GALOPP Schildkröten- Bill Wilson

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Schildkröten-
    GALOPP

     Bill Wilson
      Brooklyn, New York

            1
Wo nicht ausdrücklich anders vermerkt, sind die Bibelzitate der Lutherbibel
1984 nR, © Deutsche Bibelgesellschaft, entnommen.

Alle Rechte an dem vorliegenden Buch unterliegen dem internationalen Urheber-
recht. Es dürfen weder Inhalte noch der Einband, Grafiken oder Darstellungen aus
diesem Buch weder ganz noch teilweise ohne ausdrückliche, schriftliche Geneh-
migung des Autor kopiert, gespeichert oder weiterverwertet werden. Ausgenom-
men sind kurze Zitate in Rezensionen oder Artikeln.

Titel der Originalausgabe:
Running with Turtles © Copyright 2014 Bill Wilson
Published by Metro World Child PO Box 409
Brooklyn, NY 11237, USA

Herausgeber und © Copyright der deutschen Ausga-
be 2015: Metro World Child Schweiz und Deutschland
Aus dem Amerikanischen übertragen von Horst O. Koch, Altensteig

Anmerkung des Übersetzers:
Um eine bessere Lesbarkeit zu ermöglichen habe ich mich entschie-
den, an den Stellen, wo streng genommen eine weibliche und männliche
grammatische Form angebracht wäre, nur die männliche Form zu neh-
men. Das erspart uns Sätze wie: «Bei der Verfolgung von Einbrecherinnen
und Einbrechern befragten Polizistinnen und Polizisten Bürgerinnen
und Bürger, deren von Sekretärinnen und Sekretären niedergeschrie-
bene Aussagen den Richterinnen und Richtern vorgelegt wurden.»

Druck: Scholz Druck, Dortmund
Gestaltung: Creavis, Ueli Rohr, CH 9548 Matzingen
ISBN-Nr. 978-3-934813-07-6
Metro World Child Deutschland Verlag
Internetseite: www.metroworldchild.de
Inhaltsverzeichnis
		Seite

Einleitung5

1. Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder         7

2. Steh hin: Alle gingen, außer einer                                19

3. Barmherzige Leiter: Gott in den Händen eines zornigen Sünders    33

4. Ein wohlgefälliges Opfer: Ein zerbrochenes und reuevolles Herz   47

5. Ein begabter Leiter: Deine Begabung beruft dich                  57

6. Die einzig wahre Motivation: Die Macht der Liebe                 69

7. Einer Sache verpflichtet: Du musst durchkommen um dranzukommen 81

8. Die Kunst wirkungsvoller Schulung: Herausgefordert in Dotan      93

9. Ein bewährter Krieger:
    Was du nicht aufhängst, kannst du nicht herunternehmen          107

10. Eine Generation retten:
     Wenn Joscheba ihn nicht greift, schnappt Atalja zu             121

11. Bedenke deinen Rang:
     Wenn du nicht zu kämpfen weißt, geh nach Hause                 133

12. Vorbereitung auf die Zukunft: Baue deinen eigenen Altar         147

Über den Autor                                                      160

Fußnoten162
SchildkrötenGALOPP

        4
Einleitung

       «Wenn du eine Schildkröte auf einem Zaunpfahl sitzen
     siehst, kannst du darauf wetten, dass sie nicht allein dahin
                           gekommen ist!»
                                                         Alex Haley (1921-1992) 1

S
        childkröten gehören auf den Boden oder ins Wasser. Das ist ihr natür-
        licher Lebensraum. Eine Schildkröte auf einem Zaunpfahl ist ein unge-
        wöhnlicher Anblick und wirft die Frage auf: «Wie ist sie dorthin gekom-
men?» Anne Crowley berichtet, in einem Interview mit dem berühmten Autor des
Bestsellers und Films «Wurzeln», Alex Haley, in seinem Haus ein Bild von einer
Schildkröte gesehen zu haben, die auf einem Zaunpfahl saß. Als er nach dem Bild
gefragt wurde antwortete Haley: «Wann immer du eine Schildkröte auf einem
Zaunpfahl siehst ist es klar, dass ihr jemand geholfen hat.»
    Die meisten Christen, die ich in den letzten fünfzig Jahren des vollzeitlichen
Dienstes getroffen habe, bewegen sich so langsam, dass sie sich selbst im Weg «ste-
hen». Sie sind festgefahren wegen der Kirche, in die sie gehen, der Konfession, zu
der sie gehören oder wegen der Gewohnheiten, die sie über die Jahre entwickelt
haben - alles Dinge, die sie davon abgehalten haben, etwas zu bewirken. Versteh
mich nicht falsch, sie wollen etwas bewirken, aber damit das passieren kann, muss
sich etwas ändern. Wenn du dich dazu entscheidest, mit Schildkröten zu zuckeln,
sind deine Möglichkeiten begrenzt.
    Ich musste lernen, mit anderen Menschen das Schildkröten-Abenteuer durch-
zustehen. Dabei wurde mir klar, dass ich mich entweder ihrem Tempo anpassen

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SchildkrötenGALOPP

oder ihnen vorausgehen und sie ermutigen muss, ihr eigenes Tempo zu finden.
Wasser kocht bei rund 100 Grad Celsius - je nachdem, auf welchem Teil der Erde
du dich gerade befindest. Es kocht nicht bei 90 oder 110, sondern ziemlich genau
bei 100 Grad - das ist der Moment, wenn die Hitze das Wasser zwingt, sich zu
verändern. Ab diesem Moment erkennt man nicht mehr, was es Augenblicke zuvor
noch war. Mein Gebet ist, dass dieses Buch ein Momentum in deinem Leben her-
vorbringt, eine Weiche umstellt und du nicht länger bleibst wie du warst, sondern
dein Umfeld dich nicht mehr wiedererkennt.
    Dieses Buch beschreibt die Geschichte vieler biblischer Personen, die auf ei-
nen Zaunpfahl gesetzt worden waren. Mit ihrem Leben unterstrichen sie, dass dort
ihr rechtmäßiger Platz war - über den anderen, die auf dem Boden krabbelten.
Durch ihr Streben nach einem höheren Ziel wurden sie bedeutungsvoll. Sie waren
angetrieben von einem höheren Gesetz - dem Gesetz der Liebe.
    Schildkrötengalopp ist für Frauen und Männer, die sich den Herausforde-
rungen des Lebens stellen und mitten in Konflikten den Sieg suchen. Auf dem
Amboss von Konflikten und Auseinandersetzungen kann unser Leben zu einer
wirkungsvollen Waffe für die Ziele Gottes geschmiedet werden. Der Herr hat mir
geholfen und ich glaube, dass dieses Buch einigen Schildkröten helfen wird,
schneller zu werden und unter den anderen herauszuragen.

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1

        Die Macht des Einflusses:
     Du bist für jemanden eine Zeder

                  Jede Seele, die die deine berührt –
                    Sei es mit sanftestem Hauch –
       Entspringt wohlmeinender Güte, milder Gnade, sanftem
                  Ansinnen, keimender Hoffnung. 2

«Heult, ihr Zypressen; denn die Zedern sind gefallen und die Herrlichen vernichtet.
Heult, ihr Eichen Baschans; denn der feste Wald ist umgehauen.» Sacharja 11.2

J
      etzt stelle ich mir vor, wie du dich fragst: «Ist dieser Vers für irgendwas zu
      gebrauchen?» Das Alte Testament habe ich schon immer geliebt; dort sehe
      ich Dinge, von denen ich glaube, dass andere sie nicht sehen. Verborgen
in diesem Vers steckt eine gewaltige Wahrheit – verborgen vor den Augen des
normalen Lesers. Hier ist die kurz gefasste Wahrheit dieses Verses: Du bist für
jemanden eine Zeder.
    Die hebräische Sprache ist sehr bildhaft, während die griechische gelehrt
klingt. Die Schreiber des Alten Testaments malten mit ihren Worten Bilder, in
denen verborgene Bedeutungen steckten. Viele davon waren prophetischer Natur.
Die Schreiber des Alten Testaments benutzten Bäume oft als ein Symbol für Kö-
nige und Königreiche. Über die Jahre habe ich dieses ema eingehend studiert
und darüber gepredigt. Dabei kamen Predigten heraus wie «Wenn dem Baum die
Axt an die Wurzel gelegt ist», «Die überhängenden Äste» oder «Finger weg von den
Obstbäumen».

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SchildkrötenGALOPP

       Bäume, Äste, Früchte, Blätter, Baumstümpfe und Wurzeln – sie werden alle
   als Sinnbild für etwas verwendet, das auf unser Leben angewandt werden kann.
   In der Bibel werden viele verschiedene Bäume aufgeführt: der Feigenbaum, die
   Akazie, der Olivenbaum, die Terebinthe, der Mandelbaum, die Eiche, die Zypresse,
   die Zeder und weitere. Jeder dieser Bäume symbolisiert etwas.
       In unserem Bibelvers werden drei Baumarten erwähnt: Zypressen, Zedern und
   Eichen. Große Bäume des Waldes wie Zedern und Eichen beeinflussen stark die
                             kleineren Bäume, die zwergenhaft neben ihnen wirken.
Ob du es willst oder         Sie überdecken und schützen. Die Bäume haben im
nicht, dein Leben            Textzusammenhang eine eindrückliche prophetische
beeinflusst andere.          Bedeutung. Die Botschaft ist klar. Ob du es willst oder
                             nicht, dein Leben beeinflusst andere. Du lebst nicht im
   Vakuum. Dein Leben berührt andere und je mehr du mit anderen zusammen bist,
   um so größer ist der Einfluss – zum Guten oder zum Bösen. Ein zentraler Aspekt
   von Leiterschaft ist Einfluss. Einfluss ist wirkungsvoller als Autorität. Deine Posi-
   tion im Leben bestimmt das Maß deines Einflusses.

   Die Libanon-Zedern
   Du hast sicher schon von den Libanon-Zedern gehört. Im Alten Testament werden
   sie bewundernd erwähnt. Egal, wo diese großartigen Bäume gepflanzt wurden,
   bezeichnete man sie trotzdem als der Stolz des Libanons, aus dem sie abstamm-
   ten. Sie wurden majestätisch, mächtig und außerordentlich benannt. In Hesekiel
   31.3-5 wird die Macht der Assyrer durch sie beschrieben:

   «Siehe, einem Zedernbaum auf dem Libanon [gleichst du], mit schönen Ästen und
   dichtem Laub und sehr hoch, sodass sein Wipfel in die Wolken ragte. Wasser ließ
   ihn groß werden und die Flut der Tiefe in die Höhe wachsen. Ihre Ströme gingen
   rings um seinen Stamm her, und ihre Rinnsale sandte sie zu allen Bäumen auf
   dem Felde. Darum ist er höher geworden als alle Bäume auf dem Felde und trieb
   viele Äste und lange Zweige; denn er hatte Wasser genug, sich auszubreiten.»

      Das Holz der Zedern war hoch geschätzt. David hatte ein von Hiram, dem
   König von Tyrus, gebautes Haus aus Zedernholz (2. Samuel 5.11). In dem von Sa-
   lomo gebauten Tempel und in seinem Palast wurde viel Zedernholz verbaut. Das
   Holz wurde auf Befehl des Königs von Tyrus von Sidoniern auf dem Libanon ge-
   schlagen (1. Könige 5.20-24). Als junge Bäume sind Zedern konisch geformt, mit

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Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder

der Zeit treiben dann die Äste horizontal aus. Libanon-Zedern werden bis zu 30
Meter hoch und können 3.000 Jahre alt werden.3 Das Zedernholz war ein beliebtes
Baumaterial für Fachwerk, Balken, Decken, Säulen und Fundamente. Ein weiterer
Vorteil von Zedern ist, dass das Harz das Holz vor Insekten und Fäulnis schützt.

Die mächtige Eiche
Die biblische Eiche war für ihren gewaltigen Stamm und ihre große Höhe be-
kannt. Deswegen diente sie als Symbol für Macht und stand für den Stolz, wie
es in Jesaja 2.12-13 beschrieben steht: «Denn der Tag des HERRN Zebaoth wird
kommen über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, dass es ernied-
rigt werde: über alle hohen und erhabenen Zedern auf dem Libanon und über alle
Eichen in Baschan...»
    Das Holz der Baschan-Eichen wurde für die Riemen von Schiffen verwendet
und ermöglichte kraftvolles Rudern.
    Wie in 1. Könige 13.14 beschrieben zog man sich oft zur Ruhe im Schatten der
Eichen zurück: «Und [er] zog dem Mann Gottes nach und fand ihn unter einer
Eiche sitzen und sprach zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der von Juda gekommen
ist? Er sprach: Ja.»
    1. Chronik 10.12 beschreibt uns den Platz unter einer Eiche als Begräbnisstät-
te: «...machten sie sich auf, alle streitbaren Männer, und nahmen die Leichname
Sauls und seiner Söhne und brachten sie nach Jabesch und begruben ihre Ge-
beine unter der Eiche bei Jabesch und fasteten sieben Tage.»
    Im Zusammenhang mit dem Gesetzbuch richtete Josua in Kapitel 24.26 ein
Mahnmal unter einer Eiche auf: «Und Josua schrieb dies alles ins Buch des Ge-
setzes Gottes und nahm einen großen Stein und richtete ihn dort auf unter einer
Eiche, die bei dem Heiligtum des HERRN war.»
    Zum Schluss erkennen wir in Hesekiel 6.13, dass Götzendienst auch oft unter
Eichen getrieben wurde: «...dass ihr erfahren sollt, dass ich der HERR bin, wenn
ihre Erschlagenen mitten unter ihren Götzen liegen um ihre Altäre her, oben auf
allen Hügeln und oben auf allen Bergen und unter allen grünen Bäumen und
unter allen dichten Eichen, überall, wo sie all ihren Götzen lieblichen Opferduft
darbrachten.»

Die schlichten Zypressen
Jetzt schauen wir uns den letzten Baum dieser kleinen Studie an: die Zypresse.
Zypressen sind viel schlichter als die herrlichen Zedern und Eichen. Nicht dass sie

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SchildkrötenGALOPP

   klein oder schwächlich wäre, aber sie ist zierlicher und weniger verwertbar. Zypres-
   sen wachsen gerade und ohne Schnörkel in die Höhe und haben die gleiche Art
   schützenden Harzes wie die Zeder. In alttestamentlichen Zeiten wurde Zypressen-
   holz für den Bau von Instrumenten verwendet. «Und David und das ganze Haus
   Israel spielten vor dem Herrn mit allerlei [Instrumenten aus] Zypressenholz, mit
   Zithern und mit Harfen, mit Tamburinen und mit Schellen und mit Zimbeln.» 2.
   Samuel 6.5 (Schlachter 2000).
       Zypressen treiben Zapfen mit essbaren Samen aus. So lesen wir in Hosea 14.9:
   «Ephraim [wird sagen:] Was soll ich künftig noch mit den Götzen zu schaffen ha-
   ben? – Ich, ich habe ihn erhört und auf ihn geblickt» – «Ich bin wie eine grünende
   Zypresse. – Es soll sich zeigen, dass deine Frucht von mir kommt.» (Schlachter
   2000).
        Im Buch Jesaja wird die Zypresse als ein Zeichen für Befreiung und Wie-
   derherstellung erwähnt: «Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten
   statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen
   Zeichen, das nicht vergehen wird.» Jesaja 55.13.

    Beschützt oder erdrückt
    So, nun haben wir diese Wälder vor Augen, in denen Libanonzedern und mächtige
    Eichen wachsen. Mittendrin, im exakt gleichen Wald, finden sich die schmäch-
                                     tigen Zypressen. Da stehen sie, Seite an Seite
Eine geistliche Zeder ist eine       und wachsen gemeinsam auf dem Berg Hermon.
Person, die die Prüfungen                Diesen Anblick schauen wir uns genauer an.
des Lebens bestanden hat,            Die kleine Zypresse wächst im Schutz der mäch-
                                     tigeren Bäume. Wenn ein Sturm den Wald trifft,
gestärkt und gereift ist und
                                     sind die großen Bäume der Wucht des Regens
großen Einfluss auf die              und des Windes mehr ausgesetzt, weil sie hö-
Personen ausübt, die mit             her sind. Die kleineren Bäume bekommen von
ihr zusammen sind, die auf           dem dramatischen Spiel der Kräfte wenig mit.
sie hören und ihr folgen.            Und wer bemerkt es schon, wenn eine kleine Zy-
                                     presse umfällt? Aber wenn eine Zeder fällt oder
    eine Eiche, dann wirkt sich das gehörig auf die kleineren Bäume aus. Die großen
    Bäume sind entweder ein Schutz oder eine Bedrohung. Sie überdecken oder sie
    zermalmen. Sie beschützen oder sie erdrücken.
        Wegen ihrer Nähe zu den Zedern oder Eichen kommt die Zypresse unter den
    gewaltigen Einfluss dieser Bäume – zum Guten oder zum Bösen. Gleich wie dies

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Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder

den Bäumen des Waldes gilt, gilt es auch für unser Leben als Menschen. Entweder
beeinflussen wir andere oder wir werden beeinflusst.
    Die Wirkung geistlicher Zedern auf junge Menschen um sie herum ist enorm.
Ob sie schützend oder erdrückend wirken, hängt davon ab, wie sie ihr Leben leben.
    Eine Sache möchte ich noch hervorheben, bevor wir weitermachen. Es geht
darum, wie ich reagiere, wenn ein Leiter – sei es ein Pastor oder eine durch die
Medien bekannte Person – sich verfehlt. So mache ich es: Ich habe nichts dazu
zu sagen! Ich habe mich dazu entschieden, mich nicht in den Sog des Tratsches
und des dummen Geschwätzes über einen gefallenen Leiter ziehen zu lassen. Die
oberflächliche Geistlichkeit derer, die gerne mehr wissen wollen, damit sie besser
beten können, lehne ich ab.
    Erstens: Einerseits haben wir keine Ahnung, was tatsächlich passiert ist, und
andererseits geht es uns nichts an. Man täuscht echtes Interesse vor, nur um dann
Stoff für den geliebten Tratsch zu haben. Es geht nicht wirklich darum, dass man
sich im Gebet für jemanden einsetzen will. Die Leute wollen einfach nur schwät-
zen. Mit Genuss ziehen sie andere in den Dreck. Das ist zwar bedauernswert,
aber wahr. Eleanor Roosevelt hat gesagt: «Große Köpfe diskutieren Ideen. Durch-
schnittliche Köpfe bereden Ereignisse. Kleine Köpfe reden über Menschen.» 4 Je-
mand anderes meinte, Tratsch sei das Opium der Massen. Es gibt so eine gewisse
Neigung, sich auf «saftige» emen stürzen zu wollen. Doch dieser Hang muss
gezähmt und überwunden werden.
    Es ist besser zu beten und den Mund zu halten. Darum kommen die meisten
Leute nicht mit solchem Zeug zu mir, denn sie wissen, dass ich den Köder ab-
lehne. Ich lass mich nicht in Tratsch verwickeln, in Dummheit und in das «Was-
denkst-du?».
    Zweitens: Leiter müssen vorsichtig sein, denn je höher sie steigen, um so grö-
ßer wird die Gefahr. Auf Englisch sagt man treffend «new levels, new devils» (neue
Ebenen, neue Teufel – oben wird die Luft dünn). Die Versuchung ist zu denken,
dass wir ein bisschen besser, ein bisschen klüger und ein bisschen stärker sind
als der Rest. Hochmut kommt vor dem Fall. Wenn wir unseren Blick von Gottes
Größe ab- und unserer eigenen Großartigkeit zuwenden, wird es Probleme geben.
     Eine geistliche Zeder ist eine Person, die die Prüfungen des Lebens bestan-
den hat, gestärkt und gereift ist und großen Einfluss auf die Personen ausübt, die
mit ihr zusammen sind, die auf sie hören und ihr folgen.

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SchildkrötenGALOPP

   Was ist dein Kryptonit?
   Kryptonit ist ein Mineral, das als Meteorit von Supermans Heimatplanet Kryp-
   ton auf die Erde gelangte. Wann immer Superman dieser strahlenden, grünen
   Substanz ausgesetzt war, schwächte sie ihn und machte ihn hilflos. Seine Feinde
   setzten Kryptonit ein, um ihn zu entkräften und zu überwinden. Lass mich Fol-
   gendes feststellen: Wir alle kommen mit irgendwelchen Sachen in Berührung und
   dabei wäre es für dich ratsam zu wissen, was dein Kryptonit ist. In welchen Le-
   bensbereichen bist du schwach und verwundbar?
       Für jeden gibt es ein Kryptonit – egal, wer du bist – bei jedem wirkt etwas –
   bei mir und bei dir. Mein ganzes Leben lang musste ich gegen Ärger ankämpfen
   – und ich kämpfe immer noch. Es macht mir nichts aus, darüber zu reden. Wahr-
   scheinlich werde ich für den Rest meines Lebens dagegen kämpfen, aber weißt
   du was? Ich bin klug genug, mir dieser Sache bewusst zu sein. Was muss ich also
   tun? Ich muss sicherstellen, dass ich mich nicht in Situationen bringe oder brin-
   gen lasse, wo mir die Sicherung durchbrennt. Ich habe kein Problem damit, das
   ehrlich zu sagen, denn wir müssen alle zugeben, dass wir uns mit irgend etwas
   herumschlagen. Wenn du dein Kryptonit nicht kennst, kannst du ihm sehr leicht
   zum Opfer fallen. Wenn du es ignorierst, wird es dich lähmen.
       Der Apostel Paulus hat über seinen Dorn im Fleisch geschrieben – sein
   Kryptonit – und beschreibt ihn als eine Schwäche, die ihn davon abhält, sich zu
   geistlichem Stolz zu erheben. Er hat Gott darum gebeten, ihm diesen Dorn weg-
   zunehmen. Am Ende antwortete Gott auf Paulus‘ Gebet: «Und er hat zu mir ge-
   sagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen
   mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit,
                                damit die Kraft Christi bei mir wohne». 2. Korinther
Bevor du anderen hel-           12.9. Kryptonit kann nur durch die Macht der Gnade
fen kannst, musst du            bezwungen werden, die deine Schwachheit in Stärke
selbst heil werden.             umwandelt.
                                   Zu viele Menschen denken, sie seien unbesiegbar
   und wachen erst auf, wenn ihr persönliches Kryptonit sie niedergezwungen hat.
   Dein Kryptonit sieht anders aus als meins. Kryptonit hat viele Erscheinungs-
   formen: Ärger, Lüsternheit, Furcht, Unsicherheit usw. Vielleicht schlägst du dich
   mit sehr viel Kryptonit herum. Der erste Schritt im Kampf dagegen ist, anzuerken-
   nen, dass du etwas tun musst. Dann kannst du dich vor Menschen und Situati-
   onen schützen, die dich gefährden. Lass keine schmutzigen Gedanken und keine
   Leute mit verschmutzten Füßen in deinen Kopf.

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Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder

    Ich habe mein Kryptonit, du hast deines. Täglich müssen wir damit umgehen.
Zumindest ich. Ich habe erkannt, dass ich vorsichtig sein muss, wenn mein Kryp-
tonit auftaucht. Ich muss es kennen und es erkennen, wenn es auftaucht und
mich schwächen will. Ein gutes Beispiel ist das von einem Typ, der fünfmal die
gleiche Straße entlang läuft und jedes Mal ins gleiche Loch stürzt. Er kann ma-
chen was er will, er sieht das Loch einfach nicht und fällt hinein. Was würdest du
ihm raten? Nimm eine andere Straße. So einfach ist das. Weiche den Umständen,
Orten oder Menschen aus, die dich deinem Kryptonit aussetzen.
    Du musst dich um dich selbst kümmern, denn du bist eine Zeder für jemanden.
Wenn du dich um dich kümmerst, wirst du andere nicht verletzen. Bevor du an-
deren helfen kannst, musst du selbst heil werden. In den meisten Büchern über
Leiterschaft findest du solche Aussagen leider nicht, wo es doch so ein wichtiges
Prinzip ist. Was du tust und wer du bist, wirkt sich enorm auf andere aus. Darum
ist es gut, dein Kryptonit zu kennen, bevor es dich und andere verletzt.

Du bist für jemanden eine Zeder
Du bist für jemanden eine Zeder. Unter deinen Zweigen wächst jemand heran. Das
musst du dir bewusst machen. Jeder, der leiterschaftliche Macht hat oder andere
beeinflusst, muss das grundlegend verstehen. Es gefällt mir nicht immer, dass
ich Verantwortung tragen muss. Überrascht dich das? Ich bin für so viele Dinge
verantwortlich, dass ich fast platze, wenn mir jemand noch mehr aufladen will.
Ich brauche nicht noch eine weitere Last auf meinen Schultern. Aber genau dafür
habe ich mich doch gemeldet. Wenn du Leiter sein oder im Dienst stehen möch-
test, dann brauchst du dich nicht darüber zu beklagen, dass du hart arbeiten und
Verantwortung für Menschen tragen musst. Wenn du ein Leiter sein willst, dann
jammere nicht über Überstunden. Beklage dich nicht, wenn du missverstanden
wirst. Dafür hast du dich gemeldet. Wenn du keinen Einfluss haben willst, werde
Eisverkäufer oder reiß im Kino Karten ab.
    Es lässt sich mit dem Führerscheinerwerb vergleichen. Wenn du alt genug
bist, hast du das Recht, den Führerschein zu machen. Tja, und mit diesem Recht
ist Verantwortung verbunden. Du musst die Verkehrsregeln beachten. Du musst
rücksichtsvoll fahren. Du musst vorsichtig und aufmerksam sein. Zu jedem Recht
gehören auch Pflichten.
    Es erfordert viel, für jemanden eine Zeder zu sein. Entscheidend ist, wie du
dich dieser Verantwortung stellst. Du musst Gott seinen rechtmäßigen Platz ein-
räumen, um effektiv zu sein. Lässt du ihn ans Steuer oder degradierst du ihn zum

                                       13
SchildkrötenGALOPP

   Reserverad? Eins von beidem ist er. Entweder steuert, leitet, führt er dich oder du
   ergreifst das Lenkrag und machst dich zum Fahrzeugführer. Wenn du einen guten
   Einfluss auf andere ausüben möchtest, musst du dich seiner Leitung unterstellen.
   Jemand ist unter deinem Einfluss. Man beeinflusst andere nicht hauptsächlich
   durch sein Vorbild, sondern nur durch sein Vorbild.

   Wenn eine Zeder fällt, reißt sie viel mit
   Die Zypresse ist nicht so wichtig wie die Zeder. Wenn eines der Kinder aus der
   Sonntagsschule fehltritt, bewegt das den Leiter kaum und hat auch nicht die glei-
   che Wirkung, wie wenn der Leiter sich verfehlt. Je weniger Leute auf dich schauen
   und je überschaubarer dein Einfluss ist, desto geringer würde sich dein Versagen
   auf andere auswirken. Je größer dein Einfluss ist, um so größer wäre der Schaden.
       Wenn du als Leiter fällst, betrifft das viele Menschen. Über die Jahre habe ich
   mit hunderten von Menschen zusammengearbeitet und ich bin sehr vorsichtig
                                    geworden, wem ich Einfluss gebe oder wen ich
Wer schaut heute zu mir             in Leitungsverantwortung nehme. Namen und
auf? Wer ist auf mich               Titel sind mir dabei egal. Ich achte auf Treue, be-
angewiesen? Wer freut sich, währten Charakter und durch andere bestätigte
                                    Vertrauenswürdigkeit. Das Leben der Kinder kann
mich heute zu sehen?
                                    ich nicht Neulingen anvertrauen, denen mehr an
   einer Position gelegen ist statt zu dienen, die auf die Kanzel, nicht aber auf die
   Straße wollen. Was du tust, ist genauso wichtig wie die Tatsache, wer du bist. Ich
   suche nach Menschen, die diese Wahrheit verinnerlicht haben.
       Sobald du in Leitungsverantwortung kommst oder dein Einfluss wächst, wirst
   du für manche Menschen zur Zeder. Frag dich doch gerade jetzt: Für wen bin
   ich eine Zeder? Wer schaut heute zu mir auf? Wer beobachtet mich heute? Wer
   ist auf mich angewiesen? Wer freut sich, mich heute zu sehen? Wer wartet heute
   auf mich? Wer erwartet mich morgen? Wer hört auf meine Aussagen? Wer verlässt
   sich auf meine Leitung? Weil du eine Zeder bist, wird sich ein Fehltritt negativ auf
   viele auswirken.
       Athleten sind Vorbilder – ob sie wollen oder nicht. Sollte jemand von ihnen
   sich einen Fehltritt leisten, hat das eine zerstörerische Wirkung auf die jungen
   Menschen, die sie lieben, verehren und zu ihrem Vorbild gemacht haben. Auch wir
   haben Einfluss, sind auf verschiedene Weise Vorbilder, und je größer der Einfluss
   und die Gefolgschaft, desto größer die Wirkung – zum Guten oder zum Bösen.
   Wie bei einer großen Eiche, je weiter dein Einfluss reicht, desto größeren Schaden

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Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder

verursachst du, wenn du fällst. Als der mexikanische General und Politiker Santa
Anna (1794-1876) am Abend vor der Schlacht von Alamo, die zu einem Wende-
punkt im Unabhängigkeitskrieg wurde, seine Soldaten sammelte, wies er sie an,
innerhalb der Mauern von Alamo auf die Männer mit den Messingknöpfen an der
Uniform zu schießen. Zielt auf sie, schaltet sie aus. Nebenbei bemerkt, genau das
macht auch der Teufel. Er weiß genau: Wenn man die Führer ausschaltet, ist der
Rest ein Kinderspiel.
   «Die Edelsten in Israel sind auf deinen Höhen erschlagen. Wie sind die Helden
gefallen!» 2. Samuel 1.19. Saul und Jonathan waren gerade durch die Hände das
Feindes gefallen und David beklagt den Untergang dieser großen Führer Israels.
Niemand ist zu groß, als dass er nicht auch einen Fall wie Saul erleben könnte.
Sauls und Jonathans Fall hat nicht nur ihr eigenes Schicksal besiegelt, sondern
auch das Glück vieler anderer zerstört. Wenn ein Führer oder eine ganze Regie-
rung versagt, ist das für jeden unter dieser Leitung nachteilig.
   Zeder und Zypresse wurden beide für das Haus Gottes verwendet. Beide waren
notwendig, wurden aber für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Wenn zierendes
Zypressenholz an der Decke nachgibt, ist das nicht so tragisch, wie wenn das
Zedernholz im Fundament einknickt. Beide Hölzer sind wichtig, aber das eine ist
bedeutender. Je höher du als Leiter steigst, um so mehr Menschen unter dir sind
von deinem Verhalten betroffen.

Der Preis für Größe ist Verantwortungsbereitschaft
Je weiter oben du bist, um so mehr stehst du in der Öffentlichkeit. Und in glei-
chem Maß wächst deine Verantwortung. Es ist ein Kennzeichen für einen her-
vorragenden Charakter, wenn man bereit ist, die Verantwortung für sein eigenes
und das Leben anderer zu tragen. Sobald du für eine Person die Verantwortung
trägst, betrittst du eine neue Ebene. Du schulterst mehr Verantwortung und bist
zur Zeder für jemanden geworden. Vielleicht kannst du dich irgendwann deiner
Verantwortungen entledigen, aber du wirst nie um die Folgen herum kommen, die
es mit sich bringt, wenn du deine Verantwortung umgehst.
    Ist ein Leiter vollkommen? Also mir ist noch keiner begegnet und ich bezweifle,
dass du einen vollkommenen Leiter getroffen hast. Wie gesagt, wir alle haben unser
Kryptonit. Der Unterschied ist, dass hervorragende Leiter gelernt haben, verantwor-
tungsbewusst mit ihren Schwächen zu leben. Sie leben in dem Bewusstsein, dass
sie das Leben anderer formen und aufpassen müssen, was sie in ihren Gedanken
zulassen und wovon ihr Handeln bestimmt wird. Als Leiter wirst du immer beo-

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bachtet, immer folgen dir Blicke – egal, wo du bist. Wenn du dazu nicht Ja sagen
kannst und dir diese Last untragbar vorkommt, ist Leiterschaft nichts für dich.
    Ob du es willst oder nicht, verantwortungsvolles Leiten wirkt sich auf deine
Privatsphäre aus. Ich behaupte nicht, dass das richtig oder falsch sei. Ich meine
nicht, dass es leicht ist. Ich sage nicht, dass es mir gefällt. Ich erinnere mich an
eine meiner vielen Reisen nach Tulsa. Ich war gerade am Flughafen angekommen
und wollte noch schnell ins Rib Crib, mein Lieblingsrestaurant in Tulsa. Zeitlich
passte das perfekt, weil ich so den Feierabendverkehr umgehen konnte. Ich wollte
einfach meine Ruhe, etwas entspannen und das Essen genießen. Das war zu einer
sehr geschäftigen Zeit des Jahres, verbunden mit vielen Reisen und den Vorberei-
tungen für unsere Weihnachtsfeiern. Ich war müde und hungrig und wollte nur
schnell ins Rib Crib, gleich bei der Oral Roberts Universität. Als wir ankamen, be-
stellte ich mir ein Hühnchensandwich, Bohnen und ihren köstlichen Krautsalat.
    Ich bin sehr berechenbar. Jeden Tag könnte ich das Gleiche essen. Gerade als
ich genüsslich in mein Brötchen beißen wollte, hörte ich eine schrille Stimme,
die meinen Namen rief. Was ich in dem Moment dachte, weiß ich nicht, aber ich
wollte einfach nur in mein kleines Brötchen beißen, die Bohnen essen und in
Ruhe gelassen werden. Doch es war wohl unvermeidlich, denn in dieser Stadt
hatte ich schon so oft gepredigt. Ich wollte aber ohne eater essen und war ge-
reizt. Dann sagte ich mir: «Was erwartest du eigentlich? Du tauchst überall im
Fernsehen auf. Du machst das, um Geld für die Arbeit unter Kindern zusammen
zu bekommen. Alles hängt davon ab, dass du die Vision weitergibst und Leute mo-
tivierst, dich zu unterstützen. Und jetzt bist du sauer, weil sie dich nicht in Ruhe
deine Bohnen essen lassen?» Plötzlich musste ich lachen, weil alles so skurril war.
Je mehr ich darüber nachdachte, um so mehr musste ich lachen. Was hätte ich
sonst tun sollen? Wenn du leitest, sehen dich die anderen, das ist unvermeidbar.
Darum musst du es einfach hinnehmen.

Deinen Weg machen
Es gibt eine Sache, auf die ich ständig hinweise: Es ist wichtig, dass du beständig
dir selbst treu bist. Egal, ob ich auf der Kanzel stehe und predige oder im Rib
Crib etwas esse, ich versuche immer, mir treu, ich selbst zu sein. Darum lege ich
auch auf der Bühne keine Show hin, wie viele Fernsehprediger es tun. Ich kann
das nicht – es steht zu viel auf dem Spiel. Ich werde es nicht tun. Ich bin, wer ich
bin. Ich werde nicht versuchen jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich habe keinen
Prediger-Modus. Bitte verstehe mich richtig. Ich habe mich auf eine Lebensweise

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Die Macht des Einflusses: Du bist für jemanden eine Zeder

eingependelt, der ich gerecht werden kann. Mir ist der Preis vor Augen, den ich
bezahlen muss um das zu leisten, was ich tue und ich habe meinen Weg gefunden,
dabei zufrieden zu sein. Ich fühle mich in meiner Haut wohl und ich will nicht so
tun, als wäre ich jemand anderes. Ich versuche nicht mehr und nicht weniger zu
tun, als mir möglich ist. Und ich fordere dich auf, es auch so zu tun.
    Wir werden unseren eigenen Weg nicht finden, wenn wir nie über das hinaus
gehen, was uns schon bekannt ist. Überfordere dich nicht, aber sei auch nicht
lasch. Manche Leute sind zu uns gekommen und ich habe beobachtet, dass sie
viele Jahre geblieben sind. Sie haben treu gedient und viele Opfer gebracht. Sie
haben ihren Weg gemacht. Andere haben nicht einmal einen Monat durchgehal-
ten. Sie haben keinen Weg für sich gefunden. Manche haben ihn nie gefunden.
    Ich könnte mir keinen anderen Ort zum Leben vorstellen. New York City ist
mein Zuhause. Hier geht es mir gut. Ich bin kein Mensch für die Kleinstadt. Dir
mag es anders gehen. Das Stadtleben mag nichts für dich sein. Du musst deinen
eigenen Weg machen, deinen Ort der Bestimmung finden und deine Aufgaben,
die auf dich zugeschnitten sind. Du wirst deinen Weg finden, wo auch immer du
bist – wenn du nicht aufgibst. Dein Standort ist der Ort, wo du ausgebildet, aus-
gerüstet und zu Aufgaben berufen werden wirst. Du musst herausfinden, was du
tun kannst und was nicht, was du aushalten kannst und was nicht. Viele könnten
das nicht leisten, was ich tue: Das ständige Reisen, die langen Tage und kurzen
Nächte, die Lasten anderer, die ich mittrage, der Stress, immer genug finanzielle
Unterstützung für die Umsetzung unserer Vision zusammen bekommen zu müs-
sen und viel, viel mehr. Ich musste meinen Weg machen und erkennen, was ich
bewältigen kann. Du musst es für dich herausfinden.
    Wie auch immer dein Weg aussehen wird, er wird davon gekennzeichnet sein
müssen, dass du dich selbst hinten anstellst, andere an die erste Stelle setzt, Opfer
bringst, Gleichgültigkeit und Missverständnisse erträgst, Stürme überstehst und
einfach treu bist in allem, was du tust.
    Ich erinnere mich an den Tag, als mir berichtet wurde, dass mein Pastor sich
das Leben genommen hatte. In dem Bericht stand, dass sie ihn, nachdem sie die
Tür aufgebrochen hatten, in einer Position fanden, als wollte er zum Telefon grei-
fen. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll. Und ich habe versucht, nicht zu viel
hinein zu legen. Die Wahrheit sieht so aus: Dieser Mann, der einen großen Ein-
fluss auf mein Leben gehabt hatte, war gefallen. Du bist eine Zeder für jemanden,
nicht wahr? Wo auch immer du hingehst, schaut dir jemand zu. Die kleinsten
Dinge, die du tust, wirken auf andere: eine einfache Umarmung, ein Klaps auf die

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Schulter im Vorbeigehen, Zuhören, Interesse zeigen oder sonst ein Zeichen der
Fürsorge. Umgekehrt wirken auch die negativen Handlungen: ein ablehnender
Blick, Kaltherzigkeit oder ein fürchterlicher Absturz. Ich weiß nicht, wer dich heu-
te beobachtet. Ich habe auch keine Ahnung, wer alles auf mich schaut, aber mein
Gebet ist, dass du erkennst, welchen Einfluss du hast und was dein Vorbild bei
anderen bewirkt. Ich bete, dass du bewusst mit dieser großartigen Wahrheit lebst.

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