Geschäftsidee traf ins Schwarze - IHK-Siegen

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Geschäftsidee traf ins Schwarze - IHK-Siegen
32    Juni 22   Wirtschaftsreport

                                                 McDart GmbH

   Geschäftsidee
 traf ins Schwarze
  Mit einem präzisen Wurf ins „Grüne“ setzte Peter Wright bei der Darts-Weltmeisterschaft 2022
 den Schlusspunkt unter ein hochklassiges Finale. Der Schotte traf den schmalen „Doppel-16“-Ring
      und beendete damit eines der meistbeachteten Sportevents des Jahres. Zu den Profiteuren
    dieses Wettbewerbs im Londoner Alexandra Palace zählt auch ein Sauerländer Unternehmer:
 Ralf Rademacher, der Gründer und Geschäftsführer der McDart GmbH aus Kirchhundem-Rahrbach.
   Die Firma gehört europaweit zu den größten und erfolgreichsten Verkäufern im Darts-Bereich.

                                    Text: Patrick Kohlberger   |   Fotos: Carsten Schmale
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Wirtschaftsreport         Juni 22             33

                                                                                                                                           Geschäftsführer
                                                                                                                                           Ralf Rademacher
                                                                                                                                           hat gemeinsam mit
                                                                                                                                           seinem Team
                                                                                                                                           Großes erreicht.

»   Dass er es mit seiner Idee einmal zu internationalem Renom-
    mee bringen würde, habe er in der Anfangszeit nicht ansatz-
    weise für möglich gehalten, blickt Ralf Rademacher zurück.
    „Begonnen habe ich damals als kleiner Kofferraumhändler“,
                                                                      Mächtig Schwung brachte schließlich eine vertragliche Ver-
                                                                      einbarung mit dem Deutschen Sportautomatenbund (DSAB) im
                                                                      Jahr 1999. Ralf Rademacher baute seinen Verkaufsstand fort-
                                                                      an im Rahmen einer großen Turnierserie in ganz Deutschland
    scherzt er. Ursprünglich kommt der heute 54-Jährige aus einer     auf. Auch einen ersten Onlineshop – „selbstgebastelt, noch
    ganz anderen Branche. Er ist gelernter Bäckermeister. In seiner   nicht mit professioneller Struktur“ – stellte er zu dieser Zeit
    Freizeit hat er früh erste Erfolge als Darts-Spieler verbucht.    gemeinsam mit einem Bekannten auf die Beine. Bis 2004 sorg-
    Seine Faszination für diesen in Deutschland seinerzeit noch       ten diese Faktoren für steigende Umsatzzahlen auf einem
    nicht sehr populären Sport verhalf ihm Mitte der 90er Jahre       Niveau, das den Unternehmer zufriedenstellte, aber längst
    unverhofft zu einem Wendepunkt in seiner beruflichen Lauf-        noch keinen Anlass zur Ekstase bot: „Es hat alles Spaß gemacht
    bahn.                                                             und lief gut. Ich war glücklich damit. Was dann aber wenig
                                                                      später passieren sollte, hat alles bis dahin Erlebte um ein Viel-
    Ein in Olpe ansässiges Unternehmen für Spielautomaten frag-       faches übertroffen. Ich konnte es eigentlich kaum glauben“,
    te ihn, ob er es sich vorstellen könnte, als Mitarbeiter einzu-   schwärmt er.
    steigen und dort das Darts-Geschäft zu forcieren. Nach einiger
    Überlegung entschloss sich Rademacher, das Angebot anzu-          Gemeint ist eine Fernsehübertragung, die das Leben des Darts-
    nehmen und sich – zunächst in Teilzeit – dieser neuen Heraus-     Experten mit einem Schlag auf den Kopf stellte. Erstmals zeigte
    forderung zu widmen: „Es ging damit los, dass ich zum Beispiel    der damalige Sport-Kanal DSF Live-Aufnahmen von der Darts-
    Darts-Veranstaltungen in gastronomischen Betrieben organi-        Weltmeisterschaft aus London. Eine riesige Überraschung für
    sierte. Kaufen konnte man Dart-Boards und das entsprechen-        Ralf Rademacher, der vor dem heimischen TV-Schirm seinen
    de Equipment hier in der Region damals eigentlich nur bei         Augen nicht traute: „Ein guter Freund von mir fungierte dabei
    einem einzigen namhaften Ladenhaus. Der Markt war also            als Co-Kommentator. Er hatte bereits zuvor auf der Webseite
    noch sehr klein.“                                                 seines Darts-Clubs immer wieder Informationen rund um alle
                                                                      Neuigkeiten aus unserem Sport zur Verfügung gestellt. Die Sei-
    Rademacher und das Unternehmen, für das er agierte, bauten        te bekam dann entsprechend viel Zulauf. Ich habe dort auch
    in der Folge Stück für Stück den eigenen Verkauf auf. Drei        einfach spontan mal ein bisschen Werbung geschaltet.“
    Jahre lang lief dieses Modell, ehe sich der motivierte junge
    Mann entschied, das Geschäft auf seinen eigenen Namen an-         Mit diesem einfachen Mittel erreichte der Unternehmer einen
    zumelden. Bis 2006 leistete er diese Aufgabe in Teilzeit, denn    echten Meilenstein, denn er konnte sich in den folgenden Ta-
    „nebenbei“ war er weiterhin als Bäckermeister im Einsatz. Sein    gen und Wochen vor Anfragen kaum noch retten: „Es kam
    Versandhandel funktionierte damals freilich zunächst noch         eine Bestellung nach der anderen rein.“ Der Hype um den Sport
    rein analog. Der Kundenkreis erweiterte sich langsam, aber        wurde immer größer, sodass sich das DSF entschloss, auch ein
    stetig.                                                           Jahr später wieder die WM zu übertragen. Ralf Rademacher
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34            Juni 22     Wirtschaftsreport

                                                                                           „Ich habe das Geschäft damals noch im wahrsten Sinne
                                                                                           des Wortes aus der Garage betrieben. Wenn man dann im
                                                                                           heimischen Wohnzimmer mühsam Kartons zur Seite schieben
                                                                                           muss, um sich einen Weg in die anderen Räume zu bahnen,
                                                                                           merkt man irgendwann: Wir müssen uns eine andere Lösung
                                                                                           suchen!“

                                                                                           Zunächst mietete sich das Team eine kleine Halle in Welschen-
                                                                                           Ennest. „Schon beim Einzug war aber eigentlich klar, dass auch
                                                                                           dieser Ort auf Dauer nicht den Anforderungen genügen kann.“
                                                                                           Die nächsten Umzüge sorgten für eine weitere Vergrößerung,
                                                                                           ehe Rademacher und seine Kollegen schließlich im Dezember
                                                                                           2018 am Ziel ihrer Träume ankamen. Sie bezogen ihre selbst-
                                                                                           errichten Räumlichkeiten in Rahrbach. Das Bürogebäude ist
                                                                                           rund 2.500 m² groß. „Meine Garage hatte vielleicht 25 m²“,
                                                                                           zwinkert Rademacher. An seiner Seite steht heute Mitgesell-
                                                                                           schafter Thorsten Streletz, der diese Position seit 2018 innehat
                                                                                           und bereits 2010 zum Unternehmen kam.

                                                                                           Die inzwischen auf 15 festangestellte Mitarbeiter und drei
                                                                                           regelmäßig beschäftigte Aushilfen angewachsene Belegschaft
                                                                                           findet am heutigen Standort exzellente Bedingungen vor – von
                                                                                           der Arbeitsvorbereitung im Büro bis hin zur automatisierten
                                                                                           Auftragsabwicklung. Das Portfolio ist breit gefächert. Die
                                                                                           McDart GmbH vertreibt hochwertige Dartboards, Steeldarts,
                                                                                           allerhand Zubehör und zum Beispiel auch Trikots der besten
                                                                                           Darts-Spieler der Welt. Der Onlineshop mcdart.de bietet so-
                                                                                           wohl Einsteigern als auch ambitionierten Athleten alle Mög-
                                                                                           lichkeiten – egal, ob Einzelteile oder Komplettpakete, führen-
                                                                                           de Markenprodukte oder günstigere Varianten.

                                                                                           Die Zahlen, die Rademachers Unternehmen dabei generiert,
                                                                                           sind imposant: Jährlich verkaufen die Sauerländer alleine rund
                                                                                           80.000 Dartboards. Einen beträchtlichen Teil macht dabei die
                                                                                           eigene Marke aus. Der Hauptlieferant ist eine von Engländern
                                                                                           geführte Firma in Kenia. Dort wächst nämlich der Rohstoff
                                                                                           (Sisalfaser), aus dem die hochwertigsten Dartboards gepresst
                                                                                           werden.

Das McDart-Portfo-                                                                         Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Zielgruppe der McDart
lio hält für Amateure     nahm nun viel Geld in die Hand, um Werbung während der           GmbH noch einmal deutlich größer geworden. Rademacher
und ambitioniertere       Sendezeit zu schalten. „Das waren jeweils fünf Sekunden. Ich     und sein Team wappneten sich für den neuerlichen Ansturm,
  Spieler alles bereit.   habe einfach mein Logo abgebildet und mit dem Zusatz ,Top-       indem sie ihr Lager „bis auf den letzten Zentimeter“ füllten –
                          Angebote‘ auf meine Internetpräsenz verwiesen.“                  genau die richtige Entscheidung, wie sich zeigen sollte. „Wir
                                                                                           waren zu jeder Zeit sofort lieferfähig“, freut sich der Ge-
                          Die Bestellflut war daraufhin so groß, dass er erst einmal ge-   schäftsführer. Neben deutschen Kunden seien mittlerweile
                          nug Material herbeischaffen musste, um alle Kundenwünsche        auch zahlreiche Abnehmer aus Österreich und Skandinavien
                          umgehend zu erfüllen. Wochenlang ging das Ganze so weiter,       hinzugekommen. Der Umsatz verdoppelte sich im Jahr 2020.
                          ehe der „WM-Effekt“ erst einmal wieder abflaute. „Diese Pro-     Auch danach ging – und geht – es weiter bergauf. Für 2022
                          zedur wiederholte sich dann Jahr für Jahr. In den warmen         erwartet die Firma nun eine Beruhigung des Marktes.
                          Monaten haben viele Menschen traditionell einfach andere
                          Prioritäten, als sich ein Dartboard zu kaufen“, ordnet Rade-     Und was macht die Faszination Darts aus? Für Ralf Radema-
                          macher ein. Das „Sommerloch“ habe er aber immer wieder gut       cher eine klare Sache: „Diesen Sport kann einfach jeder aus-
                          füllen können – beispielsweise mit DSAB-Events, bei denen bis    üben. Wer einmal angefangen hat, will gar nicht mehr auf-
                          zu 7.000 Darts-Begeisterte mit von der Partie waren.             hören. Der Suchtfaktor ist groß. Das liegt vor allem daran, dass
                                                                                           man sehr schnell besser wird.“ Zurzeit sind in Deutschland rund
                          Mit der Zeit wurden die logistischen Kapazitäten am dama­        70.000 E-Dart- und 15.000 Steeldart-Spieler im Ligasystem
                          ligen McDart-Standort in Kirchhundem-Benolpe zu klein.           registriert. 
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