Gemeinderecht für Praktiker - Haidvogl RATGEBER
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MANZ RATGEBER Gemeinderecht für Praktiker
Gemeinderecht für Praktiker verständlich erklärt Alles, was Politik und Verwaltung über Gemeinderecht wissen sollten von Martin Haidvogl
Zitiervorschlag: Haidvogl, Gemeinderecht für Praktiker (2013) Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Sämtliche Angaben in diesem Ratgeber erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr; eine Haftung der Autoren sowie des Verlages ist ausgeschlossen. ISBN 978-3-214-03810-6 © 2013 MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH, Wien Telefon: (01) 531 61-0 E-Mail: verlag@MANZ.at www.MANZ.at Datenkonvertierung und Satzherstellung: Anita Frühwirth Coverbild und Karrikaturen: Kateryna Wendlinger Druck: Prime Rate Kft., Budapest
VORWORT In den zwei Jahrzehnten meiner kommunalen Tätigkeit musste ich immer wieder feststellen, dass eine einfache und übersichtliche Darstellung des Gemeinderechts, die auch für Laien lesbar ist, leider fehlt. Es gibt großar- tige Werke, die über hunderte von Seiten alle Fragen der Gemeindeorga- nisation umfassend behandeln. Und es gibt unzählige Aufsätze und Bei- träge in einschlägigen Zeitschriften, die sich mit kommunalen Themen detailliert auseinandersetzen. Eine echte „Einführung in das Gemeinde- recht“, also einen kurzen Überblick für Politiker, Gemeindebedienstete XQGLQWHUHVVLHUWH%UJHU¿QGHWPDQDEHUQLFKW Wie ist das bei einer Materie, die so viele Menschen betrifft, möglich? Die Antwort liegt wohl in einer Besonderheit des Gemeinderechts: Die Ge- meindevorschriften sind als Landesrecht nicht nur in den neun Bundeslän- dern unterschiedlich, es gibt darüber hinaus auch noch für viele Städte eigene Stadtrechte. Insgesamt existieren damit in Österreich über zwanzig verschiedene „Gemeinderechte“, die zum Teil stark voneinander abwei- chen. Generell gültige Aussagen sind daher nur schwer zu machen. Kratzt PDQDXFKQXUDQGHU2EHUÀlFKHPVVWHVFKRQHLQ9HUZHLVDXIGLHYLHOHQ oft sehr unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern und Statu- tarstädten erfolgen. Ich bin aus folgenden Gründen überzeugt, dass es trotz dieser Schwierig- keiten möglich und auch sinnvoll ist, einen Überblick über das Gemeinde- recht zu geben: 1. Die Bundesverfassung regelt einheitlich die Grundzüge des Ge- PHLQGHUHFKWV XQG ELHWHW HLQH DXVJH]HLFKQHWH %DVLV IU GDV 9HU- ständnis jeder Gemeindeordnung. Die für die jeweilige Gemeinde geltenden Regelungen können heute ohnehin einfach und schnell über das Internet nachgelesen werden. 2. Konkrete Rechtsprobleme lösen auch Juristen nicht, ohne Gesetz- bücher zur Hand zu nehmen. Das bleibt also Niemandem erspart. Mit einem Basiswissen um die Grundsätze des Gemeinderechts ¿QGHWPDQVLFKDEHULQGHQ*HPHLQGHRUGQXQJHQXQG6WDGWUHFKWHQ viel besser zurecht. 5
Vorwort 3. Auch Spezialregelungen können mit einem Grundverständnis des jeweiligen Rechtsgebiets besser interpretiert werden. Umgekehrt WUHWHQGLHJU|WHQ0LVVYHUVWlQGQLVVHLPPHUGDQQDXIZHQQ9RU- schriften ohne dieses Wissen aus ihrem Zusammenhang gerissen werden. Selbstverständlich kann ein Praxishandbuch auf viele Details nicht einge- hen. Der Ratgeber soll für die kommunale Praxis taugen, übersichtlich und verständlich sein – das geht nur mit einem gewissen „Mut zur Lücke“. Ob ich dabei zu weit gegangen bin oder noch mutiger hätte sein müssen, werden mir hoffentlich Ihre Rückmeldungen sagen. Martin Haidvogl P.S.: Zu Recht wird heute eine geschlechtersensible Schreibweise einge- fordert. Ich habe auch in diesem „Ratgeber“ versucht, dieser Forderung nachzukommen. Leider musste ich feststellen, dass die ohnehin schwieri- ge Übung, komplexe Sachverhalte kompakt und lesbar darzustellen, so nicht erreichbar ist. Ich habe daher ausnahmsweise in diesem Ratgeber davon Abstand genommen. 6
Der Autor Mag. Martin Haidvogl ist seit 1993 bei der Landeshauptstadt Graz als Ju- rist beschäftigt und in unterschiedlichen Funktionen mit Fragen des Ge- meinderechts befasst. Seit 2001 ist er als Magistratsdirektor für die Lei- tung des inneren Dienstes des Magistrats verantwortlich. Sein Hauptanlie- gen ist die laufende Modernisierung der Stadtverwaltung, insbesondere DXFKGXUFKGLH9HUHLQIDFKXQJYRQ9HUZDOWXQJVDEOlXIHQ 7
INHALT VORWORT ........................................................................................ 5 GEMEINDERECHT – EINFÜHRUNG .............................................. 17 I. Historische Entwicklung ....................................................... 17 II. Gemeindeverfassung und Gemeinderecht ........................... 18 III. Gemeindegesetze, Stadtstatuten und mehr ......................... 19 RECHTLICHE STELLUNG DER GEMEINDE ................................. 22 I. Gebietskörperschaft mit dem Recht auf Selbstverwaltung 22 II. Verwaltungssprengel ............................................................. 23 III. Selbständiger Wirtschaftskörper ......................................... 24 IV. Städte mit eigenem Statut ..................................................... 25 V. Interessenvertretung der Gemeinden und Städte ............... 26 NAME UND HOHEITSZEICHEN DER GEMEINDE ...................... 27 I. Name der Gemeinde .............................................................. 27 II. Wappen, Farben, Siegel ........................................................ 28 GEMEINDEGEBIET .......................................................................... 30 ZWISCHEN AUTONOMIE UND AUFTRAGSARBEIT: DIE WIRKUNGSBEREICHE DER GEMEINDE ............................. 32 I. Der eigene Wirkungsbereich – das weite Feld der Selbstverwaltung .................................................................... 33 II. Der übertragene Wirkungsbereich – im Auftrag von Bund und Land ............................................................... 37 9
Inhaltsverzeichnis ORGANE DER GEMEINDE ............................................................. 41 ZUSTÄNDIGKEITS- ODER KOMPETENZVERTEILUNG ............. 44 I. Prüfverfahren für die Suche nach dem zuständigen Organ ...................................................................................... 45 II. Übertragung von Zuständigkeiten innerhalb der Gemeinde ......................................................................... 48 A. Mandat ............................................................................. 48 B. Delegation ........................................................................ 49 & 'HYROXWLRQ±9HUIJXQJHQLQGULQJHQGHQ)lOOHQ ............ 50 D. Aufgabenübertragung auf eine staatliche Behörde .......... 51 DER GEMEINDERAT ....................................................................... 53 I. Aufgaben ................................................................................. 53 II. Vorsitz und Einberufung ...................................................... 54 III. Öffentlichkeit der Sitzungen ................................................. 55 IV. Vorberatung der Anträge an den Gemeinderat ................. 57 V. Beschlüsse des Gemeinderats ................................................ 58 VI. Gemeinderatswahlen ............................................................. 59 DER GEMEINDEVORSTAND (STADTRAT, STADTSENAT) ....... 62 I. Aufgaben ................................................................................. 62 II. Zusammensetzung und Wahl ............................................... 63 DER BÜRGERMEISTER ................................................................. 67 I. Aufgaben ................................................................................. 68 A. Außenvertretung und Fertigung von Urkunden ............... 68 % 9RUVWDQGGHV*HPHLQGHDPWVE]Z0DJLVWUDWV ................. 70 C. Durchführung der Beschlüsse von Kollegialorganen ...... 70 D. Hemmung der Durchführung von Beschlüssen ............... 71 E. Sonstige Befugnisse des Bürgermeisters ......................... 72 II. Übertragung von Aufgaben .................................................. 75 10
Inhaltsverzeichnis III. Wahl des Bürgermeisters ...................................................... 75 A. Direktwahl des Bürgermeisters ........................................ 75 B. Wahl durch den Gemeinderat .......................................... 76 IV. Abberufung des Bürgermeisters .......................................... 77 DAS GEMEINDEAMT (STADTAMT, DER MAGISTRAT) ............ 78 PRINZIPIEN DES ORGANHANDELNS ......................................... 80 I. Weisung ................................................................................. 80 II. Befangenheit ........................................................................... 81 III. Amtsverschwiegenheit ........................................................... 83 ,9 $XVNXQIWVSÀLFKW ..................................................................... 85 DIE GEMEINDE ALS BEHÖRDE .................................................... 86 I. Hoheits- und Privatwirtschaftsverwaltung ......................... 86 A. Unterscheidungsmerkmale .............................................. 86 B. Bedeutung der Unterscheidung ........................................ 87 II. Prinzip der Gesetzesbindung ............................................... 88 III. Verordnung ........................................................................... 89 A. Kundmachung .................................................................. 90 B. Durchführungsverordnungen ........................................... 93 & 2UWVSROL]HLOLFKH9HURUGQXQJHQ ........................................ 94 ' 9HURUGQXQJVSUIXQJ ........................................................ 99 IV. Bescheid .................................................................................. 100 A. Merkmale des Bescheids ................................................. 101 B. Arten des Bescheids ......................................................... 102 & 9HUZDOWXQJVYHUIDKUHQ ...................................................... 102 D. Anfechtung von Bescheiden der Gemeinde .................... 103 E. Wirksamkeit des Bescheids ............................................. 106 F. Instanzen der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich ... 107 * (QWVFKHLGXQJVSÀLFKW ........................................................ 109 H. Aufhebung von rechtskräftigen Bescheiden .................... 110 F. Aufhebung durch die Aufsichtsbehörde .......................... 112 11
Inhaltsverzeichnis GEMEINDEWIRTSCHAFT ............................................................... 115 I. Gemeindeeigentum ................................................................ 116 II. Darlehen, Haftungen und andere Finanzgeschäfte ............ 117 III. Wirtschaftliche Unternehmen .............................................. 119 A. Regiebetriebe ................................................................... 119 B. Eigenbetriebe ................................................................... 119 C. Ausgegliederte Unternehmen .......................................... 122 GEMEINDEHAUSHALT .................................................................. 124 I. Budgetbeschluss ..................................................................... 125 II. Grundsätze der Budgetierung und Gebarung ................... 126 A. Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit .... 126 B. Einjährigkeit .................................................................... 127 & 9ROOVWlQGLJNHLW ................................................................. 127 D. Bruttoprinzip .................................................................... 128 E. Klarheit und Wahrheit ..................................................... 128 F. Bindung an den Zweck und die Höhe der 9RUDQVFKODJVDQVlW]H ....................................................... 129 G. Gesamtbedeckung ............................................................ 130 H. Außerordentliche Gebarung ............................................. 130 I. Anordnungsbefugnis ........................................................ 130 III. Rechnungsabschluss .............................................................. 131 FINANZIERUNG DER GEMEINDEAUFGABEN ............................ 132 I. Prinzip der eigenen Kostentragung ..................................... 132 II. Finanzausgleich ...................................................................... 132 III. Ertragsanteile der Gemeinden .............................................. 135 IV. Ausschließliche Gemeindeabgaben ...................................... 137 A. Kommunalsteuer .............................................................. 139 B. Grundsteuer ...................................................................... 140 C. Interessentenbeiträge ...................................................... 140 D. Benützungsgebühren ........................................................ 141 E. Gemeindeverwaltungsabgaben ........................................ 141 12
Inhaltsverzeichnis GEBARUNGSPRÜFUNG ................................................................. 143 I. Prüfung durch den Rechnungshof ....................................... 143 A. Prüfbefugnis ..................................................................... 143 % 9HUIDKUHQ ......................................................................... 145 II. Prüfung durch die Landesrechnungshöfe ........................... 145 III. Gebarungsprüfung im Rahmen der Gemeindeaufsicht ..... 146 IV. Kontrolleinrichtungen der Gemeinden ................................ 147 A. Prüfungs- oder Kontrollausschuss ................................... 147 B. Kontrollamt, Stadtrechnungshof ...................................... 148 C. Prüfbefugnis ..................................................................... 149 GEMEINDEAUFSICHT ..................................................................... 150 I. Zuständigkeit zur Aufsicht ................................................... 150 II. Grundsätze der Gemeindeaufsicht ....................................... 152 III. Instrumente der Gemeindeaufsicht ...................................... 153 A. Allgemeines Informations- und Prüfungsrecht ................ 153 B. Prüfung der Gebarung ...................................................... 153 & 3UIXQJYRQ9HURUGQXQJHQ ............................................. 153 D. Aufhebung von Bescheiden ............................................. 155 E. Prüfung von Beschlüssen und sonstigen Maßnahmen ..... 156 F. Ersatzvornahme ............................................................... 157 G. Genehmigungsvorbehalte ................................................ 158 + $XÀ|VXQJGHV*HPHLQGHUDWV ........................................... 160 I. Amtsverlust ..................................................................... 161 J. Ordnungsstrafen ............................................................... 162 K. Einberufung von Sitzungen ............................................. 162 IV. Rechtsschutz gegen Maßnahmen der Gemeindeaufsicht ... 163 VOLKSANWALTSCHAFT ................................................................ 165 VERANTWORTLICHKEIT DER GEMEINDE UND IHRER ORGANE .............................................................................. 167 I. Politische Verantwortlichkeit ............................................... 167 II. Strafgerichtliche Verantwortlichkeit von Gemeindeorganen .................................................................. 168 13
Inhaltsverzeichnis A. Amtsmissbrauch, Untreue ................................................ 169 B. Bestechlichkeit ................................................................ 171 & 9RUWHLOVDQQDKPH9RUWHLOVDQQDKPH]XU%HHLQÀXVVXQJ („Anfüttern“), verbotene Intervention ............................. 172 ' 9HUOHW]XQJGHV$PWVJHKHLPQLVVHV .................................. 173 E. Falsche Beurkundung und Beglaubigung im Amt ........... 174 III. Strafgerichtliche Verantwortlichkeit der Gemeinde ......... 175 IV. Verantwortlichkeit für Verwaltungsübertretungen ........... 176 9 9HUSÀLFKWXQJ]XP6FKDGHQHUVDW]....................................... 177 A. Ersatz von Schäden durch Akte der Hoheits verwaltung: Amtshaftung und Organhaftung ..... 178 B. Ersatz von Schäden in der Privatwirtschafts verwaltung . 179 VOLKS- UND BÜRGERRECHTE IN DER GEMEINDE ................. 182 I. Gemeindeversammlungen (Bürgerversammlung) ............. 183 II. Gemeindevolksbegehren (Bürgerbegehren, Bürgerinitiativen) .................................................................. 184 III. Gemeindevolksbefragungen (Bürgerbefragungen) ............ 185 IV. Gemeindevolksabstimmungen (Bürgerabstimmungen, Volksentscheide) .................................................................... 187 ZUSAMMENARBEIT VON GEMEINDEN ...................................... 189 I. Privatrechtliche Kooperationsvereinbarungen ................... 189 II. Verwaltungsgemeinschaften ................................................. 190 III. Gemeindeverband .................................................................. 191 A. Freiwillige Gemeindeverbände ........................................ 192 B. Zwangsverbände .............................................................. 194 ANHANG WICHTIGE GESETZE ....................................................................... 197 I. Bund ........................................................................................ 197 $ %XQGHV9HUIDVVXQJVJHVHW] %9* ................................. 197 % $UW%9*(Fassung 1. 1. 2014) ............................. 197 C. Weitere Bundes(verfassungs)gesetze ............................. 199 14
Inhaltsverzeichnis II. Land ........................................................................................ 200 A. Burgenland ....................................................................... 200 B. Kärnten ............................................................................ 201 C. Niederösterreich ............................................................... 201 D. Oberösterreich .................................................................. 201 E. Salzburg ........................................................................... 201 F. Steiermark ........................................................................ 202 G. Tirol ................................................................................. 202 + 9RUDUOEHUJ ........................................................................ 202 I. Wien ................................................................................. 202 LITERATUR UND NACHSCHLAGEWERKE .................................. 203 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ....................................................... 205 STICHWORTVERZEICHNIS ........................................................... 207 15
GEMEINDERECHT – EINFÜHRUNG I. Historische Entwicklung Die Gemeindeselbstverwaltung blickt auf eine lange – und beweg- te – Geschichte zurück, die bis auf die Reichsverfassung für das Kaisertum Österreich vom 4. 3. 1849 zurückgeht. Auf dieser Grundlage wurde das Provisorische Gemeindegesetz 1849 mit dem berühmten Artikel I erlassen: „Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde“. Schon damals war vorgesehen, dass die Gemeinde neben den vom Staat übertragenen Aufgaben auch einen eigenen („natürlichen“) Wirkungskreis hat. Nach Rückschlägen im Zuge des Neoabsolutismus wurde mit dem Reichsgemeindegesetz vom 5. 3. 1862 ein weiterer wichtiger Eckpfeiler für das heutige Gemeinderecht eingeschlagen. Die dort festgelegten Grundsätze der Gemeindeselbstverwaltung waren durch Gesetze der Landtage weiter auszuführen, sodass die Land- tage in den Folgejahren die ersten Gemeindeordnungen und Ge- meindewahlordnungen beschlossen. Nach dem Ende der Monarchie dauerte es lange, bis die Gemein- deselbstverwaltung wieder auf festem verfassungsrechtlichen Bo- den stand. Erst mit der Gemeindeverfassungsnovelle 1962 ge- ODQJGHU'XUFKEUXFKPLWGHU9HUDQNHUXQJGHU*UXQGVlW]HGHV*H- meinderechts in den Artikeln 115 bis 120 des Bundes- 9HUIDVVXQJVJHVHW]HV %9* 0LW:LUNXQJYRPQDK- men in der Folge die Länder die notwendigen Anpassungen bzw. Neufassungen der Gemeindeordnungen und Stadtrechte vor. 17
Gemeinderecht – Einführung II. Gemeindeverfassung und Gemeinderecht 7URW] ]DKOUHLFKHU $QSDVVXQJHQ XQG 1HXHUXQJHQ ¿QGHQ VLFK ELV heute die grundlegenden verfassungsrechtlichen Vorgaben für Gemeinden in den Artikeln 115 – 119a B-VG. Diese Regelungen bilden die „Gemeindeverfassung“. Sie sind das Fundament, auf dem alle weiteren Gemeindevorschriften aufbauen. ,P:HVHQWOLFKHQGH¿QLHUHQVLHDXFKZDVKHXWHXQWHUGHPBegriff „Gemeinderecht“ verstanden wird, nämlich alle Regelungen über Q die rechtliche Stellung der Gemeinde, Q die Aufgaben der Gemeinde, Q ihre Organe (z.B. Gemeinderat, Bürgermeister), Q GLH $PWV E]Z *HVFKlIWVIKUXQJ VRZLH GHU 9HUP|JHQV und Haushaltswirtschaft, Q GLH +RKHLWVDNWH 9HURUGQXQJHQ XQG %HVFKHLGH GHU *H- meinde, Q die Gemeindezusammenarbeit, Q die direkte Demokratie, Q und die Aufsicht über die Gemeinde. Alles in allem geht es also beim Gemeinderecht um die Organisa- tion der Gemeindeaufgaben. Die einzelnen von den Gemeinden zu betreuenden Fachbereiche XQGGLHGD]XJHK|ULJHQIDFKVSH]L¿VFKHQ*HVHW]H VRJÄ0DWHULHQ- gesetze“ wie z.B. Raumordnungsgesetze oder Baugesetze) zählen nicht zum Gemeinderecht. 18
III. Gemeindegesetze, Stadtstatuten und mehr III. Gemeindegesetze, Stadtstatuten und mehr Die Gemeindeverfassung regelt nicht nur die Prinzipien des Ge- meinderechts. Sie stellt auch klar, dass die detaillierte Regelung der Gemeindeorganisation nicht bundesweit einheitlich erfolgen soll, sondern – wie schon seit 1862 – den Ländern überlassen wird. Alle Bundesländer haben daher eigene Gemeindegesetze („Ge- meindeordnungen“), die die Gemeindeorganisation genauer re- geln. Diese Gemeindegesetze gelten allerdings nicht für alle Gemein- den: 15 Städte Österreichs haben aufgrund ihrer besonderen Be- deutung ein eigenes Stadtrecht („Stadtstatut“), das ihre Organi- sation gesondert regelt. Die Stadtrechte dieser „Städte mit eigenem Statut“ („Statutarstäd- te“) sind wie die Gemeindeordnungen Landesgesetze, die sich an den Rahmen zu halten haben, den die Gemeindeverfassung vor- gibt. Da dieser Rahmen sehr weit gesteckt ist, hat sich das Ge- meinderecht dennoch in seiner 150jährigen Geschichte je nach Land bzw. Statutarstadt im Detail recht eigenständig entwickelt. Eine Ausnahme bildet Niederösterreich: Dort haben die vier Statu- tarstädte ein gemeinsames Stadtrechtsorganisationsgesetz. Die zu- sätzlich bestehenden Stadtrechte (z.B. St. Pöltner Stadtrecht) re- geln nur mehr die wirklich stadttypischen Merkmale (wie z.B. das Stadtwappen oder die Zahl der Gemeinderatsmitglieder). 19
Gemeinderecht – Einführung 5 8 1 4 10 9 7 2 6 3 11 12 15 14 13 Abbildung 1: Die Statutarstädte Österreichs 1 Wien 9 Steyr 2 Eisenstadt 10 Wels 3 Rust 11 Salzburg 4 St. Pölten 12 Innsbruck 5 Krems 13 Klagenfurt 6 Wr. Neustadt 14 Villach 7 Waidhofen a.d. Ybbs 15 Graz 8 Linz Damit aber nicht genug: In manchen Bundesländern (z.B. in der 6WHLHUPDUN ¿QGHQVLFKDXFKHLJHQH*HVHW]HVZHUNHIUGLH2UJD- QLVDWLRQ YRQ *HPHLQGHYHUElQGHQ VRZLH IU GLH Ä9RONVUHFKWH³ also der Mitbestimmungsrechte der Gemeindemitglieder. Schließlich ist auch noch die Aufsicht des Bundes über die Ge- meinden in einem eigenen Bundes-Gemeindeaufsichtsgesetz gere- gelt. Alle diese Rechtsvorschriften sind gemeint, wenn in diesem Rat- geber ganz allgemein von den „Gemeinderechten“ die Rede ist. 20
III. Gemeindegesetze, Stadtstatuten und mehr TIPP Am einfachsten finden Sie Gesetze im Rechtsinformationssys- tem des Bundes unter der Internetadresse www.ris.bka.gv.at. Wählen Sie zwischen „Bundesrecht“ und „Landesrecht“. Gehen Sie beim Bundesrecht auf „Bundesrecht konsolidiert“, beim Lan- desrecht auf das gewünschte Bundesland. In der Suchmaske muss nun im Feld „Titel, Abkürzung“ nur mehr der Titel des ge- suchten Gesetzes eingegeben werden. Die korrekten Titel der wichtigsten Gesetze rund ums Gemeinderecht sind im Anhang angegeben. Zum Teil wird als Suchergebnis nicht der Link zum ganzen Ge- setz angezeigt, sondern mehrere Links zu allen einzelnen Para- grafen des Gesetzes. Klicken Sie in diesem Fall auf einen Para- grafen und in der folgenden Ansicht auf „gesamte Rechtsvorschrift zum heutigen Tag anzeigen“. 21
RECHTLICHE STELLUNG DER GEMEINDE Wie vielfältig die Aufgaben der Gemeinde sind, zeigt sich daran, dass die Bundesverfassung der Gemeinde gleich mehrere Funktio- nen zugeordnet hat. Die Gemeinde ist demnach Q Gebietskörperschaft mit dem Recht auf Selbstverwaltung, Q 9HUZDOWXQJVVSUHQJHOXQG Q selbständiger Wirtschaftskörper. I. Gebietskörperschaft mit dem Recht auf Selbstverwaltung Gebietskörperschaften sind Körperschaften des öffentlichen Rechts mit räumlich abgegrenzter Zuständigkeit. Bund, Länder und Gemeinden unterscheiden sich damit Q von Körperschaften des privaten Rechts ZLH 9HUHLQHQ oder Aktiengesellschaften, die nicht mit staatlichen, hoheit- lichen Befugnissen ausgestattet sind, einerseits und Q von Personalkörperschaften öffentlichen Rechts wie z.B. Kammern oder der Hochschülerschaft, die nicht räumlich, sondern durch spezielle persönliche Merkmale ihrer Mit- glieder bestimmt sind, andererseits. Das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinde (= Gemeindeautono- mie) besagt, dass die Gemeinde alle Angelegenheiten ihres eige- nen Wirkungsbereichs eigenverantwortlich regeln darf. Das Ge- PHLQGHYRON ZlKOW LQ IUHLHU :DKO VHLQH 9HUWUHWHU HV VLQG NHLQH Weisungen von außen an die Gemeinde erlaubt und auch keine 5HFKWVPLWWHODQ9HUZDOWXQJVRUJDQHDXHUKDOEGHU*HPHLQGH'D das Recht auf Selbstverwaltung verfassungsrechtlich garantiert ist, NDQQHVGLH*HPHLQGHQRWIDOOVDXFKYRUGHP9HUIDVVXQJVJHULFKWV- hof verteidigen und durchsetzten. 22
II. Verwaltungssprengel Da der eigene Wirkungsbereich der Gemeinde nicht nur so wich- tige hoheitliche Bereiche wie das Baurecht und das Dienstrecht, VRQGHUQDXFKGLHJHVDPWH3ULYDWZLUWVFKDIWVYHUZDOWXQJ ]%9HU- träge, Subventionen, Bauhof) umfasst, kommt dem Selbstverwal- tungsrecht in der Praxis sehr große Bedeutung zu. Das soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es zwei ganz wesentliche Einschränkungen der Selbstverwaltung gibt: Q Im eigenen Wirkungsbereich üben der Bund und das Land die Aufsicht über die Gemeinde aus. Dabei sind keine un- PLWWHOEDUHQ (LQJULIIH GXUFK :HLVXQJHQ YRUJHVHKHQ 9LHOH Entscheidungen der Gemeinde brauchen aber z.B. eine Ge- nehmigung der Aufsichtsbehörde, auch Kontrollen sind je- derzeit möglich, ebenso Sanktionen bei Gesetzesverstößen. Q ,P%HK|UGHQYHUIDKUHQLVW]ZDUNHLQ5HFKWVPLWWHODQ9HU- waltungsorgane außerhalb der Gemeinde zulässig. Dafür gibt es gegen Bescheide der Gemeinde aber die Möglich- NHLWHLQHU%HVFKZHUGHDQGLH9HUZDOWXQJVJHULFKWHGHU/lQ- der. Auch wenn es sich dabei um unabhängige Gerichte – DOVRQLFKWXP9HUZDOWXQJVEHK|UGHQ±KDQGHOWlQGHUWGDV im Endeffekt nichts daran, dass trotz Selbstverwaltung eine externe RechtskontrolleVWDWW¿QGHW %LV(QGHJLEWHVDXFKYLHOIDFKGLH0|JOLFKNHLWGHUÄ9RUVWHO- lung“ an die Aufsichtsbehörde, auf die hier aber angesichts der un- mittelbar bevorstehenden Abschaffung nicht mehr eingegangen wird. II. Verwaltungssprengel -HGH*HPHLQGHLVWDXFK9HUZDOWXQJVVSUHQJHO'DVKHLWGHU6WDDW (Bund und Länder) kann sich der Gemeindestrukturen bedienen, um dort behördliche Aufgaben erledigen zu lassen. Man spricht in diesem Zusammenhang vom übertragenen Wirkungsbereich der Gemeinde. In diesen Fällen fungiert die Gemeinde als unterste (EHQHGHUVWDDWOLFKHQ9HUZDOWXQJ=XPEHUWUDJHQHQ:LUNXQJV- 23
Rechtliche Stellung der Gemeinde bereich zählt z.B. das Meldewesen oder die Führung von Gebur- ten-, Ehe- und Sterbebuch als Personenstandsbehörde. III. Selbständiger Wirtschaftskörper Die in der Praxis bedeutendste Funktion der Gemeinde ist die als selbständiger Wirtschaftskörper. Die Gemeinde kann wie jeder 3ULYDWHDXFKDP:LUWVFKDIWVOHEHQWHLOQHKPHQPLWLKUHP9HUP|- gen wirtschaften und Unternehmen betreiben. Die unschätzbaren Leistungen der Gemeinden im Bereich der Daseinsvorsorge wären anders auch gar nicht denkbar. Kinder- krippen und Kindergärten, Wasser- und Energieversorgung, öf- IHQWOLFKHU9HUNHKU.UDQNHQKlXVHU3ÀHJHKHLPH%HVWDWWXQJXQG vieles mehr wird heute wie selbstverständlich angeboten. Diese Aufgaben im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung können von der Gemeinde selbst, durch eigene Unternehmen der Ge- PHLQGHRGHUDXFKGXUFKYHUWUDJOLFKYHUSÀLFKWHWHRGHUVXEYHQWLR- nierte Einrichtungen erbracht werden. Es steht der Gemeinde aber auch frei, manche Leistungen gar nicht anzubieten. Nur in Aus- nahmefällen sehen Landesgesetze vor, dass Gemeinden für be- stimmte Infrastruktureinrichtungen wie einen Rettungsdienst, eine Feuerwehr oder eine Kanalisation zu sorgen haben. Selbst dann müssen die Gemeinden diese Einrichtungen allerdings nicht selbst führen. Diese Freiheiten der Gemeinde im Wirtschaftsleben bedeuten freilich nicht, dass die Gemeinde ihre Finanzen ohne jegliche Einschränkungen regeln darf. Sie hat zum Einen ihren Haushalt QDFK GHQ 9RUJDEHQ GHU )LQDQ]YHUIDVVXQJ XQG GDPLW QDFK GHQ Buchungsregeln der sog. „Kameralistik“) zu führen, zum Anderen bestehen auch hier eine Reihe von Aufsichtsrechten des Landes. Das beginnt bei umfassenden Prüfrechten und geht bis zum Recht der Aufsichtsbehörde, wichtige Geschäfte zu genehmigen. Im 9RUGHUJUXQG VWHKW GDEHL GLH ZLUWVFKDIWOLFKH /HLVWXQJVIlKLJNHLW der Gemeinden auch für die Zukunft sicherzustellen. 24
IV. Städte mit eigenem Statut Diesen Einschränkungen der Gemeindeautonomie steht allerdings DXFKHLQJDQ]HUKHEOLFKHU9RUWHLOJHJHQEHU*HPHLQGHQVLQGEH- rechtigt, im Rahmen der Finanzverfassung Abgaben vorzuschrei- ben und einzuheben. IV. Städte mit eigenem Statut Gemeinden mit mindestens 20.000 Einwohnern ist auf ihren An- trag ein eigenes Statut zu verleihen, wenn dadurch Landesinteres- sen nicht verletzt werden. Stadtstatute sind wie Gemeindeordnun- gen Landesgesetze, die allerdings passgenau für die jeweilige Stadt und ihre Anforderungen das Stadtrecht regeln. Dafür haben Statutarstädte auch einen Tribut zu leisten: Sie haben neben den Aufgaben der Gemeindeverwaltung auch die Aufgaben der Be- zirksverwaltung zu erledigen. Eine Stadt mit eigenem Statut ist somit nicht nur Gemeinde, sondern auch wie eine Bezirkshaupt- mannschaft Bezirksverwaltungsbehörde. ACHTUNG! Im Gegensatz zu Bezirkshauptmannschaften sind die Statutar- städte nicht für die Sicherheitsverwaltung, also die Polizei, zu- ständig. In den Statutarstädten (und in allen Städten, in denen bis zur Polizeireform Bundespolizeidirektionen eingerichtet wa- ren) übernehmen die jeweiligen Landespolizeidirektionen auch die Sicherheitsaufgaben. Statutarstädten sind somit keine Poli- zeikommanden unterstellt. 25
Rechtliche Stellung der Gemeinde V. Interessenvertretung der Gemeinden und Städte In der Bundesverfassung ist ausdrücklich vorgesehen, dass der Österreichische Gemeindebund und der Österreichische Städ- tebund die Interessen der Gemeinden und Städte zu vertreten haben. $OVRI¿]LHOOHU,QWHUHVVHQYHUWUHWXQJVLQGGHQEHLGHQ%QGHQYLHO- fach besondere Rechte eingeräumt, z.B. Q 6WHOOXQJQDKPHUHFKW]X9RUKDEHQLP5DKPHQGHU(XURSlL- schen Union, Q 9RUVFKODJVUHFKWIU0LWJOLHGHUGHVHXURSlLVFKHQ$XVVFKXV- ses der Regionen, oder Q 5HFKW]XP$EVFKOXVVYRQ9HUHLQEDUXQJHQEHUHLQHQ.RQ- sultationsmechanismus und Stabilitätspakt inklusive der QRWZHQGLJHQ 'XUFKVHW]XQJVUHFKWH EHLP 9HUIDVVXQJVJH- richtshof. Diese besondere rechtliche Stellung der beiden Bünde ist insofern EHPHUNHQVZHUWDOVHVVLFKXPGDEHLXP9HUHLQHRKQH=ZDQJVPLW- gliedschaft handelt. Praktisch gehört allerdings jede Gemeinde zu- mindest einem der beiden Bünde an. 26
NAME UND HOHEITSZEICHEN DER GEMEINDE I. Name der Gemeinde Die Namen der Statutarstädte ergeben sich aus dem jeweiligen Statut und könnten auch nur durch Änderung des Statuts, somit durch Landesgesetz, verändert werden. Für die übrigen Gemeinden regeln die Gemeindeordnungen die Änderungen der Namen von Gemeinden und Ortschaften und ge- hen ansonsten von den bisherigen Namen aus. Namensänderungen erfolgen je nach Gemeinderecht durch Q Beschluss des Gemeinderats mit Genehmigung der Landes- regierung (z.B. Steiermark oder bei Kärntner Ortschaften), Q 9HURUGQXQJGHU/DQGHVUHJLHUXQJJUXQGVlW]OLFKDXI$QWUDJ der Gemeinde (z.B. bei Kärntner Gemeinden) oder Q /DQGHVJHVHW] ]%9RUDUOEHUJ Die Erhebung zur Marktgemeinde oder zur Stadtgemeinde ist je nach Land entweder Sache der Landesregierung (z.B. Steiermark) oder des Landesgesetzgebers (z.B. Kärnten). Die Bezeichnung Markt- oder Stadtgemeinde ist eine Auszeichnung, mit der keine EHVRQGHUHQ5HFKWHRGHU3ÀLFKWHQYHUEXQGHQVLQG In Stadtgemeinden heißt der Gemeindevorstand „Stadtrat“, das Gemeindeamt „Stadtamt“ bzw. in Märkten „Marktgemeinde- amt“. Die Ortschaften der Gemeinde und die Stadtbezirke der Sta- WXWDUVWlGWH GLHQHQ SULPlU GHU JHRJUD¿VFKHQ .HQQ]HLFKQXQJ ,Q vielen Gemeinde- und Stadtrechten ist außerdem vorgesehen, dass eigens eingerichtete Ortsvertreter (Bezirksvertreter) Aufga- ben für die Ortschaft (den Bezirk) übernehmen. 27
Name und Hoheitszeichen der Gemeinde Der Name der Gemeinde ist wie andere Namen auch geschützt. Bei unbefugtem Gebrauch des Namens kann die Gemeinde daher auf Unterlassung oder Schadenersatz klagen. Bundes- Gemeinden Städte Markt Sonstige Ort- land gesamt gemeinden Gemeinden schaften Bgld 171 13 66 92 328 Krnt 132 17 45 70 2.823 NÖ 573 75 326 172 3.877 OÖ 444 32 145 267 6.669 Sbg 119 11 24 84 727 Stmk 539 35 125 379 2.073 Tirol 279 11 20 248 672 Vbg 96 5 11 80 149 Wien 1 1 – – 23 gesamt 2.354 200 762 1.392 17.341 Tabelle 1: Anzahl der österreichischen Gemeinden Quelle: Homepage des Österreichischen Gemeindebundes, www.gemeindebund.at, Stand Mai 2013 II. Wappen, Farben, Siegel Bei Statutarstädten sind die Hoheitszeichen der Stadt und ihre 9HUZHQGXQJJHVRQGHUWLQGHQMHZHLOLJHQ6WDGWUHFKWHQDXVIKUOLFK geregelt. Alle anderen Gemeinden bekommen das Recht, ein Wappen zu führen, auf ihren Antrag von der Landesregierung verliehen. Das Wappen muss für die Gemeinde typisch sein und den Grundsätzen der Heraldik (Wappenkunde) entsprechen. Wer ein Gemeindewappen für gewerbliche oder private Zwecke verwenden will, braucht eine Genehmigung der Gemeinde. Die 9HUZHQGXQJRKQH%HZLOOLJXQJVWHOOWHLQH9HUZDOWXQJVEHUWUHWXQJ dar (ausgenommen z.B. in Graz). 28
II. Wappen, Farben, Siegel Alle Städte und Gemeinden führen Siegel. In Kärnten und der Steiermark zeigen sie die Bezeichnung (z.B. „Marktgemeinde“), den Gemeindenamen, den politischen Bezirk und – soweit vorhan- GHQ±GDV:DSSHQ0LWGHP6LHJHOVLQGLG59HUWUlJHXQGZLFK- tige Urkunden der Gemeinde zu versehen. Bescheide benötigen das Siegel nicht. Die Fälschung von Siegeln ist mit gerichtlicher Strafe bedroht. 9HUVFKLHGHQWOLFKZHUGHQGLH*HPHLQGHQDXFK]XU)KUXQJYRQHL- genen Farben, Fahnen und Flaggen berechtigt. KÄRNTEN In Kärnten sind die Farben der Fahne in der Wappenur- kunde festzulegen, das Wappen ist in die Fahne einzuar- beiten. HINWEIS Beim Lesen von Wappenbeschreibungen ist zu beachten, dass „heraldisch links“ rechts ist und umgekehrt. Die Beschreibung erfolgt in der Heraldik nämlich aus Sicht des Schildträgers, der den Schild, auf dem das Wappen abgebildet ist, vor sich hält. Das hier dargestellte Grazer Stadtwappen zeigt somit nach der gesetzlichen Beschreibung „einen nach rechts schreitenden Panther“. 29
RATGEBER MANZ | Ratgeber geben klare Antworten auf die Rechtsfragen des Alltags. Einfach und verständlich erklärt mit vielen Beispielen, Hinweisen & Zusammenfassungen. AUS DEM INHALT: X Was ist eine Gemeinde und welche Aufgaben hat sie? X Welches Gemeindeorgan ist wofür zuständig? X Was ist eine Verordnung, was ein Bescheid? X Wie wirtschaftet und finanziert sich eine Gemeinde? X Wer kontrolliert und beaufsichtigt die Gemeinde? X Wer haftet in der Gemeinde wofür? X Direkte Demokratie in der Gemeinde X Formen der Gemeindezusammenarbeit Trotz der länderweise unterschiedlichen Rechtslage werden die Themen für alle Gemeinden Österreichs übersichtlich dargestellt. Dies gelingt ohne ver- wirrende Paragrafenzitate mit dem Blick eines Praktikers auf das Wesentliche. Am Beispiel von Kärnten und Steiermark wird Einblick in Detailregelungen des Gemeinderechts gegeben. DER AUTOR: Mag. Martin Haidvogl ist Magistratsdirektor der Landeshauptstadt Graz und dort seit zwei Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen mit Fragen des Gemeinderechts befasst. ISBN 978-3-214-03810-6 9 783214 038106 recht.verständlich
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