Georg Muffat Abendmusiken in der Predigerkirche - Abendmusiken Basel
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Abendmusiken in der Predigerkirche Georg Muffat Soprano: Maria Cristina Kiehr, Gunta Smirnova Alto: Jan Börner, Margot Oitzinger Tenore: Jakob Pilgram, Georg Poplutz Basso: Wolf Matthias Friedrich, Peter Kooij Tromba: Jean-François Madeuf, Julian Zimmermann, Henry Moderlak, Gilles Rapin, Joël Lahens Timpani: Philip Tarr Cornetto: Frithjof Smith, Gebhard David Tombona: Simen van Mechelen, Detlef Reimers, Joost Swinkels Violino: Regula Keller, Cosimo Stawiarski Viola: Katharina Bopp, Christoph Riedo Viola da gamba: Brian Franklin Violone: Armin Bereuter Fagotto: Karin Gemeinhardt Tiorba: Maria Ferré, Matthias Später Organo (Schwalbennestorgel): David Blunden Organo: Jörg-Andreas Bötticher Sonntag 9. Juni 2019, 17 Uhr Predigerkirche Basel Eintritt frei, Kollekte
Georg Muffat 1674 Eintrag als Jura-Student der 1653 – 1704 Universität Ingolstadt. 1675–77 Reise durch Österreich und Böhmen; verschiedene Geboren in Megève (Savoyen), als Sohn Bewerbungsversuche, u. A. bei Hof in Wien. von Andreas Muffat und Margarita Orsy. Die früheste erhaltene Komposition Muffats, Die Familie wandert aus ins Elsass, die „Sonata Violino Solo“, ist datiert: vermutlich nach Schlettstadt. „G. Muffat / Pragae 2 July 1677“. 1663–69 Aufenthalt in Paris. Muffat lernt den modernen französichen Stil kennen: 1678 Anstellung als „Organoedus et „Solcher, unter dem berühmtesten Johann Cubicularius“ (Organist und Kammerdiener) Baptist Lully, damahls zu Pariß blühenden am Hof des Fürsterzbischofs Max Gandolf Art habe ich durch sechs Jahr, nebst andern von Khuenburg (1622–87) in Salzburg. Music-Studien embsig nachgetrachtet“ Der Bischof gilt als Modernisierer, allerdings (Vorrede zum Florilegium Primum, 1695). auch als ein eifriger Kontrareformator, der 1669 ist „Georgius Muffat Megevensis“ sehr hart gegen Protestanten vorgeht. In Schüler am Gymnasium Schlettstadt; seiner Regierungszeit finden in Salzburg 1671 am Jesuitenkollegium Molsheim. aufsehenerregende, auch aus damaliger Sicht Er arbeitet dort auch als Organist der zweifelhafte Hexenprozesse statt. Pfarrkirche. 1678 heiratet Muffat. Mit seiner Frau Anna Wegen eines Expansionskriegs Ludwigs Elisabeth bekommt er neun Kinder; unter XIV., der sich im Elsass stark bemerkbar den Paten sind auffallend viele prominente macht, weicht Muffat aus nach Bayern: Höflinge. Vier Söhne werden Musiker. Dank Empfehlung eines Gönners, dem Salzburger Domherrn Maximilian Ernst Graf von Scherffenberg, kann Muffat 1681/82 mehrere Monate nach Rom reisen, zum Studium bei Bernardo Pasquini und Arcangelo Corelli. Beschreibung des Aufenthalts in der Vorrede der Auserlesenen Instrumental-Music (1701): „(In Rom) ... alwo unterm weltberümbten Hrn. Bernardo Pasquini, ich die Welsche Manier auff dem Clavier erlernet / da ich etliche dergleichen schön- und mit grosser Anzahl Instrumentisten auffs genaueste producirten Concerten vom kunstreichen Hrn. Archangelo Corelli mit großem Lust und Wunder gehört. Als ich manche Verschiedenheit darinn vermerckte / componirte ich etliche von disen gegenwärtigen Concerten, so in vorgemelten Hrn. Archangelo Corelli Wohnung probirt worden (deme wegen viler mir großgünstig Sonata Violino Solo, Autograph, Prag 1677 Erzbischöfliches Museum Kroměříž, A 562
communicirten nutzlichen observationen / 1690 bietet sich aber die Gelegenheit, disen Stylum betreffend/ich mich verbunden als Pagen-Aufseher und Kapellmeister profitire).“ („Maggior domo de Paggi & Maestro di Die Sammlung Armonico Tributo cioè Capella“) nach Passau zu gehen, an den Hof Sonate di Camera … (1682), Frucht des gerade gewählten Fürstbischofs Johann der Romreise, widmet Muffat seinem Philipp Graf von Lamberg (1651–1712). Arbeitgeber. Eine Beförderung erfolgt Möglicherweise ist die sehr repräsentative allerdings nicht; Vizekapellmeister Heinrich Missa in Labore Requies zur Bischofsweihe Ignaz Franz Biber (1644–1704) wird 1684 (Pfingsten 1990) im Passauer Dom aufgeführt zum Kapellmeister ernannt, Muffat aber worden. Die Namensgebung (Pfingstsequenz: nicht eingeladen, auf die frei gewordene Veni, Sancte Spiritus ... In labore requies / Vizekapellmeisterstelle nach zu rücken. In der Mühe gibst du Ruh) weist in diese Richtung. Nachweislich komponiert Muffat Muffat sucht andere Karieremöglichkeiten; 1690 eine Huldigungskantate, Il Volo Perpe- den Apparatus musico-organisticus (1690) tuo della Fama Verace (Musik verschollen). widmet er Kaiser Leopold I. (1640–1705). In erster Linie ist er mit einem kleinen, In Augsburg, bei der Krönung von dessen hervorragend besetzten Ensemble zuständig Sohn Joseph (1678–1711) zum Römischen für die Hofmusik, mischt sich aber schon König bietet sich eine Gelegenheit, das bald – nicht zur Freude aller – auch in die Werk dem sehr musikaffinen, selber Dommusik ein. (Sämtliche Kirchenstücke komponierenden Kaiser persönlich zu ausser der Missa sind verloren gegangen.) überreichen und auch zu Gehör zu bringen. Eine Anstellung bei Hof erfolgt nicht. Publikationen: 1695 Florilegium primum (Bischof Philipp von Lamberg gewidmet); 1698 Florilegium secundum (den Brüdern Johann und Liebgott von Kufstein gewidmet); 1701 Außerlesener mit Ernst- und Lust- gemengte Instrumental-Music (Ernst von Scherffenberg zugeeignet). Wichtige musiktheoretische Werke, wie die Regulae Concentuum Partiturae (1699), bringt Muffat nicht mehr zum Druck. Am 23. Februar 1704 stirbt er; Vermerk im Totenbuch des Passauer Doms: „23 Huius ist der Edl Gestrenge, und kunstreiche Herr Georgius Muffat Sr. Hochfürstlichen Eminenz zu Passau etc. etc. gewester Capellmaister gottseelig verschieden und bey dem hochen Domb Stifft in den Khreizgang beygelegt worden“. AJB Andrea Pozzo (1642–1709): Bernardo Pasquini (1637–1710), um 1690 (?) Lw., 175 x 125 cm Polo museale della Città di Firenze
Carl Gustav von Amling (1651 (?) – 1702/03), Münchner Hof-Kupferstecher: Maximilian Ernst Graf von Scherffenberg ( … ?), Dompropst zu Salzburg Der Thumb oder Haupt-Kirche zu Saltzburg … Aus: Franz Anton Danreiter (1695–1760): Die Saltzburgische Kirchen-Prospect … Augsburg, um 1735
PASSAVIA . PASSAU Prospect der Faciata des vortreffl. Dohms zu S. Stephan in Passau Aus: Friedrich Bernhard Werner: Accurate Abrisse und Vorstellungen der merckwürdigsten Prospecte … der Ertz-Bischöfflichen Residentz-Stadt Passau … Augsburg 1740
Benjamin von Block (1631–98): Kaiser Leopold I. (1640–1705), 1672 Lw., 139 x 110 cm Kunsthistorisches Museum Wien, GG 6745 Christoph Weigel (1654–1725), Stecher: Johann Philipp Graf von Lamberg (1651–1712; 1689 Bischof von Passau, 1700 Kardinal), um 1690 Benjamin von Block (Maler) / Carl Gustav von Amling (Stecher): Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg (1622–87; 1668 Erzbischof von Salzburg, 1686 Kardinal), um 1668 >>
THOMAS PLANSCHET VON PARIS MAHL. Thomas Blanchet (um 1614 Paris – 1689 Lyon), Maler I. IACOB THURNEYSER VON BASEL KUPF: Johann Jakob Thurneysen (1636–1711 Basel), Kupferstecher, 1695/96 in Wien bei Hof RICHART COLLIN KUPF: VON ANTORF. Richard Collin (1627–97 Antwerpen), Kupferstecher BENNIAMIN BLOCK. MAHL. Benjamin von Block (1631 Lübeck – 1698 Regensburg), Maler, 1684 Adelsbrief durch Kaiser Leopold I. IOH: RUD: WERDMILLER VON ZÜRICH. MAHL: Rudolf Werdmüller (1639–68 Zürich), Maler MELCHIOR BARTEL aus SACSEN MAHL: Melchior Barthel (1625–72 Dresden), Maler Radierung: Richard Collin, Antwerpen. Aus: Joachim von Sandrart (1606–88): Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste … Nürnberg 1675–80
Barockes Salzburg des Ensembles in verschiedene im Kirchenraum verteilte Instrumental- und Als Johann Ernst Graf von Thun und Vokalchöre. Hohenstein 1687 Erzbischof von Salzburg wurde, übernahm er nicht Muffat in Salzburg nur die kirchlichen und weltlichen Würden von Maximilian Gandolf Georg Muffat war 1678 dem Ruf des Graf von Kuenburg. Wie viele seiner Erzbischofs Max Gandolf gefolgt und Amtsvorgänger gedachte er, das nach Salzburg gekommen. Geboren 1653 Stadtbild nach seinen Vorstellungen zu in Savoyen hatte er als Heranwachsender prägen; neben Kirchenbauten plante er sechs Jahre in Paris verbracht, wo er die auch den Aus- und Umbau von Stadt Musik und den Stil Jean-Baptiste Lullys und Dom. Letzterer war bereits 1628 kennenlernte. Dass er selbst Unterricht fertiggestellt und eingeweiht worden. beim Hofkomponist des Sonnenkönigs Die ursprünglich zwei Vierungsorgeln erhielt, gilt als unwahrscheinlich. an den östlichen Kuppelpfeilern wurden Dennoch waren die Jahre in Paris nach 1640 um zwei weitere Orgeln prägend für Muffats eigenen Stil. Gerade auf den gegenüberliegenden Pfeilern die dort favorisierte Fünfstimmigkeit und ergänzt, 1703 ließ Johann Ernst die große Sonorität tiefer Violen und Gamben blieb Domorgel auf der Westempore errichten. in seinem Oeuvre zeitlebens präsent. Georg Muffat, der bis 1690 als Hoforganist in fürsterzbischöflichen Mitte der 1670er Jahre kam Muffat in die Diensten stand, kam zwar nicht Dienste der Habsburger. Da ihm jedoch mehr in den Genuss dieses neuen die erhoffte Anstellung in der Instruments. Allerdings boten sich ihm kaiserlichen Hofkapelle verwehrt blieb, und Hofkapellmeister Heinrich Ignaz wandte er sich nach Stationen in Wien Franz Biber mit den vier Pfeilerorgeln und Prag nach Salzburg. Hier wurde er sowie einem zusätzlichen Instrument im zweiter Organist am Dom, die Stelle des Presbyterium ideale Voraussetzungen ersten Organisten hatte Richard Andreas für die Umsetzung der „Salzburger Kürschner inne. Max Gandolf hatte die Mehrchörigkeit“. Die Missa in labore künstlerische Qualität Muffats erkannt requies ist in ihrer Konzeption ganz und ihn in ein Amt berufen, welches die auf die aufführungspraktischen Stadt Salzburg seit beinahe 100 Jahren Möglichkeiten des Salzburger Domes nicht mehr besetzt hatte. Er war es auch, zugeschnitten. Dessen räumliche Anlage der Muffat eine Studienreise nach Rom schuf den perfekten Rahmen für groß ermöglichte, wo dieser auf Bernardo besetzte Werke und eine Aufteilung Pasquini und Arcangelo Corelli traf. Eine solche Italienreise diente nicht nur dem Erwerb künstlerischer Fähigkeiten, Melchior Küsell (1626–84): sie hätte auch eine Beförderung am Hof Innenansicht des Salzburger Domes, um 1675. Radierung, 71.6 x 43.4 cm nach sich ziehen sollen. Diese wurde Augsburg, Städtische Kunstsammlungen Muffat jedoch nicht zuteil. Selbst als
Biber 1684 zum Hofkapellmeister Beförderung bestand, könnte der Wunsch ernannt wurde, bekam Muffat das nach Ruhe durchaus auch ein dadurch vakant gewordene Amt des biographisch begründetes Motto jener Vizekapellmeisters nicht zugesprochen. Jahre sein. Ob die vielfach angedeuteten Die Missa in labore requies dürfte in den Streitigkeiten zwischen den beiden Jahren knapp vor 1690 entstanden sein. großen Musikern dafür verantwortlich Obwohl es auch denkbar wäre, dass die waren oder auch der Amtsantritt Johann Messe erst 1690 in Passau entstand, weist Ernst Graf von Thuns (der bekannt dafür die mehrchörige Disposition doch auf die war, alles Italienische abzulehnen) seinen räumlichen Gegebenheiten in Salzburg Teil dazu beitrug, muss dahingestellt hin. Da keine Zeugnisse überliefert sind, bleiben. Muffat unternahm zahlreiche wann die Messe aufgeführt wurde, Versuche, neue Anstellungen zu können zum Entstehungsanlass nur lukrieren, wobei er sich wiederum an den Vermutungen angestellt werden. Die österreichischen Kaiserhof wandte. Trotz Verwendung von Trompeten deutet diverser Widmungen an die kaiserlichen jedoch darauf hin, dass es sich um eine Hoheiten erfolgte jedoch kein Ruf nach vom Erzbischof selbst zelebrierte Wien. Somit begab sich Muffat im Messfeier handelte. Zudem impliziert die Frühjahr 1690 nach Passau, wo ihm das große Besetzung der Messe, dass es sich Amt des Kapellmeisters zuteilwurde. Ob nicht um irgendeinen beliebigen Sonntag die Missa in labore requies vor seinem im Kirchenjahr gehandelt haben dürfte. Weggang aus Salzburg entstand oder die Muffat fordert ein Ensemble mit fünf Niederschrift erst in Passau erfolgte, lässt Chören, welche im Salzburger Dom sich nicht restlos klären. eindrucksvoll auf den Pfeilern und im Presbyterium verteilt und somit sowohl In labore requies – für mehr Klangfülle im Raum, als auch In Ermüdung schenke Ruh äußerst effektvoll mit Stereo- und Echo- Wirkung eingesetzt werden konnten. Mit diesem Motto überschreibt Georg Neben zwei vierstimmigen Vokalchören Muffat die einzige von ihm erhaltene kommen ein fünfstimmiger Messkomposition. Der kurze Satz Trompetenchor mit Pauken, ein ebenfalls entstammt der Pfingstsequenz Veni fünfstimmiger Streicherchor, ein Chor Sancte Spiritus. Dies könnte einerseits mit zwei Zinken und drei Posaunen sowie auf die Uraufführung der Komposition ein allumfassendes „Gesamt-Continuo“ im Rahmen eines Pfingstgottesdienstes zum Einsatz. hindeuten. Zugleich kann aber auch eine sehr persönliche Konnotation in diesen Die einzige erhaltene Partitur der Messe Beinamen interpretiert werden: Nachdem befindet sich heute in der „Neid und Missgunst“ (Vorwort des Nationalbibliothek Ungarns. Vermutlich Florilegium musicum) Muffat das gelangte die Komposition über die Söhne künstlerische Leben in Salzburg schwer Muffats nach Wien und wurde schließlich gemacht hatten und keine Aussicht auf von keinem Geringeren als Joseph Haydn
erworben. Nach dessen Tod ging die Ebenso verhält es sich mit den Partitur in den Besitz der Fürsten Eröffnungstakten des Kyrie. Muffat setzt Esterházy über. hier zuerst das volle Ensemble ein, sodass der Gesamtklang hörbar wird, Veni Sancte Spiritus bevor die Solistenchöre übernehmen. Begleitet vom Streicherchor erklingen Das Pfingstfest bildet den Abschluss der die Worte mit klar punktierten Rhythmen, Osterzeit und wird dementsprechend teilweise großen Sprüngen und feierlich begangen. Feierlich ist auch die instrumental anmutenden Schlusstrillern, Eröffnung der Toccata VII aus dem bevor die Ripienochöre mit deutlich Apparatus musico-organisticus, die zum gesanglicheren Passagen einsetzen. Für Introitus erklingt. Muffat hatte das Werk das Christe wählt Muffat eine andere 1690 Kaiser Leopold I. in Augsburg Setzweise. In einer Art Rückbesinnung persönlich übergeben, in der Hoffnung, auf den Stile antico reduziert er das der musikaffine und selbst Ensemble auf einen vierstimmigen komponierende Monarch würde das Chorsatz mit Basso continuo. Zwei Werk würdigen und mit einer Anstellung Themen – das erste geprägt vom dotieren. Der Beginn der Toccata ist Wechselschritt am Anfang, das zweite gekennzeichnet von einem punktierten durch den Auftakt und ein Figura corta- Trillermotiv in majestätischem Grave- Motiv – werden in dieser Fuge verwendet Charakter und erinnert an den und geschickt miteinander verwoben. Eröffnungsduktus französischer Den wiederkehrenden Text des zweiten Ouvertüren. Während der zweite Teil von Kyrie vertont Muffat nur scheinbar freudigen Dreiklangszerlegungen und gleich wie das erste: Mit dem Einsatz des Figura corta-Motiven geprägt ist, werden Ripienochores wechselt die Musik in ein die virtuosen Läufe im dritten Teil von breites, schwingendes Dreiermetrum. langen Vorhaltsketten begleitet. Ein choralartiges Adagio, das mit einem Auf die Intonation Gloria in excelsis ausgedehnten Orgelpunkt endet, Deo des Kantors folgen die Solisten mit beschließt den „Introitus“ unserer Et in terra pax. Muffat weiß in diesem Pfingstmesse und leitet zur eröffnenden Satz mit den Worten zu spielen: plakativ Sonata der Missa in labore requies über. erklingen die Worte in terra nur von Muffat nutzt diese, um sowohl die tiefen Stimmen gesungen, während die Haupttonart der Messe als auch die Trompeten ihren Einsatz auf in excelsis Instrumentalchöre seines Ensembles haben. Auch der bewusste Einsatz der vorzustellen. In festlichem C-Dur beiden Vokalchöre für Echoeffekte ist imitieren sich Streicher-, Trompeten- auffällig. Ganz andere Töne schlägt dann sowie Zinken- und Posaunenchor und das in Moll gehaltene Laudamus te an. loten gleich zu Beginn der Messe die Ein Walking-bass hält den Satz in Möglichkeiten der im Raum verteilten Bewegung, es singen nur die beiden Ensembles aus. Favoritchöre. Muffat führt die Stimmen mit vielen Ligaturen, Sospiro-Motiven
und Vorhalten bis zum achtstimmigen Bereits lange bevor Muffat in Salzburg Finale des Satzes. Den Dankgesang im tätig war, hatte sich die Tradition Gratias agimus bestimmt der langsame eingebürgert, in Festgottesdiensten groß Duktus eines großen Dreiermetrums. besetzte Instrumentalwerke aufzuführen. Erhaben, ruhig und getragen von der Ein solches Werk ertönt nun zum Klangfülle des gesamten Ensembles Graduale. Antonio Bertali (1605-1669), schreitet die Musik dahin, bevor die seines Zeichens Hofkapellmeister in tiefen Stimmen des ersten Solistenchores Wien, war einer jener italienischen in einer Monodie begleitet von Musiker, die unter Ferdinand III. und Tremoloakkorden der Streicher das Leopold I. in großer Zahl der kaiserlichen Domine Deus vortragen. Mit dem Qui Hofmusik angehörten. Die Sonata Sancti tollis erklingt die erste Fuge des Gloria. Placidi aus seiner Feder passt durchaus Der Satz ist geprägt von Chromatik und als Stück, das auf den Stufen (also den großen Sprüngen, Muffat bleibt in der Gradus) vor dem Altar musiziert wurde. Mollfarbe und koppelt die Den Stufen gleich erklingen aufsteigende Instrumentalchöre colla parte an die Dreiklänge, welche durch die beiden Vokalchöre. Die textliche verschiedenen Instrumentalchöre Wiederholung nutzt er, um auch den Satz imitatorisch fortgeführt werden. in drei Abschnitte zu gliedern: Einem fugierten Imitationsteil folgt jeweils ein Auch das Credo beginnt mit einer langsames Adagio. Der Beginn des langsamen, homophonen Einleitung, Quoniam erinnert an den Anfang der hinter der man ein Motto der Messe, das Continuo spielt den ersten Komposition vermuten könnte. Während Akkord allein, der Rest des Ensembles die Vokalchöre mit Echowirkung setzt synkopierend auf dem zweiten eingesetzt werden, steuern die Schlag ein. Auch hier erweist sich Muffat Instrumentalchöre pochende Sechzehntel als geschickter Wortmaler: Tu solus wird und Fanfaren bei. Im Anfangsteil Patrem von den Solisten gesungen, während omnipotentem weiß Muffat wiederum mit altissimus in hoher Lage ertönt. Ebenso den Wortbedeutungen zu spielen. In terra auffällig ist die Augmentation und erklingt geerdet von den tiefen Stimmen chromatische Eintrübung für Jesu vorgetragen, das „Unsichtbare“ Christe, um den Worten mehr Gewicht (invisibilium) wird durch Chromatismen und Länge zu geben. Im abschließenden und Mollfärbungen der ansonsten in Cum Sancto Spirito, das mit einer freudigem C-Dur gehaltenen Musik noch kunstvollen Doppelfuge beginnt, täuscht schleierhafter. Die Wortmalerei setzt sich Muffat bereits nach 21 Takten eine auch im anschließenden Et in unum Kadenz an, lässt dann aber die Trompeten Dominum fort, wenn der einzige Gott das freudige Sechzehntelmotiv des Amen durch jeweils eine einzelne Stimme anstimmen, sodass der Satz in einem sehr vorgetragen wird, der Einsatz des Tutti konsonanten und festlichen Charakter hingegen auf das Stichwort omnia endet. erfolgt. Dem in getragenem Adagio gehaltenen Qui propter nos homines für
Alt-, Tenor- und Bass-Soli folgt die Für das Sanctus wählt Muffat Menschwerdung im Et incarnatus est als einen Ostinato-Bass, dessen stete Duett der Solo-Soprane, bevor im Achtelbewegung das Stück bestimmt. Crucifixus zum ersten Mal gedämpfte Die Solisten übernehmen die Einleitung, Trompeten zum Einsatz kommen. Deren der Tutti-Einsatz erfolgt wiederum speziellen Klang wird Muffat auch im textausdeutend auf pleni sunt caeli et Folgenden bei der Erwähnung der terra. Hinter dem Rhythmus mit den Sterblichen und des Todes einsetzen. immer wieder auftauchenden Hemiolen Zuvor feiert er jedoch die Auferstehung des Hosannna könnte man eine im Et resurrexit mit einer strahlend Courante vermuten, welche dem Satz aufwärts strebenden seinen Charme verleiht. Das Benedictus Instrumentaleinleitung. Eine letzte greift die Setzweise des Christe eleison Beruhigung bietet das Et in spiritum auf, die Vokalchöre werden zu einem sanctum im großen Dreiermetrum, einzigen vom Continuo begleiteten Chor welches den Solostimmen den zusammengefasst. Streicherchor mit Tremoloakkorden zur Seite stellt. Seinen Höhepunkt erreicht Am Ende jeder Messe steht die Bitte um das Credo in der abschließenden Erbarmen und Frieden, sie richtet sich im Doppelfuge Et vitam venturi saeculi, die Agnus Dei an das Lamm Gottes. Muffat erneut im Amen vom Einsatz der vertont diese Bitte zweimal solistisch, Trompeten überhöht wird. das ganze Ensemble antwortet mit vielen Vorhalten und Seufzermotiven (miserere Das zur Communio erklingende Ave nobis). Erst die dritte Bitte beginnt im regina caelorum aus Giovanni Antonio Tutti, als Antwort verwendet Muffat Rigattis Messa e salmi, parte concertati einen Satz, den wir bereits vom Anfang von 1640 erlaubt uns einen musikalischen der Messe kennen. Unterlegt mit dem Abstecher nach Venedig und Wien. neuen Text Dona nobis pacem erklingt Rigatti hatte die Publikation Kaiser nochmals die Musik des ersten Kyrie. Ferdinand III. gewidmet, möglicherweise Der Kreis schließt sich. in der Hoffnung auf eine Anstellung in Ite missa est. Wien. Das Ave regina nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Sammlung Eva-Maria Hamberger, Basel ein, da es das einzige Stück für Solostimme, fünfstimmiges Gambenconsort und Basso continuo ist. Neben langen Melismen kommen fanfarenartige Motive und tänzerische Bewegungen zum Einsatz, welche sowohl vom Cantus als auch den Streichern übernommen werden.
Toccata Septima Aus: Apparatus Musico-Organisticus. Invictissimo Leopoldo I. / Imperatori semper Augusto / ad Coronationem Auspicatissimam Coniugis ac Filii Augustissimae Imperatricis / ac Potentissimi Romanorum Regis / In demisissimum obsequium oblatus à Georgio Muffat. Ao. 1690. Missa In labore requies Missa in Labore Requies / Besetzung: CATB, CATB, Authore Georgio Muffat Tromba I-V, Timpani, Cornetto I/II, Ungarische Nationalbibliothek Budapest, Trombona I-III, Violino I/II, Viola I/II, B-Bn IV Ms. Mus. 521 Bassi ed organi Autograph (?) Salzburg / Passau, um 1690 (?) Kyrie eleison. Herr, erbarme dich. Christe eleison. Christus, erbarme dich. Kyrie eleison. Herr, erbarme dich unser! Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Höhe et in terra pax hominibus bonae und Friede auf Erden den Menschen, voluntatis. die guten Willens sind. Laudamus te, benedicimus te, Wir loben dich, wir preisen dich, adoramus te, glorificamus te. wir beten dich an, wir rühmen dich. Gratias agimus tibi propter magnam Wir danken dir, denn groß ist deine gloriam tuam, Herrlichkeit: Domine Deus, Rex coelestis, Herr und Gott, König des Himmels, Deus pater omnipotens. Gott und Vater, Herrscher über das All.
Domine Fili unigenite, Iesu Christe, Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus. Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris, Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des qui tollis peccata mundi, Vaters, der du nimmst hinweg die miserere nobis. Sünde der Welt: erbarme dich unser. Qui tollis peccata mundi, Der du nimmst hinweg die Sünde der suscipe deprecationem nostram; Welt: erhöre unser Gebet. qui sedes ad dexteram Patris, Du sitzest zur Rechten des Vaters: miserere nobis. erbarme dich unser. Quoniam Tu solus Sanctus, Denn Du allein bist heilig, Tu solus Dominus, Du allein der Herr, Tu solus Altissimus, Du allein der Höchste, Iesu Christe, Jesus Christus, cum Sancto Spiritu mit dem Heiligen Geist, in gloria Dei Patris. zur Ehre Gottes des Vaters. Amen. Amen.
Antonio Bertali (1605–69) Sonata Sancti Placidi Manuskript: SONATA SCTI PLACIDI. 2 Violini: / 4: Violae / 2: Clarini / 2: Cornetti: / 3: Tromboni / Con Violone et Organo: / Auth: Sigre: Antonio Bertali: Ao 1672. Ms. Pavel Josef Vejvanovský (1633–93) Erzbischöfliche Bibliothek Kroměříž (Kremsier), Tschechien, CZ-KRa A 548 IV: 102 Moritz Lang ( ...?): Antonio Bertali (1605–69) Radierung, 21.6 x 17.7 cm Österreichische Nationalbibliothek Anschriften: Aetatis suae 59 ann. et 7. Mens. in Octobr. 1664 / Maurit: Lang sculpsit BERTALI hic ille est preclara ANTONIUS arte Caesarei eximius Praeses & Alpha chori. … Missa In labore requies Credo in unum Deum, Wir glauben an den einen Gott, Patrem omnipotentem, den Vater, den Allmächtigen, der alles factorem caeli et terrae, geschaffen hat, Himmel und Erde, die visibilium omnium et invisibilium. sichtbare und die unsichtbare Welt. Et in unum Dominum Jesum Christum, Und an den einen Herrn Jesus Christus, Filium Dei unigenitum, Gottes eingeborenen Sohn, et ex Patre natum ante omnia saecula. aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Deum de Deo, lumen de lumine, Gott von Gott, Licht vom Licht, Deum verum de Deo vero, wahrer Gott vom wahren Gott, genitum, non factum, gezeugt, nicht geschaffen, consubstantialem Patri: eines Wesens mit dem Vater: per quem omnia facta sunt. durch ihn ist alles geschaffen.
Qui propter nos homines et propter Für uns Menschen und zu unserem Heil nostram salutem descendit de coelis. ist er vom Himmel gekommen, Et incarnatus est de Spiritu Sancto hat Fleisch angenommen durch den ex Maria Virgine: et homo factus est. Heiligen Geist, von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilato; passus et sepultus est, Pilatus, hat gelitten und ist begraben et resurrexit tertia die secundum worden, ist am dritten Tage auferstanden Scripturas, et ascendit in caelum. nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Sedet ad dexteram Patris. Er sitzt zur Rechten des Vaters und Et iterum venturus est cum gloria, wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu judicare vivos et mortuos, richten die Lebenden und die Toten; cuius regni non erit finis. seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Et in Spiritum Sanctum, Wir glauben an den Heiligen Geist, Dominum et vivificantem: der Herr ist und lebendig macht, qui ex Patre Filioque procedit. der aus dem Vater und dem Sohn Qui cum Patre et Filio, hervorgeht, der mit dem Vater und dem simul adoratur et conglorificatur: Sohn angebetet und verherrlicht wird, qui locutus est per prophetas. der gesprochen hat durch die Propheten. Et unam, sanctam, catholicam Und an die eine, heilige, katholische et apostolicam Ecclesiam. und apostolische Kirche. Confiteor unum baptisma Wir bekennen die eine Taufe zur in remissionem peccatorum. Vergebung der Sünden. Et expecto resurrectionem Wir erwarten die Auferstehung der Toten mortuorum, et vitam venturi saeculi. und das Leben in der kommenden Welt. Amen. Amen.
Giovanni Antonio Rigatti (1615 – 49) Ave Regina A voce sola con 5 Viole Alla Sacra Caesarea dell’Imperatrice Maria d’Austria & c. Aus: MESSA E SALMI Parte concertati, à 3. 5. 6. 7. & 8. voci con due violini, et altri istromenti à beneplacito & parte à 5. a Capella. Di Gio: Antonio Rigatti All’ Augustissimo, & Inuitissimo Imperatore FERDINANDO III Venetia 1640 Ave Regina caelorum, ave Domina Angelorum: Salve radix, salve porta, ex qua mundo lux est orta: Gaude Virgo gloriosa, super omnes speciosa: Vale o valde decora, et pro nobis Christum exora. Ave, du Himmelskönigin, ave, der Engel Herrscherin. Wurzel, der das Heil entsprossen, Tür, die uns das Licht erschlossen: Freu dich, Jungfrau voll der Ehre, über allen Seligen hehre, sei gegrüßt, des Himmels Krone, bitt’ für uns bei deinem Sohne.
Missa In labore requies Sanctus, sanctus, sanctus Heilig, heilig, heilig Dominus Deus Sabaoth. Gott, Herr aller Mächte und Gewalten. Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Hosanna in excelsis. Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe. Benedictus qui venit in nomine Domini. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen Hosanna in excelsis. des Herrn. Hosanna in der Höhe. Agnus Dei qui tollis peccata mundi, Lamm Gottes, du nimmst hinweg die miserere nobis. Sünde der Welt, erbarme dich unser. Agnus Dei qui tollis peccata mundi, Lamm Gottes, du nimmst hinweg die dona nobis pacem. Sünde der Welt, gib uns Frieden.
Der Eintritt zu den Konzerten ist frei – wir bitten um eine angemessene Kollekte Die Christkatholische Kirchgemeinde Basel stellt den inspirierenden Raum zur Verfügung. Grosszügige Unterstützung bieten private Gönner, Bernhard Fleig Orgelbau, die Sulger-Stiftung, der Swisslos-Fonds Basel-Stadt, die Scheidegger-Thommen Stiftung, die GGG Basel, die Willy A. und Hedwig Bachofen-Henn-Stiftung, die Irma Merk Stiftung, sowie weitere Stiftungen, die nicht namentlich genannt werden wollen. Um das Projekt erfolgreich fortsetzen zu können, werden nach wie vor Gönner gesucht. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen! Organisation Albert Jan Becking, Jörg-Andreas Bötticher, Katharina Bopp, Brian Franklin, Regula Keller, Frithjof Smith Weitere Informationen www.abendmusiken-basel.ch Katharina Bopp / Albert Jan Becking, Spalentorweg 39, 4051 Basel 061 274 19 55 / info@abendmusiken-basel.ch Bankverbindung Abendmusiken in der Predigerkirche, Bündnerstrasse 51, 4055 Basel Basler Kantonalbank: IBAN: CH 28 0077 0253 3098 9200 1 Spenden an die Abendmusiken in der Predigerkirche sind von der Steuer absetzbar. Nächstes Konzert: Programm Georg Muffat: Jörg-Andreas Bötticher, Frithjof Smith Maurizio Cazzati Einführungstext: Eva-Maria Hamberger Dokumentation, Gestaltung: Albert Jan Becking Musikalische Leitung: Jörg-Andreas Bötticher Sonntag 14. Juli 2019, 17 Uhr, Predigerkirche Basel
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