Infekte der oberen Atemwege - Hausärztliche Fortbildung 11.4.19 Im Spital Limmattal

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Infekte der oberen Atemwege - Hausärztliche Fortbildung 11.4.19 Im Spital Limmattal
Infekte der oberen
Atemwege

Hausärztliche Fortbildung
11.4.19
Im Spital Limmattal
Infekte der oberen Atemwege - Hausärztliche Fortbildung 11.4.19 Im Spital Limmattal
So sollte es sein:

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Atem und Sekret fliessen frei und ruhig

     1,5 Liter Sekret bildet die Mukosa des Kopf Hals Bereiches täglich
      (einschliesslich Speicheldrüsen)
     Diese schlucken wir normalerweise, schon um das Eiweiss zu sparen
     (Z.B.: Ig´s )

     Atemminutenvolumen ca 8 Liter

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Grundlage:

Hagen Poiseullesches Gesetz: Radius ist in der 4. Potenz für Durchfluss
entscheidend.
Radius wird halbiert Durchfluss ist ein 16.tel
Viskosität und Druckdifferenz sind nur linear massgeblich

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Welche Organe betrachten wir jetzt?

     Nase
     Nasennebenhöhlen
     Mittelohr
     Pharynx
     Larynx

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Häufige Erreger der oberen Luftwege:
Bakteriell:
     Haemophilus influenzae
            Amoxicillin, Cephalosporine, Gyrasehemmer
     Streptokokkus pneumoniae
            Amoxicillin
     Streptokokken A (häufiger an der Tonsille)
            Penicillin V

Viral:
     Influenza/Parainfluenza
     Picornaviren,( Echo-Rhino- Coxsackie)

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Prädisponierende Faktoren

     Allergie Typ 1 (IgE vermittelt),
     Typ 4 (Zellvermittelt), Polyposis - Patienten
     Schlechte Belüftung durch anatomische Engstellen (Septumdeviation,
      Polypen…)
     Trockene Mukosa (z.B. als Folge von Radiatio oder sicca Erkrankungen
     Immunschwäche
     Angeboren oder erworben im Alltag häufig z.B. Diabetes
     Immunsupprimierende Infekte: Masern, Influenza

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Infekte der Nase

     Naseneingangsfurunkel
     Infektion der Haarbälge mit Staphylokokken
     Je nach Ausdehnung Lokaltherapie (Iod, Alkohol)
     Sonst Antibiose (Cephalosporine)

     Cave: bei Ausdehnung über inneren Lidwinkel hinweg.

     Komplikation: Thrombose des Sinus Cavernosus (Venenklappen fehlen)

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Rhinitis

     Schnupfen, „Pfnüsel“
     Viral, lästig
     Durch die Schwellung der Schleimhaut schlechte Belüftung der
      Nasennebenhöhlen Basis für mögliche Sinusitiden
     Daher bitte abschwellende Nasentropfen/Spray (Xylometazolin haltig oder
      NaCl) zur Vermeidung einer Superinfektion.

     Am liebsten:
      Xylometazolin 20 Min später Steroidspray. Nach drei Tagen nur noch
      Steroidspray.
     Z.B. Mometason (zart) oder Fluticason (kräftig)

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Sinusitis

     Zunächst viral, häufig bakterielle Superinfektion
     Pus an den Ostien, ggf in der Nasenhaupthöhle
     Therapie auch hier : Drainage wiederherstellen Nasale Steroide höher
      dosieren bei Typ 4 Allergikern
     Bei purulenten Formen antibiotisch
     Ist die Drainage konservativ nicht herzustellen: FESS (funktionelle,
      endoskopische Sinus Chirurgie)

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Komplikationen der Sinusitis:

Einbruch der eitrigen Entzündung in die benachbarten Strukturen:
     Orbitalphlegmone
     Meningitis
     Frontalhirnabszess…

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Die
Nasennebenhöhle
mit dem längsten
Drainageweg zur
Nase?
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Das Mittelohr

     Respiratorisches Epithel
     Drainage zur Nasenhöhle (Eustach`sche Röhre)
     Infekte steigen von der Nase her auf
     Gleiches Erregerspektrum (Hämophilus, Streptokokken, Pneumokokken)

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So sehen wir täglich gesunde
Trommelfelle

Durchscheinend

Reflex im vorderen
unteren
Quadranten

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Hier das Bild einer Grippe otitis

Deutlich dickeres
Trommelfell

Gefässinjektion

Blase auf dem
Trommelfell

Fehlender Reflex im
vorderen unteren
Quadranten

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Otitis media:

     Aufsteigende Infektion vom Nasen-Rachen durch Eustach´sche Röhre.
     Wenn die medikamentöse Drainage (Nasenspray) nicht reicht.
     Chirurgisches Erzwingen der Drainage Anlage einer Paracentese/
      Paukenröhrchens
     In schweren Fällen mit Mastoidektomie
     Komplikationen ergeben sich durch die Nachbarschaft zur mittleren
      Schädelgrube.
     Sinusvenenthrombose, Meningitis, Kleinhirn- oder auch
      Schläfenlappenabszesse

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Pharyngitis

     viral z:B als Rhinopharyngits
     Bakteriell.: purulente Pharyngitis

     Sonderform: Angina tonsillaris

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Angina („die Enge“)

     Mandelentzündung
     Akut entzündlich
     Viral oder bakteriell

Bei der Untersuchung:
     Sehe ich das untere Ende der Entzündung?
     Manchmal zwei übereinandergelegte Holzspatel nötig um die Zunge
      niederzudrücken.

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Eitrige Angina

     Bakteriell: kräftige Rötung, eitrige Auflagerungen Tonsille und /oder
      Seitenstränge
     Streptokokkenschnelltest ?
     Häufig: Hämophilus influenza
     Daher greift Amoxicillin häufig besser als Penicillin V

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Wann Antibiose?

     Bei unkomplizierten Verläufen zunächst Lokaltherapie
     Z.B. Iodhaltige Spülungen

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Seltenere Formen:
     EBV (schmierige, konfluierende Beläge)
      Generalisierte lymphatische Erkrankung
      Daher Lymphknotenschwellung, Milz und Leberschwellung, Laborchemie?
      Sono Abdomen?

     Sehr häufig: Mikropetechien am Gaumen
     Bitte keine Aminopenicilline (Störung des Arachidonsäurestoffwechsel)
     Hautauschläge!!
       Keine Allergie
     Komplikation aus HNO ärztlicher Sicht: Atemnot durch Tonsillenschwellung, dann
      Tonsillektomie

     Körperliche Schonung für 6-8 Wochen. Generalisierte B- Zell Infektion, starke Fatigue
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Atypisch aber nicht soo selten:

     Angina herpetica oder Herpangina
      sehr schmerzhaft, Bläschen auf Tonsillen+Gaumenbögen
      Meist Coxsackie A oder Herpes Viren
      Supportive Therapie.

     Plaut vincenti…
     In der Schweiz ganz selten, jedoch lebensbedrohlich:
      Diphterie (letzter Fall in der Schweiz 1983)

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Es zieht sich…

     Es wird nach 14 Tagen einfach nicht gut…
     Abstrich
     DD: Leukämie, HIV, oder auch NPL
     In letzter Konsequenz:

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„If in doubt - cut it out“

     Bitte eine Probeexcision durchführen oder veranlassen.

     Letztlich ist an der Tonsille auch lymphatisches Material gut zu entnehmen

     Offen zugänglicher „Lymphknoten“

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Wann überdenke ich mein Vorgehen? Auch wenn
die Erkrankung sicher entzündlich ist

Dann, wenn die Entzündung die Grenzen der Tonsille überschreitet:

     Kieferklemme :
      Die Entzündung ist nicht mehr auf die Mandel begrenzt sondern infiltriert
      zumindest die Kaumuskulatur

     Klossige Sprache :
      Schwellung im Pharynx

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Komplikationen:
     Die Entzündung bleibt nicht auf die Mandel begrenzt sondern breitet sich aus.
       z.B.: Thrombophlebitis, Sepsis, Peritonsillitis oder Peritonsillarabszess

Bsp. Peritonsillarabszess:
     Unbehandelt kann dieser absinken bis ins Medistinum
     Mediatinitis
     Dann auch heute noch zu 50% tödlich.
     Behandlung: stationär, operativ (mögliche Ausnahme Peritonsillitis, schnell
      regredient..)

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Inzision oder Tonsillektomie??

     Gretchenfrage
     Grössere Studien zeigen keine eindeutige Ueberlegenheit einer Methode.
     Persönlich: Grundsätzlich TE, bei Peritonsillarabszess.
     Die Inzision ist in der Tiefe nicht zu Kontrollieren.
     Taugt also nur als Entlastung bis zur TE

     Und nicht zuletzt:
      Haben Sie schon eine intakte Mandel nach Peritonsillarabszess gesehen?

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Entzündungen des Kehlkopfes

     Klinisch kurz unterteilt
      Oberhalb der Glottis
      Glottisebene
      Unterhalb der Glottis

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Entzündungen oberhalb der Glottisebene
Epiglottitis
     Entzündungen des Kehldeckels (Epiglottitis)
     Klossige Sprache
     Massive Schluckprobleme
     Stridor, zunächst inspiratorisch
     Luftnot bis hin zum Ersticken
     Schwer zu intubieren (Tracheotomiebereitschaft)
     Matter, schwerkranker Patient

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Laryngitis insbesondere Glottisebene

     Häufig Virus
     Stimmruhe
     Bei bakterieller Superinfektion häufig wieder Hämophilus influenzae

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Laryngitis subglottica
     Ringknorpel entzündet, viraler Infekt (Parainfluenza, Influenza, Rhinoviren)
     Vor allem Kinder < 6 Jahre
      Bellender Husten, fitterer Patient
     1mm Oedem des Ringknorpels 15 facher Atemwiederstand (bei Kindern unter
      6 Jahren) Erwachsene: 1mm Oedem 3facher Wiederstand
     Steroide, Cineol ggf Adrenalin inhalativ
     Adrenalin inhalativ z.B.:3mg Adrenalin+2mg NaCl 0,9%) in den Vernebler 20
      Min inhalieren
     Kalt vernebeln (manchmal auch ans offene Fenster)

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Eine aktuelle Patientin

     40 jährige fitte Patientin beklagt sich über rechtsseitige Wangenschmerzen
      beim Zumba tanzen.
     Endonasal kaum Sekret.
     Amoxicillin ohne Erfolg.
     Abstrich normale Flora.
     Im CT:

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Subtotale Verschattung rechtes NNH
System coronarer Schnitt

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Axialer Schnitt

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Dentogene Sinusitis führte zu Empyem
der Nasennebenhöhlen
     Letztlich besteht hier ein Empyem wie z.B. in der Gallenblase auch…

     Intraoperativ findet sich Füllmaterial der Zahnwurzel 1/6 in der Kieferhöhle
     Wir gehen daher von einer dentogenen Sinusitis aus.

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Warum ist auch hier die Drainage so
entscheidend?

     Kurze Wiederholung:
     Gesetz von Hagen-Poiseulle: Radius bestimmt in 4. Potenz den Durchfluss hier
      den Abfluss von eitrigem Sekret..

     Vergrössern bereits eines Ostiums in dieser Operation um das 10 fache
     2mm auf 2cm
     Ermöglicht den 10 000 fachen Abfluss.

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Nun fliessen wieder Atem und Sekret

πάντα ῥεῖ

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Ihnen Allen herzlichen
         Dank für Ihre
      Aufmerksamkeit
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