Integrierter Pflanzenschutz 2021 - Umwelt- und sachgerechter Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten - Landkreis Calw
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I NHALT Einleitung........................................................................ 3 Rittersporn, Gemswurz, Lupine, Dahlie, Integrierter Pflanzenschutz ............................................ 3 Ringelblume...............................................................................36 Vorbeugende Maßnahmen.............................................. 3 Rose...............................................................................................36 Kulturgerechter Standort......................................................................3 Stockmalve..................................................................................37 Düngung ....................................................................................................3 Tulpe.............................................................................................37 Fruchtwechsel und Mischkultur.........................................................4 Rasen und Blumenwiese.........................................38 Robuste Sorten und Arten...................................................................4 Wege und Plätze......................................................39 Aussaat und Pflanzung...........................................................................4 Hinweise zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln...... 40 Kulturhygiene ..........................................................................................4 Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Pflanzenstärkungsmittel.........................................................................4 Pflanzenschutzmitteln..........................................................................40 Nützlinge und deren Förderung.........................................................4 Bienenschutz...........................................................................................40 Physikalische, biologische, biotechnische Schutz der Bestäuberinsekten...........................................................40 Maßnahmen..................................................................... 6 Wasserschutz............................................................................................40 Grundstoffe...................................................................... 6 Wartezeiten..............................................................................................41 Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ......................... 6 Dosierung ................................................................................................41 Allgemeine Hinweise ............................................................................6 Entsorgung von Packungen, Restmengen und Rechtliche Bestimmungen....................................................................6 Restbeständen alter Pflanzenschutzmittel.....................................41 Biodiversität..................................................................... 7 Wetterdaten ............................................................................................41 Krankheiten, Schädlinge und nichtparasitäre Im Haus- und Kleingarten zugelassene Schadsymptome............................................................... 7 Pflanzenschutzmittel .................................................... 42 Obst............................................................................7 Titelthema „Verbot von Schottergärten in Baden- An mehreren Obstarten vorkommend............................... 7 Württemberg“................................................................ 51 Kernobst (Äpfel, Birnen, Quitten).................................... 10 Definition Schottergarten...................................................................51 Steinobst (Kirschen, Zwetschen, Mirabellen, Haftungsausschluss....................................................... 51 Pfirsiche, Aprikosen)............................................................... 13 Impressum..................................................................... 52 Strauchbeerenobst (Johannisbeeren, Stachelbeeren, Holunder, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren u. a.).............................................15 Erdbeere...................................................................................... 17 Schalenobst................................................................................. 18 Tafeltrauben................................................................................ 18 Gemüse.................................................................... 19 Bohne........................................................................................... 19 Gurke............................................................................................20 Kartoffel...................................................................................... 21 Kohl..............................................................................................22 Knollensellerie..........................................................................25 Lauch............................................................................................25 Möhre...........................................................................................25 Petersilie......................................................................................26 Rettich und Radieschen.........................................................26 Salat...............................................................................................26 Spinat ..........................................................................................27 Tomate ........................................................................................27 Zucchini .....................................................................................28 Zwiebel .......................................................................................28 An mehreren Gemüsearten vorkommend.......................29 Ziergehölze..............................................................30 Zierpflanzen.............................................................34 An mehreren Zierpflanzen vorkommend........................34 Aster, Sommeraster..................................................................34 Chrysantheme, Margerite......................................................35 Fuchsie.........................................................................................35 Gladiole.......................................................................................35 Pelargonie....................................................................................36 Pfingstrose...................................................................................36 2
INTEGR IERTER PFLA NZEN SCHU TZ Einleitung In dieser Broschüre werden Empfehlungen und Hinweise zu Pflanzenschutzfragen im Gartenbereich unter besonderer Be- rücksichtung des integrierten Pflanzenschutzes gegeben. Wichtige Schadorganismen werden beschrieben. Das Heft infor- miert außerdem über die gesetzlichen Bestimmungen, die bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln einzuhalten sind. Weiterhin wird Wissen zum Schutz und der Förderung der Biodiversität und von Nützlingen im Haus- und Kleingarten ver- mittelt. Alternative Bekämpfungsmöglichkeiten werden aufgezeigt. In den Tabellen am Schluss des Heftes sind Beispiele für zugelassene Pflanzenschutzmittel im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau aufgeführt. Da es im Laufe des Jahres zu Neuzu- lassungen oder Änderungen bei den Pflanzenschutzmitteln kommen kann, achten Sie bitte auf entsprechende Bekanntma- chungen des Pflanzenschutzdienstes in der Fachpresse. Aktuelle Pflanzenschutzinformationen für den Haus- und Kleingarten erhalten Sie bei der Gartenakademie Ba- den-Württemberg e.V. (www.gartenakademie.info). Aktuell zugelassene Pflanzenschutzmittel finden sich auf www.hausgarten.pflanzenschutz-information.de. Bei der Gartenakademie Rheinland-Pfalz besteht die Möglich- keit, einen kostenlosen Newsletter unter www.gartenakademie.rlp.de zu abonnieren. Ein kostenfreies Online-Bil- dungsangebot zum Pflanzenschutz bietet die Virtuelle Hochschule Bayern (www.vhb.org). Integrierter Pflanzenschutz sunderhaltung der Pflanzen im Vordergrund stehen. Pflan- zenschutzmittel (PSM), ob chemisch-synthetisch oder für Der integrierte Pflanzenschutz stellt eine Kombina- den ökologischen Anbau zugelassen, sollen nur in Ausnah- tion von Verfahren dar, bei denen unter vorrangiger mefällen angewendet werden. Die Pflanzenschutzpyramide Berücksichtigung vorbeugender sowie direkter biolo- veranschaulicht die Pflanzenschutzstrategie des intergrieten gischer, biotechnischer und mechanischer Bekämp- Pflanzenschutzes. fungsmaßnahmen die Anwendung chemischer Pflan- Weitere Hinweise bietet die „Leitlinie zum integrierten Pflan- zenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt zeschutz im Haus- und Kleingartenbereich“ (www.kleingar- wird. Der integrierte Pflanzenschutz dient als Leitbild des ten-bund.de >gartenpraxis >pflanzengesundheit >leitlinie- praktischen Pflanzenschutzes und bezieht sämtliche der Ge- ips). sunderhaltung der Kulturpflanzen dienenden Maßnahmen, wie Verfahren des Pflanzenbaues, der Pflanzenernährung und des Pflanzenschutzes zur Schaffung optimaler Wachs- Vorbeugende Maßnahmen tumsbedingungen für jede angebaute Kulturart ein. Bei al- len Überlegungen, wie Pflanzenkrankheiten und Schädlinge Kulturgerechter Standort abgewehrt werden können, muss daher die Nutzung der An- baumaßnahmen zur Förderung des Wachstums und zur Ge- Durch sachgerechten Anbau ist es möglich, dem Befall durch Schädlinge und vor allem Krankheiten entgegenzuwirken. G R UND SÄTZE DES INTEG RI ERTEN PFLAN ZEN SCHU T Z E S Bei Saat und Pflanzung ist darauf achten, dass die Pflanzen ei- nen ausreichenden Standraum erhalten. Die Standortansprü- che der Pflanzen an Schatten, Sonne sowie sauren oder alkali- schen Boden sollten berücksichtigt werden. Die Struktur von schweren Böden kann durch Zufuhr von Humus in Form von Pflanzen schutzmittel Kompost, Mist oder Gründüngung verbessert werden. Düngung Grundstoffe Eine Kompostbereitung gehört in jeden Garten. Kompost sorgt für ein stabiles Bodengefüge, das die Verschlämmung des Bodens verringert oder verhindert und die Durchlüf- physikalische, biologische, tung sowie das Wasserhaltevermögen des Bodens verbessert. biotechnische Maßnahmen: Kompost beschleunigt die Erwärmung im Frühjahr, fördert Fallen, Leimringe, Lockstoffe, das Bodenleben und setzt zudem langsam Pflanzennährstof- Nützlinge, Absammeln, Netze, usw. fe frei. Insgesamt bewirken diese Eigenschaften optimale Standortverhältnisse und wirken so indirekt einem Krank- heits- und Schädlingsbefall entgegen. Durch die Aussaat ver- vorbeugende Maßnahmen: kulturgerechter Standort, robuste Sorten und Arten, schiedener Gründüngungspflanzen wird der Boden gut be- Düngung, Nützlingsförderung, Pflanzenstärkungsmittel, schattet und das Unkraut unterdrückt. Weitere Vorteile sind usw. eine gute Durchwurzelung und eine Anreicherung des Bo- dens mit organischer Substanz. Manche Pflanzen (Legumino- 3
I NTEGRIE RT E R P FLAN Z E NSC H UT Z VE R B OT VON NEONICOTI N O I DEN H I N W E I S Z U G LY P H O S AT Die Zulassungen für Mittel mit den insektiziden Wirkstof- Anwendungen von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln fen Clothianidin, Thiacloprid, Thiamethoxam und sind im Haus- und Kleingarten im Rahmen der zugelasse- Imidacloprid wurden widerrufen. Mittel mit diesen nen Anwendungsgebiete zulässig. Sie werden von der amt- Wirkstoffen dürfen nicht mehr angewandt werden lichen Beratung in Baden-Württemberg jedoch nicht emp- und sind fachgerecht zu entsorgen. Nicht von dem Ver- fohlen. Dies betrifft Roundup-Produkte und vergleichbare bot betroffen sind Mittel mit dem Wirkstoff Acetamiprid. Produkte. sen) binden Stickstoff aus der Luft, der den nachfolgenden deshalb nicht auf den Kompost geworfen werden. Entweder Pflanzen zugute kommt. Beim Einsatz von Düngern ist auf werden die Pflanzen verbrannt oder zum Hausmüll gegeben. die richtige Aufwandmenge und Verteilung zu achten. Regel- Eine besondere Gefahr geht von virusbefallenen Pflanzen aus mäßige Bodenuntersuchungen sind hilfreich. (so bei Gurken und Tomaten). Blattläuse oder andere Insek- ten, die an solchen Pflanzen saugen, können die Krankheit Fruchtwechsel und Mischkultur auf die Nachbarpflanze übertragen. Auch durch gegenseitiges Berühren der Pflanzen im Bestand kann es zu einer Übertra- Der mehrmalige Anbau derselben Pflanzenart oder nahe ver- gung kommen. Außerdem werden Viren und andere Krank- wandter Arten auf gleichen Flächen führt häufig zu einer heiten durch den Menschen beim Arbeiten in den Beständen Übervermehrung von Schädlingen und Krankheitserregern. (Ausgeizen, Aufbinden) verbreitet. Der Fruchtwechsel, also der Anbau verschiedener Pflanzen- Beim Pflanzen von Setzlingen muss man darauf achten, arten nacheinander, ist geeignet, um größere Schäden zu ver- dass nur die gesunden in den Boden kommen, kranke oder hindern. Auch durch Mischkultur kann einem verstärkten schwächliche dagegen aussortiert werden. Auftreten von Schädlingen und Krankheiten entgegenge- Schädlinge oder Krankheiten können durch verseuchte Erde, wirkt werden. die an Werkzeugen, Schuhen oder Pflanzen haftet, weiter- verschleppt werden. In diesen Fällen sollten Werkzeuge und Robuste Sorten und Arten Schuhe immer gereinigt werden. Zur Hygiene gehört auch das Reinigen von Pfählen und Stangen, die man zum An- Wie gut oder wie schlecht sich eine Pflanze entwickelt, hängt binden der Pflanzen verwendet. Am einfachsten lassen sich häufig von der Sortenwahl ab. Nicht alle Sorten von Obst, Draht- oder Kunststoffstäbe säubern. Auch durch Unkräu- Gemüse und Zierpflanzen eignen sich für jeden Garten. Für ter werden Krankheiten und Schädlinge weiter verbreitet. einen Klimaraum ungeeignete Arten sind in diesem Gebiet Unkräuter entfernt man am besten mit der Hacke. Auch das viel stärker durch Krankheiten und Schädlinge gefährdet, Mulchen eignet sich gut zur Unterdrückung der Unkräuter. da sie keine optimalen Wachstumsbedingungen haben. Die Verwendung von gesundem Saatgut ist wichtig. Altes Saat- Pflanzenstärkungsmittel gut kann zu einem erheblichen Ausfall wegen verminderter Keimfähigkeit führen. Bei der Auswahl des Saat- und Pflanz- Pflanzenstärkungsmittel sind Stoffe und Gemische ein- guts sollte man auch auf widerstandsfähige Sorten achten. Im schließlich Mikroorganismen, die ausschließlich dazu be- Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau gibt es eine ganze Rei- stimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen he von Sorten, die gegen Schorf, Echten Mehltau und andere zu dienen, soweit diese nicht als Pflanzenschutzmittel zuge- Krankheiten wenig anfällig sind. lassen sind (www.bvl.bund.de >Pflanzenschutzmittel >Für Anwender >Zugelassene Pflanzenschutzmittel >Pflanzenstär- Aussaat und Pflanzung kungsmittel). Flache Saat liefert im Allgemeinen schneller und kräftiger Nützlinge und deren Förderung wachsende Pflanzen. Die Dauer des durch Krankheiten und Schädlinge besonders gefährdeten Jugendstadiums wird da- Nützlinge sind die natürlichen Gegenspieler von Organis- durch herabgesetzt. Der Zeitpunkt der Saat oder der Pflan- men, die unsere Kulturpflanzen schädigen. Die bekannten zung sollte bei bestimmten Kulturen so gelegt werden, dass Nützlinge treten im Garten auf natürliche Weise auf. Be- die empfindlichen Stadien der Pflanzen und Hauptentwick- stimmte Nützlingsarten können aber auch käuflich erworben lungszeit der Schaderreger nicht zusammentreffen. und im Garten freigesetzt werden. Aus der Vielzahl der Nütz- linge sollen hier die wichtigsten aufgeführt werden. Kulturhygiene Der Marienkäfer und seine schiefergrauen, mit hellen Flecken gezierten Larven, sind besonders als Vertilger von Blattläusen Für Hygiene muss man nicht nur bei Mensch und Tier, son- aktiv. Besonders auffällig sind die Larven des Asiatischen Mari- dern auch bei Pflanzen sorgen. Kranke Pflanzen bedeuten enkäfers aufgrund ihrer seitlichen orangefarbenen Streifen. in jedem Fall eine Gefahr für die gesunden. Durch boden- Von der Florfliege leben nur die Larven räuberisch. Das er- bürtige Erreger befallene Pflanzen und Pflanzenteile sollten wachsene Insekt hat grüne netzartige Flügel und legt seine Eier 4
INTEGR IERTER PFLA NZEN SCHU TZ auf Stielen ab. Die Larven sind etwa 10 mm groß und braun ge- Verschiedene Wanzenarten, z. B. Blind- und Blumen- sprenkelt. Ihre kräftigen Mundwerkzeuge dienen zum Festhal- wanzen, leben räuberisch. Sie ernähren sich hauptsächlich von ten und Aussaugen der Beute. Florfliegen können von Nütz- Blattläusen, Raupen, Spinnmilben, Kartoffelkäferlarven und lingszuchten bezogen und in geschlossenen Räumen sowie anderen Schädlingen. Die Wanzen sind meist grau-braun oder bedingt auch im Freien gegen Blattläuse eingesetzt werden. grünlich, ihre Larven sind hellbraun oder hellgrün gefärbt und Weitere wichtige Blattlausverzehrer sind die Larven der wes- flügellos. penähnlich aussehenden Schwebfliegen. Diese sind häu- Im Garten kommen noch viele weitere Nützlinge vor, so z. B. fig an Blüten zu beobachten, über denen sie oft in der Luft Laufkäfer, die die Eier der Kohlfliege verzehren, Weichkä- verharren. Die Larve ist kopf- sowie fußlos und gelblich bis fer, die sich von Blattläusen und Raupen ernähren, oder der braun gefärbt. Man findet sie häufig in Blattlauskolonien. Sie Ohrwurm, der Blattläuse und Blutläuse vertilgt. Außerdem kann mit einer kleinen Raupe verwechselt werden. zählen zu den nützlichen Tieren Kröten, verschiedene Vo- Schlupfwespen sind Parasiten, die ihre Eier in die Wirts- gelarten, Igel, Maulwürfe und Spinnen. tiere legen. Die ausschlüpfenden Larven fressen während ih- rer gesamten Entwicklung in dem Wirt und verlassen ihn Damit Nützlinge im Garten gute Dienste leisten können, erst als erwachsene Schlupfwespe. Im Freiland werden vor müssen sie geeignete Lebensbedingungen vorfinden. Wich- allem Blattläuse sowie Eier oder Raupen von Schmetterlin- tig ist, vor geplanten Pflanzenschutzmaßnahmen die Pflan- gen parasitiert. Im Kleingewächshaus können die käuflich zen auf das Vorhandensein von Schädlingen und Nützlingen zu erwerbenden Schlupfwespen Encarsia formosa gegen die zu kontrollieren. Bei Marienkäfern ist es besonders wichtig, Weiße Fliege und Aphidius colemani gegen Blattläuse einge- die ersten zuwandernden Tiere nicht durch Spritzungen zu setzt werden. Parasitierte Blattläuse sitzen fest und verfärben beeinträchtigen. Blühende Pflanzen, vor allem Doldenblütler sich braun. Die Parasitierung von Weißen Fliegen kann an und Korbblütler, sind Nahrungsquellen für Schwebfliegen der Schwarzfärbung der Larven erkannt werden. Die Schlupf- und locken diese Nützlinge in den Garten. wespe Trichogramma dendrolimi parasitiert die Eier des Apfel- Florfliegen haben während der Wintermonate eine sehr wicklers (Obstmade). Zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers geringe Überlebensrate. Florfliegenhäuschen (mit Weizen- (Pflaumenmade) wird die verwandte Art Trichogramma cacoe- stroh gefüllte Holzkästen) bieten ihnen ein sicheres Über- ciae eingesetzt. Beide Schlupfwespen werden auf Karten ge- winterungsquartier. Die rot- oder braunfarbigen Kästen sind liefert. Darin enthalten sind von den Schlupfwesen parasi- auf 1,5 bis 1,8 m hohen Pfählen anzubringen die Aufstellung tierte Mehlmotteneier, die in regelmäßigen Abständen in die sollte im September erfolgen. Der Schutz kann noch verbes- betreffende Kultur ausgebracht werden. sert werden, wenn die Kästen über Winter in kühlen, regen- Die Larven einiger Gallmücken sind ebenfalls Nützlin- geschützten Räumen (z. B. Feldscheunen) gelagert werden. ge. Sie sind etwa 2–3 mm groß und saugen an Blattläusen Durch Schaffung von Versteckmöglichkeiten, z. B. Reisighau- und Spinnmilben. Man findet die rosa gefärbten Larven oft- fen oder Hecken, können Laufkäfer gefördert werden. Ton- mals inmitten von Blattlauskolonien. Für die Bekämpfung im blumentöpfe mit Holzwolle, die am Stamm oder Ast anlie- Kleingewächshaus können räuberische Gallmückenlarven im gen, werden mit Vorliebe von Ohrwürmern besiedelt. Handel bezogen werden. Wildbienen, Schlupfwespen, Käfer, Ohrwürmer und an- Raubmilben ernähren sich hauptsächlich von Spinnmilben. dere Insekten können in jedem Garten mit einfachen Nisthil- Sie saugen die beweglichen Spinnmilben und teilweise auch fen gefördert werden. Geeignet sind z. B. Hartholzblöcke mit deren Eier aus. Wenn Raubmilben nicht durch den Einsatz unterschiedlich weiten Bohrungen, Bambusstäbe, Schilfrohr- von Pflanzenschutzmitteln geschädigt werden, sind sie meist bündel und Lochsteine. in der Lage die Spinnmilben zu regulieren. Bestimmte Arten Die Ansiedlung von Vögeln und Fledermäusen kann durch können im Freiland überwintern. Im Kleingewächshaus müs- das Anbringen von geeigneten Nistkästen gefördert werden. sen die Raubmilben zur Bekämpfung der Spinnmilben ausge Steinriegel, Reisig- oder Laubhaufen bieten Igeln, Spitz- setzt werden. mäusen, Wieseln, Eidechsen und anderen Tieren Schutz. LIE FE R ANTEN VON NÜ TZLI N G EN • Biocare Gesellschaft für Biologische Schutzmittel mbH (www.biocare.de), Tel.: (05562) 9505780, info@biocare.de • Biofa AG (www.biofa-profi.de), Tel.: (07381) 9354-0, E-Mail: contact@biofa-profi.de • e-nema GmbH (www.e-nema.de), Tel.: (04307) 8295-0, info@e-nema.de • Katz Biotech AG (www.katzbiotech.de), Tel.: (033704) 67510, info@katzbiotech.de • Koppert Deutschland GmbH (www.koppertbio.de), Tel.: (02834) 3009201, info@koppertbio.de • Öre Bio-Protect Biologischer Pflanzenschutz GmbH (www.oere-bio-protect.de), Tel.: (04307) 5016, o ere-bio@t-online.de • re-natur GmbH Biologischer Pflanzenschutz (www.re-natur.de), Tel.: (04323) 90100, info@re-natur.de • Sautter & Stepper biologischer Pflanzenschutz GmbH (www.nuetzlinge.de), Tel.: (07032) 957830, info@nuetzlinge.de • Reichenauer Gärtner Center (www.raiffeisen-reichenau.de), Tel.: (07534) 920091, info@raiffeisen-reichenau.de Weitere Nützlingsproduzenten finden Sie unter www.ltz-augustenberg.de >Arbeitsfelder >Pflanzenschutz >Nützlinge 5
I NTEGRIE RT E R P FLAN Z E NSC H UT Z Physikalische, biologische, Rechtliche Bestimmungen biotechnische Maßnahmen Im Pflanzenschutzgesetz sind die Zulassung, der Verkauf und Zu den nicht-chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten im die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln geregelt. Pflan- Haus- und Kleingarten zählen mechanische, biologische, bio- zenschutzmittel, die im Haus- und Kleingarten eingesetzt technische, optische sowie thermische Maßnahmen. Oftmals werden können, werden speziell für diesen Bereich zugelas- werden diese mit Kultur- und Pflegemaßnahmen im Garten sen. Es werden nur Mittel mit einem geringen Risiko bzgl. sinnvoll kombiniert. Sofern vorhanden, werden gezielte Maß- Anwendung und geringer Toxizität zugelassen. Darüberhin- nahmen gegen spezifische Schadorganismen in den nachfol- aus erfüllen diese spezielle Anforderungen hinsichtlich Ge- genden Kapiteln genannt. sundheit, Naturhaushalt, Dosierfähigkeit, Verpackungsgrö- ße und Anwendungsform. Die Verpackungen enthalten die Aufschrift „Anwendung durch nichtberufliche Anwen- Grundstoffe der zulässig“. Pflanzenschutzmittel dürfen nur in den in der Gebrauchsanleitung genannten Anwendungsgebieten Die Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 bietet die Möglichkeit un- (Kombination aus Kultur und Schadorganismus) eingesetzt bedenkliche Stoffe, die nicht in erster Linie für den Pflanzen- werden. Anwendungen außerhalb dieser Anwendungsgebie- schutz verwendet werden, aber dennoch für die Bekämpfung te sind eine Ordnungswidrigkeit. Restmengen von Mitteln, bestimmter Schaderreger von Nutzen sind, als Grundstof- deren Zulassung beendet ist, dürfen in der Regel noch 18 fe einzustufen. Aus diesen Stoffen können Formulierungen zu Monate aufgebraucht werden. Die im Fachhandel für einige Pflanzenschutzzwecken selbst hergestellt werden (z. B. Bier, Es- Pflanzenschutzmittel angebotenen Packungsgrößen für „Pro- sig, Zwiebelöl u. v. m.). Bei der Anwendung von Grundstoffen fi-Gärtner“ u. ä. halten Mittelmengen für 1000 m² und mehr ist jedoch zu beachten, dass diese vom Bundesamt für Verbrau- bereit. Ihre Anwendung setzt den Sachkundenachweis voraus cherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für bestimmte und geht damit über den Rahmen des Kleingartens hinaus. Anwendungsgebiete mit entsprechenden Zubereitungshinwei- Sie werden in diesem Heft daher nicht berücksichtigt. sen genehmigt sein müssen (www.bvl.bund.de >Pflanzen- Zum Haus- und Kleingartenbereich gehören Freilandflächen schutzmittel >Für Anwender >Anwendung von Grundstoffen). des Garten (
MEH RER E O B STARTE N O BST ben und können dort nachgelesen werden. Wenn Unsicherhei- den Standortansprüchen sind auch die Widerstandsfähigkeit ten bestehen, in welchem Landschaftsraum sich der Privatgarten und die Befruchtungsverhältnisse wichtig. Für den Gartenbe- befindet, wird empfohlen, sich an die Gemeinde zu wenden. Ei- reich sind resistente oder wenig krankheitsanfällige Obstsor- ne weitere Möglichkeit der Information besteht über den Kar- ten empfehlenswert. Äpfel, Birnen und Kirschen sind i. d. R. tendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Fremdbefruchter. In ihrer Nähe sollte daher eine Befruchter- unter www.udo.lubw.baden-wuerttemberg.de. sorte als Pollenspender stehen. Durch geeignete Pflegemaß nahmen lassen sich günstige Entwicklungsbedingungen für die Obstgewächse schaffen, wobei besonders für einen lich Biodiversität ten Kronenaufbau zu sorgen ist. Gegen einige Schaderreger sind rechtzeitige und gründliche Schnittmaßnahmen eine ef- Der Klimawandel hat weltweite Folgen für das Leben von fektive Form des Pflanzenschutzes, z. B. bei Holzkrankheiten, Menschen, Pflanzen und Tieren. Die Abnahme der biologi- Apfelmehltau, Stachelbeermehltau oder Blattlauskolonien. schen Vielfalt wirkt sich auf Gesellschaft, Ökologie und Wirt- Auf diese Weise können der Krankheits- und Schädlingsbe- schaft aus. Das Land Baden-Württemberg unterstützt mit fall eingedämmt und die direkten Bekämpfungmaßnahmen dem „Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Viel- auf wenige Eingriffe reduziert werden. falt“ Projekte, die Lösungen zum Erhalt unserer Nahrungs- und Lebensgrundlagen wie fruchtbare Böden, Wasserhaus- A N ME H R E R E N O B STA RT E N V O R KO MME N D halt und Klima erarbeiten sollen. Ein naturnaher Garten trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei und fördert Nütz- Spinnmilben linge. Wenn nützliche Raubmilben, Ohrwürmer, Blumen- Im Garten haben die Spinnmilben meist keine große Bedeu- wanzen und Spinnen im Sommer genügend Nahrung im Gar- tung, da sie durch natürliche Feinde, wie z. B. Raubmilben ten finden und im Winter, z. B. in einem Insektenhotel, in oder Raubwanzen, reguliert werden. Manchmal können Spinn- bedeckten Böden und Staudenbeeten Verstecke zum Über- milben jedoch durch Massenvermehrung die Kulturpflanzen wintern finden, treten im Jahresverlauf weniger Probleme erheblich schädigen. An Obstgehölzen treten vor allem die mit Schädlingen, wie Blattläusen oder Raupen, auf. Vor allem zwei Arten Obstbaumspinnmilbe und Gemeine Spinn- einheimische Blütenpflanzen in Blumen- und Gemüsebee- milbe auf. Die kleinen, ca. 0,4 mm rötlich oder gelblich gefärb- ten bieten vielen Insekten Nahrung. Der „Bienenweideka- ten Tiere, findet man ab Ende April vorwiegend auf der Unter- talog – Verbesserung der Bienenweide und des Artenschut- seite der Blätter. Befall zeigt sich an punktförmigen, durch das zes“ gibt Auskunft über den Nutzen einheimischer Pflanzen Saugen verursachten Aufhellungen auf den Blättern, die später als Insektennahrung, abrufbar unter www.mlr.baden- eine bleichgraue bis bronzefarbene Färbung annehmen. wuerttemberg.de >Service >Publikationen; das Bundesmi- Wenn an Obstgehölzen dennoch Spinnmilben stärker auftre- nisterium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt ten, kann gegen die überwinternden Stadien bei Kern- und Informationen zu bienenfreundlichen Pflanzen für Balkon Steinobst und in Strauchbeeren eine Austriebsbehandlung und Garten bereit (www.bmel.de). mit einem Paraffinöl-Präparat (z. B. Promanal Neu Austriebs- Zu den bienenfreundlichen Blühpflanzen zählen z. B. Dol- spritzmittel, Tabelle S. 42), tropfnass (keine Wartezeit vor- denblütler (Wiesenkerbel, Dill, Petersilie, Möhren u. a.), geschrieben) erfolgen. Bei Kern- und Steinobst sind während Korbblütler (Schafgarbe, Ringelblumen, Margariten u. a.) der Vegetationsperiode 2 bis 3 Behandlungen mit einem Heil- und Gewürzkräuter, Holunder oder blühende Zwie- Rapsöl-Präparat möglich (z. B. Naturen Bio-Schädlingsfrei beln und Lauchpflanzen. Obst und Gemüse oder anwendungsfertige Rapsöl-Produkte wie z. B. Pflanzen Paral Schädlings-Frei S, Schädlingsfrei Hor- tex, Schädlingsfrei Naturen AF; unverdünnt sprühen, maxi- Krankheiten, Schädlinge und mal 3 Anwendungen, Tabelle S. 43). An Äpfeln und Pflaumen sind weitere Mittel auf Rapsöl- nichtparasitäre Schadsymptome Basis einsetzbar (z. B. Schädlingsfrei Naturen, Tabelle S. 43 keine Wartezeit vorgeschrieben). Obst Gegen Spinnmilben an Kernobst sind Spinnmilben-Frei Ka- nemite SC (Wartezeit 14 Tage) sowie mehrere Kali-Seifen- Geeignete Standorte und gesundes Pflanzenmaterial sind Präparate (keine Wartezeit, Tabelle S. 42) ausgewiesen. Bei auch für Obstgehölze, Strauchbeerenobst und Erdbeeren die Strauchbeeren und bei Erdbeeren ist im Vorblüte-/Nachern- Voraussetzung für ein gutes Gedeihen. Wer Obst in seinem tebereich das Akarizid Milben-Ex Kiron zugelassen. Garten anbauen möchte, sollte sich deshalb zuerst über die jeweils geeignete Obstart und Obstsorte informieren, z. B. Gallmilben bei Obstbau-Beratungsstellen, über das Internet oder in den Gegen die verschiedenen Gallmilben an Obstgehölzen, wie für den Haus- und Kleingarten im Handel angebotenen In- z. B. Apfelrostmilbe, Birnenpockenmilbe, Pflaumenbeutel- formationsschriften. Sie enthalten zahlreiche Hinweise für gallmilbe, Johannisbeergallmilbe oder Brombeergallmilbe die Auswahl und die Pflege der einzelnen Obstarten. Neben sind Rapsöl-Mittel, z. B. Naturen Schädlingsfrei zugelassen 7
O B ST M EH R ER E O BSTARTEN Kolonie der Mehligen Apfelblattlaus Foto: LTZ/Archiv Raupe des Kleinen Frostspanners Foto: LTZ/Archiv (siehe Gebrauchsanleitung, keine Wartezeit vorgeschrieben, anzuraten. Dies erfordert regelmäßige Kontrollen der Pflan- spritzen bis zur sichtbaren Benetzung, maximal 3 Anwendun- zen auf Schädlingsbefall. Die Behandlungen sind nach Mög- gen im Abstand von 7 bis 10 Tagen). Anwendungszeitpunkt lichkeit auf die befallenen Pflanzenteile zu beschränken, um ist im Frühjahr während der Migrationsphase der Schädlinge. die Aktivität der Nützlinge wenig zu beeinträchtigen. Ferner ist Milben-Ex Kiron bei Himbeeren und Brombeeren Gegen Blattläuse an Kernobst, ausgenommen die Mehlige gegen Gallmilben und bei Erdbeeren gegen Erdbeermilben Apfelblattlaus, sind mehrere Präparate auf der Basis von Py- zugelassen. rethrine + Rapsöl zugelassen, z. B. Spruzit AF Schädlingsfrei (50 ml/100 m² und m Kronenhöhe, max 2 Anwendungen/Be- Blattläuse fall, Wartezeit 3 Tage). Gegen Blattläuse an Apfel ist auch die Unter den saugenden Insekten sind es vor allem die verschie- Anwendung von Lizetan Plus Schädlingsfrei mit dem Wirk- denen Arten von Blattläusen, die bei einem stärkeren Auftre- stoff Flupyradifurone (50 ml/100 m² und m Kronenhöhe, ten Schäden verursachen können. An Kernobst sind das die max. 1 Anwendung, Wartezeit 14 Tage) möglich. Das Mit- Mehlige Apfelblattlaus (Lausäpfel) und die seltener auftre- tel sollte nur bei starkem Schädlingsdruck angewendet wer- tende Mehlige Birnenblattlaus. Beide Blattlausarten sind den. Das Präparat ist als Pumpspray anwendungsfertig formu- rötlich-grau bis blau-schwarz gefärbt, ältere Stadien weiß-grau liert und eignet sich somit nur für kleinkronige Bäume. In bepudert. Die früh auftretende Apfelfaltenlaus verursacht Erdbeeren ist gegen Blattläuse und andere saugende Insek- auffallende Blattschäden, meist beschränkt auf Einzelbäu- ten z. B. die Kali-Seife Neudosan Neu Blattlausfrei (4 ml/m², me. Die Grüne Apfelblattlaus ist nur an jungen Apfelbäu- möglichst weiches Wasser bzw. Regenwasser verwenden) und men von Bedeutung. An Steinobst schädigen die schwar in Erdbeeren im Gewächshaus gegen saugende und beißende zen Kirschenblattläuse, die Kleine und die Mehlige Insekten z. B. Axiendo Garten Schädlings-frei (1 ml/m², max Pflaumenblattlaus, die Hopfenblattlaus sowie die Grüne 2 Anwendungen, Wartezeit 3 Tage) zugelassen. Pfirsichblattlaus. Bei Johannisbeeren sind die Johannisbe- ertrieblaus und die Johannisbeerblasenlaus zu nennen. Frostspanner Das Wegschneiden befallener Pflanzenteile und der gezielte Der Kleine Frostspanner ist an vielen Kulturen ein bedeu- Einsatz von Florfliegen vermindert den Blattlausbefall. Die tender Schädling (Baumobst, Strauchbeeren, Zierpflanzen). Förderung des Ohrwurms (z. B. mit holzwollegefüllten Blu- Die hellgrünen Frostspannerräupchen fressen im Frühjahr an mentöpfen) unterstützt zusätzlich die Blattlausregulierung. den Blättern, Blüten und jungen Früchten. Charakteristisches Bei einem stärkeren Blattlausbefall kann je nach Obstart mit Merkmal sind die spannerartigen Bewegungen dieser Rau- einem der folgenden Präparate Abhilfe geschaffen werden. In pen bei der Fortbewegung („Katzenbuckel“). Der Schaden allen Obstkulturen ausgewiesen sind die nicht bienengefähr- ist aber in der Regel geringer, als es zumeist den Anschein lichen, anwendungsfertigen Kali-Seifen, wie z. B. Neudosan hat. Die Falter schlüpfen ab Ende Oktober/Anfang Novem- AF Neu Blattlausfrei, Chrysal Blattläuse Stop Pumpspray u. a. ber. Nur die Männchen können fliegen. Die Weibchen sind (Sprühanwendung, tropfnass spritzen). flügellos und müssen daher zur Eiablage am Stamm in den Im Kern- und Steinobst stehen gegen Blattläuse auch anwen- Kronenbereich klettern. Um dies zu verhindern, hat sich das dungsfertige Rapsöl-Präparate zur Verfügung (z. B. Pflanzen Anlegen von Leimringen um den Stamm im Herbst (Ende Paral Blattlaus-Frei S, Schädlingsfrei Hortex, Schädlingsfrei Oktober) bewährt. Die flugunfähigen Weibchen werden auf Naturen AF; unverdünnt sprühen, max 3 Anwendungen), diese Weise daran gehindert, ihre Eier in der Baumkrone ab- bei Kernobst und Kirschen außerdem Rapsöl-Mittel (z. B. zulegen. Der Leimbelag ist im Februar/März zu erneuern, um Schädlingsfrei Naturen, Naturen Austriebs-Spritzmittel). ein Überwandern von Räupchen zu verhindern, die aus den Diese Mittel haben keine Wartezeit. Sie wirken jedoch nur, unterhalb des Leimrings abgelegten Eiern schlüpfen. wenn die Blattläuse direkt getroffen werden. Daher ist ein Zur direkten Bekämpfung der Frostspannerraupen sowie frühzeitiger Einsatz, ehe sich die befallenen Blätter einrollen, auch der Raupen von Gespinstmotten, Miniermotten, Eulen- 8
MEH RER E O B STARTE N O BST Wurzeln von Obstgehölzen. Krautige Pflanzen, vor allem Sellerie, Endivien, Gelbe Rüben, Löwenzahn, Bärenklau und Wilde Möhre können unterirdisch ganz bis zum Blat- tansatz abgefressen werden. Der Schermausbau hat sehr sel- ten offene Löcher. Deshalb ist es schwierig, den Befall recht- zeitig zu erkennen. Erdauswürfe, unterirdisch abgefressene Kulturpflanzen und Unkräuter sowie große Gänge, die man bei der Gartenarbeit findet, zeigen den Schermausbefall an. Die Erdhaufen sind flach und unregelmäßig und mit Gras- und Wurzelresten durchsetzt, anders als die des Maulwurfs, die hoch, rund und regelmäßig sind. Der Schermausgang befindet sich neben den Erdhaufen, da die Schermaus die Kirschessigfliegenbefall an Erdbeere Foto: H. Rauleder/LTZ Erde schräg aus dem Gang herausschiebt. Der Maulwurf drückt die Erde dagegen senkrecht nach oben. Geöffne- und Wicklerarten eignen sich bei starkem Befall, der bis zu te Schermausgänge werden von der Schermaus nach kur- Kahlfraß führen kann, verschiedene Bakterien-Präparate auf zer Zeit von innen mit Erde verstopft (verwühlt). So kann der Basis von Bacillus thuringiensis. In Kernobst ist z. B. Xen- man feststellen, ob ein Gang „befahren“ ist. Diese soge- Tari und bei Kern- und Steinobst z. B. Dipel ES anwendbar nannte „Verwühlprobe“ ermöglicht es, den Schermausgang (unterschiedliche Wartezeiten beachten). Die Spritzung soll- vom Gang des Maulwurfs zu unterscheiden. Die Schermaus te möglichst nur bei warmer Witterung (über 15 °C) erfolgen, stopft den Gang fest, oft 10 bis 20 cm weit, zu. Der Maul- wenn die Räupchen fraßaktiv sind, da sonst der Erfolg leidet. wurf dagegen schiebt nur etwas Erde lose an die Gang Singvögel tragen wesentlich zur Reduzierung der Frostspan- öffnung. Das Auffinden der unterirdischen Gänge wird ner bei, da sie die Raupen in erheblicher Menge an ihre Jun- durch einen Schermaus-Suchstab erleichtert. Es ist ein ei- gen verfüttern. serner Stab mit konusartig verstärkter Spitze. Man stößt den Stab dort, wo man Befall vermutet, in die Erde und spürt an Kirschessigfliege seinem ruckartigen Einsinken, wenn man einen Schermaus- Die seit 2011 in Deutschland auftretende Kirschessigfliege ver- gang getroffen hat. ursacht teils starke Fruchtschäden an Stein- und Beerenobst. Bekämpfung: Am sichersten und billigsten ist der Fang mit Die zur gleichen Fliegenfamilie wie die einheimischen Obst- Fallen (verschiedene Typen im Handel). Er ist nur bei extrem oder Essigfliegen gehörende Fliegenart befällt im Gegensatz zu lockerem Boden schwierig. Der Schermausgang wird soweit diesen bereits reifende und erntereife Früchte. Die weiblichen geöffnet, bis er in festere Bodenschichten führt (etwa unter Fliegen sind durch ihre sichelförmige, stark gezähnte Eiablage- einem Gartenweg). Bei größeren Obstbäumen sollte die Falle apparatur in der Lage, die intakte Fruchthaut zu „durchsägen“ außerhalb der Baumscheibe aufgestellt werden. Die Falle ist und ihr Ei in die gesunden Früchte abzulegen. Die Männchen stets empfindlich einzustellen. Eine wirksame vorbeugende sind an einem auffälligen schwarzen Fleck am Ende der Flü- Methode ist die Verwendung von engmaschigen Drahtkör- gel zu erkennen. Die aus Asien stammende Kirschessigfliege ben um den Wurzelballen bei der Neupflanzung von Obst- befällt Früchte weichschaliger Obstarten, insbesonderer Kir- bäumen, von denen z. B. ein faltbarer Korb (Überall Wühl- schen, Him- und Brom- sowie Heidelbeeren und auch viele maus-Stop; Fa. P. Überall, 71144 Steinenbronn) im Handel fruchttragende Wildobst- und Ziergehölzarten (z. B. Holun- angeboten wird. der, Kornelkirsche, Mahonia, u. a.). In Gemüsekulturen wur- Gegen Wühlmäuse sind für Obstkulturen im Gartenbereich den bisher keine Schäden festgestellt. verschiedene zinkphosphidhaltige Wühlmausköder (Fraßgif- Zur Überwachung des Auftretens dieser Fliege werden Ap- te, siehe Tabelle S. 50) zugelassen. Alle Giftköder müssen felessigfallen empfohlen. Gegebenenfalls können die Früch- verdeckt ausgelegt werden, damit andere Tiere, wie Vögel, te mit Netzen (Maschenweite
O B ST KERN O BST und Beerenobst können jedoch einige Arten Früchte und Knospen schädigen. Zur Verhütung von Fruchtfraß an Kirschen und B eerenobst eignen sich engmaschige (max. 25 x 25 mm) und dickfädige blaue Netze. Dabei sind die Baumkronen und Sträucher so abzudecken, dass ein Einfliegen der Vögel von unten nicht möglich ist. Die Netze dürfen aber auch nicht auf dem Bo- den aufliegen, um zu vermeiden, dass sich andere Tiere, wie Igel, in ihnen verfangen. Eine regelmäßige Kontrolle ist not- wendig. Wildverbiss an Obstbäumen Hasen, Kaninchen und Rehe können v. a. bei Schneela- Fruchtschorf an Apfel Foto: P. Epp/LTZ ge durch Fraß an Stämmen und niederhängenden Ästen oft empfindlichen Schaden anrichten. Wo die Gartenfläche nicht hölzen ausgewiesen. Glyphosathaltige Mittel werden von mit einem ausreichend hohen, geschlossenen Zaun umfriedet der amtlichen Beratung in Baden-Württemberg nicht emp- werden kann, ist vor allem ein Schutz der Stämme der Obst- fohlen. bäume wichtig. Hierfür eignen sich die im Handel angebo- tenen Drahthosen oder Wild- und Fegeschutz-Spiralen aus K E R N O B ST ( Ä P F E L , B I R N E N , Q U I TT E N ) Kunststoff. Einen Schutz bieten auch die Wildschadenverhü tungsmittel wie Wöbra bzw. proagro Schäl- und Fraßstopp, Schorf die direkt aufgetragen werden. Abgeschnittene Zweige und Bei einem feuchten Frühjahr muss mit einem starken Befalls- Äste, nach dem Schneefall unter den Bäumen verteilt aus- druck durch Schorf gerechnet werden. Auf den Früchten ent- gelegt, werden gern angenommen und lenken das Wild von stehen kleine, dunkle Flecken, die sich bei Frühbefall nicht den Obstbäumen ab. Auf diese Weise kann größeren Rinden- selten zu größeren Schadstellen entwickeln und im Spätsom- schäden durch Wildverbiss vorgebeugt werden. mer aufreißen. Auf den Blättern haben die Flecken ein dun- kelbraunes bis graubraunes, filziges Aussehen. Stark erkrank- Unkräuter te Blätter fallen vorzeitig ab. Ursache für dieses Schadbild ist Durch entsprechende Zulassungen sind im Garten einige der Schorfpilz. Sobald im Frühjahr die ersten grünen Blätt- Herbizide gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter bei chen und Blütenknospen sichtbar werden, besteht bei länge- Obstpflanzen erlaubt. Ihre Anwendung sollte jedoch nur ren Niederschlägen Infektionsgefahr. Dabei gilt die Faustre- in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Im Garten sind gel: je länger im Frühjahr und Frühsommer die Bäume nass alternative Verfahren, wie Hacken, Mähen, gezielte Begrü- sind, desto größer ist die Gefahr eines Schorfbefalls. nung oder Abdeckung mit Rindensubstrat, Stroh, Folie Wichtige vorbeugende Maßnahmen sind das Entfernen des u. a., zu bevorzugen. Als Maßnahme gegen Unkräuter sind Falllaubs im Winter, soweit es nicht von Regenwürmern bei Kern- und Steinobst verschiedene Essigsäure-Präpara- abgebaut wird, um den Sporendruck zu reduzieren. Durch te (z. B. Celaflor Essigsäure) zugelassen. Produkte mit dem das jährliche Auslichten der Baumkrone wird ein schnelle- Wirkstoff Pelargonsäure sind in Obstgehölzen und Beeren- res Abtrocknen der Blätter nach Regenfällen erreicht. Bei ei- obst (ausgenommen Erdbeeren) zugelassen. Bayer Garten ner Neupflanzung sind auch weniger schorfanfällige Sorten Unkrautfrei Turboclean (Fettsäure) ist lediglich in Obstge- eine Alternative bei Äpfeln z. B. ‘Boskoop’, ‘Retina’, ‘Rewena’, ‘Freedom’, ‘Rubinola’, ‘Topaz’, ‘Summer- S C H A D E N S P E R I O D E N U ND BEKÄ MPF U N G SZEITPU N KTE B EI K ER NOB ST crisp’ und ‘Barbarossa’; bei Birnen ‘Gel- lerts Butterbirne’, ‘Conference’, ‘Bosc's Kernobst März April Mai Juni Juli August September Flaschenbirne’. Man erspart sich dadurch Schorf einen nicht unerheblichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Garten. Apfelmehltau Bei einer direkten Schorfbekämpfung ist die Verhütung von Infektionen ab dem Blattläuse Austrieb bis etwa Mitte Juni notwendig. Spinnmilben In dieser Zeit sind bei anfälligen Sorten je nach Witterungsverlauf normalerwei- Apfelwickler/Obstmade se fünf bis acht Behandlungen im Ab- stand von 7 bis 14 Tagen erforderlich, Birnenblattsauger um auch im Obstgarten einen ausrei- chenden Erfolg zu erzielen. Im Sommer Blüte Schadensperiode Bekämpfung lässt die Schorfgefahr nach, doch kann 10
KERNOB ST O BST Marssonina-Blattfallkrankheit an Apfel Foto: J. Hinrichs-Berger/LTZ Birnengitterrost Foto: LTZ/Archiv sich bei vorhandenem Befall der Schorf innerhalb der Baum- Fungizide mit dem Wirkstoff Difenoconazol (z. B. Duaxo krone weiter ausbreiten. Universal Pilz-frei); siehe Tabelle S. 42), die zur Bekämp- Für größere Obstgärten hat sich bis Ende Juni auch die „10 fung des Apfelschorfes eingesetzt werden, zeigen auch bei Tage/25 mm-Niederschlagsregel“ bewährt. Beginnend mit der der Bekämpfung dieser Blattfallkrankheit eine Wirkung. Auf- ersten Behandlung bei Knospenaufbruch wird bis zur jeweils grund der langen Infektionsperiode sind Behandlungen auch nächsten Behandlung ein Abstand von 10 Tagen eingehalten. im Sommer vor oder nach Regenperioden zu empfehlen. Regnet es aber innerhalb dieses Zeitraums, dann wird bei ei- Maßnahmen, die zur Eindämmung des Apfelschorfes durch- nem Gesamtniederschlag von mehr als 25 mm die nächste geführt werden, wie z. B. Entfernen des Falllaubes vor dem Behandlung durchgeführt. Sind andererseits während länge- Austrieb und lichter Baumkronenschnitt zur besseren Durch- rer Trockenperioden nach Ablauf von 10 Tagen keine Nieder- lüftung, sind auch zur Verminderung des Befallsdruckes der schläge zu erwarten, dann kann bis zu den nächsten bevorste- Blattfallkrankheit hilfreich. henden Regenfällen abgewartet werden. Für eine direkte Schorfbekämpfung stehen für den Gartenbe- Birnengitterrost reich nur noch Produkte mit dem Wirkstoff Difenoconazol Der Befall ist anfänglich durch gelbe, später leuchtend ro- (z. B. Duaxo Universal Pilz-frei, max. 4 Anwendungen, War- te Flecken auf den Blättern zu erkennen. Der Pilz infiziert tezeit 28 Tage) zur Verfügung (siehe Tabelle S. 47). Diese im Frühjahr von Befallsstellen auf dem Wacholder ausgehend können aufgrund ihrer kurativen Wirkungsweise noch ca. 3 die jungen Birnenblätter, im Herbst wiederum von den Birn- Tage nach einer Schorfinfektion (d.h. nach Regenbedingun- blättern aus die anfälligen Wacholderarten (Juniperus sabinae, gen) eingesetzt werden. Aufgrund der eingeschränkten Zu- J. chinensis ‘Pfitzeriana’ und andere, dagegen aber nicht den lassungssituation ist eine erfolgreiche Schorfbekämpfung, be- Säulenwacholder J. communis div. ssp.). sonders in feuchten Jahren, nicht gewährleistet. Der Schaden ist meist geringer, als das Erscheinungsbild ver- muten lässt. Bei einem schwachen Befall von 1 bis 5 Flecken/ Marssonina-Blattfallkrankheit Blatt ist eine Bekämpfung nicht erforderlich. Seit einigen Jahren tritt an unbehandelten Apfelbäumen im Gegen Birnengitterrost sind Präparate mit dem Wirkstoff Di- Streuobst sowie im Haus- und Kleingarten eine neue pilzli- fenoconazol (z. B. Duaxo Universal Pilz-frei, max. 4 Anwen- che Krankheit, die Marssonina-Blattfallkrankheit auf. Nach dungen, 11 ml/100 m² und m Kronenhöhe, Wartezeit 28 Ta- reichlichen Niederschlägen und Temperaturen über 15°C ge) zugelassen. Die erste Behandlung erfolgt auf das junge, verfärben sich nach Infektionen ab Juni die Blätter quitten- frisch entfaltete Laub kurz nach der Blüte. In Extremfällen ist gelb und weisen oberseits braune Flecken auf. Benachbarte es angebracht, den in unmittelbarer Nähe stehenden anfälli- grüne Blätter zeigen ebenfalls solche Nekrosen. Bei feucht- gen Wacholder zu entfernen und gegebenenfalls durch eine warmer Witterung im Sommer breitet sich der Befall rasch widerstandsfähigere Sorte, z. B. Juniperus sabina ‘Wichita Blue’, vom Stamminneren auf den ganzen Kronenbereich und auf J. virginiana ‘Grey Owl’ oder ‘Skyrocket’, zu ersetzen. die Nachbarbäume aus. Infizierte, chlorotische und verbräun- te Blätter fallen vorzeitig ab, so dass stark befallene Apfelbäu- Apfelmehltau me bereits im August vor der Fruchtreife völlig verkahlen, Die erkrankten Triebspitzen und Blätter sind ganz oder teil- was zu erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen führt und weise von einem weißen, mehlartigen Belag überzogen. Die die Bäume nachhaltig schwächt. wichtigste Gegenmaßnahme ist der konsequente Rückschnitt Beobachtungen zeigen, dass die schorfresistente Apfelsorte aller befallenen Triebspitzen bei Beginn und während des ‘Topaz‘, wie auch die Sorten ‘Boskoop‘, ‘Rubinola‘, u. a. sehr Austriebs im Frühjahr. Auf diese Weise werden zahlreiche anfällig sind. Als robuster gegenüber dieser neuen Krankheit Infektionsquellen entfernt und der Befallsdruck gemindert. erwiesen sich die jedoch schorfanfälligen Sorten, wie z. B. Zur Bekämpfung des Apfelmehltaus sind nur noch Präparate ‘Gala‘ und ‘Elstar‘. mit dem Wirkstoff Difenoconazol, wie z. B. Duaxo Univer- 11
O B ST KERN O BST Infektionsquelle durch Fruchtmumien Foto: LTZ/Archiv Feuerbrandinfektion an Apfel Foto: LTZ/Archiv sal Pilz-frei (max. 4 Anwendungen, Wartezeit 28 Tage) ein- Für die Bekämpfung im Garten sind keine Pflanzenschutz- setzbar. Difenoconazol wirkt gleichzeitig gegen Schorf- und mittel ausgewiesen. Nähere Hinweise können dem Merkblatt Mehltau (Mittel siehe Tabelle S. 42). „Der Feuerbrand gefährdet Obst- und Ziergehölze“ entnom- men werden. Es ist beim zuständigen Landratsamt erhältlich Obstbaumkrebs und auch im Internet einsehbar (www.ltz-augustenberg.de). Die als Obstbaumkrebs bekannten wulstartigen, oft ringför- Um stärkerem Befall durch diese Bakterienkrankheit vorzu- migen Wucherungen an Ästen und Stämmen werden durch beugen, ist es wichtig, dass die ersten sichtbaren Infektio- einen Pilz verursacht. Er infiziert die Bäume über frische nen schon möglichst früh erkannt und entfernt werden. Die Wunden während der Vegetationsperiode, häufig auch über Kernobstbäume und anfälligen Ziergehölze müssen daher ab noch nicht verkorkte Blattnarben während des Blattfalls im der Blüte bis Ende August regelmäßig auf Befall kontrolliert Herbst. werden. Erfahrungsgemäß können schwach befallene Obst- Wichtig ist eine sorgfältige Wundpflege mit gründlichem und Ziergehölze meist durch einen großzügigen Rückschnitt Ausschneiden der Befallsstellen bis in das gesunde Holz und bis mindestens 30 cm ins gesunde Holz gerettet werden. Die Entsorgen des kranken Holzes. Die Wunden sind anschlie- verwendeten Geräte (Schere, Säge u. a.) müssen nach Ge- ßend mit Wundverschlussmittel (z. B. LacBalsam, Tervanol brauch desinfiziert werden. Geeignet ist 70 %iger Alkohol F, Baumwachse) zu verstreichen. Zur direkten Bekämpfung oder Abflammen. ist im Haus- und Kleingarten kein Pflanzenschutzmittel ver- Wo es erlaubt ist, sollten gerodete Pflanzen- und Pflanzen- fügbar. teile am besten an Ort und Stelle verbrannt werden. Stark holz kann für den Hausbrand verwendet werden. Erkrank- Lagerfäulen tes Material sollte sonst über die Müllabfuhr beseitigt oder Lagerkrankheiten des Kernobstes werden durch verschiede- bei einer Müllverbrennungsanlage angeliefert werden. Gerin- ne Pilze verursacht. Soll ein Teil der Kernobsternte eingela- ge Mengen von Schnittholz können auch zerkleinert kom- gert werden, sind vorbeugend angefaulte Früchte, Fruchtmu- postiert werden. Dabei ist zu beachten, dass dieses befallene mien und abgestorbene Triebe aus den Bäumen zu entfernen. Schnittmaterial nicht frei auf dem Komposthaufen abgela- Verletzungen der Früchte zur Ernte sollten vermieden wer- gert wird, sondern zur Vorbeugung einer möglichen weiteren den. Zur direkten Bekämpfung von pilzlichen Lagerfäulen ist Verbreitung der Krankheit mit z. B. Komposterde abgedeckt kein Mittel verfügbar. wird. Nach einer einjährigen Lagerung ist das Material soweit abgebaut, dass bei einer Verwendung im Garten keine Anste- Feuerbrand ckungsgefahr mehr besteht. Die Infektionen, der für das Kernobst und verwandte Zier- gehölzarten so gefährlichen Krankheit, erfolgen in der Regel Blutlaus über die Blüten und gehen in der Folge auch auf die Triebe Ab dem Frühsommer bis in den Herbst hinein bilden sich über. Befallene Blüten und Triebe welken, werden fahl und gelegentlich an Wund- und Schnittstellen zahlreiche einzel- färben sich später braun bis schwarz. Die Erkrankung ver- ne oder große zusammenhängende Kolonien von Blutläusen, läuft vor allem bei Quitten und sehr anfälligen Birnensorten die leicht an den weißen, wollartigen Wachsausscheidungen schnell und mit großer Intensität. Hinweis: Ähnliche Symp- zu erkennen sind. Eine Folge ihrer Saugtätigkeit sind krebsar- tome werden aber auch z. B. durch Zweigmonilia, Obstbaum- tige Wucherungen und Triebverkrüppelungen. krebs und Triebwespe verursacht. Der Schädling hat im Ohrwurm einen wichtigen natürlichen Befallen werden nur die apfelfrüchtigen Rosengewächse wie Gegenspieler, der u. a. durch das Anbringen von mit Holz- Äpfel, Birnen, Quitten und verwandte Ziergehölze (siehe wolle gefüllten Blumentöpfen gefördert werden kann. Als dort). Nicht befallen werden Stein-, Beeren- und Schalen wichtiger parasitischer Nützling ist die Blutlauszehrwespe zu obst. nennen. 12
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