Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH

Die Seite wird erstellt Lennard Mack
 
WEITER LESEN
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Hochschulen und
Forschung in der Schweiz
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Bilder: CERN (S. 1); ZHAW, Wädenswil (S. 4); Paul Scherrer Institut (S.5); Tonatiuh Ambrosetti, ETH Zürich (S.6); Jungfrauregion (S.8); UNO
Genève (S.9); Parlamentsdienste (S.9, S.27); ETH Zürich (S.13); Iris Krebs (S.15, S.21); Pädagogische Hochschule Luzern (S.18); Berner
Fachhochschule (S.18); Université de Lausanne (S.19); S. Corvaja, ESA (S.22, S.28); Eawag (S.24); Bodo Wilts, Universität Freiburg (S.25);
KTI (S.26); Christian Lutz, Université de Genève (S. 30); Frank Brüderli, Universität Zürich (S. 32)

Titelbild: Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung in Genf, ist das weltgrösste Forschungszentrum auf dem Gebiet der
Teilchenphysik. Mit Hilfe grosser Teilchenbeschleuniger wie dem Large Hadron Collider (LHC) – dem grössten Teilchenbeschleuniger der
Welt – werden der Aufbau der Materie und die fundamentalen Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen erforscht.
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Inhalt

Auf einen Blick                                                           4

Die Schweiz im Porträt                                                    7

Der Hochschul- und Forschungsplatz Schweiz im internationalen Vergleich   10

Hochschulen in der Schweiz                                                16

Forschung und Innovation                                                  23

Hochschulporträts                                                         33

Weitere Informationen                                                     52

Das Bildungssystem in der Schweiz                                         53

                                                                               3
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Auf einen Blick

    Schweizer Hochschulen – vielfältiges                       Forschung – international vernetzt
    Angebot in hoher Qualität
    Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Uni-      Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung
    versitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschu-       zwischen Privaten und öffentlicher Hand findet die
    len ETH, Fachhochschulen und Pädagogischen Hoch-           Grundlagenforschung im Wesentlichen an den ETH und
    schulen ein umfassendes und vielfältiges Angebot. Das      den Universitäten statt. Im Gegenzug ist die angewand-
    Studium folgt dem internationalen gestuften Studien-       te Forschung und Entwicklung und die Umsetzung von
    modell mit Bachelor- und Masterstufe. Zudem bieten         Wissen in marktfähige Innovationen primär die Domä-
    die universitären Hochschulen die Möglichkeit der Pro-     ne der Privatwirtschaft und der Fachhochschulen.
    motion an. Das Doktorat liegt an der Schnittstelle von
    Lehre und Forschung und bereitet auf eine forschungs-      Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Linie
    orientierte Tätigkeit im universitären und ausseruniver-   auf die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbwerbs-
    sitären Bereich vor. Allen Hochschulen ist gemeinsam,      prinzip und qualitative Beurteilungskriterien. Der Bund
    dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und         ist zuständig für die Finanzierung der Forschungs- und
    Weiterbildung aktiv sind und Dienstleistungen für Drit-    Innovationsförderung durch den Schweizerischen Nati-
    te erbringen.                                              onalfonds (SNF) und die Kommission für Innovation und
                                                               Technologie (KTI). Auch finanziert er die Hochschulen
    Die Hochschulen erzielen international beachtete Leis-     und die Forschungsinstitutionen des ETH-Bereiches und
    tungen und tragen entscheidend zur wirtschaftlichen,       unterstützt knapp 30 Forschungsinfrastrukturen ausser-
    kulturellen und sozialen Entwicklung des Landes bei.       halb des Hochschulbereichs. Die Kantone engagieren
    Hervorzuheben sind:                                        sich vor allem als Träger der Universitäten und Fachhoch-
                                                               schulen.
    ƒ Das vielfältige und qualitativ hochstehende Stu-
      dienangebot in allen Disziplinen und Fachbereichen:
      Verschiedene universitäre Hochschulen erzielen in in-
      ternationalen Hochschulrankings gute bis sehr gute
      Platzierungen.
    ƒ Die Offenheit des Hochschulsystems, zu dem alle
      mit den entsprechenden anerkannten Vorbildungen
      grundsätzlich Zugang haben.
    ƒ Die hohe Erwerbsquote der Hochschulabsolventin-
      nen und -absolventen.
    ƒ Die hohen und international anerkannten Forschungs-
      leistungen.
    ƒ Die international hohe Attraktivität: Etwa ein Viertel
      aller Studierenden und über 40% der Forschenden
      an Schweizer Hochschulen besitzen einen ausländi-        Erfolgreicher Wissens- und Technologietransfer zwischen
      schen Pass.                                              Hochschulen und der Wirtschaft.

4
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Die Protonenbeschleunigeranlage des Paul Scherrer Instituts erzeugt den leistungsstärksten Protonenstrahl weltweit. Damit kön-
nen Neutronen aus Blei und Myonen aus Kohlenstoff freigesetzt werden, mit denen man Materialien untersuchen kann.

Die internationale Forschungszusammenarbeit hat für              Innovations- und Wettbewerbsfähig-
die Schweiz einen sehr hohen Stellenwert. Einerseits be-         keit – weltweit an der Spitze
teiligt sie sich an zahlreichen internationalen Forschungs-
organisationen und -programmen wie beispielsweise                Die Schweiz zählt zu den weltweit wettbewerbsfähigs-
am CERN oder an den mehrjährigen Forschungsrahmen-               ten Ländern. In renommierten Rankings wie dem Global
programmen der Europäischen Union (EU). Andererseits             Competitiveness Report, dem Global Innovation Index
pflegt sie weltweit bilaterale Forschungszusammenar-             von INSEAD und dem Innovation Union Scoreboard be-
beit mit ausgewählten Schwerpunktländern.                        legt die Schweiz regelmässig den ersten Platz oder Spit-
                                                                 zenplätze.
Was die Leistungsfähigkeit der Forschung betrifft, liegt
die Schweiz bei den wissenschaftlichen Publikationen in          Diese Ergebnisse gründen unter anderem auf dem guten
Relation zur Bevölkerungszahl im internationalen Ver-            Zusammenspiel zwischen der Privatwirtschaft und den
gleich an der Spitze. Zudem finden die Publikationen in          öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen des ETH-
der internationalen Forschungsgemeinschaft überdurch-            Bereichs, der Universitäten und der Fachhochschulen.
schnittliche Beachtung. Erfolgreich ist auch die bisheri-        Wegleitende Prinzipien für die Schweizer Hochschul-
ge Teilnahme an den kompetitiven Forschungsrahmen-               institutionen sind ihre Autonomie und Weltoffenheit,
programmen der EU. Sowohl bei der Erfolgsquote der               letztere sowohl unter dem Gesichtspunkt des Ideen- wie
Gesuchstellungen als auch bei den akquirierten Förder-           auch des Personenaustauschs. Die für die Privatwirt-
mitteln belegen die Forscherinnen und Forscher aus der           schaft günstigen Rahmenbedingungen sind mit ein
Schweiz vordere Plätze.                                          Grund dafür, dass in der Schweiz mehr als zwei Drittel
                                                                 der Forschung von privaten Unternehmen finanziert wer-
                                                                 den (2012: Total 18,5 Mrd. CHF; davon Private 12,8 Mrd.
                                                                 CHF (69%)).
Kennzahlen der Schweiz

 Fläche:                                                                                                       41 300 km2

 Bevölkerung:                                                                8 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner

                                                                                                   Deutsch, Französisch,
 Landessprachen:
                                                                                             Italienisch, Rätoromanisch

 Bruttoinlandprodukt (BIP):                                                                  440 Milliarden USD (2013)

 Bruttoinlandprodukt pro Kopf:                                                                        54 130 USD (2013)

 Jährliche Wachstumsrate BIP:                                                                                   2% (2013)
                                                                                                                                 5
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
6
Die neue Monte Rosa-Hütte wurde 2009 fertiggestellt und liegt auf 2883 m ü. M. in den Walliser Alpen. Sie ist das Resultat
eines Gemeinschaftsprojekts des Schweizer Alpen-Clubs SAC und der ETH Zürich. Das innovative Gebäude versorgt sich dank
einer in die Südfassade integrierten Photovoltaikanlage sowie thermischen Solarkollektoren zu über 90% selbst mit Energie.
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Die Schweiz im Porträt

Die Schweiz als kleines Land zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus: Sprachen, Kulturen, Wirt-
schaftszweige und Landschaftsformen wechseln sich auf kleinstem Raum ab. Die Schweiz steht aber
auch für Weltoffenheit: Über 20 Prozent der Bevölkerung verfügen über einen ausländischen Pass, die
Wirtschaft ist stark exportorientiert und verschiedene internationale Organisationen haben hier ihren
Sitz. Die Lebensqualität ist hoch.

In der Schweiz leben über 8 Millionen Einwohnerinnen        lien, Liechtenstein und Österreich weist die Schweiz eine
und Einwohner, wovon über 20% einen ausländischen           grosse kulturelle Vielfalt auf. Dies zeigt sich in den vier
Pass besitzen. Mit einer Fläche von 41 300 km2 zählt die    Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und
Schweiz zu den kleinsten Staaten Europas. Aufgrund ih-      Rätoromanisch; dabei werden Deutsch mit rund 65 Pro-
rer Naturschönheiten geniesst sie weltweit einen her-       zent und Französisch mit 22 Prozent am häufigsten ge-
vorragenden Ruf als Tourismusdestination.                   sprochen.

                                                            Wie in vielen anderen Ländern besitzt auch in der
Mitten in Europa – kulturelle Vielfalt                      Schweiz das Englisch einen hohen Stellenwert. Es wird
Dank ihrer zentralen Lage in Westeuropa und ihrer ge-       namentlich im Geschäftsleben sowie im Hochschul- und
meinsamen Grenzen mit Deutschland, Frankreich, Ita-         Forschungsbereich zunehmend verwendet.

                                                 Basel
                                                           Zürich
                                                 Bern
                                             Lausanne
                                            Genf            Lugano

                                                                                                                          7
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau in den Alpen des Berner Oberlands.

    Bergwelt und Ballungszentren                                   Sektors aus, in welchem rund 75 % der erwerbstätigen
    Die Schweiz ist eine wichtige Kommunikations- und              Bevölkerung ihr Auskommen finden. Über 20% der Er-
    Transportdrehscheibe zwischen Nord- und Südeuropa.             werbstätigen arbeiten im Industriesektor und knapp 5%
    Natur- und Kulturraum sind stark durch die sich von            in der Landwirtschaft.
    West nach Ost erstreckenden Alpen mit Bergen bis über
    4600 Metern Höhe geprägt. Im Mittelland, wo die                Dank dem sehr hohen Ausbildungsstand der Bevölkerung
    Schweiz flach ist, ist sie stark besiedelt. Hier leben rund    und der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft überschrei-
    drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Mit mehr als einer         tet die Arbeitslosenrate in der Schweiz selbst in weltwirt-
    Million Bewohnerinnen und Bewohnern ist Zürich die             schaftlich schwierigen Zeiten kaum die Marke von 4 %.
    grösste Agglomeration, gefolgt von Basel und Genf mit
    je knapp einer halben Million.                                 Ihre Stärke bezieht die Schweizer Wirtschaft aus ihren
                                                                   vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die 99% der
    Hohe Lebensqualität                                            Betriebe ausmachen und die zwei Drittel aller Arbeits-
    Die Schweiz zeichnet sich durch eine hohe Lebensqua-           plätze anbieten. Das Land beherbergt aber auch Sitz
    lität aus. In Mercers «Quality of Living worldwide city        und Entscheidungszentren zahlreicher multinationaler
    ranking» (2015), einem internationalen Vergleich von           Grossunternehmen mit Schweizer oder ausländischen
    230 Städten, belegt Zürich den zweiten Platz. Genf fin-        Wurzeln. Ihren Ursprung in der Schweiz haben beispiels-
    det sich auf Platz 8 und Bern auf Platz 13. Die Studie un-     weise die Nahrungsmittelgruppe Nestlé, der weltweit
    tersucht zahlreiche Kriterien, die das politische, wirt-       grösste Uhrenkonzern Swatch, der Rückversicherer Swiss
    schaftliche und soziale Leben bewerten sowie                   Re oder die Pharma- bzw. Chemiekonzerne Novartis und
    verschiedene öffentliche Dienstleistungen aus den Be-          Roche. Viele ausländische oder Schweizer Firmen steu-
    reichen Ökologie, persönliche Sicherheit, Gesundheit,          ern ihre globalen oder europäischen Aktivitäten von der
    Bildung und Transport.                                         Schweiz aus.

    Innovative und wettbewerbsfähige Wirtschaft                    Grösste industrielle Arbeitgeberin ist die Maschinen-,
    Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe         Elektro- und Metallindustrie. Die Hightech-Industrie
    internationale Wettbewerbsfähigkeit, einen hohen Spe-          nimmt in der Schweizer Volkswirtschaft eine Schlüssel-
    zialisierungsgrad und eine starke Stellung des tertiären       stellung ein. Bedeutende Wirtschaftszweige sind zudem
                                                                   die Biotechnologie, die Medizinaltechnik und die Um-
     Rang         Stadt             Land                           welttechnologie. International einen guten Ruf ge-
     1            Wien              Österreich                     niesst auch das Schweizer Gesundheitswesen.
     2            Zürich            Schweiz
     3            Auckland          Neuseeland                     Die Schweizer Wirtschaft ist stark exportorientiert. Sie
     4            München           Deutschland                    verdient jeden zweiten Franken im Ausland, dies insbe-
                                                                   sondere mit Ausfuhren in die Europäische Union. Dabei
     5            Vancouver         Kanada
                                                                   machen mechanische, elektrotechnische und chemische
     6            Düsseldorf        Deutschland
                                                                   Produkte mehr als die Hälfte der Schweizer Exportein-
     7            Frankfurt         Deutschland
                                                                   nahmen aus.
     8            Genf              Schweiz
     9            Kopenhagen        Dänemark                       Bedeutende Investitionen in Forschung und
     13           Bern              Schweiz                        Entwicklung
                                   Quelle: Mercer Survey, 2015
                                                                   Die Schweizer Wirtschaft ist im internationalen Vergleich
                                                                   äusserst innovativ und wettbewerbsfähig. Einer der
8
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Das Parlamentsgebäude in Bern.

Gründe für dieses gute Abschneiden ist der Umstand,            beherbergt, wie etwa das Internationale Komitee vom
dass in der Schweiz der Bildung und Forschung zentra-          Roten Kreuz mit Sitz ebenfalls in Genf. Dazu haben
les Gewicht beigemessen wird: Knapp 6% des Schwei-             zahlreiche Sportverbände ihren Sitz in der Schweiz,
zer BIP werden jährlich für die Bildung ausgegeben, wei-       darunter das Internationale Olympische Komitee, der
tere rund 3% für Aktivitäten in der Forschung und              Weltfussballverband oder der Volleyballweltverband.
Entwicklung (F&E). Dabei sind es vor allem die privaten
Unternehmen, die massgeblich in F&E investieren und            Zusammenarbeit mit der Europäischen Union
jährlich rund 12,8 Mrd. Franken (2012) dafür einsetzen.        Die politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und
Diese privaten F&E-Investitionen erzielen zusammen mit         der EU wurden und werden auf der Basis bilateraler
denjenigen der öffentlichen Hand, die insbesondere die         Verträge fortlaufend sektoriell vertieft. Im Bildungs-
Grundlagenforschung fördert, ihre Wirkung: Die                 und Forschungsbereich stehen die Teilnahmen an den
Schweiz hat international eine aussergewöhnlich hohe           Forschungsrahmenprogrammen und die Beteiligung an
Reputation als wissensbasierter und innovationsgetrie-         den Mobilitäts- und Austauschprogrammen im Vorder-
bener Werkplatz.                                               grund.

Politische Stabilität                                          Mit einem weiteren Abkommen wurden die Grund-
Die Schweiz ist ein 1848 gegründeter, demokratischer           regeln der Personenfreizügigkeit, wie sie innerhalb
und republikanischer Bundesstaat, der auf einer langen         der EU zur Anwendung kommen, schrittweise auch
Tradition aufbaut. Das Land steht für Stabilität und Sicher-   zwischen der Schweiz und der EU eingeführt. Staats-
heit. Grundlage dafür ist das politische und wirtschaftli-     angehörige der Schweiz und der EU-Staaten haben
che System der Schweiz mit politischem Ausgleich und           das Recht, ihren Arbeitsplatz bzw. Aufenthaltsort in-
Dezentralisierung der Macht. Föderalistisch aufgebaut,         nerhalb der Staatsgebiete der Vertragsparteien frei zu
besteht die Schweiz aus 26 Kantonen. Alle Kantone ha-          wählen. Ergänzt wird die Personenfreizügigkeit durch
ben eigene Verfassungen, Parlamente, Regierungen und           die gegenseitige Anerkennung der Berufsdiplome und
Gerichte. Sie besitzen weitgehende Autonomie in den            die Koordination der nationalen Sozialversicherungs-
Bereichen Erziehung, Gesundheit, Raumplanung, öffent-          systeme.
liche Sicherheit sowie Rechtspflege.

Der Bund seinerseits ist zuständig für die Landesvertei-
digung, die Aussenpolitik, das Geldwesen, die Post, die
Eisenbahn und das Nationalstrassennetz. Bundesstadt
ist Bern, wo das Eidgenössische Parlament tagt, die Re-
gierung ihren Sitz hat und der Grossteil der Bundesver-
waltung lokalisiert ist.

Die Aussenpolitik der Schweiz gründet auf dem Neut-
ralitätsprinzip. Das hindert sie aber nicht, international
aktiv zu sein, so unter anderem im Rahmen der UNO,
die in Genf einen ihrer Hauptsitze hat, oder innerhalb
der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in
Europa (OSZE). Ihre Ausstrahlung verdankt die Schweiz
auch ihrem humanitären Engagement und der Tatsa-
che, dass sie zahlreiche internationale Organisationen         Palais des Nations, europäischer Hauptsitz der UNO in Genf.
                                                                                                                             9
Hochschulen und Forschung in der Schweiz - Edudoc CH
Der Hochschul- und Forschungs-
     platz Schweiz im internationalen
     Vergleich

     Die Qualität des Bildungssystems und die Kreativität der Forschenden sind für die Innovationskraft und die
     wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz von zentraler Bedeutung. Für den Erhalt und Ausbau
     der auf vielen Gebieten international erfolgreichen Stellung des Bildungs- und Forschungsplatzes Schweiz
     tätigen die öffentliche Hand und die Privaten kontinuierlich bedeutende Investitionen.

     Bildungsausgaben
     Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Bildungsaus-                                Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die nationalen
     gaben der Schweiz auf 5,6% ihres Bruttoinlandproduk-                               Bildungsausgaben in Relation zum Total aller Personen
     tes, was leicht unter dem Durchschnitt der OECD-Län-                               setzt, die sich im gegebenen Land in Ausbildung befin-
     der (6,1%) liegt. Mehr für Bildung geben namentlich                                den: Pro Kopf gibt die Schweiz mit jährlich rund 16 000
     Dänemark (7,9%), Korea (7,6%), die USA (6,9%) und                                  USD weltweit am meisten aus, gefolgt von den USA mit
     Frankreich (6,1%) aus. Weniger in die Bildung als die                              rund 15 300 USD. Der OECD-Durchschnitt liegt bei
     Schweiz investieren beispielsweise Deutschland und Ja-                             knapp 9500 USD.
     pan mit je 5,1%.

     Bildungsausgaben in % des BIP                                                      Bildungsausgaben pro Kopf in USD

                 Dänemark                                                         7,9                   Schweiz                                   16090
                      Island                                                 7,7                              USA                               15345
                      Korea                                                  7,6                      Norwegen                                14288
                Neuseeland                                                  7,5                       Österreich                           13116
                 Norwegen                                                   7,4
                                                                                                      Schweden                            12426
                         USA                                          6,9
                                                                                                      Dänemark                           12136
                    Kanada                                           6,8
                                                                                                    Niederlande                         11701
                     Belgien                                        6,6
                   Finnland                                     6,5
                                                                                                         Belgien                        11585
     Vereinigtes Königreich                                     6,4                                     Finnland                      10905
                 Schweden                                      6,3                                  Deutschland                       10904
               Niederlande                                     6,2                                          Irland                    10857
                     Mexiko                                   6,2                                     Australien                      10711
                       Irland                                 6,2                                           Japan                    10646
                 Frankreich                                   6,1                                     Frankreich                     10454
       OECD-Durchschnitt                                      6,1                         Vereinigtes Königreich                     10412
                  Brasilien*                             5,9
                                                                                            OECD-Durchschnitt                       9487
                 Australien                              5,8
                                                                                                        Spanien                     9454
                 Österreich                             5,7
                                                                                                     Neuseeland                    9163
                   Schweiz                              5,6
                    Spanien                                                                                Italien                8790
                                                    5,5
                      Japan                       5,1                                                      Korea                 8382
               Deutschland                        5,1                                                 Russland*           5328
                      Italien               4,6                                                          Mexiko      3286
                 Russland*                  4,6                                                        Brasilien*    3066

     * nur öffentliche Ausgaben                                                         * nur öffentliche Ausgaben

     Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2014                                         Quelle: OECD, Bildung auf einen Blick 2014
10
Forschungs- und Entwicklungsausgaben                                Wissenschaftliche Artikel pro 1000 Einwohner,
Gemäss OECD belaufen sich die gesamten Forschungs-                  Mittel der Jahre 2007-2011
und Entwicklungsausgaben der Schweiz auf 3% des
Bruttoinlandprodukts. Dieser Wert liegt, namentlich                               Schweiz                                                      3,6
dank dem hohen Engagement der Schweizer Unterneh-                                Finnland                                                3,3
men, deutlich über dem OECD-Mittel von 2,4%. Der
entsprechende Wert bedeutender Industrieländer wie                              Schweden                                           3,1
etwa Deutschland (2,9%), den USA (2,8%) oder Frank-                           Niederlande                                          3,1
reich (2,2%) ist tiefer als jener der Schweiz. Im europä-
ischen Kontext investieren hingegen Finnland (3,3%)                             Dänemark                                           3,0

und Schweden (3,3%) mehr Mittel in Forschung und                               Norwegen                                            3,0
Entwicklung als die Schweiz.
                                                                                Australien                                   2,8
Forschungsausgaben in % des BIP                                                   Kanada                                 2,6

              Israel                                          4,2                    Israel                            2,3
              Korea                                           4,2
                                                                    Vereinigtes Königreich                        2,2
              Japan                                     3,5
                                                                                      USA                         2,1
           Finnland                                    3,3
                                                                                 Singapur                        2,1
         Schweden                                      3,3

         Dänemark                                 3,1                              Belgien                       2,1

            Schweiz                              3,0                            Frankreich                       2,0

        Deutschland                              2,9
                                                                    Quelle: SBFI 2014, Bibliometrische Untersuchung zur Forschung
          Österreich                           2,8                  in der Schweiz 1981-2011
               USA                             2,8

         Slowenien                         2,6                      Zitationen von wissenschaftlichen Artikeln,
                                                                    Mittel der Jahre 2007-2011
              Island                     2,5

 OECD-Durchschnitt                      2,4                                          USA                                             120

            Belgien                  2,3                                         Schweiz                                       117
         Frankreich                 2,2                             Vereinigtes Königreich                                   116
          Australien               2,1
                                                                              Niederlande                                115
           Singapur               2,0
                                                                               Dänemark                      109

Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators 2014/2                       Belgien                  107

                                                                                  Kanada             105
Wissenschaftliche Publikationen                                               Deutschland            105
Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz sind ver-
                                                                               Schweden              105
antwortlich für rund 1,2% aller weltweit publizierten
wissenschaftlichen Artikel (Scientific Papers). Wenn man                         Finnland           104
die absoluten Werte der nationalen Wissensproduktio-
                                                                               Frankreich          103
nen ins Verhältnis setzt zur Bevölkerungszahl, so liegt die
Schweiz, gefolgt von Finnland, im internationalen Ver-
                                                                    Quelle: SBFI 2014, Bibliometrische Untersuchung zur For-
gleich an der Spitze.                                               schung in der Schweiz 1981-2011

Auch bezüglich der anhand der Zitationen von wissen-                Wird die Wirkung nationaler Forschungsleistungen auf
schaftlichen Artikeln gemessenen Wirkung (Impact) der               wissenschaftliche Bereiche heruntergebrochen (siehe
wissenschaftlichen Produktion hat die Schweiz im inter-             Darstellung auf S. 12 unten), dann liegt die Schweiz
nationalen Vergleich eine herausragende Stellung. Wis-              gleich dreimal an erster Stelle: in «Technischen- und In-
senschaftliche Artikel aus der Schweiz finden überdurch-            genieurwissenschaften, Informatik», in «Physik, Chemie
schnittliche Beachtung in der Forschungsgemeinschaft.               und Erdwissenschaften» sowie in «Landwirtschaft, Bio-
                                                                                                                                                     11
logie und Umweltwissenschaften». Den 3. Platz hält die                      ler in der Schweiz zusammen mit Forschenden aus US-
     Schweiz in den «Life Sciences» und den 7. Platz in «Kli-                    amerikanischen Institutionen. Auch die Nachbarländer
     nische Medizin».                                                            Deutschland, Frankreich und Italien sind wichtige Ko-
                                                                                 operationspartner des international stark vernetzten
     Ein wichtiges Indiz für die wissenschaftliche Leistungs-                    Forschungsstandorts Schweiz.
     fähigkeit von Ländern ist die internationale Vernetzung
     ihrer Institutionen und Forschenden. Für die Schweiz zei-                   Patente
     gen die Daten eine diesbezüglich stark steigende Ten-                       Die Resultate schweizerischer Forschungs- und Entwick-
     denz. Im Durchschnitt der Jahre 2007-2011 betrug die-                       lungsarbeit münden in die Hinterlegung von Patenten.
     ser Anteil bereits knapp 70%. Klar am häufigsten                            Auch hier gilt, dass die absoluten Zahlen der Schweiz
     publizieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-                      im Rahmen der weltweiten Patentaktivitäten zwar be-

     Kooperationspartner der Schweizer Forschenden 2007-                         Triadische Patente pro Million Einwohner, 2011
     2011 in % der Gesamtheit ihrer Kooperationen
                                                                                                  Japan                                             107
                     Schweiz                                           28,3                    Schweiz                                         90
                        USA                          14,4                                   Schweden                                     74
                 Deutschland                   9,5                                        Deutschland                             61
                       Italien            7,6                                                 Finnland                       52
                  Frankreich              7,6                                                      USA                       49
      Vereinigtes Königreich            5,3                                                Niederlande                  41
                     Spanien      2,1                                                       Dänemark                    41
                 Niederlande      2,0                                                              Israel           37
                       Japan      1,9                                                       Österreich              36
                     Kanada       1,9                                                             Korea            34
                    Russland     1,3                                               OECD-Durchschnitt               34
                     Belgien     1,3                                                        Frankreich             32
                   Australien    1,2                                                             Belgien       28
                   Österreich    1,1                                                       Luxemburg         22
                     Belgien     1,1                                             Vereinigtes Königreich      22
                       China     0,9
                                                                                 Quelle: OECD, Factbook 2014

     Quelle: SBFI 2014, Bibliometrische Untersuchung zur For-
     schung in der Schweiz 1981-2011

      Rangliste der Länder nach Impact-Faktor in den verschiedenen Fachbereichen 2007-2011
      Technische und Ingenieur-          Physik, Chemie,                                   Landwirtschaft, Biologie
      wissenschaften, Informatik         Erdwissenschaften       Life Sciences             und Umweltwissenschaften               Klinische Medizin

      1.    Schweiz                      1.    Schweiz           1.    USA                 1.    Schweiz                          1.    USA
      2.    USA                          2.    Niederlande       2.    Ver. Königreich     2.    Ver. Königreich                  2.    Niederlande
      3.    Niederlande                  3.    USA               3.    Schweiz             3.    Niederlande                      3.    Kanada
      4.    Dänemark                     4.    Dänemark          4.    Niederlande         4.    Dänemark                         4.    Belgien
      5.    Belgien                      5.    Ver. Königreich   5.    Finnland            5.    USA                              5.    Finnland
      6.    Ver. Königreich              6.    Deutschland       6.    Belgien             6.    Schweden                         6.    Dänemark
      7.    Australien                   7.    Frankreich        7.    Dänemark            7.    Belgien                          7.    Schweiz
      8.    Schweden                     8.    Österreich        8.    Kanada              8.    Frankreich                       8.    Ver. Königreich
      9.    Singapur                     9.    Belgien           9.    Schweden            9.    Deutschland                      9.    Schweden
      10.   Frankreich                   10.   Kanada            10.   Deutschland         10.   Kanada                           10.   Norwegen

      Quelle: SBFI 2014, Bibliometrische Untersuchung zur Forschung in der Schweiz 1981-2011
12
scheiden, gemessen an den Einwohnerzahlen der ver-
glichenen Länder aber erstklassig sind. Die Schweiz
weist nach Japan die zweithöchste Anzahl Triadischer
Patente pro Million Einwohner auf (gleichzeitig beim Eu-
ropäischen Patentamt, beim US Patent & Trademark Of-
fice und in Japan hinterlegte Patente).

Internationales Ranking der
Schweizer Universitäten
Die Qualität des Hochschulplatzes Schweiz zeigt sich
unter anderem in internationalen Hochschulrankings.
Universitäre Hochschulen der Schweiz (Universitäten
sowie die ETH Zürich und die EPF Lausanne) belegen
in den verschiedenen internationalen Rankings gute
bis sehr gute Platzierungen.

Stellung der universitären Hochschulen der Schweiz in internationalen Rankings

                               EPFL      ETHZ      Basel      Bern      Fribourg     Genf     Lausanne     St. Gallen   Zürich

 Shanghai Ranking 2014
                                96        19        90      151-200                   66       151-200                   56
 (Top 500)
 QS Ranking 2014
                                17        12       116        145                     85         105       421-430       77
 (Top 500)
 Times Ranking 2014
                                34        13        75        132       276-300       107        136                     103
 (Top 400)

Quelle: SBFI, 2014 (aufgeführt sind Universitäten, die in mindestens einem der Rankings vertreten sind).

Schweizer Universitäten wie die ETH Zürich belegen in verschiedenen internationalen Rankings gute bis sehr gute Platzierungen.
                                                                                                                                 13
Nobelpreisträger
     Albert Einstein, seit 1901 Schweizer Bürger und jahre-                  de Liste der Schweizer Naturwissenschafts-
     lang auch in der Schweiz tätig, zählt zu den weltweit                   Nobelpreisträger. Bis heute haben 20 Wissenschaftler
     bekanntesten Denkern. Der Begründer der Relativitäts-                   mit Schweizer Bürgerrecht einen Nobelpreis in den Na-
     theorie und Autor bahnbrechender wissenschaftlicher                     turwissenschaften zugesprochen bekommen. Auch ver-
     Beiträge erhielt 1921 den Nobelpreis in Physik zuge-                    schiedene Literatur- und Friedensnobelpreise gingen in
     sprochen und reihte sich damit ein in die mit Emil Theo-                die Schweiz.
     dor Kocher (Nobelpreis für Medizin 1909) beginnen-

     Schweizer Nobelpreisträger* in den Naturwissenschaften und in der Medizin

      Jahr    Preisträger                        Wirkungsort                              Staatsbürgerschaft          Nobelpreis
      1909    Emil Theodor Kocher                Universität Bern                         Schweiz                     Medizin
      1913    Alfred Werner                      Universität Zürich                       Schweiz                     Chemie
              Charles-Edouard Guillaume          Bureau international des Poids et        Schweiz                     Physik
      1920
                                                 Mesures / Frankreich
      1921    Albert Einstein                    Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik /     Deutschland / Schweiz       Physik
                                                 Deutschland                              seit 1901 / USA
      1937    Paul Karrer                        Universität Zürich                       Schweiz                     Chemie
      1939    Leopold Ruzicka                    ETH Zürich                               Schweiz seit 1917           Chemie
      1948    Paul Hermann Müller                Laboratorium der Farben-Fabriken         Schweiz                     Medizin
                                                 J.R. Geigy AG Basel
      1949    Walter Rudolf Hess                 Universität Zürich                       Schweiz                     Medizin
      1950    Tadeus Reichstein                  Universität Basel                        Schweiz seit 1915           Medizin

      1951    Max Theiler                        Rockefeller Foundation / USA             Schweiz / Südafrika / USA   Medizin
      1952    Felix Bloch                        Stanford University / USA                Schweiz / USA               Physik
      1957    Daniel Bovet                       Istituto Superiore di Sanità / Italien   Schweiz / Italien           Medizin
      1975    Vladimir Prelog                    ETH Zürich                               Schweiz seit 1959           Chemie
      1978    Werner Arber                       Universität Basel                        Schweiz                     Medizin
      1986    Heinrich Rohrer                    IBM Research Laboratory Rüschlikon       Schweiz                     Physik
      1987    Karl Alexander Müller              IBM Research Laboratory Rüschlikon       Schweiz                     Physik
      1991    Richard Robert Ernst               ETH Zürich                               Schweiz                     Chemie
      1992    Edmond Henri Fischer               University of Washington / USA           Schweiz                     Medizin
      1996    Rolf Zinkernagel                   Universität Zürich                       Schweiz                     Medizin
      2002    Kurt Wüthrich                      ETH Zürich                               Schweiz                     Chemie

      * Zur Zeit der Preisverleihung im Besitz des Schweizer Bürgerrechts

14
Das Studium an den Hochschulen in der Schweiz folgt dem internationalen dreistufigen Studienmodell mit Bachelor-,
Master- und Doktoratsstufe.
                                                                                                                    15
Hochschulen in der Schweiz

     Die Hochschullandschaft Schweiz bietet mit ihren Universitäten und Eidgenössischen Technischen
     Hochschulen ETH, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen ein umfassendes und vielfältiges
     Angebot. Das Studium folgt dem internationalen gestuften Studienmodell mit Bachelor- und Master-
     stufe. Die universitären Hochschulen bieten zudem die Möglichkeit der Promotion an. Allen Hochschu-
     len ist gemeinsam, dass sie neben der Lehre auch in der Forschung und Weiterbildung aktiv sind und
     Dienstleistungen für Dritte erbringen.

     Das Schweizer Hochschulwesen baut auf einer jahrhun-         wie in Geisteswissenschaften an. Die Hälfte von
     dertelangen Tradition auf. Die erste Universität wurde       ihnen hat zudem eine medizinische Fakultät. Einige we-
     1460 in Basel gegründet. Heute verfügt die Schweiz           nige Universitäten haben ein spezifischeres Profil und
     über ein differenziertes und durchlässiges Hochschul-        konzentrieren sich auf ausgewählte Bereiche wie bei-
     system, das international beachtete Leistungen in For-       spielsweise die Universität St. Gallen, die in Europa zu
     schung und Lehre hervorbringt und das entscheidend           den führenden Wirtschaftsuniversitäten zählt.
     zur wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwick-
     lung des Landes beiträgt.                                    Wie knapp 50 andere Staaten ist auch die Schweiz in
                                                                  den Bologna-Prozess integriert, der zur Schaffung des
     Universitäre Hochschulen                                     europäischen Hochschulraums geführt hat. Dazu ha-
     Unter dem Begriff «universitäre Hochschulen» sind die        ben die beteiligten Länder mit dem «angelsächsischen»
     ETH Zürich und die EPF Lausanne (EPFL) als Eidgenössi-       Studienmodell Bachelor (in der Regel drei Jahre Vollzeit-
     sche Technische Hochschulen und zehn kantonale Uni-          studium) und Master (weitere eineinhalb bis zwei Jah-
     versitäten zusammengefasst. An den zwölf universitä-         re Vollzeitstudium) ein System einheitlicher Hochschul-
     ren Hochschulen studieren über 140 000 Personen              abschlüsse geschaffen und das European Credit
     (2013/2014). Davon sind rund 50% Frauen und rund             Transfer System (ECTS) zur europaweiten Anrechnung
     40% Ausländerinnen und Ausländer. Dabei nimmt der            vergleichbarer Studienleistungen eingeführt. Das Dok-
     Anteil von Ausländerinnen und Ausländern zu, je hö-          torat liegt an der Schnittstelle von Lehre und Forschung
     her die Studienstufe ist: Über 50% aller Doktorieren-        und dient der Entwicklung wissenschaftlicher, fachli-
     den haben einen ausländischen Pass.                          cher, methodischer und transversaler Kompetenzen.
                                                                  Nicht zuletzt auch im Kontext des Bologna-Prozesses
     Kern der von den ETH angebotenen Studiengänge und            richten die Universitäten ihre Angebote insbesondere
     Forschungsaktivitäten bilden die Natur- und die Ingenieur-   ab der Masterstufe zunehmend auf international mo-
     wissenschaften, die Mathematik sowie die Architektur.        bile Studierende aus, die der englischen Sprache mäch-
     Während Naturwissenschaften, Mathematik und Architek-        tig sind.
     tur auch an verschiedenen kantonalen Universitäten stu-
     diert werden können, sind die beiden ETH die einzigen        Fachhochschulen
     universitären Hochschulen in der Schweiz, an denen Inge-     Die sieben regional organisierten öffentlich-rechtlichen
     nieurwissenschaften gelehrt werden.                          Fachhochschulen sind Mitte der 1990er-Jahre aufgebaut
                                                                  worden. 2005 und 2008 wurden zwei private Fachhoch-
     Die meisten kantonalen Universitäten bieten als «Volluni-    schulen vom Bundesrat genehmigt. Berufsmaturitäten
     versitäten» Studiengänge in Rechts- und Sozialwissen-        stellen gesamthaft betrachtet mit Abstand den grössten
     schaften, in Mathematik und Naturwissenschaften so-          Teil der Zulassungsausweise an Fachhochschulen dar. Die
16
Anteil der Studierenden an den universitären Hochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft
                                                                                                                                                                                                                                                                       Anzahl Studierende
                                                                                                                                                                         SH                                                                                                                   26 357
           Schweizer/innen
                                                                                                                                     BS
           Ausländer/innen - Vorbildung in der Schweiz                                                                                                                          ZH                      TG
                                                                                                                                                                                                                             Universität
                                                                                                                                                                                                                             St. Gallen                                                      10 000
           Ausländer/innen - Vorbildung im Ausland                                                                  Universität                    AG
                                                                                                                      Basel                                                                                                                                                                     5 000

                                                                                                                                    BL                                                                                                                                                          2 754

                                                                                                 JU
           Kanton mit universitärer                                                                                      SO                                                   Universität
                                                                                                                                                                                Zürich                            AR    AI
           Hochschule                                                                                                                                                                                        SG
                                                                                                                                                       ETH Zürich

                                                                                                                                                                      ZG
                                                                                      Université de
                                                                                      Neuchâtel                                                   LU                                         SZ
                                                                                                                               BE
                                                                                                                                          Universität
                                                                                                                                              Luzern
                                                             NE                                                                                                                                              GL

                                                                                                                Universität                                      NW
                                                                                                                   Bern                                     OW
                                                                                                                                                                              UR
                                                                                                                                                                                                                   GR
                                                             VD
                                                                                       Université de
                                                                                         Fribourg

                                                                                          FR

                                                         Université de
                                                          Lausanne

              GE                                EPF
                                                Lausanne                                                                                                                                     TI

                                                                                                                          VS

                   Université de                                                                                                                                                                  Università della
                     Genève                                                                                                                                                                       Svizzera italiana

                                                                                                                                                                                                                             Schweiz
 0                      25                  50 km                                                                                                                                                                            Anzahl Studierende:                                            142 170
                                                                                                                                                                                                                             davon andere universitäre Institutionen                              994
                                                                                                                                                                                                                             (nicht dargestellt)
 Raumgliederung:                        Kantone

     Schweizerische Eidgenossenschaft    Eidgenössisches Departement des Innern EDI                                                                                                                                                                                                        Quelle: SHIS, BFS

                                                                                                                                                                                                                       Quelle: Bundesamt für Statistik 2013
     Confédération suisse                Bundesamt für Statistik BFS                                                                                                                                                                                            © BFS, ThemaKart, Neuchâtel 2013 / kc-b-15.39
     Confederazione Svizzera
     Confederaziun svizra

Anteil der Studierenden an den öffentlichen Fachhochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft
  Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen nach Nationalität und Bildungsherkunft

                                                                                                                                                                                                                                                                  Anzahl Studierende
                                                                                                                                                                         SH                                                                                                                   19 734
           Schweizer/innen
                                                                                                                                                                                                                                                                                              10 000
           Ausländer - Vorbildung in der Schweiz                                                                         BS                                                                             TG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                5 000
                                                                                                                                                                                   ZH
           Ausländer - Vorbildung im Ausland                                                                                                                                                                                                                                                    1 750
                                                                                                                              BL

                                                                                                                   Fachhochschule                      AG
                                                                                                           Nordwestschweiz (FHNW)
                                                                                                      JU
                                                                                                                         SO                                                                                       AR
                                                                                                                                                                                                                        AI
                                                                                                                                                Zürcher                                                 SG
                                                                                                                                    Fachhochschule (ZFH)

                                                                                                                                                                         ZG
                                                                                                                                             LU
                                                                                                                                                                                        SZ
                                                                             NE                                                                                                                        GL
                                                                                                                    BE                                              NW
                                                                                                                                             Fachhochschule                                                  Fachhochschule
                                                                                                                                           Zentralschweiz (FHZ)                                              Ostschweiz (FHO)
                                                                                                                                                       OW
                                                                                                                                                                              UR
                                                                                                                                                                                                                   GR
                                                                                                FR

                                                                                                            Berner Fachhochschule (BFH) /
                                             VD                                                            Haute école spécialisée bernoise

                                                   Haute école spécialisée de
                                                      Suisse occidentale /
                                                 Santé-social romande (HES-SO)

                                                                                                                                                                           Scuola universitaria
                                                                                                                                                                           professionale della
                                                                                                                                                                         Svizzera italiana (SUPSI)
                                 GE                                                                                       VS

                                                                                                                                                                                                  TI

 0                       25                 50 km
                                                                                                                                                                                                                               Schweiz
                                                                                                                                                                                                                               Anzahl Studierende:                                           87 291
 Raumgliederung:                        Kantone
                                                                                                                                                                                                                               davon andere PH/FH (nicht dargestellt)                        12 448

     Schweizerische Eidgenossenschaft
     Confédération suisse
     Confederazione Svizzera
                                         Eidgenössisches Departement des Innern EDI
                                         Département fédéral de l’intérieur DFI
                                         Bundesamt für Statistik BFS
                                                                                                                                                                                                                        Quelle: Bundesamt für Statistik 2013                               Quelle: SHIS, BFS
                                                                                                                                                                                                                                                                                           Source: SIUS, OFS
                                                                                                                                                                                                                                                                © BFS, ThemaKart, Neuchâtel 2013 / kc-b-15.40
     Confederaziun svizra                Office fédéral de la statistique OFS                                                                                                                                                                                   © OFS, ThemaKart, Neuchâtel 2013 / kc-b-15.40

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                17
Fachhochschulen bereiten durch praxisorientierte Studi-      gleitend vier bis fünf Jahre. Das weiterführende Master-
     en auf berufliche Tätigkeiten vor, welche die Anwendung      studium wird von rund 15% der Bachelorabsolvierenden
     wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden und ge-         besucht und dauert in der Regel drei Semester. Master-
     gebenenfalls künstlerische Fähigkeiten erfordern. Im Ge-     studien an Fachhochschulen sind forschungsbasiert und
     gensatz zu den Universitäten, welche in erster Linie in      führen zu einem weitergehenden berufsqualifizierenden
     der Grundlagenforschung tätig sind, konzentrieren sich       Abschluss. Indem sie die Bedürfnisse der Wirtschaft auf-
     die Fachhochschulen auf die praxisnahe angewandte For-       nehmen, sind die Fachhochschulen auch in der Weiter-
     schung und Entwicklung. An der Schnittstelle von Pra-        bildung sehr aktiv und bieten diverse Weiterbildungs-
     xis und Wissenschaft nehmen sie eine wichtige Rolle als      master, -diplome und -zertifikate an.
     Innovationsmotoren wahr. Heute macht der Anteil For-
     schung über 20% der gesamten Betriebskosten der Fach-        2013/2014 studierten rund 70 000 Personen an den
     hochschulen aus.                                             Schweizer Fachhochschulen, knapp 15% davon waren
                                                                  Ausländerinnen und Ausländer und rund 46% waren
     Die Angebotspalette des Fachhochschulbereichs umfasst        Frauen.
     folgende Bereiche, wobei nicht jede Fachhochschule alle
     abdeckt: Technik und Informationstechnologien, Archi-        Pädagogische Hochschulen
     tektur, Bau- und Planungswesen, Chemie und Life Scien-       Die Pädagogischen Hochschulen sind 2001 auf der
     ces, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Dienst-       Grundlage bisheriger Bildungsinstitutionen für Lehrper-
     leistungen, Design, Gesundheit, soziale Arbeit, Musik,       sonen gegründet worden. Sie orientieren sich an den
     Theater und andere Künste sowie angewandte Psycho-           gleichen Grundsätzen wie die Fachhochschulen: Die Leh-
     logie, angewandte Linguistik und Sport.                      re ist stark praxisorientiert und die Forschung anwen-
                                                                  dungsorientiert. Sie bieten ebenfalls Weiterbildungen an
     Die Fachhochschulen bieten zusammen über 300 Stu-            und erbringen Dienstleistungen für Dritte. Die Pädagogi-
     diengänge an, wovon rund 230 Bachelorstudiengänge            schen Hochschulen werden durch die Kantone finanziert.
     sind. Die Studiendauer des Bachelorstudiums beträgt bei
     einem Vollzeitstudium in der Regel drei Jahre, berufsbe-     Die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen in der
                                                                               obligatorischen Schule sowie im nachob-
                                                                               ligatorischen Bereich werden an Pädago-
                                                                               gischen Hochschulen ausgebildet. Es ste-
                                                                               hen schweizweit 14 Pädagogische Hoch-
                                                                               schulen zur Wahl. Vier weitere Institutio-
                                                                               nen der Lehrpersonenbildung sind in an-
                                                                               dere Hochschultypen integriert. Zudem
                                                                               bilden zwei Hochschulinstitutionen des
                                                                               Bundes Lehrpersonen aus: das Eidgenös-
                                                                               sische Hochschulinstitut für Berufsbil-
                                                                               dung (EHB) und die Eidgenössische
                                                                               Hochschule für Sport Magglingen
                                                                               (EHSM). Die Pädagogischen Hochschulen
                                                                               bilden zusammen rund 12 000 Personen
                                                                               aus (2013/2014), wobei der Frauenanteil
                                                                               bei über 70% liegt.
     Berner Fachhochschule – Architektur, Holz und Bau in Biel.
18
Das neue Gebäude Geopolis der Universität Lausanne beherbergt eine Bibliothek, Vorlesungs- und
Seminarräume für rund 1000 Mitarbeitende und Studierende sowie ein Restaurant.
                                                                                                 19
Hochschul- und forschungspolitische Verwaltungsstellen und Organe
     von Bund und Kantonen

     Staatssekretariat für Bildung, Forschung und               Kompetenzen, gibt Empfehlungen und Stellungnah-
     Innovation SBFI                                            men ab und ist im Weiteren für die gesamtschweize-
     Das SBFI ist auf Bundesebene unter anderem zustän-         rische hochschulpolitische Koordination und Aufga-
     dig für die Bereiche Universitäten, Fachhochschulen,       benteilung in besonders kostenintensiven Bereichen
     Wissenschaft, Forschung und Weltraum. Zu seinen            zuständig. Der Bund hat das Präsidium in der Hoch-
     Aufgaben zählen unter anderem die Förderung qua-           schulkonferenz inne und ist zuständig für die Ge-
     litativ hochstehender Lehre und Forschung an den           schäftsführung.
     Schweizer Universitäten und Fachhochschulen, die
     Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit          www.shk.ch
     des Schweizer Hochschul- und Forschungsplatzes, die
     Einbindung der Schweizer Hochschulen in die europä-        swissuniversities
     ische und weltweite Zusammenarbeit und die Koordi-         2012 haben sich die drei Rektorenkonferenzen (CRUS
     nation der Schweizer Weltraumpolitik auf nationaler        - Universitäten, KFH - Fachhochschulen und COHEP -
     und internationaler Ebene.                                 Pädagogische Hochschulen) zum Verein swissuniver-
                                                                sities zusammengeschlossen. Dieser bildet die neue
     www.sbfi.admin.ch                                          Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen
                                                                gemäss HFKG. swissuniversities trägt zur Vertiefung
                                                                und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen
     Schweizerische Konferenz der kantonalen                    den schweizerischen universitären Hochschulen, Fach-
     Erziehungsdirektoren EDK                                   hochschulen und Pädagogischen Hochschulen bei. In
     Über die EDK einigen sich die grundsätzlich für die Bil-   ihm sind die Hochschulen durch ihre Rektorinnen und
     dung zuständigen Kantone auf nationale Lösungen in         Rektoren bzw. Präsidentinnen und Präsidenten vertre-
     wichtigen Bereichen. Typische Fragestellungen der          ten.
     EDK sind die gesamtschweizerische Regelung von Eck-
     werten im Bildungswesen wie Strukturen und Ziele,          www.swissuniversities.ch
     die Mobilität und die Anerkennung von Diplomen. Im
     Hochschulbereich sorgt die EDK mit interkantonalen         Schweizerischer Akkreditierungsrat
     Finanzierungs- und Freizügigkeitsvereinbarungen für        Das dritte Organ gemäss HFKG ist der Schweizerische
     den gleichberechtigten Zugang zu Hochschulen in der        Akkreditierungsrat. Er besteht aus einem Expertengre-
     ganzen Schweiz und den Lastenausgleich zwischen            mium, das alle Schweizer Hochschulen nach einem ein-
     den Kantonen.                                              heitlichen Verfahren akkreditieren soll. Die dazugehö-
                                                                rigen Akkreditierungsverfahren werden von der ihm
     www.edk.ch                                                 unterstellten Akkreditierungsagentur geführt (vormals
                                                                Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung OAQ
     Hochschulraum Schweiz – drei gemein-                       – seit 1. Januar 2015 Schweizerische Agentur für Ak-
     same Organe von Bund und Kantonen                          kreditierung und Qualitätssicherung AAQ).

     Mit Inkrafttreten des Hochschulförderungs- und -ko-        Das HFKG verpflichtet die Hochschulen zur Schaffung
     ordinationsgesetzes HFKG am 1. Januar 2015 sind neu        von Qualitätssicherungssystemen und zur institutio-
     drei gemeinsame hochschulpolitische Organe von             nellen Akkreditierung. Private Anbieter müssen die-
     Bund und Kantonen für einen koordinierten Schwei-          selbe Akkreditierung durchlaufen, wenn sie die
     zer Hochschulraum zuständig. Sie ersetzen die Viel-        gesamtschweizerisch geschützte Bezeichnung «Uni-
     zahl der bisherigen Organe der universitären Hoch-         versität», «Fachhochschule» oder «Pädagogische
     schulen, Fachhochschulen und Pädagogischen                 Hochschule» sowie davon abgeleitete Bezeichnungen
     Hochschulen.                                               führen wollen. Für die öffentlich-rechtlichen Universi-
                                                                täten und Fachhochschulen ist die institutionelle
     Schweizerische Hochschulkonferenz SHK                      Akkreditierung zudem eine der Voraussetzungen für
     Die SHK ist das oberste hochschulpolitische Organ der      die Beitragsberechtigung.
     Schweiz und sorgt für die gesamtschweizerische Ko-
     ordination der Tätigkeiten von Bund und Kantonen im        www.aaq.ch
     Hochschulbereich. Sie verfügt über rechtsetzende

20
Höhere Berufsbildung – Teil der Tertiärstufe
Ebenfalls zur Tertiärstufe des Schweizer Bildungssystems zählt die höhere Berufsbildung. Sie er-
möglicht eine passgenaue berufliche Höherqualifizierung breiter Kreise entsprechend den Bedürf-
nissen des Arbeitsmarktes. Damit stärkt sie indirekt das forschungsorientierte akademische Sys-
tem. Zudem trägt sie dazu bei, der Wirtschaft eine ideale Mischung von qualifizierten Berufsleuten
bereitzustellen.

Hoher Praxisbezug                                        Gemeinsames Engagement von Privaten und
Rund 400 Berufs- und höhere Fachprüfungen sowie          öffentlicher Hand
Bildungsgänge in acht Bereichen mit über 40 verschie-    Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt
denen Rahmenlehrplänen an höheren Fachschulen            setzen sich gemeinsam für eine qualitativ hochstehen-
stehen zur Wahl. Kennzeichen der höheren Berufsbil-      de Berufsbildung ein. Der starke Einbezug der Organi-
dung sind der starke Bezug zum Arbeitsmarkt und die      sationen der Arbeitswelt ist eine zentrale Vorausset-
enge Verbindung von Theorie und Praxis. Durch den        zung für die Ausrichtung der Bildungsangebote und
Einbezug der Berufsverbände und anderer Organisati-      Prüfungen auf den Arbeitsmarkt. Private und öffentli-
onen der Arbeitswelt als Träger der Prüfungen und        che Bildungsinstitutionen bieten Vorbereitungskurse
der Rahmenlehrpläne der höheren Fachschulen ist si-      auf eidgenössische Prüfungen und Bildungsgänge hö-
chergestellt, dass neue Qualifikationsanforderungen      herer Fachschulen an.
rasch umgesetzt werden. Das garantiert einen hohen
Innovationsrhythmus und verhindert Ausbildungen,         Die Finanzierung der höheren Berufsbildung wird von
die in der Wirtschaft nicht (mehr) nachgefragt wer-      privater und öffentlicher Seite getragen. Studierende
den.                                                     und Arbeitgeber sind massgeblich beteiligt.

Verschiedene Zugänge                                     Weitere Informationen zur Berufsbildung
Die höhere Berufsbildung trägt den individuellen Le-     in der Schweiz:
bensumständen, Lernkurven und Bedürfnissen der
Berufsleute Rechnung. Unabhängig vom Alter bietet        www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_de/
sie Möglichkeiten für den Erwerb eines höheren Ab-       Berufsbildung in der Schweiz –
schlusses. Vorausgesetzt wird in der Regel eine mehr-    jährlich erscheinende Publikation:
jährige, qualifizierte Berufserfahrung im jeweiligen
Fachgebiet. Den Absolventinnen und Absolventen ei-       www.sbfi.admin.ch/berufsbildung_dok_de
ner beruflichen Grundbildung bietet die höhere Be-
rufsbildung Perspektiven für die berufliche Weiterent-
wicklung und Höherqualifizierung. Das stärkt die Att-
raktivität der Berufsbildung insgesamt. Auch Hoch-
schulabsolventinnen und -absolventen nutzen eidge-
nössische Prüfungen, insbesondere höhere Fachprü-
fungen, als Zusatzqualifizierungen für den Arbeits-
markt (z.B. im Treuhand- und Finanzwesen).
                                                                                                                 21
Die Schweiz beteiligt sich an verschiedenen internationalen Forschungsprogrammen und -organisationen wie
an der Europäischen Weltraumagentur ESA.
Von der Grundlagenforschung
   zur marktfähigen Innovation

Gemäss einer historisch gewachsenen Aufgabenteilung zwischen Privaten und öffentlicher Hand fin-
det die Grundlagenforschung im Wesentlichen in den Hochschulen statt. Im Gegenzug ist die ange-
wandte Forschung und Entwicklung und die Umsetzung von Wissen in marktfähige Innovationen pri-
mär die Domäne der Privatwirtschaft und der Fachhochschulen.

Die öffentliche Forschungsfinanzierung setzt auf     Finanzierung von Forschung und Entwicklung 2012
die Eigeninitiative der Forschenden, das Wettbe-
werbsprinzip und qualitative Förderkriterien. In                                in Millionen CHF   in %
der öffentlichen Forschungsförderung ist der
Bund zuständig für die Finanzierung der For-         Öffentliche Hand                      4705    25,4
schungs- und Innovationsförderung des Schwei-
zerischen Nationalfonds (SNF) und der Kommis-          - davon Bund                        2835    15,3
sion für Innovation und Technologie (KTI). Auch
unterstützt er die Forschungseinrichtungen des         - davon Kantone                     1870    10,1
ETH-Bereichs sowie rund 30 weitere, ausserhalb
der Hochschulen angesiedelte Forschungsstät-         Private Unternehmen                 11 250    60,8
ten. Die Kantone engagieren sich vor allem als
Träger der Universitäten und Fachhochschulen.        Andere nationale Quellen               320     1,7

Die internationale Forschungszusammenarbeit          Ausland                               2235    12,1
hat für die Schweiz einen sehr hohen Stellen-
wert. Einerseits beteiligt sie sich an zahlreichen   Total                               18 510    100
internationalen Forschungsorganisationen und
Forschungsprogrammen wie beispielsweise am
CERN, an der Europäischen Weltraumorganisa-          Durchführung von Forschung und Entwicklung 2012
tion ESA, an der Initiative für grenzüberschrei-
tende Kooperationsprojekte in marktorientierter                                 in Millionen CHF   in %
industrieller Forschung und Entwicklung EURE-
KA sowie an COST, der Europäischen Zusam-            Private Unternehmen                 12 820    69,3
menarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftli-
chen und technischen Forschung oder an den           Öffentliche Hand                       140     0,8
mehrjährigen Forschungsrahmenprogrammen
der Europäischen Union. Andererseits pflegt die      Hochschulen                           5210    28,1
Schweiz bilaterale Forschungszusammenarbeit
mit ausgewählten Schwerpunktländern.                 Private
                                                                                            340     1,8
                                                     (nicht-gewinnorientiert)

                                                     Total                               18 510    100

                                                                                                          23
Forschende der Eawag untersuchen Lebewesen in einem natürlichen Gewässer: Das Verstehen der Funktionsweise aquatischer
     Ökosysteme ist die Grundvoraussetzung, um die Biodiversität in Gewässern zu erhalten.

     Hochschulen
     Der Grossteil der öffentlich finanzierten Grundlagenfor-          Die Fachhochschulen sind vor allem in der angewand-
     schung wird an den kantonalen Universitäten und im                ten Forschung und Entwicklung tätig. Sie orientieren
     ETH-Bereich durchgeführt. Letzterer umfasst neben den             sich eng an den Bedürfnissen von Wirtschaft, Kultur und
     beiden ETH in Zürich und Lausanne vier spezialisierte             öffentlicher Hand. Indem sie den Transfer zwischen den
     Forschungsinstitute: das Paul Scherrer Institut PSI, die          Forschungslabors und dem Markt ermöglichen, bilden
     Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und             sie ein wichtiges Glied in der Innovationskette.
     Landschaft WSL, die Eidgenössische Materialprüfungs-
     und Forschungsanstalt Empa sowie das Wasserfor-
     schungsinstitut Eawag.

                           Die Forschungsinstitutionen des ETH-Bereichs

                           Paul Scherrer Institut PSI
                           Das Paul Scherrer Institut PSI in Villigen (Kanton Aargau) ist das grösste Forschungszentrum für
                           Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich
                           auf drei Themenschwerpunkte: Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und
                           Gesundheit. Das PSI entwickelt, baut und betreibt komplexe Grossforschungsanlagen. Jährlich
                           führen mehr als 2000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an den
                           einzigartigen Anlagen Experimente durch. Das PSI betreibt mit der Neutronenquelle SINQ, der
                           Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS und der Myonenquelle SμS wissenschaftliche Forschungs-
                           infrastrukturen, die aussergewöhnliche Einblicke in die Vorgänge im Inneren verschiedener Stof-
                           fe und Materialien bieten. Diese Anlagen sind in der Schweiz einzigartig, einzelne gibt es welt-
                           weit nur am PSI. Im Jahr 2016 wird die nächste Grossanlage in Betrieb gehen: der Freie-
                           Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL.

                           Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
                           Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL befasst sich mit
                           der Nutzung und Gestaltung sowie dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen
                           und nimmt eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Umsetzung wahr. Sie erarbeitet
                           Beiträge und Lösungen, damit der Mensch Landschaften und Wälder verantwortungsvoll nut-
                           zen und mit Naturgefahren, wie sie insbesondere in Gebirgsländern auftreten, umsichtig um-
                           gehen kann. Die WSL nimmt in diesen Forschungsgebieten einen internationalen Spitzenplatz
                           ein und liefert Grundlagen für eine nachhaltige Umweltpolitik in der Schweiz. Sie entwickelt
                           Lösungsstrategien für gesellschaftlich relevante Probleme – gemeinsam mit ihren Partner aus
                           Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft.
24
Inspiration aus der Natur – Strukturfarben von Käferschuppen: Mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt „Bio-Inspired Stimuli-
Responsive Materials“ am nationalen Kompetenzzentrum der Universität Freiburg soll ein international anerkannter Schwerpunkt für
bahnbrechende Forschung, Innovation und Ausbildung auf dem Gebiet der intelligenten, bio-inspirierten Materialen geschaffen werden.

                       Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa
                       Die Empa ist das interdisziplinäre Forschungs- und Dienstleistungsinstitut für Materialwissen-
                       schaften und Technologieentwicklung des ETH-Bereichs mit Sitz in Dübendorf, St. Gallen und
                       Thun. Als Brücke zwischen Forschung und Praxis erarbeitet sie Lösungen für die vorrangigen
                       Herausforderungen von Industrie und Gesellschaft. Indem die Empa Forschungsergebnisse dank
                       effizientem Technologietransfer gemeinsam mit Industriepartnern in marktfähige Innovationen
                       umwandelt, trägt sie massgeblich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft
                       zu stärken. Zudem schafft sie die wissenschaftlichen Grundlagen für eine nachhaltige Gesell-
                       schaftsentwicklung. Als Institution des ETH-Bereichs ist die Empa in all ihren Tätigkeiten der
                       Exzellenz verpflichtet.

                       Wasserforschungsinstitut Eawag
                       Das Wasserforschungsinstitut Eawag hat seinen Hauptsitz in Dübendorf. Die Eawag befasst
                       sich mit Konzepten und Technologien für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Was-
                       ser und den Gewässern. In Zusammenarbeit mit Hochschulen, weiteren Forschungsinstitutio-
                       nen, öffentlichen Stellen, der Wirtschaft und mit Nichtregierungsorganisationen trägt die Ea-
                       wag dazu bei, ökologische, wirtschaftliche und soziale Interessen an den Gewässern in Einklang
                       zu bringen. Sie nimmt damit eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis wahr.
                       Dazu fokussiert sie ihre Forschung auf drei Schwerpunkte: Wasser für das Wohlergehen des
                       Menschen, Wasser für das Funktionieren der Ökosysteme und Strategien bei Nutzungskonflik-
                       ten zwischen Mensch und Ökosystem.

Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung                         ten Qualitätskriterien genügen müssen, ist der SNF mit
der wissenschaftlichen Forschung SNF                                der Durchführung der Nationalen Forschungsschwer-
Der SNF ist die wichtigste öffentliche Institution zur For-         punkte und der Nationalen Forschungsprogramme be-
schungsförderung. Der SNF forscht nicht selbst, sondern             traut:
fördert im Auftrag des Bundes nach dem Prinzip der
wissenschaftlichen Selbstverwaltung nicht-gewinn-                   ƒ Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) konzent-
orientierte Forschungsarbeiten innerhalb und ausser-                  rieren sich auf die Erarbeitung konkreter Beiträge zur
halb der Hochschulen. Im Rahmen seines Leistungsauf-                  Lösung von Problemen von nationaler Bedeutung. Im
trags mit dem Bund finanziert der SNF insbesondere Pro-               Rahmen von NFP untersuchte Themen reichen von ge-
jekte in der freien Grundlagenforschung. Mit speziellen               sellschaftlichen Herausforderungen (z.B. Nachhaltige
Förderprogrammen für junge Forschende und Professo-                   Nutzung der Ressource Boden; Energiewende) über
rinnen und Professoren führt er zudem den hochquali-                  medizinische Fragen (Stammzellen und regenerative
fizierten Nachwuchs an die Spitze.                                    Medizin; Chancen und Risiken von Nanomaterialien)
                                                                      bis hin zu Technologiebereichen, in denen ein grosses
Über die Förderung von Projekten in der Grundlagen-                   Innovationspotenzial vermutet wird (z.B. Intelligente
forschung hinaus, die international anerkannten, höchs-               Materialien; Implantate und Transplantate).
                                                                                                                                      25
Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie: Entwicklung einer „light-Schokolade“ im Rahmen eines KTI-Forschungs-
     projekts mit Unternehmen aus der Maschinen- und Lebensmittelindustrie und des Instituts für Lebensmittelwissenschaften, Ernährung
     und Gesundheit der ETH Zürich.

     ƒ Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) sind                 Innovationsmentorinnen und -mentoren informieren
       institutionell abgestützte Forschungsvorhaben von                über Fördermöglichkeiten und helfen, Gesuche auszu-
       gesamtschweizerischer Bedeutung. Gefördert wer-                  arbeiten. Die nationalen thematischen Netwerke verbin-
       den Forschungsnetzwerke von höchster Qualität, mit               den Unternehmen und öffentliche Forschungsinsti-
       besonderer Gewichtung interdisziplinärer Ansätze                 tutionen. Interaktive und physische Wissens- und Tech-
       oder aber neuer, innovativer Fragestellungen inner-              nologietransfer-Plattformen fördern die Vernetzung und
       halb einer Disziplin. Überdies engagieren sich die NFS           den Austausch von Erfahrungen.
       in der Nachwuchs- und Gleichstellungsförderung
       und im Wissenstransfer. Jeder NFS besteht aus einem              Akademien der Wissenschaften Schweiz
       federführenden Kompetenzzentrum und einem Netz                   Die Akademien der Wissenschaften Schweiz sind das
       von nationalen wie internationalen Partnern aus dem              gemeinsame Dach der Akademie der Naturwissenschaf-
       universitären oder ausseruniversitären Bereich. Mit              ten Schweiz, der Schweizerischen Akademie der Geis-
       dem seit dem Jahr 2000 bestehenden Instrument                    tes- und Sozialwissenschaften, der Schweizerischen Aka-
       werden zurzeit rund 20 Forschungsschwerpunkte                    demie der Medizinischen Wissenschaften, der
       gefördert.                                                       Schweizerischen Akademie der Technischen Wissen-
                                                                        schaften sowie des Kompetenzzentrums für Technolo-
     Kommission für Technologie und Innovation                          giefolgen-Abschätzung TA-SWISS und Science et Cité,
     KTI – «Science to market»                                          eine Stiftung zur Förderung des Dialogs zwischen Wis-
     Die KTI hat als Förderagentur des Bundes den Auftrag,              senschaft und Gesellschaft. Der Verbund hat drei Kern-
     Innovation mit finanziellen Mitteln, Beratung und Netz-            aufgaben: Die Früherkennung und Kommunikation ge-
     werken zu fördern. Ziel ist die Unterstützung des Pro-             sellschaftlich relevanter Entwicklungen und der sich
     zesses, dass aus wissenschaftlicher Forschung wirt-                daraus ergebenden Konsequenzen im Bereich Bildung,
     schaftliche Leistung entsteht. In der F&E-Projektförderung         Forschung und Innovation; das Engagement in der
     animiert die KTI die Wirtschaft, für ihre Innovationen             Wahrnehmung ethisch begründeter Verantwortung bei
     vermehrt die Forschungsressourcen, das Know-how und                der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und bei
     die Infrastruktur der Hochschulen zu nutzen. Sie hilft             ihrer praxisbezogenen Anwendung; die Pflege des part-
     Forschenden an den Hochschulen, aus ihren Forschungs-              nerschaftlichen Dialogs zwischen Wissenschaft und Ge-
     resultaten zusammen mit Unternehmen wettbewerbs-                   sellschaft. Der Verbund und die einzelnen Akademien
     fähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und             sind mit einem Leistungsauftrag des Bundes ausgestat-
     auf den Markt zu bringen.                                          tet und erhalten Bundesmittel.

     Die KTI fördert das unternehmerische Denken des zu-                Forschungsinstitutionen ausserhalb des
     künftigen Nachwuchses in Wissenschaft und Wirtschaft.              Hochschulbereichs
     Sie bietet Jungunternehmern durch Ausbildungspro-                  Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung ausgewähl-
     gramme und Coachings professionelle Unterstützung,                 ter Forschungseinrichtungen ausserhalb des Hoch-
     um eine Geschäftsidee in einem neuen Unternehmen                   schulbereichs. Als Beispiele genannt seien das Centre
     erfolgreich umzusetzen. Gefördert werden wissensin-                Suisse d’électronique et de microtechnique CSEM in
     tensive und technologiebasierte Unternehmen mit gros-              Neuenburg, das Schweizerische Institut für Allergie-
     sem Marktpotenzial.                                                und Asthma-Forschung SIAF in Davos, das Swiss Ins-
                                                                        titute of Bioinformatics SIB (Bern, Basel, Genf, Lau-
     Die KTI fördert den Wissens- und Technologietransfer               sanne, Zürich), das Schweizerische Tropen- und Public
     zwischen Hochschulen und Wirtschaft, um Innovations-               Health-Institut Swiss TPH in Basel oder die Schweizer
     projekte und Start-up-Ideen auf den Weg zu bringen.                Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaf-
26
Sie können auch lesen