COVID-19: Impact der Impfungen auf die Pandemie - was können wir erwarten, was kann uns behindern, wann "haben wir's geschafft"? - infektiologie.co.at
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COVID-19: Impact der Impfungen auf die Pandemie was können wir erwarten, was kann uns behindern, wann „haben wir‘s geschafft“? H.Kollaritsch, Wien
Conflict of interest Ich bin seit Pandemiebeginn als Mitglied des Beraterstabes des BM f. Gesundheit, für die Initiative „Österreich impft“ und sporadisch für das Bundeskanzleramt mit einem Gesamtaufwand bis dato von etwa 900 Arbeitsstunden unentgeltlich und ehrenamtlich tätig Damit ich mir das leisten kann habe ich • Vortragshonorare von Valneva, Ärztekammer, Apothekerkammer, Medicaldialogue, Teamworx, Grünes Kreuz, Novartis und Roche erhalten • Aufwandsabgeltungen für die Tätigkeit als „data safety monitoring board“ Vorsitzender/Mitglied in 3 Impfstudien bekommen Es leiten sich daraus keine Interessenskonflikte ab H.Kollaritsch, Wien
Impfstoffeffekte Direkte Effekte: Ø Schutz vor Erkrankung Ø Schutz vor schwerer Erkrankung Ø (Schutz vor Infektion) IN KLINISCHEN STUDIEN MEIST VOR ZULASSUNG ERFASST Indirekte Effekte: Ø Reduzierung der Infektiosität Ø Schutz dritter vor Infektion ERST IN DER FELDANWENDUNG ERKENNBAR Lipsitch&Dean, Sciencemag.2021 H.Kollaritsch, Wien
Caveats: Impfeffekte und andere Faktoren Der Impfintervention primär zugeschriebene Erfolge können durch andere Faktoren deutlich gebiast werden ØReisebeschränkungen ØLockdown-Status (unterstützend für NPI) ØStringenz begleitender NPI-Maßnahmen ØTestprogramme zur frühzeitigen Infektionserkennung, TTI Ø„Saisonalität“ des SARS-CoV-2: könnte bis zu 42% des Reduktionseffektes ausmachen (Gavenciak et al., https://doi.org/10.1101/2021.06.10.21258647) • Rückgang der Neuinfektionen muss im Kontext des gesamten Maßnahmenpakets berücksichtigt werden • Belastbarkeit der Durchimpfung erst erkennbar, wenn flankierende Maßnahmen zurückgefahren werden H.Kollaritsch, Wien
Pfizer/Biontech: Field effectiveness: Israel (Dagan et al., NEJM) • Israel: Impfprogramm 20.12.2020-1.2.2021; Pfizer Biontech Vakzine • Matched control Studie mit 596.618 Personen/Gruppe (ungeimpft/geimpft) • Schutzaufbau, Schutz gegen Infektionen, Schwere der Erkrankung, Tod. H.Kollaritsch, Wien
Ct-Werte bei Geimpften (Pfizer/Biontech-Israel) Geimpfte zeigen 3-4 fach reduzierte Viruslast, wenn sie 12-28 Tage nach Erstimpfung infiziert werden! Reduzierte Viruslast bei Geimpften nach 12 Tagen nach der Impfung: Mittlere Ct-Werte des RdRp-Gens nach der ersten Impfdosis. Quelle: Levine-Tiefenbrun et al. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.02.06.21251283v1 H.Kollaritsch, Wien
Impact und Effektivität Pfizer/Biontech/Israel • Real world effectiveness der Impfkampagne in Israel 24.1.-3.4.2021 an Hand der nationalen surveillance Daten: • 6,538.911 Personen, 4,714.932 (72,1%) geimpft • Zahl der SARS-CoV-2 Fälle, Schwere, Todesfälle (auf 100.000 Personen-Tage) • Impfuptake ab dem 16.Lebensjahr; Kriterium: 2 Impfungen H.Kollaritsch, Wien Haas et al, Lancet 2021
Impact und Effektivität Pfizer/Biontech/Israel: tägliche Zahl bestätigter SARS-CoV-2 Fälle H.Kollaritsch, Wien Haas et al, Lancet 2021
AZ 1222: Real World Schottland – Reduktion der Hospitalisierungen insgesamt • Eine einmalige Verabreichung der Impfstoffe BNT162b2 mRNA und ChAdOx1 führte in Schottland zu einer deutlichen Verringerung des Risikos einer COVID-19-bedingten Hospitalisierung. • Die Effektivität stieg mit der Zeit nach der Impfung an und erreichte den Höhepunkt 28 bis 34 Tage nach der 1. Dosis H.Kollaritsch, Wien Vasileiou et al., Effectiveness of First Dose of COVID-19 Vaccines Against Hospital Admissions in Scotland: National Prospective Cohort Study of 5.4 Million People. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=3789264 (letzter Zugriff 23.2.2021)
AZ: Phase III – Viruslast (Ct-Werte) nach Impfung bei B.1.1.7 Variante • Die Viruslast von B.1.1.7 (Ct-Werte) bei geimpften Teilnehmern war geringer als bei der Kontrollgruppe • Viruslast bei geimpften Teilnehmern von B.1.1.7 war höher als im Vergleich zu nicht B.1.1.7 Varianten • Die Anzahl der positiven Wochen bei Fällen war gleich zwischen B.1.1.7 Variante und nicht-B.1.1.7-Variante B1.1.7 nicht-B1.1.7 B1.1.7 nicht-B1.1.7 H.Kollaritsch, Wien Emary K et al. Efficacy of ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) Vaccine Against SARS-CoV-2 VOC 202012/01 (B.1.1.7)Vaccine The Lancet. 2021.
Kumulative positiv-Testrate geimpft vs. ungeimpft; NorthWestLondon Ø 2 Mio geimpfte Personen für 60 Tage p.v. nachbeobachtet (Jan-März 2021) im Vergleich mit ungeimpfter Population Ø B.1.1.7 dominant Ø 1x AZ und Pfizer/Biontech geimpft Ø 1x wöchentlich Tests Ø 28 Tage nach Impfung im VGL zu ungeimpften Personen: Ø 74% Reduktion pos.Tests nach AZ Ø 78% Reduktion pos.Tests nach Pfizer Ø 0,01% der Geimpften hospitalisiert Ø Effekt bis 60 Tage nach Erstimpfung anhaltend (Beobachtungsperiode) Glampson et al, preprint: H.Kollaritsch, Wien
Auswirkung der Impfung auf SARS-CoV-2 Fälle in der Bevölkerung Kohortenstudie: 373.402 Teilnehmer, 1,610.562 PCR-Tests; 1.Dez.-3.April, UK Impfung: 1 Dosis AZ oder 2 Dosen Pfizer Infektionen: • 65% Reduktion ≥21 Tage nach 1. Impfung • 70% Reduktion nach 2.Impfung • Fälle mit Ct< 30 um 88% nach Impfung reduziert • Symptomatische Infektionen um 90% reduziert • B.1.1.7 dominant, kein Unterschied zu Wuhan • Kein Unterschied zwischen Genesenen und Geimpften • Kein Unterschied nach Alter • Kein Unterschied zw. AZ und Pfizer Conclusio: • Deutliche Infektionsreduktion bei Geimpften, starker Hinweis auf reduzierte Transmission durch Geimpfte Pritchard et al, medRxiv preprint doi: https://doi.org/10.1101/2021.04.22.21255913, 23.4.2021 H.Kollaritsch, Wien
Public Health England: Effectiveness der Impfungen PHE vaccine surveillance report week 20 H.Kollaritsch, Wien
Impact spezielle Gruppen/settings H.Kollaritsch, Wien
Feldeffektivität der Impfung bei HCW in Kalifornien: Moderna mRNA-1273 H.Kollaritsch, Wien Keehner et al, NEJM 2021
Real World Schottland - Transmission • Eine Studie in Schottland ermittelte vom 8. Dezember 2020 bis zum 3. März 2021 COVID-19-Fälle und Krankenhausaufenthalte bei ungeimpften Haushaltsmitgliedern von geimpftem und ungeimpftem Gesundheitspersonal Schottland Real World Study N=~5.400.000 Mitarbeiter des Gesundheitswesens (n=144.525) Alter: 44.4±11.4 Jahre 78.3% ♂ 21.2% ♀ 78.8% 20.9% Haushaltsmitglieder (n=192.362) Alter: 31.1±20.9 Jahre ♂ 62.5% ♀ 37.5% 44.4±11.4 V Shah, A.S., et al., Effect of vaccination on transmission of COVID-19: an observational study in healthcare workers and their households. 2021: p. 2021.03.11.21253275.
Vaccination of HCWs was associated with a substantial reduction in COVID-19 cases in the household members: First evidence of decrease in onward transmission from vaccination Data from Scotland shows a 30% lower risk of documented cases of COVID-19 in the household members of vaccinated HCWs compared to unvaccinated HCWs (HR 0.70 [95% CI: 0.63, 0.78] ≥14 days after the cohabiting HCW received the first dose of the vaccine) • Risk of COVID-19-related hospitalization of household members was also reduced by 23% (HR 0.77 [95% CI: 0.53, 1.10]) Transmissionsreduzierender Effekt bereinigt um die nicht There was 55% reduced risk of COVID-19 among vaccinated HCWs ≥14 days after the first dose (HR 0.45 über HCW-Kontakt erworbenen Infektionen vermutlich [0.42, 0.49]) • Risk of hospitalization was reduced by 84% after the first dose (HR 0.16 [95% CI: 0.09, 0.27]) höher (rd. 60% bereits nach 1.Impfung!) Risk of COVID-19 was further decreased ≥14 days after the second dose: • 54% reduction in household contacts (HR 0.46 [95% CI: 0.30, 0.70]) • 92% reduction in HCWs (HR 0.08 [95% CI: 0.04, 0.17]), with no hospitalizations documented in those who received the second dose CI = confidence interval; COVID-19 = coronavirus disease 2019; HCW = healthcare worker; HR = hazard ratio. Shah ASV et al. Preprint published online. medRxiv. 2021.
Einfluss der Impfung auf Haushaltstransmission nach Abstand zur Impfung H.Kollaritsch, Wien Harris et al, PHE, preprint
VE gegen Infektion (HCW, first responders frontline workers USA): mRNA Impfstoffe H.Kollaritsch, Wien
Zusammengefasst… H.Kollaritsch, Wien
Impact der Impfungen auf asymptomatische Infektionen H.Kollaritsch, Wien EpiBull 19/21; RKI
Conclusio • Die Impfungen wirken ØIndividuell krankheitsverhütend zu etwa 90% Øim Kollektiv infektionsmindernd zu etwa 70% ØDer Rückgang der Infektionszahlen ist proportional der Durchimpfung, Øallerdings mit ca. 3-4 Wochen Verzögerung (Einsetzen der Wirkung!) vCAVE: begleitende NPI- Maßnahmen und saisonaler Effekt lässt sich nicht „herausrechnen“: Trennung des reinen Impfeffektes vom „Gesamtpaket“ inkl. NPI kaum möglich ØViele Studien wurden bei Dominanz anderer Varianten durchgeführt – Gültigkeit bei neuen VOC? • Nach wie vor fehlen Daten zur Immunitätsdauer H.Kollaritsch, Wien
Was kann uns behindern? Mutationen Impfskepsis Sorglosigkeit H.Kollaritsch, Wien
Impfskepsis H.Kollaritsch, Wien
ECDC: Einteilung der Impfskeptiker H.Kollaritsch, Wien
Ablehnung von Impfungen in verschiedenen Ländern (gleiche Impfstoffe!) Impfskepsis ist dominant ein emotionales Problem! Rationale Gründe spielen selten eine Rolle und mediale Berichterstattung führt sehr oft zur Risikoverzerrung. H.Kollaritsch, Wien
Impfakzeptanz weltweit stark unterschiedlich, in Europa bestenfalls bei 70% („uncertain if willing“ oder „not willing““), mit starken Unterschieden nach Alter. Akzeptanz insgesamt: stagnierend bis steigend. H.Kollaritsch, Wien
Bedeutung der Impfskepsis/Ablehnung Individuell: • Impfunwillige haben auf mittelfristige Sicht eine hohe Wahrscheinlichkeit, durch eine natürliche Infektion „immunisiert“ zu werden. Mit entsprechender Krankheitslast und Sterblichkeit Ø Diese Wahrscheinlichkeit wird nur langsam abnehmen (das Virus bleibt!) und ist abhängig von der Zahl der Impfunwilligen Ø Zusätzlich kann die Situation durch infektiösere VOC‘s (Delta-Variante!!!) belastet werden Ø Impfunwillige werden langfristig mit Fortführung der NPI‘s rechnen müssen Ø Diese Tatsachen sollten auch kommuniziert werden! Kollektiv: • Je höher der Prozentsatz der Impfverweigerer, desto fragiler bleibt die epidemiologische Situation Ø Desto gefährdeter bleiben nicht impfbare oder schlecht immunisierbare Personen Ø Desto eher und länger sind fokale Ausbrüche („superspreader“) möglich, auch durch Lockerung im Bereich physische Distanzierung, Masken, Tests usw. Ø Desto höher bleibt die Wahrscheinlichkeit für (Regional-)lockdowns Ø Desto höher wird der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden Ø Desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Entstehens und der Ausbreitung neuer VOC‘s Mit zunehmender Abdeckung der Impfwilligen gewinnt die Impfskepsis größere Bedeutung für die Erreichung einer hohen Durchimpfungsrate! H.Kollaritsch, Wien
Mutationen H.Kollaritsch, Wien
Variantenentstehung bei SARS-CoV-2 H.Kollaritsch, Wien Quelle: M.Redlberger-Fritz
Variants of Concern (VOC) H.Kollaritsch, Wien Krause et al, NEJM 2021
Mutationswahrscheinlichkeit hängt von Infektionszahlen ab H.Kollaritsch, Wien Thompson et al, LID, 2021
Variants of Concern (VOC) H.Kollaritsch, Wien www.nextstrain.org (Zugriff 20.6.2021)
Variants of Concern (VOC) B.1.1.7 B.1.351 H.Kollaritsch, Wien Quelle: ECDC
Variants of Concern (VOC) P.1 B.1.617 H.Kollaritsch, Wien Quelle: ECDC
Anteil an Varianten PCR-bestätigt oder Sequenzierung bestätigt - Österreich über den Zeitverlauf (Datenstand 16.06.2021) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 94,21% 90,87% 92,03% 92,07% 91,99% 90,22% 85,43% 40% 78,16% 80,83% 79,73% 81,30% 73,43% 74,24% 76,14% 71,86% 30% 20% 10% 0% KW09 KW10 KW11 KW12 KW13 KW14 KW15 KW16 KW17 KW18 KW19 KW20 KW21 KW22 KW23 B.1.1.7 PCR-bestätigt oder Sequenzierung b estätigt B.1.1.7+E484K PCR-bestätigt oder Sequenzierung bestätigt B.1.351 PCR-bestätigt oder Sequenzierung bestätigt P.1 PCR-bestätigt oder Sequenzierung bestätigt B.1.617.1 oder 3 PCR-bestätigt oder Sequenz ierung bestätigt B.1.617.2 PCR-bestätigt oder Sequenzierung bestätigt B.1.617 nicht weiter differenziert Variantenverdach t Wildtyp Quelle: AGES Covid-19, Varianten Surveillance Bericht; Grundgesamtheit: PCR-Screenings auf Mutationen; Berechnung BMSGPK
Übersicht klinischer Effektivitätsdaten zu unterschiedliche Varianten Die Effektivitätszahlen stammen aus unterschiedlichen Studien mit unterschiedlichen Endpunkten. Virusvariante Johnson&Johnson1,11 Novavax2,10 AstraZeneca3-5,9 Pfizer/Biontech6,9,10 Moderna7 Wildtyp 66%/86% 89%/100% 81% 95% 94% Reduziert Faktor 1,2 50% (first dose) Reduziert Faktor 1,8 B.1.1.7 (ALPHA) 86% 66%-74.6% (in vitro) 93% (second dose) (in vitro) Reduziert Faktor 8,6 B1.351 (BETA) 57%/85% 60% 10% 75% (in vitro) Reduziert Faktor 3,3 Reduziert Faktor 6,7 Reduziert Faktor 4,5 P.1 (GAMMA) No Data No Data (in vitro) (in vitro) (in vitro) No Data 33% (first dose) 33% (first dose) B.1.617.2 (DELTA) No Data No Data (similar to BNT?) 60% (second dose) 88% (second dose) 1. Johnson & Johnson Announces Single-Shot Janssen COVID-19 Vaccine Candidate Met Primary Endpoints in Interim Analysis of its Phase 3 ENSEMBLE Trial. 2021. (Accessed 02 February, 2021, at https://www.jnj.com/johnson-johnson-announces-single-shot- janssen-covid-19-vaccine- candidate-met-primary-endpoints-in-interim-analysis-of-its-phase-3-ensemble-trial. 2. Novavax COVID-19 Vaccine Demonstrates 89.3% Efficacy in UK Phase 3 Trial. 2021. (Accessed 02 February, 2021, at https://ir.novavax.com/news-releases/news-release- details/novavax-covid-19-vaccine-demonstrates-893-efficacy-uk-phase-3. 3. Voysey, M., et al., Single-dose administration and the influence of the timing of the booster dose on immunogenicity and efficacy of ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) vaccine: a pooled analysis of four randomised trials. The Lancet. 4. Emary K et al. Efficacy of ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) Vaccine Against SARS-CoV-2 VOC 202012/01 (B.1.1.7)Vaccine The Lancet. 2021. 5. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.02.10.21251247v1.full-text (letzter Zugriff 16.2.2021) 6. Polack, F.P., et al., Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. 2020. 383(27): p. 2603-2615. 7. Baden, L.R., et al., Efficacy and Safety of the mRNA-1273 SARS-CoV-2 Vaccine. 2020. 384(5): p. 403-416. 8. Oliveira et al, NEJM 9. Bernal et al, ; Public Health England, 23052021 10. CDC 11. Alter et al, Nature
Pfizer/Biontech: neutralisierende Kapazität gegen Varianten Liu et al, Nat.Med.accepted
Effectiveness der COVID-Impfstoffe gegen die Delta-Variante Test-negative Fall-Kontrollstudie Delta (B1.617.2) versus UK-Variante (B.1.1.7) H.Kollaritsch, Wien Bernal et al, preprint PHE
Variant SARS-CoV-2 vaccines: Lösung für Mutationsproblematik? H.Kollaritsch, Wien
…haben wir‘s geschafft? Wann erreichen wir eine robuste und stabile epidemiologische Lage? H.Kollaritsch, Wien
Was bedeutet „stabil“ und was nicht? „Stabil“ bedeutet: • Die Zahl der Neuinfektionen ist durch TTI gut erfassbar und überblickbar • Die Ausbreitungsdynamik ist auf nationaler Ebene gestoppt, es kommt zu keiner flächendeckenden unkontrollierten exponentiellen Ausbreitung mehr • Das Gesundheitssystem kann die Zahl neuer Hospitalisierungen managen „Stabil“ bedeutet NICHT: • Die Gefährdung des einzelnen Nichtimmunen tendiert gegen Null (kollektive Immunität) • Cluster und kleinere Ausbrüche treten nicht mehr auf • Neue Virusvarianten können sich nicht mehr ausbreiten • Schwere Erkrankungen und Todesfälle sind Geschichte H.Kollaritsch, Wien
Impf-Situation Österreich H.Kollaritsch, Wien
0 5 10 15 20 25 12.28.2020 12.30.2020 1.1.2021 1.3.2021 1.5.2021 1.7.2021 1.9.2021 1.11.2021 1.13.2021 1.15.2021 1.17.2021 1.19.2021 1.21.2021 1.23.2021 Quelle: ELGA e-Impfpass, Statistik Austria 2020, Berechnungen BMSGPK 1.25.2021 1.27.2021 1.29.2021 1.31.2021 2.2.2021 2.4.2021 2.6.2021 2.8.2021 2.10.2021 2.12.2021 2.14.2021 2.16.2021 mind. teilimmunisiert 2.18.2021 2.20.2021 2.22.2021 2.24.2021 2.26.2021 2.28.2021 3.2.2021 (Stand 20.04.2021) 3.4.2021 3.6.2021 3.8.2021 3.10.2021 3.12.2021 vollimmunisiert 3.14.2021 3.16.2021 3.18.2021 3.20.2021 3.22.2021 3.24.2021 3.26.2021 Österreich pro 100 EW (ab 16 Jahren) im Zeitverlauf 3.28.2021 3.30.2021 4.1.2021 4.3.2021 4.5.2021 Anteil mind. teilimmunisierter und vollimmunisierter Personen in 4.7.2021 4.9.2021 4.11.2021 4.13.2021 4.15.2021 4.17.2021 4.19.2021 23,73 9,63
Anteil der teilimmunisierten Personen in % nach Altersgruppe und Bundesland (Stand 27.04.2021) Bundesland Österreich Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien 10 bis 14 Jahre 0,02 0,01 0,02 0,01 0,02 0,01 0,02 0,01 0,01 0,01 15 bis 19 Jahre 3,8 2,9 4,65 3,37 3,48 2,94 9 3,86 4,63 4,32 20 bis 24 Jahre 11,41 7,46 12,43 8,86 8,08 7,56 13,86 8,68 10,5 10,08 25 bis 29 Jahre 12,2 9 11,97 9,11 8,63 10,18 15,22 9,29 13,52 11,49 30 bis 34 Jahre 13,01 10,04 13,25 9,38 9,49 10,6 15,99 10,25 14,52 12,28 35 bis 39 Jahre 14,09 12,57 14,99 11,46 11,76 12,4 18,49 12,2 15,57 14 40 bis 44 Jahre 16,64 15,82 17,18 13,83 13,76 14,71 21,43 15,37 17,65 16,37 45 bis 49 Jahre 18,01 17,55 18,46 14,94 15,29 15,42 22,79 17,39 19,24 17,68 50 bis 54 Jahre 19,53 19,42 20,33 16,93 17,34 16,92 25,95 23,34 22,43 20,04 55 bis 59 Jahre 22,1 22,86 23,59 24,26 21,51 19,66 32,04 46,33 26,93 25,23 60 bis 64 Jahre 27,74 33,93 25,52 32,81 23,55 21,33 40,2 61,57 31,08 30,44 65 bis 69 Jahre 56,76 57,85 53,05 54,31 34,89 28,12 61,99 65,47 45,43 48,77 70 bis 74 Jahre 81,74 67,43 68,34 66,91 50,51 63,23 71,4 72,32 53,5 64,17 75 bis 79 Jahre 69,6 61,63 64,81 63,6 62,57 60,22 65,46 66,97 59,81 62,85 80 bis 84 Jahre 88,65 85,7 84,77 83,26 85,36 87,01 86,19 83,59 80,16 84,42 85 bis 89 Jahre 77,97 68,6 67,38 71,01 72,26 75,03 72,78 72,97 60,38 69,62 90 bis 94 Jahre 70,94 65,83 61,84 65,84 67,2 69,31 67,84 69,21 56,16 64,37 95 Jahre und älter 58,71 52,02 49,48 57,07 57,85 63,25 65,25 60,71 49,27 55,3 Quelle: ELGA e-Impfpass, Statistik Austria 2020, Berechnungen BMSGPK Hinweis: Die Farbgebung orientiert sich an den vorhandenen Werten, wobei die niedrigsten Werte dunkelrot und die höchsten Werte dunkelgrün eingefärbt sind.
Datenstand: 25.4.2021 H.Kollaritsch, Wien
Todesfälle gesamt und Todesfälle in Alten- und Pflegeheimen 3.500 97% (Stand 26.04.2021) 3.000 2.500 60% 2.000 48% 47% 1.500 40% 33% 36% 32% 1.000 15% 20% 500 6% 0 April Mai Jun i Juli August September Oktober November Dezember Jänner Februar März April Todesfälle Alten- und Pflegeheime Todesfälle Gesamt Anteil APHs von Gesamt AT Quelle: Dateneinmeldung der Bundesländer an BMI und BMSGPK; Berechnung BMSGPK
Anteil mind. teilimmunisierter und vollimmunisierter Personen in 60,00 Österreich pro 100 EW im Zeitverlauf (Stand 22.06.2021) 50,00 50,30 40,00 30,00 28,38 20,00 10,00 0,00 02 1 21 21 21 02 1 21 21 21 02 1 21 21 21 02 1 02 1 21 21 21 02 1 21 21 21 02 1 21 21 8.2 5.20 2.20 9.20 5.2 2.20 9.20 6.20 5.2 2.20 9.20 6.20 2.2 9.2 6.20 3.20 0.20 7.2 4.20 1.20 8.20 4.2 1.20 8.20 1. 1. 1 1. 2 1. 2 2. 2. 1 2. 1 2. 2 3. 3. 1 3. 1 3. 2 4. 4. 4. 1 4. 2 4. 3 5. 5. 1 5. 2 5. 2 6. 6. 1 6. 1 mind. teilimmunisiert vollimmunisiert Quelle: ELGA e-Impfpass, Statistik Austria 2020, Berechnungen BMSGPK
Anteil der teilimmunisierten Personen in % nach Altersgruppe und Bundesland (Stand 22.06.2021) Österreich Bundesland Bgld Ktn NÖ OÖ Sbg Stmk T Vbg W unter 12 Jahre 0,1 0,0 0,0 0,3 0,1 0,0 0,0 0,0 0,4 0,1 12 bis 15 Jahre 6,4 2,1 2,0 13,5 5,7 3,0 3,2 3,0 19,3 3,5 16 bis 25 Jahre 34,3 31,6 26,1 46,4 31,8 35,8 28,3 32,5 36,1 32,8 26 bis 35 Jahre 41,5 40,3 38,4 49,9 36,6 42,4 35,2 42,2 40,4 43,2 36 bis 45 Jahre 50,8 49,2 51,2 59,5 46,6 52,3 44,0 57,2 54,0 47,5 46 bis 55 Jahre 61,4 64,9 59,7 66,7 58,2 59,8 61,1 64,4 65,6 57,3 56 bis 65 Jahre 73,0 78,6 70,7 76,5 72,1 71,4 73,5 75,0 75,7 68,3 66 bis 75 Jahre 77,4 87,0 77,9 80,2 79,6 76,5 80,4 77,9 78,0 68,3 älter als 75 Jahre 79,6 81,8 78,4 79,6 79,8 80,3 81,2 79,9 79,4 77,6 Quelle: ELGA e-Impfpass, Statistik Austria 2020, Berechnungen BMSGPK Hinweis: Die Farbgebung orientiert sich an den vorhandenen Werten, wobei die niedrigsten Werte dunkelrot und die höchsten Werte dunkelgrün eingefärbt sind.
Anteil der vollimmunisierten Personen in % nach Altersgruppe und Bundesland (Stand 22.06.2021) Österreich Bundesland Bgld Ktn NÖ OÖ Sbg Stmk T Vbg W unter 12 Jahre 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0 0,0 12 bis 15 Jahre 0,3 0,2 0,2 0,3 0,1 0,2 0,2 0,5 0,2 0,3 16 bis 25 Jahre 12,4 14,9 10,8 13,5 9,0 10,9 12,4 16,4 10,3 13,5 26 bis 35 Jahre 17,0 20,3 15,6 17,1 11,7 14,7 17,3 20,6 12,1 20,1 36 bis 45 Jahre 21,7 25,2 22,5 21,1 15,9 21,0 21,1 26,5 20,7 24,6 46 bis 55 Jahre 28,5 30,6 31,6 24,0 25,6 27,3 24,8 32,9 47,4 30,8 56 bis 65 Jahre 43,2 51,3 48,1 29,2 54,0 42,1 34,6 46,5 57,1 47,1 66 bis 75 Jahre 56,2 62,8 59,9 58,2 65,3 56,0 48,2 55,6 65,6 47,8 älter als 75 Jahre 70,6 73,7 70,6 67,6 74,0 70,8 72,3 70,4 73,3 68,4 Quelle: ELGA e-Impfpass, Statistik Austria 2020, Berechnungen BMSGPK Hinweis: Die Farbgebung orientiert sich an den vorhandenen Werten, wobei die niedrigsten Werte dunkelrot und die höchsten Werte dunkelgrün eingefärbt sind.
Datenstand: 14.6.2021
Todesfälle gesamt und Todesfälle in Alten- und Pflegeheimen (Stand 14.06.2021) 3.500 97% 3.000 2.500 60% 2.000 48% 47% 1.500 40% 33% 36% 32% 1.000 15% 20% 500 6% 6% 12% 0 April Mai Jun i Juli August September Oktober November Dezember Jänner Februar März April Mai Jun i Todesfälle Alten- und Pflegeheime Todesfälle Gesamt Anteil APHs von Gesamt AT Quelle: Dateneinmeldung der Bundesländer an BMI und BMSGPK; Berechnung BMSGPK
Wann wird eine stabile, belastbare epidemiologische Situation erreicht? 20.4. 15.5. 15.6. Ø Modellierung: mit 1.4. sind 25% (natürlich oder durch Impfung) immunisiert. Mit 15.5. liegt dieser Wert bei 45%, per 15.6. bei 58% und per 30.6. bei 65% (geimpft: 40%, natürlich immunisiert: 25%) Ø Annahmen: Bis Ende Juni werden etwa 3,5 Mio Menschen immunisiert sein. Ø Trend: Ab dem 15.5. ist ein langsam zunehmender Effekt auf die R(eff) anzunehmen, der unabhängig von der aktuellen Dynamik der Pandemie im Folgemonat rascher ansteigt und bis Anfang Juli eine R(eff) von etwa 0,8 erwarten lässt. H.Kollaritsch, Wien Quelle: N.Popper et al, TU Wien, dexxhelp, dwh
Wann wird eine stabile, belastbare epidemiologische Situation erreicht? Parameter Ergebnisse • B.1.1.7 Variante dominant • Berechnet auf Schutzbeginn ab 3 Wochen • Ro 4.5 nach Erstimpfung • 18% können nicht geimpft werden Bei einer Durchimpfung von (
Impact der Impfungen: Durchimpfungsgrad H.Kollaritsch, Wien
Eine Warnung… 91% in UK H.Kollaritsch, Wien
Mögliche (wahrscheinliche…) Fehler • Günstige momentane Situation verleitet zur Euphorie („ein Komapatient, der erwacht, ist noch nicht gesund!“) • Durchschnitt des Impfgrades bedeutet nicht homogene Durchimpfung: Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Impfgrad sind ausbruchsvulnerabel und behindern einen Herdeneffekt • (zu) rasche Rückkehr zu „business as usual“ provoziert neue Ausbrüche und lässt allgemeine Situation unübersichtlicher werden • Die Impfwilligkeit sinkt: Momentan geringe Infektionszahlen lassen die Bedrohung verblassen, • Die Impfung wird zum „Opfer ihres Erfolges“ • Falsche Einschätzung der VOC‘s, speziell DELTA H.Kollaritsch, Wien
Annäherung an präpandemische Zeiten… NPI‘s müssen den Boden für nachhaltige Reduktion der Neuinfektionen in der Zeit (noch) niedriger Durchimpfung vorbereiten („Polster“ für Übergangszeit) Ø Beibehaltung und Ausbau effektiver Infektionskontrolle bzw. Monitoring, Balancierung des Infektionsgeschehens durch gezielte Einzelmaßnahmen (contact tracing, fokale Impfaktionen, Tests, Kurzzeitbeschränkungen), Ø Flankierend Ausbruchsbekämpfung mit regionalen Quarantänemaßnahmen („Ausreisetests“) Erfolgreiche impfstrategische Maßnahmen als Grundvoraussetzung Ø rasche Durchimpfung der primär impfbereiten Bevölkerung mit 2 Impfungen Ø Parallele Kommunikationskampagne um Impfskeptiker zu motivieren („ohne Impfung nix mit Bella Italia“) Ø Erschließung der Impfung für Jugendliche und Kinder Ø Randgruppenerfassung und Abdeckung derselben (Immunsupprimierte!) Ø Mutationsmonitoring und Boosterung mit adaptierten Vakzinen Ø Verbesserung des Impfstoffangebotes (andere Impfstoffarten, andere Applikationsformen, einfachere Logistik) Ø Heterologes Impfen? ØLernen, mit dem Virus zu leben… H.Kollaritsch, Wien
Können wir „kollektive Immunität“ erreichen? Impfverweigerer haben durch den auf Grund fehlender echter Herdenimmunität bestehenden „Restpool“ an infizierbaren Personen und der daraus weiterbestehenden Viruszirkulation auf längere Sicht gute Chancen auf eine „natürliche Immunisierung“… H.Kollaritsch, Wien
Binsenweisheiten… Je genauer wir die Infektionssituation monitieren, desto • Besser können wir unser TTI-Programm verwirklichen • Weniger können uns Mutationen überraschen • Klarer sehen wir die systemischen Schwachpunkte unserer Strategien • Besser wird unsere Argumentationsgrundlage für Maßnahmen • Geringer wird der notwendig werdende Interventionsumfang sein Je höher die (homogene!) Durchimpfung der Bevölkerung wird desto • Geringer wird die Wahrscheinlichkeit relevanter größerer Ausbrüche • Geringer werden die Fälle schwerer Erkrankung, Tod und long-COVID • Besser wird der Herdeneffekt • Geringer wird die Belastung des Gesundheitssystems • Geringer wird die volkswirtschaftliche Belastung der kommenden Generation H.Kollaritsch, Wien
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
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