Jugendliche aus dem Projekt "Agua de Beber" in Fortaleza/Brasilien Berliner Jugendlichen von den "tebras" aus der ufafabrik - Bericht über eine ...
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trifft Bericht über eine Internationale Jugendbegegnung Jugendliche aus dem Projekt „Agua de Beber“ in Fortaleza/Brasilien treffen sich mit Berliner Jugendlichen von den „tebras“ aus der ufafabrik vom 26.7. – 6.8.2009 unterstützt von:
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Jugendarbeit international – Ein Erfahrungsbericht Ich habe hier viele Menschen kennen gelernt, [..] und ich will noch BMFSFJ und die Kreuzberger mehr kennen lernen. Die große Herausforderung im Leben ist es, Kinderstiftung, oder die organi- zu lernen, mit jedem Typ Mensch zusammen zu leben. Ich glaube, satorische, finanzielle und ideel- das ist sehr wichtig für uns alle, zu lernen, mit jedem Typ Mensch le Hilfe durch die Ufa-Fabrik. gemeinsam leben zu können. Nicht zuletzt haben wir in Garapa (21)– Teilnehmer der Internationalen Begegnung 2009, arbeitet seit Deutschland ebenso wie in Bra- mehreren Jahren ehrenamtlich für das „Kulturzentrum Agua de Beber“ silien Menschen kennen und schätzen gelernt, die durch ihr Am Anfang steht eine Reise tig an andere Jugendliche wei- selbstloses Engagement einen nach Brasilien. Von November tergeben kann. Es sind Jugendli- Beitrag zu diesem Projekt ge- 2006 bis Februar 2007 haben che, die Interesse an fremden leistet haben, der kaum in Worte wir die Möglichkeit, im „Kul- Kulturen haben, die begeistert zu fassen ist. turzentrum Agua de Beber“ ein neue Menschen kennen lernen Im Frühjahr 2009, über zwei Theaterstück mit Jugendlichen und bereit sind, sich über kultu- Jahre nach dem ersten Kontakt aus der Favela „Riacho Doce“, relle Unterschiede hinweg mit mit dem „Kulturzentrum Agua einer Slum-Siedlung am Rande anderen Menschen auszutau- de Beber“, hatten wir die Chan- der Zweimillionenstadt Fortale- schen. Wir haben in langer Vor- ce, durch einen weiteren Besuch za, einzustudieren und aufzu- arbeit ein Programm erarbeitet, in Brasilien sechs Jugendliche führen. Die Aufführung wird das möglichst viele Säulen der vor Ort auszuwählen, die wir ein voller Erfolg, schon vom unserem und nach der Rück- ersten Aufenthalt kehr entsteht der kannten. Seanne(15), Wunsch, das soziale Jandersson(14), Vei- Projekt, das unter ga(19), Rogerio (14) schwierigen Bedin- Garapa (21) und Fe- gungen beeindru- lipe (20) sind schon ckende Jugendarbeit über mehrere Jahre leistet, auch weiter- im Projekt integriert hin zu unterstützen. und haben sich in Wie aber fördert den letzten zwei Jah- man Selbstvertrau- ren durch ihr beson- en, Eigenständigkeit ders intensives En- und kulturelle Welt- gagement hervorge- offenheit nachhaltig tan. Sie nehmen Teil und intensiv, über an allen Aktivitäten Ländergrenzen und kulturelle Jugendförderung abdeckt; Sport, des Projektes vor Ort. Capoeira, Unterschiede hinweg? Mit der Musik, Kultur und Bildung sol- Tanzkurse, Aufführungen und „Internationalen Begegnung len genau so wichtig sein wie Workshops zu Drogenpräventi- Berlin - Brasilien“ versuchen der Spaß und das gemeinsame on oder afro-brasilianischer Kul- wir, unsere Antwort auf diese Miteinander. Wir haben wichti- turgeschichte sind nur ein klei- Frage zu finden. Wir haben Ju- ge Partner gefunden die bereit ner Teil der Arbeit von „Agua de gendliche in Brasilien und sind, uns zu unterstützen. Sei es Beber“. Die sechs Jugendlichen Deutschland ausgewählt, die in die Trägerschaft durch den Ver- leiten teilweise schon selbststän- soziale Projekte eingebunden band für sozial-kulturelle Arbeit dig Kurse für die jüngeren Teil- sind, in der Hoffnung, eine e.V. mit seiner langen Erfahrung nehmer und versuchen, das Ge- Peer-Group zu fördern, die ihre in der Jugendarbeit, die finanzi- lernte weiterzugeben. Keiner der Erfahrungen möglichst vielfäl- elle Unterstützung durch das sechs war bisher außerhalb Bra- 1
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 siliens, die meisten nicht einmal proben, spielen, trainieren, ge- Stunden später haben die außerhalb des Bundesstaates meinsam wohnen und andere freundlichen Damen vom Ge- 'Ceara'. Menschen kennen lernen. Trotz päckservice festgestellt, dass die Wir haben versucht, die Ju- der omfangreichen Vorbereitung Koffer noch auf dem Pariser gendlichen gezielt auf den Kul- blieben aber viele Frage offen: Flughafen liegen, sie würden turschock vorzubereiten. Wie läuft eine Internationale Be- mit der nächsten Maschine nach Schließlich sollten sie nicht nur gegnung dann tatsächlich ab? Berlin kommen. Wir fahren also in ein völlig fremdes Land flie- Werden sich die Jugendlichen ohne Gepäck aber trotzdem zu- gen und ihre eigene Kultur re- verstehen; wie wird die Sprach- versichtlich, gemeinsam in die präsentieren, sondern sie wür- barriere überwunden? Wird es Ufa-Fabrik. den in Deutschland auch eine Schwierigkeiten geben und wie Aus den Abschlussinterviews mit völlig andere soziale Schicht werden wir damit umgehen? den brasilianischen Jugendli- und andere Lebensumstände Auch wenn der VskA schon öf- chen: kennen lernen. ter sehr erfolgreiche Jugendrei- „Ich hatte mir nicht vorgestellt, Auf der anderen Seite stehen sen durchgeführt hat – Brasilien dass ich euch bei unserer An- die „Tebras“. Über einen glück- ist Neuland und der Kultur- kunft so glücklich sehen würde. lichen Zufall lernten wir die schock könnte größer kaum [...] Ich sah schon in euren Ge- sieben deutschen Jugendlichen sein. Letztendlich können uns sichtern die frohe Spannung, kennen. Unter der Leitung von nur ein Blick auf das Geschehe- dass wir schnell durch die Glas- Mani Spaniol, eingebunden in ne und die Antworten der Ju- tür gehen sollen und man end- das Kulturzentrum Ufa-Fabrik gendlichen unsere Fragen beant- lich miteinander sprechen könn- in Berlin-Tempelhof haben die worten. Begeben wir uns also te. Das war einfach toll!“ Jugendlichen viele Jahre Per- auf eine Reise durch zehn phan- cussionerfahrung. Dass die tastische Tage, die mit einem Deutschen schon einige ge- nervösen Bauchkribbeln am meinsame Auslandsreisen mit Flughafen Tegel beginnt. Auftritten (u.a. auf dem Inter- nationalen Zirkusfest in Ba- Sonntag 26.07.09 ttambang, Kambodscha) er- folgreich hinter sich gebracht Heute ist es endlich soweit. hatten, bestärkte uns in der Ent- Nach über einem Jahr der Vor- scheidung, die Gruppe intensiv bereitung sollen die sechs Ju- in das Projekt einzubinden. Als gendlichen in Berlin Tegel lan- Schrecksekunde: Wo sind die Kof- glückliche Fügung ergab sich, den. Gemeinsam mit einigen der fer ? In Sao Paulo ? In Paris ? dass sich die deutschen Ufa-Fabrik „Tebras“ tref- Nach einem gemeinsamen Mit- bereit erklär- fen wir uns tagessen in der Ufa-Fabrik folgt te die Ju- am Flughafen die Kennenlern-Runde. Überra- gendlichen Tegel, aufge- schenderweise haben die Grup- vor Ort un- regt, ange- pen von Anfang an kaum terzubringen. spannt und Schwierigkeiten, sich zu ver- Das 18.566 (natürlich) ständigen. Die Sprachbarriere Quadratme- mit Brasilien- wird schon am Flughafen mit ter große flagge, um Projektgelän- die Brasilia- de mit der Idee „verschiedene ner willkommen zu heißen. gesellschaftliche Bereiche wie Dann ist es soweit, die sechs Ju- Wohnen, Arbeit, Kultur, Kreati- gendlichen kommen durch die vität und soziales Leben sinn- Glastür und nach der stürmi- voll miteinander zu verbinden“ schen Begrüßung folgt die erste erschien uns als perfekter Ort. Ernüchterung: Das Gepäck ist Hier könnten die Jugendlichen nicht angekommen! Eineinhalb Jungs beim Erkunden des Geländes 2
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Händen und Füßen zu über- Mani und Sara, unsere musikali- winden versucht, und auch Montag 27.07.09 schen Leiter, führen souverän wenn wir bei der Vorstellungs- durch die nächsten Stunden ge- runde natürlich dolmetschen Am ersten Tag wollen wir die meinsamer Probe und sind sicht- müssen, besteht vom ersten Jugendlichen noch nicht über- Moment an das Gefühl, es ent- fordern und machen als Betreuer wickele sich eine Gruppendy- das Frühstück, während die Bra- namik, in der die Jugendlichen silianer von den deutschen Ju- wie selbstverständlich Kontakt gendlichen lernen, dass es in zu einander finden. In der Pause Deutschland warmes (Trink-) Wasser aus der Leitung gibt und das Toilettenpapier hier nicht im Eimer gesammelt werden muss. Es folgt die erste gemeinsame Probe. Mani und Sara geben lich begeistert. beiden Gruppen eine halbe Nach dem Mittag machen wir Stunde Zeit, um sich gegenseitig uns auf den Weg, Berlin zu er- zu präsentieren, damit sich alle kunden. Ein erstes Highlight Ein Toast auf die IB 2009 auch musikalisch kennen lernen. kommt eher unerwartet, da kei- Die „Tebras“ fangen an und ver- ner der Brasilianer in seinem werden schon selbstständig die setzen die Gruppe aus Fortaleza Leben bisher eine U-Bahn gese- ersten Percussionsrhythmen in Erstaunen: Es hat wohl keiner ausgetauscht und noch vor der Brasilianer damit gerechnet, Ende der Begrüßungsrunde ist ausgerechnet auf deutsche Ju- die Idee für ein gemeinsames gendliche zu treffen, die auf ei- Stück geboren, das es schließ- nem so hohen Niveau die süd- lich sogar in die Show schaffen wird. Anschlie- ßend heißt es, das weit- läufige Gelände der Ufa- Fabrik und die nahe Um- hen hat. gebung zu erkunden. Ob- Es wird auf der ganzen Fahrt wohl sich nach dem aus- durch Berlin-Mitte fleißig foto- gedehnten Spa- grafiert, gelacht und herumge- ziergang bei blödelt. Jonglage auf dem Alex- den Brasilia- anderplatz, Akrobatik vor dem nern die erste amerikani- Berliner Dom und die Kultur Reisemüdigkeit sche Rhyth- bemerkbar musvielfalt macht, sind beherr- sich alle einig, schen. noch spontan Dann wer- das abendliche den die Sei- Ska-Konzert in ten gewech- der Ufa-Fabrik zu besuchen. selt, und diesmal haben die 'Aproveitar o maximo!' ('So viel Deutschen vor Staunen offene wie möglich genießen!'): ein Münder. Die kurze Präsentation, kommt auch nicht zu kurz, denn Ausruf, den wir in den folgen- ein Mix aus Capoeira-Körper- die Gruppe lässt sich begeistert den Tagen noch öfter zu hören kunst, afro-brasilianischer Kul- Info-Tafeln erklären, Schilder bekommen werden. turgeschichte, Musik und Stock- übersetzen und Gebäude zeigen. tanz, versetzt alle in Begeiste- Es ist immer wieder überra- rung. schend wie schnell die Jugendli- 3
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 chen neue Ideen bekommen, war wirklich toll.“ Weg in das „Forum Brasil“ am um aus einem 'normalen Stadt- Kreuzberg. Der dortige Filmvor- spaziergang' einen unvergessli- Die Ju- trag von Marcia Go- gendlichen mes de Oliveira und haben be- Norbert Gregor schlossen Suchanek „Die Gua- heute Mit- raní Mbyá - die letz- tag selbst ten Nomaden des At- Pizza zu lantischen Regenwal- backen und des“ stößt auf reges vor allem Interesse, da auch die die brasilia- Brasilianer noch chen Ausflug zu machen. nischen Jugendlichen sind über- nicht viel über diesen Indianer- rascht „wie einfach Pizza ma- stamm gehört haben. Fast ein- Dienstag 28.07.09 chen eigentlich ist“. Nachmit- einhalb Stunden tauschen wir tags steht Capoeira auf dem Pro- uns mit dem deutsch-brasiliani- Die morgendliche Probe ver- gramm. Die deutschen „Tebras“ schen Paar über Umweltschutz, läuft heute ähnlich enthusias- kämpfen sich durch ein von den Indianerrechte und die Grund- tisch wie gestern. Mit immer Brasilianern angeleitetes sätze der menschlichen Zivilisa- noch wachsender Begeisterung schweißtreibendes Training, ler- tion aus, bevor wir uns auf den werden unter Mani's Aufsicht nen Grundschritte, erste Aus- weitere Details der Show aus- gearbeitet. Veiga: Das Maculele [Afro- brasilianischer Stocktanz, Anm. d. Verf.], das war etwas, was ich gezeigt habe und ich dach- te,, das würde niemand so schnell lernen. Ich habe einen Norbert und Maria Suchanek mit Teil [einer bekannten Choreo- Garapa grafie, Anm. d. Verf.] [….]der Gruppe gezeigt und sie haben Weg zum nahe gelegenen es gleich kapiert. Ich war sehr Kreuzberg machen. glücklich hier mit den Leuten Der atemberaubende Anblick vom Austausch. Jan, Tim, die von Berlin bei Nacht wird be- wundert und wir beenden den Tag auf Berliner Art in der Kult- Würstchenbude „Curry 36“ mit scharfer Currywurst und Pom- mes. Ausgelassene Probenpause Mädchen, alle haben wirklich trainiert und echt schnell ge- lernt. Damit haben wir echt weichbewegungen und die nicht gerechnet, aber sie rhythmische Basis der Capoeira. haben's schnell gelernt. Das Abends machen wir uns auf den 4
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 tige Energiepolitik sei in Brasili- en noch nicht sehr verbreitet. Es wird interessiert nachgefragt; modernste Solartechnik, Grün- dächer und eine projektinterne Mittwoch 29.07.09 Begeisterte Zuschauer beim Trai- ning am Kreuzberg Vormittags werden die Show- proben fortgesetzt. schen Jugendlichen ein lan- Anschließend gehen wir ins destypisches Kreativ- und Bildungszentrum Essen zu, die „Gelbe Villa“ in Kreuzberg gewünschten Die Gelbe Villa in Berlin ist ein schwarzen Projekt der Kinder- und Ju- Bohnen be- gendstiftung Jovita, deren Ziel kommen wir es ist, Kinder und Jugendliche in einem La- unabhängig vom kulturellen, re- den, der la- ligiösen und sozial-familiären teinamerikani- Hintergrund kreativ zu fördern, sche Speziali- Talente und Interessen zu ent- täten verkauft. wickeln sowie Eigeninitiative Große Überra- und Motivation zu unterstützen. schung gibt es Ökologische Führung Wie funktioniert ein Block-Heiz In der Villa gibt es auch das über den Preis Kraftwerk und was sind eigentlich Gründächer ? Kinder- und Jugendrestaurant der Bohnen, "Fünf Jahreszeiten" , das in Ko- da diese in Brasilien sehr viel operation mit der Berliner Tafel günstiger sind und fast täglich e.V. betrieben wird. Hier be- auf dem Speiseplan der Kinder kommen Kinder und Jugendli- und Jugendlichen stehen. che gesunde und ausgewogene Der Abend klingt danach in ei- Mahlzeiten zu sehr günstigen ner gemütlichen Runde aus, alle Preisen angeboten. sind sehr müde vom anstrengen- den Programm. Donnerstag 30.07.09 Es ist ein Tag vor der großen Präsentation, die Probe beginnt früh und ist intensiv, schließlich soll am morgigen Abend alles sitzen. Das Mittagessen fällt eher kurz aus, da wir für abends Wasseraufbereitungsanlage – all Weil allen das Capoeiratraining ins „Rodizio“ am Kufürsten- das hören die Brasilianer zum am Tag zuvor so gut gefallen damm eingeladen sind. Nach- ersten Mal. hat, entschließen wir uns, heute mittags gibt es eine Führung im noch einmal zu trainieren. Dies- ökologischen Projekt der Ufa- Abends haben wir dann ein kuli- mal tun wir das draußen, am Fabrik. Der eineinhalbstündige narisches Highlight: Mani hat Fuße des Kreuzbergs. Am Vortrag beeindruckt die brasilia- uns in die Churrascaria am Kur- Abend bereiten die brasiliani- nischen Jugendlichen. Nachhal- fürstendamm eingeladen. 5
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Fleischreiche Kost, Bohnen, Show ist ein Mix aus Percus- Reis - Brasilianisches Essen sion, Maculele (Stocktanz) und mitten in Deutschland, das un- Capoeira und reißt das Publi- seren Jugendlichen tatsächlich kum mit. „original brasilianisch“ vor- Rogerio: Auch sehr gut war der kommt. Auch die Trommel- Percussionunterricht mit Mani. und Sambashow wird begeistert Er ist ein toller Typ. Die Proben beklatscht und besungen. Die waren auch gut und die Auffüh- Freude, auf Landsleute zu tref- rung war auch Wahnsinn. Das fen, ist sichtlich groß und natür- ist wirklich sehr gut gewesen. lich lassen es sich die Jugendli- Genauso wie das ganze Pro- gramm! Am Ende wird applaudiert, es gibt eine Zugabe mit Standing Ovations, die Zuschauer tanzen vor der Bühne mit. Bevor die After-Show-Party beginnt, wer- den alkoholfreie Caipirinhas verkauft, und Gäste und Teil- Samstag 01.08.09 nehmer kommen ins Gespräch. Abendessen in Churrascaria Schon am nächsten Tag können Der Tag nach der Show: die sich die brasilianischen Familien wichtigste und anstrengendste oder andere Interessierte, die Etappe ist geschafft und die chen nicht nehmen, einfach auf nicht dabei sein konnten, einen Gruppe ist schon eng zusammen die Bühne zu stürmen und ge- Zusammenschnitt der Show im gewachsen. meinsam mit den 'Tebras' Sam- Internet ansehen. Stolz macht Veiga:„ Was mir am besten ge- ba zu tanzen. sich breit, irgendwann dann fallen hat, war die Freund- auch Müdigkeit, und so geht ein schaft mit den Jugendlichen aus Freitag 31.07.09 erfolgreicher Tag zu Ende. dem Austausch. Das war echt das Beste. Es war eine super Schon am Morgen macht sich Energie!“ Aufregung breit. Die Show Nach diesen anstrengenden Ta- steht, nun heißt es nur noch: gen haben sich alle ein wenig proben, proben, proben. Auch Erholung verdient. Ausgerüstet in den Pausen lassen es sich die mit großen Picknickkörben und brasilianischen Jugendlichen Badesachen fahren wir „nischt nicht nehmen, ihre Capoeira- wie raus nach Wannsee“, ins Solos immer wieder durchzuge- Strandbad. Zum Glück haben hen. Alle sind vom Ehrgeiz ge- wir super Wetter. Dort wird ge- packt und arbeiten Hand in badet, Volleyball gespielt, in der Hand. Ein letztes Feilen an den Sonne gelegen und Eis geges- Kostümen, noch ein bisschen sen. Und so lernen die brasilia- abschließende Werbung vor den nischen Mädchen und Jungen ei- Toren der Ufa-Fabrik, dann nes der beliebtesten Naherho- kommen schon langsam die lungsziele Berlins kennen. Auf Gäste: Familien, Freunde, Be- dem Rückweg werden die Mo- kannte, Interessierte, andere torräder auf der Berliner „Spin- Künstler und Bewohner der ner-Brücke“ bewundert. Der Ufa-Fabrik sind unter dem Pub- Abend findet seinen Ausklang likum. Das Licht bedienen Ca- mit einem Lagerfeuer, an dem rolin und Rebecka, die Teilneh- wir Stockbrot, Würstchen und merinnen aus Hannover. Die Marshmallows grillen. Werner, 6
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 der am Donnerstag die Ökofüh- Veiga: Ich mochte auch die Auf- arbeit tätig sind. Erst haben wir rung gemacht hat, gesellt sich nahme der CD. Damit hatte ich Bedenken, weil ein leichter Nie- mit seiner Gitarre dazu und wir nicht gerechnet. Das war eine selregen uns fast einen Strich machen gemeinsam Musik. Sache...puh...ich habe noch nie durch die Rechnung macht. Wir Garapa: In vielen Momenten in meinem Leben eine CD auf- beginnen deshalb mit einem habe ich mich umgeschaut: genommen, habe noch nie für Kiezrundgang, bei dem Hella „Mann, das hab ich bisher nur eine CD-Aufnahme gesungen. Pergande von Outreach und im Film gesehen!“[ …]...auch Ich war sehr nervös [...], ...oh Gunter Groß, der Kletterlehrer, als wir am Lagerfeuer saßen, man! uns von ihrer Arbeit erzählen. dachte ich mir: „Marshmal- Am Nachmittag besuchen alle, Die brasilianischen Jugendli- die Lust haben, die Aufführung chen sind erstaunt, denn sie fin- einer anderen Jugendgruppe, die den, dass die Umgebung nicht in der Woche auf dem Gelände aussieht, als ob hier „arme“ der Ufa- Fabrik geprobt und ein Menschen leben, oder die Kin- Musical einstudiert hat. der besonderer Förderung und Abends muss der Plan, in ein Unterstützung bedürfen. 3D- Kino zu gehen aufgrund eine Unwetterwarnung verwor- fen werden. So gibt es für alle einen Döner vom Imbiss um die lows...ich sitze hier und esse Ecke (allerdings für die meisten Marshmallows. “ „sem verdura“: 'ohne Gemüse', denn das ist bei brasilianischen Sonntag 02.08 wie auch bei vielen anderen jun- gen Menschen wohl nicht son- Da das ursprünglich geplante derlich beliebt!). Danach gucken Brot backen nicht klappt, ma- wir gemeinsam einen Film, der chen wir stattdessen einen aus- in Rio de Janeiro spielt. Aller- giebigen Brunch, inzwischen dings sind viele so müde, dass erledigt die Gruppe alles selbst- sie dabei schon einschlafen. ständig. Den Plan, zu einer Ca- poeira-Roda zu gehen, müssen Montag 03.08.09 wir verwerfen, weil die CD- Aufnahme fast den ganzen Vor- Die Kraft, die am Wochenende Ganz oben - Klettern ist Team- und Nachmittag in Anspruch getankt werden konnte, können sport nimmt, dafür kann sich das Er- alle gut gebrauchen. Der Tag be- ginnt mit einer Fahrt nach Berlin Nach Abnahme des Regens wer- Schöneberg, in die Alversleben- den wir ins Klettern eingeführt straße. Dort besuchen wir die und lernen die Peerhelper Nadi- Streetworker von Outreach, die ne, Yasmin und Ahmad kennen, in dem sozial benachteiligten die uns sichern. Der Klettersport Quartier in der mobilen Jugend- erweist sich auch für unsere sportlichen Jugendlichen als große Herausforderung, doch der Ehrgeiz treibt fast alle bis gebnis aber sehen lassen. auf die Spitze des Kletterfel- Es entsteht eine Capoeira- sens. Den Termin im Dro- CD mit zehn Liedern, ein gennotdienst müssen wir lei- tolles Andenken an die Be- der absagen, weil das Pro- gegnung. Dank Mani und gramm für den Tag sonst zu Sara ist die CD schon vor eng geworden wäre, denn am der Abreise für alle fertig! Abend haben wir eine Einla- 7
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Mobile Straßensozialarbeit: „Outreach“ - Klettern in Schöneberg dung in Köpenick. Dort treffen wir auf eine Austauschgruppe aus Udmurtien (Russland), die zusammen mit deutschen Ju- gendlichen skaten. Auf dem Gelände vom 'Mellowpark', ei- nem Skate- und Bike-Areal, wird dann als erstes Fußball ge- spielt, (Brasilien gewinnt 4:1). Viel geskatet werden kann aufgrund der nassen Half- pipe nicht, aber unsere Ju- Dienstag 04.08.09 Am Dienstag steht noch ein ganz besonderer Termin auf dem Programm: ein Fotoshooting im Atelier von Sportfotograf Felix Rachor am Kaiserdamm. Es ent- stehen Einzel- und Gruppenfo- gendgruppe zeigt dafür tos, von denen Felix anschlie- eine kleine Capoeirashow. ßend ausgewählte bearbeitet. An Jandersson und Garapa wa- dieser Stelle sagen Bilder mehr gen auf geliehenen Inline- als Worte: Skates ihre ersten Fahrver- suche. Danach wird der Hunger am Grill gestillt. Brasilien trifft Russland - in Deutschland 8
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Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Am Abend machen wir noch ei- gang im Park am Schloß Char- Mani die fertigen CDs ausge- nen Ausflug ins Zentrum. Wir lottenburg . händigt (die Stücke laufen von schauen uns den abends schön Janderson (auf die Frage wel- dann an auch als Hintergrund- beleuchteten Potsdamer Platz che Orte er an einen Freund musik). Außerdem überreichen an (dieser wird durch eine Ca- weiter empfehlen würde): die Jugendlichen Dankesge- poeira-Einlage zur Bühne ge- Ich würde ihm sagen, er soll schenke an Mani und Sara, be- macht, und wir ernten neugieri- dass Schloss Charlottenburg be- druckte Shirts, die sie von dem ge Blicke von Passanten). Ei- suchen, das ist sehr schön. Und Geld bezahlt haben, das mit dem nen besonders tiefen Eindruck die Ufa-fabrik kennen zu lernen, Caipirinhaverkauf am Tag der hinterlässt allerdings das Denk- die ist auch toll. Und die U- Aufführung eingenommen wur- mal für die ermordeten Juden. Bahn fand ich gut. de. Sehr interessiert stellen die Ju- Irgendwann müssen gendlichen Fragen zur deut- wir dann aber doch zu- schen Geschichte. rück, einige Koffer müssen noch gepackt Mittwoch 05.08.09 und die Zimmer aufge- räumt werden. Außer- Am letzten Tag gilt wie auch dem haben wir Zeit für die anderen Tage der Grundsatz ausgiebige Einzelfeed- „aproveitar o maximo“. Die Ju- backgespräche einge- gendlichen möchten unbedingt plant, bei denen wir noch einmal zum Reichstag. besonders nachfragen, Da wir wieder gutes Wetter ha- was gut gelaufen und ben, lassen wir uns vor dem was noch verbesserungswürdig Sehr witzig ist, wie die Kommu- Reichstag auf der Wiese nieder. ist. Danach sind wir bei Mani nikation inzwischen funktio- Auch hier wird wieder Capoeira und Sara zu Hause zum Ab- niert. Unglaublich viele Voka- gespielt. Gelegentlich gesellen schiedsessen eingeladen. Es gibt beln wurden in so kurzer Zeit sich Passanten zu uns und las- „Feijoada“, ein aufwendiges gelernt, die einen oder anderen sen sich erzählen, was wir denn brasilianisches Nationalgericht, kurzen Gespräche klappen auf da treiben oder machen sogar Salat und Grillfleisch. Dazu Deutsch. Es fließen viele Freu- mit. Danach machen wir noch gibt es alkoholfreies Bier. An dentränen an diesem letzten einen Abstecher zum Ernst- diesem Abend bekommen alle Abend und es wird schon vom Reuter- Platz, spazieren über Teilnehmer von Dr. Herbert Wiedersehen in der Zukunft ge- das Gelände der Technischen Scherer vom Verband für sozial- träumt. Universität, denn von einem der kulturelle Arbeit e.V. Teilneh- Janderson: „Ich finde, wir ha- Gebäude hat man aus der Cafe- merurkunden verliehen und von ben das sehr gut hin bekommen. teria in der 20. Etage eine wun- Mit Mimik derschöne Aussicht über das und ein biss- Stadtzentrum. Die vorletzte Sta- chen Spa- tion auf unserer Stadttour ist nisch, ein der Kurfürstendamm, wo wir bisschen Eng- uns die Gedächtniskirche und lisch und auf ihrem Vorplatz eine Break- Deutsch. Ich danceshow ansehen. Da es ja denke, wir schon der letzte Tag ist, wird es haben das höchste Zeit, Andenken und überwunden. Mitbringsel einzukaufen. So Die Verstän- kommt es dazu, dass viele digung war Bruchstücke der Berliner Mau- super!“ er sich auf eine lange Reise be- geben. Den Ausflug beenden Teilnehmerurkunde für Seanne wir danach mit einem Spazier- 11
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 Garapa: „Wir haben es trotz- spiel vom Respekt reden, den ei- dem [obwohl wir verschiedene Was wirkt weiter ? ner für den anderen hatte. Ihr Sprachen sprechen, Anm. d.. Deutschen seid sehr pünktlich! Verf.] geschafft zu kommunizie- Noch in den abschließenden Ge- Die Erziehung ist sensationell. ren. [...] Das hab ich vor allem sprächen merken wir, dass die Ich habe auch die Unterschiede mit Mani und Sara gelernt. Ich Jugendlichen tatsächlich viele zwischen den Ländern kennen musste nichts von dem, was die der Fragen, die wie anfangs hat- gelernt. Berlin ist ziemlich an- beiden sagen, verstehen, um zu ten auf ihre eigene Art beant- ders. Ich würde gerne wieder fühlen, dass sie gute Menschen worten. Wir möchten daher vor kommen! Ich fand es toll hier! sind. Jeder Ausdruck, den Sara allem sie zu Wort kommen las- Ich will eigentlich gar nicht in ihrem Gesicht trägt, jedes sen, um einen Eindruck über das weg. Ich habe hier so viel ge- Lächeln, das sie einem schenkt; Erlebte zu Geben. lernt wie möglich. Ich würde so an jeder Bemühung, die Mani Es wird uns aber schon vor der gerne wiederkommen. sich macht, um eine CD zu rea- Abreise klar: Der Kulturschock Florian: Ich habe noch eine lisieren oder eine Probe zu ma- für die Jugendlichen war groß! Frage. [...]Du hast jetzt erklärt, chen, daran fühle ich schon, Aber die Unterschiede und neu- was du gelernt hast. Was wür- dass sie gute Menschen sind. en Erfahrungen wurden sehr po- dest du den Menschen von die- Ich brauche wirklich nichts zu sitiv aufgenommen. sem Austausch in Brasilien er- verstehen, um das zu fühlen. Garapa (21): Ich habe hier vie- zählen, was nimmst du mit für Und das gilt nicht nur für Mani le Dinge aus Filmen gesehen. In Erfahrungen. und Sara, sondern für alle vielen Momenten habe ich mich Seanne: Das ist ein bisschen hier...“ umgeschaut: „Mann, das hab schwierig. Aber ich werde so ich bisher nur im Film viel wie möglich versuchen, den gesehen!“ Zum Bei- Leuten dort vom Lebensstil hier spiel dieser Waffenla- zu erzählen. Die Unterschiede den in der Straße. Ich im Zusammenleben. Dass es dachte nur: „Waffen? wichtig ist, Erziehung und Höf- An der Straße ?“ lichkeit zu zeigen. Zum Beispiel Florian: Wo kauft man pünktlich zu sein. Dass man sich denn Waffen in Brasili- akzeptiert und dass es wichtig en ? ist euch [die Betreuer, Anm. d. Garapa (21): Ich kaufe Verf.] zu respektieren und auf doch keine Waffen!! So euch zu hören. Und die Frage viele Sachen aus dem der Pünktlichkeit! Bestimmt Fernsehen: Die U- werde ich jetzt noch pünktlicher Bahn zum Beispiel! sein als ich es bisher schon war. Lohn der Mühen: der Moment des Abschieds Wisst ihr, ich sehe viele (lacht) Filme und ich stelle normaler- Wir erfahren auch von der Über- Donnerstag 06.08.09 weise Englisch mit portugiesi- raschung der Jugendlichen, ha- schen Untertiteln ein. Und dann ben sich doch viele 'Vorurteile' In aller Frühe brechen wir zum sagen die Leute: „ Hi! Hey! nicht bewahrheitet. So lesen wir Flughafen auf, um 6:55 plan- Hello!“, so ist das im Film. Und in einem der Briefe, die die Ju- mäßiger Abflug. Es ist, als gin- als ich hier ankam:„Hi! Hey! gendlichen kurz vor ihrer Abrei- ge ein wunderschöner Traum zu Hello!“ und ich habe geantwor- se verfasst haben: Ende. Wir hoffen alle: wir se- tet:„Hi! Hello!“, genau wie im Hier in Deutschland angekom- hen uns wieder, und bis dahin Film. Oder auch ein Toaster! men, war ich beeindruckt von haben zum Glück alle ihre Noch nie in meinem Leben habe der Gastfreundlichkeit und Email-Adressen ausgetauscht. ich einen Toaster gesehen! So Fröhlichkeit der Menschen, die viele Sachen aus dem Film, das uns begrüßten,[sie] haben mir finde ich sehr lustig. besonders [...] gefallen. Sie ha- Seanne (15): Ich habe viel ge- ben meine Vorstellung, die ich lernt hier. Da kann ich zum Bei- hatte, geändert. Ich dachte ich 12
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 würde hier auf kühle, arrogan- eher ruhig. Aber das war auch klappen!“ Elena, immer mit der te Menschen treffen, doch im toll. Alles war toll! Ruhe! Es wird schon gut gehen. Gegenteil: Ich traf auf fröhli- Als größte Schwierigkeit hat Obwohl ich das auch wieder che, lustige Menschen, Men- sich zu unserer Überraschung verstehe, diese Frage der Ruhe, schen mit einer guten Energie. die Kommunikation mit den weil es soviel zu organisieren Ich glaube, das ist so ein Bild, brasilianischen Familien erwie- gab. das über die Deutschen ver- sen. Sicherlich war diese auch Elena: Es war schließlich das breitet wird: Dass sie ver- erschwert dadurch, dass die Bra- erste Mal. schlossen sind, dass es hier silianer in einer Favela nicht Garapa: Ich habe ja auch schon sehr kalt ist und dass die Men- über einen Internet- oder Tele- zu Elena gesagt, dass die Dis- schen depressiv und ignorant fonanschluss verfügen. Trotz- kussion Teil ist des menschli- sind. Als ich hier ankam, kam dem bemängelten fast alle Bra- chen Seins. Hier ist es wichtig, ich also mit diesem Bild. Ich silianer die von uns eingeplante dass wir darüber gesprochen war vorsichtig und dachte: Zeit für die Internetnutzung als haben, wir wachsen nicht nur in „Puh, kommt dort mit Vorsicht zu kurz. Hier lernen wir auch, den Momenten der Harmonie, an, es könnte sein, dass die dass die Brasilianer eine „Kultur sondern auch in den Momenten Menschen dort sehr verschlos- des Redens“ haben und fast alle der Diskussion. [...] sen sind, arrogant sind und uns Jugendlichen gerne mehr Kon- Zum Beispiel kenne ich viele nicht mögen.“ Aber nein, als takt mit ihren Familien gehabt Leute, die meine Freunde sind, ich ankam sah ich, dass es ge- hätten. Auch die brasilianische aber sie sind ganz anders als nau anders herum ist. Dass Mentalität des unerschütterli- ich. Ich habe zum Beispiel diese dies bloß ein weiteres Bild ist, chen Optimismus und des „vai eine Gruppe von Freunden und ein Vorurteil, das sehr stark dar carto“ („es wird schon klap- bin auch mit einer anderen durch die Medien verbreitet pen“) kollidiert manchmal mit Gruppe befreundet; nur dass die wird, das aber nicht wahr ist. unserem Organisationswillen. eine Gruppe tatsächlich mit der Dass ihr fröhliche und lustige Obwohl die sechs Jugendlichen anderen Gruppe verfeindet ist, Menschen seid. Während aller begeistert sind von der 'deut- versteht ihr? Aber deshalb bin Tage, die wir in der Ufa-Fabrik schen Pünktlichkeit', finden sie ich nicht nur mit einer Gruppe verbrachten, haben wir so viel unser Pflichtbewusstsein wohl befreundet. Ich bin mit beiden gelacht, auch wenn wir nichts manchmal auch etwas anstren- befreundet, weil ich es schaffe, verstanden haben, was die an- gend. mit beiden klar zu kommen. Ich deren sagten. Wir haben es Veiga: Was ich euch beide bitte glaube, das ist sehr wichtig für trotzdem geschafft zu kommuni- zu verbessern, ist Geduld. Ei- uns alle, zu lernen mit jedem zieren. Das ist doch das Wich- gentlich nur das.. Geduld und... Typ Mensch gemeinsam leben tigste, dass die Verständigung Elena: Das geht vor allem an zu können. Ich habe gelernt, funktioniert, oder? Unabhängig mich, oder? dass manche Menschen igno- davon, ob man die gleiche Veiga: Nein, an euch beide. Weil rant sind, aber nicht aus bösem Sprache spricht. ihr beide seid fast gleich! (Ge- Willen, es ist einfach ihre Art; Aus dem Interview mit Janders- lächter) Und die Kommunikati- und du wirst halt lernen müssen son (15): on auch. Ich bin angekommen damit um zu gehen. Ich finde Florian: Gab es etwas, das und habe erst drei Tage später diese Art des Lernens sehr gut. sehr anders war, als du es er- mit meiner Familie gesprochen. Schon in den ersten Tagen nach wartet hattest ? Ich weiß auch dass ihr viel or- Abreise der Brasilianer zeigt Jandersson: Sehr anders....? ganisieren müsst. Also eigent- sich, dass die Jugendlichen Florian: Zum Beispiel, etwas, lich nur das. selbstständig den Kontakt hal- das du dir auf eine bestimmte Garapa: Ich finde, dass ihr ten. Völlig selbstverständlich Art vorgestellt hattest und als manchmal noch etwas ent- melden sich die deutschen in du ankamst, war es völlig an- spannter sein könntet und dass „Orkut“ (dem brasilianischen ders? ihr optimistischer sein solltet. Facebook- Pendant) an und es Jandersson: Nein, nicht wirk- Manchmal ward ihr sehr nega- werden fleißig Fotos ausge- lich. Ich dachte Berlin wäre le- tiv. Zum Beispiel Elena: „Aber tauscht und Nachrichten in bendiger, lauter. Aber hier ist es wenn es so läuft, wird es nicht deutsch-portugiesischem Kau- 13
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 derwelsch geschrieben. geschweißt und das ist wichtig. sehen könnte. Auch die Tebras Rogerio (14): […] alle haben Für eine Gruppe die das erste in der Ufa-Fabrik sind Feuer sich gut verstanden und die Mal einen Austausch macht, ist und Flamme, die Heimat der Deutschen haben sich Mühe das toll, verbunden zu sein, Ge- Brasilianer und ihre Lebensum- gegeben, Portugiesisch zu ler- spräche zu haben [...] und auf stände kennen zu lernen. Wir ha- nen. Einige haben sogar schon die Meinung von jedem einzuge- ben vor kurzem von brasiliani- ganz gut gesprochen. Wir ha- hen. scher Seite die Zusage für einen ben auch neue Sachen gelernt, Mit Freude sehen wir jeden Tag, eventuellen Rückaustausch im auch ein bisschen Deutsch. Das dass die Jugendlichen die ge- Sommer 2010 erhalten, mit der ist super! knüpften Freunschaftsbande be- Einladung, am „Internationalen Florian: Was war das Wichtigs- geistert aufrecht erhalten. Fast Festival für Capoeira und afro- te, was du hier gelernt hast in täglich erhalten wir aus Brasili- brasilianische Traditionen“als diesen 10 Tagen, das Wichtigste en Emails und Nachrichten, mit Ehrengäste teilzunehmen. Die Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 was dir aufgefallen ist und an Nachfragen, ob und wann die Jandersson (14): Es war einfach das du dich in Brasilien erin- 'Tebras' nach Fortaleza kämen. toll. Ich will, dass alle nach nern wirst? Die Jugendlichen senden Vor- Brasilien kommen, damit sie Rogerio: Das war die Freund- schläge, was man dort alles mit auch dort viel lernen können. schaft, die Gruppe die zusam- ihnen unternehmen könnte und Garapa schreibt abschließend in men gefunden hat. Die ganze wie ein Programm für den seinem Brief einen der vielleicht Truppe wurde sehr zusammen Rückaustausch in Brasilien aus- interessantesten Gedanken auf, 14
Internationale Begegnung Berlin-Brasilien 2009 der uns hoffen lässt, dass wir druckt. Hier habe ich gesehen, den Jugendlichen nicht nur eine dass es möglich ist, seine Träu- tolle Reise ermöglichen konn- me zu realisieren. Und dass wir ten, sondern vielmehr auch ei- weiter kämpfen können für un- nen nachhaltigen Eindruck hin- ser Projekt „Agua de Beber“, terlassen haben, der weiter damit wir es eines Tages schaf- wirkt. fen, das aufzubauen und zu le- ben, an das wir glauben. Wir le- Als ich die Geschichte der ufa- ben schon einen Teil unseres Fabrik näher kennen lernte, hat Traumes, aber noch nicht den das meinen Traum und meine ganzen. Aber eines Tages wer- Motivation bestärkt, dem Pro- den wir es schaffen. jekt „Agua de Beber“ zu hel- fen, damit es weiter wächst. Bis zu dem Moment an dem wir hier ankamen dachte ich: Im Elena Scherer besten Fall sind wir die zehn Florian Hoffmeier Tage hier in diesem Projekt, das Gelände ist riesig und hier Berlin im November 2009 sind viele Menschen unterge- bracht. Super, das ist ein toller Platz für Kunst und vieles mehr. Tatsächlich lief es aber so: Nach dem Workshop über Um- welt und Naturschutz, sprach Werner auch über die Ufa-Fab- rik. Er erzählte, wie das Projekt aufgebaut wurde, wie die Be- setzung ablief und dass dies hier ein Traum war, den die Menschen hatten, der heute Re- alität ist. Heute leben sie das hier als eine Realisierung ihres Traumes, ist es nicht so? Tat- sächlich ist das hier eine Le- bensphilosophie, nicht nur ein Projekt. Die Menschen, die das hier aufgebaut haben, leben im- mer noch hier und es ist ihr Le- ben. Sie setzen hier die Form in die Praxis um, von der sie glau- ben, dass sie eine gute Art des Zusammenlebens ist. Und das ist etwas sehr Gutes, wenn du das leben kannst, an das du glaubst. Ich denke, manchmal glaubt man an etwas, aber du kannst es nicht leben. Zum Bei- spiel den Ort, an dem du lebst [...]. Hier nicht, hier leben die Menschen das, was sie glauben und das hat mich sehr beein- 15
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