Geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Transidentität: Voraussetzungen und Therapiemanagement

 
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Gynäkologische Endokrinologie

J. Gynäkol. Endokrinol. CH                   Gesine Meyer
https://doi.org/10.1007/s41975-021-00215-x   Zentrum für Innere Medizin, Medizinische Klinik 1, Schwerpunkt Endokrinologie, Universitätsklinikum
Angenommen: 26. August 2021                  Frankfurt, Frankfurt, Deutschland

© Der/die Autor(en) 2021

                                             Geschlechtsangleichende
                                             Hormontherapie bei
                                             Transidentität: Voraussetzungen
                                             und Therapiemanagement

Eine Geschlechtsinkongruenz liegt vor,       auf das 10-Fache erhöht [4, 5]. Eini-                Voraussetzungen zur
wenn das bei Geburt zugewiesene, biolo-      ge Studien weisen auf eine signifikante               Einleitung einer geschlechts-
gische Geschlecht und die empfundene         Verbesserung zuvor bestehender psychi-               angleichenden Hormontherapie
Geschlechtsidentität nicht übereinstim-      scher und körperlicher Symptome sowie
men. In direkter Übersetzung aus dem         eine Zunahme der Lebensqualität nach                 Die GAHT führt rasch zu deutlichen,
Englischen wird oftmals noch die Be-         Beginn einer geschlechtsangleichenden                teilweise irreversiblen Veränderungen.
zeichnung Transsexualität genutzt. Viele     Hormontherapie hin [6–8]. Die Rate                   Unabdingbare Voraussetzung zum The-
Betroffene bevorzugen jedoch den als          derer, die ihre Entscheidung zur Ge-                 rapiebeginn ist daher die Diagnosesi-
weniger stigmatisierend empfundenen          schlechtsangleichung später bereuen, ist             cherung und klare Indikationsstellung
Begriff Transidentität oder bezeichnen        in Europa mit 0,3–0,6 % sehr gering                  durch einen erfahrenen Psychothera-
sich selbst als Transgender. Biologisch      [1]. Die geschlechtsangleichende Hor-                peuten oder Psychiater. Ideal ist eine
männliche Menschen mit weiblicher            montherapie (GAHT) ist für Betroffene                 interdisziplinäre Vernetzung der Be-
Geschlechtsidentität werden als Trans-       identitätsstiftend. Allerdings stellt die            handler z. B. in Form von Behandlerar-
frauen bezeichnet, biologisch weibliche      Gabe biologisch kontrasexueller Hor-                 beitskreisen, Qualitätszirkeln oder mul-
Menschen mit männlicher Geschlechts-         mone einen erheblichen Eingriff in die                tidisziplinären Therapieeinrichtungen
identität entsprechend als Transmänner.      körperliche Integrität dar. Insbesondere             [11, 12]. Ein Therapiebeginn ist prin-
    Zur Epidemiologie der Transidentität     bei unkontrollierter oder überdosier-                zipiell – das schriftlich dokumentierte
existieren keine sicheren Daten. Aus         ter Behandlung besteht ein nicht un-                 Einverständnis der Erziehungsberech-
Hochrechnungen der Daten großer spe-         erhebliches Risiko für unerwünschte                  tigten und eine entsprechende Reife
zialisierter Behandlungszentren für tran-    Wirkungen, wichtig vor allem vor dem                 des Jugendlichen vorausgesetzt – ab ei-
sidente Menschen wird die Prävalenz auf      Hintergrund einer zumeist lebenslangen               nem Alter von etwa 16 Jahren möglich.
0,02–0,03 % geschätzt [1]. Schätzungen,      Behandlung körperlich gesunder und                   Bei Minderjährigen ist eine Bestätigung
die auf Befragungen zur Geschlechtsi-        junger Menschen.                                     der Indikation durch einen unabhän-
dentität basieren, ergeben eine mehr als        In den letzten Jahren ist ein Anstieg             gigen zweiten Therapeuten zu fordern
10-mal so hohe Prävalenz von 0,3–0,5 %       der Anzahl transidenter Menschen zu                  [11]. Vor Therapieeinleitung muss ei-
[2]. Im Kindesalter liegen die Zahlen        beobachten, die sich mit dem Wunsch                  ne ausführliche Aufklärung hinsichtlich
teils deutlich darüber, nur bei einem        nach geschlechtsangleichenden Maß-                   der Wirkungen, des zeitlichen Verlaufs,
kleineren Anteil persistiert die Trans-      nahmen vorstellen [1]. Mögliche Mitur-               der gegebenen Grenzen sowie über die
identität bis in das Erwachsenenalter        sachen hierfür liegen in der steigenden              möglichen unerwünschten Wirkungen
hinein [3]. In diesen Fällen entwickelt      gesellschaftlichen Akzeptanz der The-                erfolgen [11, 12].
sich typischerweise mit dem Einsetzen        matik und der deutlichen Zunahme
der körperlichen Veränderungen in der        der öffentlichen und medialen Wahr-                   Medizinische Abklärungen vor
Pubertät ein deutlicher Leidensdruck         nehmung. Trotz dieser zunehmenden                    Therapiebeginn
(Geschlechtsdysphorie), der bei vielen,      Wahrnehmung und Akzeptanz verläuft
wenngleich nicht allen Betroffenen zum        die medizinische Versorgung Betroffener               Zur Erfassung möglicher Kontraindika-
Wunsch nach geschlechtsangleichen-           häufig nicht optimal [9, 10].                         tionen und zur Abklärung eventuell vor-
den Maßnahmen führt. Die Rate an                                                                  handener Risikofaktoren ist ein umfas-
Suizidgedanken und -versuchen ist bei                                                             sendes prätherapeutisches Risikoscree-
Menschen mit Geschlechtsdysphorie bis                                                             ning mit ausführlicher Eigen- und Fa-

                                                                                           Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Gynäkologische Endokrinologie

Tab. 1 Empfehlungen zur Abklärung vor Therapiebeginn und Kontraindikationen. (Nach [11,           riante der Geschlechtsentwicklung not-
12])                                                                                              wendig.
Eigen-    ✔ Vorerkrankungen (v. a. kardiovaskuläre und thromboembolische Erkrankun-                   Komorbiditäten und Risikofaktoren
anamnese gen, metabolische Störungen bzw. Erkrankungen, Lebererkrankungen, Tumoren,               (z. B. arterielle Hypertonie, Diabetes,
          Migräne)                                                                                Fettstoffwechselstörung, chronische Le-
             ✔ Vormedikation (Selbstmedikation mit Hormonpräparaten, regelmäßige Einnah-          bererkrankungen, HIV) müssen einer
             me anderer Medikamente)
                                                                                                  adäquaten Behandlung zugeführt wer-
             ✔ Nikotin, Alkohol, Drogen                                                           den und stellen bei suffizienter Therapie
             ✔ Sozialanamnese (sozialer Rollenwechsel, berufliche Tätigkeit, Partnerschaft,        keine absolute Kontraindikation dar.
             sexuelle Orientierung)                                                                   Absolute Kontraindikationen sind
             ✔ Kinderwunsch                                                                       selten (. Tab. 1). Die GAHT ist für
 Familien-   ✔ Thromboembolische Erkrankungen                                                     die Betroffenen so essenziell, dass ihr
 anamnese    ✔ Kardiovaskuläre Erkrankungen                                                       im Einzelfall und in möglichst breitem
             ✔ Hormonsensible Tumorerkrankungen (Mamma, Zervix, Prostata)                         Konsens mit allen Behandlern sowie
             ✔ Fettstoffwechselstörungen                                                           nach ausführlicher Risikoaufklärung
 Körperliche ✔ Internistische Untersuchung einschließlich Gewicht, Blutdruck                      auch bei Vorliegen relativer Kontrain-
 Untersu-    ✔ Sekundäre Geschlechtsmerkmale (Brust, Genitalien, Behaarungsmuster)
                                                                                                  dikationen Priorität eingeräumt werden
 chung                                                                                            kann. Aufgrund der hohen Risiken ei-
             ✔ Biologische Frauen: gynäkologische Vorsorgeuntersuchung inklusive zumindest
             transabdomineller Sonographie des inneren Genitales                                  ner unkontrollierten Selbstmedikation
                                                                                                  bei Vorenthalten einer therapeutisch
             ✔ Biologische Männer > 40 Jahre: urologische Vorsorgeuntersuchung
                                                                                                  kontrollierten Hormontherapie ist eine
 Labor       ✔ Leberwerte
                                                                                                  individuelle Lösungsfindung anzustre-
             ✔ Blutbild
                                                                                                  ben.
             ✔ HbA1c, ggf. Nüchternglukose
             ✔ Lipidprofil                                                                         Transidentität von Mann zu Frau
             ✔ Hormonstatus (TSH, LH, FSH, Estradiol, Testosteron, Prolaktin; bei biologischen    (Transfrauen)
             Frauen zusätzlich DHEAS, Androstendion)
             ✔ Bei biologischen Männern PSA                                                       Therapie [11]
             ✔ Kleiner Gerinnungsstatus (INR, PTT)
             ✔ Thrombophiliescreening bei positiver Eigen- oder Familienanamnese                  Zur feminisierenden Hormontherapie
 Kontra-     ✔ Florider Alkohol- oder Drogenabusus                                                wird eine Therapie mit 17β-Estradi-
 indika-     ✔ Noncompliance                                                                      ol oder 17β-Estradiolvalerat oral oder
 tionen                                                                                           transdermal empfohlen. Aufgrund des
             ✔ schwerwiegende, die Entscheidung oder Therapie beeinflussende psychische
             Komorbidität                                                                         deutlich ungünstigeren Risikoprofils ist
             ✔ Schwere thromboembolische Vorerkrankung
                                                                                                  der Einsatz von Ethinylestradiol, wie
                                                                                                  es in den meisten kombinierten ora-
             ✔ Unkontrollierte chronische Vorerkrankung (Diabetes mellitus, arterielle Hyperto-
             nie, Epilepsie)                                                                      len Kontrazeptiva enthalten ist, obsolet
                                                                                                  [6, 13, 14]. Das Risiko für thrombo-
             ✔ Ischämische kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Vorerkrankung
                                                                                                  embolische Komplikationen ist unter
             ✔ Therapierefraktäre Migräne
                                                                                                  oraler Estradioltherapie höher [15], so-
             ✔ Leberinsuffizienz, Leberzirrhose
                                                                                                  dass bei zusätzlichen Risikofaktoren,
             ✔ Hormonsensible Tumoren (Mamma, Zervix, Prostata)                                   wie Übergewicht, höherem Alter oder
             ✔ Kinderwunsch                                                                       Nikotinkonsum, eine transdermale Ap-
 HbA1c glykiertes Hämoglobin                                                                      plikationsform erfolgen sollte.
                                                                                                     Da auch die Absenkung der Andro-
                                                                                                  gene eine wichtige Voraussetzung für die
milienanamnese, körperlicher Untersu-             gradige Abweichungen wie beispielswei-          erwünschte Feminisierung des Körpers
chung und Bestimmung relevanter labor-            se eine milde Erhöhung der Androgene            darstellt [16], erfolgt ergänzend eine
chemischer Parameter notwendig. Dieses            im Rahmen eines polyzystischen Ovari-           antiandrogene Medikation. Standard ist
Screening dient auch zur Anpassung der            alsyndroms sind nicht als ursächlich für        dabei die Gabe von Cyproteronacetat
geplanten Therapie an das individuelle            die Geschlechtsinkongruenz anzusehen            [17]. Eine mögliche Alternative stellt die
Risikoprofil (. Tab. 1).                           und stellen keine Kontraindikation dar.         Gabe von Spironolacton dar. Auch die
   Die seltene Differenzialdiagnose einer          Ein Ausschluss chromosomaler Anoma-             Applikation eines GnRH(Gonadotropin-
organisch bedingten Variante der Ge-              lien ist nur bei klinischen oder labor-         Releasing-Hormon)-Analogons ist mög-
schlechtsentwicklung muss vor Therapie-           chemischen Anhaltspunkten für eine Va-          lich, wobei hier die deutlich höheren
beginn ausgeschlossen werden. Leicht-                                                             Kosten zu beachten sind. Ein zusätzli-

 Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Zusammenfassung · Résumé

  J. Gynäkol. Endokrinol. CH    https://doi.org/10.1007/s41975-021-00215-x
  © Der/die Autor(en) 2021

  G. Meyer
  Geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Transidentität: Voraussetzungen und
  Therapiemanagement
  Zusammenfassung
  Die Anzahl transidenter Menschen, die sich mit       Risikofaktoren erfolgen und Komorbiditäten         der Fertilität und Schwangerschaftsverhütung
  dem Wunsch nach geschlechtsangleichenden             sollten adäquat behandelt werden. Die              erfolgen.
  Maßnahmen vorstellen, ist, ebenso wie die            Behandlung erfolgt gemäß der vorliegenden          Die geschlechtsangleichende Hormonthe-
  öffentliche Wahrnehmung des Themas,                   Leitlinienempfehlungen bei Transidentität          rapie stellt einen wesentlichen Pfeiler der
  in den letzten Jahren angestiegen. Trotz             von Mann zu Frau mit 17β-Estradiol oder            medikamentösen Geschlechtsangleichung
  einer zunehmenden Akzeptanz verläuft die             17β-Estradiolvalerat in Kombination mit            dar und mehrere Studien belegen eindeutig
  medizinische Versorgung Betroffener häufig             Cyproteronacetat oder Spironolacton                ihre positive Auswirkung auf die Lebensquali-
  nicht optimal. Aufgrund der weitreichenden           als Antiandrogen, bei Transidentität von           tät der Betroffenen. Bei sorgfältiger Beachtung
  und teilweise irreversiblen Konsequenzen             Frau zu Mann mit transdermalen oder                der notwendigen Vorsichtsmaßnahmen weist
  sollte eine geschlechtsangleichende                  intramuskulären Testosteronpräparaten.             die Therapie ein akzeptables Risikoprofil auf.
  Hormontherapie nur bei Erreichen aller               Regelmäßige klinische und laborchemische
  notwendigen Voraussetzungen im Konsens               Verlaufskontrollen auf erwünschte und              Schlüsselwörter
  mit dem behandelnden Psychiater bzw.                 mögliche unerwünschte Wirkungen der                Transsexualität · Geschlechtsinkongruenz ·
  Psychotherapeuten und nach ausführlicher             Therapie sind ebenso wie gynäkologische bzw.       Transgender · Geschlechtsdysphorie ·
  Aufklärung durch einen erfahrenen Arzt               urologische Früherkennungsuntersuchungen           Geschlechtsangleichende Hormontherapie
  eingeleitet werden. Vor Therapiebeginn muss          dauerhaft notwendig. Vor Therapiebeginn
  ein umfangreiches Screening auf etwaige              sollte eine Aufklärung und Beratung zu Fragen

  Hormonothérapie féminisante/masculinisante lors de transidentité: conditions requises et gestion du
  traitement
  Résumé
  Le nombre de personnes avec transidentité qui        facteurs de risque et traiter correctement         traitement, la personne doit être dûment
  viennent demander des mesures d’adaptation           toute comorbidité. Le traitement, conformé-        informée et conseillée au sujet de fertilité
  au genre visé a augmenté au cours des                ment aux directives disponibles, consistera        et de contraception. L’hormonothérapie
  dernières années, de même que la perception          pour la transidentité homme → femme                transgenre est un pilier du traitement
  publique de ce thème. Malgré une acceptation         en l’administration de 17β-œstradiol ou            médicamenteux féminisant/masculinisant et
  croissante, la prise en charge médicale de           de 17β-œstradiolvalérate en association            plusieurs études confirment clairement son
  ces personnes est souvent sous-optimale. En          avec de l’acétate de cyprotérone ou de la          influence bénéfique sur la qualité de vie des
  raison de l’envergure et du caractère parfois        spironolactone comme anti-androgène, et            personnes concernées. Lorsque les mesures de
  irréversible des conséquences, un traitement         pour la transidentité femme → homme en             précaution nécessaires sont scrupuleusement
  hormonal féminisant/masculinisant ne doit            l’administration transdermique ou intra-           respectées, le traitement présente un profil de
  être instauré que si toutes les conditions           musculaire de préparations de testostérone.        risque acceptable.
  requises sont remplies en accord avec le             Des contrôles cliniques et biochimiques de
  psychiatre ou psychothérapeute traitant et           l’évolution pour vérifier les effets souhaités et    Mots clés
  après que la personne a reçu des informations        les éventuels effets indésirables du traitement     Transsexualité · Incongruence de genre ·
  approfondies d’un médecin expérimenté.               seront nécessaires à vie, de même que des          Transgenre · Dysphorie du genre · Traitement
  Avant le début du traitement, il faut réaliser un    examens gynécologiques ou urologiques              hormonal féminisant ou masculinisant
  screening extensif pour détecter d’éventuels         de dépistage précoce. Avant le début du

cher Nutzen auf die Brustentwicklung                  derzeit eher nicht empfohlen [11]. Nä-              perbehaarung und Bartwuchs nehmen
durch eine additive Gabe von Proges-                  here Informationen zu Präparaten und                ab, sistieren aber in der Regel nicht voll-
teron konnte bislang nicht bestätigt                  üblichen Dosierungen finden sich in                  ständig, sodass in den meisten Fällen
werden [18, 19]. Randomisierte kontrol-               . Tab. 2.                                           eine Epilationsbehandlung notwendig
lierte Studien hierzu fehlen. Aufgrund                                                                    wird.
der belegten Erhöhung des Risikos für                 Zeitlicher Verlauf und Grenzen der
Mammakarzinome sowie kardiovasku-                     Therapie                                            Nebenwirkungen und Risiken
läre und thromboembolische Ereignisse
bei postmenopausalen Frauen unter Hor-                Siehe . Tab. 3. Größe und Form des                  . Tab. 4 gibt einen Überblick über uner-
monersatztherapie wird eine zusätzliche               männlichen Larynx und somit die                     wünschte Wirkungen und Risiken. Ein
Gabe von Progesteron bei Transfrauen                  Stimmlage sind nicht beeinflussbar. Kör-             relevantes Risiko besteht in der Entste-

                                                                                                    Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Gynäkologische Endokrinologie

Tab. 2 Geschlechtsangleichende Hormontherapie: Präparate und übliche Dosierungen. (Nach [11])
Medikation        Präparate                                                    Empfohlene Dosierung
 Feminisierende Hormontherapie bei Transidentität von Mann zu Frau
 Estradiol            Oral: Estradiol bzw. Estradiolvalerat                             2–6 mg/Tag
                      transdermal: Gel                                                  1,5–3 mg/Tag
                      transdermal: Spray                                                1,5–4,5 mg/Tag
                      transdermal: Pflaster                                              25–200 μg/24 h
 Antiandrogene        Cyproteronacetat                                                  5–50 mg/Tag p.o.
 Therapie             Spironolacton                                                     100–300 mg/Tag p.o.
                      GnRH-Analoga, z. B. Leuprorelin                                   3,75 mg alle 4 Wochen oder 11,25 mg alle 12 Wochen s.c.
 Virilisierende Hormontherapie bei Transidentität von Frau zu Mann
 Testosteron          Transdermales Gel                                                 40–125 mg/Tag
                      Testosteronundecanoat                                             1000 mg alle 10–16 Wochen i.m.
 Ergänzende           Gestagene:
 Menstruationsun-     Medroxyprogesteron                                                5–10 mg/Tag
 terdrückung (falls
 erforderlich)        Dydrogesteron                                                     10–20 mg/Tag
                      GnRH-Analoga, z. B. Leuprorelin                                   3,75 mg alle 4 Wochen oder 11,25 mg alle 12 Wochen s.c.
 p.o. peroral, s.c. subkutan, i.m. intramuskulär, GnRH Gonadotropin-Releasing-Hormon

Tab. 3 Wirkungen und zeitlicher Verlauf einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie.                   [6] beschrieben. Auch diese metaboli-
(Nach [11, 12])
                                                                                                         schen Nebenwirkungen scheinen unter
 Wirkung                                             Beginn                Maximaler Effekt
                                                                                                         Verwendung moderner, transdermaler
 Feminisierende Hormontherapie bei Transidentität von Mann zu Frau                                       Estradiolformulationen sehr viel weni-
 Brustwachstum                                       3–6 Monate            2–3 Jahre                     ger häufig aufzutreten [17, 27]. Bislang
 Abnahme von Muskelmasse und -kraft                  3–6 Monate            1–2 Jahre                     liegen nur wenige Langzeitdaten zum
 Fettumverteilung                                    3–6 Monate            2–3 Jahre                     kardiovaskulären Risiko vor, es konnte
 Rückgang der Körper- und Gesichtsbehaarung          6–12 Monate           > 3 Jahre                     jedoch ein vermehrtes Auftreten ze-
 Weicherwerden der Haut                              3–6 Monate            –                             rebraler Ischämien im Vergleich zu
 Abnahme von Libido und spontanen Erektionen         1–3 Monate            3–6 Monate
                                                                                                         altersgleichen Frauen (2,4-fach erhöhtes
                                                                                                         Risiko) und Männern (1,8-fach erhöh-
 Abnahme der Hodengröße                              3–6 Monate            2–3 Jahre
                                                                                                         tes Risiko) gesehen werden [28]. Die
 Virilisierende Hormontherapie bei Transidentität von Frau zu Mann
                                                                                                         Rate an Myokardinfarkten zeigte sich
 Aussetzen der Regelblutung                          2–6 Monate            –                             höher als die von biologischen Frauen,
 Stimmbruch                                          3–12 Monate           1–2 Jahre                     aber vergleichbar mit der Rate alters-
 Bartwuchs, Körperbehaarung                          3–6 Monate            3–5 Jahre                     gematchter Männer [28, 29]. Es sollte
 Vermännlichung des Körperbaus, Zunahme der          6–12 Monate           2–5 Jahre (trainings-         daher ein regelmäßiges Screening auf
 Muskelmasse                                                               abhängig)                     kardiovaskuläre Risikofaktoren erfol-
 Wachstum der Klitoris                               3–6 Monate            1–2 Jahre                     gen, die bei Manifestation soweit als
                                                                                                         möglich optimiert werden müssen. Die
                                                                                                         Betroffenen sollten motiviert werden,
hung venöser Thromboembolien. Älte-                  Gestagenen kein signifikanter additiver              durch Lebensstiländerungen ihr per-
re Studien unter Verwendung des heute                Risikofaktorzu sein. Die möglichennega-             sönliches Risikoprofil zu senken [11].
obsoleten Ethinylestradiols zeigen eine              tiven Auswirkungen einer Therapiepause              Ab dem etwa 50. Lebensjahr ist eine
deutliche Risikoerhöhung auf 5,5–6,3 %               auf Psyche und Körper, das Risikopro-               Senkung der eingesetzten Estradioldosis
[6, 13]. Unter modernen Therapieregi-                fil sowie die eingesetzte Therapie müs-              analog zum physiologischen Rückgang
mes scheint die Inzidenz rückläufig auf               sen bei der Empfehlung zum perioperati-             der Estradiolwerte altersgleicher Frau-
etwa 0,6–2 % [20, 21]. Das periopera-                ven Management berücksichtigt werden                en zu empfehlen [30]. Zum Erhalt der
tive Thromboembolierisiko unter femi-                [23]. Die meisten Behandler empfehlen               Knochendichte ist möglicherweise je-
nisierender Hormontherapie wurde bis-                bislang eine 2-wöchige Pausierung der               doch eine kleine Erhaltungsdosis auch
lang nur in einer Studie untersucht [22].            GAHT vor geplanten operativen Eingrif-              jenseits des statistischen Postmenopau-
Die Ergebnisse entsprechender Studien                fen [24].                                           senalters sinnvoll [31]. Bei zusätzlichen
bei postmenopausalen Frauen unter Hor-                  Nicht selten wird eine Gewichts-                 Risikofaktoren für das Auftreten einer
monersatztherapie sind heterogen. Ins-               zunahme beobachtet [25, 26]. Weiter-                Osteoporose und insbesondere in den
gesamt scheint eine transdermale Estra-              hin werden ein Anstieg der Triglyzeri-              Fällen, in denen die GAHT nach Orchi-
dioltherapie ohne gleichzeitige Gabe von             de [26, 27] und auch der Leberwerte                 dektomie nicht fortgeführt wird, ist eine

 Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Tab. 4 Unerwünschte Wirkungen und Risiken der geschlechtsangleichenden Hormontherapie.                 Durch die Wirkung von Testosteron
(Modifiziert nach [11, 12])                                                                          auf die Erythropoese entwickelt sich bei
 Feminisierende Hormontherapie                              Virilisierende Hormontherapie           bis zu 11–17 % der Patienten eine Ery-
 Venöse Thromboembolienx                  Risiko deutlich   Erythrozytose (Hämatokrit > 50)         throzytose. Das Risiko steigt mit der Dau-
                                          erhöht            Akne                                    er der Hormontherapie und der Höhe der
 Zerebrale Ischämienx                     Risiko moderat    Gewichtszunahme                         verabreichten Testosterondosis, ist aber
 Kardiovaskuläre Komplikationenx          erhöht            Kardiovaskuläre Komplikationen          prinzipiell auch bei normwertigen Tes-
 Hypertriglyzeridämiex                                      Arterielle Hypertonie                   tosteronspiegeln vorhanden [17, 35]. Bei
 Anstieg der Leberwertex,y                                  Anstieg der Leberwerte
                                                                                                    Auftreten dieser Nebenwirkung sollte die
 Depressive Symptome/Verschlechterung                       Dyslipidämie
 einer vorbestehenden Depressiony                                                                   Testosterondosis reduziert bzw. das In-
 Gewichtszunahmex,y                                                                                 jektionsintervall verlängert werden.
 Hyperprolaktinämie/Prolaktinomx                                                                       Das Körpergewicht kann ansteigen
 Meningeomey                                                                                        [25, 26]. Während einige Studien auf
 Mammakarzinom                            Risiko nicht      Mammakarzinom                           eine ungünstige Beeinflussung des Li-
 Prostatakarzinom                         oder nicht ein-   Ovarialkarzinom                         pidstoffwechsels mit Anstieg des LDL-
                                          deutig erhöht     Endometrium-, Zervixkarzinom
 x
                                                                                                    und Abfall des HDL-Cholesterins hin-
 potenzielle Nebenwirkung von Estradiol                                                             deuten [25, 26], zeigt sich in anderen
 y
 potenzielle Nebenwirkung von Cyproteronacetat
                                                                                                    Untersuchungen eher eine Angleichung
                                                                                                    der Blutfettwerte an den männlichen
Kontrolle der Knochendichtemessung               werden. Üblicherweise wird mit einer               Normalbereich [17]. Insgesamt gibt es
zu empfehlen [11].                               niedrigen Dosis einmal täglich begon-              Hinweise auf ein etwas erhöhtes Risi-
   Insbesondere unter hohen Estradiol-           nen. Bei nicht ausreichendem Effekt                 ko für kardiovaskuläre Ereignisse [28,
dosen kommt es häufiger zu leichten bis           kann die Dosis auf 2-mal täglich er-               29]. Bei Anwendung moderner, leitli-
mäßigen Anstiegen der Prolaktinkon-              höht werden oder alternativ ein GnRH-              nienbasierter Therapieregimes scheinen
zentration, die toleriert werden können.         Analogon eingesetzt werden. Nähere In-             relevante Leberwerterhöhungen deut-
Bei relevanter Erhöhung auf mehr als             formationen zu Präparaten und üblichen             lich seltener aufzutreten [17, 27] als in
das Doppelte der oberen Norm muss                Dosierungen finden sich in . Tab. 2.                früheren Arbeiten [6] berichtet.
die Estradioldosis ggf. angepasst werden
und bei Persistenz sollte gegebenenfalls         Zeitlicher Verlauf und Grenzen der                 Empfohlene Verlaufskontrollen
auch eine Bildgebung der Hypophyse               Therapie                                           unter Therapie [11]
erfolgen, da Einzelfälle von Prolaktino-
men unter langdauernder, hochdosierter           Siehe . Tab. 3.                                    Nach Therapieeinleitung sollten regel-
Estradioltherapie beschrieben sind [32].                                                            mäßige Verlaufskontrollen erfolgen. Im
Cyproteronacetat erhöht dosisabhän-              Unerwünschte Wirkungen und                         ersten Jahr sind Kontrollen in 3-mona-
gig das Risiko für Meningeome, sodass            Risiken                                            tigen Abständen sinnvoll, längerfristig
die niedrigste wirksame Dosis dieses                                                                sollten sie alle 6–12 Monate erfolgen
Präparats gewählt werden sollte.                 Einen Überblick über unerwünschte                  und auch nach geschlechtsangleichen-
                                                 Wirkungen und Risiken gibt . Tab. 4.               den operativen Eingriffen weiter fort-
Transidentität von Frau zu Mann                  Häufigste unerwünschte Wirkung ist                  geführt werden. Serummessungen der
(Transmänner)                                    eine Akne [17, 33]. Bei Behandlungsbe-             Geschlechtshormone sind zur Einschät-
                                                 dürftigkeit kommen je nach Schweregrad             zung der notwendigen Dosierungen
Therapie                                         der Akne topische oder systemische Re-             und insbesondere zur Vermeidung einer
                                                 tinoide oder Antibiotika zum Einsatz.              Übertherapie hilfreich. Bei Transfrauen
Es erfolgt die Gabe von Testosteron in           Bei der Anwendung von Retinoiden                   sollten Estradiolwerte im mittleren Re-
Form eines transdermalen Gels oder               ist aufgrund der Teratogenität bei mit             ferenzbereich prämenopausaler Frauen
eines intramuskulär injizierten Depot-           biologischen Männern sexuell aktiven               (< 200 pg/ml) und Testosteronwerte im
präparats (Testosteronundecanoat). Zur           Transmännern auf eine sichere Kontra-              weiblichen Referenzbereich (< 55 ng/dl)
Menstruationsunterdrückung ist die vor-          zeption zu achten (siehe hierzu auch               angestrebt werden. Die Entwicklung ei-
übergehende Hinzunahme eines Gesta-              unten). Kombinierte orale Kontrazepti-             ner weiblichen Brust ist interindividuell
gens bis zur ausreichenden Suppression           va mit einem antiandrogen wirksamen                sehr unterschiedlich ausgeprägt, erfolgt
der gonadotropen Achse durch die Tes-            Gestagen sind für Transmänner keine                überwiegend in den ersten 1–2 Jahren
tosterontherapie möglich [11]. Um eine           geeignete Therapieoption [34].                     der Hormontherapie und bleibt häufig
verlässliche Menstruationshemmung zu                 Gelegentlich wird über eine gesteiger-         pubertär unvollständig. Mehrere Studien
erreichen, müssen Gestagenpräparatio-            te Aggressivität berichtet. Dies sollte be-        zeigen, dass die Brustentwicklung nicht
nen sehr regelmäßig in einem zeitlichen          reits vor Therapiebeginn sowie regelmä-            mit den gemessenen Estradiolwerten
eng begrenzten Fenster eingenommen               ßig im Verlauf angesprochen werden.                korreliert [17, 18, 36]. Eine Steigerung

                                                                                              Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Gynäkologische Endokrinologie

der Estradioldosis über das physiolo-            hin werden regelmäßige gynäkologische         und die von den Betroffenen selbst zu
gische Maß hinaus fördert das weitere            Früherkennungsuntersuchungen wie für          tragenden Kosten eingegangen werden,
Wachstum der Brust nicht, erhöht jedoch          biologische Frauen empfohlen [11].            die je nach Behandlungsart und -dauer
das Risiko für unerwünschte Langzeit-               Trotz ihrer wichtigen Bedeutung            bis weit in den 5-stelligen Eurobereich
wirkungen der Therapie.                          werden die genannten Früherkennungs-          reichen können.
   Bei Transmännern wird ein Testos-             untersuchungen – aus durchaus nach-               Für Transfrauen ist eine Kryokonser-
teronwert im männlichen Referenzbe-              vollziehbaren Gründen – häufig nicht           vierung von Spermien möglich. Diese
reich (ca. 250–840 ng/dl) angestrebt. Hä-        oder unregelmäßig wahrgenommen. Die           sollte möglichst vor Therapiebeginn er-
moglobin und Hämatokrit sind wichti-             Hemmschwelle, sich als Transfrau einer        folgen. Je nach Qualität und Menge des
ge Marker der Testosteronwirkung und             urologischen bzw. Transmann einer             kryokonservierten Materials ist eine In-
sollten ebenfalls regelmäßig verlaufskon-        gynäkologischen Untersuchung zu un-           semination oder IVF/ICSI-Behandlung
trolliert werden.                                terziehen, ist oft sehr hoch. Nicht selten    mit Eizellen der Partnerin erforderlich,
   Darüber hinaus sollte ein regelmäßi-          berichteten insbesondere Transmänner          wenn ein Kinderwunsch konkret wird.
ges Screening auf mögliche unerwünsch-           auch von erheblichen Schwierigkeiten,         Eine assistierte Reproduktion recht-
te Wirkungen und Risiken erfolgen mit            in einer gynäkologischen Praxis als Pa-       lich gleichgeschlechtlicher Paare ist in
Erfragung von Risikofaktoren und even-           tient angenommen zu werden [9]. Für           Deutschland prinzipiell legal, wird aber
tueller Komedikation sowie Kontrollen            transidente Menschen muss, auch nach          nicht in allen Zentren angeboten.
von Körpergewicht, Blutdruck, Leber-             erfolgter Personenstandsänderung, eine            Die Fertilität von Transmännern kann
werten, Lipidstatus, Blutbild und bei            regelmäßige gynäkologische Betreuung          durch eine Kryokonservierung von Ei-
feminisierender Therapie auch Prolaktin          gewährleistet sein.                           zellen oder ovariellem Gewebe erhalten
[11].                                                                                          werden. Ist eine geschlechtsangleichen-
                                                 Kontrazeption                                 de Operation mit Hysterektomie und Ad-
Gynäkologische und                                                                             nexektomie nicht oder erst später geplant,
urologische Untersuchungen                       Die virilisierende Hormontherapie mit         kann eine Schwangerschaft nach Abset-
                                                 Testosteron allein bietet keinen ausrei-      zen der GAHT unter Umständen auch
Transfrauen                                      chend sicheren Kontrazeptionsschutz.          spontan erzielt werden. Eine Eizellspende
                                                 Mit biologischen Männern sexuell aktive       ist in Deutschland rechtlich unzulässig.
Das Risiko für die Entstehung eines              Transmänner sollten darüber aufgeklärt        Eine Austragung der Schwangerschaft ist
Mammakarzinoms bleibt auch unter fe-             und zu sicheren und in der Kombination        somit nur durch den Transmann selbst
minisierender Hormontherapie kleiner             mit einer GAHT einsetzbaren Verhü-            – unter Pausierung der Testosteronthe-
als das biologischer Frauen, steigt jedoch       tungsmethoden beraten werden. Neben           rapie – möglich.
im Vergleich mit Männern auf das 46-Fa-          Barrieremethoden eignen sich orale                Nach deutscher Gesetzgebung bleibt
che an [37]. Transfrauen sollten daher an        oder intramuskulär injizierte Gesta-          die Transfrau, mit deren Spermien ein
den üblichen empfohlenen gynäkologi-             genpräparate sowie hormonfreie oder           Kind entstanden ist, bzw. der Transmann,
schen Früherkennungsuntersuchungen               gestagenbeschichtete Intrauterinpessare.      der ein Kind entbindet, auch nach er-
teilnehmen [11].                                 Auch mit biologischen Frauen sexuell          folgter Personenstandsänderung als Va-
    Da bei der geschlechtsangleichenden          aktive Transfrauen müssen weiterhin auf       ter bzw. Mutter dieses Kindes eingetragen
Unterleibsoperation die Prostata in situ         eine Verhütung achten.                        [12].
belassen wird und Einzelfälle von be-
nigner Prostatahyperplasie [38] wie auch         Fertilität und Kinderwunsch                   Fazit für die Praxis
Prostatakarzinomen[39]beiTransfrauen
unter Hormontherapie beschrieben sind,           Sowohl die feminisierende als auch die        4 Die geschlechtsangleichende Hor-
werden ab dem 50. Lebensjahr jährliche           virilisierende Hormontherapie führen            montherapie führt rasch zu erhebli-
PSA-Kontrollen und klinische Untersu-            im Verlauf zu einer Beeinträchtigung            chen, teilweise irreversiblen Verän-
chungen der Prostata empfohlen [11].             der Fertilität. Die Auswirkungen auf            derungen und bedarf daher einer
                                                 die Fruchtbarkeit sind interindividuell         eindeutigen Indikationsstellung.
Transmänner                                      sehr unterschiedlich und zeitlich so-         4 Vor Therapieeinleitung ist ein um-
                                                 wie in ihrer Ausprägung im Einzelfall           fangreiches Screening auf etwaige
Aufgrund der Aromatisierung von Tes-             nicht vorhersehbar. Die Entstehung ei-          Risikofaktoren notwendig. Vorbe-
tosteron zu Estradiol besteht unter der          ner irreversiblen Infertilität ist möglich.     stehende Komorbiditäten müssen
GAHT prinzipiell weiterhin ein Risiko            Transidente Menschen müssen vor Be-             adäquat behandelt sein.
für hormonabhängige Tumoren. Die Da-             ginn einer GAHT ausführlich darüber           4 Die feminisierende Behandlung
tenlage hierzu ist insgesamt gering. Es          und über die zur Verfügung stehenden            erfolgt gemäß der vorliegenden
wird daher insgesamt eher zur Durch-             Methoden eines Fertilitätserhalts aufge-        Leitlinienempfehlungen mit 17β-
führung einer Hysterektomie mit beid-            klärt werden. Dabei sollte auch auf die         Estradiol(valerat) in Kombination
seitiger Adnexektomie geraten. Bis da-           bestehenden rechtlichen Limitationen            mit einem Antiandrogen. Der Einsatz

 Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
von Ethinylestradiol ist aufgrund des                     Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der                cross-gender hormone treatment. Metabolism
                                                            Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/                 38(9):869–873
  deutlich höheren Nebenwirkungs-                           licenses/by/4.0/deed.de.                                      14. Toorians AWFT, Thomassen MCLGD, Zweegman S
  profils obsolet. Zur virilisierenden                                                                                         et al (2003) Venous thrombosis and changes of
  Therapie werden transdermale oder                                                                                           hemostatic variables during cross-sex hormone
                                                                                                                              treatment in transsexual people. J Clin Endocrinol
  intramuskuläre Testosteronpräparate                       Literatur                                                         Metab. https://doi.org/10.1210/jc.2003-030520
  eingesetzt.                                                                                                             15. Sweetland S, Beral V, Balkwill A et al (2012)
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                                                                The Amsterdam cohort of gender dysphoria study                of different types of postmenopausal hormone
  regelmäßige klinische und laborche-                           (1972–2015): trends in prevalence, treatment, and             therapy in a large prospective study. J Thromb
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                                                             2. Reisner SL, Poteat T, Keatley J et al (2016) Global       16. Gooren LJ, Giltay EJ, Bunck MC (2008) Long-
  auch nach erfolgter Personenstands-                           health burden and needs of transgender populati-              term treatment of transsexuals with cross-sex
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                                                             3. Steensma TD, Biemond R, De Boer F, Cohen-                     1210/jc.2007-1809
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4 Fragen zu Kontrazeption und Fer-                              dysphoria after childhood: a qualitative follow-up            Herrmann E, Bojunga J (2019) Safety and rapid
  tilität sollten vor Therapiebeginn                            study. Clin Child Psychol Psychiatry 16(4):499–516.           efficacy of guideline-based gender affirming
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  besprochen werden.                                         4. Bauer GR, Scheim AI, Pyne J, Travers R, Hammond R             diagnosedwithgenderdysphoria.EurJEndocrinol.
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                                                                suicide risk in transgender persons: a respondent         18. Wierckx K, Gooren L, T’Sjoen G (2014) Clinical
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                                                                behavior, health promotion and society. BMC                   en receiving cross-sex hormones. J Sex Med
PD Dr. med. Gesine Meyer                                        Public Health. https://doi.org/10.1186/s12889-                11(5):1240–1247. https://doi.org/10.1111/jsm.
Zentrum für Innere Medizin, Medizinische                        015-1867-2                                                    12487
Klinik 1, Schwerpunkt Endokrinologie,                        5. WierckxK,ElautE,DeclercqEetal(2013)Prevalence             19. Seal LJ (2016) A review of the physical and meta-
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Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt,                           sex hormone therapy in a large cohort of trans                treatment of gender dysphoria. Ann Clin Biochem.
                                                                persons: a case-control study. Eur J Endocrinol               https://doi.org/10.1177/0004563215587763
Deutschland
                                                                169(4):471–478. https://doi.org/10.1530/EJE-13-           20. Defreyne J, Van de Bruaene LDL, Rietzschel E, Van
gesine.meyer@kgu.de                                             0493                                                          Schuylenbergh J, T’Sjoen GGR (2019) Effects of
                                                             6. van Kesteren PJM, Asscheman H, Megens JAJ,                    gender-affirming hormones on lipid, metabolic,
Funding. Open Access funding enabled and organi-                Gooren LJG (1997) Mortality and morbidity                     and cardiac surrogate blood markers in transgen-
zed by Projekt DEAL.                                            in transsexual subjects treated with cross-sex                der persons. Clin Chem. https://doi.org/10.1373/
                                                                hormones. Clin Endocrinol (Oxf). https://doi.org/             clinchem.2018.288241
                                                                10.1046/j.1365-2265.1997.2601068.x                        21. Arnold JD, Sarkodie EP, Coleman ME, Goldstein DA
                                                             7. Murad MH, Elamin MB, Garcia MZ et al (2010)                   (2016) Incidence of venous thromboembolism
Einhaltung ethischer Richtlinien                                Hormonal therapy and sex reassignment: a                      in transgender women receiving oral estradiol.
                                                                systematic review and meta-analysis of quality of             J Sex Med 13:1773–1777. https://doi.org/10.1016/
Interessenkonflikt. G. Meyer gibt an, dass kein                  life and psychosocial outcomes. Clin Endocrinol               j.jsxm.2016.09.001
Interessenkonflikt besteht.                                      (Oxf). https://doi.org/10.1111/j.1365-2265.2009.          22. Kozato A, Fox GWC, Yong PC et al (2021) No venous
                                                                03625.x                                                       thromboembolism increase among transgender
                                                             8. Fisher AD, Castellini G, Ristori J et al (2016) Cross-        female patients remaining on estrogen for
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine
                                                                sex hormone treatment and psychobiological                    gender-affirming surgery. J Clin Endocrinol Metab
Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
                                                                changes in transsexual persons: two-year follow-              106(4):e1586–e1590. https://doi.org/10.1210/
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
                                                                up data. J Clin Endocrinol Metab. https://doi.org/            clinem/dgaa966
angegebenen ethischen Richtlinien.
                                                                10.1210/jc.2016-1276                                      23. BoskeyER,TaghiniaAH,GanorO(2019)Association
                                                             9. JaffeeKD, ShiresDA, StroumsaD(2016)Discrimina-                 of surgical risk with exogenous hormone use
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
                                                                tion and delayed health care among transgender                in transgender patients: a systematic review.
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
                                                                women and men implications for improving                      JAMA Surg 154:109–115. https://doi.org/10.1001/
veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
                                                                medical education and health care delivery. Med               jamasurg.2018.4598
Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
                                                                Care 54(11):1010–1016. https://doi.org/10.1097/           24. Shatzel JJ, Connelly KJ, DeLoughery TG (2017)
chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
                                                                MLR.0000000000000583                                          Thrombotic issues in transgender medicine: a
ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge-
                                                            10. Safer JD, Tangpricha V (2019) Care of transgender             review. Am J Hematol 92(2):204–208. https://doi.
mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
                                                                persons. N Engl J Med 381(25):2451–2460. https://             org/10.1002/ajh.24593
beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
                                                                doi.org/10.1056/NEJMcp1903650                             25. Pelusi C, Costantino A, Martelli V et al (2014) Effects
men wurden.
                                                            11. Hembree WC, Cohen-Kettenis PT, Gooren L                       of three different testosterone formulations in
                                                                et al (2017) Endocrine treatment of gender-                   female-to-male transsexual persons. J Sex Med
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
                                                                dysphoric/ gender-incongruent persons: an                     11(12):3002–3011. https://doi.org/10.1111/jsm.
Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
                                                                endocrine society∗clinical practice guideline.                12698
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil-
                                                                J Clin Endocrinol Metab. https://doi.org/10.1210/         26. Gooren LJ, Giltay EJ (2014) Men and women,
dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
                                                                jc.2017-01658                                                 so different, so similar: observations from cross-
treffende Material nicht unter der genannten Creative
                                                            12. Coleman E, Bockting W, Botzer M et al (2012)                  sex hormone treatment of transsexual subjects.
Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
                                                                Standards of care for the health of transsexual,              Andrologia. https://doi.org/10.1111/and.12111
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
                                                                transgender, and gender nonconforming people,             27. Wierckx K, Van Caenegem E, Schreiner T et al (2014)
die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma-
                                                                version 7. Int J Transgend 13(4):165–232. https://            Cross-sex hormone therapy in trans persons is
terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
                                                                doi.org/10.1080/15532739.2011.700873                          safe and effective at short-time follow-up: results
einzuholen.
                                                            13. Asscheman H, Gooren LJG, Eklund PLE (1989) Mor-               from the European network for the investigation of
                                                                tality and morbidity in transsexual patients with             gender incongruence. J Sex Med 11(8):1999–2011.
                                                                                                                              https://doi.org/10.1111/jsm.12571

                                                                                                                    Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
Gynäkologische Endokrinologie

28. Nota NM, Wiepjes CM, De Blok CJM, Gooren LJG,
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    of acute cardiovascular events in transgender
    individuals receiving hormone therapy results
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    org/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.038584
29. Getahun D, Nash R, Flanders WD et al (2018) Cross-
    sex hormones and acute cardiovascular events in
    transgender persons: a cohort study. Ann Intern
    Med 169(4):205–213. https://doi.org/10.7326/
    M17-2785
30. Tangpricha V, den Heijer M (2017) Oestrogen and
    anti-androgen therapy for transgender women.
    Lancet Diabetes Endocrinol 5(4):291–300. https://
    doi.org/10.1016/S2213-8587(16)30319-9
31. Gooren LJ, T’Sjoen G (2018) Endocrine treatment
    of aging transgender people. Rev Endocr Metab
    Disord. https://doi.org/10.1007/s11154-018-
    9449-0
32. Cunha FS, Domenice S, Câmara VL et al (2015)
    Diagnosis of prolactinoma in two male-to-female
    transsexual subjects following high-dose cross-
    sex hormone therapy. Andrologia 47(6):680–684.
    https://doi.org/10.1111/and.12317
33. Giltay EJ, Gooren LJG (2000) Effects of sex steroid
    deprivation/administration on hair growth and
    skin sebum production in transsexual males and
    females. J Clin Endocrinol Metab. https://doi.org/
    10.1210/jcem.85.8.6710
34. Motosko CC, Zakhem GA, Pomeranz MK, Hazen A
    (2019) Acne: a side-effect of masculinizing
    hormonal therapy in transgender patients. Br J
    Dermatol. https://doi.org/10.1111/bjd.17083
35. Defreyne J, Vantomme B, Van Caenegem E et
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    10.1111/andr.12485
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    cross-sexhormonetherapy:resultsofaprospective
    multicenter study. J Clin Endocrinol Metab. https://
    doi.org/10.1210/jc.2017-01927
37. De Blok CJM, Wiepjes CM, Nota NM et al (2019)
    Breast cancer risk in transgender people receiving
    hormone treatment: nationwide cohort study in
    the Netherlands. BMJ. https://doi.org/10.1136/
    bmj.l1652
38. Casella R, Bubendorf L, Schaefer DJ, Bachmann A,
    Gasser TC, Sulser T (2005) Does the prostate
    really need androgens to grow? Transurethral
    resection of the prostate in a male-to-female
    transsexual 25 years after sex-changing operation.
    Urol Int 75(3):288–290. https://doi.org/10.1159/
    000087811
39. Miksad RA, Bubley G, Church P et al (2006) Prostate
    cancer in a transgender woman 41 years after initi-
    ation of feminization. JAMA296(19):2316–2317

Hinweis des Verlags. Der Verlag bleibt in Hinblick
auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeich-
nungen in veröffentlichten Karten und Instituts-
adressen neutral.

  Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz
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