Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung

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Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung
Informationsbrief zur
zivilen Sicherheitsforschung                                03/21

                          Bundesforschungsministerium auf dem
                          Digitalen Katastrophenschutz-Kongress am
                          23. und 24. März 2021
                                                              Seite 2

                          Horizont Europa: Aktueller Entwurf des
                          Arbeitsprogramms für den Cluster 3 „Zivile
                          Sicherheit für die Gesellschaft“ verfügbar
                                                                  Seite 2

                          Online-Stammtisch des Graduierten-
                          Netzwerks am 17. März 2021
                                                                  Seite 3

                          Online-Podiumsdiskussion „Gefühlte (Un-)
                          Sicherheiten. Wie rational ist unsere Furcht vor
                          Kriminalität?“ am 16. März 2021
                                                                   Seite 3

                          Stadtsicherheit-3D: Subjektive
                          Sicherheitswahrnehmungen und digitale
                          Planungstools für mehr urbane Sicherheit –
                          Online-Seminar-Reihe ab dem 30. März 2021
                                                               Seite 4

                          Nachbericht zum digitalen Fachworkshop
                          „(Selbst)Überwachung: Zur Relevanz von neuen
                          Techniken und Nutzungspraktiken für die zivile
                          Sicherheit“
                                                               Seite 4

                          Dschihadismus im Internet
                                                                  Seite 5

                          Presserückschau und Links
                                                                  Seite 7
Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung
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          Bundesforschungsministerium auf dem Digitalen Katastrophen-
          schutz-Kongress am 23. und 24. März 2021

Die aktuelle Corona-Pandemie hat gezeigt, wie inno-         mit denen Hochwasserereignisse frühzeitiger vorher-
vative Forschungslösungen und wissenschaftliche Er-         gesagt und damit verbundene Risiken und Gebäude-
kenntnisse dazu beitragen können, Krisen erfolgreich        schäden genauer eingeschätzt werden können.
zu bewältigen. Ebenso deutlich wurde, dass der zu-
                                                            Am Eröffnungstag präsentieren sich von 11:00 Uhr bis
künftige Katastrophenschutz zum Teil neu gedacht
                                                            ca. 12:00 Uhr im „Online-Forum: Forschung für die
werden muss.
                                                            zivile Sicherheit: Neue Ansätze zur Pandemiebewäl-
Unter dem Leitmotiv „Digitaler Austausch in der Krise       tigung“ drei weitere Projekte aus der zivilen Sicher-
– Von der Forschung in die Praxis“ soll deshalb auf         heitsforschung, die mit ihren wissenschaftlichen
dem diesjährigen Katastrophenschutz-Kongress                Erkenntnissen und entwickelten Lösungsansätzen
über die umfangreichen Entwicklungen und Heraus-            bereits wichtige Beiträge zur Prävention und Bewälti-
forderungen im Bevölkerungs- und Katastrophen-              gung von Pandemielagen leisten. Moderiert wird das
schutz     diskutiert  werden.     Aufgrund      der        Forum von Dr. Sandra Muhle von der VDI Technolo-
Pandemielage und dem aktuellen Infektionsgesche-            giezentrum GmbH.
hen wird der Kongress am 23. und 24. März 2021
                                                            • Mobile Plasmatechnologie zur Abwehr biologi-
komplett als Web-Konferenz ausgerichtet. Aus dem
                                                            scher Gefahren in Seuchengebieten (MoPlasDekon);
Bundesministerium für Bildung und Forschung
                                                            Prof. Dr. Thomas Schmitt-John (Plasmatreat GmbH)
(BMBF) online zugeschaltet wird dabei Staatssekretär
Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas am Eröffnungstag einen          • Nachhaltige Hygiene-Funktionen im Rettungs-
Vortrag halten.                                             wagen/-dienst (HyFi-RTW); Claudia Karl (Malteser
                                                            Rettungsdienst gemeinnützige GmbH)
Das BMBF wird auf dem virtuellen Messe-Stand der
Konferenz aktuelle Themen und Projekte aus dem              • Echtzeit-Lagebild für effizientes Migrationsma-
Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ vor-         nagement zur Gewährleistung humanitärer Sicher-
stellen. Die Bandbreite der präsentierten Forschungs-       heit (HUMAN+); Uwe Kippnich (Bayerisches Rotes
lösungen reicht dabei von verbesserten Detektions-,         Kreuz)
Ortungs- und Brandschutzsystemen, die dabei helfen,
                                                            Weitere Informationen zum Programm und zur
dass Gefahrstoffe und Brände frühzeitiger erkannt
                                                            Anmeldung finden Sie auf der Webseite des Digitalen
und Rettungkräfte beim Einsatz besser geschützt sind,
                                                            Katastrophenschutz-Kongresses unter
bis hin zu neuartigen mobilfunkbasierten Messver-
                                                            www.katastrophenschutzkongress.de.
fahren und digitalen Schadensinformationsmodellen,
                                                                                                          zurück

           Horizont Europa: Aktueller Entwurf des Arbeitsprogramms für den
           Cluster 3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ verfügbar

Noch immer heißt es warten: Auch wenn die inhaltli-         Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Dokument im-
chen Vorbereitungen schon sehr weit fortgeschritten         mer noch um einen Entwurf handelt und nicht um
sind, werden die ersten Arbeitsprogramme erst nach          eine offizielle Vorveröffentlichung. Es können sich
der Verabschiedung des Horizont Europa-Rechtsakts           daher noch Änderungen zur finalen Version des Ar-
offiziell veröffentlicht. Wie bereits angekündigt wird      beitsprogramms 2021/2022 ergeben.
dies frühestens im April 2021 der Fall sein. Alle, die
                                                            Wenn Sie Interesse daran haben, zu einem der im Ent-
sich über den aktuellen Stand des Arbeitsprogramms
                                                            wurfsdokument beschriebenen Themen einen Antrag
in Cluster 3 „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ in-
                                                            zu stellen, kontaktieren Sie gerne die Nationale Kon-
formieren möchten, können nun jedoch den aktuel-
                                                            taktstelle Sicherheit (NKS Sicherheit), um weitere
len Entwurf auf den Seiten der Europäischen
                                                            Hinweise und Unterstützung bei der Antragstellung
Kommission einsehen.
                                                            zu erhalten.
Das Dokument gibt Ihnen Hinweise darauf, welche
                                                                                                          zurück
Themen 2021 und 2022 im Cluster „Zivile Sicherheit
für die Gesellschaft“ ausgeschrieben werden könnten.
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             „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ in Horizont Europa:
             Informationstag zu den Ausschreibungen 2021 am 15. April 2021

    Das BMBF und die NKS Sicherheit laden Sie herzlich zum Informationstag zu den Ausschreibungen 2021 im
    Cluster „Zivile Sicherheit für die Gesellschaft“ ein. Die Veranstaltung findet am 15. April 2021 virtuell statt.
    Eine Anmeldung ist über die Veranstaltungsseite der NKS Sicherheitsforschung möglich.

    Neben der Information über das Arbeitsprogramm 2021 erwartet Sie ein vielfältiges Programm mit Beiträgen
    der Europäischen Union und des BMBF, der Vorstellung verschiedener Serviceangebote sowie der Informa-
    tion, was sich in Horizont Europa im Vergleich zu Horizont 2020 verändern wird. Zudem erhalten Sie die
    Möglichkeit, das Portfolio Ihrer Institution oder eigene Projektideen für die Antragstellung in Horizont Eu-
    ropa vorzustellen.

           Online-Stammtisch des Graduierten-Netzwerks am 17. März 2021

Am 17. März 2021 lädt das Graduierten-Netzwerk                unter Angabe ihres individuellen Hintergrunds (Fach-
„Zivile Sicherheit“ von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr zum           bzw. Arbeitsgebiet) mit einer kurzen E-Mail an Herrn
Online-Stammtisch ein. Schwerpunktthema ist dies-             Friedrich Gabel, um die Einwahldaten für die Zoom-
mal „Notbevorratung“.                                         Konferenz zu erhalten, oder treten Sie der Xing-
                                                              Gruppe Graduierten-Netzwerk „Zivile Sicherheit“ bei.
Der Online-Stammtisch dient der Vernetzung von
                                                              Alle Interessenten sind herzlich willkommen!
Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus Wis-
senschaft und Praxis im Kontext der zivilen Sicherheit        Weitere Informationen zum Graduierten-Netzwerk
in Deutschland. Sollten Sie Interesse haben, am On-           erhalten Sie auf www.sifo-graduierte.de.
line-Stammtisch teilzunehmen, wenden Sie sich bitte
                                                                                                              zurück

           Online-Podiumsdiskussion „Gefühlte (Un-)Sicherheiten. Wie
           rational ist unsere Furcht vor Kriminalität?“ am 16. März 2021

Der Fachdialog Sicherheitsforschung organisiert ge-           Hierzu diskutieren unter Beteiligung des virtuellen
meinsam mit dem Deutschen Hygiene-Museum                      Publikums Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Kriminologe
Dresden am Dienstag, den 16. März 2021 um 19:00               an der Ruhr-Universität-Bochum; Jörg Kubiessa,
Uhr via Zoom die Online-Podiumsdiskussion „Ge-                Polizeipräsident Dresden; Dr. Anna-Maria Schielicke,
fühlte (Un-)Sicherheiten. Wie rational ist unsere             Kommunikationswissenschaftlerin an der Techni-
Furcht vor Kriminalität?“.                                    schen Universität Dresden sowie Dr. Jan Starcke,
                                                              Soziologe an der Technischen Universität Dresden.
Die Diskussionsrunde wird sich mit der spannenden
                                                              Herr Starcke wird dabei auch Ergebnisse einer
Frage beschäftigen, wie die Diskrepanz zwischen ge-
                                                              Bürgerbefragung zum Sicherheitsempfinden in Dres-
fühlter und realer Sicherheitslage zu erklären ist. Das
                                                              den vorstellen, die im Rahmen des BMBF-For-
Kriminalitätsgeschehen in Deutschland ist laut Statis-
                                                              schungsprojekts     „Sicherheitsanalysen    und    -
tik seit Jahren rückläufig, aber dies spiegelt sich nicht
                                                              vernetzung für Stadtquartiere im Wandel (SiQua)“
unbedingt immer im Sicherheitsempfinden der Bür-
                                                              durchgeführt wurde. Die Journalistin Doreen Rein-
gerinnen und Bürger wider. Welchen Anteil haben
                                                              hard übernimmt die Moderation der Diskussions-
Medien an unserem Bild von Sicherheit und Krimina-
                                                              runde.
lität? Wie beeinflussen persönliche Lebensängste oder
Zukunftssorgen unsere Wahrnehmung von Krimina-                Interessierte sind herzlich eingeladen, sich zur Dis-
lität? Und welches Maß an Überwachung ist die Allge-          kussion zuzuschalten. Eine vorherige Anmeldung
meinheit bereit zu akzeptieren, damit der oder die            ist nicht nötig. Weitere Informationen auf der
Einzelne sich sicher fühlt?                                   Webseite des Deutschen Hygiene-Museums.
Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung
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Hier geht es zur Veranstaltung                         Sie jedoch, dass bei einer Einwahl über den Browser
Webinar-ID: 913 9762 7832                              einige Funktionen während der Veranstaltung einge-
Kenncode: 442327                                       schränkt sein können. Das Herunterladen des kosten-
                                                       kosen ZOOMClient wird daher empfohlen.
Hinweis: Zur Teilnahme am Webinar ist ein eigener
ZOOM Account keine Voraussetzung. Bitte beachten                                                      zurück

          Stadtsicherheit-3D: Subjektive Sicherheitswahrnehmungen und
          digitale Planungstools für mehr urbane Sicherheit – Online-Semi-
          nar-Reihe ab dem 30. März 2021

Das Institut für angewandte Präventionsforschung       Das letzte Prävinar findet im Rahmen des 26. Deut-
bietet zum BMBF-geförderten Projekt „Bewertung         schen Präventionstag am 10. und 11. Mai 2021 statt. Es
und Verbesserung der urbanen Sicherheit mit Hilfe      handelt sich um die Abschlussveranstaltung des Pro-
von semantischen 3D-Stadtmodellen (Stadtsicher-        jekts und bietet eine spannende Podiumsdiskussion
heit-3D)“ eine mehrteilige Reihe von Online-Semina-    mit verschiedenen Expertinnen und Experten aus
ren an. Zentrale Punkte des Projekts sind die          Wissenschaft und Praxis. Es diskutieren:
Bewertung und die Verbesserung des Sicherheits-
                                                       • Dr. Anke Schröder, Kompetenzzentrum Urbane
empfindens der in Städten lebenden Bevölkerung. Es
                                                       Sicherheit im LKA Niedersachsen;
wurden baulich-räumliche und eine Vielzahl weiterer
Faktoren identifiziert, die verschiedenste (Un-)Si-    • Eckhard Hasler (angefragt), BSQB |Büro für Stadt,
cherheitswahrnehmungen bei Bürgerinnen und Bür-        Quartier und Beteiligung;
gern fördern. Entwickelt wurde eine Software zur
                                                       • Beatrice Siegert, Geschäftsführerin der S.T.E.R.N.
Planungshilfe, die eine Bewertung der Sicherheit an-
                                                       GmbH
hand von dreidimensionalen Stadtmodellen ermög-
licht.                                                 • Prof. Dr. Dominik Lengyel, Lehrstuhl Darstel-
                                                       lungslehre, BTU Cottbus-Senftenberg.
Termine der Reihe „Subjektive Sicherheitswahr-
nehmungen und digitale Planungstools für mehr          Die Online-Seminare („Prävinare“) richten sich prin-
urbane Sicherheit“:                                    zipiell an das Fachpublikum des Deutschen Präventi-
• Dienstag, 30. März 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr:      onstages. Dies umfasst alle Verantwortungs-
Stadtsicherheit-3D: Einflussfaktoren der subjektiven   trägerinnen und Verantwortungsträger der Präven-
Sicherheitswahrnehmung und deren Operationali-         tion aus Behörden, Städten und Kreisen, Medien, Po-
sierung                                                litik, Polizei, Präventionsgremien, Vereinigungen und
                                                       Verbänden, Wissenschaft und alle anderen Interes-
• Dienstag, 13. April 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr:
                                                       sierten. Für die Teilnahme an den Prävinaren müssen
Stadtsicherheit-3D: Analyse und Simulation von
                                                       Sie sich online registrieren. Die Teilnahme an den ers-
Sichtbarkeit und Hörbarkeit
                                                       ten drei Terminen ist kostenfrei.
• Dienstag, 27. April 2021, 16.00 Uhr – 17.00 Uhr:
                                                       Die Teilnahme an der Abschlussveranstaltung erfor-
Stadtsicherheit-3D: Online-Anwendung für Sicher-
                                                       dert die Anmeldung zum 26. Deutschen Präventions-
heitsbewertungen im urbanen Raum
                                                       tag.
• Montag, 10. Mai 2021, 15.30 Uhr – 17.00 Uhr: Po-
                                                                                                      zurück
diumsdiskussion: Sicherheit im urbanen Raum prä-
ventiv gestalten anhand von 3D-Planungstools

          Nachbericht zum digitalen Fachworkshop „(Selbst)Überwachung:
          Zur Relevanz von neuen Techniken und Nutzungspraktiken für die
          zivile Sicherheit“

Am 29. Januar 2021 fand der digitale Fachworkshop      und Experten, die sich in unterschiedlichen Zusam-
des Fachdialogs Sicherheitsforschung zum Thema         menhängen mit den Facetten von „Überwachung“
„(Selbst)Überwachung“ statt. Rund 35 Expertinnen       beschäftigen, nahmen an dem Workshop teil. Nach
5

der Begrüßung durch Sabine ten Hagen-Knauer                Einträge öffentlicher Ausschreibungen in China
(BMBF) und Dr. Nicholas Eschenbruch (Universität           quantitativ und qualitativ ausgewertet wurden. In der
Freiburg, Fachdialog Sicherheitsforschung) eröffne-        anschließenden Diskussion ging es u. a. um den in
ten Prof. Stefan Kaufmann (Universität Freiburg) und       China vorherrschenden Technikenthusiasmus und
Prof. Tobias Matzner (Universität Paderborn) den           die wachsende Gefahr der Überwachung von Men-
Workshop mit einem Vortrag zu den Theorien der             schen durch Erfassung ihrer DNA-Daten. Prof. Dr. In-
Überwachung und Kontrolle. Es ging dabei u. a. um          grid Schneider (Universität Hamburg) referierte im
klassische machttheoretische Perspektiven von              Anschluss zum Thema „Digitale Governance-Modelle
Foucault zu Panoptismus und Disziplin sowie die            im Kontext von Überwachung und globaler Vernet-
Thesen von Deleuze, Haggerty und Ericson zur Kon-          zung“ und bezog sich dabei vor allem auf ökonomi-
trollgesellschaft bzw. zur „surveillant assemblage“.       sche Formen der Überwachung und geopolitische
Mit diesem Überblick über einige grundlegende sozi-        Fragen: So werden aufgrund der großen Marktmacht
alwissenschaftliche Theorien zu Überwachung und            amerikanischer digitaler Plattformen und der globa-
Kontrolle war der Einstieg in die vertiefende Diskus-      len Expansion chinesischer Tech-Firmen im europäi-
sion eröffnet.                                             schen, politischen Diskurs immer häufiger Strategien
                                                           für eine Rückerlangung der technologischen Souve-
In ihrem Beitrag „Überwachungsnarrative: Fiktiona-
                                                           ränität Europas gefordert. Abschließend stellte Prof.
les und Faktuales“ erörterte Sabrina Huber
                                                           Dr. Christoph Gusy (Universität Bielefeld) unter dem
(Universität Düsseldorf) die Rolle von Überwa-
                                                           Titel „Selbstüberwachung – Überwachungsindustrie
chungserzählungen im politischen Diskurs aus litera-
                                                           – Überwachungsstaat als Herausforderungen an das
turwissenschaftlicher Perspektive und am Beispiel
                                                           Recht“ zehn Herausforderungen an die Rechtswissen-
von Sprechweisen der Bundesregierung und des Ro-
                                                           schaft mit Blick auf Überwachung vor. Dabei zog Prof.
bert-Koch-Instituts zu Beginn der Corona-Pandemie.
                                                           Gusy das Fazit, dass diese Herausforderungen an das
Danach referierte Dr. Simon Egbert (TU Berlin) zum
                                                           Recht nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit
Thema „Im Spannungsfeld von Prävention und Über-
                                                           und Forschung anzugehen sind.
wachung: Aktuelle Entwicklungen des Predictive Po-
licing in Deutschland“. Dabei führte Dr. Egbert u.a.       Die Abschlussdiskussion wurde von Peter Zoche
aus, dass „Predictive Policing“ eine eher oberflächli-     (Fifas, Freiburg) moderiert und kreiste u. a. um die
che Art der Kriminalprävention impliziere, durch die       Nachweisbarkeit von sogenannten „Chilling“- oder
potenziell immer mehr Menschen in den Fokus poli-          Einschüchterungseffekten im Internet.
zeilicher Überwachung gerieten.
                                                           Weitere Informationen: Wer neugierig geworden ist
Der Nachmittag begann mit dem Vortrag „Überwa-             und mehr wissen möchte, findet das vollständige Pro-
chung in China – und was dies für Deutschland und          tokoll, Programm und eine Auswahl der Vorträge
die EU bedeutet“ von Dr. Mareike Ohlberg (German           hier.
Marshall Fund Berlin). Frau Ohlberg stellte Ergebnisse
                                                                                                           zurück
der Studie „State of Surveillance“ vor, für die 76.000 

          Dschihadismus im Internet

Die politische Kommunikation der Gegenwart findet          Die interdisziplinäre Nachwuchsforschergruppe
zunehmend über digitale Medien statt. Bei der Ver-         „Dschihadismus im Internet (DiI)“ untersucht mit
mittlung von Botschaften spielen Bilder in Form von        Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den
Fotografien, digital erzeugten Collagen und Filmen         Disziplinen Ethnologie, Medien- und Filmwissen-
eine herausragende Rolle. Wie andere soziale, religi-      schaft sowie Islamwissenschaft diese Inhalte und
öse und politische Akteure bedienen sich dschihadis-       fragt danach, was und wie Dschihadistinnen und
tische Gruppen und Bewegungen Bilder und Videos,           Dschihadisten kommunizieren und wie Mediennut-
um unterschiedliche Zuschauergruppen zu erreichen.         zerinnen und Mediennutzer darauf reagieren.
Sie versuchen über das Internet und soziale Medien
                                                           Seit Juli 2017 wird das auf fünf Jahre angelegte Projekt
ihre ideologiegeleitete Interpretation der Realität so-
                                                           im Rahmen der Bekanntmachung „Zivile Sicherheit –
wie ihr Verständnis von Religion, Herrschaft und Ge-
                                                           Nachwuchsförderung durch interdisziplinären Kom-
sellschaft an ein möglichst breites Publikum zu
                                                           petenzaufbau“ mit 2,7 Millionen Euro vom BMBF ge-
streuen.
                                                           fördert. In einem dreigliedrigen Arbeitsprozess
                                                           werden Methoden ethnografischer Forschung mit
6

qualitativer Bild- und Videoanalyse sowie mit neuen                  Die Produzenten nutzen dabei Darstellungsformen,
digitalen Methoden der Geistes- und Kulturwissen-                    die einem europäischen Publikum vertraut sind, bei-
schaften kombiniert.                                                 spielsweise investigative Formate oder Reportagen.
                                                                     Sie verwenden aber auch visuelle Effekte, die die Er-
Neue Software zur Analyse dschihadistischer
                                                                     zählung unterstützen. In dem Video soll den Betrach-
Propaganda
                                                                     terinnen und Betrachtern zum Beispiel durch einen
Videos sind komplexe Medien, die eine Vielzahl sen-
                                                                     Grünstich des Bildes noch deutlicher die Tristesse der
sorischer Reize gleichzeitig aussenden. Um dieser
                                                                     Vereinsamung älterer Menschen in unserer westli-
Komplexität gerecht zu werden und der Frage nach-
                                                                     chen Gesellschaft vor Augen geführt werden. Zusätz-
zugehen „Welcher Sinn verbirgt sich in diesem Vi-
                                                                     lich werden auf der Tonebene bedrohlich wirkende
deo?“, braucht es möglichst viele Augen und Ohren,
                                                                     tiefe Klänge eingespielt, die den Effekt des Unbeha-
d.h. verschiedene disziplinäre Perspektiven. Dieser
                                                                     gens unterstützen. In leuchtenden Farben strahlen
Maßgabe versucht die Nachwuchsforschergruppe
                                                                     hingegen Bilder von Moscheen und betenden Musli-
durch kollaborative, zum Teil zeitgleiche Analysen
                                                                     men, die dabei auch mit einem Gebetsruf unterlegt
von Bild- und Videomaterial gerecht zu werden. Da-
                                                                     sind. Sie illustrieren den Moment des „Erwachens“ des
für wird eine Software benötigt, die einen umfangrei-
                                                                     Protagonisten und schaffen einen deutlichen visuel-
chen Werkzeugkasten bietet, mit dem sich Bilder,
                                                                     len und emotionalen Kontrast zwischen den darge-
Videos und Töne sowie Forschungsdaten ordnen und
                                                                     stellten Gesellschaften.
archivieren lassen.

Da die zum Zeitpunkt des Förderbeginns erhältlichen
Programme diesen Anforderungen nicht gerecht
wurden, entwickelte das Unternehmen bitGilde IT
Solutions UG aus Berlin in Zusammenarbeit mit den
beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
lern unter der Konsortialführung der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz die Videoannotations-
software TIMAAT (Time Based Image Annotation                         In dem Video wird die westliche Welt in dunklen und in grünen Tö-
Tool). Annotation bezeichnet dabei die Möglichkeit,                  nen gehlaten. Hell leuchten hingegen die Bilder vor Moscheen (Still
                                                                     aus Fitrah - The West behind the Mask (al-Muhajirun, 2017)).
mit Hilfe eines Programms Bilder und Videos mit zu-                  © Projekt Dschihadismus im Internet
sätzlichen, erklärenden Informationen zu versehen.
                                                                     Umfangreiche Anforderungen an die Video- und
Mit der Software kann das Videomaterial auf vielfäl-
                                                                     Bildanalyse
tige Weise erschlossen, verwaltet, mit Anmerkungen
                                                                     Diese und viele weitere Beobachtungen zu den Bot-
versehen und Auszüge gezielt zusammengestellt und
                                                                     schaften von Propagandavideos, ihrer Dramaturgie
geschützt publiziert werden. Am Beispiel eines Videos
                                                                     und visuellen wie akustischen Gestaltung werden mit
aus dem Jahr 2017 lässt sich dies gut demonstrieren.
                                                                     der Software festgehalten. Sie erlaubt es auch, die Auf-
„Fitrah – the west behind the mask“ zählt mit 35 Mi-
                                                                     nahme, Weiterverarbeitung und Verbreitung des Ma-
nuten Spieldauer zu den längeren Videos in der Da-
                                                                     terials, beispielsweise in sozialen Netzwerken, besser
                                                                     nachzuvollziehen.
                                                                     Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Kommuni-
                                                                     kation militanter Gruppen keinesfalls in einem Va-
                                                                     kuum stattfindet, sondern vielfältige Bezüge zu
                                                                     Praktiken der Medienproduktion und -nutzung auf-
                                                                     weisen, die uns allen sehr vertraut sind. TIMAAT bie-
                                                                     tet für die Sichtbarmachung der verschiedenen
Analyse des Videos „Fitrah - The West behind the Mask“ (al-Muhaji-   komplexen Zusammenhänge bereits vielfältige Mög-
run, 2017) mit der neuen Annotationssoftware. Die Produzenten des
Videos nutzen dem europäischen Publikum vertraute Darstellungs-      lichkeiten und soll weiter verfeinert werden. Außer-
formen. © Projekt Dschihadismus im Internet                          halb der Forschungspraxis ist eine Anwendung bei
                                                                     Institutionen der politischen Bildung, im Rahmen
tenbank des Projekts und wurde von einer relativ
                                                                     von Medienkompetenzworkshops mit Jugendlichen
kleinen Gruppierung produziert und in Arabisch mit
                                                                     und jungen Erwachsenen oder als Teil von Projekten
englischen Untertiteln veröffentlicht. Das Video the-
                                                                     der Primärprävention denkbar. Hier können die Mög-
matisiert anhand der autobiographischen Erzählung
                                                                     lichkeiten des Programms einerseits dazu dienen, Pri-
eines deutschen Konvertiten zum Islam gesellschaft-
                                                                     märmaterialien so mit Informationen anzureichern,
liche Missstände im „Westen“. 
                                                                     dass sie in Vorträgen eingebunden werden können.
7

Zum anderen können junge Erwachsene im Rahmen        zur Nutzung und Weiterentwicklung frei zur Verfü-
von Workshops ihre eigenen Erkenntnisse über audi-   gung gestellt werden.
ovisuelle Medien festhalten und mit anderen disku-
                                                     Autor: Dr. Christoph Günther, Johannes Gutenberg-
tieren. Der Quellcode des Programms soll zudem
                                                     Universität Mainz
nach Ende des Projektes allen Anwenderinnen und
Anwendern sowie Entwicklerinnen und Entwicklern                                                    zurück

         Presserückschau und Links

Presserückschau                                      Links
„Der WLAN-Router soll den Wachmann ersetzen“         BMBF-Seite zur zivilen Sicherheitsforschung
idw-online, Projekt WACHMANN                         www.sifo.de

„Die Corona-Pandemie unter der Lupe der Sozio-In-    Informationsbrief zur zivilen Sicherheitsforschung
formatik“ Interview mit Dr. Marén Schorch zum Ver-   www.sifo-informationsbrief.de
bundprojekt KontiKat, bmbf.de
                                                     Nationale Kontaktstelle für die EU-Sicherheitsfor-
                                                     schung
Soziale Medien
                                                     www.sifo-nks.de
Nachrichten vom Twitter- und Facebookkanal des
BMBF                                                 Fachdialog Sicherheitsforschung
                                                     www.sifo-dialog.de
Tweet zum Projekt WACHMANN vom 19.02.2021
                                                                                                   zurück
Tweet zum Projekt KontiKat (Interview) vom
10.02.2021
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Bildnachweis: Titel: BMBF

Versanddatum: 15.03.2021

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