Hochschulen und Forschung in der Schweiz - future.ch
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Bilder: CERN (S. 1); KTI (S. 4); Paul Scherrer Institut (S. 5); Empa, ETH Zürich (S. 6); Jungfrauregion (S. 8); UNO Genève (S. 9); Parlaments- dienste (S. 9, S. 29); ETH Zürich (S. 15); Iris Krebs (S. 17, S. 23); Pädagogische Hochschule Luzern (S. 20); Berner Fachhochschule (S. 20); Université de Lausanne (S. 21); S. Corvaja, ESA (S. 24, S. 30); Lino Schmid, SLF (S. 26); Bodo Wilts, Universität Freiburg (S. 27); KTI (S. 28); Markus Fischer, Paul Scherrer Institut (S. 31); Christian Lutz, Université de Genève (S. 32); Ralph Eichenberger, iHome Lab (S. 33); Bruce Damonte (S. 34); Frank Brüderli, Universität Zürich (S. 36) Titelbild: Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung in Genf, ist das weltgrösste Forschungszentrum auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Mit Hilfe grosser Teilchenbeschleuniger wie dem Large Hadron Collider (LHC) – dem grössten Teilchenbeschleuniger der Welt – werden der Aufbau der Materie und die fundamentalen Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen erforscht.
Inhalt Auf einen Blick 4 Die Schweiz im Porträt 7 Der Hochschul- und Forschungsplatz Schweiz im internationalen Vergleich 10 Hochschulen in der Schweiz 18 Von der Grundlagenforschung zur marktfähigen Innovation 25 Hochschulporträts 37 Weitere Informationen 57 Das Bildungssystem in der Schweiz 58 3
Auf einen Blick Schweizer Hochschulen – vielfältiges Forschung – international vernetzt Angebot in hoher Qualität Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Uni- Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung versitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschu- zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die Grund- len ETH, Fachhochschulen und Pädagogischen Hoch- lagenforschung im Wesentlichen an den ETH und den Uni- schulen ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Das versitäten statt. Im Gegenzug ist die angewandte For- Studium folgt dem internationalen gestuften Studien- schung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen modell mit Bachelor- und Masterstufe. Zudem bieten in marktfähige Innovationen primär die Domäne der Pri- die universitären Hochschulen die Möglichkeit der Pro- vatwirtschaft und der Fachhochschulen. motion an. Das Doktorat liegt an der Schnittstelle von Lehre und Forschung und bereitet auf eine forschungs- Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Linie orientierte Tätigkeit im universitären und ausseruniver- auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbwerbs- sitären Bereich vor. Allen Hochschulen ist gemeinsam, prinzip und qualitative Beurteilungskriterien. Der Bund dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Wei- ist zuständig für die Finanzierung der Forschungs- und terbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Dritte er- Innovationsförderung durch den Schweizerischen Nati- bringen. onalfonds (SNF) und die Kommission für Innovation und Technologie (KTI, künftig «Innosuisse»). Auch finanziert Die Hochschulen erzielen international beachtete Leis- er die Hochschulen und die Forschungsinstitutionen des tungen und tragen entscheidend zur wirtschaftlichen, ETH-Bereiches und unterstützt knapp 30 Forschungsin- kulturellen und sozialen Entwicklung des Landes bei. frastrukturen ausserhalb des Hochschulbereichs sowie Hervorzuheben sind: den Schweizerischen Innovationspark. Die Kantone en- gagieren sich vor allem als Träger der Universitäten und Das vielfältige und qualitativ hochstehende Stu- Fachhochschulen. dienangebot in allen Disziplinen und Fachbereichen: Verschiedene universitäre Hochschulen erzielen in internationalen Hochschulrankings gute bis sehr gute Platzierungen. Die Offenheit des Hochschulsystems, zu dem alle mit den entsprechenden anerkannten Vorbildungen grundsätzlich Zugang haben. Die hohe Erwerbsquote der Hochschulabsolventin- nen und -absolventen. Die hohen und international anerkannten Forschungs- leistungen. Die international hohe Attraktivität: Etwa ein Viertel aller Studierenden und über 40% der Forschenden an Schweizer Hochschulen besitzen einen ausländi- Erfolgreicher Wissens- und Technologietransfer zwischen schen Pass. Hochschulen, der KTI und der Wirtschaft. 4
Die Protonenbeschleunigeranlage des Paul Scherrer Instituts erzeugt den leistungsstärksten Protonenstrahl weltweit. Damit kön- nen Neutronen aus Blei und Myonen aus Kohlenstoff freigesetzt werden, mit denen man Materialien untersuchen kann. Die internationale Forschungszusammenarbeit hat für Innovations- und Wettbewerbsfähig- die Schweiz einen sehr hohen Stellenwert. Einerseits be- keit – weltweit an der Spitze teiligt sie sich an zahlreichen internationalen Forschungs- organisationen und -programmen wie beispielsweise am Die Schweiz zählt zu den weltweit wettbewerbsfähigs- CERN oder an den mehrjährigen Forschungsrahmenpro- ten Ländern. In renommierten Rankings wie dem Global grammen der Europäischen Union (EU). Andererseits Competitiveness Report, dem Global Innovation Index pflegt sie weltweit bilaterale Forschungszusammenar- von INSEAD und dem Innovation Union Scoreboard be- beit mit ausgewählten Schwerpunktländern. legt die Schweiz regelmässig den ersten Platz oder Spit- zenplätze. Was die Leistungsfähigkeit der Forschung betrifft, liegt die Schweiz bei den wissenschaftlichen Publikationen in Diese Ergebnisse gründen unter anderem auf dem guten Relation zur Bevölkerungszahl im internationalen Ver- Zusammenspiel zwischen der Privatwirtschaft und den gleich an der Spitze. Zudem finden die Publikationen in öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen des ETH- der internationalen Forschungsgemeinschaft überdurch- Bereichs, der Universitäten und der Fachhochschulen. schnittliche Beachtung. Erfolgreich war bisher auch die Wegleitende Prinzipien für die Schweizer Hochschul- Teilnahme an den kompetitiven Forschungsrahmenpro- institutionen sind ihre Autonomie und Weltoffenheit, grammen der EU. letztere sowohl unter dem Gesichtspunkt des Ideen- wie auch des Personenaustauschs. Die für die Privatwirt- schaft günstigen Rahmenbedingungen sind mit ein Grund dafür, dass in der Schweiz mehr als zwei Drittel der Forschung von privaten Unternehmen finanziert wer- den (2012: Total 19,9 Mrd. CHF; davon Private 12,7 Mrd. CHF (64%)). Kennzahlen der Schweiz Fläche: 41 300 km2 Bevölkerung: 8,12 Mio. Einwohnerinnen Ei und Einwohner Deutsch, tsc Französisch, Landessprachen: Italienisch, talienisch, Rätoromanisch R Bruttoinlandpro produkt (BIP): 495 Milliarden Milliarde USD (2015) Bruttoinlandprodukt ndprodukt pro Kopf: Ko 59 710 USD (2015) Jährliche Wachstumsrate BIP: 0,9% (2015) 5
Das6«Living Lab» NEST wurde 2016 fertiggestellt und dient dazu, den Innovationsprozess im Gebäudebereich zu beschleunigen. Im mo- dularen Forschungs- und Innovationsgebäude der Empa und Eawag werden neue Technologien, Materialien und Systeme unter realen Bedingungen getestet, erforscht, weiterentwickelt und validiert.
Die Schweiz im Porträt Die Schweiz als kleines Land zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus: Sprachen, Kulturen, Wirt- schaftszweige und Landschaftsformen wechseln sich auf kleinstem Raum ab. Die Schweiz steht aber auch für Weltoffenheit: Über 20 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen ausländischen Pass, die Wirtschaft ist stark exportorientiert und verschiedene internationale Organisationen haben hier ihren Sitz. Die Lebensqualität ist hoch. In der Schweiz leben über 8 Millionen Einwohnerinnen grosse kulturelle Vielfalt auf. Dies zeigt sich in den vier und Einwohner, wovon über 20% einen ausländischen Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rä- Pass besitzen. Mit einer Fläche von 41 300 km2 zählt die toromanisch; dabei werden Deutsch mit rund 63 Pro- Schweiz zu den kleinsten Staaten Europas. Aufgrund ih- zent und Französisch mit knapp 23 Prozent am häufigs- rer Naturschönheiten geniesst sie weltweit einen her- ten gesprochen. vorragenden Ruf als Tourismusdestination. Wie in vielen anderen Ländern besitzt auch in der Mitten in Europa – kulturelle Vielfalt Schweiz das Englisch einen hohen Stellenwert. Es wird Dank ihrer zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ge- namentlich im Geschäftsleben sowie im Hochschul- und meinsamen Grenzen mit Deutschland, Frankreich, Ita- Forschungsbereich zunehmend verwendet. lien, Liechtenstein und Österreich weist die Schweiz eine Base Basel Zürich Züric ich Bern Lausanne Ge Genf Lugano Luga Lug Lugano g 7
Das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in den Alpen des Berner Oberlands. Bergwelt und Ballungszentren Sektors aus, in welchem rund 75 % der erwerbstätigen Die Schweiz ist eine wichtige Kommunikations- und Bevölkerung ihr Auskommen finden. Über 20% der Er- Transportdrehscheibe zwischen Nord- und Südeuropa. werbstätigen arbeiten im Industriesektor und knapp 5% Natur- und Kulturraum sind stark durch die sich von in der Landwirtschaft. West nach Ost erstreckenden Alpen mit Bergen bis über 4600 Metern Höhe geprägt. Im Mittelland, wo die Dank dem sehr hohen Ausbildungsstand der Bevölkerung Schweiz flach ist, ist sie stark besiedelt. Hier leben rund und der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft überschrei- drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Mit mehr als einer tet die Arbeitslosenrate in der Schweiz selbst in weltwirt- Million Bewohnerinnen und Bewohnern ist Zürich die schaftlich schwierigen Zeiten kaum die Marke von 4 %. grösste Agglomeration, gefolgt von Basel und Genf mit je knapp einer halben Million. Ihre Stärke bezieht die Schweizer Wirtschaft aus ihren vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die 99% der Hohe Lebensqualität Betriebe ausmachen und die zwei Drittel aller Arbeits- Die Schweiz zeichnet sich durch eine hohe Lebensquali- plätze anbieten. Das Land beherbergt aber auch Sitz und tät aus. In Mercers «Quality of Living worldwide city Entscheidungszentren zahlreicher multinationaler Gross- ranking» (2016), einem internationalen Vergleich von unternehmen mit Schweizer oder ausländischen Wur- 230 Städten, belegt Zürich den zweiten Platz. Genf fin- zeln. Ihren Ursprung in der Schweiz haben beispielswei- det sich auf Platz 8 und Bern auf Platz 14. Die Studie un- se die Nahrungsmittelgruppe Nestlé, der weltweit tersucht zahlreiche Kriterien, die das politische, wirt- grösste Uhrenkonzern Swatch, der Rückversicherer Swiss schaftliche und soziale Leben bewerten sowie Re oder die Pharma- bzw. Chemiekonzerne Novartis und verschiedene öffentliche Dienstleistungen aus den Be- Roche. Viele ausländische oder Schweizer Firmen steu- reichen Ökologie, persönliche Sicherheit, Gesundheit, ern ihre globalen oder europäischen Aktivitäten von der Bildung und Transport. Schweiz aus. Innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaft Grösste industrielle Arbeitgeberin ist die Maschinen-, Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe Elektro- und Metallindustrie. Die Hightech-Industrie internationale Wettbewerbsfähigkeit, einen hohen Spe- nimmt in der Schweizer Volkswirtschaft eine Schlüssel- zialisierungsgrad und eine starke Stellung des tertiären stellung ein. Bedeutende Wirtschaftszweige sind zudem die Biotechnologie, die Medizinaltechnik und die Um- Rang Stadt Land welttechnologie. International einen guten Ruf geniesst 1 Wien Österreich auch das Schweizer Gesundheitswesen. 2 Zürich Schweiz 3 Auckland Neuseeland Die Schweizer Wirtschaft ist stark exportorientiert. Sie 4 München Deutschland verdient jeden zweiten Franken im Ausland, dies insbe- sondere mit Ausfuhren in die Europäische Union. Dabei 5 Vancouver Kanada machen mechanische, elektrotechnische und chemische 6 Düsseldorf Deutschland Produkte mehr als die Hälfte der Schweizer Exportein- 7 Frankfurt Deutschland nahmen aus. 8 Genf Schweiz 9 Kopenhagen Dänemark Bedeutende Investitionen in Forschung und 14 Bern Schweiz Entwicklung Quelle: Mercer Survey, 2016 Die Schweizer Wirtschaft ist im internationalen Vergleich 8 äusserst innovativ und wettbewerbsfähig. Einer der
Das Parlamentsgebäude in Bern. Gründe für dieses gute Abschneiden ist der Umstand, beherbergt, wie etwa das Internationale Komitee vom dass in der Schweiz der Bildung und Forschung zentra- Roten Kreuz mit Sitz ebenfalls in Genf. Dazu haben les Gewicht beigemessen wird: Knapp 5% des Schwei- zahlreiche Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz, dar- zer BIP werden jährlich für die Bildung ausgegeben, wei- unter das Internationale Olympische Komitee, der Welt- tere rund 3% für Aktivitäten in der Forschung und fussballverband oder der Volleyballweltverband. Entwicklung (F&E). Dabei sind es vor allem die privaten Unternehmen, die massgeblich in F&E investieren und Zusammenarbeit mit der Europäischen Union jährlich rund 12,7 Mrd. Franken (2012) dafür einsetzen. Die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Diese privaten F&E-Investitionen erzielen zusammen mit der EU wurden und werden auf der Basis bilateraler denjenigen der öffentlichen Hand, die insbesondere die Verträge fortlaufend sektoriell vertieft. Im Bildungs- Grundlagenforschung fördert, ihre Wirkung: Die Schweiz und Forschungsbereich stehen die Teilnahmen an den hat international eine aussergewöhnlich hohe Reputati- Forschungsrahmenprogrammen und die Beteiligung an on als wissensbasierter und innovationsgetriebener den Mobilitäts- und Austauschprogrammen im Vorder- Werkplatz. grund. Politische Stabilität Mit einem weiteren Abkommen wurden die Grund- Die Schweiz ist ein 1848 gegründeter, demokratischer regeln der Personenfreizügigkeit, wie sie innerhalb der und republikanischer Bundesstaat, der auf einer langen EU zur Anwendung kommen, schrittweise auch zwi- Tradition aufbaut. Das Land steht für Stabilität und Si- schen der Schweiz und der EU eingeführt. Staatsan- cherheit. Grundlage dafür ist das politische und wirt- gehörige der Schweiz und der EU-Staaten haben das schaftliche System der Schweiz mit politischem Ausgleich Recht, ihren Arbeitsplatz bzw. Aufenthaltsort innerhalb und Dezentralisierung der Macht. Föderalistisch aufge- der Staatsgebiete der Vertragsparteien frei zu wählen. baut, besteht die Schweiz aus 26 Kantonen. Alle Kan- Ergänzt wird die Personenfreizügigkeit durch die ge- tone haben eigene Verfassungen, Parlamente, Regierun- genseitige Anerkennung der Berufsdiplome und die Ko- gen und Gerichte. Sie besitzen weitgehende Autonomie ordination der nationalen Sozialversicherungssysteme. in den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Raumplanung, öffentliche Sicherheit sowie Rechtspflege. Der Bund seinerseits ist zuständig für die Landesvertei- digung, die Aussenpolitik, das Geldwesen, die Post, die Eisenbahn und das Nationalstrassennetz. Bundesstadt ist Bern, wo das Eidgenössische Parlament tagt, die Re- gierung ihren Sitz hat und der Grossteil der Bundesver- waltung lokalisiert ist. Die Aussenpolitik der Schweiz gründet auf dem Neut- ralitätsprinzip. Das hindert sie aber nicht, international aktiv zu sein, so unter anderem im Rahmen der UNO, die in Genf einen ihrer Hauptsitze hat, oder innerhalb der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Ihre Ausstrahlung verdankt die Schweiz auch ihrem humanitären Engagement und der Tatsa- che, dass sie zahlreiche internationale Organisationen Palais des Nations, europäischer Hauptsitz der UNO in Genf. 9
Der Hochschul- und Forschungs- platz Schweiz im internationalen Vergleich Die Qualität des Bildungssystems und die Kreativität der Forschenden sind für die Innovationskraft und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz von zentraler Bedeutung. Für den Erhalt und Ausbau der auf vielen Gebieten international erfolgreichen Stellung des Bildungs- und Forschungsplatzes Schweiz tätigen die öffentliche Hand und die Privaten kontinuierlich bedeutende Investitionen. Bildungsausgaben Bildungsausgaben in % des BIP Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Bildungsaus- gaben der Schweiz auf 4,9% ihres Bruttoinlandproduk- Neuseeland 6,9 tes, was leicht unter dem Durchschnitt der OECD-Län- Korea 6,7 der (5,3%) liegt. Mehr für Bildung geben unter anderem Norwegen 6,5 Neuseeland (6,9%), Korea (6,7%), die USA (6,4%) und Israel 6,5 das Vereinigte Königreich (6,3%) aus. Weniger in die Bil- USA 6,4 dung als die Schweiz investieren beispielsweise Deutsch- Island 6,4 Vereinigtes Königreich 6,3 land und Tschechien mit je 4,4%. Chile 6,1 Kanada 6,0 Portugal 5,9 Belgien 5,9 Finnland 5,8 Irland 5,6 Australien 5,6 Niederlande 5,5 Mexiko 5,4 Schweden 5,4 Frankreich 5,3 OECD-Durchschnitt 5,3 Japan 5,0 Slowenien 4,9 Estland 4,9 Österreich 4,9 Schweiz 4,9 Polen 4,8 Deutschland 4,4 Türkei 4,4 Tschechien 4,4 * nur öffentliche Ausgaben Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2015 10
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die nationalen Forschungs- und Entwicklungsausgaben Bildungsausgaben in Relation zum Total aller Personen Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Forschungs- setzt, die sich im gegebenen Land in Ausbildung befin- und Entwicklungsausgaben der Schweiz auf 3% des den: Pro Kopf gibt die Schweiz jährlich rund 17 500 USD Bruttoinlandprodukts. Dieser Wert liegt, namentlich aus und liegt somit nach Luxemburg (22 500 USD) welt- dank dem hohen Engagement der Schweizer Unterneh- weit an zweiter Stelle, gefolgt von den USA und Norwe- men, deutlich über dem OECD-Mittel von 2,4%. Der ent- gen mit rund 15 500 USD. Der OECD-Durchschnitt liegt sprechende Wert bedeutender Industrieländer wie etwa bei rund 10 200 USD. Deutschland (2,9%), den USA (2,7%) oder Frankreich (2,3%) ist tiefer als jener der Schweiz. Im europäischen Kontext investieren hingegen Finnland (3,2%) und Schweden (3,2%) mehr Mittel in Forschung und Entwick- lung als die Schweiz. Bildungsausgaben pro Kopf in USD Forschungsausgaben in % des BIP Luxemburg 22 545 Südkorea 4,3 Schweiz 17 485 Israel 4,1 Norwegen 15 497 Japan 3,6 USA 15 494 Finnland 3,2 Österreich 13 189 Schweden 3,2 Schweden 12 742 Österreich (2015) 3,1 Niederlande 12 211 Dänemark 3,1 Belgien 12 135 Taiwan 3,0 Vereinigtes Königreich 12 084 Schweiz (2015) 3,0 Japan 11 671 Deutschland 2,9 Deutschland 11 363 USA (2013) 2,7 Finnland 11 030 Belgien 2,5 Irland 10 740 Slowenien 2,4 Frankreich 10 450 OECD-Durchschnitt 2,4 Australien 10 347 Frankreich 2,3 Island 10 287 Singapur 2,2 OECD Durchschnitt 10 220 Australien (2013) 2,1 Korea 9569 China 2,1 Neuseeland 9443 Niederlande 2,0 Spanien 9040 Tschechien 2,0 Slowenien 9031 Island 1,9 Italien 8744 Portugal 7952 Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators Israel 7903 Database, 2016/1 Tschechien 7684 Polen 7398 Estland 6878 Slowakei 6072 Ungarn 5564 Chile 5235 Türkei 3514 Mexiko 3509 * nur öffentliche Ausgaben Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2015 11
Wissenschaftliche Publikationen Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz sind ver- Auch bezüglich der anhand der Zitationen von wissen- antwortlich für rund 1,2% aller weltweit publizierten schaftlichen Artikeln gemessenen Wirkung (Impact) der wissenschaftlichen Artikel (Scientific Papers). Wenn man wissenschaftlichen Produktion hat die Schweiz im inter- die absoluten Werte der nationalen Wissensproduktio- nationalen Vergleich eine herausragende Stellung. Wis- nen ins Verhältnis setzt zur Bevölkerungszahl, so liegt die senschaftliche Artikel aus der Schweiz finden überdurch- Schweiz, gefolgt von Island, im internationalen Vergleich schnittliche Beachtung in der Forschungsgemeinschaft. an der Spitze. Wissenschaftliche Artikel pro Jahr und pro Million der Impact (relativer Zitationsindex 2009–2013) Jahre 2009–2013 Schweiz 3892 USA 120 Island 3483 Niederlande 118 Finnland 3463 Schweiz 117 Dänemark 3423 Vereinigtes Königreich 116 Niederlande 3407 Belgien 110 Norwegen 3318 Dänemark 109 Schweden 3242 Kanada 108 Australien 3095 Deutschland 106 Kanada 2685 Frankreich 105 Singapur 2299 Schweden 105 Israel 2253 Australien 104 Vereinigtes Königreich 2250 Finnland 104 Belgien 2242 Neuseeland 102 Frankreich 2207 Quelle: SBFI 2016, Bibliometrische Untersuchung zur Forschung Quelle: SBFI 2016, Bibliometrische Untersuchung zur in der Schweiz 1981–2013 Forschung in der Schweiz 1981–2013 12
Wird die Wirkung nationaler Forschungsleistungen auf Kooperationspartner der Schweizer Forschenden wissenschaftliche Bereiche heruntergebrochen, dann 2009–2013 in % der Gesamtheit ihrer Kooperationen liegt die Schweiz gleich zweimal an zweiter Stelle: in «Physik, Chemie und Erdwissenschaften» sowie in Schweiz 21,7 «Landwirtschaft, Biologie und Umweltwissenschaften». USA 15,4 Italien 9,7 In den «Technischen und Ingenieurwissenschaften, In- Deutschland 8,2 formatik» belegt die Schweiz den dritten Rang. Den vier- Frankreich 7,2 ten Platz hält die Schweiz in den «Life Sciences» sowie Vereinigtes Königreich 5,5 Spanien 2,5 den «Sozial- und Verhaltenswissenschaften» und den Kanada 2,0 sechsten Platz in «Klinische Medizin». Niederlande 1,9 Russland 1,9 Ein wichtiges Indiz für die wissenschaftliche Leistungs- Japan 1,8 fähigkeit von Ländern ist die internationale Vernetzung Türkei 1,3 ihrer Institutionen und Forschenden. Für die Schweiz Belgien 1,3 zeigen die Daten eine diesbezüglich stark steigende Ten- Australien 1,2 denz. Schweden 1,1 China 1,0 Im Durchschnitt der Jahre 2009–2013 betrug dieser Anteil bereits knapp 80%. Klar am häufigsten publizie- Quelle: SBFI 2016, Bibliometrische Untersuchung zur ren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Forschung in der Schweiz 1981–20113 der Schweiz zusammen mit Forschenden aus US-ameri- kanischen Institutionen. Auch die Nachbarländer Deutschland, Frankreich und Italien sind wichtige Koope- rationspartner des international stark vernetzten For- schungsstandorts Schweiz. Rangliste der Länder nach Impact-Faktor in den verschiedenen Fachbereichen 2009–2013 Technische und Physik, Chemie Landwirtschaft, Life Sciences Klinische Sozial- und Geisteswissen- Ingenieurwis- und Erdwissen- Biologie und Medizin Verhaltenswis- schaften und senschaften, schaften Umweltwissen- senschaften Kunst Informatik schaften Dänemark USA V. Königreich USA USA Niederlande Niederlande Niederlande Schweiz Schweiz V. Königreich Niederlande USA V. Königreich Schweiz Niederlande Niederlande Island Kanada V. Königreich Australien USA V. Königreich USA Schweiz Belgien Schweiz USA V. Königreich Dänemark Dänemark Niederlande Finnland Belgien Finnland Singapur Deutschland Frankreich Belgien Schweiz Kanada Kanada Australien Österreich Belgien Finnland V. Königreich Dänemark Dänemark Belgien Frankreich Schweden Kanada Schweden Schweden Belgien Deutschland Italien Deutschland Deutschland Dänemark Finnland Norwegen Frankreich Kanada Norwegen Australien Norwegen Australien Neuseeland Quelle: SBFI 2016, Bibliometrische Untersuchung zur Forschung in der Schweiz 1981–2013 13
Patente Die Resultate schweizerischer Forschungs- und Entwick- Triadische Patente pro Million Einwohner, 2013 lungsarbeit munden in die Hinterlegung von Patenten. Auch hier gilt, dass die absoluten Zahlen der Schweiz im Schweiz 148 Rahmen der weltweiten Patentaktivitäten zwar beschei- Japan 125 den, gemessen an den Einwohnerzahlen der vergliche- Deutschland 68 nen Länder aber erstklassig sind. Die Schweiz weist die Schweden 67 höchste Anzahl an Triade-Patentfamilien pro Einwohner Dänemark 65 auf (148 Patentfamilien pro Million Einwohnerinnen und Südkorea 63 Einwohner) und belegt somit den ersten Platz welweit. Österreich 59 (gleichzeitig beim Europäischen Patentamt, beim US Pa- Niederlande 54 Israel 51 tent & Trademark Office und in Japan hinterlegte Paten- USA 46 te). Dahinter folgen Japan, Deutschland, Schweden und Finnland 44 Dänemark, deren Anteile den OECD-Durchschnitt eben- Belgien 42 falls klar übertreffen. OECD-Durchschnitt 40 Frankreich 39 Luxemburg 37 Vereinigtes Königreich 28 Quelle: OECD, Factbook 2015–2016 14
Internationales Ranking der Schweizer Universitäten Die Qualität des Hochschulplatzes Schweiz zeigt sich unter anderem in internationalen Hochschulrankings. Universitäre Hochschulen der Schweiz (Universitäten so- wie die ETH Zürich und die EPF Lausanne) belegen in den verschiedenen internationalen Rankings gute bis sehr gute Platzierungen. Stellung der universitären Hochschulen der Schweiz in internationalen Rankings EPFL ETHZ Basel Bern Fribourg Genève Lausanne Neuchâtel St. Gallen Zürich Shanghai Ranking 92 19 101–150 101–150 301–400 53 201–300 54 2016 (Top 500) QS Ranking 2016 14 8 141 181 95 138 288 80 (Top 500) Times Ranking 2016 30 9 98 110 251–300 137 151 401–500 401–500 106 (Top 980) Leiden Ranking 2016 12 23 45 137 69 80 71 (Top 842) Quelle: SBFI, 2016 (aufgeführt sind Universitäten, die in mindestens einem der Rankings vertreten sind). Schweizer Universitäten wie die ETH Zürich belegen in verschiedenen internationalen Rankings gute bis sehr gute Platzierungen. 15
Nobelpreisträger Albert Einstein, seit 1901 Schweizer Bürger und jahre- Kocher (Nobelpreis für Medizin 1909) beginnende Liste lang auch in der Schweiz tätig, zählt zu den weltweit be- der Schweizer Naturwissenschafts-Nobelpreisträger. Bis kanntesten Denkern. Der Begründer der Relativitätsthe- heute haben 20 Wissenschaftler mit Schweizer Bürger- orie und Autor bahnbrechender wissenschaftlicher recht einen Nobelpreis in den Naturwissenschaften zu- Beitrage erhielt 1921 den Nobelpreis in Physik zugespro- gesprochen bekommen. Auch verschiedene Literatur- chen und reihte sich damit ein in die mit Emil Theodor und Friedensnobelpreise gingen in die Schweiz. Schweizer Nobelpreisträger* in den Naturwissenschaften und in der Medizin Jahr Preisträger Wirkungsort Staatsbürgerschaft Nobelpreis 1909 Emil Theodor Kocher Universität Bern Schweiz Medizin 1913 Alfred Werner Universität Zürich Schweiz Chemie Charles-Edouard Guillaume Bureau international des Poids et Schweiz Physik 1920 Mesures / Frankreich 1921 Albert Einstein Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik / Deutschland / Schweiz Physik Deutschland seit 1901 / USA 1937 Paul Karrer Universität Zürich Schweiz Chemie 1939 Leopold Ruzicka ETH Zürich Schweiz seit 1917 Chemie 1948 Paul Hermann Müller Laboratorium der Farben-Fabriken Schweiz Medizin J.R. Geigy AG Basel 1949 Walter Rudolf Hess Universität Zürich Schweiz Medizin 1950 Tadeus Reichstein Universität Basel Schweiz seit 1915 Medizin 1951 Max Theiler Rockefeller Foundation / USA Schweiz / Südafrika / USA Medizin 1952 Felix Bloch Stanford University / USA Schweiz / USA Physik 1957 Daniel Bovet Istituto Superiore di Sanità / Italien Schweiz / Italien Medizin 1975 Vladimir Prelog ETH Zürich Schweiz seit 1959 Chemie 1978 Werner Arber Universität Basel Schweiz Medizin 1986 Heinrich Rohrer IBM Research Laboratory Rüschlikon Schweiz Physik 1987 Karl Alexander Müller IBM Research Laboratory Rüschlikon Schweiz Physik 1991 Richard Robert Ernst ETH Zürich Schweiz Chemie 1992 Edmond Henri Fischer University of Washington / USA Schweiz Medizin 1996 Rolf Zinkernagel Universität Zürich Schweiz Medizin 2002 Kurt Wüthrich ETH Zürich Schweiz Chemie * Zur Zeit der Preisverleihung im Besitz des Schweizer Bürgerrechts 16
Das Studium an den Hochschulen in der Schweiz folgt dem internationalen dreistufigen Studienmodell mit 17 Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe.
Hochschulen in der Schweiz Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Universitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Das Studium folgt dem internationalen gestuften Studienmodell mit Bachelor- und Master- stufe. Die universitären Hochschulen bieten zudem die Möglichkeit der Promotion an. Allen Hochschu- len ist gemeinsam, dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Weiterbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Dritte erbringen. Das Schweizer Hochschulwesen baut auf einer jahrhun- wie in Geisteswissenschaften an. Die Hälfte von dertelangen Tradition auf. Die erste Universität wurde ihnen hat zudem eine medizinische Fakultät. Einige we- 1460 in Basel gegründet. Heute verfügt die Schweiz nige Universitäten haben ein spezifischeres Profil und über ein differenziertes und durchlässiges Hochschul- konzentrieren sich auf ausgewählte Bereiche wie bei- system, das international beachtete Leistungen in For- spielsweise die Universität St. Gallen, die in Europa zu schung und Lehre hervorbringt und das entscheidend den führenden Wirtschaftsuniversitäten zählt. zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwick- lung des Landes beiträgt. Wie knapp 50 andere Staaten ist auch die Schweiz in den Bologna-Prozess integriert, der zur Schaffung des Universitäre Hochschulen europäischen Hochschulraums geführt hat. Dazu haben Unter dem Begriff «universitäre Hochschulen» sind die die beteiligten Länder mit dem «angelsächsischen» ETH Zürich und die EPF Lausanne (EPFL) als Eidgenössi- Studienmodell Bachelor (in der Regel drei Jahre Vollzeit- sche Technische Hochschulen und zehn kantonale Uni- studium) und Master (weitere eineinhalb bis zwei Jahre versitäten zusammengefasst. An den zwölf universitä- Vollzeitstudium) ein System einheitlicher Hochschulab- ren Hochschulen studieren knapp 146 000 Personen schlüsse geschaffen und das European Credit Transfer (2015/2016). Davon sind rund 50% Frauen und rund System (ECTS) zur europaweiten Anrechnung vergleich- 30% Ausländerinnen und Ausländer. Dabei nimmt der barer Studienleistungen eingeführt. Das Doktorat liegt Anteil von Ausländerinnen und Ausländern zu, je höher an der Schnittstelle von Lehre und Forschung und dient die Studienstufe ist: Über 50% aller Doktorierenden ha- der Entwicklung wissenschaftlicher, fachlicher, metho- ben einen ausländischen Pass. discher und transversaler Kompetenzen. Nicht zuletzt auch im Kontext des Bologna-Prozesses richten die Uni- Kern der von den ETH angebotenen Studiengänge und versitäten ihre Angebote insbesondere ab der Master- Forschungsaktivitäten bilden die Natur- und die Ingenieur- stufe zunehmend auf international mobile Studierende wissenschaften, die Mathematik sowie die Architektur. aus, die der englischen Sprache mächtig sind. Während Naturwissenschaften, Mathematik und Architek- tur auch an verschiedenen kantonalen Universitäten stu- Fachhochschulen diert werden können, sind die beiden ETH die einzigen Die sieben regional organisierten öffentlich-rechtlichen universitären Hochschulen in der Schweiz, an denen Inge- Fachhochschulen sind Mitte der 1990er-Jahre aufgebaut nieurwissenschaften gelehrt werden. worden. 2005 und 2008 wurden zwei private Fach- hochschulen vom Bundesrat genehmigt. Berufsmaturi- Die meisten kantonalen Universitäten bieten als «Volluni- täten stellen gesamthaft betrachtet mit Abstand den versitäten» Studiengänge in Rechts- und Sozialwissen- grössten Teil der Zulassungsausweise an Fachhochschu- 18 schaften, in Mathematik und Naturwissenschaften so- len dar.
Anteil der Studierenden an den universitären Hochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft Quelle: Bundesamt für Statistik 2015 Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft Quelle: Bundesamt für Statistik 2015 19
Die Fachhochschulen bereiten durch praxisorientierte Die Fachhochschulen bieten zusammen über 300 Stu- Studien auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die An- diengänge an, wovon rund 230 Bachelorstudiengänge wendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Metho- sind. Die Studiendauer des Bachelorstudiums beträgt bei den und gegebenenfalls künstlerische Fähigkeiten erfor- einem Vollzeitstudium in der Regel drei Jahre, berufsbe- dern. Im Gegensatz zu den Universitäten, welche in gleitend vier bis fünf Jahre. Das weiterführende Master- erster Linie in der Grundlagenforschung tätig sind, kon- studium wird von rund 15% der Bachelorabsolvierenden zentrieren sich die Fachhochschulen auf die praxisnahe besucht und dauert in der Regel drei Semester. Master- angewandte Forschung und Entwicklung. An der Schnitt- studien an Fachhochschulen sind forschungsbasiert und stelle von Praxis und Wissenschaft nehmen sie eine wich- führen zu einem weitergehenden berufsqualifizierenden tige Rolle als Innovationsmotoren wahr. Heute macht der Abschluss. Indem sie die Bedürfnisse der Wirtschaft auf- Anteil Forschung über 20% der gesamten Betriebskos- nehmen, sind die Fachhochschulen auch in der Weiter- ten der Fachhochschulen aus. bildung sehr aktiv und bieten diverse Weiterbildungs- master, -diplome und -zertifikate an. Die Angebotspalette des Fachhochschulbereichs umfasst folgende Bereiche, wobei nicht jede Fachhochschule alle 2015/2016 studierten rund 73 000 Personen an den abdeckt: Technik und Informationstechnologien, Archi- Schweizer Fachhochschulen, knapp 19% davon waren tektur, Bau- und Planungswesen, Chemie und Life Scien- Ausländerinnen und Ausländer und rund 46% waren ces, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Dienst- Frauen. leistungen, Design, Gesundheit, soziale Arbeit, Musik, Theater und andere Künste sowie angewandte Psycho- Pädagogische Hochschulen logie, angewandte Linguistik und Sport. Die Pädagogischen Hochschulen sind 2001 auf der Grundlage bisheriger Bildungsinstitutionen für Lehrper- sonen gegründet worden. Sie orientieren sich an den gleichen Grundsätzen wie die Fachhochschulen: Die Leh- re ist stark praxisorientiert und die Forschung anwen- dungsorientiert. Sie bieten ebenfalls Weiterbildungen an und erbringen Dienstleistungen für Dritte. Die Pädagogi- schen Hochschulen werden durch die Kantone finanziert. Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen in der ob- ligatorischen Schule sowie im nachobligatorischen Be- reich werden an Pädagogischen Hochschulen ausgebil- det. Es stehen schweizweit 14 Pädagogische Hoch- schulen zur Wahl. Vier weitere Institutionen der Lehrper- sonenbildung sind in andere Hochschultypen integriert. Zudem bilden zwei Hochschulinstitutionen des Bundes Lehrpersonen aus: das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) und die Eidgenössische Hoch- schule für Sport Magglingen (EHSM). Die Pädagogischen Hochschulen bilden zusammen mehr als 20 000 Perso- nen aus (2015/2016), wobei der Frauenanteil bei über Berner Fachhochschule – Architektur, Holz und Bau in Biel. 73% liegt. 20
Das neue Gebäude Geopolis der Universität Lausanne beherbergt eine Bibliothek, Vorlesungs- und Seminar- 21 räume für rund 1000 Mitarbeitende und Studierende sowie ein Restaurant.
Hochschul- und forschungspolitische Verwaltungsstellen und Organe von Bund und Kantonen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und benteilung in besonders kostenintensiven Bereichen Innovation SBFI zuständig. Der Bund hat das Präsidium in der Hoch- Das SBFI ist auf Bundesebene unter anderem zustän- schulkonferenz inne und ist zuständig für die Ge- dig für die Bereiche Universitäten, Fachhochschulen, schäftsführung. Wissenschaft, Forschung und Weltraum. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem die Förderung quali- www.shk.ch tativ hochstehender Lehre und Forschung an den Schweizer Universitäten und Fachhochschulen, die swissuniversities Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschu- des Schweizer Hochschul- und Forschungsplatzes, die len setzt sich aus den Rektorinnen, Rektoren bezie- Einbindung der Schweizer Hochschulen in die europä- hungsweise Präsidentinnen oder Präsidenten der uni- ische und weltweite Zusammenarbeit und die Koordi- versitären Hochschulen, Fachhochschulen und nation der Schweizer Weltraumpolitik auf nationaler pädagogischen Hochschulen zusammen. swissuniver- und internationaler Ebene. sities setzt sich für eine Vertiefung und Weiterentwick- lung der Zusammenarbeit unter den schweizerischen www.sbfi.admin.ch Hochschulen ein und fördert eine gemeinsame Stim- me des Hochschulraums Schweiz. Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- hungsdirektoren EDK www.swissuniversities.ch Über die EDK einigen sich die grundsätzlich für die Bil- dung zuständigen Kantone auf nationale Lösungen in Schweizerischer Akkreditierungsrat wichtigen Bereichen. Typische Fragestellungen der EDK Das dritte Organ gemäss HFKG ist der Schweizerische sind die gesamtschweizerische Regelung von Eckwer- Akkreditierungsrat. Er besteht aus einem Expertengre- ten im Bildungswesen wie Strukturen und Ziele, die mium, das alle Schweizer Hochschulen nach einem ein- Mobilität und die Anerkennung von Diplomen. Im heitlichen Verfahren akkreditieren soll. Die dazugehö- Hochschulbereich sorgt die EDK mit interkantonalen rigen Akkreditierungsverfahren werden von der ihm Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarungen für unterstellten Akkreditierungsagentur geführt (vormals den gleichberechtigten Zugang zu Hochschulen in der Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung OAQ ganzen Schweiz und den Lastenausgleich zwischen – seit 1. Januar 2015 Schweizerische Agentur für Ak- den Kantonen. kreditierung und Qualitätssicherung AAQ). www.edk.ch Das HFKG verpflichtet die Hochschulen zur Schaffung von Qualitätssicherungssystemen und zur institutio- Hochschulraum Schweiz – drei gemein- nellen Akkreditierung. Private Anbieter müssen die- same Organe von Bund und Kantonen selbe Akkreditierung durchlaufen, wenn sie die gesamtschweizerisch geschützte Bezeichnung «Uni- Mit Inkrafttreten des Hochschulförderungs- und -ko- versität», «Fachhochschule» oder «Pädagogische ordinationsgesetzes HFKG am 1. Januar 2015 sind neu Hochschule» sowie davon abgeleitete Bezeichnungen drei gemeinsame hochschulpolitische Organe von Bund führen wollen. Für die öffentlich-rechtlichen Universi- und Kantonen für einen koordinierten Schweizer Hoch- täten und Fachhochschulen ist die institutionelle schulraum zuständig. Sie ersetzen die Vielzahl der bis- Akkreditierung zudem eine der Voraussetzungen für herigen Organe der universitären Hochschulen, Fach- die Beitragsberechtigung. hochschulen und Pädagogischen Hochschulen. www.aaq.ch Schweizerische Hochschulkonferenz SHK Die SHK ist das oberste hochschulpolitische Organ der Schweiz und sorgt für die gesamtschweizerische Ko- ordination der Tätigkeiten von Bund und Kantonen im Hochschulbereich. Sie verfügt über rechtsetzende Kompetenzen, gibt Empfehlungen und Stellungnah- men ab und ist im Weiteren für die gesamtschweize- rische hochschulpolitische Koordination und Aufga- 22
Höhere Berufsbildung – Teil der Tertiärstufe Ebenfalls zur Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems zählt die höhere Berufsbildung. Sie er- möglicht eine passgenaue berufliche Höherqualifizierung breiter Kreise entsprechend den Bedürf- nissen des Arbeitsmarktes. Damit stärkt sie indirekt das forschungsorientierte akademische Sys- tem. Zudem trägt sie dazu bei, der Wirtschaft eine ideale Mischung von qualifizierten Berufsleuten bereitzustellen. Hoher Praxisbezug Gemeinsames Engagement von Privaten und Rund 400 Berufs- und höhere Fachprüfungen sowie öffentlicher Hand Bildungsgänge in acht Bereichen mit über 40 verschie- Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt denen Rahmenlehrplänen an höheren Fachschulen setzen sich gemeinsam für eine qualitativ hochstehen- stehen zur Wahl. Kennzeichen der höheren Berufsbil- de Berufsbildung ein. Der starke Einbezug der Organi- dung sind der starke Bezug zum Arbeitsmarkt und die sationen der Arbeitswelt ist eine zentrale Vorausset- enge Verbindung von Theorie und Praxis. Durch den zung für die Ausrichtung der Bildungsangebote und Einbezug der Berufsverbände und anderer Organisati- Prüfungen auf den Arbeitsmarkt. Private und öffentli- onen der Arbeitswelt als Träger der Prüfungen und der che Bildungsinstitutionen bieten Vorbereitungskurse Rahmenlehrpläne der höheren Fachschulen ist sicher- auf eidgenössische Prüfungen und Bildungsgänge hö- gestellt, dass neue Qualifikationsanforderungen rasch herer Fachschulen an. umgesetzt werden. Das garantiert einen hohen Inno- vationsrhythmus und verhindert Ausbildungen, die in Die Finanzierung der höheren Berufsbildung wird von der Wirtschaft nicht (mehr) nachgefragt werden. privater und öffentlicher Seite getragen. Studierende und Arbeitgeber sind massgeblich beteiligt. Verschiedene Zugänge Die höhere Berufsbildung trägt den individuellen Le- Weitere Informationen zur Berufsbildung bensumständen, Lernkurven und Bedürfnissen der Be- in der Schweiz: rufsleute Rechnung. Unabhängig vom Alter bietet sie Möglichkeiten für den Erwerb eines höheren Ab- www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_de schlusses. Vorausgesetzt wird in der Regel eine mehr- jährige, qualifizierte Berufserfahrung im jeweiligen Berufsbildung in der Schweiz – Fachgebiet. Den Absolventinnen und Absolventen ei- jährlich erscheinende Publikation: ner beruflichen Grundbildung bietet die höhere Be- rufsbildung Perspektiven für die berufliche Weiterent- www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_dok_de wicklung und Höherqualifizierung. Das stärkt die Att- raktivität der Berufsbildung insgesamt. Auch Hoch- schulabsolventinnen und -absolventen nutzen eidge- nössische Prüfungen, insbesondere höhere Fachprü- fungen, als Zusatzqualifizierungen für den Arbeits- markt (z.B. im Treuhand- und Finanzwesen). 23
Die Schweiz beteiligt sich an verschiedenen internationalen Forschungsprogrammen und -organisationen wie an der Europäischen Weltraumagentur ESA.
Von der Grundlagenforschung zur marktfähigen Innovation Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die Grundlagenforschung im Wesentlichen in den Hochschulen statt. Im Gegenzug ist die angewandte Forschung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen in marktfähige Innovationen primär die Domäne der Privatwirtschaft und der Fachhochschulen. Die öffentliche Forschungsfinanzierung setzt auf Finanzierung von Forschung und Entwicklung 2012 die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbe- werbsprinzip und qualitative Förderkriterien. In in Millionen CHF in % der öffentlichen Forschungsförderung ist der Bund zuständig für die Finanzierung der For- Öffentliche Hand 4705 23,6 schungs- und Innovationsförderung des Schwei- zerischen Nationalfonds (SNF) und der Kommis- – davon Bund 2835 14,2 sion für Innovation und Technologie (KTI, künftig «Innosuisse»). Auch unterstützt er die For- – davon Kantone 1870 9,4 schungseinrichtungen des ETH-Bereichs, den Schweizerischen Innovationspark sowie rund Private Unternehmen 12 705 63,6 30 weitere, ausserhalb der Hochschulen angesie- delte Forschungsstätten. Die Kantone engagie- Andere nationale Quellen 320 1,6 ren sich vor allem als Träger der Universitäten und Fachhochschulen. Ausland 2235 11,2 Die internationale Forschungszusammenarbeit Total 19 965 100 hat für die Schweiz einen sehr hohen Stellen- wert. Einerseits beteiligt sie sich an zahlreichen internationalen Forschungsorganisationen und Durchführung von Forschung und Entwicklung 2012 Forschungsprogrammen wie beispielsweise am CERN, an der Europäischen Weltraumorganisati- in Millionen CHF in % on ESA, an der Initiative für grenzüberschreiten- de Kooperationsprojekte in marktorientierter in- Private Unternehmen 14 275 71,5 dustrieller Forschung und Entwicklung EUREKA sowie an COST, der Europäischen Zusammenar- Öffentliche Hand 140 0,7 beit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung oder an den mehrjähri- Hochschulen 5210 26,1 gen Forschungsrahmenprogrammen der Europä- Private ischen Union. Andererseits pflegt die Schweiz 340 1,7 (nicht-gewinnorientiert) bilaterale Forschungszusammenarbeit mit ausge- wählten Schwerpunktländern. Total 19 965 100 25
Expedition von Forschenden der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landwirtschaft WSL in Grönland zur Untersuchung der mehrjährigen Schneedecke. Hochschulen Der Grossteil der öffentlich finanzierten Grundlagenfor- Die Fachhochschulen sind vor allem in der angewandten schung wird an den kantonalen Universitäten und im Forschung und Entwicklung tätig. Sie orientieren sich ETH-Bereich durchgeführt. Letzterer umfasst neben den eng an den Bedürfnissen von Wirtschaft, Kultur und öf- beiden ETH in Zürich und Lausanne vier spezialisierte For- fentlicher Hand. Indem sie den Transfer zwischen den schungsinstitute: das Paul Scherrer Institut PSI, die Eid- Forschungslabors und dem Markt ermöglichen, bilden genössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und sie ein wichtiges Glied in der Innovationskette. Landschaft WSL, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa sowie das Wasserfor- schungsinstitut Eawag. Die Forschungsinstitutionen des ETH-Bereichs Paul Scherrer Institut PSI Das Paul Scherrer Institut PSI in Villigen (Kanton Aargau) ist das grösste Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf drei Themenschwerpunkte: Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Das PSI entwickelt, baut und betreibt komplexe Grossforschungsanlagen. Jährlich führen mehr als 2000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an den einzigartigen Anlagen Experimente durch. Das PSI betreibt mit der Neutronenquelle SINQ, der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS und der Myonenquelle SμS wissenschaftliche Forschungs- infrastrukturen, die aussergewöhnliche Einblicke in die Vorgänge im Inneren verschiedener Stof- fe und Materialien bieten. Diese Anlagen sind in der Schweiz einzigartig, einzelne gibt es welt- weit nur am PSI. Im Jahr 2016 wurde die nächste Grossanlage in Betrieb genommen: der Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL. Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL befasst sich mit der Nutzung und Gestaltung sowie dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen und nimmt eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Umsetzung wahr. Sie erarbeitet Beiträge und Lösungen, damit der Mensch Landschaften und Wälder verantwortungsvoll nut- zen und mit Naturgefahren, wie sie insbesondere in Gebirgsländern auftreten, umsichtig um- gehen kann. Die WSL nimmt in diesen Forschungsgebieten einen internationalen Spitzenplatz ein und liefert Grundlagen für eine nachhaltige Umweltpolitik in der Schweiz. Sie entwickelt Lö- sungsstrategien für gesellschaftlich relevante Probleme – gemeinsam mit ihren Partnern aus Wis- senschaft, Gesellschaft und Wirtschaft. Nebst dem Hauptsitz in Birmensdorf und dem WSL-In- stitut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos fördern Aussenstellen in Lausanne, 26 Cadenazzo (TI) und Sion lokale Synergien und den Dialog mit der Praxis.
Inspiration aus der Natur – Strukturfarben von Käferschuppen: Mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt «Bio-Inspired stimuli- Responsive Materials» am nationalen Kompetenzzentrum der Universität Freiburg soll ein international anerkannter Schwerpunkt für bahnbrechende Forschung, Innovation und Ausbildung auf dem Gebiet der intelligenten, bioinspirierten Materialen geschaffen werden. Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa Die Empa ist das interdisziplinäre Forschungsinstitut des ETH-Bereichs für Materialwissenschaf- ten und Technologie mit Sitz in Dübendorf, St. Gallen und Thun. Als Brücke zwischen Forschung und praktischer Anwendung erarbeitet die Empa innovative Lösungen für die vorrangigen Her- ausforderungen von Industrie und Gesellschaft in den Bereichen nanostrukturierte, «smarte» Materialien und Oberflächen, Umwelt-, Energie- und nachhaltige Gebäudetechnologien sowie Bio- und Medizinaltechnologien. Indem die Empa Forschungsergebnisse dank Technologietrans- fer gemeinsam mit Industriepartnern in marktfähige Innovationen umwandelt, trägt sie dazu bei, die Innovationskraft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu stärken. Zudem schafft sie die wissenschaftlichen Grundlagen für eine nachhaltige Gesell- schaftsentwicklung. Als Institution des ETH-Bereichs ist die Empa in all ihren Tätigkeiten der Ex- zellenz verpflichtet. Wasserforschungsinstitut Eawag Das Wasserforschungsinstitut Eawag hat seinen Hauptsitz in Dübendorf. Die Eawag befasst sich mit Konzepten und Technologien für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser und den Gewässern. In Zusammenarbeit mit Hochschulen, weiteren Forschungsinstitutionen, öffent- lichen Stellen, der Wirtschaft und mit Nichtregierungsorganisationen trägt die Eawag dazu bei, ökologische, wirtschaftliche und soziale Interessen an den Gewässern in Einklang zu bringen. Sie nimmt damit eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis wahr. Dazu fokussiert sie ihre Forschung auf drei Schwerpunkte: Wasser für das Wohlergehen des Menschen, Wasser für das Funktionieren der Ökosysteme und Strategien bei Nutzungskonflikten zwischen Mensch und Ökosystem. Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Über die Förderung von Projekten in der Grundlagenfor- wissenschaftlichen Forschung SNF schung hinaus, die international anerkannten, höchsten Der SNF ist die wichtigste öffentliche Institution zur For- Qualitätskriterien genügen müssen, ist der SNF mit der schungsförderung. Der SNF forscht nicht selbst, sondern Durchführung der Nationalen Forschungsschwerpunkte fördert im Auftrag des Bundes nach dem Prinzip der wis- und der Nationalen Forschungsprogramme betraut: senschaftlichen Selbstverwaltung nicht-gewinn- orientierte Forschungsarbeiten innerhalb und ausserhalb Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) konzent- der Hochschulen. Im Rahmen seines Leistungsauftrags rieren sich auf die Erarbeitung konkreter Beiträge zur mit dem Bund finanziert der SNF insbesondere Projekte Lösung von Problemen von nationaler Bedeutung. Im in der freien Grundlagenforschung. Mit speziellen För- Rahmen von NFP untersuchte Themen reichen von ge- derprogrammen für junge Forschende und Professorin- sellschaftlichen Herausforderungen (z.B. Nachhaltige nen und Professoren führt er zudem den hochqualifizier- Nutzung der Ressource Boden; Energiewende) über ten Nachwuchs an die Spitze. medizinische Fragen (Stammzellen und regenerative Medizin; Chancen und Risiken von Nanomaterialien) 27
Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie: Entwicklung einer «light-Schokolade» im Rahmen eines KTI- Forschungsprojekts mit Unternehmen aus der Maschinen- und Lebensmittelindustrie und des Instituts für Lebensmittelwissen- schaften, Ernährung und Gesundheit der ETH Zürich. bis hin zu Technologiebereichen, in denen ein grosses Die KTI fördert den Wissens- und Technologietransfer Innovationspotenzial vermutet wird (z.B. Intelligente zwischen Hochschulen und Wirtschaft, um Innovations- Materialien; Implantate und Transplantate). projekte und Start-up-Ideen auf den Weg zu bringen. Innovationsmentorinnen und -mentoren informieren Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) sind über Fördermöglichkeiten und helfen, Gesuche auszuar- institutionell abgestützte Forschungsvorhaben von beiten. Die nationalen thematischen Netwerke verbin- gesamtschweizerischer Bedeutung. Gefördert wer- den Unternehmen und öffentliche Forschungsinsti- den Forschungsnetzwerke von höchster Qualität, mit tutionen. Interaktive und physische Wissens- und Tech- besonderer Gewichtung interdisziplinärer Ansätze nologietransfer-Plattformen fördern die Vernetzung und oder aber neuer, innovativer Fragestellungen inner- den Austausch von Erfahrungen. halb einer Disziplin. Überdies engagieren sich die NFS in der Nachwuchs- und Gleichstellungsförderung und Akademien der Wissenschaften Schweiz im Wissenstransfer. Jeder NFS besteht aus einem fe- Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sind das ge- derführenden Kompetenzzentrum und einem Netz meinsame Dach der Akademie der Naturwissenschaften von nationalen wie internationalen Partnern aus dem Schweiz, der Schweizerischen Akademie der Geistes- und universitären oder ausseruniversitären Bereich. Mit Sozialwissenschaften, der Schweizerischen Akademie der dem seit dem Jahr 2000 bestehenden Instrument Medizinischen Wissenschaften, der Schweizerischen Aka- werden zurzeit rund 20 Forschungsschwerpunkte ge- demie der Technischen Wissenschaften sowie des Kom- fördert. petenzzentrums für Technologiefolgen-Abschätzung TA- SWISS und Science et Cité, eine Stiftung zur Förderung Kommission für Technologie und Innovation KTI – des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Der «Science to market» Verbund hat drei Kernaufgaben: Die Früherkennung und Die KTI (künftig «Innosuisse») hat als Förderagentur des Kommunikation gesellschaftlich relevanter Entwicklun- Bundes den Auftrag, Innovation mit finanziellen Mitteln, gen und der sich daraus ergebenden Konsequenzen im Beratung und Netzwerken zu fördern. Ziel ist die Unter- Bereich Bildung, Forschung und Innovation; das Engage- stützung des Prozesses, dass aus wissenschaftlicher For- ment in der Wahrnehmung ethisch begründeter Verant- schung wirtschaftliche Leistung entsteht. In der F&E-Pro- wortung bei der Gewinnung wissenschaftlicher Erkennt- jektförderung animiert die KTI die Wirtschaft, für ihre nisse und bei ihrer praxisbezogenen Anwendung; die Innovationen vermehrt die Forschungsressourcen, das Pflege des partnerschaftlichen Dialogs zwischen Wissen- Know-how und die Infrastruktur der Hochschulen zu schaft und Gesellschaft. Der Verbund und die einzelnen nutzen. Sie hilft Forschenden an den Hochschulen, aus Akademien sind mit einem Leistungsauftrag des Bundes ihren Forschungsresultaten zusammen mit Unternehmen ausgestattet und erhalten Bundesmittel. wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Forschungsinstitutionen ausserhalb des Hochschulbereichs Die KTI fördert das unternehmerische Denken des zu- Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung ausgewähl- künftigen Nachwuchses in Wissenschaft und Wirtschaft. ter Forschungseinrichtungen ausserhalb des Hochschul- Sie bietet Jungunternehmern durch Ausbildungspro- bereichs. Als Beispiele genannt seien das Centre Suisse gramme und Coachings professionelle Unterstützung, d’électronique et de microtechnique CSEM in Neuen- um eine Geschäftsidee in einem neuen Unternehmen er- burg, das Schweizerische Institut für Allergie- und Asth- folgreich umzusetzen. Gefördert werden wissensinten- ma-Forschung SIAF in Davos, das Swiss Institute of Bio- sive und technologiebasierte Unternehmen mit grossem informatics SIB (Bern, Basel, Genf, Lausanne, Zürich), das 28 Marktpotenzial. Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut Swiss
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