Gottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis, 19.6.2022, mit Taufe von Mia-Sophie Maluk in der Friedenskirche Elverdissen Orgelvorspiel ...

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1. Sonntag nach Trinitatis, 19.6.2022, Taufe Mia-Sophie Maluk   1

Gottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis, 19.6.2022, mit Taufe von
Mia-Sophie Maluk in der Friedenskirche Elverdissen
Orgelvorspiel
Wochenspruch: Jesus Christus spricht: Wer euch hört, der hört mich;
und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lukas 10,16a)
Gebet für das aufgebotene Paar,die Verstorbene und die
Angehörigen:
Lieber Vater im Himmel. Es ist Dein Werk, wenn es unter uns Menschen
Liebe gibt. Ein junges Paar beginnt ihre Ehe mit einem Gottesdienst hier
in der Kirche. Sie nehmen sich gegenseitig aus Deinen guten Händen
und wollen unter Deinem Segen leben und sich unter Deinem Schutz
lieben und ehren.
Herr, unsere menschliche Lebensgemeinschaft endet mit dem Tod. Aber
Deine Weg- und Liebesgemeinschaft reicht über den Tod hinaus. Nimm
Ruth Richter auf in Dein ewiges Reich und lass sie das Leben schauen,
dass Dein Sohn Jesus Christus durch seine Auferstehung für uns
ermöglicht hat. Troste die Angehörigen, schenke ihnen Dankbarkeit ins
Herz für die jahrzehntelange gemeinsame Zeit mit der Verstorbenen. Uns
alle lehre bedenken, dass auch wir sterben müssen, damit wir klug
werden. Amen.
Lied: EG 159,1-3 Fröhlich wir nun all fangen an
P.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
G.: Amen.
P.: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
G.: der Himmel und Erde gemacht hat.
Eingangspsalm: Psalm 34,2-11 (EG 717.1)
Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
       Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
       dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
       Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir
       und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
       Als einer im Elend rief, hörte der Herr
       und half ihm aus allen seinen Nöten.
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Der Engel des Herrn lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
      Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
      Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
      Reiche müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen,
      haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
G.: Ehr sei dem Vater und dem Sohn / und dem Heiligen Geist, / wie es
war im Anfang, / jetzt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit. /
Amen. (EG 177.2)
Eingangsgebet: Ewiger Gott, Du hast der ganzen Welt Dein Heil
verheißen: Wir bitten Dich, schaffe Deiner guten Botschaft von Jesus
Christus Raum, auch wo diese Botschaft Widerstand erfährt. Mache
Deine Gemeinde, uns alle, willig mitzuarbeiten, dass viele Menschen
Deine Größe und Güte erfahren. Durch unseren Herrn Jesus Christus,
Deinen Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lied: EG 207,1-3 Nun schreib ins Buch des Lebens
Taufhandlung:
Liebe Gemeinde! Wir begrüßen unter uns noch einmal die Familie Maluk
und Israel. Heute soll ihre kleine Tochter Mia-Sophie getauft werden.
Die christlichen Kirchen taufen nach dem Willen unseres Herrn Jesus
Christus und im Vertrauen auf seine Verheißung. Denn so lesen wir im
Ev. nach Matthäus:
Unser Herr Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im
Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle
Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Gebet: Gott, unser Vater, nimm dieses Kind, das die Eltern und Paten
heute zur Taufe bringen, in Deiner Liebe an. Lass es in Deinem Schutz
geborgen und von Deiner Hand gehalten sein in allem, was es tut. Sei
schützend, helfend und heilend mit uns allen. Das bitten wir in Jesu
Namen. Amen.
Lesung: Matthäus 18,1-5.10: Es traten die Jünger zu Jesus und fragten:
Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und
stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr
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nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies
Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind
aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Seht zu, dass ihr nicht
einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im
Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.
Pastor: Liebe Eltern und Paten, ihr habt gehört, was Gott in der Taufe
schenkt und was diese Gabe für alle Getauften bedeutet. Wollt ihr, dass
euer Kind getauft wird und wollt ihr es christlich erziehen und ihm nach
bestem Vermögen den Weg weisen zu einem Leben als Christen, so
antwortet alle gemeinsam: Ja, mit Gottes Hilfe.
Eltern und Paten: Ja, mit Gottes Hilfe.
Pastor: Gott stärke euch für diese Aufgabe und er gebe Euch seinen
Heiligen Geist für alles, was ihr tut, um Mia-Sophie den richtigen Weg zu
zeigen.
Wir befehlen Mia-Sophie der Macht des dreieinigen Gottes. In Tod und
Auferstehung Jesu Christi hat er die Macht des Bösen und des Todes
überwunden. So lasst uns gemeinsam den christlichen Glauben
bekennen, in den Mia-Sophie hineinwachsen soll:
Gemeinde: Ich glaube an Gott, den Vater, / den Allmächtigen, / den
Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, / seinen eingeborenen Sohn, / unsern Herrn, /
empfangen durch den Heiligen Geist, / geboren von der Jungfrau Maria, /
gelitten unter Pontius Pilatus, / gekreuzigt, gestorben und begraben, /
hinabgestiegen in das Reich des Todes, / am dritten Tage auferstanden
von den Toten, / aufgefahren in den Himmel; / er sitzt zur Rechten
Gottes, des allmächtigen Vaters; / von dort wird er kommen, zu richten
die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, / die heilige christliche Kirche, /
Gemeinschaft der Heiligen, / Vergebung der Sünden, / Auferstehung der
Toten und das ewige Leben. Amen.
Mia-Sophie Maluk, ich taufe dich im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wer vor den Menschen so klein und unbedeutend wie dieses Kind
dastehen mag, der ist in Gottes Welt der Größte. (Matthäus 18,4)
Der Gott aller Gnade, der dich berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit
in Christus, der wolle dich vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen und
durch den Glauben bewahren zum ewigen Leben.
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Nimm hin das Zeichen des Kreuzes, Du gehörst Jesus Christus, dem
Gekreuzigten und Auferstandenen. Friede sei mit Dir. Amen.
Beim Überreichen der Taufkerze: Christus spricht: Ich bin das Licht der
Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern
wird das Licht des Lebens haben.
Diese brennende Kerze ist das Zeichen dafür, dass Christus für euer
Kind das Licht des Lebens ist. Er will ein Licht sein auf seinem Weg
durchs Leben. Er bietet Orientierung und Halt mitten in der
Unübersichtlichkeit menschlichen Lebens. Er gibt Wärme und
Geborgenheit in einer manchmal so kalten Welt. Er gibt uns
Selbsterkenntnis, damit wir erkennen können, wie wir vor Gott und den
Menschen dastehen und wie wir allein auf seine Vergebung vertrauen
dürfen. Sein Licht scheint mitten in der Dunkelheit unseres Lebens und
der Welt. Sein Licht leuchtet noch in der Dunkelheit des Todes und führt
uns zum Leben.
Die Eltern stehen mit dem Kind vor dem Altar:
Liebe Eltern, lieber Justin!
Der Herr, euer Gott, hat euch die kleine Mia-Sophie anvertraut und sie
jetzt durch die Heilige Taufe als sein geliebtes Kind angenommen.
Lasst uns beten und um seinen Segen bitten:
Allmächtiger und barmherziger Gott, Du gibst uns das Leben. Wir danken
Dir, dass Du den Eltern und dem Bruder dieses Kind geschenkt hast. Du
hast die Familie behütet und bewahrt und sie in Krankheit und Not
geschützt. Wir bitten Dich: Behüte dieses Kind und die Familie auch
weiterhin. Hilf allen, die für die Erziehung von Mia Sophie Verantwortung
tragen und sie auf ihrem Lebensweg begleiten. Durch Jesus Christus,
unsern Herrn. Amen.
Der Segen Gottes, des Allmächtigen, des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes komme über euch und bleibe bei euch jetzt und zu
aller Zeit. Friede sei mit euch. Amen.
Tauflied: EG 511,1-3 Weißt du, wie viel Sternlein stehen
Presb.: Epistel-Lesung: 1. Johannes 4,16b-21
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott
in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben
am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt.
Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die
Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet,
der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn er hat uns
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zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen
Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er
sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot ha-
ben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.
Halleluja-Vers: Halleluja. Deine Zeugnisse sind gerecht in Ewigkeit;
unterweise mich, so lebe ich. Halleluja.
G.: Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Lied: EG 382,1-3 Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr
Presb.: Evangeliums-Lesung: Matthäus 9,35-10,7
Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen
und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten
und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie
waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten
haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige
sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in
seine Ernte sende. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen
Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle
Krankheiten und alle Gebrechen. Die Namen aber der zwölf Apostel sind
diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder;
Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus
und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der
Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot,
der ihn verriet. Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach:
Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der
Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause
Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe
herbeigekommen.
Lied: EG 256,3 aus: Einer ist’s, an dem wir hangen
Predigt: Matthäus 9,35-10,7
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem
Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder hier in der Kirche und zu Hause an den
Bildschirmen!
„Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.“ Dieser Satz passt
genau in unsere Zeit. Wer den neuen Gemeindebrief gelesen hat, weiß:
Wir haben zu wenig Pastoren. Schon am 11. September geht mein
Amtsbruder Pastor Stuke in den Ruhestand und die Kirchengemeinde
Laar hat keinen Seelsorger mehr. Die Landeskirche sagt: „Ihr kriegt
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keinen neuen Pastor mehr, keinen neuen Hirten. Es gibt zu wenig
Nachwuchs.“
Natürlich dürfen wir unsere Nachbargemeinde nicht im Stich lassen. Es
ist unsere Pflicht und Aufgabe, die Gemeinde zu versorgen.
Gottesdienste müssen gehalten werden, Taufen, Trauungen,
Beerdigungen, Seelsorge, Konfirmandenunterricht, Leitung und Führung,
all das muss geklärt werden.
Herringhausen, Laar und Elverdissen verhandeln nun, wie wir auf die
veränderte Situation reagieren wollen. Pastorin Rasch aus
Herringhausen und ich werden uns die pastoralen Aufgaben teilen. Noch
ist nichts entschieden, aber die Zeit drängt.
Neben diesen Gesprächen gibt es noch die Gespräche dieser drei
Gemeinden mit den Herforder Gemeinden Herford-Mitte und Herford-
Petri; denn auch hier werden in den nächsten Jahren freiwerdende
Pfarrstellen nicht neu besetzt.
Es kann geschehen, dass von 2031 an ein Pastor 5000 Gemeindeglieder
zu betreuen hat. Das bedeutet so viel wie: Ein Pastor für Herringhausen,
Laar und Elverdissen zusammen, denn diese drei Gemeinden haben
heute knapp 6000 Gemeindeglieder. Doch nun genug der Zahlen.
Die Frage ist, wie schaffen wir als Gemeinden, diese große Ernte, von
der Jesus spricht, einzufahren? Da lohnt es sich, genau auf das zu
hören, was in Jesus in unserem Predigttext sagt.
Jesus will die Menschen und die ganze Welt zum Ziel bringen, zu dem
Ziel nämlich, dass alle Menschen eine lebendige Beziehung finden zu
unserem Gott. Das bezeichnet er als „Ernte“. Und für diese Ernte kann es
eigentlich nie genug Arbeiter geben. So beruft er für diese großartige
Aufgabe seine zwölf Jünger, deren Namen wir gerade gehört haben. Das
sind keine Theologen, keine Gemeindepädagogen, Jesus beteiligt
andere, ganz normale Menschen an seiner Arbeit. Fischer, Zöllner und
andere. Und diesen 12 Jüngern folgen nicht nur einige wenige
hauptamtliche Arbeitskräfte in der Kirche, sondern alle Christen folgen
den Jüngern; denn wenn in der Bibel von den Jüngern Jesu die Rede ist,
dann sind immer wir mitgemeint, alle getauften Christen, alle, die zu
Jesus Christus gehören. Deshalb ist der erste Satz, den wir heute dick
unterstreichen sollten, folgender:
Jesus beteiligt uns alle an seiner Aufgabe, die Menschen zu Gott zu
führen.
Und nun schweift der Blick Jesu über die große Volksmenge, die ihm
gefolgt war. „Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren
verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“
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Massen von Menschen sind da beisammen. Kopf an Kopf, dichtgedrängt,
vorwärtsstrebend, weil sie alle meinen: Ich, ich bin doch wichtig. Jesus
muss sich unbedingt mir zuwenden. Meiner Bedürftigkeit, meinem
Leiden. Ich, ich bin doch das ärmste Schwein von allen. Und so ist da
eine unübersehbare Menge von Einzelmenschen mit je ganz eigenen
Sorgen und Nöten, mit Verwundungen, Schmerzen und Schwielen auf
der Seele. Selbst wenn Jesus die Not jedes Einzelnen sieht, selbst wenn
ihm kein Einzelschicksal wurscht ist, selbst wenn er durchdrungen ist von
einer unbändigen Liebe zu einem Jeden, in diesem einen Moment
verschmilzt die Menge der Einzelmenschen zu einer riesigen großen
Herde. Eine Herde, die ein einziges gemeinsames Problem hat: Sie alle
sind orientierungslos, sie sind verführt, sie haben keinen Hirten, der
ihnen den Weg weist.
Lassen wir unseren Blick über unsere Gemeinde, über unseren Ort und
über unser ganzes Land schweifen. Das ist unser Arbeitsfeld. Zwar wird
immer wieder behauptet, die Menschen seien heute zutiefst religiös, aber
sie suchen ihren inneren Halt eben außerhalb der Kirchen, weil wir nicht
mehr die richtigen Antworten finden auf die brennenden Fragen.
Auch wenn die Fragen nicht neu sind: Aber die Menschen wollen wissen:
Woher komme ich? Was hält mich? Was ist mein Lebensziel? Was gibt
meinem Leben Sinn? Wo finde ich eine Gemeinschaft, in der ich so sein
kann wie ich bin? Was mache ich mit meiner Schuld, mit meinem
Versagen, meinem Unvermögen? Wo finde ich Trost? Wer füllt mir meine
leeren Hände? Wer gibt meinem Leben Leitplanken, damit ich weiß, wo
meine Freiräume sind, und wo die meines Nachbarn sind? Wo finde ich
eine Hoffnung, die über mein Leben hinausreicht? Was hinterlasse ich
meinen Kindern? Was hinterlassen wir Mia-Sophie, die wir heute getauft
haben?
Diese inneren Nöte, die müssen wir als Arbeiter in der Ernte Jesu
wahrnehmen, dazu muss Jesus uns die Augen schulen. Sicher, unsere
Kirche ist hervorragend organisiert. Die Zuständigkeiten sind klar. Sehr,
sehr viele Menschen werden betreut, beraten, versorgt. Aber unsere
Kirche verliert oft vor lauter Organisationsproblemen völlig die große
Ernte aus den Augen. Natürlich sind die jüngsten Beschlüsse z.B. der
Landessynode unserer Kirche zum Klimaschutz und zur Beteiligung
junger Menschen in den Entscheidungsgremien unserer Kirche, der
Umgang mit Flüchtlingen wichtig. Aber noch viel wichtiger ist:
Wie füllen wir als christliche Gemeinde das Hirtenamt mit Leben? Wie
können wir die Herde der Christen wieder sammeln unter dem einen
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Hirten Jesus Christus – und das flächendeckend, nicht nur in einigen
herausragenden Leuchtturmprojekten.
Wir Menschen hier in Elverdissen, in Laar, Herringhausen und Herford,
wir sind ein wahrhaftig riesiges Arbeitsfeld. Noch nie war es so
notwendig, direkt unter uns Mission zu betreiben, wie heute. Noch nie
waren die Christen der beiden großen Kirchen in der Minderheit, unter 50
%. Das sind wir aber heute.
Und wenn wir uns genau in unseren Gemeinden umschauen, dann
spüren wir, wie schnell die Fassaden und selbstgebauten
Lebensentwürfe bei den Menschen zusammenfallen, weil sie alle nur
notdürftig aufgebaut wurden, nur um ein wenig Geborgenheit und
Zugehörigkeit zu empfinden.
Der zweite Satz, der unterstrichen wird: Unser Arbeitsfeld ist unsere
Gemeinde hier am Ort.
Meinen wir nicht, wir seien damit überfordert, oder die Erntearbeit sei nur
eine Aufgabe von Pastoren und Fachleuten. Wenn Arbeiter mit ihren
Sensen die Halme abschneiden und sie zusammenbinden und
aufstellen, dann können wir doch gar nicht erkennen: Wer ist hier der
Chef, der Besitzer des Feldes und wer ist Saisonarbeiter, Knecht oder
Magd. Sie alle arbeiten und haben nur das eine Ziel, nämlich die Ernte
einzubringen. Wir brauchen viele Mitarbeiter in der Ernte Gottes. Und
Jesus gibt in unserem Predigttext ja auch gleich eine Einweisung in
unsere Arbeit. „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte
sende.“ Am Anfang steht die Bitte um die Entsendung. Gott ist der Herr
der Ernte, und darum dürfen wir seiner Entscheidung nicht vorgreifen, wo
und wie und wann er uns gebrauchen kann. Als Jünger Jesu wissen wir
aber, dass er uns gebrauchen kann. Wenn wir beten, wenn wir um den
Fortgang der Ernte beten, dann halten wir uns selbst bereit, dass Gott
uns in den Dienst an dieser Sache einweist. Das Gebet ist der erste
Schritt, den wir als Jünger Jesu tun können. Der erste Schritt hinaus aus
der Konsumhaltung. Der erste Schritt zur Mitarbeit an der Ernte Gottes.
Als Betende bekommen wir diesen erbarmenden Blick Jesu, der die Not,
die grundlegende Not der Menschen, wahrnimmt.
Und wenn von uns erwartet wird, von dem zu erzählen, was Jesus und
der Glaube an ihn für uns bedeutet, ja dann wird Jesus uns die richtigen
Worte in den Mund legen, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.
So ist z.B. das Amt, dass Sie als Eltern und Paten von Mia-Sophie
übernommen haben, genau das: Arbeit in der Ernte unseres Gottes.
Erzählen Sie Ihrem Kind von Jesus, weisen Sie hin auf das, was Jesus
schenkt, beten Sie mit Ihrem Kind, schenken Sie Ihre Liebe. Es gibt so
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viele Möglichkeiten, Mia-Sophie in die Gegenwart Jesu Christi zu führen.
Die Taufe heute ist ganz sicher der erste Schritt.
Der dritte Satz: Jesus weist uns in unsere Arbeit ein, an dem Ort, an
den er uns stellt.
Nun sagt Jesus an anderer Stelle von sich selber: Ich bin der gute Hirte.
Ziel der Arbeit Jesu und seiner Jünger ist die Sammlung des
Gottesvolkes unter diesem einen Hirten Jesus Christus, in dem es weder
Orientierungslosigkeit noch Ziellosigkeit gibt, weder Unterdrückung noch
Einsamkeit, weder Selbstbetrug noch Verführung. Auf dem Weg zu
diesem Ziel dürfen wir alle mitarbeiten. Voll verwirklicht wird das Ziel
jedoch erst in der neuen Welt Gottes. Aber mit den uns anvertrauten
Gaben und Fähigkeiten, mit dem Hoffnung eröffnenden Wort des
Evangeliums von Jesus Christus und mit der helfenden Tat im Namen
Jesu, können wir schon heute, hier und jetzt Zeichen setzen, Zeichen
unseres wiederkommenden Herrn Jesus Christus. Voller
Überzeugungskraft können wir unseren uns anvertrauten Menschen
sagen: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre eure
Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Lied: EG 241,1+2+4 Wach auf, Du Geist der ersten Zeugen
Fürbittengebet: Herr, unser Gott, Dein Sohn Jesus Christus ruft uns
hinein in den Dienst an Deiner Gemeinde, hier vor Ort und weltweit. Lass
uns seinen Ruf hören, auch wenn wir uns zu schwach, zu unbedeutend
und zu wenig fähig fühlen.
Aber Du brauchst jeden von uns und Du begleitest uns in die Zukunft
Deiner Kirche. Wer sollte es denn sonst tun?
Herr, öffne unsere Augen, damit wir sehen, was die Menschen unserer
Zeit brauchen. Öffne unsere Ohren, damit wir das Klagen und Weinen
der anderen hören. Öffne unsere Herzen, damit wir uns anrühren lassen
von der Not anderer. Herr, so beten wir in diesen Gottesdienst für unsere
Nächsten:
für die Starken und für die Schwachen;
für die Zweifelnden und für die Verzweifelten;
für die Gläubigen und für die Ungläubigen;
für die Getrösteten und die Trostlosen;
für die Geborgenen und die innerlich Heimatlosen;
für die Dankbaren und für die Undankbaren;
für die Freudenreichen und die Tränenreichen;
für die Sicheren und die Verunsicherten;
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für Mia-Sophie, die Eltern, den Bruder, die Paten und Verwandten;
für alle Kinder, ihre Eltern und Familien;
für die Verantwortlichen in Herford-Mitte und Herford-Land;
für Deine weltweite Gemeinde.
Herr, allein die Botschaft von Deiner Liebe zu uns Menschen macht die
Zukunft hell und macht uns frei; Deine Botschaft gibt uns Kraft und bringt
Menschen zusammen, wie es sonst nie geschehen könnte; Deine
Botschaft ruft uns in die Gemeinde und macht uns zu Arbeitern in Deiner
Ernte. Wir danken Dir. Amen.
Vaterunser
Vater unser im Himmel. / Geheiligt werde Dein Name. / Dein Reich
komme. / Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. / Unser
tägliches Brot gib uns heute. / Und vergib uns unsere Schuld, / wie auch
wir vergeben unsern Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, /
sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn Dein ist das Reich und die
Kraft / und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Es segne und behüte euch Gott, der Allmächtige und der
Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen! Amen! Amen!
Lied: EG 160 Gott Vater, dir sei Dank gesagt
Orgelnachspiel
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