Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen

Die Seite wird erstellt Simon Bergmann
 
WEITER LESEN
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
Ein echter Gewinn!

      Porträts von Arbeitgebern,
 die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte
      ausbilden oder beschäftigen
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er                                                                                         Freie und Hansestadt Hamburg
      ech
Ein

                                   Inhalt                                                                vorwort

                                   Vorwort03
                                   Einleitung05
                                   Eine gute Zusammenarbeit mit
                                   Arbeitgebern ist unerlässlich!
                                      Dennis Lubis Ljubisavljevic: 	          07
                                      Keine Planungssicherheit
                                      Roya Nadi: 	         08
                                      Etwas aus sich machen
                                      Wolfgang Achilles: 	10

                                                                                                         F                                                                    A
                                      Immer am Ball bleiben                                                   lüchtlinge integrieren – das ist keine leichte Aufgabe. Nicht        ber auch alle anderen Arbeitgeber dieser Broschüre zeigen:
                                      Oliver Dörner:                          13                             nur für die Flüchtlinge selbst, sondern auch für uns alle.           Viel haben wir bereits geschafft. Doch viel bleibt auch in
                                      Überzeugende Persönlichkeit                                        Denn es geht nicht nur um die Aufnahme, sondern insbesondere         Zukunft noch zu tun. Sehen Sie diese Broschüre also als ein
                                                                                                         um die nachhaltige Förderung derjenigen, die sich hier eine Per-     deutliches Zeichen der Anerkennung Ihrer bisherigen Leistung
                                      Mile und Robert Spehar: 	               14
                                                                                                         spektive aufbauen können. Dieser Aufgabe stellen sich der Senat      – und als Appell und Ermutigung, mit Ihrer beispielhaften
                                      Aufstieg durch Anerkennung
                                                                                    Ein echter Gewinn!
                                                                                                         und die Behörden, Politik und Verwaltung auf vielfältige Weise.      Arbeit fortzufahren. 
                                      Prof. Dr. med. Ralf Stücker:            16                        Die weitaus wichtigere Rolle jedoch verkörpern Sie – die             
                                      Berufserfahrung sammeln                                            Hamburger Arbeitgeber. Durch Sie ist es möglich, den Grund-
                                      Christian Bremert:	18                                             stein für die Integration von Flüchtlingen zu legen. Indem Sie
                                      Zuverlässig und einsatzbereit                                      Flüchtlingen eine Ausbildung und damit eine Perspektive in
                                                                                                         Hamburg bieten, leisten Sie einen entscheidenden Beitrag zur
                                      Mercy Attipetty: 	                  21
                                                                                                         langfristigen und nachhaltigen Eingliederung der Flüchtlinge
                                      Sprungbrett für ein Leben in Hamburg
                                                                                                         und damit einen Beitrag zum Funktionieren des Gemeinwesens
                                      Mark Schmidt:                           22                        unserer Stadt. Von der Wichtigkeit Ihrer Arbeit konnte ich mich
                                      Erst Praktikum, dann Minijob                                       während meines Besuchs bei „FLUCHTort Hamburg Plus“
                                      Ramon Tuchen:                           24                        letztes Jahr ganz persönlich überzeugen. Einige vorbildliche Zu-
                                      Teamfähigkeit gefragt                                              gangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt sind in dieser Broschüre
                                                                                                         dargestellt, zum Beispiel die Chance, die Mark Schmidt zwei          Olaf Scholz
                                   Nachwort26
                                                                                                         Flüchtlingen aus Ghana gab.                                          Erster Bürgermeister
                                   Erfahrungen und Erfolge der Projektarbeit
                                   von FLUCHTort Hamburg Plus II
                                   Impressum31

 2                                                                                                                                                                                                                                              3
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Einleitung

                                                                                                                                                                                      Eine gute Zusammenarbeit
                                                                                                                                                                                      mit Arbeitgebern ist unerlässlich!

                                                                                                                                                                                      D     ie intensive Kooperation mit Hamburger Wirtschaftsbe-
                                                                                                                                                                                            trieben zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Praxis,
                                                                                                                                                                                      seitdem wir 2002 begonnen haben, die berufliche Integration
                                                                                                                                                                                                                                                          D     ie Texte, die auf der Grundlage von Interviews entstanden,
                                                                                                                                                                                                                                                                sind von der Hamburger Journalistin Michaela Ludwig
                                                                                                                                                                                                                                                          verfasst worden. Sie dokumentieren Eindrücke und Erfahrun-
                                                                                                                                                                                      von Flüchtlingen und Asylsuchenden in Hamburg zu fördern. In        gen aus dem Betriebsalltag und schildern die Beweggründe für
                                                                                                                                                                                      Hamburg leben seit Jahrzehnten hierher geflüchtete Menschen,        das Engagement der Arbeitgeber/innen und Ausbilder/innen
                                                                                                                                                                                      deren Rückkehr in ihre Herkunftsländer nicht möglich ist. Mit       – das teilweise sehr persönlich motiviert ist. Die Fotos des
                                                                                                                                                                                      deutlich steigender Tendenz sind es besonders junge Flüchtlinge,    Hamburger Fotografen Nils von Blanc illustrieren lebendige
                                                                                                                                                                                      die vielfach ohne ihre Familien hier in Hamburg ankommen und        Szenen mit Betriebsvertreter/innen am Arbeitsplatz. Texte und
                                                                                                                                                                                      auf Zukunftsperspektiven hoffen. Viele von ihnen, die durch         Fotos unterstreichen eindrucksvoll, dass Hamburger Wirtschafts-
                                                                                                                                                                                      FLUCHTort Hamburg betreut werden, konnten in die Berufs-            vertreter/innen es erkannt haben, dass die Ausbildung und
                                                                                                                                                                                      ausbildung integriert werden. Die Teilhabe an der Arbeitswelt       Beschäftigung von Flüchtlingen und Asylsuchenden eine
                                                                                                                                                                                      und damit auch an der Gesellschaft ist inzwischen für eine hohe     Bereicherung für den Betrieb sein kann.
                                                                                                                                                                                      Zahl erfolgreicher Absolvent/innen Realität. Diese Publikation      Die Netzwerke konnten ca. 200 Betriebe für die Zusammenar-
                                                                                                                                                                                      portraitiert zehn Vertreter/innen von Hamburger Wirtschafts-        beit gewinnen. Eine Kurzdokumentation über Erfahrungen und
                                                                                                                                                                                      betrieben, die Vorbilder sind und beispielhaft für viele            Erfolge der Projektarbeit von FLUCHTort Hamburg findet sich
                                                                                                                                                                                      andere Hamburger Arbeitsgeber stehen, die ebenso mit den            im hinteren Teil der Broschüre.                              
                                                                                                                                                                                      Netzwerken FLUCHTort Hamburg und CHANCEN FÜR
                                                                                                                                                                                      FLÜCHTLINGE kooperieren und Flüchtlinge und Asylsuchen-
                                                                                                                                                                                      de in ein Praktikum bzw. in Aus- und Arbeitsverhältnisse
                                                                                                                                                                                      übernehmen. Die Broschüre knüpft an die Portraits von
                                                                                                                                                                                      Hamburger Flüchtlingen auf ihrem Weg in den Beruf an, die           Maren Gag und Franziska Voges
                                                                                                                                                                                      unter dem Titel „Wir sind hier“ in 2010 veröffentlicht wurden.      Koordination Fluchtort Hamburg

 4                                 Der Erste Bürgermeister, Olaf Scholz, mit Teilnehmenden des Podiumgesprächs während des Senatsempfangs am 21.01.2013. Der gemeinsame Empfang                                                                                                                                              5
                                                   von Senat und FLUCHTort Hamburg Plus würdigte das besondere Engagement der Betriebe, die Flüchtlinge ausbilden und beschäftigen.
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                                                                                                                            Dennis Lubis Ljubisavljevic, Niederlassungsleiter Hamburg und Hannover

                                                                                                                                            Keine Planungssicherheit

                                                                                                                                            Ü     ber zwei Jahre hat Dennis Lubis Ljubisavljevic einen
                                                                                                                                                  jungen Mann ausgebildet, mit dem er nie länger als sechs
                                                                                                                                            Monate im Voraus planen konnte. Wenn dieser zur Ausländer-
                                                                                                                                                                                                                 Trotz aller Schwierigkeiten würde Dennis Lubis Ljubisavljevic
                                                                                                                                                                                                                 immer wieder so handeln. Denn gerade im Bereich Lagerlogistik
                                                                                                                                                                                                                 ist es aufgrund der hohen Anforderungen und dem immer noch
                                                                                                                                            behörde gehen musste, um seine Duldung zu verlängern, wusste         schlechten Ruf des Ausbildungsberufes der Fachkraft für Lager-
                                                                                                                                            der Niederlassungsleiter nicht, ob er ihn wiedersehen würde.         logistik schwierig, geeignete Bewerber zu finden. „Wir suchen
                                                                                                                                            „Die Politik macht es einem nicht leicht, einen Flüchtling auszu-                                       nicht unbedingt direkte Schul-
                                                                                                                                            bilden“, urteilt er lakonisch. Dazu kamen viele Fehltage, wenn                                          abgänger, sondern solche, die
                                                                                                                                            der junge Mann Behördengänge für seine Familienmitglieder            »Die Politik macht                 sich bereits ausprobiert haben
                                                                                                                                            übernehmen musste. „Wir haben immer wieder ein Auge zuge-
                                                                                                                                                                                                                 es einem nicht leicht, und mit beiden Beinen im Leben
                                                                                                                                            drückt.“ Das ist nicht selbstverständlich. „Er hat durch seine                                          stehen.“ Der junge Flüchtling
                                                                                                                                            Leistung alles andere ausgeglichen, sonst hätten wir es sicherlich   einen Flüchtling                   hatte bereits als Kurierfahrer
                                                                                                                                            nicht so lange mitgemacht“, so Lubis Ljubisavljevic. „Wir konn-      auszubilden.«                      gearbeitet. Mit Hilfe einer Mit-
                                                                                                                                            ten nur schwer auf ihn verzichten.“                                                                     arbeiterin vom Träger verikom
                                                                                                                                            Als im Januar 2011 die Abschiebung angedroht wurde, setzte                                              hatte er eine gute und aussage-
                                                                                                                                            Dennis Lubis Ljubisavljevic ein Schreiben an die Ausländerbe-        kräftige Bewerbung geschrieben und auch im Gespräch über-
                                                                                                                                            hörde auf und telefonierte mit den Sachbearbeitern. Er wollte        zeugt. „Es war deutlich, dass er etwas leisten wollte.“
                                                                                                                                            seinen Auszubildenden, den er persönlich betreute, um jeden          Bereits das Abschlusszeugnis wies jedoch eine Unmenge an Fehl-
                                                                                                                                            Preis behalten. „Wir haben mit ihm gehofft und gebangt.“ End-        stunden auf. Aus einem Begleitschreiben erfuhr Dennis Lubis
                                                                                                                                            lich kam die ersehnte Aufenthaltserlaubnis. Nun kann Rhenus          Ljubisavljevic den Grund: die unsichere Aufenthaltssituation.
                                                                                                                                            Office Systems mit dem jungen Flüchtling in die Zukunft planen:      Das schreckte den Sohn von Gastarbeitern aus dem ehemaligen
                                                                                                                                            Das Unternehmen wird ihn nach Ausbildungsende überneh-               Jugoslawien nicht ab. Im Gegenteil. „Ich musste als Jugendlicher
                                                                                                                                            men.                                                                 regelmäßig zum Konsulat, deshalb konnte ich mich halbwegs in
                                                                                                                                                                                                                 seine Situation hinein versetzen.“ Ein anderer Arbeitgeber
                                                                                                                                                                                                                 könnte nur schwerlich überzeugt werden. „Ich dachte mir: Wenn
                                                                                                                                                                                                                 ich ihm nicht die Chance gebe, wer soll es dann tun?“.         

                                                                                                                                                                                                                 Rhenus Office Systems GmbH, Dokumentenlogistik
                                                                                                                                                                                                                 21 Mitarbeiter
                                                                                                                                                                                                                 3 Auszubildende
                                                                                                                                                                                                                 bildet einen Flüchtling zur Fachkraft für Lagerlogistik aus

 6                                 Wollte seinen Auszubildenden um jeden Preis behalten: Niederlassungsleiter Dennis Lubis Ljubisavljevic                                                                                                                                              7
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Roya Nadi, Geschäftsfrau

                                   Etwas aus sich machen

                                   „I      n Deutschland verschafft man sich Respekt, indem man
                                           etwas aus sich macht“, davon ist Roya Nadi fest überzeugt.
                                   Denn die deutsch-afghanische Geschäftsfrau hat es geschafft. Als
                                                                                                        Die Mitarbeiter der Firma NAFA gehören zur Familie. „Ich tue
                                                                                                        alles für sie“, erzählt Roya Nadi schmunzelnd. „Früher war das
                                                                                                        größte Problem, die Arbeitserlaubnis zu bekommen.“ Bevor die
                                                                                                                                                                             Ihre Mitarbeiter gehören
                                                                                                                                                                             zur Familie: Roya und
                                                                                                                                                                             Ahmad Fawa Nadi

                                   16-Jährige flüchtete sie nach Hamburg, holte hier ihre Mittlere      Gesetze zu ihren Gunsten geändert wurden, hingen die Flücht-
                                   Reife nach, lernte technische Zeichnerin und plante, Architektur     lingsjugendlichen nach ihrem Schulabschluss in der Luft, durf-
                                   zu studieren, - hätte sie nicht ihren zukünftigen Ehemann, eben-     ten weder eine Ausbildung beginnen noch arbeiten. „Wir haben
                                   falls ein afghanischer Flüchtling, kennen gelernt. Im Jahr 1989      für sie gekämpft.“ Die Jugendlichen, die Frau Nadi ausbilden
                                   machte sich das Ehepaar im Großhandel selbständig, zunächst          wollte, absolvierten so lange ihr Praktikum, bis die Arbeitser-
                                   mit Teppichen, dann mit Lebensmitteln. Jahrelang führten sie         laubnis endlich vorlag. Die Projekte von FLUCHTort Hamburg
                                   einen Supermarkt für orientalische Lebensmittel. Heute vertrei-                                        haben dabei sehr geholfen.
                                   ben sie mit ihrer Firma NAFA eine eigens für sie produzierte         »Man erkennt                      „Wenn wir als ausländischer
                                   Basmatireis-Marke in ganz Europa.                                                                      Betrieb einen Antrag stellten,
                                   Zehn Jugendliche hat das Ehepaar in diesen Jahren ausgebildet,       sich selber, wenn                 wurden wir nicht ernst genom-
                                   die Hälfte waren Flüchtlinge. „Man erkennt sich ja selber, wenn      ein Flüchtling vor                men.“ Die Geschäftsfrau ist
                                   ein Flüchtling vor einem steht, unbedingt arbeiten und etwas ler-                                      froh, dass die Situation heute
                                   nen möchte“, erzählt Roya Nadi. „Und man weiß, wie wichtig es
                                                                                                        einem steht.«                     entspannter ist.
                                   ist, irgendwo aufgenommen zu werden – unabhängig davon, wo                                             Nach der Babypause ist Roya
                                   man herkommt.“ Natürlich legt auch das Ehepaar Nadi Wert             Nadi wieder mit vollem Elan dabei. Für den Sommer sucht sie
                                   auf gute Sprachkenntnisse und Schulnoten. „Wir erwarten aber         einen Jugendlichen für eine Ausbildung im Groß- und Außen-
                                   nicht, dass alles perfekt ist. Denn dafür bilden wir doch aus. Wir   handel und eventuell auch als Bürokaufmann oder -frau. Gerne
                                   wollen die Jugendlichen dabei unterstützen, ihre Ziele zu errei-     wieder einen Flüchtling. Natürlich bilde sie genauso gerne
                                   chen.“                                                               deutsche Jugendliche aus. „Aber die haben noch immer viel
                                                                                                        mehr Möglichkeiten. Warum sollen wir die Flüchtlinge nicht
                                                                                                        dabei unterstützen, dass sie etwas aus sich machen können?“  
                                                                                                        
                                                                                                        NAFA GmbH
                                                                                                        Großhandel
                                                                                                        4 Mitarbeiter
                                                                                                        2 Auszubildende
                                                                                                        hat fünf Flüchtlinge zu Kauffrau / -mann im Groß- und Einzelhandel
                                                                                                        sowie zur Bürokauffrau / -mann ausgebildet

 8                                                                                                                                                                                                  9
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Wolfgang Achilles, Betonbaumeister und Ausbildungsleiter

                                   Immer am Ball bleiben

                                   I  mmer wieder hat Wolfgang Achilles auf den jungen Mann
                                      eingeredet. „Schmeiß nicht hin“, riet der Ausbildungsleiter,
                                   der in den vergangenen 17 Jahren rund 300 Jugendliche in den
                                                                                                        ausbildet, hat sicherlich einen Grund im Fachkräftemangel, der
                                                                                                        im Baugewerbe längst spürbar ist. „Deshalb investieren wir stark
                                                                                                        in Ausbildung.“ Es ist aber auch die Philosophie des Familienun-
                                                                                                                                                                            Wolfgang Achilles hat in
                                                                                                                                                                            17 Jahren rund 300
                                                                                                                                                                            Jugendliche ausgebildet.

                                   Bauberufen ausgebildet hat. Vergeblich, der junge Flüchtling         ternehmens, dass jeder, der willens ist, eine Chance bekommen
                                   kündigte. „Er kam nicht recht mit der Sprache heraus, warum er       soll, so Achilles. Was zunächst zähle, sei der persönliche Ein-
                                   abbrechen wollte. Dann erfuhr ich, dass er durch seine familiäre                                        druck, gute Schulnoten seien
                                   Situation finanzielle Probleme hatte.“                                                                  dagegen zweitrangig. „Wer
                                   Zum ersten Mal hörte der erfahrene Ausbilder von der so              »Sie brauchen eine                 sich im Praktikum bewährt,
                                   genannten ‚BAföG-Falle‘. In diese tappen Flüchtlinge, die noch       bessere finanzielle                wird ausgebildet.“
                                   keine vier Jahre in Deutschland leben: Sie erhalten keine finanzi-                                      So lief es auch bei dem jungen
                                   elle Unterstützung während ihrer Ausbildung. Der Jugendliche
                                                                                                        Unterstützung, um                  Flüchtling. Bereits nach weni-
                                   sah keinen anderen Ausweg, als die Ausbildung abzubrechen            sorglos durch die Aus- gen Tagen bat der zuständige
                                   und zu jobben, um sein Leben und das seiner Familie in               bildung zu kommen!« Kollege „stell ihn ein!“, er-
                                   Afghanistan zu finanzieren. Achilles wandte sich an das Aus-                                            zählt Achilles schmunzelnd.
                                   bildungsprojekt von basis & woge e.V. Die Beraterin beantragte                                          „Mir gefiel die Offenheit des
                                                                bei der Lawaetz-Stiftung das Sti-       Jungen, er hat einfach schon viel erlebt.“ Das forme den Men-
                                                                pendium „Jugend in Berufsausbil-        schen. Er habe gelernt, Verantwortung für sich und sein Leben
                                                                dung“. Endlich kehrte der Auszu-        zu übernehmen. Das schätzt Wolfgang Achilles bei jungen
                                                                bildende zurück. „Man muss als          Flüchtlingen. „Davon kann sich manch anderer Jugendlicher
                                                                Ausbilder immer am Ball bleiben“,       eine Scheibe abschneiden.“
                                                                weiß Achilles. „Zum Glück stehen        Der junge Mann konnte wegen guter Leistungen seine Ausbil-
                                                                wir als Betrieb nicht alleine da. Das   dung verkürzen und steht vor der Gesellenprüfung. Bei Otto
                                                                Netzwerk hilft, wenn Probleme auf-      Wulff ist schon längst entschieden, dass er übernommen wird.
                                                                tauchen.“                               Wolfgang Achilles hofft, dass er, wie der andere Flüchtling vor
                                                                Der junge Afghane ist bereits der       ihm, dem Unternehmen die Treue halten wird.                   
                                                                zweite Flüchtling, den Wolfgang
                                                                Achilles, selbst Vater zweier Söhne,
                                                                unter seine Fittiche genommen hat.      Otto Wulff Bauunternehmung GmbH
                                                                Die Ausbildung dieser jungen Men-       360 Mitarbeiter
                                                                schen verläuft nicht immer grad-        18 Auszubildende im gewerblichen Bereich
                                                                linig. Dass er sie trotzdem gerne       hat zwei Flüchtlinge in Bauberufen ausgebildet

 10                                                                                                                                                                                               11
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                                                                                                 Oliver Dörner, Geschäftsführer

                                                                                                                 Überzeugende Persönlichkeit

                                                                                                                 E    s ist eine Kunst, die richtigen Leute auf die richtigen Stellen
                                                                                                                      zu setzen. „Wir bilden die jungen Menschen aus, um sie
                                                                                                                 hinterher möglichst zu übernehmen“, sagt Oliver Dörner,
                                                                                                                                                                                        würde, bot ihm das Unternehmen einen Ausbildungsvertrag an.
                                                                                                                                                                                        Die ersten Rückmeldungen scheinen die Entscheidung zu bestä-
                                                                                                                                                                                        tigen „Er macht sich gut.“
                                                                                                                 Geschäftsführer des Familienunternehmens. „Die Vorausset-              Im Unternehmen OTTO DÖRNER steht jedem Auszubilden-
                                                                                                                 zung ist, dass sie sich für den Ausbildungsberuf tatsächlich inter-    den ein älterer Auszubildender als Pate zur Seite, der bei schuli-
                                                                                                                 essieren und Spaß daran haben. Dann bleiben sie dabei und              schen Fragen hilft. Bei Problemen mit der Auf­enthaltssicherung
                                                                                                                 entwickeln ungeahnte Fähigkeiten.“ Das gelte insbesondere für                                               kann sich der junge Flücht-
                                                                                                                 junge Flüchtlinge, die stark unter Druck stehen, einen Ausbil-                                              ling an Ausbilder und Ausbil-
                                                                                                                 dungsplatz zu finden, um ihren Aufenthalt zu sichern.                  »Sein beherztes                      dungsleiterin wenden. „Er
                                                                                                                 Aus diesem Grund bildet OTTO DÖRNER seit August 2012                   Eingreifen hat die                   kann sie jederzeit anspre-
                                                                                                                 einen jungen Flüchtling zum Kfz-Mechatroniker aus, der                                                      chen“, so Oliver Dörner.
                                                                                                                 zunächst gar nicht nach einem „Wunsch-Azubi“ aussah. Eine              Kollegen unglaublich „Wir wollen ihm Sicherheit
                                                                                                                 Beraterin vom Träger basis & woge e.V. hatte die Bewerbung             beeindruckt.«                        geben. Er soll keine Angst
                                                                                                                 telefonisch angekündigt. Der Einstellungstest verlief nicht                                                 haben, wenn derartige Prob-
                                                                                                                 besonders gut, die Schulnoten und auch die sprachlichen Fähig-                                              leme auftauchen.“
                                                                                                                 keiten hatten die Ausbildungsverantwortliche nicht begeistert.         Gerne möchten Geschäftsführer und Ausbildungsleiterin weite-
                                                                                                                 Dennoch bekam der junge Mann die Chance, während eines                 ren Flüchtlingen die Chance geben, sich zu bewähren. Erst kürz-
                                                                                                                 einwöchigen Praktikums das Unternehmen kennen zu lernen                lich bewarb sich ein junger Flüchtling auf einen Ausbildungs-
                                                                                                                 und sich zu präsentieren. In dieser Woche hatte ein Kollege in         platz als Berufskraftfahrer. Da dieser Beruf nicht im Fokus vieler
                                                                                                                 der Werkstatt einen Arbeitsunfall. Der Praktikant griff beherzt        Bewerber steht , erhoffte er sich gute Chancen. Doch im Vorstel-
                                                                                                                                                            ein und leitete Hilfs-      lungsgespräch stellte sich heraus, dass der junge Mann sehr
                                                                                                                                                            maßnahmen in die            kreativ und künstlerisch begabt ist. „Er ist sicher nicht der richti-
                                                                                                                                                            Wege. „Sein Verhalten       ge Mann für diese Stelle“, sagt Oliver Dörner. „Ich hoffe, er
                                                                                                                                                            hat die Kollegen un-        findet für sich etwas Passenderes.“                              
                                                                                                                                                            glaublich beeindruckt“,
                                                                                                                                                            erzählt Oliver Dörner.
                                                                                                                                                            Trotz aller Bedenken,       OTTO DÖRNER Unternehmensgruppe
                                                                                                                                                            ob er so anspruchsvolle     Entsorgung
                                                                                                                                                            Fächer wie Mathema-         850 Mitarbeiter
                                                                                                                                                            tik und Technik an der      55 Auszubildende
                                                                                                                                                            Berufsschule meistern       bildet seit August 2012 einen Flüchtling zum Kfz-Mechatroniker aus

 12                                Geschäftsführer Oliver Dörner möchte seinem Auszubildenden Sicherheit geben                                                                                                                                                  13
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Mile und Robert Spehar, Geschäftsführer und angestellter Tischlermeister

                                   Aufstieg durch Anerkennung

                                   E     r kam einfach immer wieder vorbei und fragte nach Arbeit. nun endlich von der ostdeutschen Kleinstadt nach Hamburg
                                         „Der Afrikaner war wieder da“, sagte Mile Spehar, der Alte, ziehen. Die Kinder gehen hier in die Kita und ihr Aufenthalt ist
                                   zu seinem Sohn. „Na und? Viele suchen Arbeit“, antwortete sein gesichert. „Es ist sein Verdienst, er hat dafür gekämpft“, sagt
                                   Sohn Robert. „Was meinst du?“, fragte Spehar Senior nach dem Robert Spehar nur.
                                   nächsten Besuch. Er hatte sich lange mit dem arbeitsuchenden Doch Vater und Sohn haben es ermöglicht. „Er brauchte nur
                                   Mann unterhalten und erfahren, dass er in seiner Heimat Benin eine Chance.“ Trotz der allgemein angespannten Lage in Tisch-
                                   Tischler gelernt und in Deutschland seine Kenntnisse durch eine lereibetrieben trifft der gebürtige Kroate Mile Spehar noch im-
                                   Fortbildung vertieft hat.                                          mer derartige Entscheidungen mit dem Herzen. „Wir können
                                   Es war ein günstiger Zeitpunkt, denn Vater und Sohn Spehar die Menschen nicht immer wegschicken.“ Das gilt auch für
                                   brauchten Unterstützung. „Wir haben ihm zunächst ein Praktikum Praktikanten oder Aushilfen. Selbst wenn sie noch so schlechte
                                   angeboten, um zu testen, was er                                                                 Zeugnisse mitbringen, – wenn sie
                                   kann“, brummt Mile Spehar.                 »Ein ganz normaler Arbeitnehmer.                     ihm gefallen, nimmt er sie auf.
                                   „Außerdem gab es ein paar hun-                                                                  „Man kann Löwen zähmen,
                                   dert Euro von der Arbeitsagen-                 Mit allen Ecken und Kanten.«                     warum nicht auch Menschen?“,
                                   tur.“ Das ist vier Jahre her. Der                                                               sagt Mile Spehar.
                                   Tischler aus Benin blieb als Tischlerhelfer in dem kleinen Famili- Der Angestellte hat sich nun entschlossen, seinen Berufsab-
                                   enbetrieb. Repariert Stühle, schneidet Möbelteile zu und funiert schluss aus Benin für Deutschland anerkennen zu lassen. Dafür
                                   sie. „Er ist er ein ganz normaler Arbeitnehmer. Mit allen Ecken schreibt Robert Spehar gerade an seinem Tätigkeitsnachweis.
                                   und Kanten“, so Robert Spehar.                                     Mit den Abschlusszeugnissen und der vierjährigen Berufserfah-
                                   Die Spehars haben nicht nur dem Flüchtling die Türen zu ihrer rung in der Tischlerei Spehar stehen die Chancen für eine volle
                                   Tischlerei geöffnet. Sie haben auch der vierköpfigen Familie zu Anerkennung gut. Dann wird sein Abschluss mit dem eines deut-
                                   einem gesicherten Leben in Deutschland verholfen. Die konnten schen Gesellen gleichgestellt. Das wollen dann auch die Spehars
                                                                                                      anerkennen: „Wenn es die wirtschaftliche Lage zulässt, werden
                                                                                                      wir bestimmt eine kleine Vergütung drauflegen“, so Robert Spe-
                                                                                                      har.                                                       

                                                                                                     Tischlerei Spehar
                                                                                                     Meisterbetrieb
                                                                                                     2 Mitarbeiter
                                                                                                     beschäftigt seit vier Jahren einen Flüchtling

 14                                                                                                                                                                     Treffen Entscheidungen mit dem Herzen: Robert und Mile Spehar und in der Werkstatt mit ihrem Angestellten (links)   15
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Prof. Dr. med. Ralf Stücker, Leitender Arzt

                                   Berufserfahrung sammeln

                                   D     ie Kinderorthopädie am Altonaer Krankenhaus hat eine
                                         lange Tradition im Umgang mit Menschen aus unter-
                                   schiedlichen Kulturen. Da sind in erster Linie die Patienten, die
                                                                                                         Tansania gesammelt hat. „Ich habe tief im Busch gearbeitet.
                                                                                                         Dadurch konnte ich die Menschen sehr intensiv kennen lernen.“
                                                                                                         Ralf Stücker hat die Haltung der Menschen in Tansania sehr zu
                                   die Vielfalt des Hamburger Westens widerspiegeln, aber auch           schätzen gelernt. „Als Fremder wird man mit offenen Armen
                                   die vielen Kinder und Jugendlichen, die aus Kroatien, Rumäni-         empfangen, egal wer man ist und wo man herkommt.“ Diese
                                   en, Russland oder Kuwait anreisen, um sich hier behandeln zu          Offenheit und das Vertrauen vermisst der Mediziner häufig
                                   lassen. Zudem werden Gastärzte aus dem Ausland ausgebildet.                                                 in Deutschland. Deshalb
                                   Da ist es für den Leiter der Kinderorthopädie Professor Dr. Ralf                                            möchte er den Neuzuwan-
                                   Stücker nur folgerichtig, auch Ärzten und medizinischem               »Die Menschen in                      derern etwas von seiner po-
                                   Personal, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind,                                               sitiven Erfahrung zurückge-
                                                                                                         Tansania haben mich
                                   Praktikumsstellen anzubieten. Vermittelt durch den Träger                                                   ben. „Außerdem ist es auch
                                   verikom e.V. konnte auf seiner Station bereits ein ghanaischer        mit offenen Armen                     ein wichtiger Schritt zur In-
                                   Arzt die nötige Berufserfahrung sammeln, die für das Anerken-         empfangen. Von dieser                 tegration,  wenn sie bei uns
                                   nungsverfahren nötig ist. „Er hat in alle Bereiche Einblick erhal-                                          in einem Team arbeiten.“
                                   ten und konnte auch seine Fachsprache verbessern“, so Professor       Erfahrung möchte ich                  Der Fachkräftemangel, da-
                                   Stücker.                                                              etwas zurückgeben.«                   von ist Ralf Stücker über-
                                   „Wir haben den Vorteil, dass wir in einem hoch entwickelten                                                 zeugt, wird ohnehin zu einer
                                   Land leben. Auch deshalb ist es unsere Aufgabe, unser Wissen                                                weiteren Öffnung des Ge-
                                                                             weiterzugeben.“ Ralf        sundheitsbereichs führen, speziell des Pflegebereichs. „In den
                                                                             Stücker sieht sich als      USA ist es längst Realität, dass sich das pflegerische Personal aus
                                                                             Mentor. „Ich versuche       Menschen von den Philippinen, aus Thailand und Mexiko zu-
                                                                             die Kollegen so weit zu     sammensetzt.“ So prognostiziert er Flüchtlingen, die in diesem
                                                                             fördern, dass sie hier      Bereich arbeiten möchten, gute Perspektiven. Im Altonaer Kin-
                                                                             selbständig in diesem       derkrankenhaus werden sie, so Professor Ralf Stücker, mit
                                                                             Beruf arbeiten können.“     offenen Armen empfangen.                                        
                                                                             Dieses      Engagement
                                                                             wurzelt in seinen Erfah-
                                                                             rungen, die er als junger   Altonaer Kinderkrankenhaus
                                                                             Mediziner während sei-      Kinderorthopädie
                                                                             ner dreijährigen Tätig-     444 Arbeitsplätze
                                                                             keit im ostafrikanischen    Praktikum für geflüchteten Arzt

 16                                                                                                                                                                            Sieht sich als Mentor: Kinderorthopäde Professor Dr. Ralf Stücker   17
Ein EchtEr GEwinn! Porträts von Arbeitgebern, die Flüchtlinge und Bleibeberechtigte ausbilden oder beschäftigen
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Christian Bremert, KFZ-Meister und Ausbildungsleiter

                                   Zuverlässig und einsatzbereit

                                   C    hristian Bremert hat nicht nur ein Händchen für Turbo-
                                        lader und Lichtmaschinen, sondern auch für Jugendliche.
                                   Seit vier Jahren ist der Kfz-Meister Ausbildungsleiter im Unter-
                                                                                                         keiten und Motivation unter Beweis zu stellen. Das hilft anderer-
                                                                                                         seits dem Unternehmen, Auszubildende für weniger beliebte
                                                                                                         Berufe wie den des Lackierers zu gewinnen. Über ein achtmona-
                                                                                                                                                                                                             Ausbildungsleiter
                                                                                                                                                                                                             Christian Bremert hat ein
                                                                                                                                                                                                             Händchen für Jugendliche

                                   nehmen Leseberg Automobile. Dort legt man großen Wert auf             tiges, von der Arbeitsagentur finanziertes, Praktikum kam der
                                   eine intensive Betreuung der Auszubildenden – durch innerbe-          junge Flüchtling in den Betrieb. „Er war unheimlich zuverlässig,
                                   trieblichen Unterricht, die Vorbereitung auf Prüfungen und den                                         zeigte ein hohes Maß an Einsatz-
                                   regelmäßigen Austausch mit Berufsschulen und Innungen. Doch                                            bereitschaft. Das vermissen wir
                                   auch bei privaten Sorgen ist Christian Bremert jederzeit an-          »Jeder Mitarbeiter häufig bei Jugendlichen“, lobt
                                   sprechbar – notfalls auch nach Feierabend auf dem Privathandy.                                         Bremert. „Er wollte uns bewei-
                                   „Ich versuche, ihr Vertrauen zu gewinnen, und sie bei Proble-
                                                                                                         bekommt die                      sen, dass er der Richtige ist.“ Wie-
                                                             men an die Hand zu nehmen.“ Er fragt        Unterstützung,                   der machte der Ausbildungsleiter
                                                             nach. Kümmert sich.                                                          die Erfahrung, dass „diejenigen,
                                                                                                         die er braucht.«
                                                             Das ist für einige ungewohnt – speziell                                      die erst schwach aussehen, sich
                                                             für den jugendlichen Flüchtling, der seit                                    häufig zu ganz tollen Handwer-
                                                             einem Jahr in der Werkstatt von Lese-                                        kern entwickeln“.
                                                                                                                                                                                 xxxxd Arash Verozmand,
                                                             berg Lackierer lernt. „Es war nicht         Heute ist der junge Mann ein Azubi wie jeder andere auch, mit                   27, kommt aus
                                                             leicht, eine Vertrauensbasis herzustel-     ähnlichen Sorgen und Nöten. Probleme bereitet ihm allerdings                        Afghanistan
                                                             len“, so Bremert. „Uns ist klar, dass       die Sprache, insbesondere die Fachsprache. „Daran muss er ar-                       und lebt seit
                                                                                                                                                                                  13 Jahren in Hamburg.
                                                             Flüchtlinge in unserem Land sehr allei-     beiten.“ Doch Bremert sieht ihn auf einem guten Weg. Mit den
                                                             ne sind. Für viele ist es nicht einfach,    Kollegen in der Lackierabteilung spricht er nur Deutsch, „die
                                                             Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Doch          haben sich auf ihn eingestellt und verstehen ihn gut“. Der Aus-
                                                             mittlerweile wendet sich auch dieser        bildungsleiter freut sich, dass sein Schützling nun eine deutsche
                                                             junge Mann bei Problemen an seinen          Freundin hat. „Das wird ihm mit der Sprache helfen“, sagt er.
                                                             Ausbildungsleiter.                          Klingt fast väterlich.                                            
                                                             Christian Bremert nennt es ein Stück so-
                                                             ziale Verantwortung, auch Jugendlichen
                                                             eine Chance zu geben, die schulische        Leseberg Automobile
                                                             oder persönliche Schwierigkeiten haben.     Autohaus und Kfz-Werkstatt
                                                             Über Langzeitpraktika, die so genannte      170 Mitarbeiter
                                                             ‚Betriebliche Einstiegsqualifizierung‘,     25 Auszubildende
                                                             haben sie die Möglichkeit, ihre Fähig-      bildet einen Flüchtling zum Lackierer aus

 18                                                                                                                                                                                                                               19
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                                                                                                                        Mercy Attipetty, Geschäftsführerin

                                                                                                                                        Sprungbrett für ein Leben in Hamburg

                                                                                                                                        F   ür viele Flüchtlingsjugendliche ist das indische Restaurant
                                                                                                                                            Jaipur ein Sprungbrett. Vier Jugendliche haben hier in den
                                                                                                                                        vergangenen Jahren eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastge-
                                                                                                                                                                                                           ihren Lebensunterhalt zu
                                                                                                                                                                                                           verdienen, jobbte sie in der
                                                                                                                                                                                                           Altenpflege. Nach der Hoch-
                                                                                                                                        werbe absolviert. Zwei davon waren Flüchtlinge, ohne Perspekti-    zeit eröffnete das Ehepaar
                                                                                                                                        ve für ein Leben in Hamburg. „Sie wünschen sich so sehr, hier zu   das Restaurant. Später grün-
                                                                                                                                        bleiben“, erzählt Mercy Attipetty, die das Restaurant gemeinsam    deten sie mit anderen selb-
                                                                                                                                        mit ihrem Ehemann Paul führt. „Ich habe diese jungen Leute als     ständigen Migranten asm e.V.,
                                                                                                                                        sehr arbeitswillig kennen gelernt. Wenn sie motiviert sind, dann   die ein Teilprojekt innerhalb
                                                                                                                                        bieten wir ihnen diese Chance.“                                    FLUCHTort Hamburg ha-
                                                                                                                                        „Durch eine Ausbildung bekommen diese jungen Menschen die          ben. Deren Mitarbeiter ver-
                                                                                                                                        nötige Sicherheit, um sich hier in Hamburg ein Leben aufzubau-     mitteln ihnen seitdem die
                                                                                                                                        en“, so Mercy Attipetty, die mittlerweile alle möglichen und un-   Auszubildenden.
                                                                                                                                        möglichen Hürden kennt, auf                                        Die besten Auszubildenden
                                                                                                                                        die Flüchtlinge stoßen können.                                     wechseln nach ihrem Abschluss ins Hotelfach. Auch wenn
                                                                                                                                        „Viele sind im Alter von 13                 »Wir haben viel        Mercy Attipetty diese Mitarbeiter gerne halten würde, hat sie
                                                                                                                                        oder 14 Jahren nach Deutsch-                                       Verständnis für deren Ehrgeiz und unterstützt sie in ihrem
                                                                                                                                        land gekommen und haben                Hilfe erhalten, nun         Weiterkommen. Der Kontakt reißt selten ab. „Sie kommen uns
                                                                                                                                        hier nur noch kurz die Schule           möchten wir etwas          besuchen und erzählen, wie es ihnen geht.“
                                                                                                                                        besucht. Deshalb haben sie                                         Auf dem Senatsempfang im Rathaus hat sich eine junge Frau
                                                                                                                                        Probleme mit dem Lesen und
                                                                                                                                                                                      zurückgeben.«        dem Ehepaar Attipetty vorgestellt. Sie hat ihnen gut gefallen.
                                                                                                                                        Schreiben.“ Frau Attipetty hilft                                   Auch ihr drohte die Abschiebung, doch für die Ausbildung
                                                                                                                                        bei Hausaufgaben und Prü-                                          im Restaurant Jaipur hat sie nun eine Aufenthaltserlaubnis
                                                                                                                                        fungsvorbereitungen. Im Restaurantalltag nimmt sie sich die        erhalten. „Jetzt geben wir der Nächsten eine Chance“, sagt
                                                                                                                                        Zeit, Fachbegriffe zu erklären. Bei Problemen mit dem Aufent-      Mercy Attipetty. Vermittelt wurde auch sie durch FLUCHTort
                                                                                                                                        halt wendet sie sich an die Beraterinnen und Berater aus dem       Hamburg.                                                   
                                                                                                                                        Netzwerk FLUCHTort Hamburg.                                        
                                                                                                                                        Für Mercy Attipetty und ihren Ehemann ist dieses Engagement
                                                                                                                                        kaum erwähnenswert, eben eine Selbstverständlichkeit. „Wir         Restaurant Jaipur
                                                                                                                                        haben in Deutschland viel Hilfe erhalten. Nun möchten wir et-      4 Mitarbeiter
                                                                                                                                        was zurückgeben“, sagt die gebürtige Inderin, die als junge Frau   3 Auszubildende
                                                                                                                                        nach Deutschland kam, um hier Chemie zu studieren. Doch um         bildet den drittenFlüchtling zur Fachkraft im Gastgewerbe aus

 20                                Mercy und Paul Attipetty kennen mittlerweile alle möglichen und unmöglichen Hürden für Flüchtlinge                                                                                                                                       21
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Mark Schmidt, Malermeister

                                   Erst Praktikum, dann Minijob

                                   E    r ist da „irgendwie reingeschlittert“. Mark Schmidt hatte die
                                        Malerarbeiten beim Verein verikom gerade abgeschlossen,
                                   als eine Mitarbeiterin ihn bat, einen Flüchtling ins Praktikum zu
                                                                                                          Zuerst richtete der Praktikant die Baustelle ein, klebte Böden
                                                                                                          und Möbel ab. Bald konnte er Helfertätigkeiten übernehmen.
                                                                                                          Am Schluss hat er dann schon selber ein Zimmer und die Fassa-
                                   nehmen. „Ich war erst unsicher: Er kam aus Ghana, war schon            de gestrichen. Mark Schmidt nahm sich immer wieder die Zeit
                                   40 Jahre alt, sprach wenig Deutsch“, erinnert sich der junge           zu erklären und die Handgriffe zu zeigen.
                                   Malermeister. „Ich wusste nicht, wie meine Kunden reagieren            Schwierig war zunächst die Kommunikation, auch die interkul-
                                   würden.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Handwerksbetrieben             turelle. „Er hat immer ‚ja‘ gesagt, auch wenn er eine Frage oder
                                   arbeitet er ausschließlich in Privatwohnungen. „Unser Geschäft                                         Anweisung nicht verstanden hat“,
                                   ist das Vertrauen. Die Kunden geben mir den Schlüssel für ihre                                         so Mark Schmidt. „Das haben wir
                                   Wohnung.“                                                              »Schwierig war                  erst allmählich begriffen.“ Die
                                   Doch als Mark Schmidt seinen zukünftigen Praktikanten kennen           zunächst die                    Arbeit im kleinen Team schweiß-
                                   lernte, waren die Bedenken sofort zerstreut. „Er war mir auf den                                       te zusammen: Man verbrachte
                                   ersten Blick total sympathisch.“ Auch die Kunden reagierten
                                                                                                          Kommunikation,                  die Frühstücks- und Mittagspau-
                                   ausnahmslos positiv, obwohl oder gerade weil im Handwerk bis-          auch die                        sen miteinander, sprach über die
                                   her wenig schwarze Menschen arbeiten.                                  interkulturelle.«               Kinder, traf sich zur Weihnachts-
                                   Für den zweiten Praktikanten hat Mark Schmidt sich bewusst                                             feier auf der Kartbahn. Wenn die
                                                                       entschieden. Auch dieser                                           Kita anrief, weil das Kind Fieber
                                                                       Flüchtling kam aus Ghana,          hatte, schickte der Meister ihn nach Hause.
                                                                       wo er Maler gelernt und jah-       Als das Praktikum zu Ende ging, beschäftigte Mark Schmidt sei-      Malermeister
                                                                       relang selbständig gearbeitet      nen ehemaligen Praktikanten als Minijobber weiter. „Als Geselle     Mark Schmidt:
                                                                                                                                                                              gelebte Integration im
                                                                       hatte. Doch seine Ausbildung       konnte ich ihn nicht einstellen, so weit war er noch nicht.“ Aber   Handwerk
                                                                       wurde in Deutschland nicht         zumindest, so Mark Schmidt, konnte er ihm die Chance bieten,
                                                                       anerkannt. „Er hatte in vielen     die betriebliche Erfahrung in Deutschland zu sammeln. Die ist
                                                                       Bereichen Erfahrungen, die         für ein Verfahren zur Anerkennung des Berufsabschlusses als
                                                                       in Deutschland nicht zum           Maler unerlässlich.                                           
                                                                       Berufsbild gehören, wie bei-
                                                                       spielsweise im Malen von
                                                                       Schildern“, erzählt Mark           MS-Design
                                                                       Schmidt. „Er war handwerk-         Maler- und Ausbildungsbetrieb
                                                                       lich sehr fit.“ Der Meister ließ   1 Mitarbeiter
                                                                       ihn     langsam      einsteigen.   hat zwei Flüchtlinge als Praktikanten und Minijobber beschäftigt

 22                                                                                                                                                                                                    23
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   Ramon Tuchen, Küchenchef

                                   Teamfähigkeit gefragt

                                   E    r kocht aus dem Bauch heraus und genauso trifft er seine
                                        Entscheidungen. Zumindest bei der Wahl seiner Auszubil-
                                   denden. „Ich suche mir meist die scheinbar Schwierigen heraus,
                                                                                                      tigkeit nicht nur propagiert, sondern auch gelebt. Vor allem im
                                                                                                      Umgang mit den Mitarbeitern. „Das Betriebsklima ist ent-
                                                                                                      spannt. Es ist keine Kampfarena, wo ausschließlich der Umsatz
                                   die mit den schlechten Zeugnissen“, erzählt Küchenchef             im Vordergrund steht.“ Das Personal kann all seine Energie in
                                   Ramon Tuchen. Auch der Ex-Punk nahm einige Umwege, bis er          die Bewirtung der Gäste stecken. Doch wenn es schnell gehen
                                   in seinem Traumberuf landete. „Die Jugendlichen mit gradlini-      muss, herrscht auch in dieser Küche ein rauer Umgangston.
                                   gen Lebensläufen interessieren mich nicht.“ Die Ausbildung         Ramon Tuchen ist kein Choleriker wie sein Ausbilder einer war.
                                   zum Koch ist hart, – keine andere Ausbildung wird so häufig ab-    „In meiner Küche wird nicht geschrien.“ Dennoch machten Ton
                                                                 gebrochen. Als der junge Flücht­                                und Zeitdruck dem Auszubildenden
                                                                 ling aus Sierra Leone vor dem                                   manches Mal zu schaffen.
                                                                 Zwei-Meter Hünen stand, merk-        »Gradlinige                Die Küche des ESSRAUMES ist ein
                                                                 te dieser, dass der Junge „Bock                                 Spiegelbild des modernen Hamburgs.
                                                                                                      Lebensläufe
                                                                 hatte“. „Er war dankbar, dass wir                               Die Mitarbeiter kommen aus
                                                                 ihm die Chance gegeben haben.        interessieren              Deutschland, Polen, Thailand, Itali-
                                                                 Und dankbare Azubis sind die         mich nicht.«               en, Spanien und Sierra Leone. In den
                                                                 besten.“                                                        meisten Küchen arbeiten schwarze
                                                                 Das Engagement und der Ehr-                                     Menschen bisher nur als Spüler, in
                                                                 geiz des jungen Mannes beein-        der Hierarchie ganz unten. „Eine Frage des Kleinhaltens“, fin-
                                                                 druckten Ramon Tuchen. Der           det Tuchen.
                                                                 junge Mann war in einem ande-        Der junge Flüchtling hat nach Ausbildungsende sofort eine An-
                                                                 ren Restaurant bereits im zweiten    stellung in einem Hamburger Restaurant gefunden. Denn „wer
                                                                 Lehrjahr, durfte aber nur zuarbei-   hier auslernt, kann kochen“, sagt Ramon Tuchen im Brustton
                                                                 ten „Das ist für einen Auszubil-     der Überzeugung. Vielleicht wird auch der sierra-leonische
                                                                 denden der Ruin.“ Den Urlaub         Koch eines Tages in den ESSRAUM zurückkehren. Wie viele
                                                                 nutzte der für ein zweiwöchiges      andere, die bei Ramon Tuchen gelernt haben.                  
                                                                 Praktikum im Restaurant ESS-
                                                                 RAUM. „Wir haben auf Quali-          Junges Hotel Hamburg
                                                                 tät und Geschicklichkeit geach-      Restaurant ESSRAUM
                                                                 tet. Entscheidend aber war, dass     9 Mitarbeiter
                                                                 er ins Team passte.“                 3 Auszubildende
                                                                 Im Jungen Hotel wird Nachhal-        hat einen Flüchtling zum Koch ausgebildet

 24                                                                                                                                                                     Küchenchef Ramon Tuchen kam selbst erst über Umwege zu seinem Traumberuf   25
Nachwort

                Erfahrungen und Erfolge der Projektarbeit
                von FLUCHTort Hamburg Plus II

     nachwort

                D     ie Teilhabe von geduldeten Flüchtlingen und Asylsuchen-
                      den an Ausbildung und Beschäftigung in einem Wirt-
                schaftsbetrieb war vor rund zehn Jahren noch undenkbar, weil
                                                                                  E   rst europäische Initiativen zur Verbesserung der Arbeits-
                                                                                      marktbeteiligung, Förderprogramme des Bundes und die
                                                                                  Bleiberechtsregelungen der Bundesregierung haben neue Pers-
                eine äußerst diskriminierende Asyl-, Bildungs- und Beschäfti-     pektiven eingeleitet: Zunehmend werden geduldete Flüchtlinge
                gungspolitik den Zu-                                              und Asylsuchende in integrationspolitische Maßnahmen einbe-
                gang zu Berufsbildung                                             zogen. Dennoch bestehen noch jede Menge gesetzlicher Hür-
                und Arbeitsmarkt durch               »Die Förderung der           den, die für die Betriebe die Integration erschweren.
                restriktive Gesetzeslagen       beruflichen Integration           Unter anderem bleibt die Erarbeitung und Umsetzung eines
                ausschloss.                                                       neuen nachhaltigen Bleiberechts, das dauerhaft hier lebenden
                Vielen Flüchtlingen, die          von Flüchtlingen und            Flüchtlingen eine Perspektive in Deutschland eröffnet, eine
                nach Deutschland kom-             Asylsuchenden ist ein           wichtige Aufgabe für die Zukunft.
                men, wird der Asylan-
                                            Beitrag zur Sicherung des
                trag abgelehnt. Ohne
                Anerkennung wird ein
                Aufenthalt in Deutsch-
                                                     Arbeitskräftebedarfs         I  n Hamburg werden seit 2002 Netzwerke zur beruflichen För-
                                                                                     derung dieser Gruppe umgesetzt. Durch diese kontinuierliche
                                                                                  Arbeit konnten insbesondere unter Beteiligung zahlreicher
                                                    in vielen Branchen.«
                land aber nur geduldet.                                           strategischer Partner von Fachbehörden, der Arbeitsverwaltung
                Mit dieser Aufenthalts-                                           und Wirtschaftsbetrieben verlässliche Kooperationsstrukturen
                form bleiben die Flüchtlinge ausreisepflichtig, die Abschiebung   auf-gebaut werden, die einer Vielzahl von Flüchtlingen und
                wird nur solange ausgesetzt, wie eine Ausreise aus humanitären    Asylsuchenden als Brücken dienen, um in Qualifizierungsmaß-
                Gründen nicht erfolgen kann.                                      nahmen, Praktika, Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisse einzu-
                                                                                  treten.
                                                                                                                                              ➜

26                                                                                                                                                 27
nachwort
                                                                                                                                                                                                                       Zu dem Netzwerk FLUCHTort Hamburg Plus II
                                                                                                                                                                                                                       „Berufliche Integration für Bleibeberechtigte und
                                                                                                                                                                                                                       Flüchtlinge” gehören die Projekte

                                                                                                                                                                                                                          PERSPEKTIVE ARBEIT
                                                                                                                                                                                                                          Zentrale Information und Beratung
                                                                                                                                                                                                                          für Flüchtlinge gGmbH

                                                                                                                                                                                                                          RESTART
                                                                                                                                                                                                                          Inab Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft
                                                                                                                                                                                                                          des bfw mbH

                                                                                                                                                                                                                          COACH
                                                                                                                                                                                                                          verikom e.V.

           F                                                                  D                                                                  D
                LUCHTort Hamburg ist eines von 28 Netzwerken, die in            ie erfolgreichen Vermittlungsquoten und die positive                  as Integrationskonzept des Hamburger Senats vom März                DEUTSCHKURS – Beratung – Praktikum
                einem Nationalen Thematischen Netzwerk zusammen ar-             Resonanz der Hamburger Wirtschaftsbetriebe zeigen, dass               2013 erwähnt die Berücksichtigung von Flüchtlingen als              why not? Das Internationale Diakoniecafé
           beiten. In der laufenden Förderperiode arbeitet das Netzwerk in eine gezielte Beratung, ein Coaching, die Sprachförderung und         ausdrückliches Ziel seiner Integrationspolitik. Damit sind wir in
           einem Kooperationsverbund mit sieben Teilprojekten, die die Vermittlung in weitergehende Qualifizierungsangebote eine                 Hamburg einen großen Schritt vorangekommen: Die Stadt setzt              BENEFIT
           Flüchtlinge und Asylsuchende beraten, coachen, qualifizieren wichtige Voraussetzung sind, um die Arbeitsmarktchancen zu               ein positives Signal zur verbesserten Teilhabe von Flüchtlingen          Commit OHG (bis Dezember 2012)
           sowie in Arbeit und Ausbildung                                                                   erhöhen. Die Förderung der           und Asylsuchenden an Bildung und Arbeit. 1                       
           vermitteln. Darüber hinaus                                                                       beruflichen Integration von
           werden durch begleitende Öf-
                                              »Die Förderung der beruflichen Integration Flüchtlingen und Asylsuchen-                                                                                                     INTEGRATION DURCH AUSBILDUNG
                                                                                                                                                                                                                          Arbeitsgemeinschaft selbständiger Migranten e.V.
           fentlichkeitsarbeit Institutionen,   von Flüchtlingen und Asylsuchenden ist                      den ist ein Beitrag zur Siche-
           Fachbehörden und die Öffent-                                                                     rung des Arbeitskräftebedarfs in
                                                        ein Beitrag zur Sicherung des                                                                                                                                     COACHING UND AUSBILDUNGSMANAGEMENT
           lichkeit sensibilisiert.                                                                         vielen Branchen. Diese wird          Für das Hamburger Netzwerk
           Bis heute wurden in dieser Lauf-    Arbeitskräftebedarfs in vielen Branchen.«                    auch von der Bundesregierung         Maren Gag und Franziska Voges                                            FÜR JUNGE FLÜCHTLINGE
           zeit des Programms seit Ende                                                                     durch die Fachkräftestrategie                                                                                 passage gGmbH
           2010 insgesamt gut 1.100 Per-                                                                    verfolgt, in dem u.a. die inländi-
           sonen beraten. Davon konnten mehr als die Hälfte in Arbeit, schen Potenziale von potenziellen Arbeitnehmer/innen ausge-                                                                                        AUSBILDUNGSBEGLEITUNG DURCH
           Aus-bildung und Qualifizierung innerhalb und außerhalb des schöpft werden sollen. Der aktuell veröffentlichte Bericht, der im                                                                                  MENTOR/INNEN
           Netzwerkes vermittelt werden. Es wären jedoch viel mehr, wenn Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales im                                                                                        basis & woge e.V.
           die noch bestehenden gesetzlichen Hürden hinsichtlich Aufent- Rahmen der Programmevaluation erstellt wurde, unterstreicht
           halt und Zugang zu Arbeit und Qualifizierung beseitigt würden.  die Effizienz und Qualität bei der Beratung und Vermittlung der
                                                                           Netzwerke in den Regionen.                                                                                                                  Weitere Informationen und Materialien zu
                                                                                                                                                                                                                       FLUCHTort Hamburg und den Projekten unter
                                                                                                                                                 1
                                                                                                                                                     Lawaetz-Stiftung & Univation (2013):                              www.fluchtort-hamburg.de
                                                                                                                                                     Programmevaluation „ESF-Bundesprogramm zur arbeitsmarkt-
                                                                                                                                                     lichen Unterstützung für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge mit
  28                                                                                                                                                 Zugang zum Arbeitsmarkt“, 2. Förderrunde - Zwischenbilanz                                                               29
!
                         inn
                   Gew
          t   er
      ech
Ein

                                   EINDRÜCKE
                                   VOM SENATSEMPFANG
                                   AM 21. JANUAR 2013
                                                                             Impressum
                                                        Ein echter Gewinn!
                                                                             Herausgeber:
                                                                             FLUCHTort Hamburg Plus II
                                                                             passage gGmbH
                                                                             Migration und Internationale Zusammenarbeit
                                                                             Maren Gag, Franziska Voges
                                                                             Nagelsweg 14
                                                                             20097 Hamburg

                                                                             Tel: + 49 40 24 19 27 85
                                                                             Fax: + 49 40 24 19 27 87
                                                                             www.fluchtort-hamburg.de

                                                                             Text & Konzept: Michaela Ludwig, Hamburg
                                                                             Foto: Nils von Blanc, Hamburg
                                                                             Layout: Thurner-Design, München
                                                                             Druck: hansadruck, Kiel

                                                                             Auflage: 1000

                                                                             Hamburg, im Juni 2013 	

 30                                                                                                                        31
Freie und Hansestadt Hamburg
Europäische Union
Sie können auch lesen