Integrierter Pflanzenschutz 2022 - Umwelt- und sachgerechter Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten
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I NHALT Einleitung........................................................................ 3 Rittersporn, Gemswurz, Lupine, Dahlie, Rechtliche Änderungen .................................................. 3 Ringelblume...............................................................................36 Integrierter Pflanzenschutz ............................................ 4 Rose...............................................................................................36 Vorbeugende Maßnahmen.............................................. 4 Stockmalve..................................................................................37 Kulturgerechter Standort......................................................................4 Tulpe.............................................................................................37 Düngung ....................................................................................................4 Rasen und Blumenwiese.........................................38 Fruchtwechsel und Mischkultur.........................................................4 Wege und Plätze......................................................39 Robuste Sorten und Arten...................................................................4 Hinweise zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln...... 40 Aussaat und Pflanzung...........................................................................5 Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Kulturhygiene ..........................................................................................5 Pflanzenschutzmitteln..........................................................................40 Pflanzenstärkungsmittel.........................................................................5 Bienenschutz...........................................................................................40 Nützlinge und deren Förderung.........................................................5 Schutz der Bestäuberinsekten...........................................................40 Physikalische, biologische, biotechnische Wasserschutz............................................................................................40 Maßnahmen..................................................................... 6 Wartezeiten..............................................................................................41 Grundstoffe...................................................................... 6 Dosierung ................................................................................................41 Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ......................... 6 Entsorgung von Packungen, Restmengen und Allgemeine Hinweise ............................................................................6 Restbeständen alter Pflanzenschutzmittel.....................................41 Rechtliche Bestimmungen....................................................................7 Wetterdaten ............................................................................................41 Krankheiten, Schädlinge und nichtparasitäre Im Haus- und Kleingarten zugelassene Schadsymptome............................................................... 7 Pflanzenschutzmittel .................................................... 42 Obst............................................................................7 Definition Schottergarten...................................................................50 An mehreren Obstarten vorkommend............................... 7 Titelthema „Blatthornkäfer“......................................... 51 Kernobst (Äpfel, Birnen, Quitten).................................... 10 Haftungsausschluss....................................................... 51 Steinobst (Kirschen, Zwetschen, Mirabellen, Impressum..................................................................... 52 Pfirsiche, Aprikosen)............................................................... 13 Strauchbeerenobst (Johannisbeeren, Stachelbeeren, Holunder, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren u. a.)............................................ 16 Erdbeere...................................................................................... 18 Schalenobst................................................................................. 18 Tafeltrauben................................................................................ 18 Gemüse.................................................................... 19 Bohne........................................................................................... 19 Gurke............................................................................................20 Kartoffel...................................................................................... 21 G R U N D S Ä T Z E D E S I N T E G R I E RT E N P F L A N Z E N SCH UTZES Kohl..............................................................................................22 Knollensellerie..........................................................................24 Lauch............................................................................................25 Möhre...........................................................................................25 Petersilie......................................................................................25 Pflanzen schutzmittel Rettich und Radieschen.........................................................26 Salat...............................................................................................26 Spinat ..........................................................................................27 Tomate ........................................................................................27 Grundstoffe Zucchini .....................................................................................28 Zwiebel .......................................................................................28 An mehreren Gemüsearten vorkommend.......................29 physikalische, biologische, Ziergehölze..............................................................30 biotechnische Maßnahmen: Zierpflanzen.............................................................34 Fallen, Leimringe, Lockstoffe, An mehreren Zierpflanzen vorkommend........................34 Nützlinge, Absammeln, Netze, usw. Aster, Sommeraster..................................................................34 Chrysantheme, Margerite......................................................35 Fuchsie.........................................................................................35 vorbeugende Maßnahmen: kulturgerechter Standort, robuste Sorten und Arten, Gladiole.......................................................................................35 Düngung, Nützlingsförderung, Pflanzenstärkungsmittel, Pelargonie....................................................................................36 usw. Pfingstrose...................................................................................36 2
INTEGR IERTER PFLA NZEN SCHU TZ Einleitung In dieser Broschüre werden Empfehlungen und Hinweise zu Pflanzenschutzfragen im Gartenbereich unter besonderer Be- rücksichtung des integrierten Pflanzenschutzes gegeben. Wichtige Schadorganismen werden beschrieben. Das Heft infor- miert außerdem über die gesetzlichen Bestimmungen, die bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln einzuhalten sind. Weiterhin wird Wissen zum Schutz und der Förderung der Biodiversität und von Nützlingen im Haus- und Kleingarten ver- mittelt. Alternative Bekämpfungsmöglichkeiten werden aufgezeigt. In den Tabellen am Schluss des Heftes sind Beispiele für zugelassene Pflanzenschutzmittel im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau aufgeführt. Da es im Laufe des Jahres zu Neuzu- lassungen oder Änderungen bei den Pflanzenschutzmitteln kommen kann, achten Sie bitte auf entsprechende Bekanntma- chungen des Pflanzenschutzdienstes in der Fachpresse. Aktuelle Pflanzenschutzinformationen für den Haus- und Kleingarten erhalten Sie bei der Gartenakademie Ba- den-Württemberg e.V. (www.gartenakademie.info). Aktuell zugelassene Pflanzenschutzmittel finden sich auf www. hausgarten.pflanzenschutz-information.de. Bei der Gartenakademie Rheinland-Pfalz besteht die Möglichkeit, einen kostenlosen Newsletter unter www.gartenakademie.rlp.de zu abonnieren. Ein kostenfreies Online-Bil- dungsangebot zum Pflanzenschutz bietet die Virtuelle Hochschule Bayern (www.vhb.org). Rechtliche Änderungen nicht mehr angewandt werden und sind fachgerecht zu entsorgen. Nicht von dem Verbot betroffen sind Mittel mit HINWE IS ZU GLYPHOS AT dem Wirkstoff Acetamiprid. Anwendungen von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln sind im Haus- und Kleingarten im Rahmen der zugelasse- B I O D I V E RS I T Ä T S ST Ä R K U N G S G E S E T Z nen Anwendungsgebiete zulässig, werden von der amtlichen Gemäß §34 a des Biodiversitätsstärkungsgesetz (BiodivStG) Beratung in Baden-Württemberg jedoch nicht empfohlen. des Landes Baden-Württemberg gelten darüberhinaus weiter Dies betrifft Roundup-Produkte und vergleichbare Produk- reichende gesetzliche Regelungen für die Anwendung von te. Das Verbot von Glyphosat wurde von Naturschutzgebie- Pflanzenschutzmitteln im Privatgarten. Je nach Landschafts- ten, nationalen Naturmonumenten, Naturdenkmälern und raum, in dem sich der Privatgarten befindet, sind Einschrän- gesetzlich geschützten Biotopen auf Kern- und Pflegezo- kungen nach Tabelle 1 zu beachten. nen von Biosphärenreservaten sowie auf Wasserschutzgebie- Zu den Pflanzenschutzmitteln, die für den ökologischen An- te und Heilquellenschutzgebieten ausgedehnt. Naturschutz- bau zugelassen sind, gehören z. B. Fettsäuren (sofern diese und andere Schutzgebiete können für Baden-Württemberg nicht als Herbizid eingesetzt werden), Pflanzenöle, Paraffinöle, im Kartendienst der LUBW nachgeschlagen werden unter Schwefel, Pyrethrine, Präparate auf Bakterien- bzw. Virenbasis. www.lubw.baden-wuerttemberg.de >Daten- und Kartendienst >Natur Diese Mittel sind im hinteren Tabellenteil farbig hervorgeho- und Landschaft >Alle Schutzgebiete >Schutzgebiete (Karte). ben. Wenn Unsicherheiten bestehen, in welchem Landschafts- raum sich der Privatgarten befindet, wird empfohlen, sich an VE R B OT VON NEONICOTI N O I DEN die Gemeinde zu wenden. Darüber hinaus steht der Karten- Mittel mit den insektiziden Wirkstoffen Clothianidin, dienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg un- Thiacloprid, Thiamethoxam und Imidacloprid dürfen ter www.udo.lubw.baden-wuerttemberg.de zur Verfügung. TABELLE 1: EINSCHRÄNKUNGEN BEI DER ANWENDUNG VON PFLANZENSCHUTZMITTELN IM PRIVATGARTEN IN VERSCHIED EN EN LANDSCHAFTSRÄUMEN GEMÄSS BIODIVERSITÄTSSTÄRKUNGSGESETZ UND PFLANZENSCHUTZANWENDUNGSVERORDNUNG Anwendung von Pflanzenschutzmitteln Landschaftsraum chemisch-synthetische für den ökologischen Anbau zugelassen Naturschutzgebiete Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten gesetzlich geschützte Biotope Naturdenkmale Entwicklungszonen von Biosphärengebieten Landschaftsschutzgebiete Naturparke Natura 2000-Gebiete: FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete keine Insektizide mit B1–B3 oder NN410 in FFH-Gebieten Wasserschutzgebiete und Heilquellenschutzgebiete Verbot von Glyphosat = Anwendung ist nicht zulässig = Anwendung ist zulässig 3
I NTEGRIE RT E R P FLAN Z E NSC H UT Z B I ODIV E RSITÄT zenschutzes. Weitere Hinweise bietet die „Leitlinie zum Der Klimawandel hat weltweite Folgen für das Leben von integrierten Pflanzeschutz im Haus- und Kleingartenbe- Menschen, Pflanzen und Tieren. Die Abnahme der biologi- reich“ (www.kleingarten-bund.de >gartenpraxis >pflanzengesundheit schen Vielfalt wirkt sich auf Gesellschaft, Ökologie und Wirt- >leitlinie-ips). schaft aus. Das Land Baden-Württemberg unterstützt mit dem „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Viel- falt“ Projekte, die Lösungen zum Erhalt unserer Nahrungs- Vorbeugende Maßnahmen und Lebensgrundlagen wie fruchtbare Böden, Wasserhaus- halt und Klima erarbeiten sollen. Ein naturnaher Garten trägt Kulturgerechter Standort zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei und fördert Nütz- linge. Wenn nützliche Raubmilben, Ohrwürmer, Blumen- Durch sachgerechten Anbau ist es möglich, dem Befall durch wanzen, Wildbienen, Schlupfwespen und Spinnen im Som- Schädlinge und vor allem Krankheiten entgegenzuwirken. mer genügend Nahrung im Garten finden und im Winter, z. Bei Saat und Pflanzung ist darauf zu achten, dass die Pflanzen B. in einem Insektenhotel, in bedeckten Böden und Stauden- einen ausreichenden Standraum erhalten. Die Standortan- beeten Verstecke zum Überwintern finden, treten im Jahres- sprüche der Pflanzen an Schatten, Sonne sowie sauren oder verlauf weniger Probleme mit Schädlingen, wie Blattläusen alkalischen Boden sollten berücksichtigt werden. Die Struk- oder Raupen, auf. Vor allem einheimische Blütenpflanzen in tur von schweren Böden kann durch Zufuhr von Humus in Blumen- und Gemüsebeeten bieten vielen Insekten Nah- Form von Kompost, Mist oder Gründüngung verbessert wer- rung. Der „Bienenweidekatalog – Verbesserung der Bienen- den. weide und des Artenschutzes“ gibt Auskunft über den Nut- zen einheimischer Pflanzen als Insektennahrung, abrufbar Düngung unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de >Service >Publikatio nen; das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Eine Kompostbereitung gehört in jeden Garten. Kompost (BMEL) stellt Informationen zu bienenfreundlichen Pflanzen sorgt für ein stabiles Bodengefüge, das die Verschlämmung für Balkon und Garten bereit (www.bmel.de). Informationen des Bodens verringert oder verhindert und die Durchlüf- zu Wildbienen, Nisthilfen und Wirtspflanzen bietet www. tung sowie das Wasserhaltevermögen des Bodens verbessert. wildbienenwelt.de. Kompost beschleunigt die Erwärmung im Frühjahr, fördert Zu den bienenfreundlichen Blühpflanzen zählen z. B. Dol- das Bodenleben und setzt zudem langsam Pflanzennährstof- denblütler (Wiesenkerbel, Dill, Petersilie, Möhren u. a.), fe frei. Insgesamt bewirken diese Eigenschaften optimale Korbblütler (Schafgarbe, Ringelblumen, Margariten u. a.) Standortverhältnisse und wirken so indirekt einem Krank- Heil- und Gewürzkräuter, Holunder oder blühende Zwie- heits- und Schädlingsbefall entgegen. Durch die Aussaat ver- beln und Lauchpflanzen. schiedener Gründüngungspflanzen wird der Boden gut be- schattet und das Unkraut unterdrückt. Weitere Vorteile sind eine gute Durchwurzelung und eine Anreicherung des Bo- Integrierter Pflanzenschutz dens mit organischer Substanz. Manche Pflanzen (Legumino- sen) binden Stickstoff aus der Luft, der den nachfolgenden Der integrierte Pflanzenschutz stellt eine Kombination Pflanzen zugute kommt. Beim Einsatz von Düngern ist auf von Verfahren dar, bei denen unter vorrangiger Berück- die richtige Aufwandmenge und Verteilung zu achten. Regel- sichtigung vorbeugender sowie direkter biologischer, mäßige Bodenuntersuchungen sind hilfreich. biotechnischer und mechanischer Bekämpfungsmaß- nahmen die Anwendung chemischer Pflanzenschutz- Fruchtwechsel und Mischkultur mittel auf das notwendige Maß beschränkt wird. Der integrierte Pflanzenschutz dient als Leitbild des praktischen Der mehrmalige Anbau derselben Pflanzenart oder nahe ver- Pflanzenschutzes und bezieht sämtliche der Gesunderhal- wandter Arten auf gleichen Flächen führt häufig zu einer tung der Kulturpflanzen dienenden Maßnahmen, wie Ver- Übervermehrung von Schädlingen und Krankheitserregern. fahren des Pflanzenbaues, der Pflanzenernährung und des Der Fruchtwechsel, also der Anbau verschiedener Pflanzen- Pflanzenschutzes zur Schaffung optimaler Wachstumsbedin- arten nacheinander, ist geeignet, um größere Schäden zu ver- gungen für jede angebaute Kulturart ein. Bei allen Überle- hindern. Auch durch Mischkultur kann einem verstärkten gungen, wie Pflanzenkrankheiten und Schädlinge abgewehrt Auftreten von Schädlingen und Krankheiten entgegenge- werden können, muss daher die Nutzung der Anbaumaßnah- wirkt werden. men zur Förderung des Wachstums und zur Gesunderhaltung der Pflanzen im Vordergrund stehen. Pflanzenschutzmittel Robuste Sorten und Arten (PSM), ob chemisch-synthetisch oder für den ökologischen Anbau zugelassen, sollen nur in Ausnahmefällen angewen- Wie gut oder wie schlecht sich eine Pflanze entwickelt, hängt det werden. Die Pflanzenschutzpyramide (s. Seite 2) veran- häufig von der Sortenwahl ab. Nicht alle Sorten von Obst, schaulicht die Pflanzenschutzstrategie des intergrieten Pflan- Gemüse und Zierpflanzen eignen sich für jeden Garten. Für 4
INTEGR IERTER PFLA NZEN SCHU TZ einen Klimaraum ungeeignete Arten sind in diesem Gebiet Draht- oder Kunststoffstäbe säubern. Auch durch Unkräu- viel stärker durch Krankheiten und Schädlinge gefährdet, ter werden Krankheiten und Schädlinge weiter verbreitet. da sie keine optimalen Wachstumsbedingungen haben. Die Unkräuter entfernt man am besten mit der Hacke. Auch das Verwendung von gesundem Saatgut ist wichtig. Altes Saat- Mulchen eignet sich gut zur Unterdrückung der Unkräuter. gut kann zu einem erheblichen Ausfall wegen verminderter Keimfähigkeit führen. Bei der Auswahl des Saat- und Pflanz- Pflanzenstärkungsmittel guts sollte man auch auf widerstandsfähige Sorten achten. Im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau gibt es eine ganze Rei- Pflanzenstärkungsmittel sind Stoffe und Gemische ein- he von Sorten, die gegen Schorf, Echten Mehltau und andere schließlich Mikroorganismen, die ausschließlich dazu be- Krankheiten wenig anfällig sind. stimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen, soweit diese nicht als Pflanzenschutzmittel zugelas- Aussaat und Pflanzung sen sind (www.bvl.bund.de >Pflanzenschutzmittel >Für Anwender >Zugelassene Pflanzenschutzmittel >Pflanzenstärkungsmittel). Flache Saat liefert im Allgemeinen schneller und kräftiger wachsende Pflanzen. Die Dauer des durch Krankheiten und Nützlinge und deren Förderung Schädlinge besonders gefährdeten Jugendstadiums wird da- durch herabgesetzt. Der Zeitpunkt der Saat oder der Pflan- Nützlinge sind die natürlichen Gegenspieler von Organis- zung sollte bei bestimmten Kulturen so gelegt werden, dass men, die unsere Kulturpflanzen schädigen. Die bekannten die empfindlichen Stadien der Pflanzen und Hauptentwick- Nützlinge treten im Garten auf natürliche Weise auf. Be- lungszeit der Schaderreger nicht zusammentreffen. stimmte Nützlingsarten können aber auch käuflich erworben und im Garten freigesetzt werden. Aus der Vielzahl der Nütz- Kulturhygiene linge sollen hier die wichtigsten aufgeführt werden. Der Marienkäfer und seine schiefergrauen, mit hellen Fle- Für Hygiene muss man nicht nur bei Mensch und Tier, son- cken gezierten Larven, sind besonders als Vertilger von Blatt- dern auch bei Pflanzen sorgen. Kranke Pflanzen bedeuten läusen aktiv. Besonders auffällig sind die Larven des Asiati- in jedem Fall eine Gefahr für die gesunden. Durch boden- schen Marienkäfers aufgrund ihrer seitlichen orangefarbenen bürtige Erreger befallene Pflanzen und Pflanzenteile sollten Streifen. deshalb nicht auf den Kompost geworfen werden. Entweder Von der Florfliege leben nur die Larven räuberisch. Das er- werden die Pflanzen verbrannt oder zum Hausmüll gegeben. wachsene Insekt hat grüne netzartige Flügel und legt seine Eier Eine besondere Gefahr geht von virusbefallenen Pflanzen aus auf Stielen ab. Die Larven sind etwa 10 mm groß und braun ge- (so bei Gurken und Tomaten). Blattläuse oder andere Insek- sprenkelt. Ihre kräftigen Mundwerkzeuge dienen zum Festhal- ten, die an solchen Pflanzen saugen, können die Krankheit ten und Aussaugen der Beute. Florfliegen können von Nütz- auf die Nachbarpflanze übertragen. Auch durch gegenseitiges lingszuchten bezogen und in geschlossenen Räumen sowie Berühren der Pflanzen im Bestand kann es zu einer Übertra- bedingt auch im Freien gegen Blattläuse eingesetzt werden. gung kommen. Außerdem werden Viren und andere Krank- Weitere wichtige Blattlausverzehrer sind die Larven der wes- heiten durch den Menschen beim Arbeiten in den Beständen penähnlich aussehenden Schwebfliegen. Diese sind häu- (Ausgeizen, Aufbinden) verbreitet. fig an Blüten zu beobachten, über denen sie oft in der Luft Beim Pflanzen von Setzlingen muss man darauf achten, verharren. Die Larve ist kopf- sowie fußlos und gelblich bis dass nur die gesunden in den Boden kommen, kranke oder braun gefärbt. Man findet sie häufig in Blattlauskolonien. Sie schwächliche dagegen aussortiert werden. kann mit einer kleinen Raupe verwechselt werden. Schädlinge oder Krankheiten können durch verseuchte Erde, Schlupfwespen sind Parasiten, die ihre Eier in die Wirts- die an Werkzeugen, Schuhen oder Pflanzen haftet, weiter- tiere legen. Die ausschlüpfenden Larven fressen während ih- verschleppt werden. In diesen Fällen sollten Werkzeuge und rer gesamten Entwicklung in dem Wirt und verlassen ihn Schuhe immer gereinigt werden. Zur Hygiene gehört auch erst als erwachsene Schlupfwespe. Im Freiland werden vor das Reinigen von Pfählen und Stangen, die man zum An- allem Blattläuse sowie Eier oder Raupen von Schmetterlin- binden der Pflanzen verwendet. Am einfachsten lassen sich gen parasitiert. Im Kleingewächshaus können die käuflich LIE FE R ANTEN VON NÜ TZLI N G EN • Biologische Beratung Prozell und Schöller (www.biologische-beratung.de), Tel.: (030) 42859585, bip@biologische-beratung.de • e-nema GmbH (www.e-nema.de), Tel.: (04307) 8295-0, info@e-nema.de • Katz Biotech AG (www.katzbiotech.de), Tel.: (033704) 67510, info@katzbiotech.de • Öre Bio-Protect Biologischer Pflanzenschutz GmbH (www.oere-bio-protect.de), Tel.: (04307) 5016, o ere-bio@t-online.de • re-natur GmbH Biologischer Pflanzenschutz (www.re-natur.de), Tel.: (04323) 90100, info@re-natur.de • Sautter & Stepper biologischer Pflanzenschutz GmbH (www.nuetzlinge.de), Tel.: (07032) 957830, info@nuetzlinge.de • Reichenauer Garten Center (www.raiffeisen-reichenau.de), Tel.: (07534) 9200126, info@raiffeisen-reichenau.de Weitere Nützlingsproduzenten finden Sie unter www.ltz-augustenberg.de >Arbeitsfelder >Pflanzenschutz >Nützlinge 5
I NTEGRIE RT E R P FLAN Z E NSC H UT Z zu erwerbenden Schlupfwespen Encarsia formosa gegen die Durch Schaffung von Versteckmöglichkeiten, z. B. Reisighau- Weiße Fliege und Aphidius colemani gegen Blattläuse einge- fen oder Hecken, können Laufkäfer gefördert werden. Ton- setzt werden. Parasitierte Blattläuse sitzen fest und verfärben blumentöpfe mit Holzwolle, die am Stamm oder Ast anlie- sich braun. Die Parasitierung von Weißen Fliegen kann an gen, werden mit Vorliebe von Ohrwürmern besiedelt. der Schwarzfärbung der Larven erkannt werden. Die Schlupf- Wildbienen, Schlupfwespen, Käfer, Ohrwürmer und an- wespe Trichogramma dendrolimi parasitiert die Eier des Apfel- dere Insekten können in jedem Garten mit einfachen Nisthil- wicklers (Obstmade). Zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers fen gefördert werden. Geeignet sind z. B. Hartholzblöcke mit (Pflaumenmade) wird die verwandte Art Trichogramma cacoe- unterschiedlich weiten Bohrungen, Bambusstäbe, Schilfrohr- ciae eingesetzt. Beide Schlupfwespen werden auf Karten ge- bündel und Lochsteine. liefert. Darin enthalten sind von den Schlupfwesen parasi- Die Ansiedlung von Vögeln und Fledermäusen kann durch tierte Mehlmotteneier, die in regelmäßigen Abständen in die das Anbringen von geeigneten Nistkästen gefördert werden. betreffende Kultur ausgebracht werden. Steinriegel, Reisig- oder Laubhaufen bieten Igeln, Spitz- Die Larven einiger Gallmücken sind ebenfalls Nützlin- mäusen, Wieseln, Eidechsen und anderen Tieren Schutz. ge. Sie sind etwa 2–3 mm groß und saugen an Blattläusen und Spinnmilben. Man findet die rosa gefärbten Larven oft- mals inmitten von Blattlauskolonien. Für die Bekämpfung im Physikalische, biologische, Kleingewächshaus können räuberische Gallmückenlarven im Handel bezogen werden. biotechnische Maßnahmen Raubmilben ernähren sich hauptsächlich von Spinnmilben. Zu den nicht-chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten im Sie saugen die beweglichen Spinnmilben und teilweise auch Haus- und Kleingarten zählen mechanische, biologische, bio- deren Eier aus. Wenn Raubmilben nicht durch den Einsatz technische, optische sowie thermische Maßnahmen. Oftmals von Pflanzenschutzmitteln geschädigt werden, sind sie meist werden diese mit Kultur- und Pflegemaßnahmen im Garten in der Lage die Spinnmilben zu regulieren. Bestimmte Arten sinnvoll kombiniert. Sofern vorhanden, werden gezielte Maß- können im Freiland überwintern. Im Kleingewächshaus müs- nahmen gegen spezifische Schadorganismen in den nachfol- sen die Raubmilben zur Bekämpfung der Spinnmilben ausge genden Kapiteln genannt. setzt werden. Verschiedene Wanzenarten, z. B. Blind- und Blumen- wanzen, leben räuberisch. Sie ernähren sich hauptsächlich Grundstoffe von Blattläusen, Raupen, Spinnmilben, Kartoffelkäferlarven und anderen Schädlingen. Die Wanzen sind meist grau-braun Die Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 bietet die Möglich- oder grünlich, ihre Larven sind hellbraun oder hellgrün ge- keit unbedenkliche Stoffe, die nicht in erster Linie für den färbt und flügellos. Pflanzenschutz verwendet werden, aber dennoch für die Be- Im Garten kommen noch viele weitere Nützlinge vor, so z. B. kämpfung bestimmter Schaderreger von Nutzen sind, als Laufkäfer, die die Eier der Kohlfliege verzehren, Weichkä- Grundstoffe einzustufen. Aus diesen Stoffen können For- fer, die sich von Blattläusen und Raupen ernähren, oder der mulierungen zu Pflanzenschutzzwecken selbst hergestellt Ohrwurm, der Blattläuse und Blutläuse vertilgt. Außerdem werden (z. B. Bier, Essig, Zwiebelöl u. v. m.). Bei der Anwen- zählen zu den nützlichen Tieren Kröten, verschiedene Vo- dung von Grundstoffen ist jedoch zu beachten, dass diese gelarten, Igel, Maulwürfe und Spinnen. vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsi- cherheit (BVL) für bestimmte Anwendungsgebiete mit ent- Damit Nützlinge im Garten gute Dienste leisten können, sprechenden Zubereitungshinweisen genehmigt sein müssen müssen sie geeignete Lebensbedingungen vorfinden. Wich- (www.bvl.bund.de >Pflanzenschutzmittel >Für Anwender >Anwen- tig ist, vor geplanten Pflanzenschutzmaßnahmen die Pflan- dung von Grundstoffen). zen auf das Vorhandensein von Schädlingen und Nützlingen zu kontrollieren. Bei Marienkäfern ist es besonders wichtig, die ersten zuwandernden Tiere nicht durch Spritzungen zu Anwendung von Pflanzenschutzmitteln beeinträchtigen. Blühende Pflanzen, vor allem Doldenblütler und Korbblütler, sind Nahrungsquellen für Schwebfliegen Allgemeine Hinweise und locken diese Nützlinge in den Garten. Florfliegen haben während der Wintermonate eine sehr Bei der Entscheidung, ob und in welchem Umfang Pflanzen- geringe Überlebensrate. Florfliegenhäuschen (mit Weizen- schutzmittel im Garten zum Einsatz kommen, sollten grund- stroh gefüllte Holzkästen) bieten ihnen ein sicheres Über- sätzlich folgende Aspekte berücksichtigt werden: winterungsquartier. Die rot- oder braunfarbigen Kästen sind • ein gewisser Grad an Handarbeit ist nicht vermeidbar auf 1,5 bis 1,8 m hohen Pfählen anzubringen die Aufstellung • optische Mängel am Erntegut sind tolerierbar sollte im September erfolgen. Der Schutz kann noch verbes- • in der Regel werden keine Höchsterträge angestrebt sert werden, wenn die Kästen über Winter in kühlen, regen- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist auf das not- geschützten Räumen (z. B. Feldscheunen) gelagert werden. wendige Maß zu beschränken. 6
MEH RER E O B STARTE N O BST Rechtliche Bestimmungen zu sorgen ist. Gegen einige Schaderreger sind rechtzeitige und gründliche Schnittmaßnahmen eine effektive Form des Im Pflanzenschutzgesetz sind die Zulassung, der Verkauf Pflanzenschutzes, z. B. bei Holzkrankheiten, Apfelmehl- und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln geregelt. tau, Stachelbeermehltau oder Blattlauskolonien. Auf diese Pflanzenschutzmittel, die im Haus- und Kleingarten einge- Weise können der Krankheits- und Schädlingsbefall einge- setzt werden können, werden speziell für diesen Bereich dämmt und die direkten Bekämpfungmaßnahmen auf weni- zugelassen. Es werden nur Mittel mit einem geringen Ri- ge Eingriffe reduziert werden. siko bzgl. Anwendung und geringer Toxizität zugelassen. Darüberhinaus erfüllen diese spezielle Anforderungen hin- A N ME H R E R E N O B STA RT E N V O R KO MME N D sichtlich Gesundheit, Naturhaushalt, Dosierfähigkeit, Ver- packungsgröße und Anwendungsform. Die Verpackungen Spinnmilben enthalten die Aufschrift „Anwendung durch nichtberuf- Im Garten haben die Spinnmilben meist keine große Be- liche Anwender zulässig“. Pflanzenschutzmittel dürfen deutung, da sie durch natürliche Feinde, wie z. B. Raubmil- nur in den in der Gebrauchsanleitung genannten Anwen- ben oder Raubwanzen, reguliert werden. Manchmal können dungsgebieten (Kombination aus Kultur und Schadorga- Spinnmilben jedoch durch Massenvermehrung die Kultur- nismus) eingesetzt werden. Anwendungen außerhalb dieser pflanzen erheblich schädigen. An Obstgehölzen treten vor al- Anwendungsgebiete sind eine Ordnungswidrigkeit. Rest- lem die zwei Arten Obstbaumspinnmilbe und Gemeine mengen von Mitteln, deren Zulassung beendet ist, dürfen Spinnmilbe auf. Die kleinen, ca. 0,4 mm rötlich oder gelb- in der Regel noch 18 Monate aufgebraucht werden. Die lich gefärbten Tiere, findet man ab Ende April vorwiegend im Fachhandel für einige Pflanzenschutzmittel angebote- auf der Unterseite der Blätter. Befall zeigt sich an punktför- nen Packungsgrößen für „Profi-Gärtner“ u. ä. halten Mit- migen, durch das Saugen verursachten Aufhellungen auf den telmengen für 1000 m² und mehr bereit. Ihre Anwendung Blättern, die später eine bleichgraue bis bronzefarbene Fär- setzt den Sachkundenachweis voraus und geht damit über bung annehmen. den Rahmen des Kleingartens hinaus. Sie werden in diesem Wenn an Obstgehölzen dennoch Spinnmilben stärker auftre- Heft daher nicht berücksichtigt. ten, kann gegen die überwinternden Stadien bei Kern- und Zum Haus- und Kleingartenbereich gehören Freilandflä- Steinobst und in Strauchbeeren eine Austriebsbehandlung chen des Garten (
O B ST M EH R ER E O BSTARTEN Kolonie der Mehligen Apfelblattlaus Foto: LTZ/Archiv Raupe des Kleinen Frostspanners Foto: LTZ/Archiv Blattläuse rethrine + Rapsöl zugelassen, z. B. Spruzit AF Schädlingsfrei Unter den saugenden Insekten sind es vor allem die verschie- (50 ml/100 m² und m Kronenhöhe, max 2 Anwendungen/ denen Arten von Blattläusen, die bei einem stärkeren Auf- Befall, Wartezeit 3 Tage). Gegen Blattläuse an Apfel ist auch treten Schäden verursachen können. An Kernobst sind das die Anwendung von Lizetan Plus Schädlingsfrei AF mit dem die Mehlige Apfelblattlaus (Lausäpfel) und die seltener Wirkstoff Flupyradifurone (50 ml/100 m² und m Kronenhö- auftretende Mehlige Birnenblattlaus. Beide Blattlausar- he, max. 1 Anwendung, Wartezeit 14 Tage) möglich. Das ten sind rötlich-grau bis blau-schwarz gefärbt, ältere Stadien Mittel sollte nur bei starkem Schädlingsdruck angewendet weiß-grau bepudert. Die früh auftretende Apfelfaltenlaus werden. Das Präparat ist als Pumpspray anwendungsfertig verursacht auffallende Blattschäden, meist beschränkt auf formuliert und eignet sich somit nur für kleinkronige Bäu- Einzelbäume. Die Grüne Apfelblattlaus ist nur an jungen me. In Erdbeeren ist gegen Blattläuse und andere saugen- Apfelbäumen von Bedeutung. An Steinobst schädigen die de Insekten z. B. die Kali-Seife Neudosan Neu Blattlaus- schwarzen Kirschenblattläuse, die Kleine und die Meh- frei (4 ml/m², möglichst weiches Wasser bzw. Regenwasser lige Pflaumenblattlaus, die Hopfenblattlaus sowie die verwenden) und in Erdbeeren im Gewächshaus gegen sau- Grüne Pfirsichblattlaus. Bei Johannisbeeren sind die Jo- gende und beißende Insekten z. B. Axiendo Garten Schäd- hannisbeertrieblaus und die Johannisbeerblasenlaus zu lings-frei (1 ml/m², max 2 Anwendungen, Wartezeit 3 Tage) nennen. zugelassen. Das Wegschneiden befallener Pflanzenteile und der gezielte Einsatz von Florfliegen vermindert den Blattlausbefall. Die Frostspanner Förderung des Ohrwurms (z. B. mit holzwollegefüllten Blu- Der Kleine Frostspanner ist an vielen Kulturen ein bedeu- mentöpfen) unterstützt zusätzlich die Blattlausregulierung. tender Schädling (Baumobst, Strauchbeeren, Zierpflanzen). Bei einem stärkeren Blattlausbefall kann je nach Obstart mit Die hellgrünen Frostspannerräupchen fressen im Frühjahr an einem der folgenden Präparate Abhilfe geschaffen werden. In den Blättern, Blüten und jungen Früchten. Charakteristisches allen Obstkulturen ausgewiesen sind die nicht bienengefähr- Merkmal sind die spannerartigen Bewegungen dieser Rau- lichen, anwendungsfertigen Kali-Seifen, wie z. B. Neudosan pen bei der Fortbewegung („Katzenbuckel“). Der Schaden AF Neu Blattlausfrei, Chrysal Blattläuse Stop Pumpspray u. a. ist aber in der Regel geringer, als es zumeist den Anschein (Sprühanwendung, tropfnass spritzen). hat. Die Falter schlüpfen ab Ende Oktober/Anfang Novem- Im Kern- und Steinobst stehen gegen Blattläuse auch anwen- ber. Nur die Männchen können fliegen. Die Weibchen sind dungsfertige Rapsöl-Präparate zur Verfügung (z. B. Pflanzen flügellos und müssen daher zur Eiablage am Stamm in den Paral Blattlaus-Frei S, Schädlingsfrei Hortex, Schädlingsfrei Kronenbereich klettern. Um dies zu verhindern, hat sich das Naturen AF; unverdünnt sprühen, max 3 Anwendungen), Anlegen von Leimringen um den Stamm im Herbst (Ende bei Kernobst und Kirschen außerdem Rapsöl-Mittel (z. B. Oktober) bewährt. Die flugunfähigen Weibchen werden auf Schädlingsfrei Naturen, Naturen Austriebs-Spritzmittel). diese Weise daran gehindert, ihre Eier in der Baumkrone ab- Diese Mittel haben keine Wartezeit. Sie wirken jedoch nur, zulegen. Der Leimbelag ist im Februar/März zu erneuern, um wenn die Blattläuse direkt getroffen werden. Daher ist ein ein Überwandern von Räupchen zu verhindern, die aus den frühzeitiger Einsatz, ehe sich die befallenen Blätter einrol- unterhalb des Leimrings abgelegten Eiern schlüpfen. len, anzuraten. Dies erfordert regelmäßige Kontrollen der Zur direkten Bekämpfung der Frostspannerraupen sowie Pflanzen auf Schädlingsbefall. Die Behandlungen sind nach auch der Raupen von Gespinstmotten, Miniermotten, Eulen- Möglichkeit auf die befallenen Pflanzenteile zu beschrän- und Wicklerarten eignen sich bei starkem Befall, der bis zu ken, um die Aktivität der Nützlinge wenig zu beeinträch- Kahlfraß führen kann, verschiedene Bakterien-Präparate auf tigen. der Basis von Bacillus thuringiensis. In Kernobst ist z. B. Xen- Gegen Blattläuse an Kernobst, ausgenommen die Mehlige Tari und bei Kern- und Steinobst z. B. Dipel ES anwendbar Apfelblattlaus, sind mehrere Präparate auf der Basis von Py- (unterschiedliche Wartezeiten beachten). Die Spritzung soll- 8
MEH RER E O B STARTE N O BST zeitig zu erkennen. Erdauswürfe, unterirdisch abgefressene Kulturpflanzen und Unkräuter sowie große Gänge, die man bei der Gartenarbeit findet, zeigen den Schermausbefall an. Die Erdhaufen sind flach und unregelmäßig und mit Gras- und Wurzelresten durchsetzt, anders als die des Maulwurfs, die hoch, rund und regelmäßig sind. Der Schermausgang befindet sich neben den Erdhaufen, da die Schermaus die Erde schräg aus dem Gang herausschiebt. Der Maulwurf drückt die Erde dagegen senkrecht nach oben. Geöffne- te Schermausgänge werden von der Schermaus nach kur- zer Zeit von innen mit Erde verstopft (verwühlt). So kann man feststellen, ob ein Gang „befahren“ ist. Diese soge- Kirschessigfliegenbefall an Erdbeere Foto: H. Rauleder/LTZ nannte „Verwühlprobe“ ermöglicht es, den Schermausgang vom Gang des Maulwurfs zu unterscheiden. Die Schermaus te möglichst nur bei warmer Witterung (über 15 °C) erfolgen, stopft den Gang fest, oft 10 bis 20 cm weit, zu. Der Maul- wenn die Räupchen fraßaktiv sind, da sonst der Erfolg leidet. wurf dagegen schiebt nur etwas Erde lose an die Gang Singvögel tragen wesentlich zur Reduzierung der Frostspan- öffnung. Das Auffinden der unterirdischen Gänge wird ner bei, da sie die Raupen in erheblicher Menge an ihre Jun- durch einen Schermaus-Suchstab erleichtert. Es ist ein ei- gen verfüttern. serner Stab mit konusartig verstärkter Spitze. Man stößt den Stab dort, wo man Befall vermutet, in die Erde und spürt an Kirschessigfliege seinem ruckartigen Einsinken, wenn man einen Schermaus- Die seit 2011 in Deutschland auftretende Kirschessigfliege ver- gang getroffen hat. ursacht teils starke Fruchtschäden an Stein- und Beerenobst. Bekämpfung: Am sichersten und billigsten ist der Fang mit Die zur gleichen Fliegenfamilie wie die einheimischen Obst- Fallen (verschiedene Typen im Handel). Er ist nur bei extrem oder Essigfliegen gehörende Fliegenart befällt im Gegensatz zu lockerem Boden schwierig. Der Schermausgang wird soweit diesen bereits reifende und erntereife Früchte. Die weiblichen geöffnet, bis er in festere Bodenschichten führt (etwa unter Fliegen sind durch ihre sichelförmige, stark gezähnte Eiablage- einem Gartenweg). Bei größeren Obstbäumen sollte die Falle apparatur in der Lage, die intakte Fruchthaut zu „durchsägen“ außerhalb der Baumscheibe aufgestellt werden. Die Falle ist und ihr Ei in die gesunden Früchte abzulegen. Die Männchen stets empfindlich einzustellen. Eine wirksame vorbeugende sind an einem auffälligen schwarzen Fleck am Ende der Flü- Methode ist die Verwendung von engmaschigen Drahtkör- gel zu erkennen. Die aus Asien stammende Kirschessigfliege ben um den Wurzelballen bei der Neupflanzung von Obst- befällt Früchte weichschaliger Obstarten, insbesonderer Kir- bäumen, von denen z. B. ein faltbarer Korb (Überall Wühl- schen, Him- und Brom- sowie Heidelbeeren und auch viele maus-Stop; Fa. P. Überall, 71144 Steinenbronn) im Handel fruchttragende Wildobst- und Ziergehölzarten (z. B. Holun- angeboten wird. der, Kornelkirsche, Mahonia, u. a.). In Gemüsekulturen wur- Gegen Schermäuse sind für Obstkulturen im Gartenbereich den bisher keine Schäden festgestellt. verschiedene zinkphosphidhaltige Wühlmausköder (Fraßgif- Zur Überwachung des Auftretens dieser Fliege wer- te, siehe Tabelle S. 50) zugelassen. Alle Giftköder müssen den Apfelessigfallen empfohlen. Gegebenenfalls können verdeckt ausgelegt werden, damit andere Tiere, wie Vögel, die Früchte mit Netzen (Maschengröße
O B ST KERN O BST Wildverbiss an Obstbäumen Hasen, Kaninchen und Rehe können v. a. bei Schneela- ge durch Fraß an Stämmen und niederhängenden Ästen oft empfindlichen Schaden anrichten. Wo die Gartenfläche nicht mit einem ausreichend hohen, geschlossenen Zaun umfriedet werden kann, ist vor allem ein Schutz der Stämme der Obst- bäume wichtig. Hierfür eignen sich die im Handel angebo- tenen Drahthosen oder Wild- und Fegeschutz-Spiralen aus Kunststoff. Einen Schutz bieten auch die Wildschadenverhü tungsmittel wie Wöbra bzw. proagro Schäl- und Fraßstopp, die direkt aufgetragen werden. Abgeschnittene Zweige und Äste, nach dem Schneefall unter den Bäumen verteilt aus- gelegt, werden gern angenommen und lenken das Wild von Fruchtschorf an Apfel Foto: P. Epp/LTZ den Obstbäumen ab. Auf diese Weise kann größeren Rinden- schäden durch Wildverbiss vorgebeugt werden. kelbraunes bis graubraunes, filziges Aussehen. Stark erkrank- te Blätter fallen vorzeitig ab. Ursache für dieses Schadbild ist Unkräuter der Schorfpilz. Sobald im Frühjahr die ersten grünen Blätt- Durch entsprechende Zulassungen sind im Garten einige chen und Blütenknospen sichtbar werden, besteht bei länge- Herbizide gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter bei ren Niederschlägen Infektionsgefahr. Dabei gilt die Faustre- Obstpflanzen erlaubt. Ihre Anwendung sollte jedoch nur in gel: je länger im Frühjahr und Frühsommer die Bäume nass Ausnahmefällen durchgeführt werden. Im Garten sind alter- sind, desto größer ist die Gefahr eines Schorfbefalls. native Verfahren, wie Hacken, Mähen, gezielte Begrünung Wichtige vorbeugende Maßnahmen sind das Entfernen des oder Abdeckung mit Rindensubstrat, Stroh, Folie u. a., zu Falllaubs im Winter, soweit es nicht von Regenwürmern bevorzugen. Als Maßnahme gegen Unkräuter sind bei Kern- abgebaut wird, um den Sporendruck zu reduzieren. Durch und Steinobst verschiedene Essigsäure-Präparate (z. B. Cel- das jährliche Auslichten der Baumkrone wird ein schnelle- aflor Essigsäure*)) zugelassen. Produkte mit dem Wirkstoff res Abtrocknen der Blätter nach Regenfällen erreicht. Bei ei- Pelargonsäure sind in Obstgehölzen und Beerenobst (ausge- ner Neupflanzung sind auch weniger schorfanfällige Sorten nommen Erdbeeren) zugelassen. Bayer Garten Unkrautfrei eine Alternative bei Äpfeln z. B. ‘Boskoop’, ‘Retina’, ‘Rewe- Turboclean AF (Fettsäure) ist lediglich in Obstgehölzen aus- na’, ‘Freedom’, ‘Rubinola’, ‘Topaz’, ‘Summercrisp’ und ‘Barba- gewiesen. Glyphosathaltige Mittel werden von der amtlichen rossa’; bei Birnen ‘Gellerts Butterbirne’, ‘Conference’, ‘Bosc's Beratung in Baden-Württemberg nicht empfohlen. Flaschenbirne’. Man erspart sich dadurch einen nicht uner heblichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Garten. K ER NOB ST (ÄPF EL , BIR N EN , Q U I TTEN ) Bei einer direkten Schorfbekämpfung ist die Verhütung von Infektionen ab dem Austrieb bis etwa Mitte Juni notwendig. Schorf In dieser Zeit sind bei anfälligen Sorten je nach Witterungs Bei einem feuchten Frühjahr muss mit einem starken Befalls- verlauf normalerweise fünf bis acht Behandlungen im Ab- druck durch Schorf gerechnet werden. Auf den Früchten ent- stand von 7 bis 14 Tagen erforderlich, um auch im Obstgarten stehen kleine, dunkle Flecken, die sich bei Frühbefall nicht einen ausreichenden Erfolg zu erzielen. Im Sommer lässt die selten zu größeren Schadstellen entwickeln und im Spätsom- Schorfgefahr nach, doch kann sich bei vorhandenem Befall mer aufreißen. Auf den Blättern haben die Flecken ein dun- der Schorf innerhalb der Baumkrone weiter ausbreiten. Für größere Obstgärten hat sich bis S C H A D E N S P E R I O D E N U ND BEKÄ MPF U N G SZEITPU N KTE B EI K ER NOB ST Ende Juni auch die „10 Tage/25 mm- Niederschlagsregel“ bewährt. Begin- Kernobst März April Mai Juni Juli August September nend mit der ersten Behandlung bei Schorf Knospenaufbruch wird bis zur jeweils nächsten Behandlung ein Abstand von Apfelmehltau 10 Tagen eingehalten. Regnet es aber in- nerhalb dieses Zeitraums, dann wird bei Blattläuse einem Gesamtniederschlag von mehr als Spinnmilben 25 mm die nächste Behandlung durch- geführt. Sind andererseits während län- Apfelwickler/Obstmade gerer Trockenperioden nach Ablauf von 10 Tagen keine Niederschläge zu erwar- Birnenblattsauger ten, dann kann bis zu den nächsten be- vorstehenden Regenfällen abgewartet Blüte Schadensperiode Bekämpfung werden. 10
KERNOB ST O BST Marssonina-Blattfallkrankheit an Apfel Foto: J. Hinrichs-Berger/LTZ Birnengitterrost Foto: LTZ/Archiv Für eine direkte Schorfbekämpfung stehen für den Garten- Birnengitterrost bereich nur noch Produkte mit dem Wirkstoff Difenocona- Der Befall ist anfänglich durch gelbe, später leuchtend oran- zol (z. B. Duaxo Universal Pilz-frei*), max. 4 Anwendungen, ge Flecken auf den Blättern zu erkennen. Der Pilz infiziert Wartezeit 28 Tage) zur Verfügung (siehe Tabelle S. 42). Diese im Frühjahr von Befallsstellen auf dem Wacholder ausgehend können aufgrund ihrer kurativen Wirkungsweise noch ca. 3 die jungen Birnenblätter, im Herbst wiederum von den Birn- Tage nach einer Schorfinfektion (d.h. nach Regenbedingun- blättern aus die anfälligen Wacholderarten (Juniperus sabinae, gen) eingesetzt werden. Aufgrund der eingeschränkten Zu- J. chinensis ‘Pfitzeriana’ und andere, dagegen aber nicht den lassungssituation ist eine erfolgreiche Schorfbekämpfung, be- Säulenwacholder J. communis div. ssp.). sonders in feuchten Jahren, nicht gewährleistet. Der Schaden ist meist geringer, als das Erscheinungsbild ver- muten lässt. Bei einem schwachen Befall von 1 bis 5 Flecken/ Marssonina-Blattfallkrankheit Blatt ist eine Bekämpfung nicht erforderlich. Seit einigen Jahren tritt an unbehandelten Apfelbäumen im Gegen Birnengitterrost sind Präparate mit dem Wirkstoff Di- Streuobst sowie im Haus- und Kleingarten eine neue pilzli- fenoconazol (z. B. Duaxo Universal Pilz-frei*), max. 4 Anwen- che Krankheit, die Marssonina-Blattfallkrankheit auf. Nach dungen, 11 ml/100 m² und m Kronenhöhe, Wartezeit 28 Ta- reichlichen Niederschlägen und Temperaturen über 15°C ge) zugelassen. Die erste Behandlung erfolgt auf das junge, verfärben sich nach Infektionen ab Juni die Blätter quitten- frisch entfaltete Laub kurz nach der Blüte. In Extremfällen ist gelb und weisen oberseits braune Flecken auf. Benachbarte es angebracht, den in unmittelbarer Nähe stehenden anfälli- grüne Blätter zeigen ebenfalls solche Nekrosen. Bei feucht- gen Wacholder zu entfernen und gegebenenfalls durch eine warmer Witterung im Sommer breitet sich der Befall rasch widerstandsfähigere Sorte, z. B. Juniperus sabina ‘Wichita Blue’, vom Stamminneren auf den ganzen Kronenbereich und auf J. virginiana ‘Grey Owl’ oder ‘Skyrocket’, zu ersetzen. die Nachbarbäume aus. Infizierte, chlorotische und verbräun- te Blätter fallen vorzeitig ab, so dass stark befallene Apfelbäu- Apfelmehltau me bereits im August vor der Fruchtreife völlig verkahlen, Die erkrankten Triebspitzen und Blätter sind ganz oder teil- was zu erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen führt und weise von einem weißen, mehlartigen Belag überzogen. Die die Bäume nachhaltig schwächt. wichtigste Gegenmaßnahme ist der konsequente Rückschnitt Beobachtungen zeigen, dass die schorfresistente Apfelsorte aller befallenen Triebspitzen bei Beginn und während des ‘Topaz‘, wie auch die Sorten ‘Boskoop‘, ‘Rubinola‘ u.a. sehr Austriebs im Frühjahr. Auf diese Weise werden zahlreiche anfällig sind. Als robuster gegenüber dieser neuen Krankheit Infektionsquellen entfernt und der Befallsdruck gemindert. erwiesen sich die jedoch schorfanfälligen Sorten, wie z. B. Zur Bekämpfung des Apfelmehltaus sind nur noch Präparate ‘Gala‘ und ‘Elstar‘. mit dem Wirkstoff Difenoconazol, wie z. B. Duaxo Univer- Fungizide mit dem Wirkstoff Difenoconazol (z. B. Duaxo sal Pilz-frei*) (max. 4 Anwendungen, Wartezeit 28 Tage) ein- Universal Pilz-frei*)); siehe Tabelle S. 42), die zur Be- setzbar. Difenoconazol wirkt gleichzeitig gegen Schorf- und kämpfung des Apfelschorfes eingesetzt werden, zeigen auch Mehltau (Mittel siehe Tabelle S. 42). bei der Bekämpfung dieser Blattfallkrankheit eine Wirkung. Aufgrund der langen Infektionsperiode sind Behandlungen Obstbaumkrebs auch im Sommer vor oder nach Regenperioden zu empfeh- Die als Obstbaumkrebs bekannten wulstartigen, oft ringför- len. migen Wucherungen an Ästen und Stämmen werden durch Maßnahmen, die zur Eindämmung des Apfelschorfes durch- einen Pilz verursacht. Er infiziert die Bäume über frische geführt werden, wie z. B. Entfernen des Falllaubes vor dem Wunden während der Vegetationsperiode, häufig auch über Austrieb und lichter Baumkronenschnitt zur besseren Durch- noch nicht verkorkte Blattnarben während des Blattfalls im lüftung, sind auch zur Verminderung des Befallsdruckes der Herbst. Wichtig ist eine sorgfältige Wundpflege mit gründ- Blattfallkrankheit hilfreich. lichem Ausschneiden der Befallsstellen bis in das gesunde 11
O B ST KERN O BST Infektionsquelle durch Fruchtmumien Foto: LTZ/Archiv Feuerbrandinfektion an Apfel Foto: LTZ/Archiv Holz und Entsorgen des kranken Holzes. Die Wunden sind bis mindestens 30 cm ins gesunde Holz gerettet werden. Die anschließend mit Wundverschlussmittel (z. B. LacBalsam, verwendeten Geräte (Schere, Säge u. a.) müssen nach Ge- Tervanol F, Baumwachse) zu verstreichen. Zur direkten Be- brauch desinfiziert werden. Geeignet ist 70 %iger Alkohol kämpfung ist im Haus- und Kleingarten kein Pflanzenschutz- oder Abflammen. mittel verfügbar. Wo es erlaubt ist, sollten gerodete Pflanzen- und Pflanzen- teile am besten an Ort und Stelle verbrannt werden. Stark Lagerfäulen holz kann für den Hausbrand verwendet werden. Erkrank- Lagerkrankheiten des Kernobstes werden durch verschiede- tes Material sollte sonst über die Müllabfuhr beseitigt oder ne Pilze verursacht. Soll ein Teil der Kernobsternte eingela- bei einer Müllverbrennungsanlage angeliefert werden. Gerin- gert werden, sind vorbeugend angefaulte Früchte, Fruchtmu- ge Mengen von Schnittholz können auch zerkleinert kom- mien und abgestorbene Triebe aus den Bäumen zu entfernen. postiert werden. Dabei ist zu beachten, dass dieses befallene Verletzungen der Früchte zur Ernte sollten vermieden wer- Schnittmaterial nicht frei auf dem Komposthaufen abgela- den. Zur direkten Bekämpfung von pilzlichen Lagerfäulen ist gert wird, sondern zur Vorbeugung einer möglichen weiteren kein Mittel verfügbar. Verbreitung der Krankheit mit z. B. Komposterde abgedeckt wird. Nach einer einjährigen Lagerung ist das Material soweit Feuerbrand abgebaut, dass bei einer Verwendung im Garten keine Anste- Die Infektionen, der für das Kernobst und verwandte Zier- ckungsgefahr mehr besteht. gehölzarten so gefährlichen Krankheit, erfolgen in der Regel über die Blüten und gehen in der Folge auch auf die Triebe Blutlaus über. Befallene Blüten und Triebe welken, werden fahl und Ab dem Frühsommer bis in den Herbst hinein bilden sich färben sich später braun bis schwarz. Die Erkrankung ver- gelegentlich an Wund- und Schnittstellen zahlreiche einzel- läuft vor allem bei Quitten und sehr anfälligen Birnensorten ne oder große zusammenhängende Kolonien von Blutläusen, schnell und mit großer Intensität. Hinweis: Ähnliche Symp- die leicht an den weißen, wollartigen Wachsausscheidungen tome werden aber auch z. B. durch Zweigmonilia, Obstbaum- zu erkennen sind. Eine Folge ihrer Saugtätigkeit sind krebsar- krebs und Triebwespe verursacht. tige Wucherungen und Triebverkrüppelungen. Befallen werden nur die apfelfrüchtigen Rosengewächse wie Der Schädling hat im Ohrwurm einen wichtigen natürlichen Äpfel, Birnen, Quitten und verwandte Ziergehölze (siehe Gegenspieler, der u. a. durch das Anbringen von mit Holz- dort). Nicht befallen werden Stein-, Beeren- und Schalen wolle gefüllten Blumentöpfen gefördert werden kann. Als obst. wichtiger parasitischer Nützling ist die Blutlauszehrwespe zu Für die Bekämpfung im Garten sind keine Pflanzenschutz- nennen. mittel ausgewiesen. Nähere Hinweise können dem Merkblatt Parasitierte Blutläuse sind schwarz gefärbt, häufig fehlt „Der Feuerbrand gefährdet Obst- und Ziergehölze“ entnom- ihnen die weiße Wachsausscheidung. Sie weisen oft ein men werden. Es ist beim zuständigen Landratsamt erhältlich Schlupfloch auf, durch das die Zehrwespe nach Beendigung und auch im Internet einsehbar (www.ltz-augustenberg. ihrer Entwicklung geschlüpft ist. Die Verbreitung der Blut- de). lauszehrwespe kann gefördert werden, indem Zweigstücke Um stärkerem Befall durch diese Bakterienkrankheit vorzu- mit parasitierten Blutlauskolonien in der Nähe von unpara- beugen, ist es wichtig, dass die ersten sichtbaren Infektio- sitierten Kolonien deponiert werden. Eine befallsmindern- nen schon möglichst früh erkannt und entfernt werden. Die de Maßnahme ist das Auslichtung der Krone und Entfernen Kernobstbäume und anfälligen Ziergehölze müssen daher ab der Wasserschosse, ggf. auch das Abbürsten bzw. Abspritzen der Blüte bis Ende August regelmäßig auf Befall kontrolliert der Kolonien mit einem Hochdruckreiniger. Zur direkten werden. Erfahrungsgemäß können schwach befallene Obst- Bekämpfung der Blutlaus ist derzeit kein Pflanzenschutz- und Ziergehölze meist durch einen großzügigen Rückschnitt mittel zugelassen. 12
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