Gesundheitsreport 2020 - Techniker ...
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2 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Inhalt Inhalt 1 Zusammenfassung 2 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker 06 Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter 08 Erwerbspersonen nach Bundesländern 3 Arbeitsunfähigkeit 10 Arbeitsunfähigkeiten insgesamt 11 Interpretation von Stichtagsstatistiken 15 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer 15 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2019 16 Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter 18 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern 20 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen 34 Arbeitsunfähigkeit nach Berufen 39 Arbeitsunfähigkeit nach Schul- und Ausbildungsabschluss 41 Arbeitsunfälle bei Erwerbspersonen 45 Rückenbeschwerden 4 Anhang 51 Tabellenanhang 77 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Gesundheitsreport 2020 – Arbeitsunfähigkeiten, Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Unternehmenszentrale, Hamburg 22291, tk.de; Geschäftsbereich Markt und Kunde, Team Gesundheitsmanagement, Dr. Sabine Voermans. Autoren: Dr. Thomas Grobe, Sven Bessel, aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Planung und Konzeption: Albrecht Wehner; Redaktion und Beratung: Micaela Berger; Art Direction: Jenny Wirth, Stefan Mortz © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.
3 1 Zusammenfassung Der jährlich erscheinende Gesundheitsreport der Techniker Krankenstände und Arbeitsunfähigkeitsfälle Im Jahr Krankenkasse (TK) befasst sich in zwei jeweils routinemäßig 2019 wurden bei Mitgliedern der Techniker insgesamt aktualisierten Hauptabschnitten mit Arbeitsunfähigkeiten 6,16 Millionen Arbeitsunfähigkeitsfälle und 85 Millionen sowie mit Arzneiverordnungen bei Erwerbspersonen. Das Fehltage registriert. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten bei vorliegende Dokument beinhaltet Ergebnisse zu Arbeits- Erwerbspersonen sind damit im Jahr 2019 im Vergleich zum unfähigkeiten. Zudem wird im Abschnitt „Erwerbspersonen Jahr 2018 leicht gesunken. Bezieht man die 2019 erfassten mit Mitgliedschaft in der Techniker“ die Untersuchungs- Arbeitsunfähigkeitstage auf die Versicherungszeiten der population beziehungsweise Datengrundlage der Aus- Erwerbspersonen, lässt sich nach geschlechts- und alters- wertungen dargestellt. Betrachtet werden im Gesundheits- standardisierten Auswertungen für das Jahr 2019 bei report Daten zu Erwerbspersonen, zu denen neben den Mitgliedern der Techniker ein Krankenstand von 4,22 Pro- Berufstätigen auch Bezieher von Arbeitslosengeld zählen. zent berechnen. Im Vorjahr 2018 hatte der Krankenstand bei Sowohl zur Arbeitsunfähigkeit als auch zu Arzneiverordnun- 4,25 Prozent gelegen. gen werden im aktuellen Gesundheitsreport Daten über einen Zeitraum von 20 Jahren von 2000 bis 2019 analysiert. Der für 2019 ermittelte Krankenstand von 4,22 Prozent ent- spricht einer durchschnittlich gemeldeten erkrankungs- Grundlage der Auswertung bilden routinemäßig erfasste bedingten Fehlzeit von 15,4 Tagen je Erwerbsperson. Die und anonymisierte Daten zu aktuell 5,3 Millionen sozialver- Fehlzeiten sind damit von 2018 auf 2019 altersbereinigt um sicherungspflichtig beschäftigten oder arbeitslos gemel- 0,10 Tage gesunken. Dies entspricht einem relativen deten Mitgliedern der Techniker Krankenkasse. Von allen Rückgang der Fehlzeiten um 0,63 Prozent (vergleiche sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland Abbildung 4 auf Seite 11). Nachdem der Krankenstand seit waren 2019 nach einer Gegenüberstellung mit vorläufigen einem historischen Tiefstand im Jahr 2006 während des Angaben der Bundesagentur für Arbeit circa 15,5 Prozent letzten Jahrzehnts stetig angestiegen war, war es im Jahr bei der Techniker versichert. 2016 erstmals wieder zu einer Abnahme der gemeldeten AU-Zeiten gekommen, die sich auch im Jahr 2017 fortsetzte. Seit dem ersten Erscheinen werden im Gesundheitsreport Nachdem sich im Jahr 2018 ein erneuter Anstieg zeigte und der Techniker nahezu ausschließlich geschlechts- und – trotz einer Bereinigung um demografische Effekte – der altersstandardisierte Ergebnisse präsentiert. Durch die Ge- höchste Krankenstand seit Beginn der Auswertungen zum schlechts- und Altersstandardisierung werden zum einen Jahr 2000 errechnet wurde, ist der Krankenstand im inhaltlich relevante Vergleiche von Ergebnissen aus unter- aktuellen Berichtsjahr 2019 wieder etwas gesunken. schiedlichen Versichertengruppen erleichtert. Zum anderen werden bei Darstellungen zu unterschiedlichen Jahren Ent- Der Rückgang der Gesamtfehlzeiten 2019 um 0,63 Prozent wicklungen aufgezeigt, die unabhängig von demografischen resultierte dabei in erster Linie aus einer Abnahme der An- Veränderungen beobachtet werden können (vergleiche zahl der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,7 Pro- Methodische Hinweise unter tk.de/gesundheitsreport). Ent- zent, während hinsichtlich der fallbezogenen Krankheits- sprechend den Empfehlungen der Ersatzkassen werden zur dauer nur ein Anstieg um 2,1 Prozent zu verzeichnen war. Standardisierung im Gesundheitsreport seit 2013 Angaben Es wurden 2019 also weniger Arbeitsunfähigkeitsfälle als zur Geschlechts- und Altersstruktur von Erwerbstätigen in 2018 gemeldet, die 2019 etwas länger dauerten als im Deutschland aus dem Jahr 2010 genutzt. Dies gilt auch für Vorjahr. „historische“ Ergebnisse aus zurückliegenden Jahren.
4 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Zusammenfassung Regionale Unterschiede Sinkende AU-Fallzahlen und sin- kende Fehlzeiten waren 2019 im Vergleich zum Vorjahr in den meisten Bundesländern zu beobachten (vergleiche Tabelle A8 und Tabelle A10 auf Seite 55 und 57 im Anhang). Die Veränderungen im Hinblick auf die Fehlzeiten variieren Diagnosen und Trends Für den Krankenstand verantwort- zwischen einem Rückgang der Fehlzeiten von 0,61 Tagen je lich sind, bei einer Betrachtung der Ergebnisse nach einer Erwerbsperson in Bremen und einem geringfügigen Anstieg Zusammenfassung von Diagnosen in übergeordneten um 0,10 Tage in Rheinland-Pfalz (vergleiche Abbildung 13 Erkrankungsgruppen beziehungsweise ICD-10-Diagnose- auf Seite 19 sowie Tabelle A10 auf Seite 57 im Anhang). kapiteln, insbesondere psychische Störungen, Atemwegs- erkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats sowie Unverändert findet sich eine erhebliche Spannweite hin- Verletzungen 1. Von Fehltagen mit einer Zuordnung zu den sichtlich der erkrankungsbedingten Fehlzeiten in den einzel- ersten drei Erkrankungsgruppen sind unter den Erwerbsper- nen Bundesländern (vergleiche Abbildung 12 auf Seite 18). sonen mit Versicherung bei der Techniker Frauen stärker Während nach den Ergebnissen von geschlechts- und alters- betroffen. Arbeitsunfähigkeit mit einer Diagnose von Verlet- standardisierten Auswertungen eine Erwerbsperson in zungen betrifft demgegenüber Männer in größerem Umfang Baden-Württemberg oder Bayern im Jahr 2019 durch- als Frauen (vergleiche Abbildung 16 auf Seite 23). schnittlich lediglich 12,6 Tage beziehungsweise 13,3 Tage krankgeschrieben war, entfielen auf eine Erwerbsperson in Sachsen-Anhalt innerhalb des Jahres 2019 durchschnittlich jeweils 19,5 gemeldete erkrankungsbedingte Fehltage. Eine Erwerbsperson in Mecklenburg-Vorpommern war im Jahr 2019 im Durchschnitt sogar 19,8 Tage krankgeschrieben. 1 Formal ist diese Gruppierung von Diagnosen durch die Internationale statistische Klassifikation von Krankheiten vorgegeben, die in Deutschland seit 2000 in ihrer 10. Revision zur Erfassung von Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen verwendet wird (ICD-10). Die aufgeführten Erkrankungsgruppen entsprechen einzelnen „Kapiteln“ der ICD-10. In Veröffentlichungen zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement wird bei Diagnosen in einer Gruppierung nach Kapiteln der ICD-10 in Deutschland oft auch von „Krankheitsarten“ gesprochen.
5 Für den Rückgang der Fehlzeiten von 2018 auf 2019 sind in erster Linie gesunkene Fehlzeiten mit Krankheiten des Atmungssystems im Jahr 2019 verantwortlich. Auch im Hinblick auf Verletzungen und Infektionen war 2019 ein Rückgang der Fehlzeiten zu verzeichnen (vergleiche Auch im Jahr 2019 setzte sich der Trend zum Rückgang von Abbildung 17 auf Seite 24). Fehlzeiten mit Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems fort. Auf Fehlzeiten unter Diagnosen aus dieser Erkran- Krankheiten des Atmungssystems führen in der Regel kungsgruppe entfielen mit 2,7 Fehltagen je Erwerbsperson insbesondere im ersten Quartal des Jahres zu vielen 17,6 Prozent der gesamten Fehlzeiten. Damit belegte diese Fehltagen (vergleiche Abbildung 21 auf Seite 29). Im Jahr Erkrankungsgruppe 2019 hinsichtlich der Fehlzeiten den 2019 war allerdings eine schwächer ausgeprägte Grippe- zweiten Rang der Krankheitsgruppen. beziehungsweise Erkältungswelle als im Vorjahr zu verzeichnen, was zu einer geringeren Zahl an AU-Fällen und Interpretation von Stichtagsstatistiken Vom Bundes- vergleichsweise geringeren Fehlzeiten geführt hat. So war ministerium für Gesundheit (BMG) wurden regelmäßig, und bezogen auf die durchschnittlichen Fehltage pro dabei in einigen Jahren recht zeitnah nach Jahresabschluss, Versicherungsjahr bei Krankheiten des Atmungssystems kassenübergreifende Statistiken zu Krankenständen bei von 2018 auf 2019 ein deutlicher Rückgang um 7,4 Prozent Pflichtmitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung beziehungsweise 0,19 Tage je Erwerbsperson feststellbar. (GKV) veröffentlicht. Da diese Statistiken innerhalb eines Jahres auf Angaben zu jeweils nur zwölf Stichtagen beruhen, Auch für Fehlzeiten aufgrund von psychischen Störungen werden die realen Krankenstände innerhalb eines Jahres wurde 2019 erneut ein Anstieg ermittelt (vergleiche durch diese Statistiken des BMG jedoch nur unvollständig Abbildung 17 auf Seite 24). Nachdem 2016 ein leichter erfasst. Rückgang der Fehlzeiten mit Diagnosen von psychischen Störungen zu verzeichnen war, setzte sich der Trend zu Da die Differenzen zwischen den Stichtagswerten und steigenden Fehlzeiten unter entsprechenden Diagnosen seit realen Krankenständen von Jahr zu Jahr schwanken, können 2017 erneut fort (vergleiche Abbildung 18 auf Seite 26). Die Interpretationen der Stichtagsergebnisse, insbesondere im Zahl der Fehltage mit psychischen Störungen stieg 2019 im Hinblick auf Aussagen zu kurzfristigen Trends, zu falschen Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent beziehungsweise um Schlüssen führen. Um entsprechenden Fehlinterpretationen 11,4 Fehltage je 100 Versicherungsjahre, was einer Zu- vorzubeugen, befasst sich ein kurzer Abschnitt des Gesund- nahme der Fehlzeiten um rund 0,11 Tage je Erwerbsperson heitsreports mit der Veranschaulichung der entsprechenden und Jahr entspricht (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 24). Problematik (vergleiche Abbildung 5 auf Seite 12 und zuge- Damit war jede Erwerbsperson im Jahr 2019 durch- hörige Erläuterungen). So zeigen Auswertungen schnittlich 2,89 Tage unter der Diagnose einer psychischen ausschließlich auf der Basis von Stichtagswerten 2019 im Störung krankgeschrieben. Psychische Störungen bildeten Vergleich zum Vorjahr fälschlich einen Anstieg des damit im Jahr 2019 erneut die bedeutsamste Erkran- Krankenstandes, obwohl dieser nach vollständigen Daten kungsgruppe im Hinblick auf die Fehlzeiten. Im Jahr 2006 gesunken ist. waren psychische Störungen demgegenüber erst für etwa 1,4 Fehltage pro Person verantwortlich. Von 2006 bis 2019 sind Fehlzeiten unter diesen Diagnosen bei Erwerbsper- sonen altersbereinigt um insgesamt 101 Prozent gestiegen. Frauen waren auch im Jahr 2019 mit 3,6 Fehltagen deutlich stärker als Männer mit 2,3 Tagen betroffen.
6 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker 2 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker Insgesamt waren in der Techniker Ende 2019 10,6 Millionen Personen versichert. Von diesen Personen waren acht Millio- nen Mitglieder der Techniker. 2,5 Millionen Personen waren als Familienangehörige mitversichert. Die Auswertungen des Gesundheitsreports beziehen sich ausschließlich auf Daten zu den Erwerbspersonen. Berufstätige Mitglieder der Techniker stellen nach Gegen- überstellungen mit vorläufigen Beschäftigtenzahlen der Bundesagentur für Arbeit von Januar bis November des Jahres 2019 einen Anteil an allen sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten in Deutschland von circa 15,5 Prozent. Grundlagen Erwerbspersonen 6 Erwerbspersonen nach Geschlecht und Alter Abbildung 1 auf Seite 7 zeigt die Verteilung der Versicherungszeiten von Als „Erwerbspersonen“ werden im Rahmen des Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker im Jahr Gesundheitsreports sozialversicherungspflichtig 2019 nach Geschlecht und Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Beschäftigte sowie Arbeitslose mit eigenständiger 51 Prozent der Versicherungszeiten entfallen auf Männer, Mitgliedschaft in der Krankenkasse bezeichnet, die 49 Prozent auf Frauen. Im Jahr 2001 entfielen nach Auswer- zur Abgabe von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigun- tungen zum ersten Gesundheitsreport der Techniker dem- gen verpflichtet sind. Innerhalb des Jahres 2019 gegenüber erst 37 Prozent der Versicherungszeiten auf waren in der Techniker durchschnittlich 5,32 Millio- Frauen. nen Erwerbspersonen in diesem Sinne versichert, darunter 5,26 Millionen Personen im Alter zwi- Während in den Altersgruppen bis 54 Jahre Frauen etwa in schen 15 und 64 Jahren. Die Auswertungen des gleicher Zahl wie Männer als Erwerbspersonen bei der Tech- Gesundheitsreports zu einzelnen Jahren beziehen niker versichert sind, liegt die Zahl der männlichen Ver- sich jeweils auf Erwerbspersonen aus diesen sicherten in den Altersgruppen nach Vollendung des Altersgruppen. 55. Lebensjahres deutlich über der von Frauen. Im Zuge der allgemeinen demografischen Entwicklung hat sich die Alters- struktur auch unter Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker merklich verändert. Im Jahr 2001 bildeten 35- bis 39-Jährige unter den Erwerbspersonen noch die am stärksten besetzte Altersgruppe. Berichtet werden im Gesundheitsreport Ergebnisse zu Daten aus insgesamt 20 Kalenderjahren von 2000 bis 2019. Einen Schwerpunkt bilden Darstellungen der Ergebnisse zum Jahr 2019, die sich auf die Gesamtpopulation der Erwerbsperso- nen mit Mitgliedschaft in der Techniker unter Einbeziehung von arbeitslosen Mitgliedern beziehen.
7 7 Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker nach Geschlecht und Alter im Jahr 2019 VJ (Tausend) 350 300 250 200 150 100 50 0 Männer Frauen Abbildung 1 Abbildung 2 auf Seite 8 zeigt eine Gegenüberstellung der Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist in den nächsten Altersverteilung von sozialversicherungspflichtig Beschäf- 20 Jahren mit einer weiteren merklichen Veränderung der tigten in der Techniker 2019 sowie in Deutschland ins- Altersstruktur von Erwerbstätigen in Deutschland zu rech- gesamt. Die Unterschiede erscheinen eher gering. In beiden nen, wobei eine vergleichsweise große Zahl an Personen aus Populationen sind die zwei Altersgruppen von 50 bis 54 den aktuell noch stark besetzten höheren Altersgruppen aus sowie von 55 bis 59 Jahren stark besetzt. Diese Altersver- dem Erwerbsleben ausscheiden wird. teilung ist als Folge der allgemeinen demografischen Ent- wicklung in der Bundesrepublik anzusehen: Personen der Ausführliche Darstellungen zu diesem Thema finden sich im genannten Altersgruppen zählen zu den geburtenstarken Gesundheitsreport 2007 (Band 13 der Veröffentlichungen Jahrgängen der späten 1950er- beziehungsweise 1960er- zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Techniker). Jahre. In den nachfolgenden Jahren wurden in der Bundes- republik deutlich weniger Kinder geboren, entsprechend erreichen jetzt auch nur noch deutlich weniger Personen das typische Erwerbseintrittsalter als noch vor 20 Jahren (ver- gleiche Methodische Hinweise zum Thema Standardisierung unter tk.de/gesundheitsreport).
8 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker Vergleicht man die Altersverteilung der Erwerbstätigen in der Techniker mit der von Erwerbstätigen in der Bundes- republik im Detail, fällt bezüglich der Population der 8 Erwerbspersonen nach Bundesländern Die Techniker ist Mitglieder der Techniker die relative Unterbesetzung der eine bundesweit tätige Krankenkasse. Die Herkunft bezie- jüngsten Altersgruppen bei verhältnismäßig stark besetzten hungsweise die Wohnorte von Erwerbspersonen mit Mit- Jahrgängen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren auf. Die re- gliedschaft in der Techniker verteilen sich folglich auf die lativ geringe anteilige Besetzung jüngerer Jahrgänge an den gesamte Bundesrepublik. In Tabelle 1 auf Seite 9 ist die an- Beschäftigten mit Versicherung bei der Techniker dürfte aus teilige Verteilung von Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in einem verhältnismäßig hohen Anteil an Beschäftigten mit der Techniker nach ihrem Wohnort in Bundesländern im Jahr akademischer Ausbildung resultieren. Die relativ starke an- 2019 aufgelistet. teilige Besetzung der Jahrgänge im Alter zwischen 30 und 39 Jahren resultiert maßgeblich aus der Fusion der Techni- ker mit der IKK-direkt im Jahr 2009. 8 Anteil Beschäftigte nach Alter – Versicherte in der Techniker versus Deutschland im Jahr 2019 % 14 12 10 8 6 4 2 0 Anteil Beschäftigte in der Techniker Anteil Beschäftigte Deutschland Abbildung 2 (Jahresmittel Beschäftigte mit Mitgliedschaft in der Techniker 2019 versus sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland nach vorläu- figen Angaben der Bundesagentur für Arbeit zu März und Juni 2019)
9 In Berlin wohnten 7,9 Prozent aller Erwerbspersonen mit Legt man vorläufige durchschnittliche Angaben der Bundes- Versicherung bei der Techniker, in den alten Bundesländern agentur für Arbeit von Januar bis November 2019 als bevöl- (ohne Berlin) 82,8 Prozent und in den neuen Bundesländern kerungsbezogene Referenzwerte zugrunde, lassen sich für 8,9 Prozent. Einen Wohnsitz im Ausland hatten 0,5 Prozent das Jahr 2019 für die Subgruppe der sozialversicherungs- der Erwerbspersonen. Im kleinsten Bundesland Bremen wa- pflichtig beschäftigten Mitglieder der Techniker Anteile zwi- ren 0,6 Prozent aller Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in schen 5,9 und 26,4 Prozent errechnen (vergleiche Abbildung der Techniker wohnhaft, im einwohnerreichsten Bundesland 3). Dabei beträgt der Anteil der TK-Versicherten in den alten Nordrhein-Westfalen mit 24,5 Prozent knapp ein Viertel aller Bundesländern (ohne Berlin) insgesamt 15,8 Prozent, in den Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker. neuen Bundesländern 9,8 Prozent. Der höchste Anteil der TK-Versicherten an den sozialversicherungspflichtig Be- Die beschriebene Verteilung der Erwerbspersonen mit schäftigten findet sich mit 26,4 Prozent in Berlin. In diesem Mitgliedschaft in der Techniker auf Bundesländer folgt in Bundesland war im Jahr 2019 mehr als jeder vierte sozial- groben Zügen der Bevölkerungsverteilung in der Bundes- versicherungspflichtig Beschäftigte bei der Techniker ver- republik. Allerdings variiert der Anteil an TK-Versicherten in sichert. Bei einem Anteil der TK-Versicherten von 5,9 Pro- den einzelnen Bundesländern. zent war demgegenüber in Sachsen nur etwa jeder 17. so- zialversicherungspflichtig beschäftigtes Mitglied bei der Techniker. 9 Verteilung von Erwerbspersonen mit Versicherung bei 9 Anteil der TK-versicherten Beschäftigten an allen der TK auf Bundesländer im Jahr 2019 Beschäftigten nach Bundesländern im Jahr 2019 Bundesland Männer Frauen Gesamt Schleswig- Schleswig-Holstein 4,5 % 4,8 % 4,6 % 23,9 % Holstein Hamburg 23,3 % Hamburg 4,3 % 4,7 % 4,5 % Niedersachsen 14,9 % Niedersachsen 8,9 % 8,5 % 8,7 % Bremen 9,9 % Bremen 0,7 % 0,6 % 0,6 % Nordrhein- Nordrhein-Westfalen 18,1 % 24,8 % 24,2 % 24,5 % Westfalen Hessen 18,0 % Hessen 9,2 % 9,1 % 9,2 % Rheinland-Pfalz 16,7 % Rheinland-Pfalz 4,7 % 4,6 % 4,6 % Baden-Württemberg 12,3 % Baden- 11,4 % 11,0 % 11,2 % Bayern 12,8 % Württemberg Bayern 14,0 % 13,9 % 14,0 % Saarland 11,4 % Saarland 0,9 % 0,8 % 0,9 % Berlin 26,4 % Berlin 7,5 % 8,3 % 7,9 % Brandenburg 17,4 % Brandenburg 2,7 % 3,0 % 2,9 % Mecklenburg-Vorpommern 16,6 % Mecklenburg- Sachsen 5,9 % 1,8 % 1,9 % 1,9 % Vorpommern Sachsen-Anhalt 8,0 % Sachsen 1,9 % 1,8 % 1,8 % Thüringen 6,7 % Sachsen-Anhalt 1,2 % 1,3 % 1,2 % Thüringen 1,1 % 1,0 % 1,1 % Ausland Abbildung 3 (Jahresmittel Versicherte bei der Techniker 2019 versus sozial- 0,6 % 0,3 % 0,5 % versicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland im Jahr 2019 [nach vor- Tabelle 1 (anteilige Verteilung nach Wohnort) läufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit, Stand Februar 2020])
10 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 3 Arbeitsunfähigkeit 10 Arbeitsunfähigkeiten insgesamt Für die Auswertungen 1,17 Mal arbeitsunfähig gemeldet, im Jahr 2018 wurden des Gesundheitsreports wurden insgesamt gut 73 Millionen demgegenüber 1,20 AU-Fälle je Erwerbsperson gezählt. Die AU-Fälle mit 976 Millionen dokumentierten Fehltagen aus Zahl der AU-Fälle lag dabei auch 2019 mit durchschnittlich den Jahren 2000 bis 2019 berücksichtigt, darunter 6,16 Mil- 1,30 Fällen bei Frauen höher als bei Männern mit 1,05 AU- lionen Fälle mit Beginn im Jahr 2019. Allein in diesem Fällen je Person und Jahr. Kalenderjahr wurden unter Erwerbspersonen mit Versiche- rung bei der Techniker 85 Millionen erkrankungsbedingte Nach gleichfalls altersstandardisierten Berechnungen erge- Fehltage erfasst. Tabelle 2 gibt einen ersten Überblick zur ben sich für die Gesamtgruppe der Erwerbspersonen im Jahr Arbeitsunfähigkeit bei TK-versicherten Erwerbspersonen in 2019 durchschnittlich 15,4 Fehltage je Versicherungsjahr, den Jahren 2018 sowie 2019. Nicht standardisierte („rohe“) was einem Krankenstand von 4,22 Prozent entspricht Werte sind ergänzend in Tabelle A1 auf Seite 51 im Anhang (vergleiche auch Abbildung 4). Damit ist die Zahl der verzeichnet. gemeldeten Fehltage im Vergleich zum Vorjahr um 0,63 Pro- zent gesunken. Aus den in Tabelle 2 angegebenen AU-Quoten folgt, dass von den Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Tech- Der Rückgang der effektiv gemeldeten Fehlzeiten im Jahr niker 52,9 Prozent aller Frauen und 44,9 Prozent der Männer 2019 resultierte in erster Linie aus einem Rückgang der Zahl innerhalb des Jahres 2019 von mindestens einer Arbeits- der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle um 2,71 Prozent. unfähigkeit betroffen waren. Im Vergleich zum Vorjahr ist Eine einzelne Krankschreibung dauerte dagegen 2019 mit der Anteil der von mindestens einer Krankschreibung betrof- durchschnittlich 13,2 AU-Tagen je AU-Fall etwas länger als fenen Erwerbspersonen damit leicht gesunken. im Jahr 2018. Die Zahl der gemeldeten AU-Fälle erreichte 2019 bei einem Rückgang um 2,71 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einen etwas geringeren Wert. Nach altersstandardisierten Aus- wertungen von Daten der Techniker war eine durchgängig versicherte Erwerbsperson im Jahr 2019 durchschnittlich 10 Arbeitsunfähigkeit Erwerbspersonen in den Jahren 2018 sowie 2019 2018 2019 Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt AU-Quote 46,6 % 53,9 % 49,9 % 44,9 % 52,5 % 48,4 % AU-Fälle je VJ 1,08 1,33 1,20 1,05 1,30 1,17 AU-Tage je VJ 13,9 17,3 15,5 13,8 17,2 15,4 Krankenstand 3,82 % 4,74 % 4,25 % 3,79 % 4,72 % 4,22 % AU-Tage je Fall 12,9 13,0 12,9 13,2 13,3 13,2 Tabelle 2 (standardisiert)
11 11 AU-Tage je Versicherungsjahr in den Jahren 2000 bis 2019 nach Geschlecht AU-Tage je VJ 17,2 17,3 17,2 17,0 16,8 17 16,6 16,3 15,9 15,7 15,4 15,2 15,5 15,4 15,0 15,1 15,0 14,7 14,8 14,8 14,7 14,8 15 14,2 14,2 13,8 14,0 13,9 13,9 13,8 13,6 13,6 13,7 13,6 13,5 13,4 13,1 13,2 13,2 13,3 12,9 13,0 12,9 13 12,6 12,5 12,7 12,2 12,1 12,1 11,9 12,1 11,6 11,9 11,4 11,5 11,4 11,2 10,9 10,8 10,9 11 10,6 10,2 9 Frauen Gesamt Männer Abbildung 4 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) gemeldeten Fehlzeiten war erstmalig rückläufig, bis sie 2018 wieder deutlich anstieg. Die für das Jahr 2018 gemeldeten Fehlzeiten bildeten mit durchschnittlich 15,49 AU-Tagen den höchsten für Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker insgesamt berechneten Wert seit dem Jahr 2000. Das Wichtigste in Kürze Im Jahr 2019 war mit durchschnittlich 15,40 AU-Tagen Fehlzeiten 2019 wiederum ein Rückgang der Fehlzeiten im Vergleich zum Vorjahr um 0,63 Prozent zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten 11 Interpretation von Stichtagsstatistiken Aktuelle kassen- nach altersstandardisierten Auswertungen im übergreifende Angaben zum Krankenstand sind in Jahr 2019 um 0,63 Prozent leicht gesunken. Deutschland weiterhin ausschließlich in Form einer Statistik Nachdem der Krankenstand im Jahr 2018 des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) verfügbar. gestiegen war, zeigte sich im Jahr 2019 wieder Diese Statistik beruht jedoch im Gegensatz zu den im ein Rückgang der Fehlzeiten, der in erster Linie Gesundheitsreport präsentierten Zahlen lediglich auf Stich- aus einem Rückgang der durchschnittlichen tagswerten zu Krankenständen jeweils am Monatsersten; Zahl der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle beide Angaben können daher nicht direkt verglichen werden. um 2,71 Prozent resultierte. Berechnet man auf Basis von Daten der Techniker Angaben zum Krankenstand in Analogie zur BMG-Statistik, resultieren aus jeweils zwölf Stichtagswerten Krankenstandswerte für 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 von 3,72 Prozent, 3,63 Prozent, 3,78 Prozent, 3,74 Prozent, 3,89 Prozent, 4,04 Prozent, 3,94 Prozent, 3,95 Prozent und 3,97 Prozent. Seit dem Jahr 2006 waren die erfassten Fehlzeiten bis 2015 kontinuierlich gestiegen. In den Jahren 2016 und 2017 Bei einer Beschränkung der standardisierten Auswertung setzte sich dieser Trend nicht fort, und die Anzahl der von Techniker-Daten auf Pflichtversicherte (wie in der BMG-
12 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit Statistik) erhöhen sich die Krankenstände nach den leicht gesunkener Krankenstand. Gefolgt von einem Anstieg Stichtagswerten für die oben genannten Jahre auf Werte der Fehlzeiten für 2018. Der Rückgang des Krankenstandes von 4,12 Prozent, 4,04 Prozent, 4,22 Prozent, 4,19 für 2019 ist nach Stichtagswerten nicht feststellbar. Die Prozent, 4,35 Prozent, 4,51 Prozent, 4,41 Prozent, 4,43 Problematik der ausschließlichen Nutzung bestimmter Stich- Prozent und 4,46 Prozent. Im Gegensatz zu den regulären tagswerte zur Abschätzung von Krankenständen, wie sie der Auswertungen im Gesundheitsreport der Jahre 2011 bis Statistik des BMG zugrunde liegt, verdeutlicht die nach- 2015 ergeben Stichtagsauswertungen in beiden Varianten folgende Grafik. Dargestellt werden Krankenstände bei also in einzelnen Jahren auch einen leichten Rückgang des Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Techniker an ein- Krankenstands. Der Rückgang des Krankenstandes von zelnen Tagen der Jahre 2018 und 2019, wobei die in der 2015 auf 2016 bei Stichtagsauswertungen ist nicht BMG-Statistik ausschließlich berücksichtigten Werte am feststellbar. Von 2016 auf 2017 zeigt sich nach Stich- Monatsersten jeweils durch entsprechend positionierte tagswerten und Auswertungen zu allen Tagen des Jahres ein Markierungen hervorgehoben werden. 12 Krankenstände an einzelnen Kalendertagen in den Jahren 2018 und 2019 Krankenstand (%) 4,0 0,0 Krankenstand (%) 4,0 0,0 Monatserste an Wochenenden / Feiertagen Monatserste an regulären Arbeitstagen Abbildung 5 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; Markierungen kennzeichnen Werte zum Monatsersten.)
13 Deutlich werden in der Abbildung zunächst die wochen- Abschätzungen von zukünftigen Verzerrungen der Stich- zyklischen Schwankungen des Krankenstands, wobei aus- tagsstatistiken des BMG für die kommenden Jahre lassen gesprochen niedrige Werte regelmäßig an Wochenenden sich aus den nachfolgend dargestellten Vergleichen von sowie an Feiertagen und insbesondere in der Weihnachtszeit Krankenständen nach Berechnung aus Stichtagswerten beobachtet werden können – also an Tagen, an denen ein sowie nach Berechnung aus vollständigen Angaben zu allen überwiegender Teil der Arbeitnehmer regulär nicht arbeitet Tagen der Jahre 2000 bis 2019 herleiten, die auf der Basis und sich folglich auch im Falle einer Erkrankung nicht krank- von Daten zu Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der schreiben lassen muss. Zwei der für die BMG-Statistik Techniker ermittelt wurden (vergleiche Abbildung 6). Die genutzten Stichtagswerte fallen grundsätzlich auf einen typischerweise im Gesundheitsreport berichteten realen Feiertag, nämlich die am 1. Januar sowie die am 1. Mai, und Krankenstände nach Berechnungen auf der Basis von voll- repräsentieren damit bei jeder Jahresauswertung regel- ständigen Angaben zu allen Tagen der einzelnen Kalender- mäßig unterdurchschnittliche Werte (vergleiche gelbe jahre sind in der Abbildung als petrolfarbene Linie kenntlich Markierung am 1. Januar und 1. Mai). Bei Auswertung der gemacht. Die jeweils auf der Basis von zwölf Stichtags- Statistik im Sinne einer Zeitreihe über mehrere Jahre werten an den Monatsersten eines Jahres berechneten problematischer sind demgegenüber die Werte zu den Werte sind durch die gelbe Linie markiert. übrigen Monatsersten (vergleiche gelbe beziehungsweise petrolfarbene Markierung). Diese können von Jahr zu Jahr zu In Abbildung 7 finden sich schließlich Angaben zu relativen unterschiedlichen Anteilen auf Arbeits- oder Feiertage Unterschieden zwischen diesen beiden unterschiedlich be- fallen. Je mehr Monatserste auf Wochenenden und Feier- rechneten Werten in einzelnen Jahren (vergleiche zunächst tage fallen (gelbe Markierung), umso mehr unterschätzt die die dunkelblaue Linie). Während die Stichtagsergebnisse im Stichtagsstatistik den realen Krankenstand. positiven Extrem in den Jahren 2005 und 2011 fast 98 Prozent des realen Wertes für den Krankenstand erreichten Insbesondere kurzfristige Trends sollten aus den Stichtags- und damit den realen Werten weitgehend entsprachen, statistiken vor diesem Hintergrund nur sehr zurückhaltend waren es im anderen Extrem 2009 nur etwas über 90 Pro- und erst nach Überprüfung der kalendarischen Lage der be- zent. Die realen Werte wurden 2009 durch Stichtags- rücksichtigten Stichtage abgeleitet werden. berechnungen also um fast zehn Prozent unterschätzt. Entwicklung im Jahr 2019 Im Jahr 2019 gingen neben den Dieser unterschiedliche Grad der Übereinstimmung in einzel- zwei Stichtagen, die – wie oben beschrieben – in jedem Jahr nen Jahren lässt sich nahezu vollständig durch die unter- auf einen Feiertag fallen, drei weitere Stichtage – der 1. Juni, schiedliche Lage der Stichtage in Bezug auf Sonn- und der 1. September sowie der 1. Dezember – als Werte mit bundeseinheitliche Feiertage sowie durch die unterschied- unterdurchschnittlichen Krankentagen in die Berechnungen liche Lage in Bezug auf einzelne Tage im Wochenverlauf ein. (ohne Feiertage) erklären. Dabei weisen Samstage typi- scherweise annähernd ähnlich geringe Krankenstände wie Vor allem in den ersten Monaten des Jahres sind die Sonn- und Feiertage auf, während, beginnend auf einem Krankenstände aufgrund des verstärkten Auftretens von deutlich höheren Niveau, der Krankenstand von Montag bis Atemwegserkrankungen traditionell höher. Im Jahr 2019 Freitag typischerweise kontinuierlich ansteigt. So ließ sich fielen in der ersten Jahreshälfte drei der sechs Stichtage auf auf der Basis der beobachteten Werte der Jahre 2000 bis Wochentage mit vergleichsweise niedrigen Krankenständen. 2019 ein lineares Regressionsmodell zur Schätzung des Mit den Stichtagen am 1. Februar und 1. März gehen Anteils der Stichtagsergebnisse an realen Krankenstands- allerdings auch zwei Stichtage mit besonders hohen werten in den einzelnen Jahren als abhängige Variable mit Krankenständen, nämlich im typischen Zeitraum einer einem R2-Wert von 0,94 berechnen. Zur Vorhersage der Grippe- beziehungsweise Erkältungswelle im ersten Quartal Abweichungen im Kalenderjahr wurde jeweils lediglich die des Jahres, in die Berechnungen ein. Anzahl der Stichtage innerhalb einzelner Jahre an einem Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, Freitag sowie Die Konstellation der Stichtage führt so zu einer deutlichen an einem Samstag (jeweils ohne bundeseinheitliche Feier- Unterschätzung des tatsächlichen Krankenstands. Da der tage) als bekannt vorausgesetzt. Die im Modell vorherge- Krankenstand schon 2018 merklich unterschätzt wurde, sagten Anteile sind in Abbildung 6 als graue Linie vermerkt. zeigt sich auf Basis von Stichtagswerten dabei 2019 ein Anstieg des Krankenstands, während demgegenüber bei Offensichtlich ist die hohe Übereinstimmung der Modell- einer Berücksichtigung aller Kalendertage ein leichter vorhersage mit beobachteten Anteilen, weshalb beobach- Rückgang des Krankenstands zu verzeichnen ist. tete und vorhergesagte Anteile in den Jahren in der Abbil- dung kaum unterschieden werden können.
14 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 14 Krankenstand (KS) nach Stichtagswerten und vollständigen Angaben KS (%) 4,2 4,0 3,8 3,6 3,4 3,2 3,0 2,8 KS nach 365 oder 366 Tageswerten KS nach zwölf Stichtagswerten KS nach zwölf Stichtagswerten, korrigiert Abbildung 6 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) 14 Anteil Krankenstand nach Stichtagswerten an Krankenstand nach Tageswerten Anteil (%) 97,9 97,0 97,3 95,7 96,9 95 94,1 92,7 94,2 93,4 94,4 95,4 95,2 94,7 93,9 94,2 92,2 92,3 93,3 90 92,0 90,2 85 80 beobachtet vorhergesagt (gemäß Regressionsmodell) Abbildung 7 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert) Da die Lage der Stichtage auch für die Jahre nach 2019 Weitere Angaben zu vorhergesagten Abweichungen und bekannt ist, lassen sich mit dem Modell auch zukünftige An- zum verwendeten Regressionsmodell finden sich auf teile für die Jahre ab 2020 schätzen. Demnach werden die Seite 52 im Anhang. Stichtagswerte 2020 deutlich stärker als im Jahr 2019 von den realen Krankenständen abweichen. Eine geringere Abweichung ist für das Jahr 2021 zu erwarten.
15 15 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer Arbeitsunfähigkeit er- streckt sich zu einem überwiegenden Teil nur über kurze Zeiträume, langfristige AU-Meldungen stellen eher seltene Ereignisse dar. In Anbetracht der dann im Einzelfall jedoch ausgesprochen langen Erkrankungsdauer entfällt ein erheb- licher Anteil an allen gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstagen Bedingt durch die nicht einheitliche Meldeverpflichtung kön- auf diese relativ seltenen Arbeitsunfähigkeitsfälle. nen AU-Meldungen mit einer Dauer von bis zu drei Tagen in Abbildung 8 verdeutlicht diesen Zusammenhang auf der Daten von Krankenkassen nur lückenhaft erfasst sein. Basis von Daten der Techniker zum Jahr 2019, Insofern dürften Angaben zu Fallzahlen des AU-Melde- entsprechende Zahlenangaben auch für das Jahr 2018 geschehens auf der Basis von Krankenkassendaten immer finden sich in Tabelle A2 auf Seite 51 im Anhang. eine Unterschätzung der „wahren“ Häufigkeit von entspre- chenden Ereignissen darstellen. Da die Summe der erfassten 15 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2019 Mehr als ein Fehlzeiten jedoch maßgeblich durch längerfristige Krank- Drittel aller AU-Meldungen dauerten weniger als vier Tage. meldungen bestimmt wird, dürften die nach Kassendaten Mit 66,9 Prozent erstreckten sich insgesamt ungefähr zwei errechneten Krankenstände durch die Untererfassung von Drittel der Arbeitsunfähigkeitsfälle über maximal eine nur kurz dauernden AU-Fällen recht wenig beeinflusst Woche. Diesen Fällen sind allerdings lediglich 17,0 Prozent werden. der gesamten gemeldeten Fehlzeiten zuzuordnen. Dem- gegenüber entfällt auf die 5,0 Prozent der Krankmeldungen mit einer Dauer von mehr als sechs Wochen mit 50,1 Prozent knapp die Hälfte der gemeldeten Fehlzeiten. 15 Arbeitsunfähigkeit nach Dauer im Jahr 2019 1 bis 3 Tage 36,0 5,5 4 bis 7 Tage 30,9 11,5 8 bis 14 Tage 16,5 12,5 15 bis 28 Tage 8,4 12,4 29 bis 42 Tage 3,1 8,0 mehr als 42 Tage 5,0 50,1 Anteil der Fälle (%) – Anteil der Tage (%) Abbildung 8 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, Rohwerte)
16 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 16 Arbeitsunfähigkeit nach Geschlecht und Alter Die Häufig- keit und die Dauer von Arbeitsunfähigkeit variieren in Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter der Erwerbsper- Insgesamt resultieren aus Fallhäufigkeit und -dauer verhält- sonen. Jüngere Erwerbspersonen werden mit durchschnitt- nismäßig lange Fehlzeiten beziehungsweise hohe Kranken- lich rund zwei AU-Fällen je Versicherungsjahr verhältnismä- stände insbesondere in den höheren Altersgruppen (ver- ßig häufig krankgeschrieben. Nach Vollendung des 25. Le- gleiche Abbildung 11). Zahlenangaben zu den Abbildungen bensjahres finden sich nur noch etwa halb so viele Krank- finden sich in Tabelle A4 und folgende ab Seite 53 im schreibungen (vergleiche Abbildung 9). Gleichzeitig steigt je- Anhang. Bei einem zukünftig demografisch erwarteten doch bei beiden Geschlechtern mit dem Alter die fall- Anstieg des Anteils älterer Arbeitnehmer wäre auf Basis der bezogene Krankschreibungsdauer stetig. Während eine ein- Altersverteilung demnach mit einer Zunahme der krank- zelne Krankschreibung in der jüngsten Altersgruppe im heitsbedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz zu rechnen. Mittel nur knapp sechs Tage dauert, sind es nach dem 60. Lebensjahr mehr als 20 Tage (vergleiche Abbildung 10). 16 AU-Fälle je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2019 AU-Fälle je VJ 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Männer Frauen Abbildung 9 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
17 17 AU-Tage je Fall nach Geschlecht und Alter im Jahr 2019 AU-Tage je Fall 25 20 15 10 5 0 Männer Frauen Abbildung 10 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker) 17 AU-Tage je Versicherungsjahr nach Geschlecht und Alter im Jahr 2019 AU-Tage je VJ 30 25 20 15 10 5 0 Männer Frauen Abbildung 11 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker)
18 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 18 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern Abbildung 12 traditionell bundeslandabhängig merkliche Unterschiede. zeigt das AU-Meldegeschehen bei Erwerbspersonen mit Die geringsten Krankschreibungshäufigkeiten (helle Balken Mitgliedschaft in der Techniker in den 16 Bundesländern für in der Abbildung) wiesen 2019, ähnlich wie in den Vorjahren, das Jahr 2019. Diese sowie weitere Zahlenwerte auch für mit durchschnittlich 1,03 und 1,05 Fällen je Versiche- das Jahr 2018 finden sich in Tabelle A8 und folgende ab rungsjahr Erwerbspersonen mit Versicherung bei der Seite 55 im Anhang. Das AU-Meldegeschehen zeigt Techniker aus Baden-Württemberg sowie Bayern auf. 18 AU-Fälle und AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern im Jahr 2019 1,28 Schleswig-Holstein 17,0 1,13 Hamburg 15,3 1,22 Niedersachsen 16,2 1,10 Bremen 14,6 1,18 Nordrhein-Westfalen 15,8 1,21 Hessen 15,3 1,20 Rheinland-Pfalz 16,3 1,03 Baden-Württemberg 12,6 1,05 Bayern 13,3 1,17 Saarland 17,7 1,13 Berlin 16,0 1,39 Brandenburg 19,4 1,49 Mecklenburg-Vorpommern 19,9 1,28 Sachsen 15,7 1,46 Sachsen-Anhalt 19,6 1,40 Thüringen 18,1 AU-Fälle je VJ AU-Tage je VJ Abbildung 12 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert; unterschiedliche Achsenskalierung für AU-Fall- und AU-Tagesangaben)
19 Demgegenüber waren Erwerbspersonen aus Mecklenburg- von 2018 auf 2019 variieren damit zwischen einem Vorpommern mit 1,49 Fällen je Versicherungsjahr um Rückgang um 0,63 Tage je Erwerbsperson in Bremen und 45 Prozent häufiger krankgeschrieben als Erwerbspersonen einem Anstieg um 0,12 Tage je Erwerbsperson in Rheinland- aus Baden-Württemberg. Mit Ausnahme Sachsens zeigen Pfalz. Die AU-Fallzahlen sind 2019 im Vergleich zum Vorjahr sich für alle neuen Bundesländer im Vergleich zu den alten in allen Bundesländern gesunken (vergleiche auch Tabelle Bundesländern verhältnismäßig hohe AU-Fallhäufigkeiten. A8 auf Seite 55 im Anhang). Eine große Spannweite findet sich auch hinsichtlich der er- Befriedigende und empirisch belegte Erklärungen zu Ursa- krankungsbedingten Fehlzeiten. Während eine Erwerbs- chen für einzelne bundeslandspezifische Ergebniskonstel- person in Baden-Württemberg im Jahr 2019 durchschnitt- lationen existieren in der Regel nicht. Da die hier gezeigten lich 12,6 Tage krankgeschrieben war, entfielen auf eine Er- Ergebnisse entsprechend standardisiert wurden, sind werbsperson in Mecklenburg-Vorpommern innerhalb des Unterschiede in der Alters- und Geschlechtsstruktur von Jahres 2019 durchschnittlich 29,9 gemeldete Krankheits- Erwerbstätigen in den einzelnen Bundesländern für die fehltage. Auch für Versicherte der Techniker in Sachsen- dargestellten Differenzen nicht verantwortlich zu machen. Anhalt und Brandenburg finden sich im Jahr 2019 mit 19,6 und 19,4 AU-Tagen je Versicherungsjahr verhältnismäßig Insbesondere die Rangfolge der Bundesländer nach Fehl- hohe Fehlzeiten. Berlin belegt – gemessen an der Höhe der zeiten erscheint über den gesamten Beobachtungszeitraum Fehlzeiten auf Bundeslandebene – im Jahr 2019 den seit 2000, abgesehen von einigen Ausnahmen, verhältnis- neunten Rang. mäßig konstant (vergleiche Abbildung 13). Zu den Aus- nahmen zählt zweifellos Berlin. Während im Jahr 2000 in Gegenüber dem Vorjahr ist es 2019 in allen Bundesländern diesem Bundesland noch mit Abstand die höchsten Fehl- mit Ausnahme von Sachsen, Schleswig-Holstein und zeiten ermittelt wurden, belegt Berlin 2019, wie bereits Rheinland-Pfalz zu einem mehr oder weniger starken erwähnt, nur noch den neunten Rang der bundes- Rückgang der Fehlzeiten gekommen. Die Veränderungen landspezifischen Fehlzeitenstatistik. 19 AU-Tage je Versicherungsjahr nach Bundesländern in den Jahren 2000 bis 2019 AU-Tage je VJ MV 20 SA 19 BR THÜ 18 SAAR 17 SH 16 RLP NDS 15 B 14 NRW S 13 H 12 HH 11 HB BAY 10 BW 9 Abbildung 13 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
20 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 20 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen Diagnosen werden Mit rund sechs Tagen bei beiden Geschlechtern recht kurz auf Arbeitsunfähigkeitsmeldungen in Form von ICD-10- war demgegenüber die durchschnittliche fallbezogene Codes angegeben (vergleiche Methodische Hinweise und Krankschreibungsdauer bei den häufig vorkommenden Er- Ergänzungen zum Thema ICD-10-Klassifikation unter krankungen des Atmungssystems. Eine noch etwas kürzere tk.de/gesundheitsreport). Die zumeist drei- oder vierstellig fallbezogene Krankschreibungsdauer zeigt sich bei Infek- dokumentierten Codierungen lassen sich insgesamt 21 Dia- tionskrankheiten. Größere geschlechtsspezifische gnosekapiteln zuordnen, die jeweils Erkrankungen bestimm- Unterschiede hinsichtlich der fallbezogenen Dauer finden ter Organsysteme oder Erkrankungen mit anderen typi- sich bei Krankheiten des Kreislaufsystems: Während ein schen Charakteristika zusammenfassen. Umfangreiche In- Erkrankungsfall mit entsprechenden Diagnosen im Jahr formationen und Materialien zur ICD-10 finden sich auch auf 2019 unter Frauen zu einer Arbeitsunfähigkeit von 19 Tagen den Internetseiten des Deutschen Instituts für Medizinische führte, waren Männer in entsprechenden Fällen im Mittel 25 Dokumentation und Information (DIMDI) unter dimdi.de. Tage krankgeschrieben. Abbildung 14 zeigt die Häufigkeit von AU-Fällen nach Dia- Abbildung 16 zeigt, sinngemäß berechnet als Produkt aus gnosekapiteln für Erwerbspersonen mit Versicherung bei AU-Häufigkeit und fallbezogener Krankschreibungsdauer, der Techniker im Jahr 2019. Aus Gründen der Übersichtlich- den wohl für viele Betrachtungen wesentlichen Parameter keit wurden dabei einige Diagnosekapitel zusammengefasst des AU-Meldegeschehens: Angegeben wird die durch- oder bei sehr seltener Nennung gänzlich ausgelassen. Auf schnittliche krankheitsbedingte Fehlzeit, bezogen auf die dargestellten Kapitel entfallen mit 96 Prozent allerdings 100 Versicherungsjahre, bei Erwerbspersonen mit Mitglied- nahezu alle der erfassten Erkrankungsereignisse. Zahlen- schaft in der Techniker im Jahr 2019. angaben, inklusive der Werte für das Vorjahr 2018, sind der Tabelle A12 auf Seite 59 im Anhang zu entnehmen. Die meisten Krankheitsfehltage entfielen geschlechtsüber- greifend im Jahr 2019 wieder auf Erkrankungen mit Dia- Die mit Abstand häufigste Ursache von Krankschreibungen gnosen von psychischen Störungen. Mit 289 AU-Tagen je bilden traditionell Krankheiten des Atmungssystems. Im Jahr 100 Versicherungsjahre konnten dieser Erkrankungsgruppe 2019 ist es bei entsprechenden Erkrankungen gegenüber 18,8 Prozent aller Fehltage zugeordnet werden. Bei Frauen dem Vorjahr zu einem Rückgang der Fallzahlen um 3,6 wurden mit durchschnittlich 364 AU-Tagen je 100 Versiche- Prozent gekommen (vergleiche Tabelle A12 auf Seite 59 im rungsjahre deutlich mehr Fehltage als unter Männern mit Anhang). Frauen sind weiterhin merklich häufiger als Männer 225 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre erfasst. Eine betroffen: Innerhalb von 100 Versicherungsjahren wurden durchschnittliche Erwerbsperson in der Techniker war inner- 2019 (in Klammern: 2018) durchschnittlich unter Frauen halb des Jahres 2019 (bei 365 Versicherungstagen) im Mittel 42,5 (43,7) und unter Männern 33,0 (34,6) entsprechende knapp drei Tage wegen Erkrankungen mit psychischen Stö- Erkrankungsfälle registriert. Neubildungen (zu denen die rungen krankgeschrieben. meisten Krebserkrankungen zählen), Stoffwechselkrank- heiten (wie Diabetes), Hauterkrankungen, aber auch Die Erkrankungsgruppe „Krankheiten des Muskel-Skelett- Krankheiten des Kreislaufsystems (wie Bluthochdruck, Systems und des Bindegewebes“, kurz gesprochen „Erkran- Schlaganfall und Herzinfarkt) spielen bei der hier betrach- kungen des Bewegungsapparats“, belegte mit geschlechts- teten Krankschreibungshäufigkeit unter Erwerbspersonen übergreifend durchschnittlich 270 Fehltagen je 100 Ver- demgegenüber nur eine sehr untergeordnete Rolle. sicherungsjahre und einem Anteil von 17,6 Prozent an den Gesamtfehlzeiten im Jahr 2019 den zweiten Rang der Abbildung 15 zeigt die durchschnittliche Dauer von AU- Krankheitsgruppen hinsichtlich der Fehlzeiten (vergleiche Fällen mit Diagnosen aus den einzelnen Kapiteln (vergleiche auch Tabelle A14 auf Seite 61 im Anhang). Bei männlichen auch Tabelle A13 auf Seite 60 im Anhang). Ausgesprochen TK-Versicherten entfielen mit durchschnittlich 265 AU- lange dauerten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit durchschnittlich Tagen je 100 Versicherungsjahre weiter die meisten Fehl- 25 Tagen (Männer) beziehungsweise 37 Tagen (Frauen) auf- tage auf Erkrankungen des Bewegungsapparats. grund der seltenen Diagnose von Neubildungen. Eine ins- besondere bei Männern noch erheblich längere fallbezogene Es folgten bei Männern 2019 in Bezug auf ihre anteilige Arbeitsunfähigkeitsdauer zeigt sich sonst nur bei Diagnosen Bedeutung am Krankenstand in absteigender Reihenfolge von psychischen Störungen, die bei Männern und Frauen die Kapitel „Psychische Störungen“, „Krankheiten des 2019 zu Krankschreibungen über fallbezogen durchschnitt- Atmungssystems“ und „Verletzungen“. lich 45 beziehungsweise 42 Tage führten.
21 Bei weiblichen Erwerbspersonen führten 2019 demgegen- des Atmungssystems“. Zu deutlich weniger Fehltagen als bei über „Psychische Störungen“ zu den meisten gemeldeten Männern führten bei Frauen „Verletzungen“, die unter weib- Erkrankungstagen. Mit absteigender Bedeutung folgten lichen Erwerbspersonen 2019 Rang vier im Hinblick auf „Krankheiten des Bewegungsapparats“ und „Krankheiten Ursachen von Fehlzeiten belegten. 21 AU-Fälle je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2019 11,9 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 13,4 1,3 Neubildungen 1,9 0,6 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 0,7 5,0 Psychische und Verhaltensstörungen 8,7 4,9 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 7,2 2,4 Krankheiten des Kreislaufsystems 2,3 33,0 Krankheiten des Atmungssystems 42,5 9,8 Krankheiten des Verdauungssystems 10,2 1,4 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 1,3 14,9 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 14,0 1,3 Krankheiten des Urogenitalsystems 4,0 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 2,1 6,7 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 10,1 8,2 Verletzungen, Vergiftungen 6,8 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 AU-Fälle Männer Frauen je 100 VJ Abbildung 14 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
22 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 22 AU-Tage je Fall nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2019 5,6 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 5,8 24,8 Neubildungen 36,9 27,4 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 26,3 Psychische und Verhaltensstörungen 41,9 12,5 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 11,2 24,7 Krankheiten des Kreislaufsystems 18,9 6,3 Krankheiten des Atmungssystems 6,4 6,6 Krankheiten des Verdauungssystems 6,3 12,7 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 11,5 17,7 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 19,8 12,1 Krankheiten des Urogenitalsystems 7,9 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 11,9 12,1 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 11,5 20,7 Verletzungen, Vergiftungen 19,8 0 5 10 15 20 25 30 35 40 AU-Tage Männer Frauen je Fall Abbildung 15 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
23 23 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre nach ICD-10-Diagnosekapiteln im Jahr 2019 67 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten 78 33 Neubildungen 69 15 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 19 225 Psychische und Verhaltensstörungen 364 60 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 81 60 Krankheiten des Kreislaufsystems 44 207 Krankheiten des Atmungssystems 273 65 Krankheiten des Verdauungssystems 64 18 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 15 265 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems 277 15 Krankheiten des Urogenitalsystems 32 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett 25 81 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 116 170 Verletzungen, Vergiftungen 135 0 50 100 150 200 250 300 350 AU-Tage Männer Frauen je 100 VJ Abbildung 16 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
24 Gesundheitsreport 2020 Arbeitsunfähigkeiten – Arbeitsunfähigkeit 24 Veränderungen der Fehlzeiten 2019 versus 2018 nach ICD-10-Diagnosekapiteln Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten -3,2 -4,5 -1,4 Neubildungen -1,7 1,8 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten 2,0 10,0 Psychische und Verhaltensstörungen 14,3 1,2 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 1,6 -0,4 Krankheiten des Kreislaufsystems -0,5 -17,8 Krankheiten des Atmungssystems -17,8 -1,3 Krankheiten des Verdauungssystems -0,9 -0,5 Krankheiten der Haut und der Unterhaut 0,2 -2,2 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems -0,3 1,0 Krankheiten des Urogenitalsystems -0,3 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett -1,3 0,9 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde 0,4 -4,9 Verletzungen, Vergiftungen -3,3 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 AU-Tage Männer Frauen je 100 VJ Abbildung 17 (Erwerbspersonen mit Mitgliedschaft in der Techniker, standardisiert)
25 Die zum Teil auch gegenläufigen Veränderungen der Fehl- psychischer Störungen zwischen 2002 und 2005 legt die zeiten in einzelnen Diagnosekapiteln von 2018 zum Jahr Gegenüberstellung der beiden Abbildungen den Schluss 2019 zeigt Abbildung 17. Bei beiden Geschlechtern ausge- nahe, dass der Anstieg vor 2006 maßgeblich aus steigenden prägt und für die Gesamtentwicklung der Fehlzeiten bestim- Fehlzeiten (bei einer gleichfalls steigenden Zahl) von arbeits- mend ist der Rückgang der Fehltage mit Erkrankungen des los gemeldeten Erwerbspersonen resultierte. Atmungssystems im Jahr 2019. Die Entwicklung der Fehlzeiten mit der Diagnose psychischer Bei Fehlzeiten mit psychischen Störungen lässt sich vom Störungen in den Jahren 2007 bis 2019 betrifft demgegen- Jahr 2018 zum Jahr 2019 erneut ein Anstieg feststellen. über die Subgruppe der Berufstätigen in vergleichbarem Dabei ist dieser Anstieg besonders auf höhere Fehlzeiten mit Umfang wie die Erwerbspersonen insgesamt (vergleiche psychischen Störungen bei Frauen zurückzuführen. Seit auch Tabelle A15 auf Seite 62 im Anhang). Dies lässt sich da- dem Jahr 2006 ist ein Trend zur ständigen Zunahme der mit nicht auf steigende Arbeitslosenzahlen oder steigende Fehlzeiten unter entsprechenden Diagnosen zu Fehlzeiten bei Arbeitslosen zurückführen. verzeichnen, der nur in den Jahren 2013 und 2016 zwi- schenzeitlich unterbrochen wurde. Die Fehlzeiten unter der Diagnose psychischer Störungen bei Berufstätigen 2019 markieren mit 258 AU-Tagen je 100 Geringfügig rückläufig waren im Jahr 2019 bei Männern und Versicherungsjahre in dieser Gruppe den höchsten Stand Frauen erneut Fehlzeiten mit Erkrankungen des Bewegungs- seit Beginn der Auswertungen zum Jahr 2000 (mit seinerzeit apparats. 129 AU-Tagen je 100 VJ). Im Vergleich zum Jahr 2000 lagen die Fehlzeiten unter der Diagnose von psychischen Störun- Trend der Fehlzeiten Den Trend der Fehlzeiten innerhalb gen bei Berufstätigen 2019 damit um 100 Prozent höher. der letzten Jahre in ausgewählten, anteilig relevanten Dia- Seit dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt 2006 war bei Berufs- gnosekapiteln, auf die zusammen etwa zwei Drittel aller tätigen bis 2012 eine Zunahme um 76 Prozent zu ver- Fehltage entfallen, verdeutlicht Abbildung 18. Dargestellt zeichnen. 2013 und 2016 war demgegenüber mit 223 und sind die relativen Veränderungen in einzelnen Diagnose- 242 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre jeweils ein leichter kapiteln seit 2000, wobei für das Ausgangsjahr 2000 allen Rückgang der Fehlzeiten unter der Diagnose von psychi- Kapiteln ein Wert von 100 Prozent zugeordnet wurde. Auf- schen Störungen bei Berufstätigen zu beobachten, der be- fällig erscheint in Abbildung 18 an erster Stelle das Ergebnis ginnend mit dem Jahr 2017 von einem erneuten Anstieg der im Hinblick auf psychische Störungen: Fehlzeiten mit entsprechenden Diagnosen abgelöst wurde. Nachdem die Fehlzeiten unter entsprechenden Diagnosen Auffällig erscheinen bei der Betrachtung der längerfristigen zwischen 2000 und 2005 stetig gestiegen sind (+ 19 Prozent Verläufe auch die Veränderungen der Fehlzeiten aufgrund bis 2005), ist von 2005 auf 2006 ein gravierender Rückgang von Atemwegserkrankungen. In den Jahren nach 2003 zei- erkennbar. Die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Stö- gen sich deutlich schwankende Werte ohne eindeutigen rungen lagen 2006 damit auf demselben Niveau wie 2000. Trend, die sich am ehesten durch unterschiedlich stark aus- Dieser Rückgang 2006 resultierte teilweise aus einer verän- geprägte Grippe- und Erkältungswellen in den einzelnen derten Zusammensetzung der Untersuchungspopulation: Jahren erklären lassen. Diese Deutung lässt sich nach Aus- Bedingt durch gesetzliche Bestimmungen im Zusammen- wertungen zu Krankenständen im Wochenmittel bestätigen, hang mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II (ALG II) bei denen ausschließlich Arbeitsunfähigkeitsfälle mit ICD-10- konnten längerfristig Arbeitslose als eine überdurchschnitt- Diagnosen berücksichtigt wurden, die typischerweise bei Er- lich von psychischen Erkrankungen betroffene Gruppe bei kältungen im weiteren Sinne Verwendung finden (vergleiche Auswertungen ab 2006 nicht mehr berücksichtigt werden. Abbildung 20, Erläuterungen im Gesundheitsreport aus dem Jahr 2006 ab Seite 86). Ein immer noch deutlicher Rückgang der Fehlzeiten auf- grund von psychischen Störungen von 2005 auf 2006 lässt sich jedoch auch bei einer Beschränkung der Auswertungen ausschließlich auf Berufstätige nachweisen, an deren Zu- sammensetzung sich durch die Einführung des ALG II defini- tionsgemäß nichts Grundsätzliches verändert hat (verglei- che Abbildung 19). Damit können die relativ niedrigen Fehl- zeiten im Jahr 2006 also keinesfalls ausschließlich aus der Nichtberücksichtigung von ALG-II-Empfängern resultieren. Lediglich in Bezug auf den Anstieg von Fehlzeiten wegen
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