GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm

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GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm
Juli/August 2021

                          GRÜN VOR ORT
                                 FRIEDENAU

DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG
ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN
FRIEDENAU von Annabelle Wolfsturm

 Foto: Sascha Bachmann                                                Foto: Elias Joswich

                   Bereits 2014 hat un-      straßen vor, nicht nur Schilder aufzustel-
                   sere Grüne Fraktion       len, sondern weitergehende Maßnahmen
                   einen Antrag in der       zu ergreifen:
                   Bezirksverordneten-
                                             • Eine ausreichend breite Fahrbahn,
                   versammlung       (BVV)
                                               denn in einer Fahrradstraße dürfen
                   eingebracht, der vor-
                                               Radfahrende nebeneinander fahren
                   sah, aus der Handjery-
                                               und sich auch gegenseitig überholen.
straße eine Fahrradstraße zu machen.
Der Antrag wurde in der BVV mehrheit-        • Für mehr Verkehrssicherheit muss
lich beschlossen.                              ein Sicherheitsstreifen zwischen den
                                               parkenden Autos und der Fahrbahn
Derweil ist auf Initiative von Bündnis 90/
                                               eingerichtet werden, der Dooring-
Die GRÜNEN 2018 das bundesweit erste
Mobilitätsgesetz in Kraft getreten. Dieses     Unfälle* verhindert.
sieht bei der Einrichtung von Fahrrad-       • Eine Fahrradstraße ist für die Anlie-
                                                                                              1
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ger*innen und den Zielverkehr frei,       Wannseeroute hat die Handjerystraße
        motorisierter Durchgangsverkehr ist       zudem auch noch eine wichtige, überge-
        aber nicht mehr gestattet.                ordnete, stadtweite Funktion.
    • Die Senatsverwaltung für Umwelt,            Das alles führt dazu, dass Parkplätze zu-
      Verkehr und Klimaschutz hat für die         gunsten einer echten Fahrradstraße ent-
      Umsetzung einen Leitfaden heraus-           fallen müssen. Aus unserer Sicht ist das
      gegeben. Danach sind für die Ein-           auch eine Frage von Flächengerechtig-
      richtung von Fahrradstraßen bau-            keit. Wir wollen eine soziale, ökologische
      liche Maßnahmen wie Poller oder             und gerechte Verkehrspolitik, damit wir
      modale Filter* sowie die Anordnung          lebenswerte Kieze für alle Menschen ha-
      von gegenläufigen Einbahnstraßen            ben. Eine fahrrad- und fußgerechte Stadt
      möglich.                                    unter Beibehaltung jedes einzelnen Park-
    Das Bezirksamt hat sich entschieden,          platzes wird nicht möglich sein.
    aufgrund der angespannten Personal-           Unsere Stadträtin Christiane Heiß wird
    lage, die mobilitätsgesetzkonforme Pla-       die Anwohnenden der Handjerystraße
    nung der Fahrradstraße an ein externes        über die Einrichtung der Fahrradstraße
    Büro zu vergeben. In diesem Zusammen-         informieren, sobald der Zeitplan für die
    hang ist auch noch einmal eine Verkehrs-      Umsetzung der Maßnahmen feststeht.
    zählung durchgeführt worden. Diese            *) Dooring-Unfälle: Beim sogenannten „Dooring“ (englisch
    hat ergeben, dass der Radverkehr in der       door = Tür) handelt es sich um Unfälle im Straßenverkehr, bei
                                                  denen Radfahrende mit einer unachtsam geöffneten Autotür
    Handjerystraße die weit überwiegende          zusammenstoßen.
    Verkehrsart ist.                              *) Modale Filter: Modale Filter sind bauliche Hindernisse, die
                                                  verhindern, dass Fahrzeuge in einer Straße durchfahren kön-
    Mit ihrer Zubringerfunktion zur Fahrrad-      nen. Das hat viele Vorteile. Für die Anwohnenden verbessert
                                                  sich das Wohnumfeld deutlich. Und die Verkehrssicherheit wird
    straße Prinzregentenstraße sowie zur          erhöht.

    INTERVIEW MIT SASKIA ELLENBECK
    von Elias Joswich
                                                  Listenplatz 1 für die Wahl der
                                                  Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
                                                  und Kandidatin als Grüne Stadträtin.

                                                  Der Kreisverband von Bündnis
                                                  90/Die GRÜNEN Tempelhof-Schö-
                                                  neberg hat dich mit großer Mehr-
                                                  heit auf Platz 1 ihrer BVV-Liste
                                                  gewählt. Damit bist du auch als
                                                  Kandidatin für das Amt der Stadt-
                                   Foto: privat   rätin für die nächste Wahlperiode
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gewählt. Warum möchtest du                    keiten, die Dinge schnell zu verbessern.
Stadträtin werden?                            Wir können zum Beispiel Kreuzungen
Seit ich vor vielen Jahren angefangen         entschärfen, indem wir die gefährlichen,
habe darüber nachzudenken, wie viel           eigenen Rechtsabbiegerspuren für Kraft-
schöner, sicherer, leiser und einfach men-    fahrzeuge einfach sperren oder im Kreu-
schenfreundlicher unsere Städte sein          zungsbereich Fahrradbügel aufstellen.
könnten, bin ich angetrieben von dem          Auch die Umnutzung von bestehenden
Willen hier Veränderungen zu schaffen.        Verkehrsflächen ist ein wichtiges Ele-
Tempelhof-Schöneberg hat beste Voraus-        ment. Die Idee der Kiezblocks (= städti-
setzungen, Vorreiter bei der Mobilitäts-      sche Quartiere ohne Kfz-Durchgangsver-
wende zu werden. Mit seinen gemischten        kehr) ist auch deswegen charmant, weil
Kiezen im Norden, seinen Grünzügen, den       sie nicht nur den Verkehr besser machen,
Parkanlagen und der guten S-Bahnanbin-        sondern auch Aufenthaltsqualität bieten.
dung sind die Weichen gestellt. Zudem         So entstehen neue Räume für die Nach-
hat Tempelhof-Schöneberg eine sehr en-        barschaft. Das ist extrem wichtig für die
gagierte Zivilgesellschaft mit vielen tol-    Akzeptanz. Viele Menschen in der Stadt
len Ideen. Daran möchte ich anknüpfen.        sehnen sich danach. Und wir müssen
                                              gute Prozesse entwickeln, die für Anwoh-
Was bringst du aus deinem
                                              ner*innen und Gewerbetreibende funk-
jetzigen Job mit?
                                              tionieren.
Als Leiterin Wissensmanagement und
zentrale Prozesse im Bundesverband des        Wie können wir alle mitnehmen?
Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs           Im öffentlichen Raum ist es illusorisch,
(ADFC) kenne ich die Möglichkeiten und        alle gleichzeitig zufrieden stellen zu
Grenzen der Verwaltungen in Deutschland       wollen. Wir alle haben unterschiedliche
sehr gut. Aber ich weiß auch, dass es viel    Wünsche und Vorstellungen, wie der
zu oft einen vorauseilenden Gehorsam          knappe öffentliche Raum am besten ge-
gibt, niemandem etwas weg zu nehmen.          nutzt werden kann. Grüne Stadtpolitik
Das führt dann häufig zu sehr teuren          heißt für mich, diesen Aushandlungspro-
und eher wirkungslosen Infrastruktur-         zess als etwas Fruchtbares zu begreifen,
projekten. International hat sich eine Art    das lokale Wissen und den Sachverstand
Schnellbau Infrastruktur als erfolgverspre-   der lokalen Anrainer*innen wertzu-
chend gezeigt. Das will ich auch in Tem-      schätzen und Beteiligungsformate so
pelhof-Schöneberg umsetzen.                   aufzusetzen, dass sie in beide Richtun-
Was meint Schnellbau                          gen funktionieren: Engagierte können
Infrastruktur? Wie können wir                 mitgestalten, die Verwaltung bekommt
denn schneller werden?                        Unterstützung und kann potentielle
Manchmal gibt es ganz einfache Möglich-       Konflikte besser adressieren.
                                                                                          3
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Welches Potential hat Tempelhof-              Und Dinge umsetzen, die einfach und pla-
    Schöneberg? Was sind die großen               nungsarm sind. Mein Ziel ist es, mit knap-
    Herausforderungen?                            pen Personalressourcen möglichst weit zu
    Die Berliner Verkehrswende ist ein Mam-       kommen, auch mal mutige Entscheidun-
    mutprojekt, aber die nächste Wahlpe-          gen zu treffen und die Verkehrswende zu
    riode ist entscheidend. Wir wollen bis        dem Gewinnerthema zu machen, das sie
    2035 klimaneutral werden, emissions-          eigentlich ist. Denn am Ende profitieren
    arme Innenstädte und keine Verkehrsto-        wir alle von schönen, verkehrsberuhigten
    ten mehr haben. Das alles können wir nur      Plätzen, mehr Grün und mehr Lebensqua-
    erreichen, wenn wir mutig vorangehen.         lität.

    „DAS WAR DAMALS EIN HÖLLENLÄRM“
    DER FRIEDRICH-WILHELM-PLATZ VOR
    50 JAHREN von Johanna Weber
    „Parkeule“, „Carisch“ und „Süße Ecke“ – wer   Und dann kam noch der ganze Flugver-
    diese Namen kennt, hat in den 60er Jah-       kehr dazu. In der Zeit war es hier wirklich
    ren in Friedenau gewohnt. Mit zwei Alt-       wahnsinnig laut“, erinnert sich Christian
    eingesessenen haben wir gesprochen:           Lieven. Flugverkehr? Wir haken nach.
    Christian Lieven und Andreas Jahn. Sie
                                                  „Friedenau war Einflugschneise für den
    haben ihre Kindheit und Jugend in der
                                                  Flughafen Tempelhof. In der Rheingau-
    Niedstraße bzw. Schmargendorfer Straße
                                                  schule hatten wir im Sommer bei offe-
    verbracht und kennen den Kiez noch ganz
                                                  nen Fenstern Unterricht. Die Flugzeuge,
    anders. Wir sprechen mit ihnen über den
                                                  damals deutlich lauter als heute, kamen
    Friedrich-Wilhelm-Platz, wo genau vor
                                                  manchmal im 5-Minuten-Takt. Das war
    50 Jahren die U-Bahn gebaut wurde. Wie
                                                  ein enormer Krach. Der Unterricht musste
    sah der Platz damals, Ende der 60er Jahre,
                                                  dann unterbrochen werden. Da war kein
    aus? Wie lebte es sich hier in Zeiten vor
                                                  Wort zu verstehen. Auch wenn wir auf
    Parkraumbewirtschaftung und Durch-
                                                  dem Balkon saßen. Sie flogen so dicht
    gangsverkehr? Wir erwarten Schilderun-
                                                  über uns, da konnte man sich nicht mehr
    gen eines sehr ruhigen, motorenlärm-
    befreiten Lebens. Aber es kommt anders:       unterhalten“, erzählt Andreas Jahn.
    „Das war damals ein Höllenlärm. Für den       Um einen besseren Überblick zu bekom-
    U-Bahn-Bau wurden Häuser gesprengt,           men, zeigt er uns Fotos aus seiner um-
    Straßen aufgerissen, Träger in den Boden      fangreichen Sammlung. Wir sehen den
    gerammt. Das war mörderisch. Man hat          Friedrich-Wilhelm-Platz von oben, eine
    es bis hinten in die Gärten gehört. Vier      Luftaufnahme von 1953 (siehe Abb.1).
    Jahre hat der Bau gedauert, von 67 bis 71.    Auffallend sind die perfekte Symme-
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trie des Platzes            Kirche. Gleich-
                                 und das viele Grün          zeitig     wurde
                                 vor und hinter der          die Bundesallee
                                 Kirche, eine Parkan-        auf der Ostseite
                                 lage ist erkennbar.         der Kirche und
                                                             der     Einmün-
                                      „Da gab es die
                                                             dungsbereich
                                      Parkeule“, fährt An-                        Abb.3: der Friedrich-Wilhelm-Platz wird
                                                             der Schmijan-       aufgerissen, 1966. Oben die Bundesallee
     Abb-1: Luftaufnahme Friedrich-
                                      dreas Jahn fort,„ein                                               Richtung Norden
                                                             straße     ver-
      Wilhelm-Platz 1953, unten die Parkwächter,       der
Bundesallee Richtung Süden. Hier ist                         breitert (früherer Zustand: Abb.4) – auf
  die Symmetrie noch sichtbar. Foto: sich um die Grün-
Russische Luftbilder für das gesamte fläche                  Kosten der Platzsymmetrie und des Parks.
                                                  geküm-
      Berliner Stadtgebiet (1:22 000)                        Wer sich heute hinter der Kirche aufhält,
                                      mert hat, der war
                                                             kann von schö-
     vom Bezirksamt. Das war eine Respekts-
                                                             nen Grünflächen
     person. Der passte auf, dass alle sich
                                                             und Räumen mit
     ordentlich benehmen.“ Jahn beschreibt
                                                             Aufenhaltsquali-
     den Park hinter der Kirche (Abb.2): „Da
                                                             tät nur träumen.
                                        war ein Brun-
                                                             Wir hoffen auf
                                        nen. Es gab kein                        Abb. 4: Bundesallee östlich der Kirche, im
                                                             bessere Zeiten Vordergrund die Straßenbahnschienen der
                                        Friedenauer
                                                             mit      unserer Linie 66. Es war eine Einbahnstraße, 1960
                                        Kind, das nicht
                                                             neuen Stadt-
                                        vor dem Brun-
                                                             ratskandidatin
                                        nen fotografiert
                                                             Saskia Ellenbeck!
                                        wurde. Außer-
          Abb.2: Park hinter der Kirche
                               um 1960 dem Bänke, ein
                                        Buddelkasten.                            Abb.5: Blick von Süden
                                                                                    aus der Kaiser-Allee
     Unsere Mütter saßen auf den Bänken,                                      (heutige Bundesallee) auf
     wir spielten. Und immer, wenn die Glo-                                            die Kirche, 1913

     cken geläutet haben am Nachmittag, das                  Wer oder was waren denn nun „Carisch“
     passierte mehrmals unter der Woche, zog                 und „Süße Ecke“ und wo konnte man sie
     die ganze Spielplatzgesellschaft vor die                finden?
     Kirche. Dann gab es eine Trauung und wir                Wer es weiß, schickt eine Mail an
     schauten uns die Braut an.“                             kontakt-friedenau@gruene-ts.de.
    Für den U-Bahn-Bau (Abb.3) wollte man                    Unter den richtigen Einsendungen ver-
    die Kirche am liebsten ganz abreißen.                    losen wir einen Büchergutschein.
    Dann hätte die Linie gerade unter dem                    Wir danken Christian Lieven herzlich
    Platz hindurchfahren können. Aber das                    für das Interview und Andreas Jahn für
    konnte verhindert werden, nun macht die                  Interview und ausführliche, super-inte-
    Linie unterirdisch einen Bogen um die                    ressante Foto-Präsentation via Zoom!
                                                                                                                     5
GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm
KLARE KANTE GEGEN RECHTEN HASS
    UND HETZE von Renate Künast
                                                     Gewalt aufruft oder Menschen bedroht,
                                                     mit konsequenter Strafverfolgung rech-
                                                     nen muss, On- wie Offline. Es kann nicht
                                                     sein, dass gegen sich im Internet tum-
                                                     melnde Hasstäter*innen nur im absolu-
                                                     ten Ausnahmefall ermittelt wird.
                                                     Wir müssen der Wut einer lautstarken
                                                     Minderheit den Mut der Vielen ent-
                                                     gegensetzen. Ich verurteile die men-
                           Foto: Laurence Chaperon
                                                     schenfeindliche Propaganda auch ge-
    Rechtsradikale Kräfte wollen ein Kli-            gen Orkan Özdemir scharf. Aber unsere
    ma der Verrohung und Abwertung von               Demokratie ist stärker als Hass, stärker
    Menschen schüren. Inzwischen leidet              als die verbalen wie realen Brandstif-
    auch die demokratische Debattenkultur            ter*innen. Positive Erfahrungen mit der
    unter deren Missachtung von Grund-               Demokratie machen immun gegen au-
    und Menschenrechten. Hetze gegen                 toritäre Denkmuster. Nur eine offene
    politisch engagierte Menschen steigt             Gesellschaft, in der Menschen sich frei
    auf vielen Ebenen an. Ich habe es selbst         entfalten können, unabhängig von der
    erlebt. Aktuell ist unsere Kanzlerkandi-         Herkunft, der sozialen Stellung, der Re-
    datin Annalena Baerbock so manchem               ligion, dem Aussehen und der sexuellen
    systematischen Shitstorm und Des-                Identität, ist wirklich lebenswert. Allen
    information ausgesetzt. Aber auch auf            von Rassismus, Antisemitismus und
    kommunaler Ebene werden Aktive an-               Rechtsextremismus betroffenen Men-
    gegriffen, ob sie nun Ämter innehaben
                                                     schen gilt unsere volle Solidarität.
    oder sich ehrenamtlich engagieren.
    Dies macht vielen Menschen Sorge und             Geltendes Strafrecht muss endlich auch
    hat auch schon zu Rücktritten geführt            konsequent gegen strafbare Handlun-
    oder Erklärungen nicht wieder zu kan-            gen angewandt werden. Rechte müssen
    didieren.                                        analog wie digital gleichermaßen um-
    Rechtsextreme fahren dabei eine dop-             gesetzt werden. Strafverfolgungsbe-
    pelbödige Strategie und streben eine             hörden und Gerichte müssen fit für das
    ideologische und kulturelle Vorherr-             digitale Zeitalter gemacht werden. Zi-
    schaft an. Sie wollen nicht nur ihre             vilrechtsverfahren müssen vereinfacht
    Position durchsetzen, sondern auch an-           werden - durch die Einführung von Eil-
    ders Aussehende, Lebende oder Lieben-            verfahren.
    de vertreiben. Ich möchte, dass wer an-          Wir Grüne fordern eine Gesamtstrategie
    dere menschenverachtend beleidigt, zu            gegen Hass und Hetze und den Schutz
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GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm
von Betroffenen endlich auszubauen.         tiefördergesetzes vorgelegt hat. Dabei
Beschämend, dass die Bundesregierung        ist eine engagierte Zivilgesellschaft
am Ende dieser Wahlperiode nur Eck-         doch auch systemrelevant.
punkte statt eines richtigen Demokra-

SUPERWAHLJAHR 2021:
WAS IST DAS ABGEORDNETENHAUS?
von Moritz Gekeler
Superwahljahr in Berlin: Jede Berlinerin    lin wohnen. Es sei denn, ihnen wurde das
und jeder Berliner kann im September        Wahlrecht durch ein Gericht entzogen.
insgesamt fünf Stimmen verteilen. Denn      Dabei wählen die Bürger*innen mit ihrer
wir wählen auf Bezirks-, Landes- und Bun-   Erststimme Kandidat*innen direkt. Die
desebene. Um alles ein bisschen klarer      Person, die in einem Wahlkreis die meis-
zu machen, möchten wir erklären, für was    ten Stimmen bekommt, zieht für diesen
die Berliner*innen im September abstim-     Wahlkreis ins Abgeordnetenhaus ein. Mit
men können. Außerdem wollen wir eini-       ihrer Zweitstimme können Wähler*innen
ge Menschen aus Tempelhof-Schöneberg        Parteien wählen. Diese stellen vor den
vorstellen, die bereits erfolgreich grüne   Wahlen Listen mit Kandidat*innen auf, die
Politik mitgestalten. Die zweite Institu-   dann im Verhältnis der erreichten Stim-
tion, für die die Bürger*innen im Septem-   men und den direkt gewonnen Wahlkrei-
ber in Berlin abstimmen können, ist das     sen in das Abgeordnetenhaus einziehen.
Abgeordnetenhaus.                           Dieses Wahlsystem entspricht auch dem
In Berlin nennt man das Landespar-          System der Bundestagswahl und wird
lament Abgeordnetenhaus. Es ist das         personalisiertes Verhältniswahlrecht ge-
oberste Verfassungsorgan im Land Berlin.    nannt. Mit zwei der fünf Stimmen, die
Eine der wichtigsten Aufgaben des Ab-       Sie am 26. September 2021 vergeben,
geordne-tenhauses ist die Gesetzgebung.     bestimmen Sie also die Zusammenset-
Außerdem wählen die Abgeordneten die        zung des Abgeordnetenhauses.
Regierende Bürgermeisterin oder den
                                            Das Abgeordnetenhaus besteht mindes-
Regierenden Bürgermeister und kontrol-
                                            tens aus 130 Abgeordneten, aktuell sind
lieren die Landesregierung, den Senat.      es 160. Durch sogenannte Überhang-
Alle fünf Jahre können die Bürger*innen     oder Ausgleichsmandate kann sich die-
Berlins die Zusammensetzung des Abge-       se Zahl erhöhen. Über die Erststimmen
ordnetenhauses mit dem Wahlzettel neu       werden 60 Prozent der Abgeordneten
bestimmen. Wahlberechtigt sind Men-         bestimmt, über die Zweitstimmen die
schen, die 18 Jahre oder älter sind, die    verbleibenden 40 Prozent. Seit der Wahl-
deutsche Staatsbürgerschaft haben und       rechtsreform vom 26. September 2019
die mindestens seit drei Monaten in Ber-    arbeiten diese in Vollzeit. Zuvor sprach
                                                                                        7
GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm
man umgangssprachlich beim Berliner                 Kostenpauschale für Büroräume und
Abgeordnetenhaus auch gerne von ei-                 -materialien von 2.664 Euro. Dieser Betrag
nem Feierabendparlament. Das Abgeord-               wird gekürzt, wenn die Abgeordneten bei-
netenmandat war bis dahin als nebenbe-              spielsweise nicht zu Parlaments- oder Aus-
rufliche Tätigkeit angelegt.                        schusssitzungen erscheinen. Außerdem
Die Abgeordneten erhalten eine steuer-              stehen allen Abgeordneten monatlich
pflichte Entschädigung, Diät genannt, von           4.598 Euro für Angestellte zur Verfügung,
6.532 Euro monatlich. Zuzüglich erhalten            zuzüglich gesetzlicher Lohnnebenkosten
Abgeordnete eine nicht steuerpflichtige             des Arbeitgebers.
Zwei der drei Abgeordneten aus Tempelhof-Schöneberg berichten von ihrer Arbeit:

                       Catherina Pieroth-Manelli, Sprecherin für Gesundheitspolitik und
                           Wissenschaft, Kandidatin für Schöneberg-Süd (Foto: Marek Poźniak)
                          „Ein großer Antrieb von mir ist es Probleme anzupacken und die Dinge
                          positiv zu verändern. In dieser Legislaturperiode haben wir viel erreicht
                          und auf den Weg gebracht: So werden in allen Berliner Geburtskliniken
                          Babylots*innen eingesetzt, in Krankenhäusern wird mehr frisches Bio-Es-
                         sen zum Wohle von Patient*innen und Mitarbeitenden eingesetzt. Außer-
                       dem gibt es nun eine Clearingstelle für nicht Krankenversicherte. Erklärtes
                       Grünes Ziel ist: Die Gesundheitsversorgung ganzheitlich zu gestalten, damit
                       Prävention und Gesundheitsschutz für jede*n zugänglich ist!“

                      Sebastian Walter, Sprecher für Haushaltspolitik, Antidiskriminierung und
                                 Queerpolitik, Kandidat für Schöneberg Nord (Foto: privat)
                          „Mitglied des Abgeordnetenhauses zu sein, bedeutet für mich ein enormes
                           Privileg, Politik zum Wohle der Berliner*innen unmittelbar mitzugestalten.
                           Ich setze mich für eine vielfältige Stadtgesellschaft ein, in der alle gleich-
                           berechtigt und ohne Ausgrenzung teilhaben und mitgestalten können. Die
                          Einführung des Landesantidiskriminierungsgesetzes war hierfür ein großer
                        Erfolg – und bundesweit einmalig. Der Kampf gegen Rassismus, Diskriminie-
                      rung, Sexismus oder LSBTIQ*-Feindlichkeit ist für uns Grüne selbstverständlich
                     – für die Realisierung der offenen Gesellschaft!“

IMPRESSUM:
Herausgeber: Bündnis 90/Die GRÜNEN
Tempelhof-Schöneberg
Kolonnenstr. 53
10829 Berlin

V.i.S.d.P. Nina Freund, Claudia Löber
E-Mail: kontakt-friedenau@gruene-ts.de

Redaktion:

Moritz Gekeler          Marla Luther
Elias Joswich           Johanna Weber
Martin Krause           Annabelle Wolfsturm
GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm GRÜN VOR ORT FRIEDENAU - DIE HANDJERYSTRASSE: AUF DEM WEG ZUM FAHRRADFREUNDLICHEN - Annabelle Wolfsturm
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