Gebietsbezogenes integriertes Handlungskonzept Nachhaltige Soziale Stadtentwicklung - ESF "2014 - 2021" für die Bergstadt Schneeberg
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Foto: Stadt Schneeberg Gebietsbezogenes integriertes Handlungskonzept Nachhaltige Soziale Stadtentwicklung ESF „2014 – 2021“ für die Bergstadt Schneeberg Antragsnummer: 100231409 1
GIHK Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeine Angaben ....................................................................................................................... .3 1.1 Akteure und Beteiligte ..................................................................................................................... .3 1.2 Organisation und Arbeitsweise ........................................................................................................ .3 2. Gebietssituation Gesamtstadt ......................................................................................................... .4 2.1 Einordnung des Gebietes in die Gesamtstadt ................................................................................. .4 2.2 Begründung der Gebietsauswahl .................................................................................................... .4 3. Analyse der Ausgangssituation mit Hilfe statistischer Daten .......................................................... .5 3.1 Städtebauliche Situation .................................................................................................................. .5 3.2 Demografische Situation ................................................................................................................. .6 3.3 Soziale Situation .............................................................................................................................. .8 3.4 Wirtschaftliche Situation .................................................................................................................. 15 3.5 Touristische Situation ...................................................................................................................... 18 3.6 Sozialräumlicher Zusammenhang ................................................................................................... 18 3.7 Potenziale und Defizite der Bergstadt Schneeberg/ SWOT- Analyse ............................................ 19 4. Fachspezifischer Teil ESF ............................................................................................................... 20 4.1 Erklärung und Erläuterung der Ableitung der Zielstellung des zu fördernden Gebietes aus dem INSEK (und Berücksichtigung der LEADER- Entwicklungsstrategie (LES))........................... 20 4.2 Vorhandene Strukturen und Angebote zur Integration der Zielgruppe (Angebotsanalyse) ............ 21 4.3 Lücken in der lokalen Angebotsstruktur (Defizitanalyse) ................................................................ 24 4.4 geplante Vorhaben zur Umsetzung der genannten Fördergegenstände und deren Kohärenz zu vorhandenen und geplanten Bundes- und Landesprogrammen ................................................ 25 4.5 Verknüpfung mit investiven Stadtmaßnahmen ............................................................................... 26 4.6 Strategien zur Verstetigung erfolgreicher Ansätze .......................................................................... 26 4.7 Konzept der Zielgruppenansprache ................................................................................................ 27 5. Vorhabensteil ESF ........................................................................................................................... 28 5.1. Beschreibung der beabsichtigten Vorhaben und Beitrag der Vorhaben zur Erreichung der Output- und Ergebnisindikatoren für das ESF-OP 2014-2020 (spezifisches Ziel B.3) gemäß SAB Vordruck 60888-2........................................................................................................ 28 5.2 Übersicht zum Gesamtvolumen der für den Förderzeitraum beabsichtigten Vorhaben einschließlich einer vorhabenbezogenen, jährlichen Kosten- und Finanzierungsplanung bis Mitte des Jahres 2020 gemäß SAB Vordruck 60888-1 ................................................................... 50 Quellenverzeichnis .......................................................................................................................... 51 Anhang ............................................................................................................................................ 52 a) Ausgewählte Protokolle ............................................................................................................... 53 b) Übersichtsplan der Gesamtstadt für das GIHK in Schneeberg (Maßstab 1:10.000) .................. 58 c) Übersichtsplan der Fördergebiete und des GIHK- Gebietes in Schneeberg (Maßstab 1:10.000) ........................................................................................................................ 59 d) INSEK_Schneeberg-2025 e) Öffentlichkeitsarbeit/ Presseartikel .............................................................................................. 60 2
1. Allgemeine Angaben 1.1 Akteure und Beteiligte Die Erstellung des gebietsbezogenen Integrierten Handlungskonzeptes (GIHK) erfolgte durch die Stadt Schneeberg und deren Vertragspartner (AWO Erzgebirge gemeinnützige GmbH) in einem offenen, transparenten und kooperativen Verfahren mit den im Gebiet aktiven Einrichtungen, Organisationen, Vereinen, Unternehmen usw. Die Projektteilnehmer haben an der Konzepterarbeitung im offenen, transparenten Verfahren mitgewirkt. Es ist vor allem auf die enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Schneeberg und den dortigen Ämtern hinzuweisen. Darüber hinaus erfolgten zahlreiche Informationsveranstaltungen und Beratungsgespräche mit im Gebiet tätigen sozialen Trägern und Organisationen. Alle wichtigen Aktivitäten und Verläufe innerhalb der Erstellung des GIHK wurden in Form von Presseinformationen für die Bewohner des Gebietes in der örtlichen Presse (Stadtanzeiger Schneeberg sowie „Freie Presse“) festgehalten (siehe Anhang e)). Auch im Internet wurden Informationen diesbezüglich veröffentlicht. Besonders hervorzuheben ist, dass das Netzwerk der Akteure untereinander in Schneeberg bereits gut und intensiv ausgebaut ist und bereits eine rege Kommunikation untereinander vorgefunden wurde. 1.2 Organisation und Arbeitsweise Zur Finanzierung der Konzepterstellung wurde durch die Stadt Schneeberg am 05.05.2015 ein Förderantrag bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) eingereicht. Am 02.09.2015 erhielt die Stadt Schneeberg die Bewilligung zur Durchführung des Projektes. Der Vorhabenzeitraum des Projektes erstreckt sich vom 15.05.2015 bis zum 31.05.2016. Das Konzept dient der inhaltlichen Ausrichtung der künftigen Arbeit innerhalb des Gebietes im Programm. Darüber hinaus bildet das Konzept die Grundlage für die Finanzierung geplanter Maßnahmen über die Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums des Innern vom 09.03.2015 zur Förderung von Vorhaben im Rahmen der nachhaltigen sozialen Stadtentwicklung ESF 2014 bis 2020. Um eine angemessene Beteiligung vor Ort bereits agierender Partner zu erreichen, entschieden sich die Verantwortlichen der Kommune für eine Vergabe des Auftrages. Die beschränkte Ausschreibung wurde im Zeitraum September bis November 2015 durchgeführt. Am 20.11.2015 endete das Ausschreibungsverfahren. Es erfolgte die Auswahl des Vertragspartners und die Vorbereitung der Vertragsdokumente. Die Vergabeentscheidung wurde mit dem Formblatt 64029-1 dokumentiert. Das Dokument wird in der Kommune vorgehalten. Als Vertragspartner wurde die AWO Erzgebirge gemeinnützige GmbH ausgewählt. Sie wurde beauftragt das integrierte Handlungskonzept entsprechend des Förderantrages und der vorgeschlagenen Meilensteinplanung zu erstellen. Die AWO Erzgebirge gemeinnützige GmbH, die als Träger verschiedener sozialer Einrichtungen im Erzgebirgskreis tätig ist, verfügt über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit benachteiligten Personengruppen. Der Vertrag wurde am 11.12.2015 von beiden Vertragspartnern unterzeichnet. Die verantwortlichen Mitarbeiter der AWO Erzgebirge gemeinnützige GmbH haben umgehend die Arbeit aufgenommen und die zuvor erstellten Arbeitspakete und Meilensteine umfassend bearbeitet. Zunächst erfolgte ein Arbeitstreffen in der Stadtverwaltung. Daraus resultierend entstand die Steuergruppe innerhalb der Erstellung des GIHK. Die Mitglieder der Steuergruppe sind: Herr Seifert, Frau Hilmer, Herr Schmeuser, Frau Kosmitzki und Frau Neubauer aus der Stadtverwaltung Schneeberg sowie Herr Wilhelm, Frau Stutzig und Frau Oeser von der AWO Erzgebirge gGmbH. Außerdem wurde die Gebietskulisse angepasst, um alle Problemlagen, Bedarfe und Handlungsfelder abzudecken und einen sinnvollen sozialräumlichen Zusammenhang herzustellen. Darauf folgend wurde anhand des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (INSEK) und weiterer statistischer Daten (Landratsamt, Statistisches Landesamt, Jobcenter…) eine Gebietsbeschreibung vorgenommen und darüber hinaus eine Defizit-/Angebotsanalyse erstellt. In Folge dessen gab es eine Auftaktveranstaltung am 13.01.2016, um die vor Ort tätigen Vereine, sozialen Träger, Einrichtungen und Organisationen umfassend über das Gesamtprojekt zu informieren und zur Mitwirkung zu gewinnen. Hier wurde erneut auf eine offene, transparente und kooperative Vorgehensweise Wert gelegt. In Folge dessen wurden mit den Akteuren, die sich für eine Mitwirkung bei der Erstellung des GIHK entschieden haben, Beratungen in kleinen Gruppen durchgeführt. Dies steigerte die Effektivität und es konnte ausführlicher und detaillierter auf die Bedarfe der Mitwirkenden eingegangen werden. Weiterhin zeigte sich, dass durch die Treffen und Workshops mit den Projektträgern die einzelnen Antragsteller in Kontakt kamen und sich kennenlernen konnten. So wurden Kontaktdaten ausgetauscht und eine stärkere Zusammenarbeit von einzelnen Antragstellern gewünscht und forciert. 3
So dienten diese Arbeitstreffen auch als Vernetzungsbasis untereinander und zum weiteren Netzwerkaufbau und -ausbau. Während der gesamten Bearbeitungszeit gab es einen ständigen Kontakt zur SAB sowie zum SMI. Es wurden ebenso Workshops innerhalb der Projektgruppen durchgeführt. Zu nennen sind ebenso die regelmäßigen Treffen innerhalb der Steuergruppe, sowie zahlreiche Beratungsrunden, an denen alle Interessierten teilnehmen konnten. Die Mitwirkenden nutzten ebenso rege den vom Projektteam angebotenen telefonischen Kontakt und die Möglichkeit der Kontaktierung per E-Mail. Die Projetteilnehmer haben von Beginn bis zum Ende an der Erstellung des Konzeptes im offenen und transparenten Verfahren mitgewirkt. Ausgewählte Protokolle der Steuergruppentreffen sowie der Beratungstreffen/Workshops innerhalb der Projektgruppen sind im Anhang (Anhang a)) zu finden. 2. Gebietssituation Gesamtstadt Die Bergstadt Schneeberg befindet sich im südwestlichen Teil des Freistaates Sachsen und liegt im westlichen Bereich des Erzgebirgskreises. Schneeberg ist entscheidend durch den Bergbau geprägt. Darüber hinaus gilt Schneeberg als die „Barockstadt des Erzgebirges“. Die Struktur der Stadt ist geprägt von den beiden großen städtischen Bereichen Schneeberg und Neustädtel, von 3 Neubaugebieten, vom Gebiet um die ehemalige Kaserne sowie von den ländlichen Gemarkungen Griesbach und Lindenau. Somit hat Schneeberg insgesamt 8 Stadtteile. 2 Die Gesamtfläche der Gemarkung Schneeberg beträgt 23,34 km . Die Bevölkerungsdichte bezogen auf die Gesamtgemarkung beträgt 6,4 Einwohner je Hektar (ha). Zum Stichtag 31.12.2013 hatte Schneeberg 14.353 Einwohner davon waren 6.882 männlich und 7.471 weiblich. Vergleichend dazu: am 03.10.1990 verzeichnete die Bergstadt noch 20.518 Einwohner. 2.1 Einordnung des Gebietes in die Gesamtstadt Zur Einordnung des Gebietes in die Gesamtstadt ist zu konstatieren, dass beinahe das gesamte Stadtgebiet der Bergstadt Schneeberg betrachtet wird. Die Stadtrandlagen der Stadt wurden außen vor gelassen. Das Gebiet hat einen sozialräumlichen Zusammenhang (hohe SGB II-Quote und soziale Benachteiligung) und setzt sich über städtebauliche Grenzen hinweg. Bruchstellen innerhalb des Gebietes (z. B. Schnittstelle Gottlieb-Heinrich-Dietz-Stadion auf der Hartensteiner Straße 37) werden durch die Projektansätze aufgegriffen und zusammengefügt. Die „Brennpunkte“ der Stadt haben eine „Strahlenwirkung“ auf angrenzende Stadtteile. Eine sozialräumliche Benachteiligung liegt im gesamten Gebiet vor. Somit ist das fokussierte Gebiet großräumig angelegt. Die gemeinsame Benachteiligung des Gebietes liegt in der hohen SGB II-Quote von 15,5 %. Es werden die 3 Neubaugebiete (Keilbergring, Alte Siedlung und Griesbacher Hang) in die Betrachtung einbezogen, ebenso wie die beiden großen städtischen Bereiche Schneeberg und Neustädtel und angrenzend das Gebiet um die ehemalige Kaserne in Wolfgangsmaßen (jetzt Standort der Erstaufnahmeeinrichtung). In Bezug auf die 3 Quartiere Griesbacher Hang, Alte Siedlung und Keilbergring ist anzumerken, dass es im Jahr 2008 Bemühungen gab, die 3 Quartiere in einem gemeinsamen Handlungskonzept zu betrachten und als Fördergebiet „Die Soziale Stadt“ auszuweisen. Dies war jedoch nicht erfolgreich. Resultierend daraus entstand aus diesen 3 Quartieren ein neues Gebiet, welches im Jahr 2011 als Stadtumbaugebiet in das Förderprogramm Stadtumbau Ost – Aufwertung aufgenommen wurde. Die verkehrstechnische Anbindung von Schneeberg ist durch die Bundesstraßen 169 und 93 sowie durch Staats- und Kreisstraßen an das überregionale Straßennetz sicher gestellt. Darüber hinaus erfolgt durch den Autobahnzubringer Kirchberg eine gute Anbindung an die A 72 Richtung Bayern. Ebenso ist die gute Anbindung an die A 4 zu erwähnen. 2.2 Begründung Gebietsauswahl Innerhalb des ausgewählten Stadtgebietes befinden sich viele soziale Brennpunkte, die die Lebensqualität in Schneeberg und die Entwicklung beeinflussen und auch einschränken. Eine Analyse der statistischen Daten ergab, dass es sich um ein sozial benachteiligtes Stadtgebiet handelt. Die Quote der Personen in SGB II-Empfänger-Bedarfsgemeinschaften liegt bei 15,5 %, der Landesdurchschnitt bei 12,9 %. Somit liegt das Gebiet mit 2,6 % über dem Landesdurchschnitt. Es kristallisiert sich heraus, dass viele benachteiligte Familien im Gebiet leben, aber auch viele Akteure (z. B. Vereine, Unternehmen), die unterstützend tätig sein wollen bzw. es schon sind. Die Strukturen sind folglich vorhanden. Das ausgewählte Gebiet stellt einen sozialräumlichen Zusammenhang her. Die räumliche Umgebung steht immer in Verbindung mit sozialen Strukturen und sozialem Handeln. 4
Dies ist insbesondere in den 3 Neubaugebieten zu beobachten. Dort leben vermehrt benachteiligte Familien. Die Schaffung von nicht-investiven Maßnahmen ist überaus nötig, um für die benachteiligten Bewohner vor Ort tätig zu werden. Weiterhin nennenswert ist das Vorhandensein einer Erstaufnahmeeinrichtung in Schneeberg, jedoch im außerhalb liegenden Stadtteil Wolfgangsmaßen. Hier ist die Unterbringung der Menschen nur von kurzer Dauer, somit erfolgt kein dauerhafter Aufenthalt und die Integration der Menschen in Schneeberg gestaltet sich sehr schwierig. Immer wieder entstehen Konflikte und Spannungen innerhalb der Bevölkerung. Die Bergstadt Schneeberg beabsichtigt mit Hilfe der im GIHK verorteten Projekte in sozial benachteiligten Gebieten der Kommune im Rahmen einer nachhaltigen sozialen Stadtentwicklung umfangreiche niedrigschwellige und informelle Vorhaben zur Förderung der Bildung, Beschäftigung und sozialen Eingliederung zu schaffen. Somit können soziale Prozesse und Beziehungen positiv beeinflusst werden. 3. Analyse der Ausgangssituation mit Hilfe statistischer Daten Die Analyse der Ausgangssituation der Bergstadt Schneeberg mit Hilfe unterschiedlicher statistischer Daten bezieht sich größtenteils auf die Gesamtstadt, da für die Gebietskulisse keine gesonderten Daten erhoben werden konnten. 3.1 Städtebauliche Situation Die Bergstadt Schneeberg weist insbesondere in der Innenstadt, aber auch in den anderen Stadtteilen einen hohen Anteil von „hochwertig“ einzuschätzenden Wohngebäuden und Wohnungen auf. Der Anteil der Gebäude, welche unter Denkmalschutz stehen, ist in der Bergstadt ebenfalls hoch. Besonders viele Kulturdenkmale findet man im Stadtgebiet und in Neustädtel. In den letzten Jahren mussten aber auch Kulturdenkmale wegen mangelhafter Bausubstanz abgerissen werden. Die Innenstadt und Neustädtel sind insbesondere von Geschosswohnungsbau geprägt. Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Wohngebäuden wurde die Attraktivität der Innenstadt als Wohnstandort in den letzten Jahren spürbar erhöht. Der Reichtum der Bergstadt (Silber- und Kobaltgewinnung) ermöglichte die Entstehung einer hohen Stadtkultur, von der die historische Altstadt noch heute geprägt ist. Dieser Sachverhalt lässt sich auch für Neustädtel festhalten. Ein weiterer positiver Faktor für die Beurteilung des Wohnumfeldes sind die locker bebauten Randbereiche sowie die in den dörflich geprägten Ortsbereichen von Griesbach und Lindenau starke Landschaftsbezogenheit der lockeren Bebauung. Die Bergstadt wird seit 1991 gefördert durch die Programme der „Städtebaulichen Erneuerung“. Dadurch war es möglich, die historische unter Denkmalschutz stehende Bausubstanz zu erhalten und wieder dauerhaft einer Nutzung zuzuführen. Die Neubaugebiete Alte Siedlung, Keilbergring und Griesbacher Hang werden von Blockbebauungen geprägt, die vorwiegend Eigentum der beiden Großvermieter (Wohnungsbaugesellschaft Bergstadt Schneeberg mbH und Schneeberger WOHNUNGS-Genossenschaft eG) sind. Der Keilbergring und der Griesbacher Hang bestehen ausschließlich aus Einzelblockbebauungen. Die Bebauung der Alten Siedlung bildet durch Reihenbebauung hofartige Strukturen, die einen Ruhezonencharakter anstatt Hinterhofcharakter aufweisen. Daneben ist auch dieser Siedlungsbereich durch Einzelblockbebauungen gekennzeichnet. Durch den nachträglichen Anbau von Balkons sowie Fahrstühlen an die Großblöcke des Griesbacher Hangs sowie der Alten Siedlung konnte die Qualität der Wohnungen verbessert werden. Wichtige gestalterische Ziele im Rahmen der Altstadtsanierung der Bergstadt Schneeberg sind insbesondere die Erhaltung der historischen Altbausubstanz und der für die Stadt wichtigen Denkmale, Wiedernutzbarmachen von leerstehenden Denkmalen, Stärkung des Handels und der Dienstleistung im Stadtgebiet. Zur Flächennutzung in Schneeberg ist zu sagen, dass Schneeberg eine besonders hohe Landwirtschaftsfläche aufweist (1.107 ha). Die ausgewiesene Erholungsfläche beträgt demgegenüber nur 59 ha. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche beträgt 553 ha, die Gebäude- und Freifläche 345 ha. Insgesamt besitzt Schneeberg eine Bodenfläche von insgesamt 2.335 ha (Stand: 31.12.2013). Wohnen In der Bergstadt Schneeberg gibt es einen Bestand an Wohngebäuden von 2.677. Es gibt 8.643 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden insgesamt. (Stand: 31.12.2013, Quelle: Statistisches Landesamt). Der Wohnungsmarkt der Bergstadt Schneeberg setzt sich aus den Wohnhäusern der beiden Wohnungsunternehmen, den privaten Mietshäusern und den Eigenheimen zusammen. Viele private 5
Mietshäuser wurden zum Teil saniert und bieten nun modernen Wohnraum meist im Altbaubestand. Die gesamte Innenstadt sowie der Markt der Bergstadt wurden ebenfalls saniert, was wiederum zu einer Belebung der Innenstadt führt. Die meisten Wohnungen im Bereich Alte Siedlung, Keilbergring und Griesbacher Hang gehören den beiden großen Wohnungsunternehmen. Ein großer Teil der Wohnungen wurde in den letzten Jahren modernisiert und instandgesetzt. Trotz der Modernisierungsmaßnahmen dieser Wohnungen entsteht immer wieder Leerstand, welcher Rückbau nach sich zieht. Die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs spiegeln sich im Bereich des Wohnungsmarktes am stärksten wider. Ebenso werden Wohnbereiche durch soziale Brennpunkte unattraktiv. Diese werden von Wohnungssuchenden nicht mehr als Wohnstandort wahrgenommen und ziehen sich leer. Es gilt, diese Brennpunkte zu entschärfen. Trotz abnehmender Bevölkerung in der Bergstadt Schneeberg ist die Anzahl der Wohngebäude und der Wohnungen in den letzten Jahre gestiegen. Die Ursache hierfür liegt in den neuen Wohn- und Lebensformen ebenso wie in dem Errichten von Privateigentum (Eigenheime). Es ist nötig, speziell in den Siedlungsgebieten immer wieder Wohnungen zu modernisieren und zum Teil auch barrierefrei umzubauen. Im neuen Stadtumbaugebiet „Gebiet Keilbergring, Griesbacher Hang und Alte Siedlung“ erfolgt der Rückbau des nicht mehr benötigten Wohnraumes von außen nach innen. Wohnblöcke in der Randbebauung sollen möglichst freigezogen und rückgebaut werden. Dazu ist es zunächst wichtig, an Gebäuden in der Alten Siedlung, die für eine dauerhafte Nutzung benötigt werden, Balkone anzubauen sowie einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. 2011 lag die Haushaltsgröße in Schneeberg bei 2,03 Einwohner/Haushalt. Im Gebiet Griesbacher Hang, Alte Siedlung und Keilbergring liegt die Wohnungsauslastung bei 1,7 Einwohner/Haushalt. Der Wohnungsleerstand wird in der Bergstadt Schneeberg von den beiden Großvermietern mit 13 % bzw. 13,5 % angegeben. Damit ist dieser als hoch einzustufen. Dieser hohe Leerstand kann als Gemeinsamkeit des Gebietes betrachtet werden. In Sachsen betrug der Leerstand im Jahr 2013 9,4 %. Mit dieser Leerstandquote befindet sich das Bundesland Sachsen nach Sachsen-Anhalt auf dem zweiten Rang (Quelle: Die Welt). 3.2 Demografische Situation Die demografische Situation in Schneeberg lässt sich ähnlich beschreiben wie die Situation in Gesamtdeutschland. Der Anteil der jüngeren Menschen geht immer weiter zurück, die Lebenserwartung steigt - daraus resultiert eine Überalterung der Bevölkerung. Der Geburtenrückgang führt dazu, dass, trotz auffangender Faktoren wie Zuwanderung (v. a. von Asylbewerbern und Migranten) und steigender Lebenserwartung, die Bevölkerung schrumpft. Damit einher geht der oft propagierte Fachkräftemangel. Gleichlaufend zur immer älter werdenden, schrumpfenden Bevölkerung nimmt der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen und gebärfähigen Alter immer mehr ab. Auch die Abwanderung ist als zentrales Phänomen sowie Problem der Stadt zu benennen. Für Schneeberg gilt die Prognose einer weiterhin erheblich abnehmenden Bevölkerungsentwicklung. Dies ist ein sächsisches, ostdeutsches und zunehmend nationales und europäisches Problem. Gegenwärtig wurde für Sachsen auf Grundlage des ZENSUS 2011 ein weiterer Bevölkerungsrückgang zwischen 8,7 % und 11,9 % bis zum Jahr 2025 prognostiziert. Das Westerzgebirge zählt in den neuen Bundesländern zu den strukturschwachen Regionen und Sachsen ist darüber hinaus eins von zwei Gebieten, welches die größten Bevölkerungsverluste in Folge der demografischen Entwicklung verkraften muss. Im Zeitraum von 1990 bis 2012 hat die Stadt Schneeberg prozentual sogar fast doppelt so viel Einwohner wie der Freistaat Sachsen im vergleichbaren Zeitraum verloren. Die Bevölkerung wird auch in den nächsten Jahren weiter erheblich abnehmen. Abbildung 1, Quelle: INSEK- Schneeberg 2025 6
Eine Abbildung zur Bevölkerungsprognose für die Stadt Schneeberg kann dem INSEK auf Seite 16 entnommen werden. Für Schneeberg ist festzustellen, dass mit der politischen Wende 1990 ein starker Bevölkerungsrückgang einsetzte. Dieser resultierte aus der plötzlichen Stilllegung des Bergbaus und dessen Zulieferern, was wiederum zu einem starken Arbeitsplatzverlust führte. Die fehlenden Arbeitsplätze zogen eine hohe Abwanderungswelle in die alten Bundesländer nach sich. Durch die neuen Möglichkeiten (Karrierechancen, Reisefreiheit usw.) kam es darüber hinaus zu einem extremen Rückgang der Geburtenzahlen in der gebärfähigen Altersgruppe. Seit 2000 ist erneut ein Anstieg der Wegzüge aus Schneeberg feststellbar. Im Jahr 2013 halten sich die Zu- und Fortzüge insgesamt über die Gebietsgrenze allerdings in etwa die Waage (1.378 Zuzüge: 1.322 Fortzüge). Die Einwohnerverluste resultieren aber auch aus dem großen Teil der Verstorbenen gegenüber einer zu kleinen Zahl an Geburten (Stand 31.12.2013: Lebendgeborene insgesamt (je 1.000 Einwohner): 110; Gestorbene insgesamt (je 1.000 Einwohner): 243; der Überschuss Lebendgeborene bzw. Gestorbene insgesamt (je 1.000 Einwohner) beträgt somit -133). Abbildungen betreffs „Übersicht zum Saldo der Zuzüge und Fortzüge“ können dem INSEK der Bergstadt Schneeberg auf Seite 15 entnommen werden. Zur genauen Betrachtung der Altersverteilung der Bevölkerung in Schneeberg werden Alterspyramiden/Bevölkerungspyramiden von 2012 sowie für 2025 zur Betrachtung herangezogen. Deutlich wird, dass 2025 der Großteil der Bevölkerung über 50 Jahre alt sein wird. Die Darstellungen lassen erkennen, dass die Bevölkerung in Schneeberg immer älter wird. Im Jahr 2025 ist eine extreme Veränderung der Altersstruktur zu erkennen. Der Großteil der Bevölkerung hat ein Alter zwischen 50 und 85 Jahren (siehe INSEK- Schneeberg 2025, Alterspyramiden auf S. 18). Das Durchschnittsalter aller Personen in der Kommune betrug im Januar 2014 47,8 Jahre. Bis zum Jahr 2030 wird das Durchschnittsalter voraussichtlich auf 51,8 Jahre ansteigen. Der Altenquotient liegt bei 39,8, das bedeutet auf 100 Personen der Altersgruppe 20 – 64 Jahre kommen 39,8 Personen die 65 Jahre und älter sind. Nach der Bevölkerungsvorausentwicklung liegt der Altenquotient im Jahr 2030 bei 73,9 (Quelle: AWO Erzgebirge gGmbH, Januar 2014). Der Anteil der Personen von 65 – 79 Jahren an der Gesamtbevölkerung beträgt 17,9 %, für das Jahr 2030 prognostiziert bei 26,7 %. Der Anteil der Personen von 80 Jahren und älter an der Gesamtbevölkerung liegt bei 6,6 %, im Jahr 2030 voraussichtlich bei 9,8 % (Quelle: AWO Erzgebirge gGmbH, Januar 2014). Der Anteil der Einwohner ohne deutsche Staatsbürgerschaft an der Gesamtbevölkerung beträgt 1,1 %. Die Einwohnerentwicklung in den einzelnen Stadtgebieten ist sehr unterschiedlich und reicht von einem erheblichen Rückgang bis hin zu einer relativ ausgeglichenen Bilanz. Das Stadtgebiet Schneeberg und Neustädtel sind insbesondere von privatem Geschosswohnungsbau geprägt. Im Stadtgebiet herrscht, insbesondere durch die größtenteils denkmalgeschützte Bausubstanz ein hoher Wohnkomfort. Durch Sanierungsmaßnahmen in den Wohngebäuden konnte die Attraktivität dieses Gebietes auch als Wohnstandort in den vergangenen Jahren spürbar erhöht werden. In Folge dessen hat sich auch der Altersdurchschnitt der Bewohner im Stadtgebiet durchmischt und es ist ein leichter Anstieg der Bevölkerung zu verzeichnen. In Neustädtel sorgt der hohe Anteil an eigengenutztem Wohneigentum für eine sehr stabile Bevölkerungszahl. Die Bevölkerungszunahme ab 1997 ist auf die Errichtung des Baugebietes Am Sommerberg zurückzuführen. Trotz aller Bemühungen, die 3 Neubaugebiete (Alte Siedlung, Griesbacher Hang und Keilberging) in der zurückliegenden Zeit zu entwickeln sowie die Leerstandproblematik einzudämmen, treten in diesen Gebieten die größten Probleme des demografischen Wandels in Schneeberg auf. Geprägt werden alle 3 Stadtgebiete von einem überdurchschnittlichen Bevölkerungsverlust und sozialer Entmischung (Segregation nach dem sozialen Status). Mit der starken räumlichen Ungleichverteilung einzelner Gruppen treten häufig erhöhte Kriminalitätsraten auf sowie ein beschleunigter Stadtverfall und mitunter leidet das gesamte Image der Stadt. Der Abwärtstrend ist in allen 3 Quartieren spürbar (siehe Abbildung INSEK S. 19). Im Gebiet Alte Siedlung leben ca. 3.000 Menschen. Die Wohnungsbaugesellschaft betreibt in der Alten Siedlung 1.253 Wohneinheiten. 70,2 % der Mieter sind 50 Jahre und älter, davon sind 41,7 % über 64 Jahre alt (Quelle: AWO Erzgebirge gGmbH, Januar 2014). Aufgrund der aktuellen Brisanz soll an dieser Stelle auf die Ergebnisse der Kinder- und Jugendstudie, welche von Orbit e. V. im Auftrag des Landratsamtes des Erzgebirgskreises im vergangenen Jahr erstellt wurde, hingewiesen werden. Diese 2-jährige Studie betrachtet die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien im Erzgebirgskreis. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die These, dass die Bedingungen des Aufwachsens, welche sich Kinder und Jugendliche und deren Familien ausgesetzt sehen, Wandlungsprozessen unterliegen (vgl. Orbit 2015:5). 7
Hierbei wird insbesondere auf den demografischen Wandel Bezug genommen. So wird dort ebenfalls konstatiert, dass die Bevölkerung in Sachsen insgesamt schrumpft. Dies gelte insbesondere für die Gruppe der unter 15-Jährigen, welche für die Jugendarbeit jedoch von besonderer Bedeutung ist (vgl. Orbit 2015:7). So werden durch den demografischen Wandel zahlreiche Veränderungen diagnostiziert. Diese reichen von einer Veränderung der Anzahl (potentieller) Nutzer von Angeboten über neue pädagogische Herausforderungen und konzeptionellen Anpassungsbedarf bis hin zum Wandel der Personalstruktur sowie Strukturveränderungen im Allgemeinen. Orbit berechnete mit Hilfe der Shevky-und-Bell-Methode einen sogenannten Belastungsindex für die Jahre 2011 bis 2013. Zur Berechnung dieses Indexes wurden verschiedene Indikatoren (Anzahl Jugendeinwohner 0 bis unter 27 Jahren, Lebendgeborene, Gestorbene, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wohnort, Wanderungssaldo, Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung und SGB II-Empfänger/innen) herangezogen. Eine Zusammenfassung dieser Indikatoren ergab dann die „Belastung“ einer Region. Abbildung 2, Quelle: Orbit 2015: 34 Für Schneeberg ist eine hohe Belastung feststellbar. Innerhalb der Studie wird ebenfalls konstatiert, dass es zu einer Umstrukturierung der Kinder- und Jugendarbeit kommen sollte, um mit den Veränderungen (demografischer Wandel usw.) Schritt zu halten. Dazu „… erscheint es nach Abwägung aller vorliegenden Unterlagen sinnvoll, die Struktur der Angebote für Kinder, Jugendliche und deren Familien zu verändern und die bisher eingesetzten Ressourcen an zentralen Orten zu bündeln. Entsprechend unserer Untersuchungen erscheint es sinnvoll, die Gebietseinteilung nach der Einrichtungsnutzung aus der vorliegenden Erhebung zu Grunde zu legen und entsprechende Einrichtungen (Jugendhäuser und Mehrgenerationenhäuser/ Familienzentren) in den Orten Stollberg, Annaberg-Buchholz, Marienberg, Aue, Zschopau, Schwarzenberg und Olbernhau anzusiedeln“ (vgl. Orbit 2015:69). Von Schneeberg ist an dieser Stelle keine Rede. 3.3 Soziale Situation a) soziale Lage – Sozialleistungen In der folgenden Abbildung sind die Empfänger ausgewählter Sozialleistungen der Bergstadt Schneeberg jeweils im Dezember der Jahre 2007 bis 2014 dargestellt. Die Leistungen nach SGB II (Grundsicherung für Arbeitssuchende) sind dabei im Verlauf von 2007 bis 2014 rückläufig wohingegen die Leistungen nach SGB XII (Sozialhilfe) im Laufe der Jahre 2007 bis 2014 zunehmen. 8
1) Sozialgesetzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende Leistungen in Form von Arbeitslosengeld II (für erwerbsfähige Hilfebedürftige) oder Sozialgeld (für nicht erwerbsfähige Hilfebedürftige) im Dezember 2) Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch – Sozialhilfe hier angeführt: nur Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes (HLU und GSi) am 31. Dezember zur Vermeidung von Doppelzählungen GSi insgesamt, HLU nur außerhalb von Einrichtungen HLU = Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel SGB XII GruSi = Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem 4. Kapitel SGB XII 3) Summe aus Leistungen nach SGB II + GruSi + HLU außerhalb von Einrichtungen Abbildung 3, Quelle für SGB II-Daten: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, übrige Daten und Berechnungen Statistisches Landesamt Sachsen © Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, 2016 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Weiterhin wurden vom Landratsamt des Erzgebirgskreises zum Stichtag 31.12.2013 folgende Empfänger von laufenden Leistungen der Sozialhilfe ermittelt: Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel SGB XII: Landkreis Erzgebirgskreis: 455 Stadt Schneeberg: 42 Empfänger von Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem 4. Kapitel SGB XII: Landkreis Erzgebirgskreis: 1.343 Stadt Schneeberg: 116 Die Quote an in SGB II Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen liegt in der Bergstadt Schneeberg bei 15,5 %. Damit liegt sie über dem sächsischen Landesdurchschnitt von 12,9 %. Gemäß einer Statistik bezüglich der Nutzung von AWO-Einrichtungen per 31.12.2013, aufgeschlüsselt nach Stadtteilen, liegen folgende Daten vor: Keilbergring: 353 Nutzer insgesamt (darunter: SGB II-Empfänger, Nutzer mit Rentenbescheid, Nutzer mit Grundsicherung und Wohngeldempfänger), davon sind 81 % SGB II-Empfänger; Griesbacher Hang: 226 Nutzer insgesamt (darunter: SGB II-Empfänger, Nutzer mit Rentenbescheid, Nutzer mit Grundsicherung und Wohngeldempfänger), davon sind 79 % SGB II-Empfänger; Alte Siedlung: 462 Nutzer insgesamt (darunter: SGB II-Empfänger, Nutzer mit Rentenbescheid, Nutzer mit Grundsicherung und Wohngeldempfänger), davon sind 65 % SGB II-Empfänger Innenstadt: 343 Nutzer insgesamt (darunter: SGB II-Empfänger, Nutzer mit Rentenbescheid, Nutzer mit Grundsicherung und Wohngeldempfänger), davon sind 34 % SGB II-Empfänger, hier ist der Anteil der Nutzer von Wohngeldempfängern besonders hoch (53 %). Da nicht alle Bürger und Bürgerinnen die Schneeberger Tafel nutzen, liegt der tatsächliche Wert vermutlich weit höher. 9
Im Bereich der Arbeitslosigkeit liegen laut Agentur für Arbeit im November 2013 folgende Daten vor: Gruppe Wert Anzahl an Arbeitslosen 1.338 Anzahl an Arbeitslosen ausländischer Herkunft 18 (1,35 %) Anzahl an schwerbehinderten Arbeitslosen 27 (2,02 %) Anzahl an Langzeitarbeitslosen 194 (14,5 %) Aufgeteilt nach Altersgruppen sieht die Arbeitslosigkeit in Schneeberg folgendermaßen aus: Altersgruppe Wert Anzahl an jungen Arbeitslosen zwischen 15 und 21 (1,57 %) 20 Jahren Anzahl an jungen Arbeitslosen zwischen 20 und 130 (9,72 %) 25 Jahren Anzahl an jungen Arbeitslosen zwischen 15 und 151 (11,29 %) 25 Jahren Anzahl an Arbeitslosen zwischen 25 und 50 925 (69,13 %) Jahren Anzahl an älteren Arbeitslosen zwischen 55 und 262 (19,58 %) 60 Jahren Aus den beiden Abbildungen geht hervor, dass insbesondere die Anzahl an Langzeitarbeitslosen in der Bergstadt Schneeberg besonders hoch ist. Diese Langzeitarbeitslosen gilt es (wieder) in die Arbeitswelt zu integrieren. Weiterhin weist die Anzahl der Arbeitslosen zwischen 25 und 50 Jahren den höchsten Wert auf. Diese Altersgruppe ist besonders erwerbsmäßig aktiv und sollte deshalb (erneut) in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Die Arbeitslosenquote betrug 2012 in Schneeberg 8,5 %. Zum Bereich Arbeitslosigkeit/Erwerbstätigkeit konnte das Landratsamt des Erzgebirgskreises die folgenden Daten ermitteln. Ersichtlich wird, dass insbesondere der Bestand an Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Alter von 15 bis unter 27 Jahren im Rechtskreis SGB II zunimmt. Aber auch die Anzahl an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Alter von 15 bis unter 27 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung nimmt erneut leicht zu. Bestand an Arbeitslosen im Alter von 15 bis unter 27 Jahren im Rechtskreis SGB II Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 68 72 56 68 Bestand an Arbeitslosen ohne Hauptschulabschluss im Alter von 15 bis unter 27 Jahren im Rechtskreis SGB II Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 6 5 4 8 Bestand an Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Alter von 15 bis unter 27 Jahren im Rechtskreis SGB II Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 22 17 18 37 10
Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Alter von 15 bis unter 27 Jahren Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 228 211 205 195 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Alter von 15 bis 27 Jahren ohne Schulabschluss Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 12 10 15 12 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Alter von 15 bis unter 27 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13 Schneeberg, Stadt 47 36 42 44 b) Drogenkonsum Der illegale Handel insbesondere mit Chrystal nimmt im Erzgebirgskreis weiter zu. Dies wird unter anderem bedingt durch die Nähe zur deutsch-tschechischen Grenze. Es wird vermehrt für Schüler leichter, Zugriff auf die Droge zu bekommen. Der schulische Kontext bildet den Rahmen, in dem Kinder und Jugendliche erstmals mit Drogen in Berührung kommen. Bereits Schüler der 5./6. Klassen werden mit illegalen Drogen konfrontiert. In den meisten Schulen (Ausnahme Grundschulen) sind illegale Drogen verfügbar. Das Einstiegsalter für den Konsum illegaler Drogen sinkt. Die Zahl der Kinder, die in ein konsumierendes Umfeld hineingeboren werden und dort aufwachsen, wird weiter zunehmen (Quelle: Diakonie Erzgebirge). Wie der Problembeschreibung zu entnehmen ist, sind insbesondere junge Menschen im Alter von 12 bis 18 Jahren den Verführungen des Drogenkonsums ausgesetzt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist gezielte Prävention bei Jugendlichen notwendig. Abbildung 4, Quelle: Diakonie Erzgebirge, Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Aue, Netzwerkkonferenz 2013 im Erzgebirgskreis 11
Abbildung 5, Quelle: Diakonie Erzgebirge, Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Aue, Netzwerkkonferenz 2013 im Erzgebirgskreis Die beiden Abbildungen sollen den sprunghaften Anstieg der Konsumentenzahl von Crystal-Meth einerseits in Sachsen und andererseits im Erzgebirgskreis verdeutlichen. c) Schwerbehinderte Menschen in der Bergstadt Schneeberg Schwerbehinderte Menschen (mit gültigem Ausweis) am 31.12. 2009, 2011 und 2013 nach Alter und Grad der schwersten Behinderung 12
Abbildung 6, Quelle: © Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, 2016 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Ersichtlich ist, dass die Zahl der schwerbehinderten Menschen steigt. Im Jahr 2009 waren es insgesamt noch 1.268, im Jahr 2011 schon 1.461 Schwerbehinderte und 2013 liegt die Anzahl noch höher, bei 1.634. Die Zahl bei den 60 – 65 Jährigen an Schwerbehinderten steigt im Laufe dieser drei Jahre erheblich. Auch die Anzahl der schwerbehinderten Menschen bei den 70 – 75 Jährigen steigt. Besonders gravierend steigt allerdings die Zahl der schwerbehinderten über 75 Jährigen. Lag sie im Jahr 2009 noch bei einem Wert von 282 Personen, waren es 2011 schon 361 Personen und im Jahr 2013 nochmals über 100 schwerbehinderte Personen mehr (462 Personen). d) Insolvenzverfahren Abbildung 7, Quelle: © Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, 2016 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. Der Darstellung kann entnommen werden, dass die Anzahl der Insolvenzverfahren in der Bergstadt Schneeberg seit dem Jahr 2011 wieder erheblich steigt. Im Jahr 2013 lag die Zahl der Insolvenzverfahren in Schneeberg bei 24, darunter befanden sich 19 Verbraucherinsolvenzverfahren. e) Kriminalität/ Straftaten Als besonders schwerwiegend sind in der Bergstadt Schneeberg die Straftaten zu nennen. So wurden im März 2016 Wohngebiete in Schneeberg in Unordnung gebracht, Müllbehälter umgestoßen. Besonders gravierend sind die Auto- und Containerbrände, die seit Herbst 2015 um sich greifen. Der Bürgermeister von Schneeberg, Herr Ingo Seifert sagte: „Solche Taten beunruhigen die Einwohner, sind Rufschädigung für unsere Heimatstadt und verbrauchen finanzielle und auch menschliche Ressourcen, welche wir an anderer Stelle viel dringender benötigen.“ (Herr Bürgermeister Seifert, Anfang März 2016) f) Asylbewerber und Migranten In den letzten Jahren kommen aufgrund der weltweit steigenden Flüchtlingszahlen immer mehr Asylsuchende nach Deutschland und auch nach Schneeberg. Die Landesdirektion Sachsen ist im Freistaat zuständig für die Erstaufnahme von Asylbewerbern. Sie nutzt in Schneeberg in der ehemaligen Jägerkaserne Gebäude für eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung Chemnitz. Die Gebäude wurden vom Freistaat eigens zu diesem Zweck vom derzeitigen Eigentümer angemietet. Die 13
Erstaufnahmeeinrichtung Chemnitz (EAE) ist die zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber, die vom Bund in den Freistaat Sachsen verteilt werden oder direkt aus dem Ausland ankommen. Nach einer Aufenthaltsdauer von längstens drei Monaten werden die Asylsuchenden dann auf die Landkreise und kreisfreien Städte im Freistaat Sachsen verteilt. Die Zahl der untergebrachten Asylbewerber in der Erstaufnahmeeinrichtung der Bergstadt Schneeberg schwankt erheblich, wie folgende Aufstellung verdeutlicht. Tag Gesamtzahl 21.11.2014 695 12.12.2014 468 13.02.2015 1.043 (inklusive Turnhalle) 10.04.2015 527 22.05.2015 821 10.07.2015 637 11.09.2015 1.076 (inklusive Turnhalle) 30.10.2015 1.142 30.12.2015 752 (inklusive Turnhalle) Abbildung 8, Quelle: www.schneeberg.de, Thema Asylbewerber Da die Asylbewerber nur für kurze Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht sind, gestaltet sich die Integration überaus schwierig. Die Asylbewerber haben keinen dauerhaften Aufenthalt in Schneeberg und sind deshalb statistisch nur schwer einzuordnen. Eine dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern liegt in Schneeberg nicht vor (Quelle: Einwohnermeldeamt Schneeberg, Auskunft vom 22.03.2016). g) Schulabgänger Am Ende des Schuljahres 2012/2013 gab es in der Bergstadt Schneeberg an den verschiedenen Schulen (Mittel-/Oberschulen und Gymnasien) insgesamt 125 Absolventen/Abgänger. Davon waren 2 Absolventen und Absolventinnen ohne Hauptschulabschluss, 2 mit Hauptschulabschluss, 83 mit Realschulabschluss und 38 mit allgemeiner Hochschulreife. Vergleichend dazu die Absolventen/ Abgänger Ende des Schuljahres 2012/2013 aus dem Erzgebirgskreis. Dort sind es insgesamt 2.424, davon 200 ohne Hauptschulabschluss, 211 mit Hauptschulabschluss, 1.453 mit Realschulabschluss und 556 mit allgemeiner Hochschulreife. Man beachte hier den großen Anteil der Absolventen/ Abgänger ohne Hauptschulabschluss, also ohne schulischen Abschluss. Folgende Tabelle zeigt die Absolventen/Abgänger an allgemeinbildenden Schulen in Schneeberg der Jahre 2009-2015. Im Jahr 2014 steigt die Zahl bei den Hauptschulabschlüssen extrem an. Die Zahl der Absolventen der allgemeinen Hochschulreife steigt nach einem „Einbruch“ im Jahr 2013 wieder rapide an. Abbildung 9, Quelle: © Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, 2016, Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. 14
h) Menschen mit Erziehungsberatung In der Statistik zur Erziehungsberatung nach § 28 SGB VIII werden die Kinder und Jugendlichen nach dem Standort des Jugendamtes bzw. der Familienberatungsstelle und nicht nach dem Wohnort erfasst. Es sind also nur Auswertungen auf Kreisebene möglich (Erzgebirgskreis). Folgende Daten wurden vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen für den Erzgebirgskreis in Bezug auf die Erziehungsberatung nach § 28 SGB VIII bereitgestellt: 2012: 494 Hilfen/Beratungen am 31.12.2012 988 begonnene Hilfen/ Beratungen 1.012 beendete Hilfen/ Beratungen 2013: 487 Hilfen/Beratungen am 31.12.2013 1.029 begonnene Hilfen/ Beratungen 1.017 beendete Hilfen/ Beratungen 2014: 526 Hilfen/Beratungen am 31.12.2014 1.113 begonnene Hilfen/ Beratungen 1.046 beendete Hilfen/ Beratungen Es lässt sich ein leichter Anstieg innerhalb der Fallzahlen erkennen. 3.4 Wirtschaftliche Situation In der Bergstadt Schneeberg besteht eine hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig zunehmendem Fachkräftemangel. Besonders die Langzeitarbeitslosen in der Stadt haben häufig Ängste, Zweifel und Bedenken, den heutigen Arbeitsanforderungen nicht gerecht werden zu können. Hier besteht dringender Handlungsbedarfes auf beiden Ebenen – die Arbeitssuchenden müssen gestärkt und schlussendlich in eine langfristige Festanstellung geführt werden und die lokalen Unternehmen müssen die Arbeitssuchenden vorbereiten und qualifizieren. Das Ziel sind sinkende Arbeitslosenzahlen und steigende Beschäftigtenzahlen, sowie eine Belebung der lokalen Wirtschaft. Im Zuge der Belebung der Innenstadt wurden im Mai 2015 alle dort ansässigen Gewerbe sowie der Gewerbeleerstand analysiert. Im Bereich der Schneeberger Innenstadt sind 125 Gewerbe ansässig, wovon 31 zu diesem Zeitpunkt leer standen. Dies bedeutet einen Gewerbeleerstand von 24,8 %. Besonders im Bereich der Schneeberger Innenstadt zeigt sich dieser gravierend. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen/Gewerbeabmeldungen verdeutlicht die folgende Tabelle: Jahr Gewerbeanmeldungen Gewerbeabmeldungen 2000 105 115 2005 138 114 2008 81 82 2010 99 99 2013 71 102 Abbildung 10, Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Im Jahr 2013 gab es in Schneeberg 71 Gewerbeanmeldungen und 102 Gewerbeabmeldungen zu verzeichnen. Im Allgemeinen ist die Zahl der An-/Abmeldungen von Gewerben in der Bergstadt Schneeberg starken Schwankungen unterlegen. 2013 gibt es zum ersten Mal eine deutlich höhere Zahl von Gewerbeabmeldungen im Vergleich zu den Gewerbeanmeldungen. Aus dem Gewerberegister der Bergstadt Schneeberg lassen sich nun die konkreten Zahlen an vollständigen Gewerben in der Bergstadt ermitteln. Wie der folgenden Tabelle zu entnehmen ist, hat sich die Zahl der vollständigen Gewerbe zwischen 2002 und 2006 drastisch erhöht. Die Ursache hierfür liegt unter anderem im Gesetzpaket „SGB II“ Zuschüsse zur Ich-AG, welches am 1. Januar 2003 in Kraft getreten ist. 15
Abbildung 11, Quelle: INSEK- Schneeberg 2025 Für den Stichtag 31.12.2013 liegen folgende Daten im Gewerberegister vor: Anzahl vollst. Industrie* Handel* Handwerk* Sonstiges* Gewerbe Gesamt 888 31 363 283 458 * pro Gewerbe sind mehrere Betriebsarten möglich Vergleichend dazu die Anzahl an vollständigen Gewerben am 10.03.2016: Anzahl vollst. Industrie* Handel* Handwerk* Sonstiges* Gewerbe Gesamt 846 25 354 280 445 Betrachtet man die soeben genannten Zahlen, fällt auf, dass die Anzahl an vollständigen Gewerben insgesamt in der Bergstadt Schneeberg rückläufig ist. Die Industrie, die von vornherein einen geringen Stellenwert in der Bergstadt Schneeberg hat, verliert immer mehr an Bedeutung. Handel und Handwerk bleiben relativ konstant, sind aber ebenso insgesamt rückläufig. In folgender Darstellung sind alle Unternehmen nach Wirtschaftszweigen aus dem Berichtsjahr 2013 aufgeführt. 532 Unternehmen waren es insgesamt, die meisten davon im „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (104), gefolgt vom Baugewerbe (100). Im „Gesundheits- und Sozialwesen“ sind es 60 Unternehmen, im verarbeitenden Gewerbe 53. Das Gastgewerbe hat 2013 33 Unternehmen. Im Wirtschaftsabschnitt Erbringen von sonstigen Dienstleistungen 37 Unternehmen, bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sind es 32 Unternehmen und beim Erbringen von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 31. Im Grundstücks- und Wohnungswesen sind es 26 Unternehmen, Kunst, Unterhaltung und Erholung 15, Verkehr und Lagerei 14. Im Wirtschaftsbereich Erziehung und Unterricht sind es 2013 8 Unternehmen, Information und Kommunikation 5 und auch Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 5 Unternehmen. Nur noch 4 Unternehmen gibt es in den Wirtschaftszweigen Energieversorgung und Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Nur ein Unternehmen verbleibt im Jahr 2013 im Wirtschaftsabschnitt Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. 1) Unternehmen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Berichtsjahr 2013 Abbildung 12, Quelle: Gewerbeamt Stadtverwaltung Bergstadt Schneeberg, Gewerberegister 16
Die Gesamtgröße der Gewerbegebietsflächen in Schneeberg beträgt ca. 60,7 ha. Diese Fläche hat einen Anteil von ca. 2,6 % am Gesamtterritorium der Stadt. Die wichtigsten Gewerbestandorte in der Bergstadt Schneeberg sind: Gewerbegebiet Gerichtsberg mit ca. 44,70 ha (netto) Dieses Gewerbegebiet ist ein voll erschlossenes Gewerbegebiet im Norden der Stadt. Die größten Flächenanteile sind Eigentum der Stadt. Insgesamt sind 69 Firmen aus den Branchen Metallverarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Handwerk, Produktion von Antriebstechnik, Dienstleistung, Lebensmittelherstellung, Garten- und Landschaftsbau sowie Groß- und Einzelhandel hier ansässig. Dieses Gewerbegebiet ist das Wichtigste der Bergstadt Schneeberg und seine Entwicklung von großer Bedeutung, auch um vor Ort Arbeitsplätze in ausreichender Menge zur Verfügung stellen zu können. Durch die Erweiterung der Unternehmen oder durch Neuansiedlung sollen neue Arbeitsmöglichkeiten in der Stadt entstehen. Wenn dies langfristig gelingt, können mit Hilfe dieser Arbeitsplätze Schneeberger Bürger in der Stadt gehalten oder kann bestenfalls sogar ein Zuzug erreicht werden. Wohn- und eingeschränktes Gewerbegebiet Neustädtel mit ca. 12,56 ha (brutto); 5,58 ha (netto) Das eingeschränkte Gewerbegebiet (mit hohem Anteil Durchgrünung) ist zu ca. 40 % belegt. Hier siedeln sich vorwiegend Betriebe des Dienstleistungsbereiches an. Gewerbegebiet im Ortsteil Griesbach mit ca. 1,7 ha In diesem Gewerbegebiet kommt es zur Nachnutzung von ehemaligen LPG-Anlagen durch Handwerksbetriebe und Baubetriebe. Zwei bestehende Gewerbeflächen (Sägewerke) im Ortsteil Lindenau Diese Gewerbeflächen werden für die Produktion von Paletten und Brennholz genutzt. Gewerbeflächen nord-östlich Siebenschlehen mit ca. 1,51 ha Auf dieser Fläche ist ein Gewerbebetrieb angesiedelt, der die Fläche vollständig belegt. Somit besteht auch keinerlei Erweiterungsmöglichkeit für diesen Standort. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Landwirtschaft für das Orts- und Landschaftsbild traditionell eine große Bedeutung hat. Auf der Gesamtgemarkung befinden sich 1.164 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Das sind 50 % der Gesamtfläche der Bergstadt Schneeberg. An dieser Prozentzahl lässt sich der nach wie vor hohe Stellenwert der Landwirtschaft deutlich erkennen. 3.5 Touristische Situation Der Tourismus ist in Schneeberg ein wichtiges Element. Betrachtet man die Übernachtungen und Ankünfte lässt sich ein positiver Trend erkennen (siehe Abbildung im INSEK- Schneeberg 2025, Seite 33). Im Jahr 2013 (Stand: Juli 2013) gab es in Schneeberg 9 geöffnete Beherbergungseinrichtungen und 505 angebotene Betten insgesamt. Des Weiteren wurden 2013 insgesamt 22.878 Ankünfte registriert sowie insgesamt 59.391 Übernachtungen. Für die Bergstadt Schneeberg bedeutend ist der Bergbau. Es ist besonders wichtig, die Bergbaulandschaft mit dem Schaubergwerk („Weißer Hirsch“) und einem Pochwerk („Siebenschlehener Pochwerk“) sowie den Bergbaulehrpfad zu erhalten. Auch der Filzteich soll als ein Zeitzeuge des Bergbaus und als Erholungsgebiet sowohl für die Schneeberger Bevölkerung als auch für den Tourismus ein Anziehungspunkt sein und bleiben. Die Bergstadt Schneeberg verfolgt die touristische Zielstellung der Aufnahme zum UNESCO Weltkulturerbe „Montanregion Erzgebirge“. Durch die Aufnahme soll die Region nach außen bekannter gemacht werden und mit den daraus resultierenden Angeboten, Touristen in die Region ziehen. 3.6 Sozialräumlicher Zusammenhang Die Stadt Schneeberg stellt einen Lebensraum für die Menschen vor Ort dar, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungsprozesse eingeprägt haben und stetig fortgeschrieben werden. Die räumliche Umgebung ist dabei immer in Verbindung mit den vorzufindenden sozialen Strukturen zu betrachten und prägt das Handeln der Bewohnerinnen und Bewohner. Der Raum mit seiner 17
Gestaltung, seinen Defiziten und seinen Angeboten hat eine direkte Wirkung auf die Menschen vor Ort. Der Raum ist nie losgelöst von den sozialen Aspekten zu betrachten und tritt in Wechselwirkung mit diesen. Soziale Strukturen manifestieren sich im Raum (vgl. Nolde 2010). Dieses Eindrucksbild, welches in der Denkweise der Menschen über den Raum, in dem sie leben, entsteht, wird in sogenannten Images festgeschrieben. Jede Stadt, jedes Stadtgebiet hat ein bestimmtes Image. Raumbezogene Identität bezieht sich auf die kognitiv-emotionale Repräsentation von Raumausschnitten. Dabei sind Stadtteile Gegenstände alltagssprachlicher Erfahrung. Sie werden im Sinne von Identifikation identifiziert, klassifiziert und als kognitives Konstrukt handhabbar (vgl. Nolde 2010). Darüber hinaus haben Raumkonzepte auch eine konnotative Komponente. Dies sind Wertzuschreibungen und Emotionen, die mit den entsprechenden Orten verbunden werden. Auch ohne direkten Kontakt mit dem Raum kann ein Ruf als hässlicher oder benachteiligter Stadtteil entstehen (vgl. Nolde 2010). Des Weiteren wird diese Raumwahrnehmung in einem Selbstkonzept verarbeitet. Diese beiden Sachverhalte – Image und Identität – sind eng miteinander verknüpft. Abgrenzung und Lage des Stadtteils sind hierbei weniger bestimmend als zugewiesene Eigenschaften. Das Image wird verstetigt durch u. a. Alltagsgespräche und kann so über einen längeren Zeitraum von Bedeutung sein. Schneeberg ist gekennzeichnet durch eine angespannte soziale Lage, was unter anderem am hohen Anteil von Sozialleistungsempfängern unter den Bewohnern ersichtlich wird. Das negative Gebietsimage ist ein wichtiges Problemfeld für das Gebiet. Die Wahrnehmung des Gebietes als Gebiet mit sozialen Problemlagen hat sich manifestiert. Besonders durch das konzentrierte Auftreten von einkommensschwachen Haushalten und sogenannten „Multiproblemfamilien“ fehlt oft der soziale bzw. nachbarschaftliche Zusammenhalt. Es gibt keine Anlaufstelle für benachteiligte Menschen mehr, welche die sozialen Probleme erkennen und aktiv mit weiteren Akteuren bekämpfen kann. Es gilt somit, den Gemeinsinn und das soziale Miteinander zu stärken, Verständnis füreinander zu erzeugen sowie die Kommunikation miteinander zu fördern. Dadurch kann eine Identität und ein Verantwortungsbewusstsein für den Sozialraum „Bergstadt Schneeberg“ geschaffen werden. Es sind bereits sozialräumliche Strukturen in Schneeberg vorzufinden. Das „Haus aktiv“ in der Bruno- Dost-Straße 4 ist ein zentraler Treffpunkt für (benachteiligte) Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt, welcher die Stadtgebiete Griesbacher Hang, Alte Siedlung und Keilbergring verbindet. Hier können beispielsweise verwitwete oder alleinstehende Frauen miteinander kochen. Weiterhin zu nennen ist die Begegnungsstätte Schneeberg der AWO Erzgebirge gGmbH im Keilbergring 10. Diese ist angesiedelt im Griesbacher Hang, hat allerdings eine Strahlenwirkung in die gesamte Bergstadt hinein. In der Begegnungsstätte befindet sich die Schneeberger Tafel und ein Möbelfundus, welche von allen benachteiligten Bewohnern und Bewohnerinnen der gesamten Bergstadt genutzt werden. Weiterhin zu nennen ist das INVITAS Lebenswerk gGmbH in der Silberbachstraße 10. Dort ist eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen lokalisiert. Weiterhin befindet sich INVITAS in der Keilbergstraße 10 (Wohnstätte für behinderte Menschen) sowie am Gerichtsberg 1. Außerdem befindet sich in der Innenstadt der Treff am Markt, ein Cafe der AWO Erzgebirge gGmbH, in welchem sich benachteiligte Menschen treffen können. Für die Senioren und Seniorinnen gibt es im Friedensring 8 (Alte Siedlung) den Nachbarschaftstreff. Einsame Senioren und Seniorinnen können hier gemeinsam Zeit verbringen. Im Keilbergring 20 befinden sich die Räume des Kreisjugendrings. Benachteiligte Kinder und Jugendliche können hier unter anderem ein qualifiziertes Freizeitangebot nutzen. 3.7 Potenziale und Defizite der Bergstadt Schneeberg / SWOT- Analyse Zur Zusammenfassung der Potenziale und Defizite des Gebietes ist an dieser Stelle hinzuweisen auf das INSEK der Bergstadt Schneeberg – Schneeberg 2025 (S. 11, 12 und 13). Hier werden verschiedene Aspekte beleuchtet – einerseits die Gesamtstadt Schneeberg, andererseits das Wohnen, die Wirtschaft sowie der Handel/das Handwerk in Schneeberg. An dieser Stelle wird eine SWOT- Analyse aus der Analyse der Ausgangssituation mit Hilfe statistische Daten erstellt (Gliederungspunkt 3.1 - 3.6). Hierbei werden einerseits die Stärken und Schwächen herausgearbeitet und andererseits die Chancen und Risiken beleuchtet (Strenghts - Stärken, Weaknesses - Schwächen, Opportunities - Chancen, Threats - Risiken). 18
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