Garantien für ein sicheres Grundbuch - Beispiel Österreich
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• Organisation • Struktur • Geschichte • Workflow • Technik • Rahmenbedingungen • Prinzipien April 2007 2
Organisation – In Österreich bestehen Kataster und Grundbuch nebeneinander. – Kataster: vermisst und beschreibt das Land (Nutzung, Ausmaß, etc). – Grundbuch: hält die Sachenrechte fest (Eigentum, Pfandrecht, andere Belastungen). April 2007 3
Organisation • Kataster: – wird von 48 Vermessungsämtern geführt; – zuständig: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. • Grundbuch: – wird von Grundbuchsabteilungen bei 141 Bezirksgerichten geführt; – zuständig: Bundesministerium für Justiz. April 2007 4
Organisation • Grundbuch: – jeder Grundbuchsabteilung steht ein Richter vor; – die Arbeit wird jedoch von Rechtpflegern geleistet; – diese sind nur an Weisungen ihres Richters gebunden; – diese Personen werden nach der Matura (Abitur) von der Justiz durch 3 Jahre ausgebildet und erhalten nach einer Prüfung die Befähigung für diese Arbeit. April 2007 5
Struktur – Das Staatsgebiet Österreichs ist in (politische) Gemeinden eingeteilt. – Diese Gemeinden sind in Katastralgemeinden (KG) eingeteilt. – Das Grundbuch teilt die Katastralgemeinden in Liegenschaften ein. – Der Kataster teilt die Katastralgemeinden in Grundstücke (GSt) ein. – Daher ist jedes Stück Land • mit Grundstücksnummer und Nummer/Name der Katastralgemeinde (KG) eindeutig bezeichnet, zB GSt Nr. 123/1 KG Neubau 01010 • und gehört zu einer Liegenschaft, eindeutig bezeichnet mit Einlagezahl (EZ) und Katastralgemeinde (KG) zB EZ 322 KG Neubau 01010 April 2007 6
Struktur • Kataster – Besteht aus • Beschreibung der Grundstücke: ID, Nutzung, Ausmaß, Nummer der Katastralmappe, • Adressregister1): Adresse der Grundstücke und • Katastralmappe: Vermessungsdaten, zeichnerische Darstellung; 1) Ist eigenes Register außerhalb der Grundstücksdatenbank zur österreichweiten Führung der Adressen durch die Gemeinden; nicht identisch mit Adreßabfrage/Straßenverzeichnis im Grundbuch! April 2007 7
Struktur • Grundbuch – Besteht aus Hauptbuch, Urkundensammlung und Grundbuchsmappe – Im Hauptbuch werden die Daten der Liegenschaften eingetragen. – In der Urkundensammlung werden alle Urkunden hinterlegt, die die Grundlage der Eintragung sind. – Die Grundbuchsmappe enthält Papier-Kopien der Katastermappe (heute praktisch ersetzt durch DKM) – Weiters ist das Hauptbuch in drei Blätter eingeteilt: April 2007 8
Struktur - Grundbuch Die einzelnen Blätter enthalten folgende Eintragungen: • A-Blatt: – alle Grundstücke, aus der die Liegenschaft besteht, – Änderungen (Zu- und Abschreibung von Grundstücken), Kontrolleintragungen und öffentlich rechtliche Lasten. • B-Blatt: – der Eigentümer oder die Miteigentümer und deren Miteigentumsanteil • C-Blatt: – Pfandrechte, Servituten und andere Lasten. April 2007 9
Struktur – Grundbuch Beispiel GRUNDBUCH 01010 Neubau EINLAGEZAHL 322 BEZIRKSGERICHT Josefstadt ****************************************************** ABFRAGEDATUM 2004-11-08 Letzte TZ 4989/2000 ************************************* A1 ************************************** GST-NR G BA (NUTZUNG) FLÄCHE GST-ADRESSE 123/1 G Baufl.(Gebäude) * 5828 Neustiftg. 2 ************************************* A2 ************************************** 4 a 3778/1996 Urkunde 1995-06-06 Zuschreibung Teilfläche(n) Gst 1863/1 aus EZ 324, Einbeziehung in Gst 123/1 ************************************* B *************************************** 1 ANTEIL: 1/1 Republik Österreich (Bundesgebäudeverwaltung) ADR: Burghauptmannschaft Österreich Hofburg-Schweizerhof 1010 a 1500/1961 Kaufvertrag 1960-03-28 Eigentumsrecht ************************************* C *************************************** 1 a 1500/1961 VORKAUFSRECHT gem Par 10 Kaufvertrag 1960-03-28 für Volksrepublik Ungarn 2 a 3778/1996 DIENSTBARKEIT an Gst 123/1, beschränkt auf Teilstück 5 gem Vertrag 1995-06-06 Pkt 1 für Stadt Wien (Wasserwerke) ************************************ ENDE ************************************* April 2007 10
Geschichte • Kataster: – Der Kataster in Österreich wurde zwischen 1817 und 1848 angelegt. – Seither wurde teilweise systematisch oder anlassbezogen (Teilung von Grundstücken) neu vermessen. – Die Führung des Katasters wurde von 1979 bis 1986 auf Informationstechnik umgestellt. – Die Katastralmappe (damit auch die Grundbuchsmappe) wird seit einigen Jahren als DKM2) elektronisch geführt und kann im Internet eingesehen werden. 2) Digitale Katastralmappe April 2007 11
Geschichte • Grundbuch: – Der Eintragungsgrundsatz wurde bereits 1812 im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) festgelegt. – Grundbücher moderner Art wurden in Österreich um 1870 bei den Bezirksgerichten eingerichtet. – Von 1981 bis 1992 wurden die ledergebundenen Folianten in ein Datenbanksystem übertragen und die Führung des Grundbuchs auf Informationstechnik umgestellt. April 2007 12
Workflow - typisch 1. Vor dem Grundbuchsverfahren: • Die Parteien einigen sich über Objekt und Preis. • Ein schriftlicher Vertrag wird aufgesetzt (meistens mit Hilfe eines Notars oder Rechtsanwalts). • Die Unterschriften der Parteien auf dem Vertrag werden beglaubigt (beim Notar oder bei Gericht). • Der Vertrag wird den Finanzbehörden zur Bestimmung der Grunderwerbssteuer angezeigt. • Im Fall eines bäuerlichen Gutes oder wenn der Käufer Ausländer ist: Einholung einer Genehmigung bei der Agrarbehörde. • Antrag beim zuständigen Gericht samt Unterlagen April 2007 13
Workflow - typisch 2. In der Einlaufstelle des Gerichts: – Antrag wird mit Eingangsstampiglie versehen, die Datum und Uhrzeit enthält,. 3. In der Grundbuchskanzlei: – Der Antrag wird hinsichtlich seiner Metadaten im "Tagebuch" (elektronisch geführtes Aktenprotokoll) erfasst. – Damit vergibt das System eine Aktenzahl, die sogenannte Tagebuchzahl (TZ) und setzt im Grundbuch die Plombe. – Der Antrag und alle Unterlagen werden mit der TZ versehen. – Der so gebildete Akt wird dem Rechtspfleger vorgelegt. April 2007 14
Workflow - typisch 4. Rechtspfleger/in: – prüft Buchstand, Antrag und Unterlagen; – wenn alles ok, • erfasst er/sie die Änderungen am Bildschirm • unterschreibt im Akt und • entfernt die Plombe - damit ist die Änderung im Grundbuch vollzogen und unveränderbar! April 2007 15
Workflow - typisch 5. Grundbuchskanzlei: – fertigt die Beschlüsse aus, – berechnet die Gebühren, – sendet Beschluss an • alle, in deren bücherliche Rechte eingegriffen wird (mit "Rückschein" *) ), • Antragsteller, • Wohnsitzfinanzamt, • Gemeinde – legt Urkunden, die die Basis für die Eintragung waren, in die Urkundensammlung *) postalische Empfangsbestätigung April 2007 16
Technik • Grundbuch und Kataster sind in einer gemeinsamen Datenbank gespeichert = "Grundstücksdatenbank". • Gericht und Vermessungsamt ändern im Rahmen ihrer Zuständigkeit den Inhalt dieser Datenbank. • Die Datenbank ist für alle Gerichte und Vermessungsämter im "Bundesrechenzentrum" zentral installiert. • Gerichte und Vermessungsämter sind über ein Netzwerk angeschlossen und • verwenden Personal Computer als "Terminals". • Die Leitungen sind sicher (geschlossenes Netzwerk). April 2007 17
BG Feldkirchen 723 BG Murau 652 JA Klagenfurt BG Klagenfurt LG Klagenfurt Schulung Klagenfurt STA Klagenfurt 726 721 729 991 726 BG Rattenberg 831 Schulung Feldkirch LG Feldkirch STA Feldkirch JA Feldkirch BG Deutschlandsberg 995 929 928 926 BG Liesing LG Arbeits- und Sozialgericht Wien JA Wien Simmering JA Wien Josefstadt JA Wien Mittersteig 610 018 021 034 047 055 BG Eisenkappel 762 BMJ BG Reutte 000 BG Sankt Veit an der Glan BG Völkermarkt 860 740 761 BG Kufstein BG Weiz 830 BG Josefstadt 682 BG Hall In Tirol Schulung Kitzbühel BG Kitzbühel 028 810 988 821 BG Ferlach 720 BG Hermagor BG Wien Favoriten JA Wien Favoriten 750 BG Eibiswald 011 053 KLAGENFURT BG Jennersdorf 611 BG Pottenstein 311 BG Bruck an der Mur 043 600 BG Judenburg BG Montafon 650 901 BG Kindberg BG Landeck 602 840 BG Spital an der Drau INNERE STADT 730 OLG Wien Einbringungsstelle 009 BG Wolfsberg LG Innsbruck BG Hernals 770 818 014 BG Frohnleiten 630 JA Innsbruck BG Villach 815 752 Schulung Innsbruck 989 BG Innsbruck 811 OLG Oberlandesgericht Wien OGH Obersten Gerichtshof GP GeneralprokuraturLG für Zivilrechtssachen Wien OSTA Wien BG Stainz 009 002 039 003 038 612 BG Schwaz OLG Wien Bellariastrasse 870 009 BG Bleiburg 760 STA Innsbruck BG Fürstenfeld BG Bad Radkersburg BG Hopfgarten 816 622 663 820 BG Innere Stadt Schulung Riemergasse OLG Oberlandesgericht WienSchulung LG Wien LG für Strafsachen Wien STA Wien 001 981 009 984 046 037 BG Feldbach 620 INNSBRUCK BG Telfs OLG Innsbruck 813 819 BG Voitsberg BG Wildon OLG Wien Bellariastrasse Buchhaltung PIS 633 GRAZ 664 OSTA Innsbruck 009 817 BG Zell am Ziller 871 LG Handelsgericht Wien BG für Handelssachen Wien BG Leibnitz 007 008 660 BG Neumarkt in der Steiermark 653 BG Silz BG Bregenz 801 STA Graz JA Graz Jakobi LG Graz BG Dornbirn BG Bludenz 911 635 623 637 920 900 BG Radstadt 553 BG Imst BG Birkfeld 800 680 BG Feldkirch 921 BG Innsbruck Europahaus 811 BG Oberwölz BG Schladming OLG Graz Einbringungsstelle 655 676 639 JA Graz-Karlau BG Bezau 625 BG Mureck BG Knittelfeld 910 BG Döbling BG Jugendgerichtshof JA Wien Erdberg LG Jugendgericht Wien STA JGH Wien 662 651 BG Thalgau 015 006 035 005 036 566 BG St. Johann im Pongau 551 BG Graz LG Leoben BG Leoben 634 609 603 Bg Mittersill BG Werfen 570 BG Abtenau 555 560 BG Hietzing BG Gleisdorf 012 681 BG Floridsdorf BG Korneuburg JA Korneuburg STA Korneuburg LG Korneuburg 016 110 117 118 119 BG Saalfelden STA Salzburg BG Jugendgericht Graz LG Leoben JA Leoben STA Leoben 571 568 632 609 606 608 BG Zell am See 573 BG Eisenstadt JA Eisenstadt STA Eisenstadt LG Eisenstadt 300 307 308 309 JA Salzburg 207 BG Rottenmann BG Tamsweg 675 580 LG Graz BG Zivilrechtssachen OLG Graz OSTA Graz Schulung Graz 638 631 639 636 990 BG Klosterneuburg 017 BG Irdning LG Salzburg 673 569 BG Donaustadt SALZBURG 027 BG Eisenerz 601 BG Purkersdorf BG Bruck an der Leitha 019 050 BG Salzburg 565 BG Oberwart BG Lienz 340 850 BG Hainburg an der Donau 051 BG Taxenbach Schulung Gastein BG Gastein 572 987 550 BG St. Gilgen BG Matrei in Osttirol 561 851 DONAUSTADT BG Bad Aussee BG Hallein 670 Justizschule Schwechat BG Schwechat BG Gröbming 562 983 052 672 BG Neumarkt 563 BG Operpullendorf 330 BG Oberndorf Token Ring CNJ 564 BG Liezen BG Gänserndorf 671 060 BG Zistersdorf 061 BG Neusiedl am See 320 BG Ried JA Ried LG Ried STA Ried BG Güssing 461 467 469 468 310 BG Retz BG Groß-Enzersdorf 181 062 BG Laa an der Thaya 130 BG Poysdorf BG Grünburg 151 490 BG Mauerhofen 402 JA Garsten BG Wildshut BG Pregarten BG Mattersburg 496 403 411 301 BG Stockerau 111 BG Wolkersdorf BG Vöklamarkt 152 503 BG Mistelbach BG Hollabrunn BG Braunau am Inn 150 090 400 JA Suben 466 BG Freistadt 410 BG Wels 512 JA Steyr 495 BG Obernberg am Inn BG Mattighofen 460 401 BG Unterweißenbach BG Bad Ischl 412 420 BG Aigen 470 BG Neufelden BG Engelhartszell 472 480 BG Lembach 471 BG Haag JA Stein 031 131 BG Gmunden JA St. Pölten 421 196 BG Schärding 482 BG Waidhofen an der Ybbs 033 BG Santkt Peter in der Au BG Amstetten BG Meidling BG Aspang 032 030 081 230 JA Hirtenberg LINZ 226 BG Steyr LG Steyr STA Steyr JA Göllersdorf 492 499 498 115 Schulung Linz BG Urfahr-Umgebung BG Linz-Land LG Linz OLG Oberlandesgericht Linz STA Linz OSTA Linz JA Linz BG Linz BG St.Pölten LG St. Pölten STA St. Pölten 986 456 453 458 459 449 457 446 452 192 199 198 BG Fünfhaus 013 BG Horn BG Gmünd in NÖ 100 070 JA Sonnberg 116 BG Lambach 511 JA Schwarzau JA Schwarzau Gutshof 235 236 BG Rohrbach 473 BG Eggenburg 101 JA Gerasdorf 225 BG Wiener Neustadt JA Wiener Neustadt LG Wiener Neustadt 234 237 239 BG Linz Graben 452 BG Raab 481 JA Krems BG Krems LG Krems STA Krems 127 121 121 128 FÜNFHAUS BG Langenlois 122 BG Ebreichsdorf ST. PÖLTEN 041 BG Neunkirchen BG Grein 233 430 BG Mariazell 604 BG Neuhofen 455 BG Mank 140 BG Baden 040 BG Perg Justizschule Unterpenzing 432 BG Mauthausen BG Melk BG Weyer 994 431 141 493 BG Linz AWQ BG Leonfeld BG Zwettl 452 454 BG Eferding 243 450 BG Mödling JA Wels 161 517 BG Ybbs BG Hainfeld 144 190 BG Waidhofen an der Thaya STA Wr. Neustadt BG Herzogenburg 211 238 191 BG Scheibbs BG Windischgarsten BG Neulengbach 220 494 BG Frankenmarkt 197 BG Enns 500 LG Wels 451 BG Mürzzuschlag 519 605 BG Kirchberg am Wagram 200 BG Peuerbach BG Kremsmünster 442 510 BG Gloggnitz 231 BG Haag BG Lilienfeld BG Hartberg LG für Strafsachen Wien 441 193 640 046 BG Linz 452 STA Wels BG Schwanenstadt 518 BG Kirchdorf an der Krems 502 BG Tulln 491 BG Grieskirchen 201 440 BG Mondsee 501 April 2007 18
Vorteile der zentralen Lösung: • Keine Insellösungen an den einzelnen Standorten, • die jeweils einen kompletten Rechenzentrumsbetrieb benötigen würden. • Bei zentralem Betrieb kann die professionelle Betreuung sichergestellt und • damit Datenverlust vermieden werden. • Außerdem kann es nicht so leicht vorkommen, dass Rechts- pfleger und Administrator betrügerisch zusammenarbeiten. • Einheitlichkeit der Lösung ist gewährleistet, • Änderungen im System müssen nur einmal zentral durchgeführt werden. April 2007 19
Weitere Sicherheitsvorkehrungen: • Zutrittskontrolle zum Terminal, • Zugangskontrolle (login) zur Grundbuchsapplikation, • Protokollierung des Datenverkehrs zwischen Terminal und zentraler Applikation, ergänzt um die Daten der Person, die sich eingeloggt hat, und um einen Timestamp, • Datensicherung und -archivierung, • "Löschen" von Eintragungen im Grundbuch (zB alter Eigentümer wird durch neuen Eigentümer ersetzt) darf nie physisches Löschen bedeuten: In Österreich werden die gelöschten Daten in ein eigenes Verzeichnis gestellt und bleiben dort abfragbar. April 2007 20
Rahmenbedingungen: • Ausreichende Gehälter der Mitarbeiter • Gute Schulung der Mitarbeiter • Ordentlich ausgestattete Arbeitsplätze • Zuverlässige Verfahren bei Beglaubigung der Unterschriften • Bestmögliche Identifizierung von Personen (Österreich: Eigentümer über Name und Geburtsdatum) • Seriöse Notare, die bei Vertragserrichtung beide Parteien korrekt beraten. April 2007 21
1. Eintragungsgrundsatz • Die Erwerbung, Übertragung, Beschränkung und Aufhebung der bücherlichen Rechte wird nur durch die Eintragung ins Grundbuch bewirkt. • Ausnahmen: – Universalsukzession (Erbgang, Verschmelzung) – Zwangsversteigerung (Erwerb durch Zuschlag) – Enteignung (Erwerb zB mit Erlag der Entschädigungs- summe) – Ersitzung (Gutgläubigkeit, 30/40 Jahre Zeitablauf) – Gutgläubige Bauführung auf fremdem Grund gegen schlechtgläubigen Eigentümer April 2007 22
2. Publizitätsgrundsatz • formell (Öffentlichskeitsgrundsatz): Das Grundbuch ist öffentlich; jedermann kann Einsicht nehmen. • materiell (Vertrauensgrundsatz): Geschützt wird, wer im Vertrauen auf das Buch erwirbt - im Vertrauen darauf, dass • die Eintragungen richtig sind (positive Seite) bzw. • es keine nicht eingetragenen Rechte gibt (negative Seite). April 2007 23
3. Antragsprinzip • Eintragungen erfolgen nicht von Amtswegen, sondern nur auf Antrag - aber – unzulässige oder gegenstandslose Eintragungen sind von Amtwegen zu löschen; – erfährt das Gericht von Vermessungsbehörde, Verlassenschaftsgericht oder Exekutionsgericht, dass die Verbücherung des Eigentums unterblieben ist, hat es auf Ordnung zu dringen; im Falle der Verlassen- schaftsabhandlung die Eintragung von Amtswegen zu bewirken. • Das Grundbuchsgericht darf daher nicht mehr bewilligen als begehrt wurde (weniger schon: Teilstattgebung) April 2007 24
4. Legalitätsprinzip • Das Gericht hat das Recht und die Pflicht, Antrag und Beilagen zu prüfen: – ob in Ansehung der Liegenschaft oder des Rechts kein Hindernis gegen die begehrte Eintragung hervorgeht (Vormann); – ob kein gegründetes Bedenken besteht gegen die persönliche Fähigkeit der bei der Eintragung Beteiligten zur Verfügung oder gegen die Befugnis der Antragssteller zum Einschreiten; – ob das Begehren durch den Inhalt der beigebrachten Urkunden begründet erscheint (Gültigkeit des Titels). • Das Gericht hat sich dabei auf die Aktenlage (Grundbuchsstand und vorgelegte Urkunden) zu beschränken. April 2007 25
5. Rangprinzip • Die Rangordnung einer Eintragung richtet sich nach dem Zeitpunkt, in dem die Eingabe beim Grundbuchsgericht eingelangt ist. – Bei widerstreitenden Gesuchen ist das spätere abzuweisen. – Besondere Bedeutung für das Pfand: Befriedigung der Pfandgläubiger bei zwangsweiser Versteigerung richtet sich nach der Reihenfolge des Ranges, wenn der Erlös der Versteigerung nicht zur Befriedigung aller Gläubiger ausreicht. • Ausnahmen: Vorzugspfandrecht, nur ausnahmsweise; abgesichert durch Anmerkung, die warnt. April 2007 26
6. Spezialitätsgrundsatz • Das Sachenrecht kennt grundsätzlich keine Universalsukzession; es können daher Sachenrechte nur an bestimmten Einzelsachen erworben werden, – hinsichtlich Grund und Boden daher nur an allen Grundstücken der Liegenschaft; – sollte nur ein Teil der Liegenschaft verkauft oder belastet werden, müssen zuvor die bestimmten Teile in eine neue Liegenschaft übertragen werden. • Objekt und Inhalt der Eintragung müssen wie die Eintragung selbst genau bestimmt sein. April 2007 27
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