Grandiose WM trotz Schweizer Absturz
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August 3/2007 25 Fotos: Pius Koller Grandiose WM trotz Schweizer Absturz Gstaad wird als grandiose WM in die Beachvolleyball- nen Walsh/May-Treanor. Die Männer- sieger, Phil Dalhausser und Todd Geschichte eingehen. Von einem riesigen Publikumszu- Rogers, gehörten, zumindest bei den spruch überrollt, meisterte das OK um Ruedi Kunz die Insidern, zum engsten Favoritenkreis. Dass die Brasilianer bei den Männern Organisation des Riesenanlasses mit Bravour. erstmals keine WM-Medaille holten, war wohl die grösste der vielen Über- raschungen. Ü ber 100 000 Fans, davon drücklich bewiesen, dass Beachvol- 35 000 zahlende, sorgten leyball nicht nur an den Stränden, Einmalige TV- Bilder während den sechs WM- sondern auch in den Bergen erfolg- Geprägt war die WM auch von einem Tagen für einen stimmungsvollen reich sein kann. Die Organisatoren grossen medialen Interesse. Über 300 Rahmen, wie er bunter, lauter und fai- haben wie ein Schweizer Uhrwerk ge- Journalisten berichteten über die alpi- rer nicht hätte sein können. arbeitet!» Dann sprach Acosta den nen Sandakrobaten. Das Schweizer Auch nach dem «Schwarzen Freitag», redlich verdienten Satz: «Das war die Fernsehen sendete hervorragende Bil- als alle Schweizer Teams unerwartet beste WM aller Zeiten.» der in 170 Länder – Aufnahmen, die es früh ausschieden und damit die in dieser Qualität noch nie gegeben schlechteste WM-Bilanz aller sechs US-Dominanz hatte. Die aufwändige Produktion sorg- Austragungen einfuhren, überfüllten Sportlich trumpften die Amerikaner te auch für Begeisterung bei der FIVB. die Zuschauer das «Gstaad-ion». Der gross auf und holten sich beide Gold- «Das sind die besten Beachvolleyball- mexikanische Weltverbandspräsident medaillen. Bei den Frauen kam es Bilder, die je produziert worden sind», Ruben Acosta lobte den Event in zum erwarteten Durchmarsch der mo- anerkannte der mexikanische Weltver- höchsten Tönen: «Gstaad hat ein- mentan unantastbaren Amerikanerin- bandspräsident Ruben Acosta.
26 August 3/2007 Foto: Andreas Eisenring Foto: Pius Koller Foto: Andreas Eisenring Foto: Andreas Eisenring Foto: Andreas Eisenring Vom Fahnen- Der letzte Auftritt Das brutale Aus zum Tränenmeer der Gebrüder Laciga von Heyer/Heuscher Der «schwarze» Freitag geht als Un- Am 27. Juli um exakt 16.41 Uhr ging Eine Stunde nach dem Ausscheiden glückstag in die Geschichte des die 15-jährige internationale Karriere der Lacigas flossen auch bei den Fans Schweizer Volleyballs ein: Im Sech- von Paul Laciga mit der Niederlage im des Schweizer Topduos Heyer/Heu- zehntelfinal kam das Aus für alle vier Sechzehntelfinal gegen die Holländer scher die Tränen. Patrick vergrub sein verbliebenen Schweizer Duos. Inner- Boersma/Ronnes zu Ende. Erst nach Gesicht im Sand. Danach hockten er halb von wenigen Stunden erlebten dem Matchball wurde es den Zu- und Sascha minutenlang apathisch die Schweizer Beachvolleyball-Fans schauern bewusst: Sie hatten soeben auf der Spielerbank und wussten einen emotionalen Absturz. Aus dem den letzten Auftritt der Gebrüder La- nicht, wie ihnen geschehen war. Die Fahnen- wurde ein Tränenmeer. Da- ciga bzw. das Abschiedsspiel von Paul Spanier Herrera/Mesa waren zu stark mit war das Schreckenszenario aus Laciga mitverfolgt. Als Speaker Wer- gewesen. «Wir hatten das Spiel im Schweizer Sicht Tatsache geworden: ner Augsburger unmittelbar nach dem Griff und vergaben dennoch eine kein einziges einheimisches Team Schlusspfiff Paul Laciga nach seinen 10:6-Führung im Tie-Beak. Das kann hatte an der Heim-WM die Achtelfi- Emotionen fragte, blieb die Antwort man nicht anders als dumm bezeich- nals erreicht – das schlechteste nonverbal: Tränen flossen dem nen», ärgerte sich Sascha Heyer. Der Schweizer Ergebnis seit der WM-Pre- Beachvolleyball-Urgestein übers Ge- innere Schmerz war gross: «Das tut miere in Los Angeles 1997. sicht und tropften in den Sand, der sehr, sehr weh und wird noch ein ihm die Welt bedeutet hatte. Es war Weilchen dauern, bis wir das verdaut das emotionale Karrieren-Ende eines haben, wer weiss, ob so eine Chance Spielers, der mit seiner eigenen, grad- vor so einem fantastischen Heimpu- linigen Art die Szene jahrelang ge- blikum jemals wieder kommen prägt hatte. wird…»
August 3/2007 27 Foto: Andreas Eisenring Foto: Pius Koller Foto: Pius Koller Foto: Andreas Eisenring Foto: Pius Koller Schweizer Neutralität Walsh/May – Ein «halber» Schweizer Mehrere Unparteiische aus der eine Klasse für sich stoppt die Russen Schweiz gaben – ganz im Sinne der Walsh/May spielten schlicht in einer Im Männerfinal liess der schlaksige Neutralität unseres Landes – ihr Bes- anderen Kategorie: Die Olympiasie- 206-cm-Mann Phil Dalhausser die An- tes. Die WM-Teilnehmer (oben, von gerinnen Kerri Walsh und Misty May griffe der Russen Dimitri Barsuk und links nach rechts): Anne-Marie Gilg, krönten ihre bisherige Karriere mit Igor Kolodinski Mal für Mal am Block Assistant Referee Manager. Giacoma dem dritten WM-Titel in Folge. Die abprallen. Zu vollem Risiko gezwun- Siragna, Referee Manager. Referees: Chinesinnen Jia Tian/Jie Wang waren gen, konnte Servicekönig Kolodinski Marco Calzimiglia. (Unten, von links beim 16:21 und 10:21 in nur 39 Minu- (zweifacher Champions-League-Sie- nach rechts): Gianluca Gigante, Heinz ten chancenlos. Auch wenn die Kon- ger in der Halle) seine Aufschläge Tschumi, José Reyes, Jonas Personeni. kurrenz bis Peking hart arbeiten wird, nicht wie gewohnt durchbringen. Das dürfte dies kaum reichen Walsh/May Schweizer Publikum freute sich über einzuholen. «Auch wir wollen uns bis die «halbe» Medaille, ist der beschei- Peking nochmals verbessern. Wenn dene Dalhausser doch vor 27 Jahren wir einmal verlieren, dann spornt in Baden zur Welt gekommen, ehe mich das an, und wenn wir gewinnen, seine Familie ein Jahr später in die dann spornt mich das noch mehr an», USA auswanderte. meinte die immer lächelnde Kerri Walsh (190 cm), die von ihrem Mann den treffenden Kosenamen «six feet of sunshine» bekommen hat.
August 3/2007 29 Foto: Andreas Eisenring Foto: Andreas Eisenring Foto: Pius Koller Foto: Andreas Eisenring Foto: Pius Koller WM-Titel für WM-Homeless Die Schweizer Teams Gstaader Publikum Nicht nur das «Gstaad-ion» war heillos Für Simone Kuhn und Lea Schwer, für Bezüglich Medaillen müssen wir überfüllt, sondern auch reguläre Un- welche die WM nach ihrer Schulter- Schweizer leider in anderen Katego- terkünfte waren in weiter Umgebung verletzung etwas zu früh gekommen rien Zuflucht suchen. Nebst der «hal- ausgebucht. Kurzentschlossene Besu- war, gab es einen versöhnlichen Ab- ben» Goldmedaille durch den in der cher mussten flexibel sein und sich ei- schluss: Nach harzigem WM-Start er- Schweiz geborenen Weltmeister Phil niges einfallen lassen, um zu einer reichten die beiden die Sechzehntel- Dalhausser hat jemand eine ganze Übernachtungsmöglichkeit zu kom- finals, scheiterten dann aber wie Goldmedaille verdient: Das Gstaader men. Dunja und Jöse wollten unbe- erwartet an den nachmaligen Siege- Publikum, das lautstark im rot-weis- dingt an der WM dabei sein und wa- rinnen Walsh/May. Allerdings boten sen Fahnenmeer für eine noch nie ren sich nicht zu schade, in der die Schweizerinnen in diesem Spiel dagewesene Stimmung sorgte. Auch überfüllten Garage eines Bauernhofs erstmals in dieser Saison eine Topleis- nach dem Ausscheiden der Schwei- zu übernachten. Unser Award «Flexi- tung und trotzten den Favoritinnen zer blieb jeder Platz besetzt. Ein belste WM-Besucher» geht an die bei- immerhin 19 und 18 Punkte ab. Dankeschön auch an die österrei- den passionierten Beachvolleyballer Marcel Gscheidle und Jan Schnider chischen Wortakrobaten aus Klagen- aus Uster. gelang mit dem Erreichen der furt (http://www.alphabeter.at), wel- Sechzehntelfinals ein Achtungserfolg. che mit ihren originellen und witzigen Gabathuler/Wenger und Grässli/Erni Buchstaben-Choreographien für zu- holten sich in den drei Gruppenspie- sätzliche Stimmung sorgten. len je einen Sieg und verpassten die erste K.-o.-Runde nur knapp. Als ein- ziges Team blieb Skrivan/Zumkehr sieglos. Text: Andreas Eisenring
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