Hochschulen und Forschung in der Schweiz
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Bilder: Innosuisse (S. 4); Switzerland Global Enterprise (S. 5); TWIICE (S. 6); Jungfrauregion (S. 8); UNO Genève (S. 9); Parlamentsdienste (S. 9, S. 29); EPFL, Alain Herzog (S. 15); Iris Krebs (S. 17, S. 23); HES-SO Valais-Wallis (S. 20); Pädagogische Hochschule Luzern (S. 20); yves- andre.ch, Universität Neuenburg (S. 21); ESA (S. 24); Empa (S. 26); Eawag (S. 27); CSEM (S. 28); CERN (S. 30); Aleksandar Cikota, ESO (S. 31); Béatrice Devènes (S. 32); Ralph Eichenberger, iHomeLab (S. 33); swissnex India (S. 34); Frank Brüderli, Universität Zürich (S. 36); Alain Herzog, EPFL (S. 38); Universität Basel (S. 39); Universität Freiburg (S. 41); Universität Genf (S. 42); Alain Herzog, UNIL (S. 43); Universität Neuenburg (S. 45); Universität St.Gallen (S. 46); USI (S. 47); Universität Zürich (S. 48); Hochschule Luzern (S. 50); HES-SO (S. 54). Titelbild: Die Schweiz zählt zu den führenden Ländern in der Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien. An der ETH Zürich werden beispielsweise Algorithmen zur Steuerung von Drohnen entwickelt. Dadurch können diese sich autonom bewegen. Das Titelbild wurde im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds im Jahr 2017 durchgeführten Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder ge- würdigt. Bild: Mirjam Frei / Paul Beuchat (ETH Zürich), SNSF Scientific Image Competition
Inhalt Auf einen Blick 4 Die Schweiz im Porträt 7 Der Hochschul- und Forschungsplatz Schweiz im internationalen Vergleich 10 Hochschulen in der Schweiz 18 Von der Grundlagenforschung zur marktfähigen Innovation 25 Hochschulporträts 37 Weitere Informationen 57 Das Bildungssystem in der Schweiz 58 3
Auf einen Blick Schweizer Hochschulen – vielfältiges Forschung – international vernetzt Angebot in hoher Qualität Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Uni- Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung versitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschu- zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die Grund- len (ETH), Fachhochschulen und pädagogischen Hoch- lagenforschung im Wesentlichen an den ETH und den Uni- schulen ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Das versitäten statt. Im Gegenzug ist die angewandte For- Studium folgt dem internationalen gestuften Studien- schung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen modell mit Bachelor- und Masterstufe. Zudem bieten in marktfähige Innovationen primär die Domäne der Pri- die universitären Hochschulen die Möglichkeit der Pro- vatwirtschaft und der Fachhochschulen. motion an. Das Doktorat liegt an der Schnittstelle von Lehre und Forschung und bereitet auf eine forschungs- Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Li- orientierte Tätigkeit im universitären und ausseruniver- nie auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbe- sitären Bereich vor. Allen Hochschulen ist gemeinsam, werbsprinzip und qualitative Beurteilungskriterien. dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Wei- Der Bund ist zuständig für die Forschungs- und Innova- terbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Dritte er- tionsförderung. In Wahrnehmung dieses Auftrags finan- bringen. ziert er den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die In- nosuisse sowie die Akademien der Wissenschaften. Die Hochschulen erzielen international beachtete Leis- Auch beteiligt er sich an der Finanzierung der kantona- tungen und tragen entscheidend zur wirtschaftlichen, len Universitäten und der Fachhochschulen (über die kulturellen und sozialen Entwicklung des Landes bei. Grundbeiträge). Hervorzuheben sind: Das vielfältige und qualitativ hochstehende Studien- Weiter finanziert er die Institutionen des ETH-Bereiches angebot in allen Disziplinen und Fachbereichen. sowie subsidiär knapp 30 Forschungseinrichtungen von Die regelmässig sehr guten Platzierungen der Mehr- heit der universitären Hochschulen in internationalen Rankings. Die Offenheit des Hochschulsystems, zu dem alle mit den entsprechenden anerkannten Vorbildungen grundsätzlich Zugang haben. Die hohe Erwerbsquote der Hochschulabsolventin- nen und -absolventen. Die hohen und international anerkannten Forschungs- leistungen. Die international hohe Attraktivität: Rund ein Fünftel aller Studierenden haben ihre Hochschulzulassung im Ausland erworben. Bei den Forschenden an Schwei- zer Hochschulen besitzen rund 50% einen ausländi- schen Pass. Knochen mit dem Laser schneiden statt sägen: Ein von der In- nosuisse gefördertes Innovationsprojekt der Universität Basel und des Unternehmens AOT AG ermöglicht neue Wege in der Knochenchirurgie. Dank neuartiger Robotertechnik mit einer Laserquelle werden die Schnitte genauer, sie heilen schneller 4 und sind für Patientinnen und Patienten weniger traumatisch.
Der Röntgenlaser SwissFel ist die neuste Grossforschungsanlage des Paul Scherrer Instituts. Die Anlage kann sehr kurze Pulse von Röntgenlicht mit Lasereigenschaften erzeugen (auf dem Bild ist ein Teil des Beschleunigers abgebildet). Damit werden Forschende extrem schnelle Vorgänge wie die Entstehung neuer Moleküle bei chemischen Reaktionen verfolgen, die detaillierte Struktur le- benswichtiger Proteine bestimmen oder den genauen Aufbau von Materialien klären können. nationaler Bedeutung ausserhalb des Hochschulbereichs Innovations- und Wettbewerbsfähig- sowie den Schweizerischen Innovationspark. Die Kanto- keit – weltweit an der Spitze ne engagieren sich vor allem als Träger der Universitä- ten und Fachhochschulen. Die Schweiz zählt zu den weltweit wettbewerbsfähigs- ten Ländern. In Rankings wie dem Global Competitiven- Die internationale Forschungszusammenarbeit hat für ess Report, dem Global Innovation Index von INSEAD und die Schweiz einen sehr hohen Stellenwert. Einerseits be- dem Innovation Union Scoreboard belegt die Schweiz re- teiligt sie sich an zahlreichen internationalen Forschungs- gelmässig den ersten Platz oder Spitzenplätze. organisationen und -programmen wie am CERN, von welchem sie auch Sitzstaat ist, oder an den mehrjähri- Diese Ergebnisse gründen unter anderem auf dem guten gen Forschungsrahmenprogrammen der Europäischen Zusammenspiel zwischen der Privatwirtschaft und den Union (EU). Andererseits pflegt sie weltweit bilaterale öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen des ETH- Forschungszusammenarbeit mit ausgewählten Schwer- Bereichs, der Universitäten und der Fachhochschulen. punktländern. Wegleitende Prinzipien für die Schweizer Hochschul- institutionen sind ihre Autonomie und Weltoffenheit, Was die Leistungsfähigkeit der Forschung betrifft, liegt letztere sowohl unter dem Gesichtspunkt des Ideen- wie die Schweiz bei den wissenschaftlichen Publikationen in auch des Personenaustauschs. Die für die Privatwirt- Relation zur Bevölkerungszahl im internationalen Ver- schaft günstigen Rahmenbedingungen sind mit ein gleich an der Spitze. Zudem finden die Publikationen in Grund dafür, dass in der Schweiz rund zwei Drittel der der internationalen Forschungsgemeinschaft überdurch- Forschung von privaten Unternehmen finanziert werden schnittliche Beachtung. Erfolgreich war bisher auch die (2015: Total 22,1 Mrd. CHF; davon Private 14 Mrd. CHF Teilnahme an den kompetitiven Forschungsrahmenpro- (63,5%)). grammen der EU. Kennzahlen der Schweiz Fläche: 41 300 km2 Bevölkerung: 8,24 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner Landessprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch Bruttoinlandprodukt (BIP): 527 Milliarden USD (2016) Bruttoinlandprodukt pro Kopf: 62 900 USD (2016) Jährliche Wachstumsrate BIP: 0,9% (2016) 5
Der vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Nationale Forschungsschwerpunkt (NCCR) Robotik führt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf Forschungsinstitutionen zusammen (ETH Lausanne [EPFL], ETH Zürich, Universität Zürich, Universität Bern und das Istituto Dalle Molle di Studi sull’Intelligenza Artificiale der Fachhochschule der italienischen Schweiz und der Universität der 6 italienischen Schweiz). Sie entwickeln neue, auf den Menschen ausgerichtete Robotertechnologien für mehr Lebensqualität. TWIICE, ein Spin-Off des Nationalen Forschungsschwerpunkts, konstruiert beispielsweise Mobilitätshilfen für Querschnittsgelähmte nach einer Rückenmarksverletzung.
Die Schweiz im Porträt Die Schweiz als kleines Land zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus: Sprachen, Kulturen, Wirt- schaftszweige und Landschaftsformen wechseln sich auf kleinstem Raum ab. Die Schweiz steht aber auch für Weltoffenheit: Rund 25 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen ausländischen Pass, die Wirtschaft ist stark exportorientiert und verschiedene internationale Organisationen haben hier ihren Sitz. Die Lebensqualität ist hoch. Von den über 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwoh- grosse kulturelle Vielfalt auf. Dies zeigt sich in den vier nern der Schweiz besitzen rund 25% einen ausländi- Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rä- schen Pass. Mit einer Fläche von 41 300 km2 zählt die toromanisch; dabei werden Deutsch mit rund 63 Pro- Schweiz zu den kleinsten Staaten Europas. Aufgrund ih- zent und Französisch mit knapp 23 Prozent am häufigs- rer Naturschönheiten geniesst sie weltweit einen her- ten gesprochen. vorragenden Ruf als Tourismusdestination. Wie in vielen anderen Ländern besitzt auch in der Mitten in Europa – kulturelle Vielfalt Schweiz das Englische einen hohen Stellenwert. Es wird Dank ihrer zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ge- namentlich im Geschäftsleben sowie im Hochschul- und meinsamen Grenzen mit Deutschland, Frankreich, Ita- Forschungsbereich zunehmend verwendet. lien, Liechtenstein und Österreich weist die Schweiz eine Basel Zürich Bern Lausanne Genf Lugano 7
Das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in den Alpen des Berner Oberlands. Bergwelt und Ballungszentren Sektors aus, in welchem über 75% der erwerbstätigen Die Schweiz ist eine wichtige Kommunikations- und Bevölkerung ihr Auskommen finden. Über 20% der Er- Transportdrehscheibe zwischen Nord- und Südeuropa. werbstätigen arbeiten im Industriesektor und rund 3% Natur- und Kulturraum sind stark durch die sich von in der Landwirtschaft. West nach Ost erstreckenden Alpen mit Bergen bis über 4600 Metern Höhe geprägt. Im Mittelland, wo die Dank dem sehr hohen Ausbildungsstand der Bevölkerung Schweiz flach ist, ist sie stark besiedelt. Hier leben rund und der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft überschrei- drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Mit mehr als einer tet die Arbeitslosenrate in der Schweiz selbst in weltwirt- Million Bewohnerinnen und Bewohnern ist Zürich die schaftlich schwierigen Zeiten kaum die Marke von 4 %. grösste Agglomeration, gefolgt von Basel und Genf mit je knapp einer halben Million. Ihre Stärke bezieht die Schweizer Wirtschaft aus ihren vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die 99% der Hohe Lebensqualität Betriebe ausmachen und die zwei Drittel aller Arbeits- Die Schweiz zeichnet sich durch eine hohe Lebensquali- plätze anbieten. Das Land beherbergt aber auch Sitz und tät aus. In Mercers «Quality of Living worldwide city ran- Entscheidungszentren zahlreicher multinationaler Gross- king» (2018), einem internationalen Vergleich von über unternehmen mit Schweizer oder ausländischen Wur- 200 Städten, belegt Zürich den zweiten Platz. Genf fin- zeln. Ihren Ursprung in der Schweiz haben beispielswei- det sich auf Platz 8 und Basel auf Platz 10. Die Studie un- se die Nahrungsmittelgruppe Nestlé, der weltweit tersucht zahlreiche Kriterien, die das politische, wirt- grösste Uhrenkonzern Swatch, der Rückversicherer Swiss schaftliche und soziale Leben bewerten sowie Re oder die Pharma- bzw. Chemiekonzerne Novartis und verschiedene öffentliche Dienstleistungen aus den Be- Roche. Viele ausländische oder Schweizer Firmen steu- reichen Ökologie, persönliche Sicherheit, Gesundheit, ern ihre globalen oder europäischen Aktivitäten von der Bildung und Transport. Schweiz aus. Innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaft Grösste industrielle Arbeitgeberin ist die Maschinen-, Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe Elektro- und Metallindustrie. Die Hightech-Industrie internationale Wettbewerbsfähigkeit, einen hohen Spe- nimmt in der Schweizer Volkswirtschaft eine Schlüssel- zialisierungsgrad und eine starke Stellung des tertiären stellung ein. Bedeutende Wirtschaftszweige sind zudem die Biotechnologie, die Medizinaltechnik und die Um- Rang Stadt Land welttechnologie. International einen guten Ruf geniesst 1 Wien Österreich auch das Schweizer Gesundheitswesen. 2 Zürich Schweiz 3 Auckland Neuseeland Die Schweizer Wirtschaft ist stark exportorientiert. Sie 3 München Deutschland verdient jeden zweiten Franken im Ausland, dies insbe- sondere mit Ausfuhren in die Mitgliedstaaten der Euro- 5 Vancouver Kanada päischen Union. Dabei machen chemische, mechanische 6 Düsseldorf Deutschland und elektrotechnische Produkte mehr als die Hälfte der 7 Frankfurt Deutschland Schweizer Exporteinnahmen aus. 8 Genf Schweiz 9 Kopenhagen Dänemark 10 Basel Schweiz Quelle: Mercer Survey, 2018 8
Das Parlamentsgebäude in Bern. Bedeutende Investitionen in Forschung und Europa (OSZE). Ihre Ausstrahlung verdankt die Schweiz Entwicklung auch ihrem humanitären Engagement und der Tatsa- Die Schweizer Wirtschaft ist im internationalen Vergleich che, dass sie zahlreiche internationale Organisationen äusserst innovativ und wettbewerbsfähig. Einer der beherbergt, wie etwa das Internationale Komitee vom Gründe für dieses gute Abschneiden ist der Umstand, Roten Kreuz mit Sitz ebenfalls in Genf. Dazu haben dass in der Schweiz der Bildung und Forschung zentra- zahlreiche Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz, dar- les Gewicht beigemessen wird: Rund 5% des Schweizer unter das Internationale Olympische Komitee, der Welt- BIP werden jährlich für die Bildung ausgegeben, weite- fussballverband oder der Volleyballweltverband. re 3,4% für Aktivitäten in der Forschung und Entwick- lung (F&E). Dabei sind es vor allem die privaten Unter- Zusammenarbeit mit der Europäischen Union nehmen, die massgeblich in F&E investieren und jährlich Die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und rund 14 Mrd. Franken (2015) dafür einsetzen. Diese pri- der EU wurden und werden auf der Basis bilateraler vaten F&E-Investitionen erzielen zusammen mit denjeni- Abkommen fortlaufend sektoriell vertieft. Im Bildungs- gen der öffentlichen Hand, die insbesondere die Grund- und Forschungsbereich stehen die Teilnahmen an den lagenforschung fördert, ihre Wirkung: Die Schweiz hat Forschungsrahmenprogrammen und die Beteiligung an international eine aussergewöhnlich hohe Reputation als den Mobilitäts- und Austauschprogrammen im Vorder- wissensbasierter und innovationsgetriebener Werkplatz. grund. Politische Stabilität Mit einem weiteren Abkommen wurden die Grund- Die Schweiz ist ein 1848 gegründeter, demokratischer regeln der Personenfreizügigkeit, wie sie innerhalb der und republikanischer Bundesstaat, der auf einer langen EU zur Anwendung kommen, schrittweise auch zwi- Tradition aufbaut. Das Land steht für Stabilität und Si- schen der Schweiz und der EU eingeführt. Staatsan- cherheit. Grundlage dafür ist das politische und wirt- gehörige der Schweiz und der EU-Staaten haben das schaftliche System der Schweiz mit politischem Ausgleich Recht, ihren Arbeitsplatz bzw. Aufenthaltsort innerhalb und Dezentralisierung der Macht. Föderalistisch aufge- der Staatsgebiete der Vertragsparteien frei zu wählen. baut, besteht die Schweiz aus 26 Kantonen. Alle Kan- Ergänzt wird die Personenfreizügigkeit durch die ge- tone haben eigene Verfassungen, Parlamente, Regierun- genseitige Anerkennung der Berufsdiplome und die Ko- gen und Gerichte. Sie besitzen weitgehende Autonomie ordination der nationalen Sozialversicherungssysteme. in den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Raumplanung, öffentliche Sicherheit sowie Rechtspflege. Der Bund seinerseits ist zuständig für die Landesvertei- digung, die Aussenpolitik, das Geldwesen, die Post, die Eisenbahn und das Nationalstrassennetz. Bundesstadt ist Bern, wo das Eidgenössische Parlament tagt, die Re- gierung ihren Sitz hat und der Grossteil der Bundesver- waltung lokalisiert ist. Die Aussenpolitik der Schweiz gründet auf dem Neut- ralitätsprinzip. Das hindert sie aber nicht, international aktiv zu sein, so unter anderem im Rahmen der UNO, die in Genf einen ihrer Hauptsitze hat, oder innerhalb der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Palais des Nations, europäischer Hauptsitz der UNO in Genf. 9
Der Hochschul- und Forschungs- platz Schweiz im internationalen Vergleich Die Qualität des Bildungssystems und die Kreativität der Forschenden sind für die Innovationskraft und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz von zentraler Bedeutung. Für den Erhalt und Ausbau der auf vielen Gebieten international erfolgreichen Stellung des Bildungs- und Forschungsplatzes Schweiz tätigen die öffentliche Hand und die Privaten kontinuierlich bedeutende Investitionen. Bildungsausgaben Bildungsausgaben in % des BIP Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Bildungsaus- gaben der Schweiz auf 4,7% ihres Bruttoinlandproduk- Vereinigtes Königreich 6,6% tes, was leicht unter dem Durchschnitt der OECD-Län- Neuseeland 6,4% der (5,2%) liegt. Mehr für Bildung geben unter anderem Südkorea 6,3% das Vereinigte Königreich (6,6%), Neuseeland (6,4%), Norwegen 6,2% Südkorea (6,3%) und die USA (6,2%) aus. Weniger in USA 6,2% die Bildung als die Schweiz investieren beispielsweise Kanada 6,2% Deutschland (4,3%) und Tschechien (3,9%). Island 6,0% Israel 5,8% Portugal 5,8% Belgien 5,8% Australien 5,8% Finnland 5,7% Niederlande 5,4% Schweden 5,4% Mexiko 5,4% Frankreich 5,3% Chile 5,2% OECD-Durchschnitt 5,2% Estland 5,0% Österreich 4,9% Türkei 4,9% Irland 4,8% Schweiz 4,7% Polen 4,7% Slowenien 4,6% Japan 4,4% Deutschland 4,3% Tschechien 3,9% * nur öffentliche Ausgaben Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2017 10
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die nationalen Forschungs- und Entwicklungsausgaben Bildungsausgaben in Relation zum Total aller Personen Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Forschungs- setzt, die sich im gegebenen Land in Ausbildung befin- und Entwicklungsausgaben der Schweiz auf 3,4% des den: Pro Kopf gibt die Schweiz jährlich rund 17 500 USD Bruttoinlandprodukts. Dieser Wert liegt, namentlich aus und liegt somit nach Luxemburg (24 045 USD) welt- dank dem hohen Engagement der Schweizer Unterneh- weit an zweiter Stelle, gefolgt von den USA und Norwe- men, deutlich über dem OECD-Mittel von 2,4%. Der ent- gen mit je rund 16 000 USD. Der OECD-Durchschnitt sprechende Wert bedeutender Industrieländer wie etwa liegt bei rund 10 800 USD. Deutschland (2,9%), die USA (2,7%) oder Frankreich (2,3%) ist tiefer als jener der Schweiz. Weltweit investie- ren lediglich Südkorea und Israel mit je 4,2% mehr Mit- tel in Forschung und Entwicklung als die Schweiz. Bildungsausgaben pro Kopf in USD Forschungsausgaben in % des BIP Luxemburg 24 045 Israel 4,2% Schweiz 17 436 Südkorea 4,2% USA 16 268 Schweiz (2015) 3,4% Norwegen 15 510 Schweden 3,3% Österreich 14 549 Japan 3,1% Vereinigtes Königreich 13 906 Österreich 3,1% Schweden 13 219 Deutschland 2,9% Belgien 12 796 Dänemark 2,9% Niederlande 12 495 Finnland 2,8% Deutschland 12 063 USA 2,7% Japan 11 654 Belgien 2,5% Finnland 11 381 11 184 OECD-Durchschnitt 2,4% Frankreich Australien 11 149 Frankreich 2,3% Island 10 782 Island 2,1% OECD-Durchschnitt 10 759 Norwegen 2,0% Neuseeland 10 205 Niederlande 2,0% Irland 10 030 Slowenien 2,0% Südkorea 9 873 Australien (2015) 1,9% Slowenien 9 698 Vereinigtes Königreich 1,7% Italien 9 317 Tschechien 1,7% Spanien 8 752 Portugal 8 516 Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators Estland 8 389 Database, 2017/2 Israel 7 758 Tschechien 7 751 Polen 7 374 Slowakei 7 279 Ungarn 6 126 Chile 5 135 Türkei 4 259 Mexiko 3 703 * nur öffentliche Ausgaben Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2017 11
Wissenschaftliche Publikationen Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz sind ver- Auch bezüglich der anhand der Zitationen von wissen- antwortlich für rund 1,1% aller weltweit publizierten wis- schaftlichen Artikeln gemessenen Wirkung (Impact) der senschaftlichen Artikel (Scientific Papers). Wenn man die wissenschaftlichen Produktion hat die Schweiz im inter- absoluten Werte der nationalen Wissensproduktionen nationalen Vergleich eine herausragende Stellung. Wis- ins Verhältnis setzt zur Bevölkerungszahl, so liegt die senschaftliche Artikel aus der Schweiz finden überdurch- Schweiz, gefolgt von Dänemark, im internationalen Ver- schnittliche Beachtung in der Forschungsgemeinschaft. gleich an der Spitze. Wissenschaftliche Artikel pro Jahr und pro Million Impact (relativer Zitationsindex 2011-2015) Einwohner, 2011-2015 Schweiz 4286 USA 124 Dänemark 4041 Vereinigtes Königreich 119 Island 3906 Schweiz 118 Australien 3775 Singapur 118 Finnland 3696 Dänemark 113 Niederlande 3611 Australien 111 Norwegen 3610 Kanada 110 Schweden 3524 Finnland 108 Kanada 2869 Schweden 108 Singapur 2772 Niederlande 108 Belgien 2528 Norwegen 107 Taiwan 2490 Deutschland 106 Neuseeland 2375 Belgien 105 Slowenien 2362 Frankreich 104 Vereinigtes Königreich 2318 Island 104 Israel 2291 Irland 103 USA 2230 Neuseeland 102 Irland 2156 Österreich 102 Frankreich 2132 Griechenland 98 Österreich 2054 Italien 92 Quellen: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2006–2015 12
Wird die Wirkung nationaler Forschungsleistungen auf Kooperationspartner der Schweizer Forschenden wissenschaftliche Bereiche heruntergebrochen, dann 2011–2015 in % der Gesamtheit ihrer Kooperationen liegt die Schweiz in «Landwirtschaft, Biologie und Um- weltwissenschaften» an zweiter Stelle. In den «Techni- USA 16,2 schen und Ingenieurwissenschaften, Informatik» sowie Schweiz 16,1 in den «Life Sciences» belegt die Schweiz den dritten Italien 10,9 Rang. Den vierten Platz hält die Schweiz in «Physik, Che- Deutschland 7,2 mie und Erdwissenschaften», den fünften in «Sozial- und Frankreich 6,0 Verhaltenswissenschaften» und den sechsten in «Klini- Vereinigtes Königreich 5,3 Spanien 2,8 sche Medizin». Japan 2,5 Russland 2,3 Ein wichtiges Indiz für die wissenschaftliche Leistungsfä- Türkei 2,1 higkeit von Ländern ist die internationale Vernetzung ih- Kanada 2,1 rer Institutionen und Forschenden. Für die Schweiz zei- Niederlande 1,7 gen die Daten eine diesbezüglich stark steigende China 1,6 Tendenz. Im Durchschnitt der Jahre 2011–2015 betrug Belgien 1,2 dieser Anteil bereits 84%. Klar am häufigsten publizie- Brasilien 1,2 ren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Australien 1,1 der Schweiz zusammen mit Forschenden aus US-ameri- Schweden 1,1 kanischen Institutionen. Auch die Nachbarländer Indien 1,0 Deutschland, Frankreich und Italien sind wichtige Koope- Südkorea 0,9 rationspartner des international stark vernetzten For- Polen 0,9 schungsstandorts Schweiz. Quelle: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2006–2015 Rangliste der Länder nach Impact-Faktor in den verschiedenen Fachbereichen 2011-2015 Technische und Physik, Chemie Landwirtschaft, Life Sciences Klinische Sozial- und Geisteswissen- Ingenieurwis- und Erdwissen- Biologie und Medizin Verhaltenswis- schaften und senschaften, schaften Umweltwissen- senschaften Kunst Informatik schaften Singapur Singapur USA USA USA USA Australien Australien USA Schweiz V. Königreich Finnland V. Königreich V. Königreich Schweiz V. Königreich V. Königreich Schweiz Schweden Dänemark Niederlande USA Schweiz Dänemark Finnland V. Königreich Niederlande USA V. Königreich Australien Australien Australien Dänemark Schweiz Kanada Dänemark Deutschland Irland Singapur Schweiz Schweden China Griechenland Irland Frankreich Irland Norwegen Kanada Belgien Kanada Dänemark Norwegen Deutschland Kanada Norwegen Deutschland Belgien Griechenland Deutschland Kanada Australien Belgien Italien Frankreich Frankreich Kanada Dänemark Niederlande Singapur Frankreich Quelle: SBFI 2017, Wissenschaftliche Publikationen in der Schweiz 2006–2015 13
Patente Die Resultate schweizerischer Forschungs- und Entwick- Triadische Patente pro Million Einwohner, 2013 lungsarbeit münden in die Hinterlegung von Patenten. Auch hier gilt, dass die absoluten Zahlen der Schweiz im Schweiz 148 Rahmen der weltweiten Patentaktivitäten zwar beschei- Japan 125 den, gemessen an den Einwohnerzahlen der vergliche- Deutschland 68 nen Länder aber erstklassig sind. Die Schweiz weist die Schweden 67 höchste Anzahl an Triade-Patentfamilien (gleichzeitig Dänemark 65 Südkorea 63 beim Europäischen Patentamt, beim US Patent & Trade- Österreich 59 mark Office und in Japan hinterlegte Patente) pro Ein- Niederlande 54 wohner auf (148 Patentfamilien pro Million Einwohne- Israel 51 rinnen und Einwohner) und belegt somit den ersten Platz USA 46 welweit. Dahinter folgen Japan, Deutschland, Schweden Finnland 44 und Dänemark, deren Anteile den OECD-Durchschnitt Belgien 42 ebenfalls klar übertreffen. OECD-Durchschnitt 40 Frankreich 39 Luxemburg 37 Vereinigtes Königreich 28 Quelle: OECD, Factbook 2015–2016 14
Internationales Ranking der Schweizer Universitäten Die Qualität des Hochschulplatzes Schweiz zeigt sich unter anderem in internationalen Hochschulrankings. Universitäre Hochschulen der Schweiz (Universitäten so- wie die ETH Zürich und die EPF Lausanne) belegen in den verschiedenen internationalen Rankings gute bis sehr gute Platzierungen. Stellung der universitären Hochschulen der Schweiz in internationalen Rankings EPFL ETHZ Basel Bern Fribourg Genève Lausanne Neuchâtel St. Gallen Zürich Shanghai Ranking 76 19 95 101-150 401-500 60 151-200 601-700 58 2017 (Top 500) QS Ranking 2018 12 10 149 167 501-550 98 146 372 73 (Top 500) Times Ranking 2018 38 10 95 105 201-250 130 152 401-500 401-500 136 (Top 980) Leiden Ranking 2017 18 20 53 176 63 83 60 (Top 842) Quelle: SBFI, 2017 (aufgeführt sind Universitäten, die in mindestens einem der Rankings vertreten sind). Das Rolex Learning Center der ETH Lausanne (EPFL) ist ein Ort des Austauschs und des Lernens. Die darin unter anderem unter- gebrachte Bibliothek der EPFL beherbergt mit über 500 000 gedruckten Werken eine der grössten wissenschaftlichen Sammlun- gen Europas. 15
Nobelpreisträger Albert Einstein, seit 1901 Schweizer Bürger und jahre- Kocher (Nobelpreis für Medizin 1909) beginnende Liste lang auch in der Schweiz tätig, zählt zu den weltweit be- der Schweizer Naturwissenschafts-Nobelpreisträger. Bis kanntesten Denkern. Der Begründer der Relativitäts- heute haben 21 Wissenschaftler mit Schweizer Bürger- theorie und Autor bahnbrechender wissenschaftlicher recht einen Nobelpreis in den Naturwissenschaften zu- Beitrage erhielt 1921 den Nobelpreis in Physik zugespro- gesprochen erhalten. Auch verschiedene Literatur- und chen und reihte sich damit ein in die mit Emil Theodor Friedensnobelpreise gingen in die Schweiz. Schweizer Nobelpreisträger* in den Naturwissenschaften und in der Medizin Jahr Preisträger Wirkungsort Staatsbürgerschaft Nobelpreis 1909 Emil Theodor Kocher Universität Bern Schweiz Medizin 1913 Alfred Werner Universität Zürich Schweiz Chemie Charles-Edouard Guillaume Bureau international des Poids et Schweiz Physik 1920 Mesures / Frankreich 1921 Albert Einstein Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik / Deutschland / Schweiz Physik Deutschland seit 1901 / USA 1937 Paul Karrer Universität Zürich Schweiz Chemie 1939 Leopold Ruzicka ETH Zürich Schweiz seit 1917 Chemie 1948 Paul Hermann Müller Laboratorium der Farben-Fabriken Schweiz Medizin J.R. Geigy AG Basel 1949 Walter Rudolf Hess Universität Zürich Schweiz Medizin 1950 Tadeus Reichstein Universität Basel Schweiz seit 1914 Medizin 1951 Max Theiler Rockefeller Foundation / USA Schweiz / Südafrika / USA Medizin 1952 Felix Bloch Stanford University / USA Schweiz / USA Physik 1957 Daniel Bovet Istituto Superiore di Sanità / Italien Schweiz / Italien Medizin 1975 Vladimir Prelog ETH Zürich Schweiz seit 1959 Chemie 1978 Werner Arber Universität Basel Schweiz Medizin 1986 Heinrich Rohrer IBM Research Laboratory Rüschlikon Schweiz Physik 1987 Karl Alexander Müller IBM Research Laboratory Rüschlikon Schweiz Physik 1991 Richard Robert Ernst ETH Zürich Schweiz Chemie 1992 Edmond Henri Fischer University of Washington / USA Schweiz Medizin 1996 Rolf Zinkernagel Universität Zürich Schweiz Medizin 2002 Kurt Wüthrich ETH Zürich Schweiz Chemie 2017 Jacques Dubochet Universität Lausanne Schweiz Chemie * Zur Zeit der Preisverleihung im Besitz des Schweizer Bürgerrechts 16
Das Studium an den Hochschulen in der Schweiz folgt dem internationalen dreistufigen Studienmodell mit 17 Bachelor-, Master- und Doktoratsstufe.
Hochschulen in der Schweiz Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Universitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH), Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen ein umfassendes und vielfälti- ges Angebot. Das Studium folgt dem internationalen gestuften Studienmodell mit Bachelor- und Mas- terstufe. Die universitären Hochschulen bieten zudem die Möglichkeit der Promotion an. Allen Hoch- schulen ist gemeinsam, dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Weiterbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Dritte erbringen. Das Schweizer Hochschulwesen baut auf einer jahrhun- Die meisten kantonalen Universitäten bieten als «Volluni- dertelangen Tradition auf. Die erste Universität wurde versitäten» Studiengänge in Rechts- und Sozialwissen- 1460 in Basel gegründet. Heute verfügt die Schweiz schaften, in Mathematik und Naturwissenschaften so- über ein differenziertes und durchlässiges Hochschul- wie in Geisteswissenschaften an. Einige wenige system, das international beachtete Leistungen in For- Universitäten haben ein spezifischeres Profil und konzen- schung und Lehre hervorbringt und das entscheidend trieren sich auf ausgewählte Bereiche wie beispielswei- zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwick- se die Universität St. Gallen, die in Europa zu den führen- lung des Landes beiträgt. den Wirtschaftsuniversitäten zählt. Universitäre Hochschulen Wie knapp 50 andere Staaten ist auch die Schweiz in Unter dem Begriff «universitäre Hochschulen» sind die den Bologna-Prozess integriert, der zur Schaffung des ETH Zürich und die EPF Lausanne (EPFL) als Eidgenössi- europäischen Hochschulraums geführt hat. Dazu haben sche Technische Hochschulen und zehn kantonale Uni- die beteiligten Länder mit dem «angelsächsischen» versitäten zusammengefasst. Der Bund finanziert die Studienmodell Bachelor (in der Regel drei Jahre Vollzeit- beiden ETH und legt deren strategische Ziele fest. studium) und Master (weitere eineinhalb bis zwei Jahre Die kantonalen Hochschulen werden von den Kantonen Vollzeitstudium) ein System einheitlicher Hochschulab- finanziert, wobei der Bund sie subsidiär unterstützt. schlüsse geschaffen und das European Credit Transfer An den zwölf universitären Hochschulen studieren rund System (ECTS) zur europaweiten Anrechnung vergleich- 149 000 Personen (2016/2017). Davon sind über 50% barer Studienleistungen eingeführt. Das Doktorat liegt Frauen und 25% haben ihre Hochschulzulassung im Aus- an der Schnittstelle von Lehre und Forschung und dient land erworben. Dabei nimmt der Anteil von Auslände- der Entwicklung wissenschaftlicher, fachlicher, metho- rinnen und Ausländern zu, je höher die Studienstufe ist discher und transversaler Kompetenzen. Nicht zuletzt (Doktorierende: knapp 55%). auch im Kontext des Bologna-Prozesses richten die Uni- versitäten ihre Angebote insbesondere ab der Master- Kern der von den ETH angebotenen Studiengänge und stufe zunehmend auf international mobile Studierende Forschungsaktivitäten bilden die Natur- und die Ingenieur- aus, die der englischen Sprache mächtig sind. wissenschaften, die Mathematik sowie die Architektur. Während Naturwissenschaften, Mathematik und Architek- Fachhochschulen tur auch an verschiedenen kantonalen Universitäten stu- Die sieben regional organisierten öffentlich-rechtlichen diert werden können, sind die beiden ETH die einzigen Fachhochschulen sind Mitte der 1990er-Jahre aufgebaut universitären Hochschulen in der Schweiz, an denen Inge- worden. Seit 2005 besteht auch eine private Fachhoch- nieurwissenschaften gelehrt werden. schule. Berufsmaturitäten stellen gesamthaft betrach- 18
Anteil der Studierenden an den universitären Hochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft Quelle: Bundesamt für Statistik 2015 Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft Quelle: Bundesamt für Statistik 2015 19
tet mit Abstand den grössten Teil der Zulassungsauswei- Die Fachhochschulen bieten mehrheitlich Bachelorstu- se an Fachhochschulen dar. diengänge an. Die Studiendauer des Bachelorstudiums beträgt bei einem Vollzeitstudium in der Regel drei Jah- Die Fachhochschulen bereiten durch praxisorientierte re, berufsbegleitend vier bis fünf Jahre. Studien auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die An- Das weiterführende Masterstudium wird von rund 15% wendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Metho- der Bachelorabsolvierenden besucht und dauert in der den und gegebenenfalls künstlerische Fähigkeiten erfor- Regel drei Semester. Masterstudien an Fachhochschulen dern. Im Gegensatz zu den Universitäten, welche in sind forschungsbasiert und führen zu einem weiterge- erster Linie in der Grundlagenforschung tätig sind, kon- henden berufsqualifizierenden Abschluss. Indem sie die zentrieren sich die Fachhochschulen auf die praxisnahe Bedürfnisse der Wirtschaft aufnehmen, sind die Fach- angewandte Forschung und Entwicklung. An der Schnitt- hochschulen auch in der Weiterbildung sehr aktiv und stelle von Praxis und Wissenschaft nehmen sie eine wich- bieten diverse Weiterbildungsmaster, -diplome und -zer- tige Rolle als Innovationsmotoren wahr. Heute macht der tifikate an. Anteil Forschung rund 25% der gesamten Betriebskos- ten der Fachhochschulen aus. 2016/2017 studierten rund 75 000 Personen an den Schweizer Fachhochschulen, knapp 19% davon stamm- Die Angebotspalette des Fachhochschulbereichs umfasst ten aus dem Ausland und rund 46% waren Frauen. folgende Bereiche, wobei nicht jede Fachhochschule alle abdeckt: Technik und Informationstechnologien, Archi- Pädagogische Hochschulen tektur, Bau- und Planungswesen, Chemie und Life Scien- Die pädagogischen Hochschulen sind 2001 auf der ces, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Dienst- Grundlage bisheriger Bildungsinstitutionen für Lehrper- leistungen, Design, Gesundheit, soziale Arbeit, Musik, sonen gegründet worden. Sie orientieren sich an den Theater und andere Künste sowie angewandte Psycho- gleichen Grundsätzen wie die Fachhochschulen: Die Leh- logie, angewandte Linguistik und Sport. re ist stark praxisorientiert und die Forschung anwen- dungsorientiert. Sie bieten ebenfalls Weiterbildungen an und erbringen Dienstleistungen für Dritte. Die pädagogi- schen Hochschulen werden durch die Kantone finanziert. Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen in der ob- ligatorischen Schule sowie im nachobligatorischen Be- reich wird an pädagogischen Hochschulen ausgebildet. Es stehen schweizweit 14 selbstständige und zwei in eine Fachhochschule integrierte pädagogische Hoch- schulen mit Diplomanerkennung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren zur Wahl. Weitere Institutionen der Lehrpersonenbildung sind in andere Hochschultypen integriert. Die pädagogi- schen Hochschulen bilden zusammen rund 20 500 Per- sonen aus (2016/2017), wobei der Frauenanteil bei über 73% liegt. 20 Berner Fachhochschule – Architektur, Holz und Bau in Biel.
Die Schweizer Hochschulen verfügen über attraktive Infrastrukturen für Lehre und Forschung. Dazu zählt beispielsweise das Gebäude UniMail der Universität Neuenburg, welches die naturwissenschaftliche Fakultät 21 beherbergt.
Hochschul- und forschungspolitische Verwaltungsstellen und Organe von Bund und Kantonen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und zuständig. Der Bund hat das Präsidium in der Hoch- Innovation SBFI schulkonferenz inne und ist zuständig für die Ge- Das SBFI ist auf Bundesebene unter anderem zustän- schäftsführung. dig für die Bereiche Universitäten, Fachhochschulen, Wissenschaft, Forschung und Weltraum. Zu seinen www.shk.ch Aufgaben zählen die Förderung qualitativ hochstehen- der Lehre und Forschung an den Schweizer Universi- swissuniversities täten und Fachhochschulen, die Stärkung der interna- Die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschu- tionalen Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer len setzt sich aus den Rektorinnen und Rektoren be- Hochschul- und Forschungsplatzes, die Einbindung der ziehungsweise Präsidentinnen oder Präsidenten der Schweizer Hochschulen in die europäische und welt- universitären Hochschulen, Fachhochschulen und pä- weite Zusammenarbeit und die Koordination der dagogischen Hochschulen zusammen. Schweizer Weltraumpolitik auf nationaler und interna- swissuniversities setzt sich für eine Vertiefung und Wei- tionaler Ebene. terentwicklung der Zusammenarbeit unter den schwei- zerischen Hochschulen ein und fördert eine gemeinsa- www.sbfi.admin.ch me Stimme des Hochschulraums Schweiz. Schweizerische Konferenz der kantonalen Erzie- www.swissuniversities.ch hungsdirektoren EDK Über die EDK einigen sich die grundsätzlich für die Bil- Schweizerischer Akkreditierungsrat dung zuständigen Kantone auf nationale Lösungen in Das dritte Organ gemäss HFKG ist der Schweizerische wichtigen Bereichen. Typische Fragestellungen der EDK Akkreditierungsrat. Er besteht aus einem Expertengre- sind die gesamtschweizerische Regelung von Eckwer- mium, das alle Schweizer Hochschulen nach einem ein- ten im Bildungswesen wie Strukturen und Ziele, die heitlichen Verfahren akkreditieren soll. Die dazugehö- Mobilität und die Anerkennung von Diplomen. Im rigen Akkreditierungsverfahren werden von der ihm Hochschulbereich sorgt die EDK mit interkantonalen unterstellten Akkreditierungsagentur geführt (seit Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarungen für 1. Januar 2015 Schweizerische Agentur für Akkreditie- den gleichberechtigten Zugang zu Hochschulen in der rung und Qualitätssicherung AAQ). ganzen Schweiz und den Lastenausgleich zwischen den Kantonen. Das HFKG verpflichtet die Hochschulen zur Schaffung von Qualitätssicherungssystemen und zur institutio- www.edk.ch nellen Akkreditierung. Private Anbieter müssen die- selbe Akkreditierung durchlaufen, wenn sie die Hochschulraum Schweiz – drei gemein- gesamtschweizerisch geschützte Bezeichnung «Uni- same Organe von Bund und Kantonen versität», «Fachhochschule» oder «pädagogische Hochschule» sowie davon abgeleitete Bezeichnungen Mit Inkrafttreten des Hochschulförderungs- und -ko- führen wollen. Für die öffentlich-rechtlichen Universi- ordinationsgesetzes HFKG am 1. Januar 2015 sind neu täten und Fachhochschulen ist die institutionelle drei gemeinsame hochschulpolitische Organe von Bund Akkreditierung zudem eine der Voraussetzungen für und Kantonen für einen koordinierten Schweizer Hoch- die Beitragsberechtigung. schulraum zuständig. www.aaq.ch Schweizerische Hochschulkonferenz SHK www.akkreditierungsrat.ch Die SHK ist das oberste hochschulpolitische Organ der Schweiz und sorgt für die gesamtschweizerische Ko- ordination der Tätigkeiten von Bund und Kantonen im Hochschulbereich. Sie verfügt über rechtsetzende Kompetenzen, gibt Empfehlungen und Stellungnah- men ab und ist im Weiteren für die gesamtschweize- rische hochschulpolitische Koordination und Aufga- benteilung in besonders kostenintensiven Bereichen 22
Höhere Berufsbildung – Teil der Tertiärstufe Ebenfalls zur Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems zählt die höhere Berufsbildung. Sie er- möglicht eine passgenaue berufliche Höherqualifizierung breiter Kreise entsprechend den Bedürf- nissen des Arbeitsmarktes. Damit stärkt sie indirekt das forschungsorientierte akademische Sys- tem. Zudem trägt sie dazu bei, der Wirtschaft eine ideale Mischung von qualifizierten Berufsleuten bereitzustellen. Hoher Praxisbezug Gemeinsames Engagement von Privaten und Rund 400 Berufs- und höhere Fachprüfungen sowie öffentlicher Hand 57 Bildungsgänge, die in rund 40 verschiedenen Rah- Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt menlehrplänen verankert sind, stehen an höheren setzen sich gemeinsam für eine qualitativ hochstehen- Fachschulen zur Wahl. Kennzeichen der höheren Be- de Berufsbildung ein. Der starke Einbezug der Organi- rufsbildung sind der starke Bezug zum Arbeitsmarkt sationen der Arbeitswelt ist eine zentrale Vorausset- und die enge Verbindung von Theorie und Praxis. zung für die Ausrichtung der Bildungsangebote und Durch den Einbezug der Berufsverbände und anderer Prüfungen auf den Arbeitsmarkt. Private und öffentli- Organisationen der Arbeitswelt als Träger der Prüfun- che Bildungsinstitutionen bieten Vorbereitungskurse gen und der Rahmenlehrpläne der höheren Fachschu- auf eidgenössische Prüfungen und Bildungsgänge hö- len ist sichergestellt, dass neue Qualifikationsanforde- herer Fachschulen an. rungen rasch umgesetzt werden. Das garantiert einen hohen Innovationsrhythmus und verhindert Ausbil- Die Finanzierung der höheren Berufsbildung wird von dungen, die in der Wirtschaft nicht (mehr) nachgefragt privater und öffentlicher Seite getragen. werden. Weitere Informationen zur Berufsbildung Verschiedene Zugänge in der Schweiz: Die höhere Berufsbildung trägt den individuellen Le- www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_de bensumständen, Lernkurven und Bedürfnissen der Be- rufsleute Rechnung. Unabhängig vom Alter bietet sie Berufsbildung in der Schweiz – Möglichkeiten für den Erwerb eines höheren Ab- Publikationen: schlusses. Vorausgesetzt wird in der Regel eine mehr- www.sbfi.admin.ch/pubbb jährige, qualifizierte Berufserfahrung im jeweiligen Fachgebiet. Den Absolventinnen und Absolventen ei- ner beruflichen Grundbildung bietet die höhere Be- rufsbildung Perspektiven für die berufliche Weiterent- wicklung und Höherqualifizierung. Das stärkt die Att- raktivität der Berufsbildung insgesamt. Auch Hoch- schulabsolventinnen und -absolventen nutzen eidge- nössische Prüfungen, insbesondere höhere Fachprü- fungen, als Zusatzqualifizierungen für den Arbeits- markt (z.B. im Treuhand- und Finanzwesen). 23
Start einer Ariane-5 Rakete in Kourou, Französisch-Guyana: Die Schweiz beteiligt sich an verschiedenen internationalen Forschungspro- grammen und -organisationen, so unter anderem an der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Von der Grundlagenforschung zur marktfähigen Innovation Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die Grundlagenforschung im Wesentlichen an den Hochschulen statt. Im Gegenzug ist die angewandte Forschung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen in marktfähige Innovationen primär die Domäne der Privatwirtschaft und der Fachhochschulen. Die öffentliche Forschungsfinanzierung setzt auf Finanzierung von Forschung und Entwicklung 2015 die Eigeninitiative der Forschenden, das Wett- bewerbsprinzip und qualitative Förderkriterien. in Millionen CHF in % In der öffentlichen Forschungsförderung ist der Bund zuständig für die Finanzierung der Öffentliche Hand 5375 24,4 Forschungs- und Innovationsförderung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der – davon Bund 3103 14,1 Innosuisse. Auch unterstützt er die Forschungs- einrichtungen des ETH-Bereichs und den Schwei- – davon Kantone 2272 10,3 zerischen Innovationspark sowie subsidiär rund 30 weitere, ausserhalb der Hochschulen angesie- Private Unternehmen 14 002 63,5 delte Forschungsstätten. Die Kantone engagie- ren sich vor allem als Träger der Universitäten und Andere nationale Quellen 429 1,9 Fachhochschulen. Ausland 2253 10,2 Die internationale Forschungszusammen- arbeit hat für die Schweiz einen sehr ho- Total 22 059 100 hen Stellenwert. Einerseits beteiligt sie sich an zahlreichen multilateralen Forschungsorganisatio- nen und Forschungsprogrammen. Darunter Durchführung von Forschung und Entwicklung 2015 fallen beispielsweise das CERN, die Europäi- sche Weltraumorganisation ESA, die Initiative in Millionen CHF in % für grenzüberschreitende Kooperationsprojek- te in marktorientierter industrieller Forschung Private Unternehmen 15 660 71,0 und Entwicklung EUREKA sowie COST, die Eu- ropäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Öffentliche Hand 194 0,9 wissenschaftlichen und technischen Forschung. Zudem beteiligt sich die Schweiz an den mehrjäh- Hochschulen 5885 26,7 rigen Forschungsrahmenprogrammen der Euro- Private päischen Union. Andererseits pflegt die Schweiz 320 1,4 (nicht-gewinnorientiert) aber auch die bilaterale Forschungszusammen- arbeit mit ausgewählten Schwerpunktländern Total 22 059 100 ausserhalb Europas. Quelle: Bundesamt für Statistik 25
Forschende der Empa entwickeln weiche Sensoren für smarte Textilien: Die in einem Stoff eingewebten Fasern sind mit Sensoren ausgestattet, welche die Herzfrequenz messen können. Sie halten sogar einen Desinfektionswaschgang aus und eignen sich daher vor allem auch für den Spitalbereich. Hochschulen Der Grossteil der öffentlich finanzierten Grundlagenfor- Die Fachhochschulen sind vor allem in der angewandten schung wird an den kantonalen Universitäten und im Forschung und Entwicklung tätig. Sie orientieren sich ETH-Bereich durchgeführt. Letzterer umfasst neben den eng an den Bedürfnissen von Wirtschaft, Kultur und öf- beiden ETH Zürich und Lausanne vier spezialisierte For- fentlicher Hand. Indem sie den Transfer zwischen den schungsinstitute: das Paul Scherrer Institut PSI, die Eid- Forschungslabors und dem Markt ermöglichen, bilden genössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und sie ein wichtiges Glied in der Innovationskette. Landschaft WSL, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa sowie das Wasserfor- schungsinstitut Eawag. Die Forschungsinstitutionen des ETH-Bereichs Paul Scherrer Institut PSI Das Paul Scherrer Institut PSI in Villigen ist das grösste Forschungszentrum für Natur- und Inge- nieurwissenschaften in der Schweiz. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf drei The- menschwerpunkte: Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Das PSI entwickelt, baut und betreibt komplexe Grossforschungsanlagen. Jährlich führen mehr als 2400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an den einzigartigen Anlagen Experimente durch. Das PSI betreibt mit der Schweizer Spallations-Neutronenquelle (SINQ), der Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS), der Schweizer Myonenquelle (SμS) und dem Freie-Elektronen-Röntgenlaser (SwissFEL) wissenschaftliche Forschungsinfrastrukturen, die aus- sergewöhnliche Einblicke in die Vorgänge im Inneren verschiedener Stoffe und Materialien bie- ten. Diese Anlagen sind in der Schweiz einzigartig, einzelne gibt es weltweit nur am PSI. Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL befasst sich mit der Nutzung und Gestaltung sowie dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen und nimmt eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Umsetzung wahr. Sie erarbeitet Beiträge und Lösungen, damit der Mensch Landschaften und Wälder verantwortungsvoll nut- zen und mit Naturgefahren, wie sie insbesondere in Gebirgsländern auftreten, umsichtig um- gehen kann. Die WSL nimmt in diesen Forschungsgebieten einen internationalen Spitzenplatz ein und liefert Grundlagen für eine nachhaltige Umweltpolitik in der Schweiz. Sie entwickelt Lö- sungsstrategien für gesellschaftlich relevante Probleme – gemeinsam mit ihren Partnern aus Wis- senschaft, Gesellschaft und Wirtschaft. Nebst dem Hauptsitz in Birmensdorf und dem WSL-In- stitut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos fördern Aussenstellen in Lausanne, Cadenazzo und Sion lokale Synergien und den Dialog mit der Praxis. 26
Proben von Blaualgen aus Seen am Alpenrand werden im Labor des Wasserforschungsinstitut Eawag untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Die Zusammensetzung dieser Algen wird unter anderem aufgrund der Klimaerwärmung immer uniformer, was bedeutet, dass sich die Artenvielfalt vermindert. Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa Die Empa ist das interdisziplinäre Forschungsinstitut des ETH-Bereichs für Materialwissenschaf- ten und Technologie mit Sitz in Dübendorf, St. Gallen und Thun. Als Brücke zwischen Forschung und praktischer Anwendung erarbeitet die Empa innovative Lösungen für die vorrangigen Her- ausforderungen von Industrie und Gesellschaft in den Bereichen nanostrukturierte, «smarte» Materialien und Oberflächen, Umwelt-, Energie- und nachhaltige Gebäudetechnologien sowie Bio- und Medizinaltechnologien. Indem die Empa Forschungsergebnisse gemeinsam mit Indus- triepartnern in marktfähige Innovationen umwandelt, trägt sie dazu bei, die Innovationskraft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft zu stärken. Zudem schafft sie die wissenschaftlichen Grundlagen für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung. Als Insti- tution des ETH-Bereichs ist die Empa in all ihren Tätigkeiten der Exzellenz verpflichtet. Wasserforschungsinstitut Eawag Die Eawag hat ihren Hauptsitz in Dübendorf. Sie befasst sich mit Konzepten und Technologien für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser, dem Abwasser und den Gewässern. In Zusammenarbeit mit Hochschulen, weiteren Forschungsinstitutionen, öffentlichen Stellen, der Wirtschaft und mit Nichtregierungsorganisationen trägt die Eawag dazu bei, ökologische, wirt- schaftliche und soziale Interessen an den Gewässern in Einklang zu bringen. Sie nimmt damit eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis wahr. Dazu fokussiert sie ihre Forschung auf drei Schwerpunkte: Wasser für das Wohlergehen des Menschen, Wasser für das Funktionie- ren der Ökosysteme und Strategien bei Nutzungskonflikten zwischen Mensch und Ökosystem. Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) konzent- wissenschaftlichen Forschung SNF rieren sich auf die Erarbeitung konkreter Beiträge zur Der SNF ist das wichtigste Förderorgan des Bundes für Lösung von Problemen von nationaler Bedeutung. die wissenschaftliche Forschung in allen Disziplinen. Der Im Rahmen von NFP werden gesellschaftlich wichti- SNF fördert über seinen Grundauftrag mit der Hälfte sei- ge Themen untersucht. Im Bereich Umwelt, Energie nes Budgets Forschungsprojekte, die nach dem Wettbe- und Technologie wird zum Beispiel die nachhaltige werbsprinzip und den höchsten internationalen Quali- Nutzung der Ressource Boden und die Energiewende tätskriterien beurteilt werden. Mit seinen Instrumenten erforscht. Im Bereich der Medizin werden zum Beispiel der Karriereförderung unterstützt er zusätzlich heraus- antimikrobielle Resistenzen, die Gesundheitsversor- ragende Forschende und namentlich den wissenschaft- gung und die Chancen und Risiken von Nanomate- lichen Nachwuchs. rialien untersucht. Ein weiteres Beispiel ist der Bereich der Informationstechnologien, in dem ein grosses Neben der Projekt- und Personenförderung ist der SNF Innovationspotenzial vermutet wird und welcher sich vom Bundesrat mit der Durchführung der Nationalen For- unter anderem mit Big Data sowie der Digitalisierung schungsschwerpunkte und der Nationalen Forschungs- und den damit verbundenen gesellschaftlichen wie programme beauftragt: auch technologischen Herausforderungen befasst. 27
Das Schweizerische Forschungszentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) forscht unter anderem an der Förderung von erneuerbaren Energien. Ein Projekt des vom Bund unterstützten Technologiekompetenzzentrums ist Kaleo-Solar, welches die Produktion von bedruckten Solarpanels ermöglicht. Diese bieten eine neue Optik für Solarenergie und können in verschiedens- ten Bereichen wie Architektur und Werbung zum Einsatz kommen. Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) sind Akademien der Wissenschaften Schweiz institutionell abgestützte Forschungsvorhaben von Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sind das ge- gesamtschweizerischer Bedeutung. Gefördert wer- meinsame Dach der Akademie der Naturwissenschaften den Forschungsnetzwerke von höchster Qualität, Schweiz, der Schweizerischen Akademie der Geistes- und mit besonderer Gewichtung interdisziplinärer An- Sozialwissenschaften, der Schweizerischen Akademie der sätze oder aber neuer, innovativer Fragestellungen Medizinischen Wissenschaften, der Schweizerischen innerhalb einer Disziplin. Überdies engagieren sich Akademie der Technischen Wissenschaften sowie des die NFS in der Nachwuchs- und Gleichstellungsförde- Kompetenzzentrums für Technologiefolgen-Abschät- rung und im Wissenstransfer. Jeder NFS besteht aus zung TA-SWISS und Science et Cité, eine Stiftung zur einem federführenden Kompetenzzentrum und ei- Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Ge- nem Netz aus nationalen wie internationalen Partnern sellschaft. Der Verbund hat drei Kernaufgaben: Die Früh- von Hochschulen und Forschungsinstitutionen. Mit erkennung und Kommunikation gesellschaftlich relevan- dem seit dem Jahr 2000 bestehenden Instrument ter Entwicklungen und der sich daraus ergebenden werden zurzeit 16 Forschungsschwerpunkte geför- Konsequenzen im Bereich Bildung, Forschung und Inno- dert. vation; das Engagement in der Wahrnehmung ethisch begründeter Verantwortung bei der Gewinnung wissen- Innosuisse – Schweizerische Agentur für schaftlicher Erkenntnisse und bei ihrer praxisbezogenen Innovationsförderung Anwendung; die Pflege des partnerschaftlichen Dialogs Innosuisse hat als Förderagentur des Bundes den Auf- zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Der Verbund trag, wissenschaftsbasierte Innovation im Interesse von und die einzelnen Akademien sind mit einem Leistungs- Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern, sodass marktfä- auftrag des Bundes ausgestattet und erhalten Bundes- hige neue Produkte und Dienstleistungen entstehen kön- mittel. nen. Innosuisse fördert Innovationsprojekte, die Unter- nehmen sowie private oder öffentliche Einrichtungen Forschungseinrichtungen von nationaler gemeinsam mit Forschungsinstitutionen durchführen. Bedeutung Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung ausgewähl- Innosuisse fördert das unternehmerische Denken des ter Forschungseinrichtungen ausserhalb des Hochschul- Nachwuchses in Wissenschaft und Wirtschaft. Sie bietet bereichs. Als Beispiele genannt seien das Schweizerische Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern durch Forschungszentrum für Elektronik und Mikrotechnik Ausbildungsprogramme und Coachings professionelle CSEM in Neuenburg, das Schweizerische Institut für Al- Unterstützung, um eine Geschäftsidee in einem neuen lergie- und Asthma-Forschung SIAF in Davos, das Swiss Unternehmen erfolgreich umzusetzen. Unterstützt wer- Institute of Bioinformatics SIB (Bern, Basel, Genf, Lau- den wissenschaftsbasierte Start-ups mit grossem Markt- sanne, Zürich), das Schweizerische Tropen- und Public potenzial. Health-Institut Swiss TPH in Basel und die Schweizer Stif- tung für die Forschung in den Sozialwissenschaften FORS Die nationalen thematischen Netzwerke verbinden Un- in Lausanne. Von den knapp 30 geförderten Institutio- ternehmen und Forschungsinstitutionen. Thematische nen verspricht sich der Bund wissenschaftliche Impulse Fachveranstaltungen bringen Vertreterinnen und Vertre- auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften, ter von Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. der Medizin und Biologie sowie in verschiedenen natur- wissenschaftlichen und technischen Disziplinen. 28
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