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FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES Prof. Gunnar Spellmeyer — Vortragsskript Keynote ›The Annual Conference Of Arts, Humanities And Technology‹, Ins- titut Seni Indonesia Yogyakarta, 2020 Plenary Speech ›2nd Int. Conference on Art For Technology, Science and Huma- nities‹, Institut Teknologi Bandung, 2020 | 1
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES 0 ABSTRACT Dies Papier gibt die Inhalte einer Keynote anlässlich ›The Annual Conference Of Arts, Humanities And Technology‹ wieder. Die Keynote beschäftigt sich mit den gegenwärtigen Herausforderungen, der notwen- digen Transformation und ihren inhärenten Not- wendigkeiten: welche Fertigkeiten und Fähigkeiten müssen wir für die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft entwickeln? Das Papier erläutert die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts und leitet Hand- lungsvorschläge ab. Es fordert eine partizipatorische Kultur und Affinitätsräume auch im formellen Bil- dungssektor. Darüber hinaus sieht es die kreativen Professionellen in der Pflicht, solche Affinitätsräume zu bespielen und ihr Expertenwissen als kreative Fä- higkeitsmediatoren in die Welt zu tragen. Prof. Gunnar Spellmeyer hielt Keywords: future skills, future abilities, 21st century diesen Vortrag erstmalig auf skills, creativity, problem solving, adaptability, ent- internationalen Konferenzen repreneurial mindset, critical thinking, persistence, in Indonesien und transformation, digital, key competencies, affinity später als Impulsvorträge in spaces, skill mediator, Deutschland. 2|
WERTE SCHAFFEN. Trotz Krisen und steigender Regulierung. die nicht beobachtbar sind und eher nur erschlossen Zukunft erfinden – wie es im Master-Studium Design 1 INTRODUCTION werden können. Fähigkeiten sind ein ›Imstandesein‹, und Medien an der University of Applied Sciences Wie können wir die Ausbildung junger Menschen, etwas tun zu können. Dabei spielen Expertise und and Arts Hanover heißt. vor allem junger kreativer bzw. künstlerisch begab- Erfahrung eine wesentliche Rolle (Sonntag & Schaper, Die Kompetenzen der Zukunft werden andere sein, ter Menschen verbessern? Welches Können, welche 1999), was im Folgenden noch interessant sein wird. als die Schul- und Hochschulbildung in weiten Teilen Fertigkeiten und Fähigkeiten sind für einen Bestand Auf der Suche nach Antworten auf eingangs erwähnte ausliefert. Andreas Schleicher (2012) argumentiert: in der Zukunft nötig? Fragen ist zu beachten, dass all die folgenden Erörte- »Jedem ist klar, dass die Fähigkeiten, die am einfachs- Als Fertigkeiten (skills) verstehe ich im Folgenden rungen und Gedanken auf einer mitteleuropäischen ten zu lehren und am einfachsten zu testen sind, jetzt »aufgabenbezogene individuelle Aktivitäten; einge- oder westlichen Sicht fußen. Gelingt der Transfer in auch die Fähigkeiten, die sich am einfachsten automa- übte und automatisierte Bewegungsabläufe auf der den südostasiatischen Kulturraum können weiterge- tisieren, digitalisieren und auslagern lassen. Von stän- sensomotorischen Ebene, die souverän beherrscht … hende, nutzbare Ableitungen gemacht werden: denn dig wachsender Bedeutung, aber so viel schwieriger werden.« (Lexikon der Psychologie, 2020). Im Allge- die Globalisierung und Vernetzung des Weltgesche- zu entwickeln, sind Wege des Denkens – Kreativität, meinen bezeichnet Fertigkeit einen erlernten An- hens macht weder vor diesem Raum, noch vor ande- kritisches Denken, Problemlösung, Entscheidungs- teil des Verhaltens. Fertigkeiten sind z.B. Schreiben, ren Räumen oder vor Schwellenländern halt. Es wird findung und Lernen; Arbeitsweisen – einschließlich Rechnen, Malen, Lesen, … Der Begriff unterscheidet uns im Ergebnis alle angehen – lediglich die Bezugs- Kommunikation und Zusammenarbeit; und Werk- sich damit vom Begriff der Fähigkeit, die als Voraus- punkte und kulturell spezifische Aspekte gilt es zu zeuge für die Arbeit – einschließlich Information und setzung für die Ausübung von Fertigkeiten betrachtet übertragen. Kommunikationstechnologien.« werden kann. Um Antworten zu finden, wenden wir uns im Über- Kreativität, kritisches Denken, Problemlösung, … Nach Hacker (1998) sind Fähigkeiten psychische blick der gegenwärtigen Situation des Planeten und sind das nicht die Wege des Denkens, die insbeson- Prozesse, die den Vollzug von Tätigkeiten steuern und einer Vielzahl von Gesellschaften und Kulturen zu. dere den Kreativen zu eigen sind? Wird hier nicht die somit Leistung möglich machen. Dabei handelt es sich Anschließend wird die Gegenwart konkreter in eine Rezeptur für eine erfolgreiche, schöpferisch wirksam um analysierende und synthetisierende Vorgänge, mögliche Zukunft hinein entwickelt. Welt erzeugen, werdende Karriere wiedergegeben? Heißt das, dass | 3
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES Designer und Künstler als die originären Vertreter mehr und mehr auf die Vermittlung von Fertigkeiten cing-Software geschickt und manche StartUps wuss- der Gattung ›Kreative‹ die Kompetenzen der Zukunft gesetzt und die Ausbildung von Fähigkeiten vernach- ten gar nicht, wie Ihnen plötzlich geschieht. Soziale in sich tragen und diese allerdings professionell zum lässigt. Praktiken befinden sich plötzlich in ungeklärtem eigenen und zum Wohle Vieler einsetzen? Das klingt Raum und gute wie schlechte Gewohnheiten sind anmaßend, insbesondere da Kreativität untrennba- angefragt. Ob wir es wollen oder nicht: mit Blick auf rer Bestandteil des Denkens ist und dies wohl jedem 2 FUTURE OF WORK – AND SOCIETIES den ›Technology Adoption Life Cycle‹ und der Adap- Menschen zumal in einer Wissensgesellschaft – und tion von Geoffrey A. Moore (Abb. 2) hat Corona die Verschätzen Sie sich nicht! Neue Technologien werden dahin will sich Deutschland längst von einer ehe- Gruppe der ›Majority‹ zu ›Unexpected Early Adopter‹ gern anfangs überschätzt und langfristig unterschätzt. maligen Industrienation hin entwickelt haben – zu gemacht. Oder anders: Corona war im Sinne Glad- Der Gartner Hype Cycle (Abb. 1) visualisiert den Ver- eigen ist. Dennoch: Designer und Künstler sollten die wells der Tipping Point, der für manch zäh-träge lauf der Akzeptanz von Innovationen trefflich. Mit Kompetenzen des 21. Jahrhundert als Profis wirksam Innovation der Brückenschlag über die Innovations- der Corona Pandemie erleben wir derzeit eine Katas- werden lassen. Ein nicht triviales Unterfangen, geht schlucht und dem damit drohenden Niedergang war. trophe unbekannten Ausmaßes, die wie ein Beschleu- es doch im wesentlich um die Verbreitung von Fähig- niger in vielen Bereichen wirkt, so als wäre der ›hype Wir erleben die Digitalisierung als ein Kompendium keiten, nicht Fertigkeiten. cycle‹ komprimiert worden: viele digitale Anwendun- von Web 2.0, Notifications, Messaging, Smart Home, Ich kenne viele Hochschule in Indonesien, in Indien, gen erfahren eine erhebliche Aufwertung und manch Streaming-Services und Social Media, Überwachungs- China, in den USA, Mexiko, Europa und natürlich Tradiertes, Überliefertes, Subventioniertes erlebt ein kapitalismus, Snapchat Dysmorphie, Hate Speech, sehr viele in Deutschland. Und meine Fakultät ge- schnelleres Ende als erwartet. Internet Lynchmobs usw.. Interessant ist dabei die hört nicht ausgeschlossen: ich sehe an den künst- Wechselwirkung zwischen technologischer Reife Digitale Transformation lerisch-akademischen Bildungsorten angesichts der und gesellschaftlichen Treibern, die für unerwartete oben genannten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts Vergessen Sie alles, was Sie über die digitale Revolu- Umbrüche sorgen können. Die Pandemie ist hierfür noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Und dies, tion bislang gehört haben! Das war erst der Auftakt. ein Beispiel und es wird mit weiteren Umbrüchen obwohl es so eigentlich nicht sein dürfte. Es scheint, Die Pandemie hat uns lediglich in dürftige Video- zu rechnen sein: die Klimakatastrophe als globale als hätten auch die Kunst- und Designhochschulen konferenzen mit verbesserungswürdiger Conferen- Herausforderung, die zunehmende Migration von 4|
Geflüchteten oder der demographische Wandel in ein- laut BMAS (2017, S. 12) zu Lasten von Arbeitskräften hergehend mit Ratlosigkeit über das ›Wie‹, das ›Wozu‹ zelnen Regionen, wie z.B. in Deutschland sind wesent- ohne berufliche Bildung gehen wird. Insbesondere und das ›Wohin‹, ein existentielles Vakuum droht. liche Faktoren. Routinetätigkeiten mit geringer Qualifikation sind Innovation einem besonders hohem Automatisierungsrisiko aus- Die Digitalisierung bringt auch einen höheren Auto- gesetzt, es wird Personen mit geringerem Einkommen Es geht um das Wollen! Der Transformation gilt es matisierungsgrad mit sich: was mit Robotern in der erheblich treffen. den Schrecken zu nehmen und Lust zu machen auf industriellen Fertigung begann, setzte sich mit völlig einen Wandel, den wir selbst mitgestalten können. veränderten Arbeitsbedingungen in den Büros fort Transformation Auch der Begriff der ›disruptiven Innovation‹ impli- und wird nicht enden. Die digitale Welt wird zu- Hier kündigt sich die eigentliche Herausforderung ziert zunächst einen Schaden auf Kosten des Nutzen. nehmend mit unserer Umwelt verschmelzen. Ver- der Transformation an: Bildung als Zukunftsträger in Innovation aber braucht die lustvolle Chance, braucht fügbarkeit von Rechnerleistung überall. Dieser einer mehr und mehr wissensbasierten Arbeitswelt. den Willen, die Welt zu erfinden, als attraktiven An- technologische Fortschritt bedingt eine viel grund- Die ehemals übliche Bemessung von Arbeitsleistung lass. Die Pandemie fragt uns derzeit an, ob wir noch legendere Veränderung unserer Arbeitswelt, als wir nach gefertigten Stückzahlen wird nicht mehr funk- Chancen sehen. sie bis hierher kannten. So sprechen wir heute von tionieren, dennoch sollen Prozesse über Key Perfor- einem Automatisierungsrisiko, das einen Wegfall von Innovationen werden heute durch ›Human Centered mance Indicators (KPI) handhabbar und überprüfbar Berufsbildern für Deutschland in Höhe von 42% der Design‹-Strategien wie z.B. Design Thinking ent- gehalten werden. Es kündigt sich auch an, dass die Beschäftigten vorhersagt (Bonin et.al., 2015). Andere wickelt. Agile Methoden, demokratisierte Fertigung Benotung von Fertigkeiten ein Auslaufmodell ist, die Studien gehen nicht von gefährdeten Berufen, son- durch 3D-Drucker, ›Losgröße-1-Realität‹, Einbettung Benotung von Fähigkeiten hingegen herausfordernd dern von einzelnen Tätigkeiten aus, die durch die von Meta-Produkten in ein Gesamtpaket aus Services wird. Die Transformation ist ein fundamentaler Wan- Automatisierung ersetzt werden können. Unabhän- und Produkten, der Konsument als Prosument, die del, der die Beziehungen zwischen allen Bereichen der gig vom genauen Umfang des Ausmaßes wird hier Integration branchenfremder Akteure – das alles lässt Wirtschaft und der Gesellschaft neu definiert. der immense Wandel deutlich und es braucht nicht die Konsument:innen ins Zentrum rücken. Wertschö- viel Phantasie, was das wiederum mit dem einzelnen Dabei fühlt sich der notwendige Wandel für viele Be- pungspotenziale entstehen an den Grenzen traditio- Menschen und den Familien macht. Ein Prozess der rufstätige heute wie ein ›Muss‹ an (Dueck, 2013): Ein- neller Branchen und festgefahrener Marktpraktiken. | 5
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES Beschleunigt wird auch die Flexibilisierung der Arbeit der westlichen Sicht formuliert, sind für Südostasien Das bedingt die Bereitschaft zum lebenslangem und mit ihr unweigerlich auch die komplementäre entsprechende Ableitungen zu formulieren. Lernen einerseits und die notwendigen betrieblichen Flexibilität auf Seiten der Arbeitnehmer und Arbeit- Vorraussetzungen andererseits. Die Digitalisierung hat die Produktivität nochmals geber – eine Entwicklung bis hinein in unsere viel- erhöht. Der internationale Wettbewerb hat zugenom- Dem Fachkräftemangel in Deutschland konnte durch fältigen sozialen Beziehungen. Die Arbeit diffundiert men, die Wertschöpfung ist komplexer geworden: sie erfolgreiche Integration und Qualifizierung von mittels digitaler Medien in alle Lebensbereiche und wird durch extrem vernetzte Produkte und Services Zugewanderten teilweise begegnet werden, zudem wir sind mehr denn je gefordert, eigenverantwortlich generiert, die durch Netzwerke von auch branchen- übernehmen immer mehr Assistenzsysteme Routine- und immer wieder neu das im jeweiligen Moment fremden Unternehmen entstehen. Die volatile Nach- aufgaben, reduzieren die Arbeitsbelastung und führen Werthaltige zu pflegen: Wert als den Grund einer frage bedingt einen hohen Anpassungsdruck, die damit zu einem gesünderen Arbeitsleben. Bevorzugung einer Sache vor einer anderen, einer Risiken sind auf mehrere eigenverantwortlich agie- Einstellung vor einer anderen (Längle, 2007) – eine Die ständige Verfügbarkeit von Produkten und Ser- rende Partner verteilt. Auf Seiten der wirtschaftlichen ständige Vergewisserung auf intentionaler wie emo- vices mit beispielsweise sofortigen Zustellungen aus Akteure braucht es Netzwerke mit Partnern auf Ab- tionaler Ebene ist gefragt. Wenn ich später von den dem Onlinehandel bedingen mehr und mehr flexib- ruf, Business-Ecosystems entstehen. Kompetenzen der Zukunft spreche, klingt hier bereits le Arbeitsprozesse und -verhältnisse. Es entstehen die Steigerung an: eine notwendige ›Sinnmündigkeit‹. In der Industrie arbeiten immer weniger Menschen, sozial verträgliche Formen der Arbeitsorganisation, Die Fähigkeit sich immer wieder neu, der Sinnfrage während im Dienstleistungssektor mehr und mehr mehr und mehr Beschäftigte erhalten weitestgehende im eigenen Leben zu stellen. Menschen arbeiten, soziale Berufe werden den größ- Arbeitszeitsouveränität. Das alles braucht kontinu- ten Zuwachs erleben. So entstehen partnerschaftliche ierliches Vergewissern eigener Möglichkeiten und Verbünde zwischen Unternehmen und Erwerbstätigen Interessen. 3 FUTURE 2030 bzw. Ihren Vertretungen, die eine inklusive Arbeits- Dazu braucht es eine individuelle, vorausschauend ge- welt mit persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten Vermeiden Sie mit Blick auf 2030 große Worte und plante Erwerbsbiografie in allen Milieus und in allen und Beschäftigungssicherheit verspricht – trotz er- Ansprüche! Werden wir konkret. Skizzieren wir zur Lebensphasen. Flexible, vielfältige Lebensläufe werden heblicher Verschiebungen in den Tätigkeitsfeldern. Konkretion ein halbwegs optimistisches Szenario. Aus von den meisten Personen und Arbeitgebern als idea- 6|
le Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Lebenszielen und Verantwortungen immer wieder neu ausgehan- Die digitale Produktion erreicht langsam ihr Akzep- angesehen. Beschäftigungsverhältnisse und Selbst- delt. So steigt die Agilität der Unternehmen und auch tanz-Plateau und hat das ›Tal der Desillusion‹ (vgl. ständigkeit oder Freiberuflichkeit werden passend zur der Beschäftigten. (BMAS) Gartner Hype Cycle 2020) durchschritten. Autonome jeweiligen Lebensphase gewählt. »Phasen selbststän- Systeme und intelligente Assistenzsysteme, lernfähige Die wechselseitige Flexibilisierung steht in einer diger Tätigkeit nehmen zu und sind im System der Tools unterstützen diesen Trend. Wechselwirkung mit dem technologischen, vornehm- sozialen Sicherung integriert.« (BMAS) Auch deshalb lich digitalen Fortschritt. Das Internet hat in naher Die gesellschaftlichen Trends als wechselwirkendes verfolgt die Hochschule Hannover mit Nexster, dem Zukunft längst den Datenraum verlassen und sickert Element klingen alle nicht neu: Ein digitaler Le- Entrepreneurshipcenter, das Ziel unternehmerisches in sämtliche Lebensbereiche ein. Realität und Vir- bensstil mit mehr Medien, mehr Kommunikation, Denken und Handeln frühzeitig den Studierenden mit tualität verschmelzen zunehmend. Die Vernetzung intensiverer Gesundheitsorientierung und ›quanti- auf den Weg zu geben. nimmt exponentiell zu und mündet in einer ›Super- fied-self-movement‹ (Quantified Self Community), Die extreme Flexibilisierung erfordert Anstrengungen konvergenz‹ (Z_punkt, 2014). Zumindest auf technolo- Nutzen statt Besitzen in einer wachsenden ›sharing auf vielen Seiten. Immanent ist ein kontinuierlicher gischer Seite ist Alles mit Allem verbunden. economy‹. Der Bedarf an Ressourceneffizienz in Abstimmungsbedarf: zwischen Anspruchstellern, Zeiten des dramatischen Klimawandels und knapper Das Internet der Dinge vernetzt Geräte, Maschinen Interessenten, den sozialen Beziehungen, dem eigenen Rohstoffe oder der steigende Bedarf an Sicherheit, und Produkte. Es generiert Daten, die aufbereitet uns, Selbst. Flache Hierarchien und unternehmerisches durch potentiellen Cybercrime, Terrorismus oder Pan- Räume, Orte und Momente ständig mit neuen Diens- Denken machen nicht nur die Inhalte, sondern auch demien sind bedeutende Innovationstreiber für die ten ausstatten. Eine ›ubiquitäre Intelligenz‹ (Z_punkt, die eigene Achtsamkeit zu einem anspruchsvollem Weltgemeinschaft, die aber auch in sich selbst noch 2014) durch allgegenwärtige Rechnerleistung in den Akt. großen Innovationsbedarf haben. Dingen, den Materialien und den Stoffen. Die steigende Flexibilisierung erfordert wechselseitig Eine neue Lust an Autarkie wächst aus den Ansätzen So reifen neue Schnittstellen zum Datenabruf heran. eine Menge, schließlich darf die Flexibilität nicht zur von Plattformen wie Etsy oder den größer werdenden Die notwendigen Standards für die ›Superkonvergenz‹ Gestaltlosigkeit führen. Zwischen Arbeitgebern und Maker-Communities, begleitet durch Tools mit gerin- sind bis dahin ausgehandelt, die Claims dazu werden Arbeitnehmern oder Freiberuflern werden Freiheiten gem Investitionsbedarf, und fordert so Hersteller und heute bereits abgesteckt. | 7
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES Dienstleister heraus. Die Echtzeit-Ökonomie gewinnt sind offen, es gibt keinen Einhalt. Der Anschlag auf unter Druck: sie adaptieren durch ihr technologisches an Tempo und liefert mit der bestellten Ware zusätz- das WorldTradeCenter in New York 2001 und weitere KnowHow intuitiv und schnell die nächsten Soft- liche Dienstleistungen. Terrorakte wirken in Deutschland zunächst wie eine ware-Updates, während die Generation x sich ständig ferne Bedrohung, mit den letzten Jahren rückt sie weiterbilden muss. Diese Trends werden teilweise schon seit Jahren dis- jedoch näher und näher. kutiert, neu jedoch ist die Dynamik der Entwicklun- Für die Bildungseinrichtungen steht schon der Blick gen, zu der auch die Corona-Pandemie beiträgt, und Die Generation Y oder auch die sog. Millenials (Born auf die Generation Z (ab 1995) und Alpha an. Diese der Reifegrad der notwendigen Technologien sowie 1981 – 1995) machen Schätzungen zu Folge in diesem Generation ist mit YouTube und Influencern auf- die dringend notwendigen Innovationen angesichts Jahr schon 50% der Erwerbstätigen aus. Diese Ge- gewachsen. Es ist die erste Generation der ›Digital des dramatischen Klimawandels und das zunehmen- nerationen spielte noch Pacman oder Snake-Games, Natives‹, eine Welt ohne Google kennt die Generation de Gefühl der Unsicherheit durch ebenjene Fakto- wählte sich anfangs mit dem Modem ins Internet Z nicht mehr. Folglich ist auch die Informationsbe- ren, verschärft durch rechten Populismus, religiösen ein. Ihr Streben ist gekennzeichnet von Freiheit und schaffung über Suchmaschinen selbstverständlich. Die Fundamentalisten oder einer gefährdeten Demokratie Selbstbestimmung, langsam einhergehend mit steigen- vernetzte mediale Welt macht Missstände, Umwelt- (vgl. Z_Punkt, 2014). der Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken. Das katastrophen, politische oder wirtschaftliche Fehl- Konzept der Work-Life-Balance verschmilzt bei der leistungen sichtbarer als zuvor. Und so setzt sich diese Generation Y zu einer Work-Life-Integration. Schon Generation besonders für Menschenrechte, Gleich- 4 FUTURE GENERATION diese Generation ist 24/7-Online. Sie leben im Hier berechtigung und das Klima ein. Während meine Ge- und Jetzt und sind mit den neuen digitalen Tech- neration der sog. ›Baby Boomer‹, der geburtenstarken Verurteilen wir die junge Generation nicht! Verste- nologien aufgewachsen. Auf dem Arbeitsmarkt in Jahrgänge in Deutschland, noch stolz auf eine üppige hen wir sie. In Deutschland aufgewachsen in einem Deutschland gilt es die Generation Y im Berufsleben Plattensammlung war, geht es der Generation Z nicht friedlichen, wiedervereinigtem Land, in einem ver- zu integrieren. Sie suchen privat wie auch beruf- mehr um Besitz sondern um Zugang zu Services und einten Europa. Freiheit und freie Meinungsäusserung lich die Selbstverwirklichung und können sich ihren Produkten. So sind Streaming-Dienste erfolgreich ge- erscheint selbstverständlich, die Kostbarkeit derarti- Arbeitsplatz beinahe aussuchen. Die Vorgänger-Ge- worden, während das Lagerfeuer-Fernsehen von einst ger Werte ist nur kognitiv verstehbar. Die Grenzen neration, die Generation X, setzt diese Generation um seine Berechtigung kämpft. 8|
Stellen wir uns es einmal so vor: die Unternehmer:in- Offensichtlich hat sich der Schwerpunkt bei der Ver- darin, informelle Bildungswege zu beschreiten. In- nen, Politiker:innen, Aktivist:innen, Kulturschaffende mittlungen von Fertigkeiten (skills) für den individu- tegralrechnung wird in manchen Tutorials spannen- und Erzieher:innen von morgen haben bereits eine ellen Ausdruck verlagert: zu Gunsten der Entwicklung der erklärt, als im konservativen Frontalunterricht. Laufbahn als Führungskraft, Bürgermeister:in, als von Fähigkeiten zur Beteiligung der Gemeinschaft Vergessen wir nicht: Die Generation Z ist schon jetzt Kulturschaffende, Filmer:in, Künstler:in, Schrift- (Jenkins, 2006). formell und informell in Online-Gemeinschaften steller:in hinter sich! In Spielen wie ›Second Life‹, organisiert. Sie beherrschen die Produktion künstleri- Während sich heute Berufstätige in Design Thinking ›SimCity‹, Multiplayergames, in den sozialen Medien, sche-kultureller Medien und erhalten Feedback durch weiterbilden und so partizipative Innovationsprozesse in eigenen Blogs, auf eigenen YouTube-Kanälen, auf Follower, likes und shares. Ihr künstlerischer Aus- kennenlernen, hadern sie häufig mit dieser Form der TikTok oder auf eigenen Websites. druck zirkuliert und wird Teil einer Gemeinschaft. Beteiligung anderer. Baby Boomer und ältere Genera- Der Respekt gegenüber geistiges Eigentum ist divers, Laut einer jetzt 15-Jahre alten Studie des Projekts tionen ringen mit den heterogenen Arbeitszusammen- je mehr sich jedoch die Akteure der Gen Z derart ›Pew Internet & American Life‹ (Lenhardt & Madden, hängen und suchen einen Halt, den es phasenweise einbringen, desto größer wird das Verständnis und 2005) haben seinerzeit mehr als die Hälfte aller Ju- in Innovationsprozessen nicht gibt. Die Unsicherheit, der Respekt ggü. der Originalität von Erzeugnissen. gendlichen Medieninhalte erstellt, und etwa ein Drit- das schöpferische Wirken aus dem Nichts, halten Sie Und die Generation Z ist geschickt darin, Probleme tel der Jugendlichen, die das Internet nutzen, haben kaum aus. Sie greifen dann gerne auf Strukturen, kollaborativ zu lösen. Sie arbeiten auch hier in zufäl- von ihnen produzierte Inhalte weitergegeben. 22% der Gewohnheiten und Hierarchien zurück, die heute in ligen, projektweisen Verbünden, generieren so neues untersuchten amerikanischen Teenager der o.g. Studie besonderem Ausmaß nicht mehr gelten bzw. kreativen Wissen und erledigen Aufgaben. Sie haben Zugang hatten eine eigene Website und die Autoren zählen Prozessen zu wider laufen: Kreatives Arbeiten braucht zu zahlreichen Mitteln des künstlerischen Ausdrucks, 57% der Teenager zu Medienschaffenden. Im Übrigen flache Hierarchien, Status und Funktionen sollten zu den relevanten Netzwerken und den passenden beteiligten sich Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 draußen bleiben. Vertriebskanälen. Die Akteure lernen hier explorativ, Jahren wesentlich häufiger am Bloggen oder anderen Die Generation Z, die nun in den Hochschulen an- experimentell, dynamisch, bezogen, provisorisch und sozialen Aktivitäten im Internet als Jungen – vor 15 kommen wird, benötigt andere Ansprüche und somit innovativ. Jahren wohlgemerkt! Formen des Lernens. Die Generation Z ist souverän | 9
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES Die Schulen müssen sich dringend wandeln: es darf In der Breite teilen sich die Herausforderungen auf in Die Studie benennt folgende klassische Fähigkeiten: nicht sein, dass Bildungsinnovation nur noch durch ›Digitale Schlüsselqualifikationen‹ und ›Nicht-digi- · Problemlösungsfähigkeit außerschulische Angebote stattfinden kann, weil die tale Schlüsselqualifikationen‹. Neue Arbeitsformen · Kreativität geschaffenen System zu behäbig sind. Eine ganze Ge- bedingen veränderte Schlüsselqualifikationen bei allen · Unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative neration wird dann abgehängt, nein, die Generation Mitarbeitern. · Adaptionsfähigkeit Z hängt die konservative, statische, institutionelle, Die digitalen Schlüsselqualifikationen werden künftig · Durchhaltevermögen bürokratisch und national ausgerichtete Bildungsein- im Berufsleben und der gesellschaftlichen Teilhabe richtung derer ab, die für das Artensterben, die Ab- Problemlösungsfähigkeit wird als Fähigkeit be- (Digital Citizenship) benötigt und von Arbeitgebern holzung der Regenwälder, landwirtschaftliche Mono- schrieben, Aufgabenstellungen »durch einen struk- zunehmend vorausgesetzt. Das digitale Lernen, wie kulturen, Dürrekatastrophen, die Klimakatastrophe, turierten Ansatz und mit Urteilskraft zu lösen«. Mir auch der souveräne Umgang mit Daten im Netz und Ungleichbehandlung von Frauen, religiösen Fanatis- erscheint dabei besonders wichtig, dass die Aufgaben- die Fähigkeit zum kollaborativen Arbeiten kenn- mus, Rassismus etc.pp. verantwortlich sind. stellungen nicht bereits eine mutmaßliche Lösung zeichnen diese Schlüsselqualifikationen. Die digitalen beinhalten. Die Offenheit in der Aufgabenstellung ist Fertigkeiten sollten möglichst von vielen Menschen häufig ein Mangel, die Formulierung eines im Design beherrscht werden. Der Blick auf die Entwicklung 5 FUTURE ABILITIES Thinking sogenannten Problemstatement erfordert dieser Kompetenzen wäre ein weiteres Papier wert. ein gründliches Verständnis des Problems. Wenn Angesichts der o.g. Dynamiken und Entwicklungen Ich möchte jedoch auf die nicht-digitalen Schlüssel- in der genannten Studie von einem ›strukturierten haben sich weltweit anerkannte Institutionen mit der qualifikationen eingehen. Sie stellen hohe Ansprüche Ansatz‹ gesprochen wird, klingt das sehr nach ein- Frage nach den Kompetenzen für das 21. Jahrhundert eher ausschließlich an Fähigkeiten, die nicht ohne engender Struktur und Methode. Dabei braucht es bei beschäftigt. weiteres durch ein paar oder mehr Unterrichtseinhei- aller Struktur eine Offenheit: Die Probleme wollen aus Der deutsche Stifterverband beispielsweise hat ein ten ausgebildet werden können und die deutlich mehr vielen Sichtachsen heraus verstanden werden, der im sogenanntes ›Future Skills Framework‹ erstellt. In Erfahrungswissen benötigen. Design Thinking viel bemühte empathische Beginn der Studie gliedert der Verband die für die Zukunft braucht jedoch ein intensives einfühlen und hinspü- Die nicht-digitalen Schlüsselqualifikationen wer- bedeutenden Fertigkeiten und Fähigkeiten in drei Be- ren, keine Abhandlung von Schrittfolgen. Nicht zu den als klassische Fähigkeiten beschrieben. Wer die reiche: wissen, was kommt, nicht zu wissen, wo es hingeht, folgenden Fähigkeiten mitbringt, wird sich in der ist jedoch schwer auszuhalten und aus westlicher ›Tech-Specialists‹, also Spezialisten für den Umgang oben beschriebenen, zunehmend volatilen, unsi- Sicht scheint dies eine große Herausforderung an mit transformativen Technologien. Sie werden in cheren, komplexen und mehrdeutigen Welt – sog.: berufstätige Menschen in einer Leistungsgesellschaft allen Branchen benötigt, sind eine knappe Ressource VUCA-Welt; Volatile, Uncertain, Complex, Ambigue zu sein. am Arbeitsmarkt und stellen somit eine Herausforde- – besser zurechtfinden. Ein erfülltes Berufsleben und rung in der Spitze dar. gesellschaftliche Teilhabe wird damit möglich. Kreativität ist ein untrennbarer Bestandteil des Den- kens und ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit flüs- 10 |
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HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES sig und flexibel zunächst viele Ideen zu entwickeln. bares, dreigliedriges Stufenmodell von Heranwachsen mann-Stiftung bestanden zunächst aus 4 Kompeten- In dieser Ideenfülle sind auf qualitativer Ebene dann & Ausbildung, Erwerbsleben an einem Arbeitsplatz zen – Communikation, Critical Thinking, Creativity innovative Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmo- und folgendem Ruhestand ist, sondern durch beruf- und Collaboration – welche jüngst um zwei weitere delle usw. enthalten oder zumindest originelle Verbes- liche, private und gesundheitliche Vielgliedrigkeit ›C‹ ergänzt wurden: Coolness und Charisma. Fähigkei- serungsideen zu finden. gekennzeichnet sein wird, braucht die Fähigkeit ten, die die erstgenannten, selbsterklärenden Kompe- Realitäten anzuerkennen. Sich aktiv einlassen und die tenzen um den Umgang mit Unsicherheit, das Durch- Initiativ und eigenständig im Sinne eines Projektes eigenen Interessen und Potenziale transferieren zu haltevermögen und Überzeugungskraft ergänzen. oder einer Organisation zu handeln, wird als Fähig- können wird als Adaptionsfähigkeit beschrieben. keit ›Unternehmerisches Handeln und Eigeninitia- Auch auf internationaler Ebene finden sich die Er- tive‹ beschrieben. Die Einbettung eines wirtschaft- Dass die Dinge nicht immer gleich gelingen, dass gebnisse der deutschen Studien wieder: der ›Future lichen Kontextes des eigenen Tuns gegenüber einer kreative Arbeit immer auch mit dem Scheitern ver- of Jobs Report‹ des World Economic Forum listet für Haltung des Selbstverständlichen innerhalb insbe- bunden ist, kennen wir alle sicher nur zu gut. Wir 2020 folgende ›Top 10 skills‹ auf: sondere großer Institutionen ist bedeutsam. Ange- kennen auch Konflikte im Team, kennen notwendige 1. Complex Problem Solvang sichts der Radikalität und des Tempos mit denen sich Verwaltungsakte, die selten für die Zukunft gemacht 2. Critical Thinking unsere Welt verändert, erscheint jegliche bequeme sind, sondern als Regulat der Gegenwart auf ver- 3. Creativity Arbeitnehmerhaltung fehl am Platz und braucht mehr gangenen Erfahrungen fußen und mit dem Neuen 4. People Management Innovationsbereitschaft auf allen Ebenen. fremdeln. Das braucht Durchhaltevermögen und es 5. Coordinating with Others braucht auch selbstreflektiertes Handeln im Einklang Die sich rasant verändernde Welt, ob nun durch tech- 6. Emotional Intelligence mit Überzeugungskraft in Zeiten von New Work und nologische Entwicklungen, durch den Klimawandel 7. Judgement and Decisions Making flacher Hierarchien. oder durch Pandemien, braucht die Fähigkeiten des 8. Service Orientation Menschen sich immer wieder neu auf das dann Gege- Vergleicht man diese Studie mit Anderen, entsteht 9. Negotiation bene einstellen zu können. Auch der eigenen sich ver- ein ähnliches Bild, wenn auch die Begrifflichkeiten 10. Cognitive Flexibility ändernden Welt, die längst nicht mehr ein überschau- divergieren. Die ›Sinus 6c‹ der deutschen Bertels- 12 |
In ihrer ›New Vision for Education, 2015‹ benennt man die Ergebnisse der zitierten Studien anerkennen. zusammenfassen: der Mensch will sich sicher fühlen, das World Economic Forum gar sechzehn 21st-Centu- Allein auf der Operationsebene werden die Fähigkei- er will in guter Beziehung zu anderen und zur Welt ry-Skills, die in grundlegende Fertigkeiten, Kompe- ten der Problemlösung, der Kreativität, des Unterneh- stehen, sich anerkannt und erfüllt fühlen. Mit Blick tenzen und Charaktereigenschaften gegliedert sind. merischen Handelns notwendig. Adaptionskompetenz auf die zeitgemäße und künftige Ausrichtung von Stu- An dieser Stelle soll nicht mehr in die detaillierte und Durchsetzungsvermögen dürften beim Blick auf dium und die Ausprägung o.g. Fähigkeiten bedeuten Betrachtung eingestiegen werden, denn im pauscha- Innovationsprozesse in Unternehmen auch ohne den diese Grundmotivationen: len Überblick decken sich die Aussagen. Man mag präzisen Einblick an dieser Stelle, naheliegende Fähig- · ein sicheres, faires Lernumfeld voller Vertrauen, kritisieren, dass die hier genannten Studien jeweils keiten der Zukunft sein. · eine Zuwendung zum Werthaltigen, zur eige- aus Sicht ›Education‹ entstanden sind. Meines Erach- Die herausfordernden Fragen für mich als Professor nen und zu den anderen Personen als Akteure in tens erfahren die Ergebnisse aus einer anderen Achse für Industrial Design, als Design Thinking Experte Team-Prozessen, heraus eine Stärkung: Mitte 2019 wurde der weltweite und Entrepreneruship-Coach sind die Fragen nach · angemessenes Lob und angemessene Standard für Innovations-management ISO 56002 ver- dem ›wie‹ – jetzt wo das ›wozu‹ geklärt ist. Herausforderungen öffentlicht. Der Standard definiert Prozesse in Unter- · klare Ziele, praxisorientiertes Vorgehen und im nehmen und Organisation im Hinblick auf das Ma- 6 FUTURE EDUCATION – SUMMARY Lernkontext auch die Erläuterung der Lernziele. nagement von Innovationsentwicklung. Über 5 Jahre Das World Economic Forum bezieht sich in einer Dar- haben mehr als 100 unabhängige Wissenschaftler Sicherheit braucht Schutz, Raum und Halt im weites- stellung ›How to teach all skills‹ auf Kinder, der Fokus aus 52 Nationen an diesem Standard gearbeitet, der ten Sinne. Strukturen, wie z.B. Zeitabläufe sind einzu- ist in diesem Papier stärker auf Studierende und auch heute bereits in 59 Ländern seine Anwendung findet. halten, es gilt Zeiten des Essens, Trinken, des Gebetes auf uns selbst gerichtet. Schließlich befinden sich auch Im Grunde bildet sich mindestens in der Dimension und zum informellen Austausch einzuhalten. die Generationen X und die der Baby Boomer auf der der ›Operations‹ der Prozess des Design Thinking mit Suche nach Innovationen. Die Arbeit am Vertrauen untereinander braucht viel anschließender Lean-Startup-Methode ab. Betrach- Zeit und Aufmerksamkeit, es gilt auf personaler tet man sämtliche 7 Dimensionen des Standards und Die ›How to teach all skills‹-Grafik lässt sich gut über Ebene einen Dialog zu entfachen und Begegnungen hinterfragt die dazu notwendigen Fähigkeiten, muss Viktor Frankls Grundmotivationen des Menschen zu initiieren. Wenn in Zeiten der CoViD-19-Pande- | 13
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES mie Nähe nicht möglich ist und virtuelle Workshops Augenhöhe meint und nicht Predigt und Diktat von funktionieren.« Dadurch werden bestehende System bevorzugt werden, so gilt es um so mehr gemeinsa- oben herab. Ein durchaus herausfordernder schmaler angefragt. Das gilt es auszuhalten und ist insbesonde- me, verbindende Lernerfahrungen zu erzeugen. Eine Grad für Lehrende, Coaches und Facilitator, die sich re im Kontext der Transformation, des Kreativitäts- Verschränkung von gemeinsamen realen Erlebnissen auf ihre innere Souveränität und Haltung, nicht aber imperativs und der dadurch und auch durch Corona verteilt vor den Kameras und digital ausgetauscht ist auf Statusmerkmale zurückziehen können. Auch ist erhöhten Verunsicherung herausfordernd. möglich und fördert das Miteinander. die Grenze zwischen persönlicher Begegnung und pri- In den transkulturellen Design Thinking Workshops vatem Austausch zu wahren. Eine Haltung, die auch Ermutigen Sie in Workshops und Lerneinheiten die am Institut Seni Indonesia Yogyakarta versuchen wir in den sozialen Medien, ein guter Weg sein könnte, Teilnehmer:innen, Fehler müssen erlaubt sein und der seit 2013 diesen Ansprüchen gerecht zu werden. So aber auch den jungen Menschen in ihrem medialen Versuch selbst gilt angemessen wertzuschätzen. Die soll eine partizipatorische Innovationskultur entste- Ausprobieren nicht immer gelingt. Ziele sollten nachvollziehbar und realistisch sein, um hen, eine nachhaltige Lernumgebung auf Augenhöhe nicht im Vorfeld für Resignation zu sorgen. Interaktion ist den kommenden Generationen bereits geschaffen werden. Es ist der Versuch Affinitäts- zu eigen, Interaktivität eine »eine Eigenschaft der räume (vgl. Gee, 2004) auch im formellen Rahmen zu Gelingt es diese Aspekte geschickt in Lernzusammen- Technologie, während Partizipation eine Eigenschaft schaffen. Affinitätsräume sind nach Gee Lerngelegen- hängen oder Innovationsworkshops zu integrieren, der Kultur ist« (H. Jenkins, 2006). Mit Blick auf die heiten, die von gemeinsamen Bemühungen getragen dürfte ein erfahrungsbasiertes Lernen die Ausprä- klassischen Fähigkeiten müssen wir uns weniger um werden. Hier kann sich jeder als Experte fühlen, wo gung der Future Abilities befördern. Den kommenden die Fertigkeiten im Umgang mit den neuen Tech- er das Wissen anderer nutzt. Generationen kommt dies gelegen: Kollaboration nologien kümmern, sondern in diesem Sinne eine findet auf informeller Ebene bereits statt und Begeg- Diese Räume unterscheiden sich von formellen partizipatorische Kultur entwickeln und partizipative nung im Sinne der Sache und ohne Autoritäten findet Bildungssystemen durch ihren explorativen-experi- Innovationsmethoden wie z.B. Design Thinking unter im Austausch der jungen Medienschaffenden (im mentellen Ansatz, durch provisorische Umgebungen, Studierenden und auch Workshopteilnehmer:innen weitesten Sinne) bereits statt. Aus dem Ansatz flacher durch stete Beta-Modi, höherem Tempo und vor anwenden. »Partizipative Kultur bedeutet eine Über- Hierarchien in gängigen Innovationsworkshops von allem durch Freude und Intensität. Während uns die arbeitung der Regeln, nach denen Schule, kulturel- heute, gilt es ein ›flaches Lernen‹ zu pflegen, welches Technologien zwar Connectivity und Interaktion ler Ausdruck, staatsbürgerliches Leben und Arbeit 14 |
ermöglichen, so soll in derartigen Affinitätsräumen die Einladung, als Keynote Speaker auf dieser Konfe- wechselseitige Verbundenheit als kulturelle Praktik renz sprechen zu dürfen. entstehen. Den Kreativen, den Künstlern und Designern kommt 8 REFERENCES als Professionelle in der Zukunft eine besondere Rolle zu: sie müssen ihre Expertise als Fähigkeitsmediato- tbd ren in jene Affinitätsräume tragen und darüberhinaus in der Gesellschaft in die Weltwirksamkeit bringen. Dazu braucht es die Fähigkeit zur Selbstdistanz und Selbsttranszendenz, es braucht Souveränität und Ge- wissheit, es braucht eine Kultur der Anerkennung auf politischer und besonders bildungspolitischer Ebene. Kreative Mediatoren sind nicht Hofnarren und für bequeme Kurzweil zu engagieren, sondern für die Zu- kunftssicherung unabdingbar. 7 ACKNOWLEDGEMENTS Mein Dank geht an all jene, die die Kollaboration zwi- schen dem Institut Seni Indonesia Yogyakarta und der University of Applied Sciences and Arts Hanover Jahr für Jahr möglich gemacht haben. Ich danke auch für | 15
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ÜBER HANDLING INNOTONIC INNOVATION UNABHÄNGIG WUSSTEN SIE ES? Wir analysieren, geben Handlungsempfehlungen, innotonic ist Wortkombination aus ›innovativ‹ und setzen Impulse und bilden weiter – aber wir schaffen ›isotonisch‹. uns durch unsere Ergebnisse nicht die Basis für eigene Isotonisch setzt sich aus den griechischen Wörtern Beratungsprojekte. isos (gleich) und tonos (Druck, Spannung) zusammen. Die Umsetzung der Empfehlungen einer innoto- WISSENSCHAFTLICH & PRAKTISCH nic-Reifegradanalyse resultiert in einem umfassenden Unser Team besteht aus Hochschulprofessoren, zerti- und ausgeglichenen Innovationsmanagement. fizierten Innovationsmanagern – und wir sind alle Praktiker. SCHAUEN SIE SICH UNSER TEAM AUF DEN NÄCNTEN SEITEN AN! ERFAHREN Wir sind bewusst ein kleines Team – und zu fünft haben wir mehr als 100 Jahre praktische und umset- zungsorientierte Innovationsmanagement-Erfahrung. | 17
HANDLING INNOVATION EXPERTEN & EXPERTISE ROGER CERICIUS HAJO KNOCHE PROF. DR. CHRISTIAN LEHMANN Gesellschafter Geschäftsführer Gesellschafter Geschäftsführer von FUTUR X, einer Denk- und Inno- Interdisziplinärer Innovationsnetzwerker und unter Professor für Entrepreneurship an der Hochschule vationsplattform. Leitet Innovationsentwicklungspro- anderem in der Startup-Szene sehr gut vernetzt. Hannover. In Praxis, Lehre und Forschung befasst mit jekte für zahlreiche deutsche Unternehmen (Mobili- Geschäftsmodellen, Open Innovation, Intrapreneur- Hat Public Relations studiert und war in den Berei- tät, Digitalisierung, technologiebasierten Lösungen, ship und Startups. Unter anderem baute er das ebuero chen Unternehmenskommunikation, Öffentlichkeits- Entwicklung von innovativen Beteiligungsformaten). mit auf und gewann einen Innovationspreis für ein arbeit, Seine Projekte und Formate folgen stets dem Prinzip Magensimulationsgerät. Bei innotonic zuständig für der Losgröße 1 und damit der Individuellen Anpas- Interne Kommunikation und Eventmanagement eines die wissenschaftliche Basis und für die Verbreitung sung auf die Anforderungen der Unternehmens- und großen Konzerns tätig. In diesem Konzern ist er der und Diskussion des Reifegradmodells in der Wissen- Kundenbedürfnisse. operative Leiter der Innovationseinheit. schaft. 18 |
EXPERTISE & EXPERTEN PROF. WP STB IMP GUNNAR SPELLMEYER HANS-W. WINTERHOFF Gesellschafter Gesellschafter-Geschäftsführer Professor für Industrial Design Entwurf an der Hoch- Zertifizierter Innovationsmanager (ISO) und Wirt- schule Hannover. Begleitet als Entrepreneurship- schaftsprüfer/ Steuerberater. Hat das Innovationsma- coach, Designer und Design-Thinking-Profi die Ge- nagement, das Alliance Management und die strategi- nese einer Idee hin zu einer Innovation und kennt schen Wachstumsinitiativen einer führenden globalen die Hindernisse und Hürden in Organisationen. Seine Beratungs- und Prüfungsgesellschaft geleitet. Für Design-Arbeiten wurden ausgezeichnet, millionenfach Innovation & Digitalisierung sowohl Beirat (DAX- verkauft und finden sich in einigen Museen wieder. notierten SE, globale AG, mittelständische GmbH, Auch seine partizipatorischen Innovations-Formate Startup) als auch Gastprofessor. wurden mehrfach ausgezeichnet. | 19
HANDLING INNOVATION FUTURE SKILLS & AFFINITY SPACES KONTAKT Innotonic GmbH hello@innotonic.de +49 160 905 784 28 www.innotonic.de ©innotonic, Jan. 2021 20 |
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