Inspiration Matterhaus - Studienauftrag im selektiven Verfahren - Jurybericht 15.07.2021 - Amazon AWS
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Römisch-Katholische Kirchgemeinde Muri AG Inspiration Matterhaus Studienauftrag im selektiven Verfahren Jurybericht 15.07.2021
Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung 1.1 Ausgangslage 4 1.2 Ziele des Studienauftrags 4 1.3 Aufgabenstellung 5 2 Verfahren 2.1 Veranstalterin 6 2.2 Studienauftrag 6 2.3 Beurteilungsgremium 6 2.4 Fachliche Begleitung und generelle Vorprüfung 7 2.5 Teilnehmende 7 2.6 Preissumme / Entschädigung 7 2.7 Fragenbeantwortung 7 2.8 Zwischenbesprechung 7 3 Jurierung 3.1 Abgabe Studienauftrag 8 3.2 Vorprüfung 8 3.3 Zulassungsentscheide 8 3.4 Beurteilung 8 3.5 Jurierung Studienauftrag 9 4 Würdigung der Projekte 4.1 Deplus Architekten 10 4.2 Stöckli Grenacher Schäubli AG 13 4.3 ARGE Winterberg 16 4.4 Camponovo Baumgartner Architekten 19 4.5 matchbox 22 MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 2 von 31
4.6 matterson 25 5 Empfehlungen des Beurteilungsgremiums 29 6 Generelle Würdigung 30 7 Gehnehmigungen 7.1 Genehmigung Kirchenpflege 31 7.2 Unterschriften Beurteilungsgremium 31 MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 3 von 31
1 EINLEITUNG 1.1 Ausgangslage Die Römisch-Katholische Kirchgemeinde Muri AG (Kirchgemeinde) ist eine selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts und untersteht dem öffentlichen Beschaffungswesen. Sie ist Teil der Römisch- Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau. Die Rechtsgrundlagen sind in der Dokumentensammlung der «Römisch-Katholischen Kirche im Aargau» (Dokumente, www.kathaargau.ch) abrufbar. Die Kirchgemeinde umfasst alle der Römisch-Katholischen Landeskirche angehörenden Einwohnerinnen und Einwohner der politischen Gemeinden Muri AG, Buttwil und Geltwil, zurzeit rund 4'500 Personen. Die Mitgliederzahl sinkt tendenziell und die Finanzkraft der Kirchgemeinde ist zurzeit beständig. Die Kirchenpflege als Exekutivorgan der Kirchgemeinde stellte bezüglich den vorhandenen Infrastrukturen Handlungsbedarf fest. Besonders ins Auge gefasst wurde der bestehende Pfarrsaal, welcher sich unterhalb der Katholischen Pfarrkirche St. Goar befindet. Der Raum ist nur über mehrere Stufen begehbar und genügt den heutigen Ansprüchen nicht mehr. Man erachtet einen Umbau an gleicher Stelle nicht als zielführend. Das Projekt für einen neuen Pfarreisaal beim Matterhaus ist prioritär und Gegenstand des vorliegenden Studienauftrags. Beim Matterhaus handelt es sich um ein ursprünglich bäuerliches Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert. Die Räume werden seit Jahrzehnten für Jugendarbeit und der Kirche nahestehende Gruppierungen genutzt. Das Gebäude wurde anfangs der 1990er Jahre umfassend saniert. Dabei entstand im Dachgeschoss ein grösserer Saal für Veranstaltungen (Dachstube). Die Räumlichkeiten im Matterhaus, abgesehen von der öffentlichen WC-Anlage auf Niveau Kirchrain, sind nicht barrierefrei und nur über Treppen erreichbar. Nach 30jähriger intensiver Nutzung ist das Matterhaus sanierungsbedürftig. Auf der gleichen Parzelle wie das Matterhaus befindet sich ein Einfamilienhaus (Friedhofweg 4). Die Kirchenpflege beabsichtigt dieses Gebäude abreissen zu lassen, um genügend Platz für das Projekt «Inspiration Matterhaus» zu generieren. Mit dem Um- respektive Neubau der Liegenschaft «Matterhaus» am Friedhofweg 2 und des neuen Pfarreisaals können alle öffentlich genutzten Räume der Kirchgemeinde an einem Ort zusammengeführt werden. Es entsteht ein Pfarrei- und Vereinszentrum in nächster Nähe der Kirche. Der Platz vor der Kirche soll durch das Projekt «Inspiration Matterhaus» deutlich aufgewertet werden. Die Gestaltung beziehungsweise Einbettung des Um-/Neubaus soll Umgebung und eventuell zukünftige Erweiterungsbauten gesellschaftsorientiert und ganzheitlich miteinbeziehen. Es entsteht ein Begegnungsort, der weiterhin generationenübergreifend genutzt werden soll und auf die zukünftigen Bedürfnisse der sich wandelnden Gesellschaft ausgerichtet ist. 1.2 Ziele des Studienauftrags 1. Aufzeigen eines architektonisch überzeugenden Projekts, welches sich optimal in die Umgebung integriert. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 4 von 31
2. Erstellen einer Entscheidungsgrundlage über den Erhalt des Matterhauses oder über einen Neubau. 3. Das Projekt soll wirtschaftlich, termingerecht und ökologisch sinnvoll ausgeführt werden können. 4. Der zukünftige Betrieb soll wirtschaftlich erfolgen und für die Nutzerinnen und Nutzer zweckmässig sein. 5. Die Architektur soll das Gemeindeleben mit Begegnungszonen unterstützen und muss generationenübergreifend nutzbar sein. 6. Das neue Pfarrei- und Vereinszentrum soll verschiedenen Anspruchsgruppen zur Verfügung stehen, auch nichtkirchlichen Gruppierungen. Unterschiedliche Nutzungen (Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche, Jugendarbeit, Chorproben, öffentliche Veranstaltungen usw.) sollen gleichzeitig möglich sein. Der dafür notwendigen Bauweise (Lärmdämmung) ist Rechnung zu tragen. 7. Das Projekt soll die Attraktivität der Pfarrei nachhaltig und positiv beeinflussen können. 1.3 Aufgabenstellung Die Kirchenpflege als Exekutivorgan der Römisch-Katholischen Kirchgemeinde Muri AG beabsichtigt, zukünftig alle öffentlich genutzten Räume der Kirchgemeinde am Standort Friedhofweg 2 in nächster Nähe zur Kirche zusammenzuführen und damit ein eigentliches Pfarrei- und Vereinszentrum zu schaffen. Mitten im Ortskern von Muri AG soll einerseits ein lebendiges Zentrum für das Gemeindeleben entstehen und andererseits der Kirchbühl architektonisch aufgewertet werden. Die Umsetzung beinhaltet zwei Schwerpunkte: Den Um- respektive Neubau der bestehenden Liegenschaft «Matterhaus» sowie den Neubau eines Pfarreisaals auf dem dazugehörigen Grundstück. An der angrenzenden Parzelle befinden sich mehrere Objekte mit Substanz- und Denkmalschutz. Das Katholische Pfarrhaus (Kirchbühlstrasse 10) sowie der Turm und die Kreuzigungsgruppe der Katholischen Pfarrkirche St. Goar stehen unter kantonalem Denkmalschutz. Die Pfarrkirche als Ganzes verfügt über einen Substanzschutz. Das Matterhaus ist von baurechtlichen Schutzinstrumenten nicht betroffen. Aufgrund seiner Umgebung von historischer Bedeutung und übergreifender Volumenwirkung werden alle Eingriffe in enger Zusammenarbeit mit den entsprechenden Amtsstellen, insbesondere der Kantonalen Denkmalpflege, erfolgen müssen. Die geringe Distanz zur Pfarrkirche bedarf in der Gestaltung «Inspiration Matterhaus» höchste Sensibilität und grösste Sorgfalt zur schutzwürdigen Umgebung. Es ist den Teilnehmenden freigestellt, inwieweit die bestehende Substanz der Liegenschaft «Matterhaus» erhalten bleiben soll. Ein vollständiger Abbruch ist denkbar. Der Studienauftrag als Verfahren im Dialog, nicht anonym, wurde deshalb gewählt, weil die Komplexität der vorliegenden Aufgabe, namentlich die Bedürfnisse der Auftraggeberin resp. Veranstalterin, die Anforderungen an das hindernisfreie Bauen sowie an heutige Standards mit den Vorgaben der Denkmalpflege in Übereinstimmung zu bringen, aus fachlicher Sicht den direkten Dialog zwischen dem Beurteilungsgremium und den Teilnehmenden erfordert. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 5 von 31
2 VERFAHREN 2.1 Veranstalterin Veranstalterin ist die Römisch-Katholische Kirchgemeinde Muri AG, vertreten durch die Baukommission und die Kirchenpflege. 2.2 Studienauftrag Der Studienauftrag wird als zweistufiges Verfahren im Dialog, also nicht anonym, gestützt auf die Ordnung SIA 143 Ausgabe 2009 und im selektiven Verfahren durchgeführt. Das gesamte Verfahren untersteht dem GATT/WTO-Übereinkommen der interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen IVöB und dem Submissionsdekrets des Kantons Aargau. Die Ordnung SIA 143 gilt subsidiär zu den Bestimmungen des öffentlichen Beschaffungswesens. Präqualifikation (PQ) Aufgrund der Ausschreibung konnten sich interessierte Architekturbüros für die Bearbeitung der Aufgabe bewerben. Anhand von Bewerbungsunterlagen mit vorgegebenen Eignungskriterien traf das Beurteilungsgremium eine Auswahl von sechs Planungsbüros, die zur Teilnahme am Studienauftrag eingeladen wurden. Studienauftrag in zwei Phasen Im Rahmen des Studienauftrags wird im diskursiven Verfahren der Projektvorschlag gesucht, der die unter 1.2 formulierten Ziele des Studienauftrags optimal erfüllt. In der ersten Phase fand die Begehung und eine Zwischenbesprechung statt. Die zweite Phase beinhaltete die Weiterbearbeitung bis und mit Abgabe der Arbeiten. 2.3 Beurteilungsgremium Entsprechend der Ordnung SIA 143 für die Durchführung von Studienaufträgen setzt sich das Beurteilungsgremium wie folgt zusammen: Sachpreisrichter resp. Vertreter - Hans-Peter Frey, Präsident der Baukommission (Vorsitz), Mitglied der Veranstalterin: der Römisch-Katholischen Kirchenpflege Muri AG, Muri AG (2) - Brigitte Keusch, Mitglied der Römisch-Katholischen Kirchenpflege Muri AG, Muri AG Ersatz-Sachpreisrichter: - Thomas Suter, Präsident der Römisch-Katholischen Kirchenpflege Muri AG, Muri AG Fachpreisrichter: - Prof. Christian Zimmermann, Dipl. Architekt ETH SIA BSA, Bern (3) - Balz Käppeli, Dipl. Bauleiter, Muri AG - Teo Rigas, Dipl. Architekt FH SIA, Leiter Bau und Planung, Gemeinde Muri AG Ersatz-Fachpreisrichter - Ernst Hess, Dipl. Architekt ETH SIA, Schinznach-Bad Berater/Experten ohne - Reto Nussbaumer, Kantonale Denkmalpflege des Kt. Aargau Stimmrecht: MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 6 von 31
2.4 Fachliche Begleitung und generelle Vorprüfung MSL Ingenieure AG, Pilatusring 2, 5630 Muri AG Bearbeitung: Martin Hard Hess Architektur AG, Bahnhofstrasse 42, 5116 Schinznach-Bad Bearbeitung: Ernst Hess 2.5 Teilnehmende Das Beurteilungsgremium wählte im Rahmen der Präqualifikation vom 13. Oktober 2020 aus 40 eingereichten Bewerbungen folgende sechs Architekturbüros/Teams aus und lud zur Teilnahme am Projektwettbewerb ein: - ARGE Winterberg, Luzern - Camponovo Baumgartner Architekten GmbH, Zürich - Deplus Architekten GmbH, Zürich - Hummburkart Architekten GmbH, Luzern - Leismann AG, Bern - Stöckli Grenacher Schäubli AG, Zürich Alle Teilnehmenden haben ein Projekt zur Beurteilung und Jurierung eingereicht. 2.6 Preissumme / Entschädigung Jedes zur Beurteilung zugelassene Projekt wird mit einer festen Entschädigung von sFr. 15'000.- exkl. MwSt. honoriert. Kosten für Fachplanung, Spezialisten, Modelle, Plankopien etc. werden nicht separat vergütet. Die Entschädigung ist nicht Bestandteil eines späteren Honorars. 2.7 Fragenbeantwortung Die Gelegenheit, schriftlich Fragen zu stellen, wurde von den Teilnehmenden genutzt. Alle eingereichten Fragen sowie die dazugehörigen Antworten wurden jedem Teilnehmenden schriftlich zugestellt. 2.8 Zwischenbesprechung An der obligatorischen Zwischenbesprechung vom 24. Februar 2021 stellten die Teams ihre Zwischenergebnisse dem Beurteilungsgremium vor. Die Erkenntnisse aus der Zwischenbesprechung wurden im Programm Studienauftrag vom 15. März 2021 festgehalten und den Architekturbüros zugestellt. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 7 von 31
3 JURIERUNG 3.1 Abgabe Studienauftrag Abgabe Pläne Die Abgabe der Pläne erfolgte bis zum Freitag, 11. Juni 2021, 16 Uhr. Alle Projekte sind termingerecht eingetroffen. 3.2 Vorprüfung Vorprüfungsbericht Die eingegangenen Arbeiten wurden bezüglich der Einhaltung der Rahmenbedingungen und Anforderungen Studienauftrag, der gesetzlichen Vorgaben und des Raumprogramms durch die Verfahrensbegleitung geprüft. Die Ergebnisse der Vorprüfung wurden in einem separaten Bericht zusammengefasst und dem Beurteilungsgremium für die Jurierung zur Verfügung gestellt. Die eingegangenen Unterlagen der Teilnehmenden sind vollständig und entsprechen den Vorgaben aus dem Programm Studienauftrag vom 15. März 2021. Das Raumprogramm und deren Änderungen aus der Zwischenbesprechung wurden umgesetzt und die entsprechenden Flächenmasse sind ausgewiesen und eingehalten. Es wurden keine Verstösse am Planungsperimeter festgestellt. Die baurechtlichen Aspekte sind ebenfalls eingehalten. Im Rahmen der Vorprüfung wurden mittels Kostenmatrix die Baukosten für BKP 1-2 grob abgeschätzt, um die Beiträge auf Wirtschaftlichkeit vergleichen zu können. 3.3 Zulassungsentscheide Das Beurteilungsgremium beschloss, sämtliche Beiträge zur Beurteilung zuzulassen. 3.4 Beurteilung Beurteilungskriterien Für die Beurteilung gelten die folgenden Kriterien (Zuschlagskriterien): - Qualität des ortbaulichen Konzepts für die Neugestaltung des Pfarrei- und Vereinszentrums. - Architektonische Qualität der Neu- und/oder Umbauten in ihrer äusseren Erscheinung (Volumetrie, Gestaltung, Materialisierung) in Bezug zur Pfarrkirche und der näheren Umgebung sowie deren innenräumlichen Qualitäten. - Funktionalität und betriebliche Qualitäten der Gesamtanlage. Qualität der Erschliessung, der Zugänge und Verbindungen, Flexibilität der Nutzungen, Einbezug des Aussenraumes. - Wirtschaftlichkeit (Erstellung, Betrieb und Unterhalt). - Das Projekt soll den Vorstellungen des Denkmal- und Ortsbild- schutzes gerecht werden. Die Reihenfolge enthält keine Wertung; das Beurteilungsgremium wird aufgrund der aufgeführten Kriterien eine Gesamtwertung vornehmen. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 8 von 31
3.5 Jurierung Studienauftrag Die Beurteilung erfolgte am 23.06.2021 unter Teilnahme des Beurteilungsgremiums und der Verfahrensbegleitung. Die Beurteilung lief wie folgt ab: Aktenstudium in Gruppen, Das eingehende Studium der Projekte erfolgte in Gruppen von gegenseitige Vorstellung Sachpreisrichter/-innen und Fachpreisrichter. In einem ersten Rundgang Projekte wurden die Projekte durch einen Fachpreisrichter wertungsfrei vorgestellt. Das Ziel war, die Arbeiten kennenzulernen und die Absichten der Verfassenden zu verstehen. Erster Beurteilungsrundgang In einem ersten Beurteilungsrundgang wurden die Einschätzungen des Beurteilungsgremiums zu den einzelnen Projekten eingehend diskutiert. Dabei wurden vier Beiträge mit konzeptionellen, nicht heilbaren Mängeln einstimmig ausgeschieden. Dies waren entweder eine fehlende, überzeugende Gesamtidee und/oder funktional und betrieblich nicht korrigierbare Mängel. Davon betroffen waren die Projekte: - ARGE Winterberg, Luzern - Camponovo Baumgartner Architekten GmbH, Zürich - Hummburkart Architekten GmbH, Luzern - Leismann AG, Bern Zweiter Beurteilungsrundgang Der zweite Beurteilungsrundgang erlaubte dem Beurteilungsgremium zu allen Arbeiten die Erkenntnisse aus der gegenseitigen Vorstellung der Projekte und des ersten Beurteilungsrundgangs zu repetieren und festzuhalten. Die im ersten Beurteilungsrundgang ausgeschiedenen Projekte wurden dabei als ausgeschieden bestätigt. Die beiden Arbeiten in der engeren Auswahl wurden einander gegenübergestellt und verstärkt beurteilt. Aus ökonomischer, betrieblicher Betrachtung und aus architektonischen Gründen schied ein weiteres, fünftes Projekt aus: - Stöckli Grenacher Schäubli AG, Zürich Kontrollrundgang Der Kontrollrundgang fand am 01.07.2021 unter erneuter Teilnahme des Beurteilungsgremiums inklusive Experten statt. Dabei wurde explizit auf die ortsbildliche Setzung und der Würdigung der hierarchischen Anordnung des Ensembles eingegangen. Der Kontrollgang bestätigte einstimmig die am 23.06.2021 getroffenen Empfehlungen, auf welche im Kapitel 5 eingegangen werden. Als bestes Projekt für den Studienauftrag «Inspiration Matterhaus» wird jenes des folgenden Teams empfohlen: - Deplus Architekten GmbH, Zürich MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 9 von 31
4 WÜRDIGUNG DER PROJEKTE 4.1 Deplus Architekten Projektverfasser deplus Architekten GmbH Grubenstrasse 37, 8045 Zürich Mitarbeit Gabriele Demme, Dipl. Arch. ETH Franziska Plüss, Dipl. Arch. FH Beigezogene Fachplaner Baumanagement Baldinger Baumanagement GmbH, Ausserdorfstrasse 23, 5107 Schinznach Dorf Landschaftsarchitektur Benedikt Stähli Landschaftsarchitektur, Sinserstrasse 8, 6330 Cham MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 10 von 31
Würdigung Das vorliegende Projekt ist eines von zwei Beiträgen, das mit einem freistehenden Solitärbau neben dem Matterhaus das bestehende Ensemble, Katholische Pfarrkirche St. Goar und Matterhaus, komplettieren soll. Ortsbauliche Eingliederung, Aussenräume und Erschliessung: Das Neubauvolumen des Pfarreisaals steht selbstbewusst und präzise an der Westkante des Kirchhügels. Durch seine klare, eindeutige Setzung und seine zum Matterhaus ausgewogene Proportion vermag es differenzierte Aussenräume zu schaffen. Zwischen dem Matterhaus und dem Pfarreisaal wird, wie selbstverständlich ein kleines, idyllisches, mit Kies besetztes Plätzchen gebildet. Mit einem Baum wird dieser Kiesplatz zu einem Ort, dem Pfarreihof. Über diesen führt auch der Friedhofweg zum Vorplatz der Kirche. Dieser spannt sich zwischen dem Matterhaus und der Pfarrkirche auf. Der Obstbaumgarten liegt dem Matterhaus vorgelagert. Vom Pfarreihof kann auf ihn herabgeschaut und gleichzeitig die Aussicht genossen werden. Es entstehen verschiedene kleinere, dem Umfeld entsprechend gut proportionierte Aussenräume. Der Eingang in den Pfarreisaal respektive ins Foyer ist semantisch einfach aber gut erkennbar gestaltet. Der Eingang ins Matterhaus ist demgegenüber sehr angemessen zurückhaltend ausformuliert. Die walmdachartige Dachform über dem Pfarreisaalneubau senkt sich ostseitig so, dass ein eingeschossiger Nebenbau vermutet werden könnte, zur Talseite hingegen zeigt sich das Walmdach fast herrschaftlich und feudal. Ein gekonntes Spiel mit Hierarchien. Das Vordach wird allseitig vor Wärme und Wetter schützend massiv über die Fassadenflucht hinausgezogen. Eine schützende und gleichwohl demütige Geste dem Matterhaus gegenüber. Die Traufen liegen markant unter diesen des ländlich-bäuerlichen Wohnhauses. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 11 von 31
Charakteristik und architektonische Qualität: Charakteristisches Merkmal des neuen Bauwerks ist die walmartige Dachform mit der ostseitigen Oblichtverglasung. Die im Ansatz systematisierten Erd- und Untergeschossfassaden treten leicht in den Hintergrund. Zusammen mit der weit auskragenden Dachform schafft das vertikal gegliederte Verglasungsband im Pfarreisaal einen atemberaubenden, fast spektakulären Prachtsaal. Dieser darf kaum unterteilt werden. Dafür stehen alternativ im Untergeschoss unterteilbare Räume zur Verfügung. Die Konstruktion des Dachs lässt hingegen noch einige Fragen offen. Im bestehenden Altbau soll gleichwohl die Jungwacht und der Blauring untergebracht werden. Auch hier soll ein neues Treppenhaus mit Lift eingebaut werden. Der Standort ist gut gewählt, so dass die Erschliessung in der Dachaufsicht nicht in Erscheinung tritt. Organisation und Funktionalität: Die drei geforderten Funktionseinheiten, Saal, Vereinszimmer sowie Unterricht- und Sitzungsräume wurden nach Meinung der Jury optimal in die bestehenden und neuen Räume integriert. Im Annexbau der Pfarreikirche verbleibt die Kapelle an ihrem Standort. Weiter werden dort Archivräume untergebracht. Die Integration der Vereinszimmer ins Matterhaus wurde auch hier als gute Idee bezeichnet. Der neue Pfarreisaal und das Foyer wurden von der Jury gelobt. Der Pfarreisaal mit dreiseitiger Aussicht muss als spektakulär bezeichnet werden. Die Schulungs- und Sitzungsräume befinden sich im Untergeschoss des Neubaus, so auch die WC-Anlagen. Die Erschliessung ins Untergeschoss, insbesondere die Ankunft im UG ist, verglichen mit anderen Räumen, weniger gelungen. Darüber hinaus vermag die Küche mit ihrer Lage im Erdgeschoss das Foyer nicht direkt bedienen. Wirtschaftlichkeit: Vorliegender Projektbeitrag ist eines der wirtschaftlichsten Projekte. Es konzentriert sich auf das Wesentliche und konsumiert dabei gleichzeitig sparsam Volumen. Fazit: Der Projektbeitrag der Deplus Architekten wird von der Jury als ausserordentlich guter ortsbaulicher und architektonischer Beitrag qualifiziert. Die Jury empfiehlt der Auftraggeberin vorliegendes Projekt zur Weiterbearbeitung. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 12 von 31
4.2 Stöckli Grenacher Schäubli AG Projektverfasser Stöckli Grenacher Schäubli AG Waserstrasse 16, 8032 Zürich Beigezogene Fachplaner Landschaftsarchitektur Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH, Vulkanstrasse 120, 8048 Zürich Bauingenieur WaltGalmarini AG, Drahtzugstrasse 18, 8008 Zürich Bauakustik Gartenmann Engineering AG, Badenerstrasse 415, 8003 Zürich MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 13 von 31
Würdigung Das neue Pfarrei- und Vereinszentrum soll als Teil einer Gesamtkomposition aller kirchlichen Nutzungen auf dem Hügel um die Katholische Pfarrkirche St. Goar verstanden und erkannt werden. Dem Matterhaus wird in dieser Komposition keine Bedeutung beigemessen und dieses wird somit abgebrochen. An seiner Stelle wird eine neue, von Westen wuchtig in Erscheinung tretende Aussichtplattform errichtet. Diese soll den Vorplatz von St. Goar der Bedeutung des Ortes als Pfarrgemeindezentrum entsprechend ausweiten und an diesem Ort sollen alle Wege und Erschliessungen auf dem Kirchhügel sich treffen. Die südliche Platzfront wird vom gedeckten Aussenraum des neuen Pfarreisaals begrenzt. Der präzise Bezug des Neubaus zum Portikus und den Seitenschiffen der Pfarrkirche unterstreicht die Zentrumsfunktion des Platzes – insgesamt entsteht ein stimmiges ortbauliches Konzept, in welchem der neue, zweischiffig in Erscheinung tretende Pfarreisaal mit dem Sockel des neuen Pfarreiplatzes ein neues, von weit aus dem Siedlungsraum sichtbares Zeichen der kirchlichen Nutzungen prägt. Die typologische und gestalterische Umsetzung des Projekts folgt leider zu wenig der Einfachheit und Logik des ortbaulichen Konzepts: Der Versuch, die Nutzungen des Pfarreisaals in einer zweischiffigen, aus der Analogie zum dreischiffigen Kirchenraum abgeleiteten Grundrisstypologie zu organisieren, scheitert: Die einfache Linearität der zweischiffigen Grundrissdisposition wird durch die Nutzungsorganisation in der Foyerschicht verunklärt mit der Anordnung zahlreicher raumgreifender Nutzungen: Küche, Garderobe, Lagerräume und auch das Treppenhaus zur Erschliessung der Untergeschossnutzungen verengen den Zugang zum Saal und der Bühne derart, dass ein zweiter, aus der Volumetrie kaum erkennbarer zweiter Eingang notwendig wird. Damit bleibt das Foyer diagonal versetzt vom MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 14 von 31
Saal getrennt, ein direkter räumlicher Bezug kann nur durch eine Raumerweiterung nach Westen erreicht werden. Dadurch entstehen ungünstige, kaum möblier- und bedienbare, vom direkten Bühnenbezug zumeist abgetrennte Raumproportionen. Die meisten der auf den Plänen aufgezeigten Möblierungs- und Nutzungsvarianten wirken deshalb unglaubwürdig. Und die vielen aufwändig zu bedienenden Schiebewänden belasten mit ihrer technischen, von Turnhallen bekannten Anmutung die Raumatmosphäre. Der architektonische Ausdruck nimmt keinen Bezug zur zweischiffigen Grundrisstypologie, indem die strukturelle Offenheit zum Platz mit ungünstig proportionierten, lochartigen Einzelöffnungen verschlossen bleibt. Demgegenüber wirkt die westliche Trauffasse als zu offen, insbesondere das Untergeschoss wirkt mit den grossen Öffnungen neben dem massiven Platzsockel noch ungeklärt. Der grosse Fensteranteil in den Sälen wird ohne dauernde Beschattung zu massiver Überhitzung nicht nur während des Sommers führen. Im nördlichen Sockel der Pfarrkirche werden – über eine neu eingefügte Längsarkade erschlossen – die Räume für die Jugendlichen angeboten. Diese Disposition ist möglich, allerdings wird damit die Integration der Jungen in die Kultur und Verantwortlichkeit der Kirchgemeinde erschwert. Die neue, offene Arkadensituation wird seitens des Beurteilungsgremiums als eher unwirtlich in Atmosphäre und aufwändig im Unterhalt beurteilt. In ihren Erläuterungen unterstreichen die Verfassenden die Nachhaltigkeit und die Zukunftsfähigkeit ihres Projekts – einerseits, weil «nur das Notwendige» gebaut werde. Und dieses «Notwendige» extrem flexibel nutzbar sei. Das Beurteilungsgremium kann dieser Argumentation nicht folgen: der Abbruch des Matterhauses wird weniger ortbaulich denn als «wenig zukunftstauglich» begründet. Eine Aussage, welche angesichts der fast 200-jährigen Nutzungsgeschichte zumindest fraglich bleibt bzw. in anderen Projekten klar widerlegt wird durch eine verträgliche Nutzungszuordnung. Und anderseits werden die Nutzflächen des Hauptgeschosses ohne Zwang massiv ausgeweitet, was letztlich den Ansprüchen an Nachhaltigkeit in Erstellung, Betrieb und auch Grauenergieeinsatz nicht zu genügen vermag. Unterstrichen wird diese Einschätzung dadurch, dass das Projekt von allen Projekten deutlich das teuerste und aufwändigste ist gemäss Grobkostenschätzung. Aus einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Programm entwickeln die Verfassenden vielfältige und schöne Ideen für die Nutzung des Kirchhügels als neues Zentrum der Kirchgemeinde. Das entwickelte ortbauliche Konzept ist eine mögliche Antwort auf den Abbruch des Matterhauses. Das nun vorliegende Projekt zeigt aber in funktionalen, gestalterischen und auch atmosphärischen Belangen zu viele Mängel und kann deshalb keine Grundlage bieten für die Weiterbearbeitung. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 15 von 31
4.3 ARGE Winterberg Projektverfasser ARGE Winterberg Geissbühler Venschott Architekten, Mühlemattstrasse 16, 6004 Luzern Mitarbeit Dieter Geissbühler, Dipl. Arch. ETH SIA BSA Gerlinde Venschott, Dipl. Ing. Arch. HfbK Beigezogene Fachplaner Landschaftsarchitektur Christoph Wey Landschaftsarchitekten GmbH, Neustadtstrasse 7, 6003 Luzern Christoph Wey, Landschaftsarchitekt FH BSLA Natalie Heidrich, Landschaftsarchitektin BSc FHO MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 16 von 31
Würdigung Aus ihrer sorgfältigen Analyse des Ortes und der Aufgabe für die Zwischenkritik und den Rückmeldungen des Beurteilungsgremiums entwickeln die Verfassenden ihre These für den Entwurf weiter: Suffizienz soll prioritär erreicht werden durch die Abdeckung möglichst aller Bedürfnisse aus dem Bestand. Konsequent sollen alle nicht zwingend abzubrechenden Bauten und Teilbereiche erhalten und mittels subtraktiver Eingriffe für die neuen und zukünftigen Anforderungen ertüchtigt werden. Dass die Katholische Pfarrkirche St. Goar in der letzten Erweiterung dem Matterhaus zu nahe gerückt ist, wird als Teil der Bedeutungsgeschichte und als Ausdruck des Selbstbewusstseins der Kirchgemeinde aufgefasst und in Kauf genommen. Architektonisch reagiert das Projekt darauf nun mit einer schönen Klärung der Aussenräume: eine Vorgartenzone zum Matterhaus und der geometrisch gefasste «Matterplatz» als Referenz zum Aufgang zum Kirchenportikus klären den Kirchplatz räumlich präzise. Atmosphärisch weitet sich der Bereich nach Norden zum neu gestalteten Aufenthaltsbereich um den versetzten Brunnen und bietet in der Gesamtheit aller Massnahmen nun trotz räumlicher Enge eine stimmige und attraktive Aussenraumfolge. Dem Dogma des Erhaltens folgend, bleiben sowohl Matterhaus wie auch dessen Anbau bestehen – lediglich das Einfamilienhaus wird rückgebaut und durch ein wuchtiges, in Anlehnung an historische Hofstätte abgeleitetes Saalgebäude ersetzt. Der Anbau wird in diesem Ensemble neu nun Zwischenbau und soll als Foyer Zugang und Adresse bilden für das Matterhaus und auch den Pfarreisaal. In der Wirkung als zusammengebaute Baugruppe erscheint die Anlage nun eher ortsfremd und zu mächtig, das Matterhaus in seiner Wirkung verunklärend. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 17 von 31
Im Entfernen aller Deckenbeläge über dem Erdgeschoss des Bestandes werden die Räumlichkeiten für die aktuelle Nutzung umgestaltet, wobei die Deckenbalken erhalten bleiben. Konsequenterweise wird zur räumlichen Klärung auch das Treppenhaus des Matterhauses abgebrochen, wodurch die Notwendigkeit entsteht, die Dachstube aufwändig über einen Galerieboden über dem Foyer zu erschliessen. Die Vertikalverbindung soll über eine zwischen Foyer und neuem Saal eingeschobene Treppenanlage erfolgen, welche gleichzeitig den Anschluss an den westlichen Gartenbereich und den Gewölbekeller sicherstellt. Das Beurteilungsgremium würdigt explizit den Versuch, Nachhaltigkeit durch den weitestgehenden Erhalt aller Bauten zu erzielen. Gleichzeitig stellt es aber auch fest, dass das Projekt in diesem Versuch die Zielsetzung verfehlen muss, weil die durch den Erhalt erzwungene Raumorganisation enorme Mehrflächen und -volumen generiert, die sowohl in Erstellung wie insbesondere auch im Betrieb letztlich mit grossem Zusatzaufwand erkauft werden. Zudem ergeben sich aus den selbst gesetzten Zwängen unübersichtliche und wenig flexible Raumkonstellationen: das Foyer als reiner Durchgangsraum kann nicht als separater Raum belegt werden, die Erschliessungsschicht vor dem Saal beengt dessen Eingangssituation und die Dachstube ist kaum auffindbar. Die Idee, die Räume der Jungwacht und des Blaurings mit Überhöhe auszuzeichnen, wird als räumlich interessant, aber auch als zu aufwändig und Ehrfurcht erheischend erachtet. Die geringe Stockhöhe im Bestand könnte ebenso gut als schöne Ausgangslage genutzt werden, den Jugendlichen einen Freiraum für das intime und eigenverantwortliche Einnisten anzubieten. Der neue Pfarreisaal wird architektonisch expressiv und dominant unter einem mächtigen Dach gefasst. Gezielt gesetzte Fensterelemente und das attraktive Nordlicht vom First erzeugen eine kontrollierte, stark introvertierte Stimmung, welche aber für viele angedachte Nutzungen zu sakral erscheint. Die Sichtbeziehung von Innen- zum Aussenraum falliert. Der architektonische Ausdruck des Neubauvolumens ist sorgfältig hergeleitet und soll das grosse Volumen als zeitgemässe öffentliche Nutzung erkennbar machen. Interessant sind auch der Vorschlag zur Integration von PV-Anlagen in die architektonische Gesamtkonzeption und die Überlegungen zur natürlichen Belüftung der Räume. In der Ausgestaltung des Übergangs von Bestand zu Neubau und auch in der Befensterung der Dachflächen des Verbinderbaus vermag das Projekt noch nicht zu überzeugen. Bedingt durch das grosse Volumen liegt das Projekt deutlich über dem Durchschnitt aller Grobkostenschätzungen. Ebenfalls bedingt durch die grossen Flächen und die nicht zugänglichen Fassadenbereiche ist auch mit überdurchschnittlichen Betriebskosten zu rechnen. Der Entwurfsprozess überzeugt in vielen Belangen: von der sorgfältigen und umfassenden Analyse über das einfache ortbauliche Konzept bis hin zur These, den Bestand für die Zukunft in möglichst schonender Art zu ertüchtigen. In der unbeirrten Konsequenz der Umsetzung dieser These überdehnt das Projekt letztlich das Angebot, so dass die angestrebte Suffizienz und auch Angemessenheit zur Aufgabenstellung nicht mehr erreicht werden können. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 18 von 31
4.4 Camponovo Baumgartner Architekten Projektverfasser camponovo baumgartner architekten bsa sia Geroldstrasse 31, 8005 Zürich Mitarbeit Luca Camponovo, Dipl. Arch. ETH BSA SIA Marianne Baumgartner, Dipl. Arch. ETH BSA SIA Fabian Thomas Reiner, MSc Arch. ETH, MA AA Deborah Truttmann, MSc Arch. ETH Sarah Rüegg, BSc Arch. ETH Tina Ewald, BSc ETH Beigezogene Fachplaner Landschaftsarchitektur Eder Landschaftsarchitekten, Wasserwerkstrasse 129, 8037 Zürich Felix Eder, Landschaftsarchitekt BSLA Bauingenieur Mario Rinke Bauingenieur, Goldbrunnenstrasse 128, 8055 Zürich Mario Rinke, Dr. sc. ETH, Dipl. Ing. TU MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 19 von 31
Würdigung Das vorliegende Projekt ist eines von zwei Beiträgen, das mit einem freistehenden Solitärbau neben dem Matterhaus das bestehende Ensemble, Katholische Pfarrkirche St. Goar und Matterhaus, komplettieren soll. Der südseitige Anbau wird zugunsten des Neubaus rückgebaut. Der Teilerhalt des Matterhauses stehe laut den Projektverfassern im Zeichen von «reduce, reuse, recycle». Ortsbauliche Eingliederung, Aussenräume und Erschliessung: Das Neubauvolumen des Pfarreisaals steht prominent an der Westkante des Kirchhügels. Durch seine klare, ja eindeutige Setzung wird zusammen mit der Pfarrkirche der Kirchplatz aufgespannt, auf dem das Matterhaus zu stehen scheint. Die scheinbar so gewonnene Platzanlage wird leider durch die enorme Ausdehnung des neuen Bauwerkes verdrängt. Praktisch allseitig entstehen enge, teilweise unattraktive Aussenräume. So vermag die südseitige Parkplatzanlage, als Beispiel, nicht zu funktionieren. Der etwas kleingliedrige Aussenraum zwischen Matterhaus und Neubau soll, neben dem Pfarreisaal, auch für kulturelle Aufführungen benutzt werden können. Eigens dafür wurde die Fassadenfront um zwei Achsen zurückversetzt, so dass die Aufführung wettergeschützt durchgeführt werden kann – eine gute und charmante Idee. Die Eingangssituation wird mit dieser Geste jedoch etwas verunklärt. Die Treppe in den Garten wirkt im Übrigen etwas zu überdimensioniert. Die Firstrichtung verläuft parallel zur Hangkante. Die symmetrische Dachform über dem Pfarreisaal wird talseitig über dem Foyer durch ein Pultdach verlängert. So schaffen es die Verfassenden, trotz enormer Ausdehnung des Neubaus, dass sich der Baukörper gegenüber dem bestehenden historischen Zeitzeugen gut unterordnet. Die Traufen MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 20 von 31
liegen markant unter jenen des ländlich-bäuerlichen Wohnhauses. Fragwürdig indes erscheint die auf die Ostseite gesetzte Dachgaube. Typologie und architektonische Qualität: Typologisch wird mit dem Neubau die historisch gewachsene, landwirtschaftliche Tradition fortzuführen versucht. Der Neubau erinnert in seinem Ausdruck an eine Scheune. Die Projektverfasser haben sich diesbezüglich, richtigerweise, intensiv mit der systematischen Holzbinderkonstruktion im Scheunenbau auseinandergesetzt. Diese verleiht dem Pfarreisaalbau den eigentümlich architektonischen Ausdruck, innen wie aussen. Zweifelsohne gelingt den Architekten, zwischen Matterhaus und Pfarreisaal, ein typologisch- historischer Dialog. Die gewählte Konstruktionssystematik soll im Pfarreisaal Raumaufteilungen ermöglichen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie die Raumaufteilung mit der Dachgaube in Einklang gebracht werden soll. Die Gaube soll dem Saal als Lichtquelle dienen. Die räumlich architektonische Qualität dieser Geste wird vom Beurteilungsgremium in Frage gestellt. Im bestehenden Altbau soll die Jungwacht und der Blauring untergebracht werden. Den Plangrundlagen zu entnehmen ist, dass die Grundstruktur nicht verändert werden soll. Einzig ein neues Treppenhaus mit Lift soll im Matterhaus eingebaut werden. Schade, liegt dieses in der südwestseitigen Ecke des Altbaus und ragt über die Traufe hinaus. Organisation und Funktionalität: Die drei geforderten Funktionseinheiten, Saal, Vereinszimmer sowie Unterricht- und Sitzungsräume wurden nach Meinung der Jury optimal in die bestehenden und neuen Räume integriert. Die Erschliessung der einzelnen Sitzungsräume im Annexbau der Pfarrkirche wurde bemängelt. Die Integration der Jugendräume ins Matterhaus wurde als gute Idee bezeichnet. Der neue Pfarreisaal mit Foyer wurde indes kritisiert. Das Foyer mit Aussicht Richtung Südwest wird mit den funktionalen Raumeinbauten, Office, Abstellraum etc. in seiner Kraft etwas degradiert. Die Treppe ins UG führt nur zu Technik-, WC- und Lagerräumen. Im Untergeschoss hätten repräsentativere Funktionen untergebracht werden können. Der Pfarreisaal hat kaum attraktive Sichtbeziehungen zum Aussenraum und auch die Belichtung wird durch mögliche Unterteilungen zusätzlich geschwächt. Wirtschaftlichkeit: Die Wirtschaftlichkeit liegt bei diesem Projekt, verglichen zu den anderen Projektbeiträgen, im mittleren Bereich. Der Projektbeitrag hätte etwas komprimierter ausformuliert und so etwa 20% der Baukosten eingespart werden können. Fazit: Der Projektbeitrag der Camponovo Baumgartner Architekten wird von der Jury als guter ortsbaulicher wie architektonischer Beitrag qualifiziert. Mit den erläuterten Kritikpunkten wird dieses Projekt jedoch nicht in die engere Wahl genommen. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 21 von 31
4.5 matchbox Projektverfasser hummburkart architekten Mariahilfgasse 1, 6004 Luzern Mitarbeit Peter Humm, Dipl. Arch. / Denkmalpflege MAS ETH Matthias Burkart, Dipl. Arch. ETH SIA Yvonne Hoffmann, Dipl. Ing. Arch. Skandar Khan, Zeichner EFZ Arch. Beigezogene Fachplaner Landschaftsarchitektur LAND SCHAFFT Landschaftsarchitekten Sursee, Industriestrasse 9, 6210 Sursee Lukas Spälti Jennifer Brodkorb MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 22 von 31
Würdigung Die Verfassenden entscheiden sich auf Grund ihrer ortsbaulichen und geschichtlichen Analyse bewusst für den Abbruch des Matterhauses. Sie sehen darin die Chance, die bestehende Kirchenanlage mit ihren Gebäuden, Wegen, Plätzen und ihren raumdefinierenden Umgebungsmauern als Einheit zu stärken und mit einem integrierenden und „nicht additiven Bau an richtiger Stelle“ zu ergänzen. Die Proportionen und die nach Süden gerückte Anordnung des fein gegliederten Bauvolumens fügen sich harmonisch in den Ort und die Nachbarschaft ein und die Katholische Pfarrkirche St. Goar erhält mit der westlichen Ausweitung wieder einen stimmigen Vorplatz. Die Rückstaffelung ihres Volumens entlang der Ostfassade und in der Höhe in drei vermeintlich unabhängige Segmente begründen die Projektverfasser ortbaulich: nördlich sollen Rückstaffelung und geringste Bauhöhe die Pfarrkirche in ihrer Bedeutung unterstreichen, südlich begrenzt die Enge des letzten Segments den Kirchenvorplatz und formuliert den Übergang zum Wohnquartier, die grösste Bauhöhe soll in der Komposition räumlich den Pfarreisaal erkennbar zeigen. Durch diese in sich stimmigen ortbaulichen Setzungen ergeben sich für die Organisation des Erdgeschossgrundrisses (Platzniveau) unauflösbare Zwänge. An prominentester Lage zum Aufgang zum Kirchhügel sind in der kleinsten Grundrissfläche nur Lager- und WC- Räume angeordnet hinter fensterlosen Fassaden. Und die östlich vorgelagerte, mit Brüstungen zum Platz abgesetzte Laubenschicht trennt alle inneren Nutzungen vom Kirchenvorplatz, so dass das neue Pfarrei- und Vereinszentrum insgesamt beziehungslos und «stumm» wirkt zu allen öffentlichen Bereichen. Die dreiteilige Rück- und Höhenstaffelung verunklärt zudem die Erschliessungssituation, indem nur der erste, scheinbar abgerückte MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 23 von 31
und unbedeutendste Zugang direkt ins Foyer führt – die beiden anderen, räumlich prominenteren Eingänge münden am Foyer vorbei direkt vor oder in den Eingangsbereich des Saals. Mit der Setzung der Küche in den Erschliessungsbereich zwischen Saal und Foyer und aller Nebenräume (auch dem Lager zur Küche) nördlich des Foyers ergeben sich Konflikte zwischen Anlieferung, Publikumswegen und der Organisation eines angemessenen Garderobenbereiches, so dass das Foyer trotz räumlichen Qualitäten in seiner Nutzung als Ankunfts- und Begegnungsraum stark beeinträchtigt wird. Der Vorschlag, das Unterrichtszimmer im Erdgeschoss zum Foyer ausweiten zu können, ist interessant – auch wenn die flexible Raumteilung als zu aufwändig beurteilt wird, ist das Raumangebot mit Saal, grosszügigem Foyer und Unterrichtszimmer für vielfältige Veranstaltungen ein interessantes Angebot. Der Pfarreisaal ist gut proportioniert – die Lage der Eingänge beeinträchtigt aber die Nutzung der Bühne. Und die Befensterung wirkt zu formalistisch aus dem Fassadenbild abgeleitet: die schmalen Blendschlitze nach Süden in Kombination mit den grossen Fensterflächen nach Westen mit ihrem (zu) hohen Licht- und Wärmeeinfall erzeugen eine für festliche Anlässe eher ungeeignete Atmosphäre. Die Räume für Jungwacht und Blauring sowie die Ministranten und das zweite Unterrichtszimmer sind im Untergeschoss angeordnet. Die Schnittlage im Terrain ergibt eine eher unattraktive, dunkle Korridorerschliessung. Das Untergeschoss wird mit einer zweiten, unteren Adressierung direkt vom Kirchrain her erschlossen und kann so unabhängig von den Saalnutzungen im EG betrieben werden. Die Zugangssituation ist räumlich, aber unbefriedigend gelöst, indem der grosszügige, geschützte Eingangsbereich direkt in die Einengung vor dem Liftzugang mündet. Der architektonische Ausdruck und die Materialwahl sind sorgfältig erarbeitet und dargestellt und grundsätzlich der Bedeutung der Nutzung und des Ortes angemessen. Im Erdgeschoss zeigen die aufwändigen Erschliessungslauben indes keine Kohärenz zwischen aussenräumlicher Wirkung und innerer Nutzungs- und Erschliessungslogik. Das Projekt weist grundsätzlich eine einfache Bauweise mit durchreichender Tragstruktur auf. Allerdings ergeben sich im Übergang zwischen Sockel- und gestaffeltem Erdgeschoss einige aufwändige Vor- und Rücksprünge. Im Quervergleich liegt das Projekt bezüglich Wirtschaftlichkeit im Durchschnitt aller Projekte. Das Projekt überzeugt in der ortbaulichen Neuinterpretation mit stimmigen Aussenräumen und dem feingliederigen Volumen sowie in der Sorgfalt des erarbeiteten gestalterischen Ausdruckes. Aus diesen selbstgesetzten Vorgaben ergeben sich aber typologisch für die Organisation des Betriebes zu viele Einschränkungen, so dass das Projekt in der vorliegenden Form keine Grundlage für eine Weiterbearbeitung sein kann. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 24 von 31
4.6 matterson Projektverfasser LEISMANN AG Architektur Stadtplanung, Engehaldenstrasse 20, 3012 Bern Mitarbeit Stefan Leiseifer, Dipl. Ing. Arch. TH SIA Roman Lehmann, Arch. HTL BSA Camillo Mingaia, MSc Arch. UniFi Hannah Becker, MSc Arch. KIT Beigezogene Fachplaner Baumanagement Akeret Baumanagement AG, Sandrainstr. 3, Postfach 27, 3000 Bern 13 Kevin Strahm, Dipl. Techniker HF Hochbau Landschaftsarchitektur extrā Landschaftsarchitekten AG, Schönburgstrasse 52, 3013 Bern Simon Schöni, Dipl. Ing. Landschaftsarchitekt FH BSLA SIA NDS Ge Gao, Landschaftsarchitektin, M.A. MAS in Urban Design Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Wasserwerkgasse 29, 3011 Bern Jan Stebler, Dipl. Bauingenieur ETH Gebäudetechnik EPRO Engineering AG, Bahnhofstrasse 4, 3073 Gümligen Marc Wüthrich, Dipl. Energieingenieur NDS FH Energie und Bauphysik Weber Energie und Bauphysik AG, Gutenbergstrasse 14, 3011 Bern Simon Grünig, Dipl. Holzbauingenieur FH SIA MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 25 von 31
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Würdigung Die Projektstrategie begründet sich klar aus der Analyse der Verfassenden über den Ort und dessen Bauten sowie den vorhandenen landschaftsgestaltenden Strukturen. „Mit der besonderen direkten Lage am Kirchrain prägt das Matterhaus die ortsbauliche Situation auf dem Kirchbühlhügel und bildet die Identität des Ortes. Die Sicht auf die Pfarrkirche St. Goar wird verdeckt aber geschützt. Gegenüber, auf der anderen Seite des Kichrains, markiert eine prächtige Zeder den Ort. Beide Elemente schaffen eine räumliche Kompression, welche den Reiz und die Besonderheit der nicht perfekten Komposition ausmacht. Umlaufende Mauern fassen die wesentlichen Grünraume und bilden klare Abgrenzungen zur Friedhofsanlage. Emotional stellt das Matterhaus Vertraut- und Verbundenheit mit dem Ort für die Gemeinde und deren BesucherInnen her. Die Situation bedarf nicht einer vollständigen neuen Ordnung, sondern einer Überführung durch Ergänzung und Weiterbauen in ein neues Zeitalter; zusammen mit dem bestehenden Matterhaus“. Die vorgeschlagene Gesamtfigur integriert sich in den topografischen Kontext, nimmt Rücksicht auf die bestehenden örtlichen Strukturen, stärkt die räumliche Definition des Kirchplatzes und ist klar adressiert. Der neue Saal soll als Ergänzungsbau ein neues Gleichgewicht herstellen zum Haupt- und Nebenbau des Matterhauses. Dazu dockt er, leicht abgewinkelt, an den ehemaligen Ökonomieteil des Matterhauses an. Der Saal und die zweigeschossige Nebenraumschicht werden mit einem Raumfachwerk überspannt, dessen Ränder gleichzeitig die Dachform des Nebenbaus des Matterhauses übernehmen. Dieser wird bis auf den Dachstuhl und den Gewölbekeller abgebrochen und als zweigeschosshoher Foyerraum mit der Fassadenstruktur des neuen Saales wieder aufgebaut, so dass schliesslich ein neuer Saal und ein neues Foyer mit dem Matterhaus zusammengebaut sind. Diese Verschmelzung ist in vielerlei Hinsicht fraglich. - Erschliessung: Die bestehende Erschliessung im Nebengebäude wird abgebrochen und als Eingriff in die Struktur des Matterhauses neu eingebaut. Der Liftschacht durchstösst die Dachflächen im Gratbereich. - Nutzungsmöglichkeiten Foyer: Diese sind aus Platzgründen, bei Parallelveranstaltungen und aus feuerpolizeilichen Gründen sehr eingeschränkt. - Komplexität der Gebäudestruktur – formale Verwandtschaft: Durch die formale Anlehnung und die Weiterführung der bestehenden Dachlandschaft entstehen Dachvolumen, die nicht erlebbar oder nicht nutzbar sind. Die Traufhöhe des Matterhauses sowie die Firsthöhe des Nebenbaus werden übernommen. Dadurch erhält das Matterhaus mit dem höchsten First eine grössere Präsenz, respektive der Neubau mit seiner grösseren Ausdehnung nimmt sich etwas zurück gegenüber der „älteren Dame“. Die horizontale Gliederung des nach aussen gekehrten Tragskeletts aus Ortbeton folgt der Zweigeschossigkeit des Matterhauses. Von aussen gesehen ist diese verwandtschaftliche Massstäblichkeit der Fassadengliederung noch reizvoll, im Saal und im Foyer innen aber ist sie weniger verständlich. Die atmosphärische Stimmung im Saal ist geprägt durch die stark gegliederten Aussenwandflächen. Die Befensterung schafft teilweise unattraktive, störende Aussenbezüge auf den Parkplatz und auf den Erschliessungsweg der Wohnparzellen. Die Nebenraumschicht ist überdimensioniert und die Erschliessung der Technikräume nicht ausgewiesen. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 27 von 31
Die Gesamtfigur schafft unterschiedliche Qualitäten in den neu definierten Aussenräumen. Der Kirchenvorplatz wird durch die Stellung des Pfarreisaals klarer begrenzt, die bestehende Terrasse vor dem Matterhaus bleibt bestehen und kann als geschützter Aussenraum, in direktem Bezug zum Foyer, vielfältig genutzt werden. Die Aussenbereiche um den Pfarreisaal weisen geringere Aufenthaltsqualitäten auf. Die Gesamtfigur vermag die Jury final nicht zu überzeugen. Sie beurteilt die Ergänzung der Anlage mit einem Solitär als die bessere Lösung wie das Andocken mit einem Neubau ans Matterhaus. Die Nutzung des Matterhauses als Jugendhaus entspricht sehr der bestehenden Gebäudestruktur. Trotz angedachter Nutzung des Nebenbaus als Foyer wird die Chance verpasst, die darin vorhandene Vertikalerschliessung im überhohen Raum neu zu gestalten, um damit nicht noch einmal in die originale Bausubstanz des Matterhauses einzugreifen. Die bestehende WC-Anlage im UG soll die Bedürfnisse der Kirchgänger/-innen, der Friedhofsbesucher/-innen, der Saalbenützer/- innen und der Jugendlichen abdecken. Diese Multifunktionalität ist zwar sehr wirtschaftlich, die einzelnen funktionalen Einheiten können aber nicht autonom betrieben werden. Die Unterrichts- und Sitzungszimmer sind neu in der heutigen Kapelle und dem heutigen Pfarrsaal disponiert. Die dazu notwendigen Umbauten sind adäquat. Die funktionale Einheit ist zentral erschlossen und räumlich sehr gut organisiert. Die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes kann im Gesamtvergleich als gut bis sehr gut bewertet werden. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 28 von 31
5 EMPFEHLUNGEN DES BEURTEILUNGSGREMIUMS Das Beurteilungsgremium kam nach intensiver Auseinandersetzung mit den eingereichten Projekten zu folgenden Schlussfolgerungen und Empfehlungen: Das Beurteilungsgremium empfiehlt der Auftraggeberin einstimmig das Planungsteam Deplus Architekten GmbH aus Zürich mit der Ausführung der vorgesehenen Aufgabe zu beauftragen. Das vorliegende Projekt Studienauftrag ist als verbindliche Projektidee zu betrachten, als Grundlage für die Weiterentwicklung der Vorprojektierung. Die nachfolgenden Empfehlungen sollen dabei aufgenommen und in Varianten nachgewiesen werden. - Der neue Pfarreisaal ist nicht unterteilbar. Dem gegenüber steht ein UG mit zwei Unterrichtsräumen, welche durch Abtrennungen äusserst flexibel nutzbar sind. Die zeitlich parallele, flexible Nutzung dieser Räume mit dem Saal soll nachgewiesen werden. Der Vertikalerschliessung zwischen Foyer und Vorraum im UG kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. - Die zweite Adressierung vom unteren Gartenniveau ist zu begrüssen – dennoch sollte als Hauptadressierung der obere Zugang über Foyer beziehungsweise den Nebeneingang erfolgen. Die zusätzliche Rampenerschliessung im unteren Gartenniveau ist in diesem Sinne zu hinterfragen. - Werden die Unterrichtsräume im Untergeschoss vielseitiger genutzt, bedarf es zusätzlich einem Möbellager im Untergeschoss. - Eine bessere Platzierung und damit verbundene Anbindung der Küche an den Saal respektive ans Foyer muss nachgewiesen werden: Die Küche ist momentan nicht mit dem Foyer verbunden und die Anlieferung muss mit direktem Zugang zur Küche möglich sein. - Das IV-WC im Pfarreisaal ist im Erdgeschoss und nicht im Untergeschoss anzuordnen. - Die Anordnung der Bühne im Pfarreisaal ist nachzuweisen. - Der Luftraum über dem Foyer ist bei weiterer Projektbearbeitung genauer zu betrachten. - Es empfiehlt sich über den Planungsperimeter ein Energiekonzept zu erarbeiten, welches auf Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit achtet. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 29 von 31
6 GENERELLE WÜRDIGUNG Insgesamt nimmt das Beurteilungsgremium mit Genugtuung zur Kenntnis, dass die ohne Zweifel anspruchsvolle Aufgabe mit einem ausnehmend hohen Qualitätsniveau bearbeitet wurde und alle Beiträge in ihrer Vielfalt zur Entscheidungsfindung in wertvoller Weise beigetragen haben. Obwohl die Rahmenbedingungen funktionell wenig Spielraum zu ergeben schienen, zeigt sich, dass das gewählte Verfahren ein kreatives Potenzial hervorzurufen vermochte, das in der Diskussion befruchtend wirkte und sowohl von den Vertretern der Auftraggeberin wie auch von den Fachpreisrichtern geschätzt wurde. MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 30 von 31
7 GEHNEHMIGUNGEN 7.1 Genehmigung Kirchenpflege Die Kirchenpflege Muri AG hat den vorliegenden Jurybericht zum Studienauftrag an ihrer Sitzung vom 07. Juli 2021 genehmigt. 7.2 Unterschriften Beurteilungsgremium Die nachfolgend aufgeführte Jury hat den Jurybericht zum Studienauftrag geprüft und bezeugt ihr Einverständnis mit ihrer Unterschrift. Sachpreisrichter resp. Hans-Peter Frey Vertreter der Veranstalterin; (2) Brigitte Keusch Ersatz-Sachpreisrichter: Thomas Suter Fachpreisrichter: Prof. Christian Zimmermann (3) Balz Käppeli Teo Rigas Ersatz-Fachpreisrichter Ernst Hess MSL Ingenieure AG / Stand 15.07.2021 Seite 31 von 31
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