Gesicherte Qualitäten - ARCHITEKTURJOURNAL ...
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B A U W E LT Gesicherte Qualitäten Die Biotope City Wienerberg steht kurz vor der Fertigstellung. Mit viel Grün in der Fläche und an den Fassaden, Gemeinschafts einrichtungen und leistbarem Wohnraum ist sie auch zum Vermächtnis des Architekten Harry Glück geworden. Alle Fotos: © Roland Kanfer Der Entwurf für den größten Bauteil in der Biotope City stammt noch von Architekt Harry Glück. 8
BIOTOPE CITY W ei tm os er ga sse Autohaus Bauplatz 9 WOHNUNGS EIGENTUM Bauplatz 8 Neue ße Bauplatz 13 Stra Mittelschule Bauplätze 1 + 2 WIEN-SÜD ter The Brick s Trie Bauplatz 4/2 GESIBA Bauplatz 7 Bauplatz 14 GESIBA Bauplatz 4/1 BUWOG GESIBA Bauplatz 6 ARWAG Bauplatz 12 BUWOG Bauplatz 6 ARWAG © www.biotopecity.wien / Bearbeitung: Redaktion Bauplatz 11 Bauplatz 3 BUWOG ÖSW Bauplatz 5 Übersicht WIEN-SÜD Bauplatz 10 Biotope City: WIENER Baufelder und HEIM Bauträger Erholungsgebiet Wienerberg „Wir haben fast alle Qualitätskriterien er Straße. Seit Herbst 2017 in Bau, stehen Bauträgern und Architekturbüros zuge reicht!“ Rüdiger Lainer, Stadtplaner und rund 1000 Wohnungen, Gemeinschaftsräu wiesen wurden. Die Entwürfe wurden dem einer der maßgeblichen Architekten der me, Gemeinschaftsgärten, Gewerbeflächen, Grundstücksbeirat vorgelegt, der diese wie „Biotope City Wienerberg“, zeigt sich stolz. Kinder- und Jugendspielplätze, eine Schule, bei einem Bauträgerwettbewerb nach den Kooperative Quartiersentwicklung, gemein ein Kindergarten, ein Bürogebäude und ein vier Beurteilungskriterien Architektur, Öko sames städtebauliches Leitbild, gemein Hotel auf dem 50.000 Quadratmeter gro nomie, Ökologie und soziale Nachhaltigkeit sames Begrünungs-, Gestaltungs- und ßen Areal kurz vor der Fertigstellung oder bewertete. Nutzungskonzept, übergeordnetes Ge sind teilweise bereits in Betrieb. Rund 600 der knapp 1000 Wohnungen bietsmanagement – das waren die wesent Die Biotope City Wienerberg ist die ers sind mit Wohnbauförderung errichtet. Und lichen Kriterien bei der Entwicklung der te Realisierung des Konzepts, mit dem die da kam den Bauträgern eine Gesetzes „Stadt in der Natur“, wie die deutsche Stadtplanerin Fassbinder beweisen möchte, änderung im Jahr 2018 gerade recht: Bis Stadtplanerin Helga Fassbinder ihr 2002 dass verdichtetes Bauen und Wohnen im dahin war die Wohnbauförderung an eine publiziertes Konzept nennt. Auf diesem Grünen zugleich möglich sind. In das inter Deckelung der Baukosten gekoppelt – sie Konzept und den vom verstorbenen Wie disziplinäre, kooperative Projektentwick durften die Höhe von 1800 Euro pro Quad ner Architekten Harry Glück postulierten lungsverfahren, das auf diesem Leitbild ratmeter Nutzfläche nicht überschreiten. Kriterien für sozialen Wohnbau baute der basierte, waren sieben Bauträger, drei Ar Damit wäre man nicht durchgekommen, è im Eigentum der Stadt Wien stehende Bau chitekturbüros, Fachplaner, der Bezirk so träger GESIBA (Gemeinnützige Siedlungs- wie die MA 21 Stadtteilplanung eingebun und Bauaktiengesellschaft) auf. Gemeinsam den. Ergebnis war der Qualitätenkatalog, mit der gemeinnützigen Wien-Süd und zu dem sich alle gegenüber der Stadt Wien dem gewerblichen Bauträger Wiener Heim verpflichtet haben, sowie ein darauf basie initiierte die Gesiba ein interdisziplinäres, render Masterplan, den das Architekturbüro kooperatives Planungsverfahren für eine StudioVlay im Jahr 2014 entwickelte. Das grüne Stadt in der Stadt auf den ehemali Areal wurde in 14 Bauplätze unterteilt, die gen Coca-Cola-Gründen an der Triester den drei beteiligten sowie weiteren Bauteil 5, ARWAG. Rendering (rechts) Roland Kanfer und im Bauzustand (großes Bild links) 9 351 4/ 2020
B A U W E LT wie die Projektleiter der gemeinnützigen Wohnbauträger GESIBA und ÖSW, Patrick Ritter und Peter Grandits, zugeben. Denn seit den Ausschreibungen der Bauleistun gen im Jahr 2017 seien die Preise um rund 30 Prozent gestiegen. Die Aufhebung des Kostendeckels in der Wohnbauförderungs novelle sei daher sehr wichtig gewesen, be tont Ritter. © SCHRIENER KASTLER Visuelle Kommunikation Vermächtnis des Harry Glück Wenn man so will, ist die Biotope City auch zum Vermächtnis des Architekten Harry Glück geworden. Ein wesentliches Kriteri um, zu dem sich alle Bauträger in der Um setzung verpflichtet haben, war Glücks Gebäudekonzept, wie er es in zahlreichen sozialen Wohnbauten in Wien umgesetzt hat: leistbaren und nutzerfreundlichen Die Bauteile 4/1 und 4/2 (GESIBA) mit der Mikrozone. Wohnraum durch Architektur zu schaffen. Rendering (oben), im Bauzustand (unten) Tiefe Baukörper, ausreichende Breite und Belichtung sowie Differenzierung der Gän ge, eine ökologisch und ökonomisch güns tige Geometrie der Baukörper mit sozialem Mehrwert durch Freiflächen oder seine be rühmten Schwimmbäder am Dach gehören dazu. Der Entwurf für den auf Bauplatz 5 entstehenden Wohnbau der Wien-Süd stammt noch von ihm, HD Architekten haben ihn weitergeplant. In diesem Wohn haus befinden sich 98 Wohnungen, rund zwei Drittel davon freifinanzierte und ein Drittel geförderte, 33 davon sind SMART- Wohnungen. Das zentrale Stiegenhaus ist durchgehend natürlich belichtet. Die Woh nungen im Erdgeschoß und ersten Ober geschoß sind Maisonetten und besitzen Eigengärten, alle darüber liegenden haben einen Balkon. Das obligatorische Schwimm bad am Dach fehlt auch nicht. Unmittelbar daneben, auf Bauplatz 6, errichtet die ARWAG 160 Mietwohnungen und 15 Eigentumswohnungen nach dem Entwurf der Architekten Peretti + Peretti. Auch bei diesem Projekt lobte der Grund stücksbeirat die Fortführung der „Glück schen Wohnbauphilosophie“, auch wenn der Mittelgang zu schmal ausgefallen ist, wie in der Jurybeurteilung zu lesen ist. Drei Wohnbauten mit mehr als 150 ge förderten Wohnungen (Bauplätze 4/1, 4/2 und 7) werden von der Gesiba errichtet, die federführend bei der Entwicklung des ehe maligen Coca-Cola-Areals fungiert. Geplant wurden sie von Architekt Rüdiger Lainer, der auch für den auf Bauplatz 3 entstehen den Wohnbau der Bauträger ÖSW und Wohnungseigentum verantwortlich zeich net. Bei diesem Projekt würdigte der Grundstücksbeirat besonders den Umgang 10
BIOTOPE CITY Bauteil 5 (Wien-Süd, links) und Bauteil 10 (Wiener Heim) Bauteil 6, ARWAG. Visualisierung (links) und im Bauzustand (unten) mit der Baumasse, die durch die Knickung des Baukörpers mit einer Höhe von zwölf Geschoßen und einer Länge von rund 85 Metern einer Monotonie entgegenwirke. Die Bauplätze 10, 11, 12, 13 und 14 © Peretti + Peretti ZT GmbH wurden vom Architekturbüro BKK-3 für die Bauträger Wiener Heim, BUWOG und Wien- Süd geplant. Diese Projekte wurden vom Grundstücksbeirat nicht beurteilt, ebenso wie der auf Bauplatz 9 vom StudioVlay (mittlerweile StudioVlayStreeruwitz) ent worfene Wohnbau für den gemeinnützigen Bauträger Wohnungseigentum, da es sich ausschließlich um freifinanzierte Wohnun gen handelt – was nicht heißt, dass sich die Bauträger bei diesen Projekten nicht eben falls an den Qualitätenkatalog gehalten hätten. Das gilt auch für die Bauplätze 1 und 2, die nach Plänen von Rüdiger Lainer vom Immobilienentwickler Soravia mit einer Konzernzentrale und einem Hotel bebaut wurden (siehe dazu den Projektbericht auf Seite 38). Im Qualitätenkatalog wurde außerdem festgelegt, dass die auf dem Bauplatz 8 errichtete Neue Mittelschule in einem offenen Gestaltungswettbewerb er mittelt werden musste. Gewonnen hat ihn Schluder Architektur aus Wien. Im Septem ber geht die Schule in Betrieb – einen aus führlichen Projektbericht wird es hier in der Oktoberausgabe geben. è 11 351 4/ 2020
B A U W E LT Bauplatz 12 (links) und 11 (oben), BUWOG Das verbesserungswürdige Biotop vor Bauteil 10 Grüne Stadt Zu einer Stadt gehören Grünflächen. Grünflächen, wie er in den Visualisierungen größte Teil des anfallenden Wassers dient Besonders bei diesem Projekt waren die lockt, möglichst rasch zu realisieren, wer zur Bewässerung der Grünflächen, die umfangreiche horizontale und vertikale den noch diesen Herbst – dem Konzept Überschussmengen werden in den Wiener Begrünung, eine gemeinsame Freiraum- von Harry Glück entsprechend – zwischen bergteich im Erholungsgebiet sowie in ein – gestaltung sowie die Schaffung von Urban- den Baukörpern große Bäume gepflanzt, zurzeit unterversorgtes und durch Rotalgen- Gardening-Flächen ein wesentliches Krite die bereits einen Stammdurchmesser von befall in Mitleidenschaft gezogenes – rium des Qualitätenkatalogs. Die Wiener rund 30 Zentimeter erreicht haben. Biotop am Wohnareal geleitet. Landschaftsarchitekten Auböck & Kárász Bäume wird es auch im Bereich der Die ersten Bewohner sind im Vorjahr waren beim kooperativen Planungsverfah Schule sowie der Plätze zu beiden Seiten eingezogen. Ebenso sind der Kindergarten, ren dabei, der Masterplan der Grünflächen der sogenannten „Mikrozone“ geben – ein die Schule, das Hotel und die Konzernzent im gesamten Areal stammt von ihnen. weiteres Kriterium des Qualitätenkatalogs. rale bereits fertig. Die Mikrozone soll im Mit der Frage, wie die zukünftigen Be Zwischen den Bauteilen 4 (Gesiba) und 8 Lauf des Herbstes besiedelt werden. Mit wohner dazu gebracht werden könnten, die (Wien-Süd) soll Altstadtgefühl entstehen – Ausnahme des ÖSW-Wohnbaus auf Bau begrünte Fassade zu unterstützen, hat man mit einer Flanierzone zwischen kleinen und platz 3, dessen Fertigstellung für das erste sich besonders bei der Wien-Süd beschäf größeren Geschäften sowie unausgebauten Halbjahr 2021 geplant ist, wird die Biotope tigt. Es wurden Musterpflanzentröge an Räumlichkeiten, die günstig an Initiativen City also spätestens im Oktober den ersten gelegt und den Bewohnern verschiedene vermietet werden. Verwaltet werden diese Praxistest als „Stadt in der Natur“ zu be Pflanzpakete zur Auswahl angeboten, er Flächen von den Bauträgern. Geschützt stehen haben. • zählt Wien-Süd-Projektleiter Michael Sillipp. wird diese Mikrozone durch eine Arkade Nach der Besiedlung will der Bauträger aus beidseitig durchgehenden Vordächern. den Bewohnern die Möglichkeit bieten, die Ökologisch im Sinn einer Kreislaufver Dienste eines Gärtners in Anspruch zu wertung wird auch das Regenwasser Informationen nehmen. Um den Zustand der üppigen am Areal der Biotope City gemanagt. Der biotopecity.wien 12
BIOTOPE CITY Blick auf die Schule von Schluder Architektur. Bauteil 13 (WIEN SÜD), Im Vordergrund rechts Bauteil 9 (Wohnungseigentum) Bauteil 9 (WE, re.) Links nach rechts: Architekt Rüdiger Lainer, Birgit Kederst (BUWOG), Gesamtprojektmanager Robert Kopeinig, Ibrahim Memic (ARWAG), Peter Grandits (ÖSW/WE), Michael Sillipp (WIEN-SÜD), Patrick Ritter (GESIBA) - Bpl. 08: Neue Mittelschule • ca. 250 Bäume Projekt Landschaftsplanung / Biotope City Biotope City Wienerberg Umweltplanung Bauträger: Gesiba • 8900 m² Wiesenflächen Triester Straße 91, 1100 Wien Vorentwurf: Auböck & Kárász - Bpl. 09: Zelda-Kaplan-Weg • 930 m² Staudenflächen Entwurf und Ausführung: Knollconsult Bauträger: Wohnungseigentum • 13.600 m² Dachbegrünung Interdisziplinäres - Bpl. 10: Hochh(in)aus Planungsteam Quartiersmanagement Bauträger: Mischek Wiener Heim • 2200 m² Fassadenbegrünung Harry Glück (Stadtplanung/Architektur) Caritas Stadtteilarbeit - Bpl. 11+12+14: Amelie • 760 m² Retentionsteich Helga Fassbinder (Stadtplanerin) Bauträger: Buwog Maria Auböck, Janos Kárász Übergeordnete - Bpl. 13: Zelda-Kaplan-Weg Projektablauf (Freiraumplanung) Projektsteuerung Bauträger: Wien-Süd • Kooperatives Verfahren, Renate Rödel, Franz Sumnitsch (BKK-3) Lehner Real Consulting, Masterplan, RLP Rüdiger Lainer + Partner Robert Kopeinig Projektdaten (Stadtplanung/Architektur) Qualitätenkatalog 2015 Andreas Käfer (Stadtplanung/ Bauplätze • Gesamtareal: 50.000 m² • Baubeginn Herbst 2017 Architektur) • ca. 990 Wohnungen: davon - Bpl. 01+02: The Brick • Fertigstellung 1. HJ 2021 TraffiX (Mobilitätskonzept, Verkehr) Bauträger: Soravia 400 geförderte Wohnungen und Bernhard Scharf (Institut für - Bpl. 03: Urban im Grünen leben 200 SMART-Wohnungen Ingenieurbiologie und Landschaftsbau) Bauträger: ÖSW, Wohnungseigentum Wettbewerbsdokumentation Margarete Huber, Raimund Gutmann (wohnbund consult, soziale - Bpl. 04.1+04.2: Urbane Achse I – • 152 Hotelzimmer ARCHITEKTURJOURNAL / Quartiersentwicklung und Partizipation) Bauten für das Stadtleben • 1 Schule, 1 Kindergarten WETTBEWERBE Bauträger: Gesiba • 2000 m² Kinder-/Jugendspielplätze 4/2017 (333) Planende Architekten - Bpl. 05: Zelda-Kaplan-Weg 5 • 600 m² Gemeinschaftsgärten Bauträger: Wien-Süd RLP Rüdiger Lainer + Partner • 3850 m² Erdgeschoßgärten - Bpl. 06: Wohnen mitten im Park BKK-3 Bauträger: Arwag • 2500 Radabstellplätze HD Architekten - Bpl. 07: Urbane Achse II – Bauten für Peretti + Peretti • 1720 m² Gemeinschaftsräume das Stadtleben StudioVlayStreeruwitz Bauträger: Gesiba • ca. 20.000 m² Gewerbeflächen 13 351 4/ 2020
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