Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region - OFAJ
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Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region INTEGRIERTER BERICHT ZUR FORSCHUNG MIT ORGANISATIONSMITGLIEDERN, TEAMER:INNEN UND TEILNEHMENDEN
Hintergrund und Zielsetzung der Studie D DIE PROGRAMME as Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) hat von 2017 bis 2019 über +200 200 trilaterale Program me gefördert, an denen jeweils Deutschland, Frankreich und eines der drei Maghreb-Länder Algerien, Marokko und Tunesien beteiligt waren. Die Planung und Durchfüh- rung dieser Programme sollen TRILATERALE den Rahmen für die Entwicklung PROGRAMME ZWISCHEN eines (neuen) euro-mediterranen Bewusstseins unter Jugendlichen 2017 UND 2019 und jungen Erwachsenen schaffen und orientieren sich an diesen Ziel- setzungen: Demokratisierung und demokratische Werte; Langfristiges Ziel Beteiligte Euro-mediterrane Beziehungen stärken, Den Rahmen für die Deutschland Entwicklung eines (neuen) verstetigen + Frankreich euro-mediterranen Bewusstseins und neu ausrichten; unter Jugendlichen und jungen + Algerien, Marokko Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region Erwachsenen schaffen oder Tunesien Berufliche Bildung und (soziales) Unternehmertum; 2 Zielgruppen Austausch von (pädagogischen) Jugendliche Teamer:innen Methoden, Fakten und und junge und Organisations Erkenntnissen; Erwachsene mitglieder Formate: Jugendbegegnungen, Formate: Aus- und Fortbildung, Erleben gemeinsamer schulischer und außerschulischer Fachkräfteaustausch interkultureller Jugendaustausch Ziel: Euro-mediterrane Erfahrungen. Ziel: Politische und interkulturelle Kooperation, Kommunikation Bildung, euro-mediterraner Dialog und Bildungszusammenarbeit Die vorliegende Studie überprüft die Realisierung dieser Ziele und Leit ideen des DFJW. Die dargestellten Befunde zeigen wesentliche Stär- ken, positive Wirkeffekte, aber auch Kernkonzepte Herausforderungen und künftige Interkulturelle Bildung, Erwartungen. Daraus lassen sich Demokratie und Chancengleichheit, erste Ideen für Lösungsansätze im Hinblick auf Ziele, Themen und Ar- Kunst/Kultur/Kreativität, beitsweisen in trilateralen Program- Sprachförderung, men des DFJW ableiten. Austausch von pädagogischen Methoden 02
DIE STUDIE ZUSAMMENFASSUNG MAI > SEPTEMBER 2021 Besondere Stärken Herausforderungen und Kritikpunkte Begegnungen Qualität Ziel Diversität Netzwerk administrative Prozesse Ressourcen bestmöglich einsetzen, Originalität Flexibilität Kosten Elitismus Teilnehmende erreichen und diese optimal Mobilität Kompetenz zu wenig Zusammenarbeit von den Programmen profitieren lassen und Kommunikation Identifikation mit den Themen Unkenntnis informelles und von Programmen non-formales Lernen Dokumentenanalyse Für den Teilnehmenden Berichte 94% 238 und Programm darstellungen Themenschwerpunkte: Kultur, Umwelt, Politik, soziale Standardisierte Online- und ethische Fragen WÜRDEN DAS FORMAT WEITEREMPFEHLEN Befragung (Teilnehmende) Teilnehmende Digitalisierung: eher als Mittel zum Zweck 69 im Alter von 16 bis 30 Jahren Gefahr von „digitaler Müdigkeit“ Qualitative Telefoninterviews Für die Fachkräfte Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region (Fachkräfte) In Deutschland In Maghreb-Staaten: Organisations und Frankreich: Ersatz für (Aus-)Bildung, 38 mitglieder und Teamer:innen Eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit Vorleben demokratischer Prinzipien, und ein etabliertes Netzwerk Mobilitätsangebote 7 EMPFEHLUNGEN Das Agieren auf Die administrative Die Finanzierung Die Teamkultur Augenhöhe stärken Prozesse optimieren anpassen fördern Die Orientierung an konkreten Die Verbindungen Die Zielgruppen Bedarfen priorisieren verstetigen erweitern 03
Zusammenfassung und Einordnung Mit Blick auf die durchgeführten Formate dominieren sowohl auf der Angebots- wie der Wahrnehmungsebene Jugendbegegnungen des schulischen und ausser- schulischen Jugendaustauschs. Diesen gegenüber stehen Formate für Fachkräfte, Projektleitende, Teamer:innen und Interessierte an der Jugendarbeit. Jugendaustauschformate Insgesamt wurde als Haupthindernis für eine Teil nahme an den Programmen die schlichte Unwissenheit über Jugendaustauschformate zielen im Wesentlichen auf das ihre Existenz genannt. Da nur ehemalige Programm Zusammenleben in kultureller Diversität als oberster teilnehmende befragt wurden, können keine Aussagen über Maxime und in all ihren Facetten ab. Entsprechend breit Barrieren von Nicht-Teilnehmenden getroffen werden. Diese ist das thematische Spektrum, das sich in den Program- weisen jedoch auch auf Hindernisse für eine wiederholte Teil- men wiederfinden lässt und folgende Teilziele abbildet: nahme hin: fehlendes Geld, fehlende Zeit und das Erreichen interkulturelle Bildung, Stärkung der Zivilgesellschaft bzw. der Altersgrenze. Dies kann auch als Hinweis für mögliche des zivilgesellschaftlichen Engagements und Sprachför- generelle Hürden vermutet werden. derung. Geschichte, Kultur und Bräuche stehen neben den Themenclustern Demokratie und Chancengleichheit sowie Ferner wurde deutlich, dass die (Erst-)Erfahrung mit trilatera- Angeboten im Bereich Kunst/Kultur/Kreativität. Neue The- len Programmen zu weiterer Teilnahme an entsprechenden men sind Umweltbildung/Ökologie sowie Digitalisierung, Veranstaltungen oder weiterem Engagement motiviert. z. B. der Einfluss neuer Kommunikationswege auf Teilhabe. Dies korrespondiert mit den Aussagen von Teamer:innen, die zunächst häufig selbst Teilnehmende von Austausch- und BEWERTUNG DER FORMATE Begegnungsformaten waren. Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region Die befragten Teilnehmenden identifizieren sich stark mit ANSATZPUNKTE FÜR EINEN BESSEREN ZUGANG den Themen und erwarten diese auch für künftige Ange- bote. Eine starke Nachfrage gibt es bei Themen rund um Für die Erreichung künftiger Zielgruppen des trilateralen Umwelt und Klima sowie bei sozialen und ethischen Fragen Jugendaustauschs zeigen sich folgende Ansatzpunkte: (Umgang mit Rassismus, Migration und Beeinträchtigungen). Digitalisierung ist als Thema aus Teilnehmendenperspektive erstaunlicherweise weniger relevant und wird eher als Mit- • Um die Zielgruppen der Zukunft zu erreichen und ent sprechende Potenziale zu nutzen, ist ein Verständnis ihrer tel zum Zweck oder als methodisches Element (d. h. in wel- Bedarfe und Anforderungen essenziell. Die Erfahrungen cher Form wird welcher Inhalt vermittelt) betrachtet, denn und Beobachtungen der pädagogischen Mitarbeiter:innen als übergeordnetes Programm. Dies zeigt sich auch in ver- und Teamenden zeigen, dass von den Angeboten diejenigen gleichbaren Untersuchungen: Junge Menschen sehen Digi- erreicht werden, die vornehmlich in sicheren Verhältnissen talisierungsaspekte und -diskurse als selbstverständlichen, leben und über einen Bildungshintergrund verfügen. Hier integralen Bestandteil, weniger als Thema an sich. wird allerdings zumindest in Deutschland und Frankreich auch eine deutliche Verbesserung wahrgenommen hin Teilnehmende bekunden sehr deutlich, dass die erlebten sichtlich der Erreichbarkeit von Jugendlichen mit erhöhtem Formate ihre Erwartungen (neue Eindrücke und Erfahrungen Förderbedarf. und politisches Interesse) nahezu voll und ganz erfüllt haben und fast jeder (94%) würde das Format weiterempfehlen. • Die verminderte Teilhabe bildungsbenachteiligter Grup- pen ist somit eine Beschreibung der Ist-Situation, gleich Es zeigte sich zudem, dass oft ein spezifisches Interesse zeitig aber auch zentrales Handlungspotenzial, um Partizi- an der Maghreb-Region bestand und die Wahl bewusst pation künftig besser zu ermöglichen. und nicht mangels Alternativen getroffen wurde. Sie nahmen mehrheitlich als Erfahrung mit, dass sie besser auf • Digitale bzw. hybride Formate können den Kreis der Teilnehmenden perspektivisch erweitern, wobei dies nicht fremde Menschen zugehen können. Eingangs vermutete für alle bislang schwer erreichbaren Gruppen gilt. Digi- Sprachprobleme traten bei weniger als einem Drittel der tale Techniken bieten sich vor allem für die „Anbahnung“ Teilnehmenden auf, was sich mit Evaluationsergebnissen des persönlichen Austauschs sowie zur Überbrückung der von Jugendaustauschformaten im Allgemeinen deckt. Zwischenphasen an. 04
• Beim Einsatz digitaler Techniken und Themen ist zu berücksichtigen, dass dies kein Selbstzweck ist, sondern mit BEWERTUNG DER FORMATE anderen Themen verknüpft sein sollte (z. B. Einfluss von So- In der Bewertung der Formate gibt es unter den Teamer:innen cial Media auf erlebten Rassismus). und Organisationsmitgliedern in Deutschland, Frankreich • Alternativ ist Digitalisierung mit Blick auf die gene- rellen Fragen relevant: Wie viel Digitalität und Vernetzung und dem Maghreb klare Gemeinsamkeiten, aber auch Un- terschiede: verträgt unser Alltag? Was trägt zur Sinnstiftung bei? Bei jungen Heranwachsenden sind deutliche Anzeichen für • Zentrale Gemeinsamkeit ist die Wahrnehmung besonders hoher Qualität, einer großen Methodenvielfalt und sehr gu- eine „digitale Müdigkeit“ zu beobachten: Es wird – auch ter Arbeitsmaterialien. von jüngeren Menschen – immer häufiger (selbst-)kritisch bemerkt, dass eine zu große Abhängigkeit vom digitali- • Das Angebot wird insgesamt als besonders vielfältig und von herausragender pädagogischer Qualität bewertet; im sierten Alltag besteht und dabei andere Kompetenzen und Zentrum stehen dabei Kompetenz und Professionalität in Erlebnisbereiche auf der Strecke bleiben. Konzeption und Planung. • Themenbezogen sollten sich die Programme den existen- ziellen Zukunftsherausforderungen widmen, da sie für • Positiv herausgestellt wird, dass andere Lernformen angewandt werden als man sonst gewohnt ist; diese sind junge Menschen eine besondere Dringlichkeit haben, die stark durch konkretes Erleben geprägt und weniger durch aus ihrer Sicht vom institutionalisierten Politikbetrieb ver- abstrakte Vermittlung. nachlässigt wird. Darunter fallen insbesondere die Themen Klimawandel, wachsende soziale Ungleichheit und Ras- • Es besteht eine hohe Identifikation mit den Zielen der Pro- gramme. Es herrscht eine ressourcenbezogene Arbeitsweise, sismus sowie zunehmende Radikalisierungstendenzen in die zunächst vom eigenen Arbeitsalltag ausgeht: Was passt? der Gesellschaft. Was lässt sich umsetzen, wie kann ich Ressourcen gut ein- • Schließlich sollten Formate des trilateralen Austauschs vor allem die Themen und Bedarfe adressieren, die aus ihrer setzen, wie kann ich Teilnehmende erreichen? Im Anschluss wird überlegt, welche Ziele dazu passen könnten und ihre Perspektive in ihrem Alltag nur bedingt aufgegriffen werden Ausgestaltung geplant. und somit Desiderate darstellen. Neben den genannten The- menfeldern betrifft dies insbesondere neue Vermittlungs • In Deutschland und Frankreich wird zudem die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit hervorgehoben und formen, spielerisches Erleben kultureller Unterschiede und das etablierte Netzwerk, das seit vielen Jahren einen wich- Lernen „ohne Zeigefinger“. tigen Beitrag zur Völkerverständigung und Stärkung der Zi- vilgesellschaft leistet. Formate für Fachkräfte BESONDERHEITEN IN DEN MAGHREB-STAATEN Seitens der Teamer:innen und Organisationsmitglieder wur- In den Maghreb-Staaten werden einige Unterschiede den neben den umfassenden Erfahrungen mit Blick auf die deutlich: oben ausgeführten Formate des Jugendaustauschs, auch die weiteren Formate (vor allem Aus- und Fortbildung und • Das DFJW gilt als Quelle für Wissen, das sonst nicht verfügbar ist. Die Programme werden häufig als Ersatz für Fachkräfteaustausch) ausgewertet. Bei Letzteren standen (Aus-)Bildung wahrgenommen, die im eigenen System qua Format methodische Aspekte stärker im Vordergrund, fehlt: Vor allem Konfliktbewältigung und Diskussionskultur, z. B. die Entwicklung interkultureller Lernkonzepte und aber auch berufliche Bildung werden oft an anderer Stelle non-formaler Lernformen sowie organisatorische Grund nicht angeboten (z. B. in der Schule oder in Ausbildungs lagen und Rahmenbedingungen. Die übergeordneten Ziele angeboten). Die Programme des DFJW fungieren somit als Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region sind hier die euro-mediterrane Kooperation, Kommunika- Kompensation für diese fehlenden Angebote. tion und Bildungszusammenarbeit. • Motivation für das Engagement ist das generell hohe Anse- hen des DFJW; auch wird der Förderung der Annäherung und dem euro-mediterranen Austausch eine noch höhere Wichtigkeit beigemessen als in Deutschland und Frankreich. • Auffällig ist, dass in den Maghreb-Staaten ganz grund legend geschätzt wird, dass es überhaupt Mobilitätsange- bote gibt und dass jemand Programme anbietet. • Zivilgesellschaft und Sprachförderung werden dabei nicht an erster Stelle genannt, dafür betonen die Teamer:innen und Organisationsmitglieder hier die Wichtigkeit von Sen- sibilisierung gegen Gewalt und das Vorleben demokra- tischer Prinzipien, beides Themen, die in Deutschland und Frankreich nicht genannt werden. • Die Effizienz der Ausbildung wird gelobt und das Einge- hen auf Bedürfnisse und Situationen sowie die Teamarbeit. Allerdings fehlt den Teamer:innen und Organisationsmitglie- der zum Teil der Austausch z. B. mit einem persönlichen Ansprechkontakt. Auch suchen sie mehr Information und Kommunikation, manchmal sogar verstärkt Evaluation. Insgesamt wird in allen beteiligten Ländern eher selten von negativen Erfahrungen berichtet. Kritikpunkte beziehen sich auf administrative Prozesse, Organisationsabläufe und die Zusammenarbeit im Team oder mit den Partnerorgani- sationen. Inhalte und Zielsetzung der Programme stehen dagegen sehr selten in der Kritik. 05
Zentrale Empfehlungen Das Agieren auf Die Finanzierung Augenhöhe stärken anpassen • Pluspunkt der Programme des DJFW ist, dass alle Sprachen gleichsam ver •Die Fördersätze werden als zu gering und nicht annähernd kostendeckend treten sind, die Initiativen sollten eben- beschrieben. Teilnehmende vor allem so gleichberechtigt aus allen Ländern angestoßen und im Maghreb, aber auch Jugendliche mit besonderem För- durchgeführt werden können. Hierzu wären mehr Konfe- derbedarf können sich die Teilnahme häufig nicht leisten. renzen zur gemeinsamen Begegnung zielführend. Ein weite- Die unzureichende Vergütung und geringe soziale Ab rer Pluspunkt ist die Tatsache, dass das DFJW keinen Einfluss sicherung der Teamer:innen sorgen zudem dafür, dass eine auf die konkrete Ausgestaltung der Programme und Formate hohe Fluktuation herrscht und Potenzial nicht genutzt wird. nimmt. Dadurch werden unterschiedliche Interpretationen Hier könnte eine neue Form der Personalfinanzierung zur Si- zugelassen und es findet eine Enthierarchisierung statt. cherung der Kontinuität beitragen. • Wünschenswert ist auch eine Netzwerkförderung zwischen den Maghreb-Ländern sowie die Einrichtung eines DFJW-Büros vor Ort im Maghreb. Dies könnte Unter Die Teamkultur stützung beim Aufbau eigener Strukturen leisten. fördern • Der Terminus „Drittländer“ sollte vermieden werden bzw. alles, was ein „Anhängsel“ oder ein Hierarchiegefälle asso- • Teamkultur fördern heißt „erst Team, dann Thema“. Der Fokus muss zunächst ziieren lässt. auf der Vorbereitung und Arbeit im Team liegen, um Team-Konflikten entgegen zu wirken (fehlende Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region Absprachen, keine klare Aufgabenverteilung/Verantwort- lichkeiten, unterschiedliche Ansichten/Arbeitsweisen). Hier Die administrativen könnten Angebote zum Krisenmanagement hilfreich sein. Prozesse optimieren • Unerfahrenes, überfordertes Personal sollte besser einge- bunden und unterstützt werden, da die Gefahr zu großer • Verantwortung bei zu geringer Erfahrung besteht. Hier Eine vereinfachte Antragstellung und könnte die Finanzierung einer zweiten „Supervisionskraft“ Abrechnung könnte viele Kritikpunkte zielführend sein. entschärfen. Verbesserungsmöglichkeiten werden bei der komplexen Erstprüfung der Anträge durch den Zentralen Servicebereich gesehen. • Die manchmal zu kurzen Vorbereitungszeiten sollten über- dacht werden. Es besteht Bedarf an eingehender Prüfung • von den Gegebenheiten vor Ort und der Logistik (z. B. durch Hauptproblem im Austausch mit den Maghreb-Staaten Vor-Ort-Begehungen). bleibt die Visaproblematik, wo es allerdings nur wenig Spielraum und Einflussmöglichkeiten seitens des DFJW gibt. Die Partner wünschen sich trotzdem, dass das DFJW • Die Vorbereitungstreffen könnten durch ein größeres Zeit- fenster optimiert werden. kreative Wege fände, Vertrauen bei Institutionen im Ma- ghreb aufzubauen, z. B. zu Konsulaten, die Visa erteilen. • Gewünscht wird neben der erhöhten Zeitsouveränität in • der Vorbereitung die zeitliche Flexibilität bei der Durchfüh- Zielführend ist auch, die Organisationen beim Finden von rung der Programme. Die informellen Zeiten sollten gestärkt Partnern und Teilnehmenden zu unterstützen – gerade in und ausgebaut, einengende Antragskriterien (Zwang zu Post-Corona-Zeiten, nachdem Beziehungen „gelitten“ haben. möglichst vielen offiziellen Aktivitäten) modifiziert werden. • Vor allem in den Maghreb-Staaten ist es wichtig, die Be- kanntheit und den Zugang zu Evaluationen zu erhöhen, da sie teilweise unbekannt sind. 06
Die Orientierung an Die Zielgruppen konkreten Bedarfen erweitern priorisieren • (Noch) stärkerer Fokus auf und Un- • terstützung von Jugendlichen mit Formate sollten noch stärker an besonderem Förderbedarf: Neben fi- tatsächlichen Bedarfen und weniger an übergeordneten Zie- nanziellen Aspekten bedingen auch geografische Gege- len ausgerichtet werden. Es gilt zu beobachten, was konkret benheiten (Stadt-Land-Gefälle) die Teilnahme, ebenso wie gebraucht wird, um hieraus neue Themen zu generieren. die Eingebundenheit in Strukturen sowie der Kulturraum. • Vor allem im Maghreb ist die Zielgruppe derzeit eher elitär Die Anpassung an die Bedarfe der Teilnehmenden ist op- (gesetzliche und staatliche Hindernisse bei der Visa-Vergabe, timierungsfähig und sollte flexibel vor Ort entschieden wer- finanzielle Unabhängigkeit muss gegeben sein. Hier ist es den (z. B. Methodenanpassung wie Sprachanimation nicht nötig, Ausbilder:innen und Teamer:innen für schwer zu er- nur vormittags „im klassischen Unterricht“, sondern z. B. be- reichende Zielgruppen auszubilden, die Vertrauen schaffen gleitend „draußen“, Themenanpassung). Gewünscht wird in und Perspektiven (auch im eigenen Land) aufzeigen. diesem Zusammenhang auch ausdrücklich mehr Zeit für • informellen Austausch und spontane Kommunikation und Einbeziehung weiterer Altersklassen sowie Zielgruppen Kontakt (Exkursionen, Sport, gemeinsames Kochen, Treffen wie Menschen mit Beeinträchtigungen. in Cafés, Abend in lokalen Familien, etc.). • Motivierend ist auch eine Zweck-Orientierung: Es darf ru- hig betont werden, was man selbst davon hat, statt nur zu betonen, wozu man beitragen kann. Dies ist wichtig, denn es geht neben den positiven Teilnahmeeffekten auch um die eigene Entwicklung. Hier entsteht Sinnhaftigkeit, und der mögliche Transfer ins Privat- und Berufsleben sollte ak- tiv kommuniziert werden. Die Verbindungen verstetigen •Das DFJW sollte die Beziehungsarbeit und Partnersuche nach Corona gezielt fördern, damit geschwächte Beziehun- gen wieder aufleben und bestehende sich verfestigen. • Ein nachhaltiger Strukturaufbau ist das Gebot der Stunde, insbesondere im Maghreb. • Trilaterale Programme des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit der Maghreb-Region Es ist notwendig, die Bekanntheit der Programme zu erhöhen (z. B. durch verstärkte Werbung, Botschafter:innen und Multiplikator:innen) sowie Formate erlebbar zu machen Zum Schluss (z. B. Videos, Erklärfilme). Insgesamt gilt: • Der nachhaltige Aufbau von persönlichen Beziehungen hat lebenslaufprägende Wirkung. Hier besteht die Chance, dass Es gibt sowohl Entwicklungen, die die Voraussetzungen für die das DFJW Beziehungen zu ehemaligen Teilnehmenden ge- Organisation und Durchführung zielt aufbauen und davon profitieren kann (Teamer:innen wa- trilateraler Programme ren zumeist selbst zunächst Teilnehmende). schwieriger gestalten, • Die Kontinuität der Beziehung zum DFJW ist ein Treiber und führt zu starker Identifikation. Es sollte aber auch etwas gleichzeitig mit Blick auf „nachwachsende“ Zielgruppen dafür getan werden, damit die hohe festgestellte Bereitschaft aber auch neue Potenziale, zum Engagement der Teilnehmenden und Teamenden die gestalt- und nutzbar gemacht erhalten bleibt: Gerade in der sogenannten Rush Hour des Le- werden können. Das hohe bens kann es passieren, dass die Bereiche Engagement und Ansehen des DFJW, die allseits Weiterbildung vernachlässigt werden, da vor allem zu dieser wahrgenommen exzellente Zeit eine besondere Verdichtung wahrgenommen wird. Qualität der Programme und das offensichtlich hohe Bindungspotenzial von Teilnehmenden und Mitarbeitenden bilden eine hervorragende Grundlage dafür. 07
DFJW - Molkenmarkt 1 - 10179 Berlin - trilateral@dfjw.org OFAJ - 75013 Paris - trinational@ofaj.org © DFJW/OFAJ, Berlin/Paris, 2021
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