Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung
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Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung 03/21 Bundesforschungsministerium auf dem Digitalen Katastrophenschutz-Kongress am 23. und 24. März 2021 Seite 2 Horizont Europa: Aktueller Entwurf des Arbeitsprogramms für den Cluster 3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ verfügbar Seite 2 Online-Stammtisch des Graduierten- Netzwerks am 17. März 2021 Seite 3 Online-Podiumsdiskussion „Gefühlte (Un-) Sicherheiten. Wie rational ist unsere Furcht vor Kriminalität?“ am 16. März 2021 Seite 3 Stadtsicherheit-3D: Subjektive Sicherheitswahrnehmungen und digitale Planungstools für mehr urbane Sicherheit – Online-Seminar-Reihe ab dem 30. März 2021 Seite 4 Nachbericht zum digitalen Fachworkshop „(Selbst)Überwachung: Zur Relevanz von neuen Techniken und Nutzungspraktiken für die zivile Sicherheit“ Seite 4 Dschihadismus im Internet Seite 5 Presserückschau und Links Seite 7
2 Bundesforschungsministerium auf dem Digitalen Katastrophen- schutz-Kongress am 23. und 24. März 2021 Die aktuelle Corona-Pandemie hat gezeigt, wie inno- mit denen Hochwasserereignisse frühzeitiger vorher- vative Forschungslösungen und wissenschaftliche Er- gesagt und damit verbundene Risiken und Gebäude- kenntnisse dazu beitragen können, Krisen erfolgreich schäden genauer eingeschätzt werden können. zu bewältigen. Ebenso deutlich wurde, dass der zu- Am Eröffnungstag präsentieren sich von 11:00 Uhr bis künftige Katastrophenschutz zum Teil neu gedacht ca. 12:00 Uhr im „Online-Forum: Forschung für die werden muss. zivile Sicherheit: Neue Ansätze zur Pandemiebewäl- Unter dem Leitmotiv „Digitaler Austausch in der Krise tigung“ drei weitere Projekte aus der zivilen Sicher- – Von der Forschung in die Praxis“ soll deshalb auf heitsforschung, die mit ihren wissenschaftlichen dem diesjährigen Katastrophenschutz-Kongress Erkenntnissen und entwickelten Lösungsansätzen über die umfangreichen Entwicklungen und Heraus- bereits wichtige Beiträge zur Prävention und Bewälti- forderungen im Bevölkerungs- und Katastrophen- gung von Pandemielagen leisten. Moderiert wird das schutz diskutiert werden. Aufgrund der Forum von Dr. Sandra Muhle von der VDI Technolo- Pandemielage und dem aktuellen Infektionsgesche- giezentrum GmbH. hen wird der Kongress am 23. und 24. März 2021 • Mobile Plasmatechnologie zur Abwehr biologi- komplett als Web-Konferenz ausgerichtet. Aus dem scher Gefahren in Seuchengebieten (MoPlasDekon); Bundesministerium für Bildung und Forschung Prof. Dr. Thomas Schmitt-John (Plasmatreat GmbH) (BMBF) online zugeschaltet wird dabei Staatssekretär Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas am Eröffnungstag einen • Nachhaltige Hygiene-Funktionen im Rettungs- Vortrag halten. wagen/-dienst (HyFi-RTW); Claudia Karl (Malteser Rettungsdienst gemeinnützige GmbH) Das BMBF wird auf dem virtuellen Messe-Stand der Konferenz aktuelle Themen und Projekte aus dem • Echtzeit-Lagebild für effizientes Migrationsma- Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ vor- nagement zur Gewährleistung humanitärer Sicher- stellen. Die Bandbreite der präsentierten Forschungs- heit (HUMAN+); Uwe Kippnich (Bayerisches Rotes lösungen reicht dabei von verbesserten Detektions-, Kreuz) Ortungs- und Brandschutzsystemen, die dabei helfen, Weitere Informationen zum Programm und zur dass Gefahrstoffe und Brände frühzeitiger erkannt Anmeldung finden Sie auf der Webseite des Digitalen und Rettungkräfte beim Einsatz besser geschützt sind, Katastrophenschutz-Kongresses unter bis hin zu neuartigen mobilfunkbasierten Messver- www.katastrophenschutzkongress.de. fahren und digitalen Schadensinformationsmodellen, zurück Horizont Europa: Aktueller Entwurf des Arbeitsprogramms für den Cluster 3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ verfügbar Noch immer heißt es warten: Auch wenn die inhaltli- Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Dokument im- chen Vorbereitungen schon sehr weit fortgeschritten mer noch um einen Entwurf handelt und nicht um sind, werden die ersten Arbeitsprogramme erst nach eine offizielle Vorveröffentlichung. Es können sich der Verabschiedung des Horizont Europa-Rechtsakts daher noch Änderungen zur finalen Version des Ar- offiziell veröffentlicht. Wie bereits angekündigt wird beitsprogramms 2021/2022 ergeben. dies frühestens im April 2021 der Fall sein. Alle, die Wenn Sie Interesse daran haben, zu einem der im Ent- sich über den aktuellen Stand des Arbeitsprogramms wurfsdokument beschriebenen Themen einen Antrag in Cluster 3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ in- zu stellen, kontaktieren Sie gerne die Nationale Kon- formieren möchten, können nun jedoch den aktuel- taktstelle Sicherheit (NKS Sicherheit), um weitere len Entwurf auf den Seiten der Europäischen Hinweise und Unterstützung bei der Antragstellung Kommission einsehen. zu erhalten. Das Dokument gibt Ihnen Hinweise darauf, welche zurück Themen 2021 und 2022 im Cluster „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ ausgeschrieben werden könnten.
3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ in Horizont Europa: Informationstag zu den Ausschreibungen 2021 am 15. April 2021 Das BMBF und die NKS Sicherheit laden Sie herzlich zum Informationstag zu den Ausschreibungen 2021 im Cluster „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ ein. Die Veranstaltung findet am 15. April 2021 virtuell statt. Eine Anmeldung ist über die Veranstaltungsseite der NKS Sicherheitsforschung möglich. Neben der Information über das Arbeitsprogramm 2021 erwartet Sie ein vielfältiges Programm mit Beiträgen der Europäischen Union und des BMBF, der Vorstellung verschiedener Serviceangebote sowie der Informa- tion, was sich in Horizont Europa im Vergleich zu Horizont 2020 verändern wird. Zudem erhalten Sie die Möglichkeit, das Portfolio Ihrer Institution oder eigene Projektideen für die Antragstellung in Horizont Eu- ropa vorzustellen. Online-Stammtisch des Graduierten-Netzwerks am 17. März 2021 Am 17. März 2021 lädt das Graduierten-Netzwerk unter Angabe ihres individuellen Hintergrunds (Fach- „Zivile Sicherheit“ von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr zum bzw. Arbeitsgebiet) mit einer kurzen E-Mail an Herrn Online-Stammtisch ein. Schwerpunktthema ist dies- Friedrich Gabel, um die Einwahldaten für die Zoom- mal „Notbevorratung“. Konferenz zu erhalten, oder treten Sie der Xing- Gruppe Graduierten-Netzwerk „Zivile Sicherheit“ bei. Der Online-Stammtisch dient der Vernetzung von Alle Interessenten sind herzlich willkommen! Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus Wis- senschaft und Praxis im Kontext der zivilen Sicherheit Weitere Informationen zum Graduierten-Netzwerk in Deutschland. Sollten Sie Interesse haben, am On- erhalten Sie auf www.sifo-graduierte.de. line-Stammtisch teilzunehmen, wenden Sie sich bitte zurück Online-Podiumsdiskussion „Gefühlte (Un-)Sicherheiten. Wie rational ist unsere Furcht vor Kriminalität?“ am 16. März 2021 Der Fachdialog Sicherheitsforschung organisiert ge- Hierzu diskutieren unter Beteiligung des virtuellen meinsam mit dem Deutschen Hygiene-Museum Publikums Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Kriminologe Dresden am Dienstag, den 16. März 2021 um 19:00 an der Ruhr-Universität-Bochum; Jörg Kubiessa, Uhr via Zoom die Online-Podiumsdiskussion „Ge- Polizeipräsident Dresden; Dr. Anna-Maria Schielicke, fühlte (Un-)Sicherheiten. Wie rational ist unsere Kommunikationswissenschaftlerin an der Techni- Furcht vor Kriminalität?“. schen Universität Dresden sowie Dr. Jan Starcke, Soziologe an der Technischen Universität Dresden. Die Diskussionsrunde wird sich mit der spannenden Herr Starcke wird dabei auch Ergebnisse einer Frage beschäftigen, wie die Diskrepanz zwischen ge- Bürgerbefragung zum Sicherheitsempfinden in Dres- fühlter und realer Sicherheitslage zu erklären ist. Das den vorstellen, die im Rahmen des BMBF-For- Kriminalitätsgeschehen in Deutschland ist laut Statis- schungsprojekts „Sicherheitsanalysen und - tik seit Jahren rückläufig, aber dies spiegelt sich nicht vernetzung für Stadtquartiere im Wandel (SiQua)“ unbedingt immer im Sicherheitsempfinden der Bür- durchgeführt wurde. Die Journalistin Doreen Rein- gerinnen und Bürger wider. Welchen Anteil haben hard übernimmt die Moderation der Diskussions- Medien an unserem Bild von Sicherheit und Krimina- runde. lität? Wie beeinflussen persönliche Lebensängste oder Zukunftssorgen unsere Wahrnehmung von Krimina- Interessierte sind herzlich eingeladen, sich zur Dis- lität? Und welches Maß an Überwachung ist die Allge- kussion zuzuschalten. Eine vorherige Anmeldung meinheit bereit zu akzeptieren, damit der oder die ist nicht nötig. Weitere Informationen auf der Einzelne sich sicher fühlt? Webseite des Deutschen Hygiene-Museums.
4 Hier geht es zur Veranstaltung Sie jedoch, dass bei einer Einwahl über den Browser Webinar-ID: 913 9762 7832 einige Funktionen während der Veranstaltung einge- Kenncode: 442327 schränkt sein können. Das Herunterladen des kosten- kosen ZOOMClient wird daher empfohlen. Hinweis: Zur Teilnahme am Webinar ist ein eigener ZOOM Account keine Voraussetzung. Bitte beachten zurück Stadtsicherheit-3D: Subjektive Sicherheitswahrnehmungen und digitale Planungstools für mehr urbane Sicherheit – Online-Semi- nar-Reihe ab dem 30. März 2021 Das Institut für angewandte Präventionsforschung Das letzte Prävinar findet im Rahmen des 26. Deut- bietet zum BMBF-geförderten Projekt „Bewertung schen Präventionstag am 10. und 11. Mai 2021 statt. Es und Verbesserung der urbanen Sicherheit mit Hilfe handelt sich um die Abschlussveranstaltung des Pro- von semantischen 3D-Stadtmodellen (Stadtsicher- jekts und bietet eine spannende Podiumsdiskussion heit-3D)“ eine mehrteilige Reihe von Online-Semina- mit verschiedenen Expertinnen und Experten aus ren an. Zentrale Punkte des Projekts sind die Wissenschaft und Praxis. Es diskutieren: Bewertung und die Verbesserung des Sicherheits- • Dr. Anke Schröder, Kompetenzzentrum Urbane empfindens der in Städten lebenden Bevölkerung. Es Sicherheit im LKA Niedersachsen; wurden baulich-räumliche und eine Vielzahl weiterer Faktoren identifiziert, die verschiedenste (Un-)Si- • Eckhard Hasler (angefragt), BSQB |Büro für Stadt, cherheitswahrnehmungen bei Bürgerinnen und Bür- Quartier und Beteiligung; gern fördern. Entwickelt wurde eine Software zur • Beatrice Siegert, Geschäftsführerin der S.T.E.R.N. Planungshilfe, die eine Bewertung der Sicherheit an- GmbH hand von dreidimensionalen Stadtmodellen ermög- licht. • Prof. Dr. Dominik Lengyel, Lehrstuhl Darstel- lungslehre, BTU Cottbus-Senftenberg. Termine der Reihe „Subjektive Sicherheitswahr- nehmungen und digitale Planungstools für mehr Die Online-Seminare („Prävinare“) richten sich prin- urbane Sicherheit“: zipiell an das Fachpublikum des Deutschen Präventi- • Dienstag, 30. März 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr: onstages. Dies umfasst alle Verantwortungs- Stadtsicherheit-3D: Einflussfaktoren der subjektiven trägerinnen und Verantwortungsträger der Präven- Sicherheitswahrnehmung und deren Operationali- tion aus Behörden, Städten und Kreisen, Medien, Po- sierung litik, Polizei, Präventionsgremien, Vereinigungen und Verbänden, Wissenschaft und alle anderen Interes- • Dienstag, 13. April 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr: sierten. Für die Teilnahme an den Prävinaren müssen Stadtsicherheit-3D: Analyse und Simulation von Sie sich online registrieren. Die Teilnahme an den ers- Sichtbarkeit und Hörbarkeit ten drei Terminen ist kostenfrei. • Dienstag, 27. April 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr: Die Teilnahme an der Abschlussveranstaltung erfor- Stadtsicherheit-3D: Online-Anwendung für Sicher- dert die Anmeldung zum 26. Deutschen Präventions- heitsbewertungen im urbanen Raum tag. • Montag, 10. Mai 2021, 15.30 Uhr – 17.00 Uhr: Po- zurück diumsdiskussion: Sicherheit im urbanen Raum prä- ventiv gestalten anhand von 3D-Planungstools Nachbericht zum digitalen Fachworkshop „(Selbst)Überwachung: Zur Relevanz von neuen Techniken und Nutzungspraktiken für die zivile Sicherheit“ Am 29. Januar 2021 fand der digitale Fachworkshop und Experten, die sich in unterschiedlichen Zusam- des Fachdialogs Sicherheitsforschung zum Thema menhängen mit den Facetten von „Überwachung“ „(Selbst)Überwachung“ statt. Rund 35 Expertinnen beschäftigen, nahmen an dem Workshop teil. Nach
5 der Begrüßung durch Sabine ten Hagen-Knauer Einträge öffentlicher Ausschreibungen in China (BMBF) und Dr. Nicholas Eschenbruch (Universität quantitativ und qualitativ ausgewertet wurden. In der Freiburg, Fachdialog Sicherheitsforschung) eröffne- anschließenden Diskussion ging es u. a. um den in ten Prof. Stefan Kaufmann (Universität Freiburg) und China vorherrschenden Technikenthusiasmus und Prof. Tobias Matzner (Universität Paderborn) den die wachsende Gefahr der Überwachung von Men- Workshop mit einem Vortrag zu den Theorien der schen durch Erfassung ihrer DNA-Daten. Prof. Dr. In- Überwachung und Kontrolle. Es ging dabei u. a. um grid Schneider (Universität Hamburg) referierte im klassische machttheoretische Perspektiven von Anschluss zum Thema „Digitale Governance-Modelle Foucault zu Panoptismus und Disziplin sowie die im Kontext von Überwachung und globaler Vernet- Thesen von Deleuze, Haggerty und Ericson zur Kon- zung“ und bezog sich dabei vor allem auf ökonomi- trollgesellschaft bzw. zur „surveillant assemblage“. sche Formen der Überwachung und geopolitische Mit diesem Überblick über einige grundlegende sozi- Fragen: So werden aufgrund der großen Marktmacht alwissenschaftliche Theorien zu Überwachung und amerikanischer digitaler Plattformen und der globa- Kontrolle war der Einstieg in die vertiefende Diskus- len Expansion chinesischer Tech-Firmen im europäi- sion eröffnet. schen, politischen Diskurs immer häufiger Strategien für eine Rückerlangung der technologischen Souve- In ihrem Beitrag „Überwachungsnarrative: Fiktiona- ränität Europas gefordert. Abschließend stellte Prof. les und Faktuales“ erörterte Sabrina Huber Dr. Christoph Gusy (Universität Bielefeld) unter dem (Universität Düsseldorf) die Rolle von Überwa- Titel „Selbstüberwachung – Überwachungsindustrie chungserzählungen im politischen Diskurs aus litera- – Überwachungsstaat als Herausforderungen an das turwissenschaftlicher Perspektive und am Beispiel Recht“ zehn Herausforderungen an die Rechtswissen- von Sprechweisen der Bundesregierung und des Ro- schaft mit Blick auf Überwachung vor. Dabei zog Prof. bert-Koch-Instituts zu Beginn der Corona-Pandemie. Gusy das Fazit, dass diese Herausforderungen an das Danach referierte Dr. Simon Egbert (TU Berlin) zum Recht nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit Thema „Im Spannungsfeld von Prävention und Über- und Forschung anzugehen sind. wachung: Aktuelle Entwicklungen des Predictive Po- licing in Deutschland“. Dabei führte Dr. Egbert u.a. Die Abschlussdiskussion wurde von Peter Zoche aus, dass „Predictive Policing“ eine eher oberflächli- (Fifas, Freiburg) moderiert und kreiste u. a. um die che Art der Kriminalprävention impliziere, durch die Nachweisbarkeit von sogenannten „Chilling“- oder potenziell immer mehr Menschen in den Fokus poli- Einschüchterungseffekten im Internet. zeilicher Überwachung gerieten. Weitere Informationen: Wer neugierig geworden ist Der Nachmittag begann mit dem Vortrag „Überwa- und mehr wissen möchte, findet das vollständige Pro- chung in China – und was dies für Deutschland und tokoll, Programm und eine Auswahl der Vorträge die EU bedeutet“ von Dr. Mareike Ohlberg (German hier. Marshall Fund Berlin). Frau Ohlberg stellte Ergebnisse zurück der Studie „State of Surveillance“ vor, für die 76.000 Dschihadismus im Internet Die politische Kommunikation der Gegenwart findet Die interdisziplinäre Nachwuchsforschergruppe zunehmend über digitale Medien statt. Bei der Ver- „Dschihadismus im Internet (DiI)“ untersucht mit mittlung von Botschaften spielen Bilder in Form von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Fotografien, digital erzeugten Collagen und Filmen Disziplinen Ethnologie, Medien- und Filmwissen- eine herausragende Rolle. Wie andere soziale, religi- schaft sowie Islamwissenschaft diese Inhalte und öse und politische Akteure bedienen sich dschihadis- fragt danach, was und wie Dschihadistinnen und tische Gruppen und Bewegungen Bilder und Videos, Dschihadisten kommunizieren und wie Mediennut- um unterschiedliche Zuschauergruppen zu erreichen. zerinnen und Mediennutzer darauf reagieren. Sie versuchen über das Internet und soziale Medien Seit Juli 2017 wird das auf fünf Jahre angelegte Projekt ihre ideologiegeleitete Interpretation der Realität so- im Rahmen der Bekanntmachung „Zivile Sicherheit – wie ihr Verständnis von Religion, Herrschaft und Ge- Nachwuchsförderung durch interdisziplinären Kom- sellschaft an ein möglichst breites Publikum zu petenzaufbau“ mit 2,7 Millionen Euro vom BMBF ge- streuen. fördert. In einem dreigliedrigen Arbeitsprozess werden Methoden ethnografischer Forschung mit
6 qualitativer Bild- und Videoanalyse sowie mit neuen Die Produzenten nutzen dabei Darstellungsformen, digitalen Methoden der Geistes- und Kulturwissen- die einem europäischen Publikum vertraut sind, bei- schaften kombiniert. spielsweise investigative Formate oder Reportagen. Sie verwenden aber auch visuelle Effekte, die die Er- Neue Software zur Analyse dschihadistischer zählung unterstützen. In dem Video soll den Betrach- Propaganda terinnen und Betrachtern zum Beispiel durch einen Videos sind komplexe Medien, die eine Vielzahl sen- Grünstich des Bildes noch deutlicher die Tristesse der sorischer Reize gleichzeitig aussenden. Um dieser Vereinsamung älterer Menschen in unserer westli- Komplexität gerecht zu werden und der Frage nach- chen Gesellschaft vor Augen geführt werden. Zusätz- zugehen „Welcher Sinn verbirgt sich in diesem Vi- lich werden auf der Tonebene bedrohlich wirkende deo?“, braucht es möglichst viele Augen und Ohren, tiefe Klänge eingespielt, die den Effekt des Unbeha- d.h. verschiedene disziplinäre Perspektiven. Dieser gens unterstützen. In leuchtenden Farben strahlen Maßgabe versucht die Nachwuchsforschergruppe hingegen Bilder von Moscheen und betenden Musli- durch kollaborative, zum Teil zeitgleiche Analysen men, die dabei auch mit einem Gebetsruf unterlegt von Bild- und Videomaterial gerecht zu werden. Da- sind. Sie illustrieren den Moment des „Erwachens“ des für wird eine Software benötigt, die einen umfangrei- Protagonisten und schaffen einen deutlichen visuel- chen Werkzeugkasten bietet, mit dem sich Bilder, len und emotionalen Kontrast zwischen den darge- Videos und Töne sowie Forschungsdaten ordnen und stellten Gesellschaften. archivieren lassen. Da die zum Zeitpunkt des Förderbeginns erhältlichen Programme diesen Anforderungen nicht gerecht wurden, entwickelte das Unternehmen bitGilde IT Solutions UG aus Berlin in Zusammenarbeit mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- lern unter der Konsortialführung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Videoannotations- software TIMAAT (Time Based Image Annotation In dem Video wird die westliche Welt in dunklen und in grünen Tö- Tool). Annotation bezeichnet dabei die Möglichkeit, nen gehlaten. Hell leuchten hingegen die Bilder vor Moscheen (Still aus Fitrah - The West behind the Mask (al-Muhajirun, 2017)). mit Hilfe eines Programms Bilder und Videos mit zu- © Projekt Dschihadismus im Internet sätzlichen, erklärenden Informationen zu versehen. Umfangreiche Anforderungen an die Video- und Mit der Software kann das Videomaterial auf vielfäl- Bildanalyse tige Weise erschlossen, verwaltet, mit Anmerkungen Diese und viele weitere Beobachtungen zu den Bot- versehen und Auszüge gezielt zusammengestellt und schaften von Propagandavideos, ihrer Dramaturgie geschützt publiziert werden. Am Beispiel eines Videos und visuellen wie akustischen Gestaltung werden mit aus dem Jahr 2017 lässt sich dies gut demonstrieren. der Software festgehalten. Sie erlaubt es auch, die Auf- „Fitrah – the west behind the mask“ zählt mit 35 Mi- nahme, Weiterverarbeitung und Verbreitung des Ma- nuten Spieldauer zu den längeren Videos in der Da- terials, beispielsweise in sozialen Netzwerken, besser nachzuvollziehen. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Kommuni- kation militanter Gruppen keinesfalls in einem Va- kuum stattfindet, sondern vielfältige Bezüge zu Praktiken der Medienproduktion und -nutzung auf- weisen, die uns allen sehr vertraut sind. TIMAAT bie- tet für die Sichtbarmachung der verschiedenen Analyse des Videos „Fitrah - The West behind the Mask“ (al-Muhaji- komplexen Zusammenhänge bereits vielfältige Mög- run, 2017) mit der neuen Annotationssoftware. Die Produzenten des Videos nutzen dem europäischen Publikum vertraute Darstellungs- lichkeiten und soll weiter verfeinert werden. Außer- formen. © Projekt Dschihadismus im Internet halb der Forschungspraxis ist eine Anwendung bei Institutionen der politischen Bildung, im Rahmen tenbank des Projekts und wurde von einer relativ von Medienkompetenzworkshops mit Jugendlichen kleinen Gruppierung produziert und in Arabisch mit und jungen Erwachsenen oder als Teil von Projekten englischen Untertiteln veröffentlicht. Das Video the- der Primärprävention denkbar. Hier können die Mög- matisiert anhand der autobiographischen Erzählung lichkeiten des Programms einerseits dazu dienen, Pri- eines deutschen Konvertiten zum Islam gesellschaft- märmaterialien so mit Informationen anzureichern, liche Missstände im „Westen“. dass sie in Vorträgen eingebunden werden können.
7 Zum anderen können junge Erwachsene im Rahmen zur Nutzung und Weiterentwicklung frei zur Verfü- von Workshops ihre eigenen Erkenntnisse über audi- gung gestellt werden. ovisuelle Medien festhalten und mit anderen disku- Autor: Dr. Christoph Günther, Johannes Gutenberg- tieren. Der Quellcode des Programms soll zudem Universität Mainz nach Ende des Projektes allen Anwenderinnen und Anwendern sowie Entwicklerinnen und Entwicklern zurück Presserückschau und Links Presserückschau Links „Der WLAN-Router soll den Wachmann ersetzen“ BMBF-Seite zur zivilen Sicherheitsforschung idw-online, Projekt WACHMANN www.sifo.de „Die Corona-Pandemie unter der Lupe der Sozio-In- Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung formatik“ Interview mit Dr. Marén Schorch zum Ver- www.sifo-informationsbrief.de bundprojekt KontiKat, bmbf.de Nationale Kontaktstelle für die EU-Sicherheitsfor- schung Soziale Medien www.sifo-nks.de Nachrichten vom Twitter- und Facebookkanal des BMBF Fachdialog Sicherheitsforschung www.sifo-dialog.de Tweet zum Projekt WACHMANN vom 19.02.2021 zurück Tweet zum Projekt KontiKat (Interview) vom 10.02.2021
8 Impressum Herausgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Heinemannstraße 2, 53175 Bonn Telefon: +49 228 9957-0 Fax: +49 228 9957-8-3601 E-Mail: information@bmbf.bund.de DE-Mail: Poststelle@bmbf-bund.de-mail.de USt-IdNr. des BMBF: DE169838195 Redaktion: VDI Technologiezentrum GmbH, VDI-Platz 1, 40468 Düsseldorf Telefon: +49 211 6214-401 E-Mail: vditz@vdi.de, Internet: https://www.vditz.de Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Sascha Hermann Amtsgericht Düsseldorf HRB 49295, USt.-ID: DE 813846179 Ansprechpartner und verantwortliche Redakteure: Dr. Michael Klink - Projektträger Sicherheitsforschung Telefon: +49 211 6214-286, E-Mail: klink@vdi.de Dr. Christine Prokopf - Nationale Kontaktstelle Sicherheitsforschung Telefon: +49 211 6214-945, E-Mail: prokopf@vdi.de Bildnachweis: Titel: BMBF Versanddatum: 15.03.2021 Informationsbrief hier abonnieren
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