V.
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die Version eines ukrainischen Drohnenangriffs nicht die Trinkwasservorräte, sondern die
höchstunwahrscheinlich ist. Der Ort allgemeine Wasserqualität im Dnjepr-Becken
Oleksandrivsky ist für die ukrainische Seite nicht untersucht hat und deren Ergebnisse nicht
zu erreichen, befindet er sich doch dreißig alarmierend waren. 76F
Kilometer entfernt von den durch Kiew Ähnlich unpolitisch wirken Meldungen über den
kontrollierten Gebieten. Der Luftraum über Ursprung des Corona-Virus oder die ukrainische
diesem Gebiet wird ausschließlich von den Impfkampagne, die sich ebenfalls als gefälscht
sogenannten Separatisten kontrolliert. Als nachweisen lassen. Nach Ausbruch der Pandemie
mögliches Szenario beschrieb stopefake die war wiederholt zu lesen, dass US-amerikanische
Detonation eines Sprengsatzes, die zum Tod des Militärlabore in der Ukraine die Pandemie im Land
Jungens geführt haben könnte. 4
verschuldet hätten. 8 Eine Falschmeldung, die
3F
In der Hochphase der militärischen Eskalation im
7F
immer wieder und in verschiedenen Kontexten in
Frühjahr zielten diese und weitere
der Ukraine zu lesen ist. 9 Zudem hätte die Ukraine
Falschmeldungen darauf, die Verantwortung für
8F
nur aufgrund US-amerikanischer Interventionen
die kriegerische Auseinandersetzung der Ukraine
und ihren westlichen Verbündeten zu übertragen. den russischen Impfstoff Sputnik V abgelehnt. Es
Über vermeintliche Hinweise auf aggressive Pläne sei die US-Botschaft in Kiew gewesen, die den Kauf
Kiews berichtete beispielsweise Ende März das des genannten Vakzins verboten hätte. 10 In 9F
russische Nachrichtenportal Politikexpert. 5 Dort
4F
diesem Kontext ist darauf zu verweisen, dass der
war zu lesen, dass die Vereinigten Staaten von russische Impfstoff in der Ukraine aufgrund
Amerika die ukrainische Armee intensiv auf eine fehlender international anerkannter Studien zur
großangelegte Offensive gegen die von den Wirksamkeit nicht zugelassen ist. Die momentan
Separatisten kontrollierten Gebiete vorbereitet laufende Impfkampagne ist ebenfalls Gegenstand
habe. Die geplante Operation ziele auf die von irreführenden Meldungen. Der in der Ukraine
Ermordung der Zivilisten im Donbas, nicht eingesetzte indische Impfstoff wird auf russischen
weniger als ein Völkermord sei zu befürchten. Internetseiten beispielsweise als gefährlich für die
Auch diese Neuigkeit wurde von häufig genutzten Bevölkerung des Nachbarlandes dargestellt und
Internetseiten geteilt, u.a. der in Russland
als Beweis angeführt, dass die Ukraine nun „ein
wichtigsten Suchmaschine Yandex. Die
Land der Dritten Welt wird“. 11
Behauptung eines drohenden Völkermords im
10F
Donbas ist nicht neu. Es ist ein wiederholt von
russischen Medien propagiertes Narrativ, es
Strategie der Desinformation: Kanäle,
herrsche in der Ukraine eine zunehmende Akteure und Narrative
Russophobie und die russischsprachige
Bevölkerung insbesondere im Osten der Ukraine Eine Vielzahl von falschen Meldungen werden
erlebe Diskriminierung. 6 zunächst in Russland veröffentlicht und im
Anschluss von Fernsehsendern sowie
5F
Andere Falschmeldungen in den letzten drei
Monaten zielten darauf, das Vertrauen in den Nachrichtenportalen in der Ukraine aufgegriffen.
ukrainischen Staat zu unterminieren, ohne sich Dabei sind die traditionellen Medien in der
direkt auf den kriegerischen Konflikt zu beziehen. Ukraine, insbesondere die Fernsehsender,
Die Regierung des Landes erschien darin als weiterhin wichtige Kanäle zur Verbreitung von
unfähig und unwillig, die eigene Bevölkerung vor Desinformation, da diese nach wie vor eine
Unsicherheiten und Gefahren zu beschützen. höhere Reichweite als soziale Medien erzielen. 12 11F
Ende März beispielsweise berichtete der russische Digital werden Falschmeldungen über Facebook-
staatliche Nachrichtensender Rossija 24 über die Gruppen, anonyme und personalisierte Telegram-
angeblich miserable Wasserqualität des Dnjeprs. Kanäle 13 sowie über Youtube-Kanäle vervielfacht.
12F
Die Verschmutzung des größten Flusses der Als prorussisch geltende Blogger wie Anatolij
Ukraine mit Schadstoffen würde, so die Meldung, Scharij nutzen beispielsweise den eigenen
zu einer baldigen Trinkwasserknappheit führen. Telegram-Kanal, um Desinformationen gezielt zu
Aus diesem Grund stehe das Land kurz vor einer verbreiten. Youtube dient v.a. Nachrichten- und
humanitären Katastrophe. Diese Nachricht wurde Fernsehsendern als Plattform, die in der Ukraine
von anderen Medien in Russland und in der nicht mehr senden dürfen. 14 13F
Ukraine weiterverbreitet. Stopfake verweist in den Zudem sind an der Verbreitung von Unwahrheiten
eigenen Recherchen über diesen Vorfall auf die häufig Akteure in Politik und Wirtschaft beteiligt,
der Behauptung zugrundeliegende Studie, die die sich für eine Annäherung an RusslandKonrad-Adenauer-Stiftung e. V.
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aussprechen. Sie treten häufig in ukrainischen Trotz verschiedener Akteure, unterschiedlicher
Medien auf oder nutzen eigene digitale wie Themen und Verbreitungswege wiederholen sich
traditionelle Medien. Eine aktuelle ukrainische die Narrative, die vielen Falschmeldungen
Studie verweist darauf, dass die Kanäle, die von zugrunde liegen. In einer der zentralen
diesen politischen Akteuren kontrolliert werden, Erzählungen erscheint Kiew als der Aggressor im
die meisten Falschmeldungen in der Ukraine russisch-ukrainischen Konflikt. Hinzugefügt wird
verbreiten. 15 14F das Bild von dem von „Außen“ gesteuerten Land,
Immer wieder verantwortlich für das von der EU und den Vereinigten Staaten
Desinformationskampagnen wird die Partei fremdbestimmt wird. Seit 2014 wird das Bild
„Oppositionsplattform – Für das Leben“ (OPSSch) propagiert, die Ukraine sei ein faschistischer und
gemacht. 16 Diese Partei spielt insbesondere für
15F nationalistischer Staat, der die russischsprachige
die Meinungsbildung in der Ostukraine weiterhin Bevölkerung unterdrücke, ein Narrativ, dass v.a.
eine entscheidende Rolle, wird sie doch dort von zu Jahrestagen wie dem 8. Mai immer wieder
einem Großteil der Menschen gewählt. lanciert wird. 18 Falschmeldungen, die nicht direkt
17F
Dabei ist nicht davon auszugehen, dass alle den Konflikt thematisieren, zielen häufig darauf,
Falschmeldungen in der Ukraine aus Russland das Bild zu verfestigen, die Ukraine sei ein
koordiniert werden. Vielmehr verweisen gescheiterter Staat, der sich für seine Bevölkerung
Expertinnen und Experten darauf, dass über sehr weder einsetzen könne noch wolle. 1918F
unterschiedliche Kanäle und verschiedene als
kremlnah geltende Akteure wiederholt negative Ukrainische Reaktionen auf die
Meldungen verbreitet werden. Dieses russische Desinformation
Zusammenspiel unterschiedlicher Kanäle und
Akteure im Sinne Russlands scheint Eine langfristige Strategie gegen die russische
vielversprechend, da dann die Falschmeldungen Desinformation gibt es in der Ukraine bisher nicht.
der Leser- und Zuhörerschaft mehrfach Wenngleich die politischen Bemühungen, gegen
begegnen. Je häufiger eine Meldung und noch Desinformation vorzugehen und wirksame
dazu auf unterschiedlichen Kanälen erscheint, Antworten zu finden, in den letzten Wochen
umso glaubwürdiger erscheint sie. zugenommen haben.
In diesem Zusammenhang ist es schwer Seit 2014 haben sich die verschiedenen
einzuschätzen, wie viele Ukrainerinnen und ukrainischen Staatsführungen darauf
Ukrainer von diesen Kampagnen erreicht werden. konzentriert, gegen die Kanäle vorzugehen, die in
Eine aktuelle Studie nennt Klickzahlen: Mehr als der Ukraine als Verteiler von Falschnachrichten
110 Millionen Besuche aus der Ukraine pro Monat wahrgenommen werden. Zu Beginn des russisch-
auf Internetseiten, die die genannten Narrative ukrainischen Konfliktes 2014 verbot der damalige
über die Ukraine reproduzieren; mehr als 120 Präsident Petro Poroschenko die Ausstrahlung
Millionen Videoaufrufe auf prorussischen von russischem Fernsehen in der Ukraine. In Folge
YouTube-Kanälen monatlich. Zwar sind wurden mehr als 70 Sender gesperrt, der Empfang
Klickzahlen längst nicht mit der Zahl der Leser und über Satelliten ist jedoch weiterhin möglich. Drei
Leserinnen gleichzusetzen, es ermöglicht jedoch Jahre später – 2017 – wurden vielbesuchte
eine vage Vorstellung der Reichweite. Der bereits russische Internetportale, u.a. Vkontakte, das
genannte Blogger Scharij hat mit allein knapp Äquivalent zu Facebook, mail.ru, ein E-Mail-
270.000 Followern eine große Reichweite für seine Anbieter und das bereits erwähnte Yandex
einseitigen Äußerungen über die Politik, gesperrt.
Gesellschaft und den Konflikt in der Ukraine. 17
16F
Der gegenwärtige Präsident Wolodymyr Selenskyj
Bei der Verbreitung von Falschmeldungen spielen setzt die Politik seines Vorgängers fort: Zunächst
nicht nur Medien eine Rolle, die eine landesweite verlängerte er das Verbot der genannten
Leser- und Zuhörerschaft erreichen, sondern auch Internetseiten. Zudem veranlasste er im Februar,
lokale Kanäle. Häufig werden regionale Themen dass den drei ukrainischen Fernsehkanälen Kanal
aufgegriffen, verfälscht und in den Kontext 112, NewsOne und ZIK die Sendelizenzen
größerer Erzählungen eingepasst. Dennoch gehen entzogen werden. Selenskyj begründet das harte
aktuelle Studien nicht davon aus, dass Vorgehen mit der Propaganda, die die Sender im
Falschmeldungen aus Russland die nationale und Sinne Moskaus in der Ukraine verbreiten würden.
regionale Informationslandschaft in der Ukraine Zuvor hatte der ukrainische Sicherheits- und
dominieren. Verteidigungsrat Sanktionen gegen Taras Kozak,Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
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dem Eigentümer der Sender verhängt. Er ist Budget schließen und es bleibt abzuwarten, ob
Parlamentsabgeordneter der damit handlungsfähige Institutionen entstehen
„Oppositionsplattform“ und gilt als eng verbunden werden. 22 Zudem ist auch bei diesem Vorhaben
21F
mit dem umstrittenen Politiker und Oligarchen noch ungeklärt, inwieweit eine demokratische
Wiktor Medwedtschuk. Medwedtschuk wiederum Kontrolle der Anti-Desinformationszentren, u.a.
wird u.a. aufgrund seiner engen Verbindung zum durch das ukrainische Parlament, vorgesehen ist.
russischen Präsidenten immer wieder kritisiert. 20 19F Eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit
Die Reaktionen in der Ukraine auf diese Desinformation in der Ukraine spielen Initiativen
Entscheidung waren gespalten: Es ist wenig aus der Zivilgesellschaft. Es sind Internetseiten
umstritten, dass das Land Ziel von umfassenden und NGOs wie stopfake oder VoxCheck, die
Desinformationskampagnen ist und es noch Falschmeldungen aufdecken und widerlegen. Sie
wirksamere Antworten auf diese Bedrohung dokumentieren und analysieren die Verbreitung
braucht. Dennoch bestehen erhebliche Zweifel an und die Inhalte. in einem Land, in dem es keine
der demokratischen Legitimität und an der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten und nur
Wirksamkeit des bisherigen Vorgehens. Bedenken ein sehr geringes Vertrauen in die eigene
äußerten Kritiker und Kritikerinnen vor allem an Regierung gibt, tragen diese Initiativen ganz
dem Verbotsverfahren: Die Entscheidung traf der entscheidend zur Transparenz und Stärkung der
Präsident auf Empfehlung des von ihm Resilienz in der Bevölkerung gegen
eigesetzten Sicherheits- und Verteidigungsrates, Desinformation bei.
stichhaltige Belege für den Vorwurf der
Propaganda wurden dabei jedoch nicht vorgelegt. FAZIT
Da es sich dabei doch um eine empfindliche
Einschränkung der Medienfreiheit handelt, die gut Bei der Vorstellung der geplanten Anti-
begründet sein sollte, wurde auch das Fehlen Desinformationszentren unterstrich Selenskyj,
einer richterlichen Verbotsprozedur kritisiert. 21
20F
dass die neugeschaffenen Strukturen stärker
Neben der fehlenden demokratischen Legitimität international tätig werden sollen, um die
wird in der ukrainischen Öffentlichkeit diskutiert, Netzwerke mit den Verbündeten in dieser
ob dieses Vorgehen nicht auch dazu dient, sich Bedrohungslage zu intensivieren. Das wäre nicht
politischer Opponenten zu entledigen. Schließlich die erste internationale Kooperation: Bereits 2015,
konkurrieren der Präsident und seine Partei nach der Annexion der Krim und dem Ausbruch
„Diener des Volkes“ insbesondere im Osten des des Konfliktes im Donbas, beschloss die EU, die
Landes mit der „Oppositionsplattform“. Die eher Task Force East Stratcom gegen russische
ältere Wählerschaft dieser Partei schaute laut Desinformationskampagnen in Osteuropa
Umfragen die drei nun abgeschalteten Sender aufzubauen. Eines ihrer umfangreichsten Projekte
häufiger als andere Wählergruppen. ist die Plattform EU vs. Disinfo, auf der
Nach dieser Entscheidung kündigte der Präsident Falschmeldungen benannt und widerlegt
im März weitere Schritte zur Abwehr von werden. 23
22F
Desinformation an: Mit dem Aufbau spezieller Eine weiter intensivierte internationale
Anti-Desinformationszentren soll stärker Zusammenarbeit in diesem Bereich könnte
strategisch auf die Bedrohung geantwortet vielversprechend sein, denn der Fall der Ukraine
werden. Nach bisherigen Verlautbarungen ist ein ist in vielfacher Hinsicht auch für Deutschland und
erstes Zentrum vorgesehen, das dem die EU interessant: Zum einen ist das Land bereits
Verteidigungs- und Sicherheitsrat zugeordnet sein seit acht Jahren massiven
wird. Es soll eine Strategie gegen das russische Desinformationskampagnen ausgesetzt, kann
Vorgehen entwickeln und mit den ukrainischen also auf erhebliche Erfahrungen verweisen. Die
Sicherheitsdiensten zusammenzuarbeiten. Frage, welche Strategien – ob Verbote der
Die zweite geplante Institution ist eher auf die Verbreitungskanäle oder starke
Kommunikation mit der Bevölkerung ausgerichtet zivilgesellschaftliche Aufklärung – wirkungsvoll
und wird in die Strukturen des Kulturministeriums sind, ist auch für eine zukünftige Strategie in der
integriert sein. Sie soll nicht nur Falschnachrichten EU von Bedeutung. Zum anderen lässt sich am
offenlegen, sondern die Medienkompetenz in der ukrainischen Fall über die Wirksamkeit von
Bevölkerung stärken. Bisher ist wenig bekannt Desinformation diskutieren. Nach inzwischen acht
über die konkreten Aufgaben, Strukturen und das Jahren ist das übergeordnete Ziel dieses
Budget der zwei Zentren. Die vorgestellten Vorgehens Russlands – die weitere
Finanzpläne lassen auf ein eher begrenztesKonrad-Adenauer-Stiftung e. V.
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Destabilisierung des Nachbarlandes – nicht erheblichen Einfluss auf die öffentliche Meinung
erreicht worden. Zwar hängt die Entwicklung der entfalten kann. In einer Region, in der die Skepsis
Ukraine und die weiterhin proeuropäische gegenüber dem europäischen Weg der Ukraine,
Orientierung eines Großteils der ukrainischen weiterhin groß ist, spielen vermeintliche negative
Gesellschaft selbstverständlich mit verschiedenen Nachrichten eine größere Rolle. Aus diesem
Faktoren zusammen. 24 Aber es erscheint
23F Grund sollte es im Interesse der Partnerländer der
lohnend, noch stärker über die tatsächliche Ukraine sein, die Resilienz gegenüber russischer
Wirkung der russischen Desinformation in der Desinformation in der ukrainischen Gesellschaft
Ukraine nachzudenken. In einer aktuellen Studie zu erhöhen und bei den eigenen Bemühungen die
der Initiative detector media wird darauf Regionen im Osten und Süden des Landes im Blick
verwiesen, dass Desinformation insbesondere in zu behalten.
instabileren Regionen wie der Ostukraine einen
Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Dr. Brigitta Triebel
Auslandsbüro Ukraine (Charkiw)
www.kas.de
Brigitta.Triebel@kas.de
Der Text dieses Werkes ist lizenziert unter den Bedingungen
von „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter
gleichen Bedingungen 4.0 international”,
CC BY-SA 4.0 (abrufbar unter: https://creativecom
mons.org/licenses/ by-sa/4.0/legalcode.de)
www.kas.deKonrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Länderbericht Juni 2021 6
1
Lennart Maschmeyer: Digitale Desinformation. Erkenntnisse aus der Ukraine. CSS Analysen zur
Sicherheitspolitik/ETH Zürich, Februar 2021, S.1. Online verfügbar unter CSSAnalyse278-DE.pdf (ethz.ch)
[letzter Zugriff: 09.06.2021].
2
Zur hybriden Kriegsführung Russlands siehe Peter Dickinson: Putin’s passport ploy in Ukraine may
pave way for Russia’s next annexation, Atlantic Council, 20.05.2021. Online verfügbar: Putin's passport
ploy in Ukraine may pave way for Russia's next annexation - Atlantic Council [letzter Zugriff: 09.06.2021].
3
Siehe auch Anm. 1, S. 2.
4
O.A.: Fake: A child died in Donbas as a result of a Ukrainian drone attack, Stopfake, 05.04.2021. Online
verfügbar unter Fake: A child died in Donbas as a result of a Ukrainian drone attack (Update) | StopFake
[letzter Zugriff: 09.06.2021].
5
Politikexpert. Вероника Смирнова: Генерал Шевцов уличил США в подготовке "хорватского
сценария" в Донбассе, Politikexpert, 24.3.2021, Online verfügbar unter https://politexpert.net/238915-
general-shevcov-ulichil-ssha-v-podgotovke-horvatskogo [letzter Zugriff: 09.06.2021].
6
EU vs. Disinfo. Disinfo: US prepares Ukrainian army for genocide in Donbas. Online verfügbar unter
https://euvsdisinfo.eu/report/us-prepares-ukrainian-army-for-genocide-in-donbas [letzter Zugriff:
09.06.2021].
7
Stopefake. Фейк: Україна скоро «залишиться без питної води», Дніпро «вмирає», 2.04.2021. Online
verfügbar unter https://www.stopfake.org/uk/fejk-ukrayina-skoro-zalishitsya-bez-pitnoyi-vodi-dnipro-
vmiraye/ [letzter Zugriff: 09.06.2021].
8
Michael Gentile, Yevgeniya Kuznetsova. Voxukraine. Descent into the Mariupol Disinformation
Maelström, 3.12.2020. Online verfügbar unter Descent Into the Mariupol Disinformation Maelström |
VoxUkraine [letzter Zugriff: 09.06.2021].
9
Detector.media. On the other side of the screen: An analysis of media consumption and
disinformation in the Ukraine’s information environment,18.05.2021. Online verfügbar unter On the
other side of the screen: An analysis of media consumption and disinformation in the Ukraine’s
information environment - Детектор медіа. (detector.media) [letzter Zugriff: 09.06.2021].
10
Oleksandra Panasytska: Infowar. Russia and its Sputnik, 12.02.2021. Online verfügbar unter
https://voxukraine.org/informatsijna-vijna-rosiya-ta-yiyi-sputnik/ [letzter Zugriff: 09.06.2021].
11
Texty.org.ua. «Захід» готується інсценувати масові смерті людей від «Супутника V». Моніторинг
дезінформації №72, 18.03.2021. Online verfügbar unter
https://texty.org.ua/articles/103187/disinfomonitoring-72/. Zu dem Thema siehe auch:
https://voxukraine.org/informatsijna-vijna-rosiya-ta-yiyi-sputnik/ [letzter Zugriff: 09.06.2021].
12
Siehe auch Anm. 10.
13
Юлія Дукач. Texty.org.ua. Як анонімні телеграм-канали стають джерелом новин для ЗМІ,
28.04.2021. Online verfügbar unter https://texty.org.ua/fragments/103467/yak-z-anonimni-telehram-
kanaly-stayut-dzherelom-novyny-dlya-zmi/?fbclid=IwAR2Jqk3wvnlERgFpoxKarA3H-Wxs8P9-
yCPPGiec3Gk8fQ7IOLfiMM9J1dA [letzter Zugriff: 09.06.2021].
14
Detector.media. Антизахідна риторика в інфовійні. Хто налаштовує Українців проти Заходу?,
14.05.2021. Online verfügbar unter https://detector.media/propahanda_vplyvy/article/187992/2021-05-
14-antyzakhidna-rytoryka-v-infoviyni-khto-nalashtovuie-ukraintsiv-proty-zakhodu/ [letzter Zugriff:
09.06.2021].
15
Siehe auch Anm. 10.
16
Siehe auch Anm. 15.Konrad-Adenauer-Stiftung e. V.
Länderbericht Juni 2021 7
17
Євгенія Дроздова, Надя Кельм, Юлія Дукач, Дарина Судачек.Texty.org.ua. Сотні тисяч. Яка
аудиторія (про)російських медіа в Україні. Online verfügbar unter
https://texty.org.ua/projects/103537/pro-audytoriyu-prorosijskyh-media-v-
ukrayini/?fbclid=IwAR3sp95Wwum4i9hznZHgUzwDot67Fh8hKJIBsPLtFbvDs3ZSuv0BJc3CwZc [letzter
Zugriff: 09.06.2021].
18
Siehe auch Anm. 15.
19
Siehe auch Anm. 8.
20
Ukraine Crisis Media Center. Sanktionen gegen prorussische TV-Kanäle in der Ukraine: Ursachen und
Risiken, 03.02.2021. Online verfügbar unter Sanktionen gegen prorussische TV-Kanäle in der Ukraine:
Ursachen und Risiken | UACRISIS.ORG [letzter Zugriff: 09.06.2021].
21
UkrInform. Ukrainian NGOs support sanctions against Kozak, TV channels, 03.02.2021. Online
verfügbar unter UkrInform: Ukrainian NGOs support sanctions against Kozak, TV channels | KyivPost -
Ukraine's Global Voice [letzter Zugriff: 09.06.2021]. Zu dem Thema auch: Ukraine: Zelenskiy bans three
opposition TV stations | News | DW | 03.02.2021.
22
Oleksandr Holubov. Кожному по центру. Як у РНБО боротимуться з дезінформацією, 07.04.2021.
Online verfügbar unter https://www.dw.com/uk/yak-u-rnbo-borotymutsia-z-dezinformatsiieiu/a-
57113678 [letzter Zugriff: 09.06.2021]. Weitere Informationen unter В Міністерстві культури України
анонсували національну стратегію боротьби з дезінформацією - Главком (glavcom.ua) [letzter
Zugriff: 09.06.2021].
23
Detector.media. Центр протидії дезінформації – це побудова страткому, а не самоціль, 16.03.2021.
Online verfügbar unter Центр протидії дезінформації – це побудова страткому, а не самоціль -
Детектор медіа. (detector.media) [letzter Zugriff: 09.06.2021].
24
Lennart Maschmeyer: Digitale Desinformation. Erkenntnisse aus der Ukraine. CSS Analysen zur
Sicherheitspolitik/ETH Zürich, Februar 2021, S.1. Online verfügbar unter CSSAnalyse278-DE.pdf (ethz.ch)
[letzter Zugriff: 09.06.2021].Sie können auch lesen
