IM BERLINER LEHRAMTSSTUDIUM - LEITFADEN PRAXISSEMESTER (5. ÜBERARBEITETE AUFLAGE) - Berlin.de

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LEITFADEN
PRAXISSEMESTER
(5. ÜBERARBEITETE AUFLAGE)

           IM BERLINER
           LEHRAMTSSTUDIUM
2                                                                             LEITFADEN PRAXISSEMESTER

    Nichts ist besser, als die konkrete,
    praktische Erfahrung im realen
    Lernraum. (Schulleiter*in)
                                                      Das Praxissemester hat mir mehr Sicherheit
                                                      und Zuversicht bei meiner Wahl des Studiums
                                                      gegeben. Der intensive und rege Austausch
                                                      ­mit Schülern und Lehrern hat mir gezeigt,
                                                       dass Interesse, Motivation und allen voran
                                                       Flexibilität die wichtigsten Eigenschaften
                                                       eines zukünftigen Lehrers sind! (Student*in)

FREIE UNIVERSITÄT BERLIN
HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN
UNIVERSITÄT DER KÜNSTE BERLIN

                                           Ich kann Studierende jetzt besser wahr-
                                           nehmen, verstehen, unterstützen und ih-
                                           nen in ihrer eigenen individuellen Planung
                                           helfen, ohne ihnen dabei meine Sichtweise
                                           aufzudrängen. (Mentor*in)
LEITFADEN PRAXISSEMESTER IM
BERLINER LEHRAMTSSTUDIUM

für Studierende, Lehrkräfte, Mentorinnen und
Mentoren, Schulleitungen, Universitätslehrende
sowie Fachberaterinnen und Fachberater

                   LEITFADEN
                   PRAXISSEMESTER
02                                                                   LEITFADEN PRAXISSEMESTER

SEHR GEEHRTE MITWIRKENDE DES BERLINER PRAXISSEMESTERS,
SEHR GEEHRTE STUDIERENDE,

                           Mit der Einführung des Praxissemesters hat sich Berlin auf einen
                           zielführenden Weg gemacht, die Verzahnung von theoretischer
                           und praktischer Lehrkräftebildung bereits im Lehramtsstudium zu
                           verankern. Ich bedanke mich bei den Schulen und Universitäten
                           für ihr Engagement und wünsche den Studierenden sowie allen
                           an deren Lernbegleitung Mitwirkenden erfolgreiche Praxiserfah-
                           rungen!

                           Beate Stoffers
                           Staatssekretärin für Bildung

                           Gemeinsam mit unseren Universitäten stärken wir die Lehrkräfte-
                           bildung in Berlin. Das Praxissemester schlägt dabei eine wichtige
                           Brücke zwischen wissenschaftlicher Ausbildung und Anforde-
                           rungen des Schulalltags. Die Erfahrungen aus den letzten Jahren
                           nutzen wir für Anpassungen und mögliche Verbesserungen. Ich
                           danke den Universitäten für ihr Engagement und wünsche den
                           Studierenden viel Erfolg!

                           Steffen Krach
                           Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung

                           Für die Studierenden ergibt sich durch die Einbeziehung der
                           Praxisphase ins Studium eine Chance: Im Praxissemester wird
                           der Kreislauf aus Forschung, Lehre und Praxis geschlossen.

                           Univ.-Prof. Dr. med. Hauke Heekeren
                           Vizepräsident der Freien Universität Berlin (VP3)
GRUSSWORTE                                                                   03

             Das Praxissemester bietet Reflexionsräume des eigenen pädago-
             gischen Handelns mit Zugängen zum Forschenden Lernen für die
             Unterrichts- und Schulentwicklung. Die Kopplung von didaktischen
             Theorien mit angeleiteten schulpraktischen Erfahrungen stärkt
             ­die Professionalisierung der Lehrkräfte und ist ein wichtiger Schritt
              für die Lehrer*innen von morgen.

             Prof. Dr. iur. Eva Inés Obergfell
             Vizepräsidentin für Lehre und Studium (VPL)
             der Humboldt-Universität zu Berlin

             Für das Lehramtsstudium ist das Praxissemester ein Innovati-
             onsschub, den die Universitäten gerne aufgegriffen haben.
             Die Studierenden sind begeistert vom Praxissemester – auch,
             oder gerade weil es eine große Herausforderung für sie ist.

             Prof. Dr. Angela Ittel
             Vizepräsidentin für Strategische Entwicklung, Nachwuchs
             und Lehrkräftebildung der TU Berlin

             Im Dialog zwischen akademischer Lehre und schulischer Praxis
             können die Studierenden im Praxissemester neues Fachwissen
             erwerben. Es gestattet ihnen, eigene Lehrkonzepte zu erproben
             und Erfahrungen im Umgang mit den Schülerinnen und Schü-
             lern zu sammeln, um so zu einer eigenen fundierten Haltung als
             zukünftige Lehrende zu gelangen.

             Prof. Dr. Norbert Palz
             Präsident der Universität der Künste Berlin
04                                                                    LEITFADEN PRAXISSEMESTER

INHALTSVERZEICHNIS

01
             GRUSSWORTE                                                      02

             EINLEITUNG                                                      05

             AUFGABEN UND AKTEURE                                            06

             1.1     Aktivitäten der Studierenden und deren Lernbegleitung

02
             1.2     Aufgaben der Studierenden an der Schule
             1.3     Lernorte und terminliche Rahmenbedingungen
             1.4     Akteurinnen und Akteure der Lernbegleitung

             ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS
             UND DER LERNBEGLEITUNG                                          10

             2.1     Lernbegleitung durch Mentorinnen und Mentoren
             2.2     Lernbegleitung durch Universitätslehrende
             2.3     Das Lernforschungsprojekt

03
             2.4     Lernbegleitung durch Fachberaterinnen und
                     Fachberater (Fachberatung)
             2.5     Mentoringqualifizierung

             ORGANISATION UND RECHTLICHE FRAGEN                              20

             3.1     Verfahren zur Platzvergabe
             3.2     Wichtige Unterlagen
             3.3     Abstimmung und Planung der Präsenzzeit in der Schule
             3.4     Sonderfälle
             3.5     Weisungsrecht
             3.6     Versicherungsschutz im Praxissemester

             ANSPRECHPARTNERINNEN
             UND ANSPRECHPARTNER                                             29
EINLEITUNG                                                                                  05

             EINLEITUNG

             Im Oktober 2015 sind von den vier Berliner Universitäten Lehramtsstudiengänge
             mit einer einheitlichen Struktur eingeführt worden. Es werden Abschlüsse für den
             Zugang zu drei Lehrämtern (Grundschulen, Integrierte Sekundarschulen / Gym-
             nasien und Berufliche Schulen) angeboten. Nach einem Bachelorabschluss nach
             sechs Semestern werden darauf aufbauend vier Semester mit dem Abschlussziel
             Master of Education studiert. Alle Lehramtsstudierenden absolvieren dabei im
             dritten Semester des Masterstudiengangs ein halbjähriges Praxissemester an einer
             Berliner Schule. Hierbei werden sie von einem breit gefächerten Unterstützungssys-
             tem begleitet: Mentorinnen und Mentoren an den Schulen, Fachdidaktikerinnen und
             Fachdidaktiker der Universitäten sowie Fachberaterinnen und Fachberater aus dem
             Vorbereitungsdienst betreuen die Studierenden in verschiedenen Bereichen und an
             verschiedenen Orten.

             Noch nie haben Universitäten, Schulen und die für Bildung und Wissenschaft
             zuständigen Senatsverwaltungen in Berlin so eng zusammengearbeitet wie bei
             der Einführung des Praxissemesters. Sie haben eine Konzeption erarbeitet, die im
             vorliegenden Leitfaden vorgestellt wird. Durch das Zusammenwirken der Betei-
             ligten öffnen sich neue Perspektiven: Universitäten lernen Schulen und Vorberei-
             tungsdienst noch besser kennen, Schulen erhalten Einblicke in aktuelle Fragen der
             universitären Arbeitsbereiche, Fachseminarleitungen bringen ihr Expertenwissen
             aus der zweiten Phase der Lehrkräftebildung ein und profitieren von aktuellen For-
             schungserkenntnissen der Hochschulen. Das Praxissemester erlaubt Studierenden
             Institutionen, Strukturen und Abläufe ihrer künftigen beruflichen Praxis bereits im
             Studium über einen längeren Zeitraum hinweg kennenzulernen und zentrale Hand-
             lungskompetenzen aufzubauen und zu reflektieren. Darüber hinaus ermöglicht das
             Lernforschungsprojekt den Studierenden das System und den Alltag von Schule zu
             beobachten und sich in einem überschaubaren Rahmen an Fragen zur Bildungs-
             forschung zu üben.

             Im Praxissemester arbeiten vier Universitäten, 750 Schulen und zwei Senatsver-
             waltungsressorts zusammen, um den bis zu 2000 Studierenden bei mehr als 550
             potentiellen Fächerkombinationen ein erfolgreiches Praxissemester zu ermögli-
             chen und die Abläufe immer weiter zu optimieren. Der hier vorliegende Leitfaden
             gewährleistet allen Beteiligten eine Orientierung und einen Überblick über die
             Elemente des Praxissemesters, Informationen zur Lernbegleitungstätigkeit und zu
             organisatorischen Fragen im Rahmen des Praxissemesters.

             Wir bedanken uns bei allen, die am Praxissemester mitwirken. Den Studierenden
             wünschen wir ein erfahrungsreiches Praxissemester, in dem sie im Studium er-
             worbene Kompetenzen in der Schulpraxis erproben können, das ihnen umfassen-
             de Erkenntnisse für ihre weitere berufliche Laufbahn vermittelt und das so einen
             wich­tigen Schritt auf dem Wege in den Schuldienst darstellt.

             WIR DANKEN ALLEN BETEILIGTEN FÜR DIE GUTE ZUSAMMENARBEIT
             UND WÜNSCHEN EIN GUTES GELINGEN!

             Die Redaktion
             Christiane Buchholtz, Magnus John, Thomas Mikolajski, Julia-J. Milster,
             Diemut Ophardt, Sarah Graber Majchrzak, Eva Terzer, Aleksandra Zagajewski
06                                                                LEITFADEN PRAXISSEMESTER

01
                                                Die Entscheidung Lehrer zu werden wurde
                                                bestärkt! Die Erfahrungen haben die
                                                Befürchtungen vor dem Referendariat
                                                reduziert! (Student*in)

               AUFGABEN
               UND
               AKTEURE

 Viele motivierte und engagierte Mentor*innen
 unterstützen und beraten (coachen) die
 Studierenden und ermöglichen ihnen authen-
 tische Einblicke in das System Schule. Sie
 tragen somit dazu bei, zukünftige Lehrkräfte
 noch besser auf die Praxis vorzubereiten.
 (Mentoringqualifizierungsteam)
01. AUFGABEN UND AKTEURE                                                                          07

                                                  1.1 AKTIVITÄTEN DER STUDIERENDEN
                                                  UND DEREN LERNBEGLEITUNG

                                                  Ziel des Praxissemesters ist eine stärkere Ver-
                                                  knüpfung von Universität und Schulpraxis, daher
                                                  sind die Studierenden in diesem Semester in viel-
                                                  fältige Aktivitäten involviert, die an verschiedenen
                                                  Lernorten stattfinden. Im Rahmen der praxisbe-
                                                  zogenen Aktivitäten an der Schule sammeln die
                                                  Studierenden wertvolle Erfahrungen. Diese Aktivi-
                                                  täten und Erfahrungen werden durch begleitende
                                                  Lerngelegenheiten vor- und nachbereitet sowie
                                                  reflektiert. Während des Praxissemesters nehmen
                                                  Studierende ihre Aufgaben im schulischen Alltag
                                                  immer in Anwesenheit einer Lehrkraft wahr.

                                                  Hier zunächst ein Überblick über die praktischen
                                                  Aktivitäten und deren Lernbegleitung:

PRAXISBEZOGENE AKTIVITÄTEN                        LERNBEGLEITUNG FÜR STUDIERENDE
DER STUDIERENDEN

Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von     Universitäre Vorbereitungsseminare
insgesamt 32 angeleiteten Unterrichtsstunden
                                                  Unterrichtsbesprechungen mit der Mentorin oder
Komplexitätsreduzierte Aufgaben                   dem Mentor sowie mit Universitätslehrenden
(z. B. Einzelschülerbetreuung)
                                                  Universitäre Begleit- und
Kriteriengeleitete Unterrichtshospitationen       Nachbereitungsseminare
Außerunterrichtliche Aufgaben (z. B. Konferenz-
teilnahme, Wandertage, Elternabende)

Durchführung eines Lernforschungsprojekts         Universitäre Begleitseminare zum
an der Praktikumsschule                           Lernforschungsprojekt

Reflexion von Stärken und                         Je ein Orientierungsgespräch mit der Mentorin
Entwicklungspotentialen                           oder dem Mentor zu Beginn und am Ende des
                                                  Praxissemesters

Die Zusammenarbeit mit den Fachberaterinnen und Fachberatern ist als eine weitere
Lernbegleitungsform möglich.

Verfahren des kollegialen Unterrichtscoachings    Begleitworkshops mit den Fachberaterinnen und
                                                  Fachberatern
Hospitation modellierten Unterrichts
Einblick in den Vorbereitungsdienst
08                                                                          LEITFADEN PRAXISSEMESTER

1.2 AUFGABEN DER STUDIERENDEN                       und Akteuren an der Schule abgestimmt, einiges
AN DER SCHULE                                       ist durch die Studienordnungen, die Lehrver-
                                                    anstaltungsplanung und die Schulorganisation
Verbindlich für alle Studierenden sind eine         vorgegeben (z. B. Seminartermine). Eine weite-
bestimmte Präsenzzeit an der Schule sowie ein       re terminliche Besonderheit: Die Schulpraktika
festgelegter Umfang der Unterrichtstätigkeit.       des Praxissemesters und einige universitäre
                                                    Begleitseminare beginnen grundsätzlich bereits
PRÄSENZZEIT AN DER SCHULE                           Anfang September, also vor Beginn der Vorle-
Die Praktikumszeit beginnt innerhalb der ersten     sungszeit. Für die Studierenden setzt dies eine
fünf Schultage des neuen Schuljahres, frühestens    gut durchdachte Organisation im Rahmen der
jedoch am 1. September, und endet am 31. Januar.    Vorgaben und Spielräume voraus.
Über diesen Zeitraum sind die Studierenden an
mindestens drei Tagen in der Woche durchschnitt-    Um die verschiedenen Anforderungen und Lern­
lich zwölf Zeitstunden pro Woche an ihrer Schule.   orte gut zu koordinieren, ist ein Praktikumsplan
                                                    zu führen, der der Strukturierung und Dokumen-
ÜBERBLICK ZUR UNTERRICHTSTÄTIGKEIT                  tation des Praxissemesters dient. Der Prakti-
DER STUDIERENDEN WÄHREND DES PRAXIS-                kumsplan wird von den Studierenden fortlaufend
SEMESTERS:                                          erstellt (Kapitel 3.3).

STUDIERENDE DES LEHRAMTS AN                         STUDIERENDE DES LEHRAMTS AN
INTEGRIERTEN SEKUNDARSCHULEN UND                    GRUNDSCHULEN
GYMNASIEN SOWIE DES LEHRAMTS AN
BERUFLICHEN SCHULEN

                      Insgesamt                                           Insgesamt
                      32 Unterrichtsstunden                               32 Unterrichtsstunden
                      (à 45 Min.)                                         (à 45 Min.)
Angeleiteter                                        Angeleiteter
Unterricht                                          Unterricht
                      Fach 1        Fach 2                                 Fach 1    Fach 2      Fach 3
                      (16 Std.)     (16 Std.)
                                                                               jeweils circa 11 Std.

Vollständiger         9 Std.        9 Std.          Vollständiger         6 Std.    6 Std.      6 Std.
Unterricht                                          Unterricht

Vollständiger         7 Std.        7 Std.          Vollständiger         14 Std.
Unterricht und/oder                                 Unterricht und/oder   gleichmäßig verteilt
Unterrichtsteile                                    Unterrichtsteile

1.3 LERNORTE UND TERMINLICHE                        1.4 AKTEURINNEN UND AKTEURE
RAHMENBEDINGUNGEN                                   DER LERNBEGLEITUNG

Die Verknüpfung von Universität und Schulpraxis     Verschiedene Akteurinnen und Akteure bereiten
bringt im Unterschied zu anderen Semestern eini-    die Studierenden auf die Tätigkeiten im Rahmen
ge Besonderheiten mit sich, was die Ausweitung      des Praxissemesters vor und begleiten sie dabei:
der Lernorte und der terminlichen Rahmenbedin-
gungen betrifft. Vieles wird mit den Akteurinnen
01. AUFGABEN UND AKTEURE                                                                               09

• U
    niversitätslehrende führen Lehrveranstaltun-       der Unterrichtsversuche, bieten ihnen Hospita-
   gen zur Vorbereitung, Begleitung und Nach-           tionsmöglichkeiten und führen Orientierungs­
   bereitung des Praxissemesters sowie des              gespräche durch (Kapitel 2.1).
   Lernforschungsprojekts durch, besuchen die
   Studierenden an den Schulen und bewerten die       • F
                                                          achberaterinnen und Fachberater sind ausge-
   Prüfungsleistung der jeweiligen Module (Kapitel       wählte Fachseminarleiterinnen und Fachsemi-
   2.2 und 2.3).                                         narleiter des Vorbereitungsdienstes.
                                                         Sie gestalten in Kooperation mit den Univer-
• M
    entorinnen und Mentoren sind Lehrkräfte             sitätslehrenden Veranstaltungen der univer-
   an den Praktikumsschulen, die sich für ihre            sitären Seminare, führen die Studierenden
   Mentoringtätigkeit qualifizieren lassen können.        in Verfahren des kollegialen Coachings ein,
   Sie sind in der Schule die zentralen Kontaktper-       ermöglichen den Studierenden Hospitationen
   sonen für die Studierenden, unterstützen diese         ­in ihrem Unterricht und bieten ihnen einen Ein-
   in allen schulischen Aktivitäten, insbesondere          blick in die zweite Phase der Lehrkräftebildung.
   durch Unterrichtsvor- und -nachbesprechungen            Die Fachberatung wird weiterhin sukzessive
                                                         ausgebaut (Kapitel 2.4).

LERNORT                      WAS FINDET STATT?                      TERMINLICHE
                                                                    RAHMENBEDINGUNGEN

Praktikumsschulen            Vorbereitung von Unterricht, Unter-    1. September bis 31. Januar
                             richten, Unterrichtsbesprechungen,
                                                                    Anwesenheit an mindestens drei
                             Hospitieren, komplexitätsreduzierte
                                                                    Tagen in der Woche, durchschnitt-
                             Aufgaben, außerunterrichtliche
                                                                    lich zwölf Zeitstunden pro Woche
                             Aktivitäten, Vorbereitung und
                             Durchführung des Lernforschungs-       Termine nach Absprache mit der
                             projekts, Vorbereitung der univer-     Schule
                             sitären Seminare durch praktische
                             Aufträge (z. B. Beobachtungsauf-       in den Herbst- und Weihnachts­
                             gaben)                                 ferien schulfrei

Universitäten                Universitäre Lehrveranstaltungen,      1. September bis Mitte März
                             Vorbereitung der Lehrveranstal-
                                                                    Universitäre Lehrveranstaltungen
                             tungen und der praxisbezogenen
                                                                    ­(überwiegend an den Nach­
                             Aktivitäten, Vorbereitung des Lern-
                                                                     mittagen)
                             forschungsprojekts, Prüfungen
                                                                    in der Regel auch in den Schul­
                                                                    ferien, gegebenenfalls blockweise

andere Lernorte              Vorbereitung der Lehrveranstal-        variabel
(Bibliothek, Zuhause)        tungen und der praxisbezogenen
                             Aktivitäten

Die Zusammenarbeit mit den Fachberaterinnen und Fachberatern ist als eine weitere
­Lernbegleitungsform möglich (Kapitel 2.4).

Schule bzw. Fachseminare     Begleitworkshops mit den und           entsprechende Termine werden
der Fachberaterin oder       ­Hospitationen bei den Fach­           gegebenenfalls Anfang September
­des Fachberaters und Uni-    beraterinnen und Fachberatern         bekannt gegeben
 versität
10                                                               LEITFADEN PRAXISSEMESTER

              Die Mentoringqualifizierung bot mir
              eine gute Unterstützung hinsichtlich
              der Entwicklung einer gelungenen
              Gesprächsführung mit dem Mentee.
              (Mentor*in)

     ELEMENTE DES
     PRAXISSEMESTERS

                                     02
     UND DER
     LERNBEGLEITUNG

 In den Qualifizierungen zeigt sich immer
 wieder das sehr hohe persönliche Engage-            Ich habe Schule verstanden und
 ment der Lehrer*innen (Mentor*innen), die           den Alltag gesehen. (Student*in)
 Studierenden optimal begleiten und betreuen
 zu wollen. (Mentoringqualifizierungsteam)
02. ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS UND DER LERNBEGLEITUNG                                             11

                                                  2.1 LERNBEGLEITUNG DURCH
                                                  MENTORINNEN UND MENTOREN

                                                  2.1.1 CHECKLISTE: ÜBERBLICK ÜBER DIE
                                                  AUFGABEN

                                                  Im Praxissemester werden die Studierenden
                                                  am Lernort Schule von ihren Mentorinnen und
                                                  Mentoren in ihren Fächern bzw. sonderpädagogi-
                                                  schen Fachrichtungen begleitet. Diese Betreuung
                                                  kann ­in allen Studienfächern durch eine einzige
                                                  Mentorin oder einen einzigen Mentor erfolgen
                                                  (sofern sie bzw. er die Unterrichtsfächer in der
                                                  entsprechenden Klassenstufe unterrichtet) oder
                                                  fachspezifisch durch mehrere Mentorinnen und
                                                  Mentoren. Hier zunächst ein Überblick über die
                                                  verschiedenen Aufgaben:

                                                  Mentorinnen und Mentoren

                                                  • s
                                                      ind im Praxissemester die wichtigsten Be-
                                                     zugspersonen für die Studierenden. Es sind
                                                     jedoch nicht die einzigen Akteurinnen und
                                                     Akteure der Lernbegleitung (Kapitel 1.4).

                                                  • s
                                                      timmen den Praktikumsplan samt Wochen­
                                                     plänen mit den Studierenden ab und unter­
                                                     zeichnen sie (Kapitel 3.3).

                                                  • f ühren mit den Studierenden Orientierungs­
                                                      gespräche (Kapitel 2.1).

                                                  • e
                                                      rmöglichen den Studierenden angeleitete Unter-
                                                     richtstätigkeiten in ihrem Unterricht (Kapitel 1.2).

                                                  • f ühren vor und nach den angeleiteten Unter-
                                                      richtsstunden der Studierenden Unterrichtsbe-
                                                      sprechungen durch (Kapitel 2.1).

                                                  • s
                                                      timmen mit den Studierenden Hospitationen
                                                     und komplexitätsreduzierte Aufgaben rund um
                                                     das Unterrichten ab (Kapitel 2.1).

                                                  • e
                                                      rmöglichen Zugänge zu außerunterrichtlichen
                                                     Lerngelegenheiten (Kapitel 2.1) und unterstüt-
                                                     zen, wenn notwendig, die organisatorische
                                                     Durchführung des Lernforschungsprojekts
                                                     (Kapitel 2.3).
12                                                                             LEITFADEN PRAXISSEMESTER

• u
    nterzeichnen am Ende des Schulpraktikums         • W
                                                          as möchten Sie am Ende Ihres Praxissemes-
   die Bescheinigung über das ordnungsgemäße             ters erreicht haben?
   Absolvieren des Praxissemesters an der Schule
   (Kapitel 3.3).                                     Zur Vorbereitung auf das erste Orientierungsge-
                                                      spräch wird durch die Studierenden gegebenen-
                                                      falls in Absprache mit den Universitätslehrenden
2.1.2 ORIENTIERUNGSGESPRÄCHE                          eine Übersicht entwickelt, die Teilziele und Ent-
                                                      wicklungsschritte enthält. Vom Orientierungsge-
Auftakt und Abschluss der Zusammenarbeit von          spräch wird durch die Studierenden ein einfaches,
Mentorinnen und Mentoren mit Studierenden im          stichpunktartiges Protokoll angefertigt, das die
Praxissemester bilden die Orientierungsgespräche.     konkretisierten Teilziele und Entwicklungsschritte
Zu Beginn des Praxissemesters verabredet sich         enthält. Das Protokoll dient der begleitenden Un-
die Mentorin oder der Mentor mit ihrer oder ihrem     terstützung der Studierenden in der Schule und im
Studierenden zum ersten Orientierungsgespräch.        abschließenden Gespräch am Ende des Praxisse-
Günstig ist, wenn die Studierenden zu diesem Zeit-    mesters zur Reflexion des Praxissemesters.
punkt schon erste Erfahrungen an der Schule sam-
meln konnten. Am Ende des Praxissemesters wird
ein weiteres, resümierendes Orientierungsgespräch     EINIGE HINWEISE FÜR MENTORINNEN
geführt, das individuelle Entwicklungsziele für die   UND MENTOREN
abschließende Studienphase und den Übergang in
den Vorbereitungsdienst thematisiert. Studieren-      WIE WERDEN DIE GESPRÄCHE GEFÜHRT?
de, die von mehreren Mentorinnen oder Mentoren        Als Mentorin oder Mentor kommt Ihrem Ge-
begleitet werden, führen die Orientierungsgesprä-     sprächsverhalten im Orientierungsgespräch eine
che gegebenenfalls mit jeder oder jedem von ihnen     besondere Rolle zu. Sie strukturieren und mode-
durch. Die Durchführung der Orientierungsgesprä-      rieren den Prozess der Entscheidungsfindung.
che ist Gegenstand der Mentoringqualifizierung        Es geht darum, die Studierenden in einer offenen
(Kapitel 2.5) und wird dort ausführlich behandelt.    Gesprächsatmosphäre dazu anzuregen, ihre Vor-
Im Folgenden finden die Mentorinnen und Mento-        stellungen und Gedanken einzubringen, um eigen-
ren einige zentrale Hinweise dazu.                    ständig im Rahmen der Maßgaben der jeweiligen
                                                      Studienordnung realistische Entwicklungsziele zu
WAS WIRD ZU BEGINN DES PRAXISSEMESTERS                planen. Sie haben dabei nicht die Aufgabe, die
BESPROCHEN?                                           Ideen und Entscheidungen der Studierenden zu
Im Orientierungsgespräch konkretisieren die Men-      beurteilen oder bewusst zu verändern. Dies äußert
torinnen und Mentoren mit Studierenden allge-         sich in einer eher nicht-direktiven Gesprächsfüh-
meine und persönliche Ziele der Studierenden für      rung, in der vor allem mit offenen Fragen Reflexio­
das Praxissemester, die sowohl die schulischen        nen angeregt werden und abschließend das
Rahmenbedingungen als auch gegebenenfalls in          Wichtigste zusammengefasst wird.
den universitären Vorbereitungs- und Begleitse-
minaren erarbeitete Zielstellungen einbeziehen.       WAS WIRD ZUM ENDE DES PRAXISSEMESTERS
                                                      BESPROCHEN?
Mögliche Kernfragen für das Orientierungsge-          Am Ende des Praxissemesters wird das zweite
spräch zu Beginn des Praxissemesters sind z. B.:      Orientierungsgespräch geführt. Kernfragen für
                                                      dieses Gespräch, das individuelle Entwicklungs-
•  I n welchen Bereichen fühlen Sie sich schon     ziele für die abschließende Studienphase und
    gut auf den Beruf vorbereitet? Wo liegen Ihre     den Anschluss an die nächste Praxisphase, den
    Stärken?                                          Vorbereitungsdienst, im Blick haben sollte, können
• I n welchen Bereichen möchten Sie Schwer-         z. B. sein:
    punkte für Ihre Weiterentwicklung setzen? Wel-
      che Herausforderungen sehen Sie für sich?       • H
                                                          aben Sie die zu Beginn formulierten Prak-
                                                         tikumsziele erreicht? Welche Schritte fehlen
02. ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS UND DER LERNBEGLEITUNG                                                  13

  gegebenenfalls noch bis zum Ziel? Wann und          etablieren. Diese Vorbesprechungen sind lern-
  wie können Sie diese Schritte gehen und welche      wirksamer als die in der Ausbildungspraxis eher
  Gelegenheiten möchten Sie dafür nutzen?             verbreiteten Besprechungen nach dem Unterricht.
                                                      Es wird daher empfohlen, etwa die Hälfte der
• W
    elche Rückmeldungen haben Sie von den           insgesamt vorgesehenen 32 Unterrichtsstunden
    Schülerinnen und Schülern bekommen?               nach den Prinzipien der Ko-Konstruktion vor- und
                                                      ebenfalls kurz nachzubesprechen. Im Unterschied
• W
    elche weiteren Anregungen für Entwicklungs-   zu den Orientierungsgesprächen liegt der Fokus
   ziele hat Ihnen das Praktikum gegeben?             hier nicht auf persönlichen Zielen, sondern auf der
     Wie können Sie diese nutzen, um neue Entwick-    Planung von Unterricht für eine konkrete Lern-
     lungsziele zu formulieren?                       gruppe. Als grobe Orientierung für die zeitliche
                                                      Planung kann davon ausgegangen werden, dass
Auch über das abschließende Orientierungsge-          für die Vorbesprechungen in der Regel etwa 45
spräch fertigt die oder der Studierende ein Pro-      Minuten vorzusehen sind. Für die Nachbespre-
tokoll an, das der Reflexion des Praxissemesters      chungen sind im Durchschnitt etwa 30 Minuten
dient.                                                angedacht.

                                                      ELEMENTE DER GESPRÄCHSFÜHRUNG IN
2.1.3 UNTERRICHTSBESPRECHUNGEN                        KO-KONSTRUKTIVEN VORBESPRECHUNGEN
                                                      • E
                                                          inladende Gesprächsbeiträge: Fragen, Auf-
Da die Forschung zum Mentoring gezeigt hat,              forderungen, aktives Zuhören (z. B. „Welche
dass Unterrichtsvor- und -nachbesprechungen              Schwierigkeiten könnten die Schülerinnen und
in besonderem Maße dazu beitragen, die Studie-           Schüler mit der Aufgabe haben?“ oder „Welche
renden beim Kompetenzerwerb zu unterstützen,             Kriterien geben Sie für die Gruppenarbeits-
haben die Unterrichtsbesprechungen einen zen-            phasen vor?“)
tralen Stellenwert im Praxissemester. Als Basis-
konzept für die Durchführung der unterrichtsbe-       • H
                                                          inweisende Gesprächsbeiträge: gezielte
zogenen ­Dialoge zwischen Mentorin oder Mentor           Fragen (z. B. „Was ist der Unterschied zwischen
und Studierenden wurde der Ansatz des „Fach-             der Grafik und der Tabelle? Der sollte uns ganz
spezifischen Unterrichtscoachings“ ausgewählt,           klar sein.“ oder „Hier sehe ich ein Problem, das
der in den USA und der Schweiz von Fritz Staub           müssen wir noch klären!“)
und Annelies Kreis entwickelt und erprobt wurde.
Dieser Coachingansatz wird in den Mentoringqua-       • G
                                                          esprächsbeiträge zur Verständnissicherung
lifizierungen ausführlich vorgestellt. Es folgt ein      und Handlungskoordination: Nachfragen,
Überblick über die Grundprinzipien:                      Paraphrasierungen, Zusammenfassungen und
                                                         explizite Formulierung von Abmachungen (z. B.
KO-KONSTRUKTIVE UNTERRICHTSVORBE-                        „Ist es das, was Sie gemeint haben?“ oder „Wie
SPRECHUNGEN ALS AUSGANGSPUNKT                            wollen wir das genau handhaben?“)
Kreis und Staub konnten nachweisen, dass
Studierende besonders davon profitieren, selbst       ELEMENTE DER NACHBESPRECHUNGEN
durchzuführende Unterrichtsstunden gemeinsam          • D
                                                          ie oder der Studierende und die Mentorin oder
mit der Mentorin oder dem Mentor zu planen und           der Mentor schätzen dialogisch den Verlauf
dabei dialogisch eigene Vorüberlegungen mit den          der Stunde bzw. Sequenz ein, insbesondere
Überlegungen der erfahrenen Lehrkraft auszu-             inwiefern es wesentliche Abweichungen von der
tauschen, so dass eine gemeinsam verantwortete           Planung und herausfordernde oder unbefrie-
Planung entsteht. Die Mentorin bzw. der Mentor           digende Situationen gab. Es handelt sich vom
hat hierbei nicht die Aufgabe, Tipps zu geben,           Duktus her um die Reflexion der gemeinsam
sondern durch entsprechende Fragen und Hinwei-           verantworteten Unterrichtsstunde.
se die Studierenden zu fokussierten Überlegungen
anzuregen und einen ko-konstruktiven Dialog zu        • F
                                                          achdidaktische Ansätze, die für die ausge-
14                                                                             LEITFADEN PRAXISSEMESTER

  wählten Unterrichtsaspekte relevant sind und        ren insbesondere die Übernahme von Teilaufga-
  Orientierung bieten können, werden in der           ben im Unterricht der Mentorin und des Mentors.
  Nachbesprechung von beiden eingebracht.             Die Studierenden können z. B. ein Arbeitsblatt
                                                      vorbereiten, eine kurze Unterrichtssequenz durch-
• Z
    ur Weiterentwicklung können neue oder wei-       führen (z. B. die Einführung einer Aufgabe für eine
   terführende Aspekte in der Nachbesprechung         Einzelarbeit), eine Leistungsüberprüfung vorberei-
   thematisiert werden, welche bei der Planung der    ten und durchführen oder auch einzelne Schüler-
   nächsten Unterrichtsstunden bzw. -sequenzen        innen und Schüler beim Lernen unterstützen.
   aufgegriffen werden können.

Die Mentorinnen und Mentoren leisten keine Be-        2.1.5 EINBLICK IN AUSSERUNTERRICHTLICHE
wertungen von Unterricht und keine Beurteilungen      AUFGABEN
der Berufseignung der Studierenden. Den Kern
der Unterrichtsbegleitung bildet die gemeinsame       Damit die Studierenden das gesamte Aufgaben-
Planung und Reflexion.                                spektrum einer Lehrkraft kennenlernen, nehmen
                                                      sie neben den bereits genannten Aktivitäten auch
                                                      an außerunterrichtlichen Aktivitäten ihrer Prakti-
2.1.4 HOSPITATIONEN UND KOMPLEXITÄTSRE-               kumsschule teil bzw. wirken dabei mit. Hier einige
DUZIERTE AUFGABENSTELLUNGEN                           mögliche Beispiele:

Neben dem angeleiteten Unterrichten sollen die        AUSSERUNTERRICHTLICHER BEREICH
Studierenden Hospitationen und komplexitätsre-        • S chüler-AGs (Theater-AG, Schulsanitäter,
duzierte Aktivitäten (kleinteilige Aufgaben im Kon-      Schülerfirma, Schülerzeitung)
text von Unterricht) durchführen. Diese Aufgaben-     • P rojekte und Veranstaltungen („Tage der
stellungen werden je nach Bedarf zwischen den             Offenen Tür“, Schulübernachtungen,
Studierenden und den Mentorinnen und Mentoren             Wettbewerbe, Berufsorientierung)
abgestimmt.                                           • B etreuung und Begleitung an außerschulische
                                                          Lernorte (Hortbetreuung, mehrtägige Fahrten,
Die Hospitationen können im Fachunterricht                Wandertage, Exkursionen (Museen, Theater,
der Mentorin oder des Mentors stattfinden, aber           Labore), Verkehrsschule)
auch bei anderen Lehrkräften der Schule. Vorher       • Begleitung von Leistungserhebungen (IGLU,
werden Beobachtungsschwerpunkte oder Frage-              VERA)
stellungen verabredet, nach Möglichkeit findet im
Anschluss eine kurze gemeinsame Reflexion statt.      SPEZIFISCHE KONZEPTE
Eine weitere Variante der Hospitation besteht         • S
                                                          pezifische Unterrichtskonzepte (Jahrgangs-
darin, dass die Studierenden mit ihren Mentoren          übergreifendes Lernen (JÜL), Projektarbeit)
oder Mentorinnen eine Unterrichtsstunde gemein-       • S
                                                          pezifische Lerngruppen und Kursformen
sam planen und diese nicht von den Studierenden          (Willkommensklassen, Enrichmentkurse,
sondern von den Mentorinnen und Mentoren                 Förderangebote)
durchgeführt wird. Der Umfang der Hospitations-
stunden ist nicht an allen Universitäten genau        SOZIALER BEREICH
festgelegt. Er ergibt sich aus der verbindlichen      • S
                                                          chulsozialarbeit (Kontakt zu Schulsozial-
Präsenzzeit von durchschnittlich 12 Zeitstunden          pädagog*innen und Schulhelfer*innen,
pro Woche unter Berücksichtigung der anderen             Schulhilfekonferenzen)
Aufgaben, die Teil der Präsenzzeit sind (eigener      • S
                                                          onderpädagogische Arbeit und Schul-
Unterricht, außerunterrichtliche Aktivitäten, Lern-      psychologie (Förderplangespräche, Einblick
forschungsprojekt, Fachberatung) (Kapitel 1.2 und        in die Arbeit der Schulpsychologie, Beteiligung
3.3).                                                    an der Eingangsdiagnostik in der Grundschule,
Zu den komplexitätsreduzierten Aufgaben gehö-            Therapiebeobachtung)
02. ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS UND DER LERNBEGLEITUNG                                                15

GREMIENARBEIT UND FORTBILDUNG                            tet und empirisch fundiert zu reflektieren (in der
• K
    onferenzen (Gesamtkonferenzen, Fachkonfe-           Regel bildungswissenschaftliche / erziehungs-
   renzen, Klassenkonferenzen, Schulkonferenzen)         wissenschaftliche Seminare),
• G
    remien (Gesamtschülervertretung, Gesamt­
   elternvertretung)                                   • G
                                                           rundlagen für sprachbildenden Unterricht und
• S
    chul- und Unterrichtsentwicklung (Studien-           Förderung bildungssprachlicher Kompetenzen
   tage, Fortbildungen)                                   kennenlernen sowie fachbezogen sprachförderli-
                                                          che Unterrichtsmaterialien entwickeln (Seminare
ELTERN UND EHRENAMTLICHE                                  der Sprachbildung/Deutsch als Zweitsprache).
• E
    lternarbeit (Elternabende, Elternsprechtage,
   Gesamtelternvertretung)                             Während ihres Praxissemesters werden Studie-
• U
    nterstützung durch Eltern und Ehrenamtliche       rende zudem von den Universitätslehrenden in
   (Fördervereinssitzungen, Kontakt zu Ehrenamt-       der Regel viermal im Unterricht besucht (ca. zwei
   lichen wie „Lesepaten“)                             Besuche pro Fach bzw. ca. vier Besuche für alle
                                                       drei Fächer an den Grundschulen). Dabei geht es
                                                       darum,
2.2 LERNBEGLEITUNG DURCH
UNIVERSITÄTSLEHRENDE                                   • s
                                                           ie am Beispiel einer Unterrichtsstunde
                                                          ­indivi­duell bei der Planung, Durchführung und
Am Lernort Universität begleiten die Universitäts-         ­Reflexion von Unterricht zu beraten und
lehrenden die Studierenden in vorbereitenden,
begleitenden und nachbereitenden Seminaren             • g
                                                           emeinsam ihre für das Praxissemester
beim Planen, Durchführen und Reflektieren von             gesteckten Ziele, Stärken und Entwicklungs-
Unterricht im Praxissemester. Ein Schwerpunkt             bedarfe zu reflektieren.
liegt auf der Entwicklung von Kompetenzen zur
theoriegeleiteten Planung von exemplarischen           ORGANISATION DER UNIVERSITÄREN
Stunden und Reihen. Auch die Planung, Durchfüh-        VERANSTALTUNGEN WÄHREND DES PRAXISSE-
rung und Auswertung des Lernforschungsprojekts         MESTERS
(Kapitel 2.3) wird von der Universität betreut. Im     Die Studierenden besuchen begleitend zum
Rahmen von Unterrichtsbesuchen reflektieren die        Schulpraktikum Veranstaltungen an ihren Univer-
Universitätslehrenden mit den Studierenden deren       sitäten. Damit sich Schulen und Studierende auf
persönliche Ressourcen und Ziele.                      terminliche Bedingungen einstellen können, fin-
                                                       den die Lehrveranstaltungen überwiegend an den
DIE UNIVERSITÄRE LERNBEGLEITUNG                        Nachmittagen statt. An einigen Universitäten sind
Vorbereitend auf und parallel zu ihren Tätigkeiten     Lehrveranstaltungen in einzelnen Fächern jedoch
an der Schule im Praxissemester besuchen die           auch am Vormittag angesetzt, da andernfalls kein
Studierenden universitäre Seminare, in denen sie       überschneidungsfreies Lehrangebot gesichert
                                                       werden kann. Die Studierenden informieren die
• t heoretische fachdidaktische Grundlagen für       Schulen und sorgen dafür, dass die universitä-
    die Planung und Durchführung von Unterricht        ren Termine bei der Erstellung der Wochenpläne
    sowie Kenntnisse über Kriterien für Unterrichts-   berücksichtigt werden (Kapitel 3.3).
    qualität als theoretische Grundlagen für die
    Reflexion von Unterricht erwerben (fachdidakti-
    sche Vor­bereitungsseminare),

• b
    ei ihrer Aufgabe unterstützt werden, im Rah-
   men ihres Lernforschungsprojekts in Abstim-
   mung mit der Schule (Kapitel 2.3) einen Aspekt
   von Schulpraxis auszuwählen und theoriegelei-
16                                                                LEITFADEN PRAXISSEMESTER

2.3 DAS LERNFORSCHUNGSPROJEKT                        WIE UND WANN WERDEN DIE THEMEN FÜR DIE
                                                     LERNFORSCHUNGSPROJEKTE FESTGELEGT?
 Sowohl die KMK-Standards für die Lehrerbildung      Die Universitätslehrenden identifizieren mit den
 als auch das Berliner Schulgesetz beschreiben       Studierenden mögliche Fragestellungen für ein
 Kompetenzen der Unterrichts- und Schulent-          Lernforschungsprojekt und begleiten sie bei der
 wicklung als Kernkompetenzen von Lehrkräften.       Erstellung eines Exposés, das sowohl metho­
 Die Studierenden führen zum Zweck des Erwerbs       dischen als auch datenschutzrechtlichen Anfor-
dieser Kompetenzen im Rahmen des Praxisse-           derungen genügt. Aus organisatorischen Gründen
mesters ein Lernforschungsprojekt zu Aspekten        werden die Fragestellungen unter der Maßgabe,
der Schul- und Unterrichtsqualität durch. Dieses     dass die Rahmenbedingungen an der Praktikums-
Projekt wird von den Universitäten vorbereitet       schule zu beachten sind, bereits in den Begleit­
­und begleitet.                                      seminaren identifiziert.

WORUM GEHT ES IM LERNFORSCHUNGS-                     Durch inhaltliche Schwerpunktsetzungen in
PROJEKT?                                             diesen Begleitseminaren ist das Themenfeld
Inhaltlich bietet das Lernforschungsprojekt unter-   daher gegebenenfalls begrenzt. Die Studierenden
schiedliche Möglichkeiten: Das Projekt kann bei-     besprechen die innerhalb des jeweiligen Themen-
spielsweise Aspekte der Unterrichtsqualität und      feldes möglichen Fragestellungen mit der Schul-
des Lehrerinnen- und Lehrerhandelns im eigenen       leitung ihrer Praktikumsschule und einigen sich
Unterricht als auch in Unterrichtshospitationen      auf konkrete Fragestellungen. Lernforschungspro-
betreffen (z. B. Mediennutzung, Methodenvielfalt,    jekte sind grundsätzlich durch die Schulleitung
Gender-Aspekte, Fachsprache, Motivationsför-         mittels der Formblätter, die die Studierenden zu
derung, Binnendifferenzierung) oder sich mit         Beginn des Praxissemesters vorlegen (Bestäti-
den Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler         gung der Schulleitung, Datenschutzvereinbarung),
beschäftigen (z. B. fachliche Kompetenz, sprach-     auf der Grundlage der Vorlage des Exposés zu
liche Kompetenz), um diese auch zur Unterstüt-       bestätigen.
zung der Unterrichtsreflexion zu nutzen.
                                                     WIE IST MIT DEN ERHOBENEN DATEN
WIE WIRD DAS LERNFORSCHUNGSPROJEKT IN-               UMZUGEHEN?
HALTLICH BETREUT?                                    Die Daten dürfen ausschließlich für Auswertungen
Das von den Universitäten verantwortete beglei-      im Rahmen des Lernforschungsprojekts sowie
tende Seminar vermittelt grundlegende Einblicke      eine unmittelbar an das Lernforschungsprojekt
in die methodische Herangehensweise zur              anschließende Masterarbeit verwendet werden.
Bearbeitung der gewählten Fragestellungen, wie       Alle Daten, die an Schulen erhoben werden, sind
z. B. die Recherche und Auswahl von Fragebögen       entsprechend den Regelungen des § 65 Schulge-
oder die Entwicklung von Interview-Leitfäden.        setz zu anonymisieren oder zu pseudonymisieren.
Außerdem ­erwerben die Studierenden grundle-
gende Kenntnisse der adäquaten Auswertungs-
methoden.
02. ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS UND DER LERNBEGLEITUNG                                         17

                                 WIE SIND DIE GENAUEN VERFAHRENSSCHRITTE?

                       1         Identifikation von Fragestellungen in den
                                 vorbereitenden Seminaren.

                       2         Erstellung eines etwa einseitigen Exposés durch
                                 die Studierenden.

                       3
                                 Vorlage, Prüfung sowie Bestätigung des Exposés
                                 durch die Schulleitung.

                       4
                                 Unterzeichnung der Datenschutzvereinbarung
                                 durch die Studierenden, die von der Schulleitung
                                 gegengezeichnet wird.

                       5
                                 Information des in das Projekt einbezogenen
                                 Personenkreises (z. B. Lehrkräfte, Schülerinnen
                                 und Schüler, Eltern).

                       6         Vorlage der Erhebungsinstrumente bei der
                                 Schulleitung

                                 Das gesamte Verfahren ist mit der Senatsbildungsverwaltung
                                 abgestimmt.

                                 Weiterführende Informationen finden sich in dem Anschreiben ­an
                                 die Schulleitungen bezüglich der Lernforschungsprojekte, das die
                                 Studierenden zum Beginn des Praxissemesters der Schulleitung
                                 vorlegen müssen (Kapitel 3.2).
18                                                                              LEITFADEN PRAXISSEMESTER

2.4 LERNBEGLEITUNG DURCH FACH-                         ORGANISATION DER FACHBERATUNG
BERATERINNEN UND FACHBERATER                           Aus dem Feedback bereits erfolgreich zusamen-
(FACHBERATUNG)                                         arbeitender Tandems ergab sich der Wunsch einer
                                                       höheren Flexibilität in der Ausgestaltung und zeit-
Die Studierenden werden in einem ihrer Fächer          lichen Umsetzung der einzelnen Elemente. Das
durch Fachberaterinnen und Fachberater unter-          daraus hervorgegangene integrierte Modell macht
stützt. Fachberaterinnen und Fachberater sind          dies möglich.
ausgewählte Fachseminarleitungen, die für diese
Tätigkeit qualifiziert werden. Sie kooperieren mit     Damit entscheiden die Fachberatungstandem
den Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern und        entsprechend der individuellen Bedarfe und Mög-
bilden ein sogenanntes Fachberatungstandem.            lichkeiten, welche Elemente vor bzw. während des
                                                       Praxissemesters angeboten werden.
Die Fachberatung ist ein weiteres innovatives
Element im Praxissemester, das einen wesent-           Alle Veranstaltungen im Rahmen der Fachbera-
lichen Beitrag zur Verzahnung der Phasen der           tung, sollen zeitnah und transparent terminiert
Lehrkräftebildung leistet und in den kommenden         werden.
Durchgängen des Praxissemesters sukzessive
flächendeckend eingeführt wird.                        Die Studierenden teilen ihren Mentorinnen und
                                                       Mentoren die Termine, die während des Praxisse-
Die Lernbegleitung durch die Fachberaterinnen          mesters stattfinden, im Voraus mit und gegebe-
und Fachberater umfasst folgende Elemente:             nenfalls auch den Dozierenden der Universitäten,
                                                       sofern es zu Überschneidungen mit universitären
Die Fachberaterinnen und Fachberater                   Veranstaltungen kommt (Formular Termine der
• g
    estalten gemeinsam mit den Universitätsleh-       Fachberatung).
   renden Seminarsitzungen,
                                                       Die von den Studierenden für die Fachberatung
• f ühren Studierende in das Konzept des „Kolle-     aufgewendete Zeit wird auf die Präsenzzeit an den
   gialen Unterrichtscoachings“ ein und unterstüt-     Schulen angerechnet. Sie ist als solche im Prak-
   zen sie bei dessen Anwendung und Reflexion,         tikumsplan (Kapitel 3.3) zu vermerken und durch
                                                       die Teilnahmebescheinigung zur Fachberatung
• z
    eigen ihrer Fachberatungsgruppe eigenen           im Praxissemester, die sie durch ihre Fachbera-
   Unterricht und reflektieren diesen im Anschluss     terin oder ihren Fachberater erhalten und die dem
   gemeinsam mit den Studierenden und                  Praktikumsbericht beizufügen ist, nachzuweisen.

• v
    ermitteln Einblicke in die Praxis des Vorberei-
   tungsdienstes.

Die organisatorische Ausgestaltung unterliegt den
Fachberatungstandems. Wesentlich ist, dass die
Fachberatung auf der Arbeit von Tandems aus
Fachseminarleitungen und Fachdidaktikerinnen
bzw. Fachdidaktikern beruht.

Fachseminarleitungen können ihr Interesse an
einer Mitwirkung sowohl den Zentren für Lehrkräf-
tebildung beziehungsweise Schools of Educa-
tion als auch der Senatsverwaltung für Bildung,
Jugend und Familie melden (siehe Seite 29).
02. ELEMENTE DES PRAXISSEMESTERS UND DER LERNBEGLEITUNG                                             19

2.5 MENTORINGQUALIFIZIERUNG                         Wer sich nach absolvierter Qualifizierung auch
                                                    für ein zweites Fach qualifizieren lassen möchte,
Da der Betreuung der Studierenden durch ihre        braucht bei dieser Qualifizierung die Module zur
Mentorinnen und Mentoren während des Praxis-        Lernbegleitung (Durchführung von ko-konstrukti-
semesters eine besondere Bedeutung in Hinblick      ven Unterrichtsbesprechungen sowie von Orien-
auf ihre intendierte Kompetenzentwicklung zu-       tierungsgesprächen) nicht noch einmal besuchen,
kommt, bieten die Universitäten den Mentorinnen     sondern besucht die fachdidaktischen Module.
und Mentoren der Studierenden spezifische
Qualifizierungen für das Praxissemester an.         WO FINDEN INTERESSIERTE LEHRKRÄFTE
                                                    WEITERE INFORMATIONEN?
Es wird empfohlen, dass Studierende an ih-          Die Mentoringqualifizierungen werden von den für
rer Praktikumsschule durch Lehrkräfte betreut       die Fächer zuständigen Universitäten angeboten.
werden, die eine Mentoringqualifizierung der        Terminangaben und Anmeldungsmodalitäten
Universitäten absolviert haben (Stundenumfang       finden Sie auf den folgenden Internetseiten:
19,5 Std.). Durch die Universitäten werden für
die jeweiligen Fächer und sonderpädagogischen       http://www.fu-berlin.de/sites/dse/vernetzung/
Fachrichtungen Angebote vorgehalten, die die        mentoringquali/index.html
Mentorinnen und Mentoren auf ihre Aufgaben
vorbereiten.                                        https://pse.hu-berlin.de/mentoringqualifizierung

Ziele des Qualifizierungsangebots sind,             http://www.setub.tu-berlin.de/menue/projekte/­
                                                    mentoringqualifizierung
• d
    ie Mentorinnen und Mentoren gezielt über
   die für das Praxissemester relevanten Studien-   http://www.udk-berlin.de/mentoringqualifizierung
   inhalte zu informieren,
                                                    Die Universitäten erstellen in der Regel im Frühjahr
• K
    ompetenzen der Lernbegleitung zu vermitteln    eine Übersicht über die Mentoringqualifizierungen
   (Durchführung von ko-konstruktiven Unter-        für das jeweils folgende Praxissemester, die recht-
   richtsbesprechungen sowie von Orientierungs-     zeitig im Praxissemester-Portal und z. B. unter
   gesprächen).                                     https://www.berlin.de/sen/bildung/fachkraefte/
                                                    lehrerausbildung/studium/ zur Verfügung steht.
Durchgeführt werden die Qualifizierungen von
Universitätslehrenden (gegebenenfalls im Tandem     Für Mentorinnen und Mentoren, die bisher noch
mit Fachseminarleitungen). An dieser Tätigkeit      keine Qualifizierung absolvieren konnten, gibt
interessierte Fachseminarleitungen wenden sich      es in diesem Leitfaden (Kapitel 2.1) einen ersten
bitte an die Zentren für Lehrkräftebildung bezie-   Überblick über die Prinzipien der Orientierungs­
hungsweise Schools of Education, die Kontakte zu    gespräche und der ko-konstruktiven Unterrichts­
den Fachdidaktiken vermitteln (siehe Seite 29).     besprechungen.

Die Mentoringqualifizierungen werden seit Sep-
tember 2016 angeboten. Sie werden auch in den
kommenden Jahren stattfinden, so dass nach und
nach alle interessierten Lehrkräfte zu Mentorin-
nen und Mentoren qualifiziert werden können. Die
bereits seit 2013 durchgeführten Qualifizierungen
im Rahmen der Pilotprojekte der FU und der HU
behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit.
20                                             LEITFADEN PRAXISSEMESTER

03
          Es gab Höhen und Tiefen während des Praxis-
          semesters. Unterm Strich kann ich sagen,
          dass ich mich enorm weiterentwickelt habe.
          Ich bin selbstbewusster vor Schülerinnen und
          Schülern und im Gespräch mit Lehrkräften.
          Persönlich habe ich viel gelernt, wovon ich
          profitieren kann.(Student*in)

                             Das Praxissemester hat für alle Beteilig-
                             te seinen Mehrwert darin, dass „der Blick
                             über den Tellerrand“ und darüber ein
                             gegenseitiges Kennenlernen und Lernen
                             gewährleistet wird. (Schulleiter*in)

     ORGANISATION
     UND RECHTLICHE
     FRAGEN
03. ORGANISATION UND RECHTLICHE FRAGEN                                                  21

                                         3.1 VERFAHREN ZUR PLATZVERGABE

                                         Um zu gewährleisten, dass alle Studierenden für
                                         ihre jeweilige Fächerkombination einen betreuten
                                         Praktikumsplatz erhalten, haben die Universitäten
                                         und die für Bildung zuständige Senatsverwaltung
                                         ein Verfahren zur Gewinnung und Verteilung der
                                         Praktikumsplätze vereinbart. Das Verfahren wurde
                                         im Rahmen der ersten Durchgänge erprobt und
                                         weiterentwickelt und wird sukzessive in ein On-
                                         line-Portal, das sogenannte Praxissemester-Portal
                                         überführt: https://lehramt-praxissemester.berlin

                                         GRUNDPRINZIPIEN DES VERABREDETEN
                                         VERFAHRENS SIND:
                                         • E
                                             ntlastung der Schulen: Um die Schulen von
                                            aufwändigen Bewerbungsverfahren zu entlasten,
                                            findet die Gewinnung und Verteilung der Prakti-
                                            kumsplätze zentral statt. Im Sinne der Gleich-
                                            behandlung aller Studierender und aller Schulen
                                            sind keine Initiativbewerbungen von Studieren-
                                            den an bestimmten Schulen oder ­Anforderungen
                                            ausgewählter Studierender seitens der Schulen
                                            möglich.

                                         • E
                                             rhalt bewährter Kontakte zwischen Schule und
                                            Universität: Die Universitäten und die für Bildung
                                            zuständige Senatsverwaltung sind sehr bemüht,
                                            die bestehende Zusammenarbeit zwischen Leh-
                                            renden der Schule und der Universität im Rahmen
                                            des Platzvergabeverfahrens zu berücksichtigen.
                                            Aufgrund der Komplexität des Verfahrens kann
                                            keine Garantie gegeben werden, dass diese in
                                            jeder Verteilung berücksichtigt werden können,
                                            denn der Platzbedarf hängt von den Fächerkom-
                                            binationen der Studierenden ab. Die entsprechen-
                                            den Informationen wirken allerdings als wichtiges
                                            Kriterium bei der Vergabe der Plätze.

                                         DER ABLAUF DES VERFAHRENS:
                                         • A
                                             uf Grundlage verschiedener Informationen wie
                                            den Fächerkombinationen der Studierenden
                                            sowie Daten über mögliche Plätze an Schulen in
                                            Verbindung mit Informationen zu Schulkoopera-
                                            tionen und Mentorinnen und Mentoren, die eine
                                            Mentoringqualifizierung (Kapitel 2.5) absolviert
                                            haben, wird jährlich die Platzverteilung auf die
                                            Schulen und Förderzentren für das folgende
                                            Praxis­semester durch einen komplexen Algorith-
                                            mus erzeugt.
22                                                                               LEITFADEN PRAXISSEMESTER

• P
    arallel dazu werden staatlich anerkannte freie /   Für die nächsten Vergabeverfahren wird das
   private Schulen gebeten, den Universitäten auf       Praxissemester-Portal kontinuierlich weiterentwi-
   freiwilliger Basis fachlich geeignete Plätze zu      ckelt. Die Aktualisierungen werden den Beteilig-
   melden.                                              ten rechtzeitig mitgeteilt. Schulleitungen werden
                                                        hierzu grundsätzlich über die BSN-bezogenen
• D
   ie Schulen haben die Möglichkeit, Erweiterun-       E-Mailadressen informiert.
  gen oder – falls notwendig – Korrekturen ihrer
  Platzkapazität anzugeben.
                                                        3.2 WICHTIGE UNTERLAGEN
• D
    as Platzangebot wird im Frühjahr einer uni-
   versitätsübergreifenden Koordinationsstelle          Zum Antritt des Praxissemesters reichen Studie-
   der Universitäten übermittelt, die die Plätze auf    rende bei ihrer Praktikumsschule am ersten Tag
   die Universitäten verteilt. Hierbei werden die       folgende Unterlagen ein, die für ihre Anwesenheit
   bewährten Kontakte sowie mögliche Tandem­            dort zwingend notwendig sind:
   bildungen berücksichtigt.
                                                        •  V  erschwiegenheitserklärung
• I m April können die Studierenden aus dem           •  P  rotokoll über Infektionsschutz
   Platzangebot der jeweiligen Universität den für      •  e  rweitertes Führungszeugnis
    ihre Kombination geeigneten Platz an den zur        •  A  nschreiben an die Schulleitungen:
    Verfügung stehenden Schulen / Förderzentren             ­Informationen zum Lernforschungsprojekt
    auswählen und priorisieren.                         •   Impf- oder Immunitätsnachweis gegen Masern
                                                        • g   egebenenfalls Übersicht über Termine
• I m Mai werden den Studierenden die Prakti-              ­der Fachberatung
   kumsplätze und somit die Praktikumsschulen
   durch ihre Universität zugewiesen. Gleichzeitig      Die entsprechenden Formulare können, soweit sie
   erhalten sie ein Begleitschreiben Aufforderung       keine personenbezogenen Daten enthalten, in der
   zur Ausstellung eines erweiterten Führungs-          aktuellen Fassung auf der Internetseite des jewei-
   zeugnisses zur Vorlage bei der Meldebehörde          ligen Zentrums für Lehrkräftebildung bzw. School
   (Kapitel 3.2).                                       of Education der Universitäten abgerufen werden.
                                                        Das Schreiben zur Beantragung des erweiterten
• J
    eweils ab Mitte Mai können die Schulen im          Führungszeugnisses wird den Studierenden per-
   Praxissemester-Portal einsehen, welche und wie       sönlich ausgehändigt oder postalisch zugesandt.
   viele der Plätze aus ihrem Platzangebot durch die
   Universitäten abgerufen werden und auf dieser        VERSCHWIEGENHEITSERKLÄRUNG
   Grundlage die Betreuung der Studierenden im          Die Teilhabe an allen schulischen Belangen kann
   1. Halbjahr des folgenden Schuljahres planen.        umfassen, dass die Studierenden Kenntnis über
                                                        personenbezogene Daten von Schülerinnen und
• Z
    u diesem Zeitpunkt erhalten die Studierenden       Schülern oder Eltern erhalten, die vertraulich
   die endgültige Zuweisung des Platzes an ihrer        behandelt werden müssen. Dazu zählen sowohl
   Praktikumsschule und melden sich dort telefo-        Name und Anschrift als auch jegliche Angaben
   nisch oder per E-Mail, um Ort und Zeitpunkt des      über persönliche oder sachliche Verhältnisse wie
   ersten Treffens zu vereinbaren.                      zum Beispiel Leistungsbild und Verhalten sowie
                                                        die familiäre oder gesundheitliche Situation von
• A
    uf Wunsch vieler Schulleitungen haben die          Schülerinnen und Schülern. Um die Verschwie-
   Schulen im Rahmen der neuen Funktionen des           genheit zu gewährleisten, geben die Studierenden
   Portals auch die Möglichkeit, die Studierenden       der Schule zu Beginn des Praxissemesters eine
   zu kontaktieren.                                     schriftliche Verschwiegenheitserklärung ab.
03. ORGANISATION UND RECHTLICHE FRAGEN                                                                 23

PROTOKOLL ÜBER DIE BELEHRUNG NACH § 35                  • o
                                                            der über das Online-Portal des Bundesamts für
DES INFEKTIONSSCHUTZGESETZES                               Justiz mit Online-Ausweisfunktion.
Das Infektionsschutzgesetz dient der Verhinderung       Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt
einer Übertragung und Verbreitung von Infektions-       etwa zwei Wochen. Die Gebühr beträgt 13 Euro. In
erregern. Durch entsprechende Maßnahmen sollen          Einzelfällen kann eine Gebührenbefreiung erfolgen.
ansteckende Krankheiten möglichst verhindert (Prä-      Mehr Informationen erhalten Sie unter service.ber-
vention) oder – bei einem Krankheitsausbruch zur        lin.de (Top-Dienstleistungen / Führungszeugnis).
Vermeidung einer Epidemie – eingedämmt werden.
                                                        Bei der Antragstellung eines erweiterten Führungs-
Der 6. Abschnitt des Infektionsschutzgesetzes           zeugnisses ist unbedingt eine schriftliche Aufforde-
enthält besondere Vorschriften für Schulen und          rung der Stelle vorzulegen, die das erweiterte Füh-
sonstige Gemeinschaftseinrichtungen und be-             rungszeugnis verlangt (§ 30a Abs. 2 Satz 1 BZRG).
nennt die anzuzeigenden Krankheiten bzw. Erreger.       Dieses Begleitschreiben erhalten die Studierenden
Er trägt damit dem Umstand Rechnung, dass dort          rechtzeitig vor Beginn des Praxissemesters von der
Kinder und Jugendliche täglich miteinander und          jeweiligen Universität. Darüber hinaus bewirkt das
mit dem betreuenden Personal in engen Kontakt           Begleitschreiben, dass das Zeugnis den Studieren-
kommen. Enge Kontakte begünstigen die Übertra-          den persönlich ausgehändigt bzw. an sie persönlich
gung von Krankheitserregern, die umso schwerere         versandt wird („Erweitertes Führungszeugnis für
Krankheitsverläufe erwarten lassen, je jünger die       private Zwecke“).
betroffenen Kinder sind. Um zu gewährleisten,
dass sie ihre gesundheitlichen Anforderungen und        ANSCHREIBEN AN DIE SCHULLEITUNGEN:
Mitwirkungspflichten kennen, legen Studierende          INFORMATIONEN ZUM LERNFORSCHUNGS-
zu Beginn ihres Praktikums das Protokoll über die       PROJEKT
Belehrung des Infektionsschutzgesetzes bei ihrer        Im Anschreiben an die Schulleitungen bezüglich
Praktikumsschule vor.                                   der Lernforschungsprojekte, das die Studierenden
                                                        der Schulleitung zum Beginn des Praxissemesters
Den gesamten Gesetzestext sowie ausführliche            vorlegen müssen, finden Schulleitungen alle rele-
Informationen erhalten Sie über die Internetseiten      vanten Informationen zum Bestätigungsverfahren
des Robert-Koch-Instituts: https://www.rki.de           der Lernforschungsprojekte, zu möglichen Themen,
                                                        zu den Ansprechpartnerinnen und -partnern und
ERWEITERTES FÜHRUNGSZEUGNIS                             anderes mehr.
Die Studierenden erhalten das erforderliche
Schreiben zur Beantragung des erweiterten Füh-          IMPF- ODER IMMUNITÄTSNACHWEIS GEGEN
rungszeugnisses durch ihre Universität. Es wird         MASERN
ihnen persönlich ausgehändigt oder postalisch           Das neue Masernschutzgesetz findet auch Anwen-
zugesandt. Das erweiterte Führungszeugnis muss          dung auf das Praxissemester. Studierende, die nach
der Praktikumsschule am ersten Tag des Praxisse-        1970 geboren sind, müssen daher am Antrittstag des
mesters im Original vorgelegt werden. Das Original      Praktikums ggü. der Schulleitung einen Impfschutz
verbleibt danach bei dem oder der Studierenden          oder eine Immunität gegen Masern nachweisen.
und sollte bei der Vorlage nicht älter als drei Mona-
te sein. Es muss durch die Studierenden entspre-        ÜBERSICHT ÜBER TERMINE DER FACHBERATUNG
chend rechtzeitig vor Beginn des Praxissemesters        Um zu gewährleisten, dass die Termine der Fach-
bei der örtlichen Meldebehörde (für Studierende mit     beratung (Kapitel 2.4) bei der Planung der Aufga-
Hauptwohnsitz in Berlin das Bürgeramt) beantragt        ben in der Schule berücksichtigt werden, legen die
werden:                                                 Studierenden, die an der Fachberatung teilnehmen,
• im Regelfall persönlich unter Vorlage des Perso-    ihren Mentorinnen und Mentoren zu Beginn des
   nalausweises oder Reisepasses,                       Praxissemesters die Bescheinigung Termine der
• g egebenenfalls per Antragsschreiben mit amt-       Fachberatung vor. Diese erhalten sie durch ihre
   lich oder öffentlich beglaubigter Unterschrift       Fachberaterin oder ihren Fachberater.
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