Indiens "unsichtbare" Kinder - Don Bosco
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Indiens «unsichtbare» Liebe Leserin, lieber Leser Kinderschicksale. Kinder Überall auf der Welt. S t r a s s e n k i n d e r, K indersoldaten, Flüchtlingskinder, In Indien verschwindet alle sechs Minu- plakaten. Überall lauern Gefahren, und Kriegswaisen... ten ein Kind. Manch eines wird früher den Weg zurück zur Familie finden diese Die Salesianer Don oder später von den Eltern wiedergefun- Kinder oft nicht mehr. Boscos sind gefordert. Gerade auch in den. Von jedem dritten Vermissten fehlt Indien, wo es nach Schätzungen der Unicef der Familie jedoch jede Spur. Die Eltern bleiben in Sorge zurück. Meist über 18 Millionen Strassenkinder im fehlt das Geld und somit die Möglich- Alter von sechs bis fünfzehn Jahren gibt. Die Gründe für das Verschwinden dieser keit, eine gross angelegte Suchaktion zu Sie hausen in unhygienischen, verwahr- Kinder sind vielfältig: Sie werden zwecks starten. Die Salesianer Don Boscos geben losten und ungeschützten Verhältnissen Lösegelderpressung entführt oder fallen diesen verzweifelten Eltern und ihren und sind vielerlei Gefahren ausgeliefert. skrupellosen Menschenhändlern in die verschwundenen Kindern eine Stimme. Hände. Manchmal laufen sie von zu Hau- Dank Auffangstationen, einem Compu- Die Salesianer haben ein bundesweites se weg – aus Furcht, weil sie etwas falsch terprogramm und dem unermüdlichen Computerprogramm entwickelt, das es gemacht haben, wegen häuslicher Gewalt, Einsatz von Sozialarbeitern führten sie ermöglicht, vermisste Kinder zu erfassen Hunger und Armut, oder aus Neugier auf bisher in ganz Indien 68 000 auseinan- und zu ihren Familien zurückzuführen. das Leben in Indiens Grossstädten. Doch dergerissene Familien wieder zusammen. Falls dies nicht möglich ist, werden die die Realität auf der Strasse entspricht Zudem bieten sie jenen Alternativen an, Kinder in Strassenkinderheimen betreut nicht den fröhlichen Bildern auf Film- für die eine Rückkehr nicht möglich ist. und erhalten Schul- und Berufsbildung. Ganzheitliche Betreuung ist ein besonde- res Kennzeichen der Arbeit der Salesia- Heimatlos und in Gefahr ner Don Boscos. Emotionale, kulturelle, musische und ethisch-religiöse Bildung geht einher mit schulischer und beruf- licher Bildung. Es wird immer versucht, die jungen Menschen in ihr Umfeld und natürlich vor allem in ihre Familien zu integrieren. Das sind riesige und kostspielige Mass- nahmen. Ich danke Ihnen aufrichtig, wenn Sie uns in unseren Bemühun- gen um eine gerechtere Welt für Kinder unterstützen. Herzliche Grüsse Pater Toni Rogger Der Strassenjunge Dev lebt seit 2012 auf dem Bahnhof in Delhi © Don Bosco Mission Bonn/Simone Utler Don Bosco Jugendhilfe Weltweit 10/2015
Die Don-Bosco-Kinderauffangstationen liegen direkt an Bahnhöfen Nach der Registrierung können die Kinder im Strassenkinderzentrum schlafen, essen, lernen und spielen Wettlauf gegen skrupellose Kinderhändler Strassenkinder führen ein gefährliches Für die Salesianer Don Boscos wird der Leben. Sie halten sich oft in der Nähe von Schutz der Strassenkinder deshalb zum Bushaltestellen oder Bahnhöfen auf, da es Wettlauf gegen die Zeit. Damit sie Neuan- dort mehr Möglichkeiten zum Betteln und kömmlinge schnell bemerken und auch mit Flaschensammeln sowie Gelegenheitsjobs langjährigen Strassenkindern Kontakt auf- gibt. Viel zu oft verursachen Zugunfälle nehmen können, haben sie sich mit ihren schwere Verletzungen, doch dies ist nicht Kinderauffangstationen ebenfalls direkt an die grösste Gefahr. Verbrecherbanden, die Bahnhöfen und Bushaltestellen positioniert. Kinder als billige Arbeitskräfte, Sexskla- ven oder für den Organhandel verkaufen, SozialarbeiterInnen gehen vorsichtig auf die lauern gezielt an den Verkehrsknoten- Strassenkinder zu und versuchen, im Ge- punkten und fangen Buben und Mädchen spräch Vertrauen aufzubauen und heraus- ab, die alleine unterwegs sind. zufinden, wer sie sind, woher sie kommen und ob es Angehörige gibt, mit denen man Geraten Kinder in die Fänge solcher Men- Kontakt aufnehmen könnte. In der Auffang- schenhändler, verschwinden sie meist station werden die Daten der Buben und spurlos. Vor allem die Zahl der nicht auf- Mädchen registriert und in die sogenannte findbaren, aber als vermisst gemeldeten Homelink-Datenbank eingegeben, wo die Mädchen ist erschreckend hoch und lässt Angaben mit Vermisstmeldungen im gesam- nichts Gutes erahnen. ten Bundesstaat abgeglichen werden. Strassenkinder sind leichte Beute für Menschenhändler Varuns Mutter schliesst ihren wiedergefundenen Sohn glücklich in die Don Bosco Jugendhilfe Weltweit 10/2015
Innenhof des Kinderzentrums von Bangalore Im Gegensatz zum Leben auf der Strasse ist die Zeit im Zentrum geprägt von Unbeschwertheit Der ehemalige Strassenjunge Satish absolviert eine Druckerlehre Wie weiter nach der Registrierung? Jedes registrierte Strassenkind hat die Früchte tragen. Homelink ist ein in Indien 2014 wurden in Karnataka 5177 Kinder Möglichkeit, ins Don-Bosco-Strassenkin- einzigartiges System der Salesianer Don vermisst gemeldet, wovon 3194 aufgespürt derzentrum zu gehen. Dort kann es essen, Boscos, an dem sich die Polizei und diver- werden konnten. Bereits fünf Franken schlafen, spielen und sogar lernen. Meist se Kinderhilfsorganisationen beteiligen. decken die Unkosten der Registrierung verhilft die psychologische, medizinische Es gleicht Daten von Vermisstenanzeigen von einem Strassenkind bei Homelink und und pädagogische Betreuung zu einer mit jenen der gefundenen Kinder ab und geben ihm die Chance, seine Eltern wie- Kehrtwende im Leben der jungen Men- ermöglicht so Familienzusammenfüh- derzusehen. Ihre Spende hilft uns dabei, schen. Sie holen die Schule nach und be- rungen. Homelink wird bereits erfolg- diese Chance aufrechtzuerhalten. ginnen eine Berufslehre. Nur drei Prozent reich in 19 indischen Bundesstaaten ange- der betreuten Kinder entscheiden sich für wandt. Die Salesianer arbeiten momentan Mit 308 Franken kann ein Strassen- das freiwillige Dasein auf der Strasse. intensiv an der Stärkung von Homelink im kind ein Jahr lang im Don-Bosco- Bundesstaat Karnataka, der etwa 4,6-mal Zentrum betreut werden. Herzlichen Während die Kinder im Zentrum gut so gross ist wie die Schweiz und in dem Dank für Ihre Unterstützung! aufgehoben sind, kann die Registrierung auch die Millionenstadt Bangalore liegt. Glückliches Ende einer Odyssee in Bangalore Varuns Mutter verliess ihren alkoholsüch- werden, dass Varun sich im Strassenkin- tigen Ehemann auf der Suche nach einem derzentrum der Salesianer Don Boscos besseren Leben. Sie wollte Varun nach- befand, wo er kurz darauf von seiner völ- holen, sobald sich etwas Konkretes ergab. lig aufgelösten, aber erleichterten Mama Doch Varuns Vater landete kurz darauf in die Arme geschlossen werden konnte. auf der Strasse und kümmerte sich nicht um seinen Sohn. So versteckte sich dieser im Zug, um zur Grossmutter zu fahren, Kein Kind wird gezwungen, zu seiner Fa- von der er jedoch keine Adresse hatte. In milie zurückzukehren. Will es nicht mehr Bangalore angekommen, schloss er sich bei den Eltern leben (z. B. wegen häuslicher völlig verloren anderen Strassenkindern Gewalt), kann es im Don-Bosco-Zentrum an. Er hungerte, bettelte und stahl, bis er bleiben und dort die Schule sowie eine auf einen Don-Bosco-Sozialarbeiter traf. Berufslehre absolvieren. Satish hat diesen Weg eingeschlagen (siehe Bild oben rechts). Erst als die Mutter Varun zu sich holen Er lässt sich zum Drucktechniker ausbilden wollte, erfuhr sie von dessen Verschwin- und pflegt, dank der Hilfe der Salesianer den. Sofort gab sie eine Vermisstmeldung Don Boscos, wieder ein freundschaftliches auf. Dank Homelink konnte festgestellt Verhältnis mit seiner Familie. e Arme. In der Hand hält sie ein Familienfoto aus früheren Zeiten Don Bosco Jugendhilfe Weltweit 10/2015
Nandini ist glücklich: «Wenn ich auf die Nadelspitze meiner Nähmaschine schaue, sehe ich eine gute Zukunft vor mir» Nandini: Berufslehre statt Die Jugendhilfe Weltweit ist als gemeinnützige Zwangsheirat Organisation anerkannt und von Steuern befreit Nandinis Vergangenheit war von Gewalt ihre Mutter und den Bruder finanziell Die Gemeinschaft der Salesianer Don und Furcht geprägt. Der Vater – ein Aus- unterstützen und so der Zwangsheirat Boscos wurde 1859 von Giovanni hilfsarbeiter – verwandelte sich regelmäs- entgehen. Doch die Tür besagter Familie Bosco in Turin gegründet. Dort sig im Alkoholrausch in einen brutalen, war verschlossen, und es gab keine Mög- kämpfte er erfolgreich gegen die Not unkontrollierbaren Mann. Ihre Mutter lichkeit zur Kontaktaufnahme. Nandini der benachteiligten und ausgegrenz- – eine zierliche Hausfrau – versuchte er- wartete lange auf den Stufen vor dem ten Jugendlichen an. folglos, Nandini und ihren dreijährigen Haus und irrte irgendwann zum Bahnhof, Bruder vor den Schlägen zu schützen. um zu schlafen. Dort wurde sie freundlich Seine Erziehungsmethode des Vertrau- von einer Sozialarbeiterin angesprochen. ens und der Vorsorge ist heute noch Im Alter von 13 Jahren – Nandini hatte Nandini brach in Tränen aus und erzähl- aktuell. So arbeiten heute 15 000 Sale- soeben das erste Schuljahr der Oberstu- te ihre Geschichte, woraufhin die Frau ihr sianer Don Boscos in 132 Ländern der fe abgeschlossen – forderten ihre Eltern erklärte, dass die Salesianer Don Boscos Welt, vor allem für die ausgestossene sie auf, zu heiraten und so die Familie zu vielleicht eine Lösung für sie hätten. entlasten. Nandini wollte nicht. Verzwei- und verlassene Jugend. Ebenso viele felt suchte sie nach Alternativen. Als eine Heute absolviert Nandini mit dem Ein- Don Bosco Schwestern widmen sich Freundin Nandini von einer Familie in verständnis ihrer Mutter eine Ausbildung weltweit dieser Aufgabe. Bangalore erzählte, die eine Haushalts- zur Schneiderin bei Don Bosco und been- Die von der Jugendhilfe Weltweit hilfe brauchte, beschloss sie, ihr Glück zu det gleichzeitig die Sekundarschule. Sie unterstützten Projekte der Salesianer versuchen, und reiste auf eigene Faust in ist stolz darauf, unabhängig zu sein, und die Grossstadt. Sie wollte mit der Arbeit schmiedet begeistert Zukunftspläne. Don Boscos umfassen eine breite Pa- lette: Strassenkinderprojekte, Ausbil- dungsstätten, Bekämpfung der Armut, Frauenförderung, aber auch Landwirt- schaftsprojekte, mit denen wir dazu Danke, dass Sie beitragen, dass die Menschen auf dem Land bleiben und nicht ins Elend der Strassenkindern helfen! Grossstädte abwandern. Immer steht der junge Mensch im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Um all diese vielen Aufgaben zu bewäl- tigen, vertrauen wir auf Ihre finanzielle Unterstützung. Vereinigung Don Bosco Werk Jugendhilfe Weltweit E-Mail jugendhilfe@donbosco.ch Don Boscostrasse 29 Web www.donbosco.ch CH-6215 Beromünster Post 60-28900-0 Telefon 041 932 11 11 IBAN CH06 0900 0000 6002 8900 0 Don Bosco Jugendhilfe Weltweit 10/2015
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