Jute Marktbericht für Mai 2021 - Wilhelm G. Clasen

 
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Jute Marktbericht
für Mai 2021                                                       -1/5-            2. Juni 2021

Bangladesch
Rohjute: Während des Berichtsmonats, unmittelbar nach dem Ende der Eid-Feiertage, war
Pakistan im Markt für Langjute Tossa bzw. Langmeshta sowie Cuttings wie BTE BS, BTE KS, BTE
CS sowie BTCA und BTCB. Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Rohjute konnten
pakistanische Käufer die benötigten Mengen jedoch nicht vollständig decken. Insgesamt bestellte
Pakistan rund 2.000 mtons für Verschiffungen im Mai 2021. Aufgrund des landesweiten Covid19-
bedingten Lockdowns waren indische Käufer überhaupt nicht im Markt.

Entgegen der allgemeinen Tendenz waren chinesische Käufer regelmäßig im Markt und bestellten
nach Bedarf. Andere Rohjute-Einfuhrländer wie Vietnam, Russland und Brasilien waren jedoch
nicht mit nennenswerten Mengen im Markt. Da das Saisonende näher rückt, sind nur noch wenige
große Rohjute-Exporteure in der Lage zu liefern. Als Folge der gestiegenen Nachfrage
insbesondere aus China stiegen die Exportpreise für Rohjute sowohl für niedrigere als auch für
höhere Qualitäten um USD 50,00 pro mton.

Stetige Nachfrage seitens der finanziell solventen, lokalen privaten Verkaufsspinnereien und
Jutespinnwebereien während des Berichtsmonats und die Bestellungen wurden je nach Bedarf
und Verfügbarkeit aufgegeben.

Die Rohjuteexporte im Zeitraum Juli 2020 bis März 2021 beliefen sich auf 490.780 Ballen
gegenüber 710.903 Ballen im gleichen Zeitraum des Jahres 2019.

Neue Ernte: Sowohl Meshta-Pflanzen als auch weiße Jute leiden unter den mangelnden Nieder-
schlägen und da die Aussaaten in einer Zeit mit sengender Hitze stattfanden, sind einige Pflanzen
bereits abgestorben. Es ist daher möglich, dass die Faserlänge und die Qualität der Rohjute in
dieser Saison nicht den Anforderungen entsprechen wird. Im Gegensatz zu diesen eher
bedrückenden Nachrichten für Meshta und weiße Jute wächst die Tossa-Jute jedoch gut, da die
Aussaat später erfolgte.

Es ist über zwei Jahre her, dass Wissenschaftler aus Bangladesch eine Jutesorte mit 20 Prozent
höherem Ertragspotenzial gezüchtet haben, dank neuer genetischer Erkenntnisse, die aus dem
vor fast einem Jahrzehnt entschlüsselten Jute-Genom gewonnen wurden. Leider steht den
Juteanbauern diese hochproduktive neue Sorte –BJRI Tossa-8 (auch bekannt als Robi-1), mit
feineren, festeren Fasern und hellerer Textur– noch immer nicht zur Verfügung, da das benötigte
Saatgut noch nicht erhältlich ist.

Zum Hintergrund: Juteanbauer in Bangladesch verwenden hauptsächlich aus Indien importiertes
Saatgut. Über 90 % der in Bangladesch jährlich benötigten 4.500 mtons Jutesamen stammen aus
Indien. Viele Farmer bauen jedoch lieber hochwertiges Gemüse anstelle von Jute an. Auf einem
Acre Land (1 Acre = 4.047 m2) kann ein Landwirt beispielsweise mit dem Anbau von Blumenkohl
einen Gewinn von BDT 380.000 erwirtschaften, während er mit dem Anbau von Jute auf der
gleichen Fläche jedoch nur mit einem Gewinn von kaum BDT 48.000 rechnen könnte.
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Seit Ende letzten Jahres hat das Landwirtschaftsministerium daher in vielen Sitzungen ein
ehrgeiziges Programm erarbeitet, um in drei bis fünf Jahren die Selbstversorgung in der
Jutesaatgutproduktion zu erreichen. Unter Bereitstellung eines Fonds von über BDT 1 Mrd. wird
die Regierung in Kürze eine Rückkaufvereinbarung treffen, bei der die Juteanbauer Jute-Saatgut
anbauen und die Bangladesh Agricultural Development Corporation (BADC) dieses Saatgut kauft,
um für eine gleichbleibend hohe Saatgutqualität zu sorgen, die wiederum eine höhere Qualität der
Rohjute und ein verbessertes Ertragspotenzial hervorbringen soll. Die Wissenschaftler des
Bangladesh Jute Reseach Institute (BJRI) erwarten eine deutlich höhere Rohjuteproduktion, wenn
die Juteanbauer mit dem BJRI Tossa-8-Saatgut anstelle des importierten Saatguts oder anderen,
lokal produzierten Saatguts beliefert werden.

Gemäß Angaben des Bangladesh Jute Reseach Institute hat die BJRI Tossa-8 etwa 20 % mehr
Ertragspotenzial, verglichen mit der bisher besten Bangladeshi Tossa-Sorte, der BJRI Tossa-2.
Vor seiner offiziellen Bekanntmachung im Februar 2019 wurde BJRI Tossa-8 an 12 verschiedenen
Standorten im ganzen Land im Feld getestet. Der Ertrag betrug 3,33 mtons pro Hektar, gegenüber
einem Ertrag von 2,77 mtons bei BJRI Tossa-2.

Witterungsbedingungen: Bangladesch erfreute sich im Berichtsmonat einer mehr oder weniger
gemäßigten Witterung mit ausreichend Sonnenschein und Niederschlag.

Der Zyklon Yaas, der sich zu einem sehr schweren Wirbelsturm verschärfte, traf am Mittwoch die
Staaten Westbengalen und Orissa - auch bekannt als Odisha - sowie den Süden Bangladeschs.
Yaas peitschte mit heftigem Wind und Regen durch die Küstengebiete, traf in Indien auf Land,
beschädigte Häuser und verursachte Überschwemmungen in den Städten. Mehr als eine Million
Menschen wurden evakuiert, als sich der Sturm näherte. In Bangladesch wurden mehr als 20
Dörfer im südlichen Distrikt Patuakhali überflutet, nachdem das Wasser zwei Flussböschungen
weggespült hatte, und mindestens 15.000 Menschen wurden in Notunterkünften untergebracht.

Jutegarn/Jutezwirn: Im Berichtsmonat verringerte sich die Exportnachfrage nach Jutegarnen und
Jutezwirnen höherer und niedrigerer Qualitäten aus wichtigen Importmärkten wie der Türkei und
dem Iran weiter, während die Nachfrage aus China mehr oder weniger konstant blieb. Aus anderen
internationalen Importmärkten wie Europa, USA, Vietnam und Russland war eine relativ geringe
Nachfrage zu beobachten.
Angesichts des anhaltenden Rohjutemangels blieben die meisten die kleinen und mittleren lokalen
Verkaufsgarnspinnereien nach den EID-Ferien geschlossen. Nur wenige finanziell solventeren
Betriebe entschieden sich, ihre Produktion nach dem Ende der EID-Ferien fortzusetzen.
Die lokale Nachfrage nach Jutegarnen (Hessian- und Sacking-Qualitäten) für Verpackungszwecke
blieb im Berichtsmonat stabil.
Aufgrund der verhaltenen Nachfrage seitens der internationalen Märkte sanken die Exportpreise
für Jutegarne und Jutezwirne höherer und niedrigerer Qualitäten um rund USD 100,00/ 150,00 pro
mton.
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Jutewaren: Im Berichtsmonat war eine regelmäßige Exportnachfrage sowohl nach Hessians und
Sackings aus Märkten wie afrikanischen Ländern sowie China und Vietnam zu beobachten. Aus
Europa, Australien und den USA wurde hingegen eine eher geringe Nachfrage gemeldet. Gleiches
gilt für die Nachfrage nach Teppichrückseitengewebe aus Importländern wie Europa, Australien
und Japan.

Die Exportpreise haben sich im Berichtsmonat wie folgt entwickelt:
       Hessians:                           unverändert
       Sackings:                           unverändert
       Teppichrückseitengewebe:            unverändert

Seeverkehr: Die Container-Spot-Raten von Asien nach Europa werden voraussichtlich wieder
steigen, da sich die Reedereien aufgrund der Blockade des Suezkanals gezwungen sehen,
Abfahrten zu stornieren. Scheinbar erwägen Reedereien einen weiteren Zuschlag, die sogenannte
„Cape surcharge“ für Schiffe zu erheben, die um Afrika umgeleitet werden, um die zusätzlichen
Treibstoffkosten für die 7-10 Tage längere Überfahrt zu decken.

Die Container-Spot-Raten beginnen wieder –und zwar für sämtliche Fahrtgebiete– von bereits
erhöhten Niveaus noch weiter zu steigen, da die Reedereien ihr Engagement im Bereich
Kontraktvolumen reduzieren, – zugunsten deutlich höherer FAK-Raten (Freight all Kind). Die
Frachtraten auf der Route von Asien nach Europa werden in der kommenden Woche wieder
steigen und möglicherweise auf ihren Höchststand von Mitte Februar (oder sogar höher)
zurückkehren.

Gemäß der Einschätzung eines in Großbritannien ansässigen Beraters müssen sich die Verlader
auf mindestens zwei weitere Jahre mit erhöhten Frachtraten und knappem Angebot einstellen.
Dieser prognostiziert, dass die durchschnittlichen Raten – eine Mischung aus Spot-, Kontrakt-,
Backhaul- und regionalen Handelsraten – in diesem Jahr um 23 % steigen werden; aber für einige
Headhaul-Strecken, hieß es, wäre der Preissprung "wesentlich höher".

Während eines Webinars zu den Prognosen über den Containerschifffahrtsmarkt wurde die
Einschätzung geäußert, dass die Frachtraten im nächsten Jahr wieder sinken werden, wenn auch
nicht auf das Niveau vor der Pandemie. „Für 2022 sehen wir eine gewisse Erosion der Frachtraten,
da die inflationären Auswirkungen von Verzögerungen im Warenverkehr hoffentlich verschwinden,
gleichzeitig glauben wir, dass die Reedereien dank eines während der Pandemie optimierten
Kapazitätsmanagements weiterhin in der Lage sein werden, die Frachtraten hoch zu halten.

"Im nächsten Jahr werden die Frachtraten zwar sinken, aber immer noch erheblich höher sein [als
vor der Pandemie], und es wird erwartet, dass die durchschnittlichen Frachtraten von den hohen
diesjährigen Höchstständen um etwa 9 % sinken werden." Es wurde gesagt, dass der Ausbau der
Flotten in diesem und im nächsten Jahr so niedrig waren, dass das Flottenwachstum insgesamt
deutlich unter dem Nachfragewachstum liegen würde. Und unter der Annahme, dass die
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Überlastung der Häfen weiterhin den Warenverkehr beeinträchtigt und die globale Flotte voll
ausgelastet bleibt, sei dies „eindeutig positiv für die Schifffahrt“. „Ein kleiner Trost für die Verlader
ist jedoch, dass Reedereien möglicherweise jetzt die Gunst der Stunde nutzen, um in neues
Transportvolumen zu investieren.“

COVID-19: Die Regierung von Bangladesch verlängerte den landesweiten Lockdown bis zum 23.
Mai, wobei alle Regierungsstellen, Behörden und private Büros geschlossen blieben. Dies führte
zu einigen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Exportdokumenten und kann entsprechend
auch verspätete Lieferungen nach sich ziehen.

Indien
Rohjute: Im Berichtsmonat festigte sich der Markt weiter, was sich in höheren Preisnotierungen
der Jute Balers Association (JBA) widerspiegelte: IRs 8.950,00 (TD-4) sowie IRs 8.450,00 (TD-5)
pro 100 kg. Wie bereits mitgeteilt beschloss die indische Regierung, den Minimum Support Price um
5 % von IRs 4.225 auf IRs 4.500 pro 100 kg zu erhöhen, um die Landwirte zu unterstützen.

Neue Ernte: Frühe Regenfälle in ausreichender Menge sowie der bevorstehende Monsun stellen für
die folgende Ernte recht günstige Bedingungen dar. Cycline YASS verursachte in einigen Gebieten
Überschwemmungen, aber glücklicherweise folgte auf den Zyklon strahlender Sonnenschein, der das
Wachstum der Pflanzen beschleunigt. Derzeit wird die Pflanzenhöhe mit 3-5 ft angegeben.

Den derzeitigen Prognosen zufolge dürfte die Anbaufläche für die diesjährige Jutesaaten ca.
588.000 Hektar betragen, gegenüber 666.000 Hektar im Jahr 2020. Neueste Schätzungen gehen
von rund 7,5 Mio. Ballen Rohjute aus neuer Ernte aus, mit einem Überhang von nur etwa 0,3 Mio.
Ballen. Ankünfte aus neuer Ernte werden in der zweiten Hälfte Juli 2021 erwartet.

Jutegarn/Jutezwirn: Aufgrund der zurückhaltenden Nachfrage nach Hessians blieben die Preise
für Jutegarn und Jutezwirn im Berichtsmonat auf gleichem Niveau wie im April.

Jutewaren: Die Preise für Hessians stiegen im Berichtsmonat um rund 3,5 %. Ausgewählte
Jutespinnwebereien verlangten eine Prämie von 6 % gegenüber den von „Standard“-Fabriken
angegebenen Preisen. Die Preise für Sackings stiegen weiter um rund 3 %. Aufgrund der knappen
Verfügbarkeit von Sackings zeigten die Kunden keine Präferenz in ausgewählte Spinnwebereien
sondern deckten ihren Bedarf, wo immer es möglich war.

Eine gewisse Verfügbarkeit von Teppichrückseitengewebe für August wurde gemeldet, jedoch
zögern die meisten Käufer aufgrund der hohen Preise, zum jetzigen Zeitpunkt Bestellungen
aufzugeben und hoffen auf einen Preisrückgang.

Die indische Regierung orderte im Berichtsmonat ca. 150.000 Ballen B-Twill-Säcke. Der Auftrags-
bestand beträgt immer noch rund 150.000 Ballen.
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Es zeichnet sich eine Krise im Jute-Sektor von Westbengalen ab, da rund 16 Jutespinnwebereien
aufgrund der Rohjuteknappheit sowie eines lockdown-bedingten Mangels an Arbeitskräften
schließen mussten. Infolgedessen wurden rund 50.000 Beschäftigte arbeitslos. „Weitere 10
Betriebe könnten in den nächsten Tagen ihre Schließung ankündigen", befürchtet ein Beamter der
Indian Jute Mills' Association. Jutespinnwebereien sehen sich zusätzlich mit dem Problem
konfrontiert, dass derzeit nur 30 % der Belegschaft pro Schicht zugelassen sind, – eine weitere
Maßnahme der Landesregierung zur Bekämpfung der COVID19-Pandemie.

COVID-19: Indien hat mit rund 400.000 täglichen Neuerkrankungen, die inzwischen auf rund
200.000 zurückgegangen sind, stark an Covid-19 gelitten. Die Gesamtsituation soll sich durch den
landesweiten Lockdown und weiteren Maßnahmen bis Mitte Juni weiter verbessern.

Die Produktion von Jutewaren von IJMA-Jutespinnwebereien und derjenigen, die IJMA berichten,
belief sich im April 2021 auf 68.000 mtons, von denen 2.300 mtons Jutegarn/Jutezwirn waren.

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