Griechenland eine Ökotourismusdestination trotz Massentourismus ? - SS 2007 620623
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BELEGARBEIT IM MODUL „ECOTOURISM AND OUTDOOR RECREATION“ DOZENT: PROF. DR. W. STRASDAS SS 2007 Griechenland eine Ökotourismusdestination trotz Massentourismus ? VON KATINA SCHRÖTER 620623
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................................................ 3 2. Daten und Fakten über Griechenland........................................................................ 4 2.1. Lage und Geographie.............................................................................................. 4 2.2. Klima ............................................................................................................................ 5 2.3. Tourismus in Griechenland................................................................................... 5 2.4. Probleme durch Tourismus................................................................................... 7 3. Ökotourismus in Griechenland.................................................................................... 8 3.1. Potentielle Landschaften........................................................................................ 9 3.2. Potentielle Aktivitäten........................................................................................... 10 3.3. Ausgewählte ökotouristische Angebote und Anbieter............................... 10 3.4. Griechenland als ökotouristische Destination .............................................. 12 4. Tourismus im griechischen MNP Zakynthos ......................................................... 13 4.1. Entstehung und Entwicklung des MNP Zakynthos....................................... 14 4.2. Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus ......................................... 15 4.3. Management des MNP .......................................................................................... 16 4.4. Zakynthos als ökotouristische Destination.................................................... 17 5. Fazit.................................................................................................................................... 18 6. Quellenverzeichnis ........................................................................................................ 19 Literatur ................................................................................................................................. 19 Anhang I................................................................................................................................. 21 Anhang II ............................................................................................................................... 22 2
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 1. Einleitung Der Mittelmeerraum ist weltweit das wichtigste Reiseziel. Rund 30 % des Welttourismus entfallen auf den mediterranen Raum, davon 80 % auf die Küstengebiete. Griechenland mit über 14 Mio. einreisenden Touristen, kann neben Spanien, Italien, Frankreich und den nordafrikanischen Staaten ebenso zu den massentouristischen Destinationen des Mittelmeers gezählt werden (STRASDAS 2006, 3SAT-ONLINE 2001). Doch mit dem Massentourismus gehen erhebliche Beeinträchtigungen auf die Ökosysteme des mediterranen Raumes einher. Darüber hinaus verbleibt über die Hälfte des Einkommens durch den Tourismus bei Reiseveranstaltern aus den Herkunftsländern der Urlauber. Auch haben sich Veränderungen im sozialen Gefüge der Einwohner von Touristenorten eingestellt (3SAT-ONLINE 2001). Inwieweit konnte sich jedoch angesichts des Massentourismus und seiner Auswirkungen, das Marktsegment Ökotourismus entwickeln und zu einer Verbesserung von ökologischen, sozialen und ökonomischen Problemen beitragen? Unter Ökotourismus wird das verantwortungsvolle Reisen, in naturnahe Gebiete verstanden. Dabei steht das Erleben von Natur und traditionellen Kulturen im Vordergrund. Ein wichtiges Ziel des Ökotourismus ist es, Bewusstsein und Respekt für Umwelt und Kultur herzustellen. Dabei spielen Bildungs- und Interpretationsaspekte eine wichtige Rolle. Weiterhin sollen die durch den Ökotourismus generierten finanziellen Mittel sowohl der Bevölkerung zugute kommen, als auch dem Erhalt der Schutzgebiete und Natur in der Destination dienen. Ein bedeutender Grundsatz des Ökotourismus sieht daher vor, die Beeinträchtigungen auf Sozio-Kultur und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Auch ist die Schaffung von Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung ein wichtiger Faktor für das Gelingen des Ökotourismus vor Ort. (TIES 2007; UNWTO aus STRASDAS 2007; STRASDAS 2006). Neben naturbezogenem und kulturellem Tourismus können sich im Ökotourismus auch Aspekte des ländlichen Tourismus wiederfinden (STRASDAS 2001 aus STRASDAS 2007). Die folgende Arbeit hat daher zum Ziel, darzustellen welche ökotouristischen Potentiale, als Alternative zum Massentourismus, Griechenland besitz. Des Weiteren wird auf die Problematik von Tourismus in den Küstengebieten, am Beispiel des Marinen Nationalpark Zykynthos, eingegangen. Grundlage für diese Arbeit stellt eine intensive Literatur- und Internetrecherche dar. 3
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 2. Daten und Fakten über Griechenland 2.1. Lage und Geographie Griechenland, als Mittelmeeranrainerstaat, ist mit Ausnahme des Nordens überall vom Meer umgeben. Im Westen befindet sich das Ionische Meer und im Osten das Ägäische Meer. Der Großteil des Festlandes und der Inseln sind durch steinigen Boden und Gebirgsstrukturen charakterisiert. Es werden Höhen von bis zu über 2000 m auf dem Festland und 1600 m auf den Inseln erreicht. Daraus resultieren zerklüftete und steile Abbildung 1: Übersicht Griechenland, Quelle: Google Earth Küsten. Aber auch Buchten und Strände, mit feinem Sand, haben sich herausgebildet. Die griechischen Küsten nehmen eine Länge von 16 000 km ein, wovon mehr als 10 000 km aus Inselküsten bestehen (HOFRICHTER 2002, FOHRER ET AL. 2002). Das Land lässt sich grob in das Festland, Pelepones und die Inseln unterteilen. Während auf dem Festland im Großraum Athen mehr als die Hälfte aller Griechen leben, sind große Teile des Binnenlandes, vor allem im Norden, weitgehend dünn besiedelt und touristisch unerschlossen. Grüne Hochplateaus, Seen und Wälder prägen den nördlichen Teil des Landes. Auch auf der Insel Pelepones gibt es sowohl abgeschiedene Bergdörfer als auch lange Sandstrände die für den Tourismus eine wichtige Rolle spielen (FOHRER ET AL. 2002). Von den zahlreichen Inseln, die gut ein Fünftel der Landesfläche ausmachen, sind 169 be- und 3000 unbewohnt. Sie werden zu Inselgruppen wie etwa die Sporaden, Dodekanes oder Kykladen zusammengefasst (HOFRICHTER 2002). Die verschiedenen morphologischen Strukturen und klimatischen Gegebenheiten haben zur Entwicklung einer vielfältigen und reichen Natur, mit Landschaften von hohem ökologischem Wert, beigetragen. Wälder, Höhlen, Schluchten, Seen und Flüsse stehen im Kontrast zu ausgetrockneten, kargen und steinigen Landschaften, mit oft dorniger und krüppeliger Vegetation. In Griechenland gibt es rund 5700 Tier- und Pflanzenarten wovon 740 Endemiten sind (GNTO 2007, HOFRICHTER 2002). 4
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 2.2. Klima Das Klima Griechenlands ist je nach Höhe und geographischer Lage unterschiedlich. Während im nordgriechischen Bergland auch im Sommer gemäßigte Temperaturen vorherrschend sind, ist es im Süden und auf den Ägäischen Inseln heiß und trocken. Da im Winter, der Regenzeit, überwiegend Westwinde herrschen, wird vor allem die Westküste des Landes mit Niederschlägen versorgt. Die Lee-Seite des Gebirges, also der Osten des Landes und seine Inseln haben daher weniger Regen zu erwarten. Das spiegelt sich auch in der typischen immergrünen, dornigen Vegetation wider. Im Landesdurchschnitt regnet es 50 Tage im Jahr. Generell werden drei Jahreszeiten unterschieden. Die schon erwähnte Regenzeit von November bis Februar (Tagestemperaturen von 4°C- 15°C), die Blüte- und Reifezeit von März bis Mai (10°C- 22° C) und die Trockenzeit von Juni bis Oktober. Bei Letztgenannter rangieren die Tagestemperaturen von 18°C-32 °C. (HOFRICHTER 2002, FOHRER ET AL. 2002). 2.3. Tourismus in Griechenland Mehr als 14 Mio. Gäste mit mehr als 46 Mio. Übernachtungen zählt das Land pro Jahr. Damit liegt es unter den Mittelmeerländern auf Platz 4 hinter Frankreich, Spanien und Italien. Prognosen besagen dass die Zahl der Ankünfte im Jahr 2010 auf 1 Milliarde ansteigen und auch weiterhin im Abbildung 3: Entwicklung der Wachstum begriffen sein wird (siehe Abb.2). internationalen Tourismusankünfte, Quelle: THR 2004 Tourismus wird somit der bedeutendste Wirtschaftssektor des Landes. Der wichtigste Herkunftsmarkt für Griechenland ist Europa, wo 94 % der Touristen herkommen. Dabei fallen 18 % auf deutsche Urlauber. Die Gäste aus Großbritannien nehmen mit 20 % den größten Anteil ein (siehe Abb. 3). Weiterhin ist der Tourismus in Griechenland durch seine Saisonalität charakterisiert. Erste Urlauber kommen schon ab Ende April zur Blütezeit. Von Juli bis August herrscht Hochsaison. Dann fliegen Chartermaschinen mehrmals täglich die Flughäfen Griechenlands an. Denn 70 % der Einreisenden Abbildung 2: Ankünfte nach Herkunftsländern 2002, Quelle: THR 2004 5
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter kommen mit dem Flugzeug ins Land, 20 % über Straßen und 10 % mit Fähren oder Booten. Im September flachen die Touristenzahlen deutlich ab und Ende Oktober schließen die meisten Tavernen und Beherbergungsbetriebe wieder. Im Winter sind, im starken Kontrast zu den Sommermonaten, die Touristengebiete leer und verlassen (THR 2004, FOHRER ET AL. 2002). Der Tourismus begann sich, wie in anderen Mittelmeerländern auch, ab Ende der 1950er Jahre, durch Touristen vor allem aus Nordeuropa, verstärkt zu entwickeln (BRAMWELL 2004). Ein regelrechter Boom setzte mit Linien und Charterflügen in den 70er Jahren ein (HOFRICHTER 2002). Ziele des internationalen Massentourismus sind und waren vor allem die Insel- und Küstenregionen, die für die Bade- und Strandurlauber attraktiv sind. Welche Küstenregionen des Mittelmeers besonders unter Druck durch Touristen stehen verdeutlicht Abbildung 4. Abbildung 4: Einreisende Touristen während Hauptsaison in einzelne Küstenregionen, Quelle: HOFRICHTER 2002 Es wird ersichtlich, dass in Griechenland vor allem der Großraum Athen aber auch die Ionischen und Ägäischen Inseln, der Nordosten von Pelepones sowie Kreta ein beliebtes Reiseziel darstellen. Massentourismus war lange Zeit die einzige Form von Tourismus die Griechenland angeboten hat, während sich die Konkurrenz allmählich auch speziellen Interessensgruppen und alternativen Tourismusformen angenommen hatte. So fing ab 1980 auch Griechenland mit einer sanfteren Integrierung des Tourismus auf lokaler Ebene an. Zusätzlich wurden Maßnahmen und Gesetzte geschaffen, den Massentourismus mit speziellen Interessensgruppen und alternativen Tourismusformen zu kombinieren. Unter Einbeziehung von EU-Geldern wurden Angebote für Kultur-, Ländlicher-, Agro-, Öko-, Abenteuer-, 6
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Mariner- und Abenteuertourismus entwickelt. Auch wurde Konferenztourismus, Golftourismus, Gesundheitstourismus und Sporttourismus gefördert. Seit den 1990ern gibt es dementsprechende Angebote in vielen Insel- und Küstenregionen (TSARTAS 2004). Wobei Inseln, welche über nur geringe Ressourcen verfügen, kaum spezifische Angebote entwickeln können und weiterhin von Sonne-Sand-und- Meer- Touristen abhängig sind (ANDRIOTIS 2004). Eine weitere beliebte Form des Urlaubs in Griechenland stellt das Inselhüpfen dar, welches vor allem von Rucksacktouristen durchgeführt wird. Auch mit Privatbooten werden die verschiedenen Inseln angesteuert. Antike Überreste und Ausgrabungen sind vor allem für geschichts- und kulturinteressierte Reisende von Bedeutung, während die Landschaft, außerhalb der Touristenzentren, auf Naturinteressierte ansprechend wirkt und auch für den Ökotourismus ein hohes Potential besitzt (FOHRER ET AL. 2002). 2.4. Probleme durch Tourismus Zum einen ist der Tourismus in Griechenland, wie in fast allen Mittelmeerländern auch, die wichtigste Einnahmequelle. Zudem kann er der Abwanderung der Bevölkerung entgegen wirken und zu einer Modernisierung innerhalb der Gesellschaft beitragen (HOFRICHTER 2002, TSARTAS 2004, ANDRIOTIS 2004). Doch durch den massiven Besucherdruck in den Sommermonaten sind ökologische und soziale Beeinträchtigung eingetreten. Vor allem auf den zahlreichen Inseln, die nur über geringe Ressourcen und Kapazitäten verfügen, wirkt sich dies problematisch aus (HOFRICHTER 2002, ANDRIOTIS 2004). Ökologische Beeinträchtigungen sind vor allem durch den hohen Ressourcenverbrauch, insbesondere von Wasser, im niederschlagsarmen Griechenland gekennzeichnet. Weiterhin werden durch den CO² -Ausstoß der zahlreichen Urlaubsflieger, durch Müll- und Abwasserentsorgung, durch Landübernutzung sowie durch touristische Freizeitaktivitäten in Insel- und Küstenregionen Probleme hervorgerufen. Bei letztgenannten werden schützenswerte Ökosysteme, wie zum Beispiel Seegrasmatte, Fortpflanzungsgebiete von Mönchsrobben und Unechten Karettaschildkröten gestört oder die marine Flora und Fauna durch z.B. Boote und deren Anker verletzt (HOFRICHTER 2002, ANDRIOTIS 2004). Des Weiteren sind im Mittelmeerraum in den Küstenbereichen 500 mediterrane Pflanzenarten vom aussterben bedroht und auch die marine Artenvielfalt nimmt in touristisch besonders belasteten Bereichen ab (SCHMIED ET AL. 2002). Aber auch abseits der touristischen 7
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Ballungszentren können, durch das unvorsichtige Vordringen von Touristen in sensible Ökosysteme, wie etwa Feuchtgebiete, ökologische Schäden entstehen. Durch die Verbauung der Landschaft, ohne raumplanerische Grundlagen, und die Erschließung immer neuer Zielgebiete, für touristische Unterkünfte, wirken nicht nur ursprüngliche Dörfer eher urban, auch der typische griechische Baustiel geht zusehends verloren (HOFRICHTER 2002, ANDRIOTIS 2004). Soziale Probleme durch den Tourismus treten in Griechenland insofern auf, als dass im Winter eine saisonale Arbeitslosigkeit herrscht und sich traditionelle Lebensweisen und Familienstrukturen, vor allem durch die Modernisierung, verändern. TSARTAS (2004) schrieb dazu weiterhin, dass die Bevölkerung froh sei die Touristen am Ende der Saison gehen zu sehen. Gleichzeitig fürchten sie aber, dass sie nicht wiederkommen. Dieser Zusammenhang zeigt die Abhängigkeit der Bevölkerung und deren Wohlstand vom Tourismus auf. Zwei Drittel des Einkommens durch Touristen im Mittelmeerraum kommt letztendlich nicht der Region und den Einheimischen, sondern weniger als zehn nordeuropäischen Reiseveranstaltern zugute (3SAT-ONLINE 2001). Weitere Probleme ökonomischer Art resultieren wenn Importe von Gütern und Nahrungsmitteln extra für Touristen bezogen werden (Bier, Hot Dogs, Marmelade etc.), während typische Produkte des Landes in den Hintergrund treten (Wein, frische Früchte, Ziegenkäse). Auf der Insel Ios wurde sogar Feta- Käse aus Dänemark importiert (ANDRIOTIS 2004). 3. Ökotourismus in Griechenland Viele Teile Griechenlands, abseits des Massentourismus, bieten durch ihre Isolation und daraus resultierender Natürlichkeit, ökotouristische Potentiale. Sie gehen einher mit ursprünglicher und traditioneller Lebensform der Bevölkerung. In den Gebirgszügen, den Wälder, den Schluchten, an Flüssen und deren Deltas sowie in anderen Feuchtgebieten, bietet sich die Chance seltene Tier- und Pflanzenarten zu sehen. Die Vielzahl von endemischen Arten (740) und die Rolle Griechenlands als Vogelrastgebiet spielen dabei eine wichtige Rolle (HOFRICHTER 2002, MINISTERIUM FÜR DEN TOURISMUS 2004). Aber auch in küstennahen Gebieten, wie etwa auf Inseln, können die jeweiligen Berge auf abgelegenen Trampelpfaden bestiegen und der Rundblick genossen werden (FOHRER ET AL. 2002). Die marine Flora und Fauna (Delphine, Robben, Meeresschildkröten, etc.) stellen ebenso ein hohes ökotouristisches Potential dar. 8
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Zudem verfügt Griechenland über eine Vielzahl von Schutzgebieten, die von der „National Greek Tourism Organisation“ (GNTO) im Internet ökotouristisch vermarktet werden. 19 Naturschutzparks, 10 Nationalparks, 2 Meeresnationalparks, 10 Ramsaer Feuchtgebiete. wurden ausgezeichnet. Eine Auflistung der Gebiete ist im Anhang I zu finden (GNTO 2007). Zudem gehört ein Fünftel der Landesfläche dem europäischen Netz von NATURA 2000 an. 3.1. Potentielle Landschaften Im Internet lassen sich auf den Seiten vom MINISTERIUM FÜR DEN TOURISMUS (2004) und von YOUR GREECE (2007) Empfehlungen von Gebieten für Ökotouristen aufrufen. Eine komplette Liste mit allen Regionen befindet sich im Anhang II. Das MINISTERIUM FÜR DEN TOURISMUS (2004) mit seiner Seite www.greek-ecotourism.gr weißt 6 Regionen in Griechenland aus, die sich besonders gut für Ökotourismus eignen. Innerhalb der Regionen werden erneut spezielle Orte und Gebiete empfohlen. Positiv sind die interaktive Karte, die ausführlichen Beschreibungen jedes einzelnen Gebiets und die Unterlegung derer mit zahlreichen Photos, zu bewerten. Für Ökotouristen werden vor allem wald- und gebirgsreiche Regionen und die sich darin befindenden Seen und Flüsse empfohlen. Auch küstennahe Feuchtgebiete, wie Flussdeltas und Lagunen, darunter auch Ramsaer Gebiete, sind aufgeführt. Lediglich mit den beiden Meeresnationalparks Alonissos und Zykanthos sowie mit dem Golf von Kyparissia werden auch Strand- und Meersökosysteme vorgeschlagen. Die Internetseite von YOUR GREECE (2007) vermarktet hauptsächlich authentische und qualitative Unterkünfte. Darüber hinaus werden Empfehlung zur griechischen Tradition und Küche sowie zu Öko-und Agrotourismus gegeben. Zehn Regionen in Griechenland, mit Beschreibung und einer Auflistung von jeweiligen authentischen Unterkünften vor Ort, werden dem Besucher der Seite als Ökotourismusdestinationen vorgeschlagen. Dabei kommen zum Teil dieselben Regionen wie bei der vorher beschriebenen Internetseite vor und der Fokus liegt auch hier auf Wäldern, Gebirgen, Flüssen, Seen sowie dem Marinen Nationalpark Zykanthos. Auch Outdoor-Aktivitäten werden von der Seite Your Greece (2007) vorgeschlagen: vom Tauchen und Segeln bis hin zum Wandern und Reiten. Gleichzeitig werden dafür geeignete Gebiete und Unterkünfte Empfohlen. Die meisten der vorgestellten ökotouristischen Ziele liegen abseits des an den griechischen Küsten praktizierten Massentourismus. Wichtige Attraktionen für Ökotouristen stellen natürliche Landschaften wie Wasser, Wald und Berge aber auch extreme Landschaften dar. (STRASDAS 2007). Dem wird auch die griechische Landschaft gerecht. Die zum Teil 9
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter touristisch noch unerschlossenen Gegenden könnten, auf Grund ihrer Wildnis und Einsamkeit, einen besonderen Reiz für Ökotouristen darstellen. 3.2. Potentielle Aktivitäten Neben all den Strand und Meer gebundenen Aktivitäten, die zumeist vom Massentourismus der Küstenregionen durchgeführt werden, bieten sich für den Ökotouristen in Griechenland typische naturgebundene Aktivitäten an. Vor allem Wandern, Mountainbiking oder Natur- insbesondere Vogelbeobachtung spielen eine wichtige Rolle. Letztgenanntes kann man vor allem zu den Vogelzugzeiten in den Feuchtgebieten des Landes unternehmen. Neben den bekannten Wanderregionen in Samos, Kreta, Pelepones oder dem Olymp, können Wanderungen auch in weniger erschlossenen Gebirgen und Bergen sowie auf Inselberge durchgeführt werden. Da das Wandernetz noch nicht sehr ausgebaut ist kann man den Weidetierpfaden folgen. Schwierigkeiten treten dabei vor allem durch den steinigen Untergrund und die dornige Vegetation auf. Das Mountainbiking in den Wald- und Gebirgsregion erfordert vor allem eine gute Kondition. Wandern und Mountainbiken empfiehlt sich außerhalb der Wälder eher in den weniger heißen Jahreszeiten außerhalb der Sommermonate (FOHRER ET AL. 2002). Auch see- und flußgebundene Aktivitäten wie Kanu- oder Kajakfahren und Rafting werden von der GNTO (2007) vorgeschlagen. 3.3. Ausgewählte ökotouristische Angebote und Anbieter Cycle Greece Cycle Greece ist ein Radtouren-Veranstalter in Griechenland der sich vor allem übers Internet vermarktet (www.cyclegreece.gr). Ob auf den Straßen oder in den Bergen, ob als Familie oder einzeln: der Veranstalter bietet jeweilige Touren an. Selbst “Cycle-Yoga”, “Sail und Cycle” und “Birdwatch by bike” können gebucht werden. „We care about local cultures. We care about the earth...“ Abbildung 5: Quelle: www.cyclegreece.gr steht auf der ersten Seite der Homepage geschrieben. Auch unter dem Link „Projekte“ bekennt sich der Anbieter zum Ökotourismus und erklärt, dass er auf natur- und kulturverträgliche Reisen wert legt. Darüber hinaus wird das Eco-Exchange- Programm vorgestellt, auf denen die Radreisenden die durch ihren Flug nach Griechenland 10
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter entstandenen Treibhausgase durch Spenden an den Partner „Elleniki Etairia“ kompensieren können. „Elleniki Etairia“ ist eine griechische NGO die Umwelt- und Kulturschutz betreibt. Responsible Travel „Responsibletravel.com“ ist ebenfalls ein sich über das Internet vermarktender Reiseveranstalter, allerdings mit Sitz in Großbritannien. Der Slogan „holydays that gives the world a break“ ist bezeichnend für die sanfte und nachhaltige Art der angebotenen Reisen. Die Seite vereint weltweite ökotouristische Angebote von Spezialreiseveranstaltern sowie ausgesuchte Unterkünfte. Für die beiden „Sailing and Conservation“ Angebote nach Griechenland, wird mit dem Abbildung 6: Quelle: griechischen Veranstalter „Mystic Blue“ zusammen www.resonsibletravel.com /Trip/Trip901232.htm gearbeitet. Die Reisen gehen entweder durch die Ägäische oder die Ionische See. Im Mittelpunkt der Segelreisen steht die Beobachtung von seltenen Tieren wie Mönchsrobbe, Unechte Karettschildkröte, Meeresvögeln, Delphinen, Pottwal und anderen. Des Weiteren soll Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt der Gebiete und deren Einzigartigkeit, da es sich um endemische Arten handelt, vermittelt werden. Die beobachteten Tiere, werden dabei von dem Reisebegleiter und Biologen kartiert. Die Photos der Reisenden sollen anschließend den Wissenschaftlern bei den Auswertungen der Sichtungen und bei der Datenverarbeitung helfen. Während der Reisen wird der Motor der Boote so selten wie möglich genutzt und der Anker nicht in die geschützten Seegraswiesen geworfen. Zudem werden die Reisenden dazu angehalten die lokale Küche zu probieren sowie lokale Produkte zu kaufen. Die während der Tour anfallenden leeren Plastik-Wasserflaschen werden gesammelt und am Ende der Saison nach Athen zum Recycling gebracht. Neben der Tierbeobachtung an sich, weisen die Reisen auch durch ihren Umweltbildungs- und Interpretationscharakter typische Eigenschaften des Ökotourismus auf. Durch das umweltbewusste Verhalten der Reiseleitung wird nur ein geringer ökologischer Fußabdruck hinterlassen. 11
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Milia auf Kreta Milia ist eine kleine Siedlung aus Steinhäusern in den Bergen West- Kretas. Die im 16. Jhd. erbauten, einst verlassenen Häuser wurden vor 25 Jahren von zwei Familien zu Unterkünften restauriert. Dazu bediente man sich den typischen Baumaterialien (Stein und Holz) der Region. Nach der Kultivierung des Landes und der Aufforstung in der Umgebung findet man heute nicht nur die Unterkunft, sondern auch eine ökologische Farm und eine Gaststätte die mit den selbst erzeugten Produkten kocht. In aller Abgeschiedenheit des Bergdorfes, ohne elektrisches Licht mit frischem Quellwasser, umgeben von ursprünglicher Landschaft, können Besucher entspannen, auf der Farm mithelfen, Wandern, Mountainbiken oder weitere Ausflüge auf Kreta unternehmen. Abbildung 7: Quelle: www. .milia.gr/german „Der Leitgedanke von Milia ist die Erhaltung des Lebenszyklus und .html zwar auf freundliche Art dem Menschen wie auch der Natur gegenüber unter Berücksichtigung der kretischen Tradition und der Geschichte des Ortes“ (RESTORED SETTLEMENT OF MILIA 2007) Die Siedlung von Milia wurde mit dem „Ecotourism Award für kleine Unternehmen 2003“ ausgezeichnet. Der geringe ökologische Fußabdruck der authentischen Unterkünfte und die Erzeugung von Umweltbewusstsein unter den Gästen mögen maßgeblich dazu beigetragen haben. 3.4. Griechenland als ökotouristische Destination Die wichtigsten Märkte des Ökotourismus, Großbritannien und Zentral- bzw. Nordeuropa (STRASDAS 2007), stellen gleichzeitig auch die bedeutendsten Herkunftsländer der Griechenlandtouristen dar. Wie zuvor beschrieben bieten die natürliche Ausstattung Griechenlands mit den verschiedenen, teils abgeschiedenen, Landschaften und der reichen (endemischen) Flora und Fauna gute Vorraussetzungen für den Ökotouristen. Naturgebundenen Aktivitäten, wie Tierbeobachtung, Wandern und Radfahren, welche typisch für Ökotourismus sind, werden ebenfalls angeboten. Diese lassen sich, auf Grund der großen Hitze während der Sommermonate, vor allen in der Nebensaison durchführen und können somit zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Kapazitäten beitragen. Durch die Vielzahl von 12
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter kleinen authentischen Unterkünften, die von Privatpersonen des Ortes Betrieben werden, profitiert auch die lokale Bevölkerung vom Ökotourismus. Die im griechischen Tourismus generell fehlende Partizipation, wirkt sich hingegen nachteilig auf die Tourismusentwicklung aus. Obwohl es regionale und lokale Regierungen gibt, wird der Tourismusplanungsprozess von der zentralen Regierung in Athen gesteuert und kontrolliert (ANDRIOTIS 2004). Die fehlende Selbstständigkeit bei Entscheidungen erschwert den Tourismusregionen die Durchführung der regionalen Politik und kann sich daher auch negativ auf die Entwicklung des Ökotourismus vor Ort auswirken. Zudem ist die finanzielle Unterstützung der Schutzgebiete, die erhebliches Potential für den Ökotourismus besitzen, von staatlicher Seite nicht immer gesichert gewesen. Zumindest war von der alten Regierung Griechenlands (bis 2004) bekannt, die Schutzgebiete nicht mit den benötigten Geldern, für Personal und Management, versorgt zu haben (JOHNSON 2001). Über die Haltung der derzeitigen Regierung liegen keine Informationen vor. Zwar wird der Ökotourismus in Griechenland auf staatlichen und unternehmerischen Webseiten effizient vermarktet, doch Hinweise auf mehr Nachhaltigkeit bei An- und Abreise mit dem Flugzeug werden kaum gegeben. 4. Tourismus im griechischen MNP Zakynthos Neben den 10 terrestrischen Nationalparks wurden in Griechenland 2 Marine Nationalparks (MNP) gegründet. Zum einen der aus mehreren kleinen Inseln bestehende MNP von Alonissos in den nördlichen Sporaden und zum anderen der im Ionischem Meer liegende MNP Zakynthos. Erstgenannter wurde im Jahre 1992 vor allem Abbildung 8: Lage der beiden MNP deshalb ausgewiesen, weil sich dort wichtige Griechenlands, Quelle: Google Earth, Rückzugsräume und Habitate der bedrohten eigene Bearbeitung Mönchsrobbe (Monachus monachus), der einzigen mediterranen Robbenart, befinden (ΣΚΙΑΝΗΣ & ΤΣΟΥΚΑΝΑ 2005). An den Südstränden der Insel Zakynthos liegen die bedeutendsten Eiablagestrände der vom Aussterben bedrohten Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta), woraufhin der MNP gegründet wurde (EURONATUR 2007). In beiden 13
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Gebieten können die Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Arten und ihren Habitaten jedoch nicht in vollem Umfang durchgeführt werden. Grund dafür ist vor allem, der sich in Alonissos zunehmend entwickelnde, und in Zakynthos schon viele Jahre bestehende, Massentourismus (EMBASSY OF GREECE 2005, JOHNSON 2001). Im Folgenden werden auf die Entwicklungen, und Konflikte zwischen Artenschutz und Tourismus, sowie auf nachhaltige Managementansätze im MNP Zakynthos eingegangen. 4.1. Entstehung und Entwicklung des MNP Zakynthos Durch die wichtige Rolle des Strandes, an der Lagana Bucht im Süden der Insel Zakynthos, als Eiablagestätte für jährlich etwa 400 Karettschildkrötenweibchen, wurde das Gebiet im Jahre 1999 als MNP ausgewiesen. Er wurde vor allem durch den Druck bedeutender griechischer Organisationen zum Schildkrötenschutz (Medasset und Archelon), dem WFF und der Europäischen Union gegründet (GREENPEACE E.V. 2005, NWT 2005). Die anfängliche Abneigung der lokalen Bevölkerung gegen den MNP konnte durch Workshops in den Jahren 2001/02 abgebaut werden (EURONATUR 2007). Im Jahre 2003 setzte die griechische Regierung mit der Bezahlung der beiden Marinen Nationalparks und deren Angestellten aus. Die Gründe lagen in der Benötigung finanzieller Mittel für die Vorbereitung der Olympischen Spiele. Die Mitarbeiter gingen ab der Touristensaison 2004 in Streik und das Management des Nationalparks legte, zu ungunsten der Schildkrötenbrutgebiete, seinen Dienst nieder. Restriktionen für die touristische Nutzung des Nationalparks blieben unüberwacht und von der Bevölkerung sowie den Urlaubern unbeachtet. Nach starken Protesten und internationaler Öffentlichkeitsarbeit der Naturschutzorganisationen (Medasset und WWF) griff 2005 der Europäische Gerichtshof ein und drohte der griechischen Regierung mit Bußgeldern für den Fall, dass sie ihre Naturschutzverpflichtungen nicht wieder aufnehmen. Durch diesen finanziellen Druck stellten sich im August 2005 Verbesserungen ein und eine neue Präsidentin für die Verwaltung des MNP wurde eingesetzt. Schutzmaßnahmen sowie das Management des Gebietes konnten wieder aufgenommen werden (EURONATUR 2007, GREENPEACE E.V. 2005, NWT 2005, ADAMANTOPOULOU 2004). 14
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 4.2. Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus Die langen Sandstrände im Süden Zakynthos werden nicht nur von den Meeresschildkröten favorisiert sondern auch von rund 300 000 Touristen pro Jahr. Problematisch ist vor allem, dass die Fortpflanzungssaison von Mai bis September mit der Touristensaison zusammenfällt (EURONATUR 2007). Die starke zeitliche und räumliche Konzentration des Tourismus in den Eiablagegebieten birgt folgende Gefahren für die erfolgreiche Reproduktion der Unechten Karettschildkröte in sich: - Sonnenschirme, Strandmöbel und Liegestühle, behindern die aus dem Wasser kriechenden Tiere oder zerstören die Nester, wenn sie darauf errichtet werden - illegal erbaute Gebäude, wie Strandbars und Geschäfte hinter den Stränden und deren elektrischen Lichter irritieren die geschlüpften Tiere in der Nacht, da sie sich Abbildung 9: Junge ansonsten nach dem Mondschein richten würden Karettschildkröten am Strand; Quelle: http://www.tui- - Verletzungen der Tiere im Wasser, können vor allem group.com/de/nachhaltig durch Motorboote, die trotz Fahrverbot und keit/umwelt Geschwindigkeitsbegrenzung in den Zonen A und B verkehren, verursacht werden - unsachgemäße „Turtle-Watching-Touren“ mit Booten üben Stress auf die Tiere aus oder verletzen diese (Geld zurück wenn keine Schildkröte gesehen wurde, Boote mit Glasböden treiben Tiere unter Wasser, Tiere werden zur Demonstration aus dem Wasser gezogen) - unausreichende Überwachung der Nationalparkrestriktionen (SVORONOU 2004, EURONATUR 2007, NWT 2005, EARTH SEA & SKY). Während die eben genannten Beeinträchtigungen der Meeresschildkröten schon während der normalen Touristensaison schwer zu handhaben sind, so waren die terrestrischen und marinen Schutzzonen während des Streikes der Mitarbeiter in den Jahren 2004/05 einer völlig unkontrollierten Nutzung unterlegen gewesen. Sogar Fahrzeuge befuhren den Strand und freiwillige Helfer der Schildkrötenschutzorganisation Archelon wurden von der Bevölkerung verbal und körperlich angegriffen (NWT 2005, EURONATUR 2007). 15
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 4.3. Management des MNP Der Marine Nationalpark ist in die drei Zonen A, B und C gegliedert (siehe Abb. 10). Zone A enthält streng geschützte Brutplätze, wo auch keine Boote fahren dürfen. Zone B beinhaltet geschützte Gebiete, in denen es Boote nicht erlaubt ist zu ankern und über 6 Knoten schnell zu fahren. Bei Zone C handelt es sich um periphere Bereiche ohne Restriktionen für Boote. Weiterhin ist im Nationalparkgesetz, im Rahmen des Strandmanagements, die Anzahl der erlaubten Abbildung 10: Zonierung des MNP Zakynthos, Quelle: NWT 2005 Liegestühle und Sonnenschirme enthalten. Diese müssen während der Nacht, wenn die Schildkröten an Land kommen, zusammengeräumt werden. Um darüber hinaus Störungen der Tiere zu vermeiden sind alle Strände zwischen 19 und 7 Uhr geschlossen und Wärter überwachen 24 Stunden pro Tag die Strände. Am Tage informieren sie zudem die Touristen. Informationstafeln und -stände sollen ebenfalls zur Aufklärung der Urlauber beitragen. Auch in den Bereichen hinter den Brutgebieten wird die Verbauung der Landschaft verhindert, um Lärm- und Lichtemissionen von den Tieren fern zu halten (NWT 2005). Dennoch gibt es Stimmen aus dem Bereich des Schildkrötenschutzes, die der MNP-Verwaltung vorwerfen nicht streng genug gegen Verstöße, wie etwa Bootfahren in Zone A, vorzugehen (EARTH SEA & SKY; OHNE JAHR). Der Aktionsplan des MNP, welcher vom WWF-Griechenland im Jahre 2004 vorgestellt wurde, sah auch eine EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) Zertifizierung von einem Reiseveranstalter und zwei Hotels an der Laganas Bucht vor. Auch sollen lokale Ökotourismusunternehmen durch die Entwicklung eines weniger formellen Labels ausgezeichnet werden. „Turtle-Watching“-Aktivitäten sind laut Aktionsplan ebenfalls zu zertifizieren. Die Entwicklung von Richtlinien für die Nutzung elektrischen Lichts durch Barbesitzer und Läden in Strandnähe sind ebenfalls vorgesehen. Weiterhin sollen sich zukünftig die Touristen mit einem Euro pro Tag am Schildkrötenschutz beteiligen. Dadurch soll auf lange Sicht ein hoher Qualitätsstandart an den touristischen Stränden erlangt werden (SVORONOU 2004). Über die Umsetzung der im Aktionsplan genannten Maßnahmen wurden keine Angaben gefunden. 16
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 4.4. Zakynthos als ökotouristische Destination Laut HALPENNY 2002 haben Marine Schutzgebiete ein großes Potential die Öffentlichkeit über Naturschutz aufzuklären. Im Rahmen der Besucherinformation und Naturinterpretation im MNP Zakynthos stehen neben den oben erwähnten Informationstafeln – und Ständen weitere Angebote von verschiedenen Organisationen zu Verfügung. Die beiden griechischen Schildkrötenschutzorganisation Medasset (The Mediterranean Association to Save the Sea Turtles) und Archelon tragen zur Erforschung, zum Schutz und zur Öffentlichkeitsarbeit sowie zur Besucheraufklärung bei. Auch der Ökotourismus-Veranstalter „Nature World Travel“ wurde im Jahre 2003 gegründet um Exkursionen für Touristen durch den Nationalpark Zakynthos anzubieten. Dabei legt er nicht nur größten Wert auf die Übermittlung von Umweltbewusstsein sondern auch darauf die Tiere bei den Touren nicht zu beeinträchtigen oder zu stören. Ein Teil der Erlöse aus den Touren kommt den Nationalpark zugute (NWT 2005). Solche Angebote sind bei der Entwicklung des naturverträglicheren Ökotourismus auf der Insel und im Schutzgebiet von hoher Bedeutung. Während Besucherinformation und –aufklärung, welche die Touristen zu einem verbesserten Verhalten im Schutzgebiet bewegen soll, weitestgehend gewährleistet ist, so gibt es bezüglich der Besucherlenkung keine bekannten Maßnahmen. Diese dürften sich zudem als sehr schwierig herausstellen, da man die Touristen kaum von den Stränden weg führen kann. Dadurch könnte die Errichtung eines Besucherzentrums zwar einen hohen Wert für die Aufklärung der Touristen haben, das so genannte „Honey-Pot-Principle“ würde in dem Fall aber nicht greifen. Harte Maßnahmen wie etwa das Verbot den Strand während der Nacht zu Betreten sind hierbei zielführender. Eine Möglichkeit hin zu etwas niedrigeren Besucherzahlen und einem qualitativeren Angebot im Nationalpark, wäre durch das Erheben von Eintrittsgeldern gegeben. Wie auch andere Marine Schutzgebiete um die 1-5 US-Dollar pro Tag erheben, so sollte auch der MNP Zakynthos die Chance nutzen, seine Kosten zu einem Teil über Eintrittsgelder zu decken (HALPENNY 2002). Eines der Erfolgsfaktoren für den Ökotourismus stellt die langzeitige Sicherung der finanziellen Mittel dar (STRASDAS 2007). Für ein Management aller Schutzgebiete Griechenlands ist es daher von Bedeutung, dass die Regierung ihre Verantwortung dem Naturschutz gegenüber ernst nimmt und Gelder, nicht erst unter internationalen Druck, an die Gebiete bezahlt. Denn nur mit finanzieller Unterstützung können sich auch effektive Managementstrukturen im MNP Zakynthos entwickeln und erhalten. 17
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Eine weitere Barriere für die Entwicklung Zakynthos hin zu einer ökotouristischen Destination, stellt die Motivation der Touristen die Insel zu besuchen dar. Bei den Urlaubern an den Stränden der MNPs handelt es sich nicht vorrangig um Ökotouristen die das Gebiet auf Grund der Stellung als Nationalpark oder wegen der vom Aussterben bedrohten Schildkröten aufsuchen. Vielmehr sind auf der Insel massentouristische Züge vorhanden. Die so genannten „Sonne-Strand-Pauschalurlauber“ oder die „Jungen Fun & Action Urlauber“ suchen in Ihrem Urlaub zumeist andere Inhalte, als den Wert von Schutzgebieten kennen zu lernen. Diesen Zusammenhang beobachtete auch JOHNSON (2001) für den MNP Alonissos. Abschließend lässt sich hinzufügen, dass wenn der vom WWF vorgestellte Aktionsplan für den MNP so durchgeführt wurde/wird wie veranschlagt, so würde man damit bedeutende Schritte in die ökotouristische Richtung gegangen sein/gehen. 5. Fazit Griechenland kann trotz Massentourismus ein ökotouristisches Reiseziel darstellen. Auch konnte anhand der aufgeführten Beispiele in den Kapiteln 3 und 4 demonstriert werden, dass der Ökotourismus in Griechenland zur Verbesserung von sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten in den jeweiligen Regionen beiträgt. Die höchsten Potentiale für den Ökotourismus liegen größtenteils nicht in den touristischen Ballungszentren. In den ländlichen, dünn besiedelten und weniger erschlossenen Gebieten bedarf es daher der weiteren Entwicklung von Angeboten und entsprechender Infrastruktur, wie z.B. Wanderrouten. Auch die Küstengebiete und die marine Flora und Fauna bergen ein hohes Potential für ökotouristische Produkte. Doch stellen die räumlichen und zeitlichen Überschneidungen mit dem Massentourismus höhere Anforderungen an ein entsprechendes Management der Gebiete. Abschließend bleibt zu hoffen, dass die diesjährigen Waldbrände in Griechenland sowie im gesamten Südosteuropa, nicht die ursprünglichen und natürlichen Landschaften, welche die Grundlage für jegliche ökotouristische Weiterentwicklung darstellen, zerstören. 18
Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter 6. Quellenverzeichnis Literatur ANDRIOTIS, K. (2004): Problems of Island Tourism Development: The Greek insular Regions: Mass Tourism, Diversification and Sustainable Development in Southern Europe, Aspects of Tourism 12, Channel View Publications, S.114 BRAMWELL, B. (2004): Mass Tourism, Diversificationa and Sustainability in Southern Europe´s Costal Regions, Costal Mass Tourism, Diversification and Sustainable Development in Southern Europe, Aspects of Tourism 12, Channel View Publications,S.1 FOHRER, E. ET AL. (2002): Griechenland, Reisehandbuch, Michael Müller Verlag, 8.Auflage, Erlangen HALPENNY, E. (2002): Tourism in Marine Protected Areas, aus: Tourism in National Parks and Protcted Areas, Planning and Management (Eagles, P. & McCool, S.), CABI Publishing HOFRICHTER, R. (Hrsg.) (2002): Das Mittelmeer; Fauna, Flora, Ökologie; Band I: Allgemeiner Teil; Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin SCHMIED, M. ET AL. (2002): Umwelt und Tourismus; Daten, Fakten, Perspektiven; Öko- Institut e.V. – Institut für angewandte Ökologie; Erich Schmidt Verlag, Berlin STRASDAS, W. (2007): Modul: Ecotourism and Outdoorrecreation, Teil Background & Definitions. Powerpoint Präsentation. Fachhochschule Eberswalde; 4-15.06.2007. STRASDAS, W. (2007): Modul: Ecotourism and Outdoorrecreation, Teil Ecotourism as a market segment. Powerpoint Präsentation. Fachhochschule Eberswalde; 4-15.06.2007. STRASDAS, W. (2007): Modul: Ecotourism and Outdoorrecreation, Teil Ecotourism and Protected Area Management, Background & Definitions. Powerpoint Präsentation. Fachhochschule Eberswalde; 4-15.06.2007. STRASDAS, W. (2006): Modul: Nachhaltigkeit, Tourismus und Umwelt, Teil Entwicklung alternativer Tourismusformen. Powerpoint Präsentation. Fachhochschule Eberswalde; 11.10.06 STRASDAS, W. (2006): Modul: Nachhaltigkeit, Tourismus und Umwelt, Teil Umweltauswirkungen des Tourismus an Küsten. Powerpoint Präsentation. Fachhochschule Eberswalde; 04.10.06 TSARTAS, P. (2004):Tourism Developement in Greek Insular and Costal Areas, Sociocultural Changes and Crucial Policy Issues; Costal Mass Tourism, Diversification and Sustainable Development in Southern Europe, Aspects of Tourism 12, Channel View Publications, S.81 19
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Griechenland: Ökotourismus trotz Massentourismus? von Katina Schröter Anhang II Quelle: MINISTERIUM FÜR DEN TOURISMUS (2004): http://www.greek-ecotourism.gr/default.asp?V_LANG_ID=8; Stand: 17.07.2007 Öktouristische Ziele in Griechenland Regionen spezielle Orte und Gebiete ATHEN Der Berg Parnes, Nationalpark Sounion, Brauron Berg Oche & Demosaris-Schlucht THESSALONIKI Axios-, Loudias- und Aliakmonas Delta & Saline Kitrous, Seen Koroneia & Volvi, Kerkini- See Berg Olymp PATRA Helmos-Gebirge, Wasser der Styx, Schlucht Vouraikos, Der Wald von Strofylia & die Lagune von Kotychi, Lagunen von Messolongi & Etoliko, Nationaler Meerespark von Zakynthos Amvrakischer Golf VOLOS Nationaler Meerespark von Alonissos in den Nördlichen Sporaden, Pilion-Berg, Plastiras- See & Agrafa, Meteora & Antichassia Aspropotamos-Pertouli-Koziakas HERAKLEION Berg Giouchtas & Agia Irini Schlucht, Asterousia Berge, Berg Ida (Psiloritis), Levka Ori (Kreta) (Weiße Berge) - Samaria-Schlucht ANTIKES Der Golf von Kyparissia, Tal und Mündung des Alpheios, Neda, Pylos & die Lagune von OLYMPIA: Gialoba Quelle: YOUR GREECE (2007): http://www.yourgreece.gr/page/default.asp?la=1&Id=320, Stand: 17.07.2007 Ökotouirstische Regionen Epirus Prespes Lake Kerkini Drama Thessaly Central Greece Peloponnese Zakynthos Western Crete Eastern Crete 22
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