Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten

 
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Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit aus Band 20, Heft 4 2008, 221–230

                                      Gastrointestinale Symptome
                                      bei tumorkranken Menschen –
                                      phytotherapeutische
                                      Behandlungsmöglichkeiten
                                      Reinhard Saller1, Jürgen Reichling2,
                                      Matthias Rostock3, Felix Iten1, Jörg Melzer1
                                      1Inst.f. Naturheilkunde, Dep. f. Innere Medizin, UniversitätsSpital Zürich, Schweiz;
                                      2Abt. Biologie, Inst. f. Pharmazie und Molekulare Biotechnologie,
                                      Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Deutschland;
                                      3Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i.Br., Deutschland

S. Karger                                                                            Offizielles Mitteilungsorgan
Medical and Scientific Publishers                                                    der Union schweizerischer
Basel · Freiburg · Paris · London ·                                                  komplementärmedizinischer
New York · New Delhi ·Bangkok ·                                                      Ärzteorganisationen
Beijing · Tokyo ·Kuala Lumpur ·
Singapore · Sydney
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article
Schweiz. Zschr.   GanzheitsMedizin 2008;20(4):221–230. © Verlag für GanzheitsMedizin, Basel. www.ganzheitsmedizin.ch

Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken
Menschen – phytotherapeutische Behandlungs-
möglichkeiten
Reinhard Saller1, Jürgen Reichling2, Matthias Rostock3, Felix Iten1, Jörg Melzer1
1 Inst. f. Naturheilkunde, Dep. f. Innere Medizin, UniversitätsSpital Zürich, Schweiz; 2 Abt. Biologie, Inst. f. Pharmazie und Molekulare Biotechno-
logie, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Deutschland; 3 Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br., Deutschland

D     ie vielfältigen Funktionen des Ma-
      gen-Darm-Traktes sind bei tumor-
kranken Menschen aus den unter-
                                                    Eine Reihe von pflanzlichen Arzneimitteln lassen sich bei den verschiedenen gastrointesti-
                                                    nalen Beschwerden und Symptomen von tumorkranken Menschen (Halitosis, Übelkeit, Er-
                                                    brechen, dyspeptische Beschwerden, Reizdarmsymptome, Obstipation, Diarrhoe) sinnvoll
                                                    einsetzen als palliative und supportive Behandlung. Die Basis für die Anwendung bilden ei-
schiedlichsten Gründen beeinträchtigt
                                                    nerseits therapeutische Empirie und andererseits wissenschaftlich erhobene Daten und kli-
[10], z.B. durch Tumoren oder Metas-                nische Studien, wobei derzeit nur ein kleinerer Teil mit Tumorpatienten durchgeführt wurde.
tasen im Magen-Darm-Trakt, durch                    Unter diesen Gesichtspunkten stehen vielfältige Arzneidrogen, phytotherapeutische Zube-
therapeutische Interventionen (Opera-               reitungen und Kombinationen zur Verfügung: ätherische Öle (z.B. Pfefferminze, Salbei, aus-
tionen, Bestrahlung, Chemotherapie,                 tralischer Teebaum), Bitterstoff-Drogen (z.B. Wermut, Enzian, Artischocke, Iberis), Teezu-
adjuvante und/oder palliative Pharma-               bereitungen und Tinkturen (z.B. Kamille, Brombeere, Frauenmantel, Gänsefinger, Tormen-
                                                    till, Uzara, Szygium, Heidelbeere, Schwarztee), Laxanzien (z.B. Rhabarber, Faulbaum, Senna,
kotherapien), durch individuelle Un-
                                                    Aloe, Leinsamen, Flohsamen) und Fertigarzneimittel wie z.B. Padmed Laxan und Iberogast.
verträglichkeiten (z.B. Lebensmittel,               Die vorhandenen Erfahrungen und die bisherigen klinischen Studien lassen die möglichen
Änderungen von Geruchs- und Ge-                     Vorteile, die geringe Häufigkeit unerwünschter Wirkungen, aber auch die Einschränkungen
schmacksempfindlichkeit), durch All-                der phytotherapeutischen Therapien deutlich hervortreten. Insgesamt scheint es, dass das
gemeinwirkungen des Tumorleidens,                   Potential der symptomorientierten Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln in der Behand-
durch körperliche Inaktivität oder auch             lung gastrointestinaler Beschwerden bei Patienten mit Tumorerkrankungen unterschätzt
                                                    wird.
schwindende Lebenskräfte einschliess-
lich einer sich entwickelnden Tumor-                Schlüsselwörter: Phytotherapie, pflanzliche Heilmittel, Krebs, Palliativ- und Supportivmedi-
                                                    zin, gastrointestinale Symptome, Komplementärmedizin
kachexie. Selbstverständlich können
auch vorbestehende Störungen und Er-
krankungen während einer Tumorer-                   Gastrointestinal Symptoms in Cancer Patients –
krankung aktiv sein bzw. sich verschlim-            Possible Phytotherapy Approaches
mern (z.B. Symptome einer Dyspepsie                 Numerous herbal preparations and herbal medicinal products may be effective in the pallia-
oder eines Colon irritabile). Nicht sel-            tive and supportive treatment of the gastrointestinal symptoms suffered by cancer patients
                                                    (halitosis, nausea, vomiting, dyspepsia, irritable bowel symptoms, constipation, diarrhoea).
ten ist auch die gastrointestinale Sen-
                                                    This use is based on empirical findings, scientific data and clinical studies, although only a
sibilität gesteigert (z.B. auf Dehnungs-            few trials have been performed with cancer patients. A variety of herbal drugs, herbal
reize), so dass bereits scheinbar gering-           preparations and combinations are available: volatile oils (e.g. peppermint, sage, Australian
fügige Reize erhebliche Schmerzen und               tea tree), preparations with bitter principles (e.g. wormwood, enzian, artichoke, candytuft),
Beschwerden verursachen und zu inad-                teas and tinctures (e.g. camomile, bramble, alchemilla, yellow enzian, tormentil, uzara, szy-
äquater Nahrungsaufnahme führen kön-                gium, bilberry, black tea), laxatives (e.g. rhubarb, alder buckthorn, senna, aloe, linseed, psyl-
                                                    lium) and finished drug products (e.g. Padmed Laxan and Iberogast). Current experience
nen. In der Tabelle 1 sind häufige Symp-
                                                    and results of clinical studies clearly indicate the possible advantages, the rarity of side
tome bei tumorkranken Menschen zu-                  effects, but also the limitations of phytotherapy. On balance, it appears that the potential
sammengefasst [10]. Intensität und                  has been underestimated for the treatment with herbal medicines of gastrointestinal symp-
Häufigkeit können je nach Tumorart,                 toms in cancer patients.
Stadium der Tumorerkrankung und je-                 Key words: phytotherapy, herbal drugs, cancer, palliative and supportive care, gastrointesti-
weiliger Therapie erheblich schwanken.              nal symptoms, complementary medicine

   Pflanzliche Arzneimittel                         der Palliativ- und Supportivmedizin der-            Eine Reihe von phytotherapeutischen
   in der Palliativ- und                            zeit offensichtlich nicht in dem Masse              Fertigarzneimitteln sind mittlerweile
   Supportivmedizin                                 angewendet, wie es einerseits Patien-               Teil der modernen Arzneimittelthera-
                                                    ten wünschen und wie es andererseits                pie. Darüberhinaus bietet eine Reihe
Phytotherapeutika werden bei tumor-                 Wirksamkeit und Verträglichkeit einer               von einfachen Zubereitungen (Tinktu-
kranken Menschen und insgesamt in                   gesichteten Phytotherapie nahelegen.                ren, Tees, ätherische Öle zur topischen

                                                 Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008                                                  221
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article

Tab. 1. Gastrointestinale Symptome und Ab-      tomatisch vergleichbaren Behandlung               sche Spülungen (z.B. Teezubereitungen)
schätzungen zur Häufigkeit bei tumorkranken     von Patienten herangezogen werden,                können zu einer bedeutsamen Keim-
Menschen
                                                deren Beschwerden nicht im Zusam-                 reduktion führen [6,11,43,44,47,66].
                                                menhang mit einer Tumorerkrankung
 Völlegefühl (61%)                              bestanden und behandelt wurden.                   Bitterstoffe
 Obstipation (41%)                              Dementsprechend stammt ein grosser                Eine grosse, meist jedoch unterschätzte
 Diarrhö                                        Teil der quantitativ und systematisch             Rolle kann die individuell angemessene
 Übelkeit (39%)
                                                erhobenen Empirie aus Behandlungs-                Verwendung von Bitterstoffdrogen spie-
 Erbrechen (27%)
                                                situationen ausserhalb der Behandlung             len, z.B. als Teezubereitungen, Tinktu-
 Bauchschmerzen
 Meteorismus, Flatulenz
                                                tumorkranker Menschen und wird in                 ren bzw. Urtinkturen oder ausgewählte
 Schmerzen im Mundbereich                       Analogie auf vergleichbare Situationen            ätherische Öle mit Bitterstoffanteilen
 Schleimhautläsionen                            in der Palliativtherapie übertragen.              (Amara aromatica). Bitterstoffzuberei-
 Mundtrockenheit (40%)                          Zur derzeitigen Erfahrungsbasis bzw.              tungen können, wenngleich mit be-
 Geschmacksänderungen (46%)                     zu den Erhebungsmethoden gehören                  schränkter Wirksamkeit, Appetit und
 Zahnprobleme                                   v.a. standardisierte Erhebungen, quali-           Nahrungsaufnahme günstig beeinflus-
 Probleme beim Kauen                            tative Interviews (Patienten, Angehö-             sen [11,55]. Ein Hauptanwendungsge-
 Schluckbeschwerden                             rige, Betreuende, Therapeuten), Selbst-           biet stellen jedoch die verschiedenen
                                                hilfegruppen, Expertenrunden (Tumor-              dyspeptischen Beschwerden bei tumor-
                                                therapeuten und Betreuende), persön-              kranken Menschen dar (z.B. Übelkeit,
Tab. 2. Phytotherapeutische Behandlungsver-
suche bei Halitosis (Auswahl)                   liche Erfahrungen (Patienten, Thera-              Völlegefühl, Flatulenz). Bitterstoffhal-
                                                peuten, Betreuende), Beobachtungs-                tige Zubereitungen lassen sich häufig
                                                studien, Anwendungsbeobachtungen,                 auch als Tonika („Kräftigungsmittel“)
 Zubereitungen (bzw. Spülungen) aus:
                                                unterschiedliche Reviews und nur zu               betrachten und verwenden [55].
 Pfefferminzblättern,
                                                einem kleinen Teil kontrollierte klini-               Die einzelnen phytotherapeutischen
 Pfefferminzöl,
                                                sche Untersuchungen. Phytotherapeu-               Bittermittel werden nach ihren weite-
 Kümmelfrüchten,
 Salbeiblättern,
                                                tika sind genuine Vielstoffgemische mit           ren Inhaltsstoffen (neben den Bitter-
 Salbeiöl,                                      einem in der Regel breiteren Wirkungs-            komponenten) bzw. sensorischen Qua-
 australischem Teebaumöl,                       spektrum als Arzneimittel mit Mono-               litäten in verschiedene Gruppen von
 Eucalyptusöl,                                  substanzcharakter. Dementsprechend                Amara eingereiht (Amara pura – Ama-
 Thymiankraut,                                  können zur Auswahl innerhalb einer                ra simplicia: nur bzw. vorwiegend Bit-
 Thymianöl,                                     Gruppe von Phytotherapeutika mit ver-             terstoffe; Amara aromatica: Bitter-
 Myrrhe,                                        gleichbaren Hauptindikationen je nach             stoffe und ätherisches Öl; Amara ad-
 kanadischer Blutwurzel,                        Behandlungsbedarf bei einem Patienten             stringentia: Bitterstoffe und Gerbstoffe;
 Mischungen verschiedener ätherischer
                                                auch zusätzliche Wirkungen aus dem                Amara mucilaginosa: Bitterstoffe und
 Öle
                                                Wirkungsspektrum solcher Vielstoffge-             bedeutsame Mengen von Schleimstof-
                                                mische mit herangezogen werden.                   fen; Amara acria: Bitterstoffe und be-
                                                                                                  deutsame Mengen von Scharfstoffen)
Anwendung), nicht zuletzt mit den un-           Halitose                                          [49,55]. Gerade auch die komplex zu-
mittelbar wahrnehmbaren geruchlichen            Greift man Beschwerden entsprechend               sammengesetzten Amara besitzen ne-
und/oder geschmacklichen Qualitäten,            der topografischen Anatomie des Gas-              ben den Bitterstoffen noch zusätzliche
zusätzliche Wirk- und Anwendungs-               trointestinaltraktes auf, so steht zu-            Wirkungen, die in der Behandlung dys-
möglichkeiten, die situativ und/oder in-        nächst die Halitose im Vordergrund.               peptischer Störungen nützlich sein
dividuell patientenbezogen zusätzliche          Eine Auswahl empirischer und teil-                können (z.B. spasmolytische und anti-
Vorteile aufweisen (z.B. Bitter- und            weise klinisch geprüfter Behandlungs-             bakterielle Effekte von ätherischen
Scharfstoffcharakter, angenehme an-             ansätze [64,65,66], die z.T. in anderen           Ölen in Amara aromatica) [49]. Phyto-
regende oder beruhigende Gerüche).              Bereichen der Stomatologie untersucht             therapeutische Bitterstoffe lassen sich
Abbildung 1 zeigt eine Auswahl an               sind, zeigt Tabelle 2. Vor allem bei              auch als eine Art „energetisierende“
Pflanzen, die in der Palliativ- und Sup-        ätherischen Ölen ist darauf zu achten,            Behandlung charakterisieren. In der
portivmedizin eingesetzt werden.                dass sie nur verdünnt angewendet                  Tabelle 3 sind ausgewählte Tinkturen
   Bislang liegen nur wenige Studien            werden dürfen (meist unter 1–2%). In-             entsprechend ihrer „Bitterkeit“ und
mit Phytotherapeutika vor, die direkt           dividuelle und wechselnde Geruchs-                damit zusammenhängend auch ihrer
mit tumorkranken Menschen durchge-              und Geschmackspräferenzen müssen                  „Energetisierung“ gereiht (Wermut-
führt wurden, die an gastrointestina-           berücksichtigt werden.                            krauttinktur als bitterste, d.h. sehr
len Beschwerden leiden [7,10,11]. Wie              Zubereitungen mit einem hohen                  „heisse” Tinktur und Schafgarbetink-
derzeit insgesamt noch häufig in der            Flavonoid- und Gerbstoffgehalt besit-             tur als am wenigsten bittere Tinktur).
Palliativ- und Supportivmedizin, müs-           zen u.a. ausgeprägte antientzündliche             Amara-Aromatika stellen einen wesent-
sen Studienergebnisse und nachvoll-             Eigenschaften [6,11,55]. Sowohl äthe-             lichen Teil der Stomachika („Magenmit-
ziehbare Erfahrungen aus einer symp-            rische Öle wie auch phytotherapeuti-              tel“, appetit- und verdauungsanregende

222                                           Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article

                                                   Carum carvi Kümmelfrüchte                       Cynara scolymus Artischocke

Artemisia absinthium
Wermut

 Gentiana lutea gelber Enzian

                                                   Iberis amara                                    Linum usitatissimum
                                                   bittere Schleifenblume                          Leinsamen (Blüten, Samenkapseln)

 Linum usitatissimum Leinsamen                                                                     Melaleuca alternifolia
                                                                                                   Australischer Teebaum

                                                                     Matricaria chamomilla
                                                                              echte Kamille

 Mentha piperita                                  Plantago afra Flohsamen
 Pefferminze

                                                                                                   Rheum palmatum
                                                                                                   Medizinalrhabarber

                   Salvia officinalis Salbei               Silybum marianum Mariendistel                              Zingiber rhizoma Ingwer

Abb. 1. Auswahl an Pflanzen, die bzw. deren Zubereitungen in der Palliativ- und Supportivmedizin eingesetzt werden.

                                               Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008                                          223
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article

Tab. 3. Tinkturen (Bittermittel; Auswahl; Reihung nach „Wärme“)                                 Symptome von
                                                                                                Dyspepsie und Reizdarm
 Tinctura Absinthii (Wermutkrauttinktur)
                                                                                                Dyspepsie- und Reizdarmsymptome tre-
 Aromatisches Bittermittel, Stomachikum, Gallemittel, Magentonikum,                             ten in der Palliativ- und Supportiv-
 allgemeines Tonikum                                                                            situation oft vergleichbar wie bei Pati-
 Tinctura Gentianae (Enziantinktur)                                                             enten ohne ein Tumorleiden auf. Auch
 Amarum, Stomachikum, Gallemittel, Magentonikum, allgemeines Tonikum                            hier sind am häufigsten: Bauchschmer-
 Tinctura Cynarae (Artischockentinktur)                                                         zen, Stuhlunregelmässigkeiten, Blähun-
 Amarum, Lebermittel, Gallemittel                                                               gen, Schmerzen unterschiedlicher Art
 Tinctura Taraxaci (Löwenzahntinktur)                                                           an verschiedenen, oft mehreren Stel-
 Amarum, Magentonikum, Gallemittel, Aquaretikum, Stoffwechselmittel                             len, Wechsel von Obstipation und Di-
 Tinctura Millefolii (Schafgarbentinktur)
                                                                                                arrhö, bei der Defäkation Gefühl der
 Karminativum, Spasmolytikum, Gallemittel, Stoffwechselmittel, Frauenmittel                     unvollständigen Entleerung, Konsistenz-
                                                                                                wechsel des Stuhls (Schafskot, Schleim-
                                                                                                beimengungen), Blähungen mit krampf-
Tab. 4. Behandlungsansätze bei Übelkeit und Erbrechen                                           artigen Schmerzen und/oder Gefühl
                                                                                                des aufgetriebenen Leibes. Sie können
 Behandlungsansätze:           Zubereitungen aus Ingwerrhizom
                                                                                                auch hier mit extraintestinalen Schmer-
                                                                                                zen und Symptomen einhergehen (z.B.
                               Zubereitungen aus Pfefferminzblättern, Pfefferminzöl
                                                                                                Kopfschmerzen, Herzschmerzen, Puls-
 Behandlung im Kontext dyspeptischer Symptome (z.B. Artischockenzubereitungen)
                                                                                                unregelmässigkeiten,      rheumatische
 Behandlung im Kontext von Obstipation und Diarrhö (Laxanzien, Antidiarrhoika)                  Schmerzen, Miktionsstörungen, Schlaf-
                                                                                                störungen). Für eine Reihe von Fertig-
                                                                                                arzneimitteln (Monopräparate, Kombi-
                                                                                                nationspräparate) liegen vergleichende
Mittel) dar [11,14, 49,55]. „Magen“ ist        Übelkeit und Erbrechen                           klinische Studien zur Behandlung von
in diesem Zusammenhang nicht aus-              Soweit Übelkeit und Erbrechen haupt-             Dyspepsie und Colon irritabile vor [11,
schliesslich anatomisch sondern in ei-         sächlich auf gastrointestinalen Beein-           28,29], deren Ergebnisse auch für Pa-
nem erweiterten Sinn gebraucht. Mit            trächtigungen beruhen, können sich               tienten mit vergleichbaren Beschwer-
solchen Stomachika lassen sich in die-         Zubereitungen aus bzw. mit Bitterstof-           den im Zusammenhang mit einer Tu-
sem Kontext auch eine Reihe assozi-            fen [49] und vor allem geprüfte anti-            morerkrankung und deren Behand-
ierter extraintestinaler Beschwerden           dyspeptische Fertigarzneimittel [7,32]           lung bedeutsam sind (z.B. Zubereitun-
behandeln. Auch Müdigkeit und Abge-            als günstig erweisen (Tabelle 4). Auch           gen aus Artischockenblättern [8,17,
schlagenheit lassen sich mit energe-           Zubereitungen aus Ingwerwurzel [2,5,             31,51], Pfefferminzöl [12,24,28], Ing-
tisierenden Bittermitteln beeinflussen.        9,59], Pfefferminzblättern sowie Pfef-           werrhizom [2,28], Mariendistelfrüch-
Das zumeist unterschätzte therapeuti-          ferminzöl [24,56] können nützlich sein.          ten [20,46,48,52,53,55,62] oder einige
sche Potential von Bitterstoffdrogen           Allerdings reichen antiemetische Po-             Kombinationspräparate [28,29,49]).
lässt sich in einer kontrollierten Studie      tenz wie auch antiemetische Wirkun-                 In der symptomatischen Behandlung
erkennen, in der Wermutpulver (1.5 g/          gen der Phytotherapeutika nicht aus,             spielen Ätherisch-Öl-Drogen sowohl als
Tag) eine ausgeprägte antientzündli-           um alleine eine angemessen wirksame              Einzeldrogen (z.B. Teedrogen, einzelne
che, steroidmindernde, generell symp-          Therapie oder auch Prävention eines              ätherische Öle) wie auch in Kombina-
tomlindernde (u.a. auch antidepres-            ausgeprägten zytostatikainduzierten              tionen (z.B. Teespecies, Mischungen
sive) Wirksamkeit bei Patienten mit            Erbrechens bzw. der damit einherge-              von ätherischen Ölen) eine Rolle [11,
einem Morbus Crohn zeigte [38].                henden Übelkeit zu gewährleisten. Sie            22,23,24,30,49,55]. In diesem Zusam-
    Eine vergleichbare Einteilung lässt        können jedoch im Anschluss an die ers-           menhang werden Wirkungen wie z.B.
sich auch auf entsprechende Teezube-           ten Tage einer emetogenen Chemothe-              spasmolytische, cholagoge und karmi-
reitungen übertragen [21,22,49,55]. Die        rapie eine angemessene Behandlung                native und antibakterielle Effekte in
jeweiligen Dosierungen können inter-           sein, desgleichen für eine länger an-            den Vordergrund gestellt. Zu den Wir-
und auch intraindividuell und je nach          dauernde Übelkeit. Gewisse antiemeti-            kungen bei Dyspepsie- und Reizdarm-
Zubereitung erheblich schwanken. So            sche Wirkungen besitzen auch ausge-              symptomen können ausser den ätheri-
benötigen z.B. manche Patienten nur            wählte phytotherapeutische Mischun-              schen Ölen durchaus weitere Inhalts-
wenige Tropfen von wermut- oder en-            gen der Traditionellen Chinesischen              stoffe beitragen. Die klinische Daten-
zianhaltigen Urtinkturen. Bei üblichen         Medizin [36,68]. Übelkeit und Erbre-             lage beruht grösstenteils auf Empirie,
phytotherapeutischen Tinkturen liegt           chen können auch durch Dyspepsie,                für einzelne Zubereitungen jedoch auch
die Einzeldosis oft bei 10–30 Tropfen.         Obstipation oder Durchfälle bedingt              auf klinischen Studien (siehe oben).
Sowohl Tinkturen wie auch Teezube-             bzw. mitbedingt sein.                               Ein komplexes Kombinationspräpa-
reitungen ermöglichen individuell an-                                                           rat ist z.B. Iberogast®, das als phyto-
gepasste Dosierungsempfehlungen.                                                                therapeutischen Wirkstoff 9 Kombina-

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Übersichtsarbeit R Review Article

Tab. 5. Zusammensetzung von Iberogast® (TD = Tagesdosis; ED = Einzeldosis)

 Auszug / Extrakt                 TD der Einzeldrogen                 Übliche TD                       % der üblichen TD
                                  in der Kombination                  der Einzeldrogen                 der Einzeldrogen
                                  (3 x 20 Trpf ≅ 3 ml/Tag)            (ESCOP, Kom. E)                  in der Kombination
 Iberis amara totalis                    0.272 g                              –                               –
 Angelicae radix                         0.107 g                         4.5 g (4.0 – 10.0 g)              2.7 – 1.1%
 Cardui mariae fructus                   0.107 g                        12.0 – 15.0 g                      0.9 – 0.7%
 Chelidonii herba                        0.107 g                         1.2 – 1.6 g                       8.9 – 6.7%
 Carvi fructus                           0.107 g                         1.6 – 6.0 g                       6.7 – 17.8%
 Liquiritiae radix                       0.107 g                         5.0 – 15.0 g                      2.1 – 0.7%
                                                                         1.5 – 5.0 g
 Matricariae flos                        0.212 g                         9.0 – 12.0 g                      2.3 – 1.8%
 Melissae folium                         0.107 g                         4.0 – 9.0 g                       2.7 – 1.2%
 Menthae piperitae folium                0.053 g                         4.5 – 9.0 g                       1.2 – 0.6%

Tab. 6. Moderne traditionelle bzw. volksmedizinische Anwendungen von Salbeizubereitungen        rende und spasmolytische Effekte aus-
                                                                                                genutzt [6,11,44,55]. Auch gewisse
 Appetitsteigerung, Mundgeruch, Verdauungsstörungen, kolikartige Schmerzen im
                                                                                                antiproliferative und antimutagene
 Magen-Darm-Trakt, Übelkeit, Durchfall;                                                         Wirkungen könnten eine Rolle spielen.
 Hitzewallungen u. Schweissausbrüche im Klimakterium, vegetatives Schwitzen,                    Die Blattdroge und deren Zubereitun-
 Infektionen der oberen Luftwege, Abwehrstärkung.                                               gen schmecken würzig und schwach
 Registrierte Anwendungsmöglichkeiten (Salbeiblätter bzw Salbeiöl):                             bitter. Bei bestimmungsgemässem Ge-
 Innerlich: Dyspeptische Beschwerden, vermehrte Schweisssekretion.                              brauch von Salbei (z.B. als Gewürz
 Äusserlich: Gurgeln, Spülen u. Pinselungen bei Entzündungen von Mund und Rachen.               oder Arzneidroge) sind bedeutsame
 Dosierungshinweise für Salbeiblätter bzw. Salbeiöl:                                            unerwünschte Wirkungen in der Regel
 Tagesdosis: 4,0–6,0 g Droge; 0,1–0,6 g ätherisches Öl; 2,5–7,5 g Tinktur (EB 6);               nicht zu erwarten [55].
 Äussere Anwendung: Gurgeln u. Spülen, 2,5 g Droge bzw. 2–3 Tropfen ätherisches Öl
 auf 100–200 ml Wasser als Aufguss bzw. 5 g alkoholischer Auszug/Glas Wasser.                   Störungen der gastrointestinalen
 Zur Pinselung unverdünnten alkoholischen Auszug auf Schleimhautpartien.                        Motilität und Sekretion
 Salbeitinktur Konstitutionstherapie:                                                           Krankheits- v.a. aber therapiebedingt
 Allgemeines Kräftigungsmittel, Dosierung: durchschnittlich 3 x 20–40 Trpf./Tag (phyto-         (z.B. bestimmte Zytostatika, anticholi-
 therapeutische Tinkturen), mitunter deutlich niedrigere Dosierungen bei Verwendung
                                                                                                nerg wirksame Arzneimittel) kann die
 von Urtinkturen.
                                                                                                Funktion des gesamten Magen-Darm-
                                                                                                Traktes erheblich beeinträchtigt sein
                                                                                                (z.B. drastisch herabgesetzte Motilität
tionspartner enthält (Tabelle 5). Wie        Schafgarbenkraut, frischem Löwen-                  bzw. Hypermotilität oder erheblich ver-
bei einer Reihe anderer phytothera-          zahnkraut und -wurzel, frischem Me-                minderte bzw. übersteigerte Sekre-
peutischer Kombinationen sind die ein-       lissenkraut, frischer Gelber Enzian-               tion). Abbildung 2 fasst diese Situatio-
zelnen Bestandteile des Wirkstoffes in       wurzel, frischem Benediktenkraut,                  nen schematisch zusammen. Nicht sel-
so niedriger Konzentration enthalten,        Tinktur aus Angelikawurzel und fri-                ten führt bei fortgeschrittener Tumorer-
dass bei einer alleinigen Anwendung          schem Tausendgüldenkraut besteht.                  krankung eine Peritonealkarzinose zu
der Einzeldrogen in diesen Konzentra-        Bei solchen und vergleichbaren Zu-                 ausgeprägten Motilitätsstörungen mit
tionen keine relevante Wirksamkeit zu        sammensetzungen lässt sich ein deut-               Subileus-Zuständen, Resorptionsstörun-
erwarten wäre. Die auch in Studien do-       licher Bitterstoffcharakter erkennen.              gen und schmerzhaftem Meteorismus.
kumentierte Wirksamkeit [29,33,45,                                                              Bitterstoffzubereitungen bzw. Kombina-
54,63] ergibt sich erst durch die Kom-       Salbeizubereitungen                                tionspräparate mit Bitter- und Scharf-
bination. Unerwünschte Wirkungen tra-        Zubereitungen aus Salbeiblättern (Sal-             stoffdrogen können eine herabgesetzte
ten bislang unter diesem Präparat nur        viae folium) und Salbeiöl (Saliviae offi-          Motorik des Magen-Darm-Traktes (bis
selten auf.                                  cinalis aetheroleum) werden traditionell           hin zur Gastrostase) günstig beeinflus-
   Daneben gibt es eine Reihe weiterer       in grösserem Umfang bei Beschwerden                sen. Hierzu liegen auch einige experi-
vergleichbar komplex zusammenge-             im Bereich des Magen-Darm-Traktes                  mentelle Untersuchungen vor [16,54,
setzter Kombinationen, z.B. eine Flüs-       angewendet (Tabelle 6). Dabei werden               58]. Entsprechende Behandlungsversu-
sigzubereitung (Gastrosan®), deren           antioxidative, antientzündliche, karmi-            che können daher bei einer vermin-
Wirkstoff aus Tinkturen aus frischem         native, adstringierende, keimreduzie-              derten Motorik, mitunter auch bei einer

                                           Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008                                          225
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
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                                                                                                           Obstipation
      Bitterstoffdrogen, Cholagoga, (Scharfstoffdrogen), stimulierende Laxanzien, phytotherapeutische      Phytotherapeutika bzw. phytotherapeu-
                        Kombinationen (z.B. Iberogast) fördern den „motility mode“                         tische Massnahmen können in Präven-
                                                                                                           tion und Behandlung einer medikamen-
                                                                                                           tös behandelbaren Obstipation (ein-
                                                                                                           schliesslich einer opioidinduzierten
                                                                                                           Obstipation) eine wesentliche Rolle
                      motility mode
                motorische Aktivität
                                                                         absorptive mode                   spielen. Für senneshaltige Zubereitun-
                                                                  langsame motorische Aktivität
           Galle- u. Pankreassaftsekretion
                                                                    langsame Freisetzung von               gen wurde bei opioidinduzierter Obsti-
               Nettoflux von Flüssigkeit
                 in Richtung Sekretion
                                                                      Galle und Pankreassaft               pation eine mindestens vergleichbare
                                                                geringe Resorption von Flüssigkeit
         (secretory bzw. secretomotoric mode)                                                              Wirksamkeit wie für Lactulose gefun-
                                                                                                           den [1,39]. Ein Teil der phytotherapeu-
                                                                                                           tischen Laxanzien wird auf empirisch-
                                                                                                           traditioneller Basis angewendet. Für
                                                                                                           andere lassen sich versuchsweise die
         Karminativa (z.B. „warme“ Gewürzdrogen, Ingwer), tannin- und gerbstoffhaltige Drogen,
                                                                                                           Ergebnisse klinischer Studien in ande-
      ätherische Öle, Drogen mit antiinflammatorischen Eigenschaften fördern den „absorptive mode“
                                                                                                           ren Behandlungssituationen (z.B. Co-
                                                                                                           lon irritabile) auf die Situation tumor-
Abb. 2. Gastrointestinale Störungen: Gezielte phytotherapeutische Beeinflussung des Magen-
Darm-Traktes                                                                                               kranker Menschen übertragen (z.B.
                                                                                                           [57]). Eine Übersicht über laxierende
                                                                                                           Drogen, deren Wirkungen, Wirkstärke
unkoordinierten Motorik sinnvoll sein.                 die innerlich verabreicht werden, aber              und Verträglichkeit (Angaben nach [1,
Demgegenüber können Zubereitungen                      auch äusserlich im Zusammenhang                     2,7,11,13,25,35,41,50,55,60]) ist in Ta-
mit Ingwerrhizom, tannin- und gerb-                    mit feuchtheissen Kompressen Anwen-                 belle 7 und 8 zusammengefasst. Die
stoffhaltige Drogen, ätherische Öle                    dung finden können (11,14,49,55).                   Bezeichnung „Flohsamen“ wird nicht
oder Drogen mit antiinflammatori-                         In diesen Situationen lässt sich – je            immer einheitlich gebraucht. Sie kann
schen Eigenschaften eine übermässig                    nach Ursachen und Patientenerwartun-                mehrere Stammpflanzen und Arznei-
gesteigerte motorische Aktivität bzw.                  gen – mit ausgewählten Phytotherapeu-               drogen umfassen. Die verschiedenen
Sekretion herabsetzen [2,11,12,42,49,                  tika eine sehr differenzierte Behand-               Arzneidrogen, die mit „Flohsamen“ bzw.
55]. Steht der Meteorismus im Vorder-                  lung durchführen. Selbstverständlich                „Flohsamenschalen“ angesprochen sein
grund der Beschwerdesymptomatik,                       müssen auch hier subjektive Geruchs-                können [50], sind in Tabelle 9 erläutert.
ist an Karminativa zu denken (z.B.                     und Geschmackspräferenzen bzw. Aver-                Ausgewählte       Drogenkombinationen
Kümmel-, Fenchel- und Anisfrüchte),                    sionen berücksichtigt werden.                       sind in Tabelle 10 zusammengestellt.

Tab. 7. Phytotherapeutische Laxanzien (Monopräparate bzw. Einzeldrogen)

 Arzneidroge                                           rel. Wirk-       Verträg-          Wirkungs-      Tagesdosis
                                                       stärke           lichkeit          Eintritt (h)
 Rhabarberwurzel                                       +                ++++++            6–10           20–30 mg Hydroxyanthracenderivate (HA)
 Rheum palmatum                                                                                          (Droge: 1200–4800 mg)
 Faulbaumrinde                                         ++               +++++               8            20–30 mg HA
 Rhamnus purshiana, Rhamnus frangula                                                                     (Droge: 500–3000 mg)
 Sennesfrüchte                                         +++              ++++              8–10           20–30 mg HA
 Cassia senna, Cassia angustifolia                                                                       (Droge: 500–2000 mg)
 (niedrigerer Anthranoidgehalt)
 Sennesblätter                                         ++++             +++               8–10           20–30 mg HA
 Cassia senna, Cassia angustifolia                                                                       (Droge: 500–2000 mg)
 (niedrigerer Anthranoidgehalt)
 Aloe                                                  ++++++           +                 8–10           20–30 mg HA
 Aloe barbadensis, Aloe capensis                                                                         (Pulver: 50–200 mg / Extrakt: 80–100 mg)
 Leinsamen                                             +                ++++++          (12–24)          20–30–45 g
 Linum usitatissimum
 Flohsamen                                             +                ++++++           12–24           10–30 g
 Plantago ovata (u.a.)
 Flohsamenschalen                                      + – ++           ++++++           12–24           10–20 g
 Plantago ovata (u.a.)

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Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
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Tab. 8. Phytotherapeutische Laxanzien – Wirkungen und Indikationen (ED = Einzeldosis)

 Arzneidroge                   Effekte                                                          Anwendung
 Rhabarberwurzel               laxierend (ED > 1g Wurzel)                                       akute, kurzfristige Obstipation
                               (antidiarrhoisch ED 0.1–0.3 g, antiabsorbtiv, hydragog)          stärkere Ausprägung
 Faulbaumrinde                 laxierend, antiabsorptiv, hydragog                               akute, kurzfristige Obstipation; stark
                                                                                                Spastik – Meteorismus
 Sennesfrüchte                 laxierend, peristaltikanregend                                   akute, kurzfristige Obstipation; stark
                               antiabsorptiv, hydragog
 Sennesblätter                 laxierend, peristaltikanregend,                                  akute, kurzfristige Obstipation; stark
                               antiabsorptiv, hydragog
 Aloe                          laxierend, peristaltikanregend, hydragog,                        akute, kurzfristige Obstipation; stark
                               antiulzerogen, choleretisch
 Leinsamen                     peristaltikanregend, laxierend, schleimhautprotektiv             chronische habituelle Darmträgheit
                               stuhlregulierend, antiphlogistisch, reizlindernd,
                               lipidsenkend, blutzuckersenkend, antikarzinogen (?)
 Flohsamen                     Regulation der Darmperistaltik                                   milde Obstipation
                               antiphlogistisch, reizlindernd, lipidsenkend,
                               blutzuckersenkend, antikarzinogen (?)
 Flohsamenschalen              s. Flohsamen, stuhlregulierend                                   milde Obstipation
 Manna (Baumsaft aus           mild laxierend                                                   chronische habituelle Darmträgheit
 Fraxinus ornus)

Tab. 9. Flohsamen: Übersicht über Pflanzen, Drogen und Begriffe

 Droge             Stammpflanzen                      Synonyme (Droge)         Bezeichnungen (deutsch)        Bezeichnungen (englisch)
 Psyllii semen     Plantago afra L.                   Semen Psyllii            Flohsamen, Heusamen            Dark psyllium
                   (Plantago psyllium L.)             Semen Pulicariae         Plantago-afra-Samen            flee wort seed
                   Plantago arenaria L.                                        Plantago arenaria-Samen        flee seed
                   (Plantago indica L.)                                        Plantago-indica-Samen          French psyllium seed
                                                                               Plantago-psyllium-Samen        plantago seed
                   Plantago ovata FORSSK.                                                                     plantain seed
                                                                                                              psyllium seed
                   (Plantago ispaghula Roxburgh)                                                              Spanish psyllium seed
 Plantaginis       Plantago ovata FORSSK.             Semen Ispaghula          Indischer Flohsamen            Indian plantago seed
 ovatae semen                                                                  Blonder Flohsamen              ispagul seed
                   (Plantago ispaghula Roxburgh)      Semen Plantaginis        Indisches Psyllium             pale psyllium seeds
                                                      ovatae                   Ispaghulasamen                 psylla seed
                                                                                                              psyllium husk
                                                                                                              spogel seed
 Plantaginis       Plantago ovata FORSSK.             Testa Plantaginis        Indische Flohsamen-            Isafgul husk
 ovatae testa                                         ovatae                   schalen                        ishabgul husk
                   (Plantago ispaghula Roxburgh)                               Ispaghula-Samenschalen         ispaghula husk
                                                                               Plantago-ovata-Samen-
                                                                               schalen

Durchfälle                                      schalen und Saccharomyces, grössten-            Vorschläge für eine phytothera-
Die Phytotherapie bietet eine Reihe von         teils auf therapeutischer Empirie (An-          peutische Praxisapotheke
Drogen mit antidiarrhoischen Eigen-             gaben nach [11,14,15,18,19,26,27,34,            Für eine überschaubare phytothera-
schaften an. Sie werden z.T. als Tee-           37,40,42,61]. Sie lassen sich durchaus          peutische Behandlung von Auswirkun-
drogen verwendet, z.T. als Tinkturen,           mit chemisch-synthetischen Antidiarr-           gen des Tumorleidens und der Tumor-
manche auch als Fertigarzneimittel.             hoika kombinieren. Gerade bei leichte-          therapie auf den Magen-Darm-Trakt
Dabei spielen unterschiedliche Wirkun-          ren Durchfällen lassen sich auch soge-          ist es sinnvoll, sich je nach Praxisge-
gen der entsprechenden Drogen und               nannte phytotherapeutische Hausmittel           gebenheiten, eigenen Erfahrungen und
Zubereitungen eine Rolle (Tabelle 11).          sinnvoll einsetzen (Beispiele in Tabelle        den Bedürfnissen der Patienten eine
Die Anwendung (Tabelle 12 und 13)               14), z.B. auch Schwarztee [4].                  Art Praxisapotheke zusammenzustel-
beruht, mit Ausnahme von Flohsamen-                                                             len. Eine solche begrenzte Auswahl er-

                                            Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008                                            227
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article

Tab. 10. Phytotherapeutische Laxanzien (Kombinationspräparate)                                     die moderne Forschung zeigt, dass
                                                                                                   vom Bauchraum (enterales Nervensy-
 Faulbaumrinde            +         Sennesblätter                                                  stem) wesentlich mehr Informationen
                                                                                                   zum Gehirn (ZNS) fliessen als umge-
 Rhabarberwurzel          +         Sennesblätter
                                                                                                   kehrt. Dementsprechend spielt eine
 Sennesblätter            +         Flohsamenschalen                                               wirksame und individuell wie subjek-
 Sennesblätter            +         Pfefferminzöl             +       Kümmelöl                     tiv angemessene Behandlung eine we-
 Manna                    +         Feigen (Sirup)                                                 sentliche Rolle auch für seelisches
 Leinsamen                +         Feigen (Sirup)                                                 Wohlbefinden und Lebensqualität.
 Faulbaumrinde            +         Rhabarberwurzel
 Leinsamen                +         Sennesblätter             +       Faulbaumrinde                Literatur
                                                                                                    1. Agra Y, Sacristán A, González M, Ferrari M,
 Kreuzdorn                +         Faulbaumrinde                                                      Portugués A, Calvo MJ: Efficacy of senna
                                                                                                       versus lactulose in terminal cancer patients
 Flohsamen                +         Flohsamenschalen          +       Sennesfrüchte                    treated with opioids. J Pain Symptom
 Padmed Laxan (komplexes tibetisches Multikomponentenpräparat), bestehend aus
                 ®                                                                                     Manage 1998;15:1–7.
 jeweils relativ geringen Mengen von Aloes extractum (eingestellter Aloetrockenex-                  2. Ali BH, Blunden G, Tanira MO, Nemmar A:
 trakt), Kaolinum ponderosum (weisser Ton), Calumbae radix (Colombowurzel); Con-                       Some phytochemical, pharmacological and
 durango cortex (Kondurangorinde); Helenii rhizoma (Alantwurzel); Gentianae radix                      toxicological properties of ginger (Zingiber offi-
 (Enzianwurzel); Myrobalani fructus (Myrobalanenfrucht); Natrii hydrogenocarbonas                      cinale Roscoe): a review of recent research.
 (Natriumhydrogencarbonat); Natrii sulfas (wasserfreies Natriumsulfat); Piperis longi                  Food Chem Toxicol 2008;46:409–420.
 fructus (langer Pfeffer); Frangulae cortex (Faulbaumrinde); Rhamni purshianae cortex               3. Basch E, Bent S, Collins J, Dacey C, Ham-
 (Cascararinde); Rhei radix (Rhabarberwurzel); Strychni semen (Brechnusssamen); Zin-                   merness P, Harrison M, Smith M, Szapary P,
                                                                                                       Ulbricht C, Vora M, Weissner W: Natural
 giberis rhizoma (Ingwerwurzel).                                                                       Standard Resource Collaboration. Flax and
                                                                                                       flaxseed oil (Linum usitatissimum): a review
                                                                                                       by the Natural Standard Research Collabora-
                                                                                                       tion. J Soc Integr Oncol 2007;5(3):92–105.
laubt es zudem, sich notwendige ei-                 morkranken Menschen einsetzen. Aus-             4. Besra SE, Gomes A, Ganguly DK, Vedasi-
gene therapeutische Erfahrungen für                 wahl und Dosierung der phytothera-                 romoni JR: Antidiarrhoeal activity of hot
                                                                                                       water extract of black tea (Camellia sinensis).
diese schwierigen und wichtigen Be-                 peutischen Arznei- und Heilmittel soll-            Phytother Res 2003;17:380–384.
handlungssituationen zu erarbeiten.                 ten basierend auf den genannten Emp-            5. Betz O, Kranke P, Geldner G, Wulf H, Eber-
Tabelle 15 zeigt beispielhaft, wie eine             fehlungen patientenspezifisch ausge-               hart LH: Ist Ingwer ein klinisch relevantes
                                                                                                       Antiemetikum? Eine systematische Über-
solche Praxisapotheke zusammenge-                   wählt und individuell dosiert werden.              sicht randomisierter kontrollierter Studien.
setzt sein könnte.                                  Bei der Behandlung von Auswirkungen                Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd
                                                                                                       2005;12:14–23.
                                                    des Tumorleidens und der Tumorthe-
                                                                                                    6. Bozin B, Mimica-Dukic N, Samojlik I, Jovin E:
                                                    rapie auf den Magen-Darm-Trakt sollte              Antimicrobial and antioxidant properties of
   Zusammenfassung                                  bedacht werden, dass solche Be-                    rosemary and sage (Rosmarinus officinalis L.
                                                                                                       and Salvia officinalis L.) essential oils. J Agric
                                                    schwerden nicht nur die Lebensqua-                 Food Chem 2007;55:7879–7885.
Eine Reihe von Phytotherapeutika las-               lität drastisch beeinträchtigen können.         7. Braun L, Cohen M: Herbs and natural supple-
                                                                                                       ments. An evidence-based guide. Churchill
sen sich sinnvoll zur Behandlung gas-               Sie können auch erhebliche seelische               Livingstone, Sydney Edinburgh London New
trointestinaler Beschwerden bei tu-                 Auswirkungen besitzen. Gerade auch                 York 2005.

Tab. 11. Phytotherapeutische Antidiarrhoika: Wirkungen und mögliche Wirkmechanismen

 Gerbstoffdrogen                         Quellstoffe              Antiphlogistika         Peristaltik-                   Drogen (antimikrobiell,
                                                                                          hemmende Drogen                antisekretorisch,
                                                                                                                         enzymatisch,
                                                                                                                         immunmodulierend)
 sekretionshemmend         adstrin-      adsorbierend,            antiphlogistisch        motilitätsvermindernd
 antimikrobiell            gierend       Beeinflussung                                    sekretionshemmend
                                         der Transitzeit                                  antimikrobiell
 Brombeerblätter           ++            Flohsamen                Eichenrinde             Uzarawurzel                    Saccharomyces (cere-
                                                                                                                         visiae, syn. Boulardii)
 Frauenmantelkraut         ++            Flohsamenschalen         Tormentillwurzelstock   Schwarztee
 Gänsefingerkraut          ++                                     Schwarztee
 Heidelbeerfrüchte         ++                                     Syzygiumrinde
 Odermenningkraut          ++
 Schwarztee                ++
 Syzygiumrinde             ++
 (Syzygium cumini)
 Tormentillwurzelstock     ++

228                                            Schweiz. Zschr. GanzheitsMedizin 20 (4), Mai 2008
Gastrointestinale Symptome bei tumorkranken Menschen - phytotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
Übersichtsarbeit R Review Article

Tab. 12. Phytotherapeutische Antidiarrhoika: Zubereitungen und Dosierungen

 Arzneidrogen                   Tagesdosis (Droge)                                               Bemerkungen
 Brombeerblätter                4–5 g, Teeaufguss                                                Kombinationen mit anderen Gerbstoffdrogen
 Frauenmantelkraut              5–10 g, Kaltwasserauszug, Teeaufguss                             Kombinationen mit anderen Gerbstoffdrogen
                                                                                                 rel. schwach wirksam
 Gänsefingerkraut               4–6 g, Teeaufguss                                                Kombinationen mit anderen Gerbstoffdrogen
 Heidelbeerfrüchte              20–60 g, Kauen getrockneter Früchte,
 (getrocknet)                   Teeabkochung (10 min)
 Odermenningkraut               3–6 g, Teeabkochung – Kaltansatz, Teeaufguss
 Syzygiumrinde                  3–6 g, Teeabkochung mit Kaltansatz                               rel. schwach wirksam
 (Syzygium cumini)
 Tormentillwurzelstock          4–6 g, Teeabkochung           Tinktur (1:10): 10–30 Trpf.        Kombinationen mit anderen Gerbstoffdrogen
                                mit Kaltansatz                mehrmals tgl. bis stdl.
 Uzarawurzel                    initial: Einzeldosis 1 g                                         Kombinationen nicht empfohlen

Tab. 13. Ausgewählte Tinkturen zur Behandlung von Diarrhöen                       Tab. 14. Diarrhö – weitere antidiarrhoisch wirkende Phytotherapeutika

 • Rp.    Tinct. Tormentillae               3 mal 30–50 Trpf./Tag                   Pektine
 • Rp.    Tinct. Ratanhiae                  Einzeldosis 20–30 Trpf.                 Rohe geriebene Äpfel (1–1.5 Kg/Tag)

 • Rp.    Tinct. Myrtilli e Fruct.                                                  Karotten, Bananen (Brei), Citruspektine
          Tinct. Tormentillae               aa 25                                   Grüner – schwarzer Tee (Dosierung: 3–10 g Droge)
          M.d.s. (misce, da, signa)         3–4 mal 25 – 30 Trpf./Tag
                                                                                    Tinctura Opii (Dosierung (je nach Konzentration): 0.1–0.2 g
 • Rp.    Tinct. Agrimoniae                                                         (1% Morphin) als Einzeldosis)
          Tinct. Anserinae                  aa 10
          Tinct. Tormentillae               aa 20
          M.d.s. (misce, da, signa)         3–4 mal 30–40 Trpf./Tag

Tab. 15. Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes: Subjektive Auswahl von Phytothe-                    12. Grigoleit HG, Grigoleit P: Peppermint oil in
rapeutika (AM = Arzneimittel)                                                                                   irritable bowel syndrome. Phytomedicine
                                                                                                                2005;12:601–606.
                                                                                                            13. Hall C 3rd, Tulbek MC, Xu Y: Flaxseed. Adv
 3–4 ätherische Mittel:                     z.B. Pfefferminzöl, Kamille (Blüten, Öl),                           Food Nutr Res 2006;51:1–97.
     (z.T. Fertig-AM)                       Salbei (Blätter, Öl), Kümmelöl                                  14. Hänsel R, Sticher O: Pharmakognosie – Phy-
                                                                                                                topharmazie. 8. überarbeitete und aktuali-
 3–5 Tinkturen bzw. Urtinkturen:            vorzugsweise Bittermittel                                           sierte Auflage. Springer Medizin Verlag, Hei-
                                            z.B. Wermut, Enzian, Artischocke, Löwenzahn                         delberg 2007.
                                            ausserdem Tormentill, Uzara                                     15. Hensel A: Caricae fructus. In: Blaschek W,
                                                                                                                Ebel S, Hackenthal E, Holzgrabe U, Keller K,
 3–5 Teemischungen:                         z.B. Bittermittel, Gerbstoffe, Ätherisch-Öl-Drogen                  Reichling J (Hrsg): Hagers Handbuch der
                                                                                                                Drogen und Arzneistoffe. 2006. Hager ROM
 1–2 Scharfstoffmittel:                     z.B. Ingwer                                                         2006; Springer electronic media.
                                                                                                                (http://www.Hagerrom.de)
 4–6 Einzelmittel (Fertig-AM):              z.B. Ingwer, Artischocke, Ispaghula (Flohsamen-                 16. Hohenester B, Rühl A, Kelber O, Schemann
                                            schalen), Leinsamen, Mariendistel                                   M: The herbal preparation STW5 (Iberogast)
                                                                                                                has potent and region-specific effects on gas-
 2–3 Kombinationspräparate:                 z.B. Iberogast®, Padma Lax®, Padma Verdauungs-                      tric motility. Neurogastroenterol Motil 2004;
                                            tonikum, Relaxane®, Leinsamen bzw. Flohsamen-                       16:765–773.
                                            schalen in Kombination mit anderen Laxanzien                    17. Holtmann G, Adam B, Haag S, Collet W,
                                                                                                                Gruenwald E, Windeck T: Efficacy of arti-
 Längerfristig ist entsprechend den unterschiedlichen und variablen Patientenbedürf-                            choke leaf extract in the treatment of
 nissen eine vielfältigere Auswahl aus dem modernen und traditionellen sowie ausser-                            patients with functional dyspepsia: a six-
                                                                                                                week placebo-controlled, double-blind, multi-
 europäischen phytotherapeutischen Angebot sinnvoll und wünschenswert.                                          centre trial. Aliment Pharmacol Ther 2003;18:
                                                                                                                1099–1105.
                                                                                                            18. Horz KH, Reichling J: Anserinae herba. In:
                                                                                                                Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E, Holzgrabe
 8. Bundy R, Walker AF, Middleton RW, Marakis             postoperative nausea and vomiting: a meta-            U, Keller K, Reichling J (Hrsg): Hagers Hand-
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Übersichtsarbeit R Review Article

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22. Iten F, Meier B, Saller R: Wirksamkeit von                 Scott ME: Chronic constipation in long stay                B, Rühl A: Region-specific effects of STW 5
    Teemischungen bei dyspeptischen Be-                        elderly patients: a comparison of lactulose                (Iberogast) and its components in gastric fun-
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                                                               sicht über traditionelle und moderne Phyto-
                                                                                                                          oils. Cancer 2004;100:879–880.
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                                                                                                                          PADMA 28 and Selected European Herbal
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                                                               Meier R: An updated systematic review of
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