My-map.net & my-mapper.net-OpenSource-GIS als Web Services nutzen
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my-map.net & my-mapper.net – OpenSource-GIS als Web Services nutzen Dirk SCHMIDT Zusammenfassung Die DIALOGIS GmbH entwickelt Systeme für kartenbasiertes Informationsmanagement auf Basis von OpenSource-Software. Die Web Services my-map.net und my-mapper.net stellen GIS-Funktionalität „ready-to-use“ über das Internet zur Verfügung. Mit ihnen kön- nen registrierte Nutzer über ihren personalisierten Zugang individuellen Geodaten online zusammenzustellen und bearbeiten. So können sowohl Desktop-GIS-Anwendungen, als auch Web-GIS-und Mobile-GIS-Anwendungen realisiert werden, ohne dass der Nutzer hierfür selbst client- oder serverseitig Software installieren muss. Darüber hinaus lassen sich die Web Services als kartenbasierte Kooperationsplattform (GI-Groupware) zum Aus- tausch so genannter „GeoNotizen“ (Kartenobjekte mit angehängten Dokumenten) oder auch zur gemeinsamen Bearbeitung von serverseitig gespeicherten Kartengeometrien nut- zen. 1 Einleitung Die als ASP angebotenen GIS-Web Services my-map.net und my-mapper.net stellen client- und serverseitige Methoden verschiedener OpenSource-Softwareprojekte (u.a. GeoTools, GeoServer, UMN Mapserver, deegree, Mapbender, PostgreSQL, PHP, Apache, etc.)1 für Endanwender „ready-to-use“ zur Verfügung. Wie hierdurch eine entscheidende Hürde für die weitere Verbreitung von OpenSource-GIS-Software beseitigt wird und wie das erfolg- reich in OpenSource-Projekten praktizierte Prinzip eines gemeinschaftlichen Vorgehens auch direkte Vorteile für die ASP-Nutzer bringt, wird im folgenden Kapitel 2 erläutert. In Kapitel 3 wird auf den Wandel der an GIS gestellten Anforderungen eingegangen, um dann im Kapitel 4 die den DIALOGIS Web Services zugrunde liegende Methode zur Unterstüt- zung raumbezogenen Informationsmanagements darzustellen. Kapitel 5 beschreibt die beiden GIS-Web Services my-map.net und my-mapper.net hinsichtlich ihrer Technik, Funk- tionalität und ihrer Zielgruppen. Abschließend wird in Kapitel 6 ein Ausblick auf die Wei- terentwicklung der ASP-Dienste gegeben. 2 OpenSource für Endanwender durch ASP OpenSource-Software bietet die Freiheit den Programmcode zu lesen, diesen zu verändern und lizenzkostenfrei zu nutzen. Letzteres ist zwar prinzipiell auch für Anwender von GIS- 1 Geschützte Produktnamen der jeweiligen Hersteller bzw. Betreiber der Softwareprojekte.
640 D. Schmidt Software interessant, jedoch fehlen diesen häufig die IT-Fähigkeiten, um anhand der teil- weise unzureichenden technischen Dokumentation die Programme in Betrieb zu nehmen. In anderen Softwarebereichen wie z. B. Betriebssystemen, Webservern oder Datenbanken gab es dieses Verbreitungshindernis nicht, da die sich mit dieser Software befassenden System- administratoren die hierfür notwendige technische Kompetenz in der Regel besitzen. Der Einsatz von OpenSource-GIS-Software bedeutet aber nicht nur mehr Freiheit in der Nut- zung der Software, sondern teilweise auch einen erheblichen finanziellen Vorteil gegenüber der Alternative proprietärer GIS-Software. So sind in den vergangenen Jahren dennoch viele GIS-Nutzer erfolgreich den Weg über Ihre IT-Experten oder über externe Dienst- leister gegangen, was zu einem zunehmenden Einsatz von OpenSource-GIS-Lösungen führte. Die Qualität und der Leistungsumfang vieler solcher Softwareprojekte braucht den Vergleich mit proprietärer GIS-Software nicht zu scheuen. Darüber hinaus weisen die OpenSource-Projekte aufgrund ihrer hohen Eigendynamik häufig eine wesentlich kürzere Reaktionszeit im Hinblick auf die Realisierung neuer Nutzeranforderungen auf. Die fehlende „Endanwendertauglichkeit“ vieler OpenSource-GIS-Softwareprojekte kann derzeit als das entscheidende Hindernis für die weitere Verbreitung der OpenSource-GIS- Software angesehen werden. Erst wenn die Nutzung der Software ohne Programmierkennt- nisse oder IT-Spezialwissen für die Implementierung, Installation oder Konfiguration der Systeme möglich ist, kann sie für die sehr heterogene Gemeinde der GIS-Endanwender in Wert gesetzt werden. Genau hier setzen die neuen, als ASP angebotenen, „ready-to-use“ Web Services my-map.net und my-mapper.net an: Ein PC mit Internetzugang genügt, um den Nutzern umfangreiche GIS-Funktionen und Daten direkt zur Verfügung zu stellen. Für den Nutzer entfallen Investitionen für Lizenzkosten, Installation und Wartung von Software und Hardware. Darüber hinaus hat er die Möglichkeit, sein WebtopGIS von jedem beliebi- gen Internet-Arbeitsplatz zu nutzen, da seine Daten durch Kennwort geschützt serverseitig gespeichert sind. Neben dem Angebot „schlüsselfertiger“ GIS-Anwendung aus dem Netz verfolgt DIALOGIS als Anbieter des ASP das Ziel, die innerhalb der OpenSource-Entwickler- gemeinschaft recht gut funktionierende Zusammenarbeit auch der Gemeinschaft der End- anwender anzubieten. Hier bedeutet kooperatives Vorgehen, dass beispielsweise der Bedarf an Weiterentwicklungen von der Nutzergemeinschaft gemeinschaftlich definiert wird und wenn möglich auch gemeinschaftlich finanziert wird. Je mehr Nutzer bereit sind, eine Wei- terentwicklung finanziell oder durch eigene Entwicklungsleistung zu unterstützen, desto günstiger wird diese Funktionserweiterung für den Einzelnen. So besteht eine weitere Auf- gabe des my-mapper.net-Portals darin, genau diesen Abstimmungsprozess zu organisieren. 3 Von GIS zu SIM Insbesondere aufgrund der stark gewachsenen Bedeutung von WebGIS-Anwendungen hat sich der Schwerpunkt der Nutzung von GIS-Software in den vergangenen Jahren drastisch gewandelt. Früher wurde GIS-Software vorwiegend zur Erfassung, Analyse und Modellie- rung von Daten eingesetzt. Heute werden überwiegend Funktionen zur Unterstützung von Prozessen zur Datenorganisation (wie Präsentation, Verteilung und Wartung) von einer GIS-Software und dem GIS-Experten verlangt. Wie es bei Softwareentwicklungen üblich ist, werden die Systeme dem Wandel der Anforderungen entsprechend durch Funktionser-
my-map.net & my-mapper.net – OpenSource-GIS als Web Services nutzen 641 weiterung angepasst. Dies hat leider zur Folge, dass die Systeme zunehmend zu „Alleskön- nern“ mutieren (ein gutes Beispiel hierfür sind die MS Office Produkte Excel und Word). Für eine Vielzahl von Nutzern sind die Programme nicht mehr bedarfsgerecht. Vergleicht man die in einem modernen GIS verfügbaren Funktionen mit den im Alltag tatsächlich verwendeten Funktionen, wird schnell deutlich, dass ein Großteil der GIS-Nutzer tatsäch- lich nur einen Bruchteil des Funktionsumfangs ihrer GIS-Software verwendet. Ökonomisch betrachtet ist dies unwirtschaftlich, da in nicht genutzte Softwarefunktionalität und eventu- ell sogar in deren Schulung investiert wurde. Insbesondere für den stark wachsenden Bereich der WebGIS-Anwendungen, in dem sich die benötigte GIS-Funktionalität meist auf wenige Basis-Funktionen zur Kartennavigation, zum Layermanagement, zur Darstellung und zur Abfrage raumbezogener Daten reduziert, besteht ein Bedarf für Software, die nicht die „klassischen“ GIS-Prozesse unterstützt, son- dern die für „raumbezogenes Informationsmanagement“ oder kurz SIM (Spatial Informati- on Management) nötigen Methoden zur Verfügung stellt. Im folgenden Kapitel wird dieser Anwendungsbereich von GIS erläutert. 4 Mit GeoNotizen Informationen organisieren Raumbezogenes Informationsmanagement bezeichnet eine Vorgehensweise, die zum Ziel hat, informations- oder dokumentenbezogene Geschäftsprozesse durch die Berücksichti- gung eines, den Informationen zugewiesenen, geographischen Bezugs zu optimieren. Hier- durch kann das Informationsobjekt auf einer Karte dargestellt werden oder über räumliche Suchabfragen (z. B. mittels Adress-, PLZ-, Umkreis- oder Korridorsuche) gefunden wer- den. In der Praxis bedeutet dies beispielsweise im Immobilienmanagement, dass die sich auf eine Liegenschaft beziehenden digitalen Dokumente (Verträge, Expose, etc.) in der Regel einfacher und damit schneller über das räumlich-visuelle Organisationsprinzip einer Kartendarstellung zu finden sind, als über die meist übliche Organisation in einem hierar- chischen Dateibaum. Dies gilt insbesondere, wenn die entsprechende Information nicht nur vom Ersteller selbst, sondern über verteilte Systeme (wie WebGIS) auch von Dritten ge- funden werden soll. Abb. 1: Dateibaum-Organisation und Karten-Organisation von Dokumenten Eingebunden in dynamische Mehrbenutzer-Systeme (Groupware) können daraus kartenba- sierte Kommunikationsprozesse entstehen (GeoKommunikation). Dieses Konzept einer
642 D. Schmidt „GeoKommunikation“ bildet DIALOGIS in seinen GIS-Diensten my-map.net und my- mapper.net unter Verwendung so genannter „GeoNotizen“ ab. GeoNotizen sind auf der Karte als Symbol positionierte Informationsobjekte, denen (ähnlich den Anhängen einer E- Mail) beliebige digitale Daten „angehängt“ werden können. Durch die Kombination von WebGIS (Karten), Benutzermanagement (Groupware) und Dokumentenmanagement (DMS) mittels GeoNotizen steht ein vielseitig einsetzbares, kartenbasiertes Informations- und Kooperationsinstrument zur Verfügung. 5 Dienste für spezifische Nutzergruppen Nachdem im vorangegangenen Kapitel herausgearbeitet wurde, dass die Web Services my- map.net und my-mapper.net keine GIS-Aufgaben im „klassischen“ Sinne unterstützen, sondern Instrumente für raumbezogenes Informationsmanagement bereitstellen, ist nun zu definieren, für welche Nutzergruppen die Dienste my-map.net und my-mapper.net konzi- piert sind. Klar ist, dass dies nicht die „klassischen“ GIS-Experten sind. Vielmehr sind zum einen die Nutzer aus dem bisherigen (Web)GIS-Umfeld anvisiert, die bislang nur „konsu- mierend“ GIS-Auskunftssysteme genutzt haben und mittlerweile nach Möglichkeiten ver- langen, auch aktiv „produzierend“ mit den Systemen zu arbeiten. Sie wollen ihren bisheri- gen Systemzugang individualisieren und selbst Informationen im System einstellen, verän- dern oder pflegen können, ohne dafür direkt finanziell oder zeitlich in ein „echtes“ GIS investieren zu müssen. Für diese Nutzergruppe und für Nutzer, die bereits über ein GIS verfügen, dessen Funktionalität jedoch nicht ausnutzen, wurde der my-mapper.net-Dienst entwickelt. Als Java Web Start Applikation lässt er sich nach der ersten Benutzung wie ein lokal installiertes Desktop-GIS starten und bedienen. Er verfügt über Funktionen zum Im- port clientseitiger (Shape) und serverseitiger (WMS und WFS) Geodaten, zur Online- Digitalisierung von Punkten, Linien und Flächen, zur Abfrage und Filterung von Attribut- werten, sowie zur themenbezogenen Zusammenstellung individueller Kartensichten. Über ein entsprechendes Zugriffsmanagement lassen sich Kartengeometrien serverseitig über WFS-Technik mit mehreren Nutzern bearbeiten. Auch mobile GIS-Anwendungen und die Verwendung lokal gespeicherter Geodaten sind realisierbar. Der my-map.net-Service richtet sich nicht primär an Personen, die bereits konsumierend oder produzierend mit GIS-Technik in Berührung gekommen sind. Vielmehr wurde der Dienst für Personen entwickelt, die im weitesten Sinne Informationsmanagement betreiben und sich aus den Konzepten GeoKommunikation und SIM (s.o.) Nutzen für ihre Geschäfts- prozesse versprechen. Diesen bietet der Dienst über einen intuitiv zu bedienenden HTML- Client eine einfache, aber sehr effiziente Möglichkeit, Dokumente auf einer Online-Karte zu positionieren und serverseitig zu speichern, um diese räumlich darzustellen oder über die Karte als Kooperationsplattform mit Dritten auszutauschen. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die eigenen GeoNotizen als WMS-Layer in anderen WMS-Clients zu nutzen, weitere WMS- und WFS-Dienste einzubinden und Gruppen-Zugänge für den my-map.net- Service einzurichten.
my-map.net & my-mapper.net – OpenSource-GIS als Web Services nutzen 643 Abb. 2: Java Web Start Client my-mapper.net auf Basis der D-Mapper-Technologie Abb. 3: HTML Client my-map.net auf Basis der Mapbender-Technologie
644 D. Schmidt Vom Betreiber einer Immobilien-Homepage, der seine Angebote statt in einer Liste, auf einer interaktiven Karte darstellen möchte, bis hin zur Kommune, die Ihre Ratsbeschlüsse direkt über die Kartenposition der im Beschluss behandelten Liegenschaft der Öffentlich- keit zur Verfügung stellt, lassen sich unzählige Geschäftsprozesse finden, in denen der my- map.net-Dienst sinnvoll eingesetzt werden kann. 6 Ausblick Das Ziel der Web Services my-map.net und my-mapper.net ist die Bereitstellung von OpenSource-GIS-Technologie für GIS-Endanwender. Anhand der Rückmeldungen der Nutzer werden Optimierungen durchgeführt und die Funktionalität wird sukzessive auf Basis von OpenSource-Software weiterentwickelt. Zum Aufbau einer Nutzergemeinschaft ist beispielsweise die Einrichtung einer WMS-Börse geplant. Darin können Nutzer eigene WMS-Dienste kostenfrei oder kostenpflichtig anderen Nutzern zur Verfügung stellen oder selbst weitere Kartenwerke über WMS-Dienste kommerzieller oder behördlicher Anbieter in ihren Web Service permanent oder temporär einbinden. Gerade in diesem Bereich gibt es derzeit zahlreiche Initiativen, die von DIALOGIS hinsichtlich einer möglichen Integration evaluiert werden. Neben technischem Betrieb und Wartung der ASP-Plattform werden Entwicklungs- und Beratungsdienstleistung rund um die Dienste my-map.net und my- mapper.net angeboten.
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