INFORMATIONEN ZUR COVID-19- IMPFUNG - KSW

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INFORMATIONEN
     Stand
31.12.2020

             ZUR COVID-19-
             IMPFUNG
Am Samstag, 19. Dezember 2020, erfolgte die Zulassung des ersten
Impfstoffes gegen COVID-19 in der Schweiz durch Swissmedic. Der
erste zugelassene Impfstoff ist Comirnaty® von BioNTech/Pfizer. Es
handelt sich um einen mRNA-basierten Impfstoff.

Ist COVID-19 eine gefährliche Erkran-      also trotz Einhaltung der Abstands- und
kung für Personen unter 65 Jahre?          Hygieneregeln sehr erheblich. Nach
COVID-19 verläuft bei jüngeren Men-        einer Impfung ist das Risiko, zu erkran-
schen meistens mild. Es kann aber auch     ken, rund 20-mal kleiner.
zu schwerer Erkrankung mit mehrwö-
chigen Symptomen, Hospitalisation oder     Wie kann man sich vor COVID-19
sogar intensivmedizinischer Behandlung     schützen?
kommen. Dies betrifft vor allem – aber     Die konsequente Einhaltung der geltenden
nicht ausschliesslich – Personen ab 65     Abstands-, Masken- und Hygieneregeln
Jahren oder Erwachsene mit Risikofak-      ist entscheidend für den Selbstschutz und
toren (Übergewicht, Diabetes, Bluthoch-    den Schutz aller Mitmenschen. Das wird
druck, chronische Herz- oder Lungener-     auch in den kommenden Monaten so
krankung, Krebs, immunsupprimierende       bleiben. Zusätzlich gibt es nun die Mög-
Behandlung, Schwangerschaft). Etwa         lichkeit, sich mit einer hochwirksamen
1–2% der an COVID-19 erkrankten Patien-    Impfung gegen COVID-19 zu schützen.
ten versterben, seit Beginn der Pandemie
sind in der Schweiz bereits über 7000      Welche Impfstofftypen stehen zur
Personen an COVID-19 gestorben.            Verfügung?
                                           Die Schweiz hat sich entschieden, der
Wie hoch ist das Risiko, dass ich mich     Bevölkerung die wirksamsten Impfstoffe
überhaupt mit SARS-CoV-2 anstecke?         anzubieten, nämlich die sogenannten
In der Schweiz haben sich bisher bewie-    mRNA*-Impfstoffe. Es handelt sich da-
senermassen mindestens 450'000 Perso-      bei um die von den Pharmaunternehmen
nen mit dem Virus infiziert. Tatsächlich   Pfizer/BioNTech (bereits zugelassen)
sind es aber wegen der Dunkelziffer        und Moderna (aktuell bei Swissmedic
der nicht diagnostizierten Infektionen     noch in Prüfung zur Zulassung) entwi-
wohl eher ~1,5 Millionen Personen oder     ckelten Impfstoffe.
15–20% der Gesamtbevölkerung. Die          * mRNA steht für messenger- resp. Boten-
Wahrscheinlichkeit, sich in den kommen-    Ribonukleinsäure
den Monaten mit SARS-CoV-2 anzuste-
cken und an COVID-19 zu erkranken, ist
Wie funktioniert ein mRNA-Impfstoff?       Wie gut schützen die mRNA-Impfstoffe
mRNA-Impfstoffe enthalten den geneti-      vor COVID-19?
schen Bauplan des Oberflächenproteins      Die Impfung bietet einen ausgezeichne-
des SARS-CoV-2-Virus (sogenanntes          ten Schutz vor einer COVID-19-Erkran-
Spike-Protein) in Form von messenger-      kung. In den grossen Phase-III-Studien
RNA (kurz mRNA). Die mRNA ist in           mit 30'000–40'000 Freiwilligen lag die
winzigen Fettkügelchen eingeschlossen,     Schutzwirkung der mRNA-Impfstoffe
damit sie injiziert werden kann und in     nach der 2. Dosis bei ca. 95%. Das bedeu-
die Muskelzellen gelangt. Die Muskel-      tet, dass von 100 geimpften Personen,
zellen verwenden ihren ganz normalen       die sich mit SARS-CoV-2 ansteckten,
Zellstoffwechsel, um aus der injizierten   nur 5 auch Krankheitssymptome entwi-
mRNA das virale Spike-Protein herzu-       ckelten, während in der Placebogruppe
stellen. Dieses fremde Protein stimu-      alle 100 Personen erkrankten.
liert unser Immunsystem, welches nun
schützende Antikörper und Abwehrzel-       Können sich geimpfte Personen
len gegen das Spike-Protein von SARS-      immer noch mit dem Virus anstecken?
CoV-2 produziert.                          Die Impfungen schützen zwar ausge-
                                           zeichnet vor einer COVID-19-Erkran-
Wenn sich eine geimpfte Person mit         kung, können aber eine Infektion mit
SARS-CoV-2 ansteckt, hat das Immun-        SARS-CoV-2 wohl nicht komplett ver-
system einen riesigen Vorsprung und        hindern. Dies gilt übrigens auch für die
kann das Virus durch die schon vorhan-     meisten anderen gebräuchlichen Imp-
denen Antikörper und Abwehrzellen viel     fungen: Sie verhindern die Krankheit,
schneller und effizienter bekämpfen. Da-   aber nicht die Infektion. Es ist auch noch
durch wird zuverlässig verhindert, dass    nicht gesichert, ob die COVID-Impfung
die geimpfte Person überhaupt erkrankt     dazu führt, dass das Virus nicht mehr
oder Symptome entwickelt. Die Impfung      (oder nicht mehr so leicht) auf andere
stärkt und trainiert also unser Immun-     Personen übertragen wird.
system ganz gezielt gegen COVID-19.
                                           Wie schnell ist man nach der
             Film: So funktioniert ein     Impfung geschützt und wie lange
             mRNA-Impfstoff                hält der Schutz an?
             www.swissmedic.ch/swiss-      Es sind 2 Impfungen im Abstand von
             medic/de/home/news/           mindestens 21 Tagen notwendig. Bereits
             coronavirus-covid-19.html     10 Tage nach der 1. Impfdosis besteht
                                           ein deutlicher Schutz von 50–60%, und
                                           7 Tage nach der 2. Dosis erreicht die
                                           Schutzwirkung 95%. Da die Impfstudi-
                                           en erst vor einigen Monaten begonnen
                                           wurden, kann man über den Langzeit-
schutz noch keine gesicherten Angaben       Was aktuell nicht vorliegt, sind Langzeit-
machen. Aufgrund der ausgezeichneten        daten zu den mRNA-Impfstoffen, weder
kurzfristigen Wirksamkeit und der star-     zur Wirksamkeit noch zur Sicherheit,
ken Antikörperproduktion, die durch         dazu sind sie noch zu neu. Allerdings ist
die mRNA-Impfungen induziert wird,          das Virus SARS-CoV-2 mit Sicherheit in
ist eine längerfristige Schutzwirkung       jeder Altersgruppe um ein Vielfaches ge-
(> 1 Jahr) sehr wahrscheinlich. Ob dies     fährlicher, als es diese Impfungen je sein
aber 1 Jahr, 5 Jahre oder sogar mehr sein   könnten. Immerhin haben sich in der
wird, ist absolut unklar und hängt auch     Schweiz inzwischen mindestens 450'000
davon ab, ob und wie schnell sich SARS-     Personen mit SARS-CoV-2 angesteckt,
CoV-2 verändert.                            und über 7000 Menschen sind daran
                                            gestorben.
Muss ich mich nach der Impfung nicht
mehr vor dem Coronavirus schützen?          Wie lange bleibt die mRNA des
Doch! Es ist noch nicht bekannt, ob die     Impfstoffs im Körper?
Impfung nur gegen die Erkrankung            Die mRNA der Impfstoffe wird innert
schützt oder ob sie auch die Ansteckung     weniger Stunden bis Tage von den Zellen
anderer Personen verhindern kann.           abgebaut. Nach dem Abbau der mRNA
Somit bleiben die Hygienemassnahmen,        findet keine weitere Produktion des
das Distanzhalten und das Masken-           Virusproteins statt. Die Impfstoffe ent-
tragen weiterhin notwendig, auch für        halten keine Wirkverstärker/Adjuvantien
geimpfte Personen.                          (Aluminium oder andere).

Sind diese Impfungen sicher?                Haben mRNA-Impfstoffe einen Einfluss
Ja, die Sicherheit der Impfungen wurde      auf unsere Erbinformation?
im Rahmen von Studien bei ca. 15'000        mRNA kann von menschlichen Zellen
Freiwilligen genau geprüft. Ausserdem       nicht in DNA, die unsere Erbinformation
wurden die Impfungen inzwischen             trägt, umgebaut werden. Die Impfstoffe
weltweit mehreren Hunderttausend            haben deshalb keinen Einfluss auf die
Patient*innen verabreicht. Die Zulas-       menschliche DNA, weder in Körperzel-
sungsbehörden der Schweiz und anderer       len noch in Keimbahnzellen.
Länder haben die Daten der Hersteller
genau geprüft, bevor die Zulassung
erteilt wurde. In der Schweiz wurde die
Zulassung nach einem ordentlichen Ver-
fahren erteilt, es handelt sich nicht um
eine Notfallzulassung oder ein abgekürz-
tes Verfahren.
Weshalb konnten diese Impfstoffe              Wurden diese Impfstoffe jemals an
in so kurzer Zeit entwickelt werden?          Mitarbeitenden im Gesundheitswesen
Normalerweise dauert das doch                 getestet?
mindestens zehn Jahre?                        Ja, tatsächlich wurde die Mehrheit
Grundvoraussetzung war, dass über             der Studienteilnehmer*innen aus dem
gefährliche Coronaviren wie SARS und          Gesundheitswesen oder unter Fachleu-
MERS durch langjährige Forschung              ten an vorderster Front rekrutiert, in
schon sehr viel bekannt war. Gegen diese      der Hoffnung, ihr Expositionsrisiko und
nahen Verwandten von SARS-CoV-2               ihr Risiko, COVID-19 zu entwickeln, zu
wurden in der Vergangenheit bereits           verringern.
wirksame Impfstoffe entwickelt. Unter
anderem war klar, gegen welches Protein
von SARS-CoV-2 wirksame Antikörper
gerichtet sein müssen.                                Grundsätzlich:
                                                  Der Nutzen einer Impfung
Ausserdem wurden in dieser Pandemie
wissenschaftliche Erkenntnisse sofort
                                                    überwiegt die Risiken
öffentlich bekannt gegeben und mit                      bei weitem.
anderen Forschenden geteilt. So konn-
ten Impfstoffentwickler bereits Anfang
Januar 2020 mit ihrer Arbeit beginnen,        Wie viele Menschen haben diese
als die Gensequenz von SARS-CoV-2             Impfstoffe in klinischen Studien der
veröffentlicht wurde.                         Phase 3 erhalten?
                                              Die Hälfte der Freiwilligen, die an klini-
Zusätzliche Faktoren waren, dass für die      schen Studien der Phase 3 teilnahmen
COVID-Impfstoff-Entwicklung sehr früh         (weil die andere Hälfte jeweils ein Placebo
enorme finanzielle Mittel von öffentlichen    erhält): Etwa 15'000 Freiwillige erhielten
und privaten Geldgebern zur Verfügung         den Impfstoff von Pfizer (Boten-RNA),
gestellt wurden. So konnte die Entwick-       etwa 14'000 den Impfstoff von Moderna
lung der Impfstoffe, die üblicherweise        (Boten-RNA).
sequenziell und zeitlich gestaffelt in ver-
schiedenen Phasen langsam voranschrei-        Welche Nebenwirkungen hat die
tet, durch die Überlappung von Entwick-       Impfung?
lungsschritten massiv verkürzt werden.        Aus den Studien sind bis anhin keine
Auch die Zulassungsbehörden haben sich        schwerwiegenden Nebenwirkungen
dieser überlappenden Entwicklung ange-        bekannt geworden. Etwa 10% der Per-
schlossen und alle verfügbaren Daten der      sonen, die an den Studien teilnahmen,
Hersteller sofort geprüft und nicht erst      berichteten nach der zweiten Impfung
damit begonnen, als die Impfstoffentwick-     von leichten Nebenwirkungen wie
lung komplett abgeschlossen war.              Fieber, Abgeschlagenheit, Glieder- oder
Gelenkschmerzen. Innert 24 Stunden           • Wenn eine akute Erkrankung besteht
bildeten diese sich meist zurück. Die        (Fieber etc.), sollte die Impfung verscho-
Nebenwirkungen sind nicht gefährlich,        ben werden.
können aber unangenehm sein. Zudem
kann es – vergleichbar mit bekannten         Anmerkungen
Impfungen – eine kleine Reaktion an der      • Bei Personen, die an COVID-19 er-
Einstichstelle geben.                        krankt sind, ist nach der akuten Krank-
In seltenen Fällen kann es – wie bei jeder   heitsphase eine Impfung problemlos
anderen Impfung – zu allergischen Reak-      möglich, wird aber erst nach 3 Monaten
tionen kommen, insbesondere bei von          empfohlen. Eine Antikörperbestimmung
Allergien stark betroffenen Personen.        vor der Impfung ist nicht hilfreich.
Diese können behandelt werden.

Andere, bisher unbekannte – und damit        Kann die Impfung schwere Krank-
extrem seltene – Risiken/Nebenwirkun-        heiten auslösen oder vorbestehende
gen, die seltener als bei 1 von 10'000       Krankheiten verschlimmern?
Impfungen vorkommen, können noch             Nein, ausser bei einer Allergie gegen
nicht vollständig ausgeschlossen wer-        einen der Inhaltsstoffe.
den.                                         Es ist aber ganz wichtig, zu realisie-
                                             ren, dass es bei einer Massenimpfung
Wer darf sich NICHT impfen lassen?           der gesamten Schweizer Bevölkerung
• Schwangere, weil die Impfungen             unweigerlich zu diversen Situationen
bei schwangeren Frauen bisher nicht          kommen wird, bei denen kurz nach
überprüft wurden. Eine Schädigung            der Impfung eine schwere Erkrankung
von Mutter oder Kind ist aber extrem         erstmals auftritt. Das kann ein Herzin-
unwahrscheinlich.                            farkt, ein Schlaganfall, multiple Sklerose
                                             oder sogar ein Todesfall sein. Solange
Eine COVID-Impfung bei einer Frau            dies nicht eindeutig häufiger vorkommt,
mit aktuellem Kinderwunsch ist vor der       als normalerweise zu erwarten wäre,
Schwangerschaft sehr sinnvoll, da eine       handelt es sich um eine zeitliche Koinzi-
Schwangerschaft einen Risikofaktor für       denz. Die Impfung ist also nicht Ursache
eine schwere COVID-19-Erkrankung             oder Auslöser der Erkrankung, sondern
darstellt.                                   es handelt sich um ein rein zufälliges
• Kinder und Jugendliche unter 16            Zusammentreffen zweier voneinander
Jahren (Mangel an Daten und geringes         unabhängiger Ereignisse.
Risiko)
• Personen mit Allergie gegen Bestand-
teile des COVID-19-Impfstoffs (Wirkstoff
oder Hilfsstoffe, z.B. bekannte Allergie
gegen Polyethylenglycol).
Muss ich mich impfen lassen?               bedeutet, hat jede und jeder in den
Was passiert, wenn ich mich nicht          vergangenen Monaten hautnah erlebt.
impfen lassen möchte?                      Wir als Mitarbeitende des Gesundheits-
Es gibt keine Verpflichtung zum Impfen     wesens haben erneut eine Vorbildfunk-
und keine Konsequenzen, wenn sich je-      tion und sollten sie nutzen, damit sich in
mand dafür entscheidet, nicht oder nicht   den nächsten Monaten möglichst viele
sofort geschützt zu werden.                Schweizer*innen gegen COVID impfen
                                           lassen.
Wie viel kostet die Impfung gegen
COVID-19?                                  Kann am KSW auch die breite
Die Impfung gegen COVID-19 ist in der      Bevölkerung geimpft werden?
Schweiz für die Bevölkerung kostenlos.     Aktuell können wir am KSW keine
                                           COVID-19-Impfungen für die Bevölkerung
Wer empfiehlt mir diese Impfung?           anbieten. Wir werden ab dem 18. 1. 2021
Die Impfung wird vom Bundesamt für         Impfungen für Risiko-Patient*innen
Gesundheit (BAG), von der eidgenös-        anbieten, die in einer der ambulanten
sischen Kommission für Impffragen          Spezialsprechstunden des KSW länger-
(EKIF), den Kantonsärzt*innen, den me-     fristig betreut werden. Andere Risiko-
dizinischen Fachgesellschaften wie auch    personen und im Verlauf auch die
vom Kantonsspital Winterthur – inkl.       Allgemeinbevölkerung werden sich in
Infektiologie/Spitalhygiene und perso-     Impfzentren der Gesundheitsdirektion
nalärztlichem Dienst – empfohlen.          und voraussichtlich bei den nieder-
                                           gelassenen Ärzt*innen impfen lassen
Wir Infektiolog*innen des KSW sind         können.
überzeugt, dass wir als Gesellschaft
nur mit Hilfe der Impfung einen bal-
digen Ausweg aus dieser schwierigen
Pandemiesituation finden werden. Eine
breitflächige Impfung der Schweizer
Bevölkerung wird SARS-CoV-2 nicht
eliminieren, sie kann uns aber im Ge-
sundheitswesen enorm viel helfen, damit
wir uns wieder besser um alle anderen
Patient*innen kümmern können und
nicht mehr einen Grossteil unserer Kräf-
te für COVID-Patient*innen benötigen.

Ohne Impfung werden wir mit Sicher-
heit noch weitere COVID-Pandemie-
Wellen überstehen müssen. Was das
1/2021
KANTONSSPITAL
WINTERTHUR
Brauerstrasse 15
Postfach
8401 Winterthur
Tel. 052 266 21 21
info@ksw.ch
www.ksw.ch

Departement Medizin

Dr. med. Urs Karrer
Chefarzt Med. Poliklinik und Infektiologie

Dr. med. Adrian Schmid
Oberarzt Infektiologie und Spitalhygiene
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