GIRLS PLAY! LET THE HANDBUCH MÄDCHENFUSSBALL - fairplay Initiative
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LET THE
GIRLS
PLAY!
HANDBUCH
MÄDCHENFUSSBALL
Tipps und Tricks für
mehr Mädchen in
deinem Fußballverein
EINLEITUNG
Lieber Verein,
„Ich möchte dass Fußball in die Zahl fußballspielender Mädchen und Frauen nimmt in den letzten Jahren
meinem Leben immer eine zu und auch die mediale Aufmerksamkeit für den Spitzensport steigt.
Rolle spielt, und ich später Dennoch ist die Situation im Breitensport alles andere als gleichberechtigt:
mal in einer höheren Liga in den wenigsten Ländern gibt es eigene Mädchenligen, die Anzahl von
spielen kann.“ Mädchenvereinen in den Nachwuchsligen ist so gering wie die Zahl der bei
(Spielerin, 9 Jahre, den Verbänden gemeldeten Spielerinnen. Woran das liegt? Sicher nicht am
FC Torpedo 03 GIRLS) mangelnden Interesse, wie uns vier Vereine aus vier europäischen Städten
(Warschau, Prag, Leipzig und Wien) im Rahmen des Projekts LET THE GIRLS
PLAY eindrücklich zeigen konnten.
Stattdessen sind Mädchen immer noch mit Barrieren konfrontiert – offen-
sichtlichen und sehr subtilen. Fehlendes Angebot, sexistische Alltagsprache
IMPRESSUM und eine Sportkultur, die Mädchen und Frauen meist nicht die gleiche Aner
kennung zukommen lässt wie Burschen, sowie die immer noch verbreitete
Herausgeber_in: fairplay – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) | Möllwaldplatz 5/9,
Behauptung, dass Fußball nix für Mädchen sei.
A-1040 Wien | E-Mail: fairplay@vidc.org | www.fairplay.or.at | Redaktion & Texte: Nikola Staritz, staritz@vidc.org
Fotos: Lea Pelc (Titelbild, S. 8, 10, 16), AKS ZLY (S. 6, 12), FC Torpedo 03 GIRLS (S. 14) | Grafik: Patricia Enigl | © 2021 Dieses Handbuch soll Vereine unterstützen, die gerne Mädchenteams auf
bauen wollen bzw. denen gleiche Chancen für Mädchen und Burschen in ihren
Das Projekt „LET THE GIRLS PLAY“ wird ko-finanziert von der Europäischen Kommission im Rahmen des ERASMUS+
Teams ein Anliegen sind. Basierend auf Gesprächen mit jungen Spielerinnen
Sport-Programms. Diese Publikation spiegelt ausschließlich die Sicht der Herausgeber_innen wider.
aus vier Vereinen und den beim Aufbau von (Mädchen-)Nachwuchsteams bei
vier Vereinen gemachten Erfahrungen, liefert das Handbuch einfache Tipps
und Tricks, wie ihr euren Verein für Mädchen öffnen könnt und damit sich
Mädchen bei euch willkommen fühlen.
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„Mein größter Traum ist
Letztlich sind Werte wie Respekt und Gleichberechtigung nicht nur grund
legende Menschenrechte, sondern etwas, was allen etwas bringt:
Mehr Vielfalt im Verein bringt mehr Sportler_innen, mehr Zufriedenheit
LET THE GIRLS PLAY!
es, professionelle Fußball-
spielerin zu werden und
und Identifikation mit dem Verein, soziale Anerkennung und gesellschaftliche
Teilhabe lässt Kinder und Jugendliche zu glücklichen Menschen werden, und
PRO-AKTIVE MASSNAHMEN FÜR
dass ich im Nationalteam
spiele.“
langfristig können damit auch bessere Leistungen erzielt werden. MEHR MÄDCHEN IM FUSSBALLVEREIN
(Spielerin, 10 Jahre, Ziel ist, dass es für fußballbegeisterte Mädchen genauso selbstverständlich
FC Torpedo 03 GIRLS) ist, in einen Fußballverein zu kommen wie für fußballbegeisterte Burschen.
Da wir an diesem Punkt aber leider noch nicht angekommen sind, bedarf es Auf folgenden Ebenen können Vereine handeln,
pro-aktiver Maßnahmen, um Fußballvereine für Mädchen zu öffnen und die um sich für mehr Mädchen zu öffnen
Mädchen in die Vereine zu bekommen.
S. 6 Einladen & Ansprechen
Wir wünschen viel Freude mit vielen neuen Spielerinnen
„Es gibt einfach kaum & eurem Verein alles Gute! S. 8 Identifikation: Mädchen & Frauen(Fussball) sichtbar machen
Mädchenteams.“
(Spielerin, Roter Stern Leipzig) S. 10 Gleiche Bedingungen: Infrastruktur
FAIRPLAY – INITIATIVE FÜR VIELFALT & ANTIDISKRIMINIERUNG S. 12 Trainingsalltag
www.fairplay.or.at · fairplay@vidc.org S. 14 Antidiskriminierung
@fairplayinitiative · #letthegirlsplay
S. 16 Offene & vielfältige Vereinskultur
PS: Teilt gerne eure Erfahrungen mit uns, wir freuen uns,
das Handbuch immer wieder zu erweitern!
www.fairplay.or.at/projekte/let-the-girls-play
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„Wenn man ein Mädchenteam haben will, dann sollte
EINLADEN
man auch gezielt Werbung dafür machen. Weil wenn & ANSPRECHEN
du immer das Gefühl hast, nur ein Nebenprojekt zu
sein, dann willst du nicht dabei sein.“
(Spielerin, Prague Raptors FC)
„Ich spielte Fußball in Hinterhöfen. Aber es gab nicht
viele Möglichkeiten, wenn es um Fußballvereine für
ANGEBOTE FÜR MÄDCHEN SCHAFFEN MÄDCHEN AUF INFOMATERIAL SICHTBAR
Mädchen ging. Also ging ich Basketball spielen.“ Hintergrund/Barrieren: Der Hauptgrund, warum wenige MACHEN & EXPLIZIT EINLADEN
Mädchen in Fußballvereinen sind, ist das fehlende An- (z. B. Vereins-Flyer, Fotos)
(Spielerin, AKS ZŁY)
gebot für Mädchen. Es gibt wenig Mädchenvereine und Hintergrund/Barrieren: Mädchen fühlen sich oft von Ver-
-teams und auch dort, wo Mädchen theoretisch mitspielen einen und ihrem Informationsmaterial nicht angesprochen
könnten, wird dies selten explizit gemacht. Viele Mädchen und sind verunsichert, ob sie im Verein überhaupt willkom-
spielen zuerst Volleyball, Handball oder Basketball – obwohl men sind. Wenn Mädchen andere Mädchen auf Bildern des
sie eigentlich immer Fußball spielen wollten. Vereins sehen, wenn auf dem Flugblatt steht, dass Mädchen
und Burschen willkommen sind, ist klar, dass der Verein
ZU EIGENEN TRAININGSEINHEITEN
auch etwas für sie ist.
FÜR MÄDCHEN EINLADEN
Hintergrund/Barrieren: Von klein auf werden Mädchen ANFÄNGERINNEN JEDEN ALTERS EINLADEN
weniger zum Fußball ermutigt, verbringen entsprechend Hintergrund/Barrieren: Immer noch beginnen Mädchen viel
weniger Zeit mit Fußball spielen und trauen sich selbst später mit dem Fußball spielen und verbringen von klein auf
entsprechend weniger zu, wenn sie erstmals in einen Ver- weniger Freizeit am Ball, der Fußballverein ist manchmal
ein kommen. Gleichzeitig sehen sie im öffentlichen Raum der erste Kontakt mit dem Fußball. Darauf sollte ein Verein
und auf den Fußballplätzen oft Burschen, die schon einiges vorbereitet sein und auch offen für jene sein, die wenig
können, schlichtweg weil sie viel öfter Fußball spielen. Für bis keine fußballerischen Vorkenntnisse mitbringen. Nur
viele Mädchen ist es deshalb hilfreich, wenn sie sich jeden- durch diesen sehr offenen Breitensportansatz kann sich der
falls am Anfang in einem geschützten Raum ausprobieren Mädchenfußball nachhaltig entwickeln. Messbare Erfolge
und dort Selbstvertrauen tanken können (selbst wenn der kommen später.
Verein keine eigenen Mädchenteams, sondern gemischte
Nachwuchsteams hat).
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„Was ich brauche, um mich willkommen zu fühlen?
IDENTIFIKATION
Ein Frauenteam und weibliche Trainerinnen.“
(Spielerin, Roter Stern Leipzig)
MÄDCHEN & FRAUEN(FUSSBALL) SICHTBAR MACHEN
„Ich denke, viele Mädchen vermeiden es, Fußball
zu spielen, selbst wenn sie es wollen, weil sie es für
einen typischen Jungensport halten.“
(Spielerin, Roter Stern Leipzig) WEIBLICHE VORBILDER IM VEREIN verbuchen haben wie die Burschen). Und auch Mädchen
sind verschieden, und entsprechend empfiehlt es sich, auch
Hintergrund/Barrieren: Manche Vereine möchten gerne
verschiedene Bilder von fußballspielenden Mädchen sicht-
mehr Mädchen als Spielerinnen haben, vergessen aber,
bar zu machen – manche haben kurze, andere lange Haare,
dass auch der Verein selbst hier Vorbild sein muss. Und
sie haben verschiedene Hautfarben und Herkünfte.
dies auf allen Ebenen: Trainer_innen, Funktionär_innen,
Platzwart_innen. Mädchen (und ihre Eltern) werden einen FRAUENFUSSBALL WERTSCHÄTZEN
Verein in seinem Engagement umso ernster nehmen und & ÜBER FRAUENFUSSBALL SPRECHEN
glaubwürdiger finden – und entsprechend eher kommen –
Hintergrund/Barrieren: Wenn gestern ein wichtiges
je systematischer die Teilhabe von Frauen und Mädchen
Match war, wird am nächsten Tag beim Training darüber
im gesamten Verein gelebt wird. Insbesondere weibliche
geredet. Bringt aktiv den Frauenfußball ins Gespräch mit
Trainerinnen spielen hier eine zentrale Rolle.
den Burschen und Mädchen ein (z.B. Women Champions
SICHTBARKEIT VON FRAUEN & MÄDCHEN IM League oder wenn eine EM oder WM ansteht). Bei Tricks
AUSSENAUFTRITT UND NACH INNEN und Spielformen als Beispiel nicht immer Alaba und Ronaldo
(z. B. Bilder im Vereinslokal oder der Garderobe etc.) nennen, sondern Lucy Bronze, Megan Rapinoe oder Viktoria
Schnaderbeck. Eine andere Idee ist, gemeinsam Frauenfuß-
Hintergrund/Barrieren: Da wo ich mich sehe, fühle ich mich
ball-Spiele anzuschauen oder andere, schon bestehende
wohl. Das betrifft nicht nur Websites und Social Media, wo
Mädchen- und Frauenteams einladen für ein Trainingsmatch.
Mädchen und Frauen im Verein ebenso sichtbar und gleich
repräsentiert sein müssen wie die Burschen und Männer. Warum? Wenn Frauenfußball wertgeschätzt wird, fühlen
Sondern auch die Sichtbarkeit „vor Ort“: Mädchen ärgern sich auch die Mädchen im Fußball wertgeschätzt, sie haben
sich und werden nicht ernst genommen, wenn ihre Bilder eine Perspektive und Vorbilder, an denen sie wachsen kön-
nicht auch im Vereinsheim oder der Kantine hängen (selbst nen. Genau das fehlt Mädchen.
wenn sie noch nicht die gleichen messbaren Erfolge zu
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GLEICHE BEDINGUNGEN
INFRASTRUKTUR
EIGENE UND SICHERE RÜCKZUGSORTE WEIBLICHE BEZUGSPERSONEN
FÜR MÄDCHEN Hintergrund/Barrieren: Generell ist es im Umgang mit
(z. B. eine fixe Mädchengarderobe) Minderjährigen notwendig, dass insbesondere bei
Hintergrund/Barrieren: Insbesondere an Orten, wo vor Trainingslagern oder Auswärtsspielen, aber auch generell
allem Burschen und Männer unterwegs sind, muss es eigene am Platz, immer eine gleichgeschlechtliche Ansprechperson
Räume für Mädchen geben: Einerseits, weil sie im Sinne anwesend ist. Mädchen haben das Recht, Themen/Probleme
der Gleichberechtigung auch einen eigenen Raum für sich mit erwachsenen Personen des gleichen Geschlechts zu
beanspruchen, andererseits sind das auch sichere Rück- besprechen. Hier geht es um Fragen des Wohlfühlens und
zugsorte, an denen Mädchen unter sich sein und einander der Unterstützung ebenso wie um grundlegende Fragen der
bestärken können. Dieses Bedürfnis ist berechtigt und gilt Sicherheit und des Gewaltschutzes.
es zu respektieren und zu schützen.
GLEICHBERECHTIGTE TRAININGS- &
MATCHZEITEN
Hintergrund/Barrieren: Mädchen- und Frauenteams bekom-
men oft nicht dieselben Trainingszeiten wie Burschen und
Männer, Spielerinnen berichten, dass Mädchen nur ein- bis
Wenn du in deinem jetzigen Verein etwas ändern zweimal pro Woche für eine Stunde trainieren, während die
könntest, was wäre das? Slots für die Burschen öfter und zu besseren Zeiten sind.
„Ich würde ändern, dass wir einen Umkleideraum Das vermittelt Mädchen den Eindruck, dass sie weniger
nur für uns selbst haben, mit Platz für Pokale, wert sind. Im Idealfall finden die Trainings und Matches
Urkunden und andere Sachen.“ getrennt, aber gleichzeitig statt, um ein gleichberechtigtes
(Spielerin, FC Torpedo 03 GIRLS) Miteinander und Austausch zu ermöglichen.
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TRAININGSALLTAG
STARK DURCH VIELFÄLTIGE SPORTLICHE EINE GUTE BALANCE ZWISCHEN „ALLE
ERFAHRUNG GEMEINSAM“ UND EIGENEN MÄDCHENRÄUMEN
Hintergrund/Barrieren: Aufgrund geschlechtsspezifischer Hintergrund/Barrieren: Einige Mädchen haben gar kein Pro-
Sozialisation haben Burschen und Mädchen oft andere blem, in einem Burschenteam mitzuspielen, für viele andere
Sport-Biographien, bevor sie in den Fußballverein kommen. stellt das eine Barriere dar – wenn ein Verein also möglichst
Deshalb empfiehlt sich das folgende: Viele Spiele, die viele viele Mädchen ansprechen möchte, bietet er im Idealfall
verschiedene Fähigkeiten/Talente und vor allem sportliche beide Möglichkeiten an.
Vorerfahrungen zur Geltung bringen, sodass alle ihre Stärken
MÄDCHEN SPORTLICH ERNST NEHMEN
zeigen können.
Hintergrund/Barrieren: Mädchen bekommen über den
MÄDCHEN BRAUCHEN ERMUTIGUNG, Sport nicht die gleiche Anerkennung wie Buben, werden
ABER KEINEN SONDERSTATUS als Athletinnen nicht ernst genommen und nehmen sich
Hintergrund/Barrieren: Kinder, die zum Fußball kommen, entsprechend auch selbst in ihrem sportlichen Engagement
teilen alle eine Leidenschaft für und Freude am Fußball, nicht ernst. Die Erfahrung zeigt, dass der gut gemeinte
sonst wären sie nicht da. Dennoch sind die Selbstbilder Ansatz, dass man Mädchen bestärken möchte, nicht selten
verschieden: Plakativ gesagt wollen viele Buben Ronaldos dazu führt, dass alles, was Mädchen im Training tun, mit
werden, Mädchen wiederum müssen bestärkt werden, dass Lob überschüttet wird. So fühlen sich Mädchen als Fußbal-
„Ich dachte, dass ich vielleicht nicht gut genug bin und die anderen besser spielen.“ sie Fußball spielen können und dürfen. Vor diesem Hinter- lerinnen aber nicht ernst genommen: sie möchten genauso
(Spielerin, FC Torpedo 03 GIRLS) grund ist es wichtig, Mädchen besonders zu bestärken, sie Fehler machen dürfen, korrigiert werden, anders können
gleichzeitig aber nicht „anders“ zu behandeln. Mädchen sie nicht lernen oder besser werden. Das zu meistern,
„Als ich sechs und bei meinem ersten Verein war, in dem sonst nur Jungs waren, war das brauchen Respekt und keine Sonderbehandlung – und auch erfordert im Trainingsalltag Fingerspitzengefühl von Seiten
seltsam. Im Training war ich nicht gut integriert, sie haben mir nicht oft den Ball zugespielt.“ nicht, entgegen der Meinung manch eines Trainers, „mehr der Trainer_innen.
(Spielerin, Roter Stern Leipzig) Zeit zum Plaudern“.
13ANTIDISKRIMINIERUNG
STEREOTYPE AUFBRECHEN ANSPRECHPERSONEN IM VEREIN INSTALLIEREN
Hintergrund/Barrieren: Stereotype darüber, wie Mädchen Hintergrund/Barrieren: Es braucht Ansprechpersonen,
und Burschen zu sein hätten und dass Mädchen „nicht Fuß- an die man sich vertrauenswürdig wenden kann, wenn es
ball spielen“, halten sich hartnäckig – bei Eltern, Spielern Probleme gibt. Das beginnt bei Kleinigkeiten und endet
und Vereinen. Hier gilt es einzuschreiten und Gegenbilder bei Fällen von Diskriminierung und Übergriffen. Ein Verein
zu produzieren und Mädchen und Burschen in ihrer Vielfalt erleichtert sich das Leben sehr, wenn er Ansprechpersonen
aufzuzeigen. Fotos von weiblichen Fußballerinnen und den installiert, da so oft Probleme früh erkannt und gleich
Spielerinnen des Vereins „in Action“ sind hier ebenso ein gehandelt werden können, bevor sie größer und irgend-
Puzzleteil wie klare Statements des Vereins, dass alle hier wann womöglich schwer lösbar werden. Das gibt Sicherheit
Fußball spielen können. und schafft Vertrauen im Verein.
KLARE STATEMENTS UND KONSEQUENTES FUNKTIONÄR_INNEN & TRAINER_INNEN
EINSCHREITEN BEI DISKRIMINIERUNG SCHULEN UND SENSIBILISIEREN
Hintergrund/Barrieren: Vor allem bei den Matches be- Hintergrund/Barrieren: Funktionär_innen und Trainer_innen
„Von meinen Eltern hörte ich meistens: Du bist ein Mäd- richten Mädchen von sexistischen Sprüchen und darüber, sind Vorbilder und Multiplikator_innen, vor allem Trai-
chen, wofür spielst du? Du wirst solche starken Beine dass sie als Fußballerinnen ausgelacht werden. Trainer_in- ner_innen stehen in engem Kontakt zu den Spieler_innen
haben, du wirst in einem Rock nicht gut aussehen.“ nen, die so etwas zu Ohr bekommen, müssen einschreiten und tragen Verantwortung. Sie sollten sensibilisiert und
(Spielerin, AKS ZŁY) und die Beleidigung der eigenen sowie der gegnerischen aufmerksam sein, um Probleme wie z. B. Sexismus im Team
Spielerinnen unterbinden. Geschieht dies nicht, werden die zu erkennen. Dafür gibt es kurze Trainings und Weiter-
„Wir sind von Jungs umgeben, die mich ärgern, nur weil
Mädchen nicht lange im Verein bleiben. Präventiv kann das bildungsangebote, die die Handlungsmöglichkeiten für
ich ein Mädchen bin, das wie ein Junge aussieht und
Thema aufgegriffen werden in den Vereinsstatuten oder mit Trainer_innen erweitern und helfen, hier gegenzusteuern
Fußball spielt.“
Aushängen am Sportplatz, dass Diskriminierung hier nichts (z. B. Workshops und Schulungen der fairplay-Initiative).
(Spielerin, Roter Stern Leipzig)
verloren hat.
15OFFENE & VIELFÄLTIGE
VEREINSKULTUR
NICHT-DISKRIMINIERENDE SPRACHE GESPRÄCHS- UND DISKUSSIONSKULTUR
Hintergrund/Barrieren: Die Wirkung von Sprache ist nicht IM VEREIN ETABLIEREN
zu unterschätzen. Sprache trägt in einem großen Ausmaß Hintergrund/Barrieren: Spielerinnen wünschen sich Feed-
dazu bei, ob wir uns wohlfühlen und respektiert werden back – dass sie welches bekommen, aber auch welches
oder nicht. Entsprechend ist Respekt hier zentral. geben können. Dass miteinander gesprochen wird und
Emotionen sind wichtig und gut, sollten aber mit diskrimi- auf die Bedürfnisse eingegangen wird. Offene Gesprächs
Was ist wichtig für neue Spielerinnen?
nierender Sprache nichts zu tun haben. Mädchen, die angebote – auf Augenhöhe! – seitens der Trainer_innen oder
„Dass es Pausen gibt, wo du Fragen ständig abwertende Kommentare über Mädchen hören des Vereins sind nicht nur eine Frage des Respekts, sondern
stellen kannst (…) und auch generell oder mitbekommen, dass „alles was schlecht ist“ als holen neue Spielerinnen dort ab, wo sie sind. Ängste
Dinge erklärt werden, wie es funktioniert „schwul“ oder „wie ein Mädchen“ bezeichnet wird, werden und Fragen können aufgegriffen werden – fehlen solche
und wie es dir geht.“ sich schwerlich wohl und respektiert fühlen und ein gutes Gespräche, kommt es früher oder später zu einem Bruch
(Spielerin, FC Torpedo 03 GIRLS) Selbstwertgefühl im Verein entwickeln können. mit dem Verein oder zu großen Unzufriedenheiten, die
später schwer zu bearbeiten sind.
„Niemand im Verein hat mir gesagt, wie GEMEINSAME EVENTS BZW. TEILHABE &
ich meine Ausdauer verbessern kann und MITGESTALTUNG ALLER VEREINSMITGLIEDER VIELFALT IN JEDER HINSICHT LEBEN
ich habe kaum mit den anderen Spielern
Hintergrund/Barrieren: Vor allem für neue Spieler_innen Hintergrund/Barrieren: Auch Mädchen bringen verschie-
gesprochen. Es gab kein Gespräch. Drei
sind gemeinsame Veranstaltungen wichtig – so lernen sich dene Geschichten mit, haben unterschiedliche Herkünfte,
Jahre lang habe ich nichts Positives
Spieler_innen auch abseits des Trainings und über Trainings- Hautfarben, Religionen, Sexualitäten und verschiedene
gehört.“
gruppen hinweg kennen. Gemeinsam organisierte Events Selbstbilder. Ist ein Verein generell offen, und sieht
(Spielerin, AKS ZŁY)
stärken auch die Teilhabe und das Miteinander, so können Unterschiede als etwas Bereicherndes an, werden sich
„So etwas wie ein Buddy-System zur sich alle einbringen und das schafft Vereinsbindung – und auch die verschiedensten Mädchen dort willkommen
leichteren Integration wäre gut.“ macht Spaß. fühlen und Fußball spielen.
(Spielerin, Roter Stern Leipzig)
17GIRLZ GIRLZ
PROJEKT VEREINE
“Let the girls play! Breaking down AKS ZŁY (WARSCHAU) FC TORPEDO 03 GIRLS (WIEN) FAIRPLAY –
barriers for girls through capacity
Fußball für Alle, gegen Ausgrenzung und den im polnischen Ein Wiener Breitensportverein, bei dem neben dem Fußball INITIATIVE FÜR VIELFALT UND
building among grassroots football
Fußball grassierenden Rechtsextremismus, Demokratie auch das Soziale und Gemeinsame im Mittelpunkt stehen. ANTIDISKRIMINIERUNG
clubs” ist der Titel eines europäischen
in Gesellschaft und Verein – so könnte der Warschauer Über 250 Kinder und Jugendliche kicken hier, seit Herbst Seit 1997 setzt sich die fairplay Initiative
Mädchenfußballprojekts, das 2020/2021
Fußballverein AKS ZŁY beschrieben werden. Im April 2021 2019 auch im neu gegründeten eigenständigen Mädchen- für Vielfalt und gegen Diskriminierung
umgesetzt wurde. Bei GIRLZ ging es
wurde nun, auch dank des GIRLZ Projekts, die hauseigene nachwuchs im 15. Wiener Gemeindebezirk. Zwei Jahre im Sport ein. Themen wie Rassismus,
darum, Barrieren für Mädchen im
Nachwuchsakademie eröffnet. 30 Kinder im Alter von später, im Herbst 2021, spielen mehr als 60 Mädchen in fünf Sexismus, Homophobie oder Rechts
Vereinssport Fußball zu identifizieren
4 – 9 Jahren sind schon dabei, darunter mehr als die Trainingsgruppen und in 3 Ligateams. „Mädchen*fußball im extremismus sind insbesondere im
und abzubauen.
Hälfte Mädchen. Westen Wiens – sei dabei!“ Sport weiterhin und trauriger weise
Ziel war es, Vereine für Mädchen zu aktuell. Durch Bildung, Kampagnen,
öffnen und damit mehr Spielerinnen
ROTER STERN LEIPZIG (LEIPZIG) PRAGUE RAPTORS FC (PRAG)
Netzwerkarbeit sowie das Empower-
in die Fußballvereine zu bekommen, Antifaschismus sowie der Einsatz gegen Rassismus, Der Prague Raptors FC versteht sich als moderner Fuß- ment von Grassroots-Initiativen und
um nachhaltig und im Sinne des Homophobie und Sexismus sind zentral beim Connewitzer ballklub, bei dem Vielfalt und soziale Verantwortung hoch Breitensportvereinen will fairplay das
Breitensports Mädchen- und Stadtteilverein Roter Stern Leipzig. Zwei Frauenteams gehalten werden, was viele Projekte des Vereins unter ändern.
Frauenfußball zu stärken. sowie ein eigenständiger Mädchennachwuchs gehören Beweis stellen. Im Frühjahr 2021 konnte endlich das Projekt
da natürlich dazu. Die geplanten Feierlichkeiten zum Nachwuchsakademie angegangen werden – von Anfang an
Die vier teilnehmenden Vereine haben
20jährigen Bestehen der RSLadies mussten Corona- wurden Mädchen als zentrale Zielgruppe mitgeplant mit
im Zuge des Projekts (Mädchen-)Nach-
bedingt 2021/22 leider abgesagt werden und dennoch den Effekt, dass heute mehr Mädchen als Burschen bei den
wuchsteams gegründet bzw. weiter
blüht der Mädchenfußball beim RSL. Raptors kicken.
entwickelt und die gemachten
Erfahrungen fließen in dem
vorliegenden Handbuch zusammen.
19LET THE GIRLS PLAY!
Das Handbuch Mädchenfußball liefert Vereinen, die gerne Mädchenteams
aufbauen bzw. denen gleiche Chancen für Mädchen und Burschen in ihren
Teams ein Anliegen sind, Informationen und Tipps und Tricks, die helfen,
den Verein für mehr Mädchen zu öffnen.
Basierend auf Gesprächen mit jungen Spielerinnen aus vier europäischen
Vereinen und den beim Aufbau von (Mädchen-)Nachwuchsteams
gemachten Erfahrungen, trägt es dazu bei, das Angebot für Mädchen im
Breitensport zu erweitern und eine Sportkultur zu etablieren, bei der sich
alle Menschen willkommen fühlen.
Mit Unterstützung von
LET THE GIRLS PLAY!
Ein gemeinsames
Mädchenfußballprojekt vonSie können auch lesen
