Im Wärmemarkt 2. Das CO2-Minderungspotenzial
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Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 1 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt Erdgassystemlösungen sind bewährt: Sie bieten sichere und bezahlbare Techniken und leisten schon heute einen wesentlichen Beitrag zur sozialverträglichen Modernisierung im Heizungs- bestand. Erdgas stellt mit seinen bewährten und zukünftigen Anwendungen wesentliche Lösungen zur weiteren Integration der Erneuerbaren in die Wärme- und dezentrale Energie- versorgung sowie zur Hebung von Effizienzpotentialen dar. Der „schlafende Riese“ Wärmemarkt Austausch veralteter Technik durch moderne effiziente Der Wärmemarkt hat mit 40 Prozent den größten Anteil Geräte (Gas-Brennwerttechnik, Strom- und Gaswärme- am Energieverbrauch Deutschlands und bietet damit pumpen, gasbetriebene Mini-/Mikro-KWK etc.) bzw. großes Potenzial, CO2-Emissionen zu reduzieren. Die dem Anschluss an effiziente Wärmeversorgungssyste- Minderung der Treibhausgasemissionen ist ein Hauptziel me (Fernwärme) kann ein bezahlbarer Beitrag zur Errei- der Energiewende in Deutschland. Dies soll durch Er- chung der Klimaschutzziele im Wärmemarkt geleistet höhung der Energieeffizienz, Senkung der spezifischen werden. CO2-Emissionen und Senkung des Energieverbrauches und durch den verstärkten Einsatz von Erneuerbaren Die Sanierung einer alten Heizungsanlage stellt für den Energien erreicht werden. Konsequenterweise hat die Hausbesitzer eine vergleichsweise kosteneffiziente Politik auch für den Wärmemarkt ambitionierte Ziele Maßnahme zur CO2- Reduktion dar, sorgt für niedrigere gesetzt. Heizkosten und erhält langfristig breite Optimierungs- spielräume. Denn moderne Geräte lassen sich ohne Doch in der politischen und öffentlichen Diskussion Mehrkosten und Wirkungsgradverluste modulierend an wird dieser Sektor nach wie vor nicht ausreichend be- den reduzierten Wärmebedarf anpassen, der nach Däm- trachtet. Die enormem CO2-Minderungspotentiale in mungsmaßnahmen besteht. Wer schon heute mit einer der zentralen und dezentralen Wärmeerzeugung liegen Heizungsmodernisierung seinen CO2-Ausstoß reduziert, weiterhin brach. leistet schnell einen aktiven Beitrag zur Minderung des Treibhauseffektes. Der Schlüssel zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaziele liegt in der Modernisierung des Heizungs- bestandes Eine breite Palette von innovativen Heizungstechno- logien auf Basis unterschiedlicher Energieträger sowie vielfältige Einbindungsmöglichkeiten von Erneuerbaren Energien stehen heute schon zur Verfügung. Mit dem Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 2 Fakten zum Wärmemarkt / Herausforderungen für die Energiewende Herausforderung Wohnungsbestand: Den 38,4 Mio. Herausforderung Mieter/Vermieter: In Deutschland Wohnungen stehen nur rund 211.000 neugebaute leben ca. 50 Prozent der Bevölkerung in Mietverhält- Wohnungen pro Jahr (2012) gegenüber. nissen – in Großstädten wie Berlin ist dieser Anteil mit bis zu 85 Prozent nochmals höher. Herausforderung energetische Sanierung: Insge- samt sind rund 70 Prozent dieser Wohnungen vor der Herausforderung Demografie: 50 Prozent der Be- 1. Wärmeschutzverordnung gebaut worden. Diese sind sitzer von Eigenheimen, die vor 1990 gebaut wurden, bis heute oft gar nicht oder kaum energetisch saniert. sind älter als 60 Jahre. Aufgrund der langen Amorti- Laut Bundesregierung liegt die aktuelle Sanierungs- sationsdauer schrecken diese vor einer umfassenden rate des gesamten Gebäudebestands bei ungefähr Sanierung häufig zurück. Zudem sind die Sanierungs- 1 Prozent. Bei diesem Tempo würde die Sanierung des zyklen bei Maßnahmen an der Gebäudehülle lang. kompletten Gebäudebestands ca. 100 Jahre dauern. Herausforderung Nichtwohngebäude: 1,7 Mio. Ge- Herausforderung Heizungsmodernisierung: Nur bäude in Deutschland sind Nichtwohngebäude, in knapp ein Viertel der rund 20 Millionen Heizungsan- denen ein großes Effizienzpotenzial steckt. In Abhän- lagen in Deutschland ist auf dem aktuellen Stand der gigkeit von der Nutzungsart variieren die energeti- Technik - d.h., nutzt mindestens Brennwerttechnik schen Anforderungen. Die Nutzer einer Schule haben und gegebenenfalls zusätzlich Erneuerbare Energien. beispielsweise andere Ansprüche als die einer Lager- So sind rund 15 Mio. Heizgeräte bis 2020 modernisie- halle. rungsbedürftig. Herausforderung Gesetzgebung: Der Wärmemarkt Herausforderung Eigentümerstruktur: 83 Prozent ist gekennzeichnet von einer komplexen Rechtset- der gesamten Wohngebäude Deutschlands sind Ein- zung (Ordnungsrecht, Mietrecht, Baurecht, Denkmal- und Zweifamilienhäuser (60 Prozent der Wohnfläche). schutz etc.). 17 Prozent sind Mehrfamilienhäuser (40 Prozent der Wohnfläche). In Deutschland gibt es rund 18 Mio. Wohngebäude mit etwa 38,4 Mio. beheizten Wohnungen. Rund 86 Prozent des häuslichen Gesamtenergieverbrauchs wird für Heizzwecke und Warmwassererzeugung verwendet. Einen Königsweg zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Wärmemarkt gibt es nicht. Vor Beginn von Sanierungs- maßnahmen ist immer die Gesamtsituation zu betrachten. Für den Hauseigentümer sind sowohl der Zustand der Gebäudehülle und der Heizungsanlage als auch die eigene finanzielle Leistungsfähigkeit wesentliche Entschei- dungsfaktoren. Dies greift gleichermaßen in volkswirtschaftlicher Hinsicht: So sollte der Beitrag zur CO2-Reduzie- rung im Wärmemarkt schnell und mit möglichst geringen Gesamtkosten sozialverträglich realisiert werden. Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 3 Das Modernisierungspotenzial der Heizungen jetzt Eine positive Entwicklung haben nur die Erdgas- heben Anwendungen zu verzeichnen: Seit mehr als 10 Jahren Rund 15 Mio. Heizgeräte sind bis 2020 modernisierungs- haben diese einen Anteil von rund 70 Prozent der neu bedürftig. Die Modernisierungsrate bei Heizungsan- installierten Wärmeerzeuger; aktuell sogar 77 Prozent. lagen liegt jedoch gerade einmal bei drei Prozent pro Dabei ist die Erdgastechnik durch den steigenden Jahr. Während vor zehn Jahren noch mehr als 800.000 Marktanteil von Erdgas-Brennwerttechnik immer Heizungen neu installiert wurden, waren es im Jahr 2012 effizienter geworden. nur noch 673.500. Somit wird im Jahr 2030 ein großer Teil der Heizungen über 30 Jahre und älter sein - und entsprechend ineffizient, wenn die Modernisierungsrate nicht durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gesteigert wird. Marktentwicklung Wärmeerzeuger 2002-2012 Quelle: BDH 2012 Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 4 Erdgas ist im Neubau und im Bestand Nummer eins So ist beispielsweise die Erdgas-Brennwerttechnik eines Insgesamt stieg die Zahl der erdgasbeheizten Woh- der wirtschaftlichsten Wärmeerzeugungssysteme im nungen auf den Rekordwert von 18,9 Millionen (ca. 49 Markt (vgl. BDEW Heizkostenvergleich). Die Investiti- Prozent) Wohneinheiten. Diese Zuwächse sind auch auf onskosten inklusive Installation liegen in Ein- und Zwei- Energieträgerumstellungen zurückzuführen. Einen im- familienhäusern bei 6.000 bis 8.000 EUR. mer größeren Stellenwert erlangt auch die Kombination von Erdgas-Brennwerttechnik und Solarthermie. Beheizte Wohnungen in Bestand und Neubau 2012 Quelle: statistische Landesämter, BDEW Mit der Entscheidung für Erdgas heute halten die Ver- Mit der Modernisierung lassen sich bis zu 30 Prozent braucher sich alle Möglichkeiten für die Zukunft offen. Energiekosten und CO2 einsparen. Die Investitionskos- Auch wer heute effizient heizt, wird bei einer Lebens- ten amortisieren sich für den Hauseigentümer schnell dauer des Kessels von ca. 18 Jahren auf dem Weg zum durch die sinkenden Energieverbräuche (vgl. IEU Moder- klimaneutralen Gebäude in 2050 mindestens noch ein- nisierungskompass 2011), wovon auch Mieter profitieren. mal investieren. Weitere Schritte können auf die dann aktuellen Gegebenheiten optimiert werden. Würde man 10 Millionen veraltete Heizkessel bis 2020 durch moderne Erdgastechnik ersetzen und bei 10 % der Kosteneffizient CO2 einsparen neuen Kessel Bio-Erdgas einsetzen, könnten Einspar- Der DVGW hat in einer breit angelegten Studie gezeigt, ungen von bis zu 45 Millionen Tonnen CO2 – des im dass die CO2-Einsparziele der Bundesregierung im Wär- Wärmemarkt vorgesehenen Einsparziels von 93 Millio- memarkt durch den forcierten Einsatz hocheffizienter nen Tonnen CO2 (BMU-Leitszenario) – erreicht werden. Gastechnik schneller und zu deutlich geringeren Kosten erreicht werden können als die im Energiekonzept Damit bietet Erdgas zu vergleichsweise niedrigen forcierten Maßnahmen entlang eines Sanierungs- CO2-Vermeidungskosten bezahlbaren, sozialverträg- fahrplans (vgl. DVGW Innovationsoffensive 2012). lichen und schnellen Klimaschutz. Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 5 Erneuerbare Energien in den Wärmemarkt integrieren Dazu gehören beispielsweise Kraft-Wärme-Kopp- Moderne Erdgasanwendungen lassen sich einfach mit lungsanlagen, mit denen sowohl Wärme als auch Strom Solarthermie oder Bio-Erdgas kombinieren. Durch den erzeugt wird. Bislang vorwiegend im industriellen und zusätzlichen Einsatz von Solarthermie können bis zu gewerblichen Bereich eingesetzt, werden inzwischen 20 Prozent der gesamten Wärmeerzeugung durch die auch Anlagen angeboten, die in Wohnhäusern sinnvoll Sonne erfolgen. installiert werden können. Bio-Erdgas steigert die Klimaeffizienz der Erdgastech- Das Gleiche gilt für die Gaswärmepumpe. Sie nutzt nik nochmals ohne höhere Kosten für Heiztechnik und die Umweltwärme zur Wärmeerzeugung. Infrastruktur. Sowohl gasbetriebene Mikro- und Mini-KWK als auch So lassen sich selbst in eng bebauten städtischen Be- Gaswärmepumpe können einen erheblichen Beitrag reichen Erneuerbare Energien in die Wärmeversorgung zum Effizienzgewinn im Wärmebereich und damit integrieren ohne beispielsweise denkmalgeschützte schnell zur bezahlbaren CO2-Reduktion leisten. Fassaden verändern oder zusätzlichen Platz für An- lagentechnik und/oder Energieträgerbevorratung In Zukunft werden Entwicklungen wie die erdgas- schaffen zu müssen. betriebene Brennstoffzelle, welche elektrochemisch Strom und Wärme erzeugt, verstärkt zur Innovation Wer heute auf Erdgas setzt, hat auch in Zukunft viele im Heizungskeller beitragen. Diese Technik zeichnet Optionen sich durch einen hohen elektrischen Wirkungsgrad Weitere innovative, erdgasbetriebene Heizungstech- und niedrige Schadstoffemissionen aus und wird die nologien sind seit einigen Jahren zu bezahlbaren Effizienzgewinne im Wärmemarkt weiter steigern. Konditionen auf dem Markt. CO2-Emissionen von Heizungssystemen Quelle: BDEW Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 6 Erdgas genießt hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern Nach einer aktuellen Auswertung der enet-GmbH ist die Laut einer Studie der Management Consult ist Erdgas Anzahl der Gasanbieter am deutschen Gasmarkt weiter der beliebteste Energieträger, wenn es um die Heizung gestiegen. Die Wettbewerberdichte lag Ende Mai 2013 geht. Aus Sicht der Verbraucher hat Erdgas das Al- bei durchschnittlich 79 potenziellen Anbietern je Post- leinstellungsmerkmal Komfort und überzeugt darüber leitzahlengebiet (gegenüber im Schnitt 60 Anbietern im hinaus mit seinen wirtschaftlichen und effizienten An- Dezember 2011). Zudem bieten die Erdgasvertriebe häu- wendungen sowie den umweltschonenden Eigenschaf- fig mehrere Produkte an. Die Verbraucher haben somit ten. 80 Prozent der Hausbesitzer, die heute mit Erdgas die Wahl und können die Bedingungen für die Erdgas- heizen, würden sich auch in Zukunft für eine Erdgas- belieferung auf ihre individuellen Bedürfnisse abstim- heizung entscheiden (vgl. Sollpositionierungsstudie men. Erdgas, 2012). Erdgas im Wettbewerbsumfeld: Imageverbesserungen in allen Dimensionen Quelle: Management Consult Wettbewerb im Erdgasmarkt ermöglicht Wahlfreiheit Der Wettbewerb auf dem Erdgasmarkt in Deutschland wird zudem immer intensiver: Die Kunden haben die Auswahl zwischen einer Vielzahl verschiedener Anbieter und Erdgastarife. Diese Auswahlmöglichkeiten werden von den Verbrauchern auch genutzt. Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
Kapitel 2. Das CO2-Minderungspotenzial im Wärmemarkt, Seite 7 Handlungsempfehlungen: Wärmemarkt verstärkt in den Fokus des politischen Orientierung an der Wirtschaftlichkeit der Maßnah- und öffentlichen Diskurses rücken. men, zum Beispiel über die CO2-Vermeidungskosten. Den bestehenden ordnungsrechtlichen Rahmen sowie Beibehaltung marktwirtschaftlicher Rahmenbedin- Förderinstrumente technologieoffen und energieträ- gungen: gerneutral gestalten und verzahnen, sowie stetig und - Größtmögliche Freiheit für Investoren bei der Wahl verlässlich gestalten: der Maßnahmen. - Gestaltung energieträgerneutraler und technolo- - Den Markt über die Auswahl der Technologien be- gieoffener Förderprogramme wie beispielsweise das stimmen lassen, damit technisch ausgereifte und Marktanreizprogramm (MAP) oder das CO2-Gebäu- kostengünstige Technologien zum Zuge kommen desanierungsprogramm. können. - Öffnung des Wärmemarktes für Bio-Erdgas, ins- besondere über eine Änderung des Erneuerbare- Einführung der steuerlichen Abschreibung für Hei- Energien-Wärmegesetz und der Energieeinsparver- zungsmodernisierung. ordnung. Materialsammlung Erdgas, Stand Juli 2013 www.bdew.de
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