Jetzt mal Klartext zum Thema Schule - Wasserburger Stimme

Die Seite wird erstellt Bettina Ruf
 
WEITER LESEN
Jetzt mal Klartext zum Thema Schule - Wasserburger Stimme
Jetzt mal Klartext zum Thema
Schule

„Letzte Woche war ich die allererste Woche überhaupt wieder in
der Schule – diese Woche hab ich aber quasi schon wieder
frei.” Der Siebstklassler aus dem Altlandkreis weiß auch
nicht, ob er jetzt lächeln soll, als er das zu mir sagt oder
ob er lieber ernst bleibt. Ist er doch in einem Jahrgang, der
ziemlich durchs Raster fiel in dieser Corona-Krise. Kein
Abschluss in Sicht, kein Übertritt oder sonstiges Auffallendes
– außer Arbeitsblättern und monatelangem Abwarten. Wie es mit
der Schule nun tatsächlich bei uns weitergehen soll, das sagte
gestern der Kultusminister …

Nach den großen Sommerferien sollen wieder ALLE Schülerinnen
und Schüler REGULÄR den Unterricht besuchen, wenn auch unter
besonderen Hygiene-Auflagen! Das hat Kultusminister Piazolo
gestern bekanntgegeben.

Für die restlichen, noch gut vier Wochen Schule bis zu den
Ferien werde nun am bestehenden Konzept nicht mehr gerüttelt.
Das habe er mit allen Verbänden bereits besprochen – Lehrern,
Eltern und Schülern. Bis Ende des Schuljahres bleibe es beim
Wechsel zwischen Unterricht in der Schule unter hohen Hygiene-
Standards und dem Lernen zu Hause.

Das großzügige Vorrücken
Alle Abschlüsse sollen laut Piazolo dabei gewährleistet
werden. Wichtig sei dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus
Söder und ihm selbst, dass alle Schüler fair behandelt werden.
Deswegen werde es ein großzügiges Vorrücken auf Probe geben,
aber auch eine Nachberatung mit den Eltern. In Kürze starten –
wie berichtet – die Prüfungen zum Quali und auch die Prüfungen
zur Mittleren Reife.

Zum Ende des Schuljahres soll – so weit das möglich sei – der
vermittelte Lernstoff erfasst werden. Das sei wichtig für
alle, die die Klasse wechseln oder einen neuen Lehrer
bekommen. Für den neuen Lehrer sei dann klar, welche Inhalte
schon vermittelt wurden und welche noch nicht.

Nun doch kommunale Ferien-Programme?
In den Sommerferien will die Staatsregierung zusätzliche,
freizeitpädagogisch orientierte Ferienangebote ermöglichen,
hieß es gestern. Nach Angaben der Staatskanzlei werde der
Freistaat einmalig Fördermittel bereitstellen, um in
Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Jugendring bereits
bestehende Programme auf lokaler und kommunaler Ebene zu
ergänzen. Nur: Die Gemeinden haben längst ihre geplanten
Ferien-Programme heuer gecancelt …

Hintergrund der Fördermittel des Staates sei, dass viele
Eltern während der Schulschließungen ihren Urlaub schon
aufgebraucht hätten, um in dieser Zeit ihre Kinder zu
betreuen, erläuterte der Kultusminister. Die Angebote sollen
sich vor allem an die Jahrgangsstufen eins bis sechs richten …
Der Bedarf werde derzeit unverbindlich abgefragt, sagte
Piazolo.

Der Schulstart nach den Sommerferien
Für das neue Schuljahr entwickelte             das   bayerische
Kultusministerium mehrere Modelle:

Szenario 1 – Regelbetrieb unter strengen Hygiene-Auflagen

Im Herbst sollen nach dem Willen des Kultusministers wieder
alle Schüler gleichzeitig im Unterricht sitzen – statt nur
halbe Klassen im Wechsel. Das Ziel sei es, einen Regelbetrieb
mit Hygiene-Auflagen – am 8. September ist Schulbeginn – zu
starten, sagte Piazolo. Das bedeute: So viel Normalität wie
möglich – bei so viel Gesundheitsschutz wie nötig.
Voraussetzung     dafür    sei    aber,   dass    sich    das
Infektionsgeschehen positiv entwickele.

Wenn wieder die ganze Klasse im Klassenzimmer sitze, könne das
Abstandsgebot von 1,5 Metern zwischen den Schülern natürlich
nicht mehr eingehalten werden, erläuterte der Minister. Dies
solle durch Hygiene-Vorschriften abgefedert werden, die
zusammen mit dem Gesundeitsministerium entwickelt würden. Ob
der permanente Mundschutz im Unterricht kommt, blieb offen …

Geplant seien zudem Corona-Tests – insbesondere für Lehrer.

Szenario 2 – weiterhin         Wechsel   von    Präsenz-      und
Distanzunterricht

Sollte die Urlaubssaison zu einem spürbaren, aber eher
maßvollen Anstieg der Corona-Infektionen in Bayern führen,
würden die Schulen nach Angaben Piazolos zum derzeitigen
Modell zurückkehren – dem Wechsel zwischen Präsenz- und
Distanzunterricht. Dann würde auch wieder das Abstandsgebot im
Klassenzimmer gelten, es gäbe eine Notbetreuung und die
Lehrpläne müssten angepasst werden

Szenario 3 – regionale Schulschließungen

Der raum Gütersloh lässt grüßen: Bei einer stärkeren, lokal
begrenzten Corona-Ausbreitung sollen die Schulen in einem
solchen Hotspot vorübergehend geschlossen werden. Für die
Schüler gäbe es dann einen kurzfristig anberaumten
Distanzunterricht, sagte der Minister.

Szenario 4 – eine zweite Corona-Welle

Im Fall einer zweiten Corona-Welle in Bayern käme es laut
Piazolo wieder zu flächendeckenden Schulschließungen. Das
würde natürlich bedeuten: Überall Distanzunterricht. Der
Worst-Case!

Spezielle Förderangebote soll’s geben
Das neue Schuljahr soll Piazolo zufolge mit einer Phase des
Ankommens starten. Sollte der Regelbetrieb wieder aufgenommen
werden können, werde bei den Schülern zu Beginn der jeweilige
Lernstand festgestellt. Für Schüler mit Wissenslücken werde es
dann eine Heranführungsstrategie geben, kündigte der Minister
an.

Je nach Schuljahr werde es für eine Dauer von acht oder 13
Wochen spezielle Förderangebote für jene Schüler geben, die
auf Probe in die nächste Jahrgangsstufe vorgerückt seien, die
ein Lerndefizit in einem Kernfach oder Schwierigkeiten mit der
deutschen Sprache hätten. Dafür gebe es ein Budget an
Lehrerstunden, das aber auf Kosten des Wahlunterrichts gehen
werde.

Der Grünen-Fraktion ist das zu wenig – sie fordert Bildungs-
und Betreuungsangebote in den Sommerferien. Zu Vieles sei auf
der Strecke geblieben. Man fordere ein Konzept für eine
Sommerschule 2020 …

Die Digitalisierung an den Schulen solle
übrigens weiter ausgebaut werden. Auch
das wurde gestern bekanntgegeben.
Diese habe in den vergangenen Wochen einen Schub bekommen,
diesen Schwung wolle man mitnehmen, sagte Piazolo.

So werde der Distanzunterricht in der Schulordnung verankert.
Grundsätzlich sichergestellt sein solle dabei künftig eine
fachliche Betreuung der Schüler. Es werde regelmäßigen Kontakt
zwischen Lehrern und Schülern geben sowie eine Feedback-
Kultur. Vorgesehen       sei   auch   eine   Kontrolle    von
Arbeitsergebnissen.

Um die technischen Voraussetzungen weiter zu verbessern, sei
ein digitales Gesamtpaket geschnürt worden, betonte Piazolo.
Zentrale Bausteine seien die Schulplattform Mebis sowie ein
ergänzendes Werkzeug zur onlinebasierten Kommunikation für die
weiterführenden Schulen.

Laut Staatskanzlei sollen alle Schüler künftig die Möglichkeit
haben, auch zu Hause mit digitalen Medien zu lernen. Wer zu
Hause keinen Zugang zu einem geeigneten digitalen Endgerät
habe, solle dies bei der Schule befristet ausleihen können.

Quelle: Bayerischer Rundfunk
Sie können auch lesen