SOMMER 2021 // LET'S TALK - Katholische Kirche Vorarlberg
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KOMMUNIKATION FÜREINANDER EDITORIAL Let’s talk about racism. Sind diese Hindernisse ge- fallen kommt das nächste: Kann Kommunikation ist der ich das Gehörte annehmen und Schlüssel für ein gutes Mitei- in etwas Besseres umsetzen? nander. Eigentlich wäre es so Warum fällt es uns so schwer einfach, herauszufinden, wie es andere Sichtweisen auf die Welt, dem Gegenüber geht und doch zu akzeptieren? Weil wir alle ir- fällt es uns schwer, ehrlich zu gendwie rassistisch sind. Da sind CORINNA PETER fragen und zu antworten. wir und dort die anderen. Das Chefredaktion, müssen wir ändern und der ein- PR & Kommunikation „Wie geht es dir?“, oder zige Weg zu einer großen Ge- „Woher kommst du?“ meinschaft ist Kommunikation. Wir müssen darüber reden wie „Darf man das so sagen?“, es anderen geht und unsere Ein- oder „Das wird man ja wohl noch stellung auch gegenüber uns sagen dürfen?“ selbst ändern. Darauf ehrlich antworten, Also, lass uns drüber re- oder dem Konflikt besser aus den. dem Weg gehen? IMPRESSUM MEDIENINHABER: KATHOLISCHE CHEFREDAKTION: Corinna Peter DRUCK: Jochum Druck GmbH & Co KG JUGEND UND JUNGSCHAR REDAKTION: Mona Pexa, Fabian Jo- Alte Landstraße 39 A-6800 Feldkirch, Bahnhofstraße 13 chum, Andrea Gollob, Sabrina Wachter, A-6700 Bludenz T 05522 / 3485 - 127 Pete Ionian, Simon Friedle www.jochumdruck.at ZVR: 056876760 LEKTORAT: Brigitte Dorner, Simon DVR: 0029874/1200 Friedle Die OFFENLEGUNG gemäß §25 Me- anstoesse@junge-kirche-vorarlberg.at TITELBILD: unsplash diengesetz ist unter www.kathfish.at/ www.kathfish.at FOTOS: unsplash anstoesse abrufbar. BANKVERBINDUNG: BTV - 3 Banken Gruppe Namentlich gekennzeichnete Beiträge IBAN: AT22 1633 0001 3314 3025 geben die Meinung der Verfasserin BIC: BTVAAT22 bzw. des Verfassers wider und müssen Empf.: Kath. Jugend und Jungschar Vor- sich nicht mit der Meinung der Redak- arlberg, Verw.zweck: anstösse tion decken. 2
INHALT 4 // 19 // 34 // LIEBE WEISSE KIRCHE JUGENDGOTTESDIENST KJJS-NEWS 7 // 23 // 36 // WERTSCHÄTZUNG IN KINDERGOTTESDIENST NÄCHSTENLIEBLE MEDIEN, POLITIK UND BILDUNG 26 // 37 // MINIS TERMINE 10 // VERBINDUNG HERSTELLEN 28 // 38 // KINDERARBEIT STOPPEN TEAMNEWS 13 // DIALOG GEGEN RASSISMUS 31 // 39 // GRUPPENSTUNDE TEAM 15 // PERSPEKTIVENWECHSEL 33 // FIRMUNG 4.0 17 // BISCHOFSBLOG 3
LIEBE WEISSE KIRCHE INTERESSANTES ÜBER DIE HEILIGE SCHRIFT Geboren in Oberhausen, woher ich eigentlich komme. Das aufgewachsen mitten im Ruhr- nervt, ich bin Deutsche, da gibt gebiet - trotzdem ist die 35-jäh- es nichts zu hinterfragen. rige Sozialpädagogin Sarah Ve- cera schon ein Leben lang mit BLASSE HAUT, BRAUNES, der Frage konfrontiert, wo sie LEICHT GEWELLTES HAAR, denn „eigentlich“ herkommt, mit TEILWEISE SOGAR BLAUE ihrer dunklen Hautfarbe. Mitt- AUGEN – SO SIEHT UNSER lerweile nervt sie der gedan- JESUS AUS, WENN MAN kenlose Alltagsrassismus auch IHN GOOGELT. WENN MAN gegenüber ihren Kindern. ALLERDINGS VON SEINER HERKUNFT AUSGEHT, HAT BITTE STELLE DICH KURZ ER SO WAHRSCHEINLICH VOR. WIE WÜRDEST DU NICHT AUSGESEHEN (IST DICH SELBST BESCHREIBEN? DIESE ANNAHME AUCH Hallo, mein Name ist Sa- IRGENDWIE RASSISTISCH?). rah Vecera. Ich arbeite bei der WIE UND WARUM WURDE Vereinten Evangelischen Mis- JESUS WEISS? sion als Bildungsreferentin für Rassismus und bin auch als Re- Das liegt an unserem wei- ligionspädagogin tätig. Auf In- ßen Blick auf die Kirche. Gene- stagram blogge ich über mein rell gilt das für sehr viele Be- Leben und damit einher auch reiche unseres Lebens. Googelt über Rassismus. Außerdem bin man zum Beispiel „schöne Frau“, ich verheiratet und habe zwei bekommt man fast ausschließ- Kinder. Geboren bin ich im Ruhr- lich weiße Frauen zu sehen. Wir gebiet, wo ich bis heute wohne. haben eine eurozentrische Brille Mein Vater kommt ursprünglich auf, die wir nicht so schnell ab- aus Pakistan. Daher sehe ich legen können. In vielen bebil- nicht aus wie die Durchschnitts- derten Bibeln wird Jesus auch deutsche und werde oft gefragt, nicht als Jude dargestellt. Seine 4
Jünger hingegen sind durchwegs möglichen Hautfarben sieht. männlich und tragen eine Kippa Adam und Eva werden also nicht – was es zur Zeit Jesu noch gar mit Modelmaßen abgebildet. 20 nicht gab. Es stimmt also noch verschiedene Geschichten aus mehr nicht, als nur die Hautfar- dem neuen und dem alten Testa- be. ment. Dabei versuchen wir auch Von klein auf werden wir den jüdischen Ursprung mit ein- alle rassistisch erzogen, ohne zubeziehen und die Kleidung dass wir es merken. Das liegt da- der Menschen im Buch dement- ran, dass sich dieses Verhalten sprechend darzustellen. vor 500 Jahren etablierte und wir es als normal ansehen. Die VOR WELCHEN PROBLEMEN Kirche sieht das Problem nicht. STEHT DIE „WEISSE KIRCHE“, Bei uns in Deutschland sind fast DIE SIE NOCH GAR NICHT alle namhaften Persönlichkeiten SIEHT BZW. VERDRÄNGT? weiß. Jemand der anders aus- sieht, hat keine Bezugspersonen. Das Problem ist, dass die weiße Kirche nicht weiß, oder THEMA BEZUGSPERSONEN: wahrhaben will, dass sie ras- SOWEIT ICH WEISS, ARBEI- sistisch ist. Mit Rassismus wird TEST DU AN EINER RASSIS- meistens auch Rechtsradikalis- MUSKRITISCHEN KINDER- mus gemeint, und so will ja kei- BIBEL. WIE WIRD DIESE ne*r sein. Es ist aber nunmal so, AUSSEHEN? dass die Angestellten der Kirche noch kein Abbild der Gesell- Die Bibel soll allgemein schaft sind. sehr inklusiv werden. Das heißt, dass man dort auch zum Bei- spiel Menschen mit einer Behin- derung, kleine und große, dicke und dünne Menschen und alle 5
WAS MUSS SICH IN DEN CHRISTLICHEN KIRCHEN ÄNDERN? WAS KÖNNEN WIR ALLE DAZU BEITRAGEN? Wir müssen eine Diskus- sionskultur entwickeln. Viele set- zen sich zwar gegen Rassismus ein, sind aber trotzdem selbst rassistisch. Dieses System ist über 500 Jahre alt, wir merken gar nicht mehr, wenn wir rassis- tisch handeln. Oft höre ich auf meine Kritik hin die Antwort: „Das wird man ja wohl noch sa- gen dürfen!“ Wir als Kirche haben die Chance, eine gute Gesprächs- kultur in dieser Hinsicht auf- zubauen. Ich glaube an uns Christ*innen, darum mache ich auch meine Arbeit. In den „IHR HABT ES GUT GEMEINT UND HABT MICH FREMD GE- Paulusbriefen steht, dass die MACHT.“ unterschiedlichsten Kulturen zu- MIR GEFÄLLT DIESER SATZ SEHR GUT, DENN ER ZEIGT EINEN sammenkommen sollen. Wir als TEIL DES PROBLEMS. JEMAND DER ES GUT MEINT, WIRD SEIN Kirche können Vorreiter*in sein. HANDELN KAUM HINTERFRAGEN, OBWOHL ES MANCHMAL Dazu gehört aber zum Bei- ANGEBRACHT WÄRE. spiel auch, einige alte Kirchen- WIE KANN DIE „WEISSE KIRCHE“ GUT GEMEINTES IN RICH- lieder zu hinterfragen, in denen TIG GUTES UMWANDELN? etwas nicht politisch korrekt ausgedrückt wird. Oder Leute Die häufigste, gutgemeinte Frage ist wahrscheinlich: „Wo anderer Kulturen oder People kommst du her?“ Damit wird mir schon impliziert, dass ich mit mei- of Colour in die Gemeinde ein- nem Aussehen gar nicht aus Deutschland kommen kann. Dazu muss zubinden. Sich auch mit ihren ich allerdings sagen, dass man in dieser Hinsicht schon vorsichtiger Themen auseinanderzusetzen. geworden ist und mir diese Frage nicht mehr so oft gestellt wird. Wie Wenn man niemanden in dieser schon gesagt: Wir brauchen mehr People of Colour in der Kirche. Hinsicht kennt, dann kann man Menschen, die uns auf Fehler aufmerksam machen und mit denen ja mal ein paar Leuten auf In- wir an einer Lösung für das Problem arbeiten können. stagram folgen, um ihre Pers- pektive wahrzunehmen. Wir müssen uns einfach auf die Veränderung einlassen, Bildungsangebote schaffen, Dy- namiken und Emotionen verste- AUF INSTAGRAM FINDEST hen sowie Lösungsansätze und DU SARAH UND IHREN Worte füreinander finden. SPANNENDEN CONTENT UNTER MOYO.ME SARA VECERA Sozialpädagogin 6
WERTSCHÄTZUNG IN MEDIEN, BILDUNG UND POLITIK EINE DISKRIMINIERUNGSFREIE GESELLSCHAFT Simon INOU studierte in Duala (Kamerun) Soziologie und in Wien Publizistik. Von 1992 bis 1995 war er Mitbegründer und Redakteur von „Le Messager des Jeunes“, der ersten Jugendzeitung Kameruns. Er flüchtete aus politisch-journalisti- schen Gründen nach Österreich, wo ihm Asyl ge- währt wurde. INOU war Chefredakteur von Radio Afrika International in Wien (1998-2005), Mit- begründer und Chefredakteur von Afrikanet.info (2003 bis heute). Er war Koordinator diverser (Medien-)Projekte (u.a. für die „Wiener Zeitung“ und „Die Presse“), organisierte die „Medien.Messe. Migration“ (2008-2015) und gründete 2007 den Verein zur Förderung interkultureller Medienar- beit M-MEDIA. Mitarbeit an Projekten wie „Dis- kriminierungsfreie Schulbücher für Österreich“ und „AfrikanerInnen im KZ Mauthausen“. Zurzeit beschäftigt er sich im Rahmen des Projekts „3RRR - RESTITUTION, REHABILITATION and RECON- CILIATION“ mit den Fragen der Restitution Af- rikanischer Kulturgüter. Er ist bei Radio ORAN- GE 94.0 Leiter der Ausbildung sowie des Bereichs Diversity. Diverse Auszeichnungen, u.a. 2008 mit dem Bundes-Ehrenzeichen. Aufgrund seiner spannenden Biographie habe ich ihm einige Fragen zu den Rollen von Po- litik, Medien und Bildung auf dem Weg zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft gestellt. 7
VIELE SPRECHEN VON sellschaftsschichten zusammen- EINER SPALTUNG DER GE- zubringen. Dabei geht es nicht SELLSCHAFT DURCH DIE nur um People of Colour oder AKTUELLEN EREIGNISSE WIE generell die Herkunft der Men- ZUM BEISPIEL CORONA schen, sondern auch um Alte und ODER AUCH DEN POLITI- Junge, oder Frauen und Männer. SCHEN GESCHEHNISSEN. Wenn wir den Zusam- WIE SIEHST DU DAS? GIBT ES menhalt der Gesellschaft nicht NOCH EINE MITTE? fördern, dann werden wir gro- ße Schwierigkeiten haben, eine Was ist eigentlich die Mit- richtige Mitte zu finden. te? Ich würde sagen, das ist al- les jenseits der Polarisation. Ich Ich finde, die einzelnen würde sagen, der Großteil der Parteien sollten wieder zurück Bevölkerung steht in der Mitte. zu den eigentlichen Werten kommen, seien sie sozial oder Es wird immer eine Mit- wirtschaftlich geprägt. Wenn sie te geben, zumindest, wenn wir sich an ihre Worte an die Öf- nicht ausschließlich ideologisch fentlichkeit halten, dann stehen orientiert sind. Diese Diskussio- sie alle in der Mitte und polari- nen die wir momentan führen, sieren nicht. führen wir immer anhand von Ideologien. Diese werden von Parteien verbreitet, die wissen sollten, dass diese Ideologien der Vergangenheit angehören. Wir haben Themen die für un- sere Gesellschaft wichtiger und weniger polarisierend sind. DU HAST DAS ZUSAMMENBRINGEN VER- SCHIEDENSTER GESELLSCHAFTSSCHICHTEN Solche Themen werden ERWÄHNT. WAS MUSS SICH IN UNSERER BIL- leider von den meisten Parteien DUNG ÄNDERN, DAMIT DAS FUNKTIONIERT? nur oberflächlich thematisiert. Für mich wird es immer Eine geeinte Gesellschaft fängt bei der Bil- eine Mitte geben, solange wir dung und Erziehung an. Wir müssen eine zusam- uns nicht hardcoremäßig nur um menhaltende Tradition pflegen. Bei der Schulbil- die Propaganda der verschie- dung zum Beispiel, sollten wir uns die Schulbücher densten Volksparteien kümmern. genauer ansehen. Wie und welche Leute werden Ab dem Zeitpunkt, an dem wir dort dargestellt? In den Schulen muss ein diverses der Polarisation zu viel Gewicht Abbild unserer Gesellschaft verbreitet werden. Wir geben, ohne dass wir eine Mitte brauchen diskriminierungsfreie Unterrichtsmate- aufgreifen, wird es keine Mitte rialien. Das geht vom Kindergarten bis hin zu den mehr geben. Die Mitte versucht Universitäten. Damit können wir eine neue Gene- immer, beide Seiten zusammen- ration von Menschen aufbauen, die nicht gegen- zuführen. einander sein werden. Sobald eine Partei ihre Für mich ist es wichtig, in Richtung Bildung Werte nicht mehr vertritt – z.B. viel zu investieren. Wir brauchen eine diskriminie- Parteien, die sich auf christliche rungsfreie Bildung in Österreich, damit wir die Ge- Werte berufen und dann aber sellschaft von morgen fit machen. nicht christlich handeln – wird die Mitte ebenfalls verloren ge- Neben der Bildung spielen auch die Medien hen. eine sehr wichtige Rolle, weil sie diejenigen sind, die massenweise bestimmte Inhalte verbreiten. Sie Politik muss immer versu- können Diskriminierung innerhalb der Gesellschaft chen, die verschiedensten Ge- schüren oder auch nicht. 8
INWIEFERN KOMMT DA DIE MEDIENKOMPE- TENZ JUNGER LEUTE INS SPIEL? Die Medienkompetenz spielt eine wichtige Rolle, vor allem, wenn man die Entwicklung von Fake News in Social Media ansieht. Wenn junge Menschen medienkompetent sind, dann stellen sie das, was sie lesen, in Frage und verbreiten nichts weiter, was nicht stimmt. Das bezieht sich auch auf menschenunwürdige Inhalte. Wer sowas kritisiert, wird es auch nicht weiter teilen. Medienkompetenz gehört auch zu Bildung dazu. Ohne Medien gibt es keine Bildung, denn die Schulbücher sind beispiels- weise auch Medien. Medien gehören zu unserem Alltag, darum ist Medienkompetenz ein Schlüssel zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft. WAS SIND DEINE WÜNSCHE AN ÖSTERREICH? WIE SOLL SICH ÖSTERREICH ENTWI- CKELN? (Lacht) Wir sind schon in uns erholen können und dann der Zukunft drinnen. Ich glaube mit Schwung weitermachen kön- Zukunft findet jeden Tag statt. nen. Wir müssen lernen, kreativ Zukunft bedeutet auch, dass wir zu sein und uns mit andren zu junge Menschen brauchen, die Kulturen beschäftigen, oder mal WIR BRAUCHEN nicht zu allem „Ja“ sagen und wieder einen Brief schreiben. JUNGE alles runterschlucken. Wir brau- Schreibt Postkarten. Überlegt, chen junge Menschen, die Sa- was ihr schreiben wollt. Findet MENSCHEN, DIE chen in Frage stellen, die fähig einen Sinn. SACHEN IN sind, Nachrichten zu überprü- fen. Weil es nicht darum geht, Wir müssen auf dieser FRAGE STELLEN, dass wir eine Gesellschaft auf- Erde nicht alles erreichen. Wir bauen, wo alle wie Roboter alles gehen alle einen Teil eines lan- DIE FÄHIG SIND, akzeptieren. Wir brauchen kri- gen Wegs. Irgendwann ist unser NACHRICHTEN ZU tisch denkende junge Menschen, Abschnitt fertig, und andere ge- die Medien in Frage stellen und hen den Weg weiter. ÜBERPRÜFEN. respektvoll mit allen umgehen können. Wir müssen das Ganze entspannt sehen. Respekt bedeutet auch, ,sich manchmal zurück ziehen zu können und sich Zeit zu neh- men. Sich einmal eine Pause zu gönnen und nachzudenken, be- vor man weitergeht. Nicht im- mer nach dem Motto „Ich will hier und jetzt alles machen“ zu leben. So ist das Leben. Wir brau- SIMON INOU Soziologe, Journalist, Redakteur chen alle mal Pause. Darum ha- ben wir auch Ferien, damit wir 9
VERBINDUNG HERSTELLEN WIE EINE IDEE EINE GRUPPE VON MENSCHEN BEGEIS- TERTE UND SCHLUSSEND- LICH ZU EINEM VORZEIGE- PROJEKT WURDE. Let‘s talk! Ein Appell, eine Aufforderung miteinander ins Gespräch zu kommen, sich aus- zutauschen und wahrzunehmen. Da geht es um Handlungsmög- lichkeiten von jedem und jeder von uns. Anstatt nur zu lamentie- ren, wie schlimm alles geworden ist. Darüber, wie salonfähig Ras- sismus wurde und wie ausgren- zend unsere Gesellschaft gera- de tickt. Schön, wenn man sich diesem Thema ausnahmsweise mal positiv annähern möchte. Also habe ich mich umgesehen, was es denn für reale Beispiele gibt, die einen solchen Zugang haben. Die Verleihung des dies- jährigen Vorarlberger Integra- tionspreises hat mich dann auf gen und alles andere Denkbare, die richtige Fährte gebracht. das unsere Gesellschaft so bunt macht. Connecthumans ist ein Format zur Förderung eines VIELFALT IN STÄDTE & DÖR- wertschätzenden und respekt- FER BRINGEN vollen Miteinanders. Ein Zusam- menleben kulturell diverser Ge- Das Grundkonzept ist es, sellschaften, die genau dadurch diese unterschiedlichen Viel- Potentiale haben, will gefördert falten in der Realisierung von werden. Es geht dabei nicht nur Projekten mitzudenken. Connec- um Flüchtlinge und Migration. thumans arbeitet mit Gemein- Die Diversität und Inklusion, die den oder Regionalverbänden hierbei abgebildet werden will, zusammen, die ein Thema oder umfasst neben Herkunft, Kultur eine Frage haben, beispielswei- und Religion auch die Vielfalt se mit der Jugend oder dem Al- in Sachen Gender, Alter, Ge- ter. Diese Frage wird dann her- sundheit, sexuelle Orientierun- genommen und mit dem Blick 10
SCHÖNE FOTOGRAFIEN UND GUTE FRAGEN Julia Beck konnte als zwei- te Projektleitung gewonnen wer- den, denn vier Augen sehen mehr und eine gemeinsame Reflexion sei sehr wertvoll für den Prozess gewesen. Gemeinsam wurde das Konzept ausgearbeitet und so- mit das Gerüst geschaffen. Das Medium Fotografie hat sich förmlich aufgedrängt, um einen niederschwelligen Zugang zum Thema zu finden, weil es mit einer gewissen Leichtigkeit die Verbindung zwischen den Men- schen herstellen kann. Gerade bei einem Thema, das sonst oft eher schwer und anstrengend ist. Und auch schnell politisch wird. Also kamen Martin Scha- chenhofer und Nina Bröll als Fotograf*innen dazu. Es ging also viel auch um Bilder und wie Bilder auf uns wirken, welche Zuschreibungen wir auch den Bildern geben. Alle Fotos: Connecthumans Gemeinsam waren connect- humans in der Stadt unterwegs mit Kamera und vorher erstell- der Vielfalt betrachtet. Identität Schwung in die Sache gebracht. ten Fragekarten. Darauf waren und Zugehörigkeit waren für Alleine fühlt man sich oft macht- zehn Fragen für die Menschen, die Initiatorin Dragana Baloni- los, traut sich nicht zu, ein gro- die zehn Grundemotionen ent- vic schon immer ein großes The- ßes Projekt umzusetzen. sprechen: ma, aufgrund ihrer persönlichen Was macht dir Angst? Biographie, während ihres Stu- Darüber zu reden ändert Wofür bist du heute dankbar? diums und auch heute noch. Für das. Durch das gemeinsame Ge- Wann wird dir warm ums Herz? sie wurde es zum Herzensthema. spräch und die Bereitschaft an- Was berührt dich? Womit hast derer, das mitzutragen und mit- du zuletzt jemanden glücklich DARÜBER REDEN REALISIERT zugestalten, ist connecthumans gemacht? Was ist dein größtes zustande gekommen. Durch das Talent? Wie gehst du mit Trauer Team wurde die Idee Realität. um? Was erfüllt dich mit Wert- Die Initiatorin ist mit Schon alleine das sei eine er- schätzung? der Idee zuerst mal zwei Jahre füllende, schöne Erfahrung ge- schwanger gegangen und hat wesen. Und das alleine schon IM KONTAKT SICH SELBST sie auch niemandem erzählt. sollte Schule machen. Wenn du BEGEGNEN Irgendwann war ihr klar: Wenn also eine Idee hast, die dir am das jemals zur Welt kommen Herzen liegt, dann rede darüber. soll, muss sie darüber reden. Finde Gleichgesinnte, Begeiste- Diese Karten wurden dann Durch den Austausch mit im- rungsfähige, Mitspieler*innen von den Menschen gezogen und mer mehr Menschen, hat sich und Unterstützer*innen. Und haben einen spielerischen Zu- ein Team von zehn Personen zu- schon kann aus einer Idee Wirk- gang eröffnet. So sind Gesprä- sammengefunden, die alle be- lichkeit werden. Let‘s talk! che entstanden, denn diese Fra- geistert wurden. Das hat den gen stellen wir uns alle von Zeit 11
zu Zeit. Ganz oft kam dann die Rückfrage, ob sie VERANSTALTUNGSTIPP! von einer Partei kämen oder von einer Einrichtung. Dass man das aus Eigeninitiative gemacht hat, HYBRIDE WELTEN sich da die Zeit genommen hat dafür, weil das VORARLBERGER THEATER- Thema ein Anliegen war, hat viele Türen geöffnet. LABOR Dabei wurden Fotos gemacht und die Aussagen notiert. Die Menschen wurden auch bewusst auf Mo 30. August 2021, 9 Uhr - ihre Vielfalt hin ausgewählt. Es wurden auch die Do 2. September 2021, 17 Uhr Lebenshilfe und ein Altersheim besucht. Grafikerin Verena Marte hat dann diese Bilder umgesetzt, Let‘s play! Im Theaterlabor brin- Alexander Stark erstellte einen Gestaltungsleit- gen wir Theaterspiel auf ein faden. Daniela Kohler und Frank Blau machten neues Level. Wir starten eine Videodokumentationen. Die Ergebnisse wurden in Expedition ins Unbekannte, recht großem Format gedruckt und im öffentlichen wandern zwischen den Welten, Raum an verschiedenen Standorten ausgestellt. eröffnen neue Räume, erkunden Grenzen und überwinden sie. Der öffentliche Raum ist der Ort, wo wir die- Ein Abenteuer wartet auf uns, in sem Thema im Alltag begegnen. Wir laufen anei- dem wir einander begegnen und nander vorbei, ohne Kontakt aufzunehmen. Jede*r gemeinsam unsere eigenen Ge- bleibt für sich. Dieses Projekt ist ein schönes Bei- schichten schreiben, um sie dann spiel dafür, wie wertvoll und sinnstiftend es sein interaktiv in Szene zu setzen. kann, Kontakt aufzunehmen und ins Gespräch Eine Kooperation von freigeist zu kommen. Im Kontakt mit Menschen oder eben arbogast mit dem Vorarlberger mit diesen Bildern und Aussagen erlebt man sich Landestheater. selbst. So können wir in der Vielfalt das Verbin- dende finden. Zielgruppe Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren Kosten Übernachtung Vollpension € 120,00 Kosten pro Person Kursbeitrag € 120,00 PETE IONIAN freigeist arbogast 12
DIALOG GEGEN RASSISMUS VORARLBERG? RASSISTISCH? Wir bauen die Gegenwart WOHER KOMMT RASSISMUS? auf unserer Vergangenheit auf. In den letzten 500 Jahren hat Im 17. Jahrhundert kam der Arzt Francois sich eine gesellschaftliche Struk- Bernier auf die Idee, das Konstrukt der „Rasse“ tur aufgebaut, die auf einem auf den Menschen anzuwenden. In diesem Kon- rassistischen Konzept basiert. zept steht der weiße Mann an der Spitze und die Durch diese Strukturen sind wir schwarze Frau ganz unten. Dass das nicht biolo- ALLE rassistisch erzogen wor- gisch begründet ist, muss man wohl kaum sagen. den. Warum das so ist, was die Zum Beispiel: Die Sklavenhändler waren an sich Kirche damit zu tun hat und was nicht rassistisch. Sie wollten nur Gewinn machen, wir alle dagegen tun können, und, um gut zu schlafen, schoben sie das Rassen- das fragt sich auch die Junge konzept vor. Mit diesem Konzept der „Rassentheo- Kirche Vorarlberg. Gemeinsam rie“ dehumanisierten sie „Black, Indigenous & Peo- mit Lester Soyza von der Cari- ple of Colour“. Die Kirche und die Wissenschaft tas Flüchtlingshilfe will sie die- haben damals dieses Konstrukt in die Gesellschaft se Fragen beantworten. Lester getragen. Als gläubiger Christ ist es sehr verlet- kennt sich mit der Materie bes- zend zu wissen, welche negative Rolle die Kirche tens aus. Durch seine Arbeit mit dabei gespielt hat. Flüchtlingen und weil er, eine Bis heute ist das „Rassendenken“ erhalten Person of Colour, schon seit 30 geblieben. Obwohl jeder weiß, dass es nur „One Jahren in Vorarlberg lebt, ist er World and One People“ gibt. Rassen hat es nie ständig mit Rassismus konfron- gegeben. Es ist ein Konstrukt, ein Konzept das wir tiert. abbauen müssen. WIE SIEHST DU ALS CHRIST DIESE SITUA- TION? Ich glaube, für uns alle ist es wichtig, immer im Dialog und beim Thema Rassismus kritisch zu sein. Das hat schon Jesus praktiziert, und darauf baut der christliche Glaube auf. Wir müssen uns selber bei der Nase nehmen und uns ständig dar- an erinnern, dass es keine Rassen gibt. Menschen sind keine Österreicher*innen sie kommen aus Ös- terreich, genauso wenig gibt es Sri Lanker*innen, sie kommen aus Sri Lanka. Wir sind Menschen. 13
Menschen in Österreich die Zu- kunft schwermachen – Stichwort „keine Beschäftigungsmöglich- keit“. WAS KÖNNEN WIR ALLE ZU EINEM FAIREN MITEINAN- DER BEITRAGEN? Wir müssen erkennen, dass unsere profitorientier- te Gesellschaft auf Rassismus aufbaut. Wenn jemand Gewinn macht, heißt das immer, dass je- mand verliert. Lerne über Lesen, Workshops, auf YouTube alles, was du über Rassismus rausfin- den kannst. Rassismus-kritisches Wissen ist noch nicht im Main- stream angekommen. Es liegt in deiner Verantwortung. Sprich Rassismus an, wenn du ihn er- kennst. Immer. Wir möchten nicht in einer Gesellschaft leben, Rassismus salonfähig wird. Hör ehrlich zu. Das Wichtigste, das du tun kannst, ist gut zuzuhören, wenn dir Menschen vom Rande der Gesellschaft ihre Geschich- te erzählen. Falle dabei aber nicht in die Verteidigungshal- ÜBER WAS SOLL GEREDET Kommunikation aber auch stän- tung, wenn du etwas erfährst, WERDEN? diges Hinterfragen der eigenen was du nicht hören willst. Dieser Worte sind Wege in die richtige christliche Grundgedanke ist Wir, Black, Indigenous & Richtung. der Schlüssel zu einer vorurteils- People of Colour, müssen viele freien Welt. Der Kampf gegen kleine Mückenstiche ertragen. WO WIRD RASSISMUS Rassismus beginnt beim Hinter- Zum Beispiel die Aussage „Oh, SICHTBAR? fragen des eigenen Privilegs. So du sprichst ja Deutsch“, oder beginnen wir eine inklusive Ge- die Frage „Woher kommst du sellschaft aufzubauen. ursprünglich?“ ist verletzend. Vor allem anhand der Meine Kinder sind in Österreich Flüchtlingsdebatte wird Rassis- geboren und trotzdem bekom- mus sichtbar. Außerdem zeigt men sie täglich anhand dieser dieses Thema wie sich Sprache Fragen suggeriert, dass sie nicht darauf auswirkt. Es wird in der hierher gehören. Das ist zutiefst Politik nicht mehr von Men- verletzend. Oft ist es so, dass je- schen, die geflüchtet sind, ge- mand der diese Aussagen tätigt, sprochen, sondern von illegalen niemanden verletzen will. Trotz- Einwanderern. Hier sehen wir dem tut es weh. Eine weiße Per- den gleichen Prozess wie im 17. son wird ja auch nicht ständig Jahrhundert. Wir dehumanisie- damit konfrontiert. Die Lösung? ren Menschen und machen sie Erinnre dich daran, dass Öster- zu einem Objekt, damit wir mit reicher*innen nicht nur weiß sind. ihnen machen können, was wir LESTER SOYZA Seit mehreren 100 Jahren leben wollen. Außerdem ist es sehr Caritas Flüchtlingshilfe People of Colour in Österreich. rassistisch, dass wir geflüchteten 14
PERSPEKTIVEN- WECHSEL WIE MICH MEIN VOLONTARIAT VERÄNDERT HAT Genug in der Schule gesessen. Ich mach‘ ein Volontariat! So oder so ähnlich waren meine Ge- danken, als ich mich nach meiner Matura 2018 entschlossen habe, ein freiwilliges soziales Jahr zu machen. Ich hatte es satt, einfach nur dazu- sitzen, zu lernen und tagein, tagaus dem Alltags- trott nachzugehen. Meine größte Sorge war es, in meiner kleinen privilegierten Welt als weiße, au- tochthone Österreicherin meinen Freizeitstress in diversen Vereinen und die Schule unter einen Hut zu bringen. Ich dachte, dass ich aufgeschlossen sei, Weltoffenheit lebte und Vorurteile hatte ich natür- lich auch nicht, weil ich ja wusste, dass diese zu vorschnellen Schlüssen führen. Somit waren auch in meiner kleinen, heilen, ländlichen Welt Rassis- mus und rassismuskritisches Denken kaum präsent. Mit dieser Einstellung meldete ich mich für einen Freiwilligeneinsatz bei der Organisation VOLONTARIAT bewegt an. Schon in der Vorbe- reitung wurde an meinem Weltbild gerüttelt und versucht, mir eine realistische Vorstellung von mei- nem Freiwilligendienst zu geben. Doch insgeheim wollte ich immer noch ein wenig die Welt retten, meine Zeit anderen „schenken“ und der Welt etwas „zurückgeben“. AB NACH ÄTHIOPIEN Im Zuge meines Volontariats durfte ich dann in einem Jugendzentrum der Salesianer Don Bos- cos in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba mithelfen. Dort waren meine Hauptaufgaben im Kindergarten mit den Kindern zu spielen, zu sin- 15
gen, zu basteln, zu turnen und ihnen auch ein we- nig Englisch beizubringen. Weiters durfte ich mir für die Hausübungsbetreuung kreative Aktivitäten überlegen. Doch schnell wurde mir bewusst, dass ich es eigentlich war, die dort am meisten profitier- te. Klar steckte ich all meine Energie ins Projekt und überlegte mir kreative Unterrichtsmethoden und Spiele, doch eigentlich wurden mir in diesem Jahr die Augen geöffnet. HORIZONT Ich konnte einfach so in ein Land auf einem anderen Kontinent fliegen, in einem Sozialprojekt mitarbeiten und mich verwirklichen, ohne irgend- etwas Spezielles dafür getan zu haben, außer ein bisschen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu sammeln und das Vorbereitungs- programm bei VOLONTARIAT bewegt zu absol- vieren. Anders auszusehen als die Mehrheit rund um mich, das hatte ich davor noch nie so erlebt. Zu meinem Glück wurden meine äußerlichen Unter- schiede stets mit positiven Attributen verbunden. „Wie muss es Menschen gehen, die befremdliche Blicke, blöde Bemerkungen, Ausgrenzungen, Be- nachteiligungen, etc. im eigenen Land, tagtäglich erfahren?“, dachte ich. Wie klein war mein Horizont bis dahin, dass ich erst aus meiner Heimat weg- WIR HABEN EIN PROBLEM musste, um mir diese Gedanken wirklich zu Herzen zu nehmen und ernsthaft darüber nachzudenken? Ich kann mich hierbei einbringen, indem ich Weshalb ist mir nicht schon in Österreich bewusst versuche, andere zu unterstützen. Ich kann versu- geworden, wie ungerecht unsere Gesellschaft dies- chen, in der weißen, europäischen Gesellschaft Be- bezüglich ist und wie blind ich dafür war? wusstsein dafür zu schaffen, dass wir ein Problem mit Rassismus haben und unser Handeln kritisch DISKRIMINIERUNG hinterfragen müssen. Wir sind diejenigen, die sich eingestehen müssen, dass wir durch unsere Privile- Meine Zeit in Äthiopien möchte ich auf kei- gien ein rassistisches System aufrechterhalten. nen Fall missen. Die Erfahrungen, die ich machen durfte, die Menschen, welche ich kennen und lieben Mir ist bewusst geworden, dass für mich gelernt habe, und Freundschaften, die dadurch mein Volontariat nur Sinn macht, wenn ich mich in entstanden sind, werden mich sicherlich mein gan- Österreich mit diesen Thematiken weiter beschäf- zes Leben lang prägen. Doch, wenn ich will, dass tige und mich in diesem Bereich engagiere. Ich will die Ungerechtigkeiten in unserer Welt weniger autochthone Österreicher*innen zu kritischerem werden, muss sich etwas ändern: Menschen müs- Denken anregen, Anreize dafür setzen, über den sen als Menschen gesehen werden und dabei dür- eigenen Tellerrand zu schauen und die eigenen fen nicht ihre äußeren Merkmale, die Hautfarbe Privilegien zu hinterfragen. Deshalb habe ich mich oder Herkunft im Vordergrund stehen. Menschen entschlossen, nach meinem Auslandsaufenthalt dürfen nicht aufgrund der Herkunft ihrer Vorfah- ein Teil des freiwilligen Bildungsteams von Jugend ren diskriminiert, benachteiligt und rassistischen Eine Welt zu werden. Gemeinsam halten wir Work- Äußerungen ausgesetzt sein. shops, vor allem in Schulen, zu Themen im globalen Bildungskontext, wie Kinderrechte, Elektroschrott, 16
Ernährungssouveränität oder auch Rassismuskritik. Das Ziel der Workshops ist es, über diese BISCHOFS- BLOG wichtigen Thematiken gemein- sam zu diskutieren, damit sie präsenter werden. Den Teilneh- mer*innen und uns werden somit die Aktualität und gesellschaft- liche Relevanz nähergebracht und durch kreative, spielerische Methoden Handlungsperspek- tiven eröffnet, damit nicht nur theoretisches Wissen vermittelt wird, sondern wir auch ins Tun RASSISMUS: NICHT ANGEBOREN, kommen. SONDERN MENSCHENGEMACHT Um Rassismus zu dekon- struieren, muss er als gesell- schaftliches und strukturelles Problem in den Köpfen aller Menschen erkannt und aner- „Rassismus ist ein Virus“, kannt werden und Handlungs- hat Papst Franziskus vor kur- bedarf gesehen werden. Dafür zem getwittert. Mit dieser klaren muss man nicht unbedingt ein Position schließt er sich nicht Volontariat machen, aber für nur entschieden dem Kampf mich war es eine horizonterwei- gegen Rassismus an, sondern ternde Erfahrung. weist auch darauf hin, dass Dis- kriminierung und Fremdenhass eine schleichende Gefahr für die ganze Gesellschaft darstellen. Denn wie ein Virus lauert Rassis- mus oft im Verborgenen, breitet sich unbemerkt aus und kann so umso größeres Unheil anrich- ten. Trotz allen Einsatzes für Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit und Freiheit in der heutigen Zeit ist die Ausgren- zung und Herabsetzung von Menschen anderer Hautfarbe keineswegs beseitigt. „Rassismus DEBORAH ZÖCHLING gibt es, weil es Rassisten gibt“, Voluntärin schreibt die Theologin Regina Polak und weist darauf hin, dass Rassismus von Menschen ge- macht ist: ein Resultat bewusst betriebener Diskriminierung und Ausgrenzung. WENN VIELFALT ZUM PROB- LEM WIRD Es ist zu beobachten, dass die verschiedenen Formen von Rassismus oft einen bestimmten Auslöser haben. Kulturelle oder 17
religiöse Vielfalt ist nicht von der eigenen Sprache erkennen das Eintreten für Menschen, die Haus aus ein Problem. Sie wird und benennen zu können. Das ungerechtfertigt an den Rand vielmehr zu einem gemacht, kann ein durchaus schmerzli- gedrängt werden, ist eine Form wenn der eigene Status oder cher, aber auch heilsamer Lern- der „Option für die Armen“, die Wohlstand bedroht scheinen. prozess sein, bei dem es um im Zentrum der Botschaft Jesu In solchen Zeiten sind nicht nur Fragen geht wie: Wo sehe ich steht. Sie ist auch uns als Kirche People of Colour, sondern alle in meinem Umfeld die gleiche in die DNA geschrieben. Minderheiten besonders gefähr- Würde aller Menschen bedroht? det, als Sündenböcke hingestellt Wo gehe ich Denk- und Hand- zu werden. Schuld sind dann lungsmustern auf den Leim, in schnell „die Anderen“: jene, die denen Menschen ungleich be- einer „fremden“ Kultur, Religion handelt werden? und Sprachgruppe angehören. Zweitens benötigen wir SELBSTKRITIK – BEGEGNUNG Formen der Begegnung, in denen – OPTION FÜR DIE ARMEN sich Menschen aus unterschied- lichen sozialen und kulturellen Rassismus ist nicht an- Milieus treffen und austauschen geboren, sondern menschenge- können. Gerade der persönliche macht. Das bedeutet auch, wir Kontakt fördert gesellschaftli- können etwas tun: eintreten, auf- che und politische Teilhabe. Wer treten, Widerstand leisten. Was Rassismus bekämpfen will, muss aber kann ethnische, politische daher das Gemeinsame und Ver- und religiöse Vielfalt stärken bindende, das alle Menschen zu und so jeder Art von Rassismus einer Menschheitsfamilie macht, den Boden entziehen? Neben als positives Zukunftsbild in den vielen anderen sind zumindest Mittelpunkt stellen. folgende drei Punkte aus meiner Sicht wesentlich: Und nicht zuletzt sehe ich unsere Aufgabe als Christinnen Zunächst braucht es fort- und Christen darin, die Sicht währende Selbstkritik, um ras- der Opfer einzubringen und Ge- sistische Tendenzen auch in der schichte und Gegenwart von den BENNO ELBS eigenen Umgebung, vielleicht Armen, Benachteiligten, Ausge- Bischof sogar in eigenen Ansichten oder grenzten her zu verstehen. Denn 18
JUGEND- GOTTESDIENST IT`S BLACK OR WHITE MATERIALIEN: Beamer, Box ect. für Film Papier und Stifte für Schreibarbeit wenn möglich: Feuerstelle EINSTIEGSVIDEO: SCHREIBARBEIT: GEBET: „All that we share“ Wir möchten uns nun ein paar Gott, wir sind nun hier vor Dir. www.youtube.com/watch?v=Zvf- Minuten Zeit nehmen und uns So wie wir sind. Mit all dem, was NiFPAuE mal ganz ehrlich unsere Vorur- uns belastest und uns Sorgen teile anderen Menschen gegen- macht. Mit dem, was uns trau- BEGRÜSSUNG: über bewusstmachen. Schreibt rig macht. Und auch mit all den sie für euch auf einen Zettel. glücklichen Momenten, die uns Wie ist es euch bei diesem Video tief innen mega glücklich ma- ergangen? chen. Ganz eindrücklich wird uns da Wir wollen nun hier sein. In gezeigt, wie stark der erste Ein- Deiner liebevollen Gegenwart. druck zählt. Wir sehen einen Amen. Menschen und innerhalb we- niger Sekunden haben wir uns ein Bild von ihm gemacht. Und diese erste Vorstellung und Mei- nung bestimmt unser Verhalten ihm gegenüber. Wir stecken ihn gedanklich in eine Schubla- de und können ihm dann nicht mehr offen begegnen. Vorurteile anderen gegenüber bestimmen unser Leben. Einerseits helfen sie uns, in einer komplexen Welt, diese zu kategorisieren und sie sich etwas einfacher zu machen. Andererseits verhindern sie mas- siv, dass wir anderen ganz offen begegnen können. 19
AKTION: Wie ging Jesus eigentlich mit Was ist die besondere Pointe Vorurteilen um? Dazu hören wir in dieser Geschichte? Wie gehen wir nun mit unseren nun ein Gleichnis, das Jesus er- Der jüdische Zuhörer von da- Vorurteilen um? Man wird sie ja zählte. mals hatte die feste Erwar- nicht einfach plötzlich los. tungshaltung, dass der Priester Ganz wichtig ist es, als einen BIBELSTELLE (LK 10, 10-37) oder der Levit dem Verletzten ersten Schritt, sie sich bewusst – DER BARMHERZIGE SAMA- hilft. Beide waren sehr angese- zu machen. Das haben wir ja am RITER hene Leute. Anfang der Feier gemeinsam Doch zur Überraschung ist der gemacht. Ein Mann ging von Jerusalem einzige, der dem Verletzten hilft, Wir möchten sie nun gemeinsam nach Jericho hinab und wur- der Samariter. Die Samariter verbrennen und laden euch ein, de von Räubern überfallen. Sie wurden damals von den Juden die Zettel in diese Feuerstelle zu plünderten ihn aus und schlugen als Abtrünnige verachtet. werfen. Wir möchten mit diesem ihn nieder; dann gingen sie weg Doch genau dieser ist es, der Zeichen Gott bitten, offen allen und ließen ihn halbtot liegen. barmherzig handelt. Menschen zu begegnen. Zufällig kam ein Priester densel- Jesus Botschaft lautet also: Es (Zettel werden verbrannt.) ben Weg herab; er sah ihn und ist völlig egal, zu welcher Volks- ging vorüber. Ebenso kam auch gruppe du gehörst, wichtig sind ein Levit zu der Stelle; er sah deine Taten. ihn und ging vorüber. Ein Sama- riter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezah- len, wenn ich wiederkomme. Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer ant- wortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso! 20
VATER UNSER! - ODER UN- geheilt, Hungernde gespeist, TERBRICH MICH NICHT! ICH Trauernde getröstet und Gefan- BETE! gene befreit werden. Denn alles, was du diesen Leuten tust, tust Mensch: „Vater unser, der du du dann für mich.“ bist im Himmel ...“ Mensch: „Warum hältst du das Gott: „Ja?“ ausgerechnet mir vor? Was Mensch: „Unterbrich mich nicht! meinst du, wie viel stinkreiche Ich bete!“ Heuchler in den Kirchen sitzen? Gott: „Aber du hast mich doch Schau die doch an!“ angesprochen!“ Gott: „Entschuldige, ich dachte, Mensch: „Ich dich angespro- du betest wirklich darum, dass chen? Äh ... nein, eigentlich nicht. mein Herrschaftsbereich kommt Das beten wir eben so: Vater und mein Wille geschieht. Das unser im Himmel!“ fängt nämlich ganz persönlich Gott: „Da, schon wieder! Du bei dem an, der darum bittet. rufst mich an, um ein Gespräch Erst wenn du dasselbe willst wie zu beginnen, oder? Also, worum ich, kannst du ein Botschafter geht‘s?“ meines Reiches sein.“ Mensch: „Geheiligt werde dein Mensch: „Das leuchtet mir ein. Name ...“ Kann ich jetzt mal weiterbeten? Gott: „Meinst du das ernst?“ Unser tägliches Brot gib uns Mensch: „Was soll ich ernst mei- heute ...“ nen?“ Gott: „Du hast Übergewicht, Gott: „Ob du meinen Namen Mann! Deine Bitte beinhaltet wirklich heiligen willst? Was be- die Verpflichtung, etwas dafür deutet denn das?“ zu tun, dass die Millionen Hun- Mensch: „Es bedeutet ... es be- gernden dieser Welt ihr tägli- deutet ... meine Güte, ich weiß ches Brot bekommen.“ nicht, was es bedeutet. Woher Mensch: „Und vergib uns unsere soll ich denn das wissen?“ Schuld, wie auch wir vergeben Gott: „Es heißt, dass du mich eh- unseren Schuldigern ...“ ren willst, dass ich dir einzigartig Gott: „Und dein Arbeitskollege?“ wichtig bin, dass dir mein Name Mensch: „Jetzt fang auch noch wertvoll ist.“ von dem an! Du weißt doch, dass Mensch: „Aha, hm, das verstehe er mich öffentlich blamiert; dass ich. Dein Reich komme, dein Wil- er mir jedes Mal dermaßen ar- le geschehe, wie im Himmel also rogant gegenüber tritt, dass ich auch auf Erden ...“ schon wütend bin, bevor er sei- Gott: „Tust du das wirklich?“ ne herablassenden Bemerkun- Mensch: „Dass dein Wille ge- gen äußert. Das weiß er auch! schieht? Natürlich! Ich gehe re- Er nimmt mich als Mitarbeiter gelmäßig zum Gottesdienst, ich nicht ernst, er tanzt mir auf dem zahle Kirchenbeitag und Mis- Kopf herum, dieser Typ hat ...“ sionsopfer.“ Gott: „Ich weiß, ich weiß! Und Gott: „Ich will mehr: dass dein dein Gebet?“ Leben in Ordnung kommt, dass Mensch: „Ich meine es nicht so!“ deine Angewohnheiten, mit de- Gott: „Du bist wenigstens ehr- nen du anderen auf die Nerven lich. Macht dir das eigentlich gehst, verschwinden, dass du Spaß, mit so viel Bitterkeit und von anderen her und für andere Abneigung im Bauch herumzu- denken lernst, dass allen Men- laufen?“ schen geholfen wird und sie zur Mensch: „Es macht mich ganz Erkenntnis der Wahrheit kom- krank.“ men, auch dein Vermieter und Gott: „Ich will dich heilen. Vergib dein Chef. Ich will, dass Kranke ihm doch, und ich vergebe dir. 21
Vielleicht vergebe ich dir auch und dann das zu tun, was mein schon vorher. Dann sind Arro- Wille ist. Wenn sie merken, dass ganz und Hass seine Sünde und ihr Wirken für das Kommen nicht deine. Vielleicht verlierst meines Reiches letztlich selbst du Geld; ganz sicher verlierst du glücklich macht.“ ein Stück Image. Aber es wird dir Frieden ins (Clyde Lee-Hereng) Herz bringen.“ aus Beten durch die Schallmau- Mensch: „Hm, ich weiß nicht, ob er. Impulse und Texte, (Neuss: ich mich dazu überwinden kann.“ KJG Bundesstelle e.V., 11. über- Gott: „Ich helfe dir dabei!“ arbeitete Auflage 200), S. 11 – 13 Mensch: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen ...“ Gott: „Nichts lieber als das. Mel- de bitte Personen oder Situatio- nen, durch die du versucht wirst.“ Mensch: „Wie meinst du das?“ Gott: „Du kennst doch deine schwachen Punkte: Unverbind- lichkeit, Finanzverhalten, Sexua- lität, Aggression, Erziehung. Gib der Versuchung keine Chance.“ Mensch: „Ich glaube, dies ist das schwierigste Vater-unser, das ich je betete. Aber es hat zum ers- ten Mal etwas mit meinem all- täglichen Leben zu tun.“ Gott: „Schön! Wir kommen vor- wärts. Bete ruhig zu Ende.“ Mensch: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ Gott: „Weiß du, was ich herrlich Zum Abschluss beten wir nun finde? Wenn Menschen wie du ganz bewusst gemeinsam das anfangen mich ernst zu nehmen, Vaterunser. echt zu beten, mir nachzufolgen VATERUNSER SEGEN Und so segne und behüte uns Gott, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. STEFFI KRÜGER Junge Kirche Dornbirn 22
KINDER- GOTTESDIENST DIE WELT IST BUNT ERÖFFNUNG: Geist Gottes, sei bei uns, Pause machen?“, fragte er sich. wenn wir für eine Welt eintreten, Da entdeckte er zwischen Es ist niemand zu groß die die Würde aller Menschen den grauen Betonklötzen etwas (Davidino Nr.1) achtet. - Herr, erbarme dich. Grünes. Der Storch flog tiefer und entdeckte eine Wiese mit ei- BEGRÜSSUNG GLORIA nem blauen See daneben. Er be- schloss, dort Pause zu machen. Gott hat uns alle erschaf- Gloria, wir singen froh Was er nicht wusste: Er war mit- fen, jede*r von uns ist einzig- (Davidino Nr. 14) ten im Zoo gelandet! artig. Gerade als der Storch sei- TAGESGEBET nen Durst am See löschen woll- Unsere Welt ist bunt. te, bemerkte ihn ein Pfau, der Nicht nur die Pflanzen machen Lieber Gott, auf der Wiese im Zoo lebte. die Welt bunt mit ihren farbigen Du bist der Schöpfer der Welt. Der Pfau musterte den Fremden Blüten, auch wir Menschen ma- Jeder Mensch ist einzigartig. ganz genau. Der Storch hatte chen die Welt bunt. Lass uns deine Schöpfung ein weißes Federkleid, das an In einigen Dingen unter- achten und jeden Menschen so den Flügelenden schwarz war. scheiden wir uns voneinander: annehmen, wie er ist. Die Federn des Pfaus hingegen manche haben dunkle Haare, Das bitten wir durch Christus, waren blau-grün gefleckt. manche helle, manche sind groß, unseren Bruder und Herrn. Der Pfau ging langsam manche klein, manche interes- Amen auf den Storch zu. Er öffne- sieren sich für Fußball, andere te dabei seine Schwanzfedern für Musik. LESUNG: zu einem Rad, damit er größer Und doch haben wir auch wirkte. vieles gemeinsam: alle Kinder Der Zugvogel im Zoo „Was willst du hier?“, ga- lieben es, zu spielen, singen, la- (gekürzt) ckerte der Pfau. „Du kommst chen – überall auf der Welt. Ein Storch flog schon seit wohl nicht von hier…. So einen Stunden über die endlos wir- wie dich hab ich hier noch nie KYRIE kende Millionenstadt. Er war gesehen. Am besten, du machst seit Tagen in Richtung Norden gleich wieder den Abflug!“ Gott, du liebst alle Men- unterwegs. Er kam aus einem Der Storch verstand die schen als deine Kinder. - Herr, Land im Süden, wo er überwin- Sprache des Pfaus nicht. Es war erbarme dich. tert hatte. Auf seiner Reise hatte eine Fremdsprache für ihn. Jesus Christus, du bist un- er schon viele Länder überquert. Mit seinem Schnabel klap- ser Bruder und Freund und hast Durch den langen Flug waren perte er: „Ich bin ein Storch und uns vorgelebt, was Liebe bedeu- seine Flügel müde geworden. seit Tagen unterwegs…“ tet. - Christus, erbarme dich. „Wann kann ich denn endlich 23
Der Pfau verstand die um der Pfau ihn plötzlich so at- ähnlich aus. Bis auf die Farbe Sprache des Storchs ebenfalls tackierte. der Federn sind wir ziemlich nicht und schaute hilflos. Er wehrte sich mit seinem gleich“, murmelte der Pfau. „Un- Er erklärte dem Storch langen Schnabel und riss dem sere Gemeinsamkeiten sind viel ganz langsam: „Das hier ist das Pfau dabei eine Feder aus. Auch größer als unsere Unterschiede. Land von uns Pfauen. Aber du der Pfau brüllte vor Schmerz Unter der Oberfläche sind wir siehst nicht aus wie ein Pfau. und er pickte so lange nach gleich! Wir sind ja beide Vögel.“ Fremde sind hier unerwünscht!“ dem Storch, bis der ein Büschel Der Pfau dachte weiter „Diese Sprache kenne ich Federn verloren hatte. nach: „Und ohne Federn, mit nicht…“, klapperte der Storch So kämpften die beiden nackter Haut, sehen wir lang- und schüttelte den Kopf. Vögel, bis beide alle Federn ver- weilig aus. Es sind erst die Un- Das Kopfschütteln miss- loren hatten. Am Ende standen terschiede, die uns interessant verstand der Pfau. Er wurde sie sich nackt gegenüber. machen!“ Der Pfau beschloss, ab wütend und pickte nach dem Der Pfau betrachtete sein jetzt toleranter zu sein. Storch, um ihn zu vertreiben. nacktes Spiegelbild im Was- Der Storch versuchte, ohne Weil der Storch aber immer ser des Sees. Daneben sah er Federn in die Luft zu steigen, noch nicht wegflog, zwickte ihn das Spiegelbild des gerupften schaffte es aber nicht. der Pfau in die Seite. Storchs. „Bleib doch hier“, lud der Der Storch schrie auf vor „Ohne Federn sehen unse- Pfau den Storch ein. Er legte sei- Schmerz. Er verstand nicht, war- re Flügel und unsere Beine sehr nen Flügel sanft auf die Schul- ter des Storchs und verkündete: „In diesem Land ist doch genug Platz für uns beide.“ Nach: Wolfgang Wam- bach: „Der Zugvogel im Zoo – Fabeln der Großstadt“, Verlag epuli GmbH, Berlin,2014 HALLELUJA Halleluja, Jesus ist bei uns (Davidino Nr. 23) EVANGELIUM Barmherziger Samariter (Lk 10, 25-37) ANREGUNG So wie die Vögel unter dem Federkleid, sind auch wir Menschen einander sehr ähn- lich. Die Unterschiede sind nur oberflächlich. Der Pfau hat Angst vor dem Storch, weil er anders ist. Sie verstehen einander nicht, weil sie verschiedene Sprachen sprechen. Erst durch die Nackt- heit ist die Ähnlichkeit zu sehen. Und da erkennt der Pfau, wie wertvoll die Unterschiede sind. Erst dadurch wird das Leben bunt. 24
Wenn wir einander ansehen, können wir unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede ent- decken. Aufgabe: Finde eine positive Sache an der Person neben dir und sage sie ihm*ihr. GLAUBENSBEKENNTNIS FÜRBITTEN: Guter Gott, du liebst alle Menschen, deshalb bitten wir dich: • Zeige allen Menschen, dass ein friedliches Mit- einander ein besserer Weg für alle ist. • Schenke allen Menschen Offenheit füreinan- der, damit keiner den anderen wegen seiner Hautfarbe, seiner Herkunft, seiner Religion oder anderer Unterschiede missachtet. • Zeige uns, dass die Vielfalt der Menschen eine Bereicherung in unserem Leben ist. • Gib uns den Mut, uns für andere einzusetzen, die ausgeschlossen werden. • Lass unsere Verstorbenen bei dir Geborgen- heit finden. Guter Gott, du hörst unsere Bitten. Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen VATER UNSER SCHLUSSGEBET: SCHLUSSSEGEN Gott, wir freuen uns über die Vielfalt deiner Schöpfung. Zum Schluss möchten wir Gott um seinen Se- Wir sehen die vielen Menschen mit ihren un- gen bitten: terschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen. Du Gott des Lebens zeigst uns, dass Bunt Und wir sehen, wie sie die Welt zu einem deine Lieblingsfarbe ist. bunten Ort machen. Sende deinen Geist, damit alle Menschen Wir sehen aber auch, dass manche so eine die Schönheit der Vielfalt erkennen und sich da- bunte Welt nicht wollen oder Angst davor haben. rüber freuen. Und wir sehen, dass Menschen immer wieder Segne uns mit all unseren Gemeinsamkeiten ausgeschlossen werden, weil sie anders sind. und Unterschieden. Im Namen des Vaters und des Darum bitten wir dich: Lass alle Menschen Sohnes und des Heiligen Geistes. erkennen, dass Bunt die schönste Farbe ist. Amen. Amen. SCHLUSSLIED: Von Mensch zu Mensch (Davidino Nr. 137) JUDITH ZORTEA Kinderliturgie & Erstkommunion 25
MINIS WERTSCHÄTZUNG FÜR EINEN WERTVOLLEN DIENST - DIVERSE ANLEITUNGEN Ministrantinnen und Mi- EIN KLEINES GESCHENK fen angesprochen werden. Es nistranten leisten einen wertvol- ist aber nie hilfreich, die Minis len Dienst in der Pfarrgemeinde. Schon durch kleine Zei- dafür bloßzustellen. Ein freund- Die Kinder und Jugendlichen as- chen der Wertschätzung, wie liches Gespräch, in dem man sistieren dem Priester oder dem das Übergeben von kleinen Auf- auf das Missgeschick aufmerk- beauftragten Laien bei liturgi- merksamkeiten zum Namenstag sam macht und gegebenenfalls schen Feiern, bringen die Ga- oder Geburtstag, ein offenes das Angebot zur Unterstützung ben zum Altar, läuten mit den Ohr bei Problemen, eine finan- (z.B. wenn die Laufwege nicht Altarschellen oder tragen das zielle Unterstützung der inhaltli- klar waren) ist an vielen Stellen Weihwasser und den Weihrauch. chen Arbeit der Ministrantinnen hilfreicher für die Ministrantin- Durch ihren Einsatz sorgen sie und Ministranten oder durch nen und Ministranten als eine für einen geordneten und dy- die Ermöglichung von gemein- Standpauke. Denn schließlich namischen Ablauf und unter- schaftsstiftenden Aktionen, wollen Minis ihre Aufgabe ja streichen durch ihr Handeln werden die Kinder und Jugend- selbst gut machen. bestimmte Vorgänge. Sie sind lichen motiviert, ihren Dienst Mitfeiernde in der Pfarrgemein- weiterhin mit Freude auszuüben EINE GEMEINSCHAFT, DIE schaft und durch ihr Mitwirken oder neue Minis für den Dienst TRÄGT in der Liturgie tragen sie dazu zu gewinnen. bei, dass unsere Gottesdienste Eine gute Ministranten- vielfältiger, festlicher und schö- FEHLERKULTUR pastoral beschränkt sich aber ner werden. nicht nur auf den liturgischen Teil der Wertschätzungs- Dienst, wenngleich dieser sicher- Ihnen regelmäßig zu zei- kultur ist auch die Frage, wie lich der elementare Kern ist. gen, wie wichtig und wertvoll ihr mit Unsicherheiten bei der Aus- Jungschar und Ministrantenpas- Engagement für die Pfarre ist, übung des ist für die Mädchen und Jungen Dienstes oder ungemein motivierend. mit Fehlern und manchem EIN LIEBES HALLO „Ausrutscher“ umgegangen Ein wertschätzender Um- wird. Hier gilt gang zeigt sich beispielswei- es, sich immer se schon in der Sakristei. Ein wieder in Er- freundliches und herzliches „Hal- innerung zu lo! Schön, dass du da bist!“ von rufen, dass Mesner*in, Priester, Wortgottes- hier Kinder dienstleiter*in oder Gruppenlei- und Jugend- ter*in trägt sehr zur Freude der liche tätig Minis bei, ebenso – wie bei der sind. Pannen Verabschiedung – ein „Danke, sollen dabei schön, dass du heute da warst!“. durchaus of- 26
toral ist breiter zu denken. Es Im Lied wird vom Leuchtturm gesungen, auf den hilft den Kindern und Jugend- wir uns auch in der Dunkelheit verlassen können, lichen, die eigenen Talente zu auf den wir vertrauen können und der uns sicher entdecken, Dinge auszuprobie- ans Land bringt. ren und die persönliche Gottes- beziehung zu vertiefen. Grup- So wie der Leuchtturm extrem wichtig ist, penstunden, Ausflüge sowie der seid auch ihr ein sehr wichtiger Teil der Pfarrge- Dienst am Altar ermöglichen meinde. Auf euch Minis kann man sich verlassen Gemeinschaft mit all den ande- und ihr seid zur Stelle, wenn man euch braucht. ren Ministrantinnen und Minis- Auch in stürmischen Zeiten des Abstandhaltens tranten. Es schafft Räume, um habt ihr durchgehalten und seit jetzt mit Freude über Erfahrungen zu sprechen wieder vorne am Altar dabei. und im Glauben zu wachsen. Dieses Gefühl, einer Gemein- BEWUSST WAHRNEHMEN schaft anzugehören, kann un- gemein wohltuend sein und Er- Versammelt euch wieder und lasst die Kin- fahrungen möglich machen, die der über ihre Wahrnehmungen erzählen. Sucht vielleicht das weitere Leben und euch anschließend gemeinsam ein Gemälde oder das Bild von Kirche prägen. eine Heiligenstatue welches bzw. welche in eurer Kirche besondere Bedeutung hat aus. Schaut es euch mit der Taschenlampe genau an. • Wie wollte der*die Künstler*in Gottes Nähe ZEIT SCHENKEN ausdrücken? • Wie ist der Gesichtsausdruck dieser Heiligen- Eine Möglichkeit, euren Minis Wertschät- statue? zung entgegen zu bringen ist, wenn ihr euch Zeit • Was will uns dieses Bild sagen? für die Kinder nehmt und sie zu einer gemeinsa- • Wer kennt die Geschichte/die Bibelstelle men Aktion einladet. Eine andere Option ist, den dazu? „Arbeitsplatz“ der Ministrant*innen am Abend • Was hat diese Person Gutes getan? oder in der Nacht einmal kennen zu lernen und mit einem gemütlichen Essen ausklingen zu lassen. LOBEN UND DANKEN Material: Taschenlampe, Teelichter, Musik, Danach versammelt ihr euch um die Oster- Informationen über ein Bild oder eine Heiligensta- kerze. Jedes Kind darf seine Kerze mitbringen. tue in der Kirche, Segenstext, Jause Wenn alle Kerzen brennen, bittest du die Kinder ein Lob Gottes auszusprechen: „Guter Gott ich SCHÖN, DASS DU DA BIST lobe dich, weil…! oder ich spüre Gott besonders, wenn … Danach antworten alle: „Wir loben dich, Alle Kinder treffen sich mit einer Taschen- wir danken dir!“ Wer etwas gesagt hat, stellt seine lampe zum vereinbarten Zeitpunkt vor der Kirche. brennende Kerze vorsichtig vor sich ab. Das kann Du begrüßt jedes Kind mit Namen und hältst für er auch schweigend tun (es ist ok nichts auszuspre- jedes Kind eine kleine Kerze bereit. chen), alle antworten trotzdem. Zuletzt bleibt ein Kreis brennender Kerzen rund um die Osterkerze. Du bittest die Kinder, einzeln die dunkle Kir- che zu betreten und sich einen Lieblingsplatz zu Oder ihr lest gemeinsam als Gruppe in viele suchen. Egal, ob in der Kirchenbank, im Altarraum, kleine Textteile zerteilt das Segensgebet. Ein Kind oder hinter einer Säule. Dort soll sich jede und je- beginnt und liest bis zum Beistrich, dann darf ein der ruhig hinsetzen und sich dann langsam und anderes Kind, welches sich angesprochen fühlt, bis aufmerksam umzusehen: zum nächsten Beistrich weiterlesen. Wenn mehrere Kinder gleichzeitig zu lesen beginnen, dann lesen • Was sehe ich von meinem Platz aus? sie den Textteil gemeinsam. • Was höre ich? • Was habe ich eben besonderes entdeckt? SEGENSTEXT Das Lied „My-lighthouse“ von Rend Collecti- Gott segne dich! ve könnte leise im Hintergrund abgespielt werden. Ich wünsch dir Gottes Segen, ich wünsch 27
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