Geologie die Wissenschaft der Erde

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Geologie die Wissenschaft der Erde
B AC H ELORST UDIUM IN ERDW I S S ENS CHAF TEN

Geologie
die Wissenschaft
der Erde
Geologie die Wissenschaft der Erde
Studium
Auf Geologiestudierende wartet an der Universität Bern ein abwechslungsreiches und
spannendes Studium in einer angenehmen, persönlichen Atmosphäre. Es beantwor-
tet nicht nur für Naturfreaks die Gründe für imposante Naturschauspiele. Wer gerne
Problemstellungen auf dem analytischen Weg löst, ist hier gleichfalls an der richtigen
Stelle. Kaum ein Studium bietet ein so breit gefächertes Spektrum an Einsatzmöglich-
keiten. Denn Geologen haben ein sehr umfassendes, naturwissenschaftliches Wissen.
Sie können Phänomene beobachten, analysieren und entwickeln Problemlösungen.
Entsprechend vielfältig ist das Studium. Vorlesungen, Praktika, Seminare, Exkursionen
und Geländekurse vermitteln notwendiges Wissen und Fertigkeiten.

                                                                                                            Bachelor
                                            Propädeutisches 42                                              Die Universität Bern bietet
                                            Modul I
                                                                                                            im Rah men der BEFRI-
                        1. Jahr

                                            Mathematik-Statis-       Modul Erdwissenschaften         18
                                            tik-Informatik   15      -Kristallographie                      Konvention ein Studium in
                                            Chemie           12
                                            Physik           15
                                                                                                            Erdwissenschaften mit dem
                                                                  Modulgruppe Erdwissenschaften 93          Ziel eines interuniversitären
                                            Propädeutisches 2                                               Bachelor oder Masterab-
                                            Modul II              Modul Entstehung der              22.75
                                                                                                            schlusses in Erd wis sen-
    Bachelor-Studium in Erdwissenschaften

                                            Biologie oder         Gesteine
                                            Vertiefung Chemie/    Geochemie                 8.25            schaften. Das Bachelorstu-
                                            Mathematik/Physik     Mineralogie               6.25            dium soll zur akademischen
                            2. Jahr

                                                                  Petrologie                8.25
                                                                                                            Grund be fähi gung,       das
                                                               Modul Oberflächenprozesse              12
                                                               & -produkte
                                                                                                            Masterstudium zur Berufs-
                                                               Geomorphologie         3.5                   befähigung führen.
                                            Wahlmodul       10 Quartärgeologie          4
                                                               Sedimentologie         4.5
                                                                                                            Das Bachelorstudium (mit
                                                                  Modul Bau der Erde                  17    der Universität Fribourg
                                                                  Tektonik / Strukturgeologie   9
                                                                  Geophysik                     8
                                                                                                            koordiniert) dauert 3 Jahre
                                            System Erde      5                                              und umfasst 180 Kredit-
                                                                  Modul Entwicklung der Erde 12.25
                                                                  Regionale Geologie     5.25               punkte (60 pro Jahr). Neben
                        3. Jahr

                                                                  Erdgeschichte             3               den     Erd wissenschaften
                                                                  Paläontologie             4
                                                                                                            enthält das Studium die
                                            Bachelor-Arbeit 10 Modul Angewandte Geologie              10
                                                                                                            natur wissen schaftlichen
                                                               Modul Mikroskopie                      7.5   Grundlagen in Mathe-
                                                                  Modul Geländekurse                 11.5   matik, Physik, Chemie und
                                                                                                            Biologie. Daneben sind im
                                            Dynamische Alpen und Soft Skills                           6
                                                                                                            2. und 3. Jahr frei wählbare
                                                                                                            Wahlfächer vorgesehen.
                                            Erdwisschenschaften und benachbarte Forschungs-
                                            gebiete, Wahlpensum, Spezialisierung in:                 54
    Master-Studium
     4. und 5. Jahr

                                            - Geologie                                                      Die Lehrveranstaltungen
                                            - Angewandte und Allgemeine Quartärgeologie                     des 2. und 3. Studienjahres
                                            - Umwelt- und Rohstoff-Geochemie                                vertiefen das Wissen zur
                                            - Geomaterialie
                                            - Entwicklung der Erde und des Lebens                           Entstehung der Gesteine,
                                                                                                            zu Ober flä chen prozessen
                                            Masterarbeit                                             60     und –produkten, zum Bau

2                        Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Geologie die Wissenschaft der Erde
und der Entwicklung der Erde und eine Einführung in
die angewandte Geologie. Weitere Lehrveranstaltungen
sind Mikroskopier- und Geländekurse. Einige Vorlesun-
gen werden koordiniert angeboten: Geophysik in Bern,
Hydrogeologie in Neuchâtel, Paläontologie in Fribourg.

Master / Masterarbeit
Das Masterstudium (gemeinsam mit BeFri) dauert 2 Jahre.
Der Masterabschluss in Geologie sieht ein Pflichtpensum
in Erdwissenschaften und ein Wahlpensum in breiterem
Rahmen vor. Es ist aber auch möglich, einen Masterab-       Exkursionen
schluss mit Spezialisierung in heute wichtigen Teilgebie-   Ein Geologiestudium
ten der Erdwissenschaften zu erlangen.                      ohne Exkursionen und
Der Höhepunkt des Studiums – endlich das tun was einem      Geländekurse ist wie eine
brennend interessiert – ist die Masterarbeit. Sie beginnt   Suppe ohne Salz – fad
im 7. Semester. Das Thema kann aus einem reichen Ange-      und undenkbar. Lava-
bot der sieben Forschungsgruppen ausgewählt werden.         Fontänen am Stromboli,
Die Arbeit umfasst 3 Monate Geländeaufnahmen, ca.           frischer Meeresschlamm in
6 Monate Labor/ Büro, Auswertung und Bericht schrei-        der Nordsee, Hochdruck-
ben.                                                        Minerale im Tessin, giganti-
                                                            sche Falten im Berner
Zur Auswahl stehen fünf Schwerpunkte:                       Oberland, ein Murgang im
- Geologie                                                  Entlebuch oder Dinosau-
- Angewandte und Allgemeine Quartärgeologie                 rierspuren an ehemaligen
- Umwelt- und Rohstoff-Geochemie                            tropischen Meeresküsten
- Geomaterialien                                            im Jura machen die Geolo-
- Entwicklung der Erde und des Lebens                       gie greifbar. Zeitliche und
                                                            räumliche Beziehungen
                                                            werden vorstellbar. Die
                                                            Geländekurse öffnen den
                                                            Horizont und liefern das
                                                            Rüstzeug für die eigene
                                                            praktische Tätigkeit.
                                                            Unvergesslich bleiben die
                                                            Erlebnisse und Geschichten
                                                            am Rande der Geologie.

Doktorarbeit
Ein Doktorat dauert 3–4 Jahre und besteht aus einer selb-
ständigen Forschungsarbeit. Diese weist je nach Thema
Schwerpunkte bei der Geländearbeit, bei Laboranaly-
sen, Experimenten oder Computer-Modellierungen auf.
Sie wird in Zusammenarbeit mit der Industrie oder im
Rahmen eines entlöhnten Nationalfonds-Projekts durch-
geführt.
                                                  Geologie - Die Wissenschaft der Erde   3
Geologie die Wissenschaft der Erde
Esther Haudenschild,
                                           Masterstudentin im 2. Jahr
                                           „Geologie bietet eine spannende
                                           Mischung der Naturwissenschaften.
                                           Der Blick reicht von der Entstehung des
                                           Universums bis zu kleinsten Atomstruk-
                                           turen in Kristallen.“

“Bereits im Gymnasium faszinierten mich das Weltall, die Vielfalt der Gesteine, Fossilien,
Vulkane und die Bildung der Alpen.” sagt Esther. An einem Schnuppertag an der Uni
Bern diskutierte sie mit Studierenden und verglich das Studium der Geologie und
Geographie. Sie kam zum Schluss, dass sich in der Geologie theoretische Grundlagen
der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie mit angewandten Themen am besten
kombinieren lassen.

                                           Nach dem dreijährigen Bachelorstudium infor-
                                           mierte sich Esther am Masterinfotag über ihre
                                           weiteren Studienmöglichkeiten. Das vorge-
                                           stellte Masterthema zu römischen Steinbrüchen
                                           reizte sie. Da sie sich insbesondere für Archä-
                                           ologie und Altersbestimmungen von Gestei-
                                           nen interessierte, suchte sie das persönliche
                                           Gespräch mit den Betreuern Naki Akçar und
                                           Christian Schlüchter. Mittels Oberflächenda-
                                           tierungen sollte Esther herausfinden, wann
                                           die Römer in welchen Steinbrüchen Säulen
                                           abbauten.

Esther schätzt die Einblicke in angewandte Bereiche der Geologie wie beispielsweise im
Altlastenkurs oder beim Aufnehmen von Bohrkernen. Sie lernte gut zu beobachten, zu
klassifizieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Fähigkeiten nützen ihr in
ihrem Nebenjob in einem geologischen Büro, wenn sie Baustellen besucht. Dort erkennt
sie sofort, ob es sich um Schotter oder Seeablagerungen handelt.

                                           Unvergessliche Momente gab’s natürlich
                                           auf Exkursionen. In Slowenien lernte Esther
                                           eindrückliche Karstphänomene kennen, unter
                                           anderem Poljes. Dies sind auffällig flache
                                           Ebenen mit sehr steil ansteigenden Flanken.
                                           Der Untergrund ist stark verdichtet und Ober-
                                           flächenwasser verschwindet in den randlichen
                                           Kalkgesteinen. Deshalb eignet sich das Land
                                           gut für die Landwirtschaft. Das Highlight war
                                           die abenteuerliche Fahrt mit einem defekten
                                           Schlauchboot in einer Höhle...
4   Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Geologie die Wissenschaft der Erde
Forschung: Wie Berge sich erheben
                             Im Juli 2008 nahm die UNESCO die Tektonik-
                             arena Sardona in die UNESCO-Welterbe-Liste
                             auf. Die Tektonikarena erlaubt einzigartige
                             Einblicke in die Entstehungsgeschichte des
                             alpinen Gebirges und dessen Berge und Täler.                                                                                                                       Lochsiten-
                                                                                                                                                                                                kalk
                                                                                                                                                                      Verrucano
                             Durch den Zusammenstoss der afrikanischen
                                                                                                                                                                                      Flysch
                             und europäischen Platte türmten sich im
                             Verlauf von Jahrmillionen die Alpen auf. Ein
                             wichtiger Mechanismus bei der Gebirgsbil-
                             dung sind Überschiebungen. Dabei stapeln sich
                             Gesteinspakete aufeinander und die Erdkruste
                             wird verdickt.

                             Da sich die Alpen stetig heben und das Gebirge gleichzeitig abgetragen wird, gelangte
                             eine grosse Überschiebung allmählich an die Erdoberfläche. Diese geologische Struktur
                             erlaubt es den Forschern Gesteinsbewegungen zu beobachten, die vor Jahrmillionen tief
                                                                                                                                                                                                                         Die Tekton
                             in Die
                                 der       Erdkruste
                                      Glarner    Hauptüberschiebung abgelaufenen
                                                                             am Fil de Cassons   sind. Zusätzliche Informationen erhalten die Geologen                                                                   Sie befasst
                                                                                                                                                                                                                         Erdkruste,
                             ausAfrikaGesteins-Dünnschliffen
                                Durch den Zusammenstoss von Europa und
                                      begann die Bildung der Alpen.                       und
                                                                                auf jüngere          Untersuchungen
                                                                                über eine Distanz von mehr als 40 km
                                                                                            Flysch-Gesteine                              im Rasterelektronenmikroskop.
                                                                                                                           Geschwindigkeit von einigen Zentimetern
                                                                                                                           pro Jahr mehrere Millionen Jahre.
                                                                                                                                                                                                                 Die
                                                                                                                                                                         Bruchstücke zerfallen ist. Es wird angenom
                                                                                                                                                                         men, dass die Decke aufgrund der Anwesen
                                                                                                                                                                                                                         grossräum

                                                                                (35-50 Mio. Jahre) geschoben.                                                                                                             Informatio
                                                                                                                           Speziell an der Glarner Hauptüberschiebung heit des Lochsitenkalks, welcher die Rei-
                             Kombination
                                Vor etwa 20-25 Mio Jahrender  wurdenAnalysen
                                Bei der Kollision der Kontinentalplatten
                                                                      16 km            ermöglicht eine Rekonstruktion
                                                                                Es herrschten Drucke von bis zu 5 kbar und
                                                                                                                                                            der geologischen Vorgänge
                                                                                                                           ist, dass eine Decke mit einer Breite von 100 bung verminderte, nicht zerbrochen ist. In
                                                                                                                                                                                                                          Geschäfts
                                unterhalb der damaligen Erdoberfläche alte                                                                                               diesem Kalkband fand vermutlich die Haupt        Städtchen

 aubbt es, die vor
                             während
                                Verrucano-Gesteineder       Gebirgsbildung.
                                                       (250 -300 Mio. Jahre)
                                                                                Temperaturen um die 320 °C. Der Über-
                                                                                schiebungsprozess dauerte bei einer
                                                                                                                           km und einer Länge von 50 km als Ganzes
                                                                                                                           überschoben wurde und nicht in kleinere       bewegung der Überschiebung statt. Es diente
                                                                                                                                                                         im Grunde als Schmiermittel.
                                                                                                                                                                                                                          7320 Sarg
                                                                                                                                                                                                                          Tel. +41 (0
millionen in der Erdkruste                                                                                                                                                                                                info@une
 aufenen Gesteins-                                                                                                                                                                                                        www.une
 gungen eindrücklich            1                                                    2                                     3                                           4
 onstruieren.
                                                                                          Glarn
                                                                                               er Ha
                                                                                                    uptü
                                                                                                                                                                                                                        Glarus Glarus
                                 Europäische Platte            Afrikanische Platte                      bersc
                                                                                                             hiebu
                                                                                                                  ng
                                                                                                                                                                                                                       Mels Pfäfers Q
                                                                                                                                                                                                                           Bad Ragaz

                             Die Hauptüberschiebung am Fil de Cassons
                             Vor etwa 20-25 Millionen Jahren schoben sich
                             250-300 Mio. Jahre alte Verrucano-Gesteine
                             auf nur 35-50 Mio. Jahre alte Flysch-Gesteine.
                             Dies geschah in einer Tiefe von 12 km unter der
                             Erdoberfläche entlang der markanten, heute                                                                                                                                   8mm
                             von weitem sichtbaren Linie, der so genannten
                             „Glarner Hauptüberschiebung“.                                                                              ~20cm

                             Der Überschiebungsprozess dauerte mehrere
                                                                                                                                                                   Verrucano
                             Millionen Jahre. Die Gesteine bewegten sich
                             über eine Distanz von mehr als 40 km mit einer
                             Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro
                             Jahr. Es herrschten Drücke von bis zu 4 kbar                                                                                         Lochsiten-
                             und Temperaturen um die 320 °C.                                                                                                      kalk

                             Der dazwischen liegende Lochsitenkalk (benannt
                                                                                                                                                                           Flysch
                             nach der Lochsite bei Sool/Schwanden) wirkte
                             dabei vermutlich als eine Art Schmiermittel.

                                                                                                                                      Geologie - Die Wissenschaft der Erde                                       5
Geologie die Wissenschaft der Erde
Forschung
                              Gruppe Exogene Geologie
                              Wie werden aus Berggipfeln Meeresablagerungen? Eine
                              einfache Frage mit unzähligen Antworten. Dazu unter-
                              suchen Geologen Erosion, Transport und Ablagerung,
                              den Einfluss von Klima und gebirgsbildenden Kräften im
                              Gelände mit quantitativen Modellen.
                              Neben den heute wirkenden Prozessen werden auch solche
                              vergangener geologischer Zeiten z.B. an Kalk und Sand-
                              steinen erforscht. Denn Meeresablagerungen bestehen aus
                              verwitterten Bergen. Doch ein Rätsel bleibt: Wieviel des
                              Eigers wird in der Nordsee landen?

                              Gruppe Gesteins-Wasser-Interaktion
                              Seit Jahrmillionen zirkulieren heisse “Mineral - Wässer” in
                              der Erdkruste und reagieren mit Gesteinen, wodurch wert-
                              volle Lagerstätten entstanden. Andererseits transportieren
                              sie auch umweltschädliche, von Menschen freigesetzte
                              Schadstoffe. Geologen erforschen die Wechselwirkungen
                              zwischen solchen Wässern und den Gesteinen und tragen
                              zum Auffinden neuer Ressourcen (z.B. Metalle, Erdöl),
                              und alter nativer Energiequellen (z.B. Erdwärme) sowie zur
                              sicheren Lagerung radioaktiver und chemischer Abfälle bei.

                              Gruppe Isotopengeologie
                              Geologische Fragen vom Erdalter (4.55 Milliarden Jahre)
                              bis zum quartären Klima können mit Isotopenverhältnis-
                              sen beantwortet werden. So reflektieren z.B.Kalkschalen
                              planktonischer Lebewesen die Temperatur ihres Lebens-
                              raumes. In der Isotopengeologie Bern ist die Ca-Isotopen-
                              methode als neues Paläo-Thermometer entwickelt worden.
                              Damit zeigte sich: Das Oberflächenwasser der tropischen
                              Meere war während der letzten Eiszeit 3°C kälter. Nur wer
                              die Klimageschichte kennt, kann die Zukunft einschätzen.

                              Gruppe Mineralogie-Kristallographie
                              Die Mineralogie beschäftigt sich mit gesteinsbildenden
                              Mineralien, deren Kristallstruktur, Eigenschaften und tech-
                              nischen Anwendungen. Im Vordergrund der Forschung
                              stehen Silikatmineralien mit grossen Hohlräumen (Zeolithe).
                              Diese werden als Ionenaustauscher (Waschmittel, radioak-
                              tive Abfälle) und zur Speicherung von kleinen Molekülen
                              verwendet. Strukturen bestimmen wir mit der Röntgen
                              - Einkristallmethode, die Aufschluss über die periodische
                              Anordnung von Atomen in einem Kristall geben. Bern ist
                              ein Kompetenzzentrum für die Aufklärung der Kristallstruktur
                              von neuen Mineralien.
6   Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Geologie die Wissenschaft der Erde
Gruppe Petrologie
Gesteine sind grundlegend wichtig, sowohl als Rohstoffe
wie auch als Archiv der Erdgeschichte, etwa um die
Entstehung der Alpen und die Dynamik von Vulkanen zu
verstehen. Deshalb studieren wir in der Gesteinskunde
(Petrologie) Minerale und Gesteine, bestimmen deren
Eigenschaften und physikalisch, chemisches Verhalten
quantitativ. Die Kombination von Feldarbeit, Experiment
und Theorie eröffnet faszinierende Einblicke in Prozesse,
welche u.a. Kontinente entstehen liessen, Ozeanböden
rezyklieren, Rohstoffe anreichern…

Gruppe Quartäre Geologie und Paläoklimatologie
Im Zentrum der Forschung stehen Umweltveränderungen
der 'jüngeren' Erdgeschichte, d.h. der letzten 2.5 Mio Jahre.
Um die natürliche Bandbreite der Klimaschwankungen zu
kennen, die auf den Kontinenten zu Eiszeiten führten,
analysieren Forscher geologische Klima-Archive wie Meer-,
See- und Gletscherablagerungen. Die Erkenntnisse erlau-
ben auch zukünftige Klimaveränderungen besser voraus-
zusagen. Weiter untersuchen Geologen die Häufigkeit und
Intensität von Naturgefahren (Erdbeben, Bergstürze und
Hochwasserereignisse). Da der Mensch selber sich zum
geologischen Faktor entwickelte, wird auch die archäolo-
gische Geschichte, die Nutzung der natürlichen Rohstoffe,
Geotechnik und Umweltbelastungen in die geologische
Forschung integriert.

Gruppe Strukturgeologie
Die Kontinente der Erde sind als riesige Platten in Bewe-
gung. Wenn zwei Kontinente aufeinander prallen, werden
die Gesteine in der Kontaktzone zusammen gestaucht und
Gebirge entstehen. Hierbei finden Deformationsprozesse
statt, welche vom atomaren bis hin zum hunderte von Kilo-
meterbereich reichen. Der Strukturgeologe entschlüsselt
das Zusammenspiel dieser Prozesse und macht Vorhersa-
gen über den Verlauf von Gesteinen und Störungszonen
in der Tiefe. Dies ist wichtig für die Planung von Tiefen-
projekten wie etwa Tunnelbauten, Geothermie oder die
Lagerung radioaktiver Endlager.

                      Geologie - Die Wissenschaft der Erde   7
Geologie die Wissenschaft der Erde
Geologie - ein Beruf zum Anfassen
                             Klassische Arbeiten in einem geologischen Büro:
                             - Erstellen geologischer Karten, Gefahrenkarten, Grund-
                                wasserkarten, Rohstoffkarten
                             - Altlastuntersuchungen, Deponien
                             - Grundwasseruntersuchungen, Wassererschliessung und
                                -nutzung, Grundwasserschutz
                             - Naturgefahren (Rutschungen, Bergstürze, Hochwasser)
                             - Baugrunduntersuchung, Gebäudesicherheit, Verkehrs-
                                wegebau, Gasleitungen, Tunnelbau, Staudammbau
                             - Geothermie, Wärmepumpen

                             Klassische Arbeiten in der Industrie:
                             - Kontrolle von mineralischen und synthetisierten
                                Produkten inkl. Gefügeuntersuchungen (Mergel, Kalk-
                                steine, Tone, Erze, Recyclingprodukte,
                                Keramiken, Metalle, Legierungen, Kristalle)
                             - Suche nach Ersatzstoffen zur Optimierung von
                                Herstellungsabläufen
                             - Suche von Rohstoffen, Optimierung und Leitung von
                               Rohstoff-Abbau (Erze, Kiese, Erdöl, Steinbrüche,
                               Geochemische Prospektion)
                             - Analyse und Behebung von Herstellungsproblemen
                               (Hochöfen, Glasindustrie)
                             - Zertifizierung von Edelsteinen

                             Forschung:
                             - an Universitäten im In- und Ausland (Erdbebenfor-
                                schung, Gletscherforschung, Klimaforschung, Erdge-
                                schichtliche Entwicklung des Lebens, Petrologie,
                                Mineralogie/Kristallographie, Materialwissenschaften,
                                Rohstoffe, Geochemie)
                             - an privaten Forschungsinstituten
                             - Recycling (Wiederverwertung von Sekundärrohstoffen)
                             - Abklärung zur Lagerung von radioaktiven Abfällen und
                                Aushubmaterial

                             Spezialisten und Expertinnen
                             - in Bundesämtern (Bundesamt für Umwelt, Swisstopo)
                               oder in kantonalen Ämtern (Gewässerschutz, Umwelt-
                               schutz, Hoch- und Tiefbau)
                             - in der Privatwirtschaft (Beratungsfirmen, Ingenieurbü-
                               ros, Umweltbüros, Industrie, Versicherungen, Banken)
                             - in naturkundlichen Museen
                             - im Wissenschaftsjournalismus
                             - in der Entwicklungszusammenarbeit
                             - Konservierung und Restaurierung
                             - Lehrtätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit (Mittelschulen,
                               Museen, Geotope, Geoparks)
8   Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Geologie die Wissenschaft der Erde
Ein Tag mit Reto Hänni
Kein Tunnel ohne Geologen. Sie erstellen die
Prognose der zu erwartenden Gesteine. Dadurch
können die Ingenieure den Vortrieb planen und
Gefahren vorbeugen. Ein Kenner der Geologie des
Neat-Lötschbergtunnels ist Reto Hänni.

Er beendete sein Studium in Bern mit der Doktorarbeit “Der geologische Bau des Helve-
tikums im Berner Oberland” im Jahr 2000. Seither ist er beim Geotechnischen Institut
für den Lötschberg Tunnelbau tätig.

Regenwolken hängen im Talkessel von Kandersteg als
wir Reto Hänni in Mitholz treffen. Mit Helm, Regenjacke,
Stiefeln, Stollenlampe und Gehörschutz ausgerüstet, fahren
wir nach der Stollenkontrolle die dunkle Zufahrt hinunter.
Auf Tunnelniveau gelangen wir zu einer riesigen Kaver ne
mit Werkstätten, Camions und Baggern. Stollen führen in
die verschiedensten Richtungen. An der Decke hängen dicke
Lüftungsschläuche.

Beim zuletzt gesprengten Abschnitt werden Decke und Wände mit langen Felsankern
gesichert, denn trotz Eisengitter und Spritzbeton zeigen sich bereits Risse. “Wir sind hier
in schlechtem, brüchigem Flyschgestein”, erklärt Reto, und beginnt die Felsstrukturen
einzumessen und aufzuschreiben.

Danach fahren wir zum Vortrieb in Richtung Süd, wo
zwei Tunnelröhren ausgebrochen werden. In einer laufen
Sondierbohrungen um die Wasserführung in den verkarsteten
Kalken zu analysieren. Hier beschreibt Reto Hänni die
Bohrkerne. In der zweiten Röhre hängt beissender Spreng-
stoff-Geruch. “Pro Tag wird dreimal gesprengt und etwa
12 m ausgebrochen”.

Überall tropft Wasser und Reto misst bei einem grösseren
Zutritt dessen Menge. “Arbeit unter Tag ist oft nass, schmut-
zig und laut, aber nie langweilig”.

Weitere Berufsportraits finden Sie unter:
www.geo.unibe.ch/studium/berufspersonen

                                                    Geologie - Die Wissenschaft der Erde   9
Geologie die Wissenschaft der Erde
Kaarina Schenk:
                                 Verwaltung und Ökologie

                                 Wie gehen wir zukünftig mit unseren Abfällen
                                 und Rohstoffen um? Oder wie kann das Recycling
                                 gefördert werden? Mit diesen Fragen beschäftigt
                                 sich Kaarina Schenk.

Nach dem Diplom in Mineralogie in Bern wechselte sie an die ETH Zürich und schrieb
ihre Doktorarbeit über “Geochemie, Isotopengeochemie und Datierung penninischer
Amphibolite und Meta-Ultrabasite zwischen Simplonpass und Lago di Como”. Heute
arbeitet sie in der Abteilung Abfall und Rohstoffe des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).

Schon während der Doktorarbeit arbeitete sie für das damalige BUWAL (heute BAFU).
So konnte sie ihre beiden grössten Interessen kombinieren: Forschung und Ökologie.
Ihr war damals schon wichtig, dass ihre Arbeit einen praktischen Nutzen hat.

Ihr heutiges Arbeitsfeld ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Kürzlich schloss sie
das Projekt “Wirksamkeitsanalyse der Abfallpolitik der Schweiz” ab, bei dem sie die
Projektleitung hatte. Einerseits ging es um die Evaluation der bisherigen Abfallpolitik,
andererseits wurden die Grundlagen für eine nachhaltige Rohstoffnutzung und Abfall-
entsorgung für die Zukunft geschaffen. Weiter erarbeitet sie gesetzliche Vorschriften in
Zusammenarbeit mit Kantonen, Wirtschaft und Forschung. Sie unterstützt den kanto-
nalen Vollzug der Technischen Verordnung über Abfälle (TVA). Gleichzeitig betreut sie
Forschungsprojekte wie z.B. die Untersuchung von Rückständen aus der Abfallverbren-
nung. Auch bei anderen Arbeiten in der Verwaltung sind ihre vielseitigen naturwis-
senschaftlichen Fachkenntnisse gefordert.

Deshalb rät Kaarina Schenk, sich für dasjenige Studienfach zu entscheiden, das einem
am meisten reize. Geologie ermöglicht umfangreiche Einblicke in die Naturwissenschaf-
ten und bietet viele interessante und spannende Möglichkeiten für die spätere Tätigkeit.
Im Umweltbereich wird es immer Geologen brauchen.

10   Geologie - Die Wissenschaft der Erde
Giancarlo Rizzoli:
Der Weg eines Mineralogen
Komplizierter chirurgischer Eingriff? Eine
Knochenentnahme ist sehr schmerzhaft. Stattdes-
sen kann ein künstliches Keramikprodukt einge-
setzt werden. Für die Herstellung und Entwicklung
ist ein Mineraloge gefragt: Giancarlo Rizzoli

Sein Studium in Bern schloss er 2001 mit einer Doktorarbeit über „die Steigerung der
Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung von grobkeramischen Produkten“ ab. Heute leitet
er in der Firma Synthes die Produktionsabteilung Biomaterials in Bettlach und ist Produk-
tionsmanager von ganz Europa.

Auf den ersten Blick scheint seine Laufbahn ungewöhnlich für einen Geologen. In seiner
Diplomarbeit in der Rosatschgruppe führte er petrographische und geochemische
Untersuchungen durch. Anschliessend entschied er, dass seine Dissertation einen prak-
tischen Nutzen für die Industrie haben soll.

Nach dem Abschluss seiner Dok torarbeit erhielt er eine
einmalige Chance von der Firma Mathys (heute Synthes,
Herstellung von Implantaten und Instrumenten zur opera-
tiven Kno chenbruchbehandlung). Er konnte in ein kleines
Projektteam mit einer Pionieridee einsteigen. Das Ziel war
die Ent wicklung eines neuar tigen Biomaterial - Pro dukts.
Das neue Produkt „chronOS™“ war ein Er folg! Um bei
einer Operation die schmerzhaf te Entnahme von Knochen
zu ver meiden, werden poröse Kalziumphosphatkerami-
ken als Kno chener satz eingesetzt. Das Produkt hat zwei
verschiedene Porenarten. Durch die grösseren Hohlräume zirkuliert das Blut. In den
kleineren Poren lagern sich die im Blut transportierten Zellen an. Diese Zellen bauen
das Kalziumphosphat innerhalb von maximal 12 Monaten ab. Gleichzeitig wird neuer
Knochen aufgebaut.

Seine wichtigste Aussage: In der Keramikindustrie werden
dringend Mineralogen gebraucht! Chemiker arbeiten in
hochreinen Systemen. Ihnen fehlt die Erfahrung in unreinen
Systemen, wie sich dies Geologen gewohnt sind. Die analy-
tische Grundausbildung sowie das Verständnis des Einflusses
von Druck und Temperatur auf verschiedene Mineralphasen
(Metamorphose) können einem Geologen in der techni-
schen Keramik unbekannte Tore öffnen. Beispielsweise in
der Medizinaltechnik: einer extremen Wachstumsbranche.
                                                   Geologie - Die Wissenschaft der Erde   11
Geologinnen/Geologen
-   Erforschen die Entstehung und Entwicklung der Erde
-   Suchen Rohstoffe, wie z.B. Erdöl und Erze
-   Klären Naturgefahren
-   Prüfen die Standfestigkeit von Böden und Fels
-   Zeigen mögliche Wege der Schadstoffausbreitung in Deponien
-   Rekonstruieren die Klima-Entwicklung an fossilen Archiven

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