Fußgängerüberwege Leitfaden zur Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen in Baden-Württemberg - Fahrradland BW
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Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 1. Einleitung 6 2. Das Wichtigste in Kürze 7 3. Gründe für die Anlage von Zebrastreifen 10 4. Grundlagen 16 4.1 Straßenverkehrsrechtliche Rahmenbedingungen und technische Regelwerke 16 4.1.1 StVO und Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) 16 4.1.2 Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001) 18 4.1.3 Technische Regelwerke 18 4.2 Grundsätze zur Anordnung und Planung von Zebrastreifen 19 5. Einsatzbereiche von Zebrastreifen 22 5.1 Allgemeines 22 5.2 Örtliche Anforderungen 25 5.3 Einsatzbereiche von Zebrastreifen nach verkehrlichen Kriterien 30 6. Ausstattung von Zebrastreifen 34 6.1 Bauliche Ausgestaltung 34 6.2 Markierung und Beschilderung 35 6.3 Ortsfeste Beleuchtung 39 7. Hinweise zum Betrieb 40 Abkürzungsverzeichnis 41 Literatur 42 Notizen 44 Impressum 46 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 3
Vorwort Winfried Hermann MdL, Minister für Verkehr Baden-Württemberg Das Gehen ist die natürlichste und unabhängigste Form der Fort- Zur Förderung des Fußverkehrs möchten wir dazu beitra- bewegung. Fußverkehr verknüpft Menschen und Orte und ver- gen, dass in Baden-Württemberg mehr Zebrastreifen ein- schafft Zugang zu anderen Verkehrsmitteln. Bereits heute wird gerichtet werden, die ein sicheres Queren von Straßen er- jeder vierte Weg in Baden-Württemberg zu Fuß zurückgelegt. möglichen. Mit der Aktualisierung des Einführungserlasses zu den Richtlinien für Fußgängerüberwege erweitert das Doch FußgängerInnen sind im Straßenverkehr auch beson- Land Baden-Württemberg die Einsatzbereiche von Zebra- ders schutzbedürftig. Sie haben keine „Knautschzone“. Viel streifen. Der vorliegende Leitfaden stellt die neuen Spiel- zu häufig kommen insbesondere Kinder oder ältere Men- räume zur Anordnung von Zebrastreifen vor und beschreibt, schen auf ihren alltäglichen Wegen in einem Verkehrsunfall was für die Planung sicherer Zebrastreifen wichtig ist. zu Schaden. Wir unterstützen damit die zahlreichen Kommunen, die sich Unfälle passieren überwiegend dort, wo FußgängerInnen die mehr Flexibilität bei der Anordnung und Einrichtung von Fahrbahn überqueren. Bei Kindern ereignen sich sogar 90 % Zebrastreifen wünschen. Ich hoffe, dass die neuen Möglich- der Unfälle beim Überqueren. Fehlen sichere Wege für das keiten Ihnen dabei helfen, die Bedingungen für die Fußgän- Gehen, werden vor allem Kinder und ältere Menschen in ihrer gerinnen und Fußgänger in Ihrer Gemeinde zu verbessern. Mobilität eingeschränkt. Sicher gestaltete Wege und Querungs- hilfen motivieren dazu, gerne und häufig zu Fuß zu gehen. Eine anregende Lektüre wünscht Jederzeit gut erkennbare und sichtbare Zebrastreifen sind wichtig, um Überquerungen der Fahrbahn für Fußgänger- Innen zu sichern. Insbesondere für Kinder, ältere Menschen und für Blinde und Sehbehinderte steigern sie die Verkehrs- sicherheit. Gleichzeitig verringern sie Barrieren und ver- Winfried Hermann MdL, größern damit den Aktionsradius. Minister für Verkehr Baden-Württemberg 4 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 5
1. Einleitung 2. Das Wichtigste in Kürze Die Landesregierung hat sich das Ziel gesetzt, das Land Straßenverkehrsbehörde Baden-Württemberg erweitert die Zebrastreifen sind eine von mehreren Möglichkeiten zur Siche- Das Land hat die Einsatzbereiche von Zebrastreifen gezielt fußgängerfreundlicher zu gestalten und die Fortbewegung – Spielräume zur Einrichtung von Zebrastreifen. rung des Fahrbahnüberquerens von FußgängerInnen im Inner- dort erweitert, wo weniger als 50 FußgängerInnen überqueren, besonders auch für Kinder, ältere Menschen und Menschen ortsbereich. Neben (mit Ampeln) signalisierten Fußgängerfur- aber besonders Schutzbedürftige an einer bestimmten Stelle mit Mobilitätseinschränkungen – sicherer und angenehmer Der vorliegende Leitfaden konkretisiert den Einführungser- ten sind auch Zebrastreifen Überquerungsstellen, an denen die regelmäßig überqueren. Zu den besonders Schutzbedürftigen zu machen. Baden-Württemberg setzt sich systematisch für lass. Er zeigt die erweiterten Möglichkeiten zur Anordnung Straßenverkehrs-Ordnung das Überqueren besonders sichert. zählen Kinder, Mobilitätseingeschränkte wie etwa Blinde oder Verbesserungen im Fußverkehr ein. Die Landesregierung von Zebrastreifen auf und beschreibt, was für die Planung Mittelinseln oder Mittelstreifen mit guten Sichtbeziehungen Sehbehinderte und ältere Menschen. Für die Sicherung regel- will erreichen, dass alle Menschen in den Städten und sicherer und angenehm nutzbarer Zebrastreifen wichtig ist. können ebenfalls eine gute Sicherheitsbilanz aufweisen. An mäßig überquerender Kinder sind dabei die Wege besonders Gemeinden Baden-Württembergs sicher und gerne zu Fuß Der Leitfaden richtet sich insbesondere an die Straßenver- ihnen haben FußgängerInnen, die die Fahrbahn queren wollen, wichtig, die zur Schule, aber auch zu Freizeitzielen führen. unterwegs sind. kehrsbehörden sowie weitere Mitglieder der Verkehrsschau- jedoch keinen Vorrang gegenüber dem Fahrzeugverkehr. In und Unfallkommissionen und an die kommunale Planung Erschließungsstraßen können auch Fahrbahneinengungen mit Aber auch im Bereich höherer Kfz-Verkehrsstärken hat das Das Verkehrssicherheitskonzept Baden-Württemberg definiert in Baden-Württemberg. Er will Verwaltung und Politik dazu vorgezogenen Seitenräumen das Überqueren erleichtern. Land die Einsatzbereiche deutlich erweitert: das langfristige Ziel eines Straßenverkehrs ohne Tote und motivieren, Zebrastreifen als sichere und komfortable Que- Nach zwei Untersuchungen der Unfallforschung der Ver- Schwerverletzte. Hierfür sind noch erhebliche Verbesserungen rungshilfen verstärkt einzusetzen und sicher auzugestalten. Der Einsatzbereich von Zebrastreifen richtet sich u. a. nach der sicherer sind gute Sichtbeziehungen, eine Einhaltung der zuläs- erforderlich: In Baden-Württemberg verunglücken nach der Anzahl der FußgängerInnen, die in der Spitzenstunde überque- sigen Kfz-Geschwindigkeit und eine ortsfeste Beleuchtung für polizeilichen Unfallstatistik jährlich über 3.000 FußgängerIn- Der Leitfaden stellt in Kapitel 2 zunächst die wichtigsten ren, und nach der Anzahl der Kraftfahrzeuge in dieser Stunde. die Sicherheitsbilanz von Zebrastreifen maßgeblich. Die Unter- nen, davon etwa 50 bis 80 Personen tödlich und etwa 1.000 Aspekte zur Anordnung und Planung von Zebrastreifen In Baden-Württemberg kann die Anlage von Zebrastreifen bei suchungen zeigen, dass Zebrastreifen auch bei 600 bis 900 Kfz/ Menschen mit schweren Verletzungen. Besonders wichtig sind dar. Das Kapitel 3 nennt Gründe für die Anordnung von folgenden Verkehrsstärken geprüft werden: Spitzenstunde sicher betrieben werden können, wenn diese daher sichere und bequem nutzbare Anlagen zur Überquerung Zebrastreifen: Die Sicherung des Überquerens von Fahrbah- von Straßen. Hierzu zählen insbesondere gut geplante Fußgän- nen, die Bedeutung von Zebrastreifen in Fußverkehrsnetzen KFZ-VERKEHRSSTÄRKE IN DER SPITZENSTUNDE DES FUSSVERKEHRS [KFZ/SP-H FG ] gerüberwege (FGÜ, auch Zebrastreifen genannt). und die Bündelung von Überquerungen. FG/ 0-200 200-300 300-450 450-600 600-750 750 - 900 Spitzenstd. Für Zebrastreifen spricht auch der stetigere Verkehrsablauf: Anschließend werden die straßenverkehrsrechtlichen Rah- 0-50 Fußgängerüberwege möglich bei besonders Schutzbedürftigen, bei Haltestellen sowie in Straßen ohne Wartezeiten von FußgängerInnen werden ebenso reduziert menbedingungen und Aussagen der technischen Regelwerke gesicherte Überquerungsmöglichkeiten in zumutbarer Entfernung. wie von Kfz an roten Ampeln. Sowohl eine Steigerung des sowie Grundsätze für die Anordnung von Zebrastreifen dar- 50-100 Fußgänger- Fußgänger- Fußgänger- Fußgänger- Fußgängerüberwege bei strenger Fußverkehrs als auch eine Verstetigung des Kfz-Verkehrs gestellt (Kapitel 4). Kapitel 5 geht auf die Einsatzbereiche überwege überwege überwege überwege Einhaltung aller Sicherheitsan- möglich möglich empfohlen möglich forderungen möglich. Mögliche haben eine positive Wirkung auf die Luftqualität und die von Zebrastreifen ein. Die für eine sichere und angenehme Auswirkungen auf die Qualität des ÖPNV und des Kfz-Verkehrs sind Klimabilanz des Verkehrs. Überquerung wichtigen Ausstattungen werden anschließend zu prüfen und abzuwägen. Hierfür bietet sich z.B. eine Simulation an. in Kapitel 6 beschrieben. Die rechtlichen Regelungen zum Einsatz von Fußgänger- 100-150 Fußgänger- Fußgänger- Fußgänger- überwege überwege überwege überwegen werden durch die Richtlinien für die Anlage Ergänzt wird der Leitfaden durch eine Reihe von Muster- möglich empfohlen empfohlen und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001) blättern, die die Anordnung und Planung beispielhafter über 150 Fußgänger- Fußgängerüberwege bei strenger überwege Einhaltung aller Sicherheitsan- auf Basis der derzeit geltenden VwV-StVO vorgegeben. Sie Zebrastreifen veranschaulichen. Die Musterblätter stehen möglich forderungen möglich. Mögliche gelten deutschlandweit und können von den einzelnen Bun- zum Herunterladen bereit unter: Auswirkungen auf die Qualität des ÖPNV und des Kfz-Verkehrs sind desländern durch einen jeweiligen Einführungserlass um www.vm.baden-wuerttemberg.de/fussverkehr zu prüfen und abzuwägen. Hierfür bietet sich z.B. eine Simulation an. länderspezifische Erläuterungen, Modifikationen sowie Kon- kretisierungen ergänzt bzw. weiter ausgeführt werden. Die Tabelle 1: Einsatzbereiche für FGÜ Aktualisierung des Einführungserlasses durch die Oberste Hinweis: Einsatzbereiche für den in einem Zug zu querenden Fahrbahnteil, bei Mittelinseln für die jeweils stärker belastete Kfz-Fahrtrichtung 6 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 7
Anforderungen eingehalten sind. Hiernach sind die Kfz-Ver- kierung des Verkehrszeichens „Fußgängerüberweg“ (Zeichen kehrsbelastung oder die Anzahl überquerender FußgängerIn- 293 StVO) und die Beschilderung mit dem Zeichen 350 StVO 1 nen nicht maßgebend für die Sicherheit von Zebrastreifen. „Fußgängerüberweg“ beiderseits des Zebrastreifens sollte insbe- sondere in Straßen mit Bäumen oder ruhendem Verkehr durch Zebrastreifen können bei 200 oder mehr Kfz in der Spitzen- ein weiteres Zeichen 350 an einem Kragarm ergänzt werden. stunde des Fußverkehrs auch in Tempo 30-Zonen angeordnet So ist der Zebrastreifen für FahrzeugführerInnen besser er- werden, wenn Überquerungen besonders Schutzbedürftiger kennbar. Für eine gute Erkennbarkeit eines Zeichens 350 über oder Überquerungen an Haltestellen zu sichern sind. der Fahrbahn kann es notwendig sein, dieses innenbeleuchtet auszuführen.2 Die Anordnung eines Fußgängerüberweges bleibt eine Ein- zelfallentscheidung, die im Rahmen der Verkehrsschau unter Für die Sicherheit Überquerender ist auch entscheidend, dass Beteiligung der Polizei und Straßenbaubehörde diskutiert und die innerorts zulässige Fahrzeug-Geschwindigkeit tatsächlich entschieden wird. Hierfür wesentliche Abwägungsbelange eingehalten wird. Eine Kombination von Zebrastreifen mit Maß- sind u. a. Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Leichtigkeit des nahmen zur Geschwindigkeitsdämpfung kann dies durchsetzen. Verkehrs. Auch eine Anordnung von Geschwindigkeitsbegrenzungen z.B. auf 30 km/h kann die Sicherheit Überquerender erhöhen, sofern Eine Kombination von Zebrastreifen mit Mittelinseln kann die hierfür die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen. Einsatzbereiche erweitern und bietet eine besonders sichere und angenehme Überquerungsmöglichkeit. An Zebrastreifen ist eine Beleuchtung erforderlich, damit Fuß- gängerInnen auch bei Dunkelheit und bei regennasser Fahrbahn Für die Sicherheit überquerender FußgängerInnen ist ent- auf dem Zebrastreifen und auf der Wartefläche am Zebrastreifen scheidend, dass Zebrastreifen frühzeitig zu erkennen sind und aus beiden Richtungen deutlich erkennbar sind und die Markie- zwischen Personen auf den Warteflächen und den Fahrzeug- rung des Zebrastreifens bei Nacht gut sichtbar ist. Die Beleuch- führern eine ausreichende Sichtweite besteht (Tabelle 2). tung muss die in den DIN 13201 und DIN 67523-1 geforderten Abbildung 1: Ausstattung eines sicheren Zebrastreifens (Grafik in Anlehnung an Unfallforschung der Versicherer 2013) Zebrastreifen müssen barrierefrei angelegt werden. Die Mar- Lichtstärken einhalten. Falls die allgemeine Straßenbeleuchtung kommen Aufpflasterungen nicht in Betracht. Die Aufpflaste- Zulässige Kfz-Geschwindigkeit dies nicht gewährleistet, muss eine Zusatzbeleuchtung eingerich- rungen sollten einen glatten Belag der Anrampungen und des 30 km/h 40 km/h 50 km/h tet werden. Ein ausreichender Positiv-Kontrast lässt sich beson- Pflasterplateaus haben, um ungünstige Auswirkungen auf Lärm Erkennbarkeit von FGÜ 50 m 100 m ders gut durch Anordnung von Zusatzleuchten in Fahrtrichtung beim Überfahren zu vermeiden. Vor allem in Erschließungsstra- Sichtweite von und auf Warteflächen 30 m (35 m) 50 m vor einem Zebrastreifen erzielen. ßen sollten weitere geschwindigkeitsdämpfende Elemente in Abständen von 30 bis 50 m eingesetzt werden. Tabelle 2: Anforderungen der R-FGÜ 2001 an die Erkennbarkeit und Sichtweiten bei FGÜ (in Klammern: ergänzende Empfehlung nach den Empfehlungen für Fußverkehrsanlagen (EFA 2002) der FGSV) Eine Kombination von Zebrastreifen mit Aufpflasterungen und/oder vorgezogenen Seitenräumen erleichtert die Durch- setzung der Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeiten. 1. Zusammenfassend: Unfallforschung der Versicherer 2013 Aufpflasterungen sollten vor allem in Erschließungsstraßen 2. Ein Musterblatt zu den Verkehrszeichen an einem Zebrastreifen steht zum Herunterladen bereit unter: www.vm.baden-wuerttemberg.de/fussverkehr eingesetzt werden. Auf Straßen des überörtlichen Verkehrs 8 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 9
3. Gründe für die Anlage von Zebrastreifen SICHE R U N G DE S ÜB E RQUE R E NS plötzliche Überqueren der Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu SICHERHEIT VON ZEBRASTREIFEN IM VERGLEICH ZU Zebrastreifen sind bei Querungen hiernach sicherer als unge- achten (47 %), und das plötzliche Hervortreten hinter Sicht- UNGESICHERTEN ÜBERQUERUNGSSTELLEN sicherte Überquerungsanlagen. Je einer Million Überquerun- HÄUFIG SCHWERE UNFALLFOLGEN BEI FUSSGÄNGERINNEN hindernissen (25 %) die häufigsten Fehlverhaltensweisen. An Die im Jahr 2016 in Baden-Württemberg verunglückten Fuß- gen ereignen sich bei ungesicherten Überquerungsanlagen FußgängerInnen sind im Straßenverkehr besonders schutz- Ampeln, Zebrastreifen und sonstigen Kreuzungen machen gängerInnen waren an Unfällen der Unfallart „Zusammenstoß ein Fußgängerunfall, bei Zebrastreifen 0,6 Fußgängerunfälle. 4 bedürftig, da sie keine „Knautschzone“ haben. Seit Mitte die Kinder seltener Fehler (6 %). zwischen Fahrzeug und Fußgänger“ beteiligt. 94 % der Fuß- Das heißt, dass sich bei Zebrastreifen ein Fußgängerunfall je der 1960er-Jahre – damals hatte die Zahl der zu Fuß tödlich gängerInnen verunglückten dabei innerorts. 1,7 Mio. Überquerungen ereignet.8 Verunglückten ihren Höhepunkt erreicht – hat sich die Ver- Aus dem Straßenseitenraum können Kinder wegen ihrer kehrssicherheit für FußgängerInnen in Baden-Württemberg Körpergröße nicht über parkende Kraftfahrzeuge hinwegbli- Bei etwa 55 % dieser Unfälle war „falsches Verhalten gegen- • Nach umfangreichen Untersuchungen der Unfallforschung deutlich verbessert. Dennoch ist die Zahl der Unfallopfer mit cken, und sie können keine Möglichkeiten zum Überqueren über Fußgängern“ die Unfallursache, bei etwa 45 % das „falsche der Versicherer, in die auch viele Zebrastreifen in Karlsruhe 59 FußgängerInnen im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 erkennen. Auch für Kfz-FührerInnen sind sie kaum erkennbar. Verhalten von Fußgängern“. 26 % der Unfälle durch falsches und Stuttgart einbezogen waren, ereigneten sich bei über 70 % 3 weiterhin zu hoch. Innerorts war fast jeder zweite Unfalltote Zebrastreifen mit guten Sichtbeziehungen zwischen Kindern Verhalten gegenüber Fußgängern ereigneten sich an Fuß- der etwa 140 untersuchten Zebrastreifen in drei Jahren keine zu Fuß unterwegs. Langfristiges Ziel in Baden-Württemberg und Fahrzeugführern verringern die Gefahr, dass Kinder für gängerüberwegen und Furten, 74 % an Stellen ohne Fußgänger- Fußgängerunfälle an den Überquerungsstellen und in etwa 7 ist ein Straßenverkehr ohne Tote und Schwerverletzte. Dafür FahrzeugführerInnen überraschend auf die Fahrbahn treten. überwege oder signalgeregelte Furten. 25 m langen Bereichen vor und hinter der Querungshilfe. Bei benötigen FußgängerInnen als schwächste Verkehrsteilnehmer einem Viertel der Zebrastreifen ereigneten sich ein bis zwei einen deutlich besseren Schutz. Zebrastreifen sind für Blinde und Sehbehinderte sichere Über- Dies zeigt: Fußgängerunfälle in drei Jahren, bei vier Prozent mehr als querungsstellen.5 Bei Überquerungsstellen an Kreisverkehren • Durch falsches Verhalten von FahrzeugführerInnen gegen- zwei Unfälle. Entscheidend für die Sicherheit an Zebrastreifen BESONDERS SCHUTZBEDÜRFTIG: KINDER UND ÄLTERE sind Zebrastreifen für Blinde und Sehbehinderte sogar unab- über FußgängerInnen werden vor allem Unfälle außerhalb ist, dass die Überquerungsstellen und die Warteflächen der MENSCHEN dingbar: Akustisch können sie nicht erkennen, ob Fahrzeuge von gesicherten Überquerungsstellen verursacht. FußgängerInnen für Kfz-FührerInnen frühzeitig erkennbar Viel zu häufig kommen Kinder auf dem Weg zur Schule oder aus dem Kreisverkehr ausfahren oder ob sie auf der Kreisfahr- • Auch auf Zebrastreifen verunglücken FußgängerInnen. sind und zugleich überquerende FußgängerInnen ausreichen- zum Spielplatz bei einem Verkehrsunfall zu Schaden. Kinder bahn weiterfahren. Nur ein Zebrastreifen erlaubt ihnen eine de Sicht auf herankommende Kraftfahrzeuge haben. werden überproportional häufig und schwer verletzt: 22 % aller sichere Fahrbahnquerung. Nach Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen, der im Jahre 2016 getöteten und schwerverletzten FußgängerInnen Unfallforschung der Versicherer und nach aktuellen Entwick- Weitere Untersuchungen der Unfallforschung der Versiche- in Baden-Württemberg waren jünger als 15 Jahre. Auch ältere Menschen sind stärker gefährdet. Besonders lungen steigern Zebrastreifen allerdings die Sicherheit beim rer zeigten, dass daneben eine gute Erkennbarkeit durch schutzbedürftig sind dabei SeniorInnen ab 75 Jahren: 23 % Überqueren: auffällige Beschilderung und Markierung, eine ortsfeste Bis zu einem Drittel der Kinder im Grundschulalter zeigt bei der 2016 in Baden-Württemberg getöten oder schwerverletzten • In einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen Beleuchtung und eine Einhaltung der innerorts zulässigen Überquerungen außerhalb von Überquerungsanlagen ein unsi- FußgängerInnen waren 75 Jahre oder älter.6 An Stellen, an wurden Zebrastreifen mit ungesicherten Überquerungs- Geschwindigkeit von maximal 50 km/h für die Sicherheit cheres bis riskantes Verhalten. Kindliches Fehlverhalten ist mit denen ältere Menschen eine Straße regelmäßig überqueren, anlagen und mit Fußgängersignalanlagen verglichen. Als von Zebrastreifen entscheidend sind. 50 % die Hauptursache für Fußgänger- und Radfahrerunfälle im sind daher Zebrastreifen oder andere Querungshilfen wichtig ungesicherte Überquerungsanlagen waren dabei Streckenab- Kindesalter. Bei Unfällen von Kindern als Fußgänger sind das und können die Verkehrssicherheit deutlich erhöhen. schnitte von innerörtlichen Straßen definiert, an denen kein • Das Land Berlin bündelt die Anordnung und Anlage von Zebrastreifen und keine Fußgängersignalanlage eingerichtet Zebrastreifen in einem Programm für Fußgängerüberwege. waren und an denen freies Überqueren möglich war. Seit 2004 wurden über 300 Zebrastreifen angelegt.9 Die 3. Datengrundlage: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2015, 2016, 2017. Unfälle innerorts und außerorts 7. Die polizeiliche Unfallaufnahme differenziert nach Fußgängerüberwegen und Furten, die Tabellen des Statistischen Landesamtes 4. Limbourg 2010. Anteile der Unfallursachen nach Statistischem Bundesamt, 2007 fassen diese zusammen 5. Rebstock, Sieger 2015 8. Neumann 1987 6. Datengrundlage: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2017. Unfälle innerorts und außerorts 9. Daten: Göthel 2015; Der Polizeipräsident in Berlin 2015 und 2016; Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 2018 10 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 11
90 80 70 Anzahl verunglückter Fußgänger im Alter von 6 bis 14 Jahren 60 50 Anzahl der bei Straßenverkehrsunfällen an den Zebrastreifen als Angstraum oft zurückgebaut. Zebrastreifen erleichtern als verunglückten FußgängerInnen liegt seit 2004 mit leichten ebenerdige Überquerungsanlagen eine barrierefreie Mobilität 40 Schwankungen fast kontinuierlich unter 50 Verunglückten außerhalb von Angsträumen. 30 pro Jahr (Abbildung 2). Erfreulicherweise waren in den meis- 20 ten Jahren keine getöten FußgängerInnen an den Zebrastrei- Kinder und Jugendliche verunglücken als FußgängerInnen 10 fen zu verzeichnen. besonders häufig vor Schulbeginn und nach Schulschluss sowie 0 0 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr (Abbildung 3). Deshalb Beginn des Zeitintervalls um Uhr sollte die Verkehrssicherheitsarbeit neben der Schulwegsi- SCHAFFU N G VO N F US SV E RK E H R SNE T Z E N cherung auch die Sicherung der Freizeitwege der Kinder und Abbildung 3: Jugendlichen im Blick haben. Auf allen Wegen, auf denen Tageszeitliche Verteilung der Unfälle mit verunglückten Kindern und Jugendlichen, Baden-Württemberg 2016 Sichere Zebrastreifen sind wichtige Elemente von attraktiven Kinder regelmäßig unterwegs sind, sollten sichere Überque- Fußverkehrsnetzen. Sie erleichtern die Wege zu Fuß. Sie ver- rungsanlagen eingerichtet werden. sondern ermöglicht ihren Einsatz auch auf Wegen zu typischen Insgesamt wird empfohlen, dass der Fußgängerverkehr in einer bessern die Zugänglichkeit von Einkaufszentren, Parkanlagen, Zielen von Kindern oder SeniorInnen. Gemeinde oder Stadt konzeptionell betrachtet wird. Auf Basis Spielplätzen, Kitas, Schulen, Seniorenheimen und Haltestel- Auch ältere Menschen sowie Blinde und Sehbehinderte sind eines Konzeptes, das die Quellen und Ziele sowie ggf. die len der öffentlichen Verkehrsmittel. Sie vernetzen Grün- und besonders schutzbedürftig. Bei Gefährdung besonders schutz- Zebrastreifen schaffen damit Verbindungen zu wichtigen Ziel- Stärke des Fußverkehrs bei Überquerungsstellen aufzeigt, kön- Wegeverbindungen. bedürftiger Personen, die eine Straße regelmäßig an einer punkten des Fußverkehrs und sichere Überquerungsanlagen nen Zebrastreifen fachlich belegt angeordnet und bestehende bestimmten Stelle queren, können in Baden-Württemberg auf Wegen besonders Schutzbedürftiger (Abbildung 4). Zebrastreifen überprüft werden. In den 60er- und 70er-Jahren entstanden viele Fußgängertun- unabhängig von der Anzahl der schutzbedürftigen Personen nel oder Überführungen, die vor allem der Beschleunigung Zebrastreifen eingerichtet werden. Dies begrenzt den Ein- des Kfz-Verkehrs dienten. Diese werden wegen nur geringer satz von Zebrastreifen ausdrücklich nicht punktuell auf das Akzeptanz, fehlender Barrierefreiheit und ihres Charakters unmittelbare Umfeld z. B. von Schulen oder Seniorenheimen, Schule Seniorenheim 600 Anzahl FGÜ bzw. verunglückter FußgängerInnen 500 Café Schwimmbad 400 Läden Läden 300 200 100 Ärztehaus 0 Abbildung 4: 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Zebrastreifen als sichere Anzahl FGÜ Anzahl an FGÜ verunglückter FußgängerInnen Überquerungsanlagen auf Wegen zu wichtigen Ziel- punkten des Fußverkehrs Abbildung 2: und auf Wegen beson- Wohngebiet Entwicklung der Anzahl von Fußgängerüberwegen und der Anzahl an FGÜ verunglückter FußgängerInnen in Berlin ders Schutzbedürftiger 12 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 13
100 % 90 % 80 % 70 % 60 % In den Straßen dicht bebauter Quartiere besteht häufig hoher • Auch bei Überquerungsstellen an Kreisverkehren zeigen sich Fahrzeugführer, 50 % die bei Fußgängern, Parkdruck. FußgängerInnen können hier oftmals nicht an der nach Untersuchungen des Bundesministeriums für Verkehr die queren wollen, 40 % warten gewünschten Stelle überqueren, sondern müssen Umwege und digitale Infrastruktur bei Zebrastreifen deutlich niedrigere 30 % etwa zur nächsten Kreuzung in Kauf nehmen, um auf die an- Wartezeiten: 20 % Fahrzeugführer, dere Seite der Fahrbahn zu gelangen (Abbildung 5). Insbeson- - Bei Überquerungsstellen mit Zebrastreifen warten 10 % die bei Fußgängern, die queren wollen, dere Personen mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen FußgängerInnen durchschnittlich 0,3 Sekunden. Die 0% nicht warten werden dadurch in ihrer Mobilität beeinträchtigt. Hier können maximale Wartezeit beträgt 7 Sekunden. Einfahrt Einfahrt Ausfahrt Ausfahrt ohne FGÜ mit FGÜ ohne FGÜ mit FGÜ Zebrastreifen, die zwischen den Kreuzungen platziert werden, - Bei Überquerungsstellen ohne Zebrastreifen sind die Abhilfe schaffen. Sie ermöglichen FußgängerInnen, Straßen auf Wartezeiten von FußgängerInnen zum Teil recht er- Abbildung 6: direkterem Weg zu überqueren. heblich. Im Durchschnitt warten sie fast 10 Sekunden. Verhalten von FahrzeugführerInnen an Kreisverkehren gegenüber FußgängerInnen, die queren wollen (Daten: Haller et al. 2000) Die maximale Wartezeit beläuft sich auf 92 Sekunden.11 Zebrastreifen verringern die Wartezeiten von FußgängerInnen Bei Überquerungsstellen an Kreisverkehren verdeutlichen Vorteile für die Sicherheit der FußgängerInnen: Überquerungen beim Überqueren: Bei der Anlage von Zebrastreifen wird örtlich in einigen Fällen Zebrastreifen die Vorrangregelungen zwischen überquerenden lassen sich auf Stellen mit guten Sichtbeziehungen konzentrieren, • Bei Überquerungsstellen an Streckenabschnitten inner- diskutiert, inwieweit sie für den Kfz-Längsverkehr vermehrt FußgängerInnen und dem abbiegenden Fahrzeugverkehr: und die Sichtverhältnisse können dort gezielt verbessert werden. örtlicher Straßen ohne Fußgängerüberwege oder Furten zu Wartezeiten und Halten führen. Dies ist jedoch in weiten • An Überquerungsstellen mit Zebrastreifen beachten steigen die Wartezeiten für FußgängerInnen mit zunehmen- Verkehrsstärkenbereichen unerheblich: Auch bei bis zu 1.000 Kfz/ FahrzeugführerInnen den Vorrang auch bei geringem Fuß- Die Bündelungswirkung verstärkt sich noch, wenn dem Kfz-Längsverkehr. Bei Zebrastreifen reduzieren sich Stunde im Querschnitt und bis zu 250 überquerenden Fußgän- verkehr sowohl an der Ausfahrt als auch an der Zufahrt sehr • Zebrastreifen die Umwegempfindlichkeit von Fuß- die Wartezeiten für FußgängerInnen dagegen erheblich.10 gern/Stunde sind nur bis zu 10 % der Kfz zum Halten veranlasst.12 gut (ca. 97 %) und fahren eher vorsichtig heran. gängerInnen berücksichtigen und in direkter Laufroute • An Überquerungsstellen ohne Zebrastreifen warten nur 15 angelegt werden, bis 20 % der FahrzeugführerInnen bei FußgängerInnen, die • sie die direkten Routen von Blinden, Sehbehinderten oder Abbildung 5: Schlechte Überquerungsmöglichkeiten bei hohem die Ausfahrt überqueren wollen (Abbildung 6).13 Mobilitätseingeschränkten aufgreifen und Parkdruck • sie berücksichtigen, dass FußgängerInnen dazu neigen, zuerst zu queren und dann in Längsrichtung zu ihren Zielen zu gehen.15 BÜ N DELU N G VO N Ü BERQ U ERU N G EN Wo Blinde und Sehbehinderte regelmäßig überqueren, sind Zebrastreifen können an Streckenabschnitten innerörtlicher Zebrastreifen dabei zwingend mit Auffindestreifen und Rich- Straßen durchschnittlich etwa 70 % der Überquerungen in einem tungsfeld als Bodenindikatoren auszustatten. Nur dann können 10. Rose et al. 1982 Umfeld von etwa 80 - 100 m bündeln.14 Dies bietet unter anderem Blinde den Zebrastreifen zuverlässig auffinden. 11. Haller et al. 2000 12. Rose 1982 In dem Handbuch für die Bemessung 13. Daten: Haller et al. 2000 und Schmotz 2014 von Straßenverkehrsanlagen (HBS 2015, An Ausfahrten aus Kreisverkehren gilt nach § 9 Absatz 3 Satz 3 StVO (Abbiegen): „Auf zu Fuß Gehende ist besondere Rücksicht zu neh- Teil Stadtstraßen) wird darauf hinge- men; wenn nötig, ist zu warten.“ Diese Vorschrift räumt „Fußgängern auch außerhalb von (…)“ FGÜ „eine vorrangähnliche Stellung ein.“ wiesen, dass querende FußgängerInnen Diese „ist auch gegeben, wenn Fußgänger aus Sicht der Fahrzeugführer längs der Fahrbahn eine Einmündung innerhalb der geschützten an Fußgängerüberwegen den Ablauf des Querungsstraße überqueren, selbst wenn es eine T-Kreuzung ist.“ (Bouska et al. 2013) Kfz-Verkehrs beeinflussen. Hierzu liegen 14. Mennicken 1999 aber keine hinreichenden Erkenntnisse vor. 15. CROW 2006 14 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 15
4. Grundlagen 4.1 STRASSENVERKEHRSRECHTLICHE RAHMEN- Die Straßenverkehrs-Ordnung legt FußgängerInnen ein gesi- Nach § 45 StVO ist bei allen verkehrsbehördlichen Anordnun- 6. In der Regel sollen Fußgängerüberwege zum Schutz der Fußgänger BEDINGUNGEN UND TECHNISCHE REGELWERKE chertes Überqueren an Zebrastreifen nahe. § 25 StVO „Fuß- gen eine sorgfältige Prüfung der örtlichen Verkehrssituation auch über Radwege hinweg angelegt werden. gänger“ besagt: erforderlich: 4.1.1 STVO UND ALLGEMEINE VERWALTUNGS- II. Verkehrliche Voraussetzungen VORSCHRIFT ZUR STRASSENVERKEHRS- (3) Wer zu Fuß geht, hat Fahrbahnen unter Beachtung des Fahr- • § 45 Absatz 1 Satz 1 StVO besagt: „Die Straßenverkehrsbehörden ORDNUNG (VWV-STVO) zeugverkehrs zügig auf dem kürzesten Weg quer zur Fahrtrichtung zu können die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken aus Fußgängerüberwege sollten in der Regel nur angelegt werden, wenn es er- überschreiten. Wenn die Verkehrsdichte, Fahrgeschwindigkeit, Sichtver- Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs beschränken …“ forderlich ist, dem Fußgänger Vorrang zu geben, weil er sonst nicht sicher RE GE LU N G EN FÜ R D I E VE RKE HRST E IL N E HME R hältnisse oder der Verkehrsablauf es erfordern, ist eine Fahrbahn nur an über die Straße kommt. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn es die An Zebrastreifen haben Fußgänger, die die Fahrbahn erkenn- Kreuzungen oder Einmündungen, an Lichtzeichenanlagen innerhalb von • Gemäß § 45 Absatz 9 Satz 1 und 2 StVO sind „Verkehrszeichen Fahrzeugstärke zuläßt und es das Fußgängeraufkommen nötig macht. bar queren wollen, gegenüber Fahrzeugen Vorrang. § 26 StVO Markierungen, an Fußgängerquerungshilfen oder auf Fußgängerüberwe- und Verkehrseinrichtungen … nur dort anzuordnen, wo dies besagt zu Fußgängerüberwegen: gen (Zeichen 293) zu überschreiten. Wird die Fahrbahn an Kreuzungen aufgrund der besonderen Umstände zwingend geboten ist. … (Es) III. Lage oder Einmündungen überschritten, sind dort vorhandene Fußgängerüber- dürfen insbesondere Beschränkungen … des fließenden Verkehrs (1) An Fußgängerüberwegen haben Fahrzeuge mit Ausnahme von wege oder Markierungen an Lichtzeichenanlagen stets zu benutzen. nur angeordnet werden, wenn auf Grund der besonderen örtlichen 1. Fußgängerüberwege sollten möglichst so angelegt werden, daß die Schienenfahrzeugen den zu Fuß Gehenden sowie Fahrenden von Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko Fußgänger die Fahrbahn auf dem kürzesten Wege überschreiten. Krankenfahrstühlen oder Rollstühlen, welche den Überweg erkenn- Die Rechtsprechung hat dazu ausgeführt, dass zu Fuß Gehende einer Beeinträchtigung der in den vorstehenden Absätzen genannten 2. Fußgängerüberwege sollten in der Gehrichtung der Fußgänger bar benutzen wollen, das Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen. einen Umweg zu einem 200 m entfernten Zebrastreifen nicht Rechtsgüter erheblich übersteigt.“ liegen. Wo Umwege für Fußgänger zum Erreichen des Überwegs 17 Dann dürfen sie nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren; in Kauf nehmen müssen. unvermeidbar sind, empfehlen sich z. B. Geländer. wenn nötig, müssen sie warten. Die Verwaltungsvorschrift zu § 26 StVO beschreibt die Einsatz- 3. Bei Fußgängerüberwegen an Kreuzungen und Einmündungen R A H MEN B ED I N G U N G EN FÜ R D I E S TR A S S EN V ER K E H R S - bereiche für Zebrastreifen wie folgt: ist zu prüfen, ob es nicht ausreicht, über die Straße mit Vorfahrt (2) Stockt der Verkehr, dürfen Fahrzeuge nicht auf den Überweg fahren, B EH Ö R D EN nur einen Fußgängerüberweg anzulegen. Bei Einbahnstraßen wenn sie auf ihm warten müssten. Die VwV zu § 25 Absatz 3 StVO schreibt der Sicherung über- VwV zu § 26 StVO Fußgängerüberwege sollte dieser vor der Kreuzung oder Einmündung liegen. An querender Fußgänger durch die Straßenverkehrsbehörden und Kreuzungen und Einmündungen mit abknickender Vorfahrt (3) An Überwegen darf nicht überholt werden. die Polizei eine besonders wichtige Rolle zu: I.1. Fußgängerüberwege dürfen nur innerhalb geschlossener Ortschaften darf ein Fußgängerüberweg auf der bevorrechtigten Straße nicht und nicht auf Straßen angelegt werden, auf denen schneller als angelegt werden. (4) Führt die Markierung über einen Radweg oder einen anderen (1) Die Sicherung des Fußgängers beim Überqueren der Fahrbahn ist 50 km/h gefahren werden darf. 4. Vor Schulen, Werksausgängen und dergleichen sollten Fußgänger Straßenteil, gelten diese Vorschriften entsprechend. eine der vornehmsten Aufgaben der Straßenverkehrsbehörden und 2. Die Anlage von Fußgängerüberwegen kommt in der Regel nur in nicht unmittelbar auf den Fußgängerüberweg stoßen, sondern durch der Polizei. Es bedarf laufender Beobachtungen, ob die hierfür Frage, wenn auf beiden Straßenseiten Gehwege vorhanden sind. Absperrungen geführt werden. Die Absicht, über den Zebrastreifen queren zu wollen, wird für verwendeten Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen den Gege- 3. Fußgängerüberwege dürfen nur angelegt werden, wenn nicht mehr 5. Im Zuge von Straßen mit Straßenbahnen ohne eigenem Bahnkörper Fahrzeugführer in der Regel erkennbar, wenn eine Fußgänge- benheiten des Verkehrs entsprechen und ob weitere Maßnahmen sich als ein Fahrstreifen je Richtung überquert werden muß. Dies gilt sollen Fußgängerüberwege nicht angelegt werden. Fußgängerüber- rin oder ein Fußgänger am Gehwegrand mit Blickrichtung auf als notwendig erweisen. nicht an Kreuzungen und Einmündungen in den Straßen mit wege über Straßen mit Schienenbahnen auf eigenem Bahnkörper ankommende Fahrzeuge steht. Die Absicht ist für Fahrzeugfüh- Wartepflicht. sollen an den Übergängen über den Gleisraum mit versetzten rer auch dann erkennbar, wenn Personen zu Fuß zügig auf den 4. Fußgängerüberwege müssen ausreichend weit voneinander entfernt Absperrungen abgeschrankt werden. Zebrastreifen zugehen oder – unabhängig von der Blickrich- sein; das gilt nicht, wenn ausnahmsweise zwei Überwege hinterein- tung – am Fahrbahnrand verweilen.16 ander an einer Kreuzung oder Einmündung liegen. 5. Im Zuge von Grünen Wellen, in der Nähe von Lichtzeichenanlagen Das Ge- oder Verbot zu Zeichen 293 besagt: „Wer ein Fahrzeug 16. Bouska et al. 2013, S. 124 m.w.N. oder über gekennzeichnete Sonderfahrstreifen nach Zeichen 245 führt, darf auf Fußgängerüberwegen sowie bis zu 5 m davor nicht halten.“ 17. Bouska et al. 2013, S. 124 m.w.N. dürfen Fußgängerüberwege nicht angelegt werden. 16 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 17
IV. Markierung und Beschilderung Baden-Württemberg ein, der zusammen mit den R-FGÜ 2001 • in Einmündungsbereichen untergeordneter Straßen einem grundlagen zeigen sie Auswertungen der Unfälle mit Fußgän- anzuwenden ist. Der Leitfaden enthält wesentliche Neuerun- starken Fußgängerstrom auch gegenüber einbiegenden gerbeteiligung sowie Auswertungen von Schulwegplänen und 1. Die Markierung erfolgt mit Zeichen 293. Auf Fußgängerüberwege gen, die die Anlage von Zebrastreifen erleichtern: Fahrzeugen Vorrang eingeräumt werden soll sowie Schulbezirksgrenzen auf. Für Infrastruktureinrichtungen mit wird mit Zeichen 350 hingewiesen. In wartepflichtigen Zufahrten • an kleinen Kreisverkehren. erhöhten Anforderungen an Fußverkehrsanlagen – wie etwa ist dies in der Regel entbehrlich. • Absenkung der Fußgängerverkehrsstärken, bei denen für Wohnheime und Schulen, bei denen besonders schutz- Zebrastreifen angeordnet werden können. Die RASt 06 präzisieren einige Anforderungen der R-FGÜ 2001 bedürftige Fußgänger auftreten – definieren sie bestimmte V. Beleuchtung an die Erkennbarkeit von Zebrastreifen und die Sicht auf Warte- Einflussbereiche mit besonderen Anforderungen an Überque- • Öffnung des Einsatzbereiches von Zebrastreifen bei höheren flächen wie insbesondere auf die freizuhaltenden Sichtbereiche. rungsmöglichkeiten. Hierfür empfehlen sie u.a. Zebrastreifen. Die Straßenverkehrsbehörden müssen die Einhaltung der Beleuchtungs- Stärken des Fuß- und Kfz-Verkehrs als nach den R-FGÜ 2001. Sie definieren Breiten von Warteflächen und Mittelinseln und kriterien nach den Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fuß- empfehlen ergänzende bauliche Maßnahmen wie Mittelinseln, gängerüberwegen (R-FGÜ) gewährleisten und gegebenenfalls notwendi- • Einsatz von Zebrastreifen in Tempo 30-Zonen bei regel- vorgezogene Seitenräume und Teilaufpflasterungen. 4.2 GRUNDSÄTZE ZUR ANORDNUNG UND ge Beleuchtungseinrichtungen anordnen (§ 45 Absatz 5 Satz 2). mäßigen Überquerungen besonders Schutzbedürftiger und PLANUNG VON ZEBRASTREIFEN bei Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Die Empfehlungen für Fußverkehrsanlagen (EFA 2002) präzi- VI. Richtlinien sieren entsprechend den RASt 06 einige Anforderungen der Zebrastreifen sind eine von mehreren Möglichkeiten zur • Auch ein geringerer Abstand von Zebrastreifen zu Signal- R-FGÜ 2001 an die Erkennbarkeit von Zebrastreifen und die Sicherung des Überquerens von FußgängerInnen. Neben Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gibt im anlagen als 200 m ist möglich. Dazu ist zu beachten, dass kein Sicht auf Warteflächen wie insbesondere auf die freizuhalten- signalisierten Fußgängerfurten sind auch Zebrastreifen Über- Einvernehmen mit den zuständigen obersten Landesbehörden Richtlini- Rückstau von der Lichtzeichenanlage die Sichtfelder auf den den Sichtbereiche. Die EFA 2002 behandeln insbesondere auch querungsstellen, an denen die Straßenverkehrs-Ordnung das en für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ) Fußverkehr am Zebrastreifen einschränkt. Hierfür können die Netzplanung für den Fußverkehr. Als wichtige Entwurfs- Überqueren besonders sichert. Mittelinseln oder Mittelstreifen im Verkehrsblatt bekannt. die Berechnungen zur Rückstaulänge aus den Unterlagen zur Bemessung der Lichtsignalanlage herangezogen werden. 4.1.2 RICHTLINIEN FÜR DIE ANLAGE UND AUSSTATTUNG VON FUßGÄNGERÜBERWEGEN 4.1.3 TECHNISCHE REGELWERKE (R-FGÜ 2001) Die Richtlinien zur Anlage von Stadtstraßen (RASt 06) der Die R-FGÜ 2001 konkretisieren die Regelungen der VwV zu Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) § 26 StVO, die auf die R-FGÜ verweisen. Abweichend von richten sich an die Straßenbaubehörden. Die Regel-Einsatz- Ziffer I.3 der VwV zu § 26 StVO allerdings beschränken sie die bereiche von Zebrastreifen nach den Stärken des Fuß- und Anzahl der zu überquerenden Fahrstreifen an Kreuzungen und Kfz-Verkehrs decken sich im Wesentlichen mit den Einsatzbe- Einmündungen in den Straßen mit Wartepflicht grundsätzlich reichen nach dem vorliegenden Leitfaden. Auch die RASt 06 auf zwei. betonen, dass Überquerungsanlagen unabhängig von den Ver- kehrsstärken sinnvoll und zu empfehlen sind, wenn regelmäßig EINF Ü H R U N G SREG EL U N G F Ü R BADE N -WÜ RT T E MBER G mit schutzbedürftigen Fußgängern wie z.B. Kindern und älteren Der neue Erlass des Ministeriums für Verkehr ersetzt den Menschen zu rechnen ist. Der Einsatz von Zebrastreifen kommt Erlass des damaligen Ministeriums für Umwelt und Verkehr darüber hinaus insbesondere infrage, wenn Abbildung 7: vom 27. Dezember 2001. Er führt den vorliegenden Leitfaden • bei bedeutenden Wegebeziehungen eine für Fußgänger Zebrastreifen mit zur Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen in komfortable Überquerungsmöglichkeit erforderlich ist, Mittelinsel (Karlsruhe) 18 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 19
mit guten Sichtbeziehungen können ebenfalls eine gute Sicher- dem Ziel, mögliche Lärmbelastungen beim Überfahren durch heitsbilanz aufweisen. An ihnen haben FußgängerInnen, die Kraftfahrzeuge zu begrenzen, kommen sie insbesondere unter die Fahrbahn queren wollen, jedoch keinen Vorrang gegenüber den in Kapitel 6.1 benannten baulichen Ausgestaltungen in dem Fahrzeugverkehr. In Erschließungsstraßen können auch Betracht (Abbildung 9). Fahrbahneinengungen mit vorgezogenen Seitenräumen das Überqueren erleichtern. Die Abgrenzungen der Einsatzberei- Weitere Anordnungen der Straßenverkehrsbehörden, wie etwa che von Zebrastreifen gegenüber diesen anderen Überque- Geschwindigkeitsbegrenzungen im Umfeld eines Zebrastrei- rungsanlagen werden in Kapitel 5.3 dargestellt. fens oder Parkverbote in den Sichtfeldern zwischen den War- teflächen und den Fahrzeugen, tragen ebenfalls zu einer noch Die Sicherheit von Zebrastreifen kann durch Kombination mit höheren Sicherheit an Zebrastreifen bei (Abbildung 10). ergänzenden baulichen Maßnahmen gesteigert werden. Fußgän- gerüberwege mit Mittelinseln bieten den Vorteil, dass ihr Ein- Diese ergänzenden Maßnahmen sollten insbesondere an satz bei bis zu 900 Kfz in der Spitzenstunde des Fußverkehrs Zebrastreifen vorgenommen werden, auf denen regelmäßig Abbildung 9: Zebrastreifen auf in der stärker belasteten Fahrtrichtung möglich ist. Zugleich Kinder, Ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen über- einer Aufpflasterung können sich FußgängerInnen beim Überqueren auf jeweils eine queren. Die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (Hannover) Fahrtrichtung des Kfz-Verkehrs konzentrieren (Abbildung 7). durch geschwindigkeitsdämpfende Maßnahmen muss dabei unabhängig von der Anzahl der überquerenden FußgängerIn- Zebrastreifen mit vorgezogenen Seitenräumen verbessern die nen durchgesetzt werden. Sichtbeziehungen zwischen FußgängerInnen auf den Warte- flächen und dem Fahrzeugverkehr (Abbildung 8). Aufpflaste- Der Bedarf und die Eignung dieser ergänzenden Maßnahmen rungen können insbesondere dazu dienen, die Einhaltung gegen Unfallgefahren sind auch zu prüfen, wenn sich Unfälle der zulässigen Fahrzeuggeschwindigkeiten durchzusetzen. Mit mit Personenschaden ereignet haben. Können die bestehenden Gefahren nicht ausreichend verringert werden, muss ein Ze- brastreifen durch eine andere Querungshilfe ersetzt werden. In der Regel kommt dann eine Fußgängersignalanlage in Betracht. Wenn die Straßenverkehrsbehörde aufgrund einer besonderen örtlichen Gefahrenlage einen Zebrastreifen anordnet, ist sie verpflichtet, die Realisierung des Zebrastreifens gegenüber der Straßenbaubehörde durchzusetzen. Abbildung 10: Abbildung 8: Geschwindigkeits- Zebrastreifen mit vorgezogenem Seitenraum (Stuttgart) begrenzung auf einem Bei der Grünpflege sollte darauf geachtet werden, dass die Sicht Straßenabschnitt mit auf Kinder nicht durch zu hohen Bewuchs beeinträchtigt ist. Zebrastreifen (Karlsruhe) 20 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 21
5. Einsatzbereiche von Zebrastreifen 5.1 ALLGEMEINES § 45 Absatz 9 Satz 4 Nummer 6 StVO lässt innerörtliche stre- ckenbezogene Geschwindigkeitsbeschränkungen von 30 km/h ZUL ÄS SI G E G ESCH W I N DIG KE IT E N (Zeichen 274 StVO) auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen oder Zebrastreifen können nur innerhalb geschlossener Ortschaften an- auf weiteren Vorfahrtsstraßen (Zeichen 306 StVO) im unmittel- gelegt werden. Ihr Einsatzbereich sind zum einen Straßenabschnit- baren Bereich von an diesen Straßen gelegenen Kindergärten, te mit einer durchgängigen zulässigen Höchstgeschwindigkeit von Kindertagesstätten, allgemeinbildenden Schulen, Förderschulen, 50 km/h. Zum anderen können Zebrastreifen auch auf Straßenab- Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern zu. Hier können Abbildung 13: Abbildung 14: schnitten mit einer streckenbezogenen Geschwindigkeitsbegren- Zebrastreifen angelegt werden, wenn schutzbedürftige Personen Ein Mittelstreifen ermöglicht in einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich ein Überqueren an beliebiger Stelle in einem verkehrsberuhigten Bereich (Tübingen) linienhaftes Überqueren (Ulm) zung auf 40 km/h oder 30 km/h (Z 274 StVO) angelegt werden. regelmäßig die Fahrbahn überqueren oder wenn ein Bedarf zur Sicherung besonders schutzbedürftiger Personen besteht. FA H R S T R E I F E N U N D G E H W E G E N Ä H E Z U L I C H T Z E I C H E N A N L A GE N In Tempo 30-Zonen sollen in der Regel andere Formen Zebrastreifen können in Straßen angelegt werden, wo nur ein Zu Lichtzeichenanlagen müssen Zebrastreifen grundsätzlich der Querungssicherung wie etwa vorgezogene Seitenräume Fahrstreifen je Fahrtrichtung überquert werden muss. Auch einen Mindestabstand von 200 m einhalten. Zebrastreifen kön- bevorzugt werden. Allerdings sind auch Zebrastreifen in wenn wie etwa in Einbahnstraßen nur ein Fahrstreifen insge- nen im Einzelfall aber auch bei geringerem Abstand angelegt Tempo 30-Zonen möglich, wenn besonders schutzbedürftige samt zu überqueren ist, kommen Zebrastreifen in Betracht. werden. In diesem Fall ist zu beachten, dass die erforderlichen FußgängerInnen eine Straße regelmäßig an einer bestimmten Radfahrstreifen zählen in diesem Sinne nicht als Fahrstreifen, Sichtfelder auf den Zebrastreifen (Kapitel 5.2) nicht durch Stelle queren und die Einsatzbereiche nach Kapitel 5.3 des das heißt, auch in Straßen mit Radfahrstreifen sind Zebrastrei- einen Rückstau der Fahrzeuge in der Zufahrt auf die Lichtzei- vorliegenden Leitfadens gegeben sind. Dies kann zum Beispiel fen möglich. chenanlage eingeschränkt werden. Hierfür können die Berech- der Schulwegsicherung dienen (Abbildung 11, Abbildung 12). nungen zur Rückstaulänge aus den Unterlagen zur Bemessung Auch bei Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel können Bei der Anlage von Zebrastreifen muss auf beiden Fahrbahn- der Lichtsignalanlage herangezogen werden. Zebrastreifen in Tempo 30-Zonen innerhalb der in Kapitel 5.3 seiten ein Gehweg oder ein weiterführender Fußweg vorhan- genannten Einsatzbereiche angelegt werden. den sein. Ein weiterführender Fußweg kann zum Beispiel eine selbstständige Gehwegbeziehung durch eine Grünanlage sein, Abbildung 11: Zebrastreifen in einer Tempo 30-Zone (Stuttgart) Verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche mit einer zulässigen die eine Straße kreuzt. In diesem Fall muss die zu querende Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h und nach dem Shared Straße keine straßenbegleitenden Gehwege aufweisen. Auch an Space-Prinzip ausgebildete Straßenräume zielen auf ein lini- einer Straße, die nur auf einer Seite einen Gehweg hat, können enhaftes Überqueren an beliebiger Stelle ab (Abbildung 13, Zebrastreifen zur Anbindung eines selbstständigen Gehweges Abbildung 14). Zebrastreifen dagegen sollen das Überqueren auf der anderen Straßenseite angelegt werden (Abbildung 15). bündeln. Sie sind in diesen Bereichen daher nicht möglich. Für Blinde und Sehbehinderte können hier Dunkelampeln eine Zebrastreifen sollten in Gehrichtung der FußgängerInnen geeignete Querungshilfe sein. liegen. Dies unterstützt die Bündelung von Überquerungen an den Zebrastreifen und fördert die Ausbildung von hochwerti- gen Fußwegenetzen. Abbildung 12: Zebrastreifen mit vorgezogenen Seitenräumen zur Fahrbahneinengung Abbildung 15: in einer Tempo 30-Zone (Hannover) Zebrastreifen mit Anbindung an einen selbstständigen Gehweg (Stuttgart) 22 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 23
erforderlichen Sichtfelder auf die Warteflächen nicht einge- halten werden können oder dass die Zebrastreifen für Fahr- zeugführerInnen nicht aus ausreichendem Abstand erkenn- bar sind. G EMEI N S A ME FÜ H R U N G EN D ES FU S S - U N D R A D V E R K E H R S Sofern an Vorfahrtsstraßen mit gemeinsamen Geh- und Rad- wegen oder mit Gehwegen, die für den Radverkehr freige- Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Einmündung mit Zebrastreifen und getrennter Radverkehrsfurt im Zuge eines geben sind, Zebrastreifen zum Überqueren wartepflichtiger Z-Umlaufsperre am Übergang zwischen einem Zebrastreifen und der Zebrastreifen in beiden Knotenarmen einer bevorrechtigten Straße und in einer für den Radverkehr freigegebenen Gehweges (Stuttgart) Überquerungsstelle über einen Stadtbahngleiskörper (Stuttgart) Einmündung (Stuttgart) Einmündungen angelegt werden sollen, soll der Fußverkehr Die Bodenindikatoren vor der Radverkehrsfurt sollten als Sperrfeld und die Indikatoren vor dem Zebrastreifen als Richtungsfeld ausgeführt werden. im Einmündungsbereich vom Radverkehr getrennt werden. Die Radverkehrsfurt sollte rot eingefärbt werden. RadfahrerInnen sind in diesem Fall über eine parallel angelegte etwa mit Geländern oder Umlaufsperren – an den Übergängen • In Straßenräumen mit häufigem, aber eher punktuellem 18 Radverkehrsfurt zu führen (Abbildung 16). zum Gleisraum eingerichtet werden. Z-Absperrungen unter- Querungsbedarf können Zebrastreifen in kürzeren Abstän- ST RAßEN A U ß ER H A LB DE S E IN SAT Z BE RE ICHE S VO N stützen die Aufmerksamkeit von FußgängerInnen auf den den zueinander liegen. FußgängerInnen können hier den ZE BR AS TR EI FEN Im Zuge von Fuß- und Radverkehrsverbindungen auf selbst- Schienenverkehr, da die FußgängerInnen infolge der Wege- für ihre Gehrichtung günstigsten Zebrastreifen wählen und Zebrastreifen dürfen nicht angelegt werden: ständigen Wegen können sowohl der Fuß- als auch der Radver- führung automatisch in Richtung der zuerst zu beachtenden damit Umwege vermeiden. 19 • Auf Straßenabschnitten mit koordinierter Schaltung von kehr gegenüber weniger bedeutsamen Straßen mit Zebrastrei- Bahn blicken (Abbildung 17). Lichtzeichenanlagen („Grüne Welle“): Hier würde ein fen und einer Radverkehrsfurt bevorrechtigt werden (hierzu Zebrastreifen in den für eine koordinierte Steuerung Kapitel 5.2). A B S TA N D V O N Z E B R A S T R E I F E N U N T E R E I N A N D E R 5.2 ÖRTLICHE ANFORDERUNGEN erforderlichen weitgehend ungestörten Verkehrsablauf Für den Abstand von Zebrastreifen untereinander, die nach des Fahrzeugverkehrs eingreifen. Grundsätzlich ist der Einsatz einer gemeinsamen Führung nur der Verwaltungsvorschrift zu § 26 StVO „ausreichend weit ERKENNBARKEIT UND SICHTBEZIEHUNGEN • Über Bussonderfahrstreifen: Hier würde ein Zebrastreifen bei sehr geringen Stärken des Fuß- und Radverkehrs vertretbar, voneinander entfernt sein müssen“, sollte keine starre Grenze Zebrastreifen müssen für Fahrzeugführer frühzeitig erkennbar in die angestrebte Verkehrsqualität des ÖPNV eingreifen. um eine gegenseitige Gefährdung zu minimieren. Die Kriteri- angesetzt werden: sein. Für die Sicherheit von Zebrastreifen sind ausreichende • Über Straßen mit Straßenbahnen ohne eigenen Gleiskörper: en der Richtlinien zur Anlage von Stadtstraßen (RASt 06), Zi. • An Knotenpunkten können in allen Knotenpunktarmen Sichtbeziehungen zwischen den FußgängerInnen auf den War- Hier könnten Gefahrensituationen entstehen, da Fußgänge- 6.1.6.4 sowie der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA Zebrastreifen angelegt werden, wenn die Einsatzbereiche teflächen und dem Kfz-Verkehr entscheidend. Wartepflichtige rInnen nach § 26 Absatz 1 StVO keinen Vorrang vor Schie- 2010), Zi 3.6 sind zu beachten. nach Kapitel 5.3 in allen Armen erreicht werden. Dies er- FahrzeugführerInnen müssen rechtzeitig vor bevorrechtigten nenfahrzeugen haben. Zugleich könnten Zebrastreifen hier höht die Akzeptanz der Zebrastreifen durch FußgängerInnen. FußgängerInnen anhalten können. Bevorrechtigte FußgängerIn- in die angestrebte Verkehrsqualität des ÖPNV eingreifen. ZEB R A S TR EI FEN B EI Ü B ER Q U ER U N G S S TELLEN Ü B E R Wenn in einer bevorrechtigten Straße an beiden Knotenar- nen müssen auch bei einem Abstand von 1,0 m vom Bord für • Auf bevorrechtigten Straßen an Kreuzungen und Einmün- G LEI S K Ö R PER men Zebrastreifen liegen, können FußgängerInnen zudem FahrzeugführerInnen erkennbar sein. dungen mit abknickender Vorfahrt: Hier könnten Sicher- Bei Zebrastreifen auf Straßen mit Schienenbahnen auf eigenem die zusätzliche Querung der untergeordneten Straße vermei- heitsgefährdungen zum Beispiel daraus entstehen, dass die Gleiskörper sollen in der Regel versetzte Z-Absperrungen – den (Abbildung 18). Dies sollte im Hinblick auf die Anfor- Tabelle 3 zeigt die hierfür erforderlichen Mindestentfernungen derungen an die Lage gemäß VwV zu § 26 StVO Nummer I.4 nach den R-FGÜ 2001. Nach der Verhaltensregel zu Zeichen und Nummer III.3 besonders geprüft werden. 293 StVO dürfen Fahrzeuge 5,0 m vor einem Zebrastrei- 18. Ein Musterblatt zur getrennten Führung des Fuß- und Radverkehrs an einer Einmündung steht zum Herunterladen bereit unter: • An Straßen- und Stadtbahnhaltestellen können Zebrastreifen fen nicht halten. Dies erfordert, dass in einem Bereich von www.vm.baden-wuerttemberg.de/fussverkehr in Höhe des Anfangs und des Endes der Haltestellen Fuß- mindestens 5,0 m vor einem Zebrastreifen keine Parkstände 19. Ein Musterblatt zu Zebrastreifen vor oder nach Überquerungsstellen über Gleiskörper steht zum Herunterladen bereit unter: gängerInnen kürzere Wege zu ihren Zielpunkten bzw. zum liegen dürfen. Bei der Anordnung von Zebrastreifen muss die www.vm.baden-wuerttemberg.de/fussverkehr Schienenverkehr bieten. Einhaltung dieser Anforderungen geprüft werden. 24 LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE LEITFADEN FUßGÄNGERÜBERWEGE 25
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