Hochschulen und Forschung in der Schweiz

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Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Hochschulen und
Forschung in der Schweiz
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Bilder: Innosuisse (S. 4); Switzerland Global Enterprise (S. 5); TWIICE (S. 6); Jungfrauregion (S. 8); UNO Genève (S. 9); Parlamentsdienste (S.
9, S. 29); EPFL, Alain Herzog (S. 15); Iris Krebs (S. 17, S. 23); HES-SO Valais-Wallis (S. 20); Pädagogische Hochschule Luzern (S. 20); yves-
andre.ch, Universität Neuenburg (S. 21); ESA (S. 24); Empa (S. 26); Eawag (S. 27); CSEM (S. 28); CERN (S. 30); Aleksandar Cikota, ESO (S.
31); Béatrice Devènes (S. 32); Ralph Eichenberger, iHomeLab (S. 33); swissnex India (S. 34); Frank Brüderli, Universität Zürich (S. 36); Alain
Herzog, EPFL (S. 38); Universität Basel (S. 39); Universität Freiburg (S. 41); Universität Genf (S. 42); Alain Herzog, UNIL (S. 43); Universität
Neuenburg (S. 45); Universität St.Gallen (S. 46); USI (S. 47); Universität Zürich (S. 48); Hochschule Luzern (S. 50); HES-SO (S. 54).

Titelbild: Die Schweiz zählt zu den führenden Ländern in der Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien. An der ETH Zürich
werden beispielsweise Algorithmen zur Steuerung von Drohnen entwickelt. Dadurch können diese sich autonom bewegen. Das Titelbild
wurde im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds im Jahr 2017 durchgeführten Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder ge-
würdigt. Bild: Mirjam Frei / Paul Beuchat (ETH Zürich), SNSF Scientific Image Competition
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Inhalt

Auf einen Blick                                                           4

Die Schweiz im Porträt                                                    7

Der Hochschul- und Forschungsplatz Schweiz im internationalen Vergleich   10

Hochschulen in der Schweiz                                                18

Von der Grundlagenforschung zur marktfähigen Innovation                   25

Hochschulporträts                                                         37

Weitere Informationen                                                     57

Das Bildungssystem in der Schweiz                                         58

                                                                               3
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Auf einen Blick

    Schweizer Hochschulen – vielfältiges                        Forschung – international vernetzt
    Angebot in hoher Qualität
    Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Uni-       Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung
    versitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschu-        zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die Grund-
    len (ETH), Fachhochschulen und pädagogischen Hoch-          lagenforschung im Wesentlichen an den ETH und den Uni-
    schulen ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Das       versitäten statt. Im Gegenzug ist die angewandte For-
    Studium folgt dem internationalen gestuften Studien-        schung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen
    modell mit Bachelor- und Masterstufe. Zudem bieten          in marktfähige Innovationen primär die Domäne der Pri-
    die universitären Hochschulen die Möglichkeit der Pro-      vatwirtschaft und der Fachhochschulen.
    motion an. Das Doktorat liegt an der Schnittstelle von
    Lehre und Forschung und bereitet auf eine forschungs-       Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Li-
    orientierte Tätigkeit im universitären und ausseruniver-    nie auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbe-
    sitären Bereich vor. Allen Hochschulen ist gemeinsam,       werbsprinzip und qualitative Beurteilungskriterien.
    dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Wei-     Der Bund ist zuständig für die Forschungs- und Innova-
    terbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Dritte er-   tionsförderung. In Wahrnehmung dieses Auftrags finan-
    bringen.                                                    ziert er den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die In-
                                                                nosuisse sowie die Akademien der Wissenschaften.
    Die Hochschulen erzielen international beachtete Leis-      Auch beteiligt er sich an der Finanzierung der kantona-
    tungen und tragen entscheidend zur wirtschaftlichen,        len Universitäten und der Fachhochschulen (über die
    kulturellen und sozialen Entwicklung des Landes bei.        Grundbeiträge).
    Hervorzuheben sind:
    ƒƒ Das vielfältige und qualitativ hochstehende Studien-     Weiter finanziert er die Institutionen des ETH-Bereiches
       angebot in allen Disziplinen und Fachbereichen.          sowie subsidiär knapp 30 Forschungseinrichtungen von
    ƒƒ Die regelmässig sehr guten Platzierungen der Mehr-
       heit der universitären Hochschulen in internationalen
       Rankings.
    ƒƒ Die Offenheit des Hochschulsystems, zu dem alle
       mit den entsprechenden anerkannten Vorbildungen
       grundsätzlich Zugang haben.
    ƒƒ Die hohe Erwerbsquote der Hochschulabsolventin-
       nen und -absolventen.
    ƒƒ Die hohen und international anerkannten Forschungs-
       leistungen.
    ƒƒ Die international hohe Attraktivität: Rund ein Fünftel
       aller Studierenden haben ihre Hochschulzulassung im
       Ausland erworben. Bei den Forschenden an Schwei-
       zer Hochschulen besitzen rund 50% einen ausländi-
       schen Pass.                                              Knochen mit dem Laser schneiden statt sägen: Ein von der In-
                                                                nosuisse gefördertes Innovationsprojekt der Universität Basel
                                                                und des Unternehmens AOT AG ermöglicht neue Wege in der
                                                                Knochenchirurgie. Dank neuartiger Robotertechnik mit einer
                                                                Laserquelle werden die Schnitte genauer, sie heilen schneller
4                                                               und sind für Patientinnen und Patienten weniger traumatisch.
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Der Röntgenlaser SwissFel ist die neuste Grossforschungsanlage des Paul Scherrer Instituts. Die Anlage kann sehr kurze Pulse von
Röntgenlicht mit Lasereigenschaften erzeugen (auf dem Bild ist ein Teil des Beschleunigers abgebildet). Damit werden Forschende
extrem schnelle Vorgänge wie die Entstehung neuer Moleküle bei chemischen Reaktionen verfolgen, die detaillierte Struktur le-
benswichtiger Proteine bestimmen oder den genauen Aufbau von Materialien klären können.

nationaler Bedeutung ausserhalb des Hochschulbereichs             Innovations- und Wettbewerbsfähig-
sowie den Schweizerischen Innovationspark. Die Kanto-             keit – weltweit an der Spitze
ne engagieren sich vor allem als Träger der Universitä-
ten und Fachhochschulen.                                          Die Schweiz zählt zu den weltweit wettbewerbsfähigs-
                                                                  ten Ländern. In Rankings wie dem Global Competitiven-
Die internationale Forschungszusammenarbeit hat für               ess Report, dem Global Innovation Index von INSEAD und
die Schweiz einen sehr hohen Stellenwert. Einerseits be-          dem Innovation Union Scoreboard belegt die Schweiz re-
teiligt sie sich an zahlreichen internationalen Forschungs-       gelmässig den ersten Platz oder Spitzenplätze.
organisationen und -programmen wie am CERN, von
welchem sie auch Sitzstaat ist, oder an den mehrjähri-            Diese Ergebnisse gründen unter anderem auf dem guten
gen Forschungsrahmenprogrammen der Europäischen                   Zusammenspiel zwischen der Privatwirtschaft und den
Union (EU). Andererseits pflegt sie weltweit bilaterale           öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen des ETH-
Forschungszusammenarbeit mit ausgewählten Schwer-                 Bereichs, der Universitäten und der Fachhochschulen.
punktländern.                                                     Wegleitende Prinzipien für die Schweizer Hochschul-
                                                                  institutionen sind ihre Autonomie und Weltoffenheit,
Was die Leistungsfähigkeit der Forschung betrifft, liegt          letztere sowohl unter dem Gesichtspunkt des Ideen- wie
die Schweiz bei den wissenschaftlichen Publikationen in           auch des Personenaustauschs. Die für die Privatwirt-
Relation zur Bevölkerungszahl im internationalen Ver-             schaft günstigen Rahmenbedingungen sind mit ein
gleich an der Spitze. Zudem finden die Publikationen in           Grund dafür, dass in der Schweiz rund zwei Drittel der
der internationalen Forschungsgemeinschaft überdurch-             Forschung von privaten Unternehmen finanziert werden
schnittliche Beachtung. Erfolgreich war bisher auch die           (2015: Total 22,1 Mrd. CHF; davon Private 14 Mrd. CHF
Teilnahme an den kompetitiven Forschungsrahmenpro-                (63,5%)).
grammen der EU.

Kennzahlen der Schweiz

 Fläche:                                                                                                         41 300 km2

 Bevölkerung:                                                                 8,24 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner

 Landessprachen:                                                        Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch

 Bruttoinlandprodukt (BIP):                                                                     527 Milliarden USD (2016)

 Bruttoinlandprodukt pro Kopf:                                                                           62 900 USD (2016)

 Jährliche Wachstumsrate BIP:                                                                                   0,9% (2016)
                                                                                                                                   5
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Der vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Nationale Forschungsschwerpunkt (NCCR) Robotik führt Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus fünf Forschungsinstitutionen zusammen (ETH Lausanne [EPFL], ETH Zürich, Universität Zürich, Universität Bern
und das Istituto Dalle Molle di Studi sull’Intelligenza Artificiale der Fachhochschule der italienischen Schweiz und der Universität der
     6
italienischen Schweiz). Sie entwickeln neue, auf den Menschen ausgerichtete Robotertechnologien für mehr Lebensqualität. TWIICE,
ein Spin-Off des Nationalen Forschungsschwerpunkts, konstruiert beispielsweise Mobilitätshilfen für Querschnittsgelähmte nach einer
Rückenmarksverletzung.
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Die Schweiz im Porträt

Die Schweiz als kleines Land zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus: Sprachen, Kulturen, Wirt-
schaftszweige und Landschaftsformen wechseln sich auf kleinstem Raum ab. Die Schweiz steht aber
auch für Weltoffenheit: Rund 25 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen ausländischen Pass, die
Wirtschaft ist stark exportorientiert und verschiedene internationale Organisationen haben hier ihren
Sitz. Die Lebensqualität ist hoch.

Von den über 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwoh-          grosse kulturelle Vielfalt auf. Dies zeigt sich in den vier
nern der Schweiz besitzen rund 25% einen ausländi-           Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rä-
schen Pass. Mit einer Fläche von 41 300 km2 zählt die        toromanisch; dabei werden Deutsch mit rund 63 Pro-
Schweiz zu den kleinsten Staaten Europas. Aufgrund ih-       zent und Französisch mit knapp 23 Prozent am häufigs-
rer Naturschönheiten geniesst sie weltweit einen her-        ten gesprochen.
vorragenden Ruf als Tourismusdestination.
                                                             Wie in vielen anderen Ländern besitzt auch in der
Mitten in Europa – kulturelle Vielfalt                       Schweiz das Englische einen hohen Stellenwert. Es wird
Dank ihrer zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ge-        namentlich im Geschäftsleben sowie im Hochschul- und
meinsamen Grenzen mit Deutschland, Frankreich, Ita-          Forschungsbereich zunehmend verwendet.
lien, Liechtenstein und Österreich weist die Schweiz eine

                                                  Basel
                                                            Zürich
                                                  Bern
                                              Lausanne
                                             Genf            Lugano

                                                                                                                           7
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in den Alpen des Berner Oberlands.

    Bergwelt und Ballungszentren                                    Sektors aus, in welchem über 75% der erwerbstätigen
    Die Schweiz ist eine wichtige Kommunikations- und               Bevölkerung ihr Auskommen finden. Über 20% der Er-
    Transportdrehscheibe zwischen Nord- und Südeuropa.              werbstätigen arbeiten im Industriesektor und rund 3%
    Natur- und Kulturraum sind stark durch die sich von             in der Landwirtschaft.
    West nach Ost erstreckenden Alpen mit Bergen bis über
    4600 Metern Höhe geprägt. Im Mittelland, wo die                 Dank dem sehr hohen Ausbildungsstand der Bevölkerung
    Schweiz flach ist, ist sie stark besiedelt. Hier leben rund     und der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft überschrei-
    drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Mit mehr als einer          tet die Arbeitslosenrate in der Schweiz selbst in weltwirt-
    Million Bewohnerinnen und Bewohnern ist Zürich die              schaftlich schwierigen Zeiten kaum die Marke von 4 %.
    grösste Agglomeration, gefolgt von Basel und Genf mit
    je knapp einer halben Million.                                  Ihre Stärke bezieht die Schweizer Wirtschaft aus ihren
                                                                    vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die 99% der
    Hohe Lebensqualität                                             Betriebe ausmachen und die zwei Drittel aller Arbeits-
    Die Schweiz zeichnet sich durch eine hohe Lebensquali-          plätze anbieten. Das Land beherbergt aber auch Sitz und
    tät aus. In Mercers «Quality of Living worldwide city ran-      Entscheidungszentren zahlreicher multinationaler Gross-
    king» (2018), einem internationalen Vergleich von über          unternehmen mit Schweizer oder ausländischen Wur-
    200 Städten, belegt Zürich den zweiten Platz. Genf fin-         zeln. Ihren Ursprung in der Schweiz haben beispielswei-
    det sich auf Platz 8 und Basel auf Platz 10. Die Studie un-     se die Nahrungsmittelgruppe Nestlé, der weltweit
    tersucht zahlreiche Kriterien, die das politische, wirt-        grösste Uhrenkonzern Swatch, der Rückversicherer Swiss
    schaftliche und soziale Leben bewerten sowie                    Re oder die Pharma- bzw. Chemiekonzerne Novartis und
    verschiedene öffentliche Dienstleistungen aus den Be-           Roche. Viele ausländische oder Schweizer Firmen steu-
    reichen Ökologie, persönliche Sicherheit, Gesundheit,           ern ihre globalen oder europäischen Aktivitäten von der
    Bildung und Transport.                                          Schweiz aus.

    Innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaft                     Grösste industrielle Arbeitgeberin ist die Maschinen-,
    Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe          Elektro- und Metallindustrie. Die Hightech-Industrie
    internationale Wettbewerbsfähigkeit, einen hohen Spe-           nimmt in der Schweizer Volkswirtschaft eine Schlüssel-
    zialisierungsgrad und eine starke Stellung des tertiären        stellung ein. Bedeutende Wirtschaftszweige sind zudem
                                                                    die Biotechnologie, die Medizinaltechnik und die Um-
     Rang         Stadt             Land                            welttechnologie. International einen guten Ruf geniesst
     1            Wien              Österreich                      auch das Schweizer Gesundheitswesen.
     2            Zürich            Schweiz
     3            Auckland          Neuseeland                      Die Schweizer Wirtschaft ist stark exportorientiert. Sie
     3            München           Deutschland                     verdient jeden zweiten Franken im Ausland, dies insbe-
                                                                    sondere mit Ausfuhren in die Mitgliedstaaten der Euro-
     5            Vancouver         Kanada
                                                                    päischen Union. Dabei machen chemische, mechanische
     6            Düsseldorf        Deutschland
                                                                    und elektrotechnische Produkte mehr als die Hälfte der
     7            Frankfurt         Deutschland
                                                                    Schweizer Exporteinnahmen aus.
     8            Genf              Schweiz
     9            Kopenhagen        Dänemark
     10           Basel             Schweiz

     			Quelle: Mercer Survey, 2018
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Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Das Parlamentsgebäude in Bern.

Bedeutende Investitionen in Forschung und                    Europa (OSZE). Ihre Ausstrahlung verdankt die Schweiz
Entwicklung                                                  auch ihrem humanitären Engagement und der Tatsa-
Die Schweizer Wirtschaft ist im internationalen Vergleich    che, dass sie zahlreiche internationale Organisationen
äusserst innovativ und wettbewerbsfähig. Einer der           beherbergt, wie etwa das Internationale Komitee vom
Gründe für dieses gute Abschneiden ist der Umstand,          Roten Kreuz mit Sitz ebenfalls in Genf. Dazu haben
dass in der Schweiz der Bildung und Forschung zentra-        zahlreiche Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz, dar-
les Gewicht beigemessen wird: Rund 5% des Schweizer          unter das Internationale Olympische Komitee, der Welt-
BIP werden jährlich für die Bildung ausgegeben, weite-       fussballverband oder der Volleyballweltverband.
re 3,4% für Aktivitäten in der Forschung und Entwick-
lung (F&E). Dabei sind es vor allem die privaten Unter-      Zusammenarbeit mit der Europäischen Union
nehmen, die massgeblich in F&E investieren und jährlich      Die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und
rund 14 Mrd. Franken (2015) dafür einsetzen. Diese pri-      der EU wurden und werden auf der Basis bilateraler
vaten F&E-Investitionen erzielen zusammen mit denjeni-       Abkommen fortlaufend sektoriell vertieft. Im Bildungs-
gen der öffentlichen Hand, die insbesondere die Grund-       und Forschungsbereich stehen die Teilnahmen an den
lagenforschung fördert, ihre Wirkung: Die Schweiz hat        Forschungsrahmenprogrammen und die Beteiligung an
international eine aussergewöhnlich hohe Reputation als      den Mobilitäts- und Austauschprogrammen im Vorder-
wissensbasierter und innovationsgetriebener Werkplatz.       grund.

Politische Stabilität                                        Mit einem weiteren Abkommen wurden die Grund-
Die Schweiz ist ein 1848 gegründeter, demokratischer         regeln der Personenfreizügigkeit, wie sie innerhalb der
und republikanischer Bundesstaat, der auf einer langen       EU zur Anwendung kommen, schrittweise auch zwi-
Tradition aufbaut. Das Land steht für Stabilität und Si-     schen der Schweiz und der EU eingeführt. Staatsan-
cherheit. Grundlage dafür ist das politische und wirt-       gehörige der Schweiz und der EU-Staaten haben das
schaftliche System der Schweiz mit politischem Ausgleich     Recht, ihren Arbeitsplatz bzw. Aufenthaltsort innerhalb
und Dezentralisierung der Macht. Föderalistisch aufge-       der Staatsgebiete der Vertragsparteien frei zu wählen.
baut, besteht die Schweiz aus 26 Kantonen. Alle Kan-         Ergänzt wird die Personenfreizügigkeit durch die ge-
tone haben eigene Verfassungen, Parlamente, Regierun-        genseitige Anerkennung der Berufsdiplome und die Ko-
gen und Gerichte. Sie besitzen weitgehende Autonomie         ordination der nationalen Sozialversicherungssysteme.
in den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Raumplanung,
öffentliche Sicherheit sowie Rechtspflege.

Der Bund seinerseits ist zuständig für die Landesvertei-
digung, die Aussenpolitik, das Geldwesen, die Post, die
Eisenbahn und das Nationalstrassennetz. Bundesstadt
ist Bern, wo das Eidgenössische Parlament tagt, die Re-
gierung ihren Sitz hat und der Grossteil der Bundesver-
waltung lokalisiert ist.

Die Aussenpolitik der Schweiz gründet auf dem Neut-
ralitätsprinzip. Das hindert sie aber nicht, international
aktiv zu sein, so unter anderem im Rahmen der UNO,
die in Genf einen ihrer Hauptsitze hat, oder innerhalb
der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in        Palais des Nations, europäischer Hauptsitz der UNO in Genf.   9
Hochschulen und Forschung in der Schweiz
Der Hochschul- und Forschungs-
     platz Schweiz im internationalen
     Vergleich

     Die Qualität des Bildungssystems und die Kreativität der Forschenden sind für die Innovationskraft und die
     wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz von zentraler Bedeutung. Für den Erhalt und Ausbau
     der auf vielen Gebieten international erfolgreichen Stellung des Bildungs- und Forschungsplatzes Schweiz
     tätigen die öffentliche Hand und die Privaten kontinuierlich bedeutende Investitionen.

     Bildungsausgaben                                         Bildungsausgaben in % des BIP
     Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Bildungsaus-
     gaben der Schweiz auf 4,7% ihres Bruttoinlandproduk-     Vereinigtes Königreich     6,6%
     tes, was leicht unter dem Durchschnitt der OECD-Län-                Neuseeland      6,4%
     der (5,2%) liegt. Mehr für Bildung geben unter anderem                Südkorea      6,3%
     das Vereinigte Königreich (6,6%), Neuseeland (6,4%),                 Norwegen       6,2%
     Südkorea (6,3%) und die USA (6,2%) aus. Weniger in                          USA     6,2%
     die Bildung als die Schweiz investieren beispielsweise                  Kanada      6,2%
     Deutschland (4,3%) und Tschechien (3,9%).                                 Island    6,0%
                                                                                Israel   5,8%
                                                                            Portugal     5,8%
                                                                              Belgien    5,8%
                                                                           Australien    5,8%
                                                                            Finnland     5,7%
                                                                        Niederlande      5,4%
                                                                          Schweden       5,4%
                                                                              Mexiko     5,4%
                                                                          Frankreich     5,3%
                                                                                Chile    5,2%
                                                                OECD-Durchschnitt        5,2%
                                                                              Estland    5,0%
                                                                           Österreich    4,9%
                                                                               Türkei    4,9%
                                                                               Irland    4,8%
                                                                             Schweiz     4,7%
                                                                                Polen    4,7%
                                                                          Slowenien      4,6%
                                                                               Japan     4,4%
                                                                        Deutschland      4,3%
                                                                          Tschechien     3,9%
                                                               * nur öffentliche Ausgaben
                                                              Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2017

10
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die nationalen     Forschungs- und Entwicklungsausgaben
Bildungsausgaben in Relation zum Total aller Personen     Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Forschungs-
setzt, die sich im gegebenen Land in Ausbildung befin-    und Entwicklungsausgaben der Schweiz auf 3,4% des
den: Pro Kopf gibt die Schweiz jährlich rund 17 500 USD   Bruttoinlandprodukts. Dieser Wert liegt, namentlich
aus und liegt somit nach Luxemburg (24 045 USD) welt-     dank dem hohen Engagement der Schweizer Unterneh-
weit an zweiter Stelle, gefolgt von den USA und Norwe-    men, deutlich über dem OECD-Mittel von 2,4%. Der ent-
gen mit je rund 16 000 USD. Der OECD-Durchschnitt         sprechende Wert bedeutender Industrieländer wie etwa
liegt bei rund 10 800 USD.                                Deutschland (2,9%), die USA (2,7%) oder Frankreich
                                                          (2,3%) ist tiefer als jener der Schweiz. Weltweit investie-
                                                          ren lediglich Südkorea und Israel mit je 4,2% mehr Mit-
                                                          tel in Forschung und Entwicklung als die Schweiz.

Bildungsausgaben pro Kopf in USD                          Forschungsausgaben in % des BIP

           Luxemburg        24 045                                          Israel   4,2%
               Schweiz      17 436                                     Südkorea      4,2%
                    USA     16 268                               Schweiz (2015)      3,4%
            Norwegen        15 510                                    Schweden       3,3%
            Österreich      14 549                                         Japan     3,1%
Vereinigtes Königreich      13 906                                     Österreich    3,1%
            Schweden        13 219
                                                                    Deutschland      2,9%
                Belgien     12 796
                                                                      Dänemark       2,9%
          Niederlande       12 495
                                                                        Finnland     2,8%
         Deutschland        12 063
                                                                             USA     2,7%
                 Japan      11 654
                                                                         Belgien     2,5%
              Finnland      11 381
                            11 184                          OECD-Durchschnitt        2,4%
            Frankreich
            Australien      11 149                                    Frankreich     2,3%
                 Island     10 782                                         Island    2,1%
  OECD-Durchschnitt         10 759                                    Norwegen       2,0%
          Neuseeland        10 205                                  Niederlande      2,0%
                  Irland    10 030                                    Slowenien      2,0%
             Südkorea       9 873                              Australien (2015)     1,9%
            Slowenien       9 698                         Vereinigtes Königreich     1,7%
                 Italien    9 317                                     Tschechien     1,7%
               Spanien      8 752
              Portugal      8 516                         Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators
                Estland     8 389                         Database, 2017/2
                   Israel   7 758
           Tschechien       7 751
                  Polen     7 374
              Slowakei      7 279
                Ungarn      6 126
                   Chile    5 135
                 Türkei     4 259
                Mexiko      3 703
* nur öffentliche Ausgaben
Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2017

                                                                                                                        11
Wissenschaftliche Publikationen
     Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz sind ver-        Auch bezüglich der anhand der Zitationen von wissen-
     antwortlich für rund 1,1% aller weltweit publizierten wis-     schaftlichen Artikeln gemessenen Wirkung (Impact) der
     senschaftlichen Artikel (Scientific Papers). Wenn man die      wissenschaftlichen Produktion hat die Schweiz im inter-
     absoluten Werte der nationalen Wissensproduktionen             nationalen Vergleich eine herausragende Stellung. Wis-
     ins Verhältnis setzt zur Bevölkerungszahl, so liegt die        senschaftliche Artikel aus der Schweiz finden überdurch-
     Schweiz, gefolgt von Dänemark, im internationalen Ver-         schnittliche Beachtung in der Forschungsgemeinschaft.
     gleich an der Spitze.

     Wissenschaftliche Artikel pro Jahr und pro Million             Impact (relativer Zitationsindex 2011-2015)
     Einwohner, 2011-2015

                     Schweiz     4286                                                   USA     124
                  Dänemark       4041                                Vereinigtes Königreich     119
                       Island    3906                                              Schweiz      118
                  Australien     3775                                             Singapur      118
                    Finnland     3696                                            Dänemark       113
                Niederlande      3611                                            Australien     111
                  Norwegen       3610                                               Kanada      110
                  Schweden       3524                                              Finnland     108
                     Kanada      2869                                            Schweden       108
                    Singapur     2772                                          Niederlande      108
                      Belgien    2528                                            Norwegen       107
                      Taiwan     2490                                         Deutschland       106
                 Neuseeland      2375                                               Belgien     105
                  Slowenien      2362                                            Frankreich     104
      Vereinigtes Königreich     2318                                                 Island    104
                        Israel   2291                                                  Irland   103
                         USA     2230                                          Neuseeland       102
                       Irland    2156                                            Österreich     102
                  Frankreich     2132                                        Griechenland       98
                  Österreich     2054                                                 Italien   92

     Quellen: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2006–2015

12
Wird die Wirkung nationaler Forschungsleistungen auf               Kooperationspartner der Schweizer Forschenden
wissenschaftliche Bereiche heruntergebrochen, dann                 2011–2015 in % der Gesamtheit ihrer Kooperationen
liegt die Schweiz in «Landwirtschaft, Biologie und Um-
weltwissenschaften» an zweiter Stelle. In den «Techni-                                  USA    16,2
schen und Ingenieurwissenschaften, Informatik» sowie                              Schweiz      16,1
in den «Life Sciences» belegt die Schweiz den dritten                                Italien   10,9
Rang. Den vierten Platz hält die Schweiz in «Physik, Che-                    Deutschland       7,2
mie und Erdwissenschaften», den fünften in «Sozial- und                        Frankreich      6,0
Verhaltenswissenschaften» und den sechsten in «Klini-              Vereinigtes Königreich      5,3
                                                                                   Spanien     2,8
sche Medizin».
                                                                                      Japan    2,5
                                                                                  Russland     2,3
Ein wichtiges Indiz für die wissenschaftliche Leistungsfä-
                                                                                     Türkei    2,1
higkeit von Ländern ist die internationale Vernetzung ih-                          Kanada      2,1
rer Institutionen und Forschenden. Für die Schweiz zei-                      Niederlande       1,7
gen die Daten eine diesbezüglich stark steigende                                     China     1,6
Tendenz. Im Durchschnitt der Jahre 2011–2015 betrug                                 Belgien    1,2
dieser Anteil bereits 84%. Klar am häufigsten publizie-                           Brasilien    1,2
ren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in                             Australien     1,1
der Schweiz zusammen mit Forschenden aus US-ameri-                             Schweden        1,1
kanischen Institutionen. Auch die Nachbarländer                                      Indien    1,0
Deutschland, Frankreich und Italien sind wichtige Koope-                         Südkorea      0,9
rationspartner des international stark vernetzten For-                                Polen    0,9
schungsstandorts Schweiz.
                                                                   Quelle: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der
                                                                   Schweiz 2006–2015

Rangliste der Länder nach Impact-Faktor in den verschiedenen Fachbereichen 2011-2015

 Technische und   Physik, Chemie    Landwirtschaft,   Life Sciences         Klinische             Sozial- und      Geisteswissen-
 Ingenieurwis-    und Erdwissen-    Biologie und                            Medizin               Verhaltenswis-   schaften und
 senschaften,     schaften          Umweltwissen-                                                 senschaften      Kunst
 Informatik                         schaften
 Singapur         Singapur          USA               USA                   USA                   USA              Australien
 Australien       USA               Schweiz           V. Königreich         Finnland              V. Königreich    V. Königreich
 Schweiz          V. Königreich     V. Königreich     Schweiz               Schweden              Dänemark         Niederlande
 USA              Schweiz           Dänemark          Finnland              V. Königreich         Niederlande      USA
 V. Königreich    Australien        Australien        Australien            Dänemark              Schweiz          Kanada
 Dänemark         Deutschland       Irland            Singapur              Schweiz               Schweden         China
 Griechenland     Irland            Frankreich        Irland                Norwegen              Kanada           Belgien
 Kanada           Dänemark          Norwegen          Deutschland           Kanada                Norwegen         Deutschland
 Belgien          Griechenland      Deutschland       Kanada                Australien            Belgien          Italien
 Frankreich       Frankreich        Kanada            Dänemark              Niederlande           Singapur         Frankreich

Quelle: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2006–2015

                                                                                                                                    13
Patente
     Die Resultate schweizerischer Forschungs- und Entwick-     Triadische Patente pro Million Einwohner, 2013
     lungsarbeit münden in die Hinterlegung von Patenten.
     Auch hier gilt, dass die absoluten Zahlen der Schweiz im                 Schweiz      148
     Rahmen der weltweiten Patentaktivitäten zwar beschei-                       Japan     125
     den, gemessen an den Einwohnerzahlen der vergliche-                  Deutschland      68
     nen Länder aber erstklassig sind. Die Schweiz weist die                Schweden       67
     höchste Anzahl an Triade-Patentfamilien (gleichzeitig                  Dänemark       65
                                                                             Südkorea      63
     beim Europäischen Patentamt, beim US Patent & Trade-
                                                                            Österreich     59
     mark Office und in Japan hinterlegte Patente) pro Ein-
                                                                          Niederlande      54
     wohner auf (148 Patentfamilien pro Million Einwohne-
                                                                                  Israel   51
     rinnen und Einwohner) und belegt somit den ersten Platz                       USA     46
     welweit. Dahinter folgen Japan, Deutschland, Schweden                    Finnland     44
     und Dänemark, deren Anteile den OECD-Durchschnitt                         Belgien     42
     ebenfalls klar übertreffen.                                  OECD-Durchschnitt        40
                                                                            Frankreich     39
                                                                           Luxemburg       37
                                                                Vereinigtes Königreich     28

                                                                Quelle: OECD, Factbook 2015–2016

14
Internationales Ranking der Schweizer
Universitäten
Die Qualität des Hochschulplatzes Schweiz zeigt sich
unter anderem in internationalen Hochschulrankings.
Universitäre Hochschulen der Schweiz (Universitäten so-
wie die ETH Zürich und die EPF Lausanne) belegen in
den verschiedenen internationalen Rankings gute bis
sehr gute Platzierungen.

Stellung der universitären Hochschulen der Schweiz in internationalen Rankings

                         EPFL   ETHZ     Basel       Bern      Fribourg   Genève    Lausanne     Neuchâtel   St. Gallen   Zürich

 Shanghai Ranking
                          76     19       95       101-150     401-500       60      151-200     601-700                   58
 2017 (Top 500)
 QS Ranking 2018
                          12     10       149        167       501-550       98        146                     372         73
 (Top 500)
 Times Ranking 2018
                          38     10       95         105       201-250      130        152       401-500     401-500       136
 (Top 980)
 Leiden Ranking 2017
                          18     20       53          176                    63         83                                 60
 (Top 842)

Quelle: SBFI, 2017 (aufgeführt sind Universitäten, die in mindestens einem der Rankings vertreten sind).

Das Rolex Learning Center der ETH Lausanne (EPFL) ist ein Ort des Austauschs und des Lernens. Die darin unter anderem unter-
gebrachte Bibliothek der EPFL beherbergt mit über 500 000 gedruckten Werken eine der grössten wissenschaftlichen Sammlun-
gen Europas.

                                                                                                                                   15
Nobelpreisträger
     Albert Einstein, seit 1901 Schweizer Bürger und jahre-                   Kocher (Nobelpreis für Medizin 1909) beginnende Liste
     lang auch in der Schweiz tätig, zählt zu den weltweit be-                der Schweizer Naturwissenschafts-Nobelpreisträger. Bis
     kanntesten Denkern. Der Begründer der Relativitäts-                      heute haben 21 Wissenschaftler mit Schweizer Bürger-
     theorie und Autor bahnbrechender wissenschaftlicher                      recht einen Nobelpreis in den Naturwissenschaften zu-
     Beitrage erhielt 1921 den Nobelpreis in Physik zugespro-                 gesprochen erhalten. Auch verschiedene Literatur- und
     chen und reihte sich damit ein in die mit Emil Theodor                   Friedensnobelpreise gingen in die Schweiz.

     Schweizer Nobelpreisträger* in den Naturwissenschaften und in der Medizin

      Jahr    Preisträger                         Wirkungsort                              Staatsbürgerschaft          Nobelpreis
      1909    Emil Theodor Kocher                 Universität Bern                         Schweiz                     Medizin
      1913    Alfred Werner                       Universität Zürich                       Schweiz                     Chemie
              Charles-Edouard Guillaume           Bureau international des Poids et        Schweiz                     Physik
      1920
                                                  Mesures / Frankreich
      1921    Albert Einstein                     Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik /     Deutschland / Schweiz       Physik
                                                  Deutschland                              seit 1901 / USA
      1937    Paul Karrer                         Universität Zürich                       Schweiz                     Chemie
      1939    Leopold Ruzicka                     ETH Zürich                               Schweiz seit 1917           Chemie
      1948    Paul Hermann Müller                 Laboratorium der Farben-Fabriken         Schweiz                     Medizin
                                                  J.R. Geigy AG Basel
      1949    Walter Rudolf Hess                  Universität Zürich                       Schweiz                     Medizin
      1950    Tadeus Reichstein                   Universität Basel                        Schweiz seit 1914           Medizin

      1951    Max Theiler                         Rockefeller Foundation / USA             Schweiz / Südafrika / USA   Medizin
      1952    Felix Bloch                         Stanford University / USA                Schweiz / USA               Physik
      1957    Daniel Bovet                        Istituto Superiore di Sanità / Italien   Schweiz / Italien           Medizin
      1975    Vladimir Prelog                     ETH Zürich                               Schweiz seit 1959           Chemie
      1978     Werner Arber                       Universität Basel                        Schweiz                     Medizin
      1986     Heinrich Rohrer                    IBM Research Laboratory Rüschlikon       Schweiz                     Physik
      1987     Karl Alexander Müller              IBM Research Laboratory Rüschlikon       Schweiz                     Physik
      1991     Richard Robert Ernst               ETH Zürich                               Schweiz                     Chemie
      1992     Edmond Henri Fischer               University of Washington / USA           Schweiz                     Medizin
      1996     Rolf Zinkernagel                   Universität Zürich                       Schweiz                     Medizin
      2002     Kurt Wüthrich                      ETH Zürich                               Schweiz                     Chemie

      2017     Jacques Dubochet                   Universität Lausanne                     Schweiz                     Chemie

     * Zur Zeit der Preisverleihung im Besitz des Schweizer Bürgerrechts

16
Das Studium an den Hochschulen in der Schweiz folgt dem internationalen dreistufigen Studienmodell mit   17
Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe.
Hochschulen in der Schweiz

     Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Universitäten und Eidgenössischen Technischen
     Hochschulen (ETH), Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen ein umfassendes und vielfälti-
     ges Angebot. Das Studium folgt dem internationalen gestuften Studienmodell mit Bachelor- und Mas-
     terstufe. Die universitären Hochschulen bieten zudem die Möglichkeit der Promotion an. Allen Hoch-
     schulen ist gemeinsam, dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Weiterbildung aktiv sind
     und Dienstleistungen für Dritte erbringen.

     Das Schweizer Hochschulwesen baut auf einer jahrhun-         Die meisten kantonalen Universitäten bieten als «Volluni-
     dertelangen Tradition auf. Die erste Universität wurde       versitäten» Studiengänge in Rechts- und Sozialwissen-
     1460 in Basel gegründet. Heute verfügt die Schweiz           schaften, in Mathematik und Naturwissenschaften so-
     über ein differenziertes und durchlässiges Hochschul-        wie in Geisteswissenschaften an. Einige wenige
     system, das international beachtete Leistungen in For-       Universitäten haben ein spezifischeres Profil und konzen-
     schung und Lehre hervorbringt und das entscheidend           trieren sich auf ausgewählte Bereiche wie beispielswei-
     zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwick-      se die Universität St. Gallen, die in Europa zu den führen-
     lung des Landes beiträgt.                                    den Wirtschaftsuniversitäten zählt.

     Universitäre Hochschulen                                     Wie knapp 50 andere Staaten ist auch die Schweiz in
     Unter dem Begriff «universitäre Hochschulen» sind die        den Bologna-Prozess integriert, der zur Schaffung des
     ETH Zürich und die EPF Lausanne (EPFL) als Eidgenössi-       europäischen Hochschulraums geführt hat. Dazu haben
     sche Technische Hochschulen und zehn kantonale Uni-          die beteiligten Länder mit dem «angelsächsischen»
     versitäten zusammengefasst. Der Bund finanziert die          Studienmodell Bachelor (in der Regel drei Jahre Vollzeit-
     beiden ETH und legt deren strategische Ziele fest.           studium) und Master (weitere eineinhalb bis zwei Jahre
     Die kantonalen Hochschulen werden von den Kantonen           Vollzeitstudium) ein System einheitlicher Hochschulab-
     finanziert, wobei der Bund sie subsidiär unterstützt.        schlüsse geschaffen und das European Credit Transfer
     An den zwölf universitären Hochschulen studieren rund        System (ECTS) zur europaweiten Anrechnung vergleich-
     149 000 Personen (2016/2017). Davon sind über 50%            barer Studienleistungen eingeführt. Das Doktorat liegt
     Frauen und 25% haben ihre Hochschulzulassung im Aus-         an der Schnittstelle von Lehre und Forschung und dient
     land erworben. Dabei nimmt der Anteil von Auslände-          der Entwicklung wissenschaftlicher, fachlicher, metho-
     rinnen und Ausländern zu, je höher die Studienstufe ist      discher und transversaler Kompetenzen. Nicht zuletzt
     (Doktorierende: knapp 55%).                                  auch im Kontext des Bologna-Prozesses richten die Uni-
                                                                  versitäten ihre Angebote insbesondere ab der Master-
     Kern der von den ETH angebotenen Studiengänge und            stufe zunehmend auf international mobile Studierende
     Forschungsaktivitäten bilden die Natur- und die Ingenieur-   aus, die der englischen Sprache mächtig sind.
     wissenschaften, die Mathematik sowie die Architektur.
     Während Naturwissenschaften, Mathematik und Architek-        Fachhochschulen
     tur auch an verschiedenen kantonalen Universitäten stu-      Die sieben regional organisierten öffentlich-rechtlichen
     diert werden können, sind die beiden ETH die einzigen        Fachhochschulen sind Mitte der 1990er-Jahre aufgebaut
     universitären Hochschulen in der Schweiz, an denen Inge-     worden. Seit 2005 besteht auch eine private Fachhoch-
     nieurwissenschaften gelehrt werden.                          schule. Berufsmaturitäten stellen gesamthaft betrach-
18
Anteil der Studierenden an den universitären Hochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft

                                                                              Quelle: Bundesamt für Statistik 2015

Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft

                                                                              Quelle: Bundesamt für Statistik 2015   19
tet mit Abstand den grössten Teil der Zulassungsauswei-      Die Fachhochschulen bieten mehrheitlich Bachelorstu-
     se an Fachhochschulen dar.                                   diengänge an. Die Studiendauer des Bachelorstudiums
                                                                  beträgt bei einem Vollzeitstudium in der Regel drei Jah-
     Die Fachhochschulen bereiten durch praxisorientierte         re, berufsbegleitend vier bis fünf Jahre.
     Studien auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die An-       Das weiterführende Masterstudium wird von rund 15%
     wendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Metho-           der Bachelorabsolvierenden besucht und dauert in der
     den und gegebenenfalls künstlerische Fähigkeiten erfor-      Regel drei Semester. Masterstudien an Fachhochschulen
     dern. Im Gegensatz zu den Universitäten, welche in           sind forschungsbasiert und führen zu einem weiterge-
     erster Linie in der Grundlagenforschung tätig sind, kon-     henden berufsqualifizierenden Abschluss. Indem sie die
     zentrieren sich die Fachhochschulen auf die praxisnahe       Bedürfnisse der Wirtschaft aufnehmen, sind die Fach-
     angewandte Forschung und Entwicklung. An der Schnitt-        hochschulen auch in der Weiterbildung sehr aktiv und
     stelle von Praxis und Wissenschaft nehmen sie eine wich-     bieten diverse Weiterbildungsmaster, -diplome und -zer-
     tige Rolle als Innovationsmotoren wahr. Heute macht der      tifikate an.
     Anteil Forschung rund 25% der gesamten Betriebskos-
     ten der Fachhochschulen aus.                                 2016/2017 studierten rund 75 000 Personen an den
                                                                  Schweizer Fachhochschulen, knapp 19% davon stamm-
     Die Angebotspalette des Fachhochschulbereichs umfasst        ten aus dem Ausland und rund 46% waren Frauen.
     folgende Bereiche, wobei nicht jede Fachhochschule alle
     abdeckt: Technik und Informationstechnologien, Archi-        Pädagogische Hochschulen
     tektur, Bau- und Planungswesen, Chemie und Life Scien-       Die pädagogischen Hochschulen sind 2001 auf der
     ces, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Dienst-       Grundlage bisheriger Bildungsinstitutionen für Lehrper-
     leistungen, Design, Gesundheit, soziale Arbeit, Musik,       sonen gegründet worden. Sie orientieren sich an den
     Theater und andere Künste sowie angewandte Psycho-           gleichen Grundsätzen wie die Fachhochschulen: Die Leh-
     logie, angewandte Linguistik und Sport.                      re ist stark praxisorientiert und die Forschung anwen-
                                                                  dungsorientiert. Sie bieten ebenfalls Weiterbildungen an
                                                                  und erbringen Dienstleistungen für Dritte. Die pädagogi-
                                                                  schen Hochschulen werden durch die Kantone finanziert.

                                                                  Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen in der ob-
                                                                  ligatorischen Schule sowie im nachobligatorischen Be-
                                                                  reich wird an pädagogischen Hochschulen ausgebildet.
                                                                  Es stehen schweizweit 14 selbstständige und zwei in
                                                                  eine Fachhochschule integrierte pädagogische Hoch-
                                                                  schulen mit Diplomanerkennung der Schweizerischen
                                                                  Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren zur
                                                                  Wahl. Weitere Institutionen der Lehrpersonenbildung
                                                                  sind in andere Hochschultypen integriert. Die pädagogi-
                                                                  schen Hochschulen bilden zusammen rund 20 500 Per-
                                                                  sonen aus (2016/2017), wobei der Frauenanteil bei über
                                                                  73% liegt.

20   Berner Fachhochschule – Architektur, Holz und Bau in Biel.
Die Schweizer Hochschulen verfügen über attraktive Infrastrukturen für Lehre und Forschung. Dazu zählt
beispielsweise das Gebäude UniMail der Universität Neuenburg, welches die naturwissenschaftliche Fakultät   21
beherbergt.
Hochschul- und forschungspolitische Verwaltungsstellen und Organe
     von Bund und Kantonen

     Staatssekretariat für Bildung, Forschung und               zuständig. Der Bund hat das Präsidium in der Hoch-
     Innovation SBFI                                            schulkonferenz inne und ist zuständig für die Ge-
     Das SBFI ist auf Bundesebene unter anderem zustän-         schäftsführung.
     dig für die Bereiche Universitäten, Fachhochschulen,
     Wissenschaft, Forschung und Weltraum. Zu seinen            www.shk.ch
     Aufgaben zählen die Förderung qualitativ hochstehen-
     der Lehre und Forschung an den Schweizer Universi-         swissuniversities
     täten und Fachhochschulen, die Stärkung der interna-       Die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschu-
     tionalen Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer                len setzt sich aus den Rektorinnen und Rektoren be-
     Hochschul- und Forschungsplatzes, die Einbindung der       ziehungsweise Präsidentinnen oder Präsidenten der
     Schweizer Hochschulen in die europäische und welt-         universitären Hochschulen, Fachhochschulen und pä-
     weite Zusammenarbeit und die Koordination der              dagogischen Hochschulen zusammen.
     Schweizer Weltraumpolitik auf nationaler und interna-      swissuniversities setzt sich für eine Vertiefung und Wei-
     tionaler Ebene.                                            terentwicklung der Zusammenarbeit unter den schwei-
                                                                zerischen Hochschulen ein und fördert eine gemeinsa-
     www.sbfi.admin.ch                                          me Stimme des Hochschulraums Schweiz.

     Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie-             www.swissuniversities.ch
     hungsdirektoren EDK
     Über die EDK einigen sich die grundsätzlich für die Bil-   Schweizerischer Akkreditierungsrat
     dung zuständigen Kantone auf nationale Lösungen in         Das dritte Organ gemäss HFKG ist der Schweizerische
     wichtigen Bereichen. Typische Fragestellungen der EDK      Akkreditierungsrat. Er besteht aus einem Expertengre-
     sind die gesamtschweizerische Regelung von Eckwer-         mium, das alle Schweizer Hochschulen nach einem ein-
     ten im Bildungswesen wie Strukturen und Ziele, die         heitlichen Verfahren akkreditieren soll. Die dazugehö-
     Mobilität und die Anerkennung von Diplomen. Im             rigen Akkreditierungsverfahren werden von der ihm
     Hochschulbereich sorgt die EDK mit interkantonalen         unterstellten Akkreditierungsagentur geführt (seit
     Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarungen für        1. Januar 2015 Schweizerische Agentur für Akkreditie-
     den gleichberechtigten Zugang zu Hochschulen in der        rung und Qualitätssicherung AAQ).
     ganzen Schweiz und den Lastenausgleich zwischen
     den Kantonen.                                              Das HFKG verpflichtet die Hochschulen zur Schaffung
                                                                von Qualitätssicherungssystemen und zur institutio-
     www.edk.ch                                                 nellen Akkreditierung. Private Anbieter müssen die-
                                                                selbe Akkreditierung durchlaufen, wenn sie die
     Hochschulraum Schweiz – drei gemein-                       gesamtschweizerisch geschützte Bezeichnung «Uni-
     same Organe von Bund und Kantonen                          versität», «Fachhochschule» oder «pädagogische
                                                                Hochschule» sowie davon abgeleitete Bezeichnungen
     Mit Inkrafttreten des Hochschulförderungs- und -ko-        führen wollen. Für die öffentlich-rechtlichen Universi-
     ordinationsgesetzes HFKG am 1. Januar 2015 sind neu        täten und Fachhochschulen ist die institutionelle
     drei gemeinsame hochschulpolitische Organe von Bund        Akkreditierung zudem eine der Voraussetzungen für
     und Kantonen für einen koordinierten Schweizer Hoch-       die Beitragsberechtigung.
     schulraum zuständig.
                                                                www.aaq.ch
     Schweizerische Hochschulkonferenz SHK                      www.akkreditierungsrat.ch
     Die SHK ist das oberste hochschulpolitische Organ der
     Schweiz und sorgt für die gesamtschweizerische Ko-
     ordination der Tätigkeiten von Bund und Kantonen im
     Hochschulbereich. Sie verfügt über rechtsetzende
     Kompetenzen, gibt Empfehlungen und Stellungnah-
     men ab und ist im Weiteren für die gesamtschweize-
     rische hochschulpolitische Koordination und Aufga-
     benteilung in besonders kostenintensiven Bereichen
22
Höhere Berufsbildung – Teil der Tertiärstufe
Ebenfalls zur Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems zählt die höhere Berufsbildung. Sie er-
möglicht eine passgenaue berufliche Höherqualifizierung breiter Kreise entsprechend den Bedürf-
nissen des Arbeitsmarktes. Damit stärkt sie indirekt das forschungsorientierte akademische Sys-
tem. Zudem trägt sie dazu bei, der Wirtschaft eine ideale Mischung von qualifizierten Berufsleuten
bereitzustellen.

Hoher Praxisbezug                                          Gemeinsames Engagement von Privaten und
Rund 400 Berufs- und höhere Fachprüfungen sowie            öffentlicher Hand
57 Bildungsgänge, die in rund 40 verschiedenen Rah-        Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt
menlehrplänen verankert sind, stehen an höheren            setzen sich gemeinsam für eine qualitativ hochstehen-
Fachschulen zur Wahl. Kennzeichen der höheren Be-          de Berufsbildung ein. Der starke Einbezug der Organi-
rufsbildung sind der starke Bezug zum Arbeitsmarkt         sationen der Arbeitswelt ist eine zentrale Vorausset-
und die enge Verbindung von Theorie und Praxis.            zung für die Ausrichtung der Bildungsangebote und
Durch den Einbezug der Berufsverbände und anderer          Prüfungen auf den Arbeitsmarkt. Private und öffentli-
Organisationen der Arbeitswelt als Träger der Prüfun-      che Bildungsinstitutionen bieten Vorbereitungskurse
gen und der Rahmenlehrpläne der höheren Fachschu-          auf eidgenössische Prüfungen und Bildungsgänge hö-
len ist sichergestellt, dass neue Qualifikationsanforde-   herer Fachschulen an.
rungen rasch umgesetzt werden. Das garantiert einen
hohen Innovationsrhythmus und verhindert Ausbil-           Die Finanzierung der höheren Berufsbildung wird von
dungen, die in der Wirtschaft nicht (mehr) nachgefragt     privater und öffentlicher Seite getragen.
werden.
                                                           Weitere Informationen zur Berufsbildung
Verschiedene Zugänge                                       in der Schweiz:
Die höhere Berufsbildung trägt den individuellen Le-       www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_de
bensumständen, Lernkurven und Bedürfnissen der Be-
rufsleute Rechnung. Unabhängig vom Alter bietet sie        Berufsbildung in der Schweiz –
Möglichkeiten für den Erwerb eines höheren Ab-             Publikationen:
schlusses. Vorausgesetzt wird in der Regel eine mehr-      www.sbfi.admin.ch/pubbb
jährige, qualifizierte Berufserfahrung im jeweiligen
Fachgebiet. Den Absolventinnen und Absolventen ei-
ner beruflichen Grundbildung bietet die höhere Be-
rufsbildung Perspektiven für die berufliche Weiterent-
wicklung und Höherqualifizierung. Das stärkt die Att-
raktivität der Berufsbildung insgesamt. Auch Hoch-
schulabsolventinnen und -absolventen nutzen eidge-
nössische Prüfungen, insbesondere höhere Fachprü-
fungen, als Zusatzqualifizierungen für den Arbeits-
markt (z.B. im Treuhand- und Finanzwesen).
                                                                                                                   23
Start einer Ariane-5 Rakete in Kourou, Französisch-Guyana: Die Schweiz beteiligt sich an verschiedenen internationalen Forschungspro-
grammen und -organisationen, so unter anderem an der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Von der Grundlagenforschung
   zur marktfähigen Innovation

Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet
die Grundlagenforschung im Wesentlichen an den Hochschulen statt. Im Gegenzug ist die angewandte
Forschung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen in marktfähige Innovationen primär die
Domäne der Privatwirtschaft und der Fachhochschulen.

Die öffentliche Forschungsfinanzierung setzt auf      Finanzierung von Forschung und Entwicklung 2015
die Eigeninitiative der Forschenden, das Wett-
bewerbsprinzip und qualitative Förderkriterien.                                         in Millionen CHF   in %
In der öffentlichen Forschungsförderung ist
der Bund zuständig für die Finanzierung der            Öffentliche Hand                            5375    24,4
Forschungs- und Innovationsförderung des
Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der              – davon Bund                              3103    14,1
Innosuisse. Auch unterstützt er die Forschungs-
einrichtungen des ETH-Bereichs und den Schwei-           – davon Kantone                           2272    10,3
zerischen Innovationspark sowie subsidiär rund
30 weitere, ausserhalb der Hochschulen angesie-        Private Unternehmen                       14 002    63,5
delte Forschungsstätten. Die Kantone engagie-
ren sich vor allem als Träger der Universitäten und    Andere nationale Quellen                     429     1,9
Fachhochschulen.
                                                       Ausland                                     2253    10,2
Die internationale Forschungszusammen-
arbeit hat für die Schweiz einen sehr ho-              Total                                     22 059    100
hen Stellenwert. Einerseits beteiligt sie sich an
zahlreichen multilateralen Forschungsorganisatio-
nen und Forschungsprogrammen. Darunter                Durchführung von Forschung und Entwicklung 2015
fallen beispielsweise das CERN, die Europäi-
sche Weltraumorganisation ESA, die Initiative                                           in Millionen CHF   in %
für grenzüberschreitende Kooperationsprojek-
te in marktorientierter industrieller Forschung        Private Unternehmen                        15 660   71,0
und Entwicklung EUREKA sowie COST, die Eu-
ropäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der            Öffentliche Hand                             194     0,9
wissenschaftlichen und technischen Forschung.
Zudem beteiligt sich die Schweiz an den mehrjäh-       Hochschulen                                 5885    26,7
rigen Forschungsrahmenprogrammen der Euro-
                                                       Private
päischen Union. Andererseits pflegt die Schweiz                                                     320     1,4
                                                       (nicht-gewinnorientiert)
aber auch die bilaterale Forschungszusammen-
arbeit mit ausgewählten Schwerpunktländern             Total                                      22 059   100
ausserhalb Europas.
                                                      Quelle: Bundesamt für Statistik
                                                                                                                  25
Forschende der Empa entwickeln weiche Sensoren für smarte Textilien: Die in einem Stoff eingewebten Fasern sind mit
     Sensoren ausgestattet, welche die Herzfrequenz messen können. Sie halten sogar einen Desinfektionswaschgang aus und
     eignen sich daher vor allem auch für den Spitalbereich.

     Hochschulen
     Der Grossteil der öffentlich finanzierten Grundlagenfor-      Die Fachhochschulen sind vor allem in der angewandten
     schung wird an den kantonalen Universitäten und im            Forschung und Entwicklung tätig. Sie orientieren sich
     ETH-Bereich durchgeführt. Letzterer umfasst neben den         eng an den Bedürfnissen von Wirtschaft, Kultur und öf-
     beiden ETH Zürich und Lausanne vier spezialisierte For-       fentlicher Hand. Indem sie den Transfer zwischen den
     schungsinstitute: das Paul Scherrer Institut PSI, die Eid-    Forschungslabors und dem Markt ermöglichen, bilden
     genössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und            sie ein wichtiges Glied in der Innovationskette.
     Landschaft WSL, die Eidgenössische Materialprüfungs-
     und Forschungsanstalt Empa sowie das Wasserfor-
     schungsinstitut Eawag.

                          Die Forschungsinstitutionen des ETH-Bereichs
                          Paul Scherrer Institut PSI
                          Das Paul Scherrer Institut PSI in Villigen ist das grösste Forschungszentrum für Natur- und Inge-
                          nieurwissenschaften in der Schweiz. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf drei The-
                          menschwerpunkte: Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit.
                          Das PSI entwickelt, baut und betreibt komplexe Grossforschungsanlagen. Jährlich führen mehr
                          als 2400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an den einzigartigen
                          Anlagen Experimente durch. Das PSI betreibt mit der Schweizer Spallations-Neutronenquelle
                          (SINQ), der Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS), der Schweizer Myonenquelle (SμS) und dem
                          Freie-Elektronen-Röntgenlaser (SwissFEL) wissenschaftliche Forschungsinfrastrukturen, die aus-
                          sergewöhnliche Einblicke in die Vorgänge im Inneren verschiedener Stoffe und Materialien bie-
                          ten. Diese Anlagen sind in der Schweiz einzigartig, einzelne gibt es weltweit nur am PSI.

                          Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
                          Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL befasst sich mit
                          der Nutzung und Gestaltung sowie dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen
                          und nimmt eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Umsetzung wahr. Sie erarbeitet
                          Beiträge und Lösungen, damit der Mensch Landschaften und Wälder verantwortungsvoll nut-
                          zen und mit Naturgefahren, wie sie insbesondere in Gebirgsländern auftreten, umsichtig um-
                          gehen kann. Die WSL nimmt in diesen Forschungsgebieten einen internationalen Spitzenplatz
                          ein und liefert Grundlagen für eine nachhaltige Umweltpolitik in der Schweiz. Sie entwickelt Lö-
                          sungsstrategien für gesellschaftlich relevante Probleme – gemeinsam mit ihren Partnern aus Wis-
                          senschaft, Gesellschaft und Wirtschaft. Nebst dem Hauptsitz in Birmensdorf und dem WSL-In-
                          stitut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos fördern Aussenstellen in Lausanne,
                          Cadenazzo und Sion lokale Synergien und den Dialog mit der Praxis.
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Proben von Blaualgen aus Seen am Alpenrand werden im Labor des Wasserforschungsinstitut Eawag untersucht. Die Ergebnisse
zeigen: Die Zusammensetzung dieser Algen wird unter anderem aufgrund der Klimaerwärmung immer uniformer, was bedeutet,
dass sich die Artenvielfalt vermindert.

                    Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa
                    Die Empa ist das interdisziplinäre Forschungsinstitut des ETH-Bereichs für Materialwissenschaf-
                    ten und Technologie mit Sitz in Dübendorf, St. Gallen und Thun. Als Brücke zwischen Forschung
                    und praktischer Anwendung erarbeitet die Empa innovative Lösungen für die vorrangigen Her-
                    ausforderungen von Industrie und Gesellschaft in den Bereichen nanostrukturierte, «smarte»
                    Materialien und Oberflächen, Umwelt-, Energie- und nachhaltige Gebäudetechnologien sowie
                    Bio- und Medizinaltechnologien. Indem die Empa Forschungsergebnisse gemeinsam mit Indus-
                    triepartnern in marktfähige Innovationen umwandelt, trägt sie dazu bei, die Innovationskraft
                    und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu stärken. Zudem schafft
                    sie die wissenschaftlichen Grundlagen für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung. Als Insti-
                    tution des ETH-Bereichs ist die Empa in all ihren Tätigkeiten der Exzellenz verpflichtet.

                    Wasserforschungsinstitut Eawag
                    Die Eawag hat ihren Hauptsitz in Dübendorf. Sie befasst sich mit Konzepten und Technologien
                    für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, dem Abwasser und den Gewässern.
                    In Zusammenarbeit mit Hochschulen, weiteren Forschungsinstitutionen, öffentlichen Stellen, der
                    Wirtschaft und mit Nichtregierungsorganisationen trägt die Eawag dazu bei, ökologische, wirt-
                    schaftliche und soziale Interessen an den Gewässern in Einklang zu bringen. Sie nimmt damit
                    eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis wahr. Dazu fokussiert sie ihre Forschung
                    auf drei Schwerpunkte: Wasser für das Wohlergehen des Menschen, Wasser für das Funktionie-
                    ren der Ökosysteme und Strategien bei Nutzungskonflikten zwischen Mensch und Ökosystem.

Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der              ƒƒ Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) konzent-
wissenschaftlichen Forschung SNF                                rieren sich auf die Erarbeitung konkreter Beiträge zur
Der SNF ist das wichtigste Förderorgan des Bundes für           Lösung von Problemen von nationaler Bedeutung.
die wissenschaftliche Forschung in allen Disziplinen. Der       Im Rahmen von NFP werden gesellschaftlich wichti-
SNF fördert über seinen Grundauftrag mit der Hälfte sei-        ge Themen untersucht. Im Bereich Umwelt, Energie
nes Budgets Forschungsprojekte, die nach dem Wettbe-            und Technologie wird zum Beispiel die nachhaltige
werbsprinzip und den höchsten internationalen Quali-            Nutzung der Ressource Boden und die Energiewende
tätskriterien beurteilt werden. Mit seinen Instrumenten         erforscht. Im Bereich der Medizin werden zum Beispiel
der Karriereförderung unterstützt er zusätzlich heraus-         antimikrobielle Resistenzen, die Gesundheitsversor-
ragende Forschende und namentlich den wissenschaft-             gung und die Chancen und Risiken von Nanomate-
lichen Nachwuchs.                                               rialien untersucht. Ein weiteres Beispiel ist der Bereich
                                                                der Informationstechnologien, in dem ein grosses
Neben der Projekt- und Personenförderung ist der SNF            Innovationspotenzial vermutet wird und welcher sich
vom Bundesrat mit der Durchführung der Nationalen For-          unter anderem mit Big Data sowie der Digitalisierung
schungsschwerpunkte und der Nationalen Forschungs-              und den damit verbundenen gesellschaftlichen wie
programme beauftragt:                                           auch technologischen Herausforderungen befasst.

                                                                                                                            27
Das Schweizerische Forschungszentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) forscht unter anderem an der Förderung von
     erneuerbaren Energien. Ein Projekt des vom Bund unterstützten Technologiekompetenzzentrums ist Kaleo-Solar, welches die
     Produktion von bedruckten Solarpanels ermöglicht. Diese bieten eine neue Optik für Solarenergie und können in verschiedens-
     ten Bereichen wie Architektur und Werbung zum Einsatz kommen.

     ƒƒ Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) sind             Akademien der Wissenschaften Schweiz
        institutionell abgestützte Forschungsvorhaben von            Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sind das ge-
        gesamtschweizerischer Bedeutung. Gefördert wer-              meinsame Dach der Akademie der Naturwissenschaften
        den Forschungsnetzwerke von höchster Qualität,               Schweiz, der Schweizerischen Akademie der Geistes- und
        mit besonderer Gewichtung interdisziplinärer An-             Sozialwissenschaften, der Schweizerischen Akademie der
        sätze oder aber neuer, innovativer Fragestellungen           Medizinischen Wissenschaften, der Schweizerischen
        innerhalb einer Disziplin. Überdies engagieren sich          Akademie der Technischen Wissenschaften sowie des
        die NFS in der Nachwuchs- und Gleichstellungsförde-          Kompetenzzentrums für Technologiefolgen-Abschät-
        rung und im Wissenstransfer. Jeder NFS besteht aus           zung TA-SWISS und Science et Cité, eine Stiftung zur
        einem federführenden Kompetenzzentrum und ei-                Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Ge-
        nem Netz aus nationalen wie internationalen Partnern         sellschaft. Der Verbund hat drei Kernaufgaben: Die Früh-
        von Hochschulen und Forschungsinstitutionen. Mit             erkennung und Kommunikation gesellschaftlich relevan-
        dem seit dem Jahr 2000 bestehenden Instrument                ter Entwicklungen und der sich daraus ergebenden
        werden zurzeit 16 Forschungsschwerpunkte geför-              Konsequenzen im Bereich Bildung, Forschung und Inno-
        dert.                                                        vation; das Engagement in der Wahrnehmung ethisch
                                                                     begründeter Verantwortung bei der Gewinnung wissen-
     Innosuisse – Schweizerische Agentur für                         schaftlicher Erkenntnisse und bei ihrer praxisbezogenen
     Innovationsförderung                                            Anwendung; die Pflege des partnerschaftlichen Dialogs
     Innosuisse hat als Förderagentur des Bundes den Auf-            zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Der Verbund
     trag, wissenschaftsbasierte Innovation im Interesse von         und die einzelnen Akademien sind mit einem Leistungs-
     Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern, sodass marktfä-         auftrag des Bundes ausgestattet und erhalten Bundes-
     hige neue Produkte und Dienstleistungen entstehen kön-          mittel.
     nen. Innosuisse fördert Innovationsprojekte, die Unter-
     nehmen sowie private oder öffentliche Einrichtungen             Forschungseinrichtungen von nationaler
     gemeinsam mit Forschungsinstitutionen durchführen.              Bedeutung
                                                                     Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung ausgewähl-
     Innosuisse fördert das unternehmerische Denken des              ter Forschungseinrichtungen ausserhalb des Hochschul-
     Nachwuchses in Wissenschaft und Wirtschaft. Sie bietet          bereichs. Als Beispiele genannt seien das Schweizerische
     Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern durch                 Forschungszentrum für Elektronik und Mikrotechnik
     Ausbildungsprogramme und Coachings professionelle               CSEM in Neuenburg, das Schweizerische Institut für Al-
     Unterstützung, um eine Geschäftsidee in einem neuen             lergie- und Asthma-Forschung SIAF in Davos, das Swiss
     Unternehmen erfolgreich umzusetzen. Unterstützt wer-            Institute of Bioinformatics SIB (Bern, Basel, Genf, Lau-
     den wissenschaftsbasierte Start-ups mit grossem Markt-          sanne, Zürich), das Schweizerische Tropen- und Public
     potenzial.                                                      Health-Institut Swiss TPH in Basel und die Schweizer Stif-
                                                                     tung für die Forschung in den Sozialwissenschaften FORS
     Die nationalen thematischen Netzwerke verbinden Un-             in Lausanne. Von den knapp 30 geförderten Institutio-
     ternehmen und Forschungsinstitutionen. Thematische              nen verspricht sich der Bund wissenschaftliche Impulse
     Fachveranstaltungen bringen Vertreterinnen und Vertre-          auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften,
     ter von Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.                   der Medizin und Biologie sowie in verschiedenen natur-
                                                                     wissenschaftlichen und technischen Disziplinen.

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