VERMIETUNG VON PRIVAT-WOHNUNGEN AN FLÜCHTLINGE - DIE MEHRHEIT DER WOHNGEBÄUDE-VERSICHERER BIETET VERSICHE-RUNGSSCHUTZ

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VERMIETUNG VON PRIVAT-WOHNUNGEN AN FLÜCHTLINGE - DIE MEHRHEIT DER WOHNGEBÄUDE-VERSICHERER BIETET VERSICHE-RUNGSSCHUTZ
VERMIETUNG VON PRIVAT-
WOHNUNGEN AN FLÜCHTLINGE –
DIE MEHRHEIT DER WOHNGEBÄUDE-
VERSICHERER BIETET VERSICHE-
RUNGSSCHUTZ
Aktualisierte Umfrage-Ergebnisse der Verbraucherzentrale

Hintergrund

Die Unterbringung von Flüchtlingen ist ein großes Thema in Deutschland. Mehrfach
berichteten die Medien, dass Wohngebäudeversicherer ihre Prämien drastisch erhöht
haben, nachdem Flüchtlinge in Wohnungen in Privathäusern eingezogen waren.

Der Bedarf an Wohnungen für Flüchtlinge in Privathäusern ist groß. Kleinere und
mittlere Gemeinden bringen Flüchtlinge meist in privaten Wohnungen unter, wie die
Beispiele Nieder-Olm und die Region Alzey-Land zeigen:

Die Verbandsgemeinde Nieder-Olm bringt Flüchtlinge dezentral unter. Hierfür mietet
sie Wohnungen in Privathäusern direkt von den Eigentümern an und schließt
klassische Mietverträge ab, wie sie jeder Mieter kennt. (So Jörg Kandulla von der
Verbandsgemeinde Nieder-Olm auf Nachfrage der Verbraucherzentrale am
03.07.2015)

Die Verbandsgemeinde Alzey Land umfasst mehr als 20 Gemeinden. Sie legt ebenfalls
großen Wert auf eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen in kleinen Einheiten.
Sie mietet privaten Wohnraum an, weil im ländlichen Raum keine Sammelunterkünfte
benötigt werden. (So Stefan Janosch von der Verbandsgemeinde Alzey-Land auf
Nachfrage der Verbraucherzentrale am 03.07.2015)

Die Umfrage

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat die Entwicklung am Wohnungsmarkt und
die Berichterstattung über extreme Beitragssteigerungen bei der
Wohngebäudeversicherung zum Anlass für einen umfassenden Marktcheck
genommen. Im Mai und Juni 2015 hat sie bundesweit Wohngebäudeversicherer dazu
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befragt, ob sie beim Einzug von Flüchtlingen in Privatwohnungen höhere Beiträge
fordern. Die Umfrage bezog sich ausdrücklich nicht auf Flüchtlingsheime oder ähnliche
Gemeinschaftsunterkünfte. Das Anschreiben an die Versicherer findet sich in der
Anlage.

Die Verbraucherzentrale hat deutschlandweit 90 Versicherer und Firmen
angeschrieben, die besondere Deckungskonzepte anbieten. Nicht mitgezählt und in
der Auswertung nicht berücksichtigt wurden dabei die angeschriebenen
Gesellschaften, die in der Antwort darauf hingewiesen haben, keine
Wohngebäudeversicherungen anzubieten. Sie waren in der der Verbraucherzentrale
zugänglichen Datenbank als Sachversicherer angegeben, haben aber die Sparte
Wohngebäudeversicherung offensichtlich nicht im Portfolio.

Auf diese Umfrage hat nicht einmal die Hälfte der Anbieter reagiert. Erst nachdem die
Ergebnisse Anfang Juli in den Medien veröffentlicht wurden, haben sich einige
Gesellschaften bei der Verbraucherzentrale gemeldet und behauptet, der Fragebogen
sei ihnen nicht zugegangen. Sie haben signalisiert, an der Umfrage ebenfalls
teilnehmen zu wollen.

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. hat sich daraufhin entschlossen, alle
Gesellschaften, die nicht geantwortet haben, noch einmal per E-Mail anzuschreiben,
um ihre Marktübersicht aktualisieren und vervollständigen zu können.

Das Ergebnis im Überblick:

Von den 73 Gesellschaften, die Wohngebäudeversicherungen anbieten, haben
insgesamt rund drei Viertel (78 Prozent) geantwortet.

                                             Nicht
                                        geantwortet; 16

            Geantwortet;
                57
53 Versicherer haben explizit erklärt, dass eine Unterbringung von Flüchtlingen in
Wohnungen in Privathäusern nicht zu einer Erhöhung der Prämie in der
Wohngebäudeversicherung führt. Viele von ihnen weisen zudem darauf hin, dass sie
bei Privathäusern nicht einmal danach fragen, wer dort einzieht.

Die Allianz, einer der größten deutschen Versicherer, hatte bei der ersten Umfrage als
einzige Gesellschaft die Teilnahme ausdrücklich abgelehnt. Nun teilt sie ebenfalls mit,
dass eine Versicherung ohne Einschränkungen möglich ist.

Die Antworten von vier weiteren Versicherern (Münchener Verein, Barmenia,
Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt und BGV/Badische Versicherung) waren
nicht verwertbar.

Auszüge aus den Antworten dieser vier Versicherer:

Münchener Verein

„Als Handwerksversicherer konzentrieren wir uns insbesondere auf die Absicherung
der Zielgruppe Handwerker und Handwerksfirmen. Im Bereich der
Gebäudeversicherung sind daher insbesondere die von dieser Kundengruppe
genutzten Gewerbe- und Wohnimmobilien versichert. Zudem haben wir als
mittelständischer Versicherer einen geringen Bestand im Wohngebäudebereich. Aus
den oben genannten zwei Gründen sind wir von dem Thema bislang nicht betroffen
und […] werden wir aber – sobald ein Fall auftritt – eine für alle Seiten verträgliche
Lösung finden.“

Barmenia Allgemeine Versicherungs AG

„Insbesondere wenn Gebäude wie Schulen, Büroflächen oder Lagerhallen genutzt
werden, die nicht darauf ausgerichtet sind, dass Menschen dauerhaft darin wohnen,
ergeben sich in der Regel neue Gefahren und Auflagen der Bauaufsicht –
beispielsweise hinsichtlich des Brandschutzes oder der Fluchtwege. Zum Schutz der
Menschen, die hier wohnen sollen, ist es Aufgabe der Versicherer, auf solche
Gefahrenlagen und Mängel hinzuweisen und erst dann Versicherungsschutz zu
vereinbaren, wenn diese Mängel beseitigt sind. Dasselbe gilt, wenn bisher privat
genutzter Wohnraum gewerblich als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird. Ob und zu
welchen Konditionen ein Objekt durch die Barmenia versichert wird, hängt vom
jeweiligen Einzelfall ab. Pauschale Zuschläge oder Ausschlüsse existieren nicht.“
Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt

„Die Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-Anhalt bietet als Anstalt des Öffentlichen
Rechts satzungsgemäß nur Versicherungsschutz für Gebäude in Sachsen-Anhalt. Als
Versicherungsunternehmen treten wir somit nicht bundesweit auf.

Eine Aussage zu dem Sie betreffenden Bundesland können wir daher nicht treffen.“

BGV/Badische Versicherung

„Als regional tätiger Kommunalversicherer in Baden ist der BGV mit seinen
kommunalen
Versicherungsnehmern wie zum Beispiel Landkreisen, Städten und Gemeinden, die
auch unsere Mitglieder sind, in besonderer Weise verbunden. Selbstverständlich
unterstützen wir die Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Wir haben für die Versicherung von
Asylbewerberwohnheimen und angemieteten oder erworbenen Wohngebäuden eine
Lösung gefunden, die die Gebietskörperschaften in unserem Geschäftsgebiet bei der
Unterbringung von Asylbewerbern und/oder Kriegsflüchtlingen unterstützt und auch auf
deren Zustimmung stößt.“

In der Gesamtschau sieht das Ergebnis der Versicherer, die geantwortet haben, wie
folgt aus:

                keine
             verwertbare
              Antwort; 4

                                           Abschluss ohne
                                           Einschränkung;
                                                 53
53 Gesellschaften geben an, ohne Einschränkungen zu versichern:

AachenMünchener Versicherung AG
ADLER Versicherung AG
Allianz Versicherungs AG
Alte Leipziger Versicherung AG
Ammerländer Versicherung VVaG
ARAG Allgemeine Versicherungs AG
ASSTEL Sachversicherung AG
AXA Versicherung AG
Basler Versicherung AG
Bayerische Hausbesitzer
Bruderhilfe Sachversicherung AG
Concordia Versicherungs-Gesellschaft aG
Condor Allgemeine Versicherungs-AG
Cosmos Versicherung AG
DA Deutsche Allgemeine Versicherung AG
DBV
Debeka Allgemeine Versicherung AG
DEVK Allgemeine Versicherungs-AG
ERGO Versicherungsgruppe AG
Garanta Versicherung-AG
GEGENSEITIGKEIT Versicherung Oldenburg VVaG
Generali Versicherung AG
Gothaer Allgemeine Versicherung AG
Grundeigentümer-Versicherung VVaG
GVV-Privatversicherung AG
HÄGER Versicherungsverein aG
HanseMerkur Allgemeine Versicherung AG
HDI Versicherung AG
HUK-COBURG-Allgemeine Versicherung-AG
INTER Allgemeine Versicherung AG
Interlloyd Versicherungs-AG
Janitos
Lippische LehrerBrandkasse Niedersachsen
maxPool
Nürnberger Allgemeine Versicherung AG
NV-Versicherungen VVaG
Öffentliche Braunschweig
Öffentliche Oldenburg
Provinzial Nord Brandkasse Aktiengesellschaft
Provinzial Rheinland Versicherung AG
R+V ALLGEMEINE Versicherung AG
SHB Allgemeine Versicherung
SIGNAL IDUNA Allgemeine Versicherung AG
SV Gebäudeversicherung Allgemeine Versicherung AG
uniVersa Allgemeine Versicherung AG
Versicherungskammer Bayern
VGH Versicherung
VHV Allgemeine Versicherung AG
VÖDAG
VPV Allgemeine Versicherungs-AG
Westfälische Provinzial Versicherung AG
WGV-Versicherung AG
Zurich Versicherung AG

Beispiele für Auszüge aus ergänzenden Erläuterungen dieser Versicherer

Einige Gesellschaften übersandten neben der direkten Beantwortung der Fragen auch
noch weitere, teils sehr erfreuliche Erläuterungen. Hier auszugsweise einige Beispiele:

DeBeKa:

„…Im Folgenden beantworten wir gerne Ihre Fragen:
Wohngebäudeversicherungsverträge mit Nutzung durch Flüchtlinge werden ohne
Risikozuschlag zu normalen Bedingungen geführt…“
Generali:

„….bei unseren Gebäudeversicherungen handelt es sich um objektbezogene
Sachversicherungen, bei denen sich die Tarifierungsmerkmale aus der zu
versichernden Sache ergeben. Wir fragen für die Prüfung der Antragsannahme und die
Berechnung des nach dem Tarif erforderlichen Beitrags nicht, welche Personen das
Gebäude beziehen[….] Die Staatsangehörigkeiten der Bewohner spielen bei uns
hierzu jedoch keine Rolle [….] In unseren Tarifen zu den Gebäudeversicherungen stellt
der reine Umstand, dass in dem Gebäude auch Flüchtlinge wohnen keinen Umstand
dar, nach dem wir aus diesem Grunde einen Beitragszuschlag fordern würden….“

VGH:

„…als öffentlich-rechtliches Versicherungsunternehmen sehen wir uns dem
Gemeinwohl verpflichtet. Die Unterbringung von Flüchtlingen betrachten wir als
gesamtgesellschaftliches Thema und bieten unseren Kunden selbstverständlich auch
in diesen Fällen Versicherungsschutz an.“

VHV:

„…Maßgeblich für die Versicherung von privaten Wohngebäuden sind die üblichen
Risikomerkmale wie Bedachung oder Bauart. Wer das Haus bewohnt, ist nicht relevant
für die Tarifierung.….“

16 Gesellschaften und Firmen haben nicht auf die Anfrage der
Verbraucherzentrale geantwortet:

Baden-Badener
Bayerische Beamten Versicherung AG
Continentale Sachversicherung AG
die Bayerische
EUROPA Versicherung AG *
Hamburger Feuerkasse Versicherungs AG
InterRisk Versicherungs-AG
Itzehoer Versicherungen Brandgilde von 1691 VvaG
Mannheimer Versicherung AG
Medien-Versicherung aG Karlsruhe
OSTANGLER Brandgilde VVaG
RheinLand Versicherungs AG
Schleswiger Versicherungsverein
Volkswohl Bund Sachversicherung AG *
Waldenburger Versicherung AG
WWK Allgemeine Versicherung AG *

*: Von den mit * gekennzeichneten Gesellschaften liegen der
Verbraucherzentrale automatisierte Eingangsbestätigungen vor. Die Anfrage
selbst haben sie aber nicht beantwortet.

Fazit der Verbraucherzentrale
Die gute Nachricht: Nimmt man das Gesamtergebnis beider Umfragen, so haben
knapp drei Viertel der angeschriebenen Versicherer explizit erklärt, dass eine
Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen in Privathäusern nicht zu einer
Erhöhung der Prämie in der Wohngebäudeversicherung führt. Darunter sind sowohl
große Unternehmen als auch Anbieter mit eher geringen Marktanteilen, wie zum
Beispiel die Adler Versicherungs AG, die Ammerländer Versicherungs VVaG oder die
Lippische Lehrer-Brandkasse Niedersachsen.

Erfreulich sind die Erläuterungen einer Reihe von Gesellschaften, die zeigen, dass
Verbraucherzentrale und große Teile der Versicherungswirtschaft bei der
Versicherbarkeit von Privatwohnungen, die von Flüchtlingen genutzt werden, keine
gegensätzlichen Standpunkte vertreten.

Nicht akzeptabel ist, dass immer noch rund ein Fünftel der angeschriebenen
Versicherer keine Notwendigkeit gesehen hat, überhaupt zu antworten. In keinem Fall
hat es eine Nachricht darüber gegeben, dass die Anfrage unzustellbar gewesen wäre.
Drei Anbieter haben sogar über ihre automatisierte Eingangsnachricht bestätigt, dass
sie die per E-Mail verschickte Anfrage erhalten haben. Dennoch haben sie die
gestellten Fragen nicht beantwortet. Nach nunmehr zwei Umläufen lässt sich nach
Meinung der Verbraucherzentrale hieraus der Schluss ableiten, dass diese
Gesellschaften private Flüchtlingswohnungen nicht oder nur mit Einschränkungen oder
Preiszuschlägen versichern.

Hier sind die Vorstände der betreffenden Versicherer gefordert, ihr Geschäftsgebaren
zu überdenken und ggf. ihre Annahmerichtlinien anzupassen.
Schließlich zeigt die Untersuchung, dass Hauseigentümer, die selbst oder über die
Gemeinden Wohnungen an Flüchtlinge vermieten möchten, unbedingt einen Preis-
Leistungs-Vergleich durchführen sollten. Berechnungen der Verbraucherzentrale
Rheinland-Pfalz e.V. haben sehr große Preis-Unterschiede ergeben. So liegt zum
Beispiel bei einem Zwei-Familien-Haus und einem Versicherungsschutz ohne
besondere Spezial-Vorgaben die Preisspanne zwischen ungefähr 800 und 1600 Euro.

Stand 13. August 2015

Kontakt
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.
Seppel-Glückert-Passage 10
55116 Mainz
info@vz-rlp.de
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