Gender- und Diversitätskompetenzen für Wissenschafter*innen an der TU Graz
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, Gender- und Diversitätskompetenzen für Wissenschafter*innen an der TU Graz Relevantes Know-how für eine menschenfreundliche, geschlechter- und diversitätsbewusste Technik und Naturwissenschaft Lehrgang 2 in 6 Modulen – 2021/2022 Abschluss mit dem Zertifikat „Gender- und Diversitätskompetenzen für Wissenschafter*innen in Technik und Naturwissenschaften“ Dauer: September 2021 – Mai 2022 Ort: Graz, TU Graz & Jufa City Beratung und Information: Armanda Pilinger, Büro für Frauenförderung und Gleichstellung, www.tugraz.at/go/diversitaet.at, a.pilinger@tugraz.at Lehrgangsleitung: Mag.a Eva Taxacher, GenderWerkstätte Graz, www.genderwerkstaette.at & Armanda Pilinger, Büro für Frauenförderung und Gleichstellung Organisatorische Durchführung: Verein Frauenservice Graz/GenderWerkstätte ZVR: 368192012, Lendplatz 38, 8020 Graz, www.frauenservice.at Bildungsorganisation: Verein Frauenservice Graz ZVR: 368192012, Lendplatz 38, A – 8020 Graz www.frauenservice.at
Termin-Übersicht Gesamt: ca. 140 Einheiten à 45 Minuten Kick Off Veranstaltung Informationen zum Lehrgang und Kennenlernen 16. September 2021, 13 - 15h der Teilnehmer*innen und Trainer*innen TU Graz, SR 104, Rechbauerstr. 12/I Modul 1 Diversity Matters. Eine Einführung 24. & 25. September 2021, 9 – 18h Roland ENGEL, Eva TAXACHER Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz Modul 2 What the hell is Gender? 22. & 23. Oktober 2021, 9 – 18h Michael M. KURZMANN, Lisa MITTISCHEK Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz 1. Reflexionsgruppentreffen, selbstorganisiert zwischen M2 und M3 Modul 3 Gender und Diversität in der Lehre 26. & 27. November 2021, 9 – 18h Gabriele BURGSTEINER, Michael KERN Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz Kamingespräch Warum ist Technik ethisch nicht neutral? 20. Jänner 2022, 16 – 19 h Günter GETZINGER (Ort wird noch bekanntgegeben) Modul 4 Gender, Intersektionalität und Diversität in der Forschung 11. & 12. Februar 2022, 9 – 18h Karin GRASENICK, Elli SCAMBOR Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz Treffen mit Lehrgangsleitung 16. Februar, 13- 15h Informationen zur Praxisarbeit TU Graz, MBT038, Stremayrg. 16/EG 2. Reflexionsgruppentreffen, selbstorganisiert zwischen M4 und M6 Modul 5 Gender und Diversität in der Teamzusammenarbeit und Personalauswahl Roland ENGEL, Lisa HORVATH 11. & 12. März 2022, 9 – 18h Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz 2
Selbststudium und Praxisarbeit Modul 6 Abschluss und Präsentation der Praxisarbeiten 20. & 21. Mai 2022, 9 – 18h Armanda PILINGER, Eva TAXACHER Jufa City Graz, Idlhofgasse 74, 8020 Graz Öffentliche Präsentation der Praxisarbeiten 20. Oktober 2022, 13 – 15h TU Graz Veranstaltung #DiversityMatters2022 TU Graz, Aula, Rechbauerstr.12/I, 8010 Graz Anmeldung Teilnehmer*innen: max. 14 Personen Nominierung von Wissenschafter*innen auf längerfristigen Stellen an der TU Graz durch Dekan*innen aller Fakultäten bzw. durch die Geschäftsleitungen TU Graz naher Forschungseinrichtungen. Möglich ist auch eine eigeninitiative Bewerbung (Email in Form einer Interessensbekundung) an Andrea Hoffmann, Vizerektorin für Personal oder an Armanda Pilinger vom Büro für Gleichstellung und Frauenförderung. Anwendungsfelder - Zertifikat Der Lehrgang vermittelt theoretische Grundlagen zum Themenbereich „Gender & Diversität“ und beschäftigt sich insbesondere mit folgenden Anwendungsfeldern im Kontext Technischer Universitäten: Gestalten von gender- und diversitätsbewusster Lehre Formulieren von Gender- & Diversitätsaspekten in Forschungsanträgen Ethische Aspekte der Technikgestaltung Gender- und diversitätssensible Personalauswahl / Teamleitung / Teamzusammenarbeit Die Teilnehmenden erwerben das Zertifikat „Gender- und Diversitätskompetenzen für Wissenschafter*innen in Technik und Naturwissenschaften“. 3
Inhaltliche Einführung Der Lehrgang ist ein Beitrag zur Verankerung und dem Ausbau von Gender- und Diversitätskompetenzen an der TU Graz. Gender- bzw. Diversitätskompetenzen sind Fähigkeiten von Personen, bei ihren Aufgaben Genderaspekte und Aspekte anderer sozialer Kategorien - wie beispielsweise sozialer Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Alter und Weltanschauung - zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. In den Empfehlungen der Hochschulkonferenz von 2018 wird eine diversitätsorientierte Gleichstellungspolitik nahegelegt, die nicht nur auf Geschlecht zur Festlegung von Gemeinsamkeiten oder Unterschieden ausgerichtet ist, sondern soziale Gruppen in spezifischen Lebenssituationen in den Blick nimmt.1 Gender- und Diversitätskompetenzen sind dementsprechend auf mehreren Ebenen zu entwickeln bzw. zu berücksichtigen: Management – Handeln – Lehre – Forschung Geschlecht ist dabei eine von mehrere Diversitätskategorien. In Technik und Naturwissenschaften ist diese Kategorie aber nach wie vor eine mit großem Handlungsbedarf, weshalb sie immer explizit genannt wird.“ Definitionen: Gender meint das soziale Geschlecht (und nicht das biologische). Dieses entsteht durch die Zuschreibung von geschlechtsspezifischen Fähigkeiten und Erwartungen an Menschen, egal welcher Geschlechtsidentität. Das soziale Geschlecht gründet folglich auf gesellschaftliche Dynamiken und ist veränderbar und variabel innerhalb und zwischen den Kulturen. Es definiert Rollen, Pflichten, Zwängen, Chancen und Privilegien.2 Intersektionalität beschreibt die Überschneidung (engl. intersection = Schnittpunkt, Schnittmenge) von verschiedenen sozialen Kategorien und deren Diskriminierungsformen. Gleichstellung der Geschlechter bezieht sich auf den gleichen Genuss von Rechten, Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten wie beispielsweise Teilhabe.3 Diversität/Diversity bedeutet „Unterschiedlichkeit” und bezieht sich auf die Heterogenität bzw. Vielfältigkeit einer Gruppe. Der Begriff wird mit Blick auf das darin steckende Potenzial verwendet und setzt auf einen veranwortungsvollen Umgang und die Nicht-Diskriminierung in den Bereichen Geschlecht, Alter, Religion, Weltanschauung, ethnische Zugehörigkeit oder sexuelle Orientierung. Umsichtiger Umgang mit Diversität ist der Ausgangspunkt für Chancengleichheit.4 1 Verbreiterung von Genderkompetenz in hochschulischen Prozessen. Empfehlungen der Hochschulkonferenz, Wien 2018 2 Ebd. S 35f 3 Ebd. 4 Ebd. 4
Lehrgangsziel und Kompetenzerwerb Nachstehend wird ein Überblick über die Lehrgangsziele in Form der zu erwerbenden Kompetenzen gegeben. Diese sind wesentlich für die Gestaltung einer zukunftsgerichteten, innovativen Lehr- & Forschungsumgeben. Sie gliedern sich auf die von der Hochschulkonferenz vorgeschlagenen Ebenen: Management – Handeln – Lehre – Forschung. Gender- und diversitätskompetentes Management Die Teilnehmer*innen erkennen und reflektieren ihre Fähigkeiten, Potenziale und Grenzen in der Umsetzung von Gleichstellungsprozessen in ihren Rollen als Führungskräfte. achten in ihren unterschiedlichen Rollen als Führungskräfte und/oder als Gremienmitglieder auf Gender- und Diversitätsaspekte. 5
Gender- und diversitätskompetentes Handeln Die Teilnehmer*innen sind in der Lage, ihr professionelles Verhalten und Handeln gender- und diversitätsbewusst zu gestalten, zu analysieren, zu reflektieren und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. sind sich ihrer Sozialisation in Bezug auf Geschlecht, ihrer sozialen Positionierung und ihrer Lernbiografie bewusst und können dies in ihrer eigenen Arbeit reflektieren und nutzen. sind in der Lage die sozialen Konstruktionsprozesse von Geschlecht zu erkennen und zu reflektieren. verstehen soziale Ungleichheit und strukturelle Diskriminierung als Ineinandergreifen von individueller, institutioneller und kultureller Diskriminierung sowie deren Verknüpfungen (Intersektionalität und Mehrfachdiskriminierung). erkennen Anzeichen von Widerständen und wissen um Möglichkeiten der Konfliktbewältigung. erarbeiten Fertigkeiten zu geschlechtergerechte(re)m Formulieren und Kommunizieren. sind in der Lage, das erworbene Wissen aus den Modulen und dem Kamingespräch in der Praxisarbeit anzuwenden und zu reflektieren. entwickeln Kompetenzen und Handlungsoptionen für den beruflichen Alltag. hinterfragen die Neutralität von Technik kritisch und können zur partizipativen Gestaltung einer sozialverträglichen Technik beitragen. eröffnen sich neue Handlungsspielräume, auch in ihrer etwaigen Rolle als Führungskräfte. Gender- und diversitätskompetente Lehre Die Teilnehmer*innen sind befähigt, neu erworbene Kenntnisse hinsichtlich Gender und Diversität zu Bildung und Lernen in die eigene Berufspraxis zu übersetzen. können neue Methoden zum wertschätzenden Umgang mit Anderen in ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfalt anwenden. lernen Methoden zur Gestaltung von gender- und diversitätssensiblen Lernsettings kennen und reflektieren die situationsbedingten Vor- und Nachteile der Methoden. können Feedback von anderen Personen annehmen und selbst kritisch und wertschätzend Feedback geben. nutzen das Feedback von anderen Personen, um ihr professionelles Handeln weiterzuentwickeln. erkennen Gleichstellungsarbeit als Möglichkeit der dynamischen Diskursgestaltung und können Entwicklungsprozesse partizipativ (statt normativ) gestalten. 6
können gender- und diversitätsrelevante Erkenntnisse aus der Forschung in die eigene Lehre übernehmen. Gender- und diversitätskompetente Forschung Die Teilnehmer*innen erwerben Gender- und Diversitätskompetenzen für das eigene Forschungsfeld. wenden Methoden zur Integration von Gender- und Diversitätsaspekten im eigenen Forschungsgebiet an und erweitern ihre eigenen Forschungsdesigns. integrieren Erkenntnisse aus der Gender- und Diversitätsforschung in ihre Forschung. generieren neue gender- und diversitätsbezogene Fragestellungen für ihre Forschungsthemen. erlangen die Fähigkeit zur interkulturellen und intrakulturelle Kommunikation zwischen Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen bzw. Forschungsteams. begreifen Technik auch als gesellschaftlich und politisch gestaltbares Projekt, das vielfältige Formen der Partizipation erfordert. Reflexionsgruppen – Selbststudium – Praxisarbeit Die Reflexionsgruppen, das Selbststudium und die Praxisarbeiten dienen der Vertiefung und Festigung der Inhalte und Lernerfahrungen aus den Modulen und dem Kamingespräch. In den selbstorganisierten Reflexionsgruppen (mind. zwei Treffen, ein Mal im Herbst, ein Mal im Frühjahr) werden anhand von konkreten Fragen die aus dem Lehrgang gewonnenen Erkenntnisse und weiterführende Überlegungen zum möglichen Transfer in die eigenen Arbeitsfelder gemeinsam diskutiert. Das Ziel der Praxisarbeit ist die eigenständige Übersetzung in die Praxis, sodass die Inhalte, Methoden, Diskussionen, Auseinandersetzungen aus dem Lehrgang nachhaltig nutzbar sind. Der Praxisarbeit muss schriftlich dargelegt werden. Der Umfang beträgt max. 5 Din A4 Seiten (15.000 Zeichen). Die Praxisarbeiten können individuell durchgeführt oder von einer Gruppe gemeinsam erarbeitet werden. Im Modul 6 werden die Ergebnisse der Praxisarbeiten präsentiert und reflektiert. In einer feierlichen Abschlussveranstaltung im Oktober 2022 werden die Arbeiten abschließend noch einer TU internen und externen Öffentlichkeit vorgestellt. Zeitaufwand: ca. 26 Stunden insgesamt selbst organisiert. 7
Methoden Theorieinputs, Einsatz von verschiedenen Medien, Reflexionen, Diskussionen, Selbsterfahrungs- und Wahrnehmungsübungen, Einzel-, Klein- und Großgruppenarbeit, Präsentationen. Die Teilnehmenden können durch die Lehr- und Lernarchitektur des Lehrgangs Zeit für selbstorganisiertes Lernen aufwenden, im Rahmen des gemeinsamen Lernprozesses die Vorteile der Gruppe nutzen und die Lernergebnisse teilen. Akkreditierung für die Anerkennung als Erwachsenenbildner*in Der Lehrgang kann von der wba - Weiterbildungsakademie Österreich (www.wba.or.at) mit ca. 10 ECTS akkreditiert werden. Nähere Informationen und Unterstützung dazu bietet die GenderWerkstätte, www.genderwerkstaette.at. Anwesenheit Für das Zertifikat „Gender- und Diversitätskompetenzen für Wissenschafter*innen in Technik und Naturwissenschaften“ ist die Teilnahme an allen Modulen des Lehrgangs (Minimum: 80 % Anwesenheit) inklusive der Treffen der Reflexionsgruppen und der begleiteten Praxisarbeit notwendig. Barrierefreie Services Das Jufa City Graz ist barrierefrei. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Assistenzbedarf haben. Gerne nehmen wir bei Seminargestaltung oder Seminarunterlagen auf Bedarfe und Wünsche Rücksicht. Kinderbetreuung Um den Lehrgang besser mit Kinderbetreuungspflichten zu vereinbaren, wird an den Modulsamstagen die Flexible Kinderbetreuung im Haus der nanoversity der TU Graz, am Campus Inffeld, zwischen 8h30 und 18h geöffnet sein. Bitte um Anmeldung 1 Woche vor dem Termin direkt per Email an die Vereinbarkeitsbeauftragte der TU Graz, Lissa Reithofer, l.reithofer@tugraz.at. 8
Die GenderWerkstätte als Kooperationspartnerin Die GenderWerkstätte ist ein Netzwerk von Expert*innen basierend auf der Trägerschaft der beiden Vereine: Frauenservice Graz und Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark. Die GenderWerkstätte führt seit 2001 Weiterbildungsveranstaltungen, Analysen, nationale sowie internationale Projekte zu den Themengebieten: Gender Kompetenz, Gender Mainstreaming, Diversity Management, Intersektionalität und Gleichstellungspolitik durch. Das aus elf Personen bestehende interdisziplinäre Expert*innen-Gremium der GenderWerkstätte dient dabei als Element der laufenden Qualitätssicherung der Angebote und Leistungen, sowie der professionsübergreifenden Zusammenschau zwischen Forschung, Bildung und Organisationsentwicklung. Seit 2004 führt die GenderWerkstätte Zertifikatslehrgänge zu Gender – Diversität – Intersektionalität durch. Diese Lehrgänge sind von der WBA (wba.or.at) mit 10 ECTS akkreditiert. Qualitätssicherung durch die GenderWerkstätte Als anerkannter Erwachsenenbildungseinrichtung obliegt dem Verein Frauenservice die organisatorische Leitung von Weiterbildungsveranstaltungen und Inhouse-Seminaren. Der Verein Frauenservice als Vertragspartnerin ist seit 2008 mit dem LQW Qualitätsgütesiegel ausgezeichnet (conflex-qualitaet.de). Das LQW – Siegel bestätigt die Sicherstellung von europäischen Qualitätsstandards in der Didaktik und Organisation der Weiterbildungsangebote und ist Ausdruck für die fachliche Kompetenz und für die konsequente Qualitätssicherung der Dienstleistungen und Angebote. Seit 2014 ist der Bildungsbereich des Frauenservice, der für die pädagogische Leitung des Lehrgangs verantwortlich ist, auf ö-Cert gelistet. Mission Statement der GenderWerkstätte Der Weg zur geschlechterdemokratischen Gesellschaft wird als Prozess betrachtet, in den Positionen, Lebensrealitäten und Haltungen unterschiedlicher Akteur*innen einfließen. Geschlecht ist eine Kategorie, die die soziale Positionierung von Individuen prägt. Es ist davon auszugehen, dass andere soziale Kategorien (etwa Milieu, ethnische Zugehörigkeit oder Körper) subjektive Positionen und infolge dessen geschlechterdemokratische Prozesse ebenso maßgeblich beeinflussen. Diesem Prozess sollte deshalb ein Dialog zu Grunde liegen, in dem die Beziehungen zwischen Geschlechtern vor dem Hintergrund komplexer sozialer Zugehörigkeiten verhandelt werden. Weitere Informationen zu Kooperationspartner*innen, Projekten und den Qualifikationsprofilen der mitarbeitenden Expert*innen befinden sich auf: genderwerkstaette.at 9
Aufbau des Lehrgangs 1. Modul Diversity Matters. Eine Einführung Leitung: Roland Engel, Eva Taxacher 24. & 25. September 2021 Lernziele 1. Erwerb von Basiswissen zum Thema Diversität und Vorurteilsbewusstsein 2. Selbstreflexion in Bezug auf eigene Erfahrungen mit Diversität 3. Kenntnis von TU Graz spezifischen Daten, Fakten und Herausforderungen Seminarinhalt Als Gesellschaft und damit auch im akademischen Kontext sehen wir uns großer sozialer Vielfalt gegenüber, bezüglich Alter, Behinderung bzw. physischen und psychischen Fähigkeiten, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Religionen und Weltanschauungen, sexuellen Orientierungen. Manche dieser Dimensionen sind nicht oder nur schwer veränderbar. Niemand darf auf Grund dieser Kerndimensionen benachteiligt werden. Alle Menschen sind unterschiedlich, ja, aber manche Unterschiede machen einen größeren Unterschied als andere. Manche Unterschiede sind angeboren, manche entstehen erst. Allen gemeinsam ist, dass sie vom Kontext abhängig sind. Welche Unterschiede spielen eine Rolle (v.a. in inter- und transdisziplinären Kontexten einer technischen Universität) und wie ist ein konstruktiver Umgang mit wahrgenommenen Vor-Urteilen möglich? Im 1. Modul erhalten die Teilnehmer*innen Einblick in sozialwissenschaftliche Zugänge zum Thema Diversität, zu historischen Kontinuitäten und aktuellen Diskursen und können eigene Gender- und Diversitätskompetenzen und Umsetzungsmöglichkeiten durch praktische Beispiele vertiefen. Themen Diversität und Vorurteilsmanagement Was sind „Diversitäts-Kompetenzen“? Einbettung der Inhalte in aktuelle internationale Diskurse Reflexionen, Diskussionen und Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten TU Graz Einrichtungen, Leitbilder & Maßnahmen für die Förderung von Vielfalt Chancengleichheit 10
2. Modul What the hell is gender? Eine Einführung zu Gender in der Technik Leitung: Michael M. Kurzmann, Lisa Mittischek 22. & 23. Oktober 2021 Lernziele 1. Erwerb von Basiswissen zum Thema Gender und Technik 2. Selbstreflexion in Bezug auf eigene Geschlechterbilder/-erfahrungen 3. Kenntnis von TU Graz spezifische Daten, Fakten und Herausforderungen Seminarinhalt In Modul 2 reflektieren die Teilnehmer*innen eigene handlungsleitende Bilder und Modelle von Männlichkeit/en und Weiblichkeit/en durch Theorie-Impulse und Übungen. Sie erhalten Einblick in gendertheoretische Zugänge mit der Möglichkeit zur Selbstverortung. Die Wirkung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf die Entwicklung und das alltägliche Herstellen geschlechtlicher Zugehörigkeit sowie die geschlechtliche Konstruktion von Technik werden beleuchtet. Die Teilnehmer*innen setzen sich mit den je individuellen Meilensteinen der eigenen geschlechtlichen Biografie auseinander. Sie erfahren Gender als interdependente Kategorie und entwickeln Genderkompetenzen sowie Bewusstsein für die Verschränkung von sozialen Ungleichheitskategorien wie Geschlecht, Migration, Milieu etc. Themen Geschlechterverhältnisse im historischen und kulturellen Kontext Was sind „Gender-Kompetenzen“? Vielfalt geschlechtertheoretischer Diskurse Widerstandsmuster, Antifeminismus und Anti-Genderismus Die geschlechtliche Konstruktion von Technik – ausgewählte Konzepte/Theorien im Überblick Reflexionen, Diskussionen und Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten TU Graz Einrichtungen & Maßnahmen zur Gleichstellung und Frauenförderung 11
3. Modul Gender und Diversity in der Lehre Leitung: Gabriele Burgsteiner und Michael Kern 26. & 27. November 2021 Lernziele 1. Mögliche Bildungsbarrieren wahrnehmen 2. Eigene stereotype Annahmen erkennen und verändern 3. Lernräume offener und partizipativer gestalten 4. Methodenrepertoire vergrößern 5. Unterlagen und Beispiele der TU Graz kennen Seminarinhalt Zahlreiche Studien belegen, dass ein nicht gender- und diversitätsgerechter Unterricht die gleichberechtigte Teilhabe aller am Unterricht erschweren. Gesellschaftliche Stereotype, welchen Personen was (nicht) zugetraut wird, verstärken sich in derartigen Unterrichtssettings. Besonders betroffen sind dabei die Diversitätsdimensionen Geschlecht, sozialer Status, Herkunft und Sprache. In diesem Modul werden wir uns mit Diversität auseinandersetzen und stereotype Annahmen und ihre Wirkung in Lernsituationen identifizieren. Wir reflektieren die eigene Bildungsbiografie und unsere Bildungsselbstverständnisse. Wir analysieren die derzeitige Lehrpraxis und entwickeln – unter Einbeziehung didaktischer und lerntheoretische Grundlagen – gender- und diversitätssensible Lehr- und Lerndesigns. Themen Selektionsmechanismen des Bildungssystems für bestimmte gesellschaftliche Gruppen Bildungsbiografien und Bildungsselbstverständnisse reflektieren Grundlagen einer partizipativen Didaktik und Lerntheorie Analyse, Reflexion und Weiterentwicklung der aktuellen Lehrpraxis aus der Perspektive der Gender- und Diversitätsgerechtigkeit 12
Kamingespräch Warum ist Technik ethisch nicht neutral? Günter Getzinger 20. Jänner 2022, 16 - 19 Uhr Vorbemerkungen Es kommt doch darauf an, wie und wofür Technik verwendet wird, Technik an und für sich ist doch ethisch neutral, oder? Diese Ansicht über Technik wird noch immer von vielen geteilt, gerade auch von Ingenieur*innen. Nur zu gerne wird Technik als bloßes Instrument gesehen, mit dem gute gleichermaßen wie böse Zwecke verfolgt werden können. Es kommen doch darauf an wofür Technik verwendet wird, die Technik selbst sei unschuldig – so hört man. Martin Heidegger aber hat schon 1962 gemeint: „Am Ärgsten sind wir jedoch der Technik ausgeliefert, wenn wir sie als etwas Neutrales betrachten“5. Er wies aber auch auf den fundamentalen Unterschied zwischen „alter“ und „moderner“ Technik hin, den er an Merkmalen wie Steuerung und Sicherung festmachte. Der US-amerikanische Technikphilosoph Langdon Winner ging noch einen Schritt weiter: Manche Technologien seien in hohem Maße kompatibel mit bestimmten (demokratisch nicht legitimierten) Machtverhältnissen, manche Technologien seien in der Lage konkrete politischen Verhältnisse zu erzwingen6. Carolyn Merchant7 wiederum erkannte in ihrer historischen Analyse der Entwicklung der Naturwissenschaften, dass dieser in ihren Ursprüngen ein explizit männlicher Zugang zu Natur zugrunde lag, und dass sich diese männliche Herangehensweise auch in den modernen Naturwissenschaften und in der Technik manifestiert. Hans Jonas schließlich erkannte, dass moderne Technik uns eine neue Verletzlichkeit der Natur vor Augen führt: Er entwickelte daher folgerichtig eine neue Ethik, eine Ethik für die technologische Zivilisation8, die Grundlegung der aktuellen Orientierung der Technikentwicklung an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit. 5 Martin Heidegger (1962): Die Technik und die Kehre, S. 5 6 Langdon Winner (1986): Do Artefacts have Politics, S 7 7 Carolyn Merchant (1980): The Death of Nature. Women, Ecology, and the Scientific Revolution 8 Hans Jonas (1979): Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation 13
4. Modul Gender, Intersektionalität und Diversität in der Forschung Leitung: Karin Grasenick, Elli Scambor 11. & 12. Februar 2022 Lernziele 1. Berücksichtigung von Geschlecht, Intersektionalität und Diversität in der Forschungspraxis 2. Gender- und Diversität als Forschungsinhalte erkennen 3. Analysemethoden anwenden und Transferstrategien entwickeln 4. Argumentationsstrategien kennenlernen 5. Unterstützungsangebote der TU Graz kennen Seminarinhalt Immer mehr Förderschienen verlangen die systematische Integration von Diversitäts- und Genderperspektiven in Forschungsvorhaben – von der Idee bis zur Nutzung der Ergebnisse, da Menschen (oder lebende Materie) Gegenstand der Untersuchungen oder Anwender*innen der Ergebnisse sind. Dieses Modul vermittelt Grundlagen und Methoden, um innovative Forschungsprojekte zu entwickeln und umzusetzen, die Geschlecht und/oder weitere Variablen (beispielsweise Alter, Bildung, Migration etc.) berücksichtigen. Die Zusammenhänge dieser vielfältigen Variablen werden in Konzepten von Intersektionalität und Diversität konkretisiert. Die Teilnehmenden arbeiten an konkreten Forschungsbeispielen (Forschungsdesign, Zielgruppenanalyse, Methoden, Interpretationen, Publikationen, etc.). Im Rahmen der Bearbeitung werden theoretische Zugänge, Methoden und Tools (Checklisten, Handbücher) erläutert und genutzt. Es werden sowohl Analysekompetenzen als auch Argumentationsstrategien gestärkt. Besonders eingegangen wird auf Anforderungen bei der Erstellung von Forschungsanträgen. Themen Definitionen, Systematik und Konzepte rund um Geschlecht im Zusammenhang mit weiteren Variablen (Intersektionalität, Diversität). Methoden zur Gestaltung von „Gender- und Diversität als Forschungsinhalt“ - vom Antrag über Analyse und Umsetzung bis zur Publikation. Exemplarische Anwendung von Analysemethoden in einem Forschungsprozess und Strategien für den Transfer in die eigene Praxis. Argumentationsstrategien für konstruktive geschlechterpolitische Diskussionen 14
5. Modul Gender und Diversität in Personalauswahl und Teamleitung Leitung: Roland Engel, Lisa Horvath 11. & 12. März 2022 Lernziele: 1. Kennenlernen, Erfahren und Erkennen von kognitiven Biases 2. Wissen zu Forschungsergebnissen & Konzepten zu Gender- & Diversitäts-Biases in Personalauswahl, Leitung & Kooperation 3. Personalauswahlprozesse gender- & diversitätssensibel gestalten können 4. Wissen über Vorgaben für die Personalauswahl an der TU Graz 5. Kennen von Methoden für die Steuerung heterogener Teams Seminarinhalt: In diesem Modul wird anhand von Forschungsbefunden und Erfahrungslernen die besondere Bedeutung von Stereotypen, Vorurteilen und Gruppenbildung („ingroup-outgroup“) für Personalauswahl wie Teamzusammenarbeit - & leitung behandelt. Aufbauend auf einer Bias- Sensibilisierung wird ein „Vorurteilsbewusstsein“ entwickelt und Anwendungsmethoden für den universitären Alltag vorgestellt. Für eine gender- & diversitätssensible Personalauswahl wird ein strukturierter Ablauf eines Auswahlprozesses vorgestellt inklusive Methoden, Forschungsbefunden und Erfolgskriterien, um Biases vorzubeugen, einen fairen Prozess zu gestalten und damit Qualität und Exzellenz sicher zu stellen. Anschließend werden die wichtigsten Aspekte in der Leitung und Steuerung von heterogenen Teams und Projektkooperationen behandelt und der Praxistransfer durch interaktive Fallbearbeitungen unterstützt. Themen: Bias-Sensibilisierung: Stereotype, Vorurteile, Gruppenbildung Gender- & diversitätssensible Personalauswahl: z.B. Anforderungsprofile & Stellenausschreibungen, Zusammensetzung von Kommissionen etc. Leitung & Kooperation in heterogenen Teams Gesetzliche Rahmenbedingungen und Vorgaben an der TU Graz 15
6. Modul Abschluss und Präsentation der Praxisarbeiten Leitung: Armanda Pilinger, Eva Taxacher 20. & 21. Mai 2022 Lernziele: 1. Übersetzung neu erworbener Kenntnisse hinsichtlich Gender und Diversität in die eigene Berufspraxis durch die Praxisarbeit darlegen 2. Im Lehrgang neu erworbenes Gender- und Diversitätswissen abschließend reflektieren – eigene Ressourcen & Grenzen erkennen 3. Feedback von anderen Personen annehmen und selbst kritisch und wertschätzend Feedback geben Seminarinhalt Das Abschlussmodul widmet sich den Ergebnissen der Praxisarbeiten. Bei der Reflexion der Lehrgangsinhalte sowie der eigenen Rolle als gender- und diversitätskompetente Wissenschafter*innen werden Transfermöglichkeiten ins eigene Arbeits- und Lebensumfeld diskutiert. Die Expertise anderer Lehrgangskolleg*innen ermöglicht intensiven Austausch und Feedback zu Möglichkeiten und Herausforderungen in der Zukunft. Themen: Präsentation und kritische Würdigung der Praxisarbeiten Selbstevaluation und Rolle als gender- und diversitätskompetente Wissenschafter*in im eigenen Berufsfeld Vorbereitung der öffentlichen Präsentation an der TU Graz 16
Lehrgangsteam Gabriele Burgsteiner, Mag.a Roland Engel, Mag. Studium der Technischen Chemie, Gruppen- Studium der Pädagogik, Psychologie und dynamik und Philosophie, Supervisorin, Coach Gruppendynamik; Trainer und Berater für und Organisationsentwicklerin mit Gender Mainstreaming, Diversity Schwerpunkt gleichstellungsorientiertes Management, transkulturelle Kompetenz und Changemanagement, Hochschullektorin, systemische Organisationsberatung in Erwachsenenbildnerin, Expertin für Gender, Bildungsorganisationen; Gründungsmitglied Diversity und Intersektionalität sowie gender- der Austrian Society for Diversity, Lehrender an und diversitätssensible Didaktik mit Fokus auf der Donau-Universität Krems & TU Wien, Nachteilsausgleich, ffg-Expertin und Trainer der GenderWerkstätte Gutachterin, Trainerin der GenderWerkstätte Günter Getzinger, Ass-Prof. DI Dr. Karin Grasenick, DIin Dr.in Studium der Chemieingenieurwesen, Studium der Mathematik, Biomedizinische Philosophie und Sozialwissenschaften; Messtechnik und Soziologie; Ausbildungen in Mitbegründer des Instituts für Technik- und Diversitäts-, Change- und Konflikt- Wissenschaftsforschung der Alpen-Adria- management; Gründerin von www.convelop.at Universität Klagenfurt am Standort Graz; Leiter und www.conflictpartnership.net; der Science, Technology and Society Unit an der Prozessbegleiterin und Coach, international tätige TU Graz; Lehre und Forschung zu Fragen der Trainerin und Lehrende, Expertin für Diversität in Technikethik, Technikfolgenabschätzung und der Forschung und in Forschungsorganisationen Nachhaltigkeit Michael Kern, Mag. in Lisa Horvath, Dr. Studium der Germanistik und Altphilologie; Berater Studium der Psychologie; Universitäts- & und DaZ-Trainer bei ISOP in verschiedenen anti- Organisationsberatung, Forschung & Lehre zu diskriminatorischen und interkulturellen Projekten, Gleichstellungsthemen, Trainings zu Gender- & Berater bei der Antidiskriminierungsstelle Diversity, Karriereentwicklung, Implicit Biases, Steiermark, Diversity- u. Antidiskriminierungstrainer; Personalauswahl; Einzel- & Teamcoaching (für systemischer Coach und Mediator, Lehrbeauftragter österreichische und deutsche Universitäten); am Institut für Theoretische und Angewandte Trainerin der GenderWerkstätte Translationswissenschaft, Uni Graz Michael M. Kurzmann, Mag. (FH) Lisa Mittischek, Mag.a, MA Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Studium der Soziologie, Interdisziplinäre Sozialarbeiter; Koordinator der GeWe im Verein Geschlechterstudien, Doktoratsstudium für Männer- und Geschlechterthemen Fachdidaktik; selbstständige Trainerin, Vortragende, Steiermark, Geschäftsleiter der Fachstelle für Sozialforscherin, Evaluatorin; Lektorin der Burschenarbeit, Vorstandsmitglied im VMG, Universität Graz, Pädagogischen Hochschule Wien Projektleitung "HEROES® Steiermark", Lektor an und Steiermark; Mitarbeiterin am Institut für der KFU Graz und FH JOANNEUM Graz, Trainer Wohnbauforschung; Trainerin der der GenderWerkstätte. GenderWerkstätte 17
Armanda Pilinger, Lehrgangsleitung (TU Graz) Elli Scambor, Mag.a Teilstudium der Anglistik & Amerikanistik, seit Soziologin, Geschäftsleiterin im Institut für 2001 an der TU Graz, seit 2003 im Bereich Männer- und Geschlechterforschung, Koordination Antidiskriminierung, Gleichstellung und zahlreicher (inter-)nationaler Studien, Lektorin an Frauenförderung tätig, Leitung des strategischen der Med Uni Graz und FH Kärnten; im Vorstand Projektes „Gender & Diversity“ 2012 - 2015 und DMÖ (Dachverband Männerarbeit Österreich) und Ko-Leitung der AG Gender & Diversity an der TU VMG (Verein für Männer- und Geschlechterthemen Graz seit 2012, stellv. Leitung des Büros für Steiermark), Käthe Leichter Preis 2016; Managing Gleichstellung und Frauenförderung Diversity Expertin, Trainerin der GenderWerkstätte Eva Taxacher, Mag.a, MA, Lehrgangsleitung (GeWe) Studium der Soziologie, Masterstudium Internationale Genderforschung und feministische Politik; Koordinatorin der GeWe im Verein Frauenservice Graz; Schwerpunkte: Geschlechterpolitische Bildung, feministische und queer Theorien, Geschichte der Frauenbewegung(en), postkoloniale Zugänge; Trainerin der GenderWerkstätte 18
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