Initiale antimikrobielle Therapie 2008 - Institut für Medizinische ...

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Initiale antimikrobielle Therapie 2008 - Institut für Medizinische ...
Initiale
antimikrobielle
Therapie

                        2008

   UniversitätsSpital
   Zürich
Initiale antimikrobielle Therapie 2008 - Institut für Medizinische ...
Inhaltsverzeichnis                                                                       2
                                                                                         3

Merksätze                                                                            6
Monitoring bei Therapie mit Aminoglykosiden bzw. Glykopeptiden                       8
Antibiotikadosierung bei kontinuierlicher Nierenersatztherapie                      12
Antimikrobielle Substanzen mit Restriktion                                          14
Wechsel von parenteraler auf orale Therapie                                         16
Tageskosten antimikrobieller Substanzen                                             18
Hals-Nasen-Ohren-Infektionen                                                        30
Bronchitis                                                                          34
Pneumonie                                                                           36
Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen                                    38
Sepsis mit unbekanntem Fokus                                                        44
Endokarditis                                                                        46
Katheter-assoziierte Infektionen                                                    50
Empirische antimikrobielle Therapie bei febriler neutropenischer Episode            52
Harnwegsinfektionen                                                                 54
Hautinfektionen                                                                     60
Osteomyelitis, Arthritis, Spondylodiscitis                                          62
Diabetischer Fuss                                                                   64
Bisswunden                                                                          66

Wundinfektionen                                                                     68
Zeckenstich                                                                         70
Diarrhoe, infektiös                                                                 72
Intestinale Infektionen                                                             75
Abdominale Infektionen                                                              78
Candidiasis                                                                         82
Tuberkulose (Meldepflicht)                                                          84
Malaria (Meldepflicht)                                                              90
Herpes simplex Virus Typ 1 und Typ 2                                                94
Varizella zoster Virus                                                              96
HIV – PEP (Postexpositionsprophylaxe)                                               98
Hepatitis B – PEP (Postexpositionsprophylaxe)                                      100
Hepatitis C – Postexpositionsmanagement                                            102
Erreger-Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika am Universitätsspital Zürich, 2006   104
Vorgehen bei Verdacht auf Penicillin- resp. Beta-Lactamallergie                    106
Glossar Anti-Infektiva                                                             108
Diagnostik-Guidelines                                                              110
Information über Dienstzeiten und mikrobiologische Notfallproben                   118
Index                                                                              120
Initiale antimikrobielle Therapie 2008 - Institut für Medizinische ...
Vorwort                                                                                                                        4
                                                                                                                               5

Die vorhergehenden Versionen der Antibiotikarichtlinie für          Wichtige Gründe für die Erstellung der vorliegenden Anti-
das USZ fanden unter Kolleginnen und Kollegen grossen               biotikarichtlinie sind: Notwendigkeit zur Standardisierung
Anklang. Hier erscheint nun die dritte Version dieser Richt­­       und damit Optimierung der Therapie, Bedarf für durch Ex-
linie. Der Aufbau ist weitgehend unverändert. Auch viele            perten erarbeitete Hilfestellung bei der Therapie einer
der Empfehlungen bezüglich der Wahl einzelner Antibiotika           ­Vielzahl von Infektionskrankheiten. Richtlinien haben die
wurden unverändert übernommen, da sich kein Aende-                   Eigenschaft, dass sie für die Mehrzahl der Patienten in
  rungsbedarf ergab, bzw. keine «besseren» The­rapie­optio­          den meisten Situationen angewandt werden können. Sie
nen vorhanden sind. Neben den klassischen Kapiteln zur               dürfen jedoch nicht als Kochrezept fehlinterpretiert wer-
empirischen Therapie einzelner Krankheitsbilder oder                 den. Abweichungen von der Richtlinie sind unter gewissen
­Infektionen finden sich in der neuen Richtlinie zusätzliche         Umständen möglich bzw. sogar notwendig. Diese Abwei-
 Kapitel wie z. B. zur Penicillinallergie, aber auch wichtige        chungen sollen weiterhin möglich sein, solange sie rational
 ­Informationen zur Resistenzlage der häufigsten Infektions-         begründbar sind.
  erreger am USZ.
                                                                    Angesichts des steigenden Verbrauchs von Antibiotika am
                                                                    USZ und der damit assoziierten Kostensteigerung muss
Die Zielsetzungen der Antibiotikarichtlinie sind                    bei der Erstellung von Antibiotika-Richtlinien auch dieser
­unverändert, nämlich:                                              Aspekt berücksichtigt werden. Sehr oft sind die Therapie-
                                                                    kosten den behandelnden Ärzten zu wenig bewusst.
1. Förderung des kostenbewussten Einsatzes von                     Wir haben deshalb eine tabellarische Zusammenstellung
    Antibio­tika bei den häufigsten Infektionen im                  der Therapiekosten der in dieser Richtlinie aufgeführten
    ­klinischen Alltag.                                             Antibiotika integriert. Der Hinweis auf die Verfügbarkeit
                                                                    von Antibiotika, die eine gute Bioverfügbarkeit nach pero-
2. Verbesserung des Antibiotikagebrauches innerhalb                raler Applikation haben, soll dazu führen, den Wechsel auf
    des UniversitätsSpitals Zürich.                                 eine perorale Therapie während der Behandlung immer

wieder zu erwägen und dann vorzunehmen, wenn dies                   Christian Ruef, Erich Russi, Edith R. Schmid, Georg Schul-
­klinisch vertretbar ist. Einige Antibiotika sollten äusserst       thess, Roberto Speck, Rudolf Speich, Reto Stocker, Rainer
 ­restriktiv eingesetzt werden. Diese sind ebenfalls tabel­         Weber, Walter Weder, Reinhard Zbinden) in der Endversion
  larisch zusammengefasst. Daneben findet sich auch eine            erstellt.
  Tabelle mit der Darstellung der Resistenzlage.
                                                                    An dieser Stelle danke ich allen, die mit Engagement an der
In der Auswahl der Antibiotika für die einzelne empirische          Ueberarbeitung dieser Richtlinie gearbeitet haben herzlich.
Therapie sind wir relativ konservativ geblieben. Nicht jedes        Besonderen Dank gebührt Dr. Jörg Sasse, Spitalhygiene und
neue Antibiotikum findet sofort Eingang in unsere Richt­            Dr. Stefan Kuster, die unermüdlich die redaktionelle Verant-
linie. Auf der anderen Seite waren wir bereit, neuen Anti­          wortung für dieses «Werk» wahrgenommen haben.
biotika gegenüber älteren Medikamenten dort den Vorzug
zu geben, wo neben einem günstigen Preis auch die ein-              Prof. Christian Ruef
fache Applikationsform – z. B. nur ein Mal täglich – für das
neue Medikament sprach.

Die aktuelle Überarbeitung dieser Richtlinie erfolgte in
einem ersten Schritt durch Mitarbeiter der Infektiologie.
Das erstellte Dokument wurde als Entwurf allen Klinikdirek-
toren des USZ, Herrn Prof. Dr. E. Böttger und Herrn PD Dr.
R. Zbinden vom Institut für Medizinische Mikrobiologie zur
Vernehmlassung zugesandt. Anschliessend wurde die hier
vorliegende Ausgabe durch die Arbeitsgruppe «Antibiotika-
 richtlinie» (Erik C. Böttger, Pierre-Alain Clavien, Lars French,
Barbara Hasse, Andreas Hintermann, Michele Genoni,                                                        Bezug der Richtlinie
Huldrych Günthard, Urs Karrer, Emanuela Keller, Helen                                                     Sekretariat Spitalhygiene
­Kovari, Urs Lauper, Marco Maggiorini, Beat A. Michel, Nico-                                              Telefon 55730
las Müller, Milos Opravil, Peter M. Ott, Bernhard Pestalozzi,                                             spitalhygiene@usz.ch
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Merksätze                                                                                                        6
                                                                                                                  7

 Massnahmen zur Bekämpfung                                   Leitsätze zur Antibiotika-Therapie
 der Antibiotikaresistenz

 1. Strenge Indikationsstellung                              1. Indikation zur Therapie mit Antibiotika
                                                                a. Fieber und Anstieg von Entzündungsparametern
 2. Richtige Anwendung
                                                             		 haben auch nicht-infektiöse Ursachen
    1. rationale Therapie
                                                                b. Antibiotika sind keine Antipyretika
    2. gezielte Therapie
                                                             2. Vor einer Antibiotikatherapie Versuch einer
 3.	Hygienemassnahmen und Infektionsmanagement
                                                                Erregeridentifikation!
     (Krankenhaus)
                                                                b Falls Erreger bekannt, gezielte Therapie
                                                             		 (enges Spektrum)

                                                             3. Häufige Ursachen für Unwirksamkeit einer
                                                                Antibiotika-Therapie
 Wahl des Antibiotikums
                                                                a. Drug fever
                                                                b. Venen- und Blasenkatheter
 1. Substanzen mit möglichst engem Spektrum wählen              c. falsches Antibiotikum
                                                                d. Antibiotika sind wirkungslos bei Virus-
 2.	Nebenwirkungsprofil und potentielle Interaktionen
                                                             		 und Pilzinfektionen
     mit anderen Medikamenten beachten
                                                             4. Dauer der Antibiotika-Gabe
 3.	Umstellen von intravenöser auf orale Therapie wenn
                                                                a. Antibiotika werden häufig zu lange gegeben.
     immer möglich, z.B. sobald gastrointestinale Funktion
                                                                b. Antibiotika nicht zu häufig wechseln! Auch die
     intakt
                                                             		 beste Antibiotika-Kombination erzielt Entfieberung
 4. Kosten berücksichtigen                                   		 meist erst nach 2 – 3 Tagen.

Lizenzkosten:
CHF 460.–
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Monitoring bei Therapie mit Aminoglykosiden                                                                                                     8
                                                                                                                                                9

1. Einmal tägliche Verabreichung
Kontraindikationen für Einmaldosis-Therapie mit Aminoglykosiden:
     1. Kinder < 15 Jahre
     2. Patienten mit Verbrennungen > 20 % der Körperoberfläche
     3. Patienten mit einer Endokarditis1)
     4. Patienten unter Dialyse oder Hämofiltration
1)
     s ind Aminoglykoside indiziert, so sind diese 2 – 3 mal täglich (Gentamicin 3 x 1,0 mg / kg / d) unter Kontrolle der Serumspiegel
      (Spitzenspiegel 3 mg / l, Talspiegel 0,5 – 1,5 mg / l) zu verabreichen.

                                                       Dosierung bei Beginn einer Einmaldosistherapie                           Talspiegel 2)

     Netilmicin, Tobramycin, Gentamicin                5 – 6 mg / kg (max. 500 mg)                                              ≤ 1 mg / l

     Amikacin                                          18 – 20 mg / kg (max. 1500 mg)                                           ≤ 4 mg / l
2) 
     Zum Ausschluss einer Akkumulation soll bei stabiler Nierenfunktion erstmals nach 3-tägiger Behandlung ein Talspiegel ­bestimmt werden.
     Die Bestimmung eines Spitzenspiegels erübrigt sich, da mit einer Einmaldosis-Therapie in jedem Fall therapeutische Konzentrationen er-
     reicht werden.

                                                       Dosisreduktion bei zu hohem Talspiegel

                                                                                             gewünschte Konzentration
                                                       neue Dosis = bisherige Dosis x
                                                                                              gemessene Konzentration

2. Dreimal tägliche Verabreichung
Infusionsdauer und Monitoring:
Die Infusionsdauer für Aminoglykoside beträgt 60 Minuten. Blutentnahmen sollen am Ende des Dosierungsintervalls
­(Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der 60 Minuten Infusion (Spitzenspiegel) erfolgen. Spitzen- und Talspiegel sollen vor
 und nach der 5. oder 6. Dosis bestimmt werden. Bei überhöhten Talspiegeln soll das Dosierungsintervall verlängert oder
 evtl. die Dosis reduziert werden (infektiologisches Konsil).

                                                       Richtwerte bei mehrmals täglicher Therapie

                                                                        Spitzenspiegel (mg / l)                         Talspiegel (mg / l)

                                                                                        Pseudomonas-Sepsis
                                                                                        oder -Pneumonie

     Netilmicin, Tobramycin, Gentamicin                7 (6 – 8)                        8 – 12                          > 0,5 – < 2

     Amikacin                                          25 (20 – 30)                     20 – 35                         > 2 – < 10
Initiale antimikrobielle Therapie 2008 - Institut für Medizinische ...
Monitoring bei Therapie mit Glykopeptiden                                                                                   10

 (Vancomycin, Teicoplanin)                                                                                                   11

 Infusionsdauer und Monitoring:
 Die Infusionsdauer für Vancomycin beträgt 60 Minuten, Teicoplanin wird als Bolus über 3 – 5 Minuten oder über eine
 ­Kurzinfusion verabreicht. Blutentnahmen sollen am Ende des Dosierungsintervalls (Talspiegel) und 60 Minuten nach
  Beginn der Infusion (Spitzenspiegel) erfolgen. Spitzen- und Talspiegel sollen vor und nach der 5. oder 6. Dosis bestimmt
  werden. Bei überhöhten Talspiegeln soll das Dosierungsintervall verlängert oder evtl. die Dosis reduziert werden
  ­(infektiologisches Konsil).

                                             Richtwerte für Spitzen- und Talspiegel

                                              Spitzenspiegel (mg / l)                    Talspiegel (mg / l)

                                                                                                    S. aureus-Endokarditis,
                                                                                                    septische Arthritis,
                                                                                                    ­Osteomyelitis,
                                                                                                     Verbrennungen

  Vancomycin                                 40 (30 – 50)                > 10 – < 15

  Teicoplanin                                                            > 10 – < 15                > 20

Lizenzkosten:
CHF 300.–
Antibiotikadosierung bei kontinuierlicher Nierenersatztherapie                                                                          12

(infektiologisches Konsil zur Steuerung der Therapie empfehlenswert)                                                                    13

     Wirkstoff                        kontinuierliche arterio-venöse                      kontinuierliche veno-venöse
                                      ­Hämofiltration (CAVH) oder                         ­Hämodialyse (CVVHD) oder
                                       ­kontinuierliche veno-venöse                        ­kontinuierliche veno-venöse
                                        ­Hämofiltration (CVVH)                              ­Hämodiafiltration (CVVHDF)

     Amoxicillin / Clavulansäure      1,2 g 3 x / Tag                                     1,2 g 3 x / Tag

     Cefepime    1)
                                      1 g 2 x / Tag                                       2 g 2 x / Tag

     Ceftazidim                       1 – 2 g 2 x / Tag                                   2 g 2 x / Tag

     Ceftriaxon                       keine Dosisanpassung                                keine Dosisanpassung

     Clindamycin                      keine Dosisanpassung                                keine Dosisanpassung

     Ciprofloxacin                    200 mg 2 x / Tag (Ladedosis: 400 mg)                200 – 400 mg 2 x / Tag (Ladedosis: 400 mg)

     Ertapenem                        keine Daten                                         keine Daten

     Flucloxacillin                   2 g 3 x / Tag                                       2 g 3 x / Tag

     Imipenem / Cilastatin            250 mg 4 x / Tag (Ladedosis: 500 mg)                250 mg 4 x / Tag (Ladedosis: 500 mg)

     Levofloxacin                     250 mg 1 x / Tag (Ladedosis: 500 mg)                250 mg 1 x / Tag (Ladedosis: 500 mg)

     Linezolid                        keine Dosisanpassung                                keine Dosisanpassung

     Meropenem                        1 g 2 x / Tag                                       1 g 2 x / Tag

     Piperacillin / Tazobactam        2,25 g 4 x / Tag (Ladedosis: 4,5 g)                 2,25 – 3,375 g 4 x / Tag (Ladedosis: 4,5 g)

     Teicoplanin2)                    erste drei Dosen: 6 mg / kg 2 x / Tag,              erste drei Dosen: 6 mg / kg 2 x / Tag,
                                      dann 6 mg / kg 1 x / Tag, weiter gemäss             dann 6 mg / kg 1 x / Tag, weiter gemäss
                                      Spiegelbestimmung                                   Spiegelbestimmung

     Vancomycin2)                     1 g 1 x / Tag, weiter gemäss                        1g 1 x / Tag, weiter gemäss
                                      Spiegelbestimmung                                   Spiegelbestimmung

     Amphotericin B Desoxycholat      0,4 – 1,0 mg / kg 1 x / Tag                         infektiologisches Konsil empfohlen

     Caspofungin                      keine Dosisanpassung                                keine Dosisanpassung

     Fluconacol                       200 mg 1 x / Tag (Ladedosis: 400 mg)                400 mg 1 x / Tag

     Voriconazol                      Tag 1: evtl. Ladedosis à 6 mg / kg p. o.            Tag 1: evtl. Ladedosis à 6 mg / kg p. o.
     (nicht i. v. verabreichen)       (Tbl. oder Sirup) 2 x / Tag,                        (Tbl. oder Sirup) 2 x / Tag,
                                      dann 4 mg / kg p. o. 2 x / Tag                      dann 4 mg / kg p. o. 2 x / Tag

     Aciclovir                        5 – 7,5 mg / kg 1 x / Tag                           5 – 7,5 mg / kg 1 x / Tag

     Ganciclovir                      2,5 mg / kg 1 x / Tag                               5 mg / kg alle 2 Tage 3)

     Aminoglykoside (alle Arten der Nierenersatztherapie)
     (Spezialfall Endokarditistherapie: infektiologisches Konsil empfohlen)

     Gentamicin2) und Tobramycin2)    3 mg / kg als Ladedosis, weiter gemäss Spiegelbestimmung

Die Angaben gelten, wenn nicht anderweitig bezeichnet, für die intravenöse Verabreichung. Angenommen wird eine
­Ultrafiltrationsrate (QUF) von 1 L / h oder eine Dialysatflussrate (QD) von 1 L / h und eine fehlende residuelle Nierenfunktion.
1)
  nicht empfohlen; 2) Spiegelbestimmungen bei allen Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (inkl. Nierenersatzverfahren); 3) Datenlage
spärlich: Intensive Care Med 1994;20:47– 8. Literatur: Trotman RL et al. Clin Infect Dis 2005;41:1159 – 66; The Sanford Guide to Antimicro­
bial Therapy, 37th ed. (2007); Kuang D et al. Clin Nephrol 2007;67(5):267– 84.
Antimikrobielle Substanzen mit Restriktion                                                                      14
                                                                                                                 15

 In den folgenden zwei Listen sind antimikrobielle Substanzen aufgeführt
 mit mindestens einer der folgenden Eigenschaften:
 b teurer Preis
 b sehr breites antimikrobielles Spektrum
 b Resistenzproblematik

 Deshalb wird der Einsatz dieser Substanzen am Universitätsspital eingeschränkt.

  Automatische «Stop-Order». Obligatorische Neu­                 Infektiologisches Konsilum notwendig
  beurteilung der Indikation nach 3 Tagen durch Stati-
  onsoberarzt oder infektiologischen Konsiliardienst.

  Glycopeptide                                                   Neue Antibiotika gegen grampositive Bakterien
  b Teicoplanin                                                  b Daptomycin
  b Vancomycin                                                   b Linezolid

  Carbapeneme                                                    Antimykotika
  b Ertapenem                                                    b Caspofungin
  b Imipenem                                                     b Liposomales Amphotericin B (AmBisome)
  b Meropenem                                                    b Posaconazol
                                                                 b Voriconazol
  Breitspektrumpenicilline und -cephalosporine
  b Cefepim
  b Ceftazidim
  b Piperacillin/Tazobactam

Lizenzkosten:
CHF 390.–
Wechsel von parenteraler auf orale Therapie                                                                                            16
                                                                                                                                       17

Es gibt zwei unterschiedliche Situationen, um von einer
parenteralen auf eine orale Therapie umzustellen:

1. Gewisse Antibiotika erreichen nach oraler Gabe prak-                    2. Eine vorerst instabile klinische Situation stabilisiert
     tisch dieselben Serumkonzentrationen wie nach                              sich (Beispiel: Pneumonie). In einer instabilen klinischen
    ­parenteraler Gabe. Da die parenterale Applikationsform                      Situa­tion wird eine parenterale Therapie begonnen.
     meist um ein Mehrfaches teurer ist als die orale Form                       ­Sobald sich der klinische Zustand stabilisiert, der Magen-
     und die parenterale Applikation mit Komplikationen ver-                    Darm-Trakt funktioniert und eine orale Therapie möglich
     bunden sein kann (Phlebitis, Katheterinfektion etc.), ist                  ist, kann auf eine perorale Antibiotikagabe umgestellt
     die Umstellung auf eine orale Therapie angezeigt, sobald                   ­werden. Bei der Umstellung muss nicht zwingend das
     dies der klinische Zustand des Patienten zulässt (kli-                      gleiche Produkt verwendet werden (Beispiel: Umstellung
     nisches Ansprechen unter parenteraler Therapie, funk­                       von Ceftriaxon auf Amoxicillin / Clavulansäure).
     tionierender Magen-Darm-Trakt und perorale Gabe
     möglich).

 Substanz                                       Parenterale Form                                           Orale Form **

                              Tagesdosis                   Serumkonzentration           Tagesdosis                 Serumkonzentration

 Ciprofloxazin                2 x 200 mg                   ~ 2 mg / L                   2 x 500 mg                 ~ 1,5 mg / L
                              2 x 400 mg

 Levofloxazin                 2 x 500 mg                   ~ 6 mg / L                   2 x 500 mg                 ~ 5,5 mg / L

 Clindamycin                  3 x 600 mg                   ~ 10 mg / L                  3 x 450 mg                 ~ 7,5 mg / L

 Metronidazol                 3 x 500 mg                   ~ 20 – 25 mg / L             3 x 500 mg                 20 – 25 mg / L

 Rifampicin                   2 x 300 mg                   ~ 17 mg / L                  1 x 600 mg                 ~ 7 mg / L

 Trimethoprim/                2 x 160 / 800 mg             1– 2 mg / L /                2 x 160 / 800 mg           1– 2 mg / L /
 Sulfamethoxazol              (= 2 x 2 Amp)                40 – 60 mg / L               (= 2 x 1 Forte)            40 – 60 mg / L

 Fluconazol                   1 x 400 mg                   ~ 10 mg / L                  1 x 400 mg                 6 – 7 mg / L

 Acyclovir i. v. /            3 x 5 mg / kg *              ~ 10 mg / L                  3x1g                       ~ 6 mg / L
 Valacyclovir p. o.

** Dosierung bei Mukositis bei Immundefizienz. Die Dosierung bei Enzephalitis ist 3 x 10 – 12,5 mg / kg / Tag
** Alle diese Medikamente können auch über die Magensonde gegeben werden. Die entsprechende Anleitung findet sich auf dem Intranet
    der Pflege (http://intern.pfl.usz.ch/german/Medikamente/default.htm): «Anwendungsmöglichkeiten von Medikamenten über eine PEG-
    bzw. Magensonde» (http://intern.pfl.usz.ch/NR/rdonlyres/D5C02E32-F641-43EB-BAF8-8B1FE5B048C3/0/sonden-applikation072006.doc).
Tageskosten antimikrobieller Substanzen                                                                               18
                                                                                                                      19

Die vorliegenden Dosierungen entsprechen einer durchschnittlichen Tagesdosis. Je nach Krankheitsbild können jedoch
­erhebliche Unterschiede auftreten. Diese Liste versteht sich nicht als Dosierungsempfehlung; sie dient einzig zur Illus-
 tration der Tageskosten am Beispiel der entsprechenden Dosierung.

 Wirkstoff                        intravenöse       Ampullen-              perorale       Tageskosten       Tageskosten
                                  Dosierung         grösse                 Dosierung        intravenös           peroral

 Breitspektrum-Antibiotika

 Amoxicillin / Clavulansäure      3 x 2,2 g         1,1 / 1,2 / 2,2 g      2x1g                  13.75              5.16

 Cefepime                         2x1g    3)
                                                    2g                                           49.46
                                  3 x 1 g1)         2g                                           74.19
                                  3 x 2 g2)         2g                                           74.19

 Ceftazidim                       3 x 1 g3)         0,5 / 1 / 2 g                                49.17
                                  3 x 2 g4)         0,5 / 1 / 2 g                                84.93

 Ceftriaxon                       1x2g              0,5 / 1 / 2 g                                32.92

 Ciprofloxacin                    2 x 400 mg        200 / 400 mg           2 x 500 mg           110.58              4.65

 Imipenem / Cilastatin            4 x 500 mg        500 mg                                      132.00

 Levofloxacin                     2 x 500 mg        250 / 500 mg           2 x 500 mg           124.76             10.48

 Meropenem                        3x1g              0,5 / 1 g                                   172.89

 Piperacillin / Tazobactam        3 x 4,5 g         2,5 / 4,5 g                                  77.88

 Penicilline

 Amoxicillin                      6x2g              0,25 / 0,5 / 1 / 2 g   3 x 750 mg            93.28              4.16

 Amoxicillin / Clavulansäure      3 x 2,2 g         1,1 / 1,2 / 2,2 g      2x1g                  13.75              5.16

 Benzylpenicillin                 6 x 4 Mio E       1 / 10 Mio E                                 52.24

 Flucloxacillin                   4x2g              0,25 / 0,5 / 1 g       3 x 500 mg            88.08              3.28

 Phenoxymethylpenicillin                                                   3 x 1 Mio E                              2.25

 Piperacillin / Tazobactam        3 x 4,5 g         2,5 / 4,5 g                                  77.88

 Cephalosporine

 Cefazolin                        3x1g              1/2 g                                        13.50

 Cefepime                         2x1g    3)
                                                    2g                                           49.46
                                  3 x 1 g 1)        2g                                           74.19
                                  3 x 2 g 2)        2g                                           74.19

 Cefpodoxim                                                                2 x 200 mg                               6.57

 Ceftazidim                       3x1g    3)
                                                    0,5 / 1 / 2 g                                49.17
                                  3 x 2 g 4)        0,5 / 1 / 2 g                                84.93

 Ceftriaxon                       1x2g              0,5 / 1 / 2 g                                32.92

 Cefuroxim                        3 x 1,5 g         0,75 / 1,5 g           2 x 250 mg            21.15              2.83
Tageskosten antimikrobieller Substanzen                                                                              20
                                                                                                                     21

 Wirkstoff                        intravenöse        Ampullen-            perorale           Tageskosten    Tageskosten
                                  Dosierung          grösse               Dosierung            intravenös        peroral

 Carbapeneme

 Ertapenem                        1x1g               1g                                            70.76

 Imipenem / Cilastatin            4 x 500 mg         500 mg                                       132.00

 Meropenem                        3x1g               0,5 / 1 g                                    172.89

 Monobactame

 Aztreonam                        3x2g               0,5 / 1 / 2 g                                395.49

 Chinolone

 Ciprofloxacin                    2 x 400 mg         200 / 400 mg         2 x 500 mg              110.58           4.65

 Levofloxacin                     2 x 500 mg         250 / 500 mg         2 x 500 mg              124.76          10.48

 Moxifloxacin                                                             1 x 400 mg                               5.38

 Norfloxacin                                                              2 x 400 mg                               1.41

 Ofloxacin                        2 x 200 mg         200 mg               2 x 200 mg               45.12           2.80

 Makrolide und Lincosamide

 Azithromycin                                                             2 x 250 mg                               5.56

 Clarithromycin                   2 x 500 mg         500 mg               2 x 500 mg               47.20           4.26

 Clindamycin                      3 x 600 mg         0,3 / 0,6 / 0,9 g    3 x 600 mg               83.77           8.32

 Aminoglycoside

 Amikacin                         1 x 15 mg / kg     0,1 / 0,25 / 0,5 g                            65.37
                                  KG

 Gentamicin                       1 x 5 mg / kg KG   20 / 60 / 80 mg                               58.93
                                  3 x 1 mg / kg KG   20 / 60 / 80 mg                               35.36

 Sulfonamide und Trimethoprim

 Sulfamethoxazol / Trimethoprim   2 x 800 / 160 mg   400 / 80 mg          2 x 800 / 160 mg          4.89           0.92

 Tetracycline

 Doxycyclin                       2 x 100 mg         100 mg               2 x 100 mg               10.45           1.20

 Minocyclin                                                               2 x 50 mg                                0.82

 Glycopeptide

 Teicoplanin                      1 x 400 mg         200 / 400 mg                                 107.53

 Vancomycin                       2x1g               0,5 / 1 g                                     54.44
Tageskosten antimikrobieller Substanzen                                                                      22
                                                                                                             23

 Wirkstoff                       intravenöse       Ampullen-      perorale          Tageskosten     Tageskosten
                                 Dosierung         grösse         Dosierung           intravenös         peroral

 Diverse antibakterielle Substanzen

 Daptomycin                      1 x 4 mg / kg     350 / 500 mg                          143.61
                                 KG 14)
                                 1 x 6 mg / kg     350/500 mg                            205.16
                                 KG 15)

 Fusidinsäure                    3 x 500 mg        500 mg         3 x 250 mg             216.75            4.50

 Fosfomycin                                                       1x3g                                     9.23

 Linezolid                       2 x 600 mg        600 mg         2 x 600 mg             157.82          157.82

 Metronidazol                    3 x 500 mg        500 mg         3 x 500 mg              16.27            1.76

 Nitrofurantoin                                                   2 x 100 mg                               0.46

 Ornidazol                       2 x 500 mg        0,5 / 1 g      2 x 500 mg              33.49            2.83

 Rifampicin                      3 x 300 mg   5)
                                                   300 mg         3 x 300 mg   5)
                                                                                          66.00            7.35

 Antimykotische Substanzen

 Amphotericin B liposomal        1 x 3 mg / kg     50 mg                                1002.40
                                 KG 7)

 Amphotericin B Desoxycholat     1 mg / kg KG 7)   50 mg                                  50.22

 Caspofungin                     70 mg / 24 h 6)   50 / 70 mg                            896.63
                                 50 mg / 24 h 7)   50 / 70 mg                            705.25

 Fluconazol                      1 x 400 mg        200 / 400 mg   1 x 400 mg              59.11           19.34

 Flucytosin                      4 x 50 mg / kg    2,5 g                                 542.90
                                 KG

 Itraconazol                     2 x 200 mg 6)     250 mg                                474.02
                                 1 x 200 mg 7)     250 mg         2 x 100 mg             237.01            6.16

 Ketoconazol                                                      1 x 200 mg                               2.17

 Posaconazol                                                      2 x 400 mg                             205.06

 Terbinafin                                                       1 x 250 mg                               2.44

 Voriconazol                     2 x 6 mg / kg     200 mg         2 x 400 mg 6)          910.80          244.76
                                 KG 6)
                                 2 x 4 mg / kg     200 mg         2 x 200 mg 7)          910.80          122.38
                                 KG 7)

 Antivirale Substanzen

 Aciclovir                       3 x 10 mg / kg    250 mg         5 x 200 mg             123.75            4.32
                                 KG

 Brivudin                                                         1 x 125 mg                              19.88

 Cidofovir                       5 mg / kg KG      375 mg                               174.46 8)
                                 1 x / Woche
Tageskosten antimikrobieller Substanzen                                                                                                      24
                                                                                                                                             25

     Wirkstoff                           intravenöse          Ampullen-             perorale               Tageskosten           Tageskosten
                                         Dosierung            grösse                Dosierung                intravenös               peroral

     Foscarnet                           3 x 60 mg / kg       6g                                                   250.15
                                         KG 9)
                                         1 x 120 mg / kg      6g                                                   166.77
                                         KG 7)

     Ganciclovir                         2 x 5 mg / kg KG     500 mg                                               117.58

     Oseltamivir                                                                    2 x 75 mg                                              9.46

     Ribavirin                                                                      5 x 200 mg                                            28.05

     Valaciclovir                                                                   3 x 1000 mg                                           34.49

     Valganciclovir                                                                 1 x 900 mg                                            79.14

     Antiparasitäre Substanzen

     Albendazol                                                                     1 x 400 mg                                             5.99

     Artemether / Lumefantrin                                                       4 x 20 / 120 mg                                        6.68

     Atovaquon                                                                      2 x 750 mg   10)
                                                                                                                                          24.53
                                                                                    4 x 750 mg 11)                                        49.06

     Atovaquon / Proguanil                                                          4 x 250 / 100 mg                                      13.32

     Chinin                              3 x 10 mg / kg       650 mg                3 x 600 mg                      16.80                  2.52
                                         KG 7)

     Chloroquin                                                                     3 x 100 mg                                             0.46

     Hydroxychloroquin                                                              1 x 400 mg                                             1.21

     Mebendazol                                                                     2 x 100 mg                                             1.42

     Mefloquin                                                                      6 x 250 mg                                            19.27

     Praziquantel                                                                   1 x 10 mg / kg                                        33.81
                                                                                    KG12)
                                                                                    2 x 30 mg / kg                                      236.67
                                                                                    KG13)

     Pyrimethamin                                                                   1 x 25 mg                                              0.14

     Sulfadiazin                         4 x 1,5 g            1,5 g                 4x1g                           101.60                  1.10

Die Angaben beziehen sich auf Erwachsene von 70 kg Körpergewicht mit normaler Kreatininclearance. Nach Möglicheit
wurde auf ganze Ampullen auf- oder abgerundet. Wo dies nicht möglich ist, wurden angebrochene Ampullen voll gezählt,
da diese in der Regel verworfen werden. Alle Preisangaben widerspiegeln den Ex-Factory-Preis in CHF. Quellen (11 / 2007):
Kantonsapotheke, Spezialitätenliste, Hersteller.
1)
   schwere Infektionen (Pneumonie, Sepsis, Harnwegsinfektionen, komplizierte intraabdominale Infekte); 2) lebensbedrohliche Infektionen
 (Sepsis, insbesondere bei immunkompromittierten Patienten); 3) übliche Dosierung; 4) sehr schwere Infektionen, herabgesetzte Immunabwehr,
 Pseudomonas-Infektionen, ZNS-Infektionen; 5) antibakterielle Dosierung; unterscheidet sich von der tuberkulostatischen Dosis; 6) Initialdosis; 7)
 Erhaltungsdosis; 8) entspricht 1 Amp. à 1221.25 CHF / Woche; 9) Induktionstherapie; 10) Therapie der PCP; 11) Therapie der zerebralen Toxo­
 plasmose; 12) Therapie von Bandwürmern; 13) Therapie der Schistosomiasis; 14) Komplizierte Haut- und Weichteilinfekte; 15) Staphylococcus
­aureus Bakteriämie.
Tageskosten antibakterieller Substanzen                                                                                                    26
                                                                                                                                           27
                                                                                    Tageskosten (CHF)
                                            0   10   20   30   40   50   60   70   80   90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220

                           Amoxicillin
                             Amikacin
         Amoxicillin / Clavulansäure
                         Azithromycin
  Benzylpenicillin (Penicillin G / i. v.)
                                                                                                                     Tageskosten intravenös
                             Cefazolin                                                                               Tageskosten peroral
                              Cefepim
                          Cefpodoxim
                           Ceftazidim
                            Ceftriaxon
                            Cefuroxim
                         Ciprofloxacin
                       Clarithromycin
                          Clindamycin
                            Doxycyclin
                           Ertapenem
                         Flucloxacillin

                          Fusidinsäure

                           Gentamicin

                Imipenem / Cilastatin

                          Levofloxacin

                              Linezolid

                          Meropenem

                        Metronidazol

                         Moxifloxacin

                       Nitrofurantoin

                           Norfloxacin

                             Ofloxacin
           Phenoxymethylpenicillin
                 (Penicillin V / p. o.)
             Piperacillin/Tazobactam

                            Rifampicin

Sulfamethoxazol und Trimethoprim

                           Teicoplanin

                          Vancomycin
                                            0   10   20   30   40   50   60   70   80   90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220
Tageskosten antimykotischer Substanzen                                                                             28
                                                                                                                    29
                                                                     Tageskosten (CHF)
                                     0   50   100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 950 1000

         Amphotericin B liposomal
   Amphotericin B Na-Desoxycholat
                     Caspofungin
                       Fluconazol
                        Flucytosin
                                                                                                  Tageskosten intravenös
                      Itraconazol                                                                 Tageskosten peroral
                     Ketoconazol
                     Posaconazol
                        Terbinafin
                      Voriconazol

Lizenzkosten:
CHF 550.–
Hals-Nasen-Ohren-Infektionen                                                                                           30
                                                                                                                       31

Klinisches Bild              Wichtigste Erreger            Therapie 1. Wahl                  Therapie 2. Wahl

Akute Otitis media (AOM)

Eitrige oder hämor­          Streptococcus pneumoniae,     Primäre Antibiotikatherapie nicht immer indiziert 1),
rhagische, bullöse AOM       Haemophilus influenzae,       falls indiziert:
                             Moraxella catarrhalis,
                                                           Amoxicillin / Clavulansäure       Cefuroxim 2 x 500 mg p. o.
                             ­andere Streptokokken
                                                           2 x 1 g p. o. x 5 Tage            x 5 Tage oder Trimethoprim/
                                                                                             Sulfamethoxazol 2 x 960 mg
                                                                                             p. o. x 5 Tage

b 1) Bei über 2-Jährigen und intaktem Trommelfell: primäre Analgesie und klinische Re-Evaluation nach 48 Stunden.
   ­Sekundär Antibiotika bei Persistenz der Symptome oder Verschlechterung des Allgemeinzustandes.
b 1) Bei unter 2-Jährigen und intaktem Trommelfell: primäre Analgesie und klinische Re-Evaluation bereits nach
   24 Stunden. Sekundär Antibiotika bei Persistenz der Symptome oder Verschlechterung des Allgemeinzustandes.
b Primär Antibiotika bei: akuter Otitis media beidseits, eitriger Otorrhoe, einzig hörendem Ohr, anatomischer
   Fehlbildung und Immunschwäche [Paediatrica 2000;11:6-9].

Otitis externa

Lokalisiert (Furunkel)       Staphylococcus aureus,        Flucloxacillin 4 x 500 mg p. o.   Cefuroxim 2 x 500 mg p. o.
                             Streptokokken                 x 5 Tage                          x 5 Tage

akut, diffus                 Pseudomonas aeruginosa        Leicht: topische Therapie         Schwer: topische Therapie
                                                           mit                               + Ciprofloxacin 2 x 750 mg
                                                           Neomycin / Fludrocortison         p. o. x 7 Tage

Nekrotisierende Otitis externa

leichte Erkrankung mit um-   Pseudomonas aeruginosa        Topische Behandlung (Neomycin / Fludrocortison oder
schriebenem Knochenbefall                                  Ciprofloxacin HC) + Ciprofloxacin 2 x 750 mg p. o.;
                                                           bei Knochenbefall für 4 – 6 Wochen

schwere Erkrankung mit       Pseudomonas aeruginosa        Ceftazidim 3 x 2 g i. v.          Ceftazidim 3 x 2 g i. v.
ausgedehntem Knochen-                                      + Gentamicin 1 x 5 – 6 mg / kg    + Ciprofloxacin 2 x 750 mg
und / oder intrazerebralem                                 i. v.                             p. o. oder 2 x 400 mg i. v.
Befall

                                                           Zusätzlich: topische Therapie (Neomycin / Fludrocortison
                                                           oder Ciprofloxacin HC) und chirurgisches Débridement.
                                                           Bei gutem Ansprechen i. v.-Therapie gefolgt von Cipro­
                                                           floxacin 2 x 750 mg p. o. resp. resistenzgerechter Therapie
                                                           gemäss Mikrobiologie
                                                           Therapiedauer insgesamt 4 – 6 Wochen
Hals-Nasen-Ohren-Infektionen                                                                                                                 32
                                                                                                                                             33

 Klinisches Bild                         Wichtigste Erreger                  Therapie 1. Wahl                    Therapie 2. Wahl

 Rhinosinusitis

 akut                                    Viren (90 %)                        Primär analgetische und abschwellende Massnahmen

                                          S. pneumoniae,                     Antibiotika erwägen bei Fieber und / oder Symptomdauer
                                         H. influenzae, M. catarrhalis,      > 7 Tage trotz adäquater symptomatischer Therapie
                                         Streptokokken, selten
                                                                             Amoxicillin / Clavulansäure         Cefuroxim 2 x 500 mg p. o.
                                         ­Anaerobier und S. aureus
                                                                             2 x 1 g p. o. x 5 Tage              x 5 Tage oder Clarithromycin
                                                                                                                 2 x 250 mg p. o. x 5 Tage oder
                                                                                                                 Trimethoprim / Sulfametho­xa­
                                                                                                                 zol 2 x 960 mg p. o. x 5 Tage

 Chronische Sinusitis (> 4 Wo)           aerobe / anaerobe Mischflora        ORL-Konsilium

 Tonsillo-Pharyngitis

                                         75 % viral, 25 % bakteriell         Antibiotische Therapie nur bei passender Klinik und Nach-
                                                                             weis b-hämolysierender Streptokokken der Gruppe A
                                                                             (Schnelltest / Kultur)

 Streptokokken-Pharyngitis /-            b-hämolysierende Strepto-           Penicillin V 3 x 1 Mio. E p. o.     Amoxicillin 3 x 375 mg p. o.
 Tonsillitis                             kokken der Gruppe A1)               x 10 Tage 2)                        x 5 Tage oder Clarithromy-
                                                                                                                 cin1) 2 x 250 mg p. o. x 5 Tage
 1)
      Makrolidresistenz: 5 – 15 %; deshalb sind Makrolide nur bei Penicillinallergie als Reserve indiziert
 2)
      Verhütung des rheumatischen Fiebers: beste Evidenz für Penicillin

 Epiglottitis (Meldepflicht!)

                                         Haemophilus influenzae,             Initial Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.;   Nur bei schwerer Beta­
                                         Streptokokken,                      nach gutem Ansprechen               laktam­allergie: Levofloxacin
                                         S. pneumoniae, S. aureus            evtl. Amoxicillin / Clavulan-       2 x 500 mg initial i. v.,
                                                                             säure 2 x 1 g p. o. (insgesamt      ­danach p. o. (insgesamt
                                                                             7 Tage)                              7 Tage)
Bronchitis                                                                                                                                    34
                                                                                                                                              35

     Diagnose                           Relevante Erreger                   Therapie (1. Wahl)                   Therapie (2. Wahl)

     Bronchitis, akut                   meist viral                         keine antibiotische Therapie

     Exazerbation einer
     ­chronischen Bronchitis

     Seltene Exazerbationen,            S. pneumoniae,                      Leichte Exazerbation:                Doxycyclin 2 x 100 mg p. o.
     milde COPD (ambulante              H. influenzae, M. catarrhalis       Trimethoprim / Sulfame-              oder
     Behandlung)                                                            thoxazol 2 x 960 mg p. o.            Clarithromycin 2 x 250 mg
                                                                            x 5 – 10 Tage                        p. o.

                                                                            Schwere Exazerbation:
                                                                            ­Amoxicillin / Clavulansäure
                                                                            2 x 1 g p. o. x 10 Tage

     mittelschwere-schwere              S. pneumoniae,                      Amoxicillin / Clavulansäure          Ceftriaxon 1 x 2 g i.v. oder
     COPD (Hospitalisation erfor-       H. influenzae, M. catarrhalis,      3 x 2,2 g i. v. oder 2 x 1 g p. o.   Levofloxacin 2 x 500 mg
     derlich)                           Enterobacteriaceae                                                       p.o. (nur bei schwerer
     Keine Risikofaktoren für                                                                                    Betalactam-Allergie)
     Pseudomonas1)
                                                                                                                 Bei schwerem Verlauf
                                                                                                                 ­Konsilium Pneumologie
                                                                                                                  oder Infektiologie

     mittelschwere-schwere              Enterobacteriaceae,                 Cefepim 3 x 1 – 2 g i. v.            Levofloxacin 2) 2 x 500 mg
     COPD (Hospitalisation erfor-       P.aeruginosa; (S. pneumo­           ± Gentamicin 5 mg / kg i. v.         p. o. oder i. v.
     derlich)                           niae, H. influenzae,                oder Piperacillin / Tazobac-
                                                                                                                 Bei schwerem Verlauf
     Mit Risikofaktoren für             M. catarrhalis)                     tam 3 x 4,5 g i. v.
                                                                                                                 ­Konsilium Pneumologie
     Pseudomonas 1)
                                                                                                                  oder Infektiologie
1)
     Risikofaktoren für P. aeruginosa (mindestens 2 von 4): Hospitalisation in den letzten 3 Monaten; > 4 Antibiotikazyklen / Jahr; schwere COPD
     (FEV1 < 30 % vom Sollwert); früherer Nachweis von P. aeruginosa.
2)
     CAVE: Nur 2. Wahl! Verminderte Aktivität von Levofloxacin gegenüber P. aeruginosa.
Pneumonie                                                                                                                                     36
                                                                                                                                              37

     Diagnose                           Relevante Erreger                   Therapie (1. Wahl)                  Therapie (2. Wahl)

     Community-acquired: Therapieort und -art (p. o. vs. i. v.) richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.
     Hilfreich ist der einfache und gut validierte CURB-Score 1).

     ambulante Therapie                 S. pneumoniae, H. influ­            Amoxicillin / Clavulansäure         Cefuroxim 2 x 500 mg p. o.
                                        enzae, selten Mykoplasmen,          2 x 1 g p. o. x 5 – 10 Tage          x 5 – 10 Tage oder Moxi­
                                        Chlamydien, Legionellen             oder                                 floxacin 1 x 400 mg p. o.
                                                                            Clarithromycin 2 x 500 mg           x 5 – 10 Tage (schwere
                                                                            p. o. x 5 – 10 Tage                 ­Betalactam-Allergie) oder
                                                                                                                 Doxycyclin 2 x 100 mg p. o.
                                                                                                                 x 5 – 10 Tage

     stationäre Therapie                S. pneumoniae, H. influ­            Ceftriaxon3) 2 g i. v. + ­          Amoxicillin / Clavulansäure 3)
                                        enzae, Legionellen, Myko-           Clarithromycin 2 x 500 mg           3 x 2,2 g i. v. + Clarithro­my­­
                                        plasmen, Chlamydien                 p. o. x 10 Tage                     cin 3) 2 x 500 mg i. v. x 10 Tage
                                                                                                                oder Levofloxacin 3)
                                                                                                                2 x 500 mg i. v.

     Aspirationspneumonie                Pneumokokken, Bacteroi­            Amoxicillin / Clavulansäure         Amoxicillin / Clavulansäure
                                         des, Enterobacteriaceae,           2 x 1 g p. o. x 7 – 10 Tage         3 x 2,2 g i. v. (schwerer Ver-
                                        ­anaerobe Mundflora                                                     lauf) oder Clindamycin
                                                                                                                3 x 600 mg p. o. + Cipro-
                                                                                                                ­floxazin 2 x 500 mg p. o.
                                                                                                                (Penicillinallergie)

     Nosokomial

     ≤ 5 Tage hospitalisiert            S. pneumoniae, H. influ­            Amoxicillin / Clavulansäure         Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.
                                        enzae, S. aureus, E. coli           3 x 2,2 g i. v. x 10 – 14 Tage

     > 5 Tage hospitalisiert            Enterobacteriaceae, andere          Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.            Ertapenem 1 x 1 g i. v.
     (nicht vorbehandelt mit            nosokomiale Erreger
     Antibiotika)

     > 5 Tage hospitalisiert            Enterobacteriaceae, andere          Cefepime 3 x 1– 2 g i. v.2)         Piperacillin / Tazobactam
     (vorbehandelt mit                  (resistente) nosokomiale                                                3 x 4,5 g i. v. oder
     Antibiotika)                       Erreger                                                                 Amoxicillin / Clavulansäure
                                                                                                                3 x 2,2 g i. v. + Ciprofloxacin
                                                                                                                2 x 400 mg i. v.
1)
     CURB-Score (bei Eintritt): je ein Punkt für: Verwirrtheit; Atemfrequenz > 30 / min, diastolischer Blutdruck < 60 mmHg und / oder systolischer
      Blutdruck < 90 mmHg; Harnstoff > 7 mmol / l
      0 Punkte: ambulante p. o.-Behandlung empfohlen (Mortalität < 1 %; schwere Pneumonie < 5 %)
      1 Punkt: ambulante Behandlung eventuell möglich (eher stationär bei Alter > 65 Jahren und relevanten Komorbiditäten)
      ≥ 2 Punkte: Hospitalisation und i. v.-Behandlung empfohlen (Mortalität > 10 %, schwere Pneumonie > 25 %)
2)
     Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz!
3)
      mstellung auf perorale Therapie bei klinischer Besserung, hämodynamischer Stabilität und normaler gastrointestinaler Funktion (Bartlett
     U
     et al. Practice guidelines for the management of community-acquired pneumonia in adults. IDSA. CID 2000;3:347– 382)
Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen (Meldepflicht)                                                                         38
                                                                                                                                        39

Häufigste Erreger der bakteriellen Meningitis (exklusiv posttraumatisch/postoperativ/parameningealer Fokus):
b Meningokokken ~ 10 Fälle / 106 Einwohner / Jahr
b Pneumokokken ~ 10 Fälle / 106 Einwohner / Jahr
b Listerien        ~ 1– 2 Fälle / 106 Einwohner / Jahr

Sofortmassnahmen im Notfall
Vor Therapie: notfallmässig venösen Zugang legen und 2 Blutkulturen abnehmen.
Wichtig: Bei Verdacht auf bakterielle Meningitis erste Dosis des Antibiotikums sofort nach Spitaleintritt!

     Situation                                    Therapie                                         Bemerkungen

     Klinisch hoher Verdacht                      Ceftriaxon 2 x 2 g i. v. + Dexamethason          Mögliche Exposition in Endemiegebiet
     auf bakterielle Meningitis                   (10 mg i. v. / Dosis; 1. Dosis 15 Min. vor       bezüglich Penicillinresistenz bei
                                                  1. Antibiotikadosis; weiter 6-stündlich          ­Pneumokokken 2): initial zusätzlich
                                                  über 2 – 4 Tage) 1)                              Vancomycin 2 x 1 g i. v.

     Bei fokalen Ausfällen, Papillenödem,         Ceftriaxon 2 x 2 g i. v.                         Schädel-CT nach erster Dosis des
     Koma:                                                                                         ­Antibiotikums, falls keine Hinweise für
     ‡ keine Lumbalpunktion vor CT                                                                  erhöhten Hirndruck, Lumbalpunktion
                                                                                                    nachholen.

      > 50 Jahre und bei Risikofaktoren           Ceftriaxon 2 x 2 g i. v. + Amoxicillin 6 x 2 g i. v.
     (­Immunsuppression, Alkoholismus,
      Steroide)

     Enzephalitis                                 Acyclovir 10 – 12 mg / kg i. v. 8-stündlich

1)
      e Gans J, van de Beek D. European Dexamethasone in Adulthood Bacterial Meningitis Study Investigators. Dexamethasone in adults with
     d
     bacterial meningitis. N Engl J Med 2002;347(20):1549-56.
1)
     Infektiologisches Konsil!
Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen (Meldepflicht)                                                                     40
                                                                                                                                    41

Nach Einleitung der Notfalltherapie

     Situation                                 Therapie                                       Bemerkungen

     Erreger bekannt (aus Lumbalpunktion/Blutkultur)

     Meningokokken                             Penicillin 6 x 4 Mio E i. v. x 7 Tage          Postexpositionsprophylaxe (PEP) 1)
                                               + Dexamethason (10 mg / Dosis;                 Erwachsene
                                               1. Dosis 15 Min. vor 1. Antibiotikado-         b Ciprofloxacin Einmaldosis 500 mg
                                               sis; weiter 6-stündlich x 2 – 4 Tage) 2)          p. o. oder
                                                                                              b Rifampicin 600 mg p. o. 12-stündlich
                                                                                                 (4 Dosen)
                                                                                              Schwangerschaft
                                                                                              b Ceftriaxon Einmaldosis 250 mg i. m.
                                                                                              Kinder
                                                                                              b Rifampicin 10 mg / kg p. o. 12-stünd-
                                                                                                 lich (4 Dosen)
                                                                                              b Ciprofloxacin Einmaldosis 6  mg / kg
                                                                                                 p. o. (> 6 Jahre)
                                                                                              b Ceftriaxon Einmaldosis 125 mg i.m.
                                                                                                 (< 50 kg)
                                                                                              Neugeborene (bis 28 Tage)
                                                                                              b Rifampicin 5 mg / kg 12-stündlich
                                                                                                 (4 Dosen)

     Pneumokokken

     Penicillin-MHK < 0,1 mg / l               Penicillin 6 x 4 Mio E i. v. x 7 Tage          Leichte Penicillinallergie 3):
                                               + Dexamethason (10 mg / Dosis;                 Ceftriaxon 2 x 2 g i. v.
                                               1. Dosis 15 Min. vor 1. Antibiotika­           Schwere Penicillinallergie (Anaphyla-
                                               dosis; weiter 6-stündlich x 2 – 4 Tage)2)      xie): Vancomycin 4 x 10 mg / kg i. v. +
                                                                                              Rifampicin 2 x 600 mg p. o. oder i. v.

     Penicillin-MHK 0,1–1 mg / l               Ceftriaxon 2 x 2 g i. v.                       Meropenem 3 x 2 g i. v.
                                                                                              Schwere Penicillinallergie: siehe oben

     Penicillin-MHK ≥ 2 mg / l                 Vancomycin 4 x 10 mg / kg + Ceftriaxon         Meropenem 3 x 2 g i. v.
                                               2 x 2 g i. v. + Rifampicin 2 x 600 mg p. o.    + Rifampicin 2 x 600 mg p. o.
                                               oder i. v.

     Listerien                                 Amoxicillin 6 x 2 g i. v.                      Trimethoprim / Sulfamethoxazol
                                               + Gentamicin 1 x 5 mg / kg i. v.               3 x 960 mg i.v., anschliessend Trime-
                                                                                              thoprim / Sulfamethoxazol 2 x 1440 mg
                                                                                              p.o. für insgesamt 21 Tage

     Erreger nicht identifiziert

     Infektiologisches Konsilium empfohlen, individuelles Vorgehen unter Berücksichtigung der anamnestischen
     und klinischen Befunde
1)
   b Nur für Personen, die im gleichen Haushalt leben
    b Nosokomiale Exposition: Personen mit ungeschützter Exposition bei Reanimation, Intubation, Absaugen
     b Cave bei Massenprophylaxe und Antikonzeptiva
2)
   de Gans J, van de Beek D. European Dexamethasone in Adulthood Bacterial Meningitis Study Investigators.
      Dexamethasone in adults with bacterial meningitis. N Engl J Med 2002;347(20):1549 – 56.
3)
   Siehe Definition Penicillinallergie S.106
Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen (Meldepflicht)                                                               42
                                                                                                                              43

Intrakranielle Abszesse (Hirn-, Epidural-, Subduralabszesse) und postoperative ZNS-Infektionen

 Situation                              Therapie                                      Bemerkungen bzw. Alternative

 Empirische Therapie

 Hirnabszess                            Ceftriaxon 2 x 2 g i. v. + Metronidazol       Meropenem 3 x 2 g i. v.
                                        3 x 500 mg i. v.                              Immer HIV-Test
                                                                                      (DD: ZNS-Toxoplas­mose)!
                                                                                      Infektiologisches Konsilium!

 ZNS-Shunt-Infektionen                  Vancomycin 2 x 1 g i. v. + Ceftazidim         Shuntentfernung in der Regel für er-
                                        3 x 2 g i. v. + Rifampicin 2 x 600 mg p. o.   folgreiche Therapie notwendig

                                        Bei externer Liquordrainage                   Rifampicin i. v., falls gastrointestinale
                                        intrathekal:                                  Resorption unsicher
                                        Vancomycin 10 mg 1 x / Tag
                                                                                      Vancomycin und Gentamicin für
                                        + Gentamicin 5 mg 1 x / Tag
                                                                                      ­intrathekale Verabreichung in der Kan-
                                        Dosierungsintervall anpassen                   tonsapotheke als Fertigdosis bestellen
                                        ­entsprechend Liquorproduktion,                (muss frei von Konservierungsmitteln
                                         ­infektiologisches Konsilium                  sein!)

                                                                                      Anpassung der Therapie nach Eintref-
                                                                                      fen der Erregeridentifikation und des
                                                                                      Antibiogramms

 Posttraumatisch                        Flucloxacillin 6 x 2 g i. v.                  Rücksprache mit Infektiologie.
                                        + Ceftriaxon 2 x 2 g i. v.                    Kontrolle von Blutbild (Leukozyten)
                                        + Metronidazol 3 x 500 mg i. v.               und Transaminasen 2 x / Woche (wegen
                                                                                      Therapie mit zwei Betalactamen).

 Postoperativ / nosokomial              Ceftazidim 3 x 2  g i. v.                     Meropenem 3 x 2 g i. v.
                                        + Vancomycin 2 x 1 g i. v.                    + Vancomycin 2 x 1 g i. v.
                                                                                      Bei Nachweis von P. aeruginosa:
                                                                                      + Gentamicin i. v. und intrathekal
                                                                                      (falls möglich)
Sepsis mit unbekanntem Fokus                                                                                                              44
                                                                                                                                          45

     Situation                                  Therapie                                        Bemerkungen bzw. Alternative

     Leichtere Formen der Sepsis, nicht nosokomial

     Patient mit Fieber und / oder Verdacht     Amoxicillin / Clavulansäure 3 – 4 x 2,2 g       Penicillinallergie: Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.
     auf bakterielle Infektion, hämodyna-       i. v.                                           Cave: Suche von Organinfektionen
     misch stabil; entsprechend klinischem                                                      (Pneumonie, HWI, Endokarditis etc.)
     Bild Zuwarten mit antibiotischer The-                                                      durch sorgfältige klinische und para­
     rapie nicht gerechtfertigt                                                                 klinische Diagnostik. Entsprechende
                                                                                                mikrobiologische Untersuchungen,
                                                                                                insbesondere Blutkulturen, vor Beginn
                                                                                                der antibiotischen Therapie.
                                                                                                Bei Verdacht auf nosokomiale Sepsis
                                                                                                kommt situationsentsprechend
                                                                                                eine der unten aufgeführten Empfeh-
                                                                                                lungen zur Anwendung.

     Schwere Sepsis oder septischer Schock ohne Hinweise für Quelle

     Nicht im Spital erworben                   Amoxicillin / Clavulansäure 3 – 4 x 2,2 g       Penicillinallergie: Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.
                                                i. v. + Gentamicin 1 x 5 mg / kg i. v.          + Gentamicin 1 x 5 mg / kg i. v.

     – bei berechneter Kreatininclearance      Ertapenem 1 x 1 g i. v.
        < 30 ml / min

     Im Spital erworben, postoperativ oder      Cefepime 3 x 2 g i. v. ± Gentamicin1)           Piperacillin / Tazobactam 3 x 4,5 g i. v.
     bei schwerer Immundefizienz                1 x 5 mg / kg i. v.                             ± Gentamicin 1) 1 x 5 mg / kg i. v.

                                                   Bei Infekt mit P. aeruginosa Kombi­
                                                1) 
                                                                                                   Bei Infekt mit P. aeruginosa Kombi­
                                                                                                1) 

                                                   nationstherapie mit Gentamicin ­(wegen          nationstherapie mit Gentamicin ­(wegen
                                                   Synergie).                                      Synergie).

     Sepsis mit Verdacht auf Fokus, nosokomial 2)

     Verdacht auf abdominale Sepsis bei         Ertapenem 1 x 1 g i. v. 3)                      Piperacillin / Tazobactam 3 x 4,5 g i. v. 3)
     Peritonitis, perforiertes Hohlorgan

     Verdacht auf Urosepsis                     Cefepime 3 x 1 g i. v.                          Ciprofloxacin 2 x 400 mg i. v.

2)
   Sepsis mit Verdacht auf Fokus, ambulant: empirische Initialtherapie gemäss vermutetem Fokus
   Vgl. entsprechende Kapitel: Pneumonie (S. 36), Meningitis (S. 38), Harnwegsinfektionen (S. 54), Abdominale Infektionen (S. 78)
3)
   Bei Status nach multiplen abdominellen Eingriffen zunächst infektiologisches Konsil nötig.
Endokarditis                                                                                                                            46
                                                                                                                                        47

     Erreger                                    Therapie1)                                     Kommentar

     Empirische Therapie (Re-Evaluation nach Erhalt der mikrobiologischen Resultate!)

     Nativklappen                               Penicillin G 6 x 4 Mio E i. v.                 b W irksam gegen Strepto-, Entero-
                                                + Gentamicin 4) 3 x 1,0 mg / kg i. v.              und die meisten Staphylokokken
                                                + Flucloxacillin 4 x 2 g i. v.                     (ca. 80 % der Erreger)
                                                x 4 – 6 Wochen                                 b Cave: nosokomiale koagulase­
                                                                                                   negative Staphylokokken!
     Penicillinallergie bzw.                    Vancomycin 2 x 15 mg / kg i. v 3)
                                                                                               b Cave: Knochenmarktoxizität von
     Klappenprothesen                           + Gentamicin4) 3 x 1,0 mg / kg i. v.
                                                                                                  ­Penicillin und Flucloxacillin!
                                                + Rifampicin 3 x 300 mg p. o.
                                                                                               b Infektiologisches Konsil empfohlen
                                                x 4 – 6 Wochen

     Staphylokokken 2)

     S. aureus und S. epidermidis               Flucloxacillin 6 x 2 g i. v. für 4 – 6         Klappenprothesen: Gesamtdauer
                                                Wochen                                         ≥ 6 Wochen in Kombination mit Rifam-
                                                (+ evtl. Gentamicin 3 x 1 mg / kg i. v.        picin (3 x 300 mg p. o.) und initial zu-
                                                x 3 – 5 Tage!)                                 sätzlich Gentamicin x 2 Wochen

     Methicillin-resistent                      Vancomycin 2 x 15 mg / kg i. v. 3)             Klappenprothesen: Gesamtdauer
                                                x 6 Wochen                                     ≥ 6 Wochen und initial zusätzlich
                                                + Rifampicin 3 x 300 mg p. o.                  Gentamicin x 2 Wochen
                                                x 6 Wochen (+ evtl. Gentamicin
                                                3 x 1 mg / kg i. v. x 3 – 5 Tage!)

     Penicillinallergie                         Vancomycin 2 x 15 mg / kg i. v. 3)             Bei Penicillinallergie Kategorie A / B
                                                + Rifampicin 3 x 300 mg p. o.                  (siehe S. 106) kann Cefazolin ein­
                                                x 4 – 6 Wochen;                                gesetzt werden; ansonsten Einsatz
                                                Cefazolin 3 x 2 g i. v. x 4 – 6 Wochen         von Vancomycin
                                                (+ evtl. Gentamicin 3 x 1 mg / kg i. v.
                                                x 3 – 5 Tage!)

1)
    etalactame: Kurzinfusion über 30 Minuten; Granulozytenkontrolle 3 x pro Woche.
   B
      Aminoglykoside und Vancomycin: Infusion über 60 Minuten.
2)
   Für auswärts isolierte Staphylokokken wird die Resistenzüberprüfung am Institut für Medizinische Mikrobiologie
      der ­Universität Zürich empfohlen.
3)
    Höchstdosis von Vancomycin: 2 x 1 g pro Tag.
4)
     Spiegelkontrolle von Aminoglykosiden und Vancomycin: siehe Spiegel-Tabelle Seiten 8 ff.
Endokarditis                                                                                                                        48
                                                                                                                                    49

     Erreger                                     Therapie 1), 2)                                 Kommentar

     Streptokokken                               Streptokokken mit MHK für Penicillin G ≥0,5 mg/l: siehe Enterokokken

     Unkomplizierter Verlauf und Penicillin-     Penicillin G 6 x 3 Mio. E i. v. x 2 Wochen      Krankheitsdauer ≤ 3 Monate, geringes
     MHK ≤ 0,1 mg / l                            + Gentamicin 5) 3 x 1 mg / kg i. v.             Risiko für Aminoglykosid-Toxizität.
                                                 x 2 Wochen;                                     Komplizierter Verlauf: immer 6 Wo-
                                                 Penicillin G 6 x 3 Mio E i. v. x 4 Wochen       chen Therapie!

     Risiko für eine                             Penicillin G 6 x 3 Mio E i. v. x 4 Wochen
     Aminoglykosid-Toxizität 4)

     Komplizierter Verlauf oder Penicillin-      Ceftriaxon 1 x 2 g i. v. x 4 Wochen             Krankheitsdauer > 3 Monate,
     MHK > 0,1 und < 0,5 mg / l                  + Gentamicin 5) 3 x 1 mg / kg i. v.             Klappenprothesen, Abszesse, grosse
                                                 x 2 Wochen                                      Vegetationen.
                                                                                                 Komplizierter Verlauf: immer 6 Wo-
                                                                                                 chen Therapie!

     Penicillinallergie                          Vancomycin 2 x 15 mg / kg i. v.3)               Wenn keine Anaphylaxie auf Penicillin:
                                                 x 4 Wochen                                      Ceftriaxon, sonst Vancomycin.
                                                 + Gentamicin 5) 3 x 1 mg / kg i. v.             Komplizierter Verlauf: immer 6 Wo-
                                                 x 2 Wochen                                      chen Therapie!
                                                 + Rifampicin 3 x 300 mg p. o.
                                                 x 4 Wochen

     Enterokokken

                                                 Penicillin G 6 x 4 Mio E i. v. x 4 Wochen       Hochgradige Gentamicinresistenz
                                                 + Gentamicin5) 3 x 1 mg / kg i. v.              ausschliessen
                                                 x 4 Wochen                                      MHK für Penicillin bestimmen

     Penicillinallergie oder                     Vancomycin 2 x 15 mg / kg i. v.3)
     Penicillinresistenz                         x 6 Wochen
                                                 + Gentamicin5) 3 x 1 mg / kg i. v.
                                                 x 6 Wochen

1)
    etalactame: Kurzinfusion über 30 Minunten; Granulozytenkontrolle 3 x pro Woche.
   B
       Aminoglykoside und Vancomycin: Infusion über 60 Minuten.
2)
   MHK-Test von Penicillin und Gentamicin verlangen!
3)
    Höchstdosis von Vancomycin: 2 x 1 g pro Tag.
4)
     > 65 Jahre, Niereninsuffizienz, Vestibularis- und Gehörschaden
5)
     Monitoring Aminoglykoside: siehe Seite 8
6)
      Endokarditis-Prophylaxe: http://www.sginf.ch/ssi-home/guidelines/documents/endocarditis.pdf
       Bezug Patienten-Ausweise: http://www.swissheart.ch/d/publikationen/default.asp
       (Schweizer Herzstiftung, Schwarztorstrasse 18, Postfach, 3000 Bern 14, Tel. 031 388 80 80)
Katheter-assoziierte Infektionen                                                                                                       50
                                                                                                                                       51

Verdacht auf eine Katheter-assoziierte Infektion: nach Abnahme von Blutkulturen sollen wenn möglich alle liegen-
den Katheter entfernt und wo nötig ersetzt werden. In der Regel erledigt sich damit das Problem und mit der antibio-
tischen Therapie kann bis zum Erhalt des Kulturresultates zugewartet werden. Folgende Risikosituationen rechtfertigen eine
empirische Therapie mit Vancomycin 2 x 1 g i. v. / Tag:
b Fremdmaterial in situ (Gelenkprothesen, Herzklappen, Graft, Pacemaker etc.)
b Sepsis
b Endokarditis-Risiko hoch
   (vgl. entsprechendes Merkblatt: http://www.sginf.ch/ssi-home/guidelines/documents/endocarditis.pdf )
Der missbräuchliche und unkritische Einsatz von Vancomycin und Teicoplanin im klinischen Kontext des «Verdachtes auf
Katheter-Infektion» trägt wesentlich zur Selektion resistenter gram-positiver Keime wie zum Beispiel der Vancomycin-resis-
tenten Enterokokken (VRE) bei.
Die Virulenz der Koagulase-negativen Staphylokokken (SKN; wichtigster Erreger der Katheter-Infektion) ist vergleichsweise
gering. Das Abwarten des Kulturresultates vor dem Beginn der antibiotischen Therapie ist deshalb bei klinisch stabilen Pati-
enten bis auf wenige Ausnahmen (siehe oben) zulässig und korrekt.

Therapie der Katheter-assoziierten Bakteriämie bzw. Fungämie nach Kulturresultat

     Situation                                 Therapie                                      Bemerkungen / Therapiedauer

     Kein Wachstum in Blutkulturen,            Keine Therapie                                Evtl. empirisch begonnene Therapie
     ­negative Katheterspitze1)                                                              wieder stoppen

     Negative Blutkultur; > 5 Kolonien SKN     Therapie (Vancomycin oder Teico­              Dauer: 7 Tage; Anpassung des Anti­
     auf Katheterspitze                        planin) nur bei Fremdmaterial bzw.            biotikums bei Identifizierung einer
                                               hohem Endokarditisrisiko                      ­anderen Bakterienspezies

     Koagulase-negative Staphylokokken         Therapie bei klinisch relevanter              Dauer: 7–14 Tage; Erregernachweis in
     in der Blutkultur 2)                      ­Bak­teriämie (persistierende Entzün-         einzelnen Proben (z. B. 1 von 4 Fla-
                                                dungszeichen trotz Entfernung des            schen positiv): in der Regel Kontami-
                                                Katheters): Vancomycin 2 x 1 g i. v.         nation und keine ­eigentliche Bakteriä-
                                                oder gemäss Antibiogramm                     mie ‡ keine Therapie.

     Staphylococcus aureus in der              Therapie in jedem Fall indiziert,             b «einfache» Katheterinfektion:
     Blutkultur                                ­gemäss Antibiogramm                             für 14 Tage i. v.
                                                                                             b komplexere Situation (Klappen­
                                                                                                prothesen in situ, evt. implantierte
                                                                                                Katheter): für 4 Wochen i. v.

     Gram-negative Stäbchen in der             Immer Therapie gemäss                         Dauer: 10 –14 Tage, bei gutem Verlauf
     Blutkultur                                Antibiogramm                                  und Ciprofloxacin-Empfindlichkeit:
                                                                                             Umstellung auf p. o. erwägen

     Candida albicans oder Candida spp.        Fluconazol: initiale Dosis 800 mg i. v.,      Dauer: 14 Tage
     (ausser krusei und glabrata) in           dann 400 mg. Bei gutem Verlauf und            (i. v. / p. o.: identische Dosierung)
     Blutkultur                                normaler Funktion des Gastrointes-
                                               tinaltraktes Umstellung auf p. o.

     Candida krusei oder glabrata in           Amphotericin B 1,0 mg / kg / d als            Niereninsuffizienz (infektiologisches
     Blutkultur                                24 h-Dauerinfusion                            Konsil!): Caspofungin (Fluconazolresis-
                                                                                             tenz bei C. glabrata häufig, bei
                                                                                             C. krusei immer).
1)
   Indikationen zur mikrobiologischen Untersuchung des Katheters: Klinische Zeichen der lokalen Katheterinfektion: Rötung, Schwel-
    lung und/oder Druckdolenz an Einstichstelle, ev. Druckdolenz entlang Katheterverlauf; Systemische Infektionszeichen ohne Hinweise auf
    andere Ursache, insbesondere bei längerer Liegedauer (> 5 Tage) des Katheters; Keine Indikation zur mikrobiologischen Untersuchung
    venöser Katheter: Routinemässiges Entfernen des Katheters ohne Verdacht auf Infektion
2)
   Siehe auch Diagnostik-Guidelines, Seite 110.
Empirische antimikrobielle Therapie bei febriler neutropenischer Episode                                                             52
                                                                                                                                     53

Primärprophylaxe bei Patienten ohne Fieber ist grundsätzlich nicht indiziert. Für Hochrisikopatienten (erwartete Neutropenie
< 500 / ul über eine Woche oder länger) wird keine universelle Prophylaxe empfohlen. Bei Vorliegen folgender zusätzlicher
Risikofaktoren kann eine prophylaktische Gabe von Levofloxacin 500 mg 1-0-0 p. o. erwogen werden:
b Frühere, zur Hospitalisation führende Episode von Fieber in Neutropenie
b Schwere Infektion in früherem Zyklus z. B. bei akuter Leukose, Stammzelltransplantation
b Graft-versus-host disease

Empirische Therapie:   b Blutkulturresultate ausstehend
                       b kein lokaler Infekt (Lungeninfiltrat, Sinusitis usw.)
Relevante Neutropenie: b Neutrophile Granulozyten < 500 / mm3 oder
                       b Neutrophile Granulozyten < 1000 / mm3 mit fallender oder unbekannter Tendenz
Febrile Episode:       b Temperatur 2 x > 38 ° C (2. Messung innert 1 Stunde)
                       b Temperatur 1 x > 38,4 ° C

     Kategorie                        Therapie 1. Wahl                Therapie 2.Wahl                   Bemerkungen
                                      Tagesdosen

     Risiko tief                      (Ambulant)                      (Stationär)                       Keine orale, ambulante
     Neutrophile > 100 / mm3,         Ciprofloxacin 2 x 500 mg        Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.          ­Therapie falls: Infektfokus,
     keine Steroide                   p. o.                                                              antibiotische Vorbehand-
     Erwartete Aplasie:               + Amoxicillin / Clavulansäure                                      lung oder Mukositis.
     b Neutrophile-Nadir             2 x 1 g p. o.                                                      Spektrum von Levofloxacin
        > 100 / mm3                                                                                      für diese Indikation
     b Dauer < 5 Tage                                                                                   ungenügend.

     Risiko hoch                      Cefepime 2 – 3 x 2 g i. v.      Piperacillin / Tazobactam         Aminoglykoside bei
     Neutrophile < 200 / mm3,         (Dosisanpassung bei             3 x 4,5 g i. v.                   ­septischem Schock und
     ­zusätzlich Steroide und /       Niereninsuffizienz!)                                               gramnegativem Keim
     oder erwartete Aplasie:                                                                             erwägen.
     b Neutrophile-Nadir                                                                                Vancomycin nur bei mikro-
        < 100 / mm3                                                                                      biologisch dokumentierter
     b Dauer > 5 Tage                                                                                   Infektion

     Risiko hoch
     mit V. a. Aspergillose

     Therapierefraktäres Fieber       + Amphotericin B                b Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≤ 30 ml / min.):
     > 72 h                           1,0 –1,5 mg / kg als               Caspofungin 1) i. v. oder Voriconazol 1) p. o. (Tabletten oral
                                      24h-Dauerinfusion                  oder Suspension per Magensonde)

     + bei Lungeninfiltrat oder       Wechsel auf Voriconazol         b Progression unter Therapie ‡ infektiologisches Konsil!
     instabilem Patienten trotz       oder Caspofungin 1)
     antifungaler Therapie bei
     langer Aplasie

Therapiedauer: Bis Neutrophile > 500 / mm 3 und afebril, oder mindestens 8 Tage, wobei 3 Tage afebril, keine Mukositis und
Neutrophile > 100 / mm 3. Bei Risikowechsel hoch ‡ tief: Wechsel auf orale Therapie.
1)
     immer infektiologisches Konsil
Harnwegsinfektionen                                                                                                                  54
                                                                                                                                     55

     Klinisches Bild                 Wichtigste Erreger                   Therapie 1. Wahl                 Therapie 2. Wahl

     akute, unkomplizierte Harnwegsinfektion

     Junge Frau                      E. coli 1), S. saprophyticus,        Trimethoprim / Sulfame-          Nitrofurantoin2) 2 x 100 mg
                                     Proteus spp., Klebsiellen            thoxazol 2 x 960 mg p. o.        p. o. x 5 Tage oder
                                                                          x 3 Tage                         Norfloxacin 2 x 400 mg
                                                                                                           p. o. x 3 Tage

                                                                          (CAVE bei Schwangerschaft:       (CAVE bei Schwangerschaft:
                                                                          Amoxicillin / Clavulansäure      Amoxicillin / Clavulansäure
                                                                          oder Cephalosporin 3.Gene-       oder Cephalosporin 3.Gene-
                                                                          ration (Cefpodoxim))             ration (Cefpodoxim))

     Mann                            E. coli 1), S. saprophyticus,        Trimethoprim / Sulfame-          Nitrofurantoin 2) 2 x 100 mg
                                     Proteus spp., Klebsiellen            thoxazol 2 x 960 mg p. o.        p. o. x 5 Tage oder
                                                                          x 5 Tage                         Norfloxacin 2 x 400 mg p. o.
                                                                          (evtl. weitere Abklärungen       x 3 Tage
                                                                          mit Frage nach Restharn /
                                                                          Prostatitis)

     Rezidivierender HWI             E. coli, S. saprophyticus,           Therapie (durch PatientIn selbst initiiert):
     (mehr als 3 / Jahr)             Proteus spp., Enterokokken,          b wie akuter HWI (siehe oben)
                                     Klebsiellen
                                                                          Prophylaxe:
                                                                          b Postkoitales Wasserlösen
                                                                          b Trimethoprim / Sulfamethoxazol 1 x 960 mg postkoital
                                                                          b Trimethoprim / Sulfamethoxazol 3 x 480 mg / Woche p. o.
                                                                          b Postmenopause: Östrogen-Crème / -Ovula vaginal

1)
   Aktuelle Resistenzraten für E. coli im ambulanten Bereich (www.search.ifik.unibe.ch):
   Ciprofloxacin / Norfloxacin         18,3 %
   Trimethoprim / Sulfamethoxazol 26,1 %
   Nitrofurantoin                        4,6 %
2)
   Gupta K et al. Arch Intern Med 2007;167(20):2207-12
Harnwegsinfektionen                                                                                                                      56
                                                                                                                                         57

 Klinisches Bild                       Wichtigste Erreger                 Therapie 1. Wahl                   Therapie 2. Wahl

 Pyelonephritis

 Akut, unkompliziert1)                 Enterobacteriaceae                 Ciprofloxacin 2 x 500 mg           Trimethoprim/Sulfame­thoxazol
 Ambulant                              (v.a. E. coli)                     p. o. x 7 – 14 Tage                2 x 960 mg p. o. x 7 – 14 Tage
 (Frau)                                                                                                      oder
                                                                                                             Amoxicillin / Clavulansäure
                                                                                                             2 x 1 g p. o. x 7 – 14 Tage

 Akut, unkompliziert 1)                Enterobacteriaceae                 Ciprofloxacin 2 x 500 mg           Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.,
 Stationär                             (v.a. E. coli)                     p. o. x 14 Tage                    Umstellung auf perorale
 (Frau)                                                                   (i. v. falls orale Therapie        Therapie gemäss Resistenz-
                                                                          nicht möglich)                     prüfung, sobald orale
                                                                                                             ­Therapie wieder möglich

 Kompliziert                           Enterobacteriaceae, Entero-        Leichter Infekt: siehe oben        Meropenem 3 x 1 g i. v. x 2 – 3
 (Frau und Mann):                      kokken, P. aeruginosa              Schwerer Infekt:                   Tage, anschliessend peroral
                                                                          Piperacillin / Tazobactam          gemäss Resistenzprüfung.
                                                                          3 x 4,5 g i. v. x 2 – 3 Tage,      Insgesamt für ≥ 14 Tage
                                                                          ­anschliessend peroral
                                                                           ­gemäss Resistenzprüfung.
                                                                            Insgesamt für ≥ 14 Tage
 1)
       efinition unkompliziert: < 60 Jahre, weiblich, keine strukturellen oder funktionellen Abnormalitäten, kein Fremdmaterial, keine Im-
      D
      munsuppression, keine Schwangerschaft, keine inadäquaten Antibiotika, kein resistenter Erreger, kein vorangegangener
      Instrumenteneingriff

 Asymptomatische Bakteriurie

                                       Enterobacteriaceae                 Grundsätzlich keine Therapie.
                                       (v. a. E. coli), P. aeruginosa;
                                       Enterokokken                       Ausnahmen:
                                                                          b Schwangerschaft: Amoxicillin / Clavulansäure 2 x 1 g p. o.
                                                                             für 7 Tage
                                                                          b Nierentransplantation: ­siehe akuter HWI

 Nosokomiale Harnwegsinfektion

 Therapie analog Pyelonephritis, akut, unkompliziert, stationär
Harnwegsinfektionen                                                                                                      58
                                                                                                                          59

  Klinisches Bild                 Wichtigste Erreger            Therapie 1. Wahl              Therapie 2. Wahl

  Prostatitis (Kultur obligat!)

  Akut                            Enterobacteriaceae            Ciprofloxacin 2 x 500 mg      Trimethoprim / Sulfame-
                                                                p. o. x 21 – 28 Tage          thoxazol 2 x 960 mg p. o.
                                                                                              x 21– 28 Tage

                                  N. gonorrhoeae,               Therapie der Gonorrhoe
                                  C. trachomatis                ­gemäss Empfindlichkeits-
                                                                 prüfung (zunehmende
                                                                 Chinolonresistenz)

  Chronisch bakteriell            Enterobacteriaceae,           Ciprofloxacin 2 x 500 mg      Trimethoprim / Sulfame-
                                  P. aeruginosa, Enterokokken   p. o. x 4 Wochen              thoxazol 2 x 960 mg p. o.
  4-Gläser-Probe
                                                                                              x 4 –12 Wochen
  obligatorisch

  Chronisches, abakterielles      Unbekannt, urologische Abklärung empfohlen
  «Prostatitis-Syndrom»

  Urethritis                      N. gonorrhoeae,               Cefixim Einmaldosis           Ceftriaxon Einmaldosis
                                  C. trachomatis                400 mg p. o. + Azithromycin   250 mg i. m. + Azithromycin
                                                                Einmaldosis 1 g p. o.         Einmaldosis
                                                                                              1 g p. o. (oder Doxycyclin
                                                                                              2 x 100 mg x 7 Tage)
Lizenzkosten:
CHF 300.–
Hautinfektionen                                                                                                             60

(siehe auch ‡ Bisswunden, ‡ diabetischer Fuss, ‡ Wundinfektionen, ‡ Zeckenstich)                                            61

 Klinisches Bild              Wichtigste Erreger              Therapie 1. Wahl                  Therapie 2. Wahl

 Erysipel/Schwere Hautinfektion

 Erysipel / Zellulitis        b-hämolysierende Strepto-       Amoxicillin / Clavulansäure       Clindamycin 3 x 600 mg p. o.
                              kokken Gruppe A, S. aureus      2 x 1 g p. o. x 7 Tage            (i. v. wenn perorale Gabe
                                                                                                nicht möglich)

 schwere Haut- und            Streptokokken, S. aureus        Amoxicillin / Clavulansäure       Clindamycin 3 x 600 mg i. v.
 Weichteilinfekte                                             3 x 2,2 g i. v.                   oder Ceftriaxon 1 x 2 g i. v.

 Fasziitis, nekrotisierend ‡ Infektiologisches Konsilium obligat

                              Streptokokken Gruppe A,         b rasches chirurgisches Débridement evaluieren
                              C, G, Clostridien, polymikro­   b Ceftriaxon 2 x 2 g i. v. (Dauer nach klinischem Verlauf)
                              biell (aerob & anaerob)            + Clindamycin 4 x 900 mg i. v. (für 3 Tage)
                                                              b Gammaglobuline erwägen

 Furunkel

 Akut                         S. aureus                       i. d. R. keine Antibiotika        Amoxicillin / Clavulansäure
                                                              nötig                             2 x 1 g p. o. x 7 Tage;

 Ausgedehnt / invasiv                                         Flucloxacillin 3 x 500 mg p. o.   Clindamycin 3 x 600 mg p. o.
                                                              x 7 Tage                          x 7 Tage

 Rezidivierend                S. aureus                       Flucloxacillin 3 x 500 mg p. o.
                              (Screening gemäss               + Rifampicin 2 x 450 mg p. o. x 21 Tage
                              Hygieneordner)                  + Dekolonisation gemäss Hygieneordner
                                                              + infektiologisches Konsil (z. B. Quellensuche)

 Phlegmone bei Immunsuppression (z.B. Neutropenie)

                              Streptokokken, H. influ­        Chirurgische Therapie             Piperacillin / Tazobactam
                              enzae, Enterobacteriaceae       Cefepime 3 x 2 g. i. v.           3 x 4,5 g i. v.

 Spritzenabszess

                              Staphylokokken, Strepto-        Chirurgische Therapie             Chirurgische Therapie
                              kokken, Enterobacteriaceae      Amoxicillin / Clavulansäure       Cefuroxim 2 x 500 mg p. o.
                              MRSA suchen!                    2 x 1 g p. o. x 7 – 10 Tage
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