Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum

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Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
Wer Tiere kennt,
                             wird Tiere schützen
                     Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie
                           im deutschsprachigen Raum
Verband Deutscher
Zoodirektoren e.V.
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
VDZ-Ausgabe

Texte:
Lothar Philips, Zoologischer Garten Köln
Peter Dollinger, WAZA-Geschäftsstelle
Bernhard Blaszkiewitz, Tierpark Berlin

Herausgabe und Gestaltung:
Peter Dollinger
WAZA-Geschäftsstelle
3012 Bern, Schweiz
Telephon: ++41-31-300 20 30
Fax: ++41-31-300 20 31
email: waza.secretariat@bluewin.ch
Internet: http://www.waza.org
Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern, Schweiz
Auflage: 22’000

WAZA (2006): Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen – Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum

Photos (Seite):
(3)    Christian Walzer, ITG: Wildpferde in der Gobi B.
(4)    Goetz Berlik: Tierpark Hagenbeck; Peter Dollinger: Tiergarten Schönbrunn, Zoo Basel, Zoo Zürich; Helmut Mägdefrau: Tiergarten
       Nürnberg; Neumann: Zoo Berlin; Klaus-Dieter Rudloff: Zoo Hannover.
(5)    Peter Dollinger: Tiergarten Straubing; Hartmut Müller: Wildpark Schwarze Berge; Klaus-Dieter Rudloff: Zoo Osnabrück, Vogelpark
       Walsrode.
(6)    Peter Dollinger: Zoo Basel und Tierpark Ueckermünde; Klaus-Dieter Rudloff: Naturschutz-Tierpark Görlitz.
(7)    Johannes Fritz: Scharnsteinprojekt; Daniela Artmann: Zoo Schmiding.
(8)    Peter Dollinger: Zoo Duisburg, Zoo am Meer, Bremerhaven; Ulrich Schürer: Zoo Wuppertal.
(9)    Ruth Dieckmann: Zoo Köln; Heidi Nürnberg: Zoo Rostock.
(10)   Christian R. Schmidt: Nashornprojekt; Henning Wiesner: Sundance; Wild Chimpanzee Foundation/Zoo Leipzig: Schimpansin mit Kind;
       Tilo Nadler, Zoo Köln: Junger Goldkopflangur.
(11)   Hans Peter Müller: Bou Hedma NP; Sandra Reichler: Zoo Heidelberg; Felix Weber: Bartgeierauswilderung.
(12)   Peter Dollinger: Tierpark Bayerwald; Jens-Ove Heckel: Zoo Landau; Achim Johann: NaturZoo Rheine; Kai Perret: Zoo Magdeburg;
(13)   Peter Dollinger: Zoo Karlsruhe; Klaus-Dieter Rudloff: Neunkirchener Zoologischer Garten.
(14)   Archiv WAZA: Exkursion Aquarium Mülheim; Peter Dollinger: Exkursion Tierpark Bayerwald; Klaus-Dieter Rudloff: Tierpark Berlin,
       Aquarium Berlin, Wilhelma Stuttgart.
(15)   Klaus-Dieter Rudloff: ZooKrefeld, Vogelpark Marlow, Opel Zoo Kronberg; Jana Häntzschel: Zoo Dresden; Barbara Jantschke: Zoo
       Augsburg; Frank Brandstätter: Zoo Dortmund; Wolf-Dietrich Gürtler: ZOOM Erlebniswelt, Gelsenkirchen.

Umschlag:                                                                                           Veröffentlicht unter
                                                                                                    Mitwirkung von:
Mensch und Tier im Tierpark -
vertrauensvolle Begegnung mit einer
Sikahirschkuh

© Felix Weber, Natur- und Tierpark
Goldau

                                                                                                        WELTVERBAND
                                                                                                          DER ZOOS
                                                                                                        UND AQUARIEN
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
3                                                                                                                     EINLEITUNG

Warum eine neue Strategie?

„Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten und hat keine
wirkliche Beziehung zu wilden Tieren und Pflanzen.“ (D. Attenborough, 2003)

Die erste 1993 veröffentlichte Welt-      Völkerwanderungen, als auf die wirk-                über Forschung, Bildung, Beratung
Zoo-Naturschutzstrategie war getra-       liche Ursache unserer Probleme: die                 bis hin zum In-situ-Schutz für Arten
gen von Hoffnung. Es war eine Zeit        Übernutzung der Umweltressourcen.                   und Lebensräume.
des Aufbruchs – des Gipfels von Rio,           Die Aussichten sind aber nicht                      Heute versucht man, die begrenz-
des Übereinkommens über die biolo-        nur negativ. Nationale Biodiversitäts-              ten Mittel für Naturschutz auf Zen-
gische Vielfalt und der Welt-Natur-       Strategien und Biodiversitäts-Aktions-              tren der biologischen Vielfalt zu bün-
schutz-Strategie. Eine nachhaltige        Pläne wurden entwickelt und Um-                     deln. Diese Zentren liegen zumeist in
Entwicklung schien eingeleitet und        weltschutzbestimmungen verschärft.                  Gebieten, in denen auch für die dort
man glaubte, Zoos bräuchten die Tie-      Auch die Zoos und Aquarien gehen                    lebenden Menschen eine positive
re nur in eine bessere Zukunft hinüber    neue Wege und nehmen erfolgreich                    Entwicklung beginnen muss. Ohne
zu retten.                                an Naturschutz-Aktivitäten teil.                    eine nachhaltige Nutzung unserer
     Diese Hoffnung hat sich nicht er-         Viele Menschen wollen wissen, ob               Welt kommen wir nicht weiter.
füllt. Der Zustand der Welt hat sich      sie Zoos unterstützen sollen oder                        Zoos und Aquarien müssen Na-
nicht gebessert. Die Umweltbedro-         nicht. Sie fragen sich: Warum gibt es               turschützer, Lehrer, Wissenschaftler
hungen steigen und die biologische        Zoos? Was ist ihre gemeinsame Philo-                und Verbündete für einen politischen
Vielfalt schwindet. Die letzten zehn      sophie und ihr Zweck? Kurz, wozu                    Wechsel werden. Sie müssen Teil der
Jahre waren von klimatischen Verän-       sind Zoos und Aquarien gut? „Zoos                   Naturschutz-Bewegung sein. Die jähr-
derungen, Übernutzung der natürli-        und Aquarien für Naturschutz“, die                  lich über 600 Millionen Zoo- und
chen Ressourcen, negativen Aus-           im Mai 2005 veröffentlichte Welt-                   Aquarienbesucher können einen wich-
wirkungen von einwandernden Arten         Zoo- und Aquarium-Naturschutz-                      tigen Beitrag zur Finanzierung von
und einer weitgehenden Umweltzer-         strategie gibt Antworten auf diese Fra-             Naturschutzmaßnahmen leisten.
störung geprägt. Ursache ist die Be-      gen.                                                     Die neue Strategie richtet sich an
völkerungsexplosion. Zu viele Men-             Zoos und Aquarien müssen Na-                   alle Mitglieder der Welt-Zoo- und
schen verbrauchen zu viel und lassen      turschutzzentren sein. Nur sie, zu-                 Aquariengemeinschaft, nicht nur an
anderen Lebewesen nicht genug zum         sammen mit botanischen Gärten,                      WAZA-Mitglieder. Es ist Zeit für die
Leben. Die politische Diskussion kon-     können das ganze Spektrum der Na-                   Zoos und Aquarien, nicht mehr ab-
zentriert sich aber eher auf Konflikte,   turschutzaktivitäten abdecken, von                  zuwarten, sondern zu handeln!
Dürrekatastrophen, Hungersnöte und        der Ex-situ-Zucht bedrohter Arten,

                                          Langfristig denken und planen
                                          Weniger als 100 Jahre nach seiner Entdeckung im Jahr 1877, war das Przewalskipferd auch in seinem
                                          letzten Rückzugsgebiet, der dsungarischen Gobi im Südwesten der Mongolei, ausgestorben. Zum
                                          Glück überlebte ein kleiner Bestand in Zoos, der auf nur 13 von Carl Hagenbeck und Baron Falz-Fein
                                          importierte Gründertiere zurückging. Dank einem vom Zoo Prag geführten Zuchtbuch und regional
                                          koordinierten Zuchtprogrammen, wie dem EEP, ist der Zoobestand mittlerweile auf über 1500 Tiere
                                          angestiegen. 1990 initiierte die Christian Oswald Stiftung ein Wiederansiedlungsprojekt in Takhin-Tal
                                          an der Nordgrenze des Gobi B-Naturschutzgebietes. Zur langfristigen Sicherung des Projekts wurde
                                          1999 die International Takhi Group gegründet und die Projektkoordination wurde vom Wildpark Lan-
                                          genberg übernommen. Von 1992 bis 2004 wurden insgesamt 87 Wildpferde wiedereingebürgert.
                                          Diese stammten aus 20 verschiedenen Zoos und Tierparks, darunter Tierpark Berlin, Zoo Berlin,
                                          Chemnitz, Halle, Karlsruhe, Langenberg, Nürnberg, Rostock, Schwerin, Salzburg, Springe, Wilhelma-
                                          Stuttgart, Schönbrunn-Wien, und Winterthur. Obwohl die Tiere seit Generationen in Zoos gehalten
                                          wurden, passten sie sich rasch an die Situation im Freileben an und vermehren sich gut. Gegenwärtig
                                          laufen verschiedene Forschungsprojekte und weitere Ansiedlungsaktionen sind geplant.
                                          (WAZA-Projekt 03002)
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
GESCHICHTE                                                                                                                    4

                                                            Von der Menagerie zum
                                                              Naturschutzzentrum
                                         Sanft modernisiertes Huftiergehege aus dem Jahr 1752 in Wien

Zwar gab es schon im Altertum Ein-       tafeln an den Gehegen gab es in                  rektor Heini HEDIGER begründeten
richtungen, in denen Wildtiere für       Schönbrunn schon 1820. Eine Erho-                Tiergartenbiologie, begann Mitte des
unterschiedlichste Zwecke gehalten       lungsmöglichkeit für die Arbeiter-               letzten Jahrhunderts unter dem
wurden. Die Geschichte der moder-        schaft zu bieten, war das Hauptmotiv             Schlagwort "Vom Zwinger zum Terri-
nen Zoologischen Gärten beginnt je-      u.a. für die Gründung des Zoologi-               torium" die konzeptionelle Umgestal-
doch mit dem Jahr 1752, als Kaiser       schen Gartens Mülhausen im Elsass.               tung der Zoos mit dem Ziel, den Be-
Franz I. Stephan die Menagerie           Die meisten Tiergärten hatten schon              dürfnissen der Tiere besser gerecht zu
Schönbrunn begründete. Bürgerliche       im 19. Jahrhundert ihre Gastronomie              werden. Hygiene wurde groß ge-
Zoos entstanden im deutschsprachi-       und verschiedene Erlebnismöglichkei-             schrieben, viele Käfige hatten mehr
gen Raum ab 1841 mit der Gründung        ten für die Besucher.                            Ähnlichkeit mit einem Badezimmer
des Zoologischen Gartens Berlin.              Wesentliche Schritte auf dem                als einem Lebensraum für Tiere, aber
    Ein wichtiger Aspekt der frühen      Weg zum modernen Zoo waren die                   die Zucht begann zu funktionieren.
Zoologischen Gärten war die Befrie-      Gründung des Tierparks Hagenbeck                      Die jüngste Periode der Zoo-
digung des Interesses der Bevölkerung    in Hamburg-Stellingen (1907), wo                 entwicklung ist geprägt durch eine na-
an exotischen Tieren, die oft unter      erstmals die Tiere in gitterlosen Pan-           türlichere Gestaltung der Gehege und
wenig tiergerechten Bedingungen ge-      orama-Gehegen präsentiert wurden,                ihre gärtnerische Integration in die
halten wurden. Der Gewinn wissen-        sowie die Gründung (1911) des Tier-              Umgebung, den Einbezug der Besu-
schaftlicher Erkenntnisse spielte aber   parks München Hellabrunn und des                 cher in diese von Menschenhand ge-
schon früh eine Rolle und auch den       Tiergartens Nürnberg als Landschafts-            schaffene „Naturlandschaft“, einen
Bereichen Erholung und Bildung           tiergärten.                                      Ausbau der Zoopädagogik und ein
wurde große Bedeutung zugemessen:             Durch eine neue wissenschaftliche           verstärktes Engagement der Zoos für
belehrende Führer und Informations-      Disziplin, der vom Schweizer Zoodi-              den Naturschutz.

Giraffenhaus, Berlin, 1872                 Afrika-Panorama, Hagenbeck, 1907                 Sandsteinfelsen, Nürnberg, 1911

Raubtierhaus, Basel, 1956                  Sambesi, Hannover, 2000                          Masoala-Halle, Zürich, 2003
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Wozu sind Zoos
und Aquarien gut?
                                                                      Lebensraum Donau –
                                                       Hauptthema des Tiergartens Straubing,

Schutz und Erhaltung bedrohter Ar-              Naturschutzprojekten vor Ort her.                   senschaftliche Forschung daran
ten und gesunder Ökosysteme sind                     Jede Institution, egal ob sie über             beteiligen;
das Hauptziel der Zoos und Aquarien.            viel oder wenig Mittel verfügt, kann            •   mit Einrichtungen vor Ort, z.B.
Dazu betreiben sie Naturschutz in               sinnvolle Wege finden, zum Natur-                   einem örtlichen Zoo, einer Zucht-
freier Wildbahn und erklären, was das           schutz beizutragen. Ein starkes Enga-               station oder einem Schutzzentrum
mit ihrer täglichen Arbeit zu tun hat.          gement im Naturschutz trägt zum Er-                 zusammen arbeiten;
     Schon vor hundert Jahren wurden            folg der Institution bei.                       •   wissenschaftliche Forschung zum
die ersten Zoos im Naturschutz in                    Die moderne, komplexe Welt des                 Naturschutz im Freiland oder
freier Wildbahn aktiv. Seit den                 Naturschutzes hat viele Punkte auf der              Zoo unterstützen oder durchfüh-
1960ern begreifen fast alle Natur-              Tagesordnung und viele Mitspieler.                  ren;
schutz als eine ihrer Hauptaufgaben.            Anders als viele Naturschutzorganisa-           •   politische Debatten mit der eige-
Heute erbringen die meisten erhebli-            tionen, die in der Öffentlichkeit eher              nen und anderen Regierungen an-
che Leistungen für den Naturschutz,             nicht auffallen, sind Zoos und Aquari-              regen und führen;
oft ohne dass die Öffentlichkeit dies           en Besucherattraktionen. Sie haben              •   Spenden sammeln, um Natur-
zur Kenntnis nimmt.                             die einzigartige Möglichkeit, ihre Be-              schutzprojekte oder -programme
     Zoos und Aquarien als Erho-                sucher in die weite Welt zu „entfüh-                zu unterstützen.
lungseinrichtungen, die gut für ihre            ren“ und Fragen des internationalen
Tiere sorgen, informieren die Besu-             Naturschutzes bewusst zu machen.
cher und die breite Öffentlichkeit                   Viele Zoos und Aquarien halten
                                                                                                Was der VDZ will
über die Gründe der Bedrohung von               Arten in Erhaltungszuchtprogram-                Alle Mitglieder wenden das „Prinzip des
Arten und werben um ihre Unterstüt-             men. Darüber hinaus können sie:                 durchgängigen Naturschutzes“ an. Sie
zung.                                                                                           setzen dabei ihre finanziellen und per-
     Sie erläutern den Besuchern ihre           •   Naturschutzprojekte im Freiland             sonellen Mittel sorgsam ein und arbei-
Naturschutzarbeit und stellen Verbin-               leiten oder sich durch technische           ten mit Partnern zusammen.
dungen zwischen ihren Anlagen und                   Unterstützung, Bildung oder wis-

Zoos sind Erholungsräume. Gärtnerische          Zoos sind Lebensräume – natürliche für          Zoos sind Orte des Lernens und For-
Gestaltung, künstlerischer Schmuck, Ruhezo-     die einheimische Tier- und Pflanzenwelt und     schens und entwickeln sich zunehmend zu
nen, Kinderspielplätze und Zoogaststätten       künstliche für die eigentlichen Zootiere, die   Naturschutzzentren, die ihre Aktivitäten
schaffen eine Umgebung, in der sich die Besu-   sich nicht gefangen fühlen sondern ihr Gehe-    im Zoo mit Naturschutz vor Ort verbinden,
cher wohl fühlen und eine positive Beziehung    ge als Territorium verstehen, es markieren      sei es in der unmittelbaren Nachbarschaft,
zu Tieren und der Natur aufbauen können.        und verteidigen.                                sei es in fernen Ländern.
Bild: Tierbrunnen im Zoo Osnabrück, der         Bild: Die 10'000 m² große Wolfsanlage des       Bild: Madagassischer Mähnenibis im Vogel-
auch versucht, in Zusammenarbeit mit Muse-      Wildparks Schwarze Berge ist zugleich Le-       park Walsrode. Madagaskar ist ein Schwer-
en Brücken zwischen Kunst und Natur zu          bensraum für zahlreiche Vögel und sonstige      punkt des in situ-Engagements des Vogel-
schlagen.                                       Lebewesen.                                      parks.
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                                                                   Zurück in die Natur

Zoos und Aquarien konzentrieren sich    die Erfolgsaussichten von Wiederein-     probleme, Unterschiede in der Kultur
auf gute Tierhaltung, Erhaltungs-       bürgerungen erhöht                       und die Zusammenarbeit mit den an-
zucht, das Management kleiner Popu-         Die Umsiedlung von Wildtieren        sässigen Behörden müssen bewältigt
lationen und Wildtiergesundheit. Sie    nutzt Erfahrungen aus Wiederansiede-     werden. Wichtig ist die Ausbildung
bilden Spezialisten aus und finanzie-   lungsprogrammen. Umsiedlung kann         von Mitarbeitern aus Naturschutz,
ren Langzeitstudien und -programme      Konflikte zwischen Menschen und          Forstwirtschaft, Nationalparks, Zoos
in freier Wildbahn. Sie besitzen eine   Wildtieren reduzieren. Da die Zer-       und Aquarien in Entwicklungsländern
Schlüsselstellung bei der Ausbildung    stückelung von Lebensräumen zu-          mit hoher Artenvielfalt.
von Wildtierärzten. Diese können neu    nimmt und klimatische Veränderun-
auftretende Krankheiten erforschen      gen die Grenzen und die Qualität von
und bekämpfen und leisten einen un-     Lebensräumen verändern, wird sie zu      Was der VDZ will
verzichtbaren Beitrag bei Wiederein-    einem immer wichtigeren Werkzeug         Alle Mitglieder richten sich bei ihren
bürgerungen und Umsiedlungen.           des Naturschutzes.                       Naturschutzaktivitäten nach Biodiversi-
     Zoos und Aquarien funktionieren        Wenn Zoos und Aquarien eine          täts–Aktions–Plänen oder ähnlichen Ar-
wie „Archen“, in denen sorgfältig ge-   führende Rolle im Naturschutz spie-      tenschutz-Programmen. Bei Wiederein-
hegte Tierpopulationen gezüchtet und    len wollen, müssen sie ihre finanziel-   bürgerungs- oder Umsiedlungsprogram-
deren Nachkommen ausgewildert           len Mittel bündeln, um „Einheiten für    men arbeiten sie mit anderen Institutio-
werden. Zoos und Aquarien können        Naturschutz“ einzurichten. Die Auf-      nen und den zuständigen Behörden des
das Fachwissen, die nötigen Tiere be-   gaben dieser Mitarbeiter reichen von     Gastlandes zusammen und schaffen,
reitstellen und passende Gruppen für    kurzen Bestandsaufnahmen bis hin zu      wenn sie es können, Stellen für den Na-
eine erfolgreiche Zucht und Aufzucht    Langzeitstudien vor Ort.                 turschutz in freier Wildbahn. Gut ge-
zusammenstellen. Sie sorgen dafür,          Naturschutzprogramme im Frei-        staltete Zoos und Aquarien sind auch
dass die Tiere nach der Freilassung     land sind meist räumlich weit von der    Lebensräume für einheimische Arten.
angemessen überwacht werden, was        Mutterinstitution entfernt. Sprach-

                                                                                 Natur im Zoo
                                                                                 Kleinstrukturen, wie Tümpel, Hecken, Trok-
                                                                                 kenmauern, Reisighaufen, sind für viele Tierarten
                                                                                 lebenswichtig. Wenn die Gärten entsprechend
                                                                                 gestaltet sind, tragen sie zum Naturschutz in
                                                                                 ihrer Heimat bei. Das kann den Besuchern be-
                                                                                 wusst gemacht werden. Dadurch klärt man sie
                                                                                 über die heimische Natur auf und gewinnt ihre
                                                                                 Unterstützung.
                                                                                 Zoos sind auch Lebensräume für seltene einhei-
                                                                                 mische Arten, die nicht zum eigentlichen Be-
                                                                                 stand gehören. So gibt es nicht nur im Natur-
                                                                                 schutz-Tierpark Görlitz, wo Meister Adebar
                                                                                 thematisiert wird, eine Kolonie frei fliegender
                                                                                 Störche sondern auch in Basel, Marlow, Mülhau-
                                                                                 sen, Rheine, Salzburg oder Zürich. Im Tierpark
                                                                                 Ueckermünde findet sich eine der größten Grau-
                                                                                 reiherkolonien Deutschlands, und der Zoo Salz-
                                                                                 burg ist berühmt als Aufenthaltsort wilder Gän-
                                                                                 segeier. (Bild oben: Zoo Basel, WAZA-Projekt
                                                                                 05009. Links: Naturschutz-Tierpark Görlitz.
                                                                                 Rechts: Tierpark Ueckermünde).
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
7                                                                                                                          FORSCHUNG

Wissen ist Macht

Ihr Tierbestand ermöglicht Zoos und               tersuchungen Vorrang, die klare und                rien haben kein großes Expertenteam,
Aquarien Forschungen für den Natur-               eindeutige Hinweise zur Rettung von                das solche sehr speziellen Veröffentli-
schutz. Auch sind sie ein Forum, auf              Populationen und Lebensräumen lie-                 chungen auswerten kann. Populärwis-
dem sich Wissenschaftler und Besu-                fern. Nur durch Langzeitforschungs-                senschaftliche Veröffentlichungen sind
cher austauschen können.                          programme können Probleme erfolg-                  daher hilfreich.
     Hausinterne Forschung in Zoos                reich erkannt, vorrangige Aktionen                      Es muss ständig überprüft wer-
und Aquarien kann zu neuen Er-                    festgelegt, Maßnahmen zum Natur-                   den, ob die Forschungen sich nach
kenntnissen führen, die für die eigene            schutz begonnen und ihre Ergebnisse                Prioritäten richten, finanziell abgesi-
Institution wichtig sind, wie Untersu-            überprüft werden.                                  chert sind, in erster Linie dem Natur-
chungen in den Bereichen Tierhal-                      Alle Bereiche profitieren von For-            schutz dienen und ihr gesetztes Ziel
tung, Tier- und Artenschutz, Besu-                schung. Das Netzwerk der WAZA                      erreichen.
chervorlieben, zoopädagogische Me-                stellt ein Hilfsmittel für Universitäten,
thoden, und so weiter. Daneben kön-               Forschungsinstitute und für Zoos und
nen sie externen Forschungsgruppen                Aquarien dar. Zoo- und Aquarienfor-                Was der VDZ will
Zugang zu Materialien und Tieren für              schung benötigt mehr Geld. Einen                   Alle Mitglieder unterstützen For-
Untersuchungen in verschiedenen                   Großteil der Kosten für die Forschung              schungsinitiativen im Naturschutz und
Fachgebieten anbieten.                            tragen die Einrichtungen heute noch                sammeln Mittel für Forschungen. Neue
     Die wissenschaftliche Forschung              selbst.                                            Forschungsrichtungen müssen auf einen
kann helfen, die gewaltige Krise im                    Die Ergebnisse der Forschungen                möglichen Einsatz im Naturschutz ge-
Naturschutz zu lösen. Um Natur-                   müssen den Mitarbeitern vermittelt                 prüft werden.
schutz vor Ort zu fördern, haben Un-              werden. Die meisten Zoos und Aqua-

Forschung sichert Überleben
1988, zehn Jahre nach dem letzten Import aus Marokko, wurde ein vom Alpenzoo Innsbruck koor-
diniertes Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Waldrapp eingerichtet. Das im Rah-
men dieses Programms gewonnene Wissen, wie die Art zu halten und zu züchten ist, hat zu guten
Bruterfolgen, einer geringer Sterberate und damit einem Wachstum des Bestandes von 333 auf ca.
750 Vögel geführt. Obwohl die einzelnen Zookolonien eng miteinander verwandt sind, wurden bis
jetzt noch keine Inzuchterscheinungen beobachtet. Genetische Forschungsarbeiten sind aber für die
nächsten Jahre geplant. Da stets mehr Vögel schlüpfen als sterben, werden jedes Jahr ca. 40-50 Vö-
gel an Halter außerhalb des Zuchtprogramms abgegeben. Es liegt daher nahe, Vögel auch für Wie-
dereinbürgerungsprojekte zur Verfügung zu stellen. Dazu müssen aber erst die wissenschaftlichen
Grundlagen erarbeitet und Rahmenbedingungen geschaffen werden.

                                                  Ein Forschungsprojekt (WAZA-Projekt 04003) der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau,
                                                  Oberösterreich, hat gezeigt, dass es möglich ist, in Mitteleuropa aus Zoo-Nachwuchs eine ortsfeste,
                                                  frei fliegende und sich fortpflanzende Waldrapp-Kolonie aufzubauen. Während der Vegetationsperi-
                                                  ode suchen sich die Vögel ihr Futter selbst. Während der Zugzeit im Spätherbst müssen sie in einer
                                                  Voliere untergebracht und bis zum Frühling gefüttert werden. Ein weiteres, vom waldrappteam.at
                                                  durchgeführtes Forschungsprojekt (WAZA-Projekt 03001) basiert auf der Erkenntnis, dass die Zug-
                                                  route und das Zugziel der Waldrappe als Tradition durch einmaliges Fliegen in Begleitung der Eltern
                                                  erlernt werden, und die Gründung neuer Zugtraditionen somit ein vorrangiges Problem im Rahmen
                                                  von Wiederansiedlungen darstellt. Mittels Ultraleichtflugzeugen werden handaufgezogene Waldrappe
                                                  angeleitet, von Oberösterreich in die Toskana zu fliegen, von wo sie selbständig zurückkehren sol-
                                                  len. Diese Forschungsprojekte werden vom VDZ, der OZO und verschiedenen Mitgliedzoos unter-
                                                  stützt. Ein vom Tierpark Hellabrunn, dem Tiergarten Schönbrunn, dem Tierpark Berlin, dem Tier-
                                                  garten Nürnberg und dem Tierpark Bern gefördertes Projekt strebt an, in Nordmarokko günstige
                                                  Voraussetzungen für eine spätere Wiedereinbürgerung zu schaffen (WAZA-Projekt 04013).
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
ERHALTUNGSZUCHT                                                                                                                               8

                                                                                Ohne Zoos verloren

Die Bestände gefährdeter Tierarten in           damit Populationen gesund bleiben                 •    Grad der Gefährdung der Wild-
Zoos und Aquarien müssen demogra-               und sich an wechselnde Umweltbe-                       population, d.h. IUCN Gefähr-
phisch stabil sein, sich selbst erhalten        dingungen anpassen können. Um le-                      dungseinstufung;
können und langfristig gehalten wer-            bensfähig zu sein sollten Ex-situ-                •    taxonomische Einzigartigkeit;
den. Sie sollten auf verschiedene Insti-        Populationen so groß sein, dass 90%               •    endemische Art;
tutionen verteilt und groß genug sein,          der genetischen Vielfalt des Gründer-             •    von pädagogischem und wissen-
um eine ausreichende genetische Viel-           bestands über 100 Jahre erhalten wer-                  schaftlichem Wert;
falt zu haben. Normalerweise sind die           den kann.                                         •    Flaggschiff-Art;
Tierbestände einer einzelnen Instituti-              Ziel aller Ex-situ-Programme ist,            •    Art mit bereits bestehenden und
on zu klein, um für einen langfristigen         den In-situ-Naturschutz zu unterstüt-                  gesunden Populationen und er-
Naturschutz von großer Bedeutung zu             zen. Das bedeutet einmal, dass Zoos                    probten Haltungsstandards.
sein.                                           und Aquarien ihr Fachwissen über das
     Wie also können sie einem Natur-           Management kleiner Populationen
schutzziel dienen? Die Antwort liegt            beisteuern, kann aber auch Wieder-
in gemeinsamen, regionalen oder welt-           einbürgerung heißen. Heute gleichen               Was der VDZ will
weiten Zuchtprogrammen.                         viele Wildpopulationen den Popula-                Alle Zuchtprogramme richten sich nach
     Demographische Stabilität ist nö-          tionen in den Zoos und Aquarien –                 Naturschutzprioritäten, über die Be-
tig, damit genug Tiere im fortpflan-            sie sind klein und haben zu geringen              stände werden Tierdaten geführt, bei
zungsfähigen Alter zur Verfügung ste-           Genfluss untereinander.                           der Übernahme von Tieren wird die
hen und die Population auf der ge-                   Zuchtprogramme können unter-                 „WAZA Richtlinie zur Annahme von
wünschten Größe gehalten werden                 schiedlich organisiert sein. Die Vor-             beschlagnahmten oder konfiszierten
kann.                                           rangigkeiten werden nach folgenden                Tieren“ befolgt.
     Genetische Vielfalt ist wichtig,           Kriterien vergeben:

                                               Weltweit koordinierte Erhaltungszucht
                                               Bestrebungen, bedrohte Tierarten in Menschenobhut zu erhalten, gehen auf den Beginn des 20.
                                               Jahrhunderts zurück. So wurde z.B. 1923 anlässlich eines Treffens im Berliner Zoo die Internationa-
                                               le Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents gegründet. Die noch in Zoos vorhandenen 56 Exemplare
                                               der in freier Wildbahn ausgestorbenen Tierart wurden inventarisiert und in ein Zuchtbuch aufge-
                                               nommen. Diesem ersten Zuchtbuch folgten im Verlauf der Jahre weitere, und heute werden unter
                                               der Schirmherrschaft der WAZA nicht weniger als 182 Internationale Zuchtbücher geführt, welche
                                               die Grundlage für die Koordination der Zucht für die betreffenden Arten bilden.
                                                    Gegenwärtig tragen Mitglieder des Verbandes Deutscher Zoodirektoren die Verantwortung für
                                                    über 30 Internationale Zuchtbücher:
Großer Ameisenbär (Dortmund), Drill (Hannover), Dschelada (Rheine), Schopfgibbon (Mülhausen),
Kappengibbon (Zürich), Eisbär (Rostock), Mähnenwolf, Waldhund, Rostkatze, Vikunja (Frankfurt),
Fossa (Duisburg), Oman-Falbkatze, Schwarzfußkatze, Pudu (Wuppertal), alle Tiger-Unterarten,
Flachlandanoa (Leipzig), Spitzmaulnashorn, Breitmaulnashorn, Gaur (Zoo Berlin), Panzernashorn,
Zwergflusspferd (Basel), Afrikanischer Wildesel, alle Asiatischen Wildesel, Viet-Nam-Sika, Mesopo-
tamischer Damhirsch (Tierpark Berlin), Hirscheber (Stuttgart), Moschusochse (Kopenhagen).
Ferner beteiligen sich die Mitglieder des VDZ aktiv an den insgesamt 314 Regionalen Zuchtpro-
grammen und Zuchtbüchern des Europäischen Zoo- und Aquarienverbandes (EAZA). So werden
z.B. die Zuchtprogramme für den Orang-Utan vom Zoo Karlsruhe, für den Persischen Wildesel
vom Tierpark Hagenbeck, für die Mendesantilope vom Zoo Hannover, oder für den Prinz-Alfred-
Hirsch vom Zoo Landau koordiniert.
Photos: Sibirischer Tiger (Zoo Duisburg), Pudu (Zoo Wuppertal), Eisbär (Zoo am Meer)
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
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Für’s Leben lernen

Bildung ist eine zentrale Aufgabe von             wie den Einstellungen und Hand-          verglichen werden. Dadurch können
Zoos und Aquarien. Jede Institution               lungsweisen der Menschen selbst ab.      die Besucher europäischer Zoos und
muss ein klares Konzept haben, wie                     Zoos und Aquarien entwickeln        Aquarien eine Verbindung zu Um-
sie ihre pädagogischen Ziele, vorrangig           sich auch zu Ausbildungszentren für      weltproblemen in anderen Regionen
Erhaltung der biologischen Vielfalt               Fachleute vor Ort und bauen dadurch      herstellen, ohne sich herausreden zu
und Nachhaltigkeit, erreichen will                lokale Naturschutzkapazitäten auf.       können, dass es solche Probleme nur
und muss selbst umweltfreundlich                  Mitarbeiter werden durch entspre-        anderswo gäbe
handeln. Nur dann ist Pädagogik                   chende Ausbildung für ihren Einsatz
glaubwürdig.                                      qualifiziert. Alle Beschäftigten und
       Zoopädagogik ist eine ganzheit-            freien Mitarbeiter sollten einen Über-
liche Disziplin, die sowohl auf die               blick über die Ziele und Aufgaben ih-
                                                                                           Was der VDZ will
breite Öffentlichkeit und die Besucher            rer Organisation haben und sich be-      Bildung ist eine zentrale Aufgabe von
als auch auf die eigenen Mitarbeiter              wusst sein, dass sie an einem gemein-    Zoos und Aquarien und wird angemes-
zielt. Sie muss zu einer „Bildung für             samen Ziel arbeiten.                     sen finanziert. Durch Zusammenarbeit
Naturschutz“ werden. Der Austausch                     Zoos und Aquarien binden die        mit anderen Bildungsinstitutionen, Or-
von Ideen ist für wirkungsvolle Bil-              Öffentlichkeit in Naturschutzkam-        ganisationen und Behörden und Mitwir-
dungsarbeit unverzichtbar. Deshalb                pagnen ein und gewinnen dadurch          kung an der Entwicklung von Lehrplänen
arbeiten Zoopädagogen und andere                  politische Unterstützung. Sie ver-       stellen die Institutionen die Bildungsar-
Mitarbeiter in Verbänden (z.B. IZE,               knüpfen Umweltprobleme mit Fragen        beit für den Natur- und Artenschutz auf
VZP) zusammen.                                    der alltäglichen Lebenswirklichkeit      eine breite Basis. Ausbildungsprogram-
     Fortschritte im Naturschutz hän-             und machen sie dadurch fassbar. So       me für die eigenen Mitarbeiter unter-
gen von der Entwicklung des Ver-                  kann z.B. der illegale Handel mit        stützen diese gemeinsamen Bestrebun-
ständnisses der Wechselbeziehungen                Fleisch von gewilderten Tieren in Af-    gen.
zwischen Lebewesen und Umwelt so-                 rika mit der Überfischung in Europa

Das lebende Klassenzimmer
Zoopädagogik lässt Menschen aller Altersgrup-
pen, die einen Zoo oder ein Aquarium besu-
chen, den Tierbestand durch Entdecken und
Staunen über die Vielfalt der Natur erfahren
und vermittelt ihnen dabei ein allgemeines bio-
logisches Wissen, dass sie die Zusammenhänge
im Naturschutz verstehen lässt. Zoos und A-
quarien sind lebende Klassenzimmer, in denen
Besucher emotional angesprochen und auf an-
genehme Art mit biologischen Phänomenen
vertraut gemacht werden. Einen hohen Stellen-
wert hat die Arbeit mit Schülern. Arbeitstagun-
gen, Unterricht und Bereitstellen von Informa-
tionsmaterialien tragen zum Lernen und Ver-
stehen bei. Eine große methodische Kompetenz
ist notwendig, um alle unterschiedlichen Besu-
cher zu erreichen. Durch den Gebrauch des
Internets können auch Menschen angesprochen
werden, die nicht in den Zoo gehen.
Oben: Experimentieren am Wasserweg im Zoo
Rostock; rechts: Zoounterricht in Köln
Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen - Die Welt-Zoo-Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum
KOMMUNIKATION                                                                                                                           10

                                                                            …und darüber reden

                                               Nashornprojekt der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt in Sambia

Zoos und Aquarien kümmern sich um              schen zu Zoos und Aquarien und zu                      Die Kommunikation muss klar
Naturschutz, Bildung, Erholung und             ihrer Umwelt. Sie motiviert sie, die              machen, dass es zwei Wege des Natur-
Forschung. Und ein Zoobesuch                   biologische Vielfalt und Lebensräume              schutzes gibt: den direkten, die Unter-
macht Spaß. Naturschutz und Spaß               zu schützen.                                      stützung von Feldarbeit und Pro-
schließen sich nicht aus. Um das zu                 Durch ihren Zoobesuch können                 grammen in freier Wildbahn – und
vermitteln, müssen Zoos und Aquari-            die Menschen „etwas verändern“.                   den indirekten, die Veränderung von
en die Kommunikationsfähigkeit ihrer           Zoos und Aquarien müssen den Besu-                Einstellungen und Verhalten.
Mitarbeiter verbessern. Sie sollen of-         chern praktische Hinweise und                          Die Mitarbeiter von Zoos und
fen und transparent informieren und            Ratschläge geben, was sie tun können,             Aquarien sollen eine einfache und di-
Menschen, die gegen Zoos sind, in die          egal wie wenig das ist, und es ihnen              rekte Sprache wählen und die Benut-
Diskussion einbeziehen.                        leicht machen, selbst tätig zu werden.            zung von Fachjargon und nicht erklär-
     Immer noch haben Menschen                      Zoos und Aquarien sind für Städ-             ten Fachausdrücken vermeiden. Sie
Vorurteile gegen die Haltung von Tie-          ter eine Bereicherung. Die Stadtkinder            sollten sich Kritik anhören, verbes-
ren in Zoos und Aquarien. Diese Ver-           von heute sind die Naturschützer und              sern, was zu verbessern ist und Kriti-
unsicherung wird von lautstarken               Meinungsbildner von morgen. Zoos                  ker einladen, zu sehen, was Zoos und
Zoogegnern und manchen Tierschutz-             und Aquarien sind Orte relativen                  Aquarien im 21. Jahrhundert leisten.
Organisationen verstärkt. Wenn sich            Friedens und der Ruhe. Sie sollten
aber Zoos und Aquarien verteidigen             herausstellen, dass es einen Wert hat,
müssen, wird wertvolle Zeit und                den Menschen mit der Natur in Be-
                                                                                                 Was der VDZ will
Energie vergeudet, die besser für den          rührung zu bringen, damit er mit sich             Alle Mitglieder haben eine Kommunika-
Naturschutz genutzt würde.                     und seinem Platz im natürlichen Ge-               tions-Strategie. Diese berücksichtigt die
     Die Institutionen sollten daher           füge in Einklang kommt.                           Ziele, die Zielgruppen, die Schlüsselbot-
jede Gelegenheit ergreifen, um den                  Wenn man Menschen erklärt, wie               schaften, die Wahl von Taktik und Me-
Menschen ihre Erfolgsgeschichten zu            ihr Geld direkt den Naturschutz för-              thode, die Beschreibung der Mittel und
erzählen und ihnen zu zeigen, wie sie          dert und wie es die Haltungsbedin-                die Kontroll- und Überprüfungstechni-
sich daran beteiligen können.                  gungen im Zoo oder Aquarium ver-                  ken.
     Wirkungsvolle Kommunikation               bessert, werden sie Zoos und Aquarien
beeinflusst die Einstellung der Men-           unterstützen.

Obwohl Bernhard Grzimek schon vor über          Frankfurter Beispiel folgten, werden Zoos        Links: Sundance, das erste Naturreservat für
50 Jahren durch Kinofilme und Fernsehsen-       von einem großen Teil der Bevölkerung noch       Kinder, Zimbabwe - Tierpark Hellabrunn
dungen auf das Naturschutzengagement der        nicht als Naturschutzeinrichtungen wahrge-       (WAZA-Projekt 05004). Mitte Tai-Schim-
Zoologischen Gesellschaft Frankfurt aufmerk-    nommen. Ein Mittel, die Naturschutztätigkeit     pansenprojekt, Elfenbeinküste - Zoo Leipzig
sam machte und andere VDZ-Zoos, wie der         der Zoos besser bekannt zu machen ist die        (WAZA-Projekt 04020). Rechts: Schutz des
Tierpark Hellabrunn durch seine Zusammen-       Verleihung der WAZA-Marke, von der die           Goldkopflanguren, Viet Nam - Allwetterzoo
arbeit mit dem Bayerischen Rundfunk, dem        VDZ-Zoos regen Gebrauch machen:                  Münster (WAZA-Projekt 04009).
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Das Netz

                                                   Mendesantilopen im Bou Hedma-Nationalpark

Ein Zoo oder Aquarium kann nicht                  lernen, wie sie ihre Tierhaltung ver-            Die IUCN (Welt-Naturschutz-
alleine alle Aufgaben zum Schutz der              bessern können.                              bund) bietet viele Möglichkeiten der
biologischen Vielfalt wahrnehmen.                      Berufsverbände haben sich als äu-       Zusammenarbeit. Besonders enge Be-
Deshalb müssen Zoos und Aquarien                  ßerst wirkungsvolle Instrumente ge-          ziehungen hat die Zoowelt zur Species
Partnerschaften miteinander und mit               zeigt, Verbesserungen in Zoos und            Survival Commission (SSC) mit ihren
anderen Institutionen eingehen. In                Aquarien herbeizuführen. Zooverbän-          zahlreichen Fachgruppen für einzelne
Zusammenarbeit mit anderen kann                   de müssen ein „Naturschutzgewissen“          Tierarten, für Tiergesundheit, für Er-
selbst ein kleiner Zoo einen wichtigen            entwickeln, das die Aktivitäten ihrer        haltungszucht (CBSG) oder für Wie-
Beitrag zum Naturschutz leisten, sei es           Mitglieder in einen gemeinsamen              dereinbürgerungen.
im Rahmen koordinierter Zuchtpro-                 ethischen und technischen Rahmen
gramme, von Aufklärungskampagnen                  einbindet.
oder von Feldprojekten.                                Der Weltverband der Zoos und
     Namentlich Feldprojekte bieten               Aquarien (WAZA) fördert die Zu-
eine gute Möglichkeit Partnerschaften             sammenarbeit zwischen Zoos und
                                                                                               Was der VDZ will
zwischen Zoos in verschiedenen Kon-               Aquarien in aller Welt und die Zu-           Zoos und Aquarien gehen starke Part-
tinenten herzustellen. Lokale Tiergär-            sammenarbeit mit ähnlich Denken-             nerschaften auf allen Ebenen ein. Sie be-
ten haben die zur erfolgreichen                   den. Die WAZA verbessert die Bezie-          teiligen sich zumindest auf nationaler
Durchführung eines Projekts notwen-               hungen zu Regierungen, Regierungs-           oder regionaler Ebene an der Arbeit
digen Kenntnisse über die praktischen             organisationen und internationalen           der Zooverbände. Die Zooverbände
Gegebenheiten und verfügen über Be-               NGOs. Auf Foren wie den Vertrags-            beraten ihre Regierungen bei der Ver-
ziehungen zu Politikern und Behör-                staaten-Konferenzen internationaler          besserung von Zoogesetzen und ver-
den. Andererseits werden sie durch die            Übereinkommen koordiniert die                pflichten ihre Mitglieder, ein „Natur-
Zusammenarbeit mit den Standards                  WAZA die Aktivitäten der Zoover-             schutzgewissen“ im Einklang mit ihrer
und dem Berufsethos der internatio-               bände und einzelner Zoos und Aqua-           Kultur zu vertreten.
nalen Zoogemeinschaft vertraut und                rien.

Gemeinsame in situ-Projekte
Der Zoo Hannover, führend bei der Wieder-
einbürgerung von Antilopen in Nordafrika, ar-
beitet zu diesem Zweck mit zahlreichen ande-
ren Zoos, der Bonner Konvention über wan-
dernde Tierarten, staatlichen Behörden und
Naturschutzorganisationen zusammen.
Es ist der Zusammenarbeit des Natur- und
Tierparks Goldau, des Alpenzoos Innsbruck,
gegen 30 weiteren Zoos, Nationalparks, der
Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und dem
WWF zu danken, dass heute wieder über 100
Bartgeier den Alpenraum bevölkern.
Auf Initiative des Tiergartens Heidelberg haben
sich neun europäischen Zoos und zwei Natur-
schutzorganisationen in der West African Pri-
mate Conservation Action (WAPCA) zusam-
mengeschlossen, mit dem Ziel, den Schutz be-
drohter Affenarten im westafrikanischen Re-
genwald zu fördern.
VDZ                                                                                                                                            12

                                                                                           Gebt den Kindern
                                                                                                eine Chance
                                                   Der Tierpark Bayerwald propagiert die Verwendung einheimischen Holzes

Zoos und Aquarien wollen zur Erhal-                     Wiederverwertung und Recycling                   Verfolgung einer Einkaufspolitik
tung der biologischen Vielfalt beitra-                  zu fördern.                                      und –praxis, die fairen Handel
gen und dieses Ziel nicht dadurch un-              •    Steigere die Energieausbeute in                  unterstützt.
terlaufen, dass ihre Wirtschaftsweise                   allen Bereichen, senke den Ener-             •   Nutze das Bildungspotential des
zur Zerstörung natürlicher Ressourcen                   gieverbrauch bei Reisen, Trans-                  Zoos, um den Menschen zu zei-
beiträgt. Sie arbeiten daher zuneh-                     porten und nutze möglichst er-                   gen, warum Änderungen notwen-
mend nachhaltig und nutzen natürli-                     neuerbare Quellen.                               dig sind und was sie persönlich
che Ressourcen, ohne Raubbau zu                    •    Nutze Produkte, die mit dem wir-                 tun können.
treiben. Sie zeigen ihren Besuchern,                    kungsvollsten Verfahren aus na-              •   Gib anderen Unternehmen ein
wie diese ihren Lebensstil in Richtung                  türlichen Ressourcen hergestellt                 Beispiel, umweltfreundlicher zu
Nachhaltigkeit verändern können.                        sind (von Baumaterialien bis hin                 operieren.
Wenn Zoos und Aquarien zu Vorbil-                       zu Dingen des täglichen Ge-
dern für Nachhaltigkeit werden, kön-                    brauchs).                                        Oft wird gefragt: „Was kostet
nen sie eine Spitzenposition im Um-                •    Stelle sicher, dass der Erwerb und           Nachhaltigkeit?“ Die Antwort ist ein-
weltschutz einnehmen, gesunde öko-                      der Einsatz von Tieren nicht nur             fach: Nachhaltigkeit zahlt sich aus!
logische Praktiken vorschlagen und                      nachhaltig, sondern auch unter
Untersuchungen zu regionalen Pro-                       sozialem Aspekt ethisch vertretbar
blemen anregen.                                         sind.
                                                                                                     Was der VDZ will
     Die folgenden Grundsätze helfen               •    Vermeide Umweltverschmutzung.                Alle Institutionen arbeiten möglichst
den unvermeidlich Einfluss auf die                 •    Steigere den Anteil von Waren                umweltschonend, erhalten die natürli-
Umwelt möglichst klein zu halten:                       und Dienstleistungen von örtli-              chen Ressourcen und zeigen, wie Nach-
• Wende die drei W´s an: weniger,                       chen Lieferanten.                            haltigkeit erreicht und soziale Einstel-
     wiederverwerten, wieder aufberei-             •    Trage zu einer gerechten Entwick-            lungen und Verhalten geändert werden
     ten                                                lung bei: durch Unterstützung                können.
• Trenne den Müll direkt, um                            von Naturschutzprojekten, und

Das Wasser der im Jahr 2004 eröffneten See-         Dachbegrünungen halten viel Regenwasser          Artenschutzprojekte im Freiland sind nur
hund- und Pinguin-Anlagen im NaturZoo Rhei-         zurück und führen es dem natürlichen Kreis-      erfolgreich, wenn sie den Grundsatz der
ne (Bild) wird in einem System von Schilffilter-    lauf direkt wieder zu. Es fällt weniger Abwas-   Nachhaltigkeit berücksichtigen. Sie sollen die
becken gereinigt, was zu einer deutlichen Ver-      ser an, Abfluss-Spitzen werden verringert und    Behörden des Gastlandes einbeziehen und
ringerung des Wasserverbrauchs führte. Es sind      die Kanalisation wird entlastet. Kanalquer-      zum Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung
keine chemischen Zusätze und speziellen tech-       schnitte und Rückhalteeinrichtungen für Re-      beitragen. Dies wird vom WAZA Projekt
nische Einrichtungen notwendig, um die Bela-        genwasser können daher kleiner dimensio-         04012 Schutz des Prinz-Alfred-Hirschs auf der
stung und Transparenz des Wassers auf ge-           niert werden.                                    Insel Negros (Philippinen) angestrebt.
wünschtem Maß zu halten.                            Bild: Giraffenhaus-Dach im Zoo Magdeburg         Bild: Prinz-Alfred-Hirsch im Zoo Landau
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Was Du nicht willst….

Zoos und Aquarien handeln ethisch                 nicht entweichen.                         schmerzlose Tötung der Tiere erwo-
und halten über die gesetzlichen Be-                   Tiere sollen der Natur nur ent-      gen werden.
stimmungen hinaus höchste Standards               nommen werden, wenn sie zum Er-                Zoos und Aquarien sollten soweit
bei der Haltung und Zucht von Wild-               halt einer Population in Menschenob-      möglich die natürliche Umgebung der
tieren ein. Die ethischen Grundsätze              hut notwendig sind. Die Entnahme          Tiere nachgestalten, einen gleichwer-
des Weltverbandes der Zoos und                    von Tieren einer vom Aussterben be-       tigen Ersatz bieten und das Verhalten
Aquarien (WAZA) sind die Grundla-                 drohten Art aus der Natur ist nur         der Tiere und ihre physiologischen
ge. Maßnahmen zur Arterhaltung dür-               dann akzeptabel, wenn der Erhalt der      Bedürfnisse berücksichtigen. Beschäf-
fen das Wohlbefinden von Einzeltie-               in freier Wildbahn lebenden Popula-       tigungsprogramme für die Tiere er-
ren nicht beeinträchtigen.                        tion dadurch auf Dauer gesichert wer-     lauben vielfältige Verhaltensweisen
     Unter Tierschutz verstehen wir               den kann.                                 und Erfahrungen, wie sie in freier Na-
das Verhalten von Menschen gegen-                      Zoos und Aquarien, die an Erhal-     tur zu erwarten sind. Mitarbeiter müs-
über einem einzelnen Tier. Immer                  tungszuchtprogrammen teilnehmen,          sen das Wohlbefinden der Tiere stän-
wenn ein Konflikt zwischen dem Ein-               haben die Verantwortung, die Größe        dig im Auge halten und ihre Beobach-
satz von Tieren im Naturschutz und                ihres Tierbestands zu regulieren. In      tungen müssen in die Gehegegestal-
dem Tierschutz besteht, müssen Zoos               Tierhaltungen ohne Feinde, Krank-         tung einfließen.
und Aquarien entscheiden, wem die                 heiten und Nahrungsknappheit kön-
Priorität gegeben wird. Sie sind Insti-           nen Zuchtprogramme zu Geburten
tutionen, die nicht nur das hehre Ziel            überschüssiger Tiere führen. Über-
des Naturschutzes vor Augen haben,                schüssige Tiere können an andere ge-
sondern auch die unmittelbaren Be-                eignete Institutionen weitergereicht,     Was der VDZ will
dürfnisse der Lebewesen, für die sie              in Semireservaten angesiedelt, im         Alle Institutionen streben ständig eine
verantwortlich sind.                              Rahmen eines abgestimmten Natur-          Verbesserung ihrer Verfahren und Be-
     Zoos und Aquarien sollten Tiere              schutzprogramms wieder eingebürgert       rufspraktiken an. Wenn das Töten von
so halten, dass kein Verletzungs- oder            oder zeitweilig von der Fortpflanzung     überzähligen Tieren nicht in Frage
Ansteckungsrisiko für Besucher ent-               ausgeschlossen werden. Falls keine        kommt und die Fortpflanzung nicht ver-
steht. Invasive exotische Tier- und               dieser Möglichkeiten leidensfrei reali-   hindert werden kann, ohne den Tieren
Pflanzenarten stellen eine Bedrohung              sierbar ist, das Gruppenverhalten         gesundheitlichen Schaden zuzufügen,
für die einheimische Tier- und Pflan-             nachteilig beeinflusst wird oder der      sollten solche Tiere nicht gehalten wer-
zenwelt dar, deshalb muss dafür ge-               Erhalt der Ex-situ-Population gefähr-     den.
sorgt werden, dass exotische Tiere                det wird, muss unter Umständen eine

Auch Elefanten fühlen sich im Zoo wohl
Das Halten von Elefanten in Zoos wird von einigen wenigen, jedoch laut-
starken Tierrechtsorganisationen immer wieder in Frage gestellt. Die vorge-
brachten Argumente sind jedoch nicht stichhaltig, denn gerade bei der Hal-
tung von Elefanten wurden in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte
erzielt, und Geburtenrate und Lebenserwartung steigen ständig. Im deutsch-
sprachigen Raum wurden in jüngster Zeit zahlreiche neue, großzügige Anla-
gen für Elefanten erstellt, so in Dresden, Halle, Hannover, Köln, Leipzig,
Münster, Neunkirchen (Bild rechts), Osnabrück, Wien und Wuppertal. Kon-
krete Planungen für Neuanlagen bestehen in Erfurt, Heidelberg, Karlsruhe
und Kronberg. Wo sich ein Neubau nicht aufdrängte, oder um bis zu dessen
Realisierung bessere Bedingungen für die Tiere zu schaffen, wurden ver-
schiedene bestehende Anlagen den Bedürfnissen der Tiere durch Umbau
und Neugestaltung besser angepasst, etwa in Augsburg, Duisburg, Erfurt,
Karlsruhe (Bild oben), München, oder bei Hagenbeck.
VDZ                                                                                                                                    14

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                                          Flamingos vor Kamelwiese, Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

Der Verband Deutscher Zoodirekto-         torenkonferenz“ abgeändert, und                    logischen Gärten können als ordentli-
ren (VDZ) geht auf das Jahr 1887 zu-      1935 entstand während der Konferenz                che Mitglieder in Form ihrer Institu-
rück. Spätestens seit diesem Zeitpunkt    in Basel aus der ursprünglich deut-                tion und/ oder durch den Direktor als
haben sich deutsche Zoodirektoren in      schen die internationale Zoodirekto-               persönliches Mitglied vertreten sein.
Antwerpen zur Tierversteigerung ge-       renkonferenz „International Union of               Stellvertretende Direktoren und wis-
troffen. Daraus entstand eine jährliche   Directors of Zoological Gardens“                   senschaftliche Mitarbeiter können als
Regelmäßigkeit. Die Gruppe nannte         (IUDZG). Nach dem Krieg wurde die                  außerordentliche bzw. korrespondie-
sich „Zoodirektorenkonferenz“ und         IUDZG 1946 in Rotterdam neu ge-                    rende Mitglieder aufgenommen wer-
traf sich zweimal im Jahr, im Frühjahr    gründet. Die ersten deutschen Mit-                 den, und pensionierte Kollegen haben
in Antwerpen und im Herbst in einer       glieder waren Dr. Katharina Heinroth               den Status von Ehrenmitgliedern. Der
deutschen Stadt. Nach dem Ersten          (Berlin), Prof. Dr. Bernhard Grzimek               VDZ hat 51 Mitglieder aus deutschen
Weltkrieg wurden auch Teilnehmer          (Frankfurt) und Prof. Dr. Karl-Max                 Zoos, fünf aus österreichischen, vier
aus anderen europäischen Ländern          Schneider (Leipzig).                               aus schweizerischen, und jeweils eines
eingeladen, vorerst aus der Schweiz                                                          aus Dänemark, Estland Frankreich
und Österreich, später auch aus den       1951 wurde der Verband Deutscher                   und Ungarn. Der Vorstand des VDZ
Niederlanden, Belgien, Polen, Skan-       Zoodirektoren in Berlin neu gegrün-                besteht aus Präsident, Vizepräsident,
dinavien und Ungarn.                      det. 1987 wurde er ein eingetragener               Schatzmeister und Sekretär, dem ein
                                          Verein. Nach mehreren Satzungsände-                dreiköpfiger Beirat sowie ein kommis-
1932 wurde der Namen der Vereini-         rungen gibt es heute verschiedene                  sarischer Geschäftsführer zur Seite
gung in „Mitteleuropäische Zoodirek-      Mitgliedschaften: Die einzelnen Zoo-               stehen.

Fische berühren können, Aquarium Berlin     Aug in Aug im Aquazoo Düsseldorf                  Expedition zum Amazonas – in Stuttgart
                                                                Jedes Jahr treffen sich die Mitglieder zu ihrer Jahrestagung in einem ande-
                                                                ren Verbandszoo. Während der Jahrestagung werden Geschäftssitzungen
                                                                und wissenschaftliche Sitzungen abgehalten sowie gemeinsame Exkursionen
                                                                veranstaltet. Unten: Besuch des Aquariums Mülheim anlässlich der Tagung
                                                                1936. Links: Exkursion zum Tierpark Bayerwald, Lohberg 2004.
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Zoos im VDZ

(in Klammern. Gründungsjahr)

                                                          Malachit-Eisvogel im Zoo Krefeld

Deutschland                                 Tiergarten Hoyerswerda (1956)                    Zoologischer Garten Schwerin (1956)
Zoologischer Garten Augsburg (1937)         Zoologischer Garten Karlsruhe (1865)             Tierpark Stralsund (1958)
Zoologischer Garten Berlin (1841)           Zoologischer Garten Köln (1860)                  Tiergarten Straubing (1937)
Tierpark Berlin-Friedrichsfelde (1954)      Zoo Krefeld (1938)                               Wilhelma Stuttgart (1853)
Tierpark und Fossilium Bochum (1933)        Opel-Zoo, Kronberg (1956)                        Tierpark Ueckermünde (1962)
Zoo am Meer Bremerhaven (1913)              Zoo Landau (1904)                                Vogelpark Walsrode (1962)
Tierpark Chemnitz (1964)                    Zoologischer Garten Leipzig (1878)               Zoologischer Garten Wuppertal (1881)
Tierpark Cottbus (1954)                     Bayerwald Tierpark, Lohberg (1989)               Zoo an der Wingst (1972)
Vivarium Darmstadt (1965)                   Zoologischer Garten Magdeburg (1950)             Andere Länder
Zoo Dortmund (1953)                         Vogelpark Marlow (1994)                          Tierpark Herberstein (17. Jhdt.)
Zoo Dresden (1861)                          Münchener Tierpark Hellabrunn (1911)             Alpenzoo Innsbruck (1962)
Zoo Duisburg (1933)                         Allwetterzoo Münster (1875)                      Zoo Salzburg (1961)
Aquazoo Düsseldorf (1876)                   Tierpark Neumünster (1950)                       Zoo Schmiding (1982)
Zoologischer Garten Eberswalde (1928)       Neunkirchner Zoologischer Garten (1924)          Tiergarten Schönbrunn, Wien (1752)
Thüringer Zoopark Erfurt (1959)             Zoo Neuwied (1970)                               Zoologischer Garten Basel (1874)
Zoo Frankfurt (1857)                        Tierpark Nordhorn (1950)                         Städtischer Tierpark Dählhölzli, Bern (1937)
ZOOM Erlebniswelt, Gelsenkirchen (1949)     Tiergarten der Stadt Nürnberg (1911)             Natur-und Tierpark Goldau (1925)
Naturschutz-Tierpark Görlitz (1957)         Zoo Osnabrück (1934)                             Zoo Zürich (1929)
Tierpark Hagenbeck, Hamburg (1907)          Naturzoo Rheine (1937)                           Zoologischer Garten Kopenhagen (1859)
Zoologischer Garten Halle (1901)            Zoologischer Garten Rostock (1956)               Zoologischer Garten Tallinn (1939)
Zoo Hannover (1865)                         Zoologischer Garten Saarbrücken (1932)           Zoologischer Garten Mülhausen (1868)
Tiergarten Heidelberg (1934)                Wildpark Schwarze Berge (1969)                   Zoologischer Garten Budapest (1866)

Begegnung mit Loris, Vogelpark Marlow       Kind und Tier, Zoo Dresden                       Platz für Seehunde im Zoo Augsburg

Im Freiland fast ausgerottet: Mesopotami-   Der Zoo Dortmund führt das Internationale        Nur wenige Zoos züchten Abessinien-
sche Damhirsche im Opel-Zoo, Kronberg       Zuchtbuch für den großen Ameisenbären            Hornraben, so die ZOOM Erlebniswelt
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