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Kanton Zürich Volkswirtschaftsdirektion Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürcher Wirtschaftsmonitoring Zürich ist Zentrum der Kreativwirtschaft März 2019
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 4 Spezialthema 4 Kreativwirtschaft macht Zürich attraktiv Zürich ist der wichtigste Standort für Kreativwirtschaft in der Schweiz. Als massgeblicher Wirtschaftsfaktor trägt die Branche mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen auch zur hohen Lebens qualität in der Region bei 6 Spielerisch zum Branchenprimus emporgestiegen Die Game-Industrie hat sich zu einem Wachstumstreiber des Zürcher Kreativsektors gemausert. Die interdisziplinäre Sparte an der Schnittstelle zwischen ICT, Design und Film hat grosses Zukunftspotenzial 8 Zürich auf die Landkarte der Filmbranche setzen Zürich entwickelt sich zu einer beliebten Adresse für Film- drehs. Die Film Commission Zurich ist Türöffnerin für alle Fragen rund um Dreharbeiten. Ihre Geschäftsführerin Olga Zachariadis setzt sich mit Herzblut für effiziente Bewilligungs- prozesse ein und hilft, den Standort Zürich möglichst gut in Szene zu setzen 10 Kanton Zürich 10 Zwei Schritte vor und einen zurück Die Zürcher Wirt- schaft kühlt sich derzeit leicht ab und die meisten Branchen vermelden eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage, ins besondere die Banken, die verschiedenen Dienstleistungen und die Industrie. Die Abkühlung dürfte jedoch nur vorüber gehend sein 14 Und der Mörtel trocknet nicht Die Aussichten in der Bauwirtschaft sind für 2019 und 2020 gut, ein Ende der inten- siven Bautätigkeit ist nicht in Sicht. Die Risiken des Immobili- enmarkts gehen eher von den steigenden Immobilienpreisen aus 17 Schweiz und 17 Weiterhin positive Impulse aus dem Ausland Die Ausland Aussenhandelsimpulse dürften für die Zürcher Volkswirt- schaft in diesem Jahr positiv ausfallen – sie schwächen sich aber weiter ab. In der Schweiz ist im laufenden Jahr mit be- deutend tieferem Wachstum der Wertschöpfung zu rechnen als noch 2018 23 Wirtschaftsdaten & Prognosen Dreharbeiten vor Zürichs Kulisse Film- und Werbeproduktionen an Zürichs Schauplätzen sind Standort promotion für Stadt und Kanton. Die «Film Commission Zurich» hilft seit 2016 mit ihren Dienstleistungen, Strassen und Plätze um die Limmat und in der Region als Filmkulisse zu vermarkten und den Standort möglichst gut in Szene zu setzten. Auf dem Bild sind Dreharbeiten von 1981 vor der Universität Zürich mit Lino Ventura und Michel Piccoli für den Thriller «Espion, lève-toi» zu sehen. 2 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Editorial Liebe Leserinnen Liebe Leser Kreativwirtschaft steht in Zürich und anderen Metro- polen wie Berlin oder Barcelona für Wirtschaft und Lebensqualität. Die vielen Erscheinungsformen dieser typischen Querschnittsbranche bereichern unseren Alltag, und die über 80 000 Beschäftigten der Kreativbranche im Kanton Zürich sind ein mass- geblicher Wirtschaftsfaktor. Kreative beliefern die Wirtschaft mit innovativen Dienstleistungen und Produkten und strahlen auf andere Branchen aus. Unsere Standortförderung bewirtschaftet den Cluster gemeinsam mit der Stadt Zürich, unter anderem mit Netzwerkveranstaltungen und Branchenanalysen. In den vergangenen Jahren wuchs der kreative Branchenkomplex überdurchschnittlich stark, allen voran die aufstrebende Software-/Games-Industrie. Auch die Filmbranche setzt willkommene Akzente und hilft bei Drehs in unserer Region, den Standort Zürich auch im Ausland gut in Szene zu setzen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 4. Die Zürcher Wirtschaft kühlt sich derzeit leicht ab und die meisten Branchen vermelden eine Verschlechte- rung ihrer Geschäftslage, insbesondere die Banken, verschiedene Dienstleistungen und die Industrie. Dies dürfte jedoch nur vorübergehend sein, denn insge- samt ist die Grosswetterlage weiterhin gut. Unsere volkswirtschaftlichen Analysen für Zürich, die Schweiz und das Ausland finden Sie ab Seite 10. Bruno Sauter, Chef Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 3
Spezialthema Bericht Kreativwirtschaft macht Zürich attraktiv Zürich ist der wichtigste Standort für Kreativwirtschaft in der Schweiz. Als massgeblicher Wirtschaftsfaktor trägt die Branche mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen auch zur hohen Lebensqualität in der Region bei. Kreativwirtschaft steht in Zürich und anderen Metropolen wie Zentralwäscherei bald rund 5000 Quadratmeter für Kultur- Berlin oder Barcelona längst für Wirtschaft und Lebensqualität. schaffende zur vorübergehenden Nutzung verfügbar sein. Ge- In den letzten Jahren ist die Branche zu einem massgeblichen meinsam genutzte Infrastruktur und unkomplizierte Begeg- Wirtschaftsfaktor geworden. Gemäss aktuellen Zahlen von nungsformen am Arbeitsplatz sind eine ideale Grundlage für 2016 sind im Kreativsektor im Kanton Zürich 80 000 Beschäf- Innovationen. tigte in umgerechnet 59 000 Vollzeitstellen tätig. Der Sektor ist statistisch in 13 Teilmärkte aufgeteilt und wuchs in den letzten Der Kreativsektor ist nicht nur aus der rein statistischen Bran- Jahren stärker als die Gesamtwirtschaft (vgl. Infografik S. 5). In chenperspektive der Unternehmen interessant. Er liefert auch der Schweiz ist Zürich der wichtigste Kreativstandort, was der Anteil der Branche an der gesamtschweizerischen Wertschöp- Fortsetzung Seite 6 fung von knapp 33 Prozent verdeutlicht. Fachleute rechnen damit, dass weiterhin mit einer dynamischen Entwicklung des Kreativsektors zu rechnen ist, sowohl in Zürich wie auch in an- deren urbanen Zentren im In- und Ausland. Auswahl an Veranstaltungen der Kreativwirtschaft in Zürich Die Kreativwirtschaft leistet auch einen Mehrwert für andere Kreislauf 345: Die Dichte an Kreativunternehmen ist in den Branchen – beispielsweise beim Industriedesign und bei der Stadtzürcher Kreisen 3, 4 und 5 besonders hoch. Jedes Jahr Game-Entwicklung – sowie einen wichtigen Beitrag zur inter- laden Galerien, Modegeschäfte oder Designläden an einem national anerkannten, hohen Lebensqualität in Zürich. Kreative Wochenende im Mai die Bevölkerung auf Entdeckungsreise ein. Unternehmen sind deshalb seit Langem auf dem Radar der Standortentwicklung. Die kantonale Standortförderung des Blickfang: Internationale Designmesse für Möbel, Mode und Amtes für Wirtschaft und Arbeit unterstützt den Cluster Krea- Schmuck tivwirtschaft gemeinsam mit der Stadt Zürich, unter anderem mit regelmässigen Netzwerkveranstaltungen und der Publika- Designgut: Schweizer Designmesse in Winterthur für nach tion von Daten zur Entwicklung. haltige Produkte Kleinteilig, aber gewichtig Design Biennale Zürich: Zielt nicht in erster Linie auf Die vielen Erscheinungsformen dieser typischen Querschnitts- Promotion und Verkauf ab, sondern auf eine aktive Beteiligung branche sorgen für eine breite Wahrnehmung ihrer Akteure, des Publikums Dienstleistungen und Produkte. Kreative bereichern nicht nur das Kulturleben im Raum Zürich, sie beliefern die Wirtschaft Photo Schweiz: Die jährliche Werkschau verschafft einen mit innovativen Dienstleistungen und Produkten. Die Kreativ- aktuellen Überblick über das fotografische Schaffen in der branche ist ausgesprochen kleinteilig und urban ausgerichtet, Schweiz. die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet in Klein- und Kleinst- unternehmen. Diese kleinen Strukturen bergen Vor- und Nach- Zurich Open House: Architektur- und Stadterlebnis für ein teile. Kleinunternehmerinnen und -unternehmer sind flexibel breites Publikum, das während einem Wochenende einen Blick und schliessen sich nach Bedarf in Netzwerken für Produktion hinter die Fassaden von rund 80 herausragenden Bauten werfen kann. und Vertrieb zusammen. Kleinunternehmen sind aber auch verstreut aufgestellt und können nicht gleich werbewirksam Die Zürcher Hochschule der Künste organisiert regel auftreten wie grosse Betriebe. mässig Ausstellungen, Führungen und Fachkonferenzen zu Kunst, Design, Film, Musik, Tanz und Theater. Gerade wegen ihrer kleinen Struktur wählen kreative Unterneh- merinnen und Unternehmer häufig ein Arbeitsumfeld, das Creative Zurich Wednesday: Viermal jährlich veranstalten kollektiv nutzbare Infrastruktur bietet. Sie bevorzugen dabei Stadt und Kanton Zürich Themenabende zu aktuellen Frage- zentrale Lagen und Räumlichkeiten, die günstig sind und Ge- stellungen der Kreativwirtschaft. staltungsspielraum bieten, häufig auch als Zwischennutzung. Neuere Beispiele hierfür sind das ehemalige Verwaltungszent- Die kantonale Standortförderung führt die wichtigsten rum von Franz Carl Weber («Gleis 70») und das «Basislager» in Veranstaltungen im Kreativsektor auf unter Altstetten, das «Lagerplatz-Areal» in Winterthur oder das www.standort.zh.ch/creative «Noerd» in Oerlikon. In Zürich West sollen in der ehemaligen 4 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Spezialthema Infografik Kreative bringen Zürcher Volkswirtschaft voran Software-/Games-Industrie ist Spitzenreiterin beim Stellenwachstum Angaben in Vollzeitäquivalenten (VZA) Software-/ Games-Industrie 2016 seit 2011 Architekturmarkt 2016 seit 2011 Pressemarkt 15 264 + 39.6 % Designwirtschaft 11 122 + 11 % 2016 seit 2011 6071 – 6.1 % 2016 seit 2011 5214 + 6.2 % Buchmarkt Total 2016 seit 2011 2016 seit 2011 2117 – 6.8 % Werbemarkt 58 772 + 9,7 % 2016 seit 2011 4827 + 0.9 % Filmwirtschaft Rundfunk 2016 seit 2011 Übrige 2016 seit 2011 2082 – 4.2 % 2016 seit 2011 2901 + 5.4 % Musikwirtschaft 5236 – 1.6 % 2016 seit 2011 Kunsthandwerk 3938 – 4.6 % Kunstmarkt Markt der Darstellenden Kunst Phonotechnischer Markt Der Kreativsektor des Kantons Zürich umfasst 13 Teilmärkte. Er wuchs zwischen 2011 und 2016 um 9.7 Prozent und zählte 2016 knapp 59 000 Vollzeitstellen. Daten vor 2011 sind nicht direkt vergleichbar, da Unternehmen und Beschäftigte bis dahin auf einer anderen statistischen Grundlage, der Betriebszählung, erfasst wurden. Quelle: BFS, STATENT; Berechnungen: Statistisches Amt Kanton Zürich, Definition gemäss Zürcher Hochschule der Künste Kreativsektor wächst stärker als die Gesamtwirtschaft Tätigkeiten in kreativen Branchen wie Design, Architektur oder In den Jahren 2011 bis 2016 wuchs der Kreativsektor stärker der Entwicklung von Spielen leisten im Kanton Zürich einen als die Gesamtwirtschaft, nämlich um 9.7 Prozent gegenüber wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag. Der Kreativsektor mit 4.1 Prozent insgesamt. Spitzenreiterin beim Stellenwachstum seinen 13 Untergruppen (Musik, Buch, Kunst, Film, Rundfunk, ist die aufstrebende Software-/Games-Designindustrie, die in Darstellende Kunst, Design, Architektur, Werbung, Software/ diesem Zeitraum um fast 40 Prozent wuchs. Andere Sparten Games, Kunsthandwerk, Presse, Phono) macht knapp 16 Pro- wie Medien, Musik oder der Buchmarkt büssten Jobs ein. Ein zent der Arbeitsstätten, 8 Prozent der Beschäftigten und rund grosser Teil der Kreativen arbeitet in Klein- und Kleinstunter- 7 Prozent der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft im Kanton nehmen mit bis zu 9 Angestellten. Zürich aus. Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 5
Spezialthema Bericht Erkenntnisse darüber, wie sich Berufe und Unternehmen die wichtigste Waffe, um mit intelligenten Computern zu kon- gewandelt haben und noch wandeln werden. 2002 rückte der kurrieren. Weil sie einzigartig und deshalb von Maschinen nicht Bestseller «The Rise of the Creative Class» von Richard Florida imitier- und lernbar sei. die Kreativen in den Fokus von Ökonomen und Standortförde- rern. Florida vertritt die Theorie, wonach kreative Köpfe und Irene Tschopp, Kommunikation AWA die von ihnen angetriebenen Innovationen entscheidend für Zum Weiterlesen: das wirtschaftliche Wachstum einer Region sind. Tatsache ist, 3rd Creative Economic Report Switzerland 2018, Christoph Weckerle, Simon Grand, Zürcher Hochschule der Künste, 2018. dass für immer mehr Menschen kreative Tätigkeiten ein Ar- The Rise of the Creative Class, Richard Florida, 2002 beitsschwerpunkt sind. Das Erstarken der kreativ Berufstäti- gen begann in den 1980er-Jahren und findet aktuell beschleu- nigt statt, so Florida. Digitalisierung eröffnet neue Chancen in der Kreativindustrie Kreativität sichert zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen Wie in anderen Branchen verändern sich Berufe und Tätigkeiten Der Kreativitätsbegriff ist heute längst über die Betrachtungs- in der Kreativwirtschaft im Zuge des digitalen Wandels. Die Dy- weise des eigentlichen Kreativsektors hinausgewachsen. Er namik der Digitalisierung hat beispielsweise die Musikindustrie wird gerne herbeigezogen im Zusammenhang mit neuen Ge- oder den Journalismus stark verändert und zu vielen neuen An- schäftsmodellen, Arbeitsformen sowie Innovationsmethoden. sätzen für Entwicklung, Produktion, Verteilung und Kommerziali- Zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen setzen kreati- sierung geführt. Für die Spiele-Industrie, im Film oder im Pro- ves Denken voraus, ist auch der Gründer der chinesischen duktedesign eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten, Handelsplattform Alibaba überzeugt. Am World Economic von «Internet of Things» bis «Mixed Reality». Dank Schwarm- Forum 2018 appellierte Jack Ma an die versammelte Wirt- Finanzierung («Crowdfunding») entstanden neue Finanzierungs- schaftselite, kreatives Denken und Handeln als Grundprinzip und Interaktionsmöglichkeiten, welche im Kreativsektor beson- ders häufig angewendet werden. für erfolgreiches Unternehmertum anzuwenden. Kreativität sei Spielerisch zum Branchen primus emporgestiegen Lange als eher anspruchslose Unterhaltung wahrgenommen, hat sich die Game-Industrie zum Wachstumstreiber des Zürcher Kreativsektors gemausert. Die interdisziplinäre Sparte an der Schnittstelle zwischen ICT, Design und Film hat grosses Zukunftspotenzial. Passend zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation hat zeitstellen. Die Zahl der Jobs wuchs in der Software-/Games- das Zürcher Game-Designbüro «Blindflug» das Spiel «(re)for- Industrie in den Jahren 2011 bis 2016 um sagenhafte 40 Pro- mat Z» herausgebracht. Die Heldin Alice muss sich an Kame- zent (vgl. Infografik auf S. 5). Die Branche ist damit aktuell der ras, Drohnen und der Security vorbeischleichen und die Wahr- stärkste Wachstumstreiber im Kreativsektor. heit über ein feindliches Computersystem ans Licht bringen. Während sie das futuristische Zürich erkundet, wird die Paral- Game-Entwicklerkompetenzen sind gefragt lele zur Reformation ersichtlich, die vor Jahrhunderten an die- Matthias Sala, Präsident der Swiss Game Developers Asso sen Orten stattfand. ciation und Geschäftsführer des Game-Studios Gbanga, sieht die Professionalisierung der Game-Branche sowie das Wachs- Blindflug ist einer von knapp 2400 Betrieben im Kanton Zürich, tum des internationalen Absatzmarktes als Treiber für den die an der Entwicklung und Vermarktung von Spielen arbeiten. Wachstumsschub, den die hiesige Branche in den letzten Jah- 2016 zählte der Zürcher Software-/Games-Sektor über 15 000 ren erlebte. Anita Martinecz, Projektleiterin Kreativwirtschaft Vollzeitstellen im Kanton, mehr als alle anderen Untersparten der Standortförderung des Amtes für Wirtschaft und Arbeit, des Zürcher Kreativsektors mit insgesamt knapp 58 000 Voll- freut sich über die positive Entwicklung der Spiele-Industrie, 6 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Spezialthema Bericht Im Spiel «(re)format Z» taucht man ein in eine düstere Vision von Zürich. die auch auf andere Sparten ausstrahlt: «Game-Entwickler- Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass Konzerne wie Disney, kompetenzen sind immer mehr auch in anderen Wirtschafts- Facebook oder Apple ernsthaftes Interesse an der Schweizer zweigen wie der Bildung, der Werbung und der Kommunikati- und Zürcher Game-Szene zeigen. on gefragt.» Einfach in den Schoss falle den Spiele-Entwicklern der Erfolg jedoch nicht: «Die Game-Industrie muss um finan Irene Tschopp, Kommunikation AWA zielle Mittel für den aufwendigen Produktionsprozess kämpfen und sich auf dem internationalen Markt, der von grossen Stu- Einige Akteure der Zürcher Game-Szene dios dominiert ist, behaupten.» Giants Studios entwickelte mit dem Landwirtschaftssimulator Die Entwicklung von Spielen ist komplex, interdisziplinär und das erfolgreichste Zürcher Spiel. Es führt jährlich internationale Hit aufwendig. Für die Entwicklung von Handlung, Dialogen, Grafik listen an. und Musik greifen die Spiele-Designer auf etablierte Kreativ sparten zurück. An der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Gbanga: Das Game-Studio gewann im Herbst 2018 den internatio- wird Game-Design seit 2004 unterrichtet. Dank einem steten nalen Spielewettbewerb von NBC Universal mit dem Spiel «Voltron: Strom von Game-Designern, die an der ZHdK, an der ETH und Cubes of Olkarion». an privaten Schulen ihr Studium abschliessen, wächst die Stray Fawn Studio entwickelte das erfolgreiche Strategiespiel Game-Sparte in Zürich stetig. Nach Schätzung der Swiss «Niche – A Genetic Survival Game». Game Developers Association sind rund zwei Drittel aller Ent- wickler und Entwicklerinnen in der Schweiz im Kanton Zürich Bitforge AG hat für den Flugzeug- und Schienenverkehrsbauer angesiedelt, die übrigen finden sich vor allem in Genf und Bombardier die Holotram-App entwickelt, die bei der VBZ getestet Lausanne. wird. Neue Anwendungsfelder im Trainings- und Blindflug Studios landete mit dem Spiel «First Strike: Final Hour» Bildungsbereich einen Erfolg. Spiele sind schon lange über ihren Unterhaltungsinhalt hinaus- Disney Research Lab: In Zürich befindet sich das einzige Ent gewachsen und haben mittlerweile verschiedene wissen- wicklungszentrum von Disney in Europa. Viele Effekte, die in letzter schaftliche und therapeutische Anwendungen. Zum Beispiel Zeit in Filmen und Spielen von Disney vorkamen, wurden in Zürich können sie zum Training von Demenzkranken, Sportlern oder entwickelt. Schülern eingesetzt werden. Die Verbindung von Wissens- und Trainingsinhalten in Spielen wird an der ZHdK unter dem Der englische Spiele-Entwickler Gobo hat seit 2014 eine Niederlas- Namen «Serious & Applied Games» gelehrt. sung in Zürich. Die Startkosten für die Entwicklung von Spielen sind hoch. Somniacs entwickelte u.a. den Flugsimulator Birdly. Jede weitere Kopie eines Spiels ist jedoch so gut wie gratis, Die Fachrichtung Game Design der Zürcher Hochschule der und mit geschickter Vermarktung lassen sich viele Personen Künste (ZHdK) arbeitet in Studien- und Forschungsprojekten an auf der ganzen Welt erreichen. Von Vorteil sind eine tiefe der Funktions- und Wirkungsweise von Spielen und führt Experimen- Sprachbarriere und der Absatzmarkt, der globaler ist als in an- te für innovative Spiele-Entwicklungen durch. deren Sparten. Online-Spiele können so ein sehr lukratives https://gamedesign.zhdk.ch/ Geschäft werden, das sich über den Produkte-Lebenszyklus weiter monetarisiert, beispielsweise mit Paketen und Fortset- Die School of Audio Engineering (SAE) mit 54 Standorten in zungen in der gleichen Spielewelt. Wegen den tiefen Zugangs- 26 Ländern ist führend in audiovisueller Medienpädagogik und unter- hürden ist die internationale Konkurrenz aber gross. Laufend richtet u.a. praktische Anwendungsgebiete in den Bereichen Audio, erscheinen im App Store von Apple neue Spiele. Doch die Film, Animation und Spiele-Entwicklung. Schweizer Game-Szene weiss sich international zu behaup- www.sae.edu ten. Weltweit gewinnen Schweizer und Zürcher Game-Ent- Ludicious: Das Zürcher Game Festival vereint seit 2015 jährlich wickler Preise für ihre Produkte. Schweizer Game-Tüftler ver- die nationale Game-Entwicklerszene, zunehmend auch mit interna stehen es offenbar, interaktive Erlebnisse und das Erzählen von tionaler Beteiligung. Geschichten mit technologischer Innovation zu kombinieren. Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 7
Spezialthema Interview Zürich auf die Landkarte der Filmbranche setzen Zürich entwickelt sich zu einer beliebten Adresse für Filmdrehs in der Schweiz. Die Film Commission Zurich ist Türöffnerin für alle Fragen in Bezug auf Dreharbeiten, Motive und Bewilligungen. Ihre Geschäftsführerin Olga Zachariadis setzt sich mit Herzblut für effiziente Bewilligungsprozesse ein und hilft, den Standort Zürich möglichst gut in Szene zu setzen. Mit welchen Bildern von Zürich kommen nationale und internatio- nale Filmcrews zu Ihnen? Hier unterscheiden sich nationale und in- ternationale Produktionen klar. Interna tionale Filmproduktionen haben in erster Linie Postkartenmotive wie den See, die Limmat oder den Sechseläutenplatz im Kopf. Nationale Produktionen wollen in der Regel das urbanere Zürich zeigen mit Örtlichkeiten, die nicht jeder auf den ers- ten Blick kennt. Unentdeckte Ecken kön- nen sehr spannend sein und bildtech- nisch viel hergeben – sowohl in der Stadt wie auch im übrigen Kantonsgebiet. Welches ist ein üblicher Bewilli- gungsablauf, den eine Filmcrew durchläuft? Das Bewilligungsprozedere ist abhängig von der Grösse der Filmproduktion. Wenn eine Crew klein aufgestellt ist und mit einer Handkamera unterwegs ist, darf sie bis zu 60 Minuten bewilligungs- frei drehen. Das ist eine grossartige Re- Kennt die Bedürfnisse der Film- und Werbebranche bestens: Olga Zachariadis, Geschäftsleiterin der gelung, die wir in der Stadt Zürich ge- Film Commission Zurich, erleichtert und ermöglicht nationalen und internationalen Film- und Auftrags- niessen dürfen! produktionen Dreharbeiten im Raum Zürich. Als ersten Schritt meldet sich die Film- Film Commission Zurich produktion bei mir und bringt das Vor 2016 gründete die Stadt Zürich gemeinsam mit dem Kanton Zürich, Zürich Tourismus haben an. Je nach Ausmass ist es und der Zürcher Filmstiftung den Verein «Zurich Film Office». Dessen Dienstleistungen notwendig, für einen effizienten Produk- sollen Strassen und Plätze um die Limmat und in der Region als Filmkulisse vermarkten tionsablauf einen Location Scout, der und dadurch auch Aufträge für die lokalen audiovisuellen Betriebe gewinnen. Seit 2017 gleichzeitig die Rolle des Aufnahmelei- agiert der Verein unter dem Namen «Film Commission Zurich» und wird von Olga ters innehat, zu involvieren. Bis alle Be- Zachariadis geführt. dürfnisse in Bezug auf Logistik und Dreh Sie bringt langjährige Erfahrung aus der Filmbranche mit, unter anderem als Location orte in Erst- und Zweitbesichtigungen Scout und Aufnahmeleiterin. abgeklärt sind, verstreichen schnell ein- mal zwei bis drei Wochen. Erst dann Die Film Commission Zurich bearbeitet rund 200 Anfragen pro Jahr, die Anzahl Dreh kann das detaillierte Gesuch zur Bewilli- tage nahm seit der Gründung des Vereins um 22 Prozent zu. gung von Dreharbeiten bei der Gewerbe- www.filmzurich.ch polizei eingereicht werden. Je aufwendiger eine Produktion ist, umso mehr Zeit muss vor dem Beginn des Drehs eingeplant werden. Die ge- setzlich vorgegebene Vorlaufzeit von 8 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Spezialthema Interview vier Wochen kann häufig nicht eingehal- weil sie erkannt haben, dass es eine Reisen und Konsum niederschlagen. ten werden – dank sorgfältigen Vorab Top-Promotion für Stadt und Kanton ist. Mir ist es aber sehr wichtig, dass wir klärungen mit den betroffenen Behörden Dieses Verständnis gibt es in Zürich die Dreharbeiten in Zürich nicht aus- seitens Aufnahmeleitern und dem Good- mittlerweile auch und ich finde, wir sind schliesslich Grossproduktionen erleich- will der Gewerbepolizei und der Kreis- auf gutem Weg. tern, sondern effiziente Bewilligungs chefs kann dies aber häufig in verkürzter prozesse für alle anbieten, auch für Zeit möglich gemacht werden. Wir sind Wir können Zürich auch nicht mit ande- kleine Filmcrews. dabei, die Gebührenordnungen und ren Schweizer Städten vergleichen inso- Auflagen für Dreharbeiten mit den ver- fern, dass hier schon viel gedreht wird. Stadt, Kanton sowie Zürich Tourismus schiedenen involvierten Behörden zu Es gibt eine grosse Nachfrage vonseiten sind vom Nutzen einer Stärkung unseres überarbeiten, um Drehs in unserer Re der Film- und Werbebranche. Die Anzahl Filmstandortes überzeugt, auch wenn gion einfacher und kostengünstiger zu Drehtage hat sich in den letzten Jahren die Effekte nicht direkt messbar sind. machen. laufend erhöht. Welches sind aktuelle Filmprojekte Wie hoch sind die Bewilligungs- Kann man den Effekt Ihres Zieles, in Zürich? kosten? Zürich durch die vermehrte Prä- Bekannt ist, dass im Herbst die Dreh Auch wenn die Bewilligungen für sich senz in Filmproduktionen zu ver- arbeiten für den Tatort starten. Aktuell allein nicht besonders teuer sind – sie markten, messen? wird der Film «The Lines Of My Hand» bewegen sich je nach Umfang der Dreh- Messbar sind die Reichweiten an Zu- von Christian Johannes Koch gedreht, arbeiten zwischen 200 und 1000 Fran- schauern für Produktionen wie etwa und bald starten die Arbeiten für «Das ken – sind sie für die Filmbranche im der Tatort, der auch in Deutschland und Haus am See» von Bettina Oberli. Dies Vergleich zum Ausland und auch inner- Österreich ausgestrahlt wird, oder den nur eine kleine Auswahl an aktuellen halb der Schweiz teuer. Und als Gesamt- «Zürich-Krimi» mit Borcherts Fällen. Hier Projekten. paket läppern sich die hohen Kosten in sprechen wir nicht von ein paar Hundert- Zürich für Infrastruktur und Unterkunft tausend Zuschauern, sondern von Interview: sehr schnell zusammen. einem Millionenpublikum. Nicht direkt Irene Tschopp, Kommunikation AWA messbar sind selbstverständlich die Städte wie Luzern haben Produktionen Effekte, die solche Bilder auf die Zu- wie den Tatort mit Handkuss empfangen, schauer haben und die sich allenfalls in Neuere Filme/Serien vor Weitere Akteure des Zürcher Filmclusters Zürichs Kulisse Zürcher Filmstiftung: Bietet seit 2004 finanzielle Unterstützung für Projekte –– Zwingli (Stefan Haupt) des Zürcher Filmschaffens –– Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse Verein Zürich für den Film: Setzt sich für das Zürcher Filmschaffen ein, (Michael Steiner) gegründet 1984 –– Seitentriebe (Güzin Kar) –– Die göttliche Ordnung (Petra Volpe) Zurich Film Festival: Findet seit 2005 jährlich statt und fokussiert auf die –– Private Banking (Bettina Oberli) Präsentation und Förderung von neuen Regietalenten –– «Zürich-Krimi» aus der ganzen Welt (ARD-Serie, Roland Suso Richter) –– Die letzte Pointe (Rolf Lyssy) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 9
Kanton Zürich Zwei Schritte vor und einen zurück Nach dem Aufschwung von 2018 folgt jetzt eine leichte Abkühlung der Zürcher Wirtschaft, die temporär sein dürfte. Dieses Muster – zwei Schritte vor, einen zurück – ist seit der Finanzkrise schon wohlbekannt. Besonders einschneidend ist die Stimmungsverschlechterung im Finanzsektor. Das Gastgewerbe und der Bausektor halten sich dagegen recht gut. Die Abküh- lung ist noch nicht im Arbeitsmarkt angekommen. Die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich sank im Februar 2019 auf 2.5 % nach 3.5 % im Februar 2018. Die Weltwirtschaft hat ihr Expansionstempo insbesondere in genwärtig Auftrieb geben. Zwischen Januar und November China und Europa verlangsamt und bremst damit auch die 2018 war die Bruttobettenauslastung in Zürich mit 55.7 % eine Nachfrage nach Schweizer und Zürcher Exportgütern, wobei der höchsten innerhalb der Schweiz, deutlich höher als der na- verschiedene Unklarheiten und Sondereffekte eine klare Ein- tionale Durchschnitt von 39.3 %. Bei der Bruttozimmerauslas- schätzung noch erschweren. Siehe dazu die Ausführungen auf tung sieht es mit 66.9 % im Vergleich zum Schweizer Schnitt Seite 17 im Bereich Schweiz und Ausland. Die Ende 2018 an- von 48.7 % ähnlich gut aus. Diese hohe Auslastung ist umso gekündigte leichte wirtschaftliche Abkühlung im Kanton Zürich beeindruckender, als die Zahl der Hotelbetten im Kanton Zürich wird in den jüngsten Konjunkturumfragen von Anfang 2019 da- in den letzten Quartalen stark erhöht wurde. mit bestätigt. In den meisten Branchen meldet die Mehrheit der Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage im Die stärksten Stimmungsverschlechterungen erfuhren dage- Vergleich zum Vorquartal. Sie bleibt jedoch insgesamt weiterhin gen die Banken. Sie fielen hier noch stärker aus als im Gross- gut. Dies ist ersichtlich an der Position fast aller Kreise in der rechten unteren Hälfte der Grafik 1. Am besten ist dabei die Die Branche Verschiedene Dienstleistungen um- Lage bei den Banken und dem Grosshandel. fasst unterschiedliche Teilbereiche. Dazu gehören die Bereiche Verkehr, Information und Kommuni kation, das Grundstücks- und Wohnungswesen, Im Vergleich zum Vorquartal verbesserte sich die Geschäfts das Gesundheits- und Sozialwesen, sowie der lage einzig im Gastgewerbe, ersichtlich am Kreis oberhalb der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung. waagrechten Mittellinie. Der mässig starke Schweizer Franken und der gut laufende Tourismus dürften dem Gastgewerbe ge- 1 Schlechtere Einschätzung der aktuellen Geschäftslage Wertschöpfungsanteile und Geschäftslage im Kanton Zürich Verbesserung zur Vorperiode Veränderung der Geschäftslage gegenüber der Vorperiode 10 Gastgewerbe Die Grösse der Kreise steht proportional für den 0 jeweiligen Anteil der Wertschöpfung einer Bran- schlechte Geschäftslage gute Geschäftslage che an der gesamten Wertschöpfung im Kanton. Detailhandel Baugewerbe Die Industrie nimmt dabei einen höheren Anteil Industrie als der Detailhandel ein, aber einen kleineren als die verschiedenen Dienstleistungen. Die Banken und der Grosshandel sind ebenfalls bedeutende −10 Grosshandel Branchen, gemessen am Anteil ihrer Wertschöp- fung, während das Gastgewerbe und auch das Baugewerbe ein deutlich geringeres Gewicht auf- Versch. Dienstleistungen weisen. Banken −20 Die aktuellen Daten der Geschäftslage beziehen sich auf die verfügbaren Monate des aktuellen Verschlechterung zur Vorperiode Quartals. Der Vergleich erfolgt zum Mittelwert des Vorquartals. −20 0 20 40 60 Aktuelle Geschäftslage Quellen: BAK Economics (Wertschöpfungsanteil), KOF, ETH Zürich (Geschäftslage im Kanton Zürich) 10 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Kanton Zürich handel und bei den Verschiedenen Dienstleistungen. Diese Finanzsektor leidet unter verändertem Marktumfeld drei Branchen gehören allerdings schon länger mit zu den kräf- Die Stimmungsverschlechterung im Finanzsektor ist zu weiten tigsten Aufschwungsbranchen. Ihr Kreis ist deshalb in Grafik 1 Teilen einem deutlich anspruchsvolleren Finanzmarktumfeld immer noch weit rechts der senkrechten Mittellinie im Bereich geschuldet. Die Kombination der schrittweisen Normalisierung der «guten Geschäftslage». Deshalb ist die bisherige Korrektur der Geldpolitik in den USA und Europa sowie einer weltweiten noch nicht alarmierend. Beim Baugewerbe war die Verlangsa- konjunkturellen Verlangsamung hat zu tieferen Langfristzinsen mung im Vergleich zum Vorquartal zudem nur geringfügig. und einer Korrektur der grossen Aktienpreisindices im zweiten Halbjahr 2018 geführt. Siehe dazu die Ausführungen Seite 19 Etwas weniger komfortabel ist die Ausgangsposition der Indus- im Text Schweiz und Ausland. trie, welche eine mittlere Verschlechterung ihrer Geschäftslage um den Jahreswechsel 2018/2019 erfuhr und deren Geschäfts- Die Erfolgsentwicklung nach Geschäftssparten zeigt, wo es lageindikator sich bisher erst mässig stark erholte. Aber auch die Zürcher Banken gegenwärtig am stärksten trifft. So ist in hier sind die Kapazitätsauslastung und die Ertragslage weiterhin Grafik 2 ersichtlich, dass der Erfolgseinbruch beim Handels über ihrem langfristigen Niveau, was die Eintrübung noch relati- geschäft der Banken am stärksten ist. Im Zinsgeschäft sank viert. Die Verschlechterung im Detailhandel wiegt im Gegensatz der Erfolgsindikator ebenfalls stark. Hier dürften vor allem die zu den Banken oder der Industrie gerade deshalb schwer, weil 2018 stark gesunkenen Langfristzinsen beziehungsweise die sich diese Branche noch kaum aus ihrer strukturellen Umbruch- veränderten Erwartungen bezüglich der Zinswende in den sphase heraus gearbeitet hat, ersichtlich unter anderem an der grossen Industrieländern einen starken Einfluss haben. Dies Position ihres Kreises sehr nahe der senkrechten Mittellinie. und die Korrektur an den internationalen Aktienmärkten 2 Starker Einbruch des Erfolgs im Handelsgeschäft Banken, Unternehmenseinschätzung des Erfolgs, saisonbereinigt 80 Zunahme 60 40 20 0 –20 –40 Erfolg Zinsgeschäft Erfolg Kommissionsgeschäfte –60 Erfolg Handelsgeschäft Der Betriebserfolg ist die Differenz zwischen Abnahme Betriebseinkommen den betrieblichen Leistungen und den Kosten –80 einer Abrechnungsperiode (Monat, Quartal) in 2014 2015 2016 2017 2018 2019 dieser Geschäftssparte. Quelle: KOF, ETH Zürich (KOF-Umfragen im Bankensektor, Kanton Zürich) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 11
Kanton Zürich im Verlauf von 2018 dürften auch das Kommissionsgeschäft Leichte konjunkturelle Abschwächung in Sicht erschwert haben, dessen Erfolgsindikator Anfang 2019 eben- Das Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich wird in diesem falls einbrach. Das Betriebseinkommen nahm im ersten Quar- Jahr schwächer ausfallen als noch im Vorjahr. Dies ist erkenn- tal 2019 noch weiter zu, jedoch deutlich weniger als im vierten bar an der eingangs beschriebenen Verlangsamungstendenz Quartal 2018. in den meisten Branchen und an der Verschlechterung der Un- ternehmenserwartungen für die kommenden sechs Monate, Der Verlauf der Erfolgsindikatoren im Bankensektor scheint dargestellt in Grafik 3: Eine grössere Anzahl der Kreise ist unter von grosser Volatilität geprägt zu sein, wie die Daten der vor- die waagrechte Mittellinie gesunken seit Herbst 2018. Die Ver- angehenden Jahre veranschaulichen. Ein ähnlicher Einbruch langsamung bei den Banken, den Verschiedenen Dienstleis- der Indikatoren wie in den letzten Monaten war auch Mitte tungen und in der Industrie fällt wertschöpfungsmässig stark 2015 erfolgt und nicht von langer Dauer. Die in den Umfragen ins Gewicht, wie die Grösse ihrer Kreise zeigt. erfassten Erwartungen der Banken für das zweite Quartal 2019 sprechen dafür, dass der Einbruch beim Handelserfolg von Bisher deutet alles darauf hin, dass diese konjunkturelle Ver- Dauer ist. Beim Zins- und Kommissionsgeschäft erwarten die langsamung vorübergehend sein wird. Dies ist einerseits daran Banken erneut eine Zunahme des Erfolgs in den kommenden ersichtlich, dass alle Kreise auf der rechten Seite der senkrech- Monaten. Die nächsten Umfragen im Frühjahr 2019 werden ten Mittellinie in Grafik 3 positioniert sind und daher weiterhin zeigen, wie nachhaltig die Trübung der Geschäftslage der eine «Verbesserung der Geschäftslage» in allen Branchen er- Banken in diesem ersten Halbjahr 2019 tatsächlich ausfällt. wartet wird, wenn auch in geringerem Ausmass als noch vor einem halben Jahr. Zudem wird für das zweite Quartal 2019 im 3 Unternehmen erwarten mehrheitlich schwächere Geschäftslage 2019 Wertschöpfungsanteile und Geschäftslage im Kanton Zürich 20 Veränderung der erwarteten Geschäftslage gegenüber der Vorperiode Gastgewerbe 10 Grosshandel Detailhandel Verschlechterung Baugewerbe Verbesserung der Geschäftslage der Geschäftslage 0 Industrie −10 Versch. Dienstleistungen Banken −20 Die Grösse der Kreise steht proportional für den Veränderung zur Vorperiode jeweiligen Anteil der Wertschöpfung einer Bran- che an der gesamten Wertschöpfung im Kanton. −10 0 10 20 30 Erwartete Geschäftslage Quellen: BAK Economics (Wertschöpfungsanteil), KOF, ETH Zürich (Geschäftslage im Kanton Zürich) 12 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Kanton Zürich Grosshandel, im Gastgewerbe und auch im Detailhandel schon in einer arbeitsmarktlichen oder vergleichbaren Massnahme wieder eine stärkere Wachstumsdynamik als im Vorquartal er- engagiert sind. Die Gruppe der Stellensuchenden beinhaltet wartet. Im Baugewerbe gehen die Unternehmen sogar von ei- jedoch auch diese beim RAV registrierten Personen und stellt ner leichten Zunahme aus, was die gute Form dieser Branche damit ein umfassenderes Mass für die Zahl der arbeitsuchen- bestätigt. Siehe dazu auch das Spezialthema auf Seite 14. Die- den Personen dar. In Grafik 4 ist diese Zahl der Stellensuchen- se besser laufenden Branchen sind zwar wertschöpfungsmäs- den im Total des Kantons Zürich und nach der Branche der sig weniger bedeutend als die weniger gut laufenden Branchen letzten Arbeitsstelle wiedergegeben. wie die Verschiedenen Dienstleistungen oder die Banken. Der Bau, das Gastgewerbe und der Detailhandel sind dafür mehr- Seit Anfang 2017 hat sich der Rückgang der so gemessenen heitlich sehr beschäftigungsintensiv. Die Folgen der Konjunk- Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen fortgesetzt und er hielt turabschwächung für den Arbeitsmarkt sind geringer, je besser auch noch Anfang 2019 an. Bisher gibt es daher noch keine diese Branchen laufen. Damit stehen die Chancen gut, dass die Anzeichen, dass die Trübung der Wirtschaftsstimmung am Ar- aktuelle Abschwächung begrenzt bleibt. beitsmarkt angekommen wäre. Der Rückgang der Arbeitslo- sigkeit dürfte erst im weiteren Verlauf der konjunkturellen Ver- Entspannung am Arbeitsmarkt hält noch an langsamung – in den kommenden Quartalen – zum Stillstand Im Februar 2019 betrug die Arbeitslosenquote 2.5 % nach 3.5 % kommen. im Februar 2018. Die registrierten Arbeitslosen setzen sich aus stellensuchenden Personen zusammen, die bei einem Regio- Dr. Aniela Wirz, Leiterin Fachstelle Volkswirtschaft nalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) angemeldet und nicht 4 Weniger Personen auf Stellensuche im Kanton Zürich Anzahl Stellensuchende im Kanton Zürich nach Branchen, saisonbereinigt in 1000 7000 42 Industrie Baugewerbe 6000 Detailhandel Gastgewerbe 40 Banken Verkehr, Information und Kommunikation 5000 Total (rechte Skala) 38 4000 36 3000 34 2000 32 1000 0 30 2015 2016 2017 2018 Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 13
Kanton Zürich Und der Mörtel trocknet nicht Der Immobilienboom hat die Der Aufschwung von 2018 verlangsamt Der Tiefbau blieb hinter den Höchstständen Zürcher Wirtschaft massgeblich sich bereits wieder und der Aktienmarkt von 2011– 2015 zurück, als der Bau der durch die Finanzkrise hindurch kommt nicht vom Fleck. Dafür sanken die Durchmesserlinie und die Glatttalbahn bei- getragen und eine stärkere Re- langfristigen Zinsen in den grossen Indust- spielsweise für grosse Investitionen sorg- zession verhindert. Zwar hat die rieländern und in der Schweiz erneut und ten. Seit dem Tiefpunkt von 2015 hat je- Bauwirtschaft 2014 etwas nach- die Hypothekarzinsen bleiben tief. Mehr doch auch dieser Baubereich wieder gelassen, sie ist in den letzten dazu auf Seite 19 (Schweiz und Ausland, zugelegt. 2018 schlugen die Sanierungen beiden Jahren indessen wieder Langfristzinsen). Die Bedingungen für den des Autobahnstücks der A51 in Kloten– erstarkt. Auch für 2019 und 2020 Immobilien- und Bausektor sind damit wei- Bülach sowie der Limmattalbahn am sind die Bauvorhaben noch um- terhin gut. Für den gesamten Kanton wird stärksten zu Buche. fangreich und ein Ende der inten- Ende 2018 sogar eine weitere Belebung der siven Bautätigkeit nicht in Sicht. Bautätigkeit diagnostiziert wie in Grafik 5 Der längerfristige Vergleich zeigt, dass die Das Risiko von Preiskorrekturen dargestellt. gesamte Bautätigkeit Mitte 2018 in etwa im Immobilienmarkt dürfte im auf dem Höchststand von 2014 lag. Die seit Kanton Zürich aber noch weiter Der Wohnbau erreichte sogar ein Niveau, Langem befürchtete Abkühlung im Bausek- gestiegen sein. das über den Höchstständen der letzten tor zeigt sich in der bisherigen Bautätigkeit zwölf Jahre liegt. Aber auch der öffentliche definitiv noch nicht. Hochbau blieb sehr hoch. Die wichtigsten Projekte dabei sind die Ersatz- und Neu- Tiefbauten sind Bauwerke, die in der Regel bauten am Kantonsspital Winterthur, der grösstenteils unter der Bodenhöhe liegen. Zu den Tiefbauten zählen auch Bauwerke, die über der Neubau des Zürcher Polizei- und Justiz- Bodenhöhe liegen, jedoch keine unabhängige zentrums, der Ausbau der Universität Zü- Nutzung zulassen und nicht zur Unterbringung von Menschen, Tieren oder Gütern bestimmt rich Irchel, der Neu- und Umbau des Bil- sind. Dazu gehört beispielsweise auch eine Auto- dungszentrums Uster sowie der Umbau bahnbrücke. von Teilen des Universitätsspitals Zürich. Hochbauten sind Bauwerke, die in der Regel grösstenteils über der Bodenhöhe liegen. Zu den Auch privatwirtschaftliche Investitionspro- Hochbauten zählen auch Bauwerke, die unter der jekte wie The Circle am Flughafen Zürich Bodenhöhe liegen, jedoch eine unabhängige Nut- dürften zur Zunahme des Hochbaus im Ver- zung zulassen, dem Menschen zugänglich und zur Unterbringung von Menschen, Tieren oder Gütern lauf von 2018 beigetragen haben. bestimmt sind. Dazu gehören beispielsweise auch Schul- und Krankenhäuser oder eine Zivilschutz anlage. Quelle Definitionen: Eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) 5 Wohnbau nimmt 2018 erneut zu Bautätigkeit in 1000 CHF, Quartalsdaten, Kanton Zürich 1000 000 800 000 600 000 400 000 200 000 0 2004 Q1 2006 Q1 2008 Q1 2010 Q1 2012 Q1 2014 Q1 2016 Q1 2018 Q1 Hoch- und Tiefbau Hochbau Wohnungsbau Tiefbau Quelle: Schweizer Baumeisterverband 14 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Kanton Zürich Viele mehrjährige Grossbauprojekte des Baubooms ist daher in Zürich noch im- Keine Entwarnung für den Der Arbeitsvorrat, das heisst die gesamten mer nicht in Sicht. Zürcher Immobilienmarkt Bauprojekte, die noch in der Pipeline sind, Die Immobilienpreise von Eigentumswoh- hat 2018 weiter zugenommen. Dieser Ar- Risiken im Immobilienmarkt nungen haben sich zwischen 2000 und 2018 beitsvorrat ist noch deutlich tiefer als bei Die obigen Ausführungen haben gezeigt, verdoppelt. Die Preise von Einfamilienhäu- seinem letzten Maximum von 2010. Dieser dass ein abrupter Einbruch der Bautätig- sern stiegen um 80 % in diesen 18 Jahren. war massgeblich durch die Arbeitsvorräte keit, welcher die Stabilität der Zürcher Wirt- Das macht einen jährlichen Preisanstieg von im Tiefbau (v.a. Durchmesserlinie, Glatttal- schaft in Gefahr bringt, im Kanton Zürich 5.5 % bei den Eigentumswohnungen und bahn) bedingt gewesen. Die jetzige Zunah- nicht absehbar ist. Die Risiken des Immobi- von 4.4 % bei den Einfamilienhäusern, was me der Arbeitsvorräte im Bau ist vor allem lienmarkts gehen eher von den steigenden sehr deutlich über der mittleren Konsumteu- dem Wohnbau und den erwähnten privaten Immobilienpreisen aus. Dies wird in Grafik 7 erung in der Stadt Zürich von ungefähr 0.4 % und öffentlichen Hochbauprojekten zu ver- an den Preisen für Eigentumswohnungen in dieser Zeitperiode liegt. Angesichts der danken. ersichtlich. Während diese Preise in der Schwierigkeiten an Aktien- und Obligatio- Schweiz zwischen 2015 und 2018 um 0.8 % nenmärkten Renditen zu erwirtschaften, Die Mehrheit der erwähnten öffentlichen abnahmen, stiegen sie in Zürich um 4.6 % ohne zu hohe Risiken einzugehen, erschien und privaten Hochbauprojekte wird sich weiter an. Alle übrigen Regionen weisen ei- der Immobilienmarkt lange als gute Alter- auch noch über 2019 und teilweise über nen geringeren Anstieg auf, im Tessin resul- native, zumal die Renditeobjekte ja noch 2020 erstrecken. Beim Tiefbau für 2019 tiert gar ein Rückgang von über 3 %. selber bewohnt werden können. Die Risi- und 2020 dürfte neben der A51 in Kloten– ken sind dabei allerdings schon lange recht Bülach und der Limmattalbahn noch die Bei den Einfamilienhauspreisen lag die Zu- hoch und wurden durch die nur zögerliche Umfahrung Obfelden/Ottenbach neu für nahme in der Region Zürich mit 3.3 % zwi- Verlangsamung der Preiszunahmen im grosse Investitionen im Tiefbau im Kanton schen 2015 und 2018 dagegen unter dem Kanton Zürich noch nicht entschärft. Zürich sorgen. Schweizer Durchschnitt von 4.9 %. Dieser Sachverhalt wird dadurch relativiert, dass Der Swiss Real Estate Bubble Index der Die jüngsten Bauauftragseingänge haben der Preisanstieg in Zürich in den letzten zehn UBS misst die Gefahr einer Immobilien- zwar gegen Ende 2018 etwas abgenom- Jahren schon überdurchschnittlich war, preisblase oder in welchem Ausmass er- men. Der Vergleich mit den Vorjahren zeigt ähnlich wie in der Region Genfersee und hebliche und anhaltende Fehlbewertungen allerdings, dass dies innerhalb der üblichen der Südschweiz. von Immobilien vorliegen. Für die Schweiz saisonalen Schwankungen blieb. Ein Ende insgesamt ist dieser UBS-Index im 6 Arbeitsvorrat im Bau nimmt wieder zu Arbeitsvorrat im Bau in 1000 CHF, Quartalsdaten, Kanton Zürich 4 000 000 3 500 000 3 000 000 2 500 000 2 000 000 1500 000 1000 000 500 000 0 2006 Q1 2008 Q1 2010 Q1 2012 Q1 2014 Q1 2016 Q1 2018 Q1 Hoch- und Tiefbau Hochbau Wohnungsbau Tiefbau Quelle: Schweizer Baumeisterverband Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 15
Kanton Zürich 7 Zürcher Wohnungspreise stiegen seit 2015 am stärksten Schweizer Nationalbank (SNB) Veränderung der Preisindices von Eigentumswohnungen zwischen 2015 und 2018 als einsame Kassandra 5 Die Schweizerische Nationalbank (SNB) warnt in ihrer geldpolitischen Lagebeur- 4 teilung von Dezember 2018 erneut vor einer Preiskorrektur im Immobilienmarkt. 3 Sie bleibt damit aber offenbar unerhört, ähnlich der Kassandra aus der griechi- 2 schen Mythologie, deren Warnrufe das 1 Verderben der Stadt Troja nicht aufzu- halten vermochten. Die grössten Risiken 0 für die Finanzstabilität und dabei insbe- sondere die Banken gehen nach wie vor z h z z rn z ee ei ei ei ei ric Be hw rs w w w Zü fe ch ch ch vom Hypothekar- und Immobilienmarkt sc on –1 en on z rs ts ds st gi ei G os ne Sü O gi Re w on rd Re In aus, so die SNB. Die Gefahr sei beson- on ch on No gi on gi .S Re gi Re gi on Re –2 es Re ders bei Wohnrenditeliegenschaften in gi G Re der Schweiz insgesamt besonders hoch, –3 da die rege Bautätigkeit im Bereich der –4 Mietwohnungen zu einem Überangebot geführt haben könnte. Im Fall von höhe- Quelle: Wüest & Partner ren Zinsen würden bei Handänderungen die Renditen steigen müssen, was die Immobilienpreise zusätzlich unter Druck setzen werde. Da die Zinsmarge der Verlauf von 2018 vom Bereich «Risiko» in was eine weiterhin hohe Abhängigkeit von inlandorientierten Banken weiter gesun- den Bereich «Boom» gesunken, was eine den aktuellen tiefen Zinsen bedeutet. Insge- ken sei, bestehe die Gefahr, dass im Immobilienmarkt zu hohe Risiken einge- gewisse Entwarnung darstellt. Beunruhi- samt bestätigt der UBS-Indikator das Bild gangen werden. Vor den Folgen eines gend für den Kanton Zürich sind allerdings vom Markt der Eigentumswohnungen: Das deutlichen Zinsanstiegs und einer Kor- die Resultate der regionalen Analyse, wel- Risiko einer abrupten Preiskorrektur am Im- rektur der Immobilienpreise wird daher che im Raum Zürich und der Zentralschweiz mobilienmarkt hat sich im Raum Zürich gewarnt. Die SNB prüft gegenwärtig noch bedeutende Immobilienblasenrisiken noch nicht entschärft. gezielte Massnahmen bei der Kreditver orten. Der Teilindikator, welcher sich noch gabe im Segment der Wohnrenditelie- nicht entspannt hat, ist das Verhältnis von Dr. Aniela Wirz, genschaften. Eigenheimpreisen zu den Jahresmieten, Leiterin Fachstelle Volkswirtschaft KOF-Umfragen Die Umfragen der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich basieren auf monatlichen und vierteljährlichen Erhebungen bei leitenden Persönlichkeiten von Unternehmen in ver- schiedenen Branchen: Industrie, Bau, Gastgewerbe, Projektierungssektor (Architektur- und Ingenieurbüros), Detailhandel, Grosshandel, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Verschiedene Dienstleistungen. Die Branche Verschiedene Dienstleistungen besteht aus fol- genden Unterkategorien: Verkehr, Information, Kommunikation, persönliche und freiberuf liche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, Dienstleistungen des Grundstück- und Wohnungswesens, Gesundheits- und Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen. Die Antworten aus einem Unternehmen werden mit dessen Beschäftigungszahl gewichtet. Die Antworten aller Unternehmen werden zu Produktegruppen und Branchen zusammengefasst. Die meisten Fragen sind qualitativer Natur (Antworten: höher, gleich, tiefer). Aus dem Saldo zwischen den Prozentanteilen der Plus- und Minusantworten resultiert die überwiegende Tendenz der erfragten Grösse, welche als Indikator in den Grafiken am häufigsten dargestellt wird. Zur Abschwächung der Zufallsschwankungen werden in den Grafiken in der Regel saison bereinigte Daten mit regressionsanalytisch ermittelten Randwerten dargestellt. Die geglätte- ten Zeitreihen werden zusätzlich noch um Extremwerte bereinigt. Für detaillierte Informationen zu den KOF-Umfragen siehe www.kof.ethz.ch/surveys/bts 16 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019
Schweiz und Ausland Weiterhin positive Impulse für den Zürcher Aussenhandel Die Weltwirtschaft hat sich gegen Ende 2018 weiter abgekühlt. Dies ist insbesondere in Europa und China der Fall. Vor allem die industrielle Pro- duktion ist in verschiedenen Ländern zunehmend rückläufig, während die stärker binnenorientierten Dienstleistungen vielerorts noch wachsen. Die Aussenhandelsimpulse dürften für die Zürcher Volkswirtschaft in diesem Jahr zwar anhaltend positiv ausfallen. Sie schwächen sich aber weiter ab. In der Schweiz ist 2019 mit einem bedeutend tieferen Wachstum der Wert- schöpfung zu rechnen als noch 2018. Die Arbeitslosigkeit dürfte dadurch nur noch geringfügig sinken. Der Welthandel zeigte gegen Ende des Jahres 2018 eine deut- Die weltweiten branchenspezifischen Einkaufsmanagerindices liche Abschwächung. Sie betraf die Exporte und Importe vor zeigen, wie sich die konjunkturelle Lage in verschiedenen allem von zentral- und osteuropäischen Ländern sowie von Branchen entwickelt. Aus Grafik 1 wird dadurch deutlich, dass China besonders stark. Dabei spielten allerdings verschiedene sich insbesondere in der Industrie die konjunkturelle Lage Sondereffekte eine Rolle, welche die Interpretation der tat- deutlich verschlechtert. Auch im Finanzsektor zeigt sich eine sächlichen Entwicklungen erschweren. Zu diesen Sonderef- weltweite Verlangsamung, wodurch in Zürich insbesondere fekten gehören der lang anhaltende Stillstand der US-amerika- Banken und Versicherungen betroffen sind. Siehe dazu den nischen Bundesverwaltung, teilweise technische Probleme in Beitrag zur Zürcher Wirtschaftsentwicklung auf Seite 10. Höhe- der deutschen Autoindustrie oder der Brexit. Sie alle führen zu re Wachstumsraten erwarten die Einkaufsmanager bei Informa- temporären Effekten, bei welchen sich in den nachfolgenden tik, Telekom, Transport und Beratung. Monaten teilweise auch wieder Gegeneffekte einstellen kön- nen. Tatsächlich dürfte aber eine weltweite konjunkturelle Ab- Bedeutende konjunkturelle Impulse auf den Zürcher Aussen- kühlung im Gang sein, welche insbesondere Asien und Europa handel dürften in diesem Jahr vor allem aus den USA kommen, betrifft. da die Nachfrage hier hoch ist und das Wachstum 1 Konjunkturaussichten in den Zürcher Handelsbranchen Weltweite Einkaufsmanagerindices in den wichtigsten zehn Handelsbranchen der Zürcher Volkswirtschaft – Vergleich Januar 2019 mit Durchschnitt 2018 2.5 Transportdienste In Grafik 1 sind die zehn wichtigsten Zürcher Aus- senhandelsbranchen nach ihrer wertschöpfungs- Beratungsdienste mässigen Bedeutung für den Kanton sowie die Informatik und Telekommunikation Veränderung Einkaufsmanagerindex zur Vorperiode weltweiten Einkaufsmanagerindices aufgeführt. Die Indices zeigen, welche Einschätzung die rund um den Erdball befragten Einkaufsmanager zur 0.0 konjunkturellen Lage in ihrer Branche haben und wie sich diese im Januar 2019 im Vergleich zum Chemisch-pharmazeutische Industrie Durchschnitt des Vorjahres verändert hat. Sofern ein Kreis in der Grafik rechts der vertikalen Linie liegt, hält das Wachstum in der Branche an. Je Tourismus grösser zudem ein Kreis ist, desto bedeutender −2.5 Präzisionsinstrumente Versicherungsdienste ist diese Branche wertschöpfungsmässig für den Zürcher Aussenhandel. Grafik 1 zeigt somit, dass Banken insbesondere in den industriellen Branchen – Fahrzeuge und Fahrzeugteile Maschinen, Apparate, Elektronik, Fahrzeuge und Fahrzeugteile – weltweit ein stagnierendes bis rückläufiges Wachstum der Wertschöpfung re −5.0 gistriert wird. Bei den Finanzdienstleistern und im Tourismus schwächt sich das Wachstum zwar Maschinen, Apparate, Elektronik ab, es bleibt aber weiterhin positiv. Eine Be- schleunigung zeigt sich insbesondere bei den Transportdiensten, den Beratungsdienstleistun- gen und den IT-Dienstleistungen. −3 0 3 6 Sektoraler Einkaufsmanagerindex − Abweichung vom neutralen Wert 50 Quellen: Schweizerische Nationalbank (Dienstleistungshandel), eidg. Zollverwaltung (Warenhandel), BAK Economics (Branchenanteile ZH), Markit Economics (sektorale Einkaufsmanagerindices) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2019 17
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