Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen

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Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen                                                                       FVEE • Themen 2012

Integration von Elektromobilen in das Smart Grid –
Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen

Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben benötigen nur       Entscheidend ist nun, diese Infrastruktur von Anfang
einen Bruchteil der Energie zur Fortbewegung wie         an so zu konzipieren, dass eine Nutzung von allen
herkömmliche Diesel oder Benziner und lassen sich        Fahrzeugnutzern problemlos und schnell möglich ist.
zudem sehr gut in ein Energiekonzept auf Basis er-       Proprietäre Inseln, wie sie heute bereits vereinzelt
neuerbarer Energien einbinden. Batteriebetriebene        existieren, sind zu vermeiden. Zudem sind Konzepte
und Plug-In-Hybridfahrzeuge, aber auch Brennstoff-       nötig, die es erlauben, eine hohe Dichte an Ladesta-
zellenfahrzeuge, sind deshalb ideal, um auch den         tionen möglichst preiswert zu erstellen. Das gilt nicht
mobilen Sektor auf erneuerbare Energien umzustel-        nur für die eigentliche Ladeelektronik sondern auch
len. Allerdings bedarf es intelligenter Strategien, um   für den Anschluss an das Stromnetz.
die Fahrzeuge optimal in das Stromnetz einzubinden.
                                                         Ladestationen sollten konzeptuell auch bereits für die
Ziel ist einerseits, die Belastung des Stromnetzes                                                                 Fraunhofer ISE
                                                         zukünftig angedachten Funktionen geeignet sein.
durch das Laden der Fahrzeugbatterien zu begren-                                                                   Dr. Günther Ebert
                                                         Heute steht sicher der einfache Beladevorgang im          guenther.ebert@ise.fraunhofer.de
zen, andererseits aber die Möglichkeiten Elektrofahr-
                                                         Zentrum. In einigen Jahren, wenn Energieversorger
zeuge zum Ausgleich von Schwankungen der Ener-                                                                     E.ON New Build &
                                                         variable Stromtarife anbieten, möchte der Fahrzeug-
gieversorgung und zur Netzstabilisierung zu nutzen.                                                                Technology
                                                         nutzer aber darauf reagieren können, um seine Ener-       Dr. Petra Behrens
                                                         giekosten möglichst niedrig zu halten. Diese flexiblen    Petra.Behrens@eon.com
                                                         Tarife sind ein besonders geeignetes Instrument, die
Anforderungen an eine leistungsfähige                                                                              Fraunhofer IWES
                                                         Nutzer von Elektro- und Plug-In-Fahrzeugen in den
Ladeinfrastruktur                                                                                                  Markus Landau
                                                         Ausgleich von Energieangebot und -nachfrage mit           markus.landau@
Im Gegensatz zu Brennstoffzellenfahrzeugen, für          einzubeziehen – eine Aufgabe, die mit steigendem          iwes.fraunhofer.de

deren Betrieb erst eine Infrastruktur mit genügend       Anteil von Wind- und Solarstrom im Netz immer             DLR
Wasserstofftankstellen aufgebaut werden muss, kön-       wichtiger wird.                                           Dr. Thomas Pregger
                                                                                                                   thomas.pregger@dlr.de
nen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge bereits
                                                         Um das Ausgleichspotenzial voll auszuschöpfen,
heute über das existierende Stromnetz mit Energie                                                                  ZSW
                                                         sollte im nächsten Schritt auch die Rückspeisung von
versorgt werden. Diese bereits vorhandene Ladein-                                                                  Dr. Michael Specht
                                                         Energie aus den Fahrzeugbatterien ins Stromnetz           michael.specht@zsw-bw.de
frastruktur dürfte für die geringen Stückzahlen der
                                                         ermöglicht werden. Ein Fahrzeugnutzer könnte auf
nächsten Jahre ausreichend sein; für eine breite
                                                         diese Weise langfristig sogar Anbieter von Regelener-
Durchdringung mit Elektrofahrzeugen muss aber be-
                                                         gie werden. Die dafür nötigen technischen Voraus-
reits heute mit ihrem Ausbau begonnen werden. Eine
                                                         setzungen in den Ladestationen sollten bereits heute
verbesserte Infrastruktur sollte ausreichend viele,
                                                         mit bedacht werden.
leicht zugängliche Ladestationen im halböffentlichen
und öffentlichen Raum bereit stellen und auch zu-        Intelligente Ladestationen sind auch erforderlich, um
sätzliche Funktionen wie Rückspeisen von Energie ins     bei hoher Durchdringung mit Elektrofahrzeugen die
Stromnetz oder das Anbieten von Netzdienstleistun-       Stromnetze nicht durch gleichzeitiges Laden von zu
gen erlauben.                                            vielen Fahrzeugen an einem Netzabschnitt zu über-
                                                         lasten. Gemäß einer Untersuchung des Fraunhofer ISI
Neben der Optimierung der häuslichen Lademög-
                                                         für ein fiktives Szenario im Jahr 2030 würde das un-
lichkeiten durch entsprechende Ladecontroller, die
                                                         gesteuerte, sofortige Laden der Fahrzeuge nach der
jeder Nutzer selbst vornehmen kann, sind Ladestatio-
                                                         letzten Fahrt, zu einer deutlichen Überhöhung der
nen in ausreichender Zahl an den Plätzen zu instal-
                                                         Lastspitzen führen und damit sowohl das Verhältnis
lieren, an denen Fahrzeuge bevorzugt stehen. Das
                                                         von Energieangebot und -nachfrage stören als auch
sind beispielsweise Parkplätze von Arbeitgebern oder
                                                         die lokalen Verteilnetzabschnitte überlasten (rote Be-
Einkaufszentren, öffentliche Parkhäuser, Straßen mit
                                                         reiche in Abbildung 1). Vermeiden lässt sich dies mit
hoher Parkdichte etc. Zudem wird sicher auch die
                                                         einem sinnvollen Lastmanagement (blaue Bereiche in
Ergänzung von herkömmlichen Tankstellen mit elek-
                                                         Abbildung 1), das die Ladezeiten zeitlich sinnvoll ver-
trischen Ladestationen nötig sein. Letztere sind ins-
                                                         teilt. Da ein hartes Abschalten der Energieversorgung
besondere dann sinnvoll, wenn die Fortschritte in der
                                                         von den Verbrauchern sicher nur in Notsituationen
Batterietechnologie Ladezeiten im Bereich deutlich
                                                         akzeptiert werden würde, bietet sich hierfür eine
unter einer halben Stunde ermöglichen.
                                                         Steuerung über variable Stromtarife an, die vom

                                                                                                                                               121
Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
FVEE • Themen 2012                                                                               Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen

                     Abbildung 1
        Gesteuertes versus
      ungesteuertes Laden
          (Quelle: Fraunhofer ISI,
                  Szenario 2030)

                                     Energieversorger bzw. dem Verteilnetzbetreiber          Für eine schnellere Ladung wurden zusätzlich 30 kW-
                                     angeboten werden. Der Verbraucher wird dabei            DC-Schnellladestationen entwickelt und aufgebaut.
                                     durch finanzielle Anreize zu einem konformen Verhal-    Die Erfassung der Energieflüsse erfolgte durch einen
                                     ten angeregt.                                           mobilen Metering- und Ladesteuerungscontroller
                                                                                             (mSM), der vollständig im CAN-Bordnetz des Fahr-
                                                                                             zeugs integriert wurde. Die AC-Wallbox, die über
                                     Fahrzeug-Netzschnittstelle im                           eine ZigBee-Funkverbindung mit dem mSM im Fahr-
                                     Flottenversuch Elektromobilität des BMU                 zeug kommunizierte, wurde für den Feldversuch so
                                                                                             konfiguriert, dass sie die Verbrauchsdaten über ein
                                     Ein Prototyp eines solchen Systems, das o.g. Anfor-
                                                                                             GSM-Modul an einen externen Tarif- und Messdaten-
                                     derungen erfüllt, wurde im Rahmen des vom Bun-
                                                                                             server schicken konnte.
                                     desministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-
                                     torsicherheit (BMU) geförderten Flottenversuchs         Um den Feldversuch unter realistischen Bedingungen
                                     Elektromobilität entwickelt. In einem Konsortium von    durchzuführen, wurde ein Szenario zu Grunde ge-
                                     verschiedenen Industriepartnern und Forschungsin-       legt, wie es voraussichtlich um 2030 vorliegt. Auf der
                                     stituten unter Leitung von Volkswagen wurde ein         Basis der Leitstudie 2010 im Auftrag des BMU wurde
                                     Plug-In-Hybridfahrzeug sowie eine geeignete Infra-      angenommen, dass zu dieser Zeit 12 Millionen Elek-
                                     strukturplattform zur Anbindung an das Stromnetz        trofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren und
                                     entwickelt. Daran angeschlossen wurde ein Feldver-      der Batteriepreis etwa 250 €/kWh beträgt. Durch die
                                     such mit 20 Fahrzeugen um praktische Erfahrung mit      für dieses Szenario entwickelten variablen Tarife sowie
                                     dem System zu sammeln.                                  den vom Nutzer eingestellten Vorgaben wurde im
                                                                                             mSM die preisoptimale Ladestrategie errechnet und
                                     Das Fraunhofer ISE hat im Unterauftrag von E.ON die
                                                                                             überwacht. Eine Rückspeisung bzw. die Bereitstellung
                                     Fahrzeug-Netzschnittstelle konzipiert sowie die dafür
                                                                                             von Netzdienstleistungen erfolgte nur, wenn es für
                                     erforderlichen Komponenten entwickelt. Das System
                                                                                             den Fahrzeugnutzer auch einen finanziellen Vorteil
                                     erlaubt sowohl ein kostenoptimiertes Laden der Fahr-
                                                                                             ergab. Hierbei wurde die zusätzliche Batterienutzung
                                     zeuge sowie auch das Rückspeisen von Energie aus
                                                                                             mit einberechnet. Der Tarif wurde einen Tag im Vor-
                                     der Fahrzeugbatterie ins Netz. Die Steuerung erfolgt
                                                                                             aus übermittelt (day-ahead) mit der Option der kurz-
                                     mittels eines variablen day-ahead-Tarifs für Strombe-
                                                                                             fristigen Korrektur bei veränderter Netzsituation, die
                                     zug und -rückspeisung, der die Erzeugungs- und Last-
                                                                                             allerdings nie zum Nachteil des Fahrzeugnutzers aus-
                                     situation im Stromnetz widerspiegelt. Die Arbeiten
                                                                                             fallen durfte. Abbildung 2a zeigt ein typisches Ergeb-
                                     umfassten auch die Fahrzeugidentifikation an der
                                                                                             nis über einen Tag. Deutlich erkennbar ist, dass sich
                                     Ladestation, die Ladetechnik, das Messen (Metering),
                                                                                             Lade- und Rückspeiseabschnitte abwechseln. Die
                                     der mit dem Netz ausgetauschten Energie, die tarif-
                                                                                             gestrichelten und gepunkteten Linien entsprechen
                                     basierte Ladesteuerung sowie die Kommunikation
                                                                                             optionalen, aktuellen Lade- bzw. Rückspeiseangebo-
                                     zwischen Fahrzeug, Energieversorger und Fahrzeug-
                                                                                             ten, die der Netzstützung dienen.
                                     nutzer.
                                                                                             Das ungesteuerte Laden ist zum Vergleich in Abbil-
                                     Hardwareseitig wurde eine bidirektional arbeitende
                                                                                             dung 2b dargestellt.
                                     intelligente AC-Wallbox mit einer maximalen Leis-
                                     tung von 3,7 kW entwickelt.

122
Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen                                                  FVEE • Themen 2012

                                                                                               Abbildung 2a
                                                                                               Tagesprofil bei tarif-
                                                                                               gesteuertem Laden und
                                                                                               Rückspeisen ins Netz

                                                                                               Abbildung 2b
                                                                                               Tagesprofil bei
                                                                                               ungesteuertem Laden

                                                                                               Abbildung 3
                                                                                               Kostenvergleich:
                                                     ungesteuertes Laden   gesteuertes Laden   ungesteuertes Laden
                                                                                               versus gesteuertes
                                                                                               Laden

                                                                                                                     123
Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
FVEE • Themen 2012                                                                       Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen

                            Für den Fahrzeugnutzer besonders interessant ist der     den. Mit einer Leistungsdichte von 2,7 kW/l kann das
                            Kostenvergleich zwischen ungesteuertem und tarif-        Gerät deshalb auch als On-Board-Lader eingesetzt
                            gesteuertem Laden (Abbildung 3). Die dunkle Linie,       werden. In diesem Falle kann die Baugruppe auch in
                            die der gesteuerten Ladung entspricht, endet bei         die Wasserkühlung des Fahrzeugs integriert werden.
                            deutlich niedrigeren Gesamtkosten als bei ungesteu-      Die Schnellladeeinheit arbeitet dabei bidirektional
                            erter Ladung. Die Auswertung aller Feldversuchs-         und erlaubt damit auch das Rückspeisen in das
                            daten ergab, dass der Kostenvorteil für den Fahrzeug-    Stromnetz. Die Schaltung ist zweistufig aufgebaut,
                            nutzer je nach Situation zwischen 10 und 20 % lag.       um einen gute Anpassung an die Batteriespannung
                            In der Praxis sollte sich damit eine effektive Steuer-   zu erreichen und beinhaltet einen 3-Level-AC/DC-
                            wirkung ergeben.                                         Wandler, der besonders geringe EMV-Emissionen auf-
                                                                                     weist, so dass trotz hoher Leistung keine aufwändi-
                                                                                     gen Schirmmaßnahmen nötig wurden.
                            Zukunftsweisendes Schnellladegerät
                            Auch im Rahmen des durch das BMBF geförderten
                                                                                     Power-to-Gas-Konzept
                            Projekts „Fraunhofer Systemforschung Elektromobili-
                            tät“ wurde die Integration von Elektrofahrzeugen in      Neben den batteriegestützten Elektrofahrzeugen, die
                            das Stromnetz untersucht und eine prototyphafte          direkt aus dem Stromnetz versorgt werden und sich
                            Entwicklung einer „Fahrzeug-Netzschnittstelle“           besonders gut für Fahrten mit Reichweiten bis etwa
                            durchgeführt (Abbildung 4).                              100 km eignen, dürften in den nächsten Jahren auch
                                                                                     Brennstoffzellenfahrzeuge in signifikanten Stückzah-
                            Der sogenannte E-Car-Communication-Manager bil-
                                                                                     len auf den Markt kommen. Diese weisen maximale
                            det die zentrale Einheit zur Steuerung aller Prozesse
                                                                                     Reichweiten von 400 km und mehr auf und sind somit
                            und Abläufe an der Fahrzeug-Netz-Schnittstelle.
                                                                                     in der Lage, das Langstreckensegment abzudecken.
                            Neben einer „normalen“ AC-Ladung gibt es auch
                            hier die Möglichkeit einer Schnellladung über eine       Versorgt werden diese Fahrzeuge mit Wasserstoff, der
                            DC-Strecke. Für letztere wurde am Fraunhofer ISE         an speziellen Tankstellen zur Verfügung steht. Den-
                            eine spezielle Schnellladeeinheit entwickelt um den      noch können diese Fahrzeuge, wenn auch nur indi-
                            zukünftig zu erwartenden steigenden Anforderungen        rekt, zur Stabilität unseres Stromnetzes beitragen. Zu
                            an die Ladezeiten gerecht zu werden (Abbildung 5).       Grunde liegt ein Versorgungskonzept, das insbeson-
                            Ziel war es, dem derzeitig technisch Machbaren           dere die saisonalen Ungleichheiten zwischen Strom-
                            möglichst nahe zu kommen. Das Schnelladegerät mit        erzeugung und -verbrauch bei hohen Anteilen an
                            einer Leistung von 22 kW wurde primär für den Ein-       Wind- und Solarenergie ausgleichen soll und derzeit
                            bau in eine stationäre Ladesäule konzipiert. Durch die   am ZSW erprobt wird. Mit überschüssigem Strom aus
                            Wahl eines transformatorlosen Designs, welches erst-     Wind- und Solarkraftwerken soll in riesigen Elektro-
                            malig im automobilen Bereich eingesetzt wurde, und       lyseuren Wasserstoff erzeugt werden, der entweder
                            den Einsatz von Siliziumkarbid-Transistoren, die eine    direkt zum Betrieb von Brennstoffzellenfahrzeugen
                            hohe Taktfrequenz von 80 kHz und damit den Einsatz       verwendet werden kann oder auch in einem Folge-
                            von Induktivitäten mit kleiner Bauform erlauben,         prozess in Methan umgewandelt werden kann
                            konnte das Gerät extrem kompakt ausgeführt wer-          (Abbildung 6).

              Abbildung 4
       Systemlösung:
            Fahrzeug-
      Netzschnittstelle

124
Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen                                                                     FVEE • Themen 2012

                                                                                                                  Abbildung 5
                                                                                                                  Schnellladegerät
                                                                                                                  (Fraunhofer ISE)

                                                                                                                  Abbildung 6
                                                                                                                  Power-to-Gas-Konzept
                                                                                                                  mit Tankstellen für
                                                                                                                  Strom, H2 und CH4
                                                                                                                  als „Speicher“ und
                                                                                                                  Regelenergieanbieter

                                                                                                                  Abbildung 7
                                                                                                                  E-Mobilität via H2 aus
                                                                                                                  EE-Strom:
                                                                                                                  Links: H2-Tankstelle
                                                                                                                  (Fraunhofer ISE)
                                                                                                                  Rechts: 25 kW Power-
                                                                                                                  to-Gas-Anlage
                                                                                                                  (ZSW/SolarFuel)

Dieses synthetische Methan hat den entscheidenden        Mangelzeiten wird das Gas wieder verstromt. Ge-
Vorteil, dass es direkt in das vorhandene Gasnetz ein-   schieht das in Blockheizkraftwerken bei gleichzeitiger
geleitet werden kann (Power-to-Gas-Konzept) und          Nutzung der Wärme sind auch die Verluste, die durch
deshalb keine zusätzliche Infrastruktur zum Transport    die zusätzliche Umwandlung von Wasserstoff in
zu den Verbrauchern nötig ist. Insbesondere steht        Methan entstehen, akzeptabel.
damit mehr Gas für die Versorgung von Erdgasfahr-
zeugen oder auch für die Möglichkeit der Wiederver-      Abbildung 7 zeigt links eine der ersten photovoltaisch
stromung in Blockheizkraftwerken zur Verfügung. Da       versorgten Wasserstofftankstellen, die seit 2012 am
das heutige Gasnetz eine im Vergleich zum Strom-         Fraunhofer ISE in Betrieb ist. Ein Konsortium aus
netz gigantische Speicherkapazität besitzt und diese     Automobilherstellern und Versorgungsindustrie hat
notfalls noch erweitert werden kann, ist dieses Kon-     angekündigt, in den nächsten Jahren in Deutschland
zept sehr gut geeignet um saisonale Schwankungen         ein ausreichend dichtes Netz an Wasserstofftankstel-
in der Energiebilanz auszugleichen: In Überschuss-       len aufzubauen.
zeiten wird Wasserstoff bzw. Methan erzeugt, in
                                                                                                                                      125
Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
FVEE • Themen 2012                                                                      Energieendnutzung • Integration von Elektromobilen

              Abbildung 8
Systemdienstleistungen
 durch Elektromobilität

                            Die rechte Hälfte der Abbildung zeigt eine 25 KW-       an der Standardisierung der Zugangsschemata und
                            Power-to-Gas-Versuchsanlage, die das ZSW ent -          der Kommunikationsprotokolle gearbeitet werden.
                            wickelt hat. Seit kurzem ist – ebenfalls am ZSW – die
                                                                                    Netzdienstleistungen, die durch Elektrofahrzeuge
                            weltweit größte Anlage zur Ökostromspeicherung
                                                                                    erbracht werden, sind eher ein mittelfristiges Thema
                            mit einer Kapazität von 250 kW im Betrieb.
                                                                                    und setzen eine gewisse Mindestanzahl von Fahrzeu-
                                                                                    gen voraus. Dennoch muss dieser Aspekt bereits
                                                                                    beim Aufbau einer Infrastrukturplattform berücksich-
                            Ausblick                                                tigt werden. Abbildung 8 gibt einen Überblick über
                                                                                    die möglichen Arten von Netzdienstleistungen. Die
                            Was eine leistungsfähige, nutzergerechte Lade-/Ent-
                                                                                    allermeisten heutigen Ladesysteme sind lediglich in
                            lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge leisten muss
                                                                                    der Lage, Ladevorgänge zeitlich zu verschieben
                            und wie eine technische Realisierung aussehen
                                                                                    (Demand Side Management), sofern sie denn einen
                            könnte, wurde in verschiedenen Projekten von unter-
                                                                                    Kommunikationsanschluss besitzen. Weitere wün-
                            schiedlichen Projektpartnern bereits gezeigt. In der
                                                                                    schenswerte Netzdienstleistungen wie Wirkleistungs-
                            Realität existiert davon erst wenig. Die derzeit im
                                                                                    und Blindleistungsregelung oder Power-Quality-Funk-
                            halböffentlichen bzw. öffentlichen Raum existieren-
                                                                                    tionen, wie sie bei hohen Anteilen erneuerbarer Ener-
                            den Lademöglichkeiten sind meist proprietäre Lösun-
                                                                                    gien an der Stromerzeugung nötig werden, um die
                            gen mit speziellen Zugangsmöglichkeiten. Funktio-
                                                                                    Netzqualität zu verbessern, setzen intelligente Lade-
                            nen über das reine Laden hinaus werden i. d. R. nicht
                                                                                    stationen mit bidirektionaler Wirkungsweise voraus.
                            angeboten. Das liegt an der derzeit noch geringen
                            Anzahl von Elektrofahrzeugen, den noch recht hohen      Interessante Ansätze, um den Komfort beim Strom-
                            Kosten und den noch fehlenden Geschäftsmodellen         tanken und damit die Akzeptanz beim Fahrzeug-
                            für solche Systeme. Um den Ausbau der Ladeinfra-        nutzer zu erhöhen, bieten kabellose Ladeverfahren.
                            struktur zügig voran zu bringen, muss deshalb inten-    Damit würden die besonders beim Schnellladen
                            siv an der Entwicklung kostengünstiger Lösungen         dicken und störrischen Ladekabel und das Stecken
                            gearbeitet werden. Insbesondere sind Schnelladesta-     von schwergängigen Steckern entfallen. Technisch
                            tionen noch besonders teuer, bieten aber auch – wie     wird diese induktive Übertragung von Energie in
                            im obigen Beispiel aufgezeigt – viel Kostensenkungs-    einigen Segmenten der Industrie heute schon ange-
                            potenzial. Auch die reinen Anschlusskosten für Lade-    wandt. Die Herausforderung liegt deshalb eher bei
                            säulen sind relativ hoch, so dass hier ebenfalls neue   der Berücksichtigung der speziellen Aspekte im Fahr-
                            Konzepte nötig sind. Dringenden Beschleunigungs-        zeug und insbesondere bei der Realisierung kosten-
                            bedarf gibt es auch bei der noch mangelnden Stan-       günstiger Systeme. Derzeit wird in den Fraunhofer
                            dardisierung. Nach den langwierigen Verhandlungen       Instituten ISE und IWES zusammen mit Industrie-
                            zur Stecker-Standardisierung muss jetzt insbesondere    unternehmen an solchen Lösungen gearbeitet.

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Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen Integration von Elektromobilen in das Smart Grid - Intelligente Beladung von Elektrofahrzeugen
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