Jleue Jürmer Jeitung - Das Ende des amerikanischen Fernfahrers

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Jleue Jürmer Jeitung - Das Ende des amerikanischen Fernfahrers
11.7.2018                                                  Das Ende des amerikanischen Fernfahrers I NZZ

       !Jleue Jürmer Jeitung
       Das Ende des amerikanischen Fernfahrers
       Schon bald dürften selbstfahrende Lastwagen über Amerikas Highways
       rollen. Den Beruf des Fernfahrers in seiner jetzigen Form braucht es
       dann nicht mehr.

       Marie-Astrid Langer, Portland
       4.7.2018,05:30 Uhr

       Ein vollbeladener Sattelschlepper düst den Highway 1-25 Richtung
       Colorado Springs entlang, beladen mit Hunderten von Paletten Budweiser­
       Bier - der Anblick wäre ein alltäglicher auf Amerikas Schnellstrassen,
       würde hinter dem Steuerrad jemand sitzen. Doch im Lastwagen der Firma
       atto hat sich der Fahrer in seine Kabine zurückgezogen. Statt seiner
       navigieren Kameras, GPS- und Radarsignale das Fahrzeug durch die
       Weiten Colorados. Die Fahrt war im Jahr 2016 ein PR-Event der Firma Uber,
       die kurz zuvor das Technologieunternehmen atto gekauft hatte. Doch
       zwei Jahre später dürfte ein solcher Anblick fast schon Alltag auf Amerikas
       Strassen sein.

       Startups wittern ihre Chance
      Die Frage, wann sich selbstfahrende Personenwagen durch die Innenstädte
      bewegen, mag derzeit die öffentliche Debatte dominieren - doch für die
      amerikanische Wirtschaft sind selbstfahrende Lastwagen ähnlich relevant.
      Die Strasse ist die wichtigste Form des Frachttransports in den USA; ob
      Bierdosen, Jeans oder Autos, 7°% aller Güter werden in Lastwagen
      transportiert, oft über mehr als 5000 Kilometer hinweg von Küste zu
      Küste. Weite Teile dieser Strecken führen über menschenleere,
      schnurgerade Strecken - ideales Terrain für selbstfahrende Lastwagen.

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11.7.2018                                                     Das Ende des amerikanischen Fernfahrers I NZZ

       Neue Akteure wittern nun ihre Chance, in den 700 Mrd. $ schweren Lkw­
       Markt einzusteigen und die Platzhirsche wie Daimler und Volvo
       herauszufordern. Die Firma Starsky Robotics sorgte Anfang Jahr für
       Aufsehen, als sie in Florida die erste Testfahrt ohne Mensch an Bord
       machte. Waymo, eine Tochtergesellschaft des Technologiekonzerns
       Alphabet, beliefert seit einigen Monaten mit selbstfahrenden Lastwagen
       Googles Datenzentren in Atlanta, wobei aber nach wie vor ein Fahrer
       zugegen ist. Und das Silicon-Valley-Startup Embark hat einige Trucks
       inzwischen so aufgerüstet, dass sie nun auf einer festen Route zwischen
       Texas und Südkalifornien pendeln, um Kühlschränke auszuliefern; wobei
       auch dort von Gesetzes wegen nach wie vor ein Fahrer mitfährt - noch.
       «Wenn wir die Fahrerkabine abschaffen, können wir auch den Benzintank
       grösser machen und noch länger am Stück fahren», sagt der Embark-Chef
       Alex Rodrigues. Derart radikal denkt man auch bei der schwedischen
       Firma Einride; sie stellte mit dem T-Pod im vergangenen Jahr einen
       Lastwagen ohne Fenster vor.

         Stirbt die Zunft der Trucker bald aus?
         Herbie Schmidt / 7.7.2017, 08:56

      Auch die etablierten Hersteller wollen den Anschluss nicht verpassen.
      Daimler Trucks, mit einem Anteil von rund 400;0 der Marktführer im
      Bereich Lkw in Nordamerika, hatte 2015 die weltweit erste
      Strassenzulassung für einen autonom fahrenden Lastwagen im US­
      Gliedstaat Nevada erhalten. Mit einem neuen Forschungszentrum in
      Portland will man die neue Technologie weiter voranbringen.

      Bei einer Vorführung am Firmensitz in Portland im Gliedstaat Oregon vor
      Journalisten und Investoren demonstrierte Daimler jüngst, wie schon
      heute seine Lastwagen selbständig Hindernisse auf der Strasse erkennen
      und rechtzeitig vor ihnen bremsen können. Auch im «Platooning» - der
      automatisierten Fahrt im Lkw-Konvoi - funktioniert die Technologie: Alle
      20 Millisekunden kommunizieren die Lastwagen miteinander, weshalb das
      hintere Fahrzeug deutlich schneller auf eine Vollbremsung des
      «Vordermanns» reagiert als ein Mensch es könnte. Die beiden Trucks
      können deswegen auch dichter hintereinander fahren, womit sich der
      Windschatteneffekt besser ausnutzen und der Benzinverbrauch beim
      hinteren Fahrzeug senken lässt.

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       Der reduzierte Benzinverbrauch ist einer von vielen Effizienzgewinnen, die
       bei selbstfahrenden Lastwagen auf der Hand liegen. Längere Fahrtzeiten
       sind ein anderer. Zudem können Güter kostengünstiger transportiert
       werden, wenn man den Fahrer einspart. Die Zahl der Unfälle dürfte
       langfristig ebenfalls sinken, wenn menschliches Versagen als Risikofaktor
       wegfällt, so dass auch die Versicherungsprämien billiger werden dürften.

       2,8 Millionen Trucker
      Eine derart nüchterne Analyse des technologischen Wandels dürfte
      allerdings den Hunderttausenden von Fahrern schwerfallen, die ihre Arbeit
      an Computer verlieren werden. Nach den Fabrikarbeitern sind sie die
      Nächsten, deren Stellen dem technischen Wandel zum Opfer fallen
      dürften. Laut einer Schätzung der Regierung Obama vom Dezember 2016
      werden das 1,3 Millionen bis 1,7 Millionen Personen sein - ein Grossteil der
      schätzungsweise 2,8 Millionen Amerikaner, die heute ihr Geld als Fahrer
      für Transportdienste, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Schulbusse
      verdienen. In manchen Regionen des Landes, etwa im sogenannten
      Rostgürtel im Nordosten des Landes, ist es die verbreitetste berufliche
      Tätigkeit gemäss dem amerikanischen Census Bureau.

      Vor allem Niedrigqualifizierte finden im Truck-Geschäft seit Jahrzehnten
      eine Anstellung: Man braucht nicht einmal einen Highschool-Abschluss
      und nur rund sechs Wochen Schulung, um eine kommerzielle
      Fahrerlaubnis in den Händen zu halten. Seit 2012 automatische Getriebe
      die Gangschaltung in Lastwagen mehrheitlich abgelöst haben, ist der
      Einstieg noch einfacher geworden.

      So gering die Eintrittshürden sind, so unattraktiv ist der Beruf selbst. Vor
      allem die Fernstreckenfahrer sind oft wochenlang von ihren Familien
      getrennt und sitzen einsam Tausende von Kilometern hinter dem Lenkrad
      ab. Trotz monotoner Arbeit in öder Landschaft müssen sie dabei
      konzentriert bleiben. Auch zählt der Beruf zu den gefährlichsten im Land:
      Laut dem Arbeitsministerium kamen 2016 auf 100 000 Lastwagenfahrer 25
      tödliche Unfälle, mehr als in jedem anderen Beruf. Berufsbedingte
      gesundheitliche Probleme wie Fettleibigkeit und Diabetes setzen den
      Fahrern zusätzlich zu.

https://www.nzz.ch/wirtschafUdas-ende-des-amerikanischen-fernfahrers-ld.1394640                           3/7
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       Die Jahresgehälter von 50 000 bis 60 000 $, mit denen Transportfirmen
       Neulinge zu ködern versuchen, erreichen dabei die wenigsten: Im ersten
       Jahr verdient ein Berufseinsteiger zwischen 35000 und 45000 $, oder 21
       bis 25 Cent pro gefahrene Meile. Wartezeiten im Stau und an den
       Umschlagzentren werden oft nicht entlöhnt. Im Durchschnitt arbeite ein
       Truck-Fahrer für eine Firma nur sechs Monate, sagt Steve Viscelli,
       Professor für Wirtschaft und Soziologie an der University of Pennsylvania,
       der für die Recherchen für sein Buch «Trucking und der Untergang des
       amerikanischen Traums» selbst sechs Monate als Fernfahrer gearbeitet
       hat.

       Die schlechten Arbeitsbedingungen, gepaart mit niedriger Bezahlung,
       führen dazu, dass es inzwischen in den USA zu wenige Fernfahrer gibt. Der
       grösste Verband, die American Trucker Association, spricht sogar von
       50 000 Fahrern, die fehlten, und lobbyiert dafür, das Mindestalter für
       Lastwagenfahrer von 21 auf 18 Jahre zu senken. Viscelli hält diese
       Schätzung für übertrieben. «Wenn die Firmen bessere Gehälter zahlen
       würden, fänden sich auch mehr Fahrer», sagt er. Aus Arbeitsmarktsicht
       seien selbstfahrende Lastwagen in jedem Fall zu begrüssen, weil sie die
       Menschen von einer widrigen und schlecht bezahlten Arbeit entlasteten.

       Schrittweise Automatisierung
       Der Wandel dürfte aber nicht abrupt geschehen, sondern eher schleichend.
       Intelligente Tempomatsysteme, Abstandhalter und Spurhalteassistenten
       können den Fahrer schon heute entlasten und sind in immer mehr
       Lastwagen Standard. Als nächster Schritt dürften immer mehr
       selbstfahrende Lastwagen in abgesperrten Industriegebieten zum Einsatz
       kommen. In Brasilien arbeitet Daimler bereits mit landwirtschaftlichen
       Betrieben zusammen. Auch am Flughafen Frankfurt experimentiere man
       mit selbstfahrenden Lastwagen, die Schnee räumten.

       Der Bergbaukonzern Rio Tinto transportiert in Westaustralien bereits seit
       2016 Eisenerz innerhalb seiner Minen mit autonom fahrenden Lastwagen.
       Gesteuert werden diese aus Büros im zwei Flugstunden entfernten Perth.
       Durch die Automatisierung sei die Belegschaft im Bergbaugebiet um etwa
       einen Drittel gesunken, sagte die Firma gegenüber dem «Economist».

       Schlüsselrolle für den Fahrer

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Jleue Jürmer Jeitung - Das Ende des amerikanischen Fernfahrers
11.7.2018                                                  Das Ende des amerikanischen Fernfahrers I NZZ

       Wie die nahe Zukunft                     aussehen dürfte, darüber scheint
       in der Branche ebenfalls         zu herrschen: Ein Lastwagenfahrer
       bringt seine Ware bis zum                   lädt sie dort auf einen
       selbstfahrenden Lkw, der               Tausende von Kilometern bis zu
       einem anderen Logistikzentrum         - wobei      Mensch nach wie vor an
       Bord sein wird, allerdings nicht          hinter dem Lenkrad. Kurz vor
       dem Zielort übernimmt der                                und steuert das
       Fahrzeug durch den                            zur Auslieferung.
                                                                  ..... J. .." ..... J.J.J.

      Bis Lastwagen ohne . . .         u,,'-u                                                               Amerikas Strassen
      brausen, werde es noch einige                                                                                Daimlers Lkw-Chef
      Daum - aber nicht, weil                                                                                         brauche, sondern
      weil die gesellschaftliche                                                              .:> ..... J.J.J.!.~.I.H
                                                                                                         .. "          Versagen werde
             Unfallursache hingenommen, sagt Daumj                                                                      wenn man mit
      selbstfahrenden Lastwagen 90% aller                                                                               könnte, würde es
              Gesellschaft nicht akzeptieren, wenn                                                                 Todesfälle durch
      ,-.~,,,   selbstfahrenden Lkw zu
            .... u

          Terroranschläge, die in BerUn, Nizza und London
      wurden, tragen zum Misstrauen bei, das in
      selbstfahrenden Lastwagen herrscht. Dabei
                   reduzieren, heisst es bei Daimler: Wenn
                 gekapert würde, könnte man ihn                                                                    zum
                bringen.

           wenn man es offiziell nicht so
                  neuen Startup-Konkurrenten
                     Herausforderung und wird in unserer
                                        Vaughan-Schmidt, der die
                 ..-n".....,..'''',. Zudem mache der Fahrer viel

                                       interveniere bei Pannen, handhabe
                                        wird immer ein Teil der Gleichung
      wenn                                ändert.»

      Doch             Niedrigqualifizierten, die nur schwer Arbeit
      benachteiligt, wenn der Beruf anspruchsvoller werde,        James
      Dozent an      juristischen Fakultät der Boston University, der zu
      Auswirkungen von Innovationen forscht. «Arbeitnehmer, die
      man Computer bedient, werden höhere Gehälter bekommen; wer
      kann,            wird verschwinden.» Die grosse Frage wird
      wo sie                     Alternative finden.

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       Die Fahrzeuge sprechen miteinander

       gvm . . Für das autonome Lenken eines Fahrzeugs sind die technischen
       Anforderungen hoch, weshalb es sich laut Experte wohl erst in einigen
       Jahren durchsetzen wird. Für die Kommunikation zwischen Fahrzeugen
       und Fahrzeugen (V2V) und Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur (V21)
       sind sehr schnelle Verbindungen erforderlich. Zumindest scheinen sich die
       Hersteller solcher Kommunikationschips auf einen Standard
       (V2X/DSRC/802.11p) geeinigt zu haben. Für diese Technologie hat die
       Thalwiler Halbleiterfirma U-Blox den bisher kleinsten Zweikanal-V2X­
       Kommunikationschip (UBX-P3) entwickelt, dessen Massenproduktion im
       Schlussquartal 2019 beginnen wird. Das Unternehmen habe Millionen in
       die Entwicklung investiert, sagte Konzernchef Thomas Seiler an lässlich
       der Lancierung des neuen Chip-.

      Der mit den Autoherstellern entwickelte Chip ermöglicht die
      Kommunikation via Radiofrequenzen in einem Umkreis von 1000 M. Erste
      Anwendungen würden der Verkehrssicherheit zugute kommen, erklärt U­
      Blox, das heisst die Warnung des Lenkers vor Fahrzeugen im toten Winkel
      sowie dem Windschattenfahren von Lastwagen, was Treibstoff spart (vgl.
      Text). Der japanische Autohersteller Toyota wird in den USA ab 2021 viele
      seiner Modelle mit V2X-Chips ausrüsten, bis 2025 soll dies für die gesamte
      Produktpalette der Fall sein. Schon jetzt hat Toyota gut 200 000 seiner
      Fahrzeuge damit ausgerüstet. Laut Marktexperten von ABI Research
      würden bis 2026 in den USA, der EU und in Asien/Pazifik in 157 Mio.
      Fahrzeugen solche V2X-Chips eingebaut.

        Der US-Arbeitsmarkt glänzt nicht für alle
        Die jüngsten Daten lassen auf einen gesunden amerikanischen
        Arbeitsmarkt schliessen. Wieso aber bleiben ihm so viele fern?
        Martin Lanz, WashingTon / 1.9.2017, 20:49

        Schub für selbstfahrende Autos
        Auf amerikanischen Strassen kommen mehr Menschen ums Leben als in
        anderen vergleichbaren Ländern . Washington hat deshalb allen Grund
        dafür, selbstfahrende Autos zu fördern. Das tut es nun auch.
        Krim Delko, San Francisco / 12.9.2017, 07:00

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